View
3
Download
0
Category
Preview:
Citation preview
Tempelhof-Schöneberg:auch ein starkes Stück Industrie in Berlin
Impressum
Herausgeber Bezirksamt Tempelhof-Schönebergvon Berlin, Wirtschaftsberatung undEuropaangelegenheitenJohn-F.-Kennedy-Platz, 10820 Berlin
Projektteam NetzwerkeRegioconsultwww.regioconsult-berlin.dePlanergemeinschaftwww.planergemeinschaft.de
Konzeption/Text Dr. Peter Ring
Umschlagfotos Vorderseite:Extrusions-Blasformmaschine Bekum MaschinenfabrikenRückseite, links von oben nach unten:Titangehäuseproduktion, matinomedical devicesWerkzeugbau bei Novapax Kunststoff-technikProduktion bei India-DreusickeRückseite, rechts von oben nach unten:Glasbrücke von Bartelt & SohnFertigungshalle, Kieback & PeterProduktion KBE profine
Satz und Druck typossatz GmbH Berlinwww.typossatz.de
September 2007
Inhalt
Vorwort 1
Ein Stadtbezirk schreibt Geschichte 2
Zwischen City und südlichem Stadtrand:5.300 Hektar Vitalität und Vielfalt 3Schöneberg: Dienstleistungsschwerpunktund Hochschulstandort 3Südliche Ortsteile: Produzierendes Gewerbe prägt lokale Wirtschaft 5Auf vielen Wegen schnell zu erreichen 7
Vom Maybach-Motor bis zum Mikro-Sensor:Industriegebiete mit Tradition und Zukunft 8IndustriegebietTeltowkanal 8Industriegebiet Großbeerenstraße 11Industriegebiet Motzener Straße 14
UnternehmensNetzwerk Motzener Straße e.V.:Ein Modell kleinräumiger Kooperation 17
Die Wirtschaftsberatung des Bezirksamts Tempelhof-Schöneberg:der kompetente Ansprechpartner für ansässige Betriebe, Existenzgründer undansiedlungsinteressierte Unternehmen
berät über die Fördermöglichkeiten von Vorhaben und Projekten,hilft bei der Suche nach geeigneten Standorten,unterstützt Antrags- und Genehmigungsverfahren,vermittelt Kontakte zu öffentlich-rechtlichen Institutionen und Interessen-vertretungen der Wirtschaft,stellt Daten zur lokalen Wirtschaftsstruktur zur Verfügung,informiert über Fragen der Berufs- und Verbundausbildung sowie über dasbezirkliche Bündnis für Wirtschaft und Arbeit-BBWA.
Das Team der Wirtschaftsberatung Tempelhof-Schöneberg(von links): Sibylle Lohmeyer, Heike Marfilius, Martina Budszuhn (Leitung),Anja Kraatz, Mirka Schuster, Sabine Krüger
Wirtschaftsberatung und Europaangelegenheiten des Bezirksamts Tempelhof-Schöneberg von Berlin
Rathaus SchönebergJohn-F.-Kennedy-Platz10820 Berlinfon +49 30 75 60 42 51fax +49 30 75 60 42 00wirtschaftsberatung@ba-ts.verwalt-berlin.dewww.berlin.de/ba-tempelhof-schöneberg/wirtschaftsfoerderung
Das UnternehmensNetzwerk Motzener Straße wird vonder Europäischen Union im Rahmen des EuropäischenFonds für regionale Entwicklung kofinanziert.
Investition in Ihre Zukunft
Willkommen in Tempelhof-Schöneberg 1
Moderne Wirtschaftsgebiete zeichnen sich durch
Mischung unterschiedlicher Funktionen aus. Dabei
steigt der Anteil der Dienstleistungsbetriebe. Dies gilt
auch für den Standort Berlin. Gleichwohl bleibt das
Produzierende Gewerbe ein unverzichtbarer Bestand-
teil der städtischen Wirtschaft: Dieser Wirtschafts-
zweig erbringt den größten Teil der Exporte, zahlt weit
überdurchschnittliche Einkommen und bestimmt das
Wachstum der unternehmensnahen Dienstleistungen.
Im Bewusstsein um diese Zusammenhänge be-
treibt die Wirtschaftsförderung des Bezirks Tempelhof-
Schöneberg seit Jahren eine aktive Bestandspflege
und fördert – in enger Kooperation mit den Unterneh-
men – die Bildung lokaler Netzwerke. Dies gilt für das
Mediennetzwerk ›•m street‹ im Norden Schönebergs
ebenso wie für die eher peripher gelegenen Industrie-
gebiete in Tempelhof, Mariendorf und Marienfelde.
Die jüngste derartige Initiative am Standort Motzener
Straße war schon nach kurzer Zeit so erfolgreich, dass
ähnliche Aktionen jetzt auch für andere Gebiete ge-
plant sind.
Dass Tempelhof-Schöneberg nicht nur für Dienst-
leistungsfirmen, sondern auch für Unternehmen des
Produzierenden Gewerbes attraktiv ist zeigt sich unter
anderem daran, dass allein während der letzten drei
Jahre mehr als 500 Mio. Euro in industrielle Anlagen
investiert und in vielen Industriebetrieben neue
Arbeitsplätze geschaffen wurden. Dabei freue ich
mich besonders darüber, dass die Unternehmen das
große Angebot an gut qualifizierten Arbeitskräften
als wichtigen Faktor für ihre Standortentscheidung
bezeichnen.
Die vorliegende Broschüre vermittelt Informatio-
nen über die bezirkliche Wirtschaft, beschreibt Poten-
ziale unserer Industriegebiete und gibt Hinweise zur
Entwicklung kleinräumiger Unternehmensnetzwerke.
Ich bin sicher, dass die aufgezeigten Standortvorteile
das Engagement der ansässigen Firmen stärken und
zusätzliche Investoren nach Tempelhof-Schöneberg
führen werden.
Ekkehard Band
Bezirksbürgermeister
© B
ezirk
sam
tTem
pelh
of-S
chön
eber
g
Ein Stadtbezirk schreibtGeschichteSchöneberg und Tempelhof – seit der Berliner Bezirks-
verwaltungsreform im Jahr 2001 zu einem Großbezirk
mit derzeit knapp 340.000 Einwohnern zusammen-
gefasst – sind Ortsnamen, die für die deutsche Ge-
schichte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
stehen und in aller Welt bekannt sind.
Auf dem Platz vor dem Schöneberger Rathaus –
während der Teilung Berlins Sitz von Parlament und
Regierung West-Berlins – haben sich immer wieder
Hunderttausende zusammengefunden und sich zu
ihrer Stadt bekannt: 1950, als General Lucius D. Clay
die ›Friedensglocke‹ an die Stadt übergab; 1963,
als der amerikanische Präsident John F. Kennedy die
Bevölkerung mit seinem berühmten Satz ›Ich bin ein
Berliner‹ begeisterte, und schließlich nach dem Fall
der Mauer im November 1989, als Willy Brandt die Zu-
sammengehörigkeit der Berliner und aller Deutschen
beschwor.
