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FACHTAGUNG HOLZBAU 2015
proHolzBW GmbH
Scharnhauser Park
Hellmuth-Hirth-Straße 7
73760 Ostfildern
Telefon: 0711 2399 668
Telefax: 0711 2399 660
www.proholz-bw.de
HOLZBAU - WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL
INFORMATIONSDIENST HOLZ
INFO
RM
AT
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SD
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ST
HO
LZ
FAC
HTA
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NG
HO
LZB
AU
201
5
2015
HOLZBAU - WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIALTAGUNGSBAND ZUR FACHTAGUNG HOLZBAU 2015
2
Impressum
Veranstaltung, Organisation
und Durchführung
proHolzBW GmbH
Hellmuth-Hirth-Straße 7, 73760 Ostfildern
Telefon +49 (0) 711.239 96 68
Telefax +49 (0) 711.239 96 60
www.proholz-bw.de
Institut für Holzbau, Hochschule Biberach
Karlstraße 11, 88400 Biberach
Telefon +49 (0) 73 51.582 521
Telefax +49 (0) 73 51.582 529
www.hochschule-biberach.de
Redaktion und Layout
Institut für Holzbau, Hochschule Biberach
Dipl.-Ing. FH Sonja Fagundes
Dipl.-Ing. FH Johannes Sessing
Bildnachweis Titelseite
Alle Abbildungen wurden dem redaktionellen
Teil des Tagungsbandes entnommen.
Verantwortlichkeit
Für den Inhalt der Vorträge sind ausschließ-
lich die Verfasser verantwortlich.
Sofern nicht gesondert vermerkt, liegen die
Rechte auf die enthaltenen Abbildungen bei
den jeweiligen Autoren.
HOLZBAU - WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIALTAGUNGSBAND ZUR FACHTAGUNG HOLZBAU 2015
3
Inhalt
Dieser Tagungsband fasst die Beiträge der Fachtagung Holzbau
am 19. November 2015 in Stuttgart zusammen.
Mehrfamilienwohnhaus in Nagold
Dipl.-Ing. Freier Architekt BDA
Gerhard Lieb
Lieb + Lieb Architekten BDA,
Freudenstadt
Mehrfamilienwohnhaus -
Tragwerk
Dipl.-Ing. FH Werner Schaal
Schneck Schaal Braun GmbH,
Tübingen
Mehrfamilienwohnhaus -
Holzbau
Dipl.-Ing. FH Daniel Schaible,
Holzbau Schaible GmbH, Wildberg
Seite 5
21
Gymnasium Diedorf - Architektur
Dipl.-Ing. Architekt Jan Lindschulte
Florian Nagler Architekten GmbH,
München
Gymnasium Diedorf - Tragwerk
Konrad Merz,
merz kley partner, Dornbirn (A)
Gymnasium Diedorf - Akustik
Dipl.-Ing. FH Bernd Grözinger
Müller BBM GmbH, Planegg
Gymnasium Diedorf -
Nachhaltigkeit
Dipl.-Ing. Architekt Holger König
Ascona Gesellschaft für ökologische
Projekte, Gröbenzell
45
35
11
53
65
4HOLZBAU - WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIALTAGUNGSBAND ZUR FACHTAGUNG HOLZBAU 2015
Architektenkammer
Baden-Württemberg
www.akbw.de
Alwitra
www.alwitra.de
Binderholz
www.binderholz.com
Gutex
www.gutex.de
Knauf Insulation
www.knaufinsulation.de
Lignotrend
www.lignotrend.com
Schneider
www.schneider-holz.com
Steico
www.steico.com
Würth
www.wuerth.de
Ingenieurkammer
Baden-Württemberg
www.ingbw.de
Ampack
www.ampack.ch
Fermacell
www.fermacell.de
KMH-bausysteme
www.kmh-bausysteme.de
Lignatur
www.lignatur.ch
Pavatex
www.pavatex.de
SFS intec
www.sfsintec.biz/de
Stora Enso
www.storaenso.com
Züblin Holzingenieurbau
www.zueblin-timber.de
gefördert durch
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL GERHARD LIEB
5
Gerhard Lieb
Diplom-Ingenieur
Freier Architekt
1979 – 1986
Bauingenieurstudium an der
Universität Stuttgart
1986
Dipl.- Ing. Fachrichtung
Bauingenieurwesen
1986 – 1990 Architekturstudium
an der FH Stuttgart
1990
Dipl.- Ing. (FH) Fachrichtung Archi-
tektur
1990 – 1991
Büro Kammerer + Belz, Stuttgart
Seit 1992
Eigenes Büro mit Traugott Lieb
1994 – 2001
Lehrbeauftragter FH Stuttgart
seit 2005
Mitglied im Bund Deutscher Archi-
tekten
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL GERHARD LIEB
6
Im Rahmen der Vorbereitung der Landesgarten-
schau 2012 in Nagold wurden von der Stadt an
das Gartenschaugelände angrenzende Baufelder
in einem Wettbewerb an Architekten-Bauherren
Gemeinschaften vergeben. Vorgesehen waren
fünf durch unterschiedliche Architekten geplante
Punkthäuser, die eine bauliche Abrundung der
bestehenden heterogenen Gebäudestruktur zur
Grünanlage hin bilden. Gleichzeit sollte das Po-
tential genutzt werden, hochwertiges und stadt-
nahes Wohnen mit Ausblick ins Grüne zu schaf-
fen. Der durch uns konzipierte Entwurf wurde im
Zuge des Verfahrens zur Ausführung ausgewählt.
Die Tiefgaragen der fünf Baukörper bilden einen
durchgehenden Sockel, der durch seine klare
Kante einen definierten Abschluss zum öffentli-
chen Grün bildet. Die Dachfläche der Tiefgarage
wird als Terrassenfläche der Erdgeschosswoh-
nungen genutzt.
Das Konzept unseres Entwurfs sieht vor, durch
geschossweises Verschieben von Baukörpern mit
quadratischen Grundrissen ein lebhaftes Spiel
und ein skulpturalen Ausdruck innerhalb der
durch den Bebauungsplan vorgegebenen maxi-
malen Hüllfläche zu generieren. Es entstehen L-
förmige Loggien mit wechselnder Ausrichtung.
So entstehen interessante Ausblicke auf das an-
grenzende Gartenschaugelände und zur Burgrui-
ne Hohen Nagold.
Die sechs barrierefreien Wohneinheiten, sowie
die Tiefgarage, sind über ein Sichtbetontreppen-
haus mit Luftraum und Aufzug zentral erschlos-
sen.
Mehrfamilienwohnhaus in Nagold - Architektur
Abbildung 1
Blick von der Gartenseite
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL GERHARD LIEB
7
Um den gewünschten hohen Dämmstandard
gemäß KfW 70 trotz der anspruchsvollen Gebäu-
degeometrie zu erreichen, wurden Wände und
Decken mit Ausnahme des massiven innenlie-
genden Erschließungskerns in Holzbauweise aus-
geführt.
Die Materialwahl entsprach auch dem Wunsch
des Bauherrn nach einer nachhaltigen Bauweise.
Außenwände und tragende Innenwände sind in
Holzständerbauweise gefertigt. Für die Geschoss-
decken wurde die Ausführung als von unten
sichtbar belassene Brettsperrholzdecken in F 90
gewählt. Die Installationsebene unter dem Estrich
wurde als Wabenschüttung ausgeführt.
Die Lastabtragung erfolgt über die Kombination
von massivem Erschließungskern, der auch die
Horizontalaussteifung übernimmt, und tragenden
Wandscheiben in Holzbau.
Die Fassaden wurden durch das Wechselspiel aus
raumhohen Holz-Aluminium Fenstern mit der
vorgehängten Verkleidung aus vorvergrauten
senkrechten Holzlamellen gestaltet. Die Wahl von
Fassadenmaterialien aus brennbaren Baustoffen
wurde durch das Konzept der geschossweise ver-
setzten Grundrisse (Thema Brandüberschlag) erst
möglich.
Als regenerativer Energieträger für Heizung und
Brauchwassererwärmung wurde eine Sole-
Wasser-Wärmepumpe verbaut. In den Sommer-
monaten kann die Behaglichkeit der Wohnräume
mittels adiabater Kühlung über die Fußbodenhei-
zung gewährleistet werden. Als Sonnenschutz
sind außenliegende Senkrechtmarkisen in die
Fensterlaibungen eingelassen. Weiterhin sind alle
Wohnungen mit einer dezentralen Lüftung mit
Wärmerückgewinnung ausgestattet.
Abbildung 2
Treppenhaus in Sichtbeton
Abbildung 3
Ansicht mit Tiefgaragen-
abfahrt
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL GERHARD LIEB
8
Abbildung 4-7
Grundrisse
oben links Erdgeschoss
oben rechts 1. Obergeschoss
unten links 2. Obergeschoss
unten rechts Dachgeschoss
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL GERHARD LIEB
9
Abbildung 8
Detailansicht
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL GERHARD LIEB
10
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL WERNER SCHAAL
11
Werner Schaal
Dipl.-Ing. FH
1981
Diplom als Bauingenieur,
FH für Technik, Stuttgart
1981 - 1983
Projektingenieur, IB Fritz, Urach
1984 - 1998
Schneck und Schaal GbR
1999 - heute
Schneck Schaal Braun
Ingenieurgesellschaft Bauen mbH,
Geschäftsführer
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL WERNER SCHAAL
12
Berechnungsgrundlagen
DIN EN 1991-1-1/NA – Einwirkungen auf Trag-
werke
Teil 1 – Eigengewicht und Nutzlasten
Teil 3 – Schneelasten
Teil 4 – Windlasten
DIN EN 1992-1-1/NA – Bemessung und Konstruk-
tion von Stahlbetontragwerken
DIN EN 1993-1-1/NA – Bemessung und Konstruk-
tion von Stahltragwerken
DIN EN 1995-1-1/NA – Bemessung und Konstruk-
tion von Holzbauten
DIN 4149:2055-4 – Bauten in deutschen Erdbe-
bengebieten
Anzahl der Geschosse: 3
Erdbebenzone: 1
Bedeutungskategorie II
Ein rechnerischer Nachweis für den Grenzzustand
der Tragfähigkeit (GZT) in der Erdbebenbemes-
sungssituation ist nicht erforderlich
Schneelastzone: 2
Geländehöhe: 398,70 m.ü.N.N.
Windzone: 1 (Binnenland)
Einstufung nach §2 (4) LBO Gebäudeklasse 4
Bauphysikalische Anforderungen
Schallschutz (DIN 4109)
Wärmeschutz (EnEV 2009)
Brandschutz (DIN 4102)
Schallschutz und Wärmeschutz
Die Nachweise des Schall- sowie Wärmeschutzes
wurden aufgestellt vom Ingenieurbüro Bauphysik
HORSTMANN+BERGER (Altensteig)
Brandschutz
Das Brandschutzkonzept wurde aufgestellt von
der Ing. Ingenieurgesellschaft Bauwesen mbH
(Augsburg)
Dipl.-Ing. Martin-Hermann Könning (Prüfsachver-
ständiger für Brandschutz)
Aus dem Brandschutzkonzept ergeben sich nach-
folgende Anforderungen:
Decken Erdgeschoss bis 3. Obergeschoss:
Holzmassivdecke (Brettsperrholz)
feuerbeständig aus brennbaren Baustoffen
(F-90-B)
Unterseite sichtbar
Oberseite mit brandschutztechnisch wirksa-
mer Bekleidung aus nichtbrennbaren Baustof-
fen Kapselung K2-60
Wände (Holzständer)
feuerbeständig aus brennbaren Baustoffen
(F-90-B)
mit beidseitig brandschutztechnisch wirksa-
mer Bekleidung aus nichtbrennbaren Baustof-
fen Kapselung K2-30
Mehrfamilienwohnhaus in Nagold - Tragwerk
Abbildung 1
Außenwandaufbau
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL WERNER SCHAAL
13
Entwicklung Statisches Konzept Wände und
Decken
Wunsch seitens Auftraggeber (Sägewerkinhaber):
Ausführung als Holzbau mit sichtbarer Deckenun-
tersicht
Architektur nicht ideal für Holzbau:
wechselnde Auskragungen der einzelnen Ge-
schosse
- hohe Verformungen sind zu vermeiden
- konzentrierter Lastabtrag (unwirtschaftliche
Querschnitte)
Vorplanung mit Brettstapeldecken und Holzstän-
derwänden
Holzständerwände tragende Innenwände
- NH C24; b=12cm Abstände je nach Last
- Kapselung K2-30 mit 2x 15mm Fermacell
tragende Außenwände
- NH C24; b/h=6/16cm
- Kapselung K2-30 mit 2x 15mm Fermacell
Brettstapelelemente nicht umsetzbar
- Brandschutz (Unterseite sichtbar) F90-B
nicht umsetzbar
- Keine Quertragfähigkeit
Endgültiges Deckensystem:
Brettsperrholzelemente
Tragfähigkeit quer zur Spannrichtung (im Be-
reich Treppenhaus)
Nachweis Brandschutz F90-B erfüllt (Herstel-
ler)
- Kapselung K2-60 oberseitig mit mind.
20mm Mineralfaserdämmung
- Unterseitig sichtbar
Bei Spannweiten in Haupttragrichtung bis
7,10m
Spannweiten in Quertragrichtung max. 1,10m
Deckenelementhöhe
- EG-2.OG h=252mm
- 3.OG h=201mm
Einhaltung der Bauteilverformungen: Grenzzu-
stand der Gebrauchstauglichkeit (GZG)
Konzentrierter Lastabtrag über auskragende
deckengleiche Stahlträger
Brandschutzanforderungen erfüllt mit Ver-
kleidungen
Vertikaler Lastabtrag über Stahlstützen durch-
laufend über alle Geschosse
Abbildung 2
Aufbau Geschossdecke
Abbildung 3
Brettsperrholzelemente
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL WERNER SCHAAL
14
Abbildung 4
Vertikaler Lastabtrag
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL WERNER SCHAAL
15
Abbildung 5
Lastplan Decke über
Erdgeschoss
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL WERNER SCHAAL
16
Abbildung 6
Vertikaler Lastabtrag
Schnitt in Achse 3
Abbildung 7
Vertikaler Lastabtrag
Schnitt in Achse 4
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL WERNER SCHAAL
17
Aussteifung über Deckenscheiben
Einleitung der Horizontallasten aus Wind über
umlaufende Stahlwinkel im Bereich Stahlbe-
tontreppenhaus
Abbildung 8
Ermittlung der Windlasten pro
Deckenscheibe
Abbildung 9 und 10
Horizontale Aussteifung und
Einleitung in Stahlbeton-
treppenhauskern
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL WERNER SCHAAL
18
Abbildung 11-15
Details horizontale und verti-
kale Lasteinleitung
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL WERNER SCHAAL
19
Abbildung 16
Konstruktions- und Positions-
plan der Decke über Erdge-
schoss
Abbildung 17-19
Details vertikaler Lastabtrag
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL WERNER SCHAAL
20
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL DANIEL SCHAIBLE
21
Daniel Schaible
Dipl.-Ing. FH Holzbau und Ausbau
2006-2012
Verbundstudium an der HS Rosen-
heim
2006-2009
Ausbildung zum Zimmerer im
Rahmen des Verbundstudiums bei
Zimmerei Maicher in Tattenhausen
bei Rosenheim
2007-2011
Studium an der HS Rosenheim
2010
Praxissemester bei Finnforest Merk,
Assistenz der Bauleitung am Lon-
don Aquatics Center
2011-2012
Diplomarbeit: Entwicklungskonzept
für einen mittelständischen Holz-
baubetrieb
2011
Rückkehr zum elterlichen Betrieb:
Holzbau Schaible GmbH
Seit 2012
Holzbau Schaible GmbH
Geschäftsführer zusammen mit
Vater Karl-Heinz Schaible
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL DANIEL SCHAIBLE
22
Generierung des Auftrags Holzbau Schaible wurde von den Planern Lieb
und Lieb zur Teilnahme an einer Ausschreibung
eingeladen. Nachdem ein konkurrenzfähiges und
wirtschaftliches Angebot abgegeben wurde fan-
den erste Gespräche mit Architekt und Bauherr
statt. Durch die Erfahrung aus dem Bau eines 4-
geschossigen Wohngebäudes in Tübingen mit 10
Wohneinheiten konnten die Kunden überzeugt
werden. Man konnte spüren wie die Begeiste-
rung für den Holzbau weiter stieg, als mit dem
Auftraggeber und einem Teil der späteren Woh-
nungseigentümer das sich im Innausbau befindli-
che Gebäude in Tübingen besichtigt werden
konnte. Dort konnten auch die für das Gebäude
geplanten sichtbaren Brettsperrholzdecken in
verbautem Zustand betrachtet werden.
