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Siegfried F. Weber
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Siegfried F. Weber
„Siehe ich komme bald!“
Einführung in das Buch der
Offenbarung - Studienmaterial
Bild auf dem Cover: http://de.academic.ru/pictures/dewiki/72/Hans_Memling_068.jpg
Dieses Manuskript enthält Studienmaterial zur Offenbarung des Johannes. Es umfasst nicht
die Auslegung der einzelnen Kapitel, wohl aber Hinweise, Hilfen und Anleitungen zum
Verständnis einzelner Abschnitte.
© by Siegfried F. Weber, Selbstverlag, Großheide, 2011. (Meine Manuskripte dürfen für private, schulische, sowie gemeindliche Zwecke kopiert und
kostenlos weitergereicht werden, nicht jedoch für gewerbliche Zwecke).
3
Index
1. Ein bemerkenswertes Buch .................................................................................................... 4
2. Die große Ouvertüre zur Offenbarung (Kapitel 1) ................................................................. 8
3. Apokalyptische Szenarien in Pompeji .................................................................................. 17
4. Johannes und Domitian ........................................................................................................ 20
5. Der religiöse Zustand ........................................................................................................... 23
6. Auslegung der Offenbarung ................................................................................................. 24
6.1. Auslegung von Symbolen, Zeichen und Zahlen ........................................................... 24
6.2. Realistische Auslegung ................................................................................................. 31
6.3. Rekapitulation (Wiederholungen) ................................................................................. 32
6.4. Übersicht über d. verschiedenen Auslegungsansätze der Offb. .................................... 33
6.5. Kurzer Abgleich zur Geschichte der Auslegung ........................................................... 34
7. Hilfreiche Literatur zum Studium der Offenbarung ............................................................. 36
8. Die Apokalyptik ................................................................................................................... 38
9. Verfasserschaft ..................................................................................................................... 42
9.1. Ort und Zeit der Abfassung ........................................................................................... 45
9.2. Empfänger / Zweck und Ziel / Struktur ........................................................................ 48
10. Aufbau des Buches in graphischer Darstellung ................................................................. 50
11. Besonderheiten ................................................................................................................... 54
11.1. Charakteristische Merkmale ........................................................................................ 54
11.2. Einige Schlüsselwörter in der Offb. d. Joh. ................................................................. 55
11.3. Die Herrlichkeit Jesu Christi in der Offenbarung ....................................................... 57
11.4. JESUS als das Lamm in der Offenbarung ................................................................... 58
11. 5. Gottes Wesenszüge in der Offenbarung ..................................................................... 61
11.6. Die sieben Glückseligpreisungen ................................................................................ 63
11.7. Die Siegelgerichte und die Evangelien ....................................................................... 64
11.8. Die Versiegelten aus den Stämmen Israels ................................................................. 64
12. Naherwartung – „siehe, ich komme bald!“ ........................................................................ 67
13. Wechselbeziehung zwischen Daniel und Offenbarung ...................................................... 70
14. Die sieben Sendschreiben ................................................................................................... 71
14.1. Vergleich der sieben Sendschreiben nach ihrem Inhalt (SFWeber) ........................... 71
14.2. Die Sendschreiben in der Kirchengeschichte (Mal Couch) ........................................ 72
14.3. Vergleich der Sendschreiben mit den Himmelsreichgleichnissen .............................. 73
15. Stationen zur Neuen Welt .................................................................................................. 74
16. Die Wesenszüge der Gerichte Gottes ................................................................................. 74
Anhang: Die römischen Kaiser ................................................................................................ 75
Hinweise, Abkürzungen und Literaturverzeichnis ................................................................... 76
4
1. Ein bemerkenswertes Buch
„Glückselig ist, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung
und behalten, was darin geschrieben ist, denn die Zeit ist nahe.“ (Offb. 1,3).
Wer die Offenbarung des Johannes studiert, wird als glückselig (d. h. glücklich) gepriesen
(Offb. 1,3).
Nirgendwo finden wir eine solche große Freude und den Trost über die Herrlichkeit und
Schönheit als auch eine beständige Sehnsucht nach der neuen Schöpfung und gleichzeitig so
viel Angst, Schrecken, Trauer und Rebellion in Bezug auf das Böse, über die Finsternis, der
Verdammnis und Verlorenheit wie in diesem letzten Buch der Bibel (sfw).
Im Griechischen heißt das Buch „Apokalypse“ (abgekürzt Apk., engl. Rev. = Revelation) das
bedeutet „Offenbarung, Enthüllung, Entschleierung“, das Verb „apokalypto“ bedeutet also
„offenbaren, enthüllen, entschleiern.“ Gott enthüllt der Menschheit zukünftige, endzeitliche,
also eschatologische Ereignisse (griech. „eschatos“ = das Letzte).
Ch. Rochedieu nennt die Offenbarung „das Allerheiligste der Schrift, in das man nur auf den
Knien eindringt, nachdem man zuvor durch die anderen Räume des Heiligtums gegangen ist.“1
Johann Albrecht Bengel (1687-1752) schrieb: „Ohne Tränen wurde die Offenbarung
nicht geschrieben, sie wird auch ohne Tränen nicht verstanden.“2
In der Kunstgeschichte waren die apokalyptischen Visionen des Johannes immer wieder
Gegenstand der Malerei. Berühmt ist „das Jüngste Gericht“ des Michelangelo in der
Kuppe der Sixtinischen Kapelle.3
Glaube, Liebe, Hoffnung
Adolf Schlatter verglich die Schriften des Apostels Johannes mit der berühmten Trilogie aus
1.Kor. 13,13 „Glaube, Liebe, Hoffnung“: Im Evangelium des Johannes geht es um den
Glauben (Joh. 3,16.36; 5,24; 20,31), in den Briefen geht es immer wieder um die Liebe
(1.Joh. 2,18.23; 4,7-12.16.19) und in der Offenbarung geht es um die Hoffnung auf die
Wiederkunft Jesu, auf den Sieg, auf die Auferstehung, auf den neuen Himmel und die neue
Erde und dass Gott alle Tränen von unseren Augen abwischen wird, obwohl das Wort
„Hoffnung“ weder als Substantiv noch als Verb in dem letzten Buch der Bibel vorkommt.
1 E. Aebi: Einführung,1981, 275.
2 Barclay, a.a.O., 8
3 Ein Auszug des Gemäldes findet sich in W. A. Elwell / R. W. Yarbrough: Studienbuch NT, Wuppertal, 2001,
379.
5
Der Bezug zum Alten Testament
Wer sich in die Offenbarung des Johannes vertiefen möchte, sollte zunächst aufmerksam die
apokalyptischen Drillinge des Alten Testaments studieren, nämlich Hesekiel, Daniel und
Sacharja!
„Die Offenbarung besteht aus einer komplizierten Abfolge von Visionen – insgesamt über
60. Sie gehen ineinander über, überlappen sich, gehen zurück, nehmen einen neuen
Anlauf, beleuchten einzelne Details, malen ein kolossales Panorama und noch vieles
mehr. Sie wollen als das gelesen werden, was sie sind: visionäre Darstellungen der
Wirklichkeit, mit denen Gott uns tiefe geistliche und theologische Wahrheiten vormalen
will.
Wir dürfen auch nicht vergessen, dass die Bilder, die Johannes benutzt, seinen
Zeitgenossen durchaus vertraut waren. Die meisten stammen aus dem Alten Testament –
das Buch enthält ca. 350 Bezugnahmen oder Anspielungen auf das Alte Testament.“4
Donald Guthrie hält fest, dass die Offb. d. Joh. aus 404 Versen bestehe und dass nur 126
Verse keinen Bezug zum Alten Testament hätten.5 Auch Merrill C. Tenney führt aus, dass
die Offenbarung des Johannes nicht weniger als 400 Hinweise auf das Alte Testament
enthalte, obwohl kein direktes Zitat zu finden ist.
Nach Nestle-Aland, dem griechischen Neuen Testament, soll es sogar 635 Anspielungen auf
das Alte Testament geben.6
Für viele Menschen scheint die Offenbarung unzugänglich zu sein. So war es auch schon in
der Kirchengeschichte. Man hat sich kaum mit dem Buch der Offenbarung beschäftigt. Luther
und Zwingli haben sie sogar abgelehnt.7
Martin Luther: Vorwort zur Offenbarung S. Johannis (1522):
„An diesem Buch der Offenbarung Johannis lass ich auch jedermann seines Sinnes
walten, will niemand an mein Dünken oder Urteil verbunden haben. Ich sage, was ich
fühle: Mir mangelt an diesem prophetischen Buch nicht (nur) einerlei, dass ichs weder
(für) apostolisch noch (für) prophetisch halte. Aufs erst und allermeist, dass die Apostel
nicht mit Gesichten umgehen, sondern mit klaren und dürren Worten weissagen wie
Petrus, Paulus, Christus im Evangelio auch tun, denn es auch dem apostolischen Amt
gebührt, klärlich und ohn Bild oder Gesicht von Christo und seinem Tun zu reden.
Auch so ist kein Prophet im Alten Testament schweig (geschweige) im Neuen der sogar
durch und durch mit Gesichten und Bildern handele, dass ichs fast gleich bei mir achte
4 Elwell / Yarbrough: Studienbuch NT, 376. Hervorhebungen durch SFWeber.
5 D. Guthrie: New Testament Introduction, Illinois, 1970, 965.
6 Pokorný / Heckel: Einleitung, 2007, 593
7 William Barclay, Offenbarung des Johannes, Bd. 1, 1982, 8 – 12.
6
dem vierten Buch Esras8 und aller Dinge nicht spüren kann, dass es von dem heiligen
Geist gestellet sei...
Endlich: halt davon jedermann, was ihm sein Geist gibt; mein Geist kann sich in das Buch
nicht schicken und ist mir Ursach genug, dass ich sein nicht hoch achte, dass Christus
drinnen weder gelehret noch erkannt wird...“9
1522 hat Luther sich also ziemlich kritisch über die Offenbarung des Johannes geäußert.
Das hat aber mit seinem Unverständnis in Bezug auf die Auslegung der Apokalypse zu
tun. Es ist für und bleibt für ihn wirklich ein Buch mit sieben Siegeln, die sich für ihn
nicht geöffnet haben.
In seiner zweiten Vorrede zur Offenbarung im Jahre 1530 (nochmals 1545) war Luther in
seinen Ansichten gemäßigter. Er vergleicht die Offenbarung mit dem Buch Daniel und
kommt zu dem Ergebnis, dass ja auch das Prophetenbuch Daniel Träume und Bilder
enthalte, die aber gedeutet worden wären. Die Offenbarung enthalte viele Bilder und
Figuren, Träume und Gesichte, die vom Heiligen Geist stammen. Luther bezieht sich auf
die Joel-Weissagung in der Pfingstpredigt des Petrus (Apg. 2), dass nämlich die Juden im
messianischen Zeitalter Träume und Visionen haben werden und dazu rechnet er dann
auch den Apostel Johannes. Zwar bleibt für Luther die Offenbarung „ungedeutet“ und
damit eine „verborgene und stumme Auslegung“, das soll aber niemand daran hindern,
dieses letzte Buch der Bibel zu lesen. Auch wenn für den Reformator die Verfasserschaft
weiterhin ungeklärt bleibt, so soll sich doch niemand in seiner Meinung in Bezug auf eine
apostolische Verfasserschaft (durch den Apostel Johannes) beirren lassen: „Damit doch
niemand gewehret sein soll, daß ers halte für S. Joannis des Apostels oder wie er will.“10
Luther bespricht dann kurz jedes Kapitel der Offenbarung und bezieht dabei viele
Visionen auf die Zeit der Kirchengeschichte und auf seine Zeit. Die vier bösen Engel
am Euphrat (Offb. 9,14) beziehen sich auf die Irrlehrer in der Kirchengeschichte. Den
ersten bösen Engel deutet Luther auf Tatianus mit seinem Eheverbot (2./3. Jh.). Der
zweite böse Engel umfasst die Irrlehrer Marcion, Mani und Montanus, die Teile der Bibel
verdreht oder auch verworfen haben. Der dritte böse Engel ist Origenes, der durch die
Philosophie und Vernunft die Schrift verbittert und verderbt hat. Der vierte böse Engel ist
Novatus, der die Buße verleugnete und vollkommen ohne Sünde sein wollte.
Auch die drei Wehen bezieht der Reformator auf historische Personen. Die erste Wehe
stelle Arius (300 n. Chr.) dar, der die Gottheit Christi verleugnete. Die zweite Wehe
beschreibt Mohamed. Die dritte Wehe stelle in Offb. 13 das päpstliche Kaisertum und das
8 Das vierte Esrabuch gehört zu den Pseudepigraphien und enthält außerkanonische, apokalyptische Visionen.
Vgl. dazu den Artikel „Esrabücher“ (III. Das 4.Esrabuch) von O. Plöger in RGG3, II, Sp. 694 – 700. Vgl. auch
dazu das Inhaltsverzeichnis der Septuaginta. 9 Martin Luther in seiner Vorrede auf die Offb. S. Johannis (1522) in: Neues Testament und Psalter in der
Sprache Martin Luthers, 1545, Fr. Wittig Verlag, HH, 1982, 490. Vgl. auch Heinrich Bornkamm (Hg.): Luthers
Vorreden zur Bibel, V&R, Göttingen, 31989.
10 Martin Luther in seiner Vorrede auf die Offenbarung S. Johannis (1530 und 1545), a.a.O., 491.
7
kaiserliche Papsttum dar. Das Papsttum hätte nun nach dem geistlichen Schwert auch das
weltliche Schwert an sich gerissen. In Bezug auf die beiden Tiere aus Offb. 13 konstatiert
der Wittenberger: „eins ist das Kaisertum, das ander mit den zweien Hörnern das
Papsttum.“
Die Stadt Babylon in Offb. 18 vergleicht Luther mit dem geistlichen Papsttum.11
Gog und Magog bezieht er auf die Türken.
Das Tausendjährige Reich versteht Luther in Offb. 20 nicht wörtlich, eher wohl
postmillennialistisch: Die tausend Jahre beginnen mit der Abfassung der Offenbarung,
also um 96 n. Chr. Damals sei auch der Teufel gebunden worden. Nach den tausend
Jahren folgt das Jüngste Gericht.
Die Offenbarung ist geschrieben worden, damit wir beim Evangelium bleiben, den
Irrlehren wehren und auf den Sieg Christi am Ende der Tage warten: „So allein das Wort
des Evangelii bei uns rein bleibt und wirs lieb und wert haben, so sollen wir nicht zweifeln
Christus sei bei uns und mit uns, wenns gleich aufs Ärgeste gehet. Wie wir hie sehen in
diesem Buch, daß Chrsitus durch und über alle Plagen, Tiere, böse Engel dennoch bei
und mit seinen Heiligen ist und endlich obsiegt.“
Von Luther stammt auch der folgende Rat in Bezug auf die Nachfolge Christi:
Wir sollen so leben als wenn Christus gestern gekreuzigt worden wäre, heute auferstanden
sei und morgen wiederkommen würde.12
Calvin und später auch Karl Barth haben bei ihrer umfangreichen Schriftauslegung die
Offenbarung einfach ausgelassen. Das hatte seinen Grund, denn der Calvinismus sieht die
Kapitel 6 – 17 der Offb. als bereits erfüllt an. Die Ereignisse hätten sich bereits im ersten
1. Jh. n. Chr. ereignet (präteristische Auslegung).
So deutet auch heute der Calvinist David Chilton in seinem Buch „die große Trübsal“
Offb. 6-17 in die Zeit Neros hinein (Rekapitulationistische Sicht der Offenbarung).13
In
einem Anhang desselben Buches versucht dann Th. Schirrmacher die Offb. d. Jh. in die
Zeit des röm. Kaisers Nero (60 n.Chr.) zu datieren.
Erst im Zeitalter des Pietismus wurde die Offenbarung neu entdeckt. Der Vorreiter war
Johann Albrecht Bengel (1687-1752). Er veröffentliche 1734 sein Werk „Erklärte
Offenbarung Johannis“.
11
Noch heute identifiziert Dave Hunt die Stadt Babylon aus Offb. 18 mit dem Papsttum in Rom (Vatikanstadt).
Vgl. Dave Hunt: Die Frau und das Tier, CLV, Bielefeld, 21998 (544 Seiten).
12 Elwell / Yarbrough: Studienbuch NT, 381.
13 David Chilton: Die große Trübsal, RVB, HH, 1996.
8
2. Die große Ouvertüre zur Offenbarung (Kapitel 1)
Einige ermutigende Impulse
Einteilung von Kapitel 1
1) Prolog (Vorrede) durch JESUS 1,1-3
2) Gruß und Lobpreisung (Proömium) durch Johannes 1,4-6
3) JESUS der Wiederkommende 1,7
4) Die Größe und Majestät und Allmacht Gottes 1,8
5) Der Auftrag des Johannes auf Patmos 1,9-11
6) Die Herrlichkeit und Majestät des erhöhten JESUS 1,12-18
7) Der Schlüssel zur Auslegung der Offenbarung 1,19
8) Das Geheimnis der sieben Sterne und sieben goldenen Leuchter 1,20
Vers 1
Offenbarung JESU Christi: um dieses Thema geht es im ganzen Buch. Griechisch
„Apokalypse Jesu Christi“. Im Griechischen heißt das Buch „Apokalypse“ (abgekürzt
Apk., engl. Rev. = Revelation) das bedeutet „Offenbarung, Enthüllung, Entschleierung“, das
Verb „apokalypto“ bedeutet also „offenbaren, enthüllen, entschleiern.“ Gott enthüllt der
Menschheit vergangene (was war), gegenwärtige (was ist) und zukünftige (was kommen
wird), endzeitliche, also eschatologische Ereignisse (griech. „eschatos“ = das Letzte).
Die alten Handschriften setzen den Schreiber der Offenbarung als Überschrift ein:
„Apokalypse Johannes“ (Codex Sinaiticus und Alexandrinus) oder „Apokalypse des
Theologen Johannes“ (Mehrheitstext) oder „Apokalypse des Theologen und des Evangelisten
Johannes“ (eine Majuskelhandschrift aus dem 10. Jh.)
Die Apokalypse des Johannes gehört nicht zur apokalyptischen Literatur des Judentums und
der christlichen Zeit (3. Jh. v. Chr. bis 3. Jh. n. Chr.), denn sie ist ein eigenständiges Werk,
inspiriert durch den Hl. Geist und Fortsetzung alttestamentlicher Prophetie.
Die Offb. enthält drei Gattungsformen: Biblische Prophetie (1,3; 22,7.10.18.19), biblische
Apokalyptik (1,1) und die Gattung „Brief“. Gerade die Sendschreiben sind ja an Gemeinden
in Kleinasien geschrieben und als Briefe14
verschickt worden (vgl. Briefgruß in 1,4 und
Briefschluss in 22,21).
14
Vgl. Martin Karrer: Die Johannesoffenbarung als Brief. Studien zu ihrem literarischen, historischen und
theologischen Ort, Göttingen, 1986.
9
Die Abfolge der Mitteilung:
Gott gibt die Offenbarung seinem Sohn JESUS, JESUS reicht sie dem Engel weiter und der
Engel15
teilt den Inhalt Johannes mit und dieser schließlich übermittelt sie den Gemeinden in
Kleinasien (seinen Knechten, die ihrem HERRN gehören). Dabei geht nicht ein I-Tüpfelchen
der Botschaft verloren, denn der Hl. Geist speichert und verwahrt alles, also ein
vollkommener Transporter.
Das Wort Gottes (Vers 2)
Bei dem Inhalt der Offenbarung handelt es sich um das Wort Gottes. Es ist die Wahrheit. Es
sind keine erfundenen Geschichten. Alles, was in der Offenbarung steht, ist zuverlässig. Alle
Prophetie wird sich erfüllen gemäß dem Heilsplan Gottes, so wie sich die alttestamentlich-
messianische Weissagung in Christus in Bezug auf sein erstes Kommen auch erfüllt hat.
Glücklich ist der/die Leser/in (Vers 3)
Glückselig. Gedacht ist zunächst an einen Vorleser und an die Zuhörer, so wie es im
Mittelalter üblich war, dass nämlich jemand Abschnitte aus der Bibel vorgelesen hat und die
übrige Schar zugehört hat, weil nicht jeder eine Bibel hatte. Heute können wir selber die
Offenbarung lesen, studieren und uns aneignen. Wer das tut, wird von Gott glücklich, also als
einen glücklichen Menschen, gepriesen. Warum? Weil er ein informierter und vorbereiteter
Zeuge der Wahrheit ist.
Es gilt aber nicht nur die Worte der Weissagung zu hören, sondern auch sie zu achten, sie zu
bewahren und sie zu tun:
LUT Revelation 22:7 ¶ Siehe, ich komme bald. Selig ist, der die Worte der Weissagung in diesem Buch
bewahrt. LUT
Revelation 22:10 ¶ Und er spricht zu mir: Versiegle nicht die Worte der Weissagung in diesem Buch; denn die Zeit ist nahe! LUT
Revelation 14:12 ¶ Hier ist Geduld der Heiligen! Hier sind, die da halten die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus!
Die Zeit ist nahe (Vers 3b)
Diese Aussage machte unser HERR um 95 n. Chr. Das ist lange her. Seit der Himmelfahrt
(Apg. 1) leben wir in der Erwartung der Wiederkunft Christi. Wie eine Braut warten wir
sehnsüchtig auf die Vermählung mit dem Bräutigam (Offb. 19,7), wir warten auf die
Verbindung von dem Haupt mit dem Leib (Eph. 1,22.23).
Die Gemeinde rechnet zu jeder Stunde mit der Offenbarung ihres HERRN und darum ist
diese Wartezeit immer „nahe“.
Schon jetzt ist die letzte Stunde, schrieb derselbe Johannes in seinem ersten Brief (1.Jh. 2,18).
Tausend Jahre sind vor dem HERRN wie ein Tag (2.Ptr. 3,8).
15
Engel als Offenbarungsmittler siehe: Gal. 3,19; Dan. 8,16; 10,11ff.
10
Dann gibt es aber mit der Offenbarung des Johannes auch die Zeit unmittelbar vor der
Wiederkunft Christi, wo sich Mächte gegen den Allerhöchsten aufbäumen und Christus durch
sein Eingreifen diesen ein Ende bereitet.
Die Zeit unmittelbar vor der Wiederkunft JESU und die damit verbundenen Ereignisse
bezeichnen wir als die letzte Zeit oder auch Endzeit. Die Bezeichnung „Endzeit“ ist von dem
griechischen Wort „eschatos“ abgeleitet und von daher stammt der Ausdruck (in der
Systematischen Theologie) „Eschatologie“, das ist die „Lehre von den letzten Dingen“.
Lobpreis auf Gott und die sieben Geister (Vers 4)
Mit Vers 4 beginnt eine Lobpreisung auf Gott, den sieben Geistern und JESUS Christus.
Johannes richtet sich nun an die Adressaten, das sind die sieben Gemeinden in Kleinasien.
Nach dem Friedensgruß preist er die ewige und bleibende Unveränderlichkeit Gottes: Gott ist,
das heißt ER ist jetzt gegenwärtig in diesem Augenblick, ER war schon immer da und ER
kommt, nämlich um sein Reich aufzurichten und einen neuen Himmel und eine neue Erde zu
schaffen. Die ewige Wesensart Gottes erinnert uns an 2. Mose 3,14, wo es heißt: „Ich bin, der
ich bin“, bzw. „ich werde sein, der ich sein werde“!
Weiter preist Johannes die sieben Geister, die vor dem Thron Gottes sind, das heißt sie
befinden sich in unmittelbarer Nähe Gottes. Sich in der Nähe Gottes aufhalten, das ist ein
gutes Lebensprogramm! In Offb. 4,5 werden sie auch die sieben Fackeln genannt. In Offb. 3,1
wird gesagt, dass JESUS die sieben Geister hat, also mit voller Weisheit ausgerüstet ist. In
Offb. 5,2 heißt es, dass das Lamm mit den sieben Geistern ausgestattet ist. Die
Wesensbeschreibung erinnert uns an Jes. 11,2, wo die sieben Merkmale des Hl. Geistes
beschrieben werden.
LUT
Isaiah 11:2 Auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN.
Lobpreis auf JESUS (Vers 5)
Schließlich preist Johannes gemäß der Dreieinigkeit JESUS Christus. JESUS ist der Retter,
der Heiland und Christus ist der Messias Israels. Damit wird gleich zu Beginn der
Offenbarung an die Verheißungen des Alten Testaments angeknüpft, in denen die Ankunft
des Messias angekündigt wurde. Dieser Christus ist auf der einen Seite der bereits
gekommene Messias in der Gestalt des Retters (Mk. 1,1; Lk. 2,11), aber nun auch in der
Offenbarung der wiederkommende Messias aus dem Geschlecht Davids (Offb. 22,16), der
Löwe aus dem Stamm Juda (Offb. 5,5), ums sein Reich aufzurichten.
Im ersten Teil des Verses wird beschrieben, was JESUS ist und im zweiten Teil, was er für
uns getan hat.
ER ist der Treue, der Zeuge der Wahrheit, der uns den Vater offenbart hat.
ER ist der Erstgeborene der Toten, also der Auferstandene, damit der Lebendige. In der
Offenbarung ist viel vom „Geruch“ des Todes die Rede. Dem steht JESUS als der
11
Auferstandene, der die Schlüssel des Todes und des Totenreiches hat (1,18) diametral
gegenüber.
ER ist der Erste aller Könige auf Erden (der Erste: griech. „archon“, das ist der Erste, das Haupt, damit
der Fürst, der Herr).
Und wiederum werden in der Offenbarung viele Könige beschrieben, die mit dem
Antichristen, dem Tier aus dem Abgrund, dem satanischen Widersacher kollaborieren.
Darüber steht bei weitem in seiner Allmacht JESUS, der wiederkommt, um den endgültigen
Sieg herbeizuführen.
JESUS ist unser Heiland, der uns jetzt liebt in diesem Augenblick (man beachte das Partizip
Präsens des Verbes von „agapao“).16
Wir sind nie alleingelassen, auch nicht in Trübsalen,
Ängsten und Verfolgungen. Nichts kann uns von der Liebe JESU scheiden (Röm. 8,35).
JESUS hat uns erlöst von unseren Sünden mit seinem Blut. Das ist das zentrale Evangelium
in der Offenbarung des Johannes (5,9; 7,14; 12,11). Auch in der Offenbarung ist JESUS noch
immer das Opferlamm (5,12; 7,17; 12,11). An dieser Botschaft, bzw. an dieser Weggabelung
des breiten und schmalen Weges (Mt. 7,13.14) wird die Entscheidung jedes einzelnen
Menschen getroffen. Der letzte Wunsch von Heyo de Vries (einem Vorstandsmitglied der
Bibel- und Missionsschule Ostfriesland) bestand darin, dass über diesen Bibeltext von
Mt. 7,13-14 auf seiner Beisetzung am 12.1.2011 gepredigt werden sollte. Die Weggabelung
fordert zur freien Entscheidung auf, JESUS nachzufolgen oder nicht. Diese Entscheidung hat
zur Konsequenz, wo der Mensch seine Ewigkeit zubringen wird, ob in dem ewigen Lichte
Gottes auf der neuen Erde und in dem neuen Himmel oder fernab von der Herrlichkeit und
Liebe Gottes, nämlich in der in der Finsternis und Verdammnis (Offb. 21,8; 22,15).
Verheißung (Vers 6) - Könige und Priester
Für diejenigen, die an das Evangelium von JESUS, dem Christus, glauben, gibt es
hoffnungsvolle Verheißungen. Schon jetzt gehören sie zum Königreich Gottes (griech.
„Basileia“), das heißt sie dürfen mitherrschen. Und sie sind Priester, also Diener Gottes (vgl.
auch Offb. 5,10; 1. Petr. 2,5.9).
Hier nun endet die Lobpreisung des Johannes.
Wiederkunft (Vers 7)
Hier nun ist zum ersten Mal in der Offenbarung von der Wiederkunft JESU die Rede. Er
kommt mit den Wolken (Apg. 1,11) und dann werden ihn alle sehen, diejenigen, die ihn
gekreuzigt haben. Dann nämlich werden sie erkennen, dass JESUS der Messias und der Retter
der Welt ist, aber dann ist es zu spät. Darum werden sie klagen, zunächst die Juden
(Sach. 12,10), weil sie in JESUS nicht den Messias erkannt haben, dann aber auch alle
Menschen auf der Erde, die JESUS ignoriert haben und die nicht an seine Erlösungstat am
Kreuz glauben wollten. Vielen Juden ist das Kreuz ein „skandalon“ (ein Ärgernis) und den
16
Der Mehrheitstext hat an dieser Stelle den Aorist: „er hat uns geliebt“.
12
Heiden (den Griechen) eine Torheit (1. Kor. 1,23; vgl. dazu auch die Endzeitrede Jesu in
Mt. 24,30; Mk. 13,26).
Majestät Gottes (Vers 8)
In Vers 8 liegt eine wunderschöne Doxologie (ein Lobpreis) auf Gott, den Allmächten
(griech. „Pantokrator“17
), vor. Der Lobpreis beginnt mit einem „Ich-bin-Wort“ (griech. ego
eimi), das uns im Evangelium des Johannes öfters begegnet. Die Ich-bin-Worte knüpfen an
2. Mose 3,14 an, wo Gott von sich sagt, dass er der ewige und unveränderliche Gott ist,
nämlich mit den Worten „Ich bin, der ich bin“ (siehe auch Offb. 21,6). In Offb. 1,17 sagt nun
der auferstandene und erhöhte Christus: „Ich bin – Ich bin der Erste und der Letzte“. Damit
also verkündigt JESUS seine Göttlichkeit (vgl. ferner 2,23; 22,16).
