View
217
Download
3
Category
Preview:
Citation preview
Lawinen
Die Lawinenarten
Die Schneebrettlawine:- es kommt zu linienförmigen Ausriss - dieser Ausriss liegt quer zum Hang - zunächst rutschen Schichten der Schneedecke
zusammenhängend über eine Gleitschicht ab - für Schneesportler und Bergsteiger stellt diese Lawine die
klassische Gefahr dar - bei einer Hangneigung zwischen 30 und 50 Grad treten die
Schneebrettlawinen sehr häufig auf Die Lockerschneelawine:
- bei einer Lockerschneelawine ist der Anriss punktförmig - die Lawine wächst aufgrund einer Kettenreaktion immer weiter
an - Damit Energie, die benötigt wird, auch aufkommen kann,
benötigt diese Lawine einen steileren Hang als Schneebrettlawine
- Meist treten die Lockerschneelawinen bei Neigungen eines Hanges zwischen 40 und 60 Grad auf
Die Staublawine:- Wenn eine große Schneemasse einen Hang hinabstürzt,
entstehen Staublawinen, da weiterer Schnee in die Masse aufgenommen wird
- Dabei wird der Schnee aufgewirbelt, wobei immer ein Luft-Schnee-Gemisch entsteht
- Geschwindigkeiten bis zu 300 km/h Die Eislawine:
- durch die Gletscherbewegungen haben sich im Laufe der Zeit die Eislawinen gebildet
- das Eis wird bis zum Ende eines Gletschers bewegt und stürzt dann in die Tiefe
Lawinenentstehung - hängt wesentlich von den Eigenschaften der Schneedecke ab - es gibt zwei grundsätzlich verschiedene Arten von Lawinen:
Lockerschneelawinen und Schneebrettlawinen - In Schönwetterperioden beeinflusst das Wetter die
Schneeoberfläche (Oberflächenreif bilden oder anderweitige ungünstige Umwandelung)
- die durch den nächsten Schneefall abgelagerte Schicht findet nicht genügend Halt
- Gleitet diese Schneeschicht von selbst ab, spricht man von einer spontanen Auslösung
- Innerhalb weniger Sekunden können sich grosse Hangteile ablösen (Bruchgeschwindigkeit um die 20 m/s)
- Die Schneetafel zerbricht und donnert mit schnell zunehmender Geschwindigkeit ins Tal
- Trockene Schneebrettlawinen erreichen Geschwindigkeiten von 50-100 km/h
- In sehr steilem Gelände kann sich aus einer trockenen Schneebrettlawine während des Absturzes eine Staublawine entwickeln, die 200-300 km/h schnell werden kann
- Auch wenn die Schwachschicht unter dem Schneebrett das Gewicht des darüberliegenden Schnees trägt, kann sie trotzdem immer noch eibrechen, wenn ein Schneesportler auf ihr ist, was dann zum Abgleiten der ganzen Schneetafel führt (künstliche Auslösung)
- Aufgrund der Erdoberfläche und der Wechselwirkung von Gelände und Wetter (Sonnenstrahlen, Wind etc.) können die Eigenschaften der Schneedecke räumlich und zeitlich stark variieren
- Es ist daher bis heute nicht möglich, den genauen Ort und Zeitpunkt eines Lawinenfalls vorherzusagen
Lawinenforschung
Lawinen werden durch Modellversuche, Computersimulation oder künstlich ausgelöste Lawinen (z.B. WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos) erforscht.
Feldversuche werden gemacht, damit man die Gefahr richtig einschätzen kann →Schneeprofile werden erstellt um Schichten und Formen der Schneekristalle analysieren zu können, Rutschblöcke werden angelegt
- Rutschblock: 2m langer (hangparallel) 1,5m breiter Schneeblock wird freigelegt, nur noch hangaufwärts gelegene Seite ist mit der Schneedecke verbunden, auf der Vorderseite wir das Schneeprofil erstellt, die Rückseite wir mit einer Reepschnur abgeschnitten
- Wenn der Block sich schon beim Abschneiden oder beim Graben löst ist die Schneedeckenstabilität sehr schwach → hohe Lawinengefahr
- Block wird von Person mit Skiern betreten, diese Person wippt, wenn der Block sich löst ist die Stabilität schwach
- Person springt auf Block, unterschiedlich schnell und intensiv, wenn der Block sich löst ist die Stabilität schwach bis mäßig
- Letzer Test: Person springt ohne Ski auf Block, wenn er sich erst dann löst ist die Lawinengefahr gering
- Je stufenförmiger die Bruchfläche des Blockes ist, desto sicherer; glatte Bruchstelle kann zu einem großen Bruch werden und weist so auf größere Gefahr hin
Seit 2000 wird versucht Satellitenbilder in der Forschung zu benutzen; durch Vergleiche stellt man die Art der Schneekristalle fest, jede Schneeart reflektiert das Licht unterschiedlich stark →Nachteil: nur oberste Schicht wird gezeigt, erschwert die genaue Analyse der Situation
Ebenfalls werden Messinstrumente wie Radar, SnowMicroPen und Nahe-Infrarot-Kameras genutzt um die Schneedecke, deren Wechselwirkung mit der Atmosphäre und die Entstehung und Dynamik von Lawinen untersucht und Maßnahmen zum Schutz erstellt
Computermodelle die die Schneedecke simulieren oder Lawinenabgänge berechnen werden auch verwendet → liefern wichtige Infos für die Warnung oder Berechnung von Gefahrenzonen
Lawinenwarnungen und Lawinenschutz:
In den Alpenländern, den USA, Kanada und Japan wird ein großer Aufwand betrieben, um die Bevölkerung vor Lawinenabgängen zu schützen.
