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Webstrategie für einfachere Anbindung von Vertriebspartnern über das Internet Versicherer steigern Marktchancen mit automatisierten Web- Schnittstellen Traditionsreiche Branchen wie die Versicherungswirtschaft haben bisweilen ihre Not mit dem Web: Einerseits profitieren Anbieter längst von den schier grenzenlosen Marketing- und Verkaufsmöglichkeiten, doch bremsen auf der anderen Seite alte Strukturen und Papierfraktionen eine konsequente Internet-Nutzung. Ein großer Versicherer setzt nun auf eine einheitliche Web-Strategie, um Partner zügiger, effizienter und günstiger in die Unternehmensprozesse zu integrieren. ür Dienstleistungsbranchen wie Versicherungen bildet das Internet eine ideale Infrastruktur: Die Unternehmen erhalten darüber endlich einen direkten Zugang zum Kunden und können neue Vertriebswege beschreiten. Gleichzeitig profitieren auch die klassischen Prozesse, indem beispielsweise Makler per Web direkt auf Tarif-, Antrags- und Bestandsanwendungen zugreifen. Den Takt aber geben in der traditionsreichen Branche immer noch Brief und Fax vor – Konflikte mit dem Echtzeit-Medium Internet sind da vorprogrammiert. Regelmäßig sichtbar wird das, wenn Web-Unternehmen oder Vertriebspartner um Kooperationen anfragen. Möchte beispielsweise ein Autoportal den Verkauf von KFZ-Policen als Zusatzservice anbieten, laufen solche Anfragen bei den großen Versicherern sehr oft ins Leere, weil die IT für die entsprechende Schnittstellen-Implementierungen Monate, benötigt. Das ist zu lange für eine Branche, die in Tagen und Wochen denkt. Woran es bei vielen Versicherern hapert ist eine schlüssige Web-Strategie, wie nun auch eine aktuelle Studie des Münchner Software- und Beratungsunternehmens Metafinanz in Zusammenarbeit mit der Hochschule München belegt. Die Untersuchung, an der sich 46 deutsche Assekuranzunternehmen beteiligten, liefert einen Überblick über die aktuellen Aktivitäten der Branche im Internet. Studie: Versicherer bei Services im Web noch zurückhaltendend Der Studie zufolge sind Online-Services für Versicherungspartner noch keine Selbstverständlichkeit. So bieten etwa 30 Prozent der Versicherer ihren Partnern noch gar keine Möglichkeit, um online Versicherungsangebote einzuholen. Von den 70 Prozent, die Dienste über das Web bereitstellen, realisieren das 45 Prozent in Form von Web-Service-Schnittstellen. Den Zugriff per Webportal bieten 41 Prozent, während 2 Prozent ein Portlet als wiederverwendbares Oberflächenmodul für Webseiten einsetzen. Mit einem recht unterschiedlichen Angebotsportfolio präsentieren sich die Assekuranzen im Web. Immerhin 91 Prozent stellen ihre Produktinformationen aus, 65 Prozent ermöglichen Schadensmeldungen über ein Browserformular, 54 Prozent erstellen Angebote, 45 Prozent einen Vertragsabschluss und 43 Prozent bieten eine Tarifierung an. Befragt wurden die Unternehmen auch hinsichtlich der verwendeten Standards bei der Anbindung der Partneranwendungen an die Versicherungssysteme. GDV nimmt hier als branchenweit erster umfassender Standard mit 54 Prozent den Löwenanteil ein. Die Alternative F

Webstrategie für einfachere Anbindung von Vertriebspartnern über das Internet

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[12.11.2010] Traditionsreiche Branchen wie die Versicherungswirtschaft haben bisweilen ihre Not mit dem Web: Einerseits profitieren Anbieter längst von den schier grenzenlosen Marketing- und Verkaufsmöglichkeiten, doch bremsen auf der anderen Seite alte Strukturen und Papierfraktionen eine konsequente Internet-Nutzung. Ein großer Versicherer setzt nun auf eine einheitliche Web-Strategie, um Partner zügiger, effizienter und günstiger in die Unternehmensprozesse zu integrieren.