Dieselben Worte von der Unveränderlichkeit Gottes in Offb. 1,8 (Alpha und Omega, der erste
und letzte Buchstabe im griechischen Alphabet, der Anfang und das Ende, der ist, der war und der
kommt) finden wir in Offb. 22,13 wieder, dort aber bezogen auf JESUS, was wiederum auf
seine Göttlichkeit hinweist.
Auftrag auf Patmos (Verse 9-11)
Nun beschreibt Johannes seinen Auftrag, nämlich den Gemeinden den Inhalt der
Sendschreiben mitzuteilen, aber nicht nur das, sondern auch alles aufzuschreiben, was er
gesehen hat (Kap. 1), was jetzt momentan geschieht (Kap. 2-3) und was danach kommen
wird, also das Zukünftige (Kapitel 4-22), so heißt es in 1,19. Damit wird Offb. 1,19 zum
Schlüssel des Verständnisses der Apokalypse.
Der Apostel Johannes bezeichnet sich in seiner Demut als Bruder, also als einen Christen
unter vielen Christen in Kleinasien. Er ist ihr Mitgenosse in der Trübsal, das bedeutet, dass es
Bedrängnisse und Verfolgungen in allen Gemeinden in Kleinasien in dieser Zeit gegeben hat
(2,9-10; 3,10). Das geschah zur Zeit des Kaisers Domitian (81-96 n. Chr.), der sich als
„dominus et deus“ (Herr und Gott) verehren und die Opposition verfolgen ließ.
Aus diesem Grund nun wurde auch Johannes auf die kleine Insel Patmos, vor der
kleinasiatischen (heute türkischen) Küste gelegen, verbannt.
Wenn es Trübsale gibt, brauchen wir einen langen Atem. Johannes verwendet dafür das Wort
„hypomone“ (griech. upomon) und es bedeutet wörtlich „darunter bleiben“ unter der Trübsal,
also ausharren, durchhalten.
Gründe für die Verbannung (Vers 9)
Wichtig für uns sind die Gründe für die Verbannung, die genannt werden: Um des Wortes
Gottes willen und um des Zeugnisses JESU willen.
Zunächst ist es der Name JESUS, der ein Ärgernis bereiten kann, denn es ist kein anderer
Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, worin sie Rettung finden können
(Apg. 4,12). JESUS ist der Retter (griech. Soter), der Sohn Gottes (lat. divi filius) und der
HERR (griech. der Kyrios) – das sind alles Titel, die sich die römischen Kaiser auch zugelegt
haben. Christen haben JESUS allein angebet und haben es abgelehnt, diese Ehrungen den
Kaisern zukommen zulassen oder ihnen Rauchopfer zu spenden.
17
Die Titulierungen des Pantokrators beziehen sich in der Offb. m. E. alle auf Gott: 1,8; 4,8; 11,17; 15,3; 16,7;
19,6; 21,22.
13
Ein zweiter Grund wird aber noch in Bezug auf die Verbannung genannt, nämlich wegen dem
Wort Gottes. Das Wort Gottes ist das Wort JESU, welches uns durch den Hl. Geist mitgeteilt
wurde. Dieses Wort Gottes ist uns aufgeschrieben in der Bibel. Es sind Worte des Lebens, der
Wahrheit und der Autorität. Im Worte Gottes haben wir das Evangelium, also die Botschaft
von der Errettung des Menschen, welches uns bezeugt wird. Und darum hat der Satan, der
Widersacher Gottes, natürlich ein Interesse daran, den Christen die Bibel wegzunehmen, bzw.
alles dranzusetzen, sie dahingehend einzuschüchtern, dass sie mit Gefängnisstrafen rechnen
müssen, wenn sie im Besitz dieses Wortes Gottes sind. Oder aber der Feind will den Christen
einreden, dass es sich doch nicht lohnen würde, um eines Buches willen, Beeinträchtigungen
oder Nachteile zu erleiden.
Deshalb gerade bezeugt uns Johannes, dass er nicht nur um des Namens JESU willen
verurteilt worden ist, sondern auch um des Wortes Gottes willen (vgl. auch Offb. 6,9, wo von
den Märtyrern gesagt wird, dass sie um JESU willen und um des Wortes Gottes willen
gelitten haben).
Tag des HERRN (Vers 10)
Am Tag des HERRN, das ist der Tag der Auferstehung (vgl. Jh. 20,1.19.26; Apg. 20,7;
1. Kor. 16,2), also an einem Sonntag, war Johannes „im Geist“ (griech. „pneuma“), das heißt
im Heiligen Geist, so dass er die Visionen empfangen konnte. „Im Geist“ konnte er dann in
den Himmel hineinschauen, konnte sehen und hören und konnte sogar im Geist in den
Himmel hinaufsteigen (4,1-2), so dass er dort gegenwärtig war.
Johannes bekommt den Auftrag zu schreiben und den sieben Gemeinden die Briefe zu
übermitteln.
JESUS mitten unter den Gemeinden (V. 12-13)
Johannes sieht sieben goldene Leuchter.18
Gold
macht sie wertvoll. Diese goldenen Leuchter sind
Gemeinden (1,20). Mitten unter den Leuchtern
wandelt der Menschensohn (1,13) und der erhöhte
HERR (1,13-16). JESUS nimmt als der erhöhte
Christus Anteil an dem, was auf der Erde geschieht.
In seiner Hand hält JESUS die sieben Sterne19
, und
zwar in seiner rechten Hand, also in der sicheren
Verwahrung. Die Sterne sind die Engel der sieben Gemeinden (1,20).
18
Bild: Lucas Cranach in: Neues Testament in Wortlaut der Lutherbibel von 1545, Hamburg, 1982, 499. 19
Auf Münzen wurde der Kaiser mit sieben Sternen in seiner Hand geprägt. Dabei hält er die sieben Sterne
aufrecht, wie durch einen unsichtbaren Reifen zusammengehaltenen Kranz (Zahn: Offb., 1986, 208; Fußnote
60). Diese Haltung stand metaphorisch für den Weltherrscher. Man glaubte, dass die Gestirne die Götter und
Lenker des Schicksals waren. Wer sie in der Hand hatte, war der höchste Machthaber (Pohl: Offb., 2000, 100).
14
Die Engel der sieben Gemeinden
Wer sind die die sieben Engel? Darüber ist viel gerätselt worden, und zwar bis heute. Es
kommt ganz darauf an, ob man den Begriff wörtlich nimmt oder symbolisch deutet. Auch
hierin sind sich die Kommentatoren nicht einig.
Wer die Engel symbolisch deutet, spricht von einfachen Symbolfiguren oder dann im
übertragenen Sinne von Lektoren, Boten (griech. „angelos“), dann auch von Ältesten,
Vorstehern, Bischöfen (griech. Episkopaten: Apg. 20,28; Phil. 1,1; 1.Tim. 3,1ff; Tit. 1,7ff;
1.Petr. 2,25) der Gemeinden.
Manche identifizieren gar die Engel mit den Gemeinden selbst, aber das trifft nicht zu, denn
die Engel werden von den Gemeinden unterschieden.
Andere wiederum halten an der wörtlichen Deutung fest und sprechen von Schutzengeln
(vgl. Dan. 10,13.20.21; 12,1 auch Mt. 18,10; Apg. 12,10.15; Hebr. 1,14). Ein Einwand wäre
aber, dass die Botschaft der Sendschreiben den Gemeinden gilt und nicht den Engeln.
Einige sagen, dass die Engel Repräsentanten der Gemeinden wären.
Letztlich bleibt es ein Geheimnis.
Die Herrlichkeit und Majestät des erhöhten JESUS (1, 13-16)
Langes Gewand Hohepriester (Hebr. 5 u. 7).
Goldener Gürtel Hohepriesterliche und königliche Würde.
Haupt und Haare weiß wie Wolle Reinheit und Ewigkeit (Dan. 7,9).
Flammende Augen Sie durchdringen alles (Allwissenheit). Vgl. Dan. 7,9. Sie
erkennen die Unwahrhaftigkeit.
Füße wie goldenes Erz Standhaftigkeit und Stärke (Bengel).
JESUS kommt überall hin. Allgegenwart.
Donnerstimme Sie übertönt alles zum Trost der Seinen und zum
Erschrecken der Feinde (Bengel).
Sieben Sterne in seiner rechten Hand JESUS hat die Macht und Autorität über die Sterne.
In seiner rechten Hand sind sie sicher.
Seine rechte Hand Göttliche Schaffenskraft.
Göttlicher Trost.
Göttliche Bevollmächtigung und Sendungsauftrag (V. 17).
Zweischneidiges Schwert Vgl. Jes. 49,2.
Das Wort Gottes (Hebr. 4,12).
Das richterliche Wort (2,16;19,15.21).
Angesicht leuchtet wie die Sonne Die Lichtherrlichkeit Christi (Mt. 17,2).
Das zweischneidige Schwert:
r`omfai,a („Rhomphaia“) kommt nur 6x vor, und zwar in Lk. 2,35; Offb. 1,16; 2,16; 6,8 u. 19,15.21 vor.
Ansonsten wird ma,caira („Machaira“) gebraucht.20
Das zweischneidige Schwert kommt in Hebr. 4,12 (ma,cairan di,stomon = „Machairan Distomon“) und in
Offb. 1,16; 2,12 (romfai,a di,stomoj = „Rhomphia Distomos“) vor, beim Mehrheitstext auch noch in Offb. 19,5.
„Rhomphaia“ ist das breite Schwert (Wbauer, Sp.1461). In den Textstellen der Offb. geht es immer um das
Angriffsschwert, womit getötet, übertragen gerichtet werden soll!
In Gen. 3,24 (LXX) steht der Begriff für das Flammenschwert des Cherubs.
Das Adjektiv „zweischneidig“ bedeutet, dass es von beiden Seiten geschärft ist (ähnlich gladius, das kurze
zweischneidige Schwert bei den Römern).
Das Schwert steht für Tod (Offb. 6,8).
20
Michaelis: ThWNT, VI, 1959, 993-998.
15
Das Schwert ist der Obrigkeit zum Herrschen und zum Richten gegeben (Röm. 13, 4). JESUS
hat das scharfe Schwert, um die Völker zu regieren und zu richten (Offb. 19, 15.21). Auch das Wort Gottes wird als das Schwert bezeichnet (Eph. 6,17), um den Bösen zu fällen.
Warum geht wohl das Schwert aus dem Mund Jesu (vgl. Offb. 19,21)? Antwort: Jesus selbst wird durch das
Wort Gottes, das aus dem Mund heraus gesprochen wird, herrschen und richten.
Das Angesicht Jesu
Sein Aussehen („opsis“ ist das Aussehen / die Erscheinung / das Antlitz) leuchtet (Präsens: Durativer Aspekt:
beständig / ohne Aufhören) wie die Sonne in ihrer Kraft (wohl um die Mittagszeit hat die Sonne die meiste
Kraft). Vgl. auch Ri. 5,31 (Mt. 13,43); Offb. 10,1.
Das Aussehen (äußere Erscheinung) beim Menschen kann trügen (Jh. 7,24), aber die
Erscheinung JESU ist ohne Makel. In JESUS ist keine Finsternis. JESUS ist das Licht der
Welt (Jh. 8,12). Schon auf dem Berg der Verklärung leuchtete sein Angesicht (pro,swpon:
„Prosopon“) wie die Sonne (Mt. 17,2). In seinem Glanz besteht der Sünder nicht. Diesen
Glanz hat der verherrlichte JESUS.
Johannes ist erschrocken (Vers 17)
Vor dieser Lichtherrlichkeit und Majestät des erhöhten HERRN fällt Johannes hin.
Vgl. AT: Gottes Herrlichkeit löste Schrecken aus (Ex. 19,16; 33,20; Jes. 6,5).
Wer Gottes Herrlichkeit sieht, fällt zu Boden (Ez. 1,28; Dan. 8,18; 10,9).
Vor Gottes Herrlichkeit und Allmacht hat der Mensch sich zu demütigen!
Phil. 2, 9-11 beginnt sich nun für Christus zu erfüllen!
JESUS tröstet ihn durch seine rechte Hand. Hat er die Sterne für einen Augenblick aus der
Hand gelegt? Die Rechte JESU symbolisiert die göttliche Kraft, den göttlichen Trost und die
göttliche Bevollmächtigung im Sendungsauftrag.21
JESUS hat die Schlüssel (Verse 17b – 18)
Im selben Augenblick des Erschreckens tröstet der verherrlichte JESUS seinen Knecht
Johannes: „Fürchte dich nicht! Ich bin – Ich bin der Erste und der Letzte“.
Wiederum liegt ein „Ego-Eimi-Wort“ (ein doppeltes Ich bin) vor wie in 1,8. Dort hat Gott
sich als der „Ich bin, der ich bin“ bezeichnet, hier nun tut es JESUS. JESUS zitiert Jesaja
48,12, wo Gott von sich sagt22
: „Ich bin – Ich bin der Erste und der Letzte“. Dort im Alten
Testament bezeichnet Gott sich als der Präexistente und ewig Existierende, hier in Offb. 1,17
sagt es JESUS. Die Göttlichkeit JESU liegt eindeutig auf der Hand!
JESUS ist der Lebendige. Im Alten Testament ist Gott der Lebendige (der „EL Chai“
Jos. 3,10; Jer. 10,9.10). Hier nun ist JESUS in seiner göttlichen Art der Lebendige.
Zwar war JESUS tot (Kreuzigung), aber er ist am dritten Tag auferstanden von den Toten und
darum lebt er von „Zeitaltern zu Zeitaltern“, also in alle Ewigkeit, für immer.
JESUS hat die Schlüssel des Todes (griech. Thanatos) und des Totenreiches (Hades). Das
bedeutet, dass JESUS die Macht über das Totenreich hat. JESUS hat den Tod besiegt und ihm
die Macht genommen (1.Kor. 15,55-57; Hebr. 2,14). JESUS bestimmt über den Tod
(Jh. 5,21.28-29). Er hat die Schlüssel Davids (Jes. 22,22; Offb. 3,7).
21
G. Maier: Offb. (HTA, I), 123. 22
LXT Isaiah 48:12 a;koue, mou Iakwb kai. Israhl o]n evgw. kalw/ evgw, eivmi prw/toj kai. evgw, eivmi eivj to.n aivw/na. So auch der
hebräische Text.
16
Ich war tot (cf. V. 17)“: Aorist = punktuelle Vergangenheit = eine abgeschlossene Handlung.
„Ich lebe“ (cf. Deut 32,40): Durativer Aspekt (Präsens): ER lebt ohne Unterbrechung – für immer.
Dieses unvergängliche Leben des Auferstandenen wird durch die Paraphrase „von Ewigkeit zu Ewigkeit“
angezeigt. Nach dem „Äon“ fügt der Mehrheitstext ein „Amen“ hinzu. „Schlüssel des Todes und des Hades“: „Schlüssel“ = Pl. = zum Leben und zum Tod.
Hiob fragt, wer denn die Tore des Scheols aufschließen kann (Hi 38,17).
Für die Gemeinde hat der Tod seine Schrecken verloren (J. Jeremias).23
Schreibe Vers 19
Eine wiederholte Aufforderung zum Schreiben (V. 11 und jetzt V. 19) weist auf die
Dringlichkeit der Botschaft hin. Die Ereignisse dulden keinen Aufschub.
Schlüssel zur Auslegung der Offenbarung
Vers 19 enthält den Schlüssel zur Auslegung der Offenbarung:
„Was du gesehen hast“: Die überwältigende Schau des erhöhten Christus (Kap 1).
„Was diese sind“ (Pl.): Was zur Zeit des Johannes existiert: Die 7 Gemeinden (Kap. 2-3).
„Was nach diesen (Dingen / Ereignissen) geschehen muss“: futurologisch / eschatologisch
(letzte Zeit). Auffallend ist die Verstärkung der Aussage durch das Adverb „muss“ (vgl. auch
1,1): Die Geschehnisse sind unaufhaltsam; sie sind bestimmt, festgelegt, unwiderruflich.
Abschluss Vers 20
Die Beschreibungen JESU aus Kapitel 1 tauchen allesamt als Einzelbeschreibungen bei den
Sendschreiben–Gemeinden in den Kapiteln 2-3 wieder auf.
23
J. Jeremias in ThWNT III, 746.
17
3. Apokalyptische Szenarien in Pompeji
Einige Jahre vor der Abfassung der Offenbarung ereignete sich ein weltbewegendes Ereignis:
Wir richten unsere Blicke nach Pompeji, einer Stadt mit etwa 20.000 Einwohnern in der
Landschaft Kampanien im Südwesten Italiens gelegen in der Nähe des heutigen Neapel (Golf
von Neapel) gegenüber der schönen Insel Capri und etwa 10 km südlich des Vulkans Vesuv.24
Pompeji ist eine reiche Stadt. Das Lebensmotto der Einwohner lautet: „Es lebe der Gewinn!“
Kapitalistische und materialistische Lebensweisen bestimmen das Alltagsleben. Die
Kleinstadt besaß über 25 Bordelle.
Am 24. August des Jahres 79 n. Chr. werden kleinere Erdstöße in der Stadt bemerkt, aber das
ist nichts Außergewöhnliches, denn das letzte große Beben hatte die Bevölkerung erst vor 17
Jahren überstanden.
Aber dann ganz urplötzlich fliegt um die Mittagszeit gegen
12.30 Uhr die Spitze des Vesuvs mit einer ungeheuren
Detonation in die Luft.25
Rauchwolken steigen 15 km in
die Luft und verdunkeln tagelang die Sonne und den
Mond. Die Aschewolke, die mit heißer Lava gefüllt ist,
entlädt Blitze. In der Nacht schießen Flammengarben aus
dem aufgerissenen Krater. Ein glutheißer Ascheregen setzt
ein und versetzt Mensch und Tier in Panik. Die Lava
vermengt sich mit der Luft und es entsteht Bimsstein, der
millionenfach herunterregnet. Wegen der Dunkelheit
werden Fackeln angezündet, doch man kann sich
vorstellen, dass in dem Chaos Lampenöl verschüttet wird, so dass in der Stadt Brandherde
entstehen. Noch immer regnen tagelang Steine vom Himmel, die aus dem Krater mit
hochgeschleudert worden waren und nun mit 200 km/h als Geschosse über Pompeji
herunterrasseln, so dass die Dächer der Häuser zerschlagen werden und alle Lebewesen unter
sich begraben, die nicht vorher geflohen waren. Die Menschen werden regelrecht gesteinigt.
Aber selbst diejenigen, die fliehen wollten, werden von dichten Asche- und Schwefelwolken,
sowie einer Überkonzentration von Kohlendioxid erstickt. Selbst der berühmte römische
Schriftsteller und Präfekt Plinius der Ältere, der extra mit einer Flotte von Misenum angereist
kommt, um Hilfesuchende zu evakuieren, kommt in der giftigen Luft ums Leben.26
Sein
Neffe Plinius der Jüngere, der mit seiner Mutter in Misenum zurückblieb, berichtet, dass die
Aschewolke selbst Capri und Misenum verdunkelte: „Kaum erwägen wir das, ist schon
24
Es wurden drei Thermenanlagen errichtet und Wasserleitungen aus Blei verlegt. Pompeji verfügte über ein Theater, ein
Odeon und eine Arena. Neben dem Handel blühten Kunst und Kultur. Die Römer sprachen auch der fleischlichen Lust zu: 13
öffentliche Bordelle wurden bei den Ausgrabungen entdeckt. In bikonischen Mühlen aus Lavagestein wurde Getreide
gemahlen, das in den 31 Bäckereien zu Brot gebacken wurde. In den Garküchen - den Thermopolien - nahmen die Bürger
eine schnelle Mahlzeit im Stehen zu sich. http://www.vulkane.net/vulkane/pompeji/pompeji.html vom 25.1.2011. 25
Abb.: http://weltderwunder.de.msn.com/history-gallery.aspx?cp-documentid=149939849&page=3 vom
25.1.2011. 26
Sein Neffe Plinius der Jüngere, der Zuhause in Misenum (Golf von Neapel) zurückbleibt, beschreibt als
Augenzeuge die Geschehnisse.
18
Nacht, aber nicht wie eine mondlose, wolkenverhangene, sondern wie eine in geschlossenen
Räumen bei gelöschtem Licht“ (ep. 6.20).
Durch das Nachlassen des Drucks aus dem Krater kollabierte die aufsteigende
Eruptionswolke und generierte dabei pyroklastische Ströme27
. Die ersten Glutwolken
erreichen allerdings nicht Pompeji, sondern zerstören die Nachbarstadt Herculaneum. Diese
lag weitaus näher am Vesuv als Pompeji, doch war sie bis zu diesem Zeitpunkt noch
größtenteils vom Ausbruch verschont geblieben. In den pyroklastischen Strömen sterben die
Menschen einen qualvollen Tod. Selbst wer Schutz in einem Haus gefunden hatte, verbrennt
in den 500-800 Grad Celsius heißen Gasen, auf denen sich ein Strom aus Asche und
Gesteinen bewegt, der alles zermalmt, was die Gase nicht zerstört hatten. In den ersten
Morgenstunden des 25. August erreichen vier pyroklastische Ströme Pompeji und töten jeden,
der sich noch lebend in der Stadt aufhält.28
Plinius der Jüngere berichtet von diesen
pyroklastischen Wellen, weshalb sie auch „Plinius-Wellen“ genannt wurden: „Auf der
anderen Seite eine Wolke, schwarz und fürchterlich, vom Feuerhauch in spiralig bewegte
Bahnen zerrissen, die sich in lange Flammengebilde aufspaltete“ (ep. 6.20).
Pompeji war nun unter einem zwölf Meter mächtigen Leichentuch begraben. In Herculaneum,
das nur sechs Kilometer vom Krater entfernt lag, türmten sich die vulkanischen Ablagerungen
sogar 20 Meter hoch.
Als endlich am 27. August der dunkle Schleier am Himmel sich lichtet, da waren die stolzen
Städte Herkulaneum und Pompej unter den Aschemassen begraben und Tausende Menschen
mit ihnen.
1700 Jahre lang liegt Pompeji unter einer hohen Decke
von Asche und Bimsstein, bis endlich im 18. Jh. die
Ausgrabungen beginnen. Dabei entdeckte man über
2000 von Asche bedeckte und nun versteinerte29
regungslos liegende und sitzende Menschengebilde,
Paare, Gruppen, Erwachsene mit Kindern.30
Mit diesen ergreifenden Szenarien glaubt der Leser sich
27
Steigt Magma in einem Vulkan auf, sinkt der Druck und damit nimmt die Gaslöslichkeit im Magma ab. In der Folge
entstehen Gasblasen, welche aber aufgrund der Zähigkeit des Magmas vorerst nicht entweichen können. Durch den
ansteigenden Gasdruck verfestigt sich das um die Blase liegende Magma breiförmig und kann bei einem Austritt des Gases
nicht mehr zusammenfließen, wodurch ein Hohlraum entsteht. Das dickflüssige Magma schiebt sich übereinander und bildet
eine so genannte Staukuppe (auch als Lavadom oder, bei spitzeren Formen, als Lavanadel bezeichnet). Ab einer bestimmten
Höhe (etwa ab 40 Metern) wird das zähflüssige, halbstarre Gebilde instabil und kann kollabieren. Die Gesteinsbrocken und
das Magma werden dann zu Asche gemahlen und gleiten zusammen mit den austretenden Gasen mit bis zu 400 km/h den
Hang hinab, wobei eine enorme Zerstörungskraft entfaltet wird. Im Inneren des Stroms können Temperaturen zwischen 300
und 800 °C herrschen, abhängig von der Größe des Stroms. Pyroklastische Ströme pulverisieren alles, was ihre Zugbahn
kreuzt (Gebäude explodieren) oder implodieren bzw. werden wie bei einem Wirbelsturm mit unvorstellbarer Kraft durch die
Luft geschleudert. Die dadurch entstehende Asche und Staub sollte nicht in die Atemwege gelangen, um eine andernfalls
drohenden Erstickung zu vermeiden. 28
http://www.vulkane.net/vulkane/pompeji/pompeji.html vom 25.2.2011 29
Diese versteinerten Menschen waren innen hohl, so dass sie mit Gips ausgegossen wurden. 30
Abb.: http://www.lsg.musin.de/geschichte/Material/rundgaenge/pompeji/pompeji%20026.jpg vom 25.1.2011.
19
sogleich in die Welt des Apokalyptikers Johannes wiederzufinden, wobei er jedoch bedenken
sollte, dass es sich beim Untergang der Stadt Pompeji um ein lokales Ereignis handelt und
Johannes darüber hinaus globale und kosmologische Szenarien beschreibt.
„Und der erste blies seine Posaune; und es kam Hagel und Feuer, mit Blut vermengt, und fiel auf die Erde; und der dritte Teil der Erde verbrannte, und der dritte Teil der Bäume verbrannte, und alles grüne Gras verbrannte. Und der zweite Engel blies seine Posaune; und es stürzte etwas wie ein großer Berg mit Feuer brennend ins Meer, und der dritte Teil des Meeres wurde zu Blut, und der dritte Teil der lebendigen Geschöpfe im Meer starb, und der dritte Teil der Schiffe wurde vernichtet. (Offb. 8,7-9 ML).
20
Die göttliche Mutter und die sieben Sterne
Stadt mit sieben Hügeln
4. Johannes und Domitian
Zur Zeit der Abfassung der Offenbarung hatte Rom noch die Weltherrschaft. Damals regierte
der römische Kaiser Titus Flavius Domitian (81 – 96 v. Chr.). Er war der Bruder und
Nachfolger des vorigen Kaisers Titus und Sohn des Vespasian. Bei der Armee war Domitian
beliebt, mit den Senatoren dagegen geriet er in Konflikt, und zwar vor allem wegen seiner
absolutistischen Herrschaftsweise.
Im Jahr 83 n. Chr. unternahm Domitian einen erfolgreichen Feldzug gegen die Germanen und
sicherte die römische Grenze zwischen Rhein und Donau durch den Bau der berühmten
Limesmauer. Allerdings musste er in Drakien (Rumänien) herbe Verluste hinnehmen.
Im Jahr 85 n. Chr. übernahm er das Amt „des Zensor auf Lebenszeit“ (Censor perpetuus).
Damit konnte er allein den Senat kontrollieren und diktieren. Er enthob viele Senatoren des
Amtes und konfiszierte ihr Eigentum, um angeblich den Staatshaushalt zu entlasten.
Domitian ließ sich göttliche Ehren zukommen.31
Er ließ die Jupiterstatue auf dem Kapitol
seinen eigenen Bildniskopf aufsetzen. Sein Palast galt als Heiligtum. Seinen Thron nannte er
selber einen Göttersitz.
Im Jahre 83 n. Chr. verstarb sein 10-jähriger Sohn. Diesen ließ er sofort zu einem Gott
proklamieren und seine Mutter zur Göttermutter. Das verklärte Himmelskind sollte die
Universalmonarchie antreten. Auf einer Münze wird die Mutter mit
Zepter und Diadem der Himmelskönigin dargestellt mit der Unterschrift
„Mutter des göttlichen Caesar“ und der Sohn hält in der Linken das
Zepter und mit der Rechten segnet er das Weltall. Auf einer weiteren
Münze wird der göttliche Caesar, Sohn des Imperators Domitian (DIVIUS CAESAR IMP
DOMITIANI F)32
gezeigt, der sieben Sterne in seiner Hand hält. Das kaiserliche Zeuskind,
das zum Herrn der Sternenwelt erhöht ist, bringt die kosmische Heilszeit, die da kommen soll.
Der Kaiser Domitian hat sich 22-mal zum Imperator proklamieren lassen. Auf dem Forum
Romanum hat er für sich eine riesenhafte Reiterstatue, den
Equus maximus, errichten lassen.
Gerne ließ der Kaiser das Säkularlied des Horaz‘ singen, worin
die Stadt Rom mit den sieben Hügeln gelobt wird und wo die
Stadtgöttin Roma auf diesen sieben Hügeln thront.
Wenn Domitian im Zirkus erschien und unter seinem sakralen Thronbaldachin Platz nahm,
um die Kapitolinischen Spiele zu leiten, dann saß zu seiner Rechten der Hohepriester Jupiters,
zu seiner Linken der Hohepriester des göttlichen Kaiserhauses. Beide trugen Kränze mit
31
Zusammenfassung nach E. Stauffer: Christus und die Caesaren, 146-186. 32
Divius Caesar (der göttliche Cäsar) – Imperator (Herrscher) – Domitiani Filius (Sohn des Domitian).
21
Augustus in Ewigkeit
Dominus et Deus
Herr und Gott
Ablehnung des
Kaiserkultes
seinem Bildnis über der Stirn. Die Zuschauer mussten in weißen Gewändern erscheinen. Das
Volk jubelte und proklamierte die Kaiserakklamation: „Heil dem Herrn!“ So berichtet Sueton.
Eine Domitianmünze des Jahres 85 huldigt der Ewigkeit des
Anbetungswürdigen: AETERNITATI AUGUSTI (Augustus in
Ewigkeit). Auf der Vorderseite sieht man den Herrscher als
Sonnenkaiser mit Strahlenkranz des Sonnengottes. Auf der
Rückseite erscheint die Aeternitas (die Ewigkeit), die vor dem Ewigen Feuer steht und Sonne
und Mond in der Hand hält, die altägyptischen Symbole der Ewigkeit.
Im Jahre 86 ließ Domitian als erster römischer Kaiser die
Selbstbezeichnung „Herr und Gott“ (dominus et deus)
einführen.