Kaum weniger berühmt ist der Zentralflughafen
Tempelhof. Der Architekt der neuen Reichstagskuppel,
Sir Norman Foster, hat Tempelhof als die ›Mutter aller
Flughäfen‹ bezeichnet. Nach mehr als 80 Jahren soll
der Flugbetrieb in Tempelhof jetzt allerdings eingestellt
werden. Dann steht das 450 Hektar große, von aus-
gedehnten Wohn- und Gewerbegebieten umgebene,
rundum gut an das innerstädtische Verkehrsnetz
angebundene Gelände für neue Nutzungen zur Ver-
fügung. Das vor dem imposanten Flughafengebäude
stehende Luftbrückendenkmal bleibt indes Symbol für
die 280.000 Einsätze alliierter Maschinen während
der Blockade in den Jahren 1948/49 und für die Funk-
tion des Flughafens als Lebensader West-Berlins in
der Zeit des Kalten Krieges.
Unter dem Motto ›Tempelhofer Freiheit‹ erarbeitet dieSenatsverwaltung für Stadtentwicklung eine Strategiezur Nachnutzung des Flughafens Tempelhof. Dabeiwird die Öffentlichkeit im Rahmen einer Online-Ideen-börse (www.Berlin.de/flughafen-tempelhof) in denPlanungsprozess einbezogen.
rechts: John F. Kennedy vordem Schöneberger Rathausunten: Flughafen Tempelhofmit Platz der Luftbrücke
2 Tempelhof-Schöneberg
© L
ande
sarc
hiv
Berli
n
© U
llste
inbi
ld-W
illm
ann
oben: KaDeWe – Kaufhaus desWestensunten: Nollendorfplatz untermRegenbogen
Schöneberg: Dienst-leistungsschwerpunkt undHochschulstandort
Tempelhof-Schöneberg ist mit 5.300 Hektar einer der
kleineren Bezirke Berlins. Er erstreckt sich allerdings
vom Zentrum bis zur südlichen Stadtgrenze und ist mit
64 Einwohnern je Hektar überdurchschnittlich hoch
verdichtet. Entsprechend vielfältig ist das Wirtschafts-
profil des Bezirks.
Ganz im Nordwesten ist Schöneberg Teil der City West
und zeigt weltstädtisches Gepräge: Die Tauentzien-
straße mit Europas größtem Warenhaus, dem ›Kauf-
haus des Westens‹ (KaDeWe), ist eine der höchst-
frequentierten Geschäftsstraßen Deutschlands,
und die Gegend um den Nollendorfplatz mit ihren
Restaurants, Kneipen und Läden wird in jedem Reise-
führer als Inbegriff der Berliner Szene genannt.
Schwul-lesbisches Straßenfest und Christopher-Street-
Day sind Veranstaltungen, die alljährlich Besucher aus
aller Welt nach Schöneberg ziehen und inzwischen
einen wichtigen Beitrag zur Wirtschaftsleistung des
Bezirks erbringen.
Von den Gebieten im City-Bereich einmal abgesehen
verfügt Tempelhof-Schöneberg über fünf weitere Stadt-
teilzentren und zwei Fachmarktagglomerationen. Ins-
gesamt betrug die Einzelhandels-Verkaufsfläche des
Bezirks im Jahr 2003 rund 465.000 qm; je Einwohner
gerechnet waren das 1,40 qm und damit spürbar mehr
als im Durchschnitt Berlins. Dieser Ausstattungs-
vorsprung weist einmal auf die vergleichsweise hohe
Kaufkraft der ansässigen Bevölkerung, zum andern
auf die Attraktivität des Einkaufsstandorts Tempelhof-
Schöneberg hin.
Die große Bedeutung zentralörtlicher Funktionen zeigt
sich auch in der Wirtschaftsstruktur. Von den mehr
als 16.500 Betrieben entfallen 5.300 auf Handel, Gast-
Zwischen City und südlichem Stadtrand:5.300 Hektar Vitalität und Vielfalt 3
© P
ress
e- u
nd In
form
atio
nsam
tdes
Land
esBe
rlin
© B
ezirk
sam
tTem
pelh
of-S
chön
eber
g
Medienmesse 2007 imRathaus Schöneberg –Präsentieren und Vernetzen
gewerbe und Verkehr. Sie beschäftigen rund 35.000
Arbeitskräfte, das entspricht einem Drittel aller sozial-
versicherungspflichtig Beschäftigten im Bezirk. Der
Anteil von Tempelhof-Schöneberg an der Beschäftig-
tenzahl des Wirtschaftsbereichs in Berlin insgesamt
beträgt annähernd 15 Prozent.
Im Bereich der traditionsreichen Potsdamer Straße,
die vor dem zweiten Weltkrieg zu den ersten Ge-
schäftsadressen Berlins zählte und Sitz großer Ver-
lagshäuser war, hat sich nach der Vereinigung der
Stadt wieder ein Medien-
standort von überört-
licher Bedeutung heraus-
gebildet. Im Umfeld der
renommierten Tages-
zeitung ›Der Tagesspie-
gel‹ arbeiten rund 400
Verlage, Film- und Fernsehunternehmen sowie Agen-
turen unterschiedlichster Ausrichtung.
Die Zentralität des Standorts, die Nähe zu potenziel-
len Kooperationspartnern und das kreative Umfeld
sind wichtige Standortfaktoren vor allem für junge
Unternehmen mit innovativen Geschäftsmodellen.
Um die Medienschaffenden stärker miteinander zu
verknüpfen und das Profil des Standorts innerhalb
des rasch wachsenden Medienzentrums Berlin zu
schärfen wurde im Herbst 2004 das Mediennetzwerk
›•m street‹ gestartet, dessen Entwicklung unter ande-
rem vom Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg gefördert
wird.
Ebenfalls in Schöneberg ansässig ist die Fachhoch-
schule für Wirtschaft Berlin (FHW Berlin). Sie bietet 30
wirtschaftsbezogene Studiengänge an und wurde für
ihren hohen Praxisbezug – insbesondere für ihre
kooperativen Studiengänge – mehrfach ausgezeichnet.