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Webstrategie für einfachere Anbindung von Vertriebspartnern über das Internet

Versicherer steigern Marktchancen mit automatisierten Web-

Schnittstellen

Traditionsreiche Branchen wie die Versicherungswirtschaft haben bisweilen ihre Not

mit dem Web: Einerseits profitieren Anbieter längst von den schier grenzenlosen

Marketing- und Verkaufsmöglichkeiten, doch bremsen auf der anderen Seite alte

Strukturen und Papierfraktionen eine konsequente Internet-Nutzung. Ein großer

Versicherer setzt nun auf eine einheitliche Web-Strategie, um Partner zügiger,

effizienter und günstiger in die Unternehmensprozesse zu integrieren.

ür Dienstleistungsbranchen wie Versicherungen bildet das Internet eine ideale

Infrastruktur: Die Unternehmen erhalten darüber endlich einen direkten Zugang zum

Kunden und können neue Vertriebswege beschreiten. Gleichzeitig profitieren auch die

klassischen Prozesse, indem beispielsweise Makler per Web direkt auf Tarif-, Antrags- und

Bestandsanwendungen zugreifen. Den Takt aber geben in der traditionsreichen Branche immer

noch Brief und Fax vor – Konflikte mit dem Echtzeit-Medium Internet sind da vorprogrammiert.

Regelmäßig sichtbar wird das, wenn Web-Unternehmen oder Vertriebspartner um

Kooperationen anfragen. Möchte beispielsweise ein Autoportal den Verkauf von KFZ-Policen als

Zusatzservice anbieten, laufen solche Anfragen bei den großen Versicherern sehr oft ins Leere,

weil die IT für die entsprechende Schnittstellen-Implementierungen Monate, benötigt. Das ist zu

lange für eine Branche, die in Tagen und Wochen denkt.

Woran es bei vielen Versicherern hapert ist eine schlüssige Web-Strategie, wie nun auch eine

aktuelle Studie des Münchner Software- und Beratungsunternehmens Metafinanz in

Zusammenarbeit mit der Hochschule München belegt. Die Untersuchung, an der sich 46

deutsche Assekuranzunternehmen beteiligten, liefert einen Überblick über die aktuellen

Aktivitäten der Branche im Internet.

Studie: Versicherer bei Services im Web noch zurückhaltendend

Der Studie zufolge sind Online-Services für Versicherungspartner noch keine

Selbstverständlichkeit. So bieten etwa 30 Prozent der Versicherer ihren Partnern noch gar keine

Möglichkeit, um online Versicherungsangebote einzuholen. Von den 70 Prozent, die Dienste

über das Web bereitstellen, realisieren das 45 Prozent in Form von Web-Service-Schnittstellen.

Den Zugriff per Webportal bieten 41 Prozent, während 2 Prozent ein Portlet als

wiederverwendbares Oberflächenmodul für Webseiten einsetzen.

Mit einem recht unterschiedlichen Angebotsportfolio präsentieren sich die Assekuranzen im

Web. Immerhin 91 Prozent stellen ihre Produktinformationen aus, 65 Prozent ermöglichen

Schadensmeldungen über ein Browserformular, 54 Prozent erstellen Angebote, 45 Prozent einen

Vertragsabschluss und 43 Prozent bieten eine Tarifierung an.

Befragt wurden die Unternehmen auch hinsichtlich der verwendeten Standards bei der

Anbindung der Partneranwendungen an die Versicherungssysteme. GDV nimmt hier als

branchenweit erster umfassender Standard mit 54 Prozent den Löwenanteil ein. Die Alternative

F

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BiPRO, die eine kostenpflichtige Verbandsmitgliedschaft voraussetzt, wird von 24 Prozent

verwendet. 26 Prozent entwickeln ihre Schnittstellen selbst –meist aus Gründen der höheren

Flexibilität oder Implementierungsgeschwindigkeit. Ein klarer Trend zeichnet sich laut dieser

Studie in Richtung Automatisierung und Standardisierung der Partneranbindung ab. 80 Prozent

der Versicherer haben ein solches Projekt bereits realisiert oder sind in der Vorbereitungsphase.