Im Jahre 87 gab es eine Senatsverschwörung. Daraufhin gab
es eine Welle von Hinrichtungen. Jegliche Opposition wurde
hart bekämpft. Wer die Anbetung des göttlichen Kaisers verweigerte, hatte mit Repressionen,
Konfiszierung, Verbannung oder mit einer Hinrichtung zu rechnen. In diesem Sinne waren
nun auch die Christen im Reich betroffen, die sich weigerten, dem göttlichen Kaiser zu opfern
oder die Kaiserakklamation auszurufen. Sogar Clemens und Domitilla blieben nicht
verschont, die Eltern seiner eigenen Adoptivsöhne und Thronfolger. Sie wurden wegen
Atheismus und Majestätsverbrechen (wahrscheinlich Verweigerung
des Kaiserkultes) angeklagt. In der römischen Literatur werden die
Christen als Atheisten bezeichnet, weil sie keine Bildnisse haben,
die sie verehren. Clemens wurde hingerichtet und seine Frau
Domitilla wurde auf die Insel Pandataria verbannt. Die
Adoptivsöhne sind wahrscheinlich heimlich beseitigt worden, denn
ihre Spuren verlieren sich in der Geschichte.
Auch zwei christliche Soldaten mit Namen Nereus und Achillus sind unter Domitian
enthauptet worden. Im Rahmen dieser Denunzierungen wurde nun auch der Apostel Johannes
nach Rom zitiert, verhört, gefoltert und anschließend auf die Insel Patmos verbannt, berichtet
Tertullian. Im Kontext dieser Verfolgungen werden auch einige Christen aus Smyrna ins
Gefängnis geworfen (Offb. 2,10) und der treue Zeuge Antipas aus Pergamon wird getötet
(Offb. 2,13).
In Ephesus gab es einen Kaisertempel. Gegenstand des Kultes war auch ein imposantes
Marmor-Bildnis des Kaisers Domitian in Gestalt einer Kolossalstatue von vierfacher
Lebensgröße.33
Ephesus war die Hauptstadt der Provinz Asia.34
Der Asiarch (Legat, Minister)
hatte seinen Sitz in Ephesus und er war zugleich auch der Hohepriester, der für den Kaiserkult
zu sorgen hatte. In diesem Sinne wäre der Asiarch mit dem falschen Propheten aus Apk. 13 zu
33
A. Strobel: „Apokalypse des Johannes“ in TRE, III, 183. Idem Stauffer, a.a.O., 164. 34
Stauffer, a.a.O., 165.
22
Siegelring
vergleichen.35
Ausgrabungen in Ephesus zeigen eine
Asiarchenfigur: Als Kopfschmuck einen goldenen Kranz mit dem
Bildnis des Kaisers auf der Stirn, der Arm liegt auf der Brust und
der Siegelring wird sichtbar ebenfalls mit den Insignien des
römischen Kaisers.36
Bei der Eröffnung der Spiele wurde das
Kaiserbild verehrt und die Gladiatoren grüßten den „abwesenden“ Kaiser mit
den Worten „Ave, Imperator, morituri te salutant“ (Gegrüßt seist du Imperator, die
Totgeweihten grüßen dich). Es folgen Triumphzüge, Trompetenstöße, Heroldsbotschaften,
Wagenrennen und Gladiatorenkämpfe. Den Siegern werden Kränze, Stirnbänder und Palmen
gereicht.
In den Städten der Sendschreiben gibt es Münzen mit Domitian als Göttervater.
Domitian führte auf seinem Siegelring den offiziellen Kaisernamen „Autokrator KAIser
DOMETianos SEBastos GErmanikos“ (Autokrat, d. h. Alleinherrscher, Kaiser, Domitian,
der Anbetungswürdige, Germanien37
).38
Nimmt man die Anfangsbuchstaben, die als
Abkürzungen in Form von Majuskeln (Großbuchstaben) auf Münzen eingeprägt werden und
nimmt man an Stelle der lateinischen Buchstaben griechische, dann kommt man auf die Zahl
666.
Seine Prätorianerpräfekten vernachlässigte er, ersetzte sie nach Belieben oder er ließ sie sogar
töten. Kein Wunder, dass die Prätorianer einen Komplott schmiedeten, zusammen mit der
Frau Domitians, der Domitia, die auch nicht mehr ihres Lebens sicher war. Somit wurde der
45-jährige Kaiser am 18. Sept. 96 n. Chr. durch seine eigene Leibgarde ermordet. Die
Schriftsteller und Senatoren Tacitus und Plinius machten nachträglich in den
Kaiserbiographien ihren angestaunten Gefühlen Luft.39
Der Senat beschloss die „Damnatio
memoriae“ (Auslöschung der Erinnerung), das heißt alle Inschriften und Bildnisse wurden
vernichtet. Die Weihinschriften wurde abgeändert und die Anrede „dem Gott“ weggemeißelt
(Sueton: Dom. 23; Plinius: Paneg. 52,3ff). Das Kolossalbild wurde zerstört. Der Tempel des
Domitian wurde auf Vespasian überschrieben.
Die folgenden Kaiser waren Nerva (96 – 98 n. Chr.) und Trajan (98 – 117 n. Chr.).
35
Stauffer, a.a.O., 174; idem A. Strobel, a.a.O., 183f. 36
Strobel, a.a.O., 183f. 37
Der Titel „Germanicus“ wies zunächst auf die Siege in Germanien hin, wurde dann aber auch zu einem Titel:
Caesar, Caligula, Domitian, Trajan. 38
Stauffer, a.a.O., 175 u. 273 ff., idem Strobel, a.a.O., 183. 39
Michael Grant: Roms Cäsaren. Von Julius Cäsar bis Domitian, Sonderausgabe des Gondrom Verlages,
Bindlach, 1985, 290 – 308.
23
5. Der religiöse Zustand
Der religiöse Zustand der Gemeinden der damaligen Zeit war sehr unterschiedlich. Manche
Gemeinden waren lauwarm geworden, wie z. B. Laodicea. Durch den materiellen Wohlstand
hat das Christentum großen Schaden erlitten (Offb. 3, 14-19). Sie wurden überheblich und
stolz, und solchen widersteht Gott (Jak. 4,6).
Eine andere Gefahr, welche damals die Christenheit bedrohte, waren die Irrlehren. Die
Gemeinde in Ephesus hatte viel mit ihnen zu tun. In dieser Gemeinde waren Menschen, die
sich als Apostel ausgaben, es aber nicht waren (Offb. 2,2). Die Irrlehre der Nikolaiten war in
Ephesus verbreitet, aber die Epheser waren auf der Hut. Sie haben sie erkannt und
zurückgewiesen (Offb. 2,7). Aber Gott hatte an ihrem Zustand auch einen Mangel gefunden.
Sie hatten die erste Liebe verlassen. Nach 1. Kor. 13 ist alles hinfällig, wenn die Liebe fehlt.
In Pergamon hielten einige an der Lehre Bileams und Nikolaiten fest. Sie verführten die
Christen zum Götzendienst und zur Hurerei (griech. „Porneia“).
In Thyatira war eine Frau namens Isebel, die sich zwar als eine Prophetin ausgab, aber die
Diener Gottes zur „Porneia“ und zum Götzendienst verführte.
24
6. Auslegung der Offenbarung
Die Offenbarung hat ihr geschichtliches Umfeld und sie hat einen zeitgeschichtlichen
Rahmen. Johannes ist auf der Insel Patmos, während das römische Reich expandiert und der
Kaiser in Rom sich als „dominus et deus“ (Herr und Gott) verehren lässt. Die Sendschreiben
sind an die sieben Gemeinden in Asien gerichtet. In diesem Sinne hat die Offenbarung ihr
historisches Umfeld. Sie aber dann rein zeitgeschichtlich auslegen zu wollen bezogen auf die
Ereignisse am Ende des ersten Jahrhunderts, verfehlt das Ziel. Schon allein die vielen
Symbole und Bilder lassen eine rein zeitgeschichtliche Interpretation nicht zu. Die
Offenbarung als das letzte Buch der Bibel weist in ihren letzten Kapiteln auf die Wiederkunft
JESU hin. Von daher gesehen ist sie auf jeden Fall auch eschatologisch, das heißt
endgeschichtlich, prophetisch, futuristisch. Dabei ist zu beachten, dass JESUS
wiederkommt, um dem Tier ein Ende zu bereiten (19,19-20), das heißt, dass alle Stellen in der
Offenbarung, die im Zusammenhang mit dem Tier aus dem Abgrund stehen, ebenfalls
eschatologisch zu deuten sind und das sind nicht wenige: Überwindung der zwei Zeugen
(11,7) und in diesem Zusammenhang das Ende der zweiten Wehe (11,14), d. h. die erste
Wehe (9,12) gehört auch in die Trübsal und in die Zeit des Tieres. Damit gehören auch die
sieben Posaunengerichte in diese eschatologische Zeit, denn die ersten zwei Wehen gehören
in den Kontext der sieben Posaunen. Das siebte Siegel bringt die sieben Posaunen hervor (8,1-
2), das heißt, dass die Siegelgerichte ebenfalls zur eschatologischen Zeit gehören. Ferner
spricht Offb. 13 vom Auftreten des Tieres, Offb. 14,9-11 spricht von den Anbetern des Tieres,
15,2 redet von den Überwindern des Tieres, 16,10 von dem Thron des Tieres, 17,3.8 von dem
Tier aus dem Abgrund. Damit gehören alle diese Abschnitte in die Endzeit.
Für die Auslegung spielt der gesamtprophetische Kontext der Bibel eine unverzichtbare
Rolle: Nicht nur die prophetisch-eschatologisch-apokalyptischen Texte der alttestamentlichen
Propheten wie Jesaja, Hesekiel, Daniel, Zephanja und Sacharja sind zu berücksichtigen,
sondern auch die Endzeitreden JESU in Mt. 24, Mk.13, Lk. 12; 17 und 21 wie auch die
eschatologischen Perikopen in den paulinischen Briefen (wie 1.Kor. 15 [Auferstehung];
1.Thess. 4 [Entrückung]; 2.Thess. 2 [Kommen des Gesetzlosen, des Antichristen]; 1.Tim. 4,1-
5 [Abfall]; 2.Tim. 3,1-9 [3x6-Endzeitsünden]) und in den Briefen des Petrus (2.Petr. 2-3).
6.1. Auslegung von Symbolen, Zeichen und Zahlen
In vielen biblischen Texten gibt es Symbole und Zeichen40
. Vor allem in Gleichnissen und in
apokalyptischen Texten werden sie verwendet. Ihre rechte Deutung ist kein einfaches
Unterfangen, sondern erfordert Akribie, Geduld, Zurückhaltung, die Berücksichtigung des
biblischen Kontextes, der altorientalischen Kultur und Geschichte. Am einfachsten sind
natürlich solche Symbole, die häufig im Alten und Neuen Testament erwähnt werden, so dass
40
S. F. Weber: Hermeneutik der Gewissheit, Selbstverlag, Großheide, 2010, 34-36.
25
sich ihre Bedeutung vom Kontext oder von der Erzählung her ergibt. Manche Symbole
werden aber auch von einem sogenannten Deuteengel erklärt und ausgelegt (vgl. Dan. 7,16;
8,16) oder von Gott selbst oder vom Verfasser durch den Hl. Geist.
Einige bekannte Symbole:
Wasser (des Lebens): Offb. 22,17. Auch ein Bild für die Völker (17,1.15).
Meer: wörtlich (7,1.2.3; 8,8.9; 16,3). Völkermeer: (Dan. 7,2.3; Offb. 13,1).
Offb. 20,13: „und das Meer gab die Toten“ ist wahrscheinlich wörtlich zu verstehen.
Vor dem Thron Gottes befindet sich ein gläsernes Meer gleich einem Kristall
(Offb. 4,6; 15,2).
Bräutigam ist JESUS (Mt. 25, 1-13; Eph. 5) und die Gemeinde ist die Braut
(Offb. 19,7). Ferner wird auch das Neue Jerusalem als Braut (und als Frau) des
Lammes tituliert (21,9)
die Feuerflammen (Fackeln) sind die sieben Geister Gottes (Offb. 4,5; 5,6)
Manna = Brot des Lebens (Joh. 6; Offb. 2,17)
Schlüssel = Vollmacht (Offb. 1,18). Die römischen Kaiser haben sich viele göttliche
Titulieren zukommen lassen, aber niemand konnte von sich behaupten, dass er die
Schlüssel des Todes und des Hades hätte. JESUS hat die Macht über den Tod. Die
zwei Zeugen aus Offb. 11 können nicht getötet werden, solange sie der HERR
bewahrt. Das Tier hat also nicht die Macht über den Tod! In Offb. 9,6 heißt es, dass
der Tod von ihnen flieht, so dass sie nicht sterben können. Unser HERR hat de facto
die Macht über den Tod.
der Lorbeerkranz (des Sieges): Offb. 2,10; 3,11; 6,2; 12,1; 14,14
Posaunen: Sie haben Signalfunktion (Posthorn, Jagdhorn, Martinshorn). Die Wächter
warnen auf einem Wachturm mit einer Posaune die Bevölkerung vor Angreifern. Das
Signalhorn kündigt die Postkutsche an. Posaunen kündigen die Ankunft eines Königs
an. Im Manöver und auf dem Schlachtfeld dienen sie dazu, die Soldaten am richtigen
Platz zu sammeln.
Der Schofar (Widerhorn) kündigt im Judentum den großen Versöhnungstag und das
Neujahrsfest an.
Es gibt drei sogenannte „Versammlungsposaunen“ in der Bibel:
a) Im Alten Testament hatte die Posaune die Aufgabe, das Volk Israel
zusammenzurufen, und zwar soll es sich zum Aufbruch bereit machen
(Num. 10, 1-5).
b) Nach der weltweiten Zerstreuung Israels wird wiederum eine Posaune ertönen, um
Gottes Volk zu sammeln und es in das Heilige Land zurückzuführen (Jes. 27,13;
Mt. 24,31).
c) In derselben Weise soll sich im neutestamentlichen Zeitalter das Volk Gottes – die
Gemeinde – bereithalten zur weltweiten Versammlung und zum Aufbruch in die
himmlische Heimat, wenn die Posaune Gottes erschallt (1.Thess. 4,16).
In Offb. 8-9 gibt es die sechs Gerichtsposaunen. Die siebte Posaune kündigt die
Vollendung des Geheimnisses des Reiches Gottes an (10,7; 11,15).
26
reine weiße Leinwand (gr. Byssos) = die Gerechtigkeiten41
der Heiligen: Offb. 19,8.
Das griechische Wort „dikaioma“ bedeutet im Singular „Gerechtigkeit“
(Röm. 5,16.18; 8,4); im Plural (gr. „dikaiomata“) bedeutet es „Rechtsforderungen“
(Lk. 1,6; Röm. 2,26) oder „Satzungen“ (Hebr. 9,1) oder „gerechte Taten /
Gerichtstaten“ (Offb. 15,4) und wahrscheinlich in Offb. 19,8 „gerechte Taten“ (so
EIN, ELB, HFA, HRD, ME, MNT, NeÜ, NGÜ). Nur ML und SCH übersetzen mit
„Gerechtigkeit“.
Baum des Lebens42
= Zeichen des ewigen Lebens (Gen. 3,22.24). Den Überwindern
der Gemeinde von Ephesus wird verheißen, dass sie vom Baum des Lebens essen
dürfen, der im Paradies Gottes steht (Offb. 2,7). In Offb. 22,2 ist vom Baum des
Lebens die Rede, der zwölfmal Früchte trägt und dessen Blätter zur Heilung (eivj qerapei,an) der Völker (tw/n evqnw/n) dienen. In 22,14 wird gesagt, dass diejenigen, die
ihre Kleider43
(ta.j stola.j) waschen (Präsens!), ein Anrecht (h` evxousi,a) auf den Baum
des Lebens haben und durch die Tore der Stadt (das Neue Jerusalem) eingehen dürfen.
Auf der anderen Seite wird jemand seinen Anteil (to. me,roj auvtou/) am Baum des
Lebens und auf die heilige Stadt verlieren (avfelei/), wenn er Teile der Johannes-
Prophetie wegnimmt (avfe,lh|), heißt es in Offb. 22,19.
Thron = regieren, mitregieren: Offb. 4,2-11 (Gott auf dem Thron); Offb. 7,17 (das
Lamm auf dem Thron); 3,21 (Christen regieren mit Christus); 4,4 (24 Ältesten auf
Thronen). Auf der anderen Seite gibt es den Thron des Feindes Gottes, der seine
diabolische Macht beanspruchen will (Offb. 2,13; 13,2; 16,10; 18,7).
Regenbogen = Zeichen der Gnade Gottes (Offb. 4,3; vgl. 10,1)
das Schwert Christi, das zweischneidige Schwert44
(Offb. 1,16; 2,12), das
richtet (19,15.21) - bei den Römern das „jus gladii“, bzw. das „Recht der
Klinge“, womit der Prokonsul oder der Prokurator über Leben und Tod
verfügen konnte.
Das Schwert kann auch für Kriege stehen (der zweite apokalyptische Reiter
führt ein Schwert: Offb. 6,4).
Bileam (Offb. 2,14 = 4. Mose 22-25; 31,16).
Isebel (Offb. 2,20): eine Prophetin, die Christen verführt, „porneia“ (Unzucht) zu
treiben und Götzenopfer zu essen.
Es gibt eine Isebel aus dem Alten Testament:
Sie war mit dem israelischen König des Nordreichs Ahab verheiratet: Vermischung
mit der Welt (1.Kö. 16,31).
Sie förderte den Baalskult in Israel.
41
Die Gerechtigkeit ist uns in Christus durch den Glauben geschenkt (Röm. 5,18). Ihr folgen die guten Werke
(Eph. 2,10; 1.Thess. 1,9). 42
Baum des Lebens: Gen. 2,9; 3,22.24; Spr. 3,18; 11,30; 13,12; 15,4; Offb. 2,7; 22,14.19. 43
Das griechische Wort „stola“ (Gewand) klingt so ähnlich wie „en-tolas“ (Gebote) und darum hat der
Mehrheitstext: „Glückselig sind diejenigen, die seine Gebote (evntola.j) halten.“ 44
Zweischneidig werden Schwerter genannt, die beidseitig geschliffen sind. Dies hatte zur Folge, dass dem
Kämpfer mehrere Angriffsmöglichkeiten zur Verfügung standen: starke Schläge und Schnitte mit der Vorhand
und Rückhandschläge, die über Schilde und Brustwehren schlagen konnten, dafür aber schwächer waren.
Daneben war es dem Kämpfer möglich, einfach eine stumpf gewordene Klinge im Kampf zu drehen, um
weiterkämpfen zu können. Die Redewendung vom „zweischneidigen Schwert“ kommt bereits in der Bibel vor
(Hebr. 4,12). Der ursprünglich positiv, als Qualitätsmerkmal angesehene Begriff wandelte sich zu der späteren
ambivalenten Verwendung, in der ein zweischneidiges Schwert etwas ist, das in irgendeiner Weise sowohl von
Vorteil als auch nachteilig sein kann. http://de.wikipedia.org/wiki/Zweischneidiges_Schwert, vom 21.2.2011.
Abb. vom zweischneidigen Schwert:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/3/38/Crossed_gladii.png/612px-Crossed_gladii.png vom 21.2.2011.
27
Sie tötete die Propheten des HERRN.
Sie war Ahabs böser Geist und war schuld an Nabods Tod (1.Kö. 21).
Ihr Name verband sich nach ihrem Tod mit Abgötterei und Zauberei (2.Kö. 9,22).
Die Frau in der Offenbarung: Isebel (Offb. 2,20 = 1.Kö. 16,29-33; 18,4; 19,2;
2.Kö. 9,211.22 Verführung); die Frau mit dem Strahlenkranz in 12,1 (Israel); die Frau
auf dem Tier (17,3 Hure Babylon); die Braut des Lammes (19,7); das Neue Jerusalem
(21,9).
Wermut: Eine Pflanze, enthält einen sehr bitteren Stoff = Gericht (Offb. 8,10)
Hurerei (griech. porneia): geistlich: Abfall von Gott (Offb. 2,14.20; 14,8; 17,2.4.5;
18,3; 19,2); wörtlich: 9,21; 21,8; 22,15.
Sodom: Unmoral; Ägypten: Welt, Götzendienst, Zauberei. Offb. 11,8.
Hörner (griech. keras) = Macht (Offb. 12,3; 13,1; 17,3).
Augen = Wissen (4,6.8; 5,6).
Diadem (griech. diadema) = Herrschaft; Königskrone. Die Stirnbinde, das Abzeichen
der Königswürde bei den Persern (ein mit Weiß verziertes blaues Band im Turban).
Nur dreimal im Neuen Testament, und zwar in Offb. 12,3 (Drache); 13,1 (das Tier);
19,12 (JESUS). In der Septuaginta nur in Esther 1,11; 2,17.
Kranz (griech. stephanos: Lobeerkranz): Freuden- und Siegeskranz, Belohnung für
den Wettkampf, für die Verwaltung eines Amtes. Auch ein Zeichen der Freude auf
den Festmählern (Blumenkranz).
Schlüssel: Schlüsselgewalt. Schlüssel Davids (Jes. 22,22). David war ein König. Die
Schlüssel Davids bedeuten demnach Autorität, Gewalt, Vollmacht. JESUS hat die
Schlüssel Davids (Offb. 3,7). David hatte als König die Macht über die Tore
Jerusalems. Er konnte bestimmen, wer hinein darf und wer nicht. Hat in diesem Sinne
der HERR JESUS die Macht über die Tore des Neuen Jerusalems?!
Als die „Schlüsselfigur“ der Welt- und Menschheitsgeschichte hat JESUS die
„Schlüsselgewalt“ und die „Schlüsselposition“ inne.45
Das wird auch in der
Offenbarung des Johannes immer wieder deutlich.
ER hat auch die Schlüssel des Todes und des Hades (1,18), das heißt ER hat die Macht
über Leben und Tod, gerade und eben auch in der letzten Zeit, die vom Todesschatten
(6,8) überschattet wird. Es gibt einen Schlüssel zum Tor des Abgrunds, des Abyssos
(9,1; 20,1).
In der Offenbarung findet man eine Fülle an Tiersymbolen:
Tier aus dem Abgrund (dem Abyssos 11,7; 17,8) = unmenschliche Gewalt.
In Dan. 7 charakterisieren vier Tiere vier Weltreiche: Löwe (Babel), Bär (Persien),
Panther (Griechenland), das schreckliche Tier (Rom). Die Charakterzüge dieser Tiere
finden sich in Offb. 13 wieder.
Der Löwe Juda (Gen. 49,9 bezogen auf den israelischen Stamm Juda).
45
Samuel Hans Queck: Patmos. Die Sieben Sendschreiben, Metzingen, 1994, 8.
28
Der Löwe aus Juda (Offb. 5,5 bezogen auf JESUS): Königliche Würde.
Das Lamm steht für das Opfer (Joh. 1,29; Offb. 5,6.12; 7,17; 14,4). Der Charakter
eines Lammes steht für Sanftmut, Demut, Erniedrigung, Willenlosigkeit,
Opferbereitschaft, Hingabe, Schwachheit. Interessant ist die Beobachtung, dass das
gewaltige, gefräßige, herrschsüchtige, diabolische Tier aus dem Abgrund mit seinen
Heeren gegen das Lamm Gottes kämpfen will, aber von dem Lamm überwunden wird
(Offb. 17,14). Der Feind Gottes kann sich wie ein Engel des Lichts ausgeben
(2. Kor. 11,14) und auch die Lammesart annehmen, um möglichst viele Menschen zu
verführen. So tritt das zweite Tier nach Offb. 13,11 wie ein Lamm auf, sanftmütig,
demütig, proklamiert die Nächstenliebe und Armenpflege, um die Leute auf die Seite
des ersten Tieres zu ziehen. Zugleich redet es wie ein Drache (Offb. 13,11), also
bedrohlich, einschüchternd, zornig, ultimativ für diejenigen, die noch Zweifel an die
„loyale“ Macht beider Tiere hegen.
Adler, der alles überblickt, der in die Weite hinausfliegt: Ewigkeit (Offb. 4,7; 8,13;
12,14).
Die vier Lebewesen aus Offb. 4,6-8: Löwe (Stärke, königliche Würde); Stier
(Opfergestalt); Mensch (als begrenztes Geschöpf die Krone der Schöpfung und
abhängig von seinem Schöpfer); Adler (allsehend, allwissend, Ewigkeit).
Die Schlange: listig und schlau (Mt. 10,16). Dan, die Schlange (Gen. 49,16). Die
Schlange in der Wüste erhöht an einem Stab zur Heilung (4. Mo. 21; vgl. Joh. 3,14).
Später wurde mit ihr Götzendienst betrieben (2. Kö. 18,4). Vor allem steht die
Schlange in der Bibel für das Böse und den Feind Gottes (Gen. 3,1; Jes. 27,1;
Offb. 12,9.14.15; 20,2).
Drache (griech. draco): das Ungeheuer, das Angst und Schrecken verbreitet, das für
den Menschen übermächtige Wesen, die widergöttlich streitende Macht. Offb.
12,3.4.7.9.16.17; 13,2.4.11; 16,13; 20,2. Im Alten Testament „Tanin“ (Seeungeheuer:
Psa. 74,13; 91,13; Jes. 51,9; 51,34 [Nebukadnezar]; Hes. 29,3; 32,2 [Pharao von
Ägypten], auch der Leviathan (Jes. 27,1) oder auch ein „feuriger, fliegender Saraph“ =
Schlange (Jes. 14,29; 30,6).
Es gibt zudem eine Symbolik der Farben:
Blau (der Himmel): die Ewigkeit
Purpur (königlich): die Würde
Weiß (Reinheit): Priesterdienst, aber auch die Farbe des Sieges. Gerechtigkeit.
Vollkommenheit.
Rot (Blut): Opfer; aber auch Krieg
Gelb: entspricht dem Gold (Reichtum, Glanz, Würde); Gelb ist die Sonne (Wärme,
Licht, Lebensspenderin, Glanz, königlich, majestätisch); aber Gelb kann auch als
Warnfarbe verwendet werden (Gift).
Grün: Wachstum, Leben, Hoffnung (Lebensbaum).
Schwarz: Finsternis, Sünde, Tod.
Zahlensymbole
Ein Baum des Lebens (22,2); ein scharfes zweischneidiges Schwert (1,16); ein
Regenbogen (4,3); ein gläsernes Meer (4,6); ein Buch versiegelt mit sieben Siegeln (5,1);
ein neues Lied (5,9); ein ewiges Evangelium (14,6). Erste Auferstehung (20,5-6).
29
Zwei (Zeugen: 11,3; Ölbäume: 11,4; Leuchter: 11,4; Propheten: 11,10; Flügel: 12,14;
Hörner: 13,11). Der zweite Tod (20,6.14; 21,8).
Drei Maß Gerste (6,6); von drei Plagen wurde der dritte Teil der Menschen getötet
(9,18); drei Tage und einen halben (11,9.11); drei Wehen (11,14); drei unreine Geister
(16,13); die Stadt zerteilt sich in drei Teile (16,19); viermal drei Tore im Neuen
Jerusalem (21,13).
Dreieinhalb Zeiten (eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit: Offb. 12,14; Dan. 7,25;
12,7) = 1260 Tage (11,3; 12,6) = 42 Monate (11,2; 13,5).
Vier Lebewesen (4,6.7); vier Engel, vier Enden der Erde und vier Winde (7,1); vier
Ecken des Altars (9,13); vier Engel am Euphrat (9,14).
Fünf Monate (9,5.10); fünf Könige sind gefallen (17,10).
Sechs Flügel (4,8).
Sieben Sterne, Leuchter, Gemeinden (1,20); sieben Fackeln = sieben Geister (4,5); sieben
Siegel (5,1); sieben Posaunen (8,2); sieben Donner (10,3); sieben Plagen (15,1); sieben
goldene Schalen (15,7); sieben Berge (17,9); sieben Könige (17,9) usw.
Acht: das achte Tier (17,11).
Zehn Tage Bedrängnis (2,10); der zehnte Teil der Stadt (11,13); zehn Hörner (11,3);
zehn Kronen (13,1); zehn Könige (17,12).
Zwölf Sterne (12,1); zwölf Tore, zwölf Engel, zwölf Namen der Stämme Israels (21,12);
zwölf Grundsteine mit Namen der zwölf Apostel (21,14); zwölf Tore waren zwölf Perlen
(21,21); zwölfmal Früchte (22,2).
24 Älteste (4,4.10; 5,8; 11,16; 19,4; vgl. die 24 Priester- und Sängerabteilungen im Alten
Bund nach 1.Chron. 24-25; Lk. 1,8).
666 = 600 60 6 (13,18).
1000 Jahre (20,1-7).
12000 Versiegelte aus jedem Stamm Israels (7,5-8); 12000 Stadien (21,16).
144000 Versiegelte (7,1-8; 14,1-5).
20.000 mal 10.000 (9,16).
Myriaden mal Myriaden (10.000 x 10.000) und 1000 mal 1000 (5,11).
Zur Zahlensymbolik gibt es drei Deutungsmöglichkeiten:
1) Der Ausleger versteht alle Zahlen symbolisch, also nicht wörtlich.
2) Der Ausleger versteht einen Teil symbolisch und einen Teil wörtlich.
3) Der Ausleger versteht alle Zahlen wörtlich.
An dieser Stelle sollte die übliche Auslegungsregel angewandt werden: Wenn keine
gesamtbiblischen Argumente aus dem Kontext des Alten und Neuen Testaments gegen eine
wörtliche Auffassung sprechen, dann sollte der Ausleger bei der wörtlichen Auffassung
bleiben.
