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Kolonialismus UNTERRICHTSMATERIAL FüR DIE SEKUNDARSTUFE I UND II VERWANDTE MODULE: DISKRIMINIERUNG, ARMUT UND REICHTUM, LANDRAUB, (FAIRER) HANDEL 5 UNTERRICHTSEINHEITEN UNTERRICHTSMATERIAL FüR DIE SEKUNDARSTUFE I UND II SEK

Kolonialismus · 2019. 5. 9. · DiDaktische hinweise Dieses Modul besteht aus vier teilen: hintergrund: Es wird in das Thema Kolonialismus eingeführt, mit seiner Bedeutung für

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  • KolonialismusUnterrichtsmaterial für die sekUndarstUfe i Und ii

    Verwandte modUle: diskriminierUng, armUt Und reichtUm, landraUb, (fairer) handel

    5 UnterrichtseinheitenUnterrichtsmaterial fürdie sekUndarstUfe i Und ii

    SEK

  • DiDaktische hinweise

    Dieses Modul besteht aus vier teilen:

    hintergrund: Es wird in das Thema Kolonialismus eingeführt, mit seiner Bedeutung für unser heutiges Leben und mit Hintergrundinformationen vor allem zur Kolonialgeschichte Deutsch-

    lands ergänzt. Der Text kann mit den Schüler*innen gemeinsam gelesen werden.

    arbeitsblätter: Die Aufgaben und Fragen thematisieren zum einen Kolonialismus als historischesPhänomen und zum anderen die Spuren von Kolonialismus in unserem Alltag heute. Es können

    verschiedene Methoden benutzt werden. Ergänzende Hinweise helfen bei der individuellen

    Vorbereitung des Unterrichts.

    Role Model: Hendrik Wittboi hat zur Zeit der deutschen Kolonialherrschaft im heutigen Namibia gegen die Unterdrückung durch die Kolonialherren gekämpft und gilt als Sinnbild für den Frei-

    heitskampf während der Kolonialzeit.

    Projektbeispiel: Die Arbeit der Opferverbände des Völkermordes in Namibia wird vorgestellt.

    Globales leRnen in DeR schule

    1 Statt Länder in die Kategorien „entwickelt“ und „nicht-entwickelt“ aufzuteilen, benutzt man im Globalen Lernen die Begriffe „Globaler Norden“ und

    „Globaler Süden“. Globaler Süden beschreibt eine in der aktuellen Weltordnung benachteiligte politische und ökonomische Position. Globaler Norden

    hingegen meint eine mit Vorteilen bedachte, privilegierte Position. Dabei wird nicht berücksichtigt, ob das Land auch geografisch im Norden liegt.

    Vgl. Publikation „Mit kolonialen Grüßen“ von glokal

    Das Lehr- und Lernangebot der Schulkampagne von GEMEINSAM FÜR AFRIKA verortet sich in

    der Pädagogik des Globalen Lernens. Globales Lernen versteht sich selbst als pädagogische

    Antwort auf die Globalisierung. Ziel des Globalen Lernens ist es, globale Zusammenhänge ver-

    ständlich zu machen und globale Themen in den Unterricht zu holen. Globales Lernen ist klar

    werteorientiert und stellt die Frage nach globaler Gerechtigkeit und nach den wirtschaftlichen

    und sozialen Möglichkeiten des Zusammenlebens auf der Erde. Dabei soll ein differenzierter

    Blick auf globale Zusammenhänge eingenommen werden. Die Schüler*innen erwerben durch

    das Prinzip „Erkennen – Bewerten – Handeln“ wichtige Kompetenzen, wobei alle Erfahrungs-

    dimensionen der Teilnehmenden angesprochen werden sollen – Kopf, Herz und Hand.

    Der Lernansatz ist interdisziplinär und methodisch vielfältig. Wichtige Themen sind zum Beispiel

    Menschenrechte, globale Gerechtigkeit, Rassismus, Friedenserziehung, Umweltbildung, Fairer

    Handel und Interkulturelles Lernen. Das Konzept wurde Anfang der neunziger Jahre in Europa

    entwickelt. Ausgangspunkt war die entwicklungspolitische Bildungsarbeit und die Erkenntnis,

    dass Entwicklung keine alleinige Aufgabe des sogenannten „Globalen Südens“1 ist. Nur wenn

    sich das Verhalten und die Lebensweise der Menschen im Globalen Norden ändern, kann eine

    weltweit nachhaltige Entwicklung gelingen. Um dies zu erreichen, stellt die Pädagogik des

    Globalen Lernens die Wechselwirkungen zwischen lokaler und globaler Ebene thematisch in den

    Fokus und gibt Antworten auf die Frage „Was hab ich damit zu tun?“. Es zeigt auf, wie sich jede

    und jeder Einzelne aktiv für eine gerechtere Welt einsetzen kann.

