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Verbändetheorien
HS: Mitregieren in der BRD
Dozent: Dipl. Soz.-wiss. Markus Hoffmann
Referentin: Annalena Jahny
• 1. Wozu brauchen wir Verbändetheorien?
• 2. Welche Verbändetheorien gibt es?
Wozu brauchen wir Verbändetheorien?
• Sie geben Antworten auf die Fragen – nach der Organisationsfähigkeit von Interessen, – nach der Chance staatliche
Entscheidungsprozesse zu beeinflussen, – nach den gesamtgesellschaftlichen
Ordnungsvorstellungen, – nach der Verbandsstruktur.
Pluralismus
• Zahlreiche unterschiedliche Interessen in einer Gesellschaft sind organisierbar und haben die gleiche Chance ihrer Durchsetzung
• Verbände als legitime Teilhaber und Gestalter politischer Willensbildung
• Truman: – Jede Organisation ist theoretisch in der Lage
ihre Interessen durchzusetzen– Soziale und kommunikative
Mangelerscheinungen provozieren den Zusammenschluss gleicher Interessen
• Neopluralismus (Fraenkel)
• Organisierte Interessen stehen im Mittelpunkt des Pluralismus
Neue Politische Ökonomie (NPÖ)
• Ausgangspunkt: homo oeconomicus, Kosten-Nutzen-Abwägung des Individuums („rational-choice“)
• Olson: – Kritiker des Pluralismus
– öffentliche Güter (= kollektive Güter) sind wichtig für die Mitglieder großer Massenorganisationen
– Problem: „free-rider“
– Organisierte Interessen umgehen das Problem durch
• a) Ermöglichung von Aufstiegschancen
• b) spezielle Materielle Anreize („selective incentives“)
• R. Salisbury:– Angebot („supply“) und Nachfrage
(„demand“)
• Junger Forschungszweig: „rent-seeking“– politische Rente (Mindestrente) vs. Profit-Rente
• Kritik: unrealistisches, einseitiges Menschenbild
Korporatismus
• Korporatismus beschreibt ein System der Interessenvermittlung zwischen Staat und Interessengruppen (sind wechselseitig voneinander abhängig)
• Institutionalisierte Beteiligung von Interessengruppen an der Politik
• Politik als Aushandlungsprozess zwischen Staat und Verbänden
• Schmitter: – System der Interessenvermittlung, Bestandteile
organisiert, begrenzte Anzahl singulärer Zwangsverbände
• Fokus: Einbindung von Interessengruppen in einen politischen Formulierungs- und Entscheidungsprozess und deren Lenkungsfunktion in einzelnen Politikfeldern
• Repräsentationsmonopol von Verbänden
Konflikttheorie
• Auch in modernen Demokratien gibt es herrschende Interessen von privilegierten Klassen, Schichten oder Gruppen
• Staatliche Institutionen dienen der Verflechtung von Ökonomie und Politik
• Offe: – Fokus ist der Hauptgegensatz zwischen Kapital
und Arbeit
• Durch unterschiedliche Organisationsfähigkeit von Interessen muss eine abweichende Fähigkeit zum Austrag von Konflikten festgestellt werden; aus der Konfliktfähigkeit resultiert die Chance auf politischen Einfluss
• Politische Einflussmacht beruht auf der Androhung ihres Konfliktpotentials (Streik)
• Kritik: Offe ist zu einseitig auf den Gegensatz von Kapital und Arbeit ausgerichtet.
Theorie der kritischen Masse
• Olsen und Marwell haben zunächst den gleichen Ansatz (Kosten-Nutzen-Analyse)
• Bei Olsen agieren die Individuen unabhängig voneinander; die Theorie der kritischen Masse berücksichtigt aber die Interdependenzen zwischen den Individuen
• „Kritische Masse“: Die Zahl an Mitgliedern, welche bereit sind, ihre eigenen Ressourcen, Zeit und Geld einzubringen.
• Fokus: betrachtet die Komplexität sozialer Interaktionen innerhalb der Gruppen
• Zur kollektiven Handlung kommt es, wenn der Kern der Gruppe mehrere Personen zu einem Engagement bewegen kann
Dritter-Sektor-Theorie
• „Dritter Sektor“: Kennzeichnet den Bereich organisierter Interessen, die nicht zu den Sektoren Staat und Markt gehören.
• Sie sind Mittler zwischen Markt, Staat und Gesellschaft
• Fokus: Rahmenbedingung für Partizipation und bürgerschaftliches Engagement
• Kriterien für Organisationen des Bereichs dritter Sektor:– Geringes Maß an Amtlichkeit– Wenig hierarchisch– Weder eigenwirtschaftliche noch ökonomische
Ziele („non-profit-constraint“)– Nehmen keine hoheitliche Aufgaben wahr
• Kriterien der jüngeren Forschung:– Formal rechtliche, auf Dauer angelegte
Organisation – Keine öffentliche Einrichtung, nicht Teil der
öffentlichen Verwaltung– Unabhängig und verwalten sich selbst– „non-profit-constraint“– Dienen nicht der Förderung von
Partikularinteressen oder der Rekrutierung politischen Personals
– Nicht voll professionalisert, ehrenamtliche Mitarbeiter
Netzwerktheorie
• Netzwerk (nach U. Pappi/ T. König): Beziehungsgeflecht von an einem Politikfeld interessierten und einflussreichen Akteuren.
• Netzwerk soll dem Erstellen eines Kollektivgutes oder einer Interessenformulierung dienen
• Fokus der Theorie: auf drei Stadien des policy-Prozesses: Problemwahrnehmung, Agenda-Setting, Politikentwicklung
• Innerhalb eines Politikfeldes bildet sich ein Netzwerk und es kommt zwischen den Akteuren zum Austausch wichtiger Informationen; eine Informationspreisgabe bedingt eine qualitativ vergleichbare Information zu bekommen
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