Staatsarchiv braucht Provisorium -...

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Dienstag, 19. April 2016 Ostschweiz 15

Staatsarchiv braucht ProvisoriumDie Platznot und die baulichen Mängel im St.Galler Staatsarchiv sind derart akut, dass sogar die Regierung von«prekären Verhältnissen» spricht. Ein Neubau sei wohl frühestens 2025 bezugsbereit. Nun wird ein Provisorium nötig.ADRIAN VÖGELE

ST. GALLEN. Papier ist geduldig,heisst es. Schwierig wird es,wenn das Papier wichtige Infor-mationen enthält und darumsicher aufbewahrt werden sollte,jedoch nirgendwo Platz findet.Mit diesem Problem kämpft dasSt. Galler Staatsarchiv seit Jahren.Nächstes Jahr werden die Ar-chivräume im Nordflügel desSt. Galler Regierungsgebäudesdefinitiv voll sein. Zudem nagtan ihnen der Zahn der Zeit: ImSeptember 2014 wurden Wasser-schäden an rund 50 LaufmeternAkten entdeckt – Grund war einedurchgerostete, über 40 Jahrealte Wasserleitung.

Bereits zuvor hatte die Regie-rung festgestellt, ein Neubau fürdas Staatsarchiv sei zwar nötig,werde aber aufgrund der finan-ziellen Situation des Kantonswahrscheinlich nicht vor 2025bezugsbereit sein. Die Kantons-räte Max Lemmenmeier (SP),Arno Noger (FDP) und DiegoForrer (CVP) forderten deshalb

im November 2014 in einem Pos-tulat eine Strategie für dasStaatsarchiv. Sie verlangten vonder Regierung Auskunft darüber,wie das Archiv seine Aufgabenweiterhin erfüllen solle, wennder Platz ausgeschöpft sei undder Neubau noch derart langeauf sich warten lasse. Die Inter-pellanten befürchten auch neueVerluste von Archivmaterial we-gen weiterer Wasserschädenoder ähnlicher Vorkommnisse.

Aussenlager bis 2018 ausbauen

Nun hat die Regierung aufzwölf Seiten eine Strategie fürdas Archiv formuliert. Sie räumtein: Die «prekären Platzverhält-nisse» verhinderten einen zeit-gemässen Betrieb. Die Bausub-stanz weise «grundsätzlicheMängel» auf, es zeichne sich ein«grösserer Instandsetzungsbe-darf» ab. Die angespannte Fi-nanzlage des Kantons habe auchin jüngster Zeit «dringend not-wendige Fortschritte» verhin-dert. Die Regierung hält zwar amZiel fest, für das Staatsarchiv

einen Neubau an einem neuenStandort zu realisieren. Mit des-sen Eröffnung rechnet sie aberweiterhin frühestens 2025. Fürdie kommenden acht bis zehnJahre sei darum eine Zwischen-lösung notwendig: Das Aussen-lager des Staatsarchivs am Stadt-rand soll zu einem Provisoriummit klimatisierten Räumen aus-gebaut werden, so dass dort auchwertvolles Archivgut unterge-bracht werden kann.

Die Regierung will den Kreditfür den Ausbau im Budget 2017

einplanen, Anfang 2018 soll dasProvisorium den Betrieb aufneh-men. Ein allfälliger Mehrauf-wand für das Personal, etwa weilöfter Archivgut zwischen Provi-sorium und Regierungsgebäudehin und her transportiert werdenmuss, sei im Budget zu berück-sichtigen.

Neubau-Standort noch unklar

Die Planung des Neubaus solleinstweilen noch dieses Jahr be-ginnen. Vor zwei Jahren war da-für ein Grundstück an der Moos-

bruggstrasse, in direkter Nach-barschaft des Stiftsbezirks, imGespräch. Dem Kanton lag sogarbereits eine Projektstudie vor.Die Frage, ob diese Option nachwie vor besteht, konnte das Bau-departement gestern nicht be-antworten.

Die Regierung hält in ihremneuen Strategiepapier lediglichfest, es gebe gute Argumente füreinen Standort «in der Stadt be-ziehungsweise im Stadtzen-trum» – etwa die Erreichbarkeitfür Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter, Behörden und Kunden.Ausserdem solle das Staatsarchivin der Hauptstadt sichtbar und«in ein gewisses kulturelles Um-feld eingebettet» sein.

