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Paracelsus Today April 2012
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Paracelsus TodayDas Magazin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Salzburg NR. 1 APRIL 2012 I € 3,–
Science-SchmelztiegelSo wird Salzburgs Top-Spot der
Wissenschaft aussehen. SEITE 8
MillionenspendeDank der Großzügigkeit von Dietrich Mateschitz wächst die Paracelsus Universität
weiter und baut ein neues Forschungshaus.
Sehnen-RegenerationEin Stiefkind der Forschung
erwacht zum Leben. SEITE 20
Geben &GelassenheitBaronin von
Schilgen
stiftet
ihr Haus.
SEITE 34
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Paracelsus Today 1/2012 3
Inhalt
Freude undVerpflichtung
4 Short Cuts. Neues aus der Uni.
6 Spotlight. Millionen für
eine bessere Zukunft.
8 Fokus On. Forschung verleiht
Flügel. Plus Mastermind und
Vorstellung des GMP-Labors
als künftigen Schmelztiegel
der Forschung.
12 Education. Wie ein Lehrgang
Mediziner zu potenziellen
Managern macht.
14 Education. Entdeckung fremder
Medizin- und Lebenswelten.
16 Alumni. Eva-Maria Arlt und die
Faszination Augen.
18 Outside. Kooperation mit der NaWi
in Salzburg: Ein koordinierter Erfolg.
20 Research. Die Sehne ist für
Forscher nicht mehr langweilig.
22 Body-Check. Das Wichtigste
über Osteoporose.
24 Very Personal. Primar Alexander
Gaggl: ein Kieferkünstler und
arbeitsfreudiger Teamplayer.
26 Update. Ethik im Wandel der Zeit.
28 Round Table. SeneCura-
Pflegeheime: Hohe Lebensqualität
auch im Alter.
32 Inside. Physiotherapie zwischen
Nutzen und Begehrlichkeit.
34 Friends. Eva Maria von Schilgen
schenkt ihr Haus der Paracelsus
Universität.
38 Point of View. Die Zukunft
der Chirurgie.
Editorial
Spenden-Box:„Paracelsus Today“ würde sich überIhre Sympathiespende sehr freuen.Wir werden jeden Euro sinnvoll fürneue Magazinausgaben mit an-spruchsvollem und spannendemLesestoff einsetzen. Bitte gebenSie bei der Anweisung Ihrer Spendebeim Verwendungszweck „Paracel-sus Today“ an. Unser Spendenkon-to: Salzburger Landes-Hypotheken-bank, Konto: 10400013375, BLZ:55000, SWIFT-Code: SLHYAT2S,IBAN: AT03 5500 0104 0001 3375
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Die Veröffentlichung der Millionenspende von Dietrich Mateschitz an
die Paracelsus Universität hat europaweit für Aufsehen erregt, kei-
nesfalls nur in der Welt der Medizin und Wissenschaft.
70 Millionen (in der alten Schilling-Währung entspräche dies fast
einer Milliarde) können nun zweckgebunden für den Neubau eines
Forschungshauses und die laufenden Kosten bis zum Jahr 2023
eingesetzt werden. Das ist einmalig in Österreich, soviel Geld wur-
de privat noch nie gespendet. Wir sind sehr glücklich darüber und
bedanken uns mit aller Demut für diese außergewöhnliche Großzü-
gigkeit.
Dem Dank folgen aber sofort die Verantwortung und die Verpflich-
tung der Universität, das bestmögliche dafür zu leisten. Im Blattin-
neren finden sie daher auf mehreren Seiten interessante Informatio-
nen zu den geplanten Forschungsaktivitäten im noch zu errichteten
Neubau.
In diesem Heft bieten wir wieder spannende Themen an, ob nun
zum Thema Chirurgie in der Zukunft (dazu wird in Salzburg im Som-
mer ein Megakongress abgehalten) oder zum Thema Pflege – wir
arbeiten in einem großartigen Projekt mit der SeneCura-Gruppe am
Schmerzmanagement in Pflegeheimen. Berichte über Auslands-
praktika unserer Studierenden und ein Gespräch mit einer
Alumna sind spannend und zeigen die Vielfalt an der Para-
celsus Universität. Das und mehr lesen Sie in der ersten
Ausgabe dieses Jahres.
Das Redaktionsteam wünscht
viel Lesevergnügen!
Dr. Gottfried Stienen
Chefredakteur
Paracelsus Today ist das Magazin der Paracelsus Medizini-schen Privatuniversität in Salzburg • Auflage: 30.150 Stück• Medieninhaber und Herausgeber: Paracelsus MedizinischePrivatuniversität Salzburg - Privatstiftung, Strubergasse 21,5020 Salzburg, Tel. +43 (0)662/4420020, www.pmu.ac.at• Verlag: Magazinmanagement und Verleger: CONUNICATIONGmbH, Friaulweg 4, 8042 Graz, +43 (0)664/1403409,www.conunication.com, Geschäftsführer: Mag. Helmut Schoaß• Chefredakteur: Dr. Gottfried Stienen • Chefin vom Dienst:
Stefanie Illmer • Art-Direktor: Tom Wagner • Produktion: m4!Mediendienstleistungs GmbH & Co KG, Schönaugasse 64, 8010Graz • Mitarbeiter/-innen dieser Ausgabe: Andreas Aichinger,Eva Brutmann, Dr. Anna Maria Mühlfellner, Ilse Spadlinek, Dr.Gottfried Stienen, Sabine Ritzinger, • Fotos: Berger+Parkinnen,wild&team fotoagentur gmbH, iStock, Red Bull, SeneCura, Sym-biosis, Salzburg Research GmbH, ORF, Privatfotos • Coverfoto:istock • Herstellung: hm • perfectprintconsult.eu • Alle Angabenohne Gewähr. Haftung für Irrtümer und Änderungen ausgeschlos-sen. Satz- und Druckfehler sowie alle Rechte vorbehalten.
4 1/2012 Paracelsus Today
Staunen beim MinisterWissenschafts- und Forschungs-
minister Karlheinz Töchterle (links
im Bild) war bei seinem ersten Be-
such der Paracelsus Medizinischen
Privatuniversität sichtlich erstaunt.
Im Gespräch mit Rektor Herbert
Resch (rechts im Bild), dem Ma-
nagement und den Professoren der
Uni wurde dem Minister das Leis-
tungsspektrum der Paracelsus Uni-
versität dargelegt.
Beeindruckt war Töchterle („Der
Paracelsus Universität eilt ein gu-
ter Ruf voraus“) von der Qualität
der Studiengänge, den bemer-
kenswerten Forschungsleistungen
in den neun Jahren seit Gründung
der Uni sowie von der gesamten
Organisation im Blickwinkel eines
kleinen Jahresbudgets. Das Finan-
zierungs- und Organisationsge-
schick der Paracelsus Universität
hinterließ angesichts der Budgets
von öffentlichen Universitäten ei-
nen leicht nachdenklichen Minister.
Besonderes Interesse weckte die
gute und engagierte Zusammen-
arbeit mit den Salzburger Universi-
tätskliniken in der Ausbildung und
Forschung.
Short Cuts
Auszeichnungen für ForscherinnenAn einem Festakt zum Internationalen Frauentag 2012 am 8. März im Salzburg Mu-
seum, der von den Frauenbüros von Stadt und Land Salzburg veranstaltet wurde,
war die Paracelsus Universität durch zwei Preisträgerinnen vertreten. Der dort verlie-
hene Troll-Borostyáni Preis 2012 an Forschende von Salzburger Hochschulen wurde
in diesem Jahr in Form von zwei Forschungsstipendien zu jeweils 3.000 Euro aus-
geschrieben. Gesucht waren Forschungsarbeiten mit genderspezifischem Fokus aus
den Bereichen Medizin und Pflege. In der Sparte Medizin ging der Preis an Mag. Sigrid
Panisch vom Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin der Paracelsus
Universität. Sie wurde für ihr Konzept „Eine gendersensible Analyse des österreichi-
schen Disease-Management-Programms ‚Therapie Aktiv‘ für Diabetes mellitus Typ 2“
ausgezeichnet. Panisch war durch einen Auslandsaufenthalt bei der Verleihung verhin-
dert. Die Preisträgerin in der Sparte Pflegewissenschaft, Christina Hofer, ist Studentin
des 2in1-Modells Pflege an der Paracelsus Universität. Sie wurde von der Jury für ihr
Forschungsprojekt „Pflegerische Präventionsmaßnahmen in Bezug auf genderspezifi-
sche Symptome am Beispiel eines Myokardinfarktes“ ausgewählt.
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Paracelsus Today 1/2012 5
Short Cuts
Fotos:ParacelsusUni/wild+team,privat,
ORF,SalzburgResearchGmbH Der Bewegungsapparat bereitet vielen Menschen Sorgen
und Schmerzen, mal früher, mal später. Haltungsschäden,
Bandscheibenvorfälle, Kreuzschmerzen oder gar Knochen-
brüche sind mehr als unangenehm. Die Paracelsus Universi-
tät will bei der Langen Nacht der Forschung den interessier-
ten Besuchern Einblick in die Forschungswelt geben, diesmal
besonders zu den erwähnten Themen. „Wie hat sich unsere
Wirbelsäule entwickelt“ oder „Gibt es Methoden zur Seh-
nen- und Knochenregernation“ oder „Wie steuert das Gehirn
unsere Bewegung“ sind
Fragen, die beforscht
werden, und der Besu-
cher wird am 27. April ab 17
Uhr darauf Antworten erhal-
ten. Zudem wird an der Uni-
versitätsklinik für Innere Medi-
zin II das Herz gleichsam unter die Lupe genommen.
Viel Spaß wünscht die Redaktion!
Schlierenzauers Sprungin die BaugrubeProminenz tummelte sich beim Spa-
tenstich zum neuen Forschungs-
haus der Paracelsus Universität
Ende März. Skisprung-Star und
Gewinner der Vierschanzentour-
nee Gregor Schlierenzauer griff zu-
sammen mit Anita Gerhardter, Ge-
schäftsführerin der Stiftung Wings
for life, zur Schaufel. Im neuen
Haus, das durch die Millionenspen-
de von Dietrich Mateschitz möglich
geworden ist, wird ein Zentrum für
Querschnitt-und Geweberegenera-
tion eingerichtet. Mit dabei in dieser
historischen Stunde für die Univer-
sität waren auch Landeshauptfrau
Gabi Burgstaller, Christian Schlu-
der (Bull Bau), Bruno Doll (Doll Bau)
sowie Rektor Herbert Resch und
Kanzler Michael Nake.
Lange Nacht der Forschung im April
Tanz für den guten ZweckHerzlichen Dank an Katerina Jacob! Die bekannte deutsche Schauspielerin
(sie war jahrelang die Kommissarin an der Seite von Ottfried Fischer in der beliebten
TV-Serie „Der Bulle von Tölz“) hat ihre Gage für die Teilnahme bei „Dancing Stars“ im
ORF der Paracelsus Universität gestiftet. Die namhafte Summe wird in den Geldtopf
des Daniel-Jacob-Stipendiums (von Katerina Jacob eingerichtet) fließen. Damit wer-
den sozial bedürftige Studierende der Universität finanziell un-
terstützt. Jacob hat keine Sekunde gezögert, als sie vom
ORF um ihre Teilnahme an diesem populären Tanzwett-
bewerb gefragt worden ist, ihre Gage diesem guten
Zweck zuzuführen.
6 1/2012 Paracelsus Today
Der schwerreiche Unter-
nehmer Dietrich Mate-
schitz hat vor wenigen
Monaten 70 Millionen
Euro gespendet. Der 66-Jährige gab
diese Summe der Paracelsus Universität
für Forschung. Dies ist mit Abstand die
bislang größte private Spende in Öster-
reich für eine Universität. In beiden Län-
dern wurden Wörter der Superlative in
der Öffentlichkeit für diese Großzügigkeit
gesucht, von „Meilenstein“, „Quanten-
sprung“ etc. war die Rede. Bei genauer
Betrachtung des Spendenverhaltens in
Österreich und darüber hinaus in Europa
sind diese Begriffe ohnehin noch zu klein
gefasst.
Österreich ist ein Land der Kleinspen-
der. Überproportional viele Personen
schwächerer Einkommensschichten
spenden, während Großspenden von
einkommensstarken Gruppen selten
eingehen. Der Anteil derer, die spenden,
ist zwar nominell hoch, das Spenden-
aufkommen als Ganzes im Vergleich zur
Schweiz oder Deutschland gering. Eini-
ge wenige Zahlen aus dem Spendenbe-
richt 2010 des Fundraising-Verbandes
Austria zur Verdeutlichung: Hierzulande
Millionen
für eine
bessere
ZukunftDer schwerreiche Industrielle Adolphe Merkle gründet 2007 eine Stiftung und stattet diese mit61,25 Millionen Euro aus. Der damals 83-Jährige spendete diese Summe seiner Alma Mater,der Universität Freiburg, für Forschung und Lehre. Es war und ist die bislang größte private
Spende in der Schweiz für eine Hochschule.
Autor: Gottfried Stienen . Fotos: Paracelsus Uni/wild+team, Red Bull
wurden pro Einwohner 46 Euro im Jahr
gespendet, in Deutschland 61 Euro und
in der Schweiz 71 Euro. Die USA ist mit
578 Euro in diesem Ranking führend.
Philantropie ist menschenfreundli-
ches Denken und Verhalten. Das phi-
lantropische Engagement großer Spen-
der in Österreich ist noch nicht sehr
etabliert, speziell im Vergleich mit dem
anglo-amerikanischen Raum. In Amerika
wurden seit den 70er-Jahren für US-Uni-
versitäten 54 Großspenden in einer Min-
desthöhe von 100 Millionen US-Dollar
getätigt, dazu nochmals so viele in fast
der gleichen Höhe. Herausragend dabei
ist das Engagement der Bill & Melinda
Gates-Stiftung im Jahr 1999 für das Tore
Millennium Scholar Programm mit einer
Milliarde Dollar über 20 Jahre verteilt. In
der Liste der beschenkten Universitäten
finden sich – fast logisch – die Namen
aller prominenten Unis der USA, wie
Stanford, Harvard, Columbia Universi-
ty, Princeton usw. Der letztgenannten
Universität hat übrigens der gebürtige
Linzer Gerhard Andlinger exakt 100 Mil-
lionen Dollar geschenkt – Princeton ist
Andlingers Alma Mater.
