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Vortrag beim 11. Forum Medienkompetenz, 16.09.2009, Koblenz
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Social-Web-Angebote im Alltag von Jugendlichen
Dr. Jan-Hinrik Schmidt
Wissenschaftlicher Referentfür digitale interaktive Medien und politische Kommunikation
Koblenz, 16.09.2009
Social Web Seite 2 von 12
Grundlage: Empirische Studie
• Ergebnisse eines 15-monatigen Projekts zur
Internetnutzung von Jugenlichen und jungen
Erwachsenen
– Kombination von Gruppendiskussionen,
leitfadengestützten Interviews, Fallstudien zu Plattformen
sowie eine bevölkerungsrepräsentative telefonische
Befragung unter 12- bis 24jährigen (N=650; Feldzeit
Oktober/November 2008)
– Im Auftrag der LfM Landesanstalt für Medien
Nordrhein-Westfalen
– Bearbeitet vom Hans-Bredow-Institut und der Universität
Salzburg
Schmidt, Jan/Ingrid Paus-Hasebrink/ Uwe Hasebrink (Hrsg.) (2009): Heranwachsen mit dem Social Web. Berlin: Vistas.
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Was geschieht?
Im Social Web sinken die Hürden für onlinebasiertes…
www.flickr.com/photos/44029537@N00/12760664/
– Identitätsmanagement (Darstellung individueller Interessen, Erlebnisse, Meinungen, Kompetenzen, etc.) z.B. Weblogs, Twitter, YouTube
http://flickr.com/photos/mylesdgrant/495698908/
– Beziehungsmanagement (Pflege von bestehenden und Knüpfen von neuen Beziehungen)
z.B. studiVZ, XING
http://www.flickr.com/photos/axels_bilder/1267008046/
– Informationsmanagement (Selektion und Weiterverbreitung von relevanten Daten, Informationen, Wissen- und Kulturgütern)
z.B. Wikipedia, Tagging
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Praktiken und Entwicklungsaufgaben
Praxis Entwicklungsaufgabe Schlüsselfrage Beispiele
Identitäts- management
Selbstauseinandersetzung Wer bin ich? •Profilseite ausfüllen•Video hochladen
Beziehungs- management
Sozialauseinandersetzung Welche Position nehme ich in der Gesellschaft ein?
•Kontaktanfrage stellen oder bestätigen•Persönliche Nachricht schicken
Informations- management
Sachauseinandersetzung Wie orientiere ich mich in der Welt?
•In der Wikipedia recherchieren•YouTube-Video bewerten
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„Welches Medium ist am Besten geeignet,…..“(in %; angegeben sind erste oder zweite Wahl)
Quelle: Schmidt/Paus-Hasebrink/Hasebrink 2009
n=650 TV Radio Internet Zeitung Zeitschr.nichts davon
Wenn Du Dich informieren möchtest, was in der Welt los ist
60,1 16,7 66,2 47,7 7,8 1,5
Wenn Du Dich ausruhen möchtest. 69,3 48,7 29,3 10,1 24,8 17,8
Wenn Du Informationen zu einem konkreten Problem suchst, das Dich beschäftigt.
26,6 7,1 93,3 27,1 38,2 10,4
Wenn Du erfahren willst, was gerade „in“ oder „out“ ist. 55,3 8,3 71,3 10,2 45,0 10,0
Wenn Du für Dich allein sein willst. 62,6 32,7 55,1 11,2 24,3 14,1
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„Welcher Kanal ist am Besten geeignet, um…..“ (in %; angegeben ist erste Wahl)
Quelle: Schmidt/Paus-Hasebrink/Hasebrink 2009
F-2-F Brief SMS E-Mail Telefon IM SNSHome-page
Keiner
Dich zu verabreden 15,8 0,4 19,8 1,0 49,2 12,7 0,8 0,2 0,1
Mit Freunden zu plaudern 44,0 0,2 2,1 0,6 33,1 17,6 2,0 0,2 0,2
Neue Leute kennen zu lernen 45,5 0,4 0,6 2,3 1,6 29,4 17,8 1,3 1,0
Zu Flirten 59,6 0,6 3,7 1,8 5,3 19,9 6,5 0,2 2,4
Eine Beziehung zu beenden 87,6 2,1 2,8 0,9 5,3 0,4 0,0 0,0 0,9
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Verbreitung ausgewählter Anwendungen unter 12-24jährigen (in %)
90,6
70,1
54,8
49,1
39,2
30,2
27
14,4
12,3
2,9
90,3
83,3
60,4
59,5
65,7
9,3
34,4
22,8
11,3
2,6
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
YouTube
Wikipedia
ICQ
schuelerVZ
StudiVZ
MyVideo
MySpace
Wer kennt wen
Gesamt 15-17
„Zumindest einmal pro Woche“; Quelle: Schmidt/Paus-Hasebrink/Hasebrink 2009
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Artikulierte soziale Netzwerke
Nutzer von Netzwerkplattformen (~76% der 12-24jährigen)
Haben im Durchschnitt: 130 Freunde
Haben davon bereits face-to-face getroffen
die meisten: 85 Prozent
weniger als die Hälfte: 5 Prozent
Sehen als enge Freunde an
die meisten: 15 Prozent
weniger als die Hälfte: 62 Prozent
Auf Netzwerkplattformen…
… artikulieren sich „weak ties“.