Mit der richtigen Webstrategie zur Partneranbindung

Um das Ziel einer schnelleren Partneranbindung zu erreichen, empfiehlt sich ein strategisches

Vorgehen, das sowohl die fachlichen wie auch technischen Anforderungen berücksichtigt. Im

Folgenden wird basierend auf den Erfahrungen eines Kundenprojekts zur einheitlichen

Vorgehensweise bei Partneranbindungen ein erfolgversprechender Ansatz dargestellt. Dabei gilt

es zunächst, vorab die zu erreichenden Ziele zu definieren. Die grundlegenden Anforderungen

aus Sicht der potenziellen Kooperationspartner lauten wie folgt:

Unterstützung des Geschäftsprozesses

Produktanpassungen bei Bedarf

Lieferung der Schnittstelle

Umsetzung der Software

Partnerdokumentation

Erfüllung der Sicherheitsanforderungen

In der Vergangenheit setzte die IT die Punkte 3 bis 5 jeweils kundenindividuell um, was neben

dem hohen zeitlichen Aufwand auch immer wieder enorme Kosten verursachte. Im Zuge einer

Web-Strategie verringert sich der Aufwand deutlich, weil die Schnittstellendefinition und die

Implementierung der Software lediglich einmal pro Sparte, beim ersten Kooperationspartner

durchzuführen ist. Alle weiteren Partneranbindungen bedürfen keiner weiteren Programmierung,

sondern lediglich eines minimalen Konfigurationsaufwands. Die Software lässt sich somit in

jedem Projekt wiederverwenden und die Dokumentation muss lediglich partnerspezifisch

angepasst werden.

Fachliche Anforderungen an Web-Schnittstellen

Im Rahmen des Beispielprojekts wurden zunächst einige fachliche Anforderungen definiert.

»Wiederverwendbarkeit« lässt sich beispielsweise in Form von Portlets realisieren, die als

Webseitenmodule vorgefertigt werden. Sie stehen dann als Funktionselemente in einem

Unternehmens-Repository zur Verfügung, lassen sich mit wenig Aufwand anpassen und in

beliebige Partnersites integrieren. Beispiele dafür wären Portlets für Unfalltarifierung, KFZ-

Tarifierung oder Haftpflicht-Antragsübernahme.

Als weiterer zentraler Punkt steht »Komplettabdeckung« für eine breite

Schnittstellenimplementierung, die alle potenziellen Partner – vom Haftpflicht-Vergleichsportal

bis zum Spezialmakler für Unfallversicherung – gleichermaßen adressiert. Vollständigkeit

bezieht sich dabei auch auf die Gesamtheit der Versicherungssparten wie Sach, Kraft, Kranken

und Leben sowie die Gesamtheit aller Geschäftsvorfälle wie Tarifierung, Antragsprüfung,

Antragsübernahme und Vertragsanzeige.

»Flexibilität« gehört ebenfalls zu den fachlichen Anliegen der Partner, die damit insbesondere

eine schnelle Reaktion der Versicherer meinen. Um das zu erreichen, formulierte man das

Prinzip »Konfigurieren statt Implementieren«. Statt alle partnerspezifischen Funktionen in den

Programmcode zu implementieren, muss die Software so weit wie möglich konfigurierbar

erstellt werden. Auf diese Weise sind sogar fachliche Anpassungen ohne Einbindung der IT-

Abteilung möglich. Dasselbe gilt auch für die Backendsysteme, die im Sinne eines flexiblen

Änderungsprozesses ebenfalls gerüstet sein sollten für geänderte Anforderungen.