Aus Sicht von Holzbau Schaible war der Auftrag
interessant, da er direkt vor der Haustüre lag, der
Umfang des Auftrages gut zu stemmen war und
die Prestigewirkung bereits in den Vorgesprächen
spürbar war. Somit war hier eine Win-Win-
Situation geschaffen.
Werkstattplanung
Mitte Mai wurde der Bauvertrag unterzeichnet,
Anfang Juni gingen die Pläne ein die zur Arbeits-
vorbereitung verwendet werden konnten. Bereits
während der Vergabephase wurde deutlich, dass
bei diesem Projekt ein straffer Terminplan zu er-
füllen ist. Zum einen sollten die Vorteile des
Holzbaus mit kurzer Montagedauer und ohne
Trockenzeiten zum Einsatz kommen, zum ande-
ren war der Rohbau des Treppenhauses schon
begonnen, sodass ein Baubeginn schnell möglich
war. Darüber hinaus waren die Straßenbauarbei-
ten zur Erschließung der Gebäude für Oktober
geplant und für deren Fertigstellung sehr wichtig.
Vorteilhaft war, dass nach Auftragserteilung noch
Einfluss auf gewisse Details wie zum Beispiel der
Deckenanschluss und die Ausführung der Stahl-
träger in der Decke genommen werden konnte.
Bereits bei der Werkplanung musste die beengte
Baustellensituation berücksichtigt werden. Es
wurden fünf Gebäude gleichzeitig gebaut. Es gab
für drei davon nur eine Zufahrt. Der Stellplatz für
den Kran war sehr knapp bemessen. Es war nicht
möglich einen Kran so zu stellen, dass er nicht in
den Schwenkbereich des anderen eingreift, wes-
wegen ein Turmdrehkran mit einfahrbarem Aus-
leger gestellt werden musste. Dadurch durfte das
Schwerste Element maximal 3 t bis zur Mitte des
Gebäudes wiegen, am Rand waren es noch 1,9 t.
Für die Versorgung der Gebäude mit Anschlüssen
waren ab Ende September die Straßenbauarbei-
ten angesetzt.
Da das Gebäude mit seinen Auskragungen geo-
metrisch anspruchsvoll ist wurde auch die Werk-
stattplanung Bestandteil der Prüfung durch den
Prüfingenieur. Dies war zu Beginn der Werkpla-
nung jedoch nicht abgestimmt und im Zeitplan
war keine Zeit für einen Prüflauf eingeplant.
Welche Konsequenzen dies hatte, wird im weite-
ren Verlauf noch deutlich. Letztendlich ist eine
Prüfung der Werkpläne durch den Prüfingenieur
zu empfehlen, da in der Werkstattplanung die
einzelnen Planungsleistungen miteinander ver-
knüpft werden und so bösen Überraschungen bei
der Abnahme auf der Baustelle vorgebeugt wird.
Folgende Planungsleistungen mussten zu einem
Ganzen gefügt werden:
Werkpläne und Details des Architekten, wo-
bei die Ausführlichkeit und Sauberkeit lobend
erwähnt werden müssen.
Pläne und Details des Statikers
Angaben des Brandschützers zur Kapselung
und Verkleidung der Stahlteile
Vorstellungen und Wünsche des Zimmerers
zur Montagefreundlichkeit und zum Toleran-
zausgleich im Hinblick auf die Rohbautoleran-
zen, basierend auf Erfahrungen von voraus-
gehenden Objekten
Mehrfamilienwohnhaus in Nagold - Holzbau
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL DANIEL SCHAIBLE
23
Für die Produktion wurden in der Werkstattpla-
nung Schnitte, Grundrisse, Wandansichten von
beiden Seiten mit der jeweiligen Beplankung mit
Platten erstellt. Es wurde eine werkseitige Quali-
tätskontrolle durchgeführt. Es wurden beidseitig
geschlossen Holztafelelemente angeliefert, somit
ist eine Kennzeichnung der Elemente mit einem
Ü-Zeichen erforderlich. Die notwendige Fremd-
überwachung wird bei Holzbau Schaible durch
den DHV ausgeführt. Darüber hinaus wurden
auch die Qualitätskriterien des RAL-Gütesiegels
für Holztafelelemente eingehalten.
Als die Zeit zum Bestellen des Materials immer
näher rückte kamen zwei Probleme auf. Zum ei-
nen war die Werkplanung noch nicht für alle Ge-
schosse abgeschlossen, zum anderen kam vom
Statikbüro die Rückfrage ob die Pläne durch den
Prüfer schon geprüft wurden. Es entstand eine
Abbildung 1
Tragkonstruktion aus MH-Fix,
Lenotec-Deckenelementen
und Stahl
Abbildung 2
Kennzeichnung der Wandele-
mente mit Ü-Zeichen und RAL-
Zeichen
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL DANIEL SCHAIBLE
24
gewisse Nervosität, da diese Rückfrage im Betrieb
die Frage auslöste: Müssen die Pläne überhaupt
geprüft werden?
Zum Thema Material: Der Holzbau ist bekannt
dafür, dass er flexibel ist und bei Standardisierung
der Querschnitte schnell Material verfügbar ist.
Leider gilt dies nicht für Brettsperrholzelemente,
Sonderquerschnitte in BSH und MH-Fix nach Lis-
te. Brettsperrholz und BSH Sonderquerschnitte
benötigen je nach Lieferant und Auslastung zwi-
schen 4-6 Wochen Lieferzeit. Vom Einschnitt des
MH-Fix, über die Trocknung bis hin zum Abbund
vergehen je nach Auslastung und Querschnitt
auch 2-4 Wochen. Auch Sondermaterialien wie
z.B. Zugstangen oder Elastomer Lager mit Zu-
schnitt haben 3-4 Wochen Lieferzeit. Zudem
kommt in den Monaten Juli-August meist noch
das Thema Betriebsferien ins Spiel was nochmals
die Lieferzeiten in die Höhe treiben kann.
Ersteres war zu regeln, da das Material ge-
schossweise angeliefert werden musste, konnte
dank flexibler Zulieferer, auch Geschossweise be-
stellt werden. Die zweite Frage löste schon mehr
Kopfzerbrechen aus. Nach mehreren Telefonaten
war klar, der Prüfer prüft die Pläne, er benötigt
drei Wochen dafür, und diese Zeit ist nicht vor-
handen.
Nach nochmaliger Rücksprache mit Statiker und
Prüfer wurde der Entschluss gefasst ohne die
Freigabe des Prüfers die Brettsperrholzelemente
zu bestellen, da die Dimensionierung schon mit
der Statik geprüft wurde. Jedoch blieb ein gewis-
ses Risiko, dass zum Beispiel etwas übersehen
wurde. Dieses Risiko möchte keiner gerne tragen
und sollte bei zukünftigen Planungen vermieden
werden.
Als dann das Prüfergebnis des Statikers nach 3
Wochen kam, gab es keine bösen Überraschun-
gen. Es waren nur wenige Änderungen einzuar-
beiten, da die Pläne vorab gut abgestimmt wur-
den. Es mussten aufgrund der Querpressung un-
ter den Stahlstützen teilweise größerer Auflager-
platten angeordnet werden, und an verschiede-
nen Auflagerpunkten der Stützen, zusätzliche
Steifen angebracht werden.
Dank eines flexiblen Stahlbauers war dies noch
kurzfristig, ohne Mehraufwand möglich. Gleich-
zeitig wurde mit dem Einschnitt des MH-Plus be-
gonnen. Holzbau Schaible verwendet, wo mög-
lich, MH Plus von einem regionalen Lieferant.
Vorteil ist, dass die Arbeitsvorbereitung für den
Abbund, Einschnitt, Trocknung und Abbund im
selben Betrieb stattfinden. Bauteile, die nicht vo-
relementierbar sind können direkt auf die Bau-
stelle angeliefert werden. Da auch das Rundholz
aus dem Landkreis Calw und Freudenstadt
kommt, konnten durch kurze Wege und weniger
Transporte, die Wirtschaftlichkeit gesteigert und
die Umwelt geschont werden.
Produktion
Nach Abschluss der Arbeitsvorbereitung mit ei-
nem gewissen Nervenkitzel bis zum Erhalt der
Freigabe durch den Prüfingenieur, konnte nun
mit der Produktion begonnen werden. Durch gu-
te Planung und Fachpersonal verlief die Produkti-
on der Wandelemente ohne nennenswerte Vor-
kommnisse.
Es wurde wie im Holrahmenbau üblich zuerst der
Rahmen aus MH-FIX gebildet, eine Seite zweila-
gig beplankt, dann gedreht, mit Mineralwolle
gedämmt, die Öffnungen gekapselt, und die
Rückseite mit zwei Lagen Gipsfaserplatten be-
kleidet.
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL DANIEL SCHAIBLE
25
Die Innenwände wurden werkseitig nur einseitig
beplankt, da die Installationen bauseits durchge-
führt werden sollten. Im Laufe der Produktion hat
sich herausgestellt, dass wesentlich schneller
montiert wird, als die Wände produziert wurden,
sodass das Personal bei der Wandproduktion
aufgestockt werden musste. Aufwändig und zeit-
intensiv war hauptsächlich das Aufbringen der
vier Lagen Gipsfaserplatten und das Kapseln
sämtlicher Wandöffnungen wie zum Beispiel Öff-
nungen für Fenster, Luftauslässe für Lüftungsan-
lagen, Abwasserrohre in den Außenwänden und
Heizungsverteiler in den Innenwänden.
Montage
Parallel zum Produktionsbeginn der Wandtafeln
zwei Wochen vor Montagebeginn, war der Trep-
penturm soweit ausgeschalt, dass ein erstes
Aufmaß des Turmes vor Ort mit Tachymeter
möglich war. Diese Technik des digitalen Auf-
maßes setzt sich derzeit am Bau immer mehr
durch und ermöglicht die frühzeitige Reaktion
auf Toleranzen und Fehler der Vorleistung.
Abbildung 3
Außenwand auf Montagetisch
in der Produktion
Abbildung 4
Treppenhauskern ausgeschalt,
vor dem Aufmaß mit Tachy-
meter
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL DANIEL SCHAIBLE
26
Bei diesem Projekt wurden die Auflager, die Au-
ßenecken des Turmes und die Außenecken der
Bodenplatte vorab aufgenommen, um dann den
Holzbau optimal auf der Bodenplatte platzieren
zu können. Da der Turm leicht verdreht zur Bo-
denplatte angeordnet war konnte auf diese Situ-
ation reagiert werden und die Drehung im Rah-
men der Toleranzen vermittelt werden. So wur-
den die Außenwände um ca. 10 mm auf 10 m
Kantenlänge der Bodenplatte verdreht. Diese
Verdrehung war notwendig, damit die Decken
die Ihre Auflager am Stahlbetonkern haben, ohne
Nachbearbeitung montiert werden konnten.
Desweiteren konnten so die Innenwände, die ge-
gen den Turm liefen in Ihrer Länge noch im Werk
bei der Produktion angepasst werden. Auch eine
fehlende Auflager-Aussparung konnte gefunden
werden und noch vor Montagebeginn durch den
Rohbauer hergestellt werden.
Diese Maßnahmen bedeuten einen erhöhten
Aufwand bei der Vorbereitung, jedoch zeigt die
Erfahrung in den letzten Jahren dass dieser Auf-
wand durch eine schnellere und präzisere Mon-
tage wieder eingeholt werden kann.
Jedoch hat jede Technik auch ihre Tücken. So
wurde bei diesem Projekt alles nach den Außen-
kanten und Auflagern des Treppenturmes ausge-
richtet. Auch die Höhe wurde anhand der Bo-
denplatte und anhand der Auflager für den Turm
festgelegt. Dies macht grundsätzlich auch Sinn,
da möglichst wenig unterlegt werden soll und
auch nicht nachgehobelt werden sollte.
Was nicht beachtet wurde: bereits vorhandene
Fertigteiltreppen aus Stahlbeton, die fest verbaut
waren. Deren Höhenlage war ca. 10 mm tiefer
als die der Auflager und die der Bodenplatte.
Dieses Problem wurde erst beim Fenstereinbau
bemerkt. Denn in der Zwischenzeit hatte der
Rohbauer in jedem Stockwerk einen Meterriss
gesetzt, der zu den Treppen im Innenleben des
Treppenturmes gepasst hat. Dies hat dann kurzei-
tig auf der Baustelle für Turbulenzen gesorgt.
Nach einem Termin vor Ort und abwägen der
Möglichkeiten wurde entschieden, dass die Trep-
pen durch einen Belag auf den Stufen ausgegli-
chen werden und die Aufzugstüren, die bereits
eingebaut waren, in ihrer Höhenlage versetzt
wurden.
Vorbereitungen zur Montage vor Ort
Neben den üblichen Vorbereitungen zur Monta-
ge musste wieder auf die beengte Situation vor
Ort eingegangen werden. Durch den gleichzeiti-
gen Bau von fünf mehrgeschossigen Wohnge-
bäuden in einer Straße - bei drei davon war der
Rohbau schon fertig, bei zwei nicht - war nicht
viel Platz vorhanden. Das Material und die
Baustelleneinrichtung des Rohbauers haben sehr
viel Platz in Anspruch genommen.
Deshalb war eine gut strukturierte Anlieferung
besonders wichtig. Durch die Möglichkeit mit
dem eigenen LKW anzuliefern und einer Anfahrt
von ca. 20 Minuten, konnten nach einer gewis-
Abbildung 5
Auftragen der Eckpunkte für
die Wandmontage
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL DANIEL SCHAIBLE
27
sen Lernphase nur die Wände angeliefert wer-
den, die am jeweiligen Tag montiert wurden.
Auch die Abstimmung, wann Betonfertigteile
bzw. Beton angeliefert werden, hat nachdem sich
der Ablauf eingespielt hatte gut funktioniert. Le-
diglich die Decken aus Brettsperrholz wurden ge-
schossweise mit festen Lieferzeiten angeliefert.
Für die Decken musste dann ein Lagerplatz vor
Ort geschaffen werden.
Am 21.08.13 war dann der Montagebeginn. Ziel
war die Konstruktion in sechs Wochen zu errich-
ten.
Nach dem Einmessen mit dem Tachymeter erfolg-
te das Setzen der Richtschwellen auf Quellmörtel
und das Stellen der Wände im Erdgeschoss.
Die Montage der Wände verlief problemlos ohne
Überraschungen, ein Vorteil des Aufmaßes mit
Tachymeter und guter Arbeitsvorbereitung. Das
Verlegen der Decken erforderte etwas mehr Ge-
schick und war aufwändig. Es mussten die De-
ckenelemente in die über zwei Geschosse durch-
gehenden Stützen eingefädelt, dann in das Auf-
lager geschoben und am anderen Ende dann in
den Stahlträger eingefädelt werden. Teilweise
war die Montage nicht ohne temporäre Ab-
stützungen möglich.
Abbildung 6
Beginn der Montage setzen
der Richtschwellen und der
Wände EG
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL DANIEL SCHAIBLE
28
Nach dem Verlegen der Decke über dem EG
wurde ein Witterungsschutz aufgebracht. Bei
diesem Objekt wurde als Witterungsschutz eine
Teichfolie gewählt. Hierzu wird die Teichfolie, die
es in bis zu 4 m breiten Bahnen gibt, auf der De-
cke verlegt und die Stöße mit einem entspre-
chenden Kleber verklebt. Dadurch lässt sich eine
Wasserdichte Ebene herstellen, die die Brett-
sperrholzdecken ausreichend sicher vor Wasser
schützt.
