VER FFENTLICHUNG DES BA YERISCHEN BEZIRKET AGS...14 FREIT AG, 27. OKTOBER 2017 BAYERISCHER...

Preview:

Citation preview

14 FREITAG, 27. OKTOBER 2017 BAYERISCHER BEZIRKETAG BAYERISCHE STAATSZEITUNG NR. 43

VERÖFFENTLICHUNG DES BAYERISCHEN BEZIRKETAGS

Unterstützung fürdie Klinik-ClownsRegelmäßige Visiten gehören zumKrankenhaus-Alltag dazu. Wenndie „Ärzte“ dann allerdings roteNasen tragen und auf Namen wieDr. Beppo oder Dr. McDudel hö-ren, stehen keine Mediziner, son-dern Clowns der Initiative Klinik-Clowns Bayern e. V. vor der Zim-mertür. Ausgebildete Künstler ge-hen dabei über die Stationen, ver-breiten Spaß und sind vor allemeine Ablenkung für die Kranken.Auch den kleinen Patienten derCnopf’schen Kinderklinik inNürnberg schenken die Klinik-Clowns regelmäßig Freude durchihre Besuche – seit über zehn Jah-ren. Das Engagement der Klinik-Clowns Bayern in verschiedenenmittelfränkischen Einrichtungenbezuschusst der Bezirk mit 2000Euro. Einen symbolischen Scheckübergab Bezirkstagspräsident Ri-chard Bartsch (Zweiter vonrechts) kürzlich an Vereinsmit-glied Andrea Andrade. Diese be-dankte sich: „Wir sind sehr frohüber die Unterstützung durch denBezirk, weil die regelmäßigen Be-suche unserer Clowns in mittel-fränkischen Einrichtungen nurdurch Spenden möglich sind.“

TEXT DISTLER, FOTO ANDRADE

Entwicklungen auf Hochtouren,speziell für den hinzukommen-den Eingliederungsbereich mit 21Bewohnerplätzen. Die Bewohnerund Menschen, die später in dieneue Einrichtung ziehen werden,seien bereits gespannt, da derNeubau eine nicht unerheblicheVeränderung für sie mitbringenwerde. Durch verschiedene, in-tensive Gespräche werde denMenschen aber die Angst vordem Neuen genommen.

Im Pflegeheim Mainkofen sindMenschen mit schweren Behinde-rungen und sehr spezifischen An-forderungen untergebracht, die an-ders seien als in einem herkömm-lichen Alten- und Pflegeheim, soBezirkstagspräsident. Dies stelleauch besondere Anforderungen inSachen Planung und Bau. Alleinedie Altersstruktur der Patienten istnicht vergleichbar. Aktuell ist derjüngste Heimbewohner 22 Jahrealt, der älteste über 90. Heinrichwünschte sich eine „unfallfreieRestbauzeit“, die mit dem Spruchvor dem Rohbau eingeleitet wurde:„Es handelt sich derzeit um dasgrößte Bauvolumen, das je in derGeschichte Mainkofen gestemmtworden ist.“ > E.B.

gung.Architekt Jan in der Beek stellte

beim Festakt im Beisein von Deg-gendorfs Landrat Christian Bern-reiter, Deggendorfs Zweitem Bür-germeister Günther Pammer (bei-de CSU) und der Bezirksräte Mar-gret Tuchen, Cornelia Wasner-Sommer, Rita Röhrl und Toni Del-ler die Maßnahme vor, die sich indas Jugendstilensemble im HerzenMainkofens einfügt.

Ruhige, weiße Fassade

Außen biete das Gebäude eineruhige, weiße Fassade. Innen er-schließe die Galerieöffnung allevier Stationen auf einen Blick mitnatürlich belichteten Fluren. „DieGestaltung der Patientenzimmerkommt insbesondere der längerenVerweildauer der Patienten zuGute und ermöglicht die Ausbil-dung von eigenen Bereichen undder Förderung von Privatsphäre“,so der Planer. Der stellvertreten-de Leiter des Pflegeheims GuidoFleischmann erklärte, neben denBauarbeiten laufen auch im Ver-waltungs- und Pflegebereich die

Der Bezirk Niederbayern in-vestiert 140 Millionen Euro

in die Neustrukturierung des Be-zirkskrankenhauses Mainkofen.Nun ist ein weiteres Etappenzielerreicht worden: Kürzlich wurdedas sogenannte Deckenfest – we-gen des Flachdachs ist es formalkein Richtfest – für das neue Pfle-geheim in Mainkofen gefeiert. Be-zirkstagspräsident Olaf Heinrichbezeichnete den Schritt als wichti-gen Meilenstein im Großprojektder Neustrukturierung der Be-zirkseinrichtung, mit der vor 14Monaten begonnen wurde.

