Regionale Energiekonzepte auf der deutschen Bodenseeseite ......eE-Strom erzeugt, 2005 schon 63 Mrd,...

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Regionale Energiekonzepte auf der deutschen Bodenseeseite 24 | 01 | 2013 Kloster Hegne

Evolutionäre Wechselwirkung statt Linearität

Es ist eine Illusion, daß sich ein so hochkomplexes Gebilde wie die regionale / nationale / globale Energiewirtschaft auf der Grundlage eines Masterplans oder Konzepts oder auch nur eines gemeinsamen Ziels entwickeln liesse.

Das war auch in der Vergangenheit nicht so.

Vielmehr verläuft die tatsächliche Veränderung der (Energie)-Wirtschaft in einem Wechselspiel, abhängig von: • technologischen Entwicklungen • steigenden oder sinkenden Kosten einzelner Energieträger • Veränderungen des allgemeinen Bewußtseins • Änderungen der politischen Rahmenbedingungen • u.v.m.

Quelle: Jan Oelker, Windgesichter, Sonnenbuch Verlag, 2005

Quelle: Jan Oelker, Windgesichter, Sonnenbuch Verlag, 2005

Quelle: Jan Oelker, Windgesichter, Sonnenbuch Verlag, 2005

Rückblick: Heizöl–Preise 1995 Rund verfünffacht = ~ 10% Preissteigerung p.a. !

Quelle: Privat

Rückblick 4 Jahre Quelle: www.tecson.de

Dabei stehen nicht nur die fossil-atomare Energieerzeugung gegen die regenerative im Wettbewerb, sondern auch die regenerativen untereinander. Einspeisetarif Erzeugungskosten

Wind (onshore) max. 9 ct 5 – 7 ct Wasser max. 12 ct Photovoltaik von 11 – 18 ct 10 – 15 ct Wind offshore max. 19 ct Biomasse max. 25 ct Je kWh

Wechselspiel von Bewußtsein, Gesellschaft und Politik Der Atomausstieg in Deutschland – eine Aufführung in mehreren Akten: Juni 2000 Abkommen zum Atomausstieg zwischen Energiewirtschaft (die großen 4) und Bundesregierung (rot-grün) Parallel dazu Einstieg in die Regenerativen, Einführung des EEG April 2002 „Gesetz zur geordneten Beendigung der Kernenergienutzung zur gewerblichen Erzeugung von Energie“ tritt in Kraft.

Die wichtigsten Punkte: • Laufzeitbefristung 32 Jahre ab Inbetriebnahme • sogenannte „Reststrommengen“ für jedes der 19 AKWs • Abschaltung letztes AKW rechnerisch ca. 2021

2005 Nach Regierungswechsel zu großer Koalition (schwarz-rot) bleibt Atomausstieg in Kraft. 2010 Nach Regierungswechsel (schwarz-gelb) beschliesst die Koalition Laufzeitverlängerung um 8 (ältere) bzw. 14 Jahre (jüngere AKWs) Letztes AKW wäre ca. 2035 vom Netz gegangen März 2011 Reaktorunfall Fukushima Mai 2011 Unter dem Eindruck der verlorenen Landtagswahl in BW und der Ergebnisse der sogenannten Ethik-Kommission beschliesst schwarz-gelb Atomausstieg: Die 8 ältesten Kraftwerke gehen sofort vom Netz, die anderen stufenweise bis 2022

2012

Deutschland erzielt den höchsten Stromüberschuss jemals: 23 Mrd kWh

Im Jahr 2000 gab es noch ein Defizit von 3 Mrd, 2005 einen Überschuss von 9 Mrd und im Fukushimajahr 2011 trotz Abschaltung von acht Atomreaktoren einen Überschuss von 6 Mrd kWh.

Die Überschüsse werden im Wesentlichen durch den Zubau bei den eE (Erneuerbaren Energien) erreicht. Im Jahr 2000 wurden 38 Mrd kWh eE-Strom erzeugt, 2005 schon 63 Mrd, 2010 dann 103 Mrd und 2012 bereits 135 Mrd kWh aus Wasser- und Windkraft, Biomasse und PV.

In derselben Zeit sank die Atomstromproduktion von 170 Mrd kWh im Jahr 2000 über 163 Mrd im Jahr 2005 und 141 Mrd im Jahr 2010 auf 108 Mrd im Fukushimajahr 2011 und 99 Mrd kWh in 2012.

• Der Anteil regenerativer Energien an der Stromerzeugung hat sich in einem Jahrzehnt vervierfacht (Noch 2000 ca. 5 %, Mitte 2011 erstmals ca. 20%, 2013 über 25%)

• Bis 2020 werden 35 – 40 % des deutschen Strombedarfs aus heimischen regenerativen Energien bereit gestellt.