Die Bedeutung von Zahlen:
1) Eins: Einzigartigkeit (Deut. 6,4); Einmaligkeit (Jes. 42,8); Einigkeit (Joh. 10,30; 17,21;
Gal. 3,28); Sie steht für Ungeteiltheit und damit für Gott.
30
2) Zwei: Paar (Adam und Eva); Beziehung (Ehe; erster Adam und zweiter Adam); zwei
Zeugen zur Bekräftigung (Deut. 17,6; 19,15).
3) Drei: Dreieck: Geist, Seele und Leib. Beziehung: Gott, Sohn, Hl. Geist. Das Dreimal-
Heilig (Jes. 6,3; Offb. 4,8; 8,13). Glaube, Liebe, Hoffnung (2.Kor. 13,13).
4) Vier: die Welt; die vier Himmelsrichtungen; die vier Jahreszeiten. Vier Elemente
(Wasser, Feuer, Erde, Luft). Vier Evangelien.
5) Fünf: Nach Pythagoras steht die Fünf für den Mikrokosmos. Der Mensch hat fünf Sinne.
6) Sechs: Sechs Schöpfungstage.
7) Sieben: Makrokosmos. Vollständigkeit. Vollkommenheit. Siebenarmige Leuchter. Am
siebten Tag ruhte Gott von allen seinen Werken.
8) Acht: Acht Menschen in der Arche: Neuanfang (1.Petr. 3,20). Am achten Tag:
Auferstehung: Beginn der neuen Schöpfung.
9) Neun: Dreifache Triade. Die Zahl des Kreisumfangs. Kommt in der christlichen
Symbolik kaum vor. Dreifache Triade von Engelchören.
10) Zehn: Zahl des Kosmos. Die Nationen. 10 Gebote. 10 Plagen. Gleichnisse mit 10
Jungfrauen, 10 Talenten.
In der Auslegung von Symbolen und Zeichen muss die Mehrdeutigkeit (Polysemantik)
berücksichtigt werden. Als Beispiel soll die Mehrdeutigkeit des Zeichens einer Taube
ausreichen. Seit der Sintflut steht die Taube mit dem Ölzweig für Frieden.
Seit dem Pfingstgeschehen nach Apg. 2 symbolisiert die Taube auch den Heiligen Geist.
In Offb. 1 wird der auferstandene und erhöhte Christus mit vielen Symbolen und Zeichen
signifikant beschrieben. Da reichen einfache grammatikalische und syntaktische Analysen
nicht aus, sondern der Ausleger muss die Zeichen richtig deuten können.
Regeln für die Interpretation von Symbolen:
Kontext berücksichtigen
Parallelstellen heranziehen
Natürlichste Bedeutung bevorzugen: Ein Löwe ist wild, stark, mächtig.
Semitische Kultur berücksichtigen.
Symbole können mehrere Bedeutungen haben.
31
6.2. Realistische Auslegung
Volker Gäckle fasst thesenartig und komprimiert die notwendigen Auslegungsansätze, die der
Offenbarung des Johannes gerecht werden, ausgewogen und realistisch zusammen46
:
1) Die Offenbarung enthält echte Zukunftsprophetie. Eine Einebnung ihres Inhalts
innerhalb des ersten Jahrhunderts wird ihrem Anspruch nicht gerecht.
2) „Nicht derjenige liebt die Wiederkunft des Herrn, der sagt, sie liegt noch in weiter
Ferne, auch nicht der, der sagt, sie steht unmittelbar bevor; sondern derjenige, der sie
mit ernstem Glauben, fester Hoffnung und brennender Liebe erwartet, ganz gleich ob
sie fern oder nah ist“ (Augustin). In nüchterner Weise sollen wir auf die Wiederkunft
JESU warten.
3) Die Offenbarung enthüllt nicht nur das Wesen der Endzeit, sondern auch das Wesen
der Geschichte überhaupt. Was sich am Ende ereignet, wird in der Geschichte immer
schon abgeschattet.
4) Vorsicht ist geboten, die Offenbarung mit gegenwärtigen Ereignissen zu verknüpfen.
Denn die Offenbarung bietet keinen berechenbaren „Fahrplan“ hin zur Endzeit,
sondern eine „Wegbeschreibung in der Endzeit“.47
5) Die Offenbarung ist insbesondere ein Trostbuch für die verfolgte Gemeinde.
6) Auch die Johannesoffenbarung ist gekennzeichnet durch die perspektivische
Unschärfe aller biblischen Prophetie. Sie kann und will nicht die zeitlichen Distanzen
der geschauten Ereignisse angeben.
7) Die kirchen-, welt- und reichsgeschichtliche Auslegung hat ihr Recht, wo sie das
jeweils Charakteristische der einzelnen Visionen auf Kirche, Welt und Reich Gottes
bezieht. Sie überschreitet ihre Grenze, wo sie absolute Identifikation vornimmt und
Gottes Geheimnisse „vor der Zeit“ enthüllen möchte.
8) Die endgeschichtliche Auslegung hat ihr Recht, wo sie die geschauten Ereignisse als
Ende der Geschichte versteht. Sie übertritt ihre Grenze, wo sie eine historische
Erfüllung ausschließt.
9) Die zeitgeschichtliche Auslegung hat dort ihr Recht, wo sie Bilder und Begriffe aus
der Situation des 1. Jh. n. Chr. erhellen kann. Sie überschreitet ihre Grenzen, wo
prophetisch-eschatologische Weissagungen nivelliert werden.
10) Die traditionsgeschichtliche Auslegung hat dort ihr Recht, wo sie das Alte
Testament als Hintergrund von Visionen, Bildern, Begriffen und Zahlenangaben
erkennt. Sie überschreitet ihre Grenze, wo sie die Johannesoffenbarung lediglich als
aktualisierendes literarisches Werk alttestamentlicher Traditionen und nicht als
göttliche Ansage des Kommenden deutet.
46
Volker Gäckle: „Überlegungen zur Auslegung der Johannesoffenbarung“, in: Worauf können wir hoffen? Die
Zukunft der Welt und die Verheißung des Reiches Gottes, Hrsg. v. Rolf Hille, TVG, Wuppertal, 1999, 147-149. 47
Hervorhebungen durch V. Gäckle.
32
6.3. Rekapitulation (Wiederholungen)
Rekapitulation bedeutet „Wiederholung“. Ein einfaches Beispiel finden wir in 1. Mo.
1-2. 1. Mo. 2 wiederholt umschreibend die Tatsache von der Erschaffung der Welt aus
1. Mo. 1, nur dass in 1. Mo.. 2 die Erschaffung des Menschen näher umschrieben
wird. Ebenso zeigen die Evangelien die Herrlichkeit des Herrn von vier verschiedenen
Seiten.
Auch in der Offenbarung des Johannes folgen nicht alle Visionen chronologisch
(zeitlich), bzw. periodisch aufeinander! Bereits in Offb. 11, 15 – 19 ist von der
Wiederkunft Jesu die Rede. Die Wiederkunft Jesu aber wird erst mit Offb. 19, 7-16
stattfinden.
Doch dürfen wir nicht daraus schließen, dass die Offb. überhaupt nicht chronologisch
sei. Die Konjunktion „danach“ (gr. meta mit Akk. = temporal!) in 4,1; 7,9 weist auf
eine chronologisch-periodische Einteilung der Offb. hin. Zudem beziehen sich die
Kap. 2-3 auf die Zeit des Johannes. Die Kapitel 6 – 19 sind in Bezug auf die Siegel-,
Posaunen- und Schalengerichte wohl chronologisch-periodisch angeordnet (das
7. Siegel öffnet die erste Posaune und nach den sieben Posaunen kommen die sieben
Zornesschalen). Dazwischen gibt es immer wieder Parenthesen, die eine zeitliche
Parallelität aufweisen: Das Tier z.B. kommt in Kap. 11; 13; 14,9; 16,13; 17 und 19,19
vor.
Der Fehler der Amillennialisten48
jedoch besteht darin, die gesamte Offb. d. Joh.
rekapitulistisch auszulegen, d. h. alle Ereignisse stehen zeitlich parallel zueinander.
Sie würden nicht chronologisch-periodisch aufeinander folgen.49
48
Ausleger, die das Tausendjährige Reich ablehnen. 49
S.F.Weber: Kommt das Tausendjährige Reich? Eine Untersuchung verschiedener Statements, Großheide, 22007,13.
33
6.4. Übersicht über d. verschiedenen Auslegungsansätze der Offb.
Offenbarung50
1-3 4-19 20-22
Präteristisch
(Vergangenheit) (Bsp.: P. Althaus; D.
Chilton; Jay E. Adams)
Historische
Gemeinden
Symbolik für
zeitgenössische Zustände
(1.Jh.n.Chr.)
Symbolik für Himmel
und Sieg
Idealistisch (Aufklärungstheologie,
Liberale Theologie)
Historische
Gemeinden
Symbolik für Konflikt
zwischen Gut und Böse
Sieg des Guten
Historisch (Reformatoren)
Wörtliche historische
Gemeinden
Symbolik für
Geschichtsereignisse: Fall
Roms, Islam, Papsttum,
Reformation
Letztes Gericht
Tausendjähriges
Reich?
Ewiger Staat
Futuristisch (Pietismus, teilweise
Prämillennialisten,
Dispensationalisten)
Sieben Stadien der
Kirchengeschichte
Künftige Trübsal.
Gericht über abtrünnige
Kirche und Antichrist.
Kommen JESU
Tausendjähriges
Reich.
Gericht.
Ewiger Staat.
Amillennialistisch (Es gibt kein Millennium)
(Bsp.: Augustin
Historische
Gemeinden
Allgemein historisch-
zeitgeschichtlich
Wiederkunft Christi
Gericht
Ewiger Staat
Postmillennialistisch (Wiederkunft JESU nach
dem Millennium).
(Bsp.: Einige
Reformatoren).
Historische
Gemeinden
Allgemein historisch-
zeitgeschichtlich
Sieg des Christentums
über die Welt
Prämillennialistisch (Wiederkunft JESU vor dem
Millennium)
Historische
Gemeinden für
historische Zeitalter
(Kirchengeschichte)
Allgemein futuristisch Wörtliches
Tausendjähriges
Reich.
Gericht.
Neues Jerusalem.
50
Tabelle nach M.C.Tenney: Die Welt des NT, 1979, 425. Ferner: Gäckle, a.a.O., 118-149; G.Maier: Die
Offenbarung des Johannes, HTA, Teil 1, 59-75. Carson/Moo, 859-861. Zur ausführlichen Vertiefung: G.Maier:
Die Johannesoffenbarung und die Kirche, WUNT 25, Tübingen, 1981. Vgl. auch zu den verschiedenen
Auffassungen vom Tausendjährigen Reich S.F.Weber: Kommt das Tausendjährige Reich? Eine Untersuchung
verschiedener Statements, Großheide, 22007.
34
6.5. Kurzer Abgleich zur Geschichte der Auslegung
Die51
frühen Kirchenväter wie Papias, Irenäus, Justin, Hippolyt und Tertullian haben die
Offenbarung wörtlich verstanden. Sie alle waren Chiliasten (d.h. sie rechneten mit dem
Kommen des Tausendjährigen Reiches auf dieser Erde).
Erst mit Origenes (250 n. Chr.) begann die allegorische Auslegung. Somit hat man
angefangen, auch die Offenbarung allegorisch (also nur noch bildlich und nicht mehr
wörtlich) auszulegen. Auch der Verfasser der ersten Kirchengeschichte Eusebius von Cäsarea
(330 n. Chr.) konnte die Offenbarung kanonisch nicht einordnen, so dass in der Folgezeit
Zurückhaltung geübt wurde (Euseb VII, 25). Er lehnt den Chiliasmus ab (Euseb III, 39,12-
13). Man dürfe die Offenbarung nicht wörtlich auslegen, sondern allegorisch. Hierin folgt
Eusebius dem Dionysius, ehemals Leiter der alexandrinischen Katechetenschule (247 n.
Chr.). Den Allegoristen folgte Ticonius (380 n. Chr.) mit einer geistlich-spiritualen
Auslegung: Die dargestellten Ereignisse seien auf die Zeit der jetzigen Kirche zu deuten.
Augustin (354-430 n. Chr.) schließlich konnte in Anlehnung an Dionysius, Origenes und
Eusebius den Chiliasmus aus der Kirche verbannen, jedenfalls für den Zeitraum des frühen
Mittelalters. Die Offenbarung wurde nun vor allem symbolisch auf die Zeit der Kirche
ausgelegt (vgl. de civitas die, XX,7).
Erst Joachim von Fiore (1200 n. Chr.) hat die Offenbarung wieder ins Rampenlicht der
Geschichte gestellt. Die sieben Siegel stellen sieben Epochen der Kirchengeschichte dar. Das
sechste Siegel erwartete er um 1260.
Die Reformatoren verwarfen den Chiliasmus52
, wohl deshalb, weil manche Enthusiasten das
Tausendjährige Reich selbst herbeischaffen wollten (Thomas Müntzer, Nikolaus Storch, der
Fall von Münster). Die Reformatoren konnten kaum etwas mit der Eschatologie anfangen
(vgl. Luthers Vorreden zur Offenbarung des Johannes). Calvin hat alle Bücher des Neuen
Testaments ausgelegt, nur nicht die Offenbarung.
Später schrieb Johann Coccejus (1603-1669) einen ausführlichen Kommentar zum Buch
Daniel und zur Apokalypse des Johannes. Die sieben Sendschreiben entsprechen sieben
kirchengeschichtlichen Perioden.
Auch Campegius Vitringa (1659-1722) hat einen wichtigen Kommentar zur Offenbarung
geschrieben. Er spricht von der Heilsökonomie.
Erst im Pietismus (ab Mitte des 17. Jh. n. Chr.) wurde die Offenbarung wieder wörtlich
verstanden. Man rechnete mit echter Eschatologie, der Trübsalszeit, dem Kommen des
Antichristen, der sichtbaren Wiederkunft Christi, der den Antichristen überwindet und das
Tausendjährige Reich auf dieser Erde aufrichtet. Zu nennen ist Philipp Jakob Spener (1635-
51
G.Maier: Offenbarung, HTA, Teil 1, 59-75. Zur ausführlichen Vertiefung: Ders.: Die Johannesoffenbarung
und die Kirche, WUNT 25, Tübingen, 1981 52
Vgl. dazu CA 17 (das Augsburgische Bekenntnis, Kapitel 17).
35
1705), der seine Dissertation (1664) über Offb. 9,13ff schrieb. Ihm folgt später Johann
Albrecht Bengel (1687-1752) mit seinem Werk „Erklärte Offenbarung Johannis“ von 1734.
Parallel zum Pietismus setzt sich die Aufklärungstheologie durch, z. B. mit Johann Salomo
Semler (1725-1791), der die Offenbarung als Wort Gottes ablehnte. Die Offenbarung wurde
in der liberalen Theologie nur noch idealistisch-moralisch gelesen. Vor allen Dingen hätte der
Verfasser aus der jüdischen Apokalyptik geschöpft, aber auch aus seinem religiös-
mythologischen Umfeld (vgl. die religionsgeschichtliche Deutung von Offb. 12 und 1353
).
Im 19. Jh. gibt es die prophetisch-heilsgeschichtliche Auslegung mit Johann Christian Konrad
von Hofmann (1810-1877), Franz Delitzsch (1813-1890), Karl August Auberlen (1824-1864),
Johann Tobias Beck (1804-1878) und Theodor Klieforth (1810-1895).
Mit John Nelson Darby (1800 – 1882)54
setzt sich mehr und mehr die dispensationalistische
Sicht durch, d. h. die Heilsgeschichte verläuft chronologisch in (sieben) Zeitaltern. Weite
Verbreitung fand die „Zeitalterlehre“ durch die Scofield-Studienbibel (1909), hrsg. v. Cyrus I.
Scofield (1843-1921).
Ferner war Lewis Sperry Chafer (1871-1952), der Begründer des Dallas Theological
Seminary (Texas), an der Verbreitung und der exegetischen Begründung der prophetisch-
heilsgeschichtlichen sowie eschatologisch-dispensationalistischen Sicht der Offenbarung stark
beteiligt.
In den Fußstapfen von Lewis S. Chaffer gingen dann John F. Walvoord, J. Dwigth Pentecost,
Charles C. Ryrie, Arnold G. Fruchtenbaum.
Hal (Harold Lee) Lindsey trug mit seinem Buch „Alter Planet Erde wohin?“ zur Verbreitung
der Vor-Entrückungslehre und der endzeitlichen Auslegung der Offenbarung bei.
In neuerer Zeit ist Malcom Ollie Couch, der Gründer des Tyndale Theological Seminary in
Texas zu nennen, der das Lexikon zur Endzeit (engl. Dictionary of Premillennial Theology 1996,
deutsch 2004) herausgab.
Die Roman-Serie „Left Behind“ von Tim LaHaye und Jerry B. Jenkins sowie der dreiteilige
Spielfilm „Left Behind. The Movie“, „Left Behind. Tribulation Force“, „Left Behind. World
at war“ tragen ebenfalls stark zur Verbreitung der Vor-Entrückungslehre und der
endgeschichtlichen Auslegung der Offenbarung bei.
Im deutschsprachigen Raum trugen zur Verbreitung der heilsgeschichtlich-eschatologischen
Schau bei: Erich Sauer (1898-1959, Brüderbewegung: Wiedenest), Wim Malgo (1922-1992,
Gründung des Missionswerkes Mitternachtsruf), Gertrud Wasserzug (Beatenberg; Scofield-
Studienbibel in dt. Übersetzung), Samuel R. Külling (Gründer der STH Basel). Auch Gerhard
Maier mit seinen Kommentaren zur Offenbarung (Edition-C-Bibelkommentar und HTA) ist
in diesem Zusammenhang zu nennen.
Sicherlich haben wir nicht alle namhaften Theologen genannt, die sich mit der Offenbarung
des Johannes beschäftigt haben oder noch immer beschäftigen, aber das würde auch den
Rahmen dieses kurzen Entwurfes sprengen.
53
Conzelmann/Lindemann: Arbeitsbuch zum Neuen Testament, 1998, 395-397. 54
Die folgenden Ausführungen stammen aus S.F.Weber: Plötzlich hinweggenommen. Verschiedene
Standpunkte über die Lehre der Entrückung, Großheide, 2008, 49-52
36
7. Hilfreiche Literatur zum Studium der Offenbarung
Exkurse in Kommentaren
1) Wuppertaler Studienbibel Adolf Pohl: Die Offenbarung des Johannes, 1.Teil. 2.Teil, (WuppStB), Brockhaus,
Wuppertal, Bd. 1 (1969), 61982, Bd. 2 (1971),
51982.
Band 1:
Exkurs 1 Aufbau und Lehre der Gemeindebotschaften
Exkurs 2 Der Sieg des Lammes
Exkurs 3 Die Siegelvisionen in ihren Zusammenhängen
Exkurs 4 Der weiße Reiter als Antichrist
Band 2
Exkurs 5 Die Trompetenvisionen in ihren Zusammenhängen
Exkurs 6 Zur Deutung der fünften Trompetenplage
Exkurs 7 Die 3 ½ Jahre, 42 Monate und 1260 Tage (Offb. 11 – 12)
Exkurs 8 Die Königsherrschaft Gottes als Thema der Offb.
Exkurs 9 Das religionsgeschichtliche Material von Offb. 12
Exkurs 10 Michael in Offb. 12,7
Exkurs 11 Der Antichrist und Offb. 13
Exkurs 12 Zur Auslegung der Sechshundertsechsundsechzig
Exkurs 13 Der Zorn Gottes
Exkurs 14 Zur Auslegung der sieben Könige von Offb. 17, 9-11
Exkurs 15 Die Klagelieder über Babels Untergang in Offb. 18, 9-19
Exkurs 16 Zur Auslegung der Zahl Tausend in Offb. 20
Exkurs 17 Außerchristliche Millenniums-Erwartung
Exkurs 18 Offb. 20,1-6 in der christlichen Auslegung
Exkurs 19 Der Feuerpfuhl – ewiges Verderben?
Exkurs 20 Zur Auslegung der Vision vom neuen Jerusalem
2) Exkurse von G. Maier (HTA): Kommentarreihe Historisch-Theologische Auslegung: Gerhard Maier: Die Offenbarung des
Johannes, Kapitel 1-11:
Exkurs zu Asien (92-104).
Exkurs: Einige abschließende Beobachtungen zu den Sendschreiben insgesamt (251-254).
Exkurs zu den (vier) „Wesen“, den „Cherubim“ und den „Serafim“ (274-284).
Exkurs: Deutungen von Offb. 11 in der Kirchengeschichte (454-493).
Zeitgeschichtlicher Hintergrund der sieben Sendschreiben:
William B a r c l a y : Offenbarung des Johannes, Bd. 1 (Auslegung des Neuen Testaments),
Neukirchen-Vluyn, (1970), 51992:
Barclay bietet auf 100 Seiten eine gute zeitgeschichtliche Erklärung der sieben
Sendschreiben-Gemeinden.
37
Beitrag zur Naherwartung
Adolf Pohl: Offenbarung des Johannes, Bd. 1: Einleitung:
V. Siehe, ich komme bald! – Die Naherwartung des Buches, § 34 – 52 (S. 38 – 48).
Pohl bespricht die prophetische Naherwartung, die apokalyptische Naherwartung und die
christozentrische Naherwartung.
Struktur und Aufbau der Offenbarung:
John A. McLean: „Chronologie und Struktur in der Offenbarung des Johannes“ in: Thomas
Ice und Timothy Demy: Wenn die Posaune erschallt. Zur Klärung der Kontroverse über
Endzeitfragen, CH-Pfäffikon, 2000, S. 339-378. Die ausführliche Abhandlung von John A.
McLean findet sich in seiner Dissertation „The Seventieth Week of Daniel 9,27 as a Literary
Key for Understanding the Structure for the Apocalypse of John“, University of Michigan
1990.
Zukunftshoffnung im Judentum
Hermann L. S t r a c k und Paul B i l l e r b e c k (St-B): Kommentar zum Neuen Testament
aus Talmud und Midrasch, Bd. IV.2, München, 1928:
Exkurs 29: Diese Tage, die Tage des Messias und die zukünftige Welt.
Exkurs 30: Vorzeichen und Berechnung der Tage des Messias
B a b e l : Das Geheimnis von Babylon im AT und im NT lüftet J. D. Pentecost: Bibel und Zukunft, CV,
Dillenburg, 1993, S. 379 – 382 (IV. Das Gericht über Babylon – Die Identität der Hure).
K a r t e n m a t e r i a l (dispensationalistisch):
a) Bibelpanorama (Hänssler Verlag)
b) Erich Sauer: Karte im Anhang seiner Bücher
c) Joachim Langhammer: Was wird aus dieser Welt? (Anhang)
d) Jakob Enns: Du bist würdig – JESUS im Buch der Offenbarung (Anhang)
e) Arnold G. Fruchtenbaum: Handbuch der biblischen Prophetie, Asslar, 1984 (Anhang)
f) Markus Rahn: Offenbarung Jesu Christi, Din. A3, Bremen, 1986 (Selbstverlag)
g) Tim LaHaye u. Thomas Ice: Countdown zum Finale der Welt. Ein Bildführer zum
Verständnis der Prophetie, CV, Dillenburg.
h) Grundzüge biblischer Offenbarungen, hrsg. v. Hermann Schulte, Johannes Platte, Günther
Kausemann, Dieter Boddenberg, CV, Dillenburg (o.J.). (Auf einer Seite werden zur
Offenbarung des Johannes die atl. Schriftverheißungen eingefügt).
Lexikon der Endzeit
Mal Couch (Hrsg.): Lexikon der Endzeit, CV, Dillenburg, 2004. Viele Begriffe aus der
Eschatologie sowie die verschiedenen Standpunkte werden ausführlich erklärt und erläutert.
38
8. Die Apokalyptik
8.1. Die zwei Zeitalter Die biblisch-apokalyptischen Schreiber
55 (Hesekiel, Daniel, Sacharja und Johannes) teilen die
Geschichte in zwei Zeitalter ein: Das gegenwärtige Zeitalter und das zukünftige Zeitalter. Das
gegenwärtige Zeitalter beschreibt die Zeit, in der die Propheten leben. Sie ist wegen dem
gottlosen Leben dem Untergang gewidmet.
Gott greift durch das Gericht am Tage des HERRN unmittelbar ein, um eine Wende
herbeizuführen.
Nach dem Gericht kommt der Messias wieder, um das zukünftige Zeitalter aufzurichten, in
dem das Heil gegenwärtig ist.
Wir wollen das Gesagte noch einmal graphisch darstellen.
Der biblisch-apokalyptische Grundgedanke
Das gegenwärtige Zeitalter = Untergang
Eingreifen Gottes Gericht
Zeitpunkt Tag des HERRN
Das zukünftige Zeitalter Wiederkunft des Messias
Anbruch des Heilszeitalters (messianisches
Friedensreich)
8.2. Apokalyptische Literatur In der intertestamentalen Zeit (400 – 0 v. Chr.) sei die apokalyptische Literatur entstanden. Es
handelt sich dabei um jüdische Apokalyptik. Die Juden wurden vor allen Dingen im 2. Jh. v.
Chr. durch die Syrer (Seleukiden) hart bedrängt. Ihnen wurde die hellenistische Kultur
zwangsweise überstülpt. Der Seleukide Antiochus Epiphanes IV. opferte im jüdischen
Tempel um 160 v. Chr. ein Schwein, ein unreines Tier. Damit hatte sich für die Juden bereits
die Prophetie des Daniel erfüllt, der vom Gräuel der Verwüstung gesprochen hatte (Dan.
55
vgl. Otto Betz: Artikel „Apokalyptik“ in: Das Große Bibellexikon, hrsg. v. H. Burkhardt, F. Grünzweig, F.
Laubach, G. Maier, Bd. 1, Brockhaus (Wuppertal), Brunnen (Gießen), 1987, Bd. I, S. 69 – 72.
39
9,27). Es folgte der erfolgreiche Aufstand der Juden unter den Makkabäern. In dieser Zeit
entstanden außerbiblische apokalyptische Schriften56
, die vom Kampf zwischen Licht und
Finsternis redeten, vom Untergang und dem zukünftigen messianischen Friedensreich. Zur
apokalyptischen Literatur gehören u. a.: Henoch, die Sibyllinischen Orakel, die Testamente
der zwölf Patriarchen, die Himmelfahrt des Jesaja, die Himmelfahrt des Mose, die
Apokalypse des Baruch und das vierte Buch Esra.57
Inzwischen lassen die Qumrantexte
erkennen, dass das apokalyptische Henochbuch bereits aus dem 3. Jh. v. Chr. stammt.58
Kennzeichen der apokalyptischen Literatur59
:
1. Der literarische Charakter
a) Pseudonymität
b) Visionsbericht
c) Geschichtsüberblicke in Futurform
d) Formenmischung (Bildrede, Segensrede, Weisheitsreden)
2. Vorstellungswelt
a) Zwei-Äonenlehre (dieser Äon [Zeitalter] und der kommende Äon)
b) Pessimismus (Weltuntergang) und Jenseitshoffnung
c) Universalismus (kosmische und globale Ereignisse) und Individualismus (Geschick
des einzelnen Menschen: Auferstehung)
d) Determinismus (der Ablauf ist vorherbestimmt) und Naherwartung (das Ende kann
schnell kommen)
e) Uneinheitlichkeit (manchmal spielt ein Heilbringer eine Rolle, manchmal nicht)
f) Symbolik60
g) Schriftliche Abfassung (keine mündliche Verkündigung wie bei den Propheten)
Manche Einleitungswissenschaftler sind der Auffassung, dass die Offenbarung des Johannes
aus dieser Gattung der apokalyptischen Literatur hervorgegangen sei.61
Doch gibt es dafür
56
Weil der Prophet Daniel ein apokalyptisches Buch sei, müsse es im 2. Jh. v. Chr. geschrieben worden sein, so
einige Einleitungswissenschaftler. Eine fatale Schlussfolgerung, der wir nicht folgen. 57
Vgl. Edgar Hennecke / Wilhelm Schneemelcher: Neutestamentliche Apokryphen, Bd. 2, Tübingen, 31964.
58 Etwas gemäßigter geht W. Bittner mit der biblischen Apokalyptik um: Evangelisches Lexikon für Theologie
und Gemeinde, Bd. 1, Studienausgabe, Brockhaus, Wuppertal, 19982, S. 93-95.
59 Vgl. P. Vielhauer: Die Apokalyptik, in: Edgar Hennecke / Wilhelm Schneemelcher: Neutestamentliche
Apokryphen, Bd. 2, Tübingen, 31964, 407-421.
60 Zur Bildersprache der Apokalyptik und Vorstellungswelt der Apokalyptik vgl. W. Barclay, a.a.O., S. 13 – 18.
61 Sehr kritisch die Artikel über Apokalyptik von H. Ringgren („I. Apokalyptische Literatur,
religionsgeschichtlich“, wobei er die religionsgeschichtliche Methode der HKM anwendet) sowie R. Schütz
(„III. Altchristliche Apokalyptik“) in: RGG3, Bd. 1, Studienausgabe, Sp. 463 – 472.