Wie Heinrich ausführte, werdenim Pflegeheim vor allem langjährigpsychiatrisch erkrankte Menschenbetreut, Patienten mit beginnenderDemenz, erheblich mobilitätsein-geschränkte Pflegebedürftige undauch sogenannte „austherapierte“Patienten aus der Forensik.

„In ganz Niederbayern gibt esfür pflegebedürftige Menschen mitseelischer Behinderung keine al-ternativen stationären Angebote“,so Heinrich, der erklärte, die Ver-antwortung liege hier bei den Be-zirken. Bisher verfüge das Pflege-heim über 74 Plätze, verteilt aufzwei Gebäude. Der Standort auf

Der Bezirk Niederbayern investiert 140 Millionen Euro in die Neustrukturierung des Bezirkskrankenhauses Mainkofen

Rohbau für neues Pflegeheim ist fertigden Neubau bezifferte Heinrichmit 16,5 Millionen Euro aus Ei-genmitteln des Bezirks. Ende2018 werde das Objekt fertigge-stellt sein. Mit dem Neubau ste-hen von den insgesamt 92 Pflege-plätzen 21 Plätze im Rahmen derEingliederungshilfe zur Verfü-

dem Areal des BezirksklinikumsMainkofen sei ein enormer Vor-teil, da die ärztliche Versorgunggewährleistet sei. Außerdem be-deute es für die Bewohner desPflegeheims Stabilität, wenn dasHaus nicht einfach umgesiedeltwerde. Die Investitionssumme in

Freuen sich über den fertigen Rohbau (von links): Architekt Jan in der Beek,Matthias Kopf, Leiter des Baureferats am Bezirk Niederbayern, die Bezirks-räte Toni Deller und Cornelia Wasner-Sommer, Landrat Christian Bernreiter,Bezirkstagspräsident Olaf Heinrich, Bürgermeister Günther Pammer, die Be-zirksrätinnen Margret Tuchen und Rita Röhrl und der stellvertretende Leiterdes Pflegeheims Guido Fleischmann. FOTO E.B.

Verständnis wecken und Ängs-te abbauen soll die Wanderaus-stellung „Was geht. Was bleibt.Leben mit Demenz“ des bayeri-schen Gesundheitsministeriums,die ab Mitte Oktober im Foyerdes Rathauses in Oberasbach zusehen ist. Noch bis Freitag, 3.November 2017 können sich In-teressierte dabei über die ver-schiedenen Formen der Demenzinformieren.

Die Ausstellungseröffnungnahm Mittelfrankens Bezirkstags-präsident Richard Bartsch jetztzum Anlass, Oberasbach als eineder ersten DemenzfreundlichenKommunen im Landkreis Fürthhervorzuheben. Er überreichteder Oberasbacher Bürgermeiste-rin Birgit Huber (CSU) eine Ur-kunde, mit der die Stadt offiziellder im Jahr 2013 ins Leben geru-fenen „Initiative Demenzfreundli-che Kommune Mittelfranken“beitritt.

Der Bezirk Mittelfranken un-terstützt das Vorhaben, Städteund Gemeinden zu begleiten, diesich vor Ort beispielsweise umdie Bildung von Netzwerken unddie Entwicklung von bedarfsori-entierten Angeboten in diesemKontext kümmern. > E.B.

Wanderausstellungdes Ministeriumszur Demenz

GASTBEITRAG: „Psychiatrie kann für junge Ärzte ein attraktives Fach sein“

Die jüngste Anhörung des Bun-desverfassungsgerichts AnfangOktober zum Numerus Clausushat für Mediziner einmal mehr dieAufmerksamkeit auf die ärztlicheAusbildung gelenkt: Warum hatsich die Zahl der in Deutschlandberufstätigen ausländischen Ärztein den letzten 20 Jahren nahezuvervierfacht, wenn zugleich nuretwa jeder fünfte Bewerber inDeutschland einen Studienplatzerhält und inzwischen dank EU

zahlreiche Geschäftsmodelle aus-ländischer Hochschulen beste-hen, deutsche Studenten mit Stu-dienabschlüssen zu versorgen?