• Diese Erfolgsgeschichte ist bisher überwiegend bürgerfinanziert

Regenerative Stromerzeugung, Rück- und Ausblick

Quelle: BMU

Die Energiewende ist von Bürgern finanziert

Eigentumsverteilung an der gesamten bundesweiten installierten eE-Leistung 53.000 Mwel (Graphik aus 2010, 2012 ähnliches Bild, aber rd. 70.000 MW)

Die Beteiligungsformen sind vielfältig:

• Direktinvestitionen im Privatbereich z.B. PV-Anlagen auf Eigenheim, Biogasanlagen bei Landwirten

• Beteiligung an Energie-Genossenschaften z.B. Gemeinschafts-Solaranlagen auf kommunalen Gebäuden

• Fondslösungen, z.B. GmbH & Co KGs viele Windparks wurden so realisiert, auch ein Wasserkraftwerk von solarcomplex

• Beteiligungen an Aktiengesellschaften z.B. solarcomplex als regeneratives Stadtwerk mit ca. 1.000 Gesellschaftern

• Fernziel: Regionale Energiewende bis 2030

• als GmbH gegründet im Jahr 2000 von 20 Bürgern

• seit 2007 nicht-börsennotierte AG

• aktuell ca. 1.000 Gesellschafter - Privatpersonen und Firmen

• Gesellschafterliste öffentlich unter www.solarcomplex.de

• knapp 6 Mio € Grundkapital, Kapitalerhöhung läuft

• Investitionsvolumen bisher gesamt: ~ 100 Mio €

• seit 2003 Gewinne, seit 2004 Ausschüttungen, jedes Jahr!

solarcomplex betreibt bisher eE-Anlagen zur Nutzung von: • Solarenergie / Photovoltaik und Solarthermie

• Windkraft

• Wasserkraft

• Biogas / Strom u. Wärmeerzeugung

• Holzpellets u. Hackschnitzel

• Nahwärmenetze

Kurz gesagt „Alles außer Geothermie“

Bürgerfinanzierte Solarkraftwerke auf Dach- u. Freiflächen mit über 20 MW (Megawatt) Modulfläche ~ 150.000 qm Investitionsvolumen ~ 60 Mio Euro Stromertrag > 20 Mio kWh jährlich CO2-Einsparung > 12.000 t jährlich

Windkraftanlage St. Georgen

• Enercon E-70 mit 2,3 MW Leistung, 100 m Nabenhöhe

• ~ 2,7 Mio Euro Invest

• ~ 3 Mio kWh Stromertrag / a

• ~ 2.000 t CO2-Einsparung / a

• ~ 270.000 € Einspeisevergütung / a

• regionale Wertschöpfung durch Gewerbesteuer für Standortgemeinde und Pacht für Flächeneigentümer

Wasserkraftwerk Musikinsel

Gailingen, Biogasanlage Johanni-Hof Wärme ans Hegau-Jugendwerk: > 1 Mio kWh Stromerzeugung: > 2 Mio kWh

Holzenergie-Contracting

ca. 30 Anlagen von 40 - 2.000 kW, ca. 10 MWth wo möglich mit solarthermischer Unterstützung

solarcomplex – Bioenergiedörfer bzw. Netze:

in Betrieb Mauenheim (Inbetriebnahme 2006)

Lippertsreute (Inbetriebnahme 2008)

Schlatt (Inbetriebnahme 2009)

Randegg (Inbetriebnahme 2009)

Lautenbach (Inbetriebnahme 2010)

Messkirch (Inbetriebnahme 2011) Weiterdingen (Inbetriebnahme 2011)

Büsingen (Inbetriebnahme 2012)

in Bau Emmingen (Inbetriebnahme 2013)

Grün = mit Abwärme aus Biogas-BHKW

solarcomplex-Zwischenbilanz, Anfang 2013:

• > 10 MW Dachanlagen PV (weitere in Bau und Planung)

• > 10 MW Freilandanlagen PV (weitere in Planung)

• Wasserkraftwerk Musikinsel Singen • Windkraftanlage St. Georgen (weitere in Vorplanung)

• Biogasanlagen Hof Schönbuch u. Hof Bucheli • Bioenergiedörfer Mauenheim, Lippertsreute, Schlatt, Randegg, Lautenbach, Weiterdingen, Messkirch, Büsingen (weitere in Planung)

• Holzenergie-Contracting, ca. 10 MWth (weitere in Bau und Planung)