Staatsarchivar Stefan Gem-perli sagte bereits vor zwei Jah-ren, noch wichtiger als die Lagedes neuen Archivgebäudes seidessen Grösse: «Das neue Archivmuss unbedingt genügend Platzund Entwicklungsmöglichkeitenbieten, um seine Funktion min-destens eine Generation lang zuerfüllen.»

Visualisierung: pd

Das Projekt der geplanten Klinik für Stressfolgeerkrankungen.

Stress behandeln auf der TerrasseIm zur Liechtensteiner Gemeinde Triesenberg gehörenden Weiler Gaflei, 1500 Meter über Meer,wird eine Klinik für Stressfolgeerkrankungen gebaut. 2017 sollen erste Patienten behandelt werden.

GÜNTHER MEIER

TRIESENBERG. Noch gibt es inLiechtenstein und der weiterenRegion keine Klinik, die sich aufDepressionen, Stressfolgen undBurn-out spezialisiert hat, ob-wohl psychische Erkrankungenseit Jahren auf dem Vormarschsind. Diese Situation will MarcRisch, Facharzt für Psychiatrieund Psychotherapie, ändern. Zu-sammen mit seiner Frau Mi-chaela Risch plante er eine Klinikfür Stressfolgeerkrankungen, diesich kurz vor der Realisierungbefindet.

Blick auf die Rheinebene

Als Standort für die Klinikwählte das Ehepaar den WeilerGaflei, der auf 1500 Metern überMeer auf einer Bergterrasse hochüber dem Rheintal liegt undatemberaubende Blicke auf dieRheinebene sowie auf dieSchweizer Bergketten bietet.

Ortsplanmässig ausgeschiedenals Sonder- und Gesundheits-zone Gaflei, bietet dieser Stand-ort jene Ruhe und Abgeschie-denheit, die für diese Patientennötig ist.

Nach den vorliegenden Plä-nen wird die Klinik jährlich biszu 250 Klienten betreuen kön-nen. Der ehrgeizige Realisie-rungsplan für das Projekt, das

28 Millionen Franken kostenwird, sieht den Spatenstich imkommenden Sommer und dieInbetriebnahme bis Ende 2017vor.

Marc Risch rechnet damit,etwa 40 Arbeitsplätze anbietenzu können, und das in einem Be-reich, der medizinische Therapiemit einem attraktiven Hotellerie-und Wellnessangebot verbindet.

Der Standort Gaflei bietet nachden Worten von Marc Risch ein«Höchstmass an Privatsphäreund eine enge Verbindung zurNatur».

Bis zwölf Wochen behandeln

Die Behandlungsdauer dürftezwischen acht und zwölf Wo-chen liegen, wobei den Patien-ten sowohl ein Chefarzt- als auchein Belegarztsystem zur Verfü-gung stehen. Das Therapiekon-zept sieht neben der psycho-therapeutischen Behandlungzusätzliche Angebote in den Be-reichen Kunst, Bewegung undPhysiotherapie vor, damit diekörperliche und emotionale Ba-lance nicht aus dem Gleich-gewicht kommt.

Dem Wunsch der GemeindeVaduz entsprechend wird einauch für die Öffentlichkeit zu-gängliches Restaurantangebotim Stil eines Bergrestaurants inden Klinikkomplex integriert.

Initiative gegenLehrplan 21 istunnötig gewordenAPPENZELL. Eine bereits zurück-gezogene Einzelinitiative istHaupttraktandum an der Inner-rhoder Landsgemeinde vomkommenden Sonntag: Sie richtetsich gegen die Einführung desLehrplans 21 im Kanton, und derInitiant selber wird dagegen vo-tieren.

Nachdem das Kantonsparla-ment einige Anpassungen imHinblick auf die Umsetzung desLehrplans 21 vorgenommen hat-te, zog der Initiant sein Begehrenzurück − allerdings zu spät. DasAbstimmungsbüchlein war be-reits den Stimmberechtigten zu-geschickt worden.

Zur Ablehnung empfohlen

Die Initiative muss also zurAbstimmung kommen, obwohlnicht einmal mehr der Initiantdahinter steht. Regierung undParlament empfehlen, die Vor-lage abzulehnen. Gefordert wirdunter anderem, dass die Kompe-tenz zur Festlegung des Lehr-plans wie bisher beim Kantonliegt. Zudem sollen weiterhinkonkrete Fächer und Jahreszielefestgelegt werden.