Während und nach dem Studiumstehen die Ärzte vor einer zu-kunftsweisenden Entscheidung.Denn die Medizin weist ein er-staunlich breites Spektrum von Tä-tigkeiten auf: Urologie, Innere Me-dizin, Chirurgie, Kinderheilkunde,Neurologie, Radiologie sind nur ei-nige Fachdisziplinen, die um dieAbsolventen werben. In diesemFächerkanon kommt der Psychia-trie und Psychotherapie eine Son-derrolle zu. Medizingeschichtlichist das Fach erst im frühen 19. Jahr-hundert als eigenes Fach zur Me-dizin gekommen. Erst Jahrzehntespäter wurde Psychiatrie allgemei-ner Teil einer medizinischen Fa-kultät – und bis heute muss man

wächst also seit Jahren: Laut Bun-desärztekammer waren 2014 mehrals 365 000 Mediziner tätig. Dasspiegelt veränderte Tätigkeiten wi-der – auch in Psychiatrie und Psy-chotherapie. Waren beispielswei-se in der Anstalt Haar im frühen20. Jahrhundert für bis zu 3000Patienten allenfalls ein gutes Dut-zend Ärzte tätig, so hat sich dieZahl heute im kbo-Isar-Amper-Klinikum mindestens um denFaktor 20 erhöht – bei sinkenderBettenzahl. Dies war eine drin-gend notwendige Entwicklung,um eine angemessene Behandlungzu gewährleisten.

Psychiatrie und Psychotherapieist als Fach für junge Ärzte attrak-tiv, da sie die Arzt-Patienten-Bezie-hung in den Mittelpunkt stellt undentsprechend eine ganzheitlicheSichtweise auf den anvertrauten

VonProfessorPeter Brieger,Ärztlicher Direk-tor des kbo-Isar-Amper-Klinikums

Durch die Biographie wird deut-lich, dass er durch die familiäre So-zialisation immer große Problemehatte, sein Selbstbild in krisenhaf-ten Situationen aufrechtzuerhal-ten („psychisch“).

Psychische Erkrankungen sindselten einem Bereich zuzuordnen,sie entstehen vielmehr aus einemWechselspiel bio-psycho-sozialerFaktoren. Entsprechend ist Psy-chotherapie ein integraler Teil derBehandlung. Diese Vielfältigkeit inDiagnostik und Therapie machtdie Tätigkeit interessant und at-traktiv. Die Arbeitszufriedenheitist relativ hoch, trotz aller Belas-tungen und anwachsender Büro-kratie. Insbesondere Kliniken inöffentlicher Trägerschaft engagie-ren sich, um die ärztliche Tätigkeitzu bewahren und weiterzuentwi-ckeln.

sich als Psychiater daran gewöh-nen, von den anderen Fächernmanchmal etwas freundschaftlichbelächelt zu werden.

Dabei ist das Fach das siebt-größte in der Medizin: 2014 gab esmehr als 10 000 Ärzte mit demFacharzttitel „Psychiatrie undPsychotherapie“ – was rund vierProzent aller Fachärzte ent-spricht. Die Mehrzahl von ihnenwar in Kliniken tätig. Verglichenmit allen anderen Facharztbe-zeichnungen nahm die Zahl derFachärzte für Psychiatrie und Psy-chotherapie überdurchschnittlichzu: 3,3 Prozent gegenüber 2,2 Pro-zent im Jahr 2014 – was für die At-traktivität des Faches spricht.

Dennoch gibt es – gerade außer-halb der Großstädte – offene Stel-len und fehlende Bewerber. DieZahl der berufstätigen Ärzte

Menschen möglich ist. VielfältigeBehandlungsformen stehen zurVerfügung: stationär, teilstationär(Tagesklinik), ambulant oder auf-suchend (Hausbesuche). Behan-delt wird im multiprofessionellenTeam mit Pflegekräften, Psycholo-gen, Sozialpädagogen sowie Bewe-gungs- und Kreativtherapeuten. Sogelingt es, naturwissenschaftliche,soziale und psychologisch-biogra-phische Aspekte eines Störungs-bildes zusammen zu führen.

Um die tägliche Arbeit in der Psy-chiatrie zu verdeutlichen, möchteich eine typische Behandlung ver-kürzt vorstellen: Ein Patient, dermit einer Depression in die Be-handlung kommt, hat möglicher-weise eine familiäre („genetische“)Belastung für die Krankheit; aus-gelöst wurde sie aber durch einenArbeitsplatzverlust („sozial“).

Recommended