Abbildung 7
Stahlträger in der Decke über
EG
Abbildung 8
Durchgehende Stützen
EG - 1. OG
Abbildung 9
Auflager am Treppenturm mit
Elastomerlager, Türsturz,
Stahlträger und Pfosten
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL DANIEL SCHAIBLE
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Problematisch für die Abdichtung ist, wenn wei-
tere Gewerke wie zum Beispiel Gerüstbauer oder
der Rohbauer darauf Arbeiten, dadurch geraten
schnell Löcher in die Abdichtung. Auch Durch-
stoßpunkte, in diesem Fall die Stahlstützen sind
Potentielle Schwachstellen die Leckagen verursa-
chen. Generell bleibt zu sagen, dass Notabdich-
tungen nur Notabdichtungen bleiben und es vor-
kommen kann, dass es Leckagen gibt. Diese Le-
ckagen verkraften die Brettsperrholzdecken,
wenn sichergestellt wird, dass sie im späteren
Bauverlauf wieder austrocknen können. Es gilt
aber je besser der Witterungsschutz desto weni-
ger Nacharbeit muss an der späteren Sichtober-
fläche erfolgen.
Auch die Außenwände mussten vor der Witte-
rung geschützt werden. Hierzu wurde die Fassa-
denbahn, die hinter der offenen Fassade ver-
bleibt, aufgebracht.
Da die Montage der Fenster nicht geschossweise,
sondern am Stück im ganzen Gebäude erfolgte,
wurden auch die Fenster mit PE Folie abgehängt
um das Niederschlagswasser abzuhalten.
Direkt im Anschluss an das EG wurde das 1.OG
montiert, dafür wurde der Grundriss mit dem Ta-
chymeter auf dem Gebäude abgesteckt, dann
Winkel zur Montage und Lagesicherung der
Wände angebracht und unter den nichttragen-
den Wänden die erforderliche Kapselung ange-
bracht (drei Lagen Fermacell mit jeweils 10 cm
Überstand). Nach der Montage der Decke, bzw.
jeweils am Abend erfolgte das Abdecken mit
Teichfolie.
Im Anschluss erfolgte das 2. OG. Nach dessen
Montage und Witterungsschutz wurden auch die
entstandenen überdachten Balkone im 1.OG ab-
gehängt.
Abbildung 10
Teichfolie als Abdichtung der
Brettsperrholzdecke bei Regen
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL DANIEL SCHAIBLE
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Je höher die Konstruktion wurde, desto weniger
Stahlteile mussten verbaut werden und zusam-
men mit dem Lerneffekt wurde die Montage im-
mer schneller, sodass das DG gerade so rechtzei-
tig zur Montage fertig produziert wurde. Hilfreich
war, dass für dieses Geschoss die Brandschutzan-
forderungen mit F30 B nicht mehr sehr hoch wa-
ren und jeweils eine Beplankungslage eingespart
werden konnte.
Abbildung 11
Anlieferung Decke über 4. OG,
Gebäude mit Witterungs-
schutz
Abbildung 12
Verlegen der Decke über
4. OG
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL DANIEL SCHAIBLE
31
Nach Montage des DG wurde die Attika mon-
tiert. Im Anschluss wurden die statisch notwendi-
gen Verschraubungen vervollständigt und die
Dampfsperre auf der Innenseite der Wände an-
gebracht. Sie wurde mit den bereits während der
Montage eingelegten Folienstreifen verklebt.
Um die Luftdichtigkeit zu gewährleisten wurden
auch die Unterseiten der auskragenden Brett-
sperrholzdecken mit einer diffusionsoffenen Fas-
sadenbahn bekleidet, die an die Dampfsperre an-
geschlossen wurde.
Danach kam der Dachabdichter, der von oben
nach unten gearbeitet hat. Beim Aufbringen der
Dampfsperre auf die Balkone wurde durch unvor-
sichtige Vorgehensweise die Fassadenbahn stark
beschädigt. Diese musste nachträglich im unteren
Bereich bei nahezu allen Balkonen getauscht
werden.
Im weiteren Verlauf wurden die Fenster montiert,
die Deckendurchbrüche gekapselt und die Instal-
lationen durchgeführt. Nach erfolgter Rohinstalla-
tion wurden die Trockenbauarbeiten ausgeführt.
Es galt die noch nicht geschlossenen Innenwän-
de zu schließen und die Brandschutzbekleidung
der Stahlträger und Stützen anzubringen.
Vor dem Setzen der Vorsatzschalen der Außen-
wände wurde zur Qualitätssicherung ein Blower-
Door-Test durchgeführt. Es waren drei größere
Leckagen vorhanden. Zum einen an die Verkle-
bung zweier Stöße der Unterseite an der Fassa-
denbahn, die nicht abgeklebt war, und bei einer
Festverglasung bei der beim Einbau die Dichtun-
gen vergessen wurden. Kleinere Leckagen waren
Löcher in der Dampfsperre, die während des
Transportes oder während der Bauphase ent-
standen sind, eine undichte Tür zur Tiefgarage
usw. Bei der Luftdichtheitsprüfung erkannt,
konnten diese Undichtigkeiten behoben werden
und die gemessene Luftwechselrate betrug
schließlich 0,55 1/h. Ein zufriedenstellendes Er-
gebnis, wenn man bedenkt, dass die nicht abge-
dichtete Scheibe mitgemessen wurde.
Nach Fertigstellung der Verklebungen an der Fas-
sadenbahn und der Dampfsperre innen, waren
die Arbeiten von Seiten der Holzbau Schaible
GmbH abgeschlossen.
Abbildung 13
Gebäudehülle mit Dampfsper-
re innen
Abbildung 14
Gebäudehülle mit Fassaden-
bahn außen
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL DANIEL SCHAIBLE
32
Die Arbeiten an der Holzfassade wurden als sepa-
rater Auftrag ausgeschrieben, hier kam die Firma
Harr aus Haiterbach-Oberschwandorf zum Zug,
da sie das wirtschaftlichere Angebot erstellt hat-
te. Die Vorarbeiten der Bekleidung begannen im
November.
Die Fassade wurde als Elemente im Betrieb vorge-
fertigt und bauseits montiert. Dies war in Anbe-
tracht der kalten Jahreszeit ein Vorteil, so konnte
an den kalten, nassen Tagen im Warmen vorpro-
duziert werden und an Tagen mit guter Witte-
rung montiert werden.
Im Inneren wurde weiter ausgebaut und zuerst
die Rohdeckenbeschwerung nach Zulassung (eine
Splitt Schüttung in Waben der Firma Fermacell)
und anschließend Anfang Dezember der Estrich
eingebaut.
Mit Einbau des Estrichs sind die Temperaturen
sehr tief gefallen, es wurde versucht das Heizpro-
tokoll des Estrichs zu starten. Leider haben die
Wärmepumpen und ein zusätzlicher Durchlaufer-
hitzer es nicht geschafft in allen Räumen gleich-
zeitig ein ausreichend trockenes Klima herzustel-
len, sodass es zu einer sehr starken Auffeuchtung
der Brettsperrholzdecke gekommen ist. Trotz
mehrfachen Lüftens am Tag, konnte durch die
sehr niedrigen Temperaturen außen, aber auch
innen, nicht genügend Feuchte abtransportiert
werden. Das Wasser lief förmlich an den Wänden
herunter.
Diese starke Auffeuchtung ist für die sichtbaren
Brettsperrholzdecken zwar aus statischer Sicht
kein Problem auch treten bei kurzfristigen Auf-
feuchtungen keine Schimmelprobleme auf, je-
doch für das Fugenbild ist diese Auffeuchtung
sehr ungünstig. Wenn die Elemente sehr stark
Feuchtigkeit aufnehmen führt das zum Quellen
des Holzes. Im weiteren Verlauf des Heizproto-
kolls wechselt dann das Klima von einer Befeuch-
tung zu einer sehr scharfen Trocknung. Bei dieser
Trocknung entstehen die Fugen zwischen den
einzelnen Brettern. Würde sich eine starke Auf-
feuchtung der Brettsperrholzelemente vermeiden
lassen, so blieben die Fugen zwischen den einzel-
nen Lamellen kleiner.
Nach der Trocknung des Estrichs wurde weiter
ausgebaut, Wände verspachtelt, Böden gelegt
und die Stahlträger mit Holzabdeckungen ver-
kleidet. Anfang Mai 2014 waren die Wohnungen
dann bereit für die Übergabe an die Nutzer.
Abbildung 15
Innenraum Wohnung 1. OG
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL DANIEL SCHAIBLE
33
Fazit
Was war gut, also wirtschaftlich, sozial und öko-
logisch:
Das Aufmessen des Gebäudes vorab mit dem
Tachymeter bietet beim Start der Baustelle Si-
cherheit und beugt unvorhergesehenen Prob-
lemen vor, hilft bei der Vorfertigung, sodass
weniger Nacharbeit nötig, bei geeigneter
Anwendung können Fugen für Toleranzen
etc. gemindert werden.
Der Rohbau war zu Baubeginn fertiggestellt,
sodass es keine Behinderung auf der Baustelle
zwischen Rohbauer und Holzbauer gab.
Abstimmung und Detailausbildung, vor allem
im Hinblick auf die Luftdichtigkeit.
Gutes Arbeitsklima unter den Handwerkern
auf der Baustelle, da gute Abstimmung mit
der Bauleitung. Die Handwerker konnten sich
untereinander verständigen, was beim Holz-
bau sehr wichtig ist, da hier viele Gewerke in-
einander übergreifen.
Das optische Endergebnis mit seiner hohen
Wohnqualität und Energieeffizienz spricht für
sich.
Wo gibt es noch Verbesserungsbedarf, also wo
war der Holzbau noch nicht wirtschaftlich, sozial
und ökologisch:
Noch bessere Vorbereitung beim Einmessen
der Baustelle, sodass Fehler, wie das nichtbe-
achten der Höhenlager der Treppen vermie-
den werden.
Zusätzliche Zeit für den Prüflauf beim Prüfsta-
tiker einplanen.
Planung und Arbeitsvorbereitung im Hinblick
auf Montagefreundlichkeit intensivieren und
Abbildung 16
Innenraum Wohnung 1. OG
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL DANIEL SCHAIBLE
34
versuchen schwierige Montagsituationen zu
vereinfachen.
Anforderungen an den Rohbauer mit den To-
leranzen erhöhen und engere Toleranzen ver-
einbaren, um aufwändige Ausgleich- und
Anpassungsarbeiten zu vermeiden.
Im Gegenzug dem Rohbauer genügend Zeit
zur Verfügung stellen, damit er sein Bauwerk
auch sauber erstellen kann.
Aussparungen für Leitungen in Außenwän-
den nach Möglichkeit vermeiden. Wo Ver-
meidung nicht möglich genaue Planung und
Angaben zur Leitungsführung. Erforderlicher
Leitungsquerschnitt sowie Biegeradien be-
rücksichtigen, sodass eine Vorfertigung ohne
Nacharbeit möglich ist.
Material- und Zeitaufwand zum Abplanen für
den Witterungssicherung durch geeignete
und vorzeitige Abstimmung, oder Verwen-
dung des Materials im Bauzustand optimie-
ren.
Abstimmung mit der Abdichtungsfirma um
Brandgefahr und Gefahr von Schäden durch
die Hitze des Brenners zu minimieren.
Auffeuchtung der Brettsperrholzdecken nach
Estricheinbau wenn möglich vermeiden.
Wenn Feuchtigkeit eingebracht wird für ge-
eignete Lüftungs- und Heizmöglichkeiten sor-
gen.
Wie kann der Holzbau noch wirtschaftlicher, öko-
logischer und sozialer werden?
Planungs- und Arbeitsvorbereitung Aufwand
verringern durch Standardisierung von Details
und Schichtaufbauten im mehrgeschossigen
Wohnbau.
Mit dem Informationsverein Holz und dem In-
formationsdienst Holz sind Plattformen ge-
schaffen, die von Planern und der Industrie
viel zu wenig genutzt werden und Potential
verschwenden.
Frühe Einbindung der ausführenden Holzbau
Firma in den Planungsprozess, sodass noch
Eingriffe in die Planung bzgl. Optimierung der
Planung in Bezug auf Materialeinsatz und
Montagefreundlichkeit möglich ist. Beispiele:
Vermeidung von Folien zum Witterungsschutz
durch vorzeitiges Aufbringen der Fassaden-
bahn, Vermeidung von Folien zum Witte-
rungsschutz durch werkseitigen Einbau der
Fenster und Nutzung von Abdichtungen auf
Decken als Rieselschutz/Löschwasserschutz.
Planung eines Gebäudes vor dem Hinter-
grund, dass ein hoher Vorfertigungsgrad er-
reicht werden kann.
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL JAN LINDSCHULTE
35
Jan Lindschulte
Dipl. Ing. Architekt
2000 - 2008
Studium an der Hochschule
für bildende Künste Hamburg
und der Universität der Künste
Berlin
2008 - 2010
Mitarbeit bei Kühn Malvezzi
Architekten in Berlin
Seit 2010
Mitarbeit bei Florian Nagler
Architekten in München
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL JAN LINDSCHULTE
36
Als Modellprojekt soll der Neubau des Gymnasi-
ums Diedorf in Bayern für ca. 900–1.000 Schüler
optimale architektonische, bauliche und techni-
sche Voraussetzungen für ein zukunftsfähiges
Lern- und Lehrumfeld schaffen. Das Konzept
sieht einen nachhaltigen Holzbau mit hoher Ge-
staltungsqualität im Plusenergiestandard vor und
leistet somit einen vorbildlichen Beitrag zum akti-
ven Umweltschutz.
Das Neubauprojekt für das Gymnasium Diedorf
zeigt für seine ambitionierten Zielstellungen einen
integrierten Planungsansatz auf, der aus einem
von der Schulfamilie entworfenen pädagogischen
Ansatz heraus entwickelt wird. Ziel ist es, durch
einen integralen Planungsprozess architektoni-
sche und bauliche Qualitäten zu schaffen, die aus
der Integration des pädagogischen Konzepts, den
energetischen Anforderungen, den Komfortan-
forderungen, den Anforderungen an eine gesun-
de Lernumgebung und aus den entwurflich-
konstruktiven Rahmenbedingungen erwachsen.
Gymnasium Diedorf - Architektur
Abbildung 1
Blick auf den Pausenhof
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL JAN LINDSCHULTE
37
Städtebaulicher Kontext
Der Standort des Schulneubaus liegt im Land-
schaftsschutzgebiet „Naturpark Augsburg –
Westliche Wälder“. Er ist einer der größten Na-
turparks Deutschlands. 45 % seiner Fläche ist mit
Wald bedeckt. Der vorgesehene Standort liegt di-
rekt an dem weitgehend unverbauten Flusslauf
der Schmutter, einem der letzten naturnahen
Auenlebensräume in Schwaben. Zugleich muss
der Schulneubau auf die Lärmbelastung durch die
nahegelegene B 300 und den Bahnhofsverkehr
reagieren. Weiterhin war die landschaftsverträgli-
che Einbindung der großen Baumasse in die Um-
gebung relevant. Das Einfügen der an große
Scheunen erinnernden Baukörper in die Topogra-
fie sollte ohne energieaufwändige Landschafts-
veränderungen und Aushubdeponierungen erfol-
gen. Darüber hinaus sollte ein weithin sichtbarer
und erlebbarer Holzbau die atmosphärischen und
ästhetischen Qualitäten eines in Holz ausgeführ-
ten Gebäudes voll zur Geltung bringen.