40
keinerlei Indizien.62
Die Offenbarung des Johannes ist ein selbständiges inspiriertes Buch,
welches eine Fortsetzung der Weissagungen des Hesekiel, des Daniel und des Sacharja ist.63
In der neueren Forschung trennt man aus diesen Gründen gerne „Apokalyptik“ /„Apokalypse“
von „apokalyptisch“. Zur Apokalyptik/Apokalypse zählt man die außerbiblischen Schriften,
die sich mit Endzeitfragen beschäftigen. Es geht um die Literaturgattung. Die Offenbarung
des Johannes rechnet man nicht mehr unbedingt zur Gattung der Apokalyptik (anonymer
Verfasser, pessimistischer Weltausgang), aber wegen ihrem Inhalt ist sie apokalyptisch
(wegen verwendeter Symbolik).
Solche diffizilen Unterscheidungen scheinen doch etwas gekünstelt und man kommt leicht ins
Schwimmen, denn in Offb. 1,1 heißt es doch nach dem griechischen Grundtext „Apokalypse
JESU Christi“. Das bedeutet, dass die Johannesoffenbarung eine Apokalypse ist, aber eben
eine inspirierte und zum biblischen Kanon gehörende Apokalypse und aus diesem Grund
gehört sie nicht zur apokalyptisch-apokryphen Literatur der intertestamentalen Zeit.64
8.3. Gibt es Unterschiede zur Prophetie? W. Barclay meint, dass es zwischen den biblischen Propheten und der Apokalypse des
Johannes Unterschiede gibt.65
a) Prophetie
Mündliche Verkündigung
Ganz persönliche Botschaft
Die bestehenden Verhältnisse zur Zeit der Propheten sollten verändert werden
Aufrichtung der Gerechtigkeit
Die diesseitige Welt sollte verändert werden
Propheten sind Optimisten
b) Außerbiblische Apokalyptik
Rein schriftliche Abfassung
Verfasserangabe unter einem Pseudonym
Unpersönliche Rede
Bilder und Symbole
Abfall, Gericht, Tag des HERRN (pessimistisch)
Kommen des Erlösers (Messias)
Neue Welt
62
Sogar H. Conzelmann und A. Lindemann rechnen die Offb. d. Joh. nicht zur apokalyptischen Literatur, weil es
zur jüdischen Apokalyptik zu große Unterschiede gibt. Es handele sich um einen Visionsbericht in Briefform.
Conzelmann / Lindemann: Arbeitsbuch Neues Testament, Tübingen, 12
1998, 392. 63
Vgl. Erich Mauerhofer, Einleitung in die Schriften des NT, Bd. 2, Hänssler, Neuhausen, 1995, S. 281 ff. 64
Vgl. auch Carson/Moo: Einleitung, 2005, 853-855. 65
W. Barclay, a.a.O., S. 10 f.
41
c) Offenbarung des Johannes
Schriftliche Abfassung. Aber nicht durch einen Pseudonym, sondern durch den
Apostel Johannes auf der Insel Patmos (Offb. 1,1-2.9; 22,8).
Die Offb. versucht bestehende Verhältnisse zu verändern (Sendschreiben).
Die Offenbarung des Johannes als Gattung umfasst Apokalypse, Brief und Prophetie.
Der auferstandene Jesus redet ganz persönlich zu den Gemeinden.
Reichliche Verwendung der Symbolik.
Die Offb. beschreibt den Abfall, das Gericht Gottes, die Wiederkunft Jesu, die
Aufrichtung des messianischen Friedensreiches und die Erschaffung eines neuen
Himmels und einer neuen Erde. Carson und Moo66
betonen noch an dieser Stelle, dass
die H o f f n u n g in der Offenbarung sich allein auf das Opfer des Lammes, des
Sohnes Gottes, JESUS Christus gründet. Darin unterscheidet sich die
Johannesapokalypse wirklich von allen außerbiblischen Apokalypsen.
Die Aufzählung der Unterschiede zwischen biblischer Prophetie und der Apokalyptik nach
W. Barclay scheint etwas gekünstelt. Denn biblische Prophetie spricht ebenfalls von Abfall,
Gericht, vom Tag des HERRN, von der Wiederkunft des Messias und von der neuen Welt.
Auch der Prophet Sacharja benutzt symbolische Sprache. Wir rechnen nicht die Offenbarung
des Johannes zur außerbiblischen Apokalyptik, weil sie wie die atl. Propheten durch den Hl.
Geist inspiriert ist. Die Offenbarung des Johannes ist eine Fortsetzung alttestamentlicher
Prophetie.67
Johannes bezeichnet das Buch der Offenbarung als „Worte der Prophezeiung“
(Offb. 1,3; 22,7.10.18f).68
Summa summarum können wir festhalten, dass die Offenbarung drei grundsätzliche
Gattungsformen enthält: Biblische Prophetie (1,3; 22,7.10.18.19), biblische Apokalyptik
(1,1) und die Gattung „Brief“. Gerade die Sendschreiben sind ja an Gemeinden in Kleinasien
geschrieben und als Briefe69
verschickt worden (vgl. Briefgruß in 1,4 und Briefschluss in
22,21).
66
Carson / Moo: Einleitung, 2005, 854. 67
So schon H.H.Rowley: The Relevance of Apocalyptic, 21955.
68 Mauerhofer: Einleitung, Bd. 2, 1995, 283.
69 Vgl. Martin Karrer: Die Johannesoffenbarung als Brief. Studien zu ihrem literarischen, historischen und
theologischen Ort, Göttingen, 1986.
42
9. Verfasserschaft
a) Innerbiblische Hinweise
Der Verfasser nennt sich selber Johannes, einen Knecht Jesu Christi, einen Zeugen Gottes und
Christi (1,1-2.4; 22,8), einen Bruder und Mitgenossen der Trübsal der Gemeinde (1,9), einen
Propheten (1,3.10.11; 22,7.10.18). Näher braucht er sich nicht vorstellen, weil er wohl seinen
Lesern bekannt ist.
Carson und Moo konstatieren dazu treffend: „Die Tatsache, dass der Autor keine weiteren
Angaben über sich selbst macht, weist darauf hin, dass er seinen Lesern gut bekannt war. Dies
wiederum deutet auf den Apostel Johannes als Verfasser hin, da es schwer sein dürfte, einen
anderen Johannes zu finden, der gegen Ende des 1. Jh. in den Gemeinden Kleinasiens
bekannter gewesen wäre als der Jünger Johannes.“70
b) Außerbiblische Hinweise
Die altkirchliche Überlieferung71
wirft die Frage der Verfasserschaft gar nicht auf. Sie
erkennen einmütig Johannes als den Verfasser an.72
Papias spricht von dem Tausendjährigen Reich und knüpft diesbezüglich an die Offenbarung
des Apostels Johannes an, nennt aber nicht den Verfasser der Schrift (Euseb KG III,39,12).
Justin, der Märtyrer (um 140 n. Chr.) bezeichnet den Verfasser der Offenbarung als einen
„Apostel Jesu Christi“ (Justin: Dialog mit dem Juden Tryphon 81,4).
Melito von Sardes (um 170 n. Chr.) schrieb einen Kommentar zur „Apokalypse Johannes“
(Euseb KG IV, 26,2).
Die Offenbarung gehört zum Kanon Muratori (170 n. Chr.).
Irenäus (170 n. Chr.) benutzte die Offenbarung öfters.73
Auch sagt er, dass Johannes, der
Jünger des HERRN, der Verfasser sei: „Johannes, der Schüler des Herrn, schaut in der
Apokalypse die priesterliche und herrliche Ankunft seines Reiches“ (Gegen die Häresien IV,
20,11).
70
Carson / Moo: Einleitung, 2005, 840. An der apostolischen Verfasserschaft halten ferner fest: W. Hadorn;
E. Stauffer; W. Michaelis (nach Schnelle: Einleitung, 548, Fußnote 7); zudem R.H.Mounce; J.F.Walvoord;
G.Hörster; D.Guthrie (nach Carson/Moo, a.a.O., 844, Fußnote 26); außerdem E. Aebi (Einführung); J. Allen
(Offb., 11); W. Barclay (Offenbarung, Bd. 1, S. 21); P.N.Benware (Von Matthäus bis Offenbarung);
W.A.Elwell/R.W.Yarbrough (Studienbuch NT); G. Gläser (Offb.); Fr. Grünzweig (Johannesoffenbarung,
1.Teil); G. Maier (Offenbarung, Teil 1, HTA); E. Mauerhofer (Einleitung); R.Möckel (Das Wunder der
Entstehung des NT); Ouweneel: Offenbarung, 22); A. Pohl (Offenbarung, 1. Teil); M.C.Tenney (Welt des NT);
Th.Weißenborn (Apostel, Lehrer, Propheten, Bd. 3); Th. Zahn (Einleitung). 71
Kirchenväter – Hinweise bei: E. Mauerhofer: Einleitung, II, 284 – 286. Dort finden sich die Belegstellen der
Kirchenväter und die Textstellen aus der Offenbarung, zu denen es in den Schriften der Kirchenväter einen
Bezug gibt. 72
M. C. Tenney, Die Welt des NT, Anhang, Tabelle des Kanons der ersten vier Jahrhunderte, 462. Vgl. auch
Donald Guthrie, a.a.O., 949 ff. 73
Irenäus: Gegen die Häresien I,26,3 (Offb. 2,6); IV,14,2 (Offb. 1,15); IV,17,6 (Offb. 5,8); IV,18,6 (Offb.
11,19; 21,3); IV,2011 (Offb. 1,12ff); IV,21,3 (Offb. 6,2); IV,30,4 (Offb. 16,2ff); V,26,1 (Offb. 17,12ff); V,34,2
(Offb. 20,6)
43
Auch Tertullian (200 n. Chr.) weist in seinen Schriften auf die „Offenbarung des Johannes“
hin.
Eusebius weist auf einige Theologen hin, die in ihren Schriften die Offenbarung des Johannes
benutzten (Euseb KG IV,24 Theophilus von Antiochien; ferner V, 1,10.58; 2,3).
Clemens von Alexandria zitiert die Offenbarung. Und auch Hippolytus (200 n. Chr.) zitiert in
seinem Daniel-Kommentar die Offenbarung.
Origenes spricht von Johannes als einen Jünger, der an der Brust des HERRN lag und der
sowohl das Evangelium als auch die Offenbarung verfasste (Euseb VI,25,9).
Victorinus von Pettau (gest. um 304 n. Chr.) schrieb den ersten uns erhaltenen Kommentar
zur Offenbarung.
c) Diskussion über die Verfasserschaft
Es gab zwar in den ersten Jahrhunderten die überzeugende Mehrheit, dass der Apostel
Johannes der Verfasser der Offenbarung sei, aber es gab auch schon Widerspruch.
Zunächst kam sie durch den Sektierer Marcion (140 n. Chr.), der die Offenbarung
ablehnte (übrigens mit vielen anderen neutestamentlichen Schriften zusammen). Die
Aloger (die „Unvernünftigen“), die JESUS als einen einfachen Menschen betrachteten,
lehnten wegen der Logos-Lehre alle Schriften des Johannes ab.
Vor allem Dionysius (Bischof von Alexandria und Vorsteher der Katechetenschule
daselbst, gest. um 265 n. Chr.) lehnte die apostolische Verfasserschaft der Offenbarung
ab. Der Verfasser erhebe selbst nicht die Apostolizität, der Inhalt der Offb. unterscheide
sich zu sehr vom Evangelium und auch das Griechisch in der Offb. wäre noch einfacher
als das Griechisch im Joh.-Ev. (Dionysius in Euseb KG VII, 25). Dabei spielten aber auch
dogmatische Erwägungen eine Rolle, denn Dionysios bekämpfte vehement den
Chiliasmus, die Lehre vom Tausendjährigen Reich.74
Dionysios vertritt die Auffassung,
dass ein „unbekannter Johannes“ die Offenbarung geschrieben hätte: „Ich glaube, dass
irgendein anderer von denen, die in Asien weilten, der Verfasser der Apokalypse war, da
man auch sagt, in Ephesus seien zwei Gräber gewesen, und jedes davon heiße
Johannesgrab“ (Euseb KG VII,25,16). Ihm schließen sich heute viele Forscher an, d.h. ein
unbekannter Johannes hätte die Offenbarung verfasst (Kümmel; Collins; Charles; Aune;
Schnelle; Broer).75
Da in Offb. 18,20 (Freude über die gefallene Stadt Babylon) und 21,4
(Namen im neuen Jerusalem) von den Aposteln die Rede ist, könne ja nicht Johannes sich
74
Carson/Moo: Einleitung, 2005, 839. So auch Broer: Einleitung, 2006, 667. 75
W.G.Kümmel: „ein judenchristlicher Prophet namens Johannes“ (Einleitung, 1989, 417). Collins: Crisis
and Carhasis (33). Charles nennt den Verfasser den „Propheten Johannes“ (Revelation, Bd. 1, 38,1). D.E.
Aune: Revelation, 1-5). Udo Schnelle spricht von einem „judenchristlichen Wanderpropheten“ (Einleitung,
2007, 550). Auch Broer plädiert für einen „unbekannten Johannes“. Die Übereinstimmungen zwischen der
Offenbarung und dem Evangelium als auch mit den Briefen könnte ihren Grund in der Zugehörigkeit zu einer
gemeinsamen Schule gehabt haben (Broer: Einleitung, 2006, 668). Die apostolische Verfasserschaft wird
ebenfalls abgelehnt von W. Bousset; E. Lohse; H. Kraft; O. Böcher; H.M.Schenke-K.M.Fischer; U.B.Müller; J.
Roloff (Schnelle: Einleitung, 548, Fußnote 7); außerdem auch von Jaroš (das NT u. seine Autoren, 195) wie
auch von P. Pokorný / U. Heckel (Einleitung, 613), die von einem kleinasiatischen christlichen Propheten
sprechen, der weder mit dem Zebedaiden noch mit dem Presbyter identifiziert werden dürfe.
44
als Apostel selber gesehen haben.76
Doch ist dies wohl im prophetisch-visionären Bereich
möglich. Die Ewigkeit übersteigt unsere Dimensionen weit. Denken wir nur an Hesekiel
oder Paulus, die entrückt worden waren.
Eusebius von Cäsarea (260 – 349 n. Chr.) versteht die Aussagen des Papias so, dass es
zwei Personen gegeben hätte, die den Namen Johannes trugen: Es gäbe den Apostel
Johannes (Johannes, Sohn des Zebedäus) und es gäbe den „Presbyter Johannes“. Es gäbe
in Ephesus zwei Gräber, die den Namen Johannes trugen. Der Presbyter Johannes nun sei
der Verfasser der Offenbarung, meint Eusebius (Euseb KG III, 39,5-6). Die kritische
Rückfrage aber besteht darin, ob Eusebius den Papias überhaupt richtig verstanden hat.
Vielleicht besteht ein solcher Unterschied zwischen den Namen gar nicht.77
Vielleicht
handelt es sich ja um dieselbe Person!
Auf jeden Fall rechnet Eusebius die Offenbarung zu den kanonischen Schriften (Euseb
KG III, 25,1-3) und an anderer Stelle schreibt er: „Ich aber möchte nicht wagen, das Buch
zu verwerfen“ (Euseb KG VII, 25,4).
Andere wiederum titulieren die Offenbarung als ein pseudonymes Werk, d.h. der
Verfasser hätte einfach den Namen Johannes übernommen (M. Hengel und ihm folgend J.
Frey78
). Diese Theorie ist wohl nicht haltbar, denn der Verfasser ist den
Empfängergemeinden der Sendschreiben sehr wohl bekannt (vgl. dazu auch die frühen
Kirchenväter, von denen einige in den Sendschreiben-Gemeinden gelebt haben).
Gemäß den innerbiblischen und gut bezeugten kirchenväterlichen Zeugnissen halten wir
an der Abfassung der Offenbarung durch den Jünger und Apostel Johannes (Sohn des
Zebedäus) fest.
d) Sprache und Stil
Manche Einleitungswissenschaftler verwarfen den Apostel Johannes als Verfasser, weil die
Offenbarung so ganz anders sei als die Briefe und das Evangelium des Johannes. Aber das
hängt mit dem Thema zusammen.79
In der Offenbarung finden sich allein 128
Hapaxlegomena, also Wörter, die nur einmal im Neuen Testament Verwendung finden.80
Und im Gegenteil: Es gibt viele Begriffe, die sowohl in der Offenbarung auftauchen als auch
in den Briefen und im Evangelium: „Lamm“, „das Wort“, „überwinden“, „Zeugnis“,
„zeugen“, „mein Wort halten“ u.a.
76
Schnelle: Einleitung, 2007, 548. Idem Broer: Einleitung, 2006, 667. 77
Broer konstatiert: „Aber insgesamt wissen wir über den Presbyter Johannes trotz der Papias-Zeugnisse und der
sog. Presbyterfragmente des Irenäus doch zu wenig, als dass wir ihn mit dem Johannes der Apokaylpse
identifizieren könnten“ (Einleitung, 2006, 668). 78
Martin Hengel: Die johanneische Frage. Ein Lösungsversuch. Mit einem Beitrag zur Apokalypse von Jörg
Frey, WUNT 67, Tübingen, 1993, 312. 79
Zur Einheit des Buches und zu den verschiedenen Theorien vgl. D. Guthrie: Introduction, a.a.O., 967-969. 80
Schnelle: Einleitung, 2007, 549.
45
Das sehr einfache Griechisch in der Offenbarung (sogar Verstöße gegen grammatische
Regeln: einer Präposition folgt nicht immer der richtige Kasus, vgl. Offb. 1,4) könnte bewusst
als Stilelement verwendet worden sein.81
J. Schmids meint, dass Johannes hebräisch gedacht
und griechisch geschrieben hätte.82
Merrill C. Tenney schreibt dazu treffend: „Einiges von dem Griechisch der Offenbarung
erscheint mühselig und sogar ungrammatikalisch. Man sollte jedoch bedenken, dass der Autor
versuchte, Szenen in menschliche Sprache zu übertragen, die nicht in normalen Begriffen
ausgedrückt werden konnten, und folglich erwies sich seine Grammatik und sein Wortschatz
als unzureichend.“83
9.1. Ort und Zeit der Abfassung
Johannes war während einer Christenverfolgung auf die Insel Patmos verbannt worden. Am
Tage des HERRN bekam er die Schau (1,9.10).
Irenäus (135 -200 n. Chr.) schreibt: „Denn sie wurde nicht vor langer Zeit gesehen, sondern
fast in unseren Tagen, gegen Ende der Regierung Domitians.“84
Unter Kaiser Domitian fand de facto eine Christenverfolgung statt. Kaiser Domitian regierte
von 81 – 96 n. Chr. In diesem Zeitraum schrieb Johannes die Offenbarung auf der Insel
Patmos.85
Eusebius berichtet, dass Johannes sogar noch in den Tagen Trajans (98 – 117 n.
Chr.) gelebt hätte.86
81
Carson/Moo: Einleitung, 2005, 843. Idem Conzelmann/Lindemann: Arbeitsbuch, 1998, 392. 82
Broer: Einleitung, 2006, 668. Vgl. dazu die Semitismen wie in 2,26 mit 2,17 und 6,8 mit 6,4. Vgl. dazu auch
die grammatischen Studien bei Blass/Debrunner/Rehkopf: Grammatik des ntl. Griechisch, Göttingen, 16
1984,
§ 136 83
M.C.Tenney: Die Welt des NT, 1979, 420. 84
Euseb, Hist. Eccl., III, 18,3. 85
Für eine Datierung am Ende der Regierung Domitians plädieren u.a. Gerhard Maier (Offenbarung, Teil 1,
HTA, S. 18), der in der Fußnote weitere Vertreter der domitianischen Datierung nennt: Beckwith; Behm;
Böcher; Bousset; Caird; Carson/Moo; Elwell/Yarbrough; Goppelt; Guthrie; Hemer; Hirschberg; Lohmeyer;
Lohse; Morris; Schnelle; Strobel; Zahn. Udo Schnelle nennt in seiner Einleitung noch R.H.Charles (Revelation
I), E. Stauffer (Christus und die Cäsaren), W.G.Kümmel (Einleitung), Ph. Vielhauer (Urchristliche Literatur), E.
Lohse (Offenbarung), O. Böcher (Johannesapokalypse), A.Y.Collins (Dating the Apocalypse of John), J. Roloff
(Offenbarung), U.B.Müller (Offenbarung), H.J.Klauck (Sendschreiben nach Pergamon), L.L.Thompson (Book
of Revelation), H. Giesen (Offenbarung). Außerdem sind noch zu nennen P.N.Benware (Von Matthäus bis
Offenbarung); E. Mauerhofer (Einleitung); R.Möckel (Wunder der Entstehung des NT); P. Pokorný / U. Heckel
(Einleitung, 613); M.C.Tenney (Welt des NT); Th. Weißenborn (Apostel, Lehrer, Propheten, Bd. 3). Von den
Kommentatoren sind zu nennen: J. Allen (Offb., 11-13); W. Barclay (Offb. Bd. 1, 27f.); G. Gläser (Offb.); Fr.
Grünzweig (Johannesoffb., 1. Teil, 12); Ouweneel (Offb., 24); A. Pohl (Offenbarung, 1. Teil, 30 im Anschluss
an Tertullian); J.F. Wallvoord (Offb.); 86
Euseb, Hist. Eccl., III, 23, 1-3. In diesem Kap. berichtet Eusebius auch von einem Erlebnis des Johannes:
Nach der Freilassung von der Insel Patmos zur Zeit des Kaisers Trajans kehrt Johannes nach Ephesus
zurück. Von dort unternahm er verschiedene Reisen, um Bischöfe einzusetzen und Gemeinden zu besuchen.
Johannes kam in eine Stadt und frisch bekehrten Jüngling und vertraute ihn einem Presbyter an. Dann verließ
Johannes die Stadt und zog weiter. Der Presbyter kümmerte sich um den Jüngling, erzog ihn im Glauben und
taufte ihn. Doch dann vernachlässigte der Presbyter den Jüngling. Dieser, zu früh der Freiheit entlassen, gewann
die Welt wieder lieb. Er sank tiefer und tiefer, wurde ein Dieb und schließlich der Anführer einer Räuberbande.
Nach einiger Zeit kehrte der Apostel Johannes wieder in die besagte Stadt ein und traf auch den Presbyter. Er
verlangte von ihm das anvertraute Gut. Zunächst verstand der Presbyter die Bitte des Apostels nicht. Er meinte,
46
Udo Schnelle nennt für die Datierung am Ende der Regierungszeit Domitians sieben
Argumente:
1) Domitian87
verschärfte am Ende seiner Regierungszeit den Druck auf die Opposition
(Sueton, Dom. 10,5; 14,4; 11,-13). Gegner wurden hingerichtet (Dio Cassius 67; 31,1).
Tertullian vertritt die Auffassung, dass Domitian in seiner Grausamkeit den Nero
nachahmen wollte (Euseb KG III, 20,7). Im Jahre 93 n. Chr. ließ er alle Philosophen
aus Rom und Italien vertreiben (Sueton, Do. 10,3; Dio Cass. 67, 13,1ff). Weiter
spricht Dio Cassius von Verbannungen und Hinrichtungen von sogenannten
„Atheisten“, damit waren in der kaiserlichen Zeit „Christen“ gemeint: „Im selben Jahr
ließ Domitian außer vielen anderen auch den Konsul Flavius Clemens hinrichten,
obwohl er sein Vetter war und Flavia Domitilla zur Frau hatte, die mit ihm verwandt
war. Beiden wurde Gottlosigkeit vorgeworfen… (manche) wurden hingerichtet,
andere verloren ihr Vermögen. Domitilla wurde nur nach Pandateria verbannt“ (Dio
Cassius, 67; 14,1f).88
Diesen Hinweis finden wir in gleicher Weise bei Eusebius
(Euseb KG III, 18,4). Eusebius spricht eindeutig von einer Christenverfolgung unter
Domitian: „Er war also der zweite, welcher eine Verfolgung gegen uns angeordnet
hat, während sein Vater Vespasian nichts Feindliches gegen uns ersonnen hatte“
(Euseb KG III, 17).89
2) Der Kaiserkult nahm immer mehr zu. In vielen Städten gerade in der Provinz Asia
wurden Statuen und Altäre errichtet. In Ephesus wurde ihm um 90 n. Chr. ein Tempel
geweiht.90
3) Das eindeutige Zeugnis der Kirchenväter plädiert für die Abfassung um 95 n. Chr.
4) Einzelne Texte der Offb. lassen zeitgeschichtliches Kolorit erkennen. Die Wendung
„unser Herr und unser Gott“ in Offb. 4,11 ist direkte Antithese zu der nach Sueton
(Dom. 13,2) von Domitian geforderten Anrede „dominus et deus noster“ (unser Herr
und Gott).
5) Die in Offb. 13 und 17 vorausgesetzte Legende eines Nero redivivus (wiederkehrender
Nero) lässt sich am überzeugendsten mit der Gestalt Domitians verbinden.
dass er Geld verlangte. Doch Johannes verlangte die Seele des Bruders. Da weinte der Presbyter und meinte,
dass der Jüngling tot sei, nämlich für Gott tot sei, denn er wäre ein Räuber geworden. Daraufhin zerriss der
Apostel sein Gewand, klagte laut und verlangte ein Pferd. Johannes ritt zu der Grotte, wo der Räuber hauste. Er
hatte keine Angst, sich den Vorposten zu stellen und bat um Zutritt zum Räuberhauptmann. Als dieser den
Apostel erkannte, wandte er sich aus Scham zur Flucht. Der alte Greis folgte ihm so schnell er konnte und rief
ihm hinterher, dass die Zeit zur Buße noch nicht zu spät sei. Es gebe noch Hoffnung auf Leben. Er wolle für ihn
beten. Sogleich warf der Räuberhauptmann seine Waffen hin, vergoss zitternd seine Tränen, umarmte den
Apostel Johannes, entschuldigte sich so gut er konnte und tat Buße. Der Apostel gab ihm daraufhin die zweite
Taufe und führte ihn in die Kirche zurück. 87
Übrigens sei nebenbei bemerkt, dass dieser Kaiser Domitian zur Abwehr der Übergriffe der Germanenstämme
eine Befestigungsmauer zwischen den Flüssen Rhein und Donau aufrichten ließ, den Limes. 88
Zitat bei Schnelle, 554, Fußnote 38. 89
Dieses Zitat von Eusebius spricht übrigens gegen eine Datierung zur Zeit des Kaisers Vespasian, da es unter
diesem Kaiser keine Christenverfolgung gegeben hat, d.h. es hätte keine Verbannung von Johannes auf Patmos
stattgefunden. 90
Broer: Einleitung, 671.
47
6) In den Jahren 90-95 n. Chr. dominierten apokalyptische Vorstellungen.
7) Das gezeichnete Bild der sieben Sendschreiben-Gemeinden unterstützt die zeitliche
Ansetzung zur Zeit Domitians. Unter Nero waren diese paulinischen Gemeinden ja
erst entstanden und hatten sicherlich noch nicht die erste Liebe verlassen.
Auch wenn die Argumente 5 und 6 etwas unsicher erscheinen, so überwiegen doch die klaren
Hinweise für eine Datierung am Ende der Regierungszeit Domitians.
Gerhard Hörster schlägt eine Datierung unter Kaiser Vespasian vor (69-79 n. Chr.). Er beruft
sich auf Offb. 17,7-11, wo von sieben Köpfen, das sind sieben Könige, die Rede ist. Als
Johannes die Offenbarung empfängt, da waren bereits fünf Könige gefallen, der sechste war
jetzt noch an der Macht und der siebte wird noch kommen (ein achter König wird zum siebten
König gehören). Hörster beginnt die Zählung mit Augustus, dann kommen Tiberius,
Caligula, Claudius, Nero, der sechste (gegenwärtige) Kaiser ist Vespasian. Titus und
Domitian (siebter und achter König) würden dann vorhergesagt werden. Doch diese
Chronologie enthält einen „Schönheitsfehler“91
, denn er lässt drei Kaiser Galba, Otho und
Vitellius, die im sogenannten Drei-Kaiser-Jahr 68-69 n.Chr. regiert haben, einfach aus.92
Eine Datierung der Offenbarung auf Grund von Offb. 17,7-11 ist sowieso sehr unsicher, denn
die Namen der Könige werden in der Perikope nicht genannt.
Einige Ausleger wollen die Offenbarung in die Zeit Neros datieren, vor allem weil der
Tempel laut Offb. 11,1-2 noch stehen würde. Doch handelt es sich um eine Zukunftsvision
und nicht um eine Gegenwartsvision. Die Vertreter einer präteristischen Auslegung schließen
sich dieser Meinung gerne an, weil sie ja der Auffassung sind, dass sich alle Ereignisse
zwischen Offb. 4 bis 18 zur Zeit Neros erfüllt hätten. Damit wird natürlich die Eschatologie
von eben diesen Kapiteln vehement abgelehnt.93
91
Hörster spricht in Bezug auf die Argumentation von einigen Auslegern, die von Caligula an zählen und dann
mit dem sechsten (gegenwärtigen) König auf Domitian stoßen als eine tollkühne Rechnung mit einem
Schönheitsfehler, denn der Beginn der Zählung mit Caligula sei willkürlich getroffen. 92
Gerhard Hörster: Bibelkunde und Einleitung, 1998, 378f. Eusebius spricht von einer Ruhezeit unter Kaiser
Vespasian, d.h. es liegt kein Grund vor, weshalb Johannes auf die Insel Patmos hätte verbannt werden sollen
(Euseb KG III, 17). 93
Für eine Frühdatierung (60-70 n. Chr.) plädieren Jay E. Adams (The Time is at Hand); Carl August Auberlen
(Der Prophet Daniel und die Offenbarung Johannis, 1874, 239); W.Hadorn (Offb.); A.A.Bell (The Date of
John’s Apokalypse). Vor allem ist David Chilton (Die große Trübsal) zu nennen, der Offb. 4-18 präteristisch,
also auf die Zeit Neros, auslegt. Das Buch, das in deutscher Übersetzung im reformatorischen Verlag Beese
(Hamburg) 1996 erschienen ist, enthält ein Nachwort von Thomas Schirrmacher, der einige Argumente für die
Frühdatierung liefert. Er umgeht das Zitat von Irenäus, deutet den sechsten König aus Offb. 17,9-11 auf Nero
und bezieht sich auf Offb. 11,1-2 in der Erwartung, dass der Tempel in Jerusalem noch stehen würde. Auch hätte
es ja unter Domitian keine großangelegte Christenverfolgung gegeben. Auf diese Argumente sind wir bereits
oben in der Auseinandersetzung eingegangen. Schirrmacher liefert noch eine Liste mit Autoren, die eine
Frühdatierung bevorzugen. Neben den genannten kommen u. a. hinzu: Friedrich Düsterdieck (KEK, 1877);
Kenneth L. Gentry (Before Jerusalem Fell: Dating in the Book of Revelation, 1989); Fr. Lücke (Einleitung, 2
Bde., 1832); John A. T. Robinson (Wann entstand das NT?, 1986, 232-264), ihm folgend Karl Jaroš (Einleitung,
2008,191-203), der vehement die Argumente für eine domitianische Abfassungszeit zu enthärten versucht, um
dann die Abfassung der Offb. auf 69 n. Chr. datieren zu können.