  • hinteRGRunDinfoRMationen

    Bis heute bestimmt die Kolonialgeschichte Deutschlands

    und Europas unser Zusammenleben. Wie wir sprechen,

    welche Namen unsere Straßen haben und auch wie wir

    auf die Welt blicken ist geprägt von einem Denken, das

    seinen Ursprung in der Kolonialzeit hat. Die Herrschafts-

    verhältnisse von damals setzen sich bis heute (zum Teil

    unterschwellig) in unseren Denk- und Gesellschaftsstruk-

    turen fort und führen zu Ausgrenzung, Gewalt und Dis-

    kriminierung. Will man also die ungleichen Verhältnisse

    unseres Alltags verstehen, ist es wichtig, in die Vergan-

    genheit des Kolonialismus und der deutschen Kolonial-

    geschichte zu blicken.

    Bedeutung von Kolonialismus

    Der Begriff „Kolonialismus“ leitet sich von dem lateini-

    schen Wort „colonia“ ab, das „Besiedelung“ oder „Nieder-

    lassung“ bedeutet. Bereits in diesem Ursprung des Worts

    zeigt sich die Grundeinstellung während der Kolonialzeit:

    Es erscheint, als seien die besetzten Kolonien zuvor un-

    bewohnt und „unzivilisiert“ gewesen. Die Kolonialmächte

    stellten sich vor, sie würden die Kolonien erst zu einem

    bewohnbaren Ort mit Kultur und Geschichte machen.

    Doch natürlich war dies nicht der Fall. Die einheimischen

    Bevölkerungen lebten schon lange auf ihrem Land und

    übten genauso seit Jahrhunderten Traditionen und kultu-

    relle Praktiken aus, wie es die Europäer*innen machten.

    Bei Kolonialismus geht es damit nicht nur um die Be-

    setzung fremder Territorien, sondern auch um die Welt-

    sicht, „zivilisierter“ und „besser“ zu sein als die ortsan-

    sässigen Gruppen.

    Interessen der Kolonialmächte

    Die Gründe für die Kolonialisierung waren sehr unter-

    schiedlich. Die Erweiterung des eigenen politischen Macht-

    bereichs war ein zentrales Ziel für die Besetzung von

    Kolonien. Zusätzlich lag die wirtschaftliche Ausbeutung

    der Regionen im Interesse der Kolonialmächte. Auch die

    Suche nach neuen Absatzmärkten und Rohstoffen sowie

    die Ablenkung von innenpolitischen Spannungen waren

    Gründe für eine koloniale Unterwerfung fremder Gebiete.

    Deutschland als Kolonialmacht

    Auch Deutschland wollte vom Reichtum anderer Regionen

    profitieren und beteiligte sich an dem europäischen Pro-

    jekt der Kolonialisierung. Bereits vor dem offiziellen Er-

    werb von Kolonien 1884 waren Deutsche in kolonialen

    Gebieten tätig. Als Folge der Industrialisierung und dem

    Aufstieg Deutschlands zu einer wirtschaftlichen Groß-

    macht waren vor allem deutsche Kaufleute in anderen

    Teilen der Erde aktiv an der Ausbeutung der lokalen Be-

    völkerung beteiligt. Die deutschen Kaufleute trugen ent-

    scheidend zum Entstehen deutscher Kolonien bei, da

    ihre Handelsorte der Ausgangspunkt für eine koloniale

    Besetzung waren. Das deutsche Kolonialreich, das rund

    eine Million Quadratkilometer und zwölf Millionen Men-

    schen umfasste, war das drittgrößte Territorium und in

    Hinblick auf die Bevölkerungszahl das fünfgrößte kolo-

    nialisierte Gebiet. Eine Vielzahl an Regionen stand voll-

    ständig oder teilweise unter deutscher Kolonialherrschaft:

    Neben den heutigen Staaten Namibia, Kamerun, Togo,

    Tansania, Ruanda, Burundi, Ghana und einem Teil von

    Nigeria wurden auch die Republik der Marshall-Inseln,

    Papua-Neuguinea, die Republik Nauru, West-Samoa und

    die Föderierten Staaten von Mikronesien durch Deutsch-

    land besetzt und ausgebeutet. Diese Gebiete wurden

    von der Kolonialherrschaft verharmlosend als „Schutz-

    gebiete“ bezeichnet. An vielen Orten stießen die deutschen

    Kolonialherren auf Widerstand, der zu kriegerischen Aus-

    einandersetzungen oder sogar zu Völkermord wie in

    Namibia führte.

    Auswirkungen des Kolonialismus

    Die Folgen der Kolonialzeit sind bis heute spürbar. In

    vielen ehemals kolonialisierten Regionen gilt beispiels-

    weise die Sprache der ehemaligen Kolonialmächte heute

    noch als offizielle Landessprache (außer Äthiopien, So-

    malia und Tansania). In dieser Sprache wird auch weiter-

    hin in den Schulen unterrichtet, wobei lokale Sprachen

    oft abgewertet werden. Zudem ist in zahlreichen Ländern

    die geografische Lage der Hauptstadt den Interessen der

    Kolonialmächten geschuldet. Der Ausbau einer Infrastruk-

    tur, wie beispielsweise eines Eisenbahnnetzes, diente

    damals vor allem der Ausbeutung der Rohstoffe, sodass

  • Auch in Deutschland sind noch Spuren des Kolonialismus

    zu finden: In vielen deutschen Städten erinnern Straßen-

    namen immer noch an eroberte Gebiete, wichtige kolo-

    niale Akteure oder tragen rassistische Bezeichnungen.

    Das Projekt freedomroads! bietet einen Überblick über

    koloniale Straßennamen in Deutschland sowie über eine

    postkoloniale Erinnerungskultur in Deutschland:

    www.freedom-roads.de

    www.bpb.de/apuz/146973/geschichte-des-europaeischen-und-deutschen-kolonialismus?p=all

    IDA-Expertise „Kolonialismus und Kolonialrassismus in der Bildungsarbeit“ von Jule Bönkost und Josephine Apraku (2016)

    Wieland Eschenhagen (2003): Kolonalismus

    es beispielsweise bis heute in Kamerun und Togo keine

    Verbindung zu den Nachbarländern gibt. Auch der Anbau

    von landwirtschaftlichen Produkten und die Nutzung

    der eigenen Rohstoffe orientieren sich bis heute nicht

    an den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung. In der

    Kolonialzeit steuerten die Bedürfnisse der Kolonialmächte

    den Export, heute die Länder des Globalen Nordens. In

    einer Reihe von Fällen blieben also die ehemaligen Kolo-

    nien trotz offizieller Unabhängigkeit weiterhin auf vielen

    Ebenen an ihre Kolonialmächte gebunden. Es ergaben

    sich neue Formen der Abhängigkeit (Neokolonialismus).

    „Landraub“ beschreibt beispielsweise das Vorgehen

    großer Unternehmen (die oft im Besitz von Aktionären

    aus dem Globalen Norden sind), die in den Ländern des

    Globalen Südens in großem Maßstab Land erwerben und

    die dort ansässige Bevölkerung und ihre lokale Land-

    wirtschaft verdrängen. Die Übernutzung der Böden und

    der Raubbau an der Natur werden damit in Afrika seit

    der Kolonialzeit bis heute fortgesetzt.

    Rassismus während der Kolonialzeit

    Es gibt keine wissenschaftliche und biologische Grund-

    lage für die Einteilung von Menschen in sogenannte

    „Rassen“, weil die DNA von Menschen zu 99,9 Prozent

    identisch ist. Dennoch diente in den (deutschen) Kolo-

    nien die Etablierung einer sozialen Kategorie „Rasse“

    Die Karte zeigt Deutschland und die deutschen Kolonien im Jahr 1914. Kennt Ihr die heutigen Namen der Länder?© commons.wikimedia.org/wiki/File:Map_of_the_German_Empire_-_1914.PNG