Zurück nach Salzburg: Dietrich Ma-
teschitz hat mit seiner Großspende in
Österreich einen völlig neuen Maßstab
gesetzt und die drittgrößte Spende in
Europa (!) gegeben. Dieses Geld ist für
die Forschung zweckgewidmet, speziell
für das Querschnitt- und Geweberege-
nerationszentrum. Mateschitz sieht in
seinem Engagement für die Paracelsus
Uni in Salzburg „eine hohe Sinnhaftig-
keit.“ Er spornt die Wissenschafter zu
höchstem Einsatz an und gibt vielen
Menschen, die an Querschnittslähmung
erkrankt sind, neue Hoffnung. •
Spotlight
„Von all den Dingen, die wirmachen, hat für mich dieUnterstützung der ParacelsusUniversität das absolut höchste
Maß an Sinnhaftigkeit.“
Dipl.-Kfm. Dietrich Mateschitz
Red Bull
Wer Neuland betreten will, muss auch unruhige
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8 1/2012 Paracelsus Today
Inside
So etwas hat Österreich noch
nicht gesehen. Und selbst im
Europavergleich ist es fast ohne
Beispiel, was sich da – unter
großem Medieninteresse – an der Pa-
racelsus Medizinischen Privatuniversität
in Salzburg ereignet hat. Um es kurz zu
machen: Eine einzigartige Privatspende
von Dietrich Mateschitz respektive Red
Bull versetzt die Universität in die Lage,
einen weiteren bedeutsamen Wachs-
tumsschritt zu setzen. Sage und schrei-
be – man muss es sich auf der Zunge
zergehen lassen – 70 Millionen Euro
macht Mateschitz locker, um der Uni-
versität den Neubau eines Forschungs-
hauses und die Einrichtung eines neuen
Querschnitt- und Geweberegenerations-
zentrums zu ermöglichen. Bemerkens-
wert: Es handelt sich dabei um die dritt-
größte Privatspende an eine Universität,
die jemals in Europa getätigt wurde.
Dank der Universität. Mit dem Neubau,
gleich gegenüber dem Hauptgebäude in
der Strubergasse, samt einer Fülle neu-
er State-of-the-Art-Forschungseinrich-
tungen kann die Paracelsus Universität
so ihren Wachstums- und Erfolgskurs
fortsetzen. Rektor Herbert Resch: „Herr
Mateschitz setzt als privater Sponsor
mit diesem Großprojekt einen weiteren
großen Meilenstein bei der Entwicklung
dieser Universität, nachdem er ja schon
entscheidende Mithilfe bei der Grün-
dung geleistet und zwischenzeitlich im-
mer wieder großzügige Zuwendungen
gemacht hat.“ Resch weiter: „Im Namen
der Paracelsus Universität, aber auch im
Namen der gesamten Region, möchten
wir ihm ganz herzlich danken.“
8000 Quadratmeter Zukunft. Was ist
im Detail geplant? Konkret wird auf dem
ehemaligen Gelände der Salzburg AG ein
nagelneues Forschungshaus entstehen.
Mit fünf Obergeschossen und einer Brut-
tonutzfläche von insgesamt 8000 Qua-
dratmetern wird es ausreichend Raum
für moderne Forschungseinrichtungen
ForschungverleihtFlügel
Die Paracelsus Universitätwächst weiter und baut einneues Forschungshaus.Dank der Großzügigkeit vonDietrich Mateschitz.
Autor: Andreas Aichinger
Fotos: Berger+Parkinnen
Paracelsus Today 1/2012 9
Die Visualisie-
rung des neuen
Forschungshau-
ses zeigt einen
modernen, licht-
durchfluteten Bau.
Das Haus soll
ein „Kraftplatz“
für die Forscher
werden.
bieten, aber auch neue Räumlichkeiten
für die Lehre. Speziell das Audimax im
Erdgeschoss wird entweder als Ganzes
oder aber in bis zu drei kleinere Hörsäle
geteilt nutzbar sein. Neben schon be-
stehenden laborführenden Instituten der
Paracelsus Universität wie Physiologie
und Pathophysiologie, Pharmakologie
und Toxikologie, Molekulare Regenera-
tive Medizin sowie dem Forschungsin-
stitut für Sehnen- und Knochenregene-
ration (siehe auch Seite 20) werden hier
auch neue Forschungseinrichtungen an-
gesiedelt werden.
Neue Institute. Im Rahmen des neuen
Querschnitt- und Geweberegenerati-
onszentrums werden das ein Institut für
Experimentelle Präklinische Neurore-
habilitation (es soll die Lücke zwischen
der zellulären Grundlagenforschung und
der funktionellen klinischen Neurore-
habiliation schließen) sowie ein Institut
für Experimentelle Zelltherapie sein. Mit
dem ebenfalls neuen GMP-Labor (Good
Inside
Was Paracelsussagen würde
Forschen ist ein Drang, der wahr-
lich angeboren sein muss. Ich,
Paracelsus, bin beseelt, Neues zu
finden auf dem unendlich wir-
kenden Feld der Wissenschaft.
Gemeinsam müsst ihr suchen – in
Salzburg oder anderswo. Der
Wissensdurst der Jungen muss
verbunden sein mit der Erfahrung
der Älteren, das Ego dem gemein-
samen Ziel unterworfen.
Ohne Geld lässt es sich schlecht
leben, ob Wissenschafter, Bauer
oder Kaufmann. Drum sei`s
gedankt diesem Manne aus der
grünen Mark, der selbstlos seinen
Geldbeutel geöffnet hat. Ich hab`
gehört, sein Streben nach Erfolg
sei stark, auch in der Scientia. Die
Besten will er holen – aus fernen
Ländern – und zusammenbrin-
gen, um zu schaffen, was noch
nicht gelungen! Geduld wird nötig
sein, nichts ist so wie unser Leib
erforscht, gleichwohl vieles noch
im Dunkeln liegt. Der Verstand
könnte abhanden kommen vor
Enttäuschung und Wut, dass
vieles nicht zu begreifen ist. Ergo,
schafft neues Wissen, jeden Tag!
-gosti-
M
Manufacturing Practice, siehe auch Sei-
te 11) unter der Leitung von Eva Roh-
de wird eine Einrichtung zur Herstellung
von Zellprodukten zur Verfügung stehen,
die allen einschlägigen Erfordernissen
Rechnung trägt. Für Simulation werden
im ersten Obergeschoss Räumlichkeiten
zur Verfügung stehen, zusätzlich werden
Neuroimaging, elektrophysiologische
Einrichtungen und Hochgeschwindig-
keitskameras genutzt werden können.
Querschnitts- und Geweberegene-
rationszentrum. Rund 2,8 Millionen
Menschen leben in aller Welt mit einer
Querschnittslähmung und allen Begleit-
erscheinungen dieser nach wie vor nicht
heilbaren Verletzung. Zusätzlich zu den
Lähmungen leiden die Patienten etwa
auch an Störungen der Blasenfunkti-
on, sodass neben Unfallchirurgen und
Neurologen auch Urologen gefragt sind.
Und so wie die optimale Versorgung von
Querschnittspatienten ein interdiszipli-
näres Team erforderlich macht, so ist
10 1/2012 Paracelsus Today
Inside
auch das neue Zentrum der Paracelsus
Uni in enger Kooperation mit dem Uni-
versitätsklinikum in Salzburg interdiszi-
plinär konzipiert. Rektor Resch ergänzt:
„Die enge Vernetzung von Grundlagen-
forschung und klinischer Forschung am
neuen Querschnitts- und Geweberege-
nerationszentrum wird eine der großen
Besonderheiten Salzburgs sein.“ Die
Verbindung zu Forschern in aller Welt
wird zusätzlich durch die enge Zusam-
menarbeit mit der Stiftung „Wings for
Life“ in Salzburg erleichtert. Und selbst-
verständlich wird am Zentrum auch die
Regenerationsforschung zu anderen
Geweben – von der Dermatologie bis
zur Augenheilkunde – groß geschrieben
werden.
Die Geldgeber. Red-Bull-Manager Vol-
ker Viechtbauer gewährt Einblick in die
Überlegungen des Unternehmens: „Red
Bull übernimmt gerne die Rolle als quasi
Geburtshelfer für das Querschnitts- und
Geweberegenerationszentrum der Pa-
racelsus Universität. Wir unterstützen
dieses Projekt, weil wir von dessen Ziel
und Konzeption absolut überzeugt sind
und weil sich die Richtigkeit unserer Un-
terstützung bereits einmal bei der Grün-
dung der Paracelsus Universität erwie-
sen hat.“ Besonders die Garantie für den
Betrieb des Zentrums bis 2023 sei un-
erlässlich, um ausgezeichnetes Personal
gewinnen zu können. Vor allem aber:
„Bei einem Projekt mit einem derartig
hohen Maß an Sinnhaftigkeit helfen wir
gerne.“ Mit in Summe vier Millionen Euro
leistet aber auch das Land Salzburg ei-
nen sehr bedeutenden Beitrag. Landes-
hauptfrau Gabi Burgstaller: „Dieser Bei-
trag des Landes ist ein klares Zeichen
dafür, dass das Land auch in wirtschaft-
lich schwierigen Zeiten bereit ist, über
die Pflichtausgaben hinaus Geld für die
Forschung in die Hand zu nehmen.“
„Alles Erdenkliche tun.“ Mit der Finan-
zierung einer Stiftungsprofessur im Jahr
2008 war es das Land gewesen, das
die heutige Entwicklung überhaupt erst
ins Rollen gebracht hatte. Nur so war es
möglich gewesen, den Stammzellenfor-
scher Ludwig Aigner nach Salzburg zu
holen und das Institut für Molekulare
Regenerative Medizin an der Paracelsus
Universität zu gründen. Heute ist er es,
der ausspricht, was viele der am neuen
Forschungshaus samt Querschnitts-
und Geweberegenerationszentrum Be-
teiligten denken. Aigner: „Wir alle freu-
en uns auf die Herausforderungen, die
eine klinisch anwendbare Grundlagen-
forschung mit sich bringt.“ Zwar kön-
ne man Patienten noch keine Verspre-
chungen machen, aber eines sei sicher:
„Jeder im Team wird alles Erdenkliche
tun und mit größter Anstrengung daran
arbeiten, dass dieses Zentrum ein wis-
senschaftlicher und für die Patienten
und Patientinnen spürbarer Erfolg wird.“
Bereits Ende 2013 soll das neue Gebäu-
de fertig sein. •
Fakten zumForschungshaus
Die Mittel
Die Baukosten selbst bewegen sich imunteren zweistelligen Millionenbereich.Unter Einbeziehung der Folgekostenbis zum Jahr 2023 wird das Projekt aufein Gesamtvolumen von 74 MillionenEuro beziffert. Das Land Salzburg wird4 Millionen Euro beisteuern, Red Bullbeziehungsweise Dietrich Mateschitz70 Millionen Euro.
Der Raum
Die Grundfläche des Gebäudes beträgt2145 Quadratmeter, die erzielbareNutz- und Verkehrsfläche erreicht7238 Quadratmeter.
Die Institute
• Physiologie und Pathophysiologie
• Pharmakologie und Toxikologie
• Molekulare Regenerative Medizin
• Sehnen- und Knochenregeneration
• Experimentelle PräklinischeNeurorehabilitation
• Experimentelle Zelltherapie
Ein Neubau als Inspi-
ration und Motivation
für die besten Forscher.
Die Fertigstellung ist im
Herbst 2013 geplant.
Paracelsus Today 1/2012 11
Inside
GMP?Nein, es ist
schon ok, „GMP“
nicht auf Anhieb als Akronym für
„Good Manufacturing Practice“ bezie-
hungsweise „gute Herstellungspraxis“
identifizieren zu können. Was ist also
gemeint? Im Prinzip ein Bündel aus
gesetzlichen und auch ethischen Rah-
menbedingungen, deren Einhaltung
höchste Standards garantieren soll.
Angelehnt an den Arzneimittelbereich,
wo GMP längst State of the Art ist,
sollen standardisierte Herstellungsver-
fahren und maximale Sicherheit auch
im neuen Forschungslabor der Uni
Einzug halten. Qualitätsmanagement,
Überwachung und Rückverfolgbarkeit
durch Dokumentation und Archivie-
rung werden dann selbstverständli-
cher Teil des Laborbetriebs sein. Doch
worum geht es im Kern?
Selbstheilung. Niemand kann diese
Frage besser beantworten als Eva
Rohde. Die Primaria der Universitäts-
klinik für Blutgruppenserologie und
Transfusionsmedizin in Salzburg wird
nämlich das neue GMP-Labor leiten
und konnte auch von Stunde null an
führend mitgestalten. Rohde: „Im Prin-
zip ist unser Forschungsgebiet die Re-
generative Medizin. Also der Versuch,
die Selbstheilungskräfte unserer kör-
pereigenen Zellen zu stärken, um ge-
störtes Gewebe wieder zu reparieren.“
Gewebeschäden durch Verletzungen,
Eines der Highlights des neuenForschungsgebäudes wird ein GMP-Labormit Eva Rohde als Laborchefin sein.
Autor: Andreas Aichinger
Foto: Paracelsus Uni/wild+team
Schmelztiegelder Forschung
„Ziel unserer Forschungist die Stärkung derSelbstheilungskräfte derkörpereigenen Zellen.“
Univ.-Prof. Dr. Eva Rohde,
Primaria der Universitätsklinik
für Blutgruppenserologie und
Transfusionsmedizin in Salzburg
Vergiftungen oder Durchblutungsstö-
rungen stehen im Zentrum des Interes-
ses und sollen durch Zellprodukte und
Wachstumsfaktoren aus menschlichem
Blut, Knochenmark oder Nabelschnur-
gewebe ins Visier genommen werden.
Science Schmelztiegel. Von Blutgefäß-
zellen über nicht blutbildende Stamm-
und Vorläuferzellen unterschiedlichster
Herkunft (etwa Bindegewebe) bis hin zur
Regeneration von Nervenzellen soll sich
der Bogen spannen. Rohde will in ihrem
Labor die entsprechenden Technologien
und Konzepte, die zu einer klinischen
Umsetzung führen könnten, zusammen-
führen: „Wir werden versuchen, unsere
Expertise im Umgang mit Zellprodukten
mit jener aus anderen Forschungsein-
heiten zusammenzuführen und in unse-
rer Laborumgebung einen Schmelztiegel
dafür zu bieten.“ Ein Schmelztiegel also,
in dem vor allem präklinische Forschung
und Anwendungsforschung betrieben
werden soll. Und in welchen Bereichen
ist auch die klinische Anwendung am
Patienten in Reichweite? Rohde: „Es
geht im Prinzip in Richtung Haut, Auge,
Knochen und Gefäße. Für jedes Organ
braucht man Blutgefäße.“
Neue Blutgefäße. Das trifft sich gut. Ge-
fäßregeneration und ihre Mechanismen
sind eines der Kern-Forschungsgebiete
von Rohde, die in Graz schon GMP-
Erfahrung gesammelt und jahrelang ein
Zelltherapie-Entwicklungsteam gelei-
tet hat. Und genau auf diesem Gebiet
hat die angehende Laborchefin auch
schon erste konkrete Ergebnisse vor-
zuweisen. So sei es gelungen, in Mäu-
sen neue Blutgefäße durch Injektion
von Zellen menschlichen Ursprungs
wachsen zu lassen. Neue Blutgefä-
ße wohlgemerkt, die von Mäuseblut
durchflossen werden. Doch es gibt
noch viel zu tun, für die fünf oder
sechs MitarbeiterInnen des Labor-
Stammteams, dem auch modernste
Ausrüstung zur Verfügung stehen wird.
Vom erhöhten Luftdruck zur Vermei-
dung von Verunreinigungen bis hin zu
Schleusensystemen und Isolatoren.