48
Spärlich hört man auch etwas von einer Spätdatierung wie zur Zeit des Kaisers Hadrian im
Zeitraum 132-135 n. Chr., doch fehlen dazu die überzeugenden Argumente.94
Alle Früh- und Spätdatierungen haben das Problem mit Irenäus, denn sein Zitat muss
jeweils umgedeutet oder weggedeutet werden.
9.2. Empfänger / Zweck und Ziel / Struktur
Die Empfänger sind zu nächst einmal die sieben kleinasiatischen Gemeinden (Kap. 2 – 3).
„Mit der Zahl 7 (göttliche Vollkommenheit) ist jedoch angedeutet, dass dieses Zeugnis nicht
nur den asiatischen Gemeinden gehört, sondern der gesamten Gemeinde Jesu Christi an allen
Orten und zu allen Zeiten“, schreibt E. Aebi.95
Die Offenbarung sollte in erster Linie die Gemeinden in Kleinasien zur Standhaftigkeit im
Leiden ermuntern. Doch auch der gesamten Kirche Christi aller Zeiten will die Offenbarung
Trost und Halt bieten.96
Man darf aus der Empfängerschaft der kleinasiatischen Gemeinden allerdings nicht schließen,
dass die Apokalypse d. Joh. „nur ein Buch ihrer Zeit“ sei, nur eine „Gelegenheitsschrift“, die
rein z e i t g e s c h i c h t l i c h verstanden sein will, wie Werner Georg Kümmel97
konstatiert.
Natürlich sind Kap. 2-3 zeitgeschichtlich zu verstehen, aber viele Visionen reden doch klar
von der Parusie Jesu, von der neuen Erde und dem neuen Himmel und von dem Weltgericht,
summa: die Offb. d. Joh. ist ein zeitgeschichtliches und eschatologisches Buch.
Zur Struktur (und zum Aufbau) der Offb. ist zu sagen, dass es sich um viele verschachtelte
Pakete handelt, die man nacheinander öffnet und einen Teil neuen Inhalts entdeckt, wobei
bereits Vorhandenes wieder zum Vorschein kommt.
Donald Guthrie98
stellt verschiedene Strukturvorschläge einzelner Einleitungswissenschaftler
vor:
a) Die Patchwork Struktur
Verschiedene Visionen werden zusammengefügt, werden aber durch mehrere Intermezzi
unterbrochen, so dass das Gesamtwerk die Form eines Patchworks erhält, nach Moffat.
94
Für eine Spätdatierung plädieren H.Kraft (97-98v.Chr. – Offb.), J.W.Taeger (Trajan - Johannesapokalypse),
Th. Witulski (Hadrian – Ein neuer Ansatz zur Datierung der neutestamentlichen Johannesapokalypse, SUNT 30,
2005). 95
E. Aebi: Einführung, 277. 96
E. Aebi, a.a.O., 178. 97
Werner Georg Kümmel: Einleitung, 1989, 408. 98
D. Guthrie: Introduction, 969 – 976. Vgl. auch W. G. Kümmel, a.a.O., 410 ff. (Die sprachliche und stilistische
Form).
49
b) Die Matroschka-Struktur
Man könnte auch von einer „Matroschka-Struktur“99
sprechen, d. h. in einer
Matroschka steckt die nächste. Zu vergleichen wäre das siebte Siegel, das die erste
Posaune öffnet. Den Posaunen folgen die sieben Donner und zum Schluss kommen die
sieben Zornesschalen. Ähnlich miteinander verbunden sind die drei Wehen.
c) Die poetische Struktur – Gedicht oder Musikstück
Kiddle meint, dass der Verfasser die Visionen nach der Form von prophetischen und
poetischen Impressionen ohne große Systematik zusammengestellt hat (vgl. Buch der
Sprüche). Elwell/Yarbrough und auch Gerhard Maier sprechen von einem schwierigen
Musikstück.100
d) Die Symbol Struktur
Nach Austin Farrer sei das Werk nach Symbolen geordnet worden, wobei die Zahl Sieben
eine wichtige Rolle spielt (7 Siegel, 7 Posaunen, 7 Schalen).
e) Die Struktur der Dramatik
Nach J. W. Bowman enthält die Offb. d. Joh. den Aufbau einer Dramatik: Prolog; Spiel in
sieben Akten; Epilog.
f) Die Struktur des siebenfachen Designs
Ähnlich wie Farrer teilt Lohmeyer das Buch nach der Zahl Sieben ein (7 Siegel, 7
Posaunen, 7 Schalen).
g) Die Transpositionsstruktur
Charles und Oman haben festgestellt, dass einige Themen wiederholt, also rekapituliert,
werden. Bereits angekündigte Ereignisse werden zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal
hinübertransponiert (die 144.000 erscheinen z. B. in Kap. 7 und 14. Von der Wiederkunft
Christi ist ebenfalls an mehreren Stellen wie 11,15 ff., 14,1, 19,11 ff. die Rede).
h) Die liturgische Struktur.
Schließlich ist M. H. Shepherd der Auffassung, dass die Offb. d. Joh. nach Hymnen
eingeteilt sei: Die Prüfung (Kap. 1-3); die Vigil (4-6); die Initiation (7); die Synaxis (8-
19); die Eucharist (21-22).
99
Den Gedanken einer Matroschka-Struktur hat S.F.Weber hinzugefügt. 100
Elwell/Yarbrough: Studienbuch, 376; G. Maier: Offenbarung (HTA), I, 32.
50
10. Aufbau des Buches in graphischer Darstellung
Einleitung 1,1-20
Thema 1,1 „Was du gesehen
Glückselig, wer liest 1,3 hast“ 1,19
Auftrag: Schreibe 1,11
7 Sendschreiben Kap.2 u. 3
Ephesus, Smyrna! Pergamon,
Thyatira, Sardes, Philadelphia! “Was da ist” 1,19
Laodizea 90 n. Chr.
Herrlichkeit im Himmel Kap.4 u. 5
24 Älteste 4 Tiere „Was danach geschehen
Buch der Siegel soll“ 1,19; 4,1
1.Siegel: weißes Pferd: „Verführung“ Kap.6
2.Siegel: rotes Pferd: Krieg
3.Siegel: schwarzes Pferd: Hunger
4.Siegel: fahles Pferd: Tod
5.Siegel: Märtyrer
6.Siegel: Anarchie: Naturgesetze fallen
Parenthese: 144000 Kap.7
Die unzählbare Schar
Stille 7.Siegel 8,1
7 Engel mit 7
Räucherfass mit Feuer
auf die Erde
Hagel + Feuer: 1/3 Bäume Kap.8
Feuer: 1/3 Fische 1/3 Schiffe
Wermut: 1/3 Wasser: Tod
1/3
51
Interjektion: Adler: Weh!
Heuschrecken: Qual Kap.9
Erste W E H E
Engel am Euphrat
Die große Invasion
1/3 der Menschheit
Parenthese 10,1-11. 14
7 Donner : versiegelt 10,3-7
Das verschlungene 10,8-10
Büchlein
weissage wiederum 10,11
Tempel 11,1-2 (2. Hälfte der Großen Trübsal)
Hl. Stadt: 3 ½ Jahre zertreten
Die zwei (1. Hälfte der Gr. Trübsal?)
Zeugen im 11,3-13
antichristli-
chen Regime
zweite W E H E 11,14
Vorausschau auf die 11,15-19
Regierung Christi Der Drache versucht den Offb. 12 (vgl. Jes. 27,1)
Heilsplan Gottes zu
zerstören
Israel 3 ½ Jahre Wüste
Dritte W E H E wird nicht erwähnt
Das Tier und der Kap.13
falsche Prophet
P a r e n t h e s e
1.Jesus auf dem Berg Zion mit 144000 Kap.14
52
2.Das ewige Evangelium (1. Engel)
3.Babylon (2. Engel)
4.Gericht über Anhänger des Antichristen (3. Engel)
Kommen des Menschsohnes (14,14)
1. Engel: Anruf an den Menschensohn (14,15-16)
2. Engel: scharfes Winzermesser (14,17)
3. Engel: Anruf (14,18)
Die große Schlacht (14,19-20)
Szene im Himmel Kap.15
Die letzten 7 Plagen Kap.16
Geschwür Erde
Meer (Seelen im Meer) Zeit: große Trübsal
Wasser: Blut
Treibhaus-Effekt
Reich des Tieres verfinstert
Euphrat trocken
P a r e n t h e s e 16,13-16
Harmagedon Große Trübsal
Erdbeben: Babel 16,17-21
Die Frau (Babylon) auf
dem Tier = Pakt (Vertrag)
Zerrbruch 17,1-6
Das antichristliche
Reich ist gewesen, 17,8-13
ist nicht und wird
wiederkommen
Das Lamm überwindet das 17,14-18
antichristliche Regime
Fall Babylon Kap.18 / 19,1-6
53
Hochzeit des Lammes 19,7-10
Parusie Jesu: Gericht über das Tier 19,11-21
Drache gebunden: 1000 Jahre 20,1-3
Millennium: 1000 Jahre Reich 20,4-6
danach
Ein letzter Angriff des Drachen 20,7-10
und Gericht
20,11-15 Weltgericht
21,1-8
Die Braut des Lammes: Das Neue Jerusalem 21,9-27
22,1-5 Der Baum des Lebens
22, 6 – 21 Ewigkeit
Amen, ja komm Herr Jesus 22,6-21
Neuer
Himmel u.
neue Erde
54
11. Besonderheiten
11.1. Charakteristische Merkmale
1) Der Aufbau der Offb.
Der101
Aufbau der Offb. ist absolut einzigartig. Die Zahl 7 spielt eine bestimmte Rolle.
a) Die 7 Gemeinden
b) Dann folgen in Kap. 6 die 7 Siegel
c) Danach kommen die 7 Posaunen (Kap. 8- 11). Es folgen die sieben Donner (Kap. 10).
d) Zum Schluss folgen die 7 Zornesschalen.
e) Die Offenbarung endet mit der sichtbaren Wiederkunft Jesu und der Erschaffung einer
neuen Erde und eines neuen Himmels.
2) Die Zahl 7 in der Offenbarung des Johannes
7 Geister (1,4; 3,1; 5,6)
7 Leuchter (1,12)
7 Sterne (1,16)
7 Siegel (5,1)
7 Hörner (5,6)
7 Augen (5,6)
7 Engel (8,2)
7 Posaunen (8,2)
7 Donner (10,3)
7 Häupter (13,1) [Imitierung durch den Antichristen]
7 Kronen (12,3) [Imitierung durch den Feind Gottes]
7 Plagen (15,1)
7 Schalen (15,7)
7 Berge (17,9) [Rom]
7 Könige (17,9) [Vorläufer des Antichrists]
7 Glückseligpreisungen
3) In der Offenbarung bekommen wir einen Einblick in die himmlische Welt wie in keinem
anderen biblischen Buch. Die Anbetung und die Herrlichkeit Gottes in der himmlischen Welt
bilden die Höhepunkte der biblischen Zukunftserwartung.
101
E. Mauerhofer, Einleitung, II, S. 291f; ferner: E. Harrison, Introduction to the New Testament, Eerdmans,
Michigan (USA), 1971 (revised Edition), S. 460 – 462.
55
4) Die Gottlosigkeit wird in dramatischen Bildern geschildert. Der Geist von Babel102
lebt neu auf
und der Geist der Rebellion gegen Gott (Ps. 2).
5) In der Offenbarung werden Hinweise über die Endzeit vor allem aus dem Danielbuch, aber
auch aus Jesaja, Jeremia, Hesekiel, Joel und Sacharja aufgenommen. Dazu kommen die
Endzeitreden Jesu (Mt. 24; Mk. 13; Lk. 12; 17 u. 21) und die Endzeitabschnitte aus 1.Thess. 4-5;
2.Thess. 2; 1.Tim. 4; 2.Tim. 3 und 2.Petr.3. H. D. Swete hat herausgefunden, dass von den 404
Versen der Offenbarung allein 278 Verse eine Fortsetzung alttestamentlicher Prophetie bilden.
Damit würde die Offenbarung an alttestamentlichen Hinweisen noch das Matthäusevangelium
sowie den Römer- und Hebräerbrief übertreffen.103
6) Die Offenbarung bestätigt einerseits die Sammlung und Vollendung der neutestamentlichen
Gemeinde aus allen Nationen, andererseits zeigt sie – parallel zu den 70 Jahrwochen in Dan. 9 und
zu den Aussagen in Röm. 9-11 – Gottes besonderen Plan für Israel in der Endzeit.
7) Das Millennium zwischen Völkergericht und End-Gericht beruht nicht allein auf Offb. 20,
sondern wird durch den gesamtbiblischen Heilsratschluss Gottes unterstützt. Jesus Christus
kommt sichtbar auf dem Ölberg wieder, um den Überrest Israels aus der Schlacht von
Harmagedon zu erretten. Dieser Überrest wird auch Jesus als den Sohn Gottes und den Messias
anerkennen und mit ihm im Tausendjährigen Reich regieren.104
8) In einzigartiger Weise wird der HERR Jesus Christus in der Offenbarung des Johannes
dargestellt. Er ist das Lamm, welches für uns geopfert wurde. Er ist der auferstandene und erhöhte
HERR. Jesus ist König der Weltreiche (Offb. 11,15) und ER ist der HERR aller Herren und der
König aller Könige (Offb. 19,16). Eine Übersicht über die Person Jesu in der Offb. des Joh. bietet
E. Aebi.105
11.2. Einige Schlüsselwörter in der Offb. d. Joh.
Engel:
175-mal im NT (a;ggeloj): 20x Mt.; 2-5mal bei Lk.; 21x Apg.; 13x Hebr.; 67x Apk.
AT (nach ELB): 15x Gen; 22x Ri.; 21x Sach.
102
Das Geheimnis von Babylon im AT und NT lüftet J. D. Pentecost: Bibel und Zukunft, 1993, S. 379 – 382 (IV. Das
Gericht über Babylon – Die Identität der Hure). 103
H. B. Swete in E. Harrison, a.a.O. 104
Über die verschiedenen Ansichten zum Millennium vgl. die Tabelle bei M. C. Tenney: Die Welt des NT, S. 425. 105
E. Aebi: Einführung, 280 f.
56
Zeugen:
Zeuge (ma,rtuj), Zeugnis (marturi,a), zeugen (marture,w):
151-mal im NT: 38x Joh.; 27x Apg.; 18x Apk.
Geduld (u`pomonh,)
Bedeutet wörtlich “darunter bleiben”.
32x im NT: 6x Röm.; 3x 2.Kor.; 3x Jak.; 7x Apk.
Werke (e;rgon):
169x NT: 27x Joh.; 10x Apg.; 15x Röm.; 9x Hebr.; 15x Jak.; 20x Apk.
Alpha und Omega:
Nur in Offb.: 1,8; 21,6; 22,13.
Der Erste und der Letzte:
Nur in der Offb.: 1,17; 2,8; 22,13.
Siegel (sfragi,j):
Röm. 4,11; 1.Kor. 9,2; 2.Tim. 2,19 (je einmal) und 13x in Apk.
Posaune (sa,lpigx) :
Mt. 24,31; 1.Kor. 14,8; 1.Kor. 15,52; 1.Thess. 4,16; Hebr. 12,19 (je einmal); Apk.: 6-mal (1,10;
4,1; 8,2.6.13; 9,14).
Ich bin – Ich bin:
Die Ich-bin-Worte (griech. ego eimi) gehören im Johannesevangelium zu den wichtigsten
Schlüsselwörtern. Sie knüpfen an 2. Mose 3,14 an, wo Gott von sich sagt, dass er ewige und der
unveränderliche Gott ist mit den Worten „Ich bin, der ich bin“. Wenn JESUS im
Johannesevangelium also von sich sagt, dass er der „Ich bin, der ich bin“ ist, dass weist er dadurch
auf seine Göttlichkeit hin. Diese Ich-bin-Worte finden sich dann auch in der Offenbarung. In
Offb. 1,8 sagt Gott von sich, dass er der „Ich bin Ich bin“ ist. In Offb. 1,17 sagt der auferstandene
und erhöhte Christus: „Ich bin Ich bin der Erste und der Letzte“. Damit also verkündigt JESUS
seine Göttlichkeit. Der Gemeinde Thyatira teilt JESUS mit: „Ich bin es Ich bin es, der Nieren und
Herzen prüft“ (Offb. 2,23). In Offb. 21,6 spricht Gott: „Ich bin Ich bin das Alpha und das Omega,
der Anfang und das Ende.“ Und am Ende der Offenbarung bezeugt der wiederkommende JESUS:
„Ich bin Ich bin die Wurzel und das Geschlecht David“ (Offb. 22,16).
57
11.3. Die Herrlichkeit Jesu Christi in der Offenbarung
Die Offenbarung enthüllt wie kein anderes Buch der Bibel die Person unseres HERRN JESUS
Christus. Sie zeichnet uns ein Bild mit solcher einer Fülle von Zügen, dass hier nur einige
hervorgehoben werden können. Vor allem wird der erhöhte Christus verherrlicht.106
JESUS in seiner Menschlichkeit und in seiner Stellung zu Israel:
JESUS, der Christus = der Messias (1,5)
Menschensohn (1,13; 14,14; vgl. Dan. 7,13.14; Mt. 24,30; Mk. 13,26)
Löwe aus dem Stamm Juda (5,5)
Wurzel des Geschlechts David, also der Messias (12, 1ff; 22,16)
Jesu Göttlichkeit:
Ich bin Ich bin (Gott: 1,8; 21,6; JESUS: 1,17; 2,23; 22,16)
Anfang der Schöpfung Gottes (3,14) - Anfang und Ende (Gott: 1,8; JESUS 22,12-13)
Erster und Letzter (1,17; 2,8; 22,13)
Die Vollmacht Christi (12,10)
Sohn Gottes (2,18) - Der Gesalbte (11,15; 12,10)
Der Allmächtige (Gott: 1,8; 4,8; 11,17; 15,3; 16,7.14; 19,6.15; 21,22. Die Allmacht Jesu kommt in
seinen Taten zum Ausdruck: die Gemeinde bewahren vor der Stunde der Versuchung. Sieg über
den Antichristen).
Der Heilige (JESUS: 3,7; Gott: 4,8; 15,4)
Der Wahrhaftige (Gott: 6,10; 15,3; 16,7; 19,2. JESUS: 3,7.14; 19,11)
Das Amen Gottes (3,14)
Jesu Erlösungswerk Auferstehung
Er hat uns geliebt (1,5) Der erstgeborene von den Toten (1,5)
Er hat uns erlöst mit seinem Blut (1,5; 5,9;
7,14; 12,11)
Der ewig Lebendige (1,18)
Das Lamm (5,6.12.13; 6,1; 8,12f; 6,1 u.a.m.)
Doxologie des Lammes (5,12)
Er war tot und ist lebendig geworden (2,8)
Wiederkunft:
Er kommt in den Wolken (1,7; 14,14) und er kommt bald (22,7)
Der ist, der war und der kommt (der Kommende 3-mal in der Offb.- Gott: 1,4.8; 4,8)
Der Treue und Wahrhaftige (19,11)
Der helle aufgehende Morgenstern (22,16)
Der das Reich einnehmen wird (11,15; 19,6)
Gericht:
Schlüssel des Todes und des Totenreiches (1,18)
Sein Wort ist ein zweischneidiges Schwert (1,16). JESUS ist das Wort Gottes (19,13)
Seinen Augen ist nichts verborgen (2,18; 19,12)
Er prüft die Nieren und durchforscht die Herzen (2,23)
Der Menschensohn mit der Sichel (14,14)
106
E. Aebi: Einführung, 280f. – überarbeitet und ergänzt von S.F.Weber. 1,8; 19,2 habe ich entfernt, denn die
Aussagen beziehen sich auf Gott. Die Ich-bin-Worte sind von mir ergänzt worden. Manche Wesensbeschreibungen
beziehen sich in der Offenbarung auf Gott, andere auf JESUS - darauf habe ich bei der Versangabe in Klammern
hingewiesen.
58
Das Buch des Lebens: An JESUS kommt keiner vorbei (20,12.15)
Stellung zum letzten Buch der Bibel (22,7; vgl. 22,18.19)
JESUS wird die Werke beurteilen (22,12; vgl. 14,13)
JESU Beziehung zur Gemeinde JESU Beziehung zur Welt
Er hält sie in seiner rechten Hand (1,16; 2,1) Der HERR über die Könige auf Erden (1,5)
Er wandelt in ihrer Mitte (2,1) HERR aller Herren (17,14; 19,16)
Er kämpft mit ihr um dieselbe Sache (17,14) der König aller Könige (17,14; 19,16)
Er wirkt unter den Gemeinden als der treue
Zeuge (3,14; 22,16)
Christus übernimmt die Reiche der Welt
(11,15)
11.4. JESUS als das Lamm in der Offenbarung
Vorkommen des Wortes in der Offenbarung:
In der griechischen Sprache gibt es zwei Begriffe für „Lamm“, nämlich „arnion“ und „amnos“:
„Arnion“: avrni,on (Neutrum): 29-mal in der Offb. (nur noch in Lk. 3,33; Joh. 21,15).
Offb. 5:6, 8, 12f; 6:1, 16; 7:9f, 14, 17; 12:11; 13:8, 11; 14:1, 4 (2x), 10; 15:3; 17:14 (2x); 19:7, 9;
21:9, 14, 22f, 27; 22:1, 3.
Wortbedeutung: Widder, Schaf, Lamm.
“Ho Amnos”: o` avmno.j Joh. 1,29.36; Apg. 8,32; 1.Petr. 1,19. Das Lamm. Nach Ex. 12,5 muss das
Passalamm einjährig sein; in unserer Literatur nur von Christus gebraucht oder auf ihn bezogen. Fehlerloses Opferlamm: 1.Ptr. 1,19.
Wir kennen JESUS eher als
Menschensohn (1,13)
als der HERR (1,5)
als der König (19,16)
als der Sohn Gottes
Frage:
Was bedeutet es, wenn JESUS als das Lamm charakterisiert wird?
Assoziationen über das Lamm
Zerbrechlich; wehrlos; schwach (Jes. 53).
Opfer: Brandopfer (Lev. 9,3); Schuldopfer (Lev. 14,12); ohne Fehler (Num. 6,14); ein
einjähriges Lamm als Brandopfer (Num. 7,15.21.27); als Morgen- und Abendgabe
(Num. 28,4); ein einjähriges fehlerloses Lamm (Ez. 46,13).
Passalamm: Ex. 12,3 (hier zum ersten Mal)!
Die Belegstellen in der Offenbarung
Zum ersten Mal in Offb. 5,6: „Ein Lamm wie geschlachtet.“
Die Bedeutung des Opfers Jesu ist auch in der Offb. des Joh. nicht hinfällig.
Auch der erhöhte Christus ist noch immer der ERLÖSER.
Es hat mit seinem Blut die Menschen aus allen Völkern erkauft (V. 9).
59
Deshalb gebührt ihm alle Ehre (V. 12 u. 13).
Der Seher Johannes erkennt noch eindeutig die Opfermahle an dem Gekreuzigten (vgl.
Sach. 12,10; Offb. 1,7).
Das Lamm befindet sich mitten unter den 24 Ältesten: Israel und Gemeinde. Es ist überall
gegenwärtig.
In Offb. 5 geht es um die Öffnung der 7 Siegel. Im Himmel wird die Frage gestellt, wer denn
würdig sei, das Buch mit den 7 Siegeln zu öffnen.
Niemand meldet sich. Johannes ist traurig.
Doch dann wird ihm mitgeteilt, dass es jemanden gibt, der würdig ist. Es ist das Lamm.
Was hat aber das Lamm mit den Siegelgerichten zu tun?
In Offb. 6,16 wird von dem Zorn des Lammes gesprochen.
Das klingt fast grotesk, paradox, unverständlich. Das passt doch gar nicht zum Charakter des
Lammes.
Wir haben ein falsches Bild von dem Lamm Gottes:
Jedes Jahr zu Ostern stehen auf so manchen Tischen niedliche Lämmlein, zierlich,
bewundernswert.
JESUS ist aber nicht das Lämmlein, mit dem wir spielen könnten. JESUS ist auch nicht das
niedliche Lämmlein, das wir mit unseren guten Taten beschwichtigen könnten. JESUS ist das
teure Lösegeld, der mit seinem eigenen Leben bezahlt hat. Wer aus dieser teuren Gnade eine
billige Gnade macht (Bonhoeffer), indem er das Opfer Christi verachtet und Christi Kreuzigung,
Sterben, Auferstehen und Wiederkunft ablehnt, der muss wissen, dass über sein Leben der Zorn
des Lammes steht.
Die Schar der Überwinder vor dem Lamm: Offb. 7, 9-17
Eine große unzählbare Schar aus allen Völkern steht vor dem Lamm.
Woher? Aus der großen Trübsal.
Warum können sie vor dem Lamm stehen?
Sie geben dem die Ehre, der sie erkauft hat.
Nur diejenigen, die ihre Kleider gewaschen haben in dem Blut des Lammes, stehen vor dem
Thron Gottes!
Der Gemeinde Laodicea wird geraten, weiße Kleider (vgl. auch 3,5) zu kaufen.
Weißes Gewand:
Reinheit (der Hohepriester); in der alten Kirche bei der Taufe.
Zeichen der Festlichkeit (Pred. 9,8).
Zeichen des Sieges (die Stadt in Weiß).
Es geht um das Kleid der Gerechtigkeit (19,8): Zeichen der Auferstandenen und Erlösten.
Das kannst du nicht kaufen, sondern das wird dir geschenkt! Diese dienen dem Lamm (7,15).
Und das Lamm wird sie weiden (7,17). Aus dem Lamm wird ein Hirte!
Das Lamm ist der Sieger: Offb. 12,11
In Offb. 12 geht es um den Kampf Satans in der sichtbaren und unsichtbaren Welt: Verse 7-9!
Dieser trat vor Gott und verklagte uns Tag und Nacht. Er ist der Ankläger. Seine
Lieblingsbeschäftigung besteht darin, Sünden aufzudecken und uns anzuklagen. JESUS hat ihn
besiegt und darum sitzt er als das Lamm auch auf einem Thron (7,17).
Unser Anwalt: Offb. 12, 11!
60
Eigentlich kann ja ein Lamm einen Drachen nicht besiegen. Das dachte auch der Drache. Doch
gerade in dem Opfertod des Lammes steht der Sieg. Jesu stellvertretendes Opfer vergibt jede Art
von Sünde.
Jesu Blut wäscht jegliche Sünde weg, so dass sie nicht mehr zu finden ist. Der Ankläger hat gar
keine Anklageschrift mehr.
Der falsche Prophet als das Lamm: Offb. 13,11
► Der Feind Gottes ahmt Christus nach, um Menschen zu verführen.
► Er baut ein religiöses System auf, um Menschen in seine Abhängigkeit zu bringen. Er zeigt
einen scheinbaren Weg der Erlösung auf, doch der führt in die Verdammnis.
► Er ahmt den Charakter Jesu nach, um sich vor den Menschen zu verstellen.
► Er hat eine theologische Lehre, doch diese verdreht die Hl. Schrift.
Das Lamm im Kampf mit dem Antichristen: Offb. 17,14
Dieses Lamm ist kein schwaches Tier. Es hat sich am Kreuz freiwillig als Opfer hingegeben.
Doch nach der Auferstehung ist dieses Lamm der HERR aller Herren und König aller Könige
(17,14).
Es wird wiederkommen, um dem antichristlichen Regime ein Ende zu bereiten.
Zur Vernichtung des mächtigen Weltherrschers ist keine Arme nötig, auch kein Gewaltiger,
sondern ein Lamm. Das zeigt die Schwäche des Antichristen. Er wird allein durch den Hauch des
Mundes überwunden (2.Thess. 2,8).
Das Lamm mit den 144.000 auf dem Berg Zion: Offb. 14,1
Versiegelte aus den 12 Stämmen Israels während der großen Trübsal.
Sie sind Erstlinge für Gott und dem Lamm.
Sie sind unverheiratet.
Sie sind versiegelt.
Sie folgen dem Lamm nach.
Sie sind Gottes besondere Zeugen während der Trübsalzeit.
Das Hochzeitsmahl des Lammes : Offb. 19, 7.9
Gemeinde als Braut: Gleichnis vom Hochzeitsmahl (Mt. 22; Lk. 14); Gleichnis von den 10
Jungfrauen (Mt. 25).