Mit der bereits vor einigen Jahren integrierten Berufs-
akademie, dem IMB Institute of Management Berlin
und der für 2008 vorgesehenen Fusion mit der Fach-
4 Tempelhof-Schöneberg
Wirtschaftsstruktur des Bezirks Tempelhof-Schöneberg
Wirtschaftszweig Betriebe* Beschäftigte**
Anzahl in % Anzahl in %
Insgesamt 16.551 100,0 108.057 100,0
darunter
Verarbeitendes Gewerbe 849 5,1 17.887 16,6
Baugewerbe 1.243 7,5 4.774 4,4
Handel, Gaststätten, Verkehr 5.270 31,8 34.884 32,3
Kredit- und Versicherungswirtschaft 304 1,8 3.165 2,9
Unternehmensdienste 5.391 32,6 12.676 11.7
Öffentliche und private Dienste 3.405 20,5 34.378 31,8
* im Jahr 2006 ** sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Jahr 2004 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg
© U
te G
ross
man
n
oben: Studenten und Gebäudeder Fachhochschule für WirtschaftBerlin (FHW Berlin)unten: Geplantes Einkaufs-zentrum im Tempelhofer Hafenmit Ullsteinhaus
hochschule für Verwaltung und Rechtspflege nimmt
die Hochschule eine Sonderstellung in Deutschland
ein: Nur hier können Studierende privates und öffent-
liches Management kombinieren.
Bereits heute stellen die mehr als 1.000 Absol-
venten jährlich ein wichtiges Reservoir an hoch
qualifizierten Wirtschaftsfachleuten dar, und auch die
Unternehmen des Bezirks decken ihren Bedarf an gut
ausgebildeten Nachwuchskräften aus dem Angebot
der FHW Berlin.
Südliche Ortsteile:Produzierendes Gewerbeprägt lokale Wirtschaft
Im mittleren und südlichen Teil des Bezirks, insbe-
sondere in den Ortsteilen Tempelhof, Mariendorf und
Marienfelde, dominiert die gewerbliche Wirtschaft.
Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat der Bau
des Teltowkanals, der den Bezirk in west-östlicher
Richtung durchquert und den Standort mit Elbe und
Oder verbindet, die Ansiedlung von Industriebetrieben
forciert. Das am Tempelhofer Hafen gelegene Ullstein-
haus, das 1926 für den Zeitungsverlag Ullstein er-
richtet wurde und jetzt Teil eines Modezentrum ist,
stellt ein markantes Wahrzeichen jener Zeit dar. Die
Zwischen City und südlichem Stadtrand:5.300 Hektar Vitalität und Vielfalt 5
© F
HW B
erlin
© F
HW B
erlin
© R
EM+t
ecGm
bH
Seite 6:Industriegebäude am StandortTeltowkanal
Seite 7: Bahnhof Südkreuz
benachbarten Speicher und Krananlagen werden bis
Ende 2008 mit einem Aufwand von 100 Mio. Euro zu
einer ›Einkaufswelt vor historischer Kulisse‹ ausge-
baut. Diese Anlage wird die Attraktivität des Stadtteil-
zentrums für Anwohner und Beschäftigte aus dem
benachbarten Industriegebiet erhöhen, aber auch
verstärkt auswärtige Besucher anziehen.
Die traditionellen Industriegebiete Teltowkanal,
Großbeerenstraße und Schöneberg – das inzwischen
allerdings in starkem Maße von Fachmärkten geprägt
ist und kaum noch vom Verarbeitenden Gewerbe ge-
nutzt wird – wurden Anfang der siebziger Jahre um ein
weiteres Gebiet am südlichen Stadtrand ergänzt. Mit
dem Flächenpotenzial des neuen Gewerbegebiets an
Nahmitzer Damm und Motzener Straße wurde Tempel-
hof zum zweitgrößten Industriebezirk West-Berlins.
Heute trägt dieser Teil von Tempelhof-Schöneberg mit
annähernd einem Viertel aller Industrieflächen und
rund 14 Prozent sämtlicher industriellen Arbeitsplätze
ganz wesentlich zur Wertschöpfung der Berliner
Industrie bei.
Die überdurchschnittlich hohe Bedeutung des
Produzierenden Gewerbes für die lokale Wirtschaft
zeigt sich daran, dass ein Drittel aller Arbeitsplätze
auf Verarbeitendes Gewerbe und Bauwirtschaft
entfallen. Berücksichtigt man außerdem die vor-
wiegend mit der Industrie verflochtenen Betriebe des
Großhandels, des Transportgewerbes und der Unter-
nehmensdienste, so dürfte annähernd die Hälfte
aller Arbeitsplätze zum ›Industriellen Netzwerk‹
gehören.
Nach dem Entwicklungskonzept des Berliner
Senats für den produktionsgeprägten Bereich (EpB)
gehören die drei großen Industriegebiete des Bezirks
zu den 37 Standorten, die besonders günstige Voraus-
setzungen zur Bildung industrieller Netzwerke bieten.
Deshalb sollen auf diesen Gebieten nur Betriebe
angesiedelt werden, die zu Entwicklung, Fertigung,
Absatz und Wartung von Erzeugnissen des Verarbei-
tenden Gewerbes beitragen, und zwar unabhängig
von ihrer Branchenzugehörigkeit.
Die Wirtschaftsförderung des Bezirks orientiert
sich an den Zielen des Entwicklungskonzepts. Sie
betreibt seit Jahren eine aktive Bestandspflege und
initiiert die Bildung lokaler Netzwerke zwischen Ferti-
gungs- und Dienstleistungsbetrieben. Diese Politik
6 Tempelhof-Schöneberg
Anteil des Bezirks Tempelhof-Schönebergan den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Berlinsin Prozent
Handel, Gastgewerbe, Verkehr 14,5
Verarbeitendes Gewerbe 13,5
Wirtschaft insgesamt 10,4
Öffentliche und private Dienste 9,9
Baugewerbe 8,8
Unternehmensdienste 6,8
Quelle: Statistisches Landesamt Berlin; Stand 2004.
© A
lcat
el A
G
zahlt sich aus: Allein in den letzten drei Jahren wurden
mehr als 500 Mio. Euro in industrielle Anlagen inves-
tiert. In vielen Betrieben sind neue Arbeitsplätze
geschaffen worden. Dabei weisen die Investoren,
darunter eine größere Zahl von Weltmarktführern,
immer wieder darauf hin, dass nicht zuletzt das große
Angebot an gut qualifizierten Arbeitskräften ihre
Standortentscheidung bestimmt hat.
Auf vielen Wegen schnellzu erreichen Tempelhof-Schöneberg ist hervorragend an das über-
örtliche Straßennetz angebunden. Im Norden quert
die Stadtautobahn A 100 den gesamten Bezirk, und
die wenige Kilometer südlich Berlins verlaufende A 10
wird über die Bundesstraßen B 96 und B 101 erreicht.
Große strategische Bedeutung für den Wohn- und
Wirtschaftsstandort Tempelhof-Schöneberg hat der
erst 2006 eröffnete Kreuzungsbahnhof Berlin-Süd-
kreuz. Im Nord-Süd-Verkehr halten hier 500 Fern- und
Regionalzüge täglich, darunter die im Stundentakt ver-
kehrenden ICE-Züge zwischen Hamburg und München.
Über den S-Bahnring und zwei radial verlaufende
S-Bahnstrecken sind Ziele in der ganzen Stadt –
insbesondere aber die großen Industriegebiete des
Bezirks – schnell erreichbar.