Die Kubatur von ca. 75.000 m3 Bruttorauminhalt
gliedert sich in vier große kubische Baukörper, die
aus zwei Klassentrakten, einem Trakt für Aula,
Bibliothek und Mensa sowie einer Dreifach-
Turnhalle bestehen. Die Klassentrakte erstrecken
sich dabei über drei Geschosse, die jeweils in den
beiden obersten Geschossen zwei Clusterlösun-
gen vorsehen und im Erdgeschoss die Fachräume
unterbringen. Die integrative Freiraumplanung
berücksichtigt die Ziele des pädagogischen Kon-
Abbildung 2
Lageplan
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL JAN LINDSCHULTE
38
zeptes zur Einbindung der landschaftlichen Quali-
täten und zur Fortführung der pädagogischen
Architektur im Freiraum.
Forschungsthemen im Überblick
Ein neuartiges pädagogisches Konzept wird erar-
beitet und in teiloffenen Raumkonzepten bei-
spielhaft umgesetzt. Die erarbeiteten räumlichen
Lösungen bedürfen ebenfalls neuer haustechni-
scher Konzepte im Bereich Lüftung, Akustik und
Tageslichtversorgung sowie im Brandschutz, die
innerhalb eines integralen Planungsprozess unter
ökonomischen und ökologischen Kriterien entwi-
ckelt werden.
Durch eine hocheffiziente Hülle im Passivhaus-
standard sowie eine optimierte Haustechnik wird
das Erreichen des Plusenergiestandards ermög-
licht. Im Bereich der Energieplanung wird ein de-
tailliertes, energetisches Pflichtenheft erarbeitet,
welches kontinuierlich fortgeführt wird.
Die Optimierung der Baustoffwahl unter ökologi-
schen Kriterien wird mit dem Programm LEGEP
planungsbegleitend durchgeführt. Entscheidend
ist hier insbesondere die Primärkonstruktion, die
überwiegend als Holzkonstruktion umgesetzt
wird. Gegenüber einem Massivbau kann dadurch
bis zu 75 % des Treibhauspotenzials eingespart
werden. Diese ökologische Optimierung wird er-
gänzt durch gesundheitsrelevante Betrachtungen
zur Einhaltung der Ziel- und Grenzwerte für die
Innenraumluft in Schulgebäuden (UBA 2008). So
sollen bei der Konstruktions- und Materialwahl
Risiken minimiert werden.
Es wurde eine Holzbetonverbund-Deckenlösung
entwickelt, die aus Brettschichtholzrippen und ei-
ner Ortbetonplatte besteht und so den notwen-
digen Platz für haustechnische Installationen und
akustische Absorber schafft. Dadurch werden Ef-
fizienzpotenziale speziell in Bezug auf Kosten und
Bauzeit erschlossen. Die Frage der thermischen
Massen zur Sicherung des Raumkomforts im
Sommerfall wurde ebenfalls beispielhaft gelöst.
Über dynamische thermische Simulationen wurde
die Dicke des Estrichs als Speichermasse auf
10 cm optimiert. Dieser wird im Winter als Fuß-
bodenheizung und im Sommer als Flächenküh-
lung aktiv zur Sicherstellung des Raumkomforts
herangezogen. Die Kälteerzeugung erfolgt über
ein Kompaktgerät, welches fast das ganze Jahr
Kaltwasser aus freier und adiabater Kühlung als
regenerative Energiequellen zur Verfügung stellt.
Optimiert wird das System durch einen großen
Kältespeicher, der die installierte Kälteleistung re-
duziert und einen energieeffizienten Betrieb ge-
währleistet.
Grundsätzlich besteht zwischen dem Anspruch
der hohen Kompaktheit und der möglichst um-
fassenden Tageslichtnutzung ein Zielkonflikt, der
durch den Einsatz von Raum-Clustern beispielhaft
gelöst werden soll. Neben der weiteren Verfeine-
rung der architektonischen Lösungen des Licht-
hofes und der Oberlichter wird begleitend in Ta-
geslichtsimulationen der optimierte Tageslichtein-
trag bei möglichst geringem Überhitzungspoten-
zial erarbeitet. Die gestalterische Integration der
(haus-)technischen Komponenten im Bereich Be-
leuchtung, Tageslichtnutzung, Verschattung,
Blendschutz, Lichtlenkung, Akustik, Lüftung, Hei-
zung, Kühlung und Photovoltaik stellt einen über-
tragbaren Beitrag zur Demonstration architekto-
nischer Leitbilder für nachhaltige Gebäudekon-
zepte dar. Die weitere Verbreitung des Holzbaus
im Schulbau soll durch Entwicklung beispielhafter
konstruktiver Lösungen auch in den Bereichen
Brand- und Schallschutz, durch optimierte Vorfer-
tigung und durch überzeugende gestalterische
Qualität gefördert werden. Jeder Planungsbetei-
ligte dokumentiert seinen Planungsprozess, die
betrachteten Varianten und deren Stärke und
Schwächeprofil sowie die Entscheidungsfindung.
Die Projektdokumentation erfolgt in Buchform,
über diverse Fachartikel und parallel im Internet.
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL JAN LINDSCHULTE
39
Pädagogische Architektur
Obwohl es keine architektonische Standardlö-
sung für das Lernen gibt, erfordern neue Lern-
formen andere und flexible räumliche Konfigura-
tionen. Dass neue Lernformen auch neue bauli-
che Grundrisse erfordern, ist für viele Kommunen
noch Neuland. Das zukunftsweisende pädagogi-
sche Konzept für eine moderne, gymnasiale Bil-
dung soll Zeichen setzen und zur Nachahmung
anregen. In umfangreichen Abstimmungen mit
Lehrkräften, Elternvertretern und einem Bera-
tungsbüro wurden ein Raumprogramm sowie ein
spezielles Anforderungsprofil für die Architektur
erarbeitet und begleitet. Es wurden Cluster ent-
wickelt, die verschiedene Unterrichtsformen,
stärkere Kooperation und individuelles selbstbe-
stimmtes Lernen ermöglichen. Die hierfür entwi-
ckelte Raumkonfiguration weist die erforderliche
Flexibilität auf, die es erlaubt, selbst bei gewan-
deltem pädagogischem Konzept die Nutzungsfä-
higkeit ohne große Umbauten beizubehalten. Um
den Flächenverbrauch gegenüber Standardschu-
len nicht zu erhöhen, wurde in Diedorf ein Clus-
ter für fünf Klassen mit nur vier Klassenräumen
und einem zentralen Marktplatz entwickelt.
Durch flexible Belegung und Nutzung der Fach-
räume konnte für verschiedenste Lernkonstellati-
onen ein neues räumliches Umfeld im Sinne einer
pädagogischen Architektur entwickelt werden.
Mit dem neuen Raumkonzept soll der Nachweis
gelingen, dass offene Klassenräume mit integrier-
ten klassischen Erschließungsflächen zu offenen
Lernlandschaften umfunktioniert werden können.
Diese sollen einen methodisch vielfältigen und
selbst gesteuerten Unterricht ermöglichen. Durch
die offenen Türen können die Klassen schnell in
unterschiedliche Kleingruppen unterteilt werden.
Die zusätzlichen Sichtverbindungen über große
Verglasungen ermöglichen einen guten Über-
blick. Die Förderung wissensunabhängiger Kom-
petenzen ist hierbei von zentraler Bedeutung,
auch im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung
unserer Gesellschaft: Kinder werden ernst ge-
nommen, sie entwickeln ihre eigenständigen
Strategien und Problemlösungskompetenzen,
eine intrinsische Motivation, Frustrationstoleranz
Abbildung 3
Klassenhaus Marktplatz
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL JAN LINDSCHULTE
40
sowie Fehlerkultur. Hieraus können die unabhän-
gigen Persönlichkeiten erwachsen, die unsere Ge-
sellschaft braucht.
Plusenergiestandard
Das Gebäude erhält eine hocheffiziente Gebäu-
dehülle im Passivhausstandard. Alle haustechni-
schen Gewerke erhalten Zielwerte, die kontinu-
ierlich an den aktuellen Planungsstand angepasst
und eingehalten werden müssen. Der erzielbare
spezifische Primärenergiebedarf der Haustechnik
liegt bei 40 kWh/m2 NGF/a, unter Berücksichti-
gung der nutzerinduzierten Bedarfe (Server,
Steckdosen, Vollküche, etc.) bei 63 kWh/m2
NGF/a. Der Plusenergiestandard wurde so defi-
niert, dass der gesamte nichtregenerative Primär-
energiebedarf des Gebäudes, sowohl der Haus-
technik als auch der nutzerinduzierten Bedarfe, in
der Jahresbilanz geringer ausfällt als der durch
Eigenerzeugung auf dem Schulgelände produ-
zierte Primärenergieeinsatz. Dies gilt ebenfalls für
die CO2-Emmissionen. Insgesamt kann sowohl
der Plusenergiestandard als auch CO2-Neutralität
erreicht werden. Dazu tragen zwei primärenerge-
tisch günstige Pelletkessel als Wärmeerzeuger
bei. Das energetische Pflichtenheft sichert die Er-
reichung des primärenergetischen Zielwertes für
die verschiedenen Haustechnikbereiche. So wur-
den sowohl für die Lüftungsanlage, die Heizung,
die Kühlung, die Hilfsenergien und das Kunstlicht
Zielwerte vorgegeben, die laufend kontrolliert
werden. Auch die Gebäudehülle und der thermi-
sche Komfort wurden mit Zielwerten versehen.
Durch die drastische Reduktion des Energiever-
brauchs im Betrieb und die regenerative Erzeu-
gung von Strom über den Eigenbedarf hinaus mit
der 430-kWp-Photovoltaikanlage als durchdrin-
gungslose Aufdachmontage kann das Plusener-
giekonzept erfolgreich umgesetzt werden.
Holzbau
Im Holzbau wurde eine Holz-Beton-
Verbunddeckenlösung mit einer neuartigen
Kombination von Betondecken und Holzrippen
sowie einer geeigneten Schubverbindung entwi-
ckelt. Sie besteht aus Brettschichtholzrippen und
einer Platte aus Ortbeton. Der statisch wirksame
Verbund von Holz und Beton wird über Form-
schluss mit Nocken im Beton und Taschen in den
Holzbalken hergestellt. Zur Optimierung der Vor-
fertigung im Holzbau wurde die präzise Element-
einteilung auf Grund des größtmöglichen Trans-
portmaßes sowie alle wichtigen Elementstöße
schon für die Ausschreibungsphase detailliert und
auf den Montageablauf abgestimmt. Das schafft
die nötigen Voraussetzungen zur Realisierung des
angestrebten hohen Vorfertigungsgrades. Zur Si-
cherung einer besseren Qualität wurde ebenfalls
ein zweistufiges Ausschreibungsverfahren durch-
geführt. Die für den Holzbau entwickelten Details
werden systematisch aufbereitet und dokumen-
tiert, sodass sie den Bauherren und Planern auch
für zukünftige Holzbauprojekte zur Verfügung
stehen.
Ökobilanz und Gesundheit
Die Baustoffwahl wird unter ökologischen Krite-
rien optimiert. Entscheidend ist hier insbesondere
die Primärkonstruktion, die überwiegend als
Holzkonstruktion ausgeführt wird. Gegenüber ei-
nem Massivbau kann dadurch bis zu 75 % CO2
eingespart werden. Diese ökologische Optimie-
rung wird ergänzt durch gesundheitsrelevante
Betrachtungen. Der Leitfaden für die Innenraum-
hygiene in Schulgebäuden (UBA 2008) gibt wert-
Abbildung 4
Innenperspektive Klassenraum
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL JAN LINDSCHULTE
41
volle Hinweise und Anregungen bezüglich der
Ziel- und Grenzwerte für die Innenraumluft. Bei
der Konstruktions- und Materialwahl, sowohl für
Lüftungstechnik und Bauprodukte als auch für
die vorgesehenen Einrichtungsgegenstände, wer-
den Risiken minimiert. Der Aspekt der möglichst
umfassenden Schadstofffreiheit der Baustoffe
wird durch eine entsprechende Begleitung der
Ausführungsplanung, Ausschreibung, Vergabe
und Unterstützung der Bauleitung beispielhaft
realisiert.
Integrale Planung
Die anspruchsvolle Kombination aus pädagogi-
scher Architektur, Plusenergiekonzept und Holz-
bau bedingt einen integralen Planungsansatz, der
bereits zu Beginn der Planung ein interdisziplinär
besetztes Team erfordert. Das mit den Nutzern
entwickelte funktionale Raumprogramm gibt den
Architekten die notwendigen Leitlinien für die
pädagogische Architektur an die Hand. Der auf
dieser Basis entwickelte Entwurf wurde in iterati-
ven Schritten und Variantenbetrachtungen hin-
sichtlich der pädagogischen Architektur, des
Plusenergiestandards und der Energieeffizienz,
des Brandschutzes, den konstruktiven Besonder-
heiten des Holzbaus, des Komforts, des Schall-
schutzes und der Akustik, der Anforderungen an
Ökologie und Gesundheit sowie der Wirtschaft-
lichkeit im Lebenszyklus untersucht und opti-
miert. Die gestalterische Integration all dieser An-
forderungen soll ein neues Leitbild nachhaltiger
Architektur beispielhaft umsetzen.
Technische Besonderheiten der
pädagogischen Architektur
Zur umfassenden Tageslichtnutzung wurden in
die großen kubischen Baukörper Lichthöfe und
Oberlichter integriert. Dies gewährleistet eine ho-
he Tageslichtautonomie auch im Bereich des in-
nen liegenden Marktplatzes. Die innere Lichtver-
teilung über transparente Zwischenwände sowie
Tageslichtsysteme soll die Tageslichtautonomie
unterstützen. Insbesondere die Marktplätze sind
multifunktional sowohl als Verkehrsfläche als
auch als Unterrichts- und Versammlungsräume
nutzbar und müssen daher bedarfsabhängig be-
lüftet und beleuchtet werden können. Dies führt
tendenziell zu einem erhöhten haustechnischen
Aufwand und Primärenergiebedarf gegenüber
dem bisherigen Standardfall. Der angestrebte
Plusenergiestandard führt dazu, dass das vorlie-
gende Projekt hinsichtlich seiner Energieeffizienz
wesentlich anspruchsvollere energetische Ziele
umsetzt.
Die möglichst große Transparenz innerhalb des
Gebäudes mit guten Kommunikationsmöglichkei-
ten steht im Widerspruch zur Bayrischen Landes-
bauordnung und Schulbaurichtlinie. Daher war
der Nachweis zu erbringen, dass die Vorschriften
auf andere Weise die Anforderungen des Brand-
schutzes erfüllen. Hierbei wurden neue kompen-
satorische Ansätze wie die Ausarbeitung von
Evakuierungskonzepten entwickelt.
Die Akustik unterscheidet sich, da neben dem
Frontalunterricht mit den entsprechenden raum-
akustischen Anforderungen die Möglichkeit ge-
geben sein soll, an jeder Stelle des Raumes mit
unterschiedlichen Gruppenstärken zu arbeiten.
Die raumakustische Gestaltung der Raumbegren-
zungsflächen muss daher deutlich anders und
höherwertiger ausgeführt sein.