Abendmahl als prophetisches Zeichen (Mt. 26,29).
Hochzeit: Vereinigung von Braut und Bräutigam.
Lied des Lammes (15,3).
Teilnehmer:
Lebensbuch des Lammes (13,8). Vgl. 21,27. Vgl. Lk. 10,20.
Die Braut des Lammes: Das neue Jerusalem: Offb. 21,9-10
Zwölf Grundsteine mit den Namen der 12 Apostel des Lammes (V. 14).
Das Lamm als der Tempel (V. 22).
Das Lamm als das Licht (V. 23).
Thron des Lammes (22,2.3).
61
11. 5. Gottes Wesenszüge in der Offenbarung
Der Ewige (1,4a): der war, der ist und der kommt, das Alpha und das Omega (1,8).
„Ich bin, der ich bin“, so heißt es in 1,8 (in 22,13 von JESUS).
Der Allmächtige (El Schaddai), der Pantokrator (2.Kor. 6,18 von Gott und dann nur noch in der
Offb. von Gott: 1,8; 4,8; 11,17; 15,3; 16,7; 19,6; 21,22). Die Könige dieser Erde sind
Autokratoren (so die Titel der röm. Kaiser). Gott ist der Pantokrator, der über das ganze
Universum herrscht.
In der Offb. ist viel von Chaos, Finsternis, Erdbeben, Kriegen, Gewalttaten, Verführung, Angst
und Schrecken die Rede. Darüber steht Gott als der Allmächtige.
Der Thronsaal Gottes
Der herrliche, glänzende, majestätische Thronsaal Gottes (Offb. 4). Ein besonderes Kennzeichen
des Thronsaales ist das „gläserne Meer“ (4,6; 15,2; nur 2mal in der Bibel).
Gott sitzt auf einem Thron (4,2): der Herrscher (11,17), der König (15,3), der Herr (15,4), der
Richter (14,7; 20,11).
In dem Thronsaal gibt es Throndiener, Repräsentanten (vier Lebewesen), die sieben Fackeln (das
sind die sieben Geister Gottes), die 24 Älteste und Myriaden von Engeln (5,11).
Der Heilige (4,8; 15,4; 16,5): das Trishagion (das Dreimal-Heilig): 4,8 (Jes. 6,2.3).
Der Heilige und Wahrhaftige (6,10).
Der Lebendige: El Chai: 7,1; 10,6; 15,7. Als der Lebendige gibt er Leben (11,11).
Gottes Wille (4,11).
Anbetung: Gott und dem Lamm (5,12.13).
Der Schöpfer
Der Schöpfer (4,11). Der Schöpfer aller Dinge (10,6; 14,7). Die Aussagen aus dem ersten Buch
der Bibel (Gen. 1-2) werden im letzten Buch der Bibel voll und ganz bestätigt!
Gott hat diese Erde und diesen Himmel geschaffen!
ER ist der Kreator und Konditor (Gestalter, Bewahrer).
Wir sollen diese seine Schöpfung hegen, pflegen, bewahren und uns darin erholen. Der gefallene
Mensch aber hat sie vernachlässigt, missbraucht, ausgebeutet, zerstört. Gott wird diejenigen
verderben, die die Erde verderbt haben (11,18). Diese Erde (20,11) und dieser Himmel
(Offb. 6,14) werden vergehen.
Gott wird einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, wo Gerechtigkeit wohnt (Offb. 21,1;
2.Petr. 3,13; Jes. 65,17, wo das hebr. Wort bara‘ gebraucht wird wie in Gen. 1,1).
Wir glauben, bekennen und bezeugen, dass Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen
wird und dass wir nicht Milliarden von Jahren darauf warten müssen, weil alles so langsam
entstehen wird – so glauben, bekennen und bezeugen wir, dass ER auch den ersten Himmel und
die erste Erde in sechs Tagen geschaffen hat.
Der Despot (6,10): der „Hausherr“ der Erde (11,15); der Herr der Erde (11,1). Als der Despot gibt
ER Befehle: Seine Befehle sind vollkommen, nützlich, gut, ehrlich und aufrichtig.
Weisheit (7,11).
Gott der Geister und Propheten (22,6).
Gott führt seinen Ratschluss aus (17,17, griech. gnome).
Gottes Wort ist wahrhaftig (19,9).
62
Der Vater: Jesu Vater: 1,6; 2,28; 3,5.21; 14,1. Wer überwindet, wird sein Sohn sein (21,7).
Anbetung: Soteria (Heil, Rettung) Gott und dem Lamm (7,10; 19,1). Heil, Herrlichkeit und Kraft
(19,1).
Der Zorn Gottes
Der Zorn Gottes: 6,16.17; 11,18; 16,4 (Tag des HERRN). Vgl. Jh. 3,36.
Wein des Zornes Gottes (14,10). Kelter des Zornes Gottes (14,19). Vollendet (15,1) ist der Zorn
Gottes mit den Zornesschalen Gerichten (15,7; 16,1).
Seine Gerichte sind gerecht (15,4; 16,7; 19,2).
Babel wird gerichtet (16,19; 18,20).
Kelter des Zornes Gottes, den JESUS tritt (19,15).
Gott ist gerecht
Gerecht und wahrhaftig sind seine Wege (15,3); gerecht bist du (16,5). Seine Gerichte (15,4; 16,7;
19,2).
Der Tröster und Versorger
Gott wird über den Erlösten wohnen (21,3-4), ihre Tränen abwischen (21,3-4), für sie sorgen (21,6
mit Wasser), ihnen ein neues Zuhause geben (das Neue Jerusalem; 22,14; 21,27b), ihnen ein Licht
sein zusammen mit dem Lamm (21,23), ihnen vom Baum des Lebens geben (2,7; 22,2.14), sie
mitregieren lassen (22,5).
Die Herrlichkeit (hebr. kawod, rab. Schechina, griech. doxa) Gottes im Neuen Jerusalem
(21,11.23). Gottes Herrlichkeit ist das Licht.
Wer hat Zutritt zum Thronsaal Gottes?
Die 24 Ältesten (5,9.10). JESUS hat sie (uns) erkauft.
Die große Schar aus der großen Trübsal (7,9-17).
Die Sieger über das Tier (15,2).
Wer hat keinen Zutritt zum Thronsaal Gottes?
14,9-11 (Anhänger des Tieres).
Wer hat Zutritt zum Neuen Jerusalem?
Überwinder (21,7), wer im Lebensbuch des Lammes steht (21,27b), wer seine Kleider gewaschen
hat (22,14).
Wer hat keinen Zutritt zum Neuen Jerusalem?
Wer keine Umkehr (griech. metanoia, Sinnesänderung) in seinem Leben erfahren hat (21,8).
Wer in der Unreinheit und Lüge geblieben ist (21,27a).
Zauberer, Porneia-Sünder, Mörder, Götzendiener, Lügner (22,15).
„Glücklich ist derjenige und heilig, der an der ersten Auferstehung teilhat. Über solche hat der
zweite Tod keine Macht“ (20,6).
63
11.6. Die sieben Glückseligpreisungen
LUT Revelation 1:3 Selig ist, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und behalten, was
darin geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe. LUT
Revelation 14:13 ¶ Und ich hörte eine Stimme vom Himmel zu mir sagen: Schreibe: Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an. Ja, spricht der Geist, sie sollen ruhen von ihrer Mühsal; denn ihre Werke folgen ihnen nach. LUT
Revelation 16:15 Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig ist, der da wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht nackt gehe und man seine Blöße sehe. LUT
Revelation 19:9 ¶ Und er sprach zu mir: Schreibe: Selig sind, die zum Hochzeitsmahl des Lammes berufen sind. Und er sprach zu mir: Dies sind wahrhaftige Worte Gottes. LUT
Revelation 20:6 Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung. Über diese hat der zweite Tod keine Macht; sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre. LUT
Revelation 22:7 ¶ Siehe, ich komme bald. Selig ist, der die Worte der Weissagung in diesem Buch bewahrt. LUT
Revelation 22:14 ¶ Selig sind, die ihre Kleider waschen107
, dass sie teilhaben an dem Baum des Lebens und zu den Toren hineingehen in die Stadt.
Zweimal (1,3; 22,7) werden wir dazu aufgerufen, die Worte der Offenbarung zu bewahren, sprich
zu konservieren, sie also nicht aus den Augen zu verlieren und gerade in der letzten Zeit zu
beherzigen, wohl deshalb, weil auf der einen Seite die Verführung durch Irrlehren zunehmen wird
und auf der anderen Seite, weil das Böse sich immer mehr ausbreitet, wächst und an Einfluss
gewinnt.
Die Zusagen in 14,13 und 16,15 beziehen sich vor allem auf die Trübsalszeit, damit die Gläubigen
nicht den Mut verlieren und ihre Blicke auf die Ewigkeit und die Belohnung richten.
Ab Kapitel 19 sind die Glückseligpreisungen auf die zukünftige himmlische Welt gerichtet.
107
Der Mehrheitstext, somit auch der Textus Receptus und ihm folgend die Schlachter-Übersetzung haben die im
Griechischen ähnlich klingenden Wörter: „Glückselig sind, die seine Gebote halten. Beide Varianten sind stimmen
inhaltlich überein und ergänzen sich: Wer seine Kleide wäscht, der hält auch die Gebote JESU und umgekehrt: Wer
seine Gebote hält, der hat auch reine Kleider. Das griechische Wort „entolas“ (Gebote) klingt ähnlich wie „stolas“
(Kleider).
64
11.7. Die Siegelgerichte und die Evangelien
John McLean108
hat in seinen strukturellen Untersuchungen zur Offenbarung die Parallelen
zwischen den Siegelgerichten in Offb. 6 und den Endzeitreden Jesu in den Evangelien
herausgearbeitet. Solche Übereinstimmungen lassen sich tatsächlich nachweisen.
Offb. 6 Mt. 24 Mk. 13 Lk. 21
Falsche Messiasse
u. Propheten
2 5 und 11 6 8
Kriege 2-4 6-7 7 9
Internationale
Zwietracht
3-4 7 8 10
Hungersnöte 5-8 7 8 11
Seuchen 8 11
Verfolgungen /
Märtyrertum
9-11 9 9-13 12-17
Erdbeben 12 7 8 11
Kosmische
Phänomene
12-14 11
11.8. Die Versiegelten aus den Stämmen Israels
In Offb. 7,4-8 werden die Stämme Israels namentlich aufgezählt. Ein Vergleich ist erforderlich,
nämlich mit den Söhnen Jakobs (Stammväter des Volkes Israel), dann mit den Stämmen der
Landverteilung aus dem Josuabuch und schließlich mit der Landverteilung unter den Stämmen
Israels in Hes. 48.
12 Söhne Jakobs
Gen. 29 u. 30
Landverteilung
Josuabuch
Landverteilung
Hesekiel 48
Die 144000
Offenbarung 7
1. Ruben 1. Ruben 1. Dan 1. Juda
2. Simeon 2. Simeon
(Levi: 13,14; 21)
2. Asser 2. Ruben
3. Levi 3. Juda 3. Naphtali 3. Gad
4. Juda 4. Dan (19,40) 4. Manasse 4. Asser
5. Dan 5. Naphtali (19,32) 5. Ephraim 5. Naphtali
6. Naphtali 6. Gad (13,24ff.) 6. Ruben 6. Manasse
7. Gad 7. Asser (19,24) 7. Juda
(Leviten u. Priester
bekommen Heiliges
Gebiet)
7. Simeon
8. Asser 8. Isaschar (19,17) 8. Benjamin 8. Levi
9. Isaschar 9. Sebulon (19,10) 9. Simeon 9. Isaschar
10. Sebulon 10. Ephraim (16) 10. Isaschar 10. Sebulon
11. Joseph 11. Manasse (17) 11. Sebulon 11. Joseph
12. Benjamin (Gen.
35,24)
12. Benjamin (18,11ff.) 12. Gad 12. Benjamin
108
John A. McLean: „Chronologie und Struktur in der Offenbarung des Johannes“ in: Thomas Ice und Timothy
Demy: Wenn die Posaune erschallt. Zur Klärung der Kontroverse über Endzeitfragen, CH-Pfäffikon, 2000, 353.
65
Bei der Landverteilung im Josua-Buch bekommt der Stamm Levi kein Erbteil (Jos. 13,14; 21).
Levi ist für den Tempeldienst vorgesehen. Die Leviten erhalten dafür Levitenstädte bei den
Brüdern.
Dafür erhalten die Söhne Josephs je ein Erbteil: Ephraim und Manasse.
In Offb. 7 taucht Manasse wieder auf, nicht aber Ephraim.
Vielleicht steht hier Joseph als feststehender Begriff (terminus technicus) für Ephraim wie dies
auch in Hes. 37,16.19 der Fall ist.
Weiter stellen wir in subtiler Weise fest, dass in Offb. 7 Levi wieder erscheint. Bengel sagt dazu
treffend: "nachdem die levitischen Zeremonien abgetan sind, so findet sich Levi wieder in einen
gleiche Stand mit seinen Brüdern ein.
Bei der Tabelle in Offb. 7 steht außerdem Juda an erster Stelle, wohl deshalb, weil jener Stamm
die Heilslinie vertritt.
Und zuletzt machen wir die frappante Feststellung: Der Stamm Dan fehlt! Vielleicht, weil er sein
von Josua zugeteiltes Gebiet (Jos. 19,40) verlassen hat und gen Norden zog (Ri. 18)? Manche
Ausleger meinen, dass aus Dan der Antichrist käme (so schon Irenäus).
Nun zu Hes. 48. Es handelt sich um die Landverteilung im Tausendjährigen Reich (Millennium).
Hier tauchen Manasse und Ephraim wieder auf, wie bei Josua. Die Leviten und Priester
bekommen das Heilige Gebiet, wo der Tempel steht (Hes. 48, 8-20). Auch der Stamm Dan
erscheint! Er bekommt also messianisches Land und damit steht er unter dem messianischen
Segen. Er fehlt zwar bei den 144000, aber nicht im Millennium.
Vgl. dazu noch Sach. 12,14, wo alle Geschlechter Israels den durchbohrten Messias betrauern.
Sind die 144000 der "Überrest"?
Bei den 14400 handelt es sich um eine begrenzte versiegelte Schar. Besondere Merkmale: Sie sind
bei der Wiederkunft Christi dabei (Offb. 14,1), sie lebten ehelos (14,4) und sind von der Erde Gott
zu Erstlingen erkauft (Offb. 14, 3.4).109
Die 144000 glauben an Jesus Christus. Der gläubige
"Überrest" umfasst eine viel größere Zahl an messianischen Juden. 2/3 des Volkes Israel kommt in
der Trübsal um (Sach. 13,8). 1/3 wird geläutert und in der Wüste überleben (Offb. 12,6). Diese
werden dann Jesus als den Messias und Sohn Gottes erkennen (Sach. 12,10; 13,9). Darunter fällt
auch der Stamm Dan. Vielleicht werden die 144000 ihre Stammesgenossen in der Trübsalszeit
missionieren.
Andere Meinungen
Fritz Grünzweig sieht dagegen in den 144000 nur eine symbolische Zahl. Es handele sich um die
göttliche Vollzahl (vgl. Röm. 11,25 und Luk. 14,22). "So sind die 144000 die Schar derer, die von
Jesus aus Israel und allen Nationen erkauft wurden."110
Das sind Erlöste aus Juden und Heiden. Zu Offb. 7,4b „die versiegelt waren von allen
Geschlechtern Israels“ sagt Grünzweig weiter: "Meint denn also dieser Schriftabschnitt nicht doch
Israel? Ja, zuerst die Menschen aus Israel, sofern sie an ihren Messias Jesus von Nazareth glauben.
109
Manche Ausleger sind der Auffassung, dass es sich bei Kapitel 14 um ein anderes Ereignis handelt als in Kapitel 7.
Kapitel 14 könnte die neutestamentliche Gemeinde darstellen, die bei der Wiederkunft Christi dabei ist. Aber eine
sichtbare Unterscheidung macht der Verfasser der Offb. zwischen Kapitel 7 und 14 nicht. Die Schar in Kapitel 14
wird nicht anders tituliert. Gerade die übereinstimmende Zahl weist auf dieselbe Gruppe wie in Kapitel 7 hin. 110
Grünzweig: Joh.-Offb., 1. Teil, 207.
66
Doch nach dem durchgehenden Zeugnis des Neuen Testaments kommen die Glaubenden aus den
Völkern hinzu, und sie haben mit Israel Teil am Heil."111
Ebenso urteilt Adolf Pohl: "Israel war im Urchristentum Ehrenname der Gemeinde aus Juden und
Heiden."112
Und J.P. Lange schreibt: "Allein auch die Versiegelten bedeuten den ganzen Inbegriff standhafter
Christen aus den verschiedensten christlichen Zeiten."113
An dieser Stelle können wir den Auslegern nicht folgen. Sie denken im Rahmen des
Gemeindezeitalters, als die Gläubigen aus Juden und Heiden in Christus eine Verschmelzung in
der Gemeinde fanden (Gal. 3,28). Doch in der Endzeit (also in der Offb. d. Joh.) bekommt Israel
wieder einen Sonderstatus.
Ferner können wir Offb. 7,4-8 nicht einfach als symbolische Zahlenphrase abtun. Würde die Zahl
144000 nur für die Vollzahl stehen, wieso würde Johannes dann nicht wie in Vers 9 von einer
unendlichen Schar sprechen?!
Und zuletzt: Die Stämme Israels werden wörtlich aufgezählt. Würde es sich um die Gemeinde
Jesu aus dem Gemeindezeitalter handeln, dann hätte Johannes sich diese Aufzählung sparen
können. Nein! Die genaue Aufzeichnung weist wirklich auf eine Versiegelung aus den Stämmen
Israels hin!
F.C. Ottman hält treffend fest: "Wenn man hier Israel im wörtlichen Sinn aufgibt, verdunkelt man
das ganze Thema."114
Die 144000 Juden werden vor der Trübsal versiegelt (Offb. 7,1-3), evangelisieren, überstehen die
Zeit des Antichristen, und sie versammeln sich zu dem wiederkommenden Messias auf dem Berg
Zion (Offb. 14,1). Es heißt dort nicht, dass das Lamm mit den 144000 kommt. Johannes schreibt:
"Und ich sah das Lamm stehen auf dem Berg Zion und mit ihm 144000."
So auch A.G. Fruchtenbaum und J.D. Pentecost.
111
Ders., a.a.O., 208. 112
Pohl: Die Offb. d. Joh., 1. Teil, 217. 113
J.P.Lange: Offb., 127. 114
F.C.Ottmann in: J.D.Pentecost: Bibel und Zukunft, 315.
67
12. Naherwartung – „siehe, ich komme bald!“
Das endgeschichtliche „bald“ durchzieht die ganze Offenbarung.
Schon im Alten Testament rechnen die Propheten mit dem Anbrechen des „Tages des
HERRN“!
Die apokalyptischen Texte im Neuen Testament wissen um das baldige Ende und um die
Parusie Christi, die vor der Tür steht.
Und schließlich ist die Gemeinde Jesu seit der Auferstehung Christi eine wartende Gemeinde
auf die Offenbarung der HERRLICHKEIT des HERRN.
Somit unterteilen wir die Naherwartung in drei Bereiche.
Die prophetische Naherwartung Die Frage nach dem Zeitpunkt bleibt offen.
Menschen gebührt nicht, Zeit und Stunde zu wissen.
Bei Gott ist ein Tag wie Tausend Jahre.
Kernstück prophetischer Naherwartung ist der „Tag des HERRN“ (zeitgeschichtlich und
eschatologisch).
Nicht Aufforderung zum Rechnen, sondern zur Mobilmachung.
Bilder: Nähe des Erntetages; das reife Getreide; Nähe des Tagesanbruchs.
In diesem kerygmatischen Kontext tritt auch Johannes der Täufer auf: Es ist die Axt schon
den Bäumen an die Wurzel gelegt.
Darum ist prophetische Naherwartung in erster Linie Situationsbestimmung, nicht eine
chronologisch interessierte Angabe.
Über der Gegenwart („chronos“) hängt bereits die Zukunft Gottes („kairos“).
Die apokalyptische Naherwartung
Stichworte wie „bald“, „letzte Zeit“, „kleine Zeit“, „letzte Stunde“ weisen auf das baldige
Ende hin.
Die fünf Parusiegleichnisse wollen zur Wachsamkeit und zur Tat auffordern.
1) Das Gleichnis vom Türhüter (Mk. 13,34 ff)
2) Der Hausherr und der nächtliche Einbrecher (Mt. 24,42-44)
3) Der verreisende Herr und sein Verwalter (Mt. 24,45-51). Lk. 12,36-39: der vom Gastmahl
heimkehrende Herr.
4) Die anvertrauten Pfunde (Mt. 25,14-30)
5) Die zehn Jungfrauen (Mt. 25,1-13)
Joachim Jeremias nennt die fünf Parusiegleichnisse sämtlich „K r i s i s - G l e i c h n i s s e “: „sie
wollen ein verblendetes Volk und seine Führer aufrütteln angesichts des furchtbaren Ernstes
68
der Stunde.“115
Zudem reden die Gleichnisse nicht nur von der Überraschung, sondern auch
von der Verantwortung für Anvertrautes oder Aufgetragenes, die unerwartet gefordert wird.
Die Zeitfrage ist hier die Hauptfrage und der Mittelpunkt der Offenbarungen.
Alles läuft in gleichmäßigen Perioden ab.
Der Plan ist gemacht.
Der Zug ist planmäßig abgefahren und rollt von Station zu Station.
Nun kommt es zur eigenen Standortbestimmung: In welcher Zeit befinden wir uns?
Termine werden berechnet.
Schon die Juden berechnen in ihren „Apokalypsen“ die „Tage des Messias“.116
Selbst die Jünger Jesu wollten nähere Informationen über „die Vollendung des Zeitalters“,
sprich über die zeitliche Bestimmung des Endes, haben (Mt. 24,3).
Wer die Stunde, in der der Dieb einbricht, errechnen kann oder glaubt errechnen zu
können, stellt den Wecker und legt sich schlafen.
Gott hat uns den einen Tag verborgen, damit wir alle Tage wachen (Augustin).
P a r u s i e v e r z ö g e r u n g ?
War die Gemeinde enttäuscht, als sich nach der Himmelfahrt die Verheißungen ihres HERRN
in Bezug auf seine baldige Wiederkunft nicht erfüllten?
Hat sie die Naherwartungshoffnung aufgegeben (E.Lohse117
)?
Ist vielleicht sogar die Eschatologie gefährdet?
„Als die Naherwartung aufgegeben wurde, wandelte sich die Eschatologie zu einer Lehre von
den letzten Dingen, von denen zwar in traditionellen Wendungen gesprochen wird, die aber
nicht mehr Gegenstand lebendiger Hoffnung sind.“118
Kommt Christus überhaupt noch wieder?
Verzögerung?
LUT 2 Peter 3:9 Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten;
sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur
Buße finde.
Die christozentrische Naherwartung
Was hat das neue Zeitgefühl der christlichen Gemeinden bestimmt?
Die Endgeschichte ist ins Rollen gekommen mit den Worten Jesu:
115
Goppelt, Theologie des NT, 1.Teil, Berlin, 21983, S. 110 116
Strack-Billerbeck, IV.2, Exkurs 29: Diese Welt, die Tage des Messias und die zukünftige Welt. Ferner: Exkurs 30:
Vorzeichen und Berechnung der Tage des Messias. 117
Eduard Lohse: Grundriss der neutestamentlichen Theologie, Stuttgart, 31984, 158 118
E. Lohse: Grundriss der neutestamentlichen Theologie, 158
69
LUT Matthew 26:64 Jesus sprach zu ihm: Du sagst es. Doch sage ich euch: Von nun an werdet ihr
sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen auf den Wolken des Himmels.
Sachlich handelt es sich bei diesem „von nun an“ um Karfreitag und Ostern.
Auch Paulus schreibt: „Das Ende des Zeitalters ist gekommen“ (1.Kor. 10,11).
Der Tag der Kreuzigung (Karfreitag) und der Tag der Auferstehung Jesu lösen die alte Welt
ab. Das letzte Zeitalter (Äon) beginnt.
„Es kommt die Zeit und ist schon jetzt“ (Jh. 4,23; 5,25; 16,32).
Morgens erscheint der HERR einigen, im Laufe des Tages immer wieder anderen Menschen,
und am Abend sehen ihn alle.
Christus ist der „Erstling der Auferstehung“ (1.Kor. 15,23-24).
Weil mit Karfreitag und mit dem Tag der Auferstehung Jesu das Ende anbricht, kann
von der baldigen Wiederkunft des HERRN gesprochen werden.
Karfreitag und die Auferstehung Jesu bilden den Quellort christlicher Naherwartung.
Quelle:
Adolf Pohl: Die Offenbarung des Johannes, 1.Teil, Brockhaus, Wuppertal (WuppStBNT), (1969), 61982: Abschnitt
V. Siehe, ich komme bald – die Naherwartung des Buches.
Weitere Literatur:
1) Adolf Schlatter: Die Theologie des Neuen Testaments, 1.Teil: Das Wort Jesu, Calw u. Stuttgart, 1909. X. Die
Zeichen der Wiederkunft Jesu.
2) Leonard Goppelt, Theologie des NT, 1.Teil, Berlin, 21983,
§ 7 Das zukünftige Kommen des Reiches, b) Das Nahekommen (die sog. Naherwartung).
3) Eduard Lohse: Grundriss der neutestamentlichen Theologie, Stuttgart, 31984, § 39 Die Eschatologie.
70
13. Wechselbeziehung zwischen Daniel und Offenbarung
John McLean stellt den Zusammenhang zwischen Daniel und Offb. dar.119
Erste Hälfte der Trübsal – Dan. 9,27a
Einführung der sieben Siegel: Offb. 4,1 – 5,14
Erstes Siegel (weißes Pferd): Offb. 6,1-2
Zweites Siegel (rotes Pferd): Offb. 6, 3-4
Drittes Siegel (schwarzes Pferd): Offb. 6, 5-6
Viertes Siegel (fahles Pferd): Offb. 6, 7-8
Fünftes Siegel (Märtyrer unter dem Altar): Offb. 6, 9-11
Sechstes Siegel (der große Tag des Zornes Gottes): Offb. 6, 12-17
Mt. 24, 4-14; Mk. 13, 4-13; Lk. 21, 8-19
Mitte und zweite Hälfte der Trübsal – Dan. 9, 27b
Die Erlösten Gottes: Offb. 7,1-17
Das Öffnen des siebten Siegels, sieben Posaunen: Offb. 8, 1-6
Erste Posaune: ein Drittel der Erde zerstört: Offb. 8,7
Zweite Posaune: ein Drittel der Meere zerstört: Offb. 8, 8-9
Dritte Posaune: ein Drittel des Wassers zerstört: Offb. 8, 10-11
Vierte Posaune: ein Drittel des Himmels zerstört: Offb. 8, 12
Einleitung der drei Wehen: Offb. 8, 13
Fünfte Posaune: erstes Weh: Menschen gequält: Offb. 9, 1-12
Sechste Posaune: zweites Weh: ein Drittel der Menschheit stirbt: Offb. 9, 13-21
Endgericht des kleinen Buches: Offb. 10, 1-11
Verfolgung der zwei Zeugen: Offb. 11, 1-14
Siebte Posaune: Offb. 11, 15-19
Die Frau, ein männlicher Knabe, Satan im Kampf: Offb. 12, 1-17
Tier aus dem Meer: Offb. 13, 1-10
Tier aus der Erde: Offb. 13, 11-18
Mt. 24, 15-28; Mk. 14, 14-23; Lk. 21, 20-24
Die letzten Tage – Dan. 9, 27b
Visionen und Verkündigung des Endes: Offb. 14, 1-20
Einleitung: Sieben Schalen: Offb. 15, 1-8
Erste Schale: bösartige Geschwüre: Offb. 16, 1-2
Zweite Schale: Meere zerstört: Offb. 16, 3
Dritte Schale: Flüsse zerstört: Offb. 16, 4-7
Vierte Schale: Sengende Hitze: Offb. 16, 8-9
Fünfte Schale: Finsternis: Offb. 16, 10-11
Sechste Schale: Vorbereitung auf den Krieg: Offb. 16, 17-21
Siebte Schale: weltweite Zerstörung: Offb. 16, 17-21
Zerstörung Babylons: Offb. 17, 1 – 18,24
Wiederkunft Jesu Christi: Offb. 19, 1-16
Gericht: Tier, falscher Prophet: Offb. 19, 17-21
Mt. 24, 29-31; Mk. 13,24-27; Lk. 21, 25-28
Sicherlich gibt es Parallelen zwischen der Offenbarung und Daniel 9 wie zum Beispiel die Beschreibung des Antichristen und die
Bedrohung Israels in der Trübsalszeit, aber ob man alle Ereignisse von Offb. 6 – 19 mit Dan. 9 abgleichen kann, bleibt fraglich.
Könnten die Siegelgerichte nicht schon vor der Trübsalszeit beginnen? Die siebte Posaune aus Offb. 11,15-19 ist eine Vorausschau
auf das kommende Reich Gottes, das erst nach der Trübsalszeit anbricht.
119
Thomas Ice / Timothy Demy: Wenn die Posaune erschallt, CH-Pfäffikon, 2000, 365.