Außerordentlich günstig gelegen sind die Wirt-
schaftsstandorte des Bezirks auch in Bezug auf den
künftigen Flughafen ›Berlin-Brandenburg International
(BBI)‹, der Ende 2011 eröffnet werden und dann den
gesamten Flugverkehr der Region abwickeln soll. Über
die B 96, die im südlichen Teil zu einer vierspurigen
Schnellstraße ausgebaut ist, sind es in jedem Falle
weniger als 20 Kilometer bis zum Flughafen. Und der
Bahnhof Südkreuz ist als Haltepunkt des Flughafen-
express zwischen Berlin Hauptbahnhof und Flughafen
BBI geplant. Vor diesem Hintergrund wird die Attrak-
tivität von Tempelhof-Schöneberg vor allem für über-
regional tätige Unternehmen weiter steigen.
Zwischen City und südlichem Stadtrand:5.300 Hektar Vitalität und Vielfalt 7
© D
euts
che
Bahn
AG
© P
lane
rgem
eins
chaf
t
Seite 9: Verpackungsstraße bei Bahlsen
8 Tempelhof-Schöneberg
IndustriestandortTeltowkanalDer Standort Teltowkanal erstreckt sich – einschließ-
lich des kleineren zum Bezirk Neukölln gehörenden
Teils – über 172 Hektar. Das weitläufige Gelände hat
mehrere Anschlussstellen zur A 100, grenzt im Norden
an den S-Bahn-Südring und im Westen an die U6 in
Richtung City-Ost. Ein großer Teil der meist größeren
Parzellen verfügt über Gleis- und Wasserstraßen-
anschluss.
Insgesamt sind 550 Betriebe mit mehr als 13.000
Arbeitsplätzen auf dem Gelände ansässig. Davon
entfallen 170 Betriebe mit rund 6.200 Arbeitsplätzen
auf die Industrie. Dominierende Branchen sind Metall
und Elektrotechnik, Optik, Medizin- und Messtechnik
sowie Ernährung.
Nach einer Periode struktureller Anpassung expan-
diert die lokale Industrie in jüngster Zeit wieder
kräftig. Diese Entwicklung wird besonders deutlich an
den beiden größten Unternehmen des Standorts:
Der Konsumgüterkonzern Procter & Gamble be-
treibt am Teltowkanal das bedeutendste Produktions-
zentrum für Gillette-Systemklingen in Europa. Das
Werk gehört mit 1.050 Beschäftigten zu den großen
Betrieben der eher mittelständisch geprägten Berliner
Industrie und ist einer der wichtigsten Exporteure der
Stadt. Seit Jahren werden erhebliche Mittel in die
Berliner Anlagen investiert, und der Betrieb ist tech-
nologisch führend in der Herstellung von Nassrasier-
systemen. Der Bau einer zusätzlichen Fertigungshalle
auf dem 4,5 Hektar großen Gelände und die Aufnahme
neuer Produktionslinien dokumentieren die Konkur-
renzfähigkeit des Standorts auch für hoch automati-
sierte Massenproduktionen.
Branchenstruktur des Industriegebiets Teltowkanalin Prozent
Quelle: IHK Berlin, eigene Berechnungen und Schätzungen; Stand: 2007.
VerarbeitendesGewerbe30,8
Baugewerbe4,8
Handel undVerkehr37,1
Unternehmens-dienste16,1
Öffentliche undprivate Dienste11,2
VerarbeitendesGewerbe47,4
Unternehmens-dienste16,3
Öffentliche undprivate Dienste5,0
Baugewerbe4,1
Handel undVerkehr27,2
550 Betriebe 13.200 Beschäftigte
Vom Maybach-Motor bis zum Mikro-Sensor:Industriestandorte mit Tradition und Zukunft 9Die Attraktivität des Industriegebiets am Teltowkanal
zeigt sich auch an der Expansion des Gebäckher-
stellers Bahlsen. Das weltweit operierende Unter-
nehmen produziert seit Mitte der sechziger Jahre in
Tempelhof und beschäftigt dort rund 400 Mitarbeiter.
Jetzt wurde die größte und modernste Fertigungs-
anlage des Unternehmens installiert, und weitere
Investitionen sind geplant.
Mit Blick auf die potenziellen Kunden und Koope-
rationspartner vor Ort, aber auch wegen der günstigen
verkehrlichen Lage siedeln sich verstärkt industrie-
nahe Betriebe an. So sind derzeit annähernd 100 Groß-
handelsfirmen und 45 Transportunternehmen in dem
Gebiet tätig. Rund 90 produktionsorientierte Dienst-
leistungsunternehmen bieten ein breites Angebots-
spektrum – vom Wachschutz über Datenverarbeitung
bis zu Marketing und Werbung. Eine wichtige Rolle
spielen dabei die rund 60 Entwicklungs- und Inge-
© B
ahls
en G
mbH
& C
o. K
G
© L
ande
sluf
tbild
arch
iv/P
lane
rgem
eins
chaf
t
oben: Anlage zur Fertigung desGillette-Mach3-Systemsunten links: Punktschweiß-anlage Kadow & Riese GmbHunten rechts: SeminarraumKieback und Peter GmbH
nieurgesellschaften, die teilweise aus alteingesesse-
nen Fertigungsbetrieben hervorgegangen sind. In der
Tradition des 1880 von Carl Lorenz gegründeten Unter-
nehmens entwickelt etwa der forschungsintensive
Elektronikkonzern Thales Deutschland am Teltowkanal
Schienensignaltechnik für Bahnkunden im In- und
Ausland. Der eindrucksvolle Gebäudekomplex an der
Colditzstraße bietet insbesondere kleineren Industrie-
betrieben sowie Dienstleistern unterschiedlicher Bran-
chen geeignete Räumlichkeiten.
10 Tempelhof-Schöneberg
Die aap Implantate AG entwickelt, produziert und
vertreibt Implantate und Biomaterialien für
Traumatologie und Orthopädie. Das Unternehmen
wurde im Jahre 1990 in Berlin-Tempelhof gegründet
und hat dort seinen Hauptsitz.
Für ein international tätiges und kräftig expan-
dierendes Unternehmen der Medizintechnik ist die
Gesundheitsstadt Berlin mit ihren vielfältigen
Kooperations- und Absatzmöglichkeiten der richtige
Platz. Dabei hat sich das denkmalgeschützte
Gebäude am Teltow-Kanal in unmittelbarer Nähe
des Ullsteinhauses als hervorragender Standort
erwiesen, und zwar sowohl für Forschung und
Produktion als auch für die Verwaltung unseres
Unternehmens.
