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KolonialismusUnterrichtsmaterial für die sekUndarstUfe i Und ii
Verwandte modUle: diskriminierUng, armUt Und reichtUm, landraUb, (fairer) handel
5 UnterrichtseinheitenUnterrichtsmaterial fürdie sekUndarstUfe i Und ii
SEK
DiDaktische hinweise
Dieses Modul besteht aus vier teilen:
hintergrund: Es wird in das Thema Kolonialismus eingeführt, mit seiner Bedeutung für unser heutiges Leben und mit Hintergrundinformationen vor allem zur Kolonialgeschichte Deutsch-
lands ergänzt. Der Text kann mit den Schüler*innen gemeinsam gelesen werden.
arbeitsblätter: Die Aufgaben und Fragen thematisieren zum einen Kolonialismus als historischesPhänomen und zum anderen die Spuren von Kolonialismus in unserem Alltag heute. Es können
verschiedene Methoden benutzt werden. Ergänzende Hinweise helfen bei der individuellen
Vorbereitung des Unterrichts.
Role Model: Hendrik Wittboi hat zur Zeit der deutschen Kolonialherrschaft im heutigen Namibia gegen die Unterdrückung durch die Kolonialherren gekämpft und gilt als Sinnbild für den Frei-
heitskampf während der Kolonialzeit.
Projektbeispiel: Die Arbeit der Opferverbände des Völkermordes in Namibia wird vorgestellt.
Globales leRnen in DeR schule
1 Statt Länder in die Kategorien „entwickelt“ und „nicht-entwickelt“ aufzuteilen, benutzt man im Globalen Lernen die Begriffe „Globaler Norden“ und
„Globaler Süden“. Globaler Süden beschreibt eine in der aktuellen Weltordnung benachteiligte politische und ökonomische Position. Globaler Norden
hingegen meint eine mit Vorteilen bedachte, privilegierte Position. Dabei wird nicht berücksichtigt, ob das Land auch geografisch im Norden liegt.
Vgl. Publikation „Mit kolonialen Grüßen“ von glokal
Das Lehr- und Lernangebot der Schulkampagne von GEMEINSAM FÜR AFRIKA verortet sich in
der Pädagogik des Globalen Lernens. Globales Lernen versteht sich selbst als pädagogische
Antwort auf die Globalisierung. Ziel des Globalen Lernens ist es, globale Zusammenhänge ver-
ständlich zu machen und globale Themen in den Unterricht zu holen. Globales Lernen ist klar
werteorientiert und stellt die Frage nach globaler Gerechtigkeit und nach den wirtschaftlichen
und sozialen Möglichkeiten des Zusammenlebens auf der Erde. Dabei soll ein differenzierter
Blick auf globale Zusammenhänge eingenommen werden. Die Schüler*innen erwerben durch
das Prinzip „Erkennen – Bewerten – Handeln“ wichtige Kompetenzen, wobei alle Erfahrungs-
dimensionen der Teilnehmenden angesprochen werden sollen – Kopf, Herz und Hand.
Der Lernansatz ist interdisziplinär und methodisch vielfältig. Wichtige Themen sind zum Beispiel
Menschenrechte, globale Gerechtigkeit, Rassismus, Friedenserziehung, Umweltbildung, Fairer
Handel und Interkulturelles Lernen. Das Konzept wurde Anfang der neunziger Jahre in Europa
entwickelt. Ausgangspunkt war die entwicklungspolitische Bildungsarbeit und die Erkenntnis,
dass Entwicklung keine alleinige Aufgabe des sogenannten „Globalen Südens“1 ist. Nur wenn
sich das Verhalten und die Lebensweise der Menschen im Globalen Norden ändern, kann eine
weltweit nachhaltige Entwicklung gelingen. Um dies zu erreichen, stellt die Pädagogik des
Globalen Lernens die Wechselwirkungen zwischen lokaler und globaler Ebene thematisch in den
Fokus und gibt Antworten auf die Frage „Was hab ich damit zu tun?“. Es zeigt auf, wie sich jede
und jeder Einzelne aktiv für eine gerechtere Welt einsetzen kann.