… entstehen persönliche Öffentlichkeiten.
… werden „Networking“-Kompetenzen vermittelt.
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Problematisches Nutzungsverhalten (in %)
Ge-samt
Männ-lich
Weib-lich
12-14 Jahre
15-17 Jahre
18-20 Jahre
21-24 Jahre
Schon mal von jemandem im Internet belästigt worden
28 27 29 25 25 37 26
Ohne Einverständnis wurden Fotos oder Informationen ins Internet gestellt
13 14 11 8 11 17 14
Schon selbst Dinge ins Internet gestellt, über die sich jemand beschwert hat
9 12 5 6 5 17 6
„bereits vorgekommen“; Quelle: Schmidt/Paus-Hasebrink/Hasebrink 2009
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Risikobereiche
Risiko kann entstehen durch Unterschätzung...
Beispiele
… der Reichweite Nutzer wähnen sich in geschlossenen (privaten) Communities; Personalverantwortliche recherchieren in Onlineverzeichnissen nach Bewerbern oder Mitarbeitern
… der Nachhaltigkeit „Virtuelle Jugendsünden“ wie (peinliche) Fotos, unbedachte Äußerungen oder Beteiligungen an Gruppen bleiben auffindbar
… der (Eigen-)Dynamik von Interaktionen
Fotos oder Videos werden über Plattformgrenzen hinweg an ungewollte Öffentlichkeiten verbreitet oder dort verlinkt
… der Datensammlung Persönliche Daten werden missbräuchlich weiter geleitet oder intransparent erhoben
… der investierten Zeit Wachsendes Onlinenetzwerk erhöht Zeitaufwand für die digitale Beziehungspflege
Quelle: Schmidt/Paus-Hasebrink/Hasebrink 2009
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Fazit
1. Ein Reiz des Social Web besteht in den gesteigerten Möglichkeiten, sich mit den eigenen Interessen, Hobbies, Erlebnissen o.ä. zu präsentieren und so bereits bestehende soziale Beziehungen über einen weiteren Kanal pflegen
2. Für Jugendliche unterstützt das Social Web Praktiken und Handlungsweisen, die elementar zum Prozess des Heranwachsens gehören: Das Herausbilden und Festigen der eigenen Identität, die Verortung in sozialen Gruppen und die Orientierung in der Welt
3. Jugendliche erlernen im Social auch Fertigkeiten, die in der gegenwärtigen Gesell-schaft („Wissensgesellschaft“, Leitbild der vernetzten Individualität) vonnöten sind
4. Nutzungsweisen finden unter Kommunikationsbedingungen statt, die die Grenzen zwischen Privatsphäre und Öffentlichkeit verschieben; die Konventionen und Erwartungen über den Umgang mit solchen „persönlichen Öffentlichkeiten“ werden gerade erst gesellschaftlich ausgehandelt
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Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Dr. Jan-Hinrik Schmidt
Hans-Bredow-Institut
Warburgstr. 8-10, 20354 Hamburg
j.schmidt@hans-bredow-institut.de
www.hans-bredow-institut.de
www.schmidtmitdete.de
www.dasneuenetz.de
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Weiterführende Literatur
– ARD-ZDF-Onlinestudie 2009:– Van Eimeren, Birgit/Beate Frees (2009): Der Internetnutzer 2009 – multimedial und total
vernetzt? Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2009. In: Media Perspektiven, Nr. 7, 2009, S. 334-348. Online verfügbar: http://www.media-perspektiven.de/uploads/tx_mppublications/Eimeren1_7_09.pdf.
– Busemann, Martin/Christoph Gscheidle (2009): Web 2.0: Communitys bei jungen Nutzern beliebt. In: Media Perspektiven, Nr. 7. S. 356-364. Online verfügbar: http://www.media-perspektiven.de/uploads/tx_mppublications/ Busemann_7_09.pdf .
– Schmidt, Jan (2009): Das neue Netz. Merkmale, Praktiken und Konsequenzen des Web 2.0. Konstanz: UVK.
– Schmidt, Jan/Ingrid Paus-Hasebrink/Uwe Hasebrink (Hrsg.)(2009): Heranwachsen mit dem Social Web. Berlin: Vistas.
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Was geschieht im neuen Netz? Diagnosen.
„Commons-Based Peer Production“ (Yochai Benkler)
„Produsage“ (Axel Bruns)
„Convergence Culture“ bzw. „Participatory
Culture“ (Henry Jenkins)
Das neue Netz
(Erscheint am 18.9.2009)
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