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL JAN LINDSCHULTE
42
Abbildung 6
Schnitt Nord-Süd
Abbildung 5
Erdgeschoss
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL JAN LINDSCHULTE
43
Abbildung 7
1. Obergeschoss
Abbildung 8 und 9
Bauablauf
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL JAN LINDSCHULTE
44
Bauherr:
Landkreis Augsburg, vertreten durch Landrat
Martin Sailer, Pilotprojekt im Rahmen der Ent-
wicklung eines integralen und zukunftsweisen-
den Planungsansatzes, gefördert durch die Deut-
sche Bundesstiftung Umwelt DBU und aus Mit-
teln des Freistaates Bayern nach dem Finanzaus-
gleichgesetz
Projektsteuerung:
Hochbauverwaltung Landratsamt Augsburg, ver-
treten durch den ltd. BD Frank Schwindling
Architektur:
Architekten Hermann Kaufmann/Nagler Architek-
ten ARGE „Diedorf“, München
Landschaftsarchitektur:
ver.de Landschaftsarchitekten GbR, Freising
Tragwerksplanung:
Merz Kley Partner ZT GmbH, Dornbirn
Bauphysik und energetisches Konzept:
Ip5 Ingenieurpartnerschaft, Karlsruhe
Bau- und Raumakustik:
Müller-BBM GmbH, Planegg
Haustechnik:
Wimmer Ingenieure GmbH, Neusäß
Elektrotechnik:
Ingenieurbüro Herbert Mayr, Rommelsried
Lichtplanung:
Lumen3 GbR, München Monitoring und Quali-
tätssicherung: ZAE Bayern, Garching
Risikostoffe und Lebenszykluskosten:
Ascona GbR, Gröbenzel
Projektbegleitung und Koordination:
kplan AG, Abensberg
Brandschutz:
Bauart Konstruktions GmbH & Co.KG, München
Pädagogisches Konzept:
LernLandSchaft, Röckingen
SiGeKo:
InterQuality Service AG, Augsburg
Daten zum Projekt:
NGF 12.878,3 m2
BGF 16-045,5 m2
BRI 81.390,8 m3
Baubeginn 2013
Fertigstellung 2015
Abbildung 10
Bauablauf
HOLZBAU - WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL KONRAD MERZ
45
Konrad Merz
Dipl.-Bauingenieur
1984
Diplom als Bauingenieur,
FH Nordwestschweiz
1984-1986
Projektleiter bei einem Brett-
schichtholzhersteller
1986-1990
Assistent am Lehrstuhl für Holz-
konstruktionen, ETH Lausanne
1990-1993
Senior Structural Engineer bei
MacMillan Bloedel Research,
Vancouver, Kanada
Seit 1994
Geschäftsführer
merz kley partner ZT GmbH,
Dornbirn
HOLZBAU - WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL KONRAD MERZ
46
Gründung
Die beiden Klassenhäuser und die Sporthalle ha-
ben eine flach gegründete Bodenplatte. Die Aula,
in der die Technikzentrale untergebracht ist, steht
auf einem Untergeschoss in Ortbetonbauweise.
Es bindet teilweise ins Grundwasser ein und
musste, aufgrund der geringen Auflasten, mit
Mikropfählen gegen Auftrieb gesichert werden.
Die drei nicht unterkellerten Gebäude sind durch
einen unterirdischen Verbindungsgang an die
Technikzentrale angebunden. Die Abdichtung der
ins Grundwasser reichenden Bauteile erfolgte
durch Ausbildung als „weiße Wanne“ unter Ein-
bindung eines Systemanbieters.
Holzkonstruktion Klassenhäuser und Aula
Die Konstruktion der beiden Klassenhäuser ist,
abgesehen von kleinen Abweichungen der
Spannweiten, identisch und kann als reine Ske-
lettkonstruktion bezeichnet werden. Das Grund-
prinzip ist in Abbildung 1, 2 und 3 dargestellt.
Gymnasium Diedorf - Tragwerk
Abbildung 1
Skelettkonstruktion der beiden
Klassenhäuser
Abbildung 2
Schnitt 1 durch die Klassen-
häuser
HOLZBAU - WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL KONRAD MERZ
47
Das Stützenraster ist rechtwinklig zur Spannrich-
tung der Decken immer 2,70 m, in die andere
Richtung variiert der Stützenabstand zwischen
2,40 – 8,14 m. Die Anzahl der Einzelstützen über
die drei Gebäude gerechnet summiert sich auf ca.
1000 Stück. Davon mussten nur drei weggelas-
sen, bzw. ausgewechselt werden, was für die
konstruktive Konsequenz der Architekten spricht.
Die Innenstützen sind als Gabel- die Außenstüt-
zen als Mantelstützen ausgebildet. Das ermög-
licht ein kontinuierliches Ableiten der lotrechten
Lasten ohne andere Bauteile rechtwinklig zur
Fasserrichtung des Holzes zu beanspruchen. Von
Stütze zu Stütze spannen Querträger unter-
schiedlicher Dicke mit einer Höhe von 40 cm. Wie
oben erwähnt musste einmal eine Stütze und
einmal zwei Stützen abgefangen werden. Das
geschah in einem Fall mit einem, in den Holzträ-
ger integrierten Stahlprofil, das im Verbund mit
dem Überbeton wirkt und im anderen Fall durch
das Ausbilden eines wandartigen Trägers im dar-
über liegenden Geschoss. Die Distanz zwischen
den Tragachsen überspannt eine als Plattenbal-
ken ausgebildete Holz-Beton-Verbundkonstruk-
tion.
Da die Balken im Endzustand sichtbar bleiben,
haben sie trotz der Unterschiede in den Spann-
weiten, immer die gleichen Abmessungen von
2 x 18 x 32 cm bei einem Abstand von 90 cm. Sie
sind gegenüber dem Hauptachsraster um 45 cm
versetzt, um dem Knoten Querträger/Stütze aus-
zuweichen. Die über einer verlorenen Schalung
eingebrachte Ortbetonschicht von 10 cm wirkt
als integrale, horizontale Scheibe und bildet, zu-
sammen mit ausgewählten Innenwänden, die
Aussteifung der Skelettkonstruktion. Die geneigte
Dachkonstruktion folgt dem gleichen Konstrukti-
onsprinzip wie die Decke. Die Betonschicht wird
allerdings durch eine Dachschalung aus 50 mm
dicken Holzwolle-Leichtbau-platten ersetzt. Sie ist
raumakustisch wirksam, hat aber nur eine gerin-
ge Tragfähigkeit. Daraus folgt der auf die Hälfte,
d.h. auf 45 cm, reduzierte Balkenabstand.
Abbildung 3
Schnitt 2 durch die Klassen-
häuser
Abbildung 4
Holz-Beton-
Verbundkonstruktion
HOLZBAU - WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL KONRAD MERZ
48
Die Balkenabmessungen konnten wegen der ge-
ringen Anforderungen an die Dachkonstruktion
auf ein durch die Brandbemessung vorgegebenes
Maß reduziert werden. Da die gewählte Dach-
schalung infolge fehlender Tragfähigkeit auch
nicht zur Aussteifung herangezogen werden
kann, sind spezifische Flächen mit einer gleich
starken, aussteifenden Dreischichtplatte ersetzt
worden. Wie bereits erwähnt sind ausgewählte
Innenwände als aussteifende Scheiben ausgebil-
det worden. Dabei handelt es sich um Holzrah-
menwände mit Beplankungen aus OSB-Platten.
Ihre Anzahl und Anordnung je Geschoss richtet
sich nach der Größe der Einwirkungen aus Wind
und ungewollter Schiefstellung. Damit sie durch
ungewollte Lasten lotrecht beansprucht werden
sind sie gleitend an die Decken angeschlossen.
Alle anderen Innenwände und alle Außenwände
sind nicht tragend und ebenfalls als Holzrahmen-
konstruktion ausgeführt. Eine Ausnahme bilden
der Liftschacht in Klassenhaus 2 und ein wandar-
tiger Träger in der Aula die aus Brettsperrholz be-
stehen.
Holzkonstruktion Turnhalle
Die Turnhalle hat eine ähnliche Kubatur wie die
Klassenhäuser und die Aula und die gleiche
Dachform. Es war darum naheliegend das Kon-
struktionsprinzip bei der Wahl der Dachkonstruk-
tion zu übernehmen. Die Dreifachhalle wird mit
Brettschichtholzträgern, Achsabstand 3 m, über-
spannt. Sie ersetzen die in den Klassenhäusern im
Abstand von 2,7 m angeordneten Stützen. Auf
der dadurch entstehenden Trägerlage wird ein
den Klassenhäusern identisches Sparrendach auf-
geständert. Auch hier besteht die Dachschalung
aus Holzwolle-Leichtbauplatten, die gezielt durch
aussteifende Dreischichtplatten ergänzt werden.
Die Giebelwände und die der Nebenzonenspange
abgewandte Längsseite sind Holzrahmenelemen-
te. Längsseitig mit integrierten Stützen zur Auf-
nahme der großen Brettschichtholzträger. Die
Nebenzone ist ein Hybridbau. Decke und Innen-
wände aus Stahlbeton werden umhüllt mit Holz-
rahmenelementen als Außenwände. Hinter dieser
Materialwahl standen sowohl betriebliche (viele
Nassräume) als auch wirtschaftliche Überlegun-
gen.
Abbildung 5
Dachkonstruktion mit Holz-
wolle-Leichtbauplatten
HOLZBAU - WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL KONRAD MERZ
49
HBV-Deckenkonstruktion
Die Wahl auf eine Holz-Beton-Verbund-
konstruktion fiel aufgrund von Recherchen im
Rahmen der projektbegleiteten Forschung, die
von der DBU finanziert und begleitet wurde. Weil
Holzbeton-Verbundkonstruktionen in Deutsch-
land noch wenig verbreitet sind wird hier näher
auf die gewählte Konstruktion eingegangen. Sta-
tisch gesehen handelt es sich bei den Decken um
Plattenbalken. Die Balken 2 x 18/32 cm aus Brett-
schichtholz GL24 sind im Abstand von 90 cm an-
geordnet. Die Balken sind mit gekreuzten Voll-
gewindeschrauben an die Querträger in den last-
abtragenden Achsen befestigt. Auf den Balken
aufgelegt sind 22 mm dicke OSB Platten. Sie
überbrücken den Zwischenraum der Balken als
verlorene Schalung. Auf die Holzkonstruktion
wurde vor Ort eine 10 cm dicke Schicht aus Be-
ton gegossen. Die Betonschicht ist teilweise
„konventionell“ bewehrt und teilweise als Faser-
beton ausgeführt. Der Verbund zwischen Beton
und Holz erfolgt über geometrischen Form-
schluss. In den Holzbalken sind dazu Vertiefun-
gen (Taschen) eingefräst. Dadurch bilden sich im
Beton Nocken, welche sich im Holz festkrallen
und die auftretenden Schubkräfte zwischen Holz
und Beton übertragen. Darüber hinaus werden
keine weiteren Verbindungsmittel benötigt. Diese
Art des Verbundes kann mit vorhandenen Nor-
men berechnet und nachgewiesen werden. Der
Planer muss sich nicht auf ein firmenspezifisches
System festlegen, die Kosten beschränken sich
auf das Fräsen der Taschen in den Holzbalken
und tendieren somit gegen einen unteren einstel-
ligen Eurobetrag pro Quadratmeter im Vergleich
zu 20-30 Euro beim Einsatz von Schrauben, ein-
geklebten Blechen oder andern Systemen. Der
Entscheid für ein Aufbringen des Betons vor Ort
gegenüber komplett vorgefertigten Elementen
fiel aufgrund der folgenden Kriterien:
Die gewählte Konstruktionsart mit komplett
sichtbarer, teilweise feingliedriger Skelettkon-
struktion mit ineinander greifenden Knoten
und Toleranzen im Millimeterbereich und der
Einbau von tonnenschweren Fertigteilen pas-
sen nicht zueinander
Die gewählte Art der Medienverteilung be-
dingt viele unterschiedliche Aussparungen
und damit viele unterschiedliche Element, was
für die Vorfertigung ein Nachteil bedeutet
Einfache Ausbildung von großflächigen aus-
steifenden Scheiben ist mit Ortbeton a priori
Wirtschaftliche Überlegungen sprachen in
gegeben diesem Fall für Ortbeton
Es sei an dieser Stelle aber ausdrücklich betont,
dass diese Kriterien projektspezifisch zu sehen
sind und dass bei Projekten mit anderen Randbe-
dingungen vorgefertigte Elemente sinnvoll sein
können.
Abbildung 6
Auf Trägerlage aufgeständer-
tes Sparrendach
HOLZBAU - WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL KONRAD MERZ
50
Die Holzkomponenten der Decke, das heißt die
Balken, die zu diesem Zweck zweigeteilten Quer-
träger und zwei von drei OSB Platten wurden im
Werk vorgefertigt. Alle Durchbrüche sind dabei
mit Blechrahmen als Abschalung versehen wor-
den.
Der Einbau der fehlenden dritten OSB Platte
musste aus konstruktiven Gründen vor Ort erfol-
gen. Das Aufbringen des Betons geschah unter
Dach nach der kompletten Montage der Holz-
konstruktion. Dadurch konnten, trotz der Mon-
tage im Sommer, für die Nachbehandlung des
Betons geeignete Bedingungen geschaffen wer-
den. Das ist wichtig um das Frühschwinden und
damit einhergehende Verformungen des Ge-
samtsystems zu beschränken.
Bauablauf
Der Bauablauf der Turnhalle war dem Unterneh-
mer freigestellt, im Gegensatz zu den Klassen-
häusern wo er in der Ausschreibung fix vorgege-
ben wurde. Um die im Endzustand sichtbar blei-
bende Struktur so rasch wie möglich vor Einflüs-
sen der Witterung zu schützen erfolgte die Mon-
tage der Klassenhäuser etappenweise. Eine Etap-
pe umfasste rund ein Drittel der Grundfläche von
40 x 40 m.
Notdächer zum temporären Schutz für Schlecht-
wetterperioden mussten zur Abdeckung je einer
Etappe vorgehalten werden. Ebenfalls eine Vor-
gabe war das Betonieren der HBV-Decken unter
Dach. Grund dafür waren die konstruktiven Über-
legungen, wie oben beschrieben und ein unge-
störter und damit möglichst schneller Montage-
vorgang des Holzbaus.
Abbildung 7
Montage der Klassenhäuser
HOLZBAU - WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL KONRAD MERZ
51
Abbildung 8-13
Etappenweise Montage der
Klassenhäuser
HOLZBAU - WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL KONRAD MERZ
52
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL BERND GRÖZINGER
53
Bernd Grözinger
Dipl. Ing (FH)
Studium der Bauphysik an der
Hochschule für Technik
Fachhochschule Stuttgart
Diplom 1984
Seit 1984
Mitarbeiter der Firma Müller-BBM
GmbH in Planegg bei München als
Projektleiter und beratender Inge-
nieur auf allen Gebieten der Bau-
physik
Seit 1988
Gesellschafter der Müller-BBM
Holding AG (bis 01/2009 Mül-
ler-BBM VuB GmbH)
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL BERND GRÖZINGER
54
Einleitung
Aus akustischer Sicht ist das im September 2015
in Betrieb gegangene neue Gymnasium in Die-
dorf, insbesondere im Hinblick auf die Konstruk-
tion als Holzgebäude und die neue pädagogische
Architektur durch Gestaltung der offenen Lern-
landschaften, etwas Besonderes. In diesem Bei-
trag werden die Aspekte und die Vorgehensweise
bei der Planung einiger akustischer Themenberei-
che beschrieben.
Bei der Akustik im Hochbau sind auf der einen
Seite die Bauakustik und auf der anderen Seite
die Raumakustik zu unterscheiden. Die Bauakus-
tik betrachtet den Schallschutz zwischen unter-
schiedlichen Räumen oder Bereichen, d.h. es geht
um die Schalldämmung von Wänden, Decken,
etc.. Im Folgenden wird hier der Schallschutz ge-
gen Verkehrsgeräusche sowie der Schallschutz
zwischen den einzelnen Unterrichtsräumen be-
schrieben. Die Raumakustik betrachtet dagegen
die akustischen Verhältnisse innerhalb eines
Raumes. Im Folgenden wird dazu auf die Raum-
akustik in den Unterrichtsräumen eingegangen.
Bauakustik
Schallschutz gegen Verkehrslärm
Der Neubau des Gymnasiums wird von Verkehrs-
geräuschen beaufschlagt. Es handelt sich hierbei
einerseits um die in ca. 100 m südöstlich des
Bauvorhabens verlaufende Bahnstrecke Augsburg
– Neu-Ulm und andererseits um die in gleicher
Richtung befindliche Hauptstraße B300, die im
Zuge einer geplanten Ortsumfahrung näher an
das Gymnasium herangerückt wird. Die schall-
technische Untersuchung wurde sowohl für die
derzeitige Situation der B300 als auch für die zu-
künftige verlegte B300 berechnet. Es zeigte sich,
dass die verlegte B300 trotz der geplanten Lärm-
schutzwand höhere Schallimmissionen verursacht
als die derzeitige B300. Infolgedessen wurde der
Fall mit der verlegten B300 der Planung zugrunde
gelegt. Bei den Geräuschbelastungen wurden
auch der geplante Park & Ride-Parkplatz und der
geplante Schulparkplatz berücksichtigt.