hinteRGRunDinfoRMationen
Bis heute bestimmt die Kolonialgeschichte Deutschlands
und Europas unser Zusammenleben. Wie wir sprechen,
welche Namen unsere Straßen haben und auch wie wir
auf die Welt blicken ist geprägt von einem Denken, das
seinen Ursprung in der Kolonialzeit hat. Die Herrschafts-
verhältnisse von damals setzen sich bis heute (zum Teil
unterschwellig) in unseren Denk- und Gesellschaftsstruk-
turen fort und führen zu Ausgrenzung, Gewalt und Dis-
kriminierung. Will man also die ungleichen Verhältnisse
unseres Alltags verstehen, ist es wichtig, in die Vergan-
genheit des Kolonialismus und der deutschen Kolonial-
geschichte zu blicken.
Bedeutung von Kolonialismus
Der Begriff „Kolonialismus“ leitet sich von dem lateini-
schen Wort „colonia“ ab, das „Besiedelung“ oder „Nieder-
lassung“ bedeutet. Bereits in diesem Ursprung des Worts
zeigt sich die Grundeinstellung während der Kolonialzeit:
Es erscheint, als seien die besetzten Kolonien zuvor un-
bewohnt und „unzivilisiert“ gewesen. Die Kolonialmächte
stellten sich vor, sie würden die Kolonien erst zu einem
bewohnbaren Ort mit Kultur und Geschichte machen.
Doch natürlich war dies nicht der Fall. Die einheimischen
Bevölkerungen lebten schon lange auf ihrem Land und
übten genauso seit Jahrhunderten Traditionen und kultu-
relle Praktiken aus, wie es die Europäer*innen machten.
Bei Kolonialismus geht es damit nicht nur um die Be-
setzung fremder Territorien, sondern auch um die Welt-
sicht, „zivilisierter“ und „besser“ zu sein als die ortsan-
sässigen Gruppen.
Interessen der Kolonialmächte
Die Gründe für die Kolonialisierung waren sehr unter-
schiedlich. Die Erweiterung des eigenen politischen Macht-
bereichs war ein zentrales Ziel für die Besetzung von
Kolonien. Zusätzlich lag die wirtschaftliche Ausbeutung
der Regionen im Interesse der Kolonialmächte. Auch die
Suche nach neuen Absatzmärkten und Rohstoffen sowie
die Ablenkung von innenpolitischen Spannungen waren
Gründe für eine koloniale Unterwerfung fremder Gebiete.
Deutschland als Kolonialmacht
Auch Deutschland wollte vom Reichtum anderer Regionen
profitieren und beteiligte sich an dem europäischen Pro-
jekt der Kolonialisierung. Bereits vor dem offiziellen Er-
werb von Kolonien 1884 waren Deutsche in kolonialen
Gebieten tätig. Als Folge der Industrialisierung und dem
Aufstieg Deutschlands zu einer wirtschaftlichen Groß-
macht waren vor allem deutsche Kaufleute in anderen
Teilen der Erde aktiv an der Ausbeutung der lokalen Be-
völkerung beteiligt. Die deutschen Kaufleute trugen ent-
scheidend zum Entstehen deutscher Kolonien bei, da
ihre Handelsorte der Ausgangspunkt für eine koloniale
Besetzung waren. Das deutsche Kolonialreich, das rund
eine Million Quadratkilometer und zwölf Millionen Men-
schen umfasste, war das drittgrößte Territorium und in
Hinblick auf die Bevölkerungszahl das fünfgrößte kolo-
nialisierte Gebiet. Eine Vielzahl an Regionen stand voll-
ständig oder teilweise unter deutscher Kolonialherrschaft:
Neben den heutigen Staaten Namibia, Kamerun, Togo,
Tansania, Ruanda, Burundi, Ghana und einem Teil von
Nigeria wurden auch die Republik der Marshall-Inseln,
Papua-Neuguinea, die Republik Nauru, West-Samoa und
die Föderierten Staaten von Mikronesien durch Deutsch-
land besetzt und ausgebeutet. Diese Gebiete wurden
von der Kolonialherrschaft verharmlosend als „Schutz-
gebiete“ bezeichnet. An vielen Orten stießen die deutschen
Kolonialherren auf Widerstand, der zu kriegerischen Aus-
einandersetzungen oder sogar zu Völkermord wie in
Namibia führte.
