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Die Karte zeigt die Lagevon problematischen Berei-chen auf dem Fliegerhorst-Areal, vor allem in Bezugauf Altlasten und Kampfmit-tel im Boden.

Auffällig ist der Kreis amunteren Ende der Karte: Erbeschreibt das im Radius300 Meter große Geländeum das ehemalige Muniti-onslager. Davon ausgehendgibt es weitere kleinere Mu-nitionsstellen – zum Teil be-seitigt, zum Teil vermutet. BILDER: CHRISTOPH ERPENBECK

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IMPRESSUM

VON KLAUS FRICKE

OLDENBURG – Wer heutzutageüber die stillgelegten Flächendes Fliegerhorstes bummelt,ist an nahezu jeder Stelle be-eindruckt von der alles über-bordenden Natur. In nur weni-gen Jahren hat sich die Faunaein in großen Teilen verbau-tes Terrain zurückerobert – ur-waldähnlich, ungeordnet unddamit höchst attraktiv für dasAuge eines Städters.

Fachleute indes teilen dierückhaltlose Euphorie vonLaien-Biologen nicht. Sie ha-ben in einer Milieustudie, diein diesem Jahr unter Leitungvon Rainer Buchwald an derUniversität erarbeitet wurde,Unterschiede in den Teilflä-chen des alten Flugplatzesnachgewiesen. Danach geltendie Areale im nordwestlichenund im Zentralbereich als „be-sonders erhaltenswert“, wäh-

rend die beweideten Flächenim Nordosten und der Kie-fernwald auf dem Gelände als„am wenigsten wertvoll“ ein-gestuft worden sind.

Grundsätzlich sehen dieGutachter im Fliegerhorst inseiner Gesamtheit aber einwichtiges Stück Oldenburg:Die Fläche habe „eine wich-tige Funktion für die Erhal-tung des Bodens und die Si-cherung der Grundwasserneu-bildung und -qualität“. Dasauf die zukünftige Nutzungdes Geländes zielende Fazitlautet demnach: „Die Schutz-würdigkeit von Flora undFauna sowie die Sicherungder Bodeneigenschaften undder Trinkwasserqualität imWasserschutzgebiet sind beiden weiteren Planungsschrit-ten auf dem Fliegerhorst zubeachten.“

In Zusammenarbeit mitProf. Dr. Rainer Buchwald

und der Grundstückseigentü-merin BIMA ist inzwischenein Pflegekonzept vor allemfür die besonders geschütz-ten Biotope in Kraft, mit dem

Mahd- und Beweidungszei-ten, deren Häufigkeit und In-tensität geregelt werden. Wieeine aktuelle Untersuchungdes Pflegezustands in diesem

November ergeben hat, befin-den sich allerdings nur rund17 Prozent der Flächen in gu-tem Zustand (z.B. BereichWetterstation oder am Nord-rand der Landebahn), 25 Pro-zent erhielt das Prädikat„mittlerer Zustand“, während30 Prozent als „schlecht“ und28 Prozent als „brachliegend“eingestuft wurden.

Für die Gutachter gebendiese Zahlen Anlass zur Kri-tik: Derzeit finde keine ge-plante und geregelte Bewei-dung statt, was zu den unter-schiedlichen Pflegezuständenführt. Auch gebe es keine Ab-stimmung zwischen Stadt,Pächter und Landwirtschafts-kammer über die Intensitätund den Zeitraum der Pflegeund Bewirtschaftung des Flie-gerhorstes.

Auch ein optisch schönerWildwuchs hat eben immereine Ursache.

PROBLEM IM SÜDEN

OLDENBURG/KF – Das Arealdes Fliegerhorstes ist nichtnur ein Platz für riesige Beton-flächen (Landebahn) und fürartenreiche Flora, es bietetauch einer Vielzahl von Tie-ren einen idealen Lebens-raum an. Die Stadt will demRechnung tragen und bei al-len Maßnahmen auf dem Ge-lände an den Wildschutz den-ken.

Wie das Gutachten von Dr.Christoph Erpenbeck nachge-wiesen hat, gibt es im südli-chen Bereich der Fläche einAreal, das, so BaudezernentFrank-Egon Pantel, „oberflä-chennah mit Munition ver-seucht ist“. Dieser Bereichwerde kurzfristig gesichertmit einem Bauzaun, der aufBetonfüßen stehe. Dadurchentstehe eine „ausreichendgroße Lücke unterhalb des ei-gentlichen Zauns, damit klei-nere Tiere bis hin zum Kanin-chen passieren können“, er-klärte Pantel im Umweltaus-schuss. Rehwild könne der-weil über zwei aufgeschütteteRampen den Bereich verlas-sen. In Gegenrichtung, also indie gefährliche Fläche hinein,werde dies nicht möglichsein: Unbefugte Menschensollen nicht auf die umzäunteFläche gelangen können.