Lawinengefahr:
- Gefahrestufe 1-5 -Lawinenwarndienste geben täglich die Stufe bekannt
- Beurteilung der Lawinengefahr: -> Lawinenlagebericht -> eigene Beobachtungen -> meteorologische Entwicklungen -> Schneedeckenaufbau
Lawinenschutz:
passive Lawinenschutzmaßnahmen:
- dienen größtenteils der Prävention (Schutz der Bevölkerung) ->Aufstellen von Lawinenverbauten -> Entziehung einer Baugenehmigung oder Anordnung einer Evakuierung in gefährdeten Gebieten
aktive Lawinenschutzmaßnahmen:
- soll Entstehung von Lawinen vorbeugen -> z.B. Wälder - künstliche Schutzbauten vor allem in Skigebieten: Netze, Gitter
-> so wird Schneedecke unterteilt oder es werden Schneeanhäufungen an kritischen Punkten verhindert
- Lawinensprengung -> mithilfe von Hubschraubern (o.Ä) wird Sprengstoff an kritische Stellen gebracht, um kontrollierte kleine Lawinen zu lösen
temporäre Lawinenschutzmaßnahmen:
- werden kurzfristig eingesetzt und auf Zeitpunkt, Ort und Ausmaß der Lawinengefahr bestimmt; z.B. Straßensperrungen oder Evakuierungen
permanente Lawinenschutzmaßnahmen:
- technische, forstlich- biologische und raumplanerische Maßnahmen; z.B. Schutzbepflanzung
- Aufklärung von Betroffenen oder Interessierten über Schnee- und Lawinenvorgänge
Verhalten bei Lawinenabgang: wenn man von einer Lawine erfasst zu werden droht: (keine Erfolgsgarantie, jedoch höhere Überlebenschance) nicht sehr effektiv: -Schussflucht
- geschicktes Reiten auf der Lawine- Schwimmbewegung in den Schneemassen
effektivere mitgeführte Rettungsmittel:
- Lawinen-Airbag - Avalung (Art Schnorchel) => Ski, Snowboard und Stöcke wirken wie Anker! ! also: Ski, Snowboard lösen, Stöcke wegwerfen !
Kameradenhilfe durch Anwesende kann lebensrettend sein
Lawinenrettung:
- Eigenschutz muss gewährleistet sein (Nachlawinen!)- -zügige Rettung; Absuchen der Oberfläche nach
Kleidungstücken oder Ausrüstungsteilen - elektronische LVS- Geräte (Lawinenverschüttetensuchgerät) - Lawinensonde um Standort und Tiefe des Verschütteten besser
zu lokalisieren - Freilegen des Verschütteten -> Erste Hilfe - falls Verschütteter unterkühlt, vorsichtiges bergen -> zu starke
Bewegungen können den Kreislauf anregen -> es droht der Bergungstod Lawinenhunde können auch benutzt werden
Maßnahmen beim Aufenthalt im Gelände:
- es muss ein "JA- oder NEIN" Entscheidung für die Begehung des Hanges getroffen werden
- um Risiko einzuschätzen ist ein entsprechendes Wissen, Kompetenz und Erfahrung nötig
- Ausrüstung: LVS-Gerät, Lawinenschaufel, Lawinensonde, Erste-Hilfe-Ausrüstung, Kommunikationsmittel zur Verständigung der Bergrettung
Große Lawinenunglücke
- Letzte 100 Jahre ca 100 Tote durch Lawinenabgänge pro Jahr- 11. Januar 1954: Voralberg →Lawine zerstört Blons, 118
Menschen in Häusern verschüttet, 9 Stunden später verschüttet eine zweite Lawine Großteil der Rettungsmannschaften, 55 Tote können geborgen werden, 2 weitere Opfer bleiben verschollen
- Ebenfalls am 11. Januar 1954: Schweiz →23 Einheimische und 10 Touristen sterben
- 3. Januar 2010: Diemtigtal →Skitourgruppe löst Lawine aus, welche ein Mitglied verschüttet, bei der Bergung werden zwölf weitere Personen durch eine Nachlawine begraben, 7 von ihnen haben dies nicht überlebt
Recommended