Auswirkungen des Kolonialismus
Die Folgen der Kolonialzeit sind bis heute spürbar. In
vielen ehemals kolonialisierten Regionen gilt beispiels-
weise die Sprache der ehemaligen Kolonialmächte heute
noch als offizielle Landessprache (außer Äthiopien, So-
malia und Tansania). In dieser Sprache wird auch weiter-
hin in den Schulen unterrichtet, wobei lokale Sprachen
oft abgewertet werden. Zudem ist in zahlreichen Ländern
die geografische Lage der Hauptstadt den Interessen der
Kolonialmächten geschuldet. Der Ausbau einer Infrastruk-
tur, wie beispielsweise eines Eisenbahnnetzes, diente
damals vor allem der Ausbeutung der Rohstoffe, sodass
Auch in Deutschland sind noch Spuren des Kolonialismus
zu finden: In vielen deutschen Städten erinnern Straßen-
namen immer noch an eroberte Gebiete, wichtige kolo-
niale Akteure oder tragen rassistische Bezeichnungen.
Das Projekt freedomroads! bietet einen Überblick über
koloniale Straßennamen in Deutschland sowie über eine
postkoloniale Erinnerungskultur in Deutschland:
www.freedom-roads.de
www.bpb.de/apuz/146973/geschichte-des-europaeischen-und-deutschen-kolonialismus?p=all
IDA-Expertise „Kolonialismus und Kolonialrassismus in der Bildungsarbeit“ von Jule Bönkost und Josephine Apraku (2016)
Wieland Eschenhagen (2003): Kolonalismus
es beispielsweise bis heute in Kamerun und Togo keine
Verbindung zu den Nachbarländern gibt. Auch der Anbau
von landwirtschaftlichen Produkten und die Nutzung
der eigenen Rohstoffe orientieren sich bis heute nicht
an den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung. In der
Kolonialzeit steuerten die Bedürfnisse der Kolonialmächte
den Export, heute die Länder des Globalen Nordens. In
einer Reihe von Fällen blieben also die ehemaligen Kolo-
nien trotz offizieller Unabhängigkeit weiterhin auf vielen
Ebenen an ihre Kolonialmächte gebunden. Es ergaben
sich neue Formen der Abhängigkeit (Neokolonialismus).
„Landraub“ beschreibt beispielsweise das Vorgehen
großer Unternehmen (die oft im Besitz von Aktionären
aus dem Globalen Norden sind), die in den Ländern des
Globalen Südens in großem Maßstab Land erwerben und
die dort ansässige Bevölkerung und ihre lokale Land-
wirtschaft verdrängen. Die Übernutzung der Böden und
der Raubbau an der Natur werden damit in Afrika seit
der Kolonialzeit bis heute fortgesetzt.
Rassismus während der Kolonialzeit
Es gibt keine wissenschaftliche und biologische Grund-
lage für die Einteilung von Menschen in sogenannte
„Rassen“, weil die DNA von Menschen zu 99,9 Prozent
identisch ist. Dennoch diente in den (deutschen) Kolo-
nien die Etablierung einer sozialen Kategorie „Rasse“
Die Karte zeigt Deutschland und die deutschen Kolonien im Jahr 1914. Kennt Ihr die heutigen Namen der Länder?© commons.wikimedia.org/wiki/File:Map_of_the_German_Empire_-_1914.PNG
sowie die Einteilung der Menschen in rassifizierte Grup-
pen als Legitimationsgrundlage für das gewaltvolle Vor-
gehen. Mithilfe der erfundenen Kategorie „Rasse“ wurden
Menschen anhand von äußeren Merkmalen in Gruppen
eingeteilt = rassifiziert. Die weißen Mediziner*innen,
Wissenschaftler*innen und letztlich die breite Bevölke-
rung während der Kolonialzeit schrieben den „rassifizier-
ten“ Gruppen Eigenschaften zu, die sie zu „Fremden“
bzw. „den Anderen“ machten. Rassismus, wie wir ihn
heutzutage kennen, hat damit seine Wurzeln in der Ko-
lonialzeit und diente als Rechtfertigung für das Besetzen
von Kolonien.