Bruke Seyoum Alemu
Mitglied des Vorstands
aap Implantate AG
© G
illet
te D
euts
chla
nd G
mbH
& C
o. o
HG
© K
adow
und
Rie
se G
mbH
© K
ieba
ckun
d Pe
terG
mbH
& C
o. K
G
Vom Maybach-Motor bis zum Mikro-Sensor:Industriestandorte mit Tradition und Zukunft 11IndustriestandortGroßbeerenstraßeDer Standort Großbeerenstraße ist mit einer Gesamt-
fläche von 222 Hektar das zweitgrößte Gewerbe- und
Industriegebiet Berlins. Das Gebiet liegt zwischen den
beiden Bundesstraßen B 96 und B 101, die in nörd-
licher Richtung zum innerstädtischen Autobahnring,
in südlicher Richtung zum Berliner Außenring führen.
Ähnlich günstig ist die Situation beim Öffentlichen
Personennahverkehr. Die entlang der Westgrenze des
Industriegebiets fahrende S-Bahn bietet eine direkte
Verbindung zum ICE-Bahnhof Südkreuz und zur City
Ost; diese wird auch mit der östlich verlaufenden
U-Bahn direkt erreicht.
Der Standort wird geprägt von der DaimlerChrysler
AG. Von den rund 9.000 Beschäftigten des Konzerns
in der Region Berlin-Brandenburg arbeiten mehr als
3.200 im Werk an der Großbeerenstraße. Dort produ-
ziert das Unternehmen bereits seit 1902. Heute ist
Berlin-Marienfelde neben Stuttgart das zweite deut-
sche Motorenwerk; der Betrieb wurde erst vor kurzem
mit einer Investition von 220 Mio. Euro erweitert und
bietet 300 zusätzliche Arbeitsplätze für qualifizierte
Beschäftigte. Gefertigt werden unter anderem der
leistungs- und drehmomentstärkste Pkw-Serienmotor
der Welt für den Maybach ›Typ 12‹ und der zukunfts-
weisende 6-Zylinder Dieselmotor für die Marke
Mercedes-Benz. Beide dürften die Position des Werks
im weltweiten Produktionsverbund des Unternehmens
weiter festigen.
Neben DaimlerChrysler sind weitere 47 Industrie-
betriebe am Standort Großbeerenstraße angesiedelt.
Dazu gehören weltweit operierende Maschinen- und
Anlagenbauer wie Schindler und Bekum ebenso
wie mehrere größere Druckereien und Ernährungs-
betriebe, die vorwiegend für den heimischen Markt
produzieren. Insgesamt entfallen auf das Verarbei-
tende Gewerbe vier Fünftel aller Arbeitsplätze.
Handel und Verkehr sowie Unternehmensdienste
spielen im Industriegebiet Großbeerenstraße zwar © L
ande
sluf
tbild
arch
iv/P
lane
rgem
eins
chaf
t
eine geringere Rolle als im Industriegebiet am Teltow-
kanal. Gleichwohl gibt es 46 Großhandels- und
Transportbetriebe sowie 32 Ingenieurbüros, die als
Zulieferer bzw. Wertschöpfungspartner der lokalen
Industriebetriebe arbeiten und damit wesentlich zur
Funktionsfähigkeit des Standorts beitragen.
Nach dem Entwicklungskonzept für den produk-
tionsgeprägten Bereich soll der nördliche Teil des
Gebiets neu gestaltet werden; der südliche Teil eignet
sich vor allem für kleinere Fertigungs-, Handwerks-
und Service-Betriebe, die den Standort weiter qualifi-
zieren. Solchen Betrieben bietet unter anderem der
inmitten des Industriegebiets Großbeerenstraße gele-
gene Gewerbehof der Gewerbesiedlungs-Gesellschaft
12 Tempelhof-Schöneberg
Berlin ist das Kompetenzzentrum für Optoelektronik
innerhalb der Pepperl+Fuchs-Gruppe, einem der
weltweit führenden Anbieter industrieller Sensorik
und Sensor-Systeme. Unter dem Markenzeichen
VISOLUX werden vor allem Lichtschranken und
Lichttaster für den Maschinenbau in aller Welt her-
gestellt und vertrieben.
Berlin verfügt über hervorragende Forschungs-
einrichtungen im Bereich der optischen Techno-
logien. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund bauen
wir den Standort in Richtung komplexe Sensorik
und Lasermesstechnik aus. Kompetenzzentrum
bedeutet für uns das optimale Zusammenwirken
von Entwicklung, Produktmanagement und Produk-
tion unter einem Dach. Unser neu gestaltetes,
modernst ausgestattetes Betriebsgebäude in der
Mariendorfer Kitzingstraße bietet den mehr als
200 meist hoch qualifizierten Beschäftigten beste
Voraussetzungen für die Entwicklung neuer Techno-
logien und Produkte.
Großserienreife Produkte verlagern wir an außer-
europäische Standorte innerhalb der Pepperl+ Fuchs
Gruppe und schaffen damit wieder Raum für Inno-
vation am Standort Berlin. Dieses Konzept ver-
bunden mit den guten personellen Ressourcen der
Stadt sichert den Standort dauerhaft.
Hinrik Weber
Technischer Leiter
Pepperl+Fuchs GmbH
© D
aim
lerC
hrys
lerA
G
© S
chön
ing
Phar
maz
eutis
che
Präp
arat
e Gm
bH &
Co.
KG
© R
uksa
ldru
ckGm
bH
Vom Maybach-Motor bis zum Mikro-Sensor:Industriestandorte mit Tradition und Zukunft 13
Seite 12:oben links: WerksgeländeDaimlerChrysler AGoben rechts: Abfüllung Pin-Alcol, Schöning GmbH & Co. KGunten: Sechsfarben-Offset-druckmaschine beiRuksaldruck GmbH
Seite 13:GSG-HOF Wilhelm-von-Siemens-Straße
(ORCO-GSG) günstige Flächen. Der 1997 neu errichtete
Gebäudekomplex verfügt über 58 erweiterbare Miet-
einheiten mit einer Gesamtnutzfläche von 20.000 qm
und ist mit modernster Infrastruktur ausgestattet.
Branchenstruktur des Industriegebiets Großbeerenstraßein Prozent
Quelle: IHK Berlin, eigene Berechnungen und Schätzungen; Stand: 2007.
VerarbeitendesGewerbe24,0
Baugewerbe11,2
Handel undVerkehr41,8
Unternehmens-dienste17,9
Öffentliche undprivate Dienste5,1
VerarbeitendesGewerbe82,8
Unternehmens-dienste3,1
Öffentliche undprivate Dienste0,7
Baugewerbe4,1
Handel undVerkehr9,3
195 Betriebe 6.700 Beschäftigte
© O
RCO
-GSG
© O
RCO
-GSG
Seite 15:oben: se’lux-Leuchten imBerliner HauptbahnhofMitte: Produktionsanlage Klosterfrau Berlinunten: CNC-Glasbearbeitung,Bartelt & Sohn
IndustriestandortMotzener StraßeDas jüngste Industriegebiet des Bezirks Tempelhof-
Schöneberg hat eine Größe von 205 Hektar und liegt
im äußersten Süden Berlins. Über die Bundesstraßen
B 96 und B 101 sind sowohl die Berliner Innenstadt
als auch der Berliner Ring A 10, der Flughafen Berlin-
Brandenburg International sowie die beiden Güter-
verteilzentren Berlin-Süd und Berlin-Ost schnell zu
erreichen. Mit der S-Bahn-Linie 2, die ebenfalls direkt
in die City Ost führt, sowie mehreren Buslinien ist das
Gebiet gut in das regionale ÖPNV-Netz integriert.