„Wir sind hungrig!“, hatte Rohde
bei der Vorstellungs-Pressekonferenz
die Sponsorenvorgabe „wir wollen
die Hungrigen fördern, nicht die Ge-
sättigten“ mit einem Versprechen für
die Zukunft beantwortet. Und weiter:
„Wir werden jede Anstrengung unter-
nehmen, um diesem Auftrag gerecht
zu werden. Nämlich: Machen wir Spit-
zenforschung hier in Salzburg!“ Roh-
des konkretisierte Zielvorgabe: „Wir
wollen eine interdisziplinäre Plattform
für Experten aus Molekularbiologie,
Zellbiologie, Biochemie, Pharmako-
logie und Medizin schaffen, in der
Highend-Forschung möglich ist und
die dann in interessante klinische An-
wendungen mündet.“ •
12 1/2012 Paracelsus Today
Education
Diese Zahl spricht Bände:
Mehr als die Hälfte der
neuen oder neu ausge-
schriebenen medizini-
schen Führungspositionen wird in Ös-
terreich mit Absolventen eines einzigen
Lehrgangs besetzt. Eines Lehrgangs,
der somit als waschechter Karriere-Tur-
bo gelten darf: der „Lehrgang für Medi-
zinische Führungskräfte“ der Paracelsus
Universität in Salzburg.
„Die meisten Absolventen bekommen
in der Regel Führungspositionen, wenn
sie sich bewerben“, sagt Reinhard Am-
mer. Der studierte Betriebswirt und Ge-
sundheitsökonom bildet seit 20 Jahren
medizinische Führungskräfte aus und
stellt sein Wissen und sein Netzwerk seit
2005 auch der Paracelsus Universität als
Lehrgangsleiter zur Verfügung. Grund-
sätzlich findet der Lehrgang geblockt
in fünf Modulen statt, was im aktuellen
Lehrgang sieben Terminen à drei Tage
entspricht, die durch die Bank in Salzburg
stattfinden und nach Absprache auch
Quereinsteigern offen stehen. Zusätzlich
werden Vertiefungsmodule im Bereich
der Medizinökonomie angeboten. Und
die Zielgruppe? Ammer: „Die Zielgruppe
Karriere-KickFühren will gelernt sein: Wie ein Lehrgang Mediziner zu potentiellen Managern macht.
Autor: Andreas Aichinger ∙ Foto: istock
sind Fachärztinnen und Fachärzte, die
im Rahmen von Spitalstätigkeiten auch
Führungsaufgaben übernehmen.“ Dazu
würden etwa Stations führende Oberärz-
te, Ambulanz leitende Ärzte oder andere
Leiter im medizinischen Bereich ebenso
gehören wie Primarärzte, die ihrerseits
bereits etwa 20 Prozent der meist 15 bis
25 Teilnehmer stellen.
Platzhirsch. Worum geht es inhalt-
lich? Neben dem Training des grundle-
genden operativen und strategischen
Managements stehen Fähigkeiten im
Zentrum, die in speziellen Umständen
unverzichtbar sind. Etwa der Umgang
mit Konflikten und schwierigen Mitarbei-
tersituationen oder das Auftreten in der
Öffentlichkeit in sensiblen Situationen.
Übrigens: Für das Medientraining steht
mit Thomas Szekeres, seines Zeichens
Vizepräsident der Ärztekammer Wien,
ein erfahrener politischer Kopf zur Verfü-
gung. Auf einen kurzen Nenner gebracht
bestehen die Hauptinhalte des Lehr-
gangs aus folgenden Eckpunkten: Ma-
nagement Skills, strategisches Manage-
ment im Krankenhaus, Leadership und
Organisationsmanagement, operatives
Management, Zivil- und Strafrecht sowie
Grundlagen des Gesundheitswesens.
Klingt gut, ist es auch. Ammer: „Wir
sind auf dem österreichischen Markt so
etwas wie der Platzhirsch.“
Mehr Verantwortung. Ammer, der im
Rahmen einer Tätigkeit für die PVA selbst
einmal für 2200 Betten und rund 2700
Mitarbeiter verantwortlich gewesen ist,
weiß, warum diese Fähigkeiten heute im-
mer wichtiger werden: „Die Gesellschaft
mutet leitenden Ärztinnen und Ärzten zu-
sehends mehr Verantwortung in organisa-
torischen Fragen – Stichwort Qualitätsma-
nagement, Globalbudget, ökonomische
Kompetenz – zu. Das erfordert natürlich
auch in diesen Bereichen eine Basisaus-
bildung.“ Ebenso nötig sei Allgemeinwis-
sen über das österreichische Gesund-
heitswesen. Ammer: „Das beginnt bei
der Struktur der Sozialversicherung und
geht bis hin zu den Effekten des Punkte-
systems beim leistungsorientierten Kran-
kenhaus. Das wird an Universitäten nicht
vorgetragen.“ Last but not least steht
auch noch das Thema soziale Kompetenz
auf dem Stundenplan. Reinhard Ammer:
„Mit Hilfe von entsprechenden Methoden
und didaktischen Denkmustern kann man
da schon einiges bewirken.“ •
Der interdiszipli-
näre Lehrgang
für Medizinische
Führungskräfte
vermittelt fach-
liche, soziale und
methodische
Kompetenz.
Nähere Infos zum
Lehrgang finden
Sie unter
www.pmu.ac.at
14 1/2012 Paracelsus Today
Education
Birken, nichts als Birken, hin
und wieder ein kleines Dörf-
chen mit Holzhütten und
staubigen Gassen. Dann ist
sie wieder da – die unendliche Weite.
Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit
von 58 km/h fährt der Zug stundenlang
durch russische Landstriche, ehe im
nächsten Bahnhof angehalten wird. Es
gilt, die Ration für die nächsten Stun-
den einzukaufen – Marktfrauen bieten
ihre Waren an – Trockenfisch, Brot und
Wodka ...
Seit der Oberstufe am Wiener The-
resianum war es der große Traum von
Maximilian Horetzky: Einmal mit der le-
gendären Transsibirischen Eisenbahn
– kurz „Transsib“ genannt – zu reisen.
Die Hauptverkehrsachse Russlands, mit
über 9200 Kilometern die längste durch-
gehende Eisenbahnverbindung der Welt,
die Gebiete durchfährt, in denen es im
Winter minus 62 Grad kalt werden kann.
Außergewöhnlich und extrem!
Auch für den Horetzky, Student der Hu-
manmedizin im fünften Jahr, sollte es
eine Reise der Extreme werden.
Der gebürtige Wiener hatte sich für ein
Praktikum an zwei Kliniken im russischen
Omsk beworben – am Spital für Tumor-
chirurgie und an der Klinik für Unfall- und
Battlefield-Surgery („Schlachtfeldchir-
urgie“ klingt martialisch) und einen Teil
seiner Anreise eben mit der Transsibiri-
schen Eisenbahn bewältigt. In Russland
ist doch noch vieles anders: „Gewohnt
habe ich in einem Plattenbau, gemein-
sam mit zwei anderen Männern – der
eine ein Kirgise auf medizinischer Fort-
bildung, der andere ein Russe, der bei
der Kartoffelernte half“, erzählt Horetzky
im Gespräch mit Paracelsus Today. Zu
seinem Praktikum an der Unfallchirurgie
in Omsk befragt, beschreibt der ange-
hende Mediziner den Arbeitsplatz, die
ärztlichen Kollegen mit wohlüberlegten
Worten: Assistenzdienste in OP-Sälen
mit abgesplitterten Kacheln ...
Russische Familien, die oft tagelang vor
dem Krankenhaus im Auto übernachten,
während der Angehörige medizinisch
behandelt wird ...
Russische Chirurgen, die mit ihrer Größe
und Statur sibirischen Bären ähneln und
einen imposanten Eindruck hinterlassen
... Russland ist anders. Noch ein Bei-
spiel: „Eine russische Studentin ist mit
mir OP-Kleidung und einen Mundschutz
kaufen gegangen. Ein Mundschutz, der
hierzulande nach der OP entsorgt wird,
muss dort ein Semester lang halten!“
So überlegt Maximilian Horetzky seinen
Arbeitsalltag beschreibt, so locker wirkt
der Hobby-Segler und Fechter, wenn
er auf die russische Gastfreundschaft
zu sprechen kommt: Mit offenen Armen
habe man ihn empfangen, täglich Einla-
dungen zu Essen und am Wochenende
in eine russische Datscha samt Banja
(Ferienhaus mit russischer Sauna). Nach
dem einmonatigen Praktikum wurde Ho-
retzky von seinem Studien- und Reise-
kollegen Sebastian Pagitsch abgeholt,
und gemeinsam setzten die beiden die
Fahrt mit der Sibirischen Eisenbahn fort.
„Wir hatten Tickets in der dritten Klasse
gebucht, weil wir wie die Russen und
nicht wie Touristen reisen wollten!“, schil-
dert Pagitsch. „Es ist eng in den Abtei-
len, es stinkt und du denkst dir, 40 bis
60 Stunden Zugfahrt – das wird die Höl-
le!“ Mit Reiseführern, Tagebüchern und
mp3-Playern wollten die Studienkollegen
die Zeit in der berühmtesten Eisenbahn
der Welt verbringen, in der Hand hatten
sie diese Reisebegleiter allerdings nie ...
„In den Eisenbahnabteilen spielt sich das
russische Leben ab, wir haben geges-
sen, getrunken und gequatscht – jeder
wollte wissen, woher wir kommen und
was wir machen... Und dann schaust
du wieder eine Stunde lang nur aus dem
Fenster – alles was du siehst sind Birken
und dann wieder ewig lang nur Steppe.
Da geht das Gefühl für Zeit sehr schnell
verloren.“ Aber nicht nur im Zugabteil
der „Transsib“ erlebten die beiden Stu-
denten die Extreme, auch am Baikalsee,
Bestandteil des UNESCO-Weltkulturer-
bes und größtes Süßwasserreservoir der
Erde, beim Ritt auf dem Pferderücken
durch die mongolische Steppe und auf
der Chinesischen Mauer.
Fremde Medizin-
und LebensweltenFaszination Transsibirische Eisenbahn: längste Eisenbahnverbindung der Welt,geschichtsträchtig, einzigartig. Omsk, siebtgrößte Stadt von Russland und Zielpunkt vonMaximilian Horetzky. Der Humanmedizinstudent an der Paracelsus Universität absolviertein Omsk ein Praktikum und erlebte die russische Seele, ehe er mit seinem StudienkollegenSebastian Pagitsch in Shanghai in eine andere Welt eintauchte.
Autorin: Eva Brutmann ∙ Fotos: privat
Paracelsus Today 1/2012 15
Education
Von Russland
nach China: Die
Studienkollegen
Maximilian Horetz-
ky (links im Bild)
und Sebastian Pa-
gitsch bei ihrer ge-
meinsamen Reise
mit der Sibirischen
Eisenbahn.
Dann der wohl größte Kontrast: Vom
Praktikum an der russischen Unfallchir-
urgie mit Basisausstattung in die hoch-
moderne Klinik von Shanghai mit VIP-
Zimmern so groß wie Wohnungen. Auf
die Frage, was die Mediziner in Shanghai
und Russland grundlegend unterschei-
det, sind sich Horetzky und Pagitsch ei-
nig: Die Ärzte in Omsk würden über ein
breites Wissensspektrum verfügen und
müssten mit geringen Mitteln das Ma-
ximum für den Patienten erreichen. Die
Mediziner in Shanghai hingegen seien
spezialisiert auf ein Fachgebiet, das sie
ständig betreuen. Auch hier führen die
beiden Studenten ein Beispiel an: „Ein
gewisser Professor Wang hat uns zu ei-
ner Gallenblasen-Operation mitgenom-
men und behauptet, dass er die Gallen-
blase in neun Minuten entfernen könne.
Das war für uns unvorstellbar und wir
haben die Zeit gestoppt. Tatsächlich
war der Mann nach neun Minuten und
20 Sekunden fertig und verließ den Ope-
rationssaal. Er macht 20 dieser Gallen-
Operationen am Tag!“
Extrem empfanden Maximilian Ho-
retzky und Sebastian Pagitsch auch
den Unterschied zwischen Russland
und China im privaten Bereich: Von der
russischen Gastfreundschaft zur chine-
sischen Distanziertheit. „Während des
Praktikums hatten wir nur Kontakt zu
anderen ausländischen Studenten oder
Ärzten, nie zu den chinesischen!“ Kon-
traste, Eindrücke und Erfahrungen, die
ein Leben lang in Erinnerung bleiben,
nehmen die beiden Mediziner-Kollegen
und Freunde von ihrer beeindrucken-
den Reise und den Aufenthalten in den
Kliniken mit nach Hause. Sebastian Pa-
gitsch flog vom Praktikum in Shanghai
anschließend nach Thailand weiter und
erlebte nochmals extreme Wochen in
der Zeit der Flutkatastrophe im Okto-
ber 2011. Vom Dienst im einzigen noch
nicht überfluteten Krankenhaus in Bang-
kok bis zu dramatischen Hilfseinsätzen:
Paracelsus Today wird im nächsten Heft
berichten. •
Gegensätzli-
che Erlebnisse:
Gastfreundschaft
und medizini-
sche Allrounder
in Russland.
Distanziertheit und
Fachspezialisten
in China.
16 1/2012 Paracelsus Today
Alumni
Begründer des Fachs als eigenständige
Wissenschaft, weil er die Pathologie,
Physiologie und Histologie in der Au-
genheilkunde angewendet hat, war ihr
Ururgroßvater. Von 1856 bis 1883 leite-
te er die Augenklinik an der Universität
in Wien, dort ist sogar im 16. Wiener
Gemeindebezirk eine Gasse nach ihm
benannt. Weltweite Verbreitung fand
vor allem eines seiner Lehrbücher „Die
Krankheiten des Auges für prakti-
sche Ärzte“ – ein wichtiges Buch
auch in der Bibliothek der Familie
in Rauris, in dem die Ururenkelin
schon als Kind geblättert hat.
Man kann also nicht umhin, das
doch als schicksalhaften Fingerzeig
für den beruflichen Werdegang der spä-
teren Augenärztin zu sehen – vielleicht
auch genetisch bedingt … Jedenfalls
kam der 23-Jährigen Magistra juris das
Medizinstudium an der Paracelsus Uni-
versität aufgrund der verkürzten Studi-
enzeit sehr gelegen: „Ich war ja schon
älter, daher wollte ich möglichst schnell
mit dem Medizinstudium beginnen, um
früher fertig zu werden“. Das schaffte sie
zielstrebig und absolvierte gleichzeitig
auch noch das Jus-Doktoratsstudium,
was nicht immer einfach war: „Freizeit
hatte ich wenig, aber das war mir von
Anfang an bewusst, sagt Arlt. Nach Fa-
mulaturen, unter anderem an der Uni-
Der menschliche Körper ist
dazu da, die Augen spa-
zieren zu führen …“. Die-
ser plakative Satz stammt
zwar nicht von Eva-Maria Arlt – aber,
so sagt sie lachend, „als Augenärztin
muss man ihm natürlich beipflichten“.
Die 30-Jährige Jungmedizinerin aus
Rauris absolviert gerade ihre Facharzt-
ausbildung an der Universitätsklinik für
Augenheilkunde und Optometrie in Salz-
burg; derzeit arbeitet sie vor allem in der
Ambulanz. 2010 hat Arlt an der Paracel-
sus Universität promoviert, das ist zwar
erst zwei Jahre her, aber die Studienzeit
kommt ihr eher weit weg vor, „weil die
Zeit so schnell voran schreitet und einen
die Arbeit so in ihrem Bann hält“. Für das
Fachgebiet hat sich Arlt entschieden,
„weil mich die Augen und ihre Ästhetik
immer schon interessiert haben. Meine
erste Famulatur nach dem ersten Studi-
enjahr war daher an der Augenklinik, ich
wollte mir das einmal anschauen, fand es
sehr spannend und hab mich auch ent-
schieden, dort das Forschungstrimester
zu absolvieren. Die Augenheilkunde hat
ja den konservativen Aspekt ebenso wie
den chirurgischen, das haben nicht alle
Fächer. Und es gibt da auch noch eine
kleine Vorgeschichte ...“, davon soll spä-
ter noch die Rede sein, aber zunächst
war ja das Medizinstudium gar nicht von
Anfang an geplant.