aRbeitsblatt 1
1 Unterrichtseinheit
Schwierigkeit: 1 (leicht)
MethodikEinzelarbeit, Kleingruppenarbeit, Recherche, Klassengespräch
Lest Euch das Gedicht „Das Selbstbewusstsein der Kolonialisierten“ des burundischen Priesters
und Schriftstellers Michel Kayoya gemeinsam durch und diskutiert in Kleingruppen:
Was beschreibt das Gedicht?
Wie empfindet Ihr das?
Welche Gründe sieht Herr Kayoya für das Handeln der Kolonialmächte?
Wenn Ihr euch über Euren ersten Eindruck von dem Gedicht ausgetauscht habt, versucht, das
Gedicht auf einer inhaltlichen Ebene besser zu verstehen. Startet eine Recherche zu den Be-
griffen/Aussagen, die unten in dem Gedicht unterstrichen sind, und tauscht Euch darüber aus:
Was verbirgt sich dahinter?
Welchen Zusammenhang seht Ihr zwischen den Begriffen/Aussagen und der Kolonialzeit?
Zum Abschluss Eurer Recherche könnt Ihr Euch den folgenden Podcast anhören:
www.swr.de/swr2/programm/sendungen/zeitwort/26/-/id=660694/did=12936870/
nid=660694/ml55iv/index.html
Das Selbstbewusstsein der Kolonialisierten
Das Selbstbewusstsein der Kolonialisierten (Michel Kayoya)
In Berlin hat man sich im Jahre 1885 unseren Kontinent
aufgeteilt. Ohne jemand zu fragen, hatte man sich unseres
Elends angenommen.
Man kam, um uns aus unserem Jahrhunderte langen
Elend herauszuziehen
Man kam, uns zu erziehen
Man kam, uns zu zivilisieren
Dieser Vertrag von Berlin hat mich lange gekränkt.
Jedes Mal, wenn ich auf dieses Datum stieß,
empfand ich dieselbe Verachtung.
Dass ein Mensch dich verachte
Zugegeben
Einen Tag lang denkt man daran
Dann ist‘s vorüber
Dass ein Volk euch verachtet
Euch
Euren Vater
Eure Mutter
Euer Volk
Das ist die Höhe!
Die Höhe der Entrüstung, die ein menschliches Herz
verdauen kann.
Das Schlimmste aber war, dass man mich dieses Datum
lehrte. Ich musste es auswendig lernen.
Eine ganze Unterrichtsstunde lang nannte man uns die
Namen der Vertragspartner von Berlin
Ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten
Ihr diplomatisches Geschick
Die Beweggründe, die hinter einem jeden standen.
Vor unseren unbeweglichen Gesichtern breitete man
die Folgen aus:
Die Befriedung Afrikas
Die Wohltaten der Zivilisation in Afrika
Den Mut der Forscher
Den selbstlosen Humanismus
Aber niemand
Absolut niemand wies hin auf die Beleidigung
Auf die Schmach, die uns überall begleitete.
Ein Mensch,
Einer, der dir gleich ist
Mischt sich in deine Angelegenheiten
Ohne dich zu fragen
Das ist eine grobe Unhöflichkeit, die jedes empfindsame
Herz verwundet.
Lebensmittel Ursprungsland Verarbeitet in … Verpackt in …
2 Unterrichtseinheiten (mit Recherchezeit)
Das Selbstbewusstsein der KolonialisiertenMethodikGruppenarbeit, Recherche, Präsentation, Klassengespräch
In Eurem Alltag lassen sich bis heute noch Spuren der Kolonialzeit finden. Bildet zwei Gruppen
und begebt Euch auf die Suche danach. Die eine Gruppe beschäftigt sich mit Produkten aus den
Ländern des Globalen Südens (Arbeitsblatt 2) und die andere Gruppe mit kolonialen Erinne-
rungsorten und Straßennamen (Arbeitsblatt 3).