Der Standort Motzener Straße weist die höchste
Industriequote der drei bezirklichen Industriegebiete
auf: Insgesamt sind 250 Betriebe mit gut 7.000 Be-
schäftigten auf dem Gelände tätig. Davon gehören
knapp die Hälfte der Betriebe und rund 80 Prozent der
Beschäftigten zum Produzierenden Gewerbe.
Das Branchenspektrum ist breit gefächert. Schwer-
punkte sind Metallverarbeitung, Maschinenbau und
Kunststoffwaren. Aber auch die meisten anderen
Industriezweige sind vertreten. Dominierend sind
kleine und mittelständische Firmen, die neben der
Fertigung teilweise auch den Unternehmenssitz und
andere Funktionen im Gebiet angesiedelt haben. Drei
Viertel der Betriebe beschäftigen weniger als 20 Per-
sonen, gleichwohl sind zwei Drittel aller Arbeitskräfte
bei den 20 meist überregional tätigen Unternehmen
mit jeweils mehr als 100 Beschäftigten tätig.
Zu den Unternehmen, die auf ihren jeweiligen
Märkten weltweit führend sind, gehören neben IBM
der im Bereich der Windenergie tätige Systemintegra-
tor Converteam sowie die Willy Vogel AG, die in Berlin
Zentralschmieranlagen entwickelt und produziert.
14 Tempelhof-Schöneberg
Branchenstruktur des Industriegebiets Motzener Straßein Prozent
Quelle: IHK Berlin, eigene Berechnungen und Schätzungen; Stand: 2007.
250 Betriebe 7.100 Beschäftigte
VerarbeitendesGewerbe37,6
Baugewerbe8,5
Handel undVerkehr27,6
Unternehmens-dienste20,2
Öffentliche undprivate Dienste6,1
VerarbeitendesGewerbe80,0
Unternehmens-dienste9,5
Öffentliche undprivate Dienste0,7
Baugewerbe1,8
Handel undVerkehr8,0
Vom Maybach-Motor bis zum Mikro-Sensor:Industriestandorte mit Tradition und Zukunft 15
© S
empe
rlux
AG©
Klo
ster
frau
Berli
n Gm
bH
© L
ande
sluf
tbild
arch
iv/P
lane
rgem
eins
chaf
t
© B
arte
lt&
Soh
n oH
G
Prüffeld bei der Willy Vogel AG
Weitere Beispiele für das vielgestaltige industrielle
Standortprofil sind Hettich Umformtechnik, Kloster-
frau Arznei- und Nahrungsergänzungsmittel, Semper-
lux Leuchten und Stollwerck Schokoladen.
Die insgesamt dynamische Entwicklung des Stand-
orts sowie detaillierte Analysen vor Ort weisen darauf
hin, dass längerfristige Entwicklungspotenziale vor
allem in der Qualifizierung und Ergänzung der vorhan-
denen Strukturen bestehen. Wachstumschancen be-
stehen dabei sowohl für die ansässigen Unternehmen
als auch für kleinere Betriebe mit Fertigungs-, Ver-
triebs- und Servicefunktionen, die sich neu ansiedeln.
Mit Blick auf die zunehmende Vernetzung des Verar-
beitenden Gewerbes mit anderen Wirtschaftsbereichen
ist der Standort aber auch interessant für Großhandel,
Logistik und produktionsorientierte Dienstleistungen
wie Informations- und Kommunikationstechnik, Inge-
nieurleistungen oder Rechtsberatung. Betriebe dieser
Branchen sind zwar durchaus vorhanden, gemessen
an anderen Industriestandorten jedoch noch unter-
repräsentiert. Es zeichnet sich ab, dass der Verein
›UnternehmensNetzwerk Motzener Straße e.V.‹ we-
sentliche Impulse für eine entsprechende Erweiterung
des lokalen Tätigkeitsspektrums vermittelt.
16 Tempelhof-Schöneberg
Converteam zählt zu den Pionieren des Standorts
Motzener Straße. Die Geschichte des Traditions-
unternehmens wird seit 1883 geschrieben und geht
auf die frühere AEG zurück, die 1983 den Grundstein
für ihre neue Stromrichterfabrik in der Culemeyer-
straße legte. Heute entwickelt, fertigt und vertreibt
das Unternehmen Hightech-Systeme und Anlagen
für Windenergieanlagen, Containerkrane, Prüf-
stände der Automobilindustrie, der Metall- und der
Papierindustrie, für Schiffsausrüstungen sowie für
Anlagen der Öl- und Gaswirtschaft. Insgesamt wer-
den in Berlin 800 Mitarbeiter beschäftigt.
Converteam erzielt dynamische Wachstums- und
Beschäftigungsraten. Dazu trägt einerseits die Nähe
zu den expandierenden Märkten in Osteuropa,
andererseits das große Potenzial gut ausgebildeter,
hoch motivierter Fachkräfte und Ingenieure bei.
Ein wichtiger Standortvorteil ist auch die intensive
Vernetzung mit Lieferanten aus Berlin und Branden-
burg.
Joachim Röski
Geschäftsführer der
Converteam GmbH
© W
illy
Voge
l AG
UnternehmensNetzwerk Motzener Straße:Ein Modell kleinräumiger Kooperation 17Ausgangslage und Vor-bereitung des NetzwerksDas am südlichen Stadtrand Berlins gelegene Gewerbe-
und Industriegebiet Motzener Straße wurde Ende der
sechziger Jahre als Ausweichstandort für solche Be-
triebe entwickelt, die aus der West-Berliner Innenstadt
verdrängt wurden. Im Laufe der Zeit haben sich immer
mehr neu nach Berlin zugezogene Firmen angesiedelt;
derzeit sind rund 250 Unternehmen mit annähernd
7.000 Beschäftigten in dem Gebiet tätig.
Der weitaus größte Teil der Betriebe gehört zum
Verarbeitenden Gewerbe; ausgesprochene Branchen-
schwerpunkte gibt es jedoch nicht. Auffallend ist
die geringe Verflechtung der Betriebe untereinander.