Webservices oder Portlets

Der Zugriff auf die Versicherungssysteme findet in der Praxis auf zwei Wegen statt: Entweder

über Webservice-Schnittstellen oder über eine Weboberfläche (Portlet). Fällt die Wahl auf

Webservices, sollte gemäß der Webstrategie eine Schnittstelle nach dem gleichem Schema für

alle Sparten geschaffen werden. Sie sollte zudem erweiterbar sein, um jederzeit neue Sparten,

Geschäftsvorfälle Produktneuentwicklungen zu unterstützen. Die Schnittstelle darf dabei weder

von den bisherigen Backendsystemen noch von einzelnen Projektanforderungen an eine

Oberfläche abhängig sein. Auch anbieterspezifische Begriffe sollten weitgehend vermieden

werden. Im Beispielprojekt adressierte die Webservice-Schnittstelle drei technische Szenarien:

Entweder greift eine Clientanwendung auf die unternehmensweit einheitliche WS-Schnittstelle

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zu, alternativ steht ein BiPRO- oder GDV-XML-Adapter dazwischen, falls es sich um

entsprechend ausgelegte Partneranwendungen handelt.

Eine weitere Zugriffsmöglichkeit für Partner sind Portlets. Da es sich um bereits vorgefertigte

Mini-Weboberflächen handelt, können Portlets sowohl in die Seiten des Versicherungsanbieters

selbst als auch in externe Partnerseiten (als Remote-Portlet) eingebunden werden, sofern

infrastrukturseitig die Voraussetzungen gegeben sind. Die Funktionalität dafür muss nur einmal

implementiert werden. Bei fachlichen Änderungen fällt damit nur ein einmaliger

Programmieraufwand an, weitere Anpassungen für jede neue Partneranbindung sind

überflüssig. Der Einfachheit halber sollten die Portlets so umgesetzt sein, dass sie sich über

dokumentierte Textdateien oder datenbank-basierte Oberflächen konfigurieren lassen – also

auch ohne Unterstützung der IT-Abteilung.

Praktischer Einsatz von Standardschnittstellen

In zwei Projekten konnte Metafinanz in Zusammenarbeit mit einem großen Versicherer bereits

den Praxisnutzen der Webstrategie darlegen. Im ersten Fall handelt es sich um ein

Schnittstellenprojekt für eine Tierkrankenversicherung. Das Portlet für die Tarifberechnung und

Antragsdatenerfassung wurde in einem auf Hundethemen spezialisierten Verlagsportal sowie in

leicht modifizierter Form auf der Anbieterwebsite integriert. Die Backend-Anbindung erfolgt über

den entsprechenden Tierkrankenversicherungs-Webservice. Im zweiten Projekt integrierte eine

Bank als Vertriebspartner einen Tarifrechner für eine spezielle Unfallversicherung mit

garantierter Beitragsrückzahlung (UBR). Für die Erfassung aller Antragsdaten kommt schließlich

ein Portlet zum Einsatz, das die aufgenommenen Daten über den UBR-Webservice in die

Versicherungs-Backends schickt.

Martin Burbulla

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Martin Burbulla, Senior Consultant Web-Technologien, Metafinanz Informationssysteme GmbH

Partner können auf verschiedene Arten mit den Backend-Systemen des VUs

zusammenarbeiten. Je vielfältiger die gebotenen Möglichkeiten sind, desto mehr

Partner können angebunden werden.

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Ein Portal ist eine Ansammlung von Portlets, die sich für den Benutzer als eine

Anwendung darstellen. Die Web-Strategie sieht die Verwendung von Portlets in

eigenen, sowie in Portalen von Partnern vor.

Die Duplizierung von Code führt zu einem nicht kontrollierbaren Wildwuchs, der sehr

schwer wartbar ist. Dies soll im Rahmen der Web-Strategie vermieden werden –

stattdessen sollen alle Dienste konfigurierbar und somit für alle Partner verwendbar

sein.

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