Die schalltechnischen Simulationen ergaben
maßgebliche Außenlärmpegel vor der Fassade
des Gymnasiums von bis zu 65 dB(A). Die Vertei-
lung der Außenlärmpegel ist in der folgenden
Abbildung 2 dargestellt.
Gymnasium Diedorf - Akustik
Abbildung 1
Außenansicht
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL BERND GRÖZINGER
55
6565
6564
6461
60
59
59
59
5756
5656
5663
63
63
64
64
5959
5959
4845
46
46
47
5151
5152
5258
58
58
57
5560
6060
56
55
55
54
4848
4849
59
59
59
58
6565
6464
6461
60
60
59
59
5757
5657
5760
62
64
64
65
Klassenhaus I
Klassenhaus II
Aula
Sporthalle
Unter Berücksichtigung der Nutzung (Unterrichts-
räume, Büros der Verwaltung etc.), der Grundris-
se und der Fensterflächen ergab sich, dass mit
„normalen“ Fenstern der Schallschutzklasse 2
ein ausreichender Schallschutz gegen Verkehrs-
geräusche gegeben ist.
Abbildung 2
Maßgeblicher Außenlärmpegel
LA in dB(A) im 1. OG
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL BERND GRÖZINGER
56
Schallschutz der Decken
Für die Trenndecken im Gymnasium Diedorf wer-
den die baurechtlich verbindlichen Anforderun-
gen für den Schallschutz in Schulen gemäß
DIN 4109 wie folgt angestrebt:
bewertetes Schalldämm-Maß R'w 55 dB
bewerteter Norm-Trittschallpegel
L'n,W 53 dB
Aufgrund der schon in den Vorträgen des Archi-
tekten und Tragwerksplaners beschriebenen
Holz-Beton-Verbunddecke konnten bereits durch
eine entsprechend dimensionierte Trittschall-
dämmung die Anforderungen an den Luft- und
Trittschallschutz erreicht werden. Die Deckenkon-
struktion weist folgende bauakustisch relevanten
Schichten auf (von oben nach unten):
ca. 100 mm Zementestrich
Trennlage
30 mm Trittschall- und Ausgleichsdäm-
mung, dynamische Steifigkeit s' 20 MN/m3
120 mm Verbundbeton (direkt über den
Holzbalken, zwischen den Holzbalken 98 mm
Verbundbeton und 22 mm OSB-Platte)
320 mm Holzbalken 2 x 180/320, Achsab-
stand 90 cm, Abstand im Lichten 54 cm, da-
zwischen ist eine Raumakustikdecke abge-
hängt
Die Schalldämmung wird nicht nur durch die Di-
rektübertragung durch die Decke, sondern auch
durch die Schallübertragung über die flankieren-
den Bauteile bestimmt. Um die Schallabstrahlung
der flankierenden Bauteile zu reduzieren, wurden
die Klassenraumtrennwände, Flurwände und
Brüstungen mit akustisch biegeweichen Holz-
bzw. Gipsfaserplatten verkleidet. Weiter wurden
folgende Maßnahmen geplant:
a) Kassenraumtrennwände
Die Klassenraumtrennwände binden in die
Holzbeton-Verbunddecke ein, der Aufbeton
läuft nicht durch. Der Holzrahmen der Klas-
senraumtrennwände ist in Ebene der Decke
gestoßen und mechanisch nicht verbunden
(sondern nur aufeinander gestellt).
b) Flurwand
Im Bereich der Flurwände läuft die 12 cm
dicke Aufbetonschicht der Holzbeton-
Verbunddecke durch und trennt die flankie-
rende Flurwand.
c) Fassade
Die Fassade läuft vor der Decke durch. Sie
hat im Bereich der Brüstung raumseitig eine
18 mm dicke OSB-Verkleidung mit Tren-
nung im Bereich der einbindenden Decke.
d) Stützen
Die Stützen bestehen aus Brettschichtholz
und laufen von Geschoss zu Geschoss
durch. Sie sind in Ebene der Geschossde-
cken ebenfalls gestoßen und nicht mecha-
nisch verbunden.
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL BERND GRÖZINGER
57
Schallschutz der Klassenraumtrennwände
Bezüglich der Schalldämmung zwischen den ein-
zelnen Klassenzimmern wurden die Grundrissge-
staltung und die Unterrichtsform der neuen pä-
dagogischen Architektur berücksichtigt, d. h.
dass hier der Unterricht und somit auch die Ge-
staltung der Klassenzimmer nicht mehr in der üb-
lichen Form ausgeführt wurden, sondern statt-
dessen neue Unterrichtsformen in sogenannten
offenen Lernlandschaften praktiziert werden.
Aufgrund der visuellen und kommunikativen
Verbindung der einzelnen Unterrichtsbereiche,
z. B. durch Einbau von Fenstern in die Flurwände
und durch offene Klassenraumtüren bzw. der ur-
sprünglich geplanten Schiebetüren bzw. teilweise
keine Klassenraumtüren (Marktplätze), kann die
in herkömmlichen Schulen geltende Anforderung
an den Schallschutz der Klassenraumtrennwände
nicht herangezogen werden. Die Flurwände und
Klassenraumtrennwände im Bereich der offenen
Lernlandschaften wurden deshalb mit einem be-
werteten Schalldämm-Maß von R'w 42 dB ge-
plant, während die Flurwände und Klassenraum-
trennwände der Fachklassenzimmer, die nicht an
offene Lernlandschaften angrenzen, entspre-
chend den Anforderungen der DIN 4109 mit
R'w 47 dB geplant wurden.
Aufgrund der Ausführung des Gymnasiums als
Holzgebäude bestehen die Klassenraumtrenn-
wände aus statisch wirksamen Holzständerkon-
struktionen. Übliche Trockenbaukonstruktionen,
von denen durch langjährige Erfahrung die akus-
tischen Eigenschaften bekannt sind, konnten und
sollten auch aus fertigungstechnischen nicht ver-
wendet werden. Aus diesem Grund wurden im
Abbildung 3
Einbau einer Versuchswand im
Prüflabor vom Senderaum aus
gesehen mit Blick auf die
empfangsraumseitige OSB-
Beplankung mit noch
fehlender Dämmung
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL BERND GRÖZINGER
58
schalltechnischen Prüflabor von Müller-BBM in
Planegg unterschiedliche Wandaufbauten unter
Berücksichtigung der statischen Gesichtspunkte
hinsichtlich des Schallschutzes untersucht und va-
riiert.
Unter Berücksichtigung sämtlicher Anforderun-
gen (Statik, Brandschutz, Architektur und Akus-
tik) wurde aufgrund der Messergebnisse be-
schlossen, für die Wände eine einheitliche
Grundkonstruktion auszuführen, die dann je
nach Anforderung ggf. noch aufgedoppelt wur-
de. Diese Grundkonstruktion hat folgenden Auf-
bau:
12,5 mm Gipsfaserplatte
18 mm OSB-Platte
80 mm Holzständerwerk 60/80, dazwischen
60 mm Mineralwolle
18 mm OSB-Platte
12,5 mm Gipsfaserplatte
Im Labor wurde für diese Konstruktion ein be-
wertetes Schalldämm-Maß von Rw,P = 49 dB ge-
messen. Für die Fachklassenzimmerwände mit
den höheren schalltechnischen Anforderungen
wurde diese Grundwandkonstruktion beidseitig
mit jeweils einer 12,5 mm dicken Gipsfaserplatte
Abbildung 4
Aufbau der Wandbekleidung
aus OSB-Platte und Gipsfaser-
platte
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL BERND GRÖZINGER
59
aufgedoppelt, womit sich im Prüfstand ein be-
wertetes Schalldämm-Maß von Rw,P = 53 dB
ergab.
Aus raumakustischen Gründen wurden diese
Wandkonstruktionen teilweise noch mit einer
entsprechenden schallabsorbierenden Verklei-
dung aufgedoppelt (siehe folgenden Abschnitt).
Raumakustik
Besonderheit im Gymnasium Diedorf und
Anforderungen
Wie bereits angesprochen, sieht das Planungs-
konzept der Schule vor, den Unterricht und somit
auch die Gestaltung der Klassenzimmer nicht
mehr in üblicher Form auszuführen, sondern
stattdessen neue Unterrichtsformen in sogenann-
ten offenen Lernlandschaften zu praktizieren.
D. h. insbesondere, dass es nicht nur den Fron-
talunterricht vor einer feststehenden Wandtafel
gibt, sondern dass ergänzend Unterricht und
Gruppenarbeiten an jeder Stelle im Raum verteilt
und auch in unterschiedlichen Gruppenstärken
stattfinden werden. Die raumakustische Gestal-
tung der Raumbegrenzungsflächen, insbesondere
der Decken und der Wände, musste entspre-
chend angepasst werden.
In den Klassenzimmern gibt es keinen festen Be-
stuhlungsplan mehr. Es wurden Wandschienen
für Schiebeelemente oder Whiteboards ange-
bracht, an denen diese flexibel eingehängt wer-
den können, wodurch eine beliebige Unterrichts-
form ermöglicht werden kann. Eine Beispielbe-
stuhlung zeigt folgende Abbildung.
Die Raumakustik in diesen Klassenzimmern muss-
te darauf eingehen, dass die Kommunikation auf
kurze und auf lange Distanzen funktionieren
muss. Da die Stimmen der benachbarten Grup-
pen bei der Erledigung der Aufgaben stören kön-
nen, müssen die Geräusche der anderen Statio-
nen reduziert werden. Um den Grundgeräusch-
pegel zu reduzieren und eine gute Sprachver-
ständlichkeit zu erreichen, wurden die Räume
stärker als übliche Klassenräume bedämpft. Die
Planung wurde deshalb darauf ausgerichtet, den
für Unterrichtsräume nach der Norm DIN 18041
geforderten Wertebereich der Nachhallzeit für
diese Klassenzimmer von T = 0,60 s ± 20 % bei
mittleren Frequenzen auf eine Nachhallzeit von
T 0,45 s deutlich zu reduzieren. Die maximal
zulässige Nachhallzeit nach Norm und die für das
Gymnasium Diedorf angepassten Zielwerte in
Abhängigkeit der Frequenz sind im folgenden Di-
agramm dargestellt:
Abbildung 5
Klassenzimmer 1. OG,
Grundriss aus der Entwurfs-
planung
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL BERND GRÖZINGER
60
Planung und Durchführung
Um die hohen akustischen Anforderungen zu er-
reichen, wurden großflächige absorbierende
Maßnahmen an den Wänden und an der Decke
vorgesehen. Im Folgenden werden die maßgebli-
chen Maßnahmen an den Stirnwänden und der
Decke beschrieben.
Wände
An den Stirnwänden sind akustisch wirksame
Holzwolle-Akustikplatten mit einer Verstäbung
aus Fichtenleisten eingebaut. Eine Ansicht in der
fertigen Schule zeigt folgendes Foto.
Abbildung 6
Vergleich angestrebte Maxi-
malwerte der Nachhallzeit T im
besetzten Klassenzimmer nach
Norm und im Gymnasium
Diedorf
Abbildung 7
Ansicht einer Klassenraum-
rückwand mit raumakustischer
Verkleidung
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL BERND GRÖZINGER
61
Diese raumakustische Verkleidung hat folgenden
Aufbau:
Gipsfaserplatte der Trennwand
24 mm Querlattung 24/50, dazwischen
20 mm Mineralfaser
25 mm Holzwolle-Akustikplatte
20 mm Verstäbung aus Fichtenholz
Decke
In der ursprünglichen Planung waren senkrecht
abgehängte, schallabsorbierende Filzbaffeln zwi-
schen den Trägern der Holzbeton-Verbunddecke
geplant. Da es von der Filzbaffelanordnung in der
Literatur keine Planungswerte zur Schallabsorpti-
on gibt, wurden Messungen mit unterschiedli-
chen Anordnungen der Filzbaffeln im Labor
durchgeführt. Üblicherweise wird die
Schallabsorption im Hallraum gemessen. Dafür
sind jedoch Proben von 12 m2 erforderlich. Im
vorliegenden Fall sollten aber kurzfristig unter-
schiedliche Filzbaffeldicken, -höhen und
-anordnungen untersucht werden. Deshalb wur-
den die Untersuchungen in einer Hallkabine im
Labor von Müller-BBM durchgeführt. Dort kann
die Probenfläche mit geringen Einschränkungen
der Messgenauigkeit auf ca. 1 m² reduziert wer-
den.
Abbildung 8
Ansicht der Hallkabine im
Akustiklabor
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL BERND GRÖZINGER
62
Die Messungen im Labor hatten zum Ergebnis,
dass mit diesen Elementen auch bei der besten
gemessenen Variante für das vorliegende Projekt
keine ausreichende Raumbedämpfung erreicht
werden kann. Die prognostizierte Nachhallzeit in
den Klassenräumen mit Filzbaffeln ist in der fol-
genden Abbildung dargestellt und mit dem Ziel-
wert verglichen.
Die Planung wurde deshalb dahingehend geän-
dert, dass als Schallabsorber an der Decke spezi-
elle akustisch hochwirksame Elemente aus Holz-
wolle-Leichtbauplatten mit Mineralwolleauflage
zwischen den Trägern der Holzbeton-Verbund-
decke eingebaut wurden. Diese abgehängte
schallabsorbierende Decke hat folgenden Aufbau
(von oben nach unten):
ca. 245 mm Lufthohlraum
40 mm Mineralwolleplatten
35 mm Holzwolle-Akustikplatten
Abbildung 9
Nachbildung eines Deckenfel-
des zwischen den Holzbalken
mit einer Varinate der einge-
hängten Filzbaffeln in der
Hallkabine
Abbildung 10
Vergleich der Nachhallzeit im
besetzten Klassenzimmer mit
optimierter Filzbaffelanord-
nung zum Zielwert (maximal
zulässige Nachhallzeit)
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL BERND GRÖZINGER
63
Mit dieser Maßnahme ergibt sich die in der fol-
genden Abbildung dargestellte rechnerische
Nachhallzeit in den Klassenzimmern.
Ergebnis
Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses lagen lei-
der noch keine Messergebnisse bezüglich des
Schallschutzes oder der Raumakustik vor. Die
Schulleitung und Lehrer haben allerdings mitge-
teilt, dass sie mit den akustischen Verhältnissen
äußerst zufrieden sind. Insofern kann festgestellt
werden, dass die Planung und Ausführung in
akustischer Hinsicht gelungen ist.
Nachfolgend noch Fotos als Impressionen der of-
fenen Lernlandschaften.
Abbildung 11
Deckenuntersicht mit schall-
absorbierenden Holzwolle-
Akustikplatten
Abbildung 12
Vergleich der Nachhallzeit im
besetzten Klassenzimmer mit
Akustikelementen aus Holz-
Wolle-Leichtbauplatten HWL
zum Zielwert (maximal zulässi-
ge Nachhallzeit.)