Am Anfang stand die Unsicherheit
der Maturantin mit Auszeichnung, was
denn nun das passende Studium für sie
sein könnte. „Ich hab auch an Medizin
gedacht, aber davon muss man 100%ig
überzeugt sein und das war ich damals
noch nicht.“ Zu viele andere Interessen
standen dem gegenüber, die Liebe zur
Literatur und zu Sprachen vor allem.
Schon als Kind hatte ihre Mutter sie zu
den „Störlesungen“ bei den Rauriser
Literaturtagen mitgenommen, die Be-
gegnung mit berühmten Autoren wirkt
noch heute nach und von dort stammt
wohl auch die ungebrochene Leselust.
Germanistik war also eine Möglichkeit,
das Wirtschaftsstudium eine andere. Die
Wahl fiel schließlich auf das Studium der
Jurisprudenz, mit ausgeprägtem Sinn für
das Wahlfach Gerichtsmedizin im zwei-
ten und dritten Studienabschnitt. „Diese
Vorlesungen fand ich sehr spannend, vor
allem im letzten Studienjahr die Übungen
zur postmortalen Befunderhebung. Das
war eigentlich für mich der Grund, da-
nach ein Medizinstudium anzufangen“.
Vielleicht spielte bei diesem Entschluss
aber auch die „kleine Vorgeschichte“
eine Rolle, die Eva-Maria Arlt nur ganz
nebenbei erwähnt. Sie trägt nämlich ei-
nen großen Namen, der jedem Augen-
arzt geläufig sein dürfte: Der berühmte
österreichisch-böhmische Augenarzt
und Chirurg Ferdinand von Arlt, einer der
Wie bei Humanmedizin-Absolventin Eva-Maria Arlt die Faszination der Augen über Recht undUnrecht, die dunklen Ecken unserer Gesellschaft und die Liebe zur Literatur gesiegt hat.
Autorin: Ilse Spadlinek · Foto: Paracelsus Uni/wild+team
„Erst das Augeerschafft die Welt!“(Christian Morgenstern)
Alumni
versitätsaugenklinik in Tübingen und
am Moorfields Eye Hospital in London,
weckte das Forschungstrimester an
der Salzburger Universitätsaugenklinik
die Lust auf Forschung. „Ich habe an
einer klinischen Studie mitgearbeitet, in
der die Effekte einer State-of-the-Art-
Glaukomtherapie auf die retinale Gefäß-
reaktion und Durchblutung untersucht
wurden, das war auch meine Diplom-
arbeit“. Weil aber die Gerichtsmedizin
immer noch eine starke Faszination auf
Arlt ausübte, folgte nach dem Studium
ein Jahr als Assistenzärztin für Gerichts-
medizin in Salzburg und Linz, unter der
Obhut der renommierten Gerichtsmedi-
zinerin Edith Tutsch-Bauer. „Man betritt
hier Welten, die man sonst nie betreten
hat. Täglich schaut man in Abgründe,
man sieht schlimme Unfälle und wird mit
unglaublichen Schicksalen konfrontiert.
Das ist körperlich und seelisch ungemein
fordernd“, so Arlt. Letztlich traf sie aber
dann doch eine andere Entscheidung
– und an der Universitätsaugenklinik
in Salzburg nahm man sie mit Freuden
wieder auf. Doktorvater Herbert Reit-
samer beschreibt die junge Kollegin als
„zielstrebig und ehrgeizig, aber auf ihre
Art, ohne jede Ellbogentechnik. Wenn
sie sich für etwas interessiert, dann blit-
zen ihre Augen auf eine gewisse Art, und
schon am nächsten Tag hat sie sich in
die Sache eingelesen und weiß unglaub-
lich viel darüber. Sie ist besonnen und
eher zurückhaltend, im Team extrem be-
liebt und mit den Patienten warmherzig
und geduldig“.
Für den respektvollen Umgang mit
den Patienten fühlt sich Eva-Maria Arlt
auch durch das Medizinstudium sehr gut
vorbereitet, wie sie betont. Derzeit arbei-
tet sie vor allem in der Ambulanz der Au-
Paracelsus Today 1/2012 17
genklinik, ist mit dem Management bei
Entzündungen betraut, stellt Diagnosen
und führt kleinere Eingriffe durch, „noch
unter der Aufsicht des Oberarztes“. Sie
ist als Assistenzärztin auch in der Tages-
klinik und auf der Station eingeteilt und
für die Vor- und Nachuntersuchung bei
Kataraktoperationen zuständig. Täglich
werden hier zehn bis fünfzehn Patienten
entlassen. „Ein Wermutstropfen ist da-
bei, immer zu wenig Zeit zu haben, um
ihnen alles so ausführlich zu erklären,
wie ich und sicherlich auch die Patienten
es gerne hätten“, bedauert sie.
Neben ihrer Arbeit in der Ambulanz ist
Assistenzärztin Arlt auch mit der Daten-
auswertung und Nachkontrolle einer be-
stimmten Patientengruppe beschäftigt.
Und zwar mit Patienten, die vor Jahren
wegen sehr hoher Kurzsichtigkeit quasi
als „lebendige“ Kontaktlinse“ einen Len-
tikel aus Spenderhornhaut aufgenäht
bekommen haben, der mittlerweile bei
einigen von ihnen bei Kataract-Operati-
onen (grauer Star) wieder entfernt wur-
de. Jetzt geht es um die Auswertung der
Sehkraft vor und nach den Eingriffen und
auch um Auswertung der Patientenzu-
friedenheit. Klinische Forschungsarbeit
ist das, die vorwiegend in der Freizeit
geleistet wird. Aber daran ist Arlt ge-
wöhnt, sie sieht ihre Zukunft dennoch
am liebsten im „klinischen Set-
ting“. Dort will sie auch weiter-
hin Patientenversorgung und
Forschung unter einen Hut
bringen – und es schaffen,
immer auch noch genü-
gend Zeit für ihr liebstes
Hobby, das Lesen, zu ha-
ben. Zum Beispiel für die
Bücher des Autors Ferdi-
nand von Schirach, der als
Strafverteidiger – wie die
Gerichtsmedizin – auch „in
die dunklen Ecken unserer
Gesellschaft“ sieht … •
18 1/2012 Paracelsus Today
Outside
Traditionell nicht immer be-
liebt, oft unterschätzt, und
doch die Eintrittskarte in
eine faszinierende Welt:
Wenn zu Beginn des Medizinstudiums
unter anderem biologische, physikali-
sche und chemische Grundlagen auf
dem Studienplan standen, schieden
sich in der Vergangenheit nicht selten die
Geister. Doch an der Paracelsus Uni geht
es auch anders. Besser, interessanter,
vernetzter. Fakt ist aber immer noch: Im
ersten Studienjahr und speziell im Kurs
„Medizinische Basiswissenschaften“
wird eine unverzichtbare Grundlage für
das Studium gelegt. „Dieses erste Jahr
legt eigentlich das Fundament des Ge-
bäudes“, findet auch Peter Kainz. Und
der studierte Biologe und Biochemiker,
der bereits viermal von den Studieren-
den der Paracelsus Uni zum „Teacher of
the Year“ gekürt worden ist, weiß wovon
er spricht. Seit einigen Monaten kann
Kainz dieses Wissen auch in einer neuen
Funktion gut gebrauchen: Als Gesamt-
verantwortlicher für die Lehre im ersten
Humanmedizin-Studienjahr und als Ko-
ordinator der dafür essenziellen Zusam-
menarbeit der Paracelsus Universität auf
der einen und der Naturwissenschaft-
lichen Fakultät (NaWi) der Universität
Salzburg auf der anderen Seite.
„Es ist eine tolle Herausforderung, da
ein bisschen lenkend eingreifen zu kön-
nen“, sagt der gebürtige Lienzer, und
berichtet von seinen Erfahrungen mit
Studierenden aus höheren Semestern.
Egal, ob Pharmakologie oder Molekula-
re Medizin – die zentrale Bedeutung des
Verständnisses biochemischer Grund-
prozesse würde spätestens im weite-
ren Fortgang des Studiums vielen klar
werden. Kainz: „Wenn das nicht sitzt,
dann wackelt das ganze Gebäude.“ Der
59-Jährige Vollblut-Lehrer, der via Email
auch spätabends noch für Fragen seiner
Studierenden zur Verfügung steht („mich
freut es, wenn sich manche um elf am
Abend mit einem Problem auseinander
setzen“), unterrichtet selbst primär Bio-
chemie, aber auch Teilbereiche der Bio-
logie für Mediziner. In seiner Eigenschaft
als gesamtverantwortlicher Koordina-
tor greift der Assistenzprofessor aber
auch in anderen Fächern ein, wenn der
Schuh drückt. Ein Beispiel: Es gelang,
einen neuen Chemieprofessor zu finden.
Gleichzeitig ist die Chemie zu Guns-
ten der Biochemie etwas abgespeckt
worden. Und dass die Professoren ihre
Lehrinhalte mittlerweile besser unterein-
ander koordinieren, ist ebenfalls Kainz’
Verdienst.
Win-Win-Situation. Die – übrigens ver-
traglich fixierte – Kooperation zwischen
den beiden Institutionen beschränkt sich
indes keineswegs „nur“ auf den Unter-
richt für Humanmedizin-Studierende
durch NaWi-Professoren im Kurs „Medi-
zinische Basiswissenschaften“. Vielmehr
erstreckt sich die enge Zusammenarbeit
auch auf die Forschung – inklusive Nut-
zung gemeinsamer Infrastruktur – und
die Lehre im Rahmen der postgraduel-
len Studiengänge der Paracelsus Uni.
Tobias Kiesslich, als Programmdirektor
für die Zusammenarbeit im Rahmen
der postgraduellen Studien Dr. Scient.
med. für Medizinische Wissenschaften
und Ph.D. für Molekulare Medizin ver-
antwortlich: „Die Zusammenarbeit hat
sich in den vergangenen Jahren aus-
gezeichnet bewährt und wir freuen uns,
auf die Erfahrung und Kompetenz der
Kollegen an der NaWi zurückgreifen zu
können.“ Nicht zuletzt die thematische
Vielfalt des an der NaWi angebotenen
Veranstaltungsspektrums würde den
Studierenden hinsichtlich einer Spe-
zialisierung im Rahmen ihrer Dissertation
viel Wahlfreiheit einräumen, so Kiesslich.
Und im Gegenzug profitieren auch die
Studierenden der Universität Salzburg.
So ist beispielsweise die „Ringvorlesung
Molekulare Medizin“ nunmehr auch eine
Pflichtlehrveranstaltung für Master-Stu-
dierende der Studienrichtung Molekulare
„Ich freue mich,wenn die Zahnräderineinander greifen.“
Univ.-Prof. Dr. Peter Kainz,
Kurskoordinator für medizinische
Basiswissenschaften an der
Paracelsus Universität
EinkoordinierterErfolg
Ein Lehrer, wie er im Buche steht. Und ein Profi an derSchnittstelle zwischen zwei Unis auf Augenhöhe: Peter Kainz.
Autor: Andreas Aichinger ∙ Fotos: Paracelsus Uni, Universität Salzburg
So schmeckt Österreich!
100%
BIO
Braukunst auf höchster Stu fe .
Die Naturwis-
senschaftliche
Fakultät der Uni-
versität Salzburg
und die Paracel-
sus Universität
kooperieren seit
2003 in Lehre
und Forschung.
„Die Paracelsus Uni istinzwischen nicht mehr diekleine Schwester der großenUni Salzburg.“
Univ.-Prof. Dr. Heinrich Schmidinger,
Rektor der Universität Salzburg
Biowissenschaften der PLUS. Koordina-
tor Kainz: „Das finde ich ganz toll, weil
da Doktoren der Paracelsus Uni von
ihren aktuellen Forschungsergebnissen
berichten und dieses Wissen jetzt auch
NaWi-Studierenden zugänglich gemacht
wird.“ Last but not least unterrichten
auch Lehrende von der Paracelsus Uni
an der NaWi.
Auf Augenhöhe. „Nach insgesamt sie-
ben Jahren Kooperation kann man Re-
sümee ziehen und wohl sagen, dass die
Zusammenarbeit gut und konstruktiv
gelungen ist“, bestätigt auch Heinrich
Schmidinger, der Rektor der Universität
Salzburg. Beide Seiten hätten davon
profitiert, so der Präsident der Universi-
tätenkonferenz. Mehr noch: „Die Para-
celsus Uni ist inzwischen nicht mehr die
kleine Schwester der großen Uni Salz-
burg. Sie hat sich in den letzten Jahren
– was die Forschungsleistungen betrifft
– nicht nur an die Spitze der Privatuni-
versitäten in Österreich gestellt, sondern
ist für die Naturwissenschaftliche Fa-
kultät zu einer Partnerin auf Augenhöhe
avanciert.“ Gerade die neuen, zukunfts-
trächtigen Projekte, die vor allem auf
Forschungsebene bereits gemeinsam
angedacht seien, würden das zusätz-
lich bestätigen. Schmidingers Fazit: „Im
Sinne des gemeinsamen Uni-Standorts
Salzburg können beide Seiten nicht
mehr aufeinander verzichten.“ •
20 1/2012 Paracelsus Today
Research
Es ist ein Kreuz mit der Sehne:
Ein vergleichsweise unspek-
takuläres Gewebe, aber für
unseren Bewegungsapparat
absolut essenziell. Ein Gewebe, das Ver-
letzungen und Abnutzungserscheinun-
gen ausgesetzt ist, bei einer gleichzeitig
schlechten Regenerationsfähigkeit. Und
es handelt sich um ein bis dato sträflich
unterschätztes Gewebe, zu dem nur we-
nig Grundlagenforschung betrieben wur-
de. „Die Sehne wird als eher langweili-
ges Gewebe angesehen“, bestätigt auch
Hans-Christian Bauer das weit verbreite-
te Vorurteil. Die Folge: „Die Publikations-
tätigkeit im Bereich Knochen und Knor-
pel ist im Vergleich ungefähr zehnmal so
hoch.“ Doch der Zell- und Entwicklungs-
biologe, der sich in den letzten Jahren
intensiv mit der Materie beschäftigt hat
und als einer der Vorreiter der einschlä-
gigen Forschung gilt, weiß längst: Das
vermeintlich langweilige Gewebe hat es
in Wahrheit in sich. Wahre Schätze der
Medizinwissenschaft könnten hier noch
vor sich hinschlummern.
