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Interdisziplinäres Management

der zervikalen Lymphadenitis bei Kindern

Andreas Strobl, HNO Abteilung

Interdisziplinäres Management der zervikalen Lymphadenitis bei Kindern

Zervikale Lymphadenitis

Häufigkeiten:

• Schwedische Studie: 1/3 der Kinder hatten „Halsschwellungen“.

• Viele Ursachen - in der Mehrheit sind Schwellungen selbstlimitierende reaktive

Lymphadenopathien im Rahmen eines Infektes, die es von spezifischen

Entzündungen, immunologischen Ursachen, angeborenen Fehlbildungen und

Tumoren zu differenzieren gilt.

Interdisziplinäres Management der zervikalen Lymphadenitis bei Kindern

Für den niedergelassenen Mediziner sind zwei Entscheidungen wichtig:

?• Frage 1: Könnte es sich um eine rasch fortschreitende Entzündung handeln?

Dann wäre eine stationäre Aufnahme zur iv. Antibiose durchzuführen?

• Frage 2: Ist eine maligne Erkrankung wahrscheinlich und ist aus diesem

Grund eine rasche stationäre Abklärung nötig?

Diagnostischer Algorithmus:

Schwellung am Hals

Anamnese / Klinische Untersuchung

Interdisziplinäres Management der zervikalen Lymphadenitis bei Kindern

Interdisziplinäres Management der zervikalen Lymphadenitis bei Kindern

Anamnese:

• Alter

• Dauer, Dynamik

• Infektzeichen: Fieber, Schmerzen – Hals, Zähne, Ohren, NNH

• B – Symptomatik

• Expositionsanamnese: Hobbies, Haustiere, Auslandsaufenthalte, Zeckenbiss

Klinische Untersuchung:

• Größe, Konsistenz, Verschiebbarkeit, Druckschmerzhaftigkeit, Fluktuation,

Fistelung (TB?)

• Lage (cave: supraclaviculäre, retrosternocl. LK; memo: Drainagegebiete)

• Anzahl, „verpackene Packete“,

• Rötung, Wärme

• Hautveränderung (…Exanthem…), Nervenlähmung

• Gesamtstatus

.

Interdisziplinäres Management der zervikalen Lymphadenitis bei Kindern

Mit Anamnese und klinischer Untersuchung Weichenstellung in Richtung

physiologische, entzündlich reaktive, entzündlich spezifische, entzündlich

„fortschreitende / abszedierende“, „tumorverdächtige“ Schwellungen bereits möglich.

Bei „eindeutig“ reaktiv vergrößerten LK aufgrund einer Entzündung im Kopf-

Halsbereich erfolgt eine Therapie der Grunderkrankung mit kurzfristiger Kontrolle.

In allen anderen Fällen weiteres Vorgehen laut Algorithmus

Diagnostischer Algorithmus:Schwellung am Hals

LK-Schwellung, Schwellung anderer Ursache

entzündlich nicht entzündlich

Anamnese / Klinische Untersuchung

Sonographie

Blutabnahme

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Interdisziplinäres Management der zervikalen Lymphadenitis bei Kindern

Sono Hals – incl. Doppler u. ev. axillär/inguinal (bildgebende Untersuchung der Wahl):

Bei LK unterscheide Größe, Form, Echobild, Abgrenzbarkeit, Durchblutung, Anzahl, Lage

Blutabnahme:

Blutbild, Differentialblutbild, CRP, BSG, Laborchemie;

Nur bei entsprechendem klinischen Verdacht auf eine spezifische Entzündung Bakterien,

Viren oder Parasiten soll eine

serologisch Untersuchung erfolgen:

z.B.

Adenoviren, EBV, CMV, HIV,

anaerobe Bakterien, B. Henselae, Listerien, Bruzellen, Francisella tularensis, Borrelien,

atypische Mykobakterien

Toxoplasmen.

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Bei vermuteter entzündlicher Ursache und keiner Gefahr einer rasch fortschreitenden

Entzündung erfolgt eine Therapie ex juvantibus mit einem Breitbandantibiotikum.

Verlaufskontrolle spätestens nach 2 – 4 Wochen mit Sonographiekontrolle, eventuell

Umstellung der Antibiose je nach Serologiebefund und bei Progredienz weiter im

Algorithmus.

In allen anderen Fällen weiter im Algorithmus.

Diagnostischer Algorithmus:LK-Schwellung, Schwellung anderer Ursache

entzündlich nicht entzündlich

Lymphome (NHL, HL) Leukämien, Metastasen;

Zysten, FistelnAV-MalformationenLymph(häm)angiomeThrombosenNeoplasienNeuroblastomeLipome, Paragangliome, TeratomeSchilddrüsentumoreSpeicheldrüsentumore,Sarkome (Rhabdomyosarkome)

Blutabnahme / Bildgebung

Spezielle Bildgebung,

Zytologie, Histologie

Spezifische Infekte

Para- oder retropharyngeale Abszesse

Spezielle Bildgebung,

Serologie, Mikrobiologie

Interdisziplinäres Management der zervikalen Lymphadenitis bei Kindern

Interdisziplinäres Management der zervikalen Lymphadenitis bei Kindern

• Spezielle Bildgebung:

Bei Kindern zumeist MRT

• FNP oder offene PE (=Goldstandart) (cave: Zellaussaat) -

Zytologie, Histologie, Immunhisto, FACS (Durchflusszyto), PCR, Mikrobiologie:

Memo: Bei Malignomverdacht und bei unklarer Befundprogredienz

Lymphknotenentnahme aus unterem Halsbereich, gesamten und größten

Lymphknoten als Frischpräperat zur Pathologie, wenn möglich ein weiterer zur

Mikrobiologie.

• Eventuell Tuberkulosehauttest

Therapie je nach Pathologie.

Interdisziplinäres Management der zervikalen Lymphadenitis bei Kindern

!• Eine exakte Anamnese und Statuserhebung verbunden mit einer genauen

Ultraschalluntersuchung und Basislaborabklärung sind zentrale diagnostische Schritte

bei der Abklärung der Halsschwellung.

• Die Sonographie erlaubt eine gute erste Risikoeinschätzung hinsichtlich

Malignitätswahrscheinlichkeit und ist gut geeignet für weitere Verlaufskontrollen.

• Die Lymphknotenbiopsie ist immer dann indiziert, wenn eine maligne

Lymphadenopathie klinisch oder laborchemisch nicht ausgeschlossen ist.

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