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL BERND GRÖZINGER
64
Abbildung 13
Fertiggestelltes Klassenzimmer
im Bereich der offenen Lern-
landschaften
Abbildung 14
Marktplatz mit Zugang zu
einem Klassenzimmer im Be-
reich der offenen Lernland-
schaften
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL HOLGER KÖNIG
65
Holger König
Dipl. Ing. Architekt
Hochschulstudium Fachbereich
Architektur mit Ingenieursab-
schluss, TU München
Städtebauliches Planungsbüro in
München bis 1981
Geschäftsführer: Firma Ascona,
Gesellschaft für ökologische Projek-
te GbR
Architekturbüro König-Voerkelius
Gründung einer Möbelschreinerei
für Massivholzmöbel mit natürli-
chen Oberflächen und eines Bau-
stoffhandels für nachwachsende
Rohstoffe,
Geschäftsführung bis 1994, Über-
gabe an die Belegschaft
Vorstand ÖkoPlus AG, Fachhan-
delsverbund für Ökologie und Bau-
technik mit Sitz in Frankfurt
(bis 2001)
Geschäftsführer LEGEP Software
GmbH (seit 2001)
Projektleiter ökologisch orientierter
Forschungsprojekte gefördert von
BMBF, FNR und DBU
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL HOLGER KÖNIG
66
Die Zunahme der Anforderung beim Neubau von
Schulgebäuden erfordert heute die Zusammen-
arbeit aller Beteiligten: Auftraggeber, Architek-
ten, Fachplaner, Experten. Diese Form der Ge-
bäudeplanung bezeichnet man als integrale Pla-
nung. Da aber verschiedene Planungsalternativen
der Architekten und Fachingenieure im Entschei-
dungsprozess ausschließlich unter dem Aspekt
der baurechtlichen Zulässigkeit und der Herstel-
lungsmehrkosten behandelt werden, führt dies in
den meisten Fällen nur zur Fortschreibung eines
bekannten Standards ohne Innovationsaspekte.
Bei der Planung des Gymnasiums Schmuttertal
sollen deshalb die verschiedenen Lösungsvor-
schläge unter den Gesichtspunkten der Nachhal-
tigkeit gegeneinander abgewogen und bewertet
werden, um die vorteilhafteste Lösung zu ermit-
teln. Für diesen Prozess bedient man sich unter
anderem der Lebenszyklusanalyse. Diese umfasst
die drei Themenfelder der Nachhaltigkeit:
• Ökonomie, hier Herstellungs‐ und Nutzungs-
kosten
• Ökologie, hier Umweltbilanz der Erstellung
und des Betreibens des Gebäudes
• Soziales, hier der Komfort und die Gesundheit
während des Gebäudebetriebs.
Im Rahmen des Projektes wurden folgende An-
forderungen umgesetzt:
• Die Berechnung der Lebenszykluskosten
• Die Berechnung der Ökobilanz über den Le-
benszyklus
• Die Auswahl von Bauprodukten im Sinne ei-
nes schadstoffreduzierten Konzepts.
Nur auf diese Weise kann sichergestellt werden,
dass nachhaltige Entscheidungen im Hinblick auf
innovative, umweltfreundliche und qualitativ
hochwertige Baustandards und technische Lö-
sungen getroffen werden können.
1. Aufgabenstellung
Von den verschiedenen Planungsvarianten ist je-
weils ein exakt beschriebenes Gebäudemodell
anzulegen. Die Modelle werden in Bezug auf die
Herstellungskosten, den Energiebedarf, die Le-
benszykluskosten und die Ökobilanz berechnet
und bewertet. Mit der Software LEGEP ist dies
zeiteffizient und datenkonsistent möglich.
Lebenszykluskosten
Für die Lebenszykluskostenberechnung der disku-
tierten Planungsalternativen wird die Berechnung
der Herstellungskosten nach DIN 276 erweitert
durch die zusätzlichen Phasen der Lebenszyklus-
kostenrechnung mit den entsprechenden Kosten-
stellen nach DIN 18960 und die abschließende
Wirtschaftlichkeit ggf. unter Einbezug qualitativer
Aspekte dargestellt.
Ökobilanz
Für die Ökobilanz der diskutierten Planungsalter-
nativen wird die Berechnung entsprechend der
Angaben in den Steckbriefen des Bewertungssys-
tems des Bundes für Bildungsbauten durchge-
führt. Basis für die Berechnung sind die oben be-
schriebenen Gebäudemodelle.
Risikostoffe
Für die Risiken der lokalen Umwelt wird auf Basis
eines Gebäudemodells die elementbasierte Do-
kumentation der Materialien bzw. Bauprodukte
nach den Kriterien des Steckbriefs 1.1.6 (BNB)
durchgeführt. Auf Basis einer durch den Auftrag-
geber festzulegenden Qualitätsstufe werden
Handlungsempfehlungen für die Materialwahl für
den Planer zusammengestellt.
Für die Risikostoffe der Innenraumhygiene wird
durch den Auftraggeber eine Qualitätsstufe für
die Innenraumlufthygiene festgelegt, die sich an
den Ziel‐ und Grenzwerten des Kriteriums 3.1.3
Innenraumhygiene im Bewertungssystem Nach-
haltiges Bauen (BNB) orientiert. Auf Basis dieser
Gymnasium Diedorf - Lebenszyklusanalyse
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL HOLGER KÖNIG
67
Festlegung werden für die Planer Handlungsemp-
fehlungen für die Material‐, bzw. Bauprodukt-
wahl gegeben.
2. Vorgehensweise
Beschreibung der Gebäudemodelle
Die beteiligten Planer legten jeweils für ihr Ar-
beitsfeld die in dem jeweiligen Konzept enthalte-
nen Komponenten fest und fügten qualitative
(z.B. U-Wert) oder quantitative Informationen
(z.B. Mehrkosten) dazu.
Alternative A: Standardschule mit Standardraum-
programm erfüllt in energetischer Sicht die An-
forderung der EnEV 2009. Die Bauweise beruht
auf einer mineralischen Primärkonstruktion in
Mauerwerksbauweise mit Betondecken und
Holzdachstuhl. Die Schule wird nur im Bereich
der Aula und der Turnhalle mechanisch belüftet.
Alternative B: Schule mit demselben Raumpro-
gramm und energetischem Konzept auf Pas-
sivhausniveau. Die Bauweise beruht auf einer mi-
neralischen Primärkonstruktion in Mauerwerk-
bauweise mit Betondecken und Holzdachstuhl.
Die Hüllflächen erreichen sehr niedrige U-Werte.
Die Schule wird vollständig mechanisch belüftet.
Alternative C: Schule mit demselben Raumpro-
gramm und energetischem Konzept auf Pas-
sivhausniveau. Die Bauweise beruht auf einer
hölzernen Primärkonstruktion mit Holzaußen-
wand und einem hohen Einsatz von nachwach-
senden Rohstoffen. Das Gebäude soll weitge-
hend vorgefertigt werden. Die Hüllflächen errei-
chen sehr niedrige U-Werte. Die Schule wird voll-
ständig mechanisch belüftet und zusätzlich ge-
kühlt. Ein innovatives Belichtungskonzept ver-
sucht den Einsatz von Beleuchtungsstrom zu re-
duzieren. Durch den Einsatz von Photovoltaik soll
ein Plusenergiekonzept entwickelt werden. Zu-
sätzlich wird das Raumprogramm für ein moder-
nes pädagogisches Konzept der Lernlandschaften
verändert.
Alternative D: Auf Empfehlung des Bearbeiters
wurde eine vierte Kostenvariante eingeführt. Die
Plusenergievariante der Schule wird aufgeteilt in
eine Variante C mit den energieeffizienten Maß-
nahmen und eine Variante D mit den Komfort-
und Pädagogikmaßnahmen. Dies ist notwendig,
um den Entscheidungsträgern (Kreisrat) den Un-
terschied zwischen Investitionen mit Kostenein-
sparungseffekten und Investitionen mit Komfort-
charakter deutlich zu machen. Dabei ist zu beto-
nen, dass eine andere Lernlandschaft auch Vor-
teile entwickelt oder eine bessere Schalldäm-
mung die Verständigungsqualität Lehrer-Schüler
ebenso verbessert, wie sie die Hörgesundheit des
Lehrers langfristig schützt. Diese Effekte lassen
sich aber mit einfachen Wirtschaftlichkeitsbe-
rechnungen nicht sofort darstellen.
3. Energetisches Niveau
Der Energie- und Medienbedarf (Wasser) hat we-
sentlichen Einfluss beim Vergleich der Alternati-
ven, da die Ver- und Entsorgungskosten durch
die Bauweisen stark beeinflusst werden. Die fol-
gende Tabelle dokumentiert die von dem Büro IP
5 zu Grunde gelegten Energiebedarfszahlen.
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL HOLGER KÖNIG
68
A B-A B C-B C
Kriterium Variante EnEV-Standard % Diff Passivhaus % Diff Energie-Plus
Einheit
Wärme + Medien
Endenergie
Beheizung kWh/m²a 47,969 -70,87 13,97 -0,01 13,97
Warmwasser kWh/m²a 8,943 0,00 8,94 0,00 8,94
Hilfsenergie/Nutzungsen. kWh/m²a 3,5 15,71 4,05 0,00 4,05
Beleuchtung kWh/m²a 8,918 -37,36 5,59 0,00 5,59
Lüftung kWh/m²a 22,622 -86,38 3,08 0,00 3,08
Kühlung kWh/m²a 0 0,00 9,37 0,00 9,37
Solarkollektor Gutschrift kWh/m²a -3,90 0,00 -3,90 -100,00 0,00
Photovoltaik Sebstbedarf kWh/m²a 0 0,00 -7,80 0,00 -7,80
Photovoltaik Einspeisung kWh/m²a 0 0,00 -29,14 0,00 -29,14
Gesamtbedarf kWh/m²a 88,052 -95,27 4,16 93,70 8,06
Frischwasser m³/a 4020,824 3,15 4147,29 2,91 4267,78
Abwasser m³/a 4020,824 3,15 4147,29 2,91 4267,78
Die starken Reduzierungen des Bedarfs resultie-
ren einerseits aus dem Passivhauskonzept der Al-
ternative B und C. Andrerseits sind die Gutschrif-
ten aus der Photovoltaikanlage nach Abzug des
Eigenbedarfs deutlich zu erkennen. Die Alternati-
ve B zeigt weitere Gewinne aus der Solarkollek-
toranlage, auf die bei der Variante C wegen des
Holzpelletkessels verzichtet wurde.
4. Lebenszykluskosten
In der Lebenszykluskostenberechnung wurden
auf der Basis von vier exakt modellierten Gebäu-
den folgende externe Parameter berücksichtigt:
Kostenberechnung nach Angabe der Archi-
tekten.
Energieberechnung nach Simulation für drei
energetische Varianten.
PV- Kosten und Ertragsrechnung.
Zusätzliche Einspareffekte nach Angabe der
Kostenplaner.
Kostenvergleich
Die Ermittlung der Herstellungskosten orientiert
sich an der Kostenplanung nach DIN 276.
Die Gebäudemodelle wurden durch Bauelemente
beschrieben. Diese Bauelemente sind mit Kosten
aus der sirAdos-Datenbank hinterlegt. Gewählt
wurde die Preisdatenbank 2011 mit dem Mittel-
preis. Dieser wurde aus konjunkturellen Gründen
um 15% angehoben. Folgende Kosten wurden
erhoben.
Tabelle 1
Energie- und Medienbedarf
der drei Alternativen
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL HOLGER KÖNIG
69
A B-A B C-B C
Kriterium Variante EnEV-Standard % Diff Passivhaus % Diff Energie-Plus
Einheit
Baukosten gesamt
KGR 300 + 400 + 700 € netto 16.300.849,31 19,44 19.469.450,00 4,01 20.250.797,00
KGR 300 € netto 12.998.546,51 7,01 13.910.325,00 -0,77 13.803.517,00
KGR 400 € netto 3.288.249,80 68,63 5.545.072,00 13,67 6.303.227,00
KGR 700
Monitoring € netto 14.053,00 0,00 14.053,00 925,07 144.053,00
€/m²
Kosten/m² BGF € netto 986,26 16,64 1.150,36 1,80 1.171,07
€/m²
Kosten/m² NF € netto 1.621,64 15,80 1.877,80 1,08 1.898,01 Die ermittelten Baukosten liegen ca. 1% unter
der Kostenschätzung des Architekten vom
06.08.2012. Es bestehen aber Verschiebungen
zwischen der KGR 300 und 400. Wesentliche
Faktoren sind die Bauteilkosten der Ausführung
in Holz, die in der Kostenschätzung für einen
Baukörper durch den Architekten höher doku-
mentiert sind.
Abbildung 1
Vergleich Herstellungskosten
Tabelle 2
Baukosten KGR 300 und 400
netto
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL HOLGER KÖNIG
70
Entscheidenden Einfluss auf die Gebäudeleistung
für den Nutzungszeitraum hat der Zyklus der aus-
zuführenden Arbeiten. Die Kostendokumentation
berücksichtigt im ersten Schritt keinen Diskontie-
rungsfaktor, d.h. alle Werte werden in der realen
heute fälligen Höhe dargestellt (statische Auswer-
tung). In einem zweiten Schritt wird eine Bar-
wertberechnung durchgeführt (dynamische Be-
rechnung).
A B-A B C-B C
Kriterium Variante EnEV-Standard % Diff Passivhaus % Diff Energie-Plus
Einheit
Lebenszykluskosten
statisch
Betrachtungszeitraum a 50
Ver- und Entsorgungskosten € 7.687.107,50 -102,14 -164.819,00 -25,79 -122.305,50
Reinigungskosten € 5.120.236,00 1,34 5.188.829,00 -0,55 5.160.488,50
Wartungskosten € 1.512.372,00 37,72 2.082.853,00 -2,88 2.022.966,00
Instandsetzungskosten € 6.930.780,00 25,06 8.667.885,00 -4,93 8.240.276,00
Gesamtfolgekosten € 21.250.495,50 -25,77 15.774.748,00 -3,00 15.301.425,00
Betriebskosten/a €/a 153.742,15 -102,14 -3.296,38 -25,79 -2.446,11
Reinigungskosten/a €/a 102.404,73 1,33 103.765,78 -0,54 103.209,77
Wartungskosten/a €/a 30.247,44 37,72 41.657,06 -2,88 40.459,32
Instandsetzungskosten/a €/a 138.615,60 25,06 173.357,70 -4,93 164.805,52
Gesamtkosten/a €/a 425.009,92 -25,77 315.484,16 -3,00 306.028,50
Kosten/m² BGF €/m²a 25,71 -27,51 18,64 -5,06 17,70
Barwert € 22.862.074,00 5,07 24.020.175,00 2,81 24.694.845,00
Barwert/m² BGF €/m²a 1.383,24 2,60 1.419,24 2,81 1.459,10
Tabelle 3
Nutzungskosten statische
Berechnung
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL HOLGER KÖNIG
71
Abbildung 2
Vergleich Lebenszykluskosten
absolut nach Bereichen
Abbildung 3
Vergleich Lebenszykluskosten
Kumuliert/dynamisiert
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL HOLGER KÖNIG
72
Zielsetzung von Bauherrn und Nutzer ist es, für
das Gymnasium Diedorf ein innovatives und zu-
kunftsweisendes pädagogisches Konzept zur Er-
füllung der Ansprüche an moderne gymnasiale
Bildung umzusetzen. Mit dem neuen Raumkon-
zept soll der Nachweis gelingen, dass offene
(Klassen-)Räume mit integrierten klassischen Er-
schließungsflächen (Flure) zu „offenen Lernland-
schaften“ umfunktioniert werden können, die
methodisch vielfältigen und selbstgesteuerten
Unterricht ermöglichen.