    sowie die Einteilung der Menschen in rassifizierte Grup-

    pen als Legitimationsgrundlage für das gewaltvolle Vor-

    gehen. Mithilfe der erfundenen Kategorie „Rasse“ wurden

    Menschen anhand von äußeren Merkmalen in Gruppen

    eingeteilt = rassifiziert. Die weißen Mediziner*innen,

    Wissenschaftler*innen und letztlich die breite Bevölke-

    rung während der Kolonialzeit schrieben den „rassifizier-

    ten“ Gruppen Eigenschaften zu, die sie zu „Fremden“

    bzw. „den Anderen“ machten. Rassismus, wie wir ihn

    heutzutage kennen, hat damit seine Wurzeln in der Ko-

    lonialzeit und diente als Rechtfertigung für das Besetzen

    von Kolonien.

  • aRbeitsblatt 1

    1 Unterrichtseinheit

    Schwierigkeit: 1 (leicht)

    MethodikEinzelarbeit, Kleingruppenarbeit, Recherche, Klassengespräch

    Lest Euch das Gedicht „Das Selbstbewusstsein der Kolonialisierten“ des burundischen Priesters

    und Schriftstellers Michel Kayoya gemeinsam durch und diskutiert in Kleingruppen:

    Was beschreibt das Gedicht?

    Wie empfindet Ihr das?

    Welche Gründe sieht Herr Kayoya für das Handeln der Kolonialmächte?

    Wenn Ihr euch über Euren ersten Eindruck von dem Gedicht ausgetauscht habt, versucht, das

    Gedicht auf einer inhaltlichen Ebene besser zu verstehen. Startet eine Recherche zu den Be-

    griffen/Aussagen, die unten in dem Gedicht unterstrichen sind, und tauscht Euch darüber aus:

    Was verbirgt sich dahinter?

    Welchen Zusammenhang seht Ihr zwischen den Begriffen/Aussagen und der Kolonialzeit?

    Zum Abschluss Eurer Recherche könnt Ihr Euch den folgenden Podcast anhören:

    www.swr.de/swr2/programm/sendungen/zeitwort/26/-/id=660694/did=12936870/

    nid=660694/ml55iv/index.html

    Das Selbstbewusstsein der Kolonialisierten

    Das Selbstbewusstsein der Kolonialisierten (Michel Kayoya)

    In Berlin hat man sich im Jahre 1885 unseren Kontinent

    aufgeteilt. Ohne jemand zu fragen, hatte man sich unseres

    Elends angenommen.

    Man kam, um uns aus unserem Jahrhunderte langen

    Elend herauszuziehen

    Man kam, uns zu erziehen

    Man kam, uns zu zivilisieren

    Dieser Vertrag von Berlin hat mich lange gekränkt.

    Jedes Mal, wenn ich auf dieses Datum stieß,

    empfand ich dieselbe Verachtung.

    Dass ein Mensch dich verachte

    Zugegeben

    Einen Tag lang denkt man daran

    Dann ist‘s vorüber

    Dass ein Volk euch verachtet

    Euch

    Euren Vater

    Eure Mutter

    Euer Volk

    Das ist die Höhe!

    Die Höhe der Entrüstung, die ein menschliches Herz

    verdauen kann.

    Das Schlimmste aber war, dass man mich dieses Datum

    lehrte. Ich musste es auswendig lernen.

    Eine ganze Unterrichtsstunde lang nannte man uns die

    Namen der Vertragspartner von Berlin

    Ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten

    Ihr diplomatisches Geschick

    Die Beweggründe, die hinter einem jeden standen.

    Vor unseren unbeweglichen Gesichtern breitete man

    die Folgen aus:

    Die Befriedung Afrikas

    Die Wohltaten der Zivilisation in Afrika

    Den Mut der Forscher

    Den selbstlosen Humanismus

    Aber niemand

    Absolut niemand wies hin auf die Beleidigung

    Auf die Schmach, die uns überall begleitete.

    Ein Mensch,

    Einer, der dir gleich ist

    Mischt sich in deine Angelegenheiten

    Ohne dich zu fragen

    Das ist eine grobe Unhöflichkeit, die jedes empfindsame

    Herz verwundet.

  • Lebensmittel Ursprungsland Verarbeitet in … Verpackt in …

    2 Unterrichtseinheiten (mit Recherchezeit)

    Das Selbstbewusstsein der KolonialisiertenMethodikGruppenarbeit, Recherche, Präsentation, Klassengespräch

    In Eurem Alltag lassen sich bis heute noch Spuren der Kolonialzeit finden. Bildet zwei Gruppen

    und begebt Euch auf die Suche danach. Die eine Gruppe beschäftigt sich mit Produkten aus den

    Ländern des Globalen Südens (Arbeitsblatt 2) und die andere Gruppe mit kolonialen Erinne-

    rungsorten und Straßennamen (Arbeitsblatt 3).

    Kolonialwaren/Produkte aus dem Süden

    Untersucht das Warensortiment in einem Supermarkt. Sucht Euch unterschiedliche Arten von

    Lebensmitteln aus (z. B.: Obst, Trockenobst, Schokolade/Süßwaren, Tee, Kaffee …) und prüft

    sie auf ihr Ursprungsland sowie die Orte der Verpackung/Verarbeitung.

    Welche Produkte kommen aus den Ländern des Südens/der EU?

    Wie war das während der Kolonialzeit?

    Spuren des Kolonialismus im AlltagaRbeitsblatt 2

    Schwierigkeit: 2 (mittel)

    Beschäftigt Euch darüber hinaus in Eurer Recherche auch mit folgenden Fragen:

    Was bedeutet der Begriff „Kolonialware“?

    Seit wann wird in Europa Kaffee konsumiert?

    Welchen Nutzen hatten die Bürger*innen in Deutschland, wenn die Waren aus den Kolonien

    bezogen werden konnten?

    Wofür steht die Abkürzung EDEKA der Supermarktkette?

    Was bedeutet Fairer Handel?

  • 2 Unterrichtseinheiten (mit Recherchezeit)

    Schwierigkeit: 2 (mittel)

    Koloniale ErinnerungsorteaRbeitsblatt 3

    MethodikRecherche, Präsentation, Klassengespräch

    Koloniale Erinnerungsorte und Straßennamen

    Diskutiert gemeinsam die folgenden Fragen und recherchiert dabei koloniale Straßennamen.

    Gibt es in Eurer Stadt/Kommune/Gemeinde koloniale Erinnerungsorte?

    Gibt es ein Denkmal, einen Straßennamen, eine Firma, die mit Aktivitäten in der Kolonialzeit in

    Verbindung gebracht werden kann?

    Recherchiert 3 bis 5 Straßennamen, die mit der Kolonialzeit in Verbindung stehen.

    Welche Personen/welche Orte werden mit den Straßennamen geehrt?

    Wie empfindet ihr diese Erinnerung/Ehrung?

    Gibt es auf dem afrikanischen Kontinent soziale Bewegungen, die sich für eine koloniale

    Erinnerung einsetzen?

    Wenn Ihr Eure Recherche abgeschlossen habt,

    stellt Euch Eure Ergebnisse gegenseitig vor.

    Vielleicht könnt Ihr ein Plakat oder ein Quiz für

    die andere Gruppe entwerfen? Denkt Euch in der

    Gruppe eine kreative Methode aus, mit der Ihr

    Eure Erkenntnisse mit den anderen teilen könnt.

  • Opferverbände klagen für ihr Recht PRojektbeisPiel

    Role MoDel„Frieden bedeutet den Tod für mich und mein Volk, da ich weiß, dass es keinen Platz in eurer

    Mitte für mich gibt.“ (Hendrik Witbooi)

    Während der Kolonialzeit gab es natürlich viele Menschen, die sich gegen die Unterdrückung

    der Kolonialherren gewehrt haben und dabei große Risiken eingegangen sind. Einer von ihnen

    war Hendrik Witbooi, der im Jahr 1830 in Pella (Südafrika) geboren wurde und später ‚Kapitein‘

    der Wittboois wurde, einer ins heutige Namibia eingewanderte Volksgruppe. Im Jahr 1887, das

    heißt drei Jahre nach der deutschen Besetzung des heutigen Namibias, begann Witboois seinen

    Widerstand gegen die deutsche Kolonialmacht. Er war nicht bereit, den sogenannten Schutz-

    vertrag mit dem deutschen Reich abzuschließen. Es gelang Witbooi

    sogar, den langen Konflikt mit dem Volk der Herero zu beenden und

    sich mit ihnen gemeinsam gegen die deutschen Kolonialherren zu

    verbünden. Später in seinem Leben musste er sich doch für kurze Zeit

    unterwerfen und unterstützte das Militär der Kolonialherren. Im Jahr

    1904 stand er jedoch an der Spitze eines großen Aufstands gegen

    die Kolonialmacht, wobei Witbooi sein Leben verlor.Im heutigen Namibia ist Hendrik Witbooi immer noch ein Sinnbild für den Freiheitskampf während der Kolo-nialzeit. Sein Bild ist auf allen namibischen Banknoten zu sehen.©

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    Hendrik Witbooi konnte mehrere Sprachen fließend sprechen und

    schreiben. Seine Briefe und Tagebücher sind seltene schriftliche

    Dokumente aus der Kolonialzeit. Sein Tagebuch wurde veröffentlicht

    und ist als Buch erhältlich.

    Eine offizielle politische Anerkennung des Völkermords an den Herero und Nama in Deutsch-

    Südwestafrika, dem heutigen Namibia, erfolgte erst 2015. Seither finden Verhandlungen zwischen

    Sonderbeauftragten der deutschen und namibischen Regierung um einen angemessenen Um-

    gang mit der gemeinsamen Geschichte statt. Die Nachfahren der Opfergruppen des Völkermords

    bleiben allerdings weitgehend ausgeschlossen. Deshalb haben die Opferverbände am 5. Januar

    2017 in New York eine Klageschrift gegen die Bundesrepublik Deutsch-

    land eingereicht. Als Nachfahren der vom ersten Genozid des 20. Jahr-

    hunderts betroffenen Bevölkerung möchten sie an den deutschnami-

    bischen Regierungsverhandlungen teilhaben und auch die Frage nach

    Reparationen verhandeln. Die Kläger betonen, dass sowohl Deutsch-

    land als auch Namibia die UN-Erklärung über die Rechte der Indigenen

    Völker, die am 13. September 2007 von der UN-Generalversammlung

    angenommen wurde, unterzeichnet haben, in der es in Artikel 18 heißt:

    „Indigene Völker haben das Recht, in Entscheidungen, die ihre eigenen

    Rechte betreffen, mit ihren selbstgewählten Repräsentanten mit ein-

    bezogen zu werden.“Protest der Opferverbände der Herero und Nama imOktober 2016 in Berlin

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  • afRika in DeR schule – flexible unteRRichtsMoDule Des Globalen leRnens

    Die kompakten Unterrichtsmodule umfassen differenzierte Hintergrundinformationen, Arbeitsblätter für den prak-

    tischen Unterricht, ein Role Model, das Handlungsoptionen für Schüler*innen aufzeigt und ein Projektbeispiel aus

    Afrika. Die Aufgaben sind klassenstufen- und fächerübergreifend konzipiert. Mit wenig Vorbereitungszeit können

    Lehrer*innen einführende Unterrichtseinheiten zu den jeweiligen Themen gestalten. Folgende Module sind bei

    GEMEINSAM FÜR AFRIKA erhältlich:

    IMPRESSUMHerausgeber: GEMEINSAM FÜR AFRIKA e. V. | St. Töniser Straße 21 | 47918 Tönisvorst

    Für den Inhalt dieser Publikation ist allein GEMEINSAM FÜR AFRIKA verantwortlich; die hier dargestellten Positionen geben nicht den Stand-

    punkt von Engagement Global gGmbH und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wieder.

    KonzEPt UnD tExt Lisa Hartke, Ian Mengel, Britta Sommer, Anna Theresa Ueberham,

    Katarina Wildfang, Sonja Wyrsch

    REDAKtIonAnja Emrich (ADRA Deutschland) | Vincent Gründler

    (Das Hunger Projekt) | Keith Hamaimbo (Welthaus Bielefeld) | Luise

    Hoffmann (Kinderrechte Afrika) | Meike Reinhard (GEMEINSAM

    FÜR AFRIKA) | Anna Theresa Ueberham (GEMEINSAM FÜR AFRIKA) |

    Norbert Vloet (action medeor)

    GEStALtUnG UnD ILLUStRAtIonRebecca Hildenhagen, www.rifkah.com

    InFoRMAtIon UnD BEStELLUnGEnGEMEINSAM FÜR AFRIKA e. V.

    Koordinationsstelle | Oranienstraße 185 | 10999 Berlin

    E-Mail: [email protected]

    Tel.: 030/29 77 24 27

    www.gemeinsam-fuer-afrika.de

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