Diese Schätze will Bauer jetzt mit sei-
nem Team heben. Und das in deutlich
professionellerem und größerem Maß-
stab, als das seiner kleinen Arbeits-
gruppe bisher möglich gewesen war:
Nämlich an der Spitze des neuen Insti-
tuts für Sehnen- und Knochenregenera-
tion der Paracelsus Universität, das im
neuen Forschungsgebäude Platz finden
wird. Den Stein hatte übrigens Dietrich
Mateschitz, der gerade seine 30-milli-
Sehne sucht
ForscherSehnen sind ein Stiefkind der medizinischen Forschung.Aber nicht mehr lange. Die Paracelsus Uni gibt mit einem neuenInstitut für Sehnen- und Knochenregeneration die Richtung vor.Autor: Andreas Aichinger ∙ Fotos: Paracelsus Uni/wild+team
ardste Red Bull-Dose verkauft hatte, ins
Rollen gebracht und seine Geschäfts-
partner Rauch (Abfüller) und Rexam
(Dosenproduzent) dafür begeistert, statt
in eine vergängliche Feier lieber in einen
Forschungslehrstuhl auf Top-Niveau mit
großem wissenschaftlichen Potenzial an
der Paracelsus Uni zu investieren. Im-
merhin könnten Fortschritte eines Tages
einer großen Anzahl von Patienten – vom
Unfallopfer bis hin zu Senioren mit de-
generativen Abnutzungserscheinungen
– zugute kommen. Und der frisch geba-
ckene Institutschef Hans Christian Bauer
kann nun mit kräftiger finanzieller Unter-
stützung weiter arbeiten.
Forschung statt Feier. Knapp 1,8 Mil-
lionen Euro für zunächst fünf Jahre
stehen dank der großzügigen Spende
der drei Firmen zur Verfügung. Jürgen
Rauch, dessen Familienunternehmen
seit 24 Jahren in enger Verbindung zu
Red Bull steht: „Ich bin sehr stolz, das
Institut für Sehnen- und Knochenrege-
neration unterstützen zu dürfen und hof-
fe auf ergiebigen Forschungsoutput in
den nächsten Jahren.“ Und auch Seth
Marthinsson von Rexam unterstrich an-
lässlich der Vorstellung des Instituts die
Bedeutung sozialen Engagements für
sein Unternehmen: „Rexam ist stolz,
diese wertvolle Forschungsarbeit zu un-
terstützen, die sich neuen Konzepten
und Strategien zur Erweiterung des Be-
reiches Orthopädie und Unfallchirurgie
widmen wird.“ Und was sagt der ange-
hende Institutsleiter zu seinen so nicht
vorhersehbaren „Vaterfreuden“? Hans-
Christian Bauer: „Es ist für mich natür-
lich spannend, weil das sehr unerwartet
kam. Es ist eine große Chance und eine
Herausforderung, etwas zu machen, das
wirklich neu ist.“
Stammzellen in Sehnen gefunden.
Was aber ist das wirklich Neue? Bauer:
„Wir haben begonnen, mit diesen Seh-
Mit der Ent-
deckung von
Stammzellen in
Sehnen wurde die
Grundlage für die
Erforschung der
Sehnenregenera-
tion gelegt.
Research
Paracelsus Today 1/2012 21
nenzellen zu arbeiten und sie zu cha-
rakterisieren. Dabei haben wir bemerkt,
dass sie Vorläuferzellen respektive adul-
te Stammzellen – je nachdem wie vor-
sichtig man das formuliert – enthalten,
die sehr flexibel sind.“ Genau das aber
rückt das Ziel einer Sehnenregeneration
zumindest theoretisch in Reichweite.
Dass diese Zellen „sehr ursprüngliche“
Stammzelleneigenschaften aufweisen,
sich in alle drei Keimblätter ausdifferen-
zieren können und dazu auch sehr gut
in Zellkulturen isolieren lassen, macht sie
nur noch interessanter. Ein überraschen-
des Ergebnis für den Grundlagenfor-
scher? Bauer: „Ja, sehr überraschend,
dass man das ausgerechnet in der Seh-
ne findet.“ Aber können gewebseigene
Stammzellen überhaupt für die Regene-
ration aktiviert werden? Hans-Christian
Bauer: „Wir wissen nach wie vor nicht,
wie Sehnen regenerieren. Aber es ist un-
ser großes Ziel, die Regeneration zu er-
forschen und Methoden zu entwickeln,
damit Sehnen besser heilen.“
Reschs Rolle. Das neue Institut trägt
unverkennbar auch die Handschrift von
Rektor Herbert Resch, einem interna-
tional renommierten Unfallchirurgen und
Schulterspezialisten. Resch hatte nicht
nur den ursprünglich von der Universi-
tät Salzburg kommenden Zellbiologen
zur Sehnenforschung ermutigt und in
der Folge intensiv mit dem Grundlagen-
forscher zusammengearbeitet, sondern
wird auch selbst dem Forschungsteam
des neuen Instituts angehören. Bauer:
Das For-
schungsteam
des Instituts für
Sehnen- und
Knochenregene-
ration (v.l.n.r.): Dr.
Andrea Wagner,
Dr. Herbert Temp-
fer, Dr. Christine
Lehner, Rektor
Univ.-Prof. Dr.
Herbert Resch,
Institutsvorstand
Dr. Hans-Christian
Bauer, Dr. Renate
Gehwolf und Dr.
Corinna Hirzinger.
„Das macht es spannend. Und das ist
auch eine Herausforderung, weil er ganz
einfache Fragen stellt, die aber schwer
zu beantworten sind.“ Und der Kliniker
war es auch, der dem Forscher mit ei-
nem anschaulichen Beispiel die Bedeu-
tung seiner Arbeit für die Lebensqualität
vor allem älterer Menschen vor Augen
geführt hat: „Als Beispiel erzählt er uns
immer, dass es für Patienten mit Schul-
terproblemen oft schon einen Quanten-
sprung darstellt, ihr Kaffeehäferl statt
zehn Zentimeter, in Zukunft 40 Zenti-
meter anheben zu können.“ Apropos
Lebensqualität: Jenseits der Sehnenthe-
matik zählen schlecht heilende Brüche
oder der krebsbedingte Verlust von
Stützgewebe zu den in Aussicht genom-
menen klinischen Anwendungen.
Beachtliche Resonanz. In Fachkreisen
haben die Entwicklungen an der Para-
celsus Universität indes eine beachtliche
Resonanz hervorgerufen. Bauers Erklä-
rung: „Es ist neu, für die Sehnen- und
Knochenforschung ein eigenes Institut
zu haben.“ Und auch die Verbindung
vom Labor zum Patienten ließe sich in
diesem Fall besonders anschaulich ver-
mitteln. Dass Bauer und seinen zunächst
fünf wissenschaftlichen Mitarbeitern („wir
werden wachsen, wir haben jetzt schon
so viele Anfragen, dass ich jede Woche
jemanden neu einstellen könnte“) jetzt
dank der Mäzene ausreichend Raum
und Top-Equipment zur Verfügung ste-
hen wird, ermöglicht auch zusätzliche
Synergien. Etwa mit Ludwig Aigner und
seinem Institut für Molekulare Regenera-
tive Medizin: „Wir haben methodisch vie-
le Überlappungen und teilen uns schon
jetzt die Zellkultur.“ Mit den Patienten,
denen durch seine Forschungsarbeit
einst geholfen werden soll, teilt der an-
gehende Institutsleiter übrigens derzeit
auch etwas: starke Schmerzen in der
Schulter. Auch Top-Forscher fahren eben
manchmal zu schnell mit dem Fahrrad. •
Ziel der Grund-
lagenforschung
ist das Wohl der
Patienten - Red
Bull unterstützt
diese Anstren-
gung großzügig.
22 1/2012 Paracelsus Today
Body-Check
OsteoporoseOsteoporose ist eine Störungim Knochenstoffwechsel, durchdie es zu einem Verlust vonKnochenmasse kommt.Klinisch wird zwischenOsteopenie, Osteoporoseund schwerer (manifester)Osteoporose, bei bereitsvorliegenden Brüchen,unterschieden. In Österreichleiden 600.000 bis 700.000Menschen an Osteoporose undetwa ein Drittel aller Frauennach dem Wechsel ist davonbetroffen.Autorin: Anna Maria Mühlfellner
Fotos: Paracelsus Uni/wild+team, istock
SKnochenbrüche nach Bagatellverletzun-
gen sind häufig das erste Symptom. Ver-
formungen der Wirbelsäule infolge von
Wirbelkörpereinbrüchen äußern sich in
Form unspezifischer Rückenschmerzen,
welche auf Verspannungen der Musku-
latur als Folge der Änderung des Zu-
sammenspiels der Weichteile beruhen.
Weitere Symptome sind der Körpergrö-
ßenverlust, der Rundrücken („Witwenbu-
ckel“), das „Tannenbaumphänomen“ mit
seinen Hautquerfalten am Stamm und
der typische „Kugelbauch“.
D TDie Knochendichtemessung erfolgt mit-
tels Densitometrie. Liegt eine Osteoporo-
se vor, ist eine medikamentöse Therapie
unumgänglich. Auf Zufuhr von Kalzium
unter gleichzeitig adäquater Vitamin-D-
Aufnahme sollte geachtet werden. Zur
Schmerzreduktion nimmt die physika-
lische Medizin einen hohen Stellenwert
ein. Passive und aktive Maßnahmen
wie Massage, Thermotherapie, Elektro-
therapie, manuelle Medizin und Physio-
therapie können schmerzhafte Muskel-
verspannungen lösen und muskuläres
Ungleichgewicht durch Fehlhaltungen
korrigieren. Ganzkörpervibrationstraining
als Prophylaxe wird in einer Studie an un-
serer Klinik gerade getestet.
PIm Kindes- und Jugendalter sollte das
Erlangen einer hohen Knochendichte
durch sportliche Aktivitäten und Zufuhr
kalziumreicher Ernährung angestrebt
werden. In der zweiten Lebenshälfte
bzw. nach der Menopause kann dem
Knochenabbau durch Trainieren aller
großen Muskelgruppen in Form aeroben
Ausdauertrainings und Krafttrainings,
angepasst an das individuelle Leistungs-
niveau, entgegengewirkt werden. Bei
manifester Osteoporose sollte durch
Gleichgewichtsübungen, Thai-Chi oder
Bewegungstherapie im Wasser die Ba-
lance gefördert und das Sturzrisiko ver-
ringert werden. Risikofaktoren wie über-
mäßiger Alkoholkonsum, rauchen und
Untergewicht sollten vermieden werden.
Dr. Anna Maria Mühlfellner ist Assis-tenzärztin an der Universitätsklinik fürPhysikalische Medizin und Rehabilitati-on in Salzburg. Zu ihrem täglichen Auf-gabengebiet gehört die klinisch struk-turierte Untersuchung von Patientenmit unterschiedlichen Beschwerdenund Erkrankungen des Bewegungsap-parates. Zur gezielten Behandlung istdabei das Erstellen eines individuell aufden Patienten abgestimmten Therapie-und Trainingskonzeptes erforderlich.Um wissenschaftlich tätig zu sein hatsie das Studium „Principles and Practi-ce of Clinical Research“ an der HarvardUniversität im letzten Jahr erfolgreichabgeschlossen.
Erratum
Frau Dr. Elisabeth Pointner, die Autorin desBeitrages „Männer müssen schnarchen …“ inunserer letzten Ausgabe, wurde bei der Perso-nenbeschreibung irrtümlicherweise als Frau Dr.Zott-Oppeneiger geführt. Wir möchten uns fürdiesen Fehler ausdrücklich entschuldigen.
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24 1/2012 Paracelsus Today
Very Personal
Vorschusslorbeeren können
belasten, doch Gaggl hat
damit kein Problem. Es ist
schon erstaunlich, wie der
44-Jährige Belastungen wegsteckt. Vor
dem Interview mit Paracelsus Today bie-
tet ein ausgeschlafen wirkender, gut ge-
launter, dynamischer Arzt im besten Alter
zunächst frischen Kaffee an, ehe er auf
dem Sessel einer gemütlich wirkenden
Sitzecke im kleinen Chefzimmer Platz
nimmt und der Fragen harrt. Erst im Ver-
lauf des Gesprächs erwähnt Gaggl, dass
er am Abend zuvor bis zwei Uhr nachts
mit Kolleginnen und Kollegen eine acht-
stündige Operation durchführte. Und in
der Früh noch eine dreistündige... Viel
Zeit zum Schlafen blieb wohl nicht.
„Ich bin ein Arbeitsmensch, die Chirur-
gie ist meine Leidenschaft.“ Diesen Satz
kauft man dem „doppelten Doktor“ mit
jeder Gesprächsminute mehr ab. Nach
dem Medizinstudium in Innsbruck folgte
die Facharztausbildung und Habilitation
in Graz, ehe er im Landeskrankenhaus
in Klagenfurt acht Jahre an der Abteilung
für Mund,- Kiefer- und Gesichtschirurgie
tätig war. Geboren wurde Gaggl übrigens
in München, sein Vater ist Kärntner, seine
Mutter kommt aus der Steiermark. Vom
Dialekt wähnt man sich zuweilen einem
waschechten Bayern gegenüber – das
dürfte sich in Salzburg aber in der Zu-
Wenn ein Oberarzt von einer Klinik in eine andere wechselt, ist diese berufliche Veränderungösterreichischen Tageszeitungen im Normalfall eine kleine Notiz wert – oft auch nicht.Die Kleine Zeitung in Kärnten hat dem beruflichen Wechsel eines Oberarztes im Landes-krankenhaus Klagenfurt fast eine Seite gewidmet. Das ist ein – zumindest medialer – kleinerRitterschlag für den betroffenen Arzt Alexander Gaggl. Er leitet seit nun eineinhalb Jahren dieUniversitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie in Salzburg.
Arbeitsmensch, Kiefer künstler
Autor: Gottfried Stienen
Foto: Paracelsus
Uni/wild+team
Paracelsus Today 1/2012 25
Very Personal
kunft wohl ändern. Die Fußstapfen sei-
nes Vorgängers Christian Krenkel sind
groß, er galt als Pionier in diesem Fach.
Dazu typisch Gaggl ohne Überheblich-
keit: „Ich habe ein kompetentes Team,
und alle sind hoch motiviert.“ Gaggl
selbst bezeichnet sich als Teamplayer,
denn nur so könne man vieles bewegen.
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist
in der Gesichtschirurgie fast logisch, die
Techniken im „Modellieren von Gesich-
tern“ revolutionär. Nach Tumorerkran-
kungen müssen oft Teile des Kieferkno-
chens entfernt und „ersetzt“ werden. Auf
3-D-Modellen werden die neuen Kiefer-
teile geplant. Die Präzision ist unglaublich
und optimal für den Patienten. Auch das
Gewebe wird transplantiert, die Funktio-
nen von Gesichtsmuskeln können immer
besser wieder hergestellt werden. „Das
ist alles ein Eingriff in die Persönlichkeit
des Patienten und wir können immer
mehr anbieten“, kommentiert Gaggl
seine „künstlerischen Eingriffe“ am OP-
Tisch. Man dürfe nicht vergessen, in
welche schwierigen Situationen die Pa-
tienten geraten. „Manche können nicht
schlucken, einige müssen wieder reden
lernen. Logopäden und Psychologen ge-
hören auch zum Ärzteteam. „Ich rede viel
vor dem Eingriff mit meinen Patienten,
gebe ihnen Zuversicht. Ich will bei den
Patienten Verständnis schaffen und ih-
nen das Gefühl geben, dass ich von allen
Möglichkeiten die beste wähle“, erzählt
Gaggl. „Oft sind mehrere Eingriffe not-
wendig; wir Kieferchirurgen begleiten un-
sere Patienten zuweilen eine lange Zeit.