71
14. Die sieben Sendschreiben
14.1. Vergleich der sieben Sendschreiben nach ihrem Inhalt (SFWeber)
72
14.2. Die Sendschreiben in der Kirchengeschichte (Mal Couch)
Vers 2,1-7 2,8-11 2,12-17 2,18-29 3,1-6 3,7-13 3,14-22
Stadt Ephesus Smyrna Pergamon Thyatira Sardes Philadelphia Laodicea
Bedeutung Loslassen
Begierde
Tod
Myrrhe
Hochburg
Heirat
Nie müde zu
opfern Entkommener Bruderliebe Demokratie
Titel Ausharrende
Gemeinde
Verfolgte
Gemeinde
Verunreinigte
Gemeinde
Heidnisierte
Gemeinde
Sonderbare
Gemeinde
Reine
Gemeinde
Untätige
Gemeinde
Zeit 1.Jh. 100-316 316-500 500-1500 1500-1750 1750-1910 1910-?
JESUS
7 Sterne
Mitten unter
d. Leuchtern
Erster und
Letzer,
war tot
und ist
lebendig
Scharfes
zweischneid.
Schwert
Sohn
Gottes,
Augen wie
Feuer, Füße
Bronze
Hat 7 Geister
Gottes und 7
Sterne
Heilig,
wahrhaftig,
Schlüssel
Davids
Amen,
treuer und
wahrhaftig.
Zeuge.
Anfang der
Schöpfung
Positives
der Gmde.
Werke,
Mühe,
Ausharren
Drangsal,
äußerlich
arm,
innerlich
reich
Name Christi
festgehalten,
Glauben
nicht
verleugnet
Liebe,
Glaube,
Dienst,
Ausharren
Ruf, lebendig
zu sein
Eine
geöffnete
Tür
gegeben
-
Negatives
der Gmde.
Erste Liebe
verlassen
-
Lehre
Bileams,
Unzucht,
Nikolaiten
Isebel In
Wirklichkeit
tot -
Lauwarm,
elend,
erbärmlich,
arm, blind,
nackt
Anweis-
ungen
Gedenke,
tue Buße,
tue d. ersten
Werke
Sei treu
bis zum
Tod
Tue Buße,
oder ich
werde
kommen u.
Krieg führen
Richte
Isebel
Sei wachsam,
stärke das
Übrige,
gedenke,
bewahre, tue
Buße
Bewahre Sei eifrig,
tue Buße,
lass
Christus
hinein
Verheiß-
ung
Essen vom
Baum des
Lebens
Kein
Schaden
vom
zweiten
Tod
Verborgenes
Manna,
weißer Stein
Macht über
die
Nationen,
Morgenstern
Weiße
Kleidung,
Bekenntnis
vor dem
Vater
Säule im
Tempel,
neue
Namen
Recht zur
Herrschaft
Quelle: Mal Couch, Hrsg.: Lexikon zur Endzeit, CV, Dillenburg, 2004, 549.
73
14.3. Vergleich der Sendschreiben mit den Himmelsreichgleichnissen
Die sieben Sendschreiben und die sieben Himmelreichsgleichnisse nach J. D. Pentecost120
.
Matthäus 13 Offb. 2-3 Bedeutung des
Namens
Ungefährer
Zeitpunkt
Wesenszüge
Sämann Ephesus Begehrenswert Pfingsten bis 100 n.
Chr.
Zeit des Säens,
Gründens und
Evangelisierens.
Unkraut und Weizen Smyrna Mhyrre Nero bis 300 n. Chr. Verfolgung, Enthüllung
des Feindes
Senfkorn Pergamus Hochburg 300 – 800 n. Chr. Verbindung mit der
Welt, großes äußeres
Wachstum
Sauerteig Thyatira Fortgesetztes Opfer 800 – 1517 n. Chr. Papstherrschaft,
lehrmäßiger Verfall
Verborgener Schatz Sardis Ein Flüchtiger Reformationszeit Leeres Bekenntnis,
Beginn der Staatskirche
Perle Philadelphia Brüderliche Liebe Die letzten Tage Die wahre Kirche der
letzten Tage
Netz Laodizea Volksrecht Die letzten Tage Der Abfall
120
J. D. Pentecost: Bibel und Zukunft, Dillenburg, 1993, 176
74
15. Stationen zur Neuen Welt
Durchalten lohnt sich!
Einige Worte aus der Offenbarung zur Ermutigung und zur Mahnung.
Offb. 1,9
In Trübsalen, in Bedrängnissen und in Verfolgungen sind wir nicht allein. Johannes bezeichnet
sich als Mitgenosse, als Kamerad der Trübsale.
Grund der Bedrängnisse: das beständige Zeugnis von JESUS und das Festhalten am Wort Gottes!
Offb. 14,12 (13,9)
Geduld (Ausharren) soll die Tugend in der Trübsal sein.
Was zählt: Glauben an JESUS und das Halten seiner Gebote in einer Welt der Anarchie und
Gesetzlosigkeit (2.Thess. 2,3).
Offb. 15,2 (13,10)
Überwinder sind gefragt. Eine Entscheidung ist zu treffen, entweder der antichristlichen, dunklen
Macht zu huldigen oder an JESUS zu glauben und ihm treu bleiben.
Offb. 21,7
Der Lohn für die Überwinder: Erben und Söhne Gottes sein (21,7); das Lied des Mose und des
Lammes zu singen (15,2-3).
Glücklich, die in dem HERRN sterben, denn sie werden ruhen von ihrer Mühsal und ihre Werke
folgen ihnen nach (14,13).
Offb. 21,27
Die Bewohner der Neuen Welt. Wer im Lebensbuch des Lammes geschrieben steht (vgl.
Lk. 10,20) und wer seine Kleider gewaschen hat (Offb. 22,14).
Offb. 21,8.27; 22,15
Draußen sein lohnt sich nicht. Die Entscheidung wird in diesem Leben getroffen (Hebr. 3,8f; 9,27;
Joh. 3,36).
Offb. 22,7
Bewahre die Worte der Weissagung (aus der Offenbarung). Füge dem nichts hinzu und schneide
nichts davon ab (Offb. 22, 18-19; vgl. Deut. 4,2; 13,1; Spr. 30,5-6).
16. Die Wesenszüge der Gerichte Gottes
11,18 (Grund: Erde verdorben); 14,8-11 (Anbetung des Tieres oder seines Bildes, das Tragen
seines Zeichens); 15,1.3.4 (vollendet ist der Zorn Gottes [vgl. Zorn des Lammes in 6,16]. Gerecht
und wahrhaftig sind seine Wege); 16,7 (Gott macht keine Fehler. Seine Gerichte sind wahrhaftig
und gerecht); 19,2 (das gerechte Gericht über Babylon; vgl. 18,20.24).
75
Anhang: Die römischen Kaiser
Zeit Name Ereignis Hinweis
30 v.Chr. – 14 n.Chr. Augustus Geburt Christi.
Der erste röm. Kaiser Lk. 2,1
14 – 37 n. Chr. Tiberius (Adoptivsohn von
Augustus)
Wirken und Tod Christi Lk. 3,1 Stadt Tiberias am See
Genezareth
37 – 41 n. Chr. Caligula (Stiefelchen)
Wollte sein Standbild im
Tempel von Jerusalem
aufrichten lassen.
Vorhaben scheiterte wegen
seinem vorzeiten Tod.
41 – 54 n. Chr. Claudius Hungernot.
Vertreibung der Juden aus
Rom.
Apg. 11, 28
Apg. 18,2 Priscilla u. Aquilla. Sueton schreibt: Aufruhr in
Rom wegen einem “Chrestus”
(Christus?).
54 – 68 n. Chr. Nero Prozess gegen Paulus.
Tod des Petrus.
Brand Roms:
Christenverfolgung
Apg. 25, 10-12
Apg. 27, 24
2.Tim. 4, 16.17
68 n. Chr. Galba Das sog. Dreikaiserjahr.
69 n. Chr. Otho
69 n. Chr. Vitellius
69 – 79 Chr. Vespasian Zerstörung Jerusalems.
Eroberung Massadas. Lk. 19,43f; 21, 20-24;
Mt. 22,7; 24,2
79 – 81 n.Chr. Titus Titusbogen in Rom mit
Darstellungen der
Eroberung Jerusalems.
81 – 96 n. Chr. Domitian Titel „dominus et deus“
(Herr u. Gott).
Johannes auf Patmos.
Offb. 1,9
96 – 98 n. Chr. Nerva
98 – 117 n. Chr. Trajan Erstes Gesetz, das die
Christenverfolgung regelt.
117 – 138 n. Chr. Hadrian An der Stelle des Tempels
in Jerusalem entsteht ein
Jupiterheiligtum.
Juden dürfen die Stadt
nicht betreten.
Der neue Name der Stadt:
Colonia Aelia Capitolina =
Röm. Kolonie; Kapitol
(Festung, Tempel) des Aelia
(Zusatzname Hadrians).
76
Hinweise, Abkürzungen und Literaturverzeichnis
Hinweise
Wenn nicht anders erwähnt, wurde die Martin Luther Übersetzung von 1984, Deutsche
Bibelgesellschaft, Stuttgart, verwendet.
Die übrigen verwendeten Bibelausgaben, Übersetzungen sowie die Schriftfonds der zitierten Verse
entstammen „Bible Works 4.0“ (1999) bis 7.0 (2007), distributet by Hermeneutika Bible Research
Sotfware, Big Fork, Montana, USA.
Der Text wurde mit Microsoft Word 2000-2010 (Microsoft Corporation) erstellt und formatiert.
Biblische ClipArts entstammen Masters Art Collection Nr. 7, ClipArts zur Bibel, Agathos Verlag,
Exxlesia Equipment, H. T. Mislisch, Sonthofen.
Weitere ClipArts sind PrintMaster Gold Deluxe 4.0 entnommen, Mindscape International, Mülheim
a.d.R., 1997.
Einige Bibelausgaben mit Abkürzungen
BYZ Byzantinischer Text: Robinson-Piermont = Majority Text = M (1995)
DBY The Darby Bible (1884 / 1890)
EIN Einheitsübersetzung
ELB Elberfelder revidiert 1993 (auch revELB)
ELO Unrevidierte Elberfelder 1905
HFA Hoffnung für alle 2010
HRD Herder 2005
KJV King James (1611 / 1769)
LUT Luther 1984 (auch LU 84)
LUO Luther 1912 (auch LU 1912)
LXX Septuaginta: griechische Übersetzung des Alten Testaments aus dem 2. Jh. v. Chr.
LXX Dt. Septuaginta Deutsch: Deutsche Übersetzung der Septuaginta 2009, hrsg. v. W. Kraus u. M.
Karrer
ME Menge
MNT Münchener NT 1998
MT Masoretischer Text (Hebräisches Altes Testament in der Ausgabe des Codex Leningradensis)
NAU New American Standard Bible (1995)
NeÜ Neue evangelistische Übersetzung 2010
NGÜ NT Neue Genfer Übersetzung 2010
NKJ New King James Version (1982)
NTG (GNT) Novum Testamentum Graece, hrsg. v. Nestle-Aland (27.Aufl.).
SCH Schlachter 2000
STE Textus Receptus, Ausgabe v. Stephanus (1550)
TIS Griechische Textausgabe d. NT v. Tischendorf.
TR Textus Receptus
VUL Vulgata (Latein)
77
Kommentare und Studien
Angelsächsische Autoren werden kursiv dargestellt:
1) Allen121
, James: Offenbarung. Reihe: Was die Bibel lehrt. CV-Kommentar-Reihe Neues Testament,
CV, Dillenburg, 1999.
2) Aune, David Edward: Revelation. 3 Bände. Word Books, Dallas 1997; Nelson, Nashville 1998
(ausführlicher wiss. Kommentar).
3) Barclay, William: Offenbarung des Johannes. Auslegung des Neuen Testaments, Bd. 1, 51992 (1970),
Bd. 2, 51997 (1970), Neukirchen-Vluyn.
4) Behm, Johannes: Die Offenbarung des Johannes (NTD), Göttingen, 1935.
5) Bengel, Johann Albrecht: Erklärte Offenbarung Johannis, Stuttgart, 1734.
6) Bousset Wilhelm: Die Offenbarung Johannis. (Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue
Testament), 6. Auflage, Vandenboeck und Ruprecht, 1906; Göttingen.
7) Darby, John Nelson: Betrachtungen über die Offenbarung (Synopse), Internetseite
„bibelkommentare.de“ 2009.
8) Ellul, Jacques: Apokalypse. Die Offb. d. Jh. – Enthüllung der Wirklichkeit, Neukirchen-Vluyn, 1981.
9) Forck, Bernhard Heinrich: Die Offenbarung des Johannes (Bibelhilfe für die Gemeinde, hrsg. v. E.
Stange, Neutestamentliche Reihe, Bd. 13), Kassel, 1964.
10) Frey, Hellmuth: Das Ziel aller Dinge. Seelsorgerliche Auslegung der Offenbarung, Bad Liebenzell, 41977.
11) Gläser, Gerhard: Die Offenbarung (Reihe: Kommentar zur Bibel, hrsg. v. D. Guthrie u.a.), Wuppertal, 41998 (1980).
12) Grünzweig, Fritz: Johannes Offenbarung (Bibelkommentar Edition C), Bd. 1 (21983), Bd. 2 (
21983),
Neuhausen-Stuttgart.
13) Hadorn, Wilhelm: Die Offenbarung des Johannes, ThHK, XVIII, Leipzig, 1928.
14) Hartenstein, Karl: Der wiederkommende Herr. Eine Auslegung der Offenbarung des Johannes für die
Gemeinde, Stuttgart, 31954.
15) Keener, Craig S.: Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments, Bd. 3, Neuhausen-Stuttgart, 1998.
16) Kraft, Heinrich: Die Offenbarung des Johannes, HNT, Tübingen, 1974
17) Küpfer, Adolf: Die letzten Dinge, Internetseite „bibelkommentare.de“ 2009.
18) Lilje, Hanns: Das letzte Buch der Bibel, Hamburg, 71961.
19) Lange, Johann Peter: Die Offenbarung des Johannes. Theologisch-homiletisches Bibelwerk. Bielefeld
und Leipzig, 1878.
20) Lohmeyer Ernst: Die Offenbarung des Johannes (Handbuch zum Neuen Testament 16); Verlag von
J.C. B. Mohr, Tübingen 1926.
21) Lohse, Eduard: Die Offenbarung des Johannes; (Das Neue Testament Deutsch, Neues Göttinger
Bibelwerk, Teilband 11) 13. Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1983.
22) MacDonald, William: Kommentar zum Neuen Testament, Bielefeld, Gesamtausgabe, 1997
(Believers’s Bible Commentary New Testament 1989).
23) Moss, H.G.: Das Buch der Offenbarung (Notes of the book of revelation), Internetseite
„bibelkommenare.de“, 2009.
121
Angelsächsische Autoren werden kursiv geschrieben.
78
24) Müller, Ulrich B.: Die Offenbarung des Johannes, ÖTK, Gütersloh (Verlagshaus Gerd Mohn) und
Würzburg (Verlacht Echter), 1984.
25) Ouweneel, W.J.: Das Buch der Offenbarung. Bibelstudien über das Buch der Offenbarung, CLV,
Bielefeld, 1995.
26) Pohl, Adolf: Die Offenbarung des Johannes (Reihe: Wuppertaler Studienbibel), 1.Teil, 61982 (1969),
2.Teil, 51982 (1971), Wuppertal.
27) Ritt, Hubert: Offenbarung des Johannes (Die Neue Echter Bibel), Würzburg, 1986.
28) Roloff, Jürgen: Die Offenbarung des Johannes. Zürcher Bibelkommentare. TVZ, Zürich, 21987.
29) Schlatter, Adolf: Erläuterungen zum Neuen Testament. 3. Bd., Calw und Stuttgart, 1910.
30) Schnepel, Erich: Wie sieht die Zukunft der Menschheit aus? Die Offenbarung des Johannes, Bad
Liebenzell, 51986 (
21973).
31) Schnepel, Erich: Die Offenbarung des Johannes, 1. u. 2. Teil, Stuttgart, 1952.
32) Stauffer, Ethelbert: Christus und die Caesaren, München und Hamburg, 1966.
33) Stern, David H.: Kommentar zum Jüdischen Neuen Testament, Bd. 3, Neuhausen-Stuttgart, 1996.
34) Stevenson, Gregory: Power and Place. Temple and Identity in the Book of Revelation, Berlin, New
York (Walter de Gruyter): 2001.
35) Strobel, August: „Apokalypse des Johannes“ in: Theologische Realenzyklopädie (TRE), Bd. 3, 1978.
36) Walvoord, John F.: Offenbarung (Reihe: Das NT erklärt und ausgelegt, hrsg. v. J. F. Walvoord u. R.
B. Zuck), Bd. 5, Holzgerlingen, 32000 (1983).
37) Wikenhauser, Alfred: Die Offenbarung des Johannes (Regensburger NT, 9.Bd.), Regensburg, 1959.
38) Zahn, Theodor: Die Offenbarung des Johannes (Reihe Kommentar zum NT, hrsg. v. Th. Zahn),
Wuppertal, 1986 (Nachdruck von der 1.-3. Aufl., 1924-1926, Leipzig u. Erlangen).
Theologie
1) Leonard Goppelt: Theologie des NT (zwei Bde. In einem Band: 1.Teil: Jesu Wirken in seiner
theologischen Bedeutung. 2. Teil: Vielfalt und Einheit des apostolischen Christuszeugnisses):
Evangelische Verlagsanstalt, Berlin, 21976.
2) Donald Guthrie: New Testament Theology, Leicester (GB), 1981.
3) Gerhard Hörster: Theologie des NT – Studienbuch, TVG, 312 S., R. Brockhaus, Wuppertal, 2004.
4) Werner Georg Kümmel: Theologie des Neuen Testaments nach seinen Hauptzeugen, NTD
Ergänzungen, Bd. 3, Göttingen, 1976.
5) Eduard Lohse: Grundriss der neutestamentlichen Theologie, Stuttgart, 31984.
6) Adolf Schlatter: Die Theologie des Neuen Testaments, Stuttgart, 1910.
7) Ethelbert Stauffer: Die Theologie des Neuen Testaments, Gütersloh, 41948.
8) Peter Stuhlmacher: Biblische Theologie des Neuen Testaments, Bd. 1: Grundlegung: Von Jesus zu
Paulus, V&R, Göttingen, 32005; Bd. II: Von der Paulusschule bis zur Johannesoffenbarung, 1999.
9) Ulrich Wilckens: Theologie des Neuen Testaments, Bd. 1, Teilband 4, Neukirchen-Vluyn, 2005.
79
Monographien
1. Paul Althaus: Die letzten Dinge. Entwurf einer christlichen Eschatologie, Gütersloh, 1926. Paul
Althaus legt die Offb. rein zeitgeschichtlich innerhalb des 1.Jh. n. Chr. aus. Er ist Amillennialist. In
seinem Buch setzt er sich vehement mit Auberlen auseinander.
2. Carl August Auberlen: Der Prophet Daniel und die Offenbarung des Johannis, Basel, 1874.
Auberlen erkennt die eschatologisch-apokalyptischen Zusammenhänge zwischen Daniel und
Offenbarung. Er legt beide Bücher eindeutig endgeschichtlich und wörtlich aus. Er rechnet mit der
großen Trübsal, dem Wirken des Antichristen, der Wiederkunft Jesu und dem Tausendjährigen
Friedensreich.
3. Otto Böcher: Die Johannesapokalypse. Erträge der Forschung 41. Wissenschaftliche
Buchgesellschaft, Darmstadt 1988 (19984); (zusammenfassende Darstellung der Forschung bis 1988).
4. David Chilton: Die große Trübsal (the great Tribulation), Reformatorischer Verlag Beese, Hamburg,
1996 (mit einem Anhang zur Frühdatierung der Offenbarung von Thomas Schirrmacher). Chilten
datiert alle Ereignisse der Offenbarung, also auch die Kapitel 4-19 in die Zeit des Kaisers Nero hinein
und zu der Zeit hätten sie sich auch erfüllt.
5. Roland Hardmeier: Zukunft, Hoffnung, Bibel. Endzeitmodelle im biblischen Vergleich, Bethanien
Verlag, Oerlinghausen, 2007. Hardmeier vergleicht sehr ausführlich die verschiedenen Endzeitmodelle
miteinander. Er selbst vertritt den reformierten Standpunkt.
6. Rolf Hille (Hrsg.): W o r a u f k ö n n e n w i r h o f f e n ? Die Zukunft der Welt und die
Verheißungen des Reiches Gottes, TVG, Wuppertal, 1999.
Inhalt: 1) Zum Verständnis von Zeit und Geschichte aus biblischer Sicht (Hartmut Schmid)
2) Zur Hoffnung berufen. Die Verheißungen des Alten Testaments (ders.)
3) Die Zeit ist erfüllt. Der Anbruch des Reiches Gottes in Person und Werk Jesu Christi (Jochen Hägele)
4) Die Bedeutung der Endzeitprophetie Daniels für die Botschaft Jesu (Volker Gäckle)
5) Die Endzeitverkündigung Jesu (ders.)
6) Überlegungen zur Auslegung der Offenbarung (ders.)
7) Heil und Geschichte. Zur Bedeutung heilsgeschichtlicher Theologie (Tobias Eißler)
8) Hoffnung mit Tiefgang. Christliche Zukunftserwartung angesichts von menschlicher Illusion, Resignation
und Skepsis (Eberhard Hahn)
9) Apokalyptische Faszination und Irrwege. Eine kritische Prüfung aus biblisch-theologischer Sicht (Rolf
Hille)
10) Seelsorge mit Hoffnungsperspektive. Eine Thesenreihe (Wolfgang Becker)
7. Peter Hirschberg: Das eschatologische Israel. Untersuchungen zum Gottesvolkverständnis der
Johannesoffenbarung, Neukirchen-Vluyn, 1999.
8. Jürgen U. Kalms: Der Sturz des Gottesfeindes. Traditionsgeschichtliche Studien zu Apokalypse 12,
Neukirchen-Vluyn, 2001.
9. Erich Lubahn und Otto Rodenberg (Hrsg.): L e b e n d i g e H o f f n u n g – Apokalyptik als
zentrales Thema der Theologie, (Theologische Studienbeiträge), Christliches Verlagshaus, Stuttgart,
1989.
Inhalt:
1) Einleitung
2) Apokalyptik als Thema der biblischen Theologie (Erich Lubahn)
3) Die Verborgenheit des Christus (Otto Rodenberg)
4) Der Menschensohn (Otto Michel)
5) Daniel als Seelsorger Israels (Joachim Cochlovius)
6) Luther und Münzer (Otto Rodenberg)
7) Zum „Streit um den Frieden“ in einer eschatologisch-apokalyptischen Perspektive (Dieter Sachmann)
8) Die Güldene Zeit – Apokalyptisch-eschatologisches Denken bei Fr. Chr. Oetinger (Otto Betz)
80
10. Gerhard Maier: D i e J o h a n n e s o f f e n b a r u n g u n d d i e K i r c h e , WUNT 25, Mohr
Siebeck, Tübingen, 1981 (676 Seiten). Es geht um das Verständnis der Offenbarung quer durch die
Kirchengeschichte.
11. Gerhard Maier (Hrsg.): Z u k u n f t s e r w a r t u n g i n b i b l i s c h e r S i c h t . Beiträge zur
Eschatologie, TVG, Bericht von der 3. Theologischen Studienkonferenz des Arbeitskreises für
evangelikale Theologie (AfeT), Brockhaus, Wuppertal, Brunnen, Gießen / Basel, 1984.
Inhalt:
1) Wege und Irrwege christlicher Eschatologie (Friedrich Beißer)
2) Das Wesen biblischer Prophetie (Felix Flückiger)
3) Die biblische Zukunftserwartung (Gerhard Maier)
4) Säkulare Zukunftserwartungen heute (Wolfart Schlichting)
5) Die Bedeutung von 1. Thess. 4 für eine Umschreibung christlicher Zukunftserwartung (Helmuth Egelkraut)
6) Einige exegetische Bemerkungen zu 1.Kor. 15 (Heinzpeter Hempelmann)
7) Hermeneutischer Ansatz für die Eschatologie, mit beispielhafter Anwendung auf 2. Thess. 2 (Erich Lubahn)
8) Der zweite Petrusbrief und die Eschatologie (Rainer Riesner)
9) Das Zeugnis der Johannesoffenbarung vom Tausendjährigen Königreich Christi auf Erden (Helge
Stadelmann)
12. John A. McLean: „Chronologie und Struktur in der Offenbarung des Johannes“ in: Thomas Ice
und Timothy Demy: Wenn die Posaune erschallt. Zur Klärung der Kontroverse über Endzeitfragen,
CH-Pfäffikon, 2000, S. 339-378.
13. J. D. Pentecost: „Das Geheimnis von Babylon im Alten und Neuen Testament“ in: Bibel und Zukunft,
CV, Dillenburg, 1993, S. 379 – 382 (IV. Das Gericht über Babylon – Die Identität der Hure).
14. Hermann L. S t r a c k und Paul B i l l e r b e c k (St-B): Kommentar zum Neuen Testament aus
Talmud und Midrasch, Bd. IV.2, München, 1928: Exkurs 29: Diese Tage, die Tage des Messias und die zukünftige Welt.
Exkurs 30: Vorzeichen und Berechnung der Tage des Messias
Einleitungen
1) Aebi, E.: Kurze Einführung in die Bibel, Verlag Bibellesebund, Marienheide (AT u. NT kurz gefasst in
einem kleinen Büchlein), 61981 (1949). (Aebi).
2) Benware, Paul N.: Von Matthäus bis Offenbarung. Das Neue Testament verstehen, CV, Dillenburg,
2007 (Survey of the New Testament, Moody Press, Chicago, 1990). (Benware).
3) Broer, Ingo: Einleitung in das Neue Testament, echter, Würzburg, 2006 (Studienausgabe). (Broer).
4) Donald A. Carson / Douglas J. Moo: Einleitung in das Neue Testament, TVG, Brunnen-Verlag,
Gießen, 2009 (1024 S.). (Carson/Moo).
5) Conzelmann, Hans und Lindemann, Andreas: Arbeitsbuch zum Neuen Testament, UTB, Mohr
Siebeck, Tübingen, 1998. (Conzelmann / Lindemann).
6) Ebner, Martin und Schreiber, Stefan (Hg.): Einleitung in das Neue Testament, Studienbücher
Theologie 6, Kohlhammer, Stuttgart, 2008 (600 S.). (Ebner/Schreiber).
7) Elwell, Walter A. und Yarbrough, Robert W.: Studienbuch Neues Testament, Brockhaus, Wuppertal,
2001. Didaktisch sehr gut aufgebaut (Tabellen, Kästchen, Resümees, Repertorien). (Studienbuch NT).
8) Feine, Paul: Einleitung in das Neue Testament, Verlag von Quelle u. Meyer, Leipzig, 1913 (Feine).
9) Guthrie, Donald: New Testament Introduction, Inter-Varsity Press, Downers Grove, Illinois, 31970,
eine Einleitung von über 1000 S. (Guthrie).
10) Hengel, Martin: Die johanneische Frage. Ein Lösungsversuch. Mit einem Beitrag zur Apokalypse von
Jörg Frey, WUNT 67, Tübingen, 1993. In der johanneischen Frage kommt Hengel zu dem Ergebnis,
dass die johanneischen Schriften (Evangelium und Briefe) von dem Presbyter verfasst worden wären.
Frey rechnet die Offenbarung zu den pseudepigraphischen Schriften. Der unbekannte Verfasser der
Offenbarung hätte also den Namen Johannes übernommen.
11) Hörster, Gerhard: Einleitung u. Bibelkunde zum NT, Brockhaus, Wuppertal. (Hörster).
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12) Jaroš, Karl: Das Neue Testament und seine Autoren. Eine Einführung, UTB 3087, Köln u.a.: Böhlau,
2008 (315 S.). (Jaroš).
13) Lohse, Eduard: Die Entstehung des NT, Ev. Verlagsanstalt, Berlin, 1976. (Lohse).
14) Kümmel, Werner Georg: Einleitung in das NT, Ev. Verlagsanstalt, Berlin, 1989 (Kümmel).
15) Mauerhofer, Erich: Einleitung in die Schriften des NT, Bd. 1 u. 2., bearbeitet von David Gysel,
Hänssler, Neuhausen, 1995. (Mauerhofer).
16) Michaelis, Wilhelm: Einleitung in das NT, BEG Verlag, Bern, 1946 (Michaelis).
17) Rudolf Möckel: Das Wunder der Entstehung des Neuen Testaments, Dillenburg, 1998 (Möckel).
18) Petr. Pokorný und Ulrich Heckel: Einführung in das Neue Testament. Seine Literatur und Theologie im
Überblick, UTB 2798, Tübingen, 2007 (795 S.). (Pokorný/Heckel).
19) Schnelle, Udo: Einleitung in das NT, Göttingen, 1994. (Schnelle).
20) Tenney, Merrill C.: Die Welt des NT, Francke, Marburg an der Lahn, 1979 (Tenney).
21) Vielhauer, Philipp: Geschichte der urchristlichen Literatur. Einleitung in das Neue Testament, die
Apokryphen und die Apostolischen Väter. Berlin/New York 1978. (Vielhauer).
22) Weißenborn, Thomas: Apostel – Lehrer und Propheten, Einführung in das NT, Francke
Buchhandlung, Marburg a. L., 3 Bde. (Weißenborn).
23) Zahn, Theodor: Einleitung in das NT, Bd. 1 u. 2, A. Deichertsche Verlagsbuchhandlung, Leipzig,
1900. (Zahn, Einleitung).
Lexika
Couch, Mal (Hrsg.): Lexikon der Endzeit, CV, Dillenburg, 2004.
Bilder zur Offenbarung
http://www.johannesoffenbarung.ch/index.php
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