20. + 21. OKTOBER 2017ELBPHILHARMONIEHAMBURG
REFLEKTOR
BRYCE DESSNER
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Musik ist fr ihn ein grenzenloses Projekt: Bryce Dessner ist nicht nur Gitarrist der legendren Rockband The National, er kom-poniert auch klassische Werke fr Orchester und schreibt Filmmusik, etwa fr den Oscar-prmierten Western-Thriller The Revenant. Der amerikanische Gitarrist und Komponist ist ein musikalisch offener Geist und daher genau der Richtige, um ein neues Elbphilhar-monie-Format zu starten: Im Rahmen von Reflektor wird er fr ein Wochenende zum Programmchef und ldt Freunde und Gste seiner Wahl nach Hamburg ein. Fr das Pub-likum bedeutet das: Zwei Tage lang gibt es Bryce Dessner in seiner ganzen Vielfalt mit den Symphonikern Hamburg, dem Ensemble Resonanz, seinem Bruder Aaron und natr-lich mit seiner Band The National.
INTRO
WIE NICHTS ZUVOR. BMW IST STOLZER PARTNER DER ELBPHILHARMONIEUND FREUT SICH AUF UNVERGESSLICHE MOMENTE.Kraftstoffverbrauch BMW M760Li xDrive V12 Excellence in l/100 km (innerorts/auerorts/kombiniert): 18,4/9,6/12,8; CO2-Emission in g/km (kombiniert): 294. Als Basis fr die Verbrauchsermittlung gilt der ECE-Fahrzyklus. Abbildung zeigt Sonderausstattungen.
Freude am Fahren
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TAG 1 | FREITAG, 20. OKTOBER 2017
20 Uhr | Elbphilharmonie Groer Saal
DESSNER SYMPHONYWerke von Bryce und Aaron Dessner und weiteren Komponisten, gespielt vom Klavierduo Katia & Marielle Labque und den Symphonikern Hamburg unter Alan Pierson.
22:30 Uhr | Elbphilharmonie Kleiner Saal
LISA HANNIGAN & AARON DESSNERLate Night mit der irischen Singer-Songwriterin Lisa Hannigan, an der Gitarre begleitet von Aaron Dessner.
IM RAHMEN VON ELBPHILHARMONIE+
18:30 Uhr | Kaistudio 1
GLOTTAL WOLPERTINGERLive-Soundinstallation von und mit Jan St. Werner auf Basis u.a. von Gitarrensounds von Bryce Dessner.
TAG 2 | SAMSTAG, 21. OKTOBER 2017
18 Uhr | Elbphilharmonie Kleiner Saal
DESSNER RESONANZDas Hamburger Ensemble Resonanz prsentiert Werke fr Streich-orchester von Bryce Dessner und Komponisten, die ihn in besonderer Weise beeinflusst haben.
21 Uhr | Elbphilharmonie Groer Saal
THE NATIONALDie gefeierte Band um die Brder Dessner und den Snger Matt Berninger gibt sich im Groen Saal der Elbphilharmonie die Ehre.
IM RAHMEN VON ELBPHILHARMONIE+
18:30 Uhr | Kaistudio 1
MISTAKEN FOR STRANGERSKann es gutgehen, den eigenen Bruder als Roadie mitzunehmen? Dieser schrge Dokumentarfilm ber eine Tour von The National gibt die Antwort.
DAS PROGRAMM
DER TEPPICHKNPFER
Der Gitarrist, Komponist und Universalknstler Bryce Dessner
Wo andere Grben ziehen, baut Bryce Dessner Brcken. Nur wenige bewegen sich so frei und leichtfig zwischen Musik-genres hin und her wie der 1976 in Cincinnati geborene Knstler. Die Bandbreite seines Schaffens sei es als Gitarrist und Song-schreiber der Indierock-Band The National oder als Klassik-Komponist international gefeierter Werke macht ihn zu einem der vielseitigsten Musiker unserer Zeit. Wer die Hintergrnde von Dessners Werken erfassen will, muss sowohl in seine Ver-gangenheit schauen als auch den Blick in die Zukunft richten auf eine Musikwelt, in der das alte Lagerdenken einer freieren und gemeinschaftlicheren Form der Kreativitt weicht.
Cincinnati, Ohio, 1989. Die Zwillinge Aaron und Bryce Dessner machen, was 13-Jhrige in der amerikanischen Vorstadt eben so machen: ins Sommercamp fahren, Baseballkarten sammeln und Gitarre lernen. In ihrem gemeinsamen Schlafzimmer ent-decken sie den RocknRoll, covern The Velvet Underground und The Grateful Dead. Als sie beim Sport Bryan Devendorf kennen-lernen, der Schlagzeug spielt, grnden sie mit ihm ihre erste Band noch knnen die drei nicht wissen, dass sie ein gutes Jahrzehnt spter gemeinsam internationale Hitlisten erklim-men werden. Die Zwillinge haben schon damals ihre ganz eigene Dynamik; eine Art sich zu verstndigen, die ohne viele Worte auskommt. Pillow Talk Bettgeflster werden die ande-ren Mitglieder von The National ihre Geheimsprache irgend-wann taufen.
Fr das Studium trennen sich Mitte der 90er Jahre erstmals ihre Wege: Whrend Aaron sich an der Columbia University ein-schreibt, beginnt Bryce sein