Natur setzt sich durch – trotz aller PflegekonzepteFLIEGERHORST II Von Artenschutz bis Kiefernwald: Biotop-Flächen haben unterschiedlichen Wert

OLDENBURG/KF – Der Fuß-und Radweg von der StraßeIm Brook zur alten Flugplatz-siedlung Brokhausen gilt alssehr beliebte Wanderroute –doch auch sie hat den Unter-suchungen auf dem Flieger-horst schon Tribut zollen müs-sen. Im September 2009 warder Weg wegen der Sanierungvon Altlasten im Boden kom-plett gesperrt worden.

Die Siedlung Brokhausengehört zur Stadt, obwohl siequasi keine Anbindung an Ol-denburg hat. Rein optischscheint sie Teil von Ofen zusein; dieser Mangel könnteerst durch bauliche Maßnah-men auf dem Fliegerhorst ab-gestellt werden.

Die Altlasten im Bodenzeigen bereits erste Aus-wirkungen. Auch Blind-gänger werden auf derFläche vermutetet.

VON MICHAEL EXNERUND KLAUS FRICKE

OLDENBURG – Ob bebaut oderob weiterhin kaum genutzteMilitärbrache – der Flieger-horst ist ein Problembereichfür die Stadtentwicklung, unddaran wird sich in Kürze wohlauch nichts ändern. Die Alt-lasten, die der Bundeswehrbe-

trieb nach der Aufgabe desGeländes im Jahr 2006 hinter-lassen hat, und vor allem dieMunitions- und andereKampfmittelreste im Bodenstellen höchste Anforderun-gen an alle Nutzungsplanun-gen.

Viele WasserbrunnenDas Gutachten von Dr.

Christoph Erpenbeck (BadZwischenahn) über die Vertei-lung von Munition und ande-ren Altlasten hat die Proble-matik jedenfalls sehr deutlichgemacht (die Ï berichtete).Der Wissenschaftler warnt da-rin vor ersten Schäden im Bo-

den im Bereich der ehemali-gen Tanklager – die gehörenzum Einzugsbereich des Was-serwerks Alexandersfeld.

Eine Aussage, die von derVWG natürlich nicht gern ver-nommen wird. Die Brunnenauf dem Fliegerhorst sind –zusammen mit den Anlagenin Donnerschwee und Sand-krug – für die Trinkwasserver-sorgung der Stadt Oldenburgzuständig. Und das, was ausden Kränen herauskommt,gilt gemeinhin als besondersgut. Erpenbeck bleibt abertrotz der Einwände der VWGbei seinen den Politikern vor-getragenen Aussagen: „Die Er-

gebnisse sind belastbar.“Die Stadtverwaltung hatte

die Expertise bei Erpenbeckin Auftrag gegeben, um eineneutrale Bewertung der Lageauf dem Fliegerhorst zu erhal-ten. Bisher musste sie sicheinzig auf die Einschätzungder Grundstückseigentüme-rin BIMA verlassen, die diemöglichen Schäden als nichtso gravierend ansah.

Einst Plan für GartenschauTrotzdem: Spätestens seit

dem Gutachten sollte man be-sonders den südwestlichenTeil des Fliegerhorstes nichtohne kundige Führung betre-

ten. Hier sind große Arealezwar von Kampfmitteln ge-räumt worden, dennoch gibtes etwa 50 Orte, an denen wei-terhin Blindgänger vermutetwerden. Einige davon liegenin Steinwurfnähe zu derWohnbebauung in der Nähedes Brookweges.

Keine schöne Aussicht fürein altes Flugplatz-Gelände,das Anfang des Jahrzehntsnoch als Schauplatz der Bun-desgartenschau 2015 auserko-ren worden war. Bohrungenund Bauarbeiten, so Erpen-beck, sollten auf keinen Fallohne fachliche Aufsicht vorge-nommen werden.

Wildschutzhinter demBauzaun

Überwuchert: Die alten Gleisanlagen auf dem Fliegerhorstsind für Pflanzen keine Hindernisse. BILD: ARCHIV/TORSTEN VON REEKEN

Brokhausenist ein Teil vonOldenburg

Überraschungen liegen unter der ErdeFLIEGERHORST I Wissenschaftler weist Gefahrenpunkte im Boden nach – Detaillierte Übersichtskarte

STADT OLDENBURGSEITE 34 NORDWEST-ZEITUNG NR. 276 MITTWOCH, 25. NOVEMBER 2009

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