Ich will aber immer, dass der Patient mit
entscheidet und sich ein optimales Ver-
trauensverhältnis aufbaut.“ Schließlich
gehe man gemeinsam einen zuweilen
schwierigen Weg.
Gaggl ist auch stolz auf eine Spezial-
Ambulanz an der Universitätsklinik, wo
Kinder, die mit Lippen-Kiefer-Gaumen-
spalten zur Welt kommen, behandelt
werden. Eines von 2000 Babies wird
mit dieser Fehlbildung geboren. Wir be-
gleiten die Kinder jahrelang und wissen
daher viel über die Familie und deren
Leben“, sagt Gaggl, der mit dem lei-
tenden Oberarzt Peter Schachner ei-
nen ausgewiesenen Experten dafür im
Team hat. Emotionen sind immer wieder
im Spiel, besonders bei Kindern. Es sei
hart, Tumorpatienten unter 20 Jahren zu
behandeln. Man müsse lernen, damit
als Arzt umgehen zu können. Er müsse
wissen, immer das bestmögliche getan
zu haben. Dies sei hilfreich. Den Aus-
gleich vom Beruf findet Gaggl im Sport:
Er radelt gerne (auch in die Arbeit, „eh
nur zehn Minuten“) und spielt Eishockey
(no na, ein „halber Kärntner“) und Fuß-
ball. „Leider viel zu selten, es fehlt mir
die Zeit.“ Aber den Teamgeist in diesen
Sportarten genießt Gaggl bei jeder Gele-
genheit in vollen Zügen.
Stichwort Zeit: Wer mit nur vier Stun-
den Schlaf täglich sein Auslangen fin-
det, hat ohnehin genug Zeit zum Arbei-
ten, könnte man ironisch sagen. Gaggl
tut dies tatsächlich. Er forscht, und er
forscht gerne: „Ich bin ein Wochenend-
und Abendforscher. Spitzenmedizin ist
nur durch Forschung möglich, und in
iefer künstler, TeamplayerSalzburg wurde durch die Gründung der
Paracelsus Universität alles auf univer-
sitäre Beine gestellt,“ sagt Gaggl. Das
habe ihn gereizt, die Gestaltungs- und
Entfaltungsmöglichkeiten in Salzburg.
Die Studenten erlebe er sehr engagiert.
Es sei richtig, in junge Leute zu investie-
ren und zu hoch qualifizierten Medizinern
auszubilden. Mit der Mayo Clinic verbin-
de ihn gemeinsames Forschungsinteres-
se. Von 2009 bis 2011 wurde ein Projekt
in einer Kooperation abgewickelt, und
bei einem interdisziplinären Symposium
in Salzburg waren namhafte Gäste aus
der Mayo Clinic, etwa Allan T. Bishop
von der Orthopädie, an der Salzach.
„Ich ziehe meine Kraft aus der Ar-
beit“, meint Gaggl und beginnt zugleich
wieder von seiner Klinik zu schwärmen.
Alle 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
seien großartig, zudem habe er zahlrei-
che Spezialisten im Team und ein tolles
Arbeitsklima. Das Verständnis seiner Fa-
milie (Gaggl hat zwei Töchter) sei hun-
dertprozentig gegeben, seine Frau wisse
als Allgemeinmedizinerin ohnehin über
diesen Beruf und die Anforderungen Be-
scheid.
Für die Zukunft der Gesichtschirurgie
sieht Gaggl den Fokus auf navigations-
gestützte Operationen und insgesamt
noch mehr technische Möglichkeiten,
einen Puzzlestein zum anderen hinzu-
zufügen. Die Klinik wolle interdisziplinär
Top-Leistungen bei rekonstruktiv-chir-
urgischen Wiederherstellungsverfahren
erzielen – in Zusammenarbeit mit onko-
logisch und chirurgisch tätigen Klinken in
Salzburg. Zudem freue er sich auf das
neue Kopfzentrum am Universitätsklini-
kum, die Fertigstellung ist für 2016 ge-
plant. Dann sollten dem Meister der Ge-
sichtschirurgie noch viele Meisterstücke
gelingen – zum Wohle der Patienten. •
„Spitzenmedizin ist nurdurch Forschung möglich.“
Prim. Univ.-Prof. Dr. Alexander
Gaggl, Vorstand der
Universitätsklinik für Mund-,
Kiefer- und Gesichtschirurgie
in Salzburg
26 1/2012 Paracelsus Today
Lange begnügte man sich bei
der Behandlung ethischer
Fragen in der Öffentlichkeit
weitgehend damit, sich auf
religiöse Moralvorschriften zu berufen;
und in der Medizin fand man im Allge-
meinen das Auslangen mit dem Hippo-
kratischen Eid oder dem darauf beru-
henden “Genfer Ärztegelöbnis” (1948)
des Weltärztebundes. Diese Regelwer-
ke können jedoch den grundlegenden
Problemen und Konfliktsituationen, die
sich aufgrund der kühnen Fortschrit-
te der modernen Medizin ergeben, bei
weitem nicht mehr gerecht werden. Zwei
Beispiele: 1967 erfolgte die weltweit erst
Herztransplantation, und 1978 kam das
erste „Retortenbaby“ zurWelt. Hatteman
darin zunächst einen unzulässigen Ein-
griff in Gottes Schöpfungswerk gesehen,
sind diese Verfahren heute Routine: in-
zwischen wurden weltweit zirka 100.000
Herztransplantationen durchgeführt und
mehrere Millionen „Retortenbabies“ ge-
zeugt. Genauso geläufig sind Begriffe
wie DNA-Analyse, Stemmzellenfor-
schung oder „Pränataldiagnostik“. Alle
diese Entwicklungen lassen sich nicht
mehr rückgängig machen und werden
auch von den meisten Religionsgemein-
schaften als legitim anerkannt. Trotzdem
sind damit immer ethische Probleme
verbunden, zum Beispiel, ab welchem
Zeitpunkt ein Organ entnommen werden
darf (Kriterium des Hirntodes). Die Inten-
sivmedizin kann heute menschliches Le-
ben weit über das hinaus, was ein Leben
noch lebenswert macht, verlängern. Wer
aber soll letztlich entscheiden, wie lan-
ge lebenserhaltende Maßnahmen noch
weitergeführt werden müssen oder ab-
gebrochen werden dürfen, wenn der Pa-
tient nicht mehr entscheidungsfähig ist?
Mit medizinischen Neuerungen sind
oft auch neue ethische Herausforde-
rungen verbunden. Das Interuniversitäre
Institut für Angewandte Ethik hat auch
Fragen der Normativen Ethik und der
Methaethik, insbesondere bezüglich der
Begründbarkeit ethische Normen, be-
handelt. Fachtagungen, Symposien und
Workshops wurden abgehalten und
Wissenschafter aus aller Welt gehört.
Eine Publikation unter dem Titel „Aktu-
elle Probleme der Medizinischen Ethik“
wird in diesem Jahr erscheinen und auch
Beiträge zum Symposium über medizi-
nische, ethische und rechtliche Aspekte
der Stammzellenforschung enthalten.
Außerdem betreute das Institut die Lehr-
veranstaltungen über Bioethik an der
Paracelsus Universität und entwickelte
für diese Konzepte für Konsensgesprä-
che und Konsenskonferenzen für eine
Abstimmung der Agenden von Ethik-
kommissionen und Ethikräten.
Geleitet wurde das Institut ehrenamt-
lich in den Jahren 2007 und 2008 von
Christian Menzel (Paracelsus Universi-
tät) und wechselte für die Jahre 2009
bis 2011 zu Edgar Morscher (Universität
Salzburg). Mit einem Symposium über
die Ethik der medizinischen Prävention
und Allokation hat das Interuniversitäre
Institut für Angewandte Ethik Ende 2011
seine vierjährige Tätigkeit planmäßig ab-
geschlossen. Die hochkarätigen Beiträ-
ge zu diesem Symposium werden heuer
in einem Band „Aktuelle Probleme der
Medizinischen Ethik“ erscheinen. Darin
sind außerdem die Beiträge zum Sym-
posium über medizinische, ethische und
rechtliche Aspekte der Stammzellen-
forschung enthalten, welches im Jahre
2008 vom Institut organisiert wurde. •
Ethische Fragen begleiten die Medizin seit ihren Anfängen; in diesem Sinn ist die medizinischeEthik genauso alt wie die Medizin selbst. Die Moralphilosophen wiederum erproben von altersher ihre Ideen mit Vorliebe an medizinischen Problemstellungen; insofern ist die medizinischeEthik auch mindestens so alt wie die Moralphilosophie. Als eigenständiges akademisches Fach
ist die medizinische Ethik jedoch noch sehr jung – nämlich erst zirka 50 Jahre.Foto: Paracelsus Uni/wild+team
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Round Table
Nah an den Menschen,Die SeneCura-Gruppestartete mit der ParacelsusUniversität ein Projektzur Optimierung desSchmerzmanagements inPflegeheimen. Eine weiteregemeinsame Initiative, umdie Lebensqualität im Alterzu steigern.
Autorin: Sabine Ritzinger
Fotos: Paracelsus Uni/
wild+team, SeneCura
Besuch an der Paracelsus
Universität: Rudolf Öhlinger,
Geschäftsführer der SeneCu-
ra-Holding und Tochterge-
sellschaften, und Anton Kellner, Mitglied
der SeneCura-Geschäftsleitung, sind
zu Gesprächen über ein gemeinsames
Projekt mit dem Institut für Pflegewis-
senschaft vorbeigekommen. Das aktu-
elle Vorhaben namens „OSIA – Studie
zur Optimierung des Schmerzmanage-
ments in Altenpflegeheimen“ ist nicht die
erste Zusammenarbeit zwischen dem
Altenpflegeheimbetreiber und der Uni-
versität. Doch der Schmerz und dessen
Bekämpfung sind ein Thema, das Rudolf
Öhlinger und seine mehr als 3000 Mit-
arbeiter besonders bewegt und ständig
begleitet.
Schmerz im Fokus. Laut Studien lei-
den rund 1,7 Millionen Österreicher an
chronischen Schmerzen, allein 60 bis
80 Prozent der Alten- und Pflegeheim-
bewohner sind damit konfrontiert. Oft
erhalten die Betroffenen keine adäqua-
28 1/2012 Paracelsus Today
„Die Wiege unseres Erfolgs
ist die Grundfrage:
,Wie hätten wir es gern,
wenn wir alt sind?‘“
Prof. Rudolf Öhlinger,Geschäftsführer der SeneCura-Holding und Tochtergesellschaften
Round Table
fern dem Schmerz!
te Therapie, da die Schmerzen nicht
erkannt werden und die Schmerzstär-
ke unterschätzt wird. Im Durchschnitt
dauert es 2,5 Jahre, bis die Diagnose
„Chronischer Schmerz“ feststeht. Im
Hinblick auf die wachsende Lebenser-
wartung und Pflegebedürftigkeit der Be-
völkerung ein weit reichendes Problem,
das nicht nur die Leidenden, sondern
auch deren Angehörige und das Pflege-
personal betrifft. „Auch und gerade älte-
re Menschen haben ein Anrecht auf die
optimale Schmerztherapie. Deshalb ist
Schmerzbehandlung und -vermeidung
unser Schwerpunkt der nächsten Jah-
re“, sagt der SeneCura-Geschäftsführer.
Die Problematik sei unter anderem, dass
leidende alte Menschen ihre Schmerzen
nicht äußern oder als „gottgegeben“
ansehen würden, dass demente Perso-
nen sich nicht mehr mitteilen könnten
und das Pflegepersonal die Schmerzen
deutlich niedriger einstufe als der Pati-
ent selbst.
Einzigartige Initiative. Den Auftakt der
im Oktober 2011 gestarteten „Studie zur
Optimierung des Schmerzmanagements
in Altenpflegeheimen“ bildet eine öster-
reichweite Evaluierung in zwölf Sene-
Cura-Einrichtungen zur systematischen
Schmerzerfassung und -dokumentation.
Die von einem Wissenschafterteam der
Paracelsus Universität gewonnenen Er-
kenntnisse sollen künftig in ein optima-
les Schmerzmanagement münden. „Die
Messung des Schmerzes und dessen
Behandlung mit Medikamenten und
nicht-medikamentösen Maßnahmen
werden in den Handlungsablauf der
Pflegenden integriert“, erklärt Jür-
gen Osterbrink, Leiter des Insti-
tuts für Pflegewissenschaft an
der Paracelsus Universität und
wissenschaftlicher Projektleiter.
Dazu werden 100 SeneCura-
Mitarbeiter zu „Pain Nur-
ses“ ausgebildet und zwölf
SeneCura-Einrichtungen
zu Ausbildungsstätten für
Pflegende aufgebaut. Mit
diesen Maßnahmen können
unter Rücksprache mit den
behandelnden Hausärzten
maßgeschneiderte Schmerz-
therapien für leidende Personen
entwickelt werden. Osterbrink ist
Gemeinsam gegen den Schmerz, v.l.n.r.:Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Osterbrink(Vorstand des Institut für Pflegewissen-schaft an der Paracelsus Universität),Anton Kellner, MBA (Mitglied der Ge-schäftsführung der SeneCura-Gruppe)und Prof. Rudolf Öhlinger (Geschäftsfüh-rer der SeneCura-Gruppe).
voll des Lobes für den Partner SeneCu-
ra. Die Weiterqualifizierung der Mitarbei-
ter sei vorbildlich, die Sensibilisierung für
das Befinden der Heimbewohner eben-
so: „Der Schmerz bei Heimbewohnern
wird frühzeitig erkannt und behandelt.
SeneCura greift in einem frühen Stadi-
um des Schmerzes ein. Dadurch wird
die Abwärtsspirale durchbrochen und
die Menschen erhalten sich ihre Lebens-
qualität und Selbstbestimmtheit.“ Die
Kooperation zwischen SeneCura und
der Paracelsus Universität sei eine „Win-
Win-Angelegenheit“.