Die Initiative ist das letzte derelf traktandierten Geschäfte.Den Anfang machen die Abnah-me der Amtsberichte, die Wahldes regierenden und des still-stehenden Landammanns (Re-gierungspräsident und Vize), dieBestätigungswahl der Mitgliederder Standeskommission (Regie-rung) und die Bestellung desKantonsgerichts.

Videoüberwachung deklarieren

Dazu kommen vier Gesetzes-vorlagen, die vom Grossen Ratzur Annahme empfohlen wer-den: Die Revision des Daten-schutzgesetzes regelt die Über-wachung von öffentlichen Or-ten. Unter anderem muss eineVideoüberwachung deklariertwerden, die Aufnahmen sindspätestens nach 100 Tagen zulöschen (ausser es ginge in derZwischenzeit eine Strafanzeigeein), und die Überwachung istdem kantonalen Datenschutzbe-auftragten zu melden.

Das Gesetz über den öffent-lichen Verkehr regelt dessen Fi-nanzierung. Anstatt die Kostenwie bisher je zur Hälfte dem Kan-ton und den Bezirken aufzuer-legen, übernimmt der Kantonneu zwei Drittel und entlastetdamit die Bezirke. (sda)

Wichtig für jeden BürgerDas Staatsarchiv hat die gesetz-liche Aufgabe, die wesentlichenUnterlagen des Kantons zu si-chern, zu erschliessen und zu-gänglich zu machen. Daran ha-ben nicht nur Historiker einInteresse: Auch aus rechtlicherSicht erfüllt das Archiv eine zen-trale Funktion. Dort sind Doku-mente aufbewahrt, die für Bür-

gerinnen und Bürger im Einzel-fall eine hohe Bedeutung habenkönnen – beispielsweise Ge-richtsakten, Erbverträge oderTestamente. Von der Gesamt-menge der Akten, welche dieVerwaltung produziert, werdendurchschnittlich rund zehn Pro-zent als archivwürdig bewertetund aufbewahrt. (av)

Motorbootfahrer setzensich für mehr Rücksicht einALTENRHEIN. «Freiheit bestehtdarin, alles tun zu können, waseinem anderen nicht schadet.»Unter dieser Prämisse habe sichder Internationale BodenseeMotorbootverband (IBMV) inder Vergangenheit für tragfähigeKompromisse starkgemacht. Sohabe er dazu beigetragen, «dassBehörden auf restriktive Rege-lungen und verschärfte Kontrol-len verzichtet haben», sagte Prä-sident Paul Minz an der Dele-giertenversammlung in Alten-rhein.

Die «Freiheit auf dem Wasser»werde dadurch nicht weiter be-schnitten. «Das gelingt natürlichnur, wenn wir als Vertreter dermotorisierten Fraktion auf demWasser unsere Verantwortungauch ernst nehmen.»

Beschränktes Ankerverbot

Minz führte als gelungenesBeispiel etwa den ausgehandel-ten Kompromiss in Sachen Vo-gelschutzgebiet Bayrischer Bo-densee an. Mit der erzielten

Regelung, bestimmte Teilberei-che vom Ankern auszusparen,werde man sowohl Mensch alsauch Tier gerecht.

Auch der Einsatz in SachenWassersport und Gnadenseehabe sich gelohnt: Durch aktiveAufklärungsarbeit sowie einenInformations-Flyer sei es demIBMV gelungen, die Lage aufdem Gnadensee zu beruhigenund ein drohendes Wassersport-verbot aufgrund einzelner Raserzu verhindern.

Auf See Präsenz zeigen

Mit eigenen Booten sprichtder Verband Wassersportler an,klärt auf und weist auch aufFehlverhalten hin. Freundlich,aber bestimmt: Laut Ernst Koja-lek, langjähriger Leiter des See-dienstes, haben 539 Personenaus 14 Mitgliedclubs 338 Ein-sätze gefahren und dabei 3127Stunden ehrenamtliche Arbeitfür mehr Sicherheit und Rück-sichtnahme auf dem Bodenseegeleistet. (red.)

Bild: Urs Jaudas

Die Regale sind voll: Das Staatsarchiv St.Gallen kann an seinem heutigen Standort ab 2018 keine zusätzlichen Akten mehr einlagern.

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