Dies gilt sowohl für den Bezug von Vorleistungen und
Diensten als auch für strategische Partnerschaften. Um
die Potenziale des Gebiets besser nutzen zu können
und ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit zu steigern
haben einzelne Unternehmen bereits im Jahre 2003
versucht, die Zusammenarbeit der Firmen im west-
lichen Teil des Gebiets zu stärken. Diese punktuellen
Initiativen hatten Erfolg und haben zu dem Wunsch ge-
führt, den Kreis der Kooperationspartner systematisch
zu erweitern. Die Wirtschaftsförderung des Bezirks
Tempelhof-Schöneberg hat diese Idee im Frühjahr
2005 aufgegriffen und die Entwicklung eines Unter-
nehmensnetzwerks angestoßen.
Ziel der mit Mitteln der Europäischen Union und
des Landes Berlin geförderten Maßnahme ist es,
Ansatzpunkte, Tätigkeitsfelder und Organisationsform
eines Netzwerks herauszuarbeiten, das später von
den Unternehmen selbst getragen werden kann. Zur
Strukturierung des Entwicklungsprozesses und zur
Unterstützung der Unternehmen bei der Vorbereitung
des Netzwerks in ökonomischer und planerischer
Hinsicht hat die Wirtschaftsförderung des Bezirks zwei
Büros – Regioconsult und Planergemeinschaft Dubach
Kohlbrenner – eingesetzt.
Auf der Basis einer Unternehmensbefragung
und nach intensiver Diskussion im Rahmen eines
workshops im August 2005 wurden Tätigkeitsfelder
definiert, die als besonders erfolgversprechend an-
gesehen werden konnten.
Insgesamt bildeten sich neun themenspezifische
Arbeitsgruppen, die in mehreren Sitzungen die
jeweilige Problematik erörtert und Lösungsansätze
erarbeitet haben.
Der Verein: Aufgaben und Mitglieder
Nach intensiven Sondierungen und ausgehend von
den in den Arbeitsgruppen skizzierten Zielen und
Handlungsmöglichkeiten wurde der Verein ›Unter-
nehmensNetzwerk Motzener Straße e.V.‹ am 23. Novem-
ber 2005 gegründet. Mitte 2007 hat der Verein 31 Mit-
glieder, die rund 3.000 Personen beschäftigen und
damit mehr als die Hälfte aller im Einzugsbereich des
›UnternehmensNetzwerk Motzener Straße‹ tätigen
Arbeitskräfte repräsentieren.
Satzung
§ 1Name, Sitz, Geschäftsjahr
(1) Der Verein führt den Namen ›UnternehmensNetzwerk Motzener Straße‹. Er soll in das Vereinsregister ein-getragen werden; nach der Eintragung lautet der Name ›UnternehmensNetzwerk Motzener Straße e.V.‹.
(2) Der Verein hat seinen Sitz in Berlin.(3) Das Geschäftsjahr des Vereins ist das Kalenderjahr.
§ 2Zweck
(1) Zweck des Vereins ist die Belebung und Stärkung des Bereiches Motzener Straße in Berlin. Der Verein sollgeeignete Strukturen zur Vernetzung der Gewerbetreibenden und Grundstückseigentümer schaffen, die es er-lauben, dass gemeinsame Möglichkeiten genutzt, gemeinsame Interessen vertreten und gegenseitige Beziehun-gen in dem Bereich verstärkt werden.
(2) Mittel des Vereins dürfen nur für die satzungsmäßigen Zwecke verwendet werden. Die Mitglieder erhaltenkeine Zuwendungen aus den Mitteln des Vereins.Es darf keine Person durch Ausgaben, die dem Zweck des Vereins fremd sind, oder durch unverhältnismäßighohe Vergütungen begünstigt werden.
§ 3Erwerb der Mitgliedschaft
(1) Mitglied des Vereins kann jeder Gewerbetreibende oder Eigentümer einer Immobilie im Bereich MotzenerStraße i. S. d. § 2 Abs. 1 werden.
(2) Neben den Mitgliedern nach Abs.1 können auch Fördermitglieder aufgenommen werden. Für Fördermitglie-der gelten die Bestimmungen dieser Satzung entsprechend; ihnen steht jedoch kein Stimmrecht zu.
(3) Voraussetzung für den Erwerb der Mitgliedschaft ist ein schriftlicher Aufnahmeantrag, der an den Vorstandzu richten ist. Der Vorstand entscheidet über den Aufnahmeantrag.
18 Tempelhof-Schöneberg
UnternehmensNetzwerkMotzener Straße
Personal/Ausbildung
Kooperation LehrlingsausbildungWeiterbildungsdatenbankModellprojekt SchulkooperationDatenbank Lehrstellen/Praktikums-plätzeKooperation Fachhochschule fürWirtschaft Berlin (FHW Berlin)
Kommunikation
InternetpräsentationKommunikationsplattform
Kinderbetreuung
Betriebsübergreifender Kindergarten
Interessenvertretung
VereinsgründungAussetzung BiotopflächenfaktorAußendarstellung des GebietsCoaching Neugründer/Gründerzentrum
Versorgung
Öffnung von BetriebskantinenErweiterung Angebotsspektrum
Einkaufspool
gemeinsamer Bezug von Heizöl, Büro-artikeln, WinterdienstEinstellung EinkaufskoordinatorKooperationsabkommen Facility-Manage-ment
Flächen
Flächenpool
Verkehr
VerkehrskonzeptLKW-Stellplätze
Corporate Identity
Entwicklung Logo/Corporate DesignEntwurf Leitsystem
links: Der Vorstand des Unter-nehmensNetzwerks MotzenerStraße e.V. (von links) Frank Braun, WeberIndustrietechnik (Schatz-meister); Rainer G. Jahn,Klosterfrau Berlin GmbH(stellv. Vorsitzender); UlrichMisgeld, Semperlux AG(Vorsitzender); ThomasDreusicke, India Dreusicke© Gabriele Isenberg-Holm
rechts: Arbeitsgruppe inAktion
Arbeitsgruppen und Projekte
© G
abrie
le Is
enbe
rg-H
olm
© G
abrie
le Is
enbe
rg-H
olm
UnternehmensNetzwerk Motzener Straße:Ein Modell kleinräumiger Kooperation 19Projekte und Perspektiven
Zu den ersten Aktivitäten des Vereins gehören
die Einrichtung einer internetbasierten Kommunika-
tionsplattform und die Organisation eines regelmäßi-
gen Unternehmertreffs. Dieser findet an wechselnden
Veranstaltungsorten statt und ist jeweils mit einer
Besichtigung des einladenden Betriebs verknüpft.
Die durchweg hohe Zahl von Teilnehmern belegt das
intensive Bedürfnis der Unternehmer nach einem
Erfahrungsaustausch.
Von Anfang an großes Interesse finden die
Initiativen zum gemeinsamen Bezug von Vorleistungen
und Produktionsmitteln. Die positiven Erfahrungen bei
der Sammelbestellung von Heizöl haben den Vorstand
zuletzt veranlasst, einen professionellen Einkaufs-
koordinator zu bestellen, der Möglichkeiten und
Preiseffekte eines Einkaufspools für Bürobedarf,
Verpackung, Reinigungsmittel und technische Dienst-
leistungen sondiert.