Altern in Würde. Doch nicht nur in den
Gesundheitsbelangen legt das Unter-
nehmen Wert auf die Lebensqualität
der Heimbewohner. Das Ambiente und
der Wohlfühlfaktor in den Pflege- und
Betreuungseinrichtungen sind SeneCu-
ra ein echtes Anliegen. Hell, gemütlich,
wohlriechend – das sind drei Attribute,
die laut Öhlinger vordergründig für Be-
haglichkeit stehen und bei der Wahl
eines Pflegeheimes ausschlaggebend
sind. Meist suchen Familie und Ver-
wandte das künftige Zuhause alter und
pflegebedürftiger Menschen aus. „Der
Trend geht seit einigen Jahren zur kriti-
scheren Hinterfragung bei der Heimaus-
wahl. Oft werden von den Angehörigen
vier bis sechs Häuser begutachtet und
unter dem Aspekt ,Wie hätten wir es
gern, wenn wir alt sind?‘ inspiziert.“
Der Wohlfühlfaktor in den Pflege- und
Wohneinrichtungen sei deshalb auch
die Wiege des Erfolgs der SeneCura-
Gruppe. Dafür sorgen unter anderem
lichte Bauten mit komfortablen Zim-
mern, abwechslungsreiche Küche, gut
ausgebildetes Personal und aufwän-
dige Beschäftigungs- und Gesund-
Paracelsus Today 1/2012 29
30 1/2012 Paracelsus Today
Round Table
Die SeneCura-Gruppe
Die SeneCura-Gruppe betreibt 64Gesundheits- und Pflegeeinrichtungenin Österreich und in der Schweiz. Mitinsgesamt über 3000 Mitarbeiternbietet die Gruppe rund 3000 betreuteEinheiten in 49 Pflegezentren undBetreuten-Wohnanlagen in Österreichund 15 Seniorenresidenzen mit insge-samt rund 1600 betreuten Einheitenin der Schweiz. Darüber hinaus ist sieauch in Tschechien operativ tätig.Hierzulande errichtet und betreibt dasUnternehmen in sieben Bundeslän-dern Pflege- und Sozialzentren, die alsVertragshäuser der Bundesländer, alsoöffentliche Heime, geführt werden.Die Kosten für den Pflegeheimplatzsind durch das Bundespflegegeldund die landesspezifischen Tagsätzeabgedeckt und können über die So-zialhilfefonds der Länder abgerechnetwerden. Als Vorreiter bei alternativenPflegeangeboten und Wohnformenim Alter kann sich SeneCura überzahlreiche Preise freuen: Zum Beispielüber Auszeichnungen als familien-und frauenfreundlichstes Non-Profit-Unternehmen Österreichs, besterArbeitgeber Österreichs oder für diebetriebliche Gesundheitsvorsorge.
Hell, gemütlich und wohlriechend müssen die SeneCura-Heime sein: Attribute, die den
ersten Eindruck und die Wahl des Pflegeheims beeinflussen.
heitsprojekte. „Der Dienstleistungsgrad
unserer Heime orientiert sich an guten
Hotels. Zudem sind Freundlichkeit und
Selbstbestimmtheit wichtige Vorausset-
zungen, damit sich die Heimbewohner
gut aufgehoben und zuhause fühlen.“
Ergänzt durch kleine Extras: Damit die
SeneCura-Häuser „anders“ riechen als
herkömmliche Einrichtungen und „kei-
nesfalls nach Heim“, wurden eigene Be-
dufter aus der Autobranche engagiert.
Fit und gesund. „Mit kleinen Innova-
tionen näher am Menschen“, lautet die
Philosophie von SeneCura. Eine be-
scheidene Ansage, betrachtet man den
Planungs-, Personal- und Geldaufwand
beispielsweise für Gesundheitsinitiativen
wie „Fit und Beweglich 77+“, „Genuss-
voll G´sund“ und für die „OSIA – Studie
zur Optimierung des Schmerzmanage-
ments in Altenpflegeheimen“. Spezielle
Dienstleistungsbetriebe für Demenz-
kranke und Wachkomapatienten sowie
Übergangs-, Urlaubs- und Kurzzeitpfle-
geangebote gehen über den üblichen
Betreuungsstandard anderer Pflege-
heimbetreuer weit hinaus. „Unsere Ini-
tiativen fallen bei den Mitarbeitern auf
fruchtbaren Boden, weil sie die Arbeit
interessant machen“, sagt Rudolf Öh-
linger. Darüber hinaus sollen die Entloh-
nung über Kollektiv und die Übernahme
aller Fort- und Weiterbildungskosten den
Arbeitsplatz attraktiv machen. Beim Per-
sonal in den SeneCura-Häusern gebe es
mittlerweile die dritte Generation, erzählt
der Geschäftsführer: „Die erste Genera-
tion waren die Pioniere, die zweite Gene-
ration von der Idee Begeisterte, die, die
,innere Flamme‘ an die dritte Generation
übertragen haben.“ Damit die SeneCu-
ra-Gruppe ihre Visionen auch künftig
umsetzen und weiter entwickeln kann,
wünscht sich der umtriebige Professor
eine stabile Politik mit langfristig garan-
tierter Finanzierung: „Durch die gesell-
schaftspolitischen Veränderungen wird
die Frage der Pflegeversorgung künftig
wahlentscheidend sein. Die Politik wird
auf die Alten schauen müssen.“ Und er
appelliert an die gesellschaftliche Verant-
wortung jedes Einzelnen: „Jeder vierte
Österreicher ist bereits über 60 Jahre alt
und bis 2035 wird es über eine Million
über 60-Jährige in Österreich geben. Bei
diesen altersrelevanten Strukturen sind
alle gefordert!“ •
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32 1/2012 Paracelsus Today
Zwischen Nutzen undIn welchen Fällen ist die Verordnung einer Physiotherapiewirklich notwendig und wann nur Begehren? Wie sieht esmit dem Austausch und der Interaktion zwischen Ärzteschaftund Physiotherapeuten aus? Ein Jour Fixe an der ParacelsusUniversität beleuchtete den sinnvollen und wirksameren Einsatzvon Physiotherapie.Autorin: Sabine Ritzinger ∙ Foto: istock
Wann ist der Anspruch
auf Physiotherapie ge-
rechtfertigt und wann
dient die Verschreibung
eher dem persönlichen Wellnessgedan-
ken als der physischen Wiederherstel-
lung? Wie sieht es mit der Beziehung
zwischen Arzt und Physiotherapeut aus,
mit Austausch und Vertrauen zwischen
den beiden Berufsgruppen? Diesen und
weiteren Fragen rund um die Physio-
therapie ging das Institut für Allgemein-,
Familien- und Präventivmedizin der
Paracelsus Universität in einem Jour
Fixe zum Thema „Zwischen Nutzen
und Begehrlichkeit – Sinnvoller Ein-
satz von Physiotherapie im nieder-
gelassenen Bereich“ nach. Die
gemeinsame Veranstaltung
mit der Turnusärztevertretung
der Salzburger Universitäts-
kliniken und der Salzburger
Gesellschaft für Allgemein-
medizin (SAGAM) stieß auf
reges Interesse und lockte
zahlreiche Besucher.
Plädoyer für mehr
Austausch. Thomas
Bamberger, freiberufli-
cher Physiotherapeut
und Funktionär des Ver-
bandes Physio Austria,
wies auf den mangelnden
Informationsaustausch zwi-
schen seiner Berufsgruppe
und den verordnenden Ärzten
hin. Er ortete jedoch ein generell
steigendes Interesse am Infotransfer
über Patienten. Bamberger informier-
te über ein Pilotprojekt namens „APA“
(Arzt-Physiotherapeuten-Austausch),
das in Vorarlberg getestet wird und den
Befundaustausch zwischen den beiden
Berufsgruppen fördern und etablieren
soll.
„Die Patienten sind unser gemeinsa-
mer Nenner“, richtete er seine Worte an
die anwesende Ärzteschaft und plädier-
te für „Austausch und Offenheit für neue
Wege, um die Patientenversorgung und
die Qualität der eigenen Arbeit zu ver-
bessern“. Der Physiotherapeut trat für
eine Vereinfachung des Verordnungs-
systems ein und gab einen Überblick
über Länder, in denen Patienten direkt
und ohne Verordnung in den Genuss
von physiotherapeutischen Leistungen
kommen könnten, was den organisato-
rischen und finanziellen Aufwand verrin-
gere. Eine Forderung, die in den Reihen
der Gebietskrankenkasse für Kopfschüt-
teln sorgte.
Abwägen und dann verordnen. „Dass
sich die Physiotherapie im Spannungs-
feld zwischen Begehrlichkeit des Pati-
enten und Nutzen für den Patienten be-
wegt, wird mir in der Praxis immer wieder
bewusst“, erklärte Referent Peter Gräff,
niedergelassener Allgemeinmediziner
und Manualtherapeut. Da gelte es abzu-
wägen, ob Schmerzen die Verordnung
einer Physiotherapie notwendig mach-
ten oder ob der „Wellness-Gedanke“ im
Vordergrund stehe. In bestimmten Fällen
behandle er Patienten mit reversiblen
Funktionsstörungen am Bewegungsap-
parat mittels manueller Medizin selbst,
bei verschiedenen medizinischen Indika-
tionen überweise er diese direkt an ei-
nen Facharzt, Orthopäden, Neurologen,
Neurochirurgen oder verordne eine Phy-
siotherapie. In letzterem Falle kritisierte
er die einseitige Kommunikation: Rück-
meldungen der behandelnden Physio-
therapeuten erhalte er in der Praxis fast
nie, obwohl er den Patientenbefund im-
mer mitgebe.
Inside
BegehrlichkeitEin weiterer Kritikpunkt seinerseits war
das Fehlen eines Heimübungsprogram-
mes: Die Kollegen aus dem physiothera-
peutischen Bereich müssten begleitend
zur Therapie auch alters- und leistungs-
gerechte Programme für Eigenübungen
ausarbeiten und verordnen.
Hilfe zur Selbsthilfe. In die selbe Kerbe
schlug Adalbert Selhofer von der Univer-
sitätsklinik für Physikalische Medizin und
Rehabilitation. Er merkte an, dass der
Physiotherapeut eine wichtige Rolle bei
chronisch Kranken spiele. Allerdings sei
das „Tun“ des Patienten das Entschei-
dende: „Im chronischen Fall kann sich
nur der Patient selbst helfen.“ Übungen
gehörten verordnet und vom Physio-
therapeuten überprüft. Der Facharzt für
Physikalische Medizin sei das „Missing
Link“ zwischen verordnendem Arzt und
dem Physiotherapeuten, weil funktio-
nelle Untersuchungen – eine Funktions-
diagnostik – praktisch nicht stattfänden.
„Zudem überfordern die Befunde die
Physiotherapeuten, weil sie sie nicht ver-
stehen“, sagte Selhofer.
Auch Andreas Sönnichsen, Leiter des
Instituts für Allgemein-, Familien- und
Präventivmedizin der Paracelsus Univer-
sität, forderte von den Physiotherapeu-
ten eine „Anleitung zur Selbstübung“,
sonst habe die Physiotherapie keinen
Effekt. „Ob reine Schmerztherapie oder
Physiotherapie: Der Unterschied ist null
ohne Selbstübung“, sagte der Mediziner.
Dem stimmte Norbert Muss, Chefarzt
der Salzburger Gebietskrankenkasse,
uneingeschränkt zu: „Superviditiertes
Heimtraining ist wichtig. Nur der Effekt
durch permanentes Training und die
Infos und Buchungauf oebb.at
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Bei der Erstattung gelten spezielle Bedingungen. Kinder fahren bis zum vollendeten 15. Lebensjahr in Begleitung mindestens eines Elternteils bzw. Großelternteils gratis mit.
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Kontrolle durch den Physiotherapeuten
schafft Abhilfe bei Schmerzen.“
Kommunikation fördern! In der an-
schließenden Diskussion forderte der
Vertreter der Gebietskrankenkasse die
Ärzte auf, den Begehrlichkeiten der Pa-
tienten entgegenzutreten, um die Mittel
für wirklich notwendige Physiotherapien
einsetzen zu können. Die Kommunika-
tion zwischen Verordnenden und Thera-
peuten sei nicht gut und das eingangs
erwähnte Vorarlberger Modell „APA“
deshalb ein positives Zeichen. „Kom-
munikation und Interaktion sind auch
im Interesse der Physiotherapeuten“,
entgegnete Physiotherapeut Thomas
Bamberger, „weil damit der Kritik vonsei-
ten der Krankenkassen entgegengewirkt
wird.“ Bernhard Mühl, der Chefarzt-Kol-
lege von Muss, bescheinigte der Ärzte-
schaft eine „Gatekeeper-Funktion“, um
Begehrlichkeiten zu unterbinden und
dem Patienten mitzuteilen, wann es ge-
nug sei. Gleichzeitig sei das sein Appell
an die Ärzte. •
34 1/2012 Paracelsus Today
Friends
Eva Maria und Wolf-Egon von
Schilgen haben es getan und
sich zu dieser großzügigen
Spende entschieden. Warum
sie das getan haben, bringt Baron von
Schilgen in einem Satz auf den Punkt:
„Ich freue mich, wenn sich ein anderer
freut.“
Hinter diesem einen, schlichten Satz
steckt eine charakterliche Haltung, ge-
paart mit Großzügigkeit. Beides ist nicht
gewöhnlich, das ist das Ehepaar Schil-
gen auch nicht. Beide blicken auf ein
bewegtes, ereignisreiches Leben zurück
und stecken zugleich voll Tatendrang.
Darauf näher einzugehen, ist Sinn dieser
Zeilen, drückt Bewunderung und Dank-
barkeit aus. Wolf von Schilgen wurde
1917 in Münster im Kreis einer alten aris-
tokratischen Familie geboren. Sie haben
richtig gelesen, 1917. Das ist eine Weile
her, am 28. September feiert der Baron
seinen 95. Geburtstag. Nicht im Stillen,
es wird eine Feier geben. „Vielleicht nicht
eine übermäßig große“, meint Wolf von
Schilgen, „ich werde wohl den Hunder-
ter mit einer richtige Fete feiern müssen.“
Die Familie Schilgen gibt anderen ger-
Von Menschenliebe,
Geben und Gelassenheit
Wer sein Haus verschenkt muss einen triftigen Grund haben. Ist auch nicht alltäglich, mit
großer Sicherheit gut überlegt und vor allem großzügig. Wer verschenkt nun Häuser oder wer
bekommt diese? Eltern etwa beschenken ihre Kinder damit, Religionsgemeinschaften kommen
öfter in diesen seltenen Genuss einer solchen Schenkung, auch Stiftungen – andere Beispiele
ließen sich finden. Auch der Paracelsus Universität wurde ein Haus geschenkt!
Autor: Gottfried Stienen ∙ Fotos: Paracelsus Uni/wild+team
ne. Sie fühlen sich verpflichtet, etwas zu
tun, weil „es uns gut geht und es geht
um die Vorbildwirkung“, erklärt Eva Ma-
ria von Schilgen. Mit anderen zu teilen
ist beinahe Alltag für das bekannte Paar.
Das ist in vielen Aktivitäten in Salzburg
erkennbar, ob es nun die Arbeit von Eva
Maria von Schilgen im Kulturkreis Großg-
main (demWohnort) oder bei zahlreichen
anderen Wohltätigkeitsveranstaltungen
ist. Beide sind kunstsinnige Menschen,
von Jugend an. Der Baron hat noch
den Glanz der alten Kaiserzeit erlebt.
Sein Vater war Offizier und Humanist mit
Leib und Seele. Kinder- und Jugendjah-
re prägen, weiß der Volksmund. Baron
von Schilgen hatte in Graz (seine Familie
besaß damals in der Südsteiermark ei-
nen Sommersitz) Germanistik studiert,
als Adolf Hitler an die Macht kam und er
als Deutscher zum „Reichsarbeitsdienst“
eingezogen wird. Wolf von Schilgen wur-
de Pilot, sein Metier war der Kunstflug.
Im Krieg war er als Sturzkampfflugpilot
im Einsatz, doch „ich habe keinen einzi-
gen Menschen getötet.“ Schon in dieser
Zeit begann Wolf von Schilgen zu schrei-
ben. Was viele nicht wissen – er hat für
Heinz Rühmann seinerzeit ein Drehbuch
geschrieben… Des Schreibens Lust
führte ihn dazu, das Regime zu kritisie-
ren und hätte ihm beinahe das Leben
durch Erschießen gekostet. Das Wort
beinahe ist im vorangegangenen Satz
das wichtigste, Schilgen wurde gerettet.
