SYSTEM UND NETZWERK - · PDF fileGliederung 1. Resümee und Fragen 2. Systemtheorie...

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SYSTEM UND NETZWERKEinführung in die Literaturtheorie silkehorstkotte.wordpress.com

Gliederung

1. Resümee und Fragen

2. Systemtheorie (Niklas Luhmann)

3. Akteur-Netzwerk-Theorie (Bruno Latour)

1. DISKUSSIONSFRAGEN zu Heteronormativiät

3

Bechdel-Test

Ein einfacher Test für Geschlechterdarstellung in Spielfilmen, der drei Kriterien benennt:

1. im Film müssen mindestens zwei Frauen vorkommen

2. die miteinander sprechen

3. und zwar über etwas anderes als über Männer

Alison Bechdel: Dykes to watch out for (1985)

Virginia Woolf: A Room of One’s Own (1929)

„All these relationships between women, I thought, rapidly recalling the splendid gallery of fictitious women, are too simple. ... And I tried to remember any case in the course of my reading where two women are represented as friends. ... They are now and then mothers and daughters. But almost without exception they are shown in their relation to men. It was strange to think that all the great women of fiction were, until Jane Austen’s day, not only seen by the other sex, but seen only in relation to the other sex. And how small a part of a woman’s life is that …“

Queering

• dekonstruktives Verfahren

• bedeutet nicht, etwas in den Text hineinzulesen, was vorher nicht da war

• wie alle guten Interpretationsverfahren macht queering etwas sichtbar, was immer schon da war, aber bisher nicht genug bemerkt wurde

• Beispiel: Figur Mignon in Wilhelm Meisters Lehrjahre

2. SYSTEMTHEORIENiklas Luhmann

Niklas Luhmann

• Gesellschaftsstruktur und Semantik: Studien zur Wissenssoziologie der modernen Gesellschaft. 3 Bde. Frankfurt: Suhrkamp 1980-1989.

• Soziale Systeme: Grundriß einer allgemeinen Theorie. Frankfurt: Suhrkamp 1984.

Was ist Systemtheorie?• Theorie komplexer Systeme (jeder Art) und ihrer

Organisation • Ursprünge in der Sozialtheorie, wichtige Einflüsse aus

Technik und Biologie • Grundlegend: System-Umwelt-Differenz

System

Umwelt

Input Output

Autopoiesis• Eigenschaft bestimmter Systeme, die sich selbst in

bestimmten (d.h. von der Umwelt unterschiedenen) Prozessen schafft

• selbsterhaltend und selbstreferentiell (d.h. zwischen eigen und nicht-eigen unterscheidend)

• Bewusstseinssysteme und soziale Systeme

Beobachtung• Systeme können auf eigene, systemspezifische Weise ihre

Umwelt beobachten

• Beobachtung erster Ordnung: Beobachter, der Nicht-Beobachter beobachtet

• Beobachtung zweiter Ordnung: Beobachter, der Beobachter beobachtet (auch sich selbst)

• Beobachtung dritter Ordnung: Beobachtung der Beobachtung von Beobachtungen

Semantik

• sinnhaft-referentielle Kommunikationsstrukturen, die sich diskontinuierlich zu gesellschaftlicher Ausdifferenzierung entwickeln

• selbst produzierte Art, wie die Gesellschaft sich beschreibt

• gepflegte Semantik: Instrument der Beobachtung gesellschaftlicher Differenzierungsprozesse

Soziale Systemdifferenzierung1. Segmentäre Differenzierung

• Familie, Dörfer • geringe Komplexität

2. Stratifikatorische Differenzierung • ungleiche Schichten, die intern segmentär differenziert sind

3. Funktionale Differenzierung • einmalig (Europa, spätes MA bis 1800) • nicht hierarchisiert, sondern Nebeneinander von Systemprimaten • Revolutionierung sozialer Semantik • Prinzip der universalen Inklusion

Systemtheorie und Literatur

• Niklas Luhmann: Liebe als Passion. Zur Codierung von Intimität. Frankfurt: Suhrkamp 1994.

• Elena Esposito: Die Fiktion der wahrscheinlichen Realität. Frankfurt: Suhrkamp 2007.

3. AKTEUR-NETZWERK-THEORIE (ANT)Bruno Latour

Bruno Latour• Wir sind nie modern gewesen.

Versuch einer symmetrischen Anthropologie. Frankfurt: Suhrkamp 1998

• Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft. Einführung in die Akteur-Netzwerk-Theorie. Frankfurt: Suhrkamp 2007

• Existenzweisen. Eine Anthropologie der Modernen. Berlin: Suhrkamp 2014

ANT1. Das Soziale ist nichts Spezifisches und nichts

Verbindendes, sondern etwa, das selbst durch Verbindungen zirkuliert

2. Das Netzwerk besteht aus Verknüpfungen, die man verfolgen kann, und assoziiert Praktiken aus allen Bereichen

3. Akteure sind menschliche und nicht-menschliche Entitäten, z.B. Tiere oder Dinge, aber auch Kontroversen; Akteure müssen die Fähigkeit erhalten, selbst darüber Theorien aufzustellen, worin das Soziale besteht

Existenzmodi• dominante Betrachtungsweisen von GAIA unter einem

bestimmten Aspekt • NET • PRÄ • REP • TEC • FIK

• nach Kreuzungen untersuchbar

Diskussionsfrage

Was Luhmann „Beobachtung“ nennt und Labour das „Verfolgen“ oder „Assoziieren“ von Spuren in Netzwerken, hat viel mit dem guten alten Verstehen zu tun.

Was für Vor- oder Nachteile könnte es haben, wenn wir Literatur als Form von Beobachtung, also Wahrnehmung beschreiben, und welche, wenn wir von Verstehen sprechen?

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