• ca. 40 km Nahwärmenetze (weitere in Bau und Planung)

solarcomplex ist die zentrale Kraft zum Ausbau erneuerbarer Energien in der Bodenseeregion. Bisheriges Investitionsvolumen aller Projekte : rund 100 Mio €

Eine dynamische Entwicklung In Tausend Euro

Letzte 4 Jahre: Umsatz verdreifacht Bilanzsumme verfünffacht, Anlagevermögen versiebenfacht

Bioenergie-Regionen in Deutschland

Bioenergie-Region Bodensee

Wichtige Akteure der Bioenergieregion Bodensee

Bodensee-Stiftung

Clean Energy GmbH

E+I Ing.-Büro

Mainau GmbH

solarcomplex AG

Stadtwerke Radolfzell

-

Projektziele Ziele der Bioenergieregion Etablierung eines Bioenergie-Netzwerks mit mindestens

60 aktiven Teilnehmern Umsetzung von mindestens 10 Bioenergiedörfer im

Projektgebiet

zusätzlich Nachrüstung von mindestens 5 Biogasanlagen mit Abwärmenutzung

mindestens 20 Mio € zusätzliche regionale Wertschöpfung Entwicklung und modellhafte Umsetzung einer

Nachhaltigkeitsstrategie für Bioenergie

Beteiligte Gesellschafter: Landkreis Konstanz, alle Stadtwerke, Handwerkskammer, Sparkassen, BUND, solarcomplex u.a. Hauptaufgabe: Öffentlichkeitsarbeit und Beratung zu Einsparmöglichkeiten für Privatpersonen und Gewerbe

EA Ravensburg: Eine der erfolgreichsten Energieagenturen in BW.

Es wurde eine „Interessengemeinschaft Windkraft Hegau / Bodensee“ – kurz „IG Hegauwind“ gegründet, an der alle relevanten Akteure aus dem Landkreis Konstanz beteiligt sind: www.hegauwind.de

Ziel ist die gemeinsame Entwicklung von Windkraftprojekten in der Region, möglichst hohe regionale Wertschöpfung und Bürgerbeteiligung.

In Phase 1 geht es zunächst um die Verteilung der Projektierungsrisiken auf viele Schultern. Erst später um die Verteilung der Chancen.

Sprecher sind Hr. Isele (SW Radolfzell) und Hr. Müller (solarcomplex).

Regenerative Wärmenetze anderer Betreiber:

in Betrieb Möggingen (Stadtwerke Radolfzell)

Renquishausen (Genossenschaft)

Hilzingen (komm. Eigenbetrieb)

Leibertingen (komm. Eigenbetrieb) Grün = mit Abwärme aus Biogas-BHKW

Die Bodenseeregion ist bundesweit führend bei der Realisierung von sogenannten Bioenergiedörfern!

Ähnliche politische Zielsetzungen auf europäischer, Bundes- und Landesebene Auf der Mittel- und Langfristperspektive 2020: 20% eE (gesamt, nicht Strom) 20% weniger CO2 (gegenüber 1990) 20 % weniger Energieverbrauch (bezogen auf das BIP) 2050: CO2-Reduktion von 80 – 95% d.h. annähernd CO2-freie Energiewirtschaft, d.h. fast komplett eE

Bundesebene • Atomausstieg unumkehrbar ?! • EEG-Novellierung nach Bundestagswahl • Vorgaben zur energetischen Gebäudesanierung Anreize über Förderdarlehen vs. steuerliche Absetzbarkeit • Rolle Bundesnetzagentur und Ausbau Hochspannungsnetze

Landesebene • Ausbauziel Windkraft 2020 machbar ?!

Regional (1) Wichtigste Funktion kommt den Stadtwerken zu: • Großer Kundenstamm und i. d. Regel auch das Vertrauen der Kunden • Vorhandene technische u. kaufmännische Strukturen • gute Kontakte zur Kommunalpolitik • OB oft A-Rat-Vorsitzender • Mitglieder d. Gemeinderates als Mitglieder des A-Rates

Stadtwerke haben den größten Hebel zur Umsetzung regionaler Energie“konzepte“ bzw. regionaler Energieziele.

Regional (2) Zweitwichtigster Akteur sind die Kommunen: • Großer Gebäudebestand / Energieverbraucher • Vorbild- u. Multiplikatorfunktion gegenüber Bürgern • Planungshoheit (z.B. für Windkraft)

Die Bodenseeregion ist insgesamt energetisch auf einem guten Weg. Auch ohne Energiekonzept.

Ende der Präsentation www.solarcomplex.de Im Anhang weitere Informationen (falls gewünscht)

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