In seiner journalistischen Laufbahn
war Wolf von Schilgen u. a. Chefredak-
teur eines „kleinen Blättchens“ in der
Steiermark – er war Vizepräsident des
Steiermärkischen Schriftsteller- und
Journalistenverbandes – und er gründe-
te diverse Zeitungsverlage mit ansehn-
lichem, auch geschäftlichem Erfolg und
kam so zu Geld. Die Liebe war der Grund
für seine zweite Karriere als Schriftsteller,
und Wolf von Schilgen beginnt Satiren
zu schreiben – bis heute.
„Ich gebe gerne und
freue mich, wenn sich
ein anderer freut!“
Mag. Eva Maria von Schilgen
Eva Maria von Schilgen, eine gebür-
tige Wienerin, deren Vater Professor
am Max-Reinhardt-Seminar in Wien
war und auch Technischer Direktor der
Staats-, Volksoper Wien, war mit 16
Jahren jüngste außerordentliche Stu-
dentin an der Kunstakademie in Wien
und nahm Gesangs- und Schauspielun-
terricht. Nach der Matura mit 17 Jahren
schloss sie ihr Studium an der Hoch-
schule für angewandte Kunst als „Ma-
gistra artium“ ab. Wenige Jahre später
hatte Eva Maria Hoesslin den Baron von
Schilgen geheiratet. Nach vielen Jahr-
zehnten der Ehe findet Wolf von Schil-
gen noch immer liebende Worte für
seine Frau: „Ich habe nach dem Ende
meiner ersten Ehe, der drei Töchter ent-
sprungen sind, eine wunderbare Frau
gefunden“, sagt er und greift nach ihrer
Hand. Das Lebensglück dieses Paares
ist spürbar, die Kraft und Energie des
Barons und seiner um 31 Jahre jünge-
ren Gattin ansteckend.
„Wir wissen um unsere Gefühle, halten
zusammen, brauchen uns und wir fühlen
uns auch der nächsten Generation ver-
pflichtet“, sagt Eva Maria Schilgen. Man
müsse für die Zukunft planen. Dies habe
Wolf und Eva Maria
teilen gerne, aber als
„Team Schilgen“ sind
sie unzertrennlich.
Paracelsus Today 1/2012 35
Friends▲
auch in den Überlegungen für den „Tag
danach“ eine Rolle gespielt. „Wir woll-
ten etwas Gutes tun und haben daher
dieses Haus der Paracelsus Universi-
tät geschenkt.“ Der Korrektheit wegen
muss erwähnt werden, dass es sich um
zwei wunderschöne Häuser handelt.
Der Wunsch des Ehepaares Schilgen
ist eine sinnvolle Verwendung der bei-
den Häuser. „Mein Gott, es könnten hier
doch Professoren wohnen oder in ei-
nem Haus Studenten eingemietet sein“,
meint Eva Maria von Schilgen. Sie selbst
ist ständig unterwegs, Gutes zu tun. Es
gibt viele kleine Projekte, wo die Familie
Schilgen helfend zur Stelle ist. Eva Ma-
ria von Schilgen bezeichnet sich selbst
als Unternehmerin und Journalistin. Im
Wort Unternehmen steckt das Verbum
„unternehmen“ und Frau von Schilgen
unternimmt viel mit einer Konsequenz
und Umtriebigkeit, die zum Erfolg führt.
Erfolg bedeutet in den meisten Fällen
schlicht Freude, die Menschen bereitet
worden ist.
Der Paracelsus Universität ist das
Ehepaar Schilgen schon seit der Grün-
dung im Jahr 2003 verbunden. Wolf von
Schilgen brillierte zum Beispiel vor Jah-
ren mit einer Lesung in der ausverkauf-
ten Uni-Bibliothek. Der Erlös wurde flugs
in den Stipendientopf für sozial bedürf-
tige Studierende gesteckt. Der Baron
ist zudem Mentor von Studierenden der
Universität und er genießt jede Minute
mit den angehenden Ärzten, mehr noch:
Er ist stolz auf die jungen Leute, die vom
Ehrgeiz beseelt später auch einmal hel-
fen wollen. „Die Paracelsus Universität
ist eine tolle Erfolgsgeschichte mit Leu-
ten, die hinter der Idee stehen und diese
konsequent durchziehen. Die Universi-
tät privat zu führen sei richtig, Vorurtei-
le sind längst ausgeräumt und es zähle
ohnehin die Leistung. Jene, die talentiert
sind und sich die Studiengebühr nicht
leisten können, werden von uns und vie-
len anderen Förderern unterstützt“, sagt
Baron von Schilgen. Seine Gattin nickt
zustimmend. Zum Thema Spenden fügt
Eva Maria von Schilgen im Gespräch mit
Paracelsus Today noch einen Gedanken
hinzu: „Wir spenden ja nicht nur Geld,
wir bringen uns auch selbst ein. Dazu
gehören Engagement, Zeit und Ideen.
Es kommt doch auf die Grundeinstellung
an. Wir lieben Menschen, sind beide Op-
timisten und haben die Erfahrung von ei-
nigen Lebensjahren.“
36 1/2012 Paracelsus Today
Friends
E D
Neben dem Land und der Stadt Salzburg und den Salzburger Gemeinden unterstützen folgende namhafte Persönlichkeiten,
Firmen und private Mäzene die Paracelsus Medizinische Privatuniversität:
ACM Projektentwicklung GmbH | Aicher, Max | Bankhaus Carl Spängler & Co. AG | Brettenthaler, Rainer | Capsumed Pharm GmbH |
Carbo Tech Composites | DBS Gesellschaft – Kubin, H. und Kainberger, P. | DBW Industrieberatung Naue KG | die ärztebank | Die Hayward
Privatstiftung | dm drogeriemarkt GmbH | Dragenopharm Apotheker Püschl GmbH | Frey, Bernhard | Fürst Developments GmbH |
G. Hinteregger & Söhne Bauges. mbH. | Gebrüder Woerle Ges.m.b.H. | Genelin, Ellen & Frank | General Electric Austria GmbH | Georg Pappas
Automobil AG | Greither, Andreas | Großglockner-Hochalpenstraßen AG | HALI Büromöbel GmbH | Hansjörg Wyss Foundation |
Imtech ICT Austria GmbH | Intertops Sportwetten GmbH – Train, Detlef | Jacobs, Klaus J. † | Jacoby Pharmazeutika AG – Jacoby, Heinrich |
Johnson & Johnson | Kastner & Partners | Kellerhals, Helga & Erich | Knauf-Wahl, Jutta | Krones AG |
Kuhn Baumaschinen GmbH | Kuhn, Irmgard | Lagermax | Landeshypo Salzburg | Lohmann & Rauscher GmbH | M. Kaindl Holzindustrie |
MED-EL | Medpreneur GmbH | Miele GesmbH | Mundipharma GmbH | Moosleitner Ges.m.b.H | Neumann, Jacob und Daniel | Oesch-
Hayward, Irene | Österreichische Lotterien | Papp, Christoph | Paracelsus Rotary Club | Pro Salzburg Stiftung – Ruckser-Giebisch, Gertraud |
Rauch Fruchtsäfte GmbH & Co | Red Bull – Mateschitz, Dietrich | Rexam | Roche Diagnostics GmbH | Roche Group | Sallmann Bürotechnik |
Salzburg Aluminium AG | Salzburger Sand- und Kieswerke GmbH | Salzburger Sparkasse Bank AG | Sanitas Ges.m.b.H. | Schön Privatstiftung |
Schröcksnadel, Peter | Segafredo Zanetti Austria Ges.m.b.H. | SeneCura Kliniken- und HeimebetriebsgmbH | Senoplast Klepsch & Co GmbH &
Co KG | Siemens AG Österreich | Stahlwerk Annahütte Max Aicher GmbH & Co KG | Stieglbrauerei zu Salzburg. Privatbrauerei |
Straniak Stiftung, Hermann und Marianne | Synthes Österreich GmbH | von Schilgen, Eva Maria und Wolf |
VR – meine Raiffeisenbank eG, Altötting-Mühldorf (D) | Wozabal Textilservice GmbH & Co KG | Zürcher Kantonalbank Österreich AG |
Der vielfach ausgezeichnete Baron
(u. a. erhielt er das Goldene Ehrenzei-
chen des Landes Salzburg und wurde
auch zum Mitglied des Athenaeums für
Kunst und Wissenschaft in London er-
nannt, dem zahlreiche Nobelpreisträ-
ger angehören) sprüht vor Tatendrang
und hält sich mit Sport fit. Seine Kinder
sind gut versorgt, sein Haus hat er ver-
Dank den Förderern
Als Unternehmerin denkt Eva Maria von
Schilgen auch an die Zukunft. Mit ihrer
Stiftung an die Paracelsus Universität
weiß sie ihre Immobilien auch künftig
einem guten Zweck dienlich.
schenkt, und an der Seite seiner Frau
Eva Maria kostet er die Schönheiten des
Lebens mit einer heiteren Gelassenheit
eines jugendlichen 95-Jährigen aus.
Die Paracelsus Universität ist stolz, die
Familie Schilgen als Freunde und För-
derer zu haben. Gewöhnlich wünscht
man Menschen ab einem gewissen Al-
ter einen verdienten Ruhestand. Tun wir
nicht, weil Baron von Schilgen nicht an
den Ruhestand denkt. Hat er noch nie
getan. Warum auch? Es gibt noch so viel
zu schreiben...
Und nochmals herzlichen Dank dem
„Team Schilgen“ (Originalton Eva Ma-
ria von Schilgen) für diese großzügige
Schenkung! •
Salzburg Congress vereint Eleganz, Stil und Flexibilität
in einem für Salzburg einzigartigen Ambiente. Mitten im
Zentrum der Mozartstadt sind Hotels, Bars, Restaurants
und Cafés nur einen Steinwurf entfernt. Die perfekte tech-
nische Ausstattung, die Wandelbarkeit der Räume mit viel
Tageslicht sowie das Engagement und die Erfahrung eines
eingespielten Teams halten, was andere nur zu versprechen
vermögen: Events und Veranstaltungen für Menschen, die
sich mit weniger als dem Außergewöhnlichen nicht zufrie-
den geben.
Die Bühne des Erfolges | www.salzburgcongress.at
TOURISMUS SALZBURG GMBH · SALZBURG CONGRESSAuerspergstraße 6 · 5020 Salzburg · AustriaTel. +43/662/88987-0 · Fax +43/662/88987-210sales@salzburgcongress.at
38 1/2012 Paracelsus Today
Point of View
Seit wenigen Monaten hat die
Österreichische Gesellschaft für
Chirurgie (ÖGC) einen neuen
Präsidenten. Einen, der sich be-
sonders um die Verbesserung der chirur-
gischen Aus- und Weiterbildung verdient
gemacht hat. Und der als Stifter und
Gründungsmitglied der Paracelsus Uni-
versität von ihrer Geburtsstunde an ver-
bunden ist: Hans Werner Waclawiczek.
Ein Experte übrigens, der wissenschaft-
lich hoch aktiv ist (über 600 Publikatio-
nen, mehr als 900 einschlägige Fach-
vorträge, wissenschaftliche Leitung und
Organisation von über 100 Kongressen
und Fortbildungsseminaren) und somit
prädestiniert dafür, um eine Zukunftsfra-
ge zu erörtern: Wohin geht die Chirurgie,
Herr Universitätsprofessor?
„Vor allem die minimal-invasiven
Methoden – Stichwort Schlüsselloch-
Chirurgie – sind derzeit in der Chirurgie
prägend“, weiß der Steirer, der in den
70er-Jahren zur Turnusarztausbildung
in die Mozartstadt gekommen war. Die
Vorteile für den Patienten – deutlich we-
niger Schmerzen, kleinere Narben, kür-
zere Aufenthaltsdauer im Krankenhaus
– würden eine klare Sprache sprechen.
Und die entsprechenden Instrumen-
te werden ebenfalls immer kleiner und
präziser. Waclawiczek: „Wir haben heu-
te bereits zwei bis drei Millimeter kleine
Instrumente, das entspricht dann der
Größe eines Insektenstiches.“ Daneben
Insektenstich& VirtualRealityDie Zukunft der Chirurgie wird spannend,weiß Hans Werner Waclawiczek.Autor: Andreas Aichinger ∙ Fotos: Paracelsus Uni/wild+team
gäbe es „gigantische Entwicklungen“ im
Bereich der chirurgischen Onkologie:
Neoadjuvante Therapien – Ziel ist das
„Downstaging“ von Tumoren durch Be-
strahlung oder Chemotherapie noch vor
dem Eingriff – seien hier ein hervorragen-
des Beispiel: „Wir bringen den Tumor vor
der Operation sozusagen zum Schmel-
zen, sodass wir auch Tumore operieren
können, die bislang als inoperabel gal-
ten.“ In manchen Fällen wiederum sei
eine Bestrahlung während der Operation
ideal, um gezielt etwaige verbliebene Tu-
morzellen im Tumorbett etwa noch bei
offenem Bauchraum attackieren zu kön-
nen. Gerade das Salzburger Universi-
tätsklinikum ist als Zentrum für diese Va-
riante bekannt, so der ÖGC-Präsident.
Chirurgische Simulation sieht Wacla-
wiczek als weiteren Mega-Trend in der
Chirurgie: „In ein paar Jahren wird man
nicht mehr Patienten operieren dürfen,
wenn man das nicht vorher am Simula-
tor trainiert hat.“ Mit zwei computerge-
steuerten Simulationsgeräten – eines für
minimal-invasive Chirurgie, das ande-
re für Endoskopie – sei die Paracelsus
Universität hier auf der Höhe der Zeit.
Und wie funktionieren diese bei Kurspro-
grammen und Facharztprüfungen einge-
setzten Hi-Tech-Geräte? Waclawiczek:
„Das kann man sich wie das Training der
Piloten in der Luftfahrt vorstellen – Stich-
wort Virtual Reality.“ Daneben gelte für
junge Chirurginnen und Chirurgen längst
die Devise: Weg vom Alleskönner hin
zum Spezialisten.
Chirurgenkongress in Salzburg. Wa-
clawiczek, der seit 1994 die Fortbil-
dungsakademie für Chirurgen leitet,
liegt die Aus- und Weiterbildung der
Jugend besonders am Herzen. Nur
konsequent, dass der Präsident seinen
jungen Chirurgen demnächst ein neues
Forum bieten will: Und zwar im Rahmen
des von 7. bis 9. Juni in Salzburg statt-
findenden Österreichischen Chirurgen-
kongresses (www.chirurgenkongress-
salzburg.at). Im wissenschaftlichen
Programm der Veranstaltung findet
sich übrigens auch eine Thematik, die
unspektakulär klingt, aber letztlich über
Leben und Tod entscheiden kann: Pati-
entensicherheit und Qualitätssicherung
in der Chirurgie. •
Univ.-Prof. Dr. Hans Werner Waclawiczek (rechts im Bild) ist als
erster Oberarzt der Universitätsklinik für Chirurgie in Salzburg auch
in der Lehre für die Paracelsus Universität engagiert.
WIR SIND KEIN UNTERNEHMENWIE JEDES ANDERE.
Because we care for you.
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