Abbildung 4
Vergleich Lebenszykluskosten
prozentual nach Bereichen
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL HOLGER KÖNIG
73
A B-A B C-B C
Kriterium Variante EnEV-Standard % Diff Passivhaus % Diff Energie-Plus
Lebenszykluskosten dynamisch,
Baukosten +2%, Geldeinlage +5,5%/a, Energiepreis +4%/a, Barwertzins 3,5%
Betrachtungszeitraum a 50
Betriebskosten € 23.502.830,00 -75,28 5.810.001,00 1,79 5.914.034,00
Reinigungskosten € 8.936.045,00 1,32 9.053.649,00 -0,52 9.006.301,00
Wartungskosten € 2.635.335,00 37,68 3.628.251,00 -2,82 3.525.777,00
Instandsetzungskosten € 12.594.711,00 24,68 15.703.380,00 -5,92 14.774.228,00
Gesamtfolgekosten € 47.668.921,00 -28,27 34.195.281,00 -2,85 33.220.340,00
Betriebskosten/a €/a 470.056,60 -75,28 116.200,02 1,79 118.280,68
Reinigungskosten/a €/a 178.720,90 1,32 181.072,98 -0,52 180.126,02
Wartungskosten/a €/a 52.706,70 37,68 72.565,02 -2,82 70.515,54
Instandsetzungskosten/a €/a 251.894,22 24,68 314.067,60 -5,92 295.484,56
Gesamtkosten/a €/a 953.378,42 -28,27 683.905,62 -2,85 664.406,80
Kosten/m² BGF €/m²a 57,68 -29,95 40,41 -4,92 38,42
Barwert € 27.542.188,00 -0,47 27.413.537,00 2,23 28.025.181,00
Barwert/m² BGF €/m² 1.666,40 -2,80 1.619,74 0,06 1.620,66 Die Barwertberechnung nach der statischen Me-
thode zeigt für die in der Herstellung günstigere
Alternative A auch eine vorteilhafte Entwicklung
über 50 Jahre auf. Bei einer dynamisierten Be-
rechnung mit einer Steigerung der Baupreise und
Energiekosten verschiebt sich die Reihenfolge. Al-
ternative B und C liegen gleichauf, Alternative A
ist ca. 3% ungünstiger. Unter dem Postulat, dass
mit der Alternative C ein wesentlich höherer
Komfort und ein besonderes pädagogisches
Lernkonzept realisiert werden, ist das ein sehr gu-
tes Ergebnis.
5. Ökobilanz
Die Ökobilanz wurde 2014 auf Basis der Öko-
baudat 2011-2013 durchgeführt.
Material
Das Gebäude zeigt im Vergleich zur Alternative B
in konventioneller Bauweise eine deutliche Mate-
rialreduktion.
Tabelle 4
Lebenszykluskosten mit
Barwertberechnung
Abbildung 5
Materialaufteilung im
Gebäude
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL HOLGER KÖNIG
74
Das Gewicht erreicht nur 2/3 des
Gesamtgewichts der Standard-Variante.
Wiederum zwei Drittel davon entfallen auf die
mineralischen Bauteile, die Bodenplatte mit
Fundamentierung und die technischen
Versorgungsgänge unter Niveau. Der Anteil der
nachwachsenden Rohstoffe erreicht ca. 13,5 %.
Endenergiebedarf und elektrischer Strom
aus Photovoltaik
Der Endenergiebedarf ist stark reduziert durch die
sehr gute Wärmedämmung des Gebäudes, den
reduzierten Strombedarf für die Beleuchtung
durch moderne LED Beleuchtungsmittel und den
weitgehenden Verzicht auf die technische Ge-
bäudekühlung. Der sommerliche Komfort wird
durch Belüftung und Nachtauskühlung erreicht.
Die sehr große Photovoltaikanlage deckt den
Strombedarf ab und erwirtschaftet Überschüsse,
die ins Netz abgegeben werden können.
Primärenergiebedarf und CO2-Äquiv. für Ge-
bäude und Versorgung
Die starke Reduktion des Energiebedarfs ändert
bei den Ökobilanzergebnissen das Verhältnis zwi-
schen dem energetischen Anteil in der Nutzungs-
phase B6 und dem physischen Gebäude
A1/B5/C4 nach DIN EN 15978:2012-10 Nachhal-
tigkeit von Bauwerken. Die Auswertung der bei-
den Indikatoren Primärenergie in MJ und Klima-
gaspotenzial in kg CO2 Äquivalente zeigen eine
ähnliche Verteilung zwischen dem Gebäude und
der energetischen Versorgung über den Lebens-
zyklus, wie dies bei Gebäuden, die aus weitge-
hend mineralischen Materialien hergestellt wer-
den, der Fall ist. Allerdings die Anteile der Le-
benszyklusphasen sind verändert. Der Primär-
energieaufwand für die Herstellung des Gebäu-
des wird durch die Energiegewinnung während
der Entsorgungsphase reduziert. Verursacher da-
für ist die Verbrennung der nachwachsenden
Rohstoffe. Diese nachwachsenden Rohstoffe füh-
ren beim Indikator Klimagaspotenzial zu einer
Zunahme, da die CO2-Gutschriften während der
Herstellungsphase wieder auf „0“ reduziert wer-
den in der EOL(end of life)-Phase. Der Strombe-
darf des Gebäudes wird durch die Photovoltaik-
produktion abgedeckt. Unter diesen Umständen
weist das Verhältnis zwischen Gebäude und
energetischer Versorgung über den Betrach-
tungszeitraum von 50 Jahren (a) für die Indikato-
ren „Gesamt-Primärenergie“ (PE Total) gemessen
in MJ und Klimagas, gemessen in kg CO2 Äquiv.
folgende Verhältnisse auf:
PE Total: 53% zu 47%
CO2: 84% zu 16%
Abbildung 6
Endenergiebedarf
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL HOLGER KÖNIG
75
Der Photovoltaikanteil, der ins Netz eingespeist
wird, wird separat ausgewiesen. Bei einer
Gutschrift dieses Anteils wird eine Plus-
Energieschule für die Indikatoren Primärenergie
nicht erneuerbar und Klimagaspotenzial
nachgewiesen, da die ökologische Belastung des
Heizwärmebedarfs damit kompensiert wird. Dies
gilt nicht für einen Nachweis des Indikators
„Gesamtprimärenergiebedarf“.
Inkorporierte Primärenergie und Carbon
(EE/EC)
Den inkorporierten Anteil der Primärenergie und
des CO2 zeigt die folgende Tabelle.
50 years
EE 93 MJ/m2GFA/year
EC 4,7 kg CO2 equiv. /m2GFA/year
REFERENCE STUDY PERIOD
Die Aussagekraft erhalten diese beiden Werte
erst durch den Vergleich mit anderen Gebäuden
gleicher Nutzungskategorie aber anderer Bauwei-
se. Das Gymnasium reduziert die inkorporierte
Primärenergie um 31 % und das inkorporierte
Kohlendioxid um 44%.
Verteilung der Umweltbelastung auf Bautei-
le
Die Verteilung der Umweltbelastung auf die Bau-
teile entsprechend der Gliederung der Bauteile
nach der DIN 276 zeigt bezüglich der Auswer-
tung der beiden Indikatoren Gesamtprimärener-
gie in MJ und Klimagaspotenzial in kg CO2 Äqui-
valente Ähnlichkeiten zwischen den Bauteilen.
Abbildung 7
Primärenergiebedarf und
Klimagaspotenzial
Abbildung 8
Produktionsanteil PV ins Netz
Umweltentlastung
Tabelle 5
Embodied Energy und
Embodied Carbon
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL HOLGER KÖNIG
76
Durch die niedrige absolute Höhe der Gesamtbe-
lastung durch die Baukonstruktion (KGR 300) bei
einem gleichbleibenden Anteil der technischen
Anlagen (KGR400) tritt diese KGR wesentlich
stärker in Erscheinung (Farbe hellgrün). Dies be-
stätigt auch die prozentuale Verteilung.
Abbildung 9
Verteilung Umweltbelastung
auf Bauteile nach KGR
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL HOLGER KÖNIG
77
Ergebnis Ökobilanz
Nachfolgend wird eine Zusammenstellung der
Kennwerte des Gebäudes in Tabellenform
dargestellt.
Nutzungskategorie Gymnasium
Gewicht kg/m² BGF 920
Endenergiebedarf MJ/m² beh. Fläche a (kWh) 160 (44,4)
PE nicht ern. MJ/m²BGF a 56
Gesamtprimärenergie MJ/m²BGF a 175,5
PV-Ernte in MJ Äquiv. /m² BGF a 80
Inkorporierte Primärenergie MJ/m² BGF a 93
Klimagaspotenzial kg CO2 Äqiv. /m² BGF a 5,49
PV-Ernte in kg/ CO2 Äquiv. /m² BGF a 4,9
Inkorporierter Kohlendioxid kg CO2 Äquiv. 4,7
6. Risikostoffe
Bisher haben Planer nach bestem persönlichem
Fachwissen und auf Grundlage der ihnen zur Ver-
fügung stehenden Produktbeschreibungen eine
Beurteilung der Risikopotenziale im Sinne der ge-
forderten Anforderungen vorgenommen, die in
eigens dafür erstellten Tabellen und Listen mehr
oder weniger umfangreich dokumentiert werden.
Derzeit stellen die verfügbaren produktbezoge-
nen Umweltinformationen eine unübersichtliche
und im Sinne der Kriterienanforderungen unge-
nügende Quelle zur Beurteilung der Risikopoten-
ziale dar. Dies kann sich zukünftig u. a. mit der
Einführung der Europäischen Bauproduktenver-
ordnung ändern.
Abbildung 10
Verteilung Umweltbelastung
auf Bauteile nach KGR relativ
Tabelle 6
Gebäudekennwerte
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL HOLGER KÖNIG
78
Zielkonzept
Ziel der Bauproduktbewertung ist die Sicherstel-
lung der Luftqualität im Innenraum unter hygieni-
schen Gesichtspunkten, die zu keinen negativen
Effekten hinsichtlich der Raumnutzer führt, die
hygienische Sicherheit garantiert und somit auch
möglichst eine empfundene olfaktorische Luft-
qualität gewährleistet, die bei den Raumnutzern
zu keinen negativen geruchlichen Wahrnehmun-
gen führt.
Durch die Auswahl emissionsarmer Bauprodukte
(z.B. geprüft nach AgBB oder „Blauer Engel“)
kann eine relative Sicherheit in Hinblick auf eine
niedrige Immissionskonzentration an flüchtigen
organischen Verbindungen und Formaldehyd ge-
schaffen werden. Eine weitere Möglichkeit be-
steht in einer Substitutionsstrategie von Risiko-
stoffen, die bereits in der Planung mit der Bau-
stoff- und Konstruktionswahl abgestimmt wer-
den muss.
Die Bearbeitung dieser Aufgabe erfolgt in fünf
Schritten:
Abstimmung der Detailplanung des
Architekten und des Konstruktionsaufbaus
auf bestimmte emissionsarme Bauprodukte
ohne Risikopotenzial
Formulierung der Ausschreibung in Hinblick
auf die Vermeidung von bestimmten
Bauprodukten, Einforderung der Bauprodukt-
dokumentation durch die Unternehmer
Vorlage der Dokumente zu den Bau-
produkten durch den Unternehmer
Bewertung der Bauprodukte und Freigabe
Überprüfen der Baustelle auf die eingesetzten
Bauprodukte.
Als Beispiel für die Detailbearbeitung wird das
Bauteil „Prallwand“ in der Turnhalle gezeigt. Für
die daran eingesetzten Bauprodukte sind folgen-
de Nachweise zu erbringen:
Herkunft des Holzes aus nachhaltiger
Produktion
Verleimung und Emissionen
Keine besonderen Risikostoffe
Emissionsverhalten der Platte nach Agbb-
Schema
Schwermetallfreiheit der Beschichtung.
Gewerkbearbeitung
Für jedes Gewerk werden durch den Bearbeiter
spezielle „Zusätzliche technischen Vorbemerkun-
gen“ (ZTV) bereitgestellt. Im Moment sind davon
ca. 25 Gewerke betroffen.
Die reicht von
VORBEMERKUNGEN-LV-Baumeisterarbeiten
bis zu den
VORBEMERKUNGEN-LV-Elektroarbeiten.
Die Leistungsverzeichnisse müssen anschließend
bezüglich der einzelnen Positionen auf die kor-
rekten Anforderungen ergänzt werden.
Seitens der Architekten wurde mit der Unterstüt-
zung durch den Bearbeiter ein Formular entwi-
ckelt, das den beauftragten Firmen bei der Auf-
tragsvergabe übergeben wird. Dies soll die Da-
tenbereitstellung erleichtern. Je Bauprodukt müs-
sen vier bis sechs Dokumente bereitgestellt wer-
den. Diese Unterlagen umfassen:
NORMATIV
• Zulassungen, Konformitätsdokument oder
Prüfzeugnisse
• Technisches Datenblatt in aktueller Fassung
mit Datumsangabe
• Sicherheitsdatenblatt in aktueller Fassung mit
Datumsangabe (falls erforderlich)
• Angabe der Entsorgungswege mit Abfall-
schlüsselnummer (EAK) und
• Leistungserklärung (DOP)
• AgBB-Zeugnis (falls erforderlich)
HOLZBAU – WIRTSCHAFTLICH, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL HOLGER KÖNIG
79
FREIWILLIG
• Umweltproduktdeklaration (EPD) des IBU oder
anderer Institutionen (falls verfügbar)
• Andere Label z.B. EC, RAL, NaturePlus,
Giscode usw.
Man muss bei einem Gebäude mit hoher Kom-
plexität und Ausstattungsstandard mit ca. 400
Bauprodukten und ca. 1.600 – 2.000 Dokumen-
ten rechnen.
Auf Basis der vorgelegten Dokumente wird das
Bauprodukt bewertet und zur Anwendung frei-
gegeben.
Besonders anzumerken ist, dass sowohl auf der
Seite des Bauherren, wie bei den bauleitenden
Architekten die Auswahl und Kontrolle der zuge-
lassenen Bauprodukte mit Entschiedenheit und
großem Sachverstand durchgeführt werden
muss. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung für
die erfolgreiche Durchführung der Arbeiten.
Monitoring Innenraumhygiene
Zur Erfolgsdarstellung der durchgeführten Maß-
nahmen wird innerhalb vier Wochen nach Fertig-
stellung des Gebäudes eine Messung der Innen-
raumluft in ausgewählten Räumen durchgeführt.
Dabei werden die Indikatoren Formaldehyd und
TVOC bestimmt.
Folgende Zielwerte sollen erreicht werden:
Flüchtige organische Stoffe (VOC) und Formalde-
hyd in der Innenraumluft
deutliche Unterschreitung von 3000 μg/m³
TVOC bei Messungen, als Zielwert gilt
500 μg/m³
deutliche Unterschreitung des Formaldehyd-
Richtwertes von 120 μg/m³ als Zielwert gilt
60 μg/m³
Gebäude über > 3000 μg/m³ TVOC und 120
μg/m³ Formaldehyd sind von der Zertifizierung
ausgeschlossen.
Basis der Bewertung sind die Meßergebnisse
nach DIN ISO 16000-6 und die Ausführung des
Steckbriefs 3.1.3 Innenraumhygiene des BNB-
Systems
Turnhalle: Der Zielwert für TVOC von 500 μg/m³
wird erheblich unterschritten. Der Zielwert für
Formaldehyd von 60 μg/m³ wird erheblich unter-
schritten.
Raum N 1.03: Der Zielwert für TVOC von
500 μg/m³ wird erheblich unterschritten. Der
Zielwert für Formaldehyd von 60 μg/m³ wird er-
heblich unterschritten.
Raum NE 02: Der Zielwert für TVOC von
500 μg/m³ wird erheblich unterschritten. Der
Zielwert für Formaldehyd von 60 μg/m³ wird er-
heblich unterschritten.
Mit der deutlichen Unterschreitung der Zielwerte
wird die Höchstpunktzahl des Steckbriefs er-
reicht. Weitere Bewertungen sind für diesen
Steckbrief im Bereich der „personenbezogenen
Lüftungsrate“ durchzuführen.
Das Gebäude ist als „sehr schadstoffarmes Ge-
bäude“ gemäß DIN EN 15251 einzustufen.
Fazit:
Die Lebenszyklusanalyse gibt bei alternativen Lö-
sungen eindeutige Hinweise auf die langfristigen
Vor- und Nachteile. Die Lebenszykluskostenbe-
rechnung gibt eindeutige Hinweise bezogen auf
die wirtschaftlichste Lösung. Die Ökobilanz zeigt
deutliche Unterschiede bei den verschiedenen In-
dikatoren. Die Risikostoffanalyse sichert den ge-
sundheitlichen Komfort der Innenräume und den
unproblematischen Rückbau.
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