Kolonialwaren/Produkte aus dem Süden
Untersucht das Warensortiment in einem Supermarkt. Sucht Euch unterschiedliche Arten von
Lebensmitteln aus (z. B.: Obst, Trockenobst, Schokolade/Süßwaren, Tee, Kaffee …) und prüft
sie auf ihr Ursprungsland sowie die Orte der Verpackung/Verarbeitung.
Welche Produkte kommen aus den Ländern des Südens/der EU?
Wie war das während der Kolonialzeit?
Spuren des Kolonialismus im AlltagaRbeitsblatt 2
Schwierigkeit: 2 (mittel)
Beschäftigt Euch darüber hinaus in Eurer Recherche auch mit folgenden Fragen:
Was bedeutet der Begriff „Kolonialware“?
Seit wann wird in Europa Kaffee konsumiert?
Welchen Nutzen hatten die Bürger*innen in Deutschland, wenn die Waren aus den Kolonien
bezogen werden konnten?
Wofür steht die Abkürzung EDEKA der Supermarktkette?
Was bedeutet Fairer Handel?
2 Unterrichtseinheiten (mit Recherchezeit)
Schwierigkeit: 2 (mittel)
Koloniale ErinnerungsorteaRbeitsblatt 3
MethodikRecherche, Präsentation, Klassengespräch
Koloniale Erinnerungsorte und Straßennamen
Diskutiert gemeinsam die folgenden Fragen und recherchiert dabei koloniale Straßennamen.
Gibt es in Eurer Stadt/Kommune/Gemeinde koloniale Erinnerungsorte?
Gibt es ein Denkmal, einen Straßennamen, eine Firma, die mit Aktivitäten in der Kolonialzeit in
Verbindung gebracht werden kann?
Recherchiert 3 bis 5 Straßennamen, die mit der Kolonialzeit in Verbindung stehen.
Welche Personen/welche Orte werden mit den Straßennamen geehrt?
Wie empfindet ihr diese Erinnerung/Ehrung?
Gibt es auf dem afrikanischen Kontinent soziale Bewegungen, die sich für eine koloniale
Erinnerung einsetzen?
Wenn Ihr Eure Recherche abgeschlossen habt,
stellt Euch Eure Ergebnisse gegenseitig vor.
Vielleicht könnt Ihr ein Plakat oder ein Quiz für
die andere Gruppe entwerfen? Denkt Euch in der
Gruppe eine kreative Methode aus, mit der Ihr
Eure Erkenntnisse mit den anderen teilen könnt.
Opferverbände klagen für ihr Recht PRojektbeisPiel
Role MoDel„Frieden bedeutet den Tod für mich und mein Volk, da ich weiß, dass es keinen Platz in eurer
Mitte für mich gibt.“ (Hendrik Witbooi)
Während der Kolonialzeit gab es natürlich viele Menschen, die sich gegen die Unterdrückung
der Kolonialherren gewehrt haben und dabei große Risiken eingegangen sind. Einer von ihnen
war Hendrik Witbooi, der im Jahr 1830 in Pella (Südafrika) geboren wurde und später ‚Kapitein‘
der Wittboois wurde, einer ins heutige Namibia eingewanderte Volksgruppe. Im Jahr 1887, das
heißt drei Jahre nach der deutschen Besetzung des heutigen Namibias, begann Witboois seinen
Widerstand gegen die deutsche Kolonialmacht. Er war nicht bereit, den sogenannten Schutz-
vertrag mit dem deutschen Reich abzuschließen. Es gelang Witbooi
sogar, den langen Konflikt mit dem Volk der Herero zu beenden und
sich mit ihnen gemeinsam gegen die deutschen Kolonialherren zu
verbünden. Später in seinem Leben musste er sich doch für kurze Zeit
unterwerfen und unterstützte das Militär der Kolonialherren. Im Jahr
1904 stand er jedoch an der Spitze eines großen Aufstands gegen
die Kolonialmacht, wobei Witbooi sein Leben verlor.Im heutigen Namibia ist Hendrik Witbooi immer noch ein Sinnbild für den Freiheitskampf während der Kolo-nialzeit. Sein Bild ist auf allen namibischen Banknoten zu sehen.©
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Hendrik Witbooi konnte mehrere Sprachen fließend sprechen und
schreiben. Seine Briefe und Tagebücher sind seltene schriftliche
Dokumente aus der Kolonialzeit. Sein Tagebuch wurde veröffentlicht
und ist als Buch erhältlich.