Initiativen sind auch im Bereich der zwischen-
betrieblichen Kooperation gestartet worden. So haben
mehrere Unternehmen Aufträge in Lohnfertigung für
andere Vereinsmitglieder übernommen – ein wichtiger
Schritt auf dem Wege zu einer intensiveren kleinräumi-
gen Verflechtung. In dieselbe Richtung zielen die Über-
nahme einzelner Mitarbeiter und die Vereinbarung
mehrerer Kantinen zur Zusammenarbeit. Schließlich
konnte ein gebietsfremdes Facility-Management Unter-
nehmen dafür gewonnen werden, im Bereich der
Motzener Straße einen Stützpunkt aufzubauen.
Ein wichtiges Vorhaben ist die Einrichtung eines
gebietsbezogenen Kindergartens mit Öffnungszeiten,
die dem Schichtdienst mehrerer Betriebe entgegen-
kommen. Inzwischen konnte ein geeigneter Standort
gefunden und mit der Kaengoo gGmbH auch ein
kompetenter Betreiber gewonnen werden. Die ersten
Kinder sollen die neuen Räume nach Abschluss der
Umbauarbeiten Anfang 2008 nutzen können.
Ein besonderes Ereignis und in dieser Form bis-
lang einzigartig in Berlin ist das vom Unternehmens-
Netzwerk Motzener Straße e.V. zusammen mit vielen
örtlichen Firmen veranstaltete INDUSTRIEFEST am
22. September 2007. Mit Betriebsführungen, Informa-
tionen über Ausbildungsmöglichkeiten sowie einem
bunten Unterhaltungsprogramm sollen das 40jährige
Bestehen des Industriegebiets gefeiert und der Be-
völkerung Einblicke in das Leben eines modernen
Industriestandorts gegeben werden.
Zu den Projekten, die in nächster Zeit vorrangig
bearbeitet werden sollen, gehört das Thema Aus- und
Weiterbildung. Bereits im ersten Jahr der Vereinsarbeit
haben zwei Unternehmen eine Kooperation bei der
Ausbildung von Mechatronikern vereinbart. Angedacht
ist jetzt eine Zusammenarbeit mit der Fachhochschule
für Wirtschaft (FHW) bei der Weiterbildung von Mit-
arbeitern. In diesem Zusammenhang wird auch über
ein Gründerzentrum diskutiert, das die FHW im Be-
reich der Motzener Straße betreiben könnte.
Insgesamt zeigen die Erfahrungen aus der zweijähri-
gen Aufbauphase, dass es schon jetzt gelungen ist,
die Unternehmer zu mobilisieren, wichtige Projekte
gemeinsam anzugehen und durchzusetzen, die Identi-
fikation von Unternehmern und Beschäftigten mit
ihrem Wirtschaftsraum zu steigern und das Image des
Standorts zu verbessern.
oben: Einladung zum›Industriefest‹unten: Modell des gebiets-bezogenen Kindergartens
© s
tudi
o rit
ter
20 Tempelhof-Schöneberg
›Wir sind gemeinsam aktiv‹
Kontakt
UnternehmensNetzwerk Motzener Straße e.V.
c/o Semperlux AG
fon +49 30 7 20 01 - 131 · fax +49 30 7 20 01 - 240
e-mail kontakt@motzener-strasse.de
www.motzener-strasse.de
bau+artwerkstatt für einrichtungen
PEJA GmbH
Impressum
Herausgeber Bezirksamt Tempelhof-Schönebergvon Berlin, Wirtschaftsberatung undEuropaangelegenheitenJohn-F.-Kennedy-Platz, 10820 Berlin
Projektteam NetzwerkeRegioconsultwww.regioconsult-berlin.dePlanergemeinschaftwww.planergemeinschaft.de
Konzeption/Text Dr. Peter Ring
Umschlagfotos Vorderseite:Extrusions-Blasformmaschine Bekum MaschinenfabrikenRückseite, links von oben nach unten:Titangehäuseproduktion, matinomedical devicesWerkzeugbau bei Novapax Kunststoff-technikProduktion bei India-DreusickeRückseite, rechts von oben nach unten:Glasbrücke von Bartelt & SohnFertigungshalle, Kieback & PeterProduktion KBE profine
Satz und Druck typossatz GmbH Berlinwww.typossatz.de
September 2007
Inhalt
Vorwort 1
Ein Stadtbezirk schreibt Geschichte 2
Zwischen City und südlichem Stadtrand:5.300 Hektar Vitalität und Vielfalt 3Schöneberg: Dienstleistungsschwerpunktund Hochschulstandort 3Südliche Ortsteile: Produzierendes Gewerbe prägt lokale Wirtschaft 5Auf vielen Wegen schnell zu erreichen 7
Vom Maybach-Motor bis zum Mikro-Sensor:Industriegebiete mit Tradition und Zukunft 8IndustriegebietTeltowkanal 8Industriegebiet Großbeerenstraße 11Industriegebiet Motzener Straße 14
UnternehmensNetzwerk Motzener Straße e.V.:Ein Modell kleinräumiger Kooperation 17
Die Wirtschaftsberatung des Bezirksamts Tempelhof-Schöneberg:der kompetente Ansprechpartner für ansässige Betriebe, Existenzgründer undansiedlungsinteressierte Unternehmen
berät über die Fördermöglichkeiten von Vorhaben und Projekten,hilft bei der Suche nach geeigneten Standorten,unterstützt Antrags- und Genehmigungsverfahren,vermittelt Kontakte zu öffentlich-rechtlichen Institutionen und Interessen-vertretungen der Wirtschaft,stellt Daten zur lokalen Wirtschaftsstruktur zur Verfügung,informiert über Fragen der Berufs- und Verbundausbildung sowie über dasbezirkliche Bündnis für Wirtschaft und Arbeit-BBWA.
Das Team der Wirtschaftsberatung Tempelhof-Schöneberg(von links): Sibylle Lohmeyer, Heike Marfilius, Martina Budszuhn (Leitung),Anja Kraatz, Mirka Schuster, Sabine Krüger
Wirtschaftsberatung und Europaangelegenheiten des Bezirksamts Tempelhof-Schöneberg von Berlin
Rathaus SchönebergJohn-F.-Kennedy-Platz10820 Berlinfon +49 30 75 60 42 51fax +49 30 75 60 42 00wirtschaftsberatung@ba-ts.verwalt-berlin.dewww.berlin.de/ba-tempelhof-schöneberg/wirtschaftsfoerderung
Das UnternehmensNetzwerk Motzener Straße wird vonder Europäischen Union im Rahmen des EuropäischenFonds für regionale Entwicklung kofinanziert.
Investition in Ihre Zukunft
Tempelhof-Schöneberg:auch ein starkes Stück Industrie in Berlin
Recommended