Mie-Streuung an leviterten Flüssigkeitströpfchen Daniel Sachse, 12.12.05

Preview:

Citation preview

Mie-Streuung an leviterten Flüssigkeitströpfchen

Daniel Sachse, 12.12.05

12.12.05 2

Übersicht

1.Idee und Ziel

2.Theorie von Mie

3.Elektrodynamische Fallen / Paulfalle

4.Versuch im Praktikum

5.Anwendungen

6.Zusammenfassung, Literatur

12.12.05 3

1. Idee und Ziel

● Lichtstreuung an Kügelchen / Tröpfchen gibt Aufschluss über deren Größe

● Objekte in Größenordnung der Lichtwellenlänge: Theoretische Behandlung durch Elektrodynamik

● Vermeide Wechselwirkung mit Umgebung: Objekte müssen berührungsfrei gehalten, d.h. levitiert werden („schweben“)

12.12.05 4

2. Theorie von Mie

Annahmen:● Perfekt homogene Kugeln, insbesondere konstanter

Brechungsindex● Eingestrahltes Licht monochromatisch; ebene,

linear polarisierte Welle mit Zeitabhängigkeitexp(-iωt)

Exakte mathematische Lösung der Streuung elektromagnetischer Strahlung an sphärischen Körpern(Gustav Mie, 1908)

12.12.05 5

2. Theorie von Mie

Starte mit Maxwell-Gleichungen, Zeitabhänigkeit kürzen:

∇× H=−k 1 E

∇×E=k 2 Hmit

k 1=ic

i4

k2=ic

k 2=−k 1 k 2

Randbedingungen:

Stetigkeit der Tangentialkomponenten von E und H

12.12.05 6

2. Theorie von Mie

Weitere Vorgehensweise:● Führe sphärische Koordinaten ein:

6 gekoppelte DGLn (je 3x für E und H)● Schreibe Lösungen als Überlagerung je zweier Felder

und , also● Schreibe Feldkomponenten als Ableitungen skalarer

Potentiale , der sog. Debye-Potentiale

Ee , He Em , Hm E= Ee E

m

e , m

Problem vereinfacht, weil entkoppelt:

∇ 2 k 2 =0 mit Stetigkeit vonk 1 r e , k 2 r m ,

∂∂ r

r

12.12.05 7

2. Theorie von Mie● Separationsansatz, Reihenentwicklung:

Lösungen in Form von Besselfkt. und Legendrepolynomen● Größenparameter gibt Grenzfälle:

● << 1 : Rayleigh-Streuung● >> 1 : Kirchhoff-Streuung● ≈ 1 : Mie-Streuung

q=2 r

12.12.05 8

2. Theorie von Mie

Polarplots der Streuintensität:

In Fall a) deutlich Rayleigh-Streuung

Für größere Radien Verschiebung zur Vorwärtsrichtung (hier: 0o)

12.12.05 9

2. Theorie von Mie

Logarithmische Skala:

Größerer Radius mehr Maxima

12.12.05 10

3. Elektrodynamische Fallen

Bekannt: Brauchen Potentialminimum (bzw. Maximum, je nach Ladung) ∇ = 0 mit ∇ 2≠0

Wollen aber keine Ladung / Materie an diesem Punkt:

∇2 =0

=! 0

Widerspruch!

Es gibt in der Elektrostatik keine stabilen Fallen.

Ausweg: Benutze Wechselfelder!

12.12.05 11

3. Elektrodynamische Fallen

Ansatz: Entwickle allg. Potential Φ, erster nicht-verschwindender Term ist der Quadrupolterm:

x , y , z = x2 y2 z2 ⇒ ∇ 2=22 2=! 0

x 2 y 2= r 2 ; = ; =−2 ⇒ r , z = r 2−2 z2 Vereinfachung: Gib Zylindersymmetrie vor:

Also parabolische Äquipotentiallinien, d.h. Elektroden!

12.12.05 12

3. Elektrodynamische Fallen

Spannungsdifferenz zwischen Ring und Deckel definiert Randbedingungen, man findet:

=−V2 r0

2mit r 0=z02

Bewegungsgleichung im Potential: Sei V = V0 + V

1 cos(ωt),

Gleichungen umstellen und zusammenfassen zu

d 2ud T 2

[au V 0,−2quV 1,cos2T] u=0 mit u=r bzw. z

Dieser Typ DGL heißt Matthieu-DGL und hat stabile Lösungen für bestimmte Kombinationen von a und q.

12.12.05 13

3. Elektrodynamische Fallen

Typisches Stabilitätsdiagramm einer Paulfalle

12.12.05 14

3. Elektrodynamische Fallen

Eine Paulfalle fängt ein Teilchen ein

12.12.05 15

3. Elektrodynamische Fallen

Eine Paulfalle fängt ein Teilchen ein

12.12.05 16

4. Versuch im Praktikum

Im Praktikum soll die Mie-Streuung an Glykoltröpchen von einigen μm beobachtet werden.

Versuchsaufbau:

12.12.05 17

4. Versuch im Praktikum

Teil 1:

Mit kleinen Glaskügelchen (ca. 80 μm) den stabilen Bereich der Falle erkunden. Kügelchen sind durch Reibung statisch geladen.

12.12.05 18

4. Versuch im Praktikum

Teil 2:

Mit einer Piezodüse (vgl. Tintenstrahldrucker) werden ca. 50 μm große Glykoltröpfchen in die Falle eingebracht. Mit der Aufnahme eines „Videos“ kann das Verdampfen des Tröpfchens über mehrere Minuten beobachtet werden.

12.12.05 19

4. Versuch im Praktikum

Auswertung:

Zu verschiedenen Zeiten im „Video“ wird das gemessene Intensitätsmuster an die Theorie gefittet (LabView-Skript).Der Tröpfchendurchmesser nimmt dabei wurzelförmig ab.

drdt

=−S2r

⇒ r t =r 02−S t− t 0

12.12.05 20

5. Anwendungen

Zur Mie-Streuung:

Untersuchung von Aerosolen in der Atmosphäre (LIDAR):

Größe aus Rückstreuung,Form aus Depolarisation

12.12.05 21

5. Anwendungen

Im Labor:

Referenzmessungen zur „Entschlüsselung“ der LIDAR-Daten,

aber auch z.B. Beobachtung von Nukleationsprozessen, Clusterbildung

12.12.05 22

5. Anwendungen

Zur Paulfalle:

Andere Fallenarchitekturen, vor allem lineare Fallen

Ziel: Manipulation atomarer Zustände, Quantencomputer

12.12.05 23

6. Zusammenfassung, Literatur

Elektrodynamische Falle ermöglicht Speicherung / Lokalisierung von Teilchen, die dann (z.B.) auf ihre Streu-eigenschaften untersucht werden können.

Verwendete und weiterführende Literatur:● Max Born, Emil Wolf: „Electromagnetic theory of propagation,

interference and diffraction of light“ (7. Edition, Kapitel 14.5)

● Ulrike Busolt, Diplomarbeit „Mie-Streuung an Mikropartikeln“ (1995)

● http://www.physik.uni-mainz.de/werth/calcium/ca_ptrap.html

● Prof. Leisner, Umweltpraktikum an der TU Ilmenau

● Peter Stöckel, Dissertation „Nukleation in levitierten Tröpfchen“ (2001)

● Bohren, Huffman: „Absorption and Scattering of Light by Small Particles“

Recommended