Eine offizielle politische Anerkennung des Völkermords an den Herero und Nama in Deutsch-
Südwestafrika, dem heutigen Namibia, erfolgte erst 2015. Seither finden Verhandlungen zwischen
Sonderbeauftragten der deutschen und namibischen Regierung um einen angemessenen Um-
gang mit der gemeinsamen Geschichte statt. Die Nachfahren der Opfergruppen des Völkermords
bleiben allerdings weitgehend ausgeschlossen. Deshalb haben die Opferverbände am 5. Januar
2017 in New York eine Klageschrift gegen die Bundesrepublik Deutsch-
land eingereicht. Als Nachfahren der vom ersten Genozid des 20. Jahr-
hunderts betroffenen Bevölkerung möchten sie an den deutschnami-
bischen Regierungsverhandlungen teilhaben und auch die Frage nach
Reparationen verhandeln. Die Kläger betonen, dass sowohl Deutsch-
land als auch Namibia die UN-Erklärung über die Rechte der Indigenen
Völker, die am 13. September 2007 von der UN-Generalversammlung
angenommen wurde, unterzeichnet haben, in der es in Artikel 18 heißt:
„Indigene Völker haben das Recht, in Entscheidungen, die ihre eigenen
Rechte betreffen, mit ihren selbstgewählten Repräsentanten mit ein-
bezogen zu werden.“Protest der Opferverbände der Herero und Nama imOktober 2016 in Berlin
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afRika in DeR schule – flexible unteRRichtsMoDule Des Globalen leRnens
Die kompakten Unterrichtsmodule umfassen differenzierte Hintergrundinformationen, Arbeitsblätter für den prak-
tischen Unterricht, ein Role Model, das Handlungsoptionen für Schüler*innen aufzeigt und ein Projektbeispiel aus
Afrika. Die Aufgaben sind klassenstufen- und fächerübergreifend konzipiert. Mit wenig Vorbereitungszeit können
Lehrer*innen einführende Unterrichtseinheiten zu den jeweiligen Themen gestalten. Folgende Module sind bei
GEMEINSAM FÜR AFRIKA erhältlich:
IMPRESSUMHerausgeber: GEMEINSAM FÜR AFRIKA e. V. | St. Töniser Straße 21 | 47918 Tönisvorst
Für den Inhalt dieser Publikation ist allein GEMEINSAM FÜR AFRIKA verantwortlich; die hier dargestellten Positionen geben nicht den Stand-
punkt von Engagement Global gGmbH und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wieder.
KonzEPt UnD tExt Lisa Hartke, Ian Mengel, Britta Sommer, Anna Theresa Ueberham,
Katarina Wildfang, Sonja Wyrsch
REDAKtIonAnja Emrich (ADRA Deutschland) | Vincent Gründler
(Das Hunger Projekt) | Keith Hamaimbo (Welthaus Bielefeld) | Luise
Hoffmann (Kinderrechte Afrika) | Meike Reinhard (GEMEINSAM
FÜR AFRIKA) | Anna Theresa Ueberham (GEMEINSAM FÜR AFRIKA) |
Norbert Vloet (action medeor)
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Frieden X
Krieg X
Mode X
Wasser X
Einführung Afrika X
Gender X
Mobilität X
Flucht X X
Diskriminierung X X
Menschenrechte X X
Müll X X
Fleisch X X
Armut und Reichtum X X
thEMA GS SEK
(Fairer) Handel X X
Hunger und Ernährung X X
Kindersoldaten X X
Rohstoffe X X
Landraub X X
Landwirtschaft X X
Klimawandel X X
Bildung X X
Gendergerechtigkeit und
sexualisierte Gewalt
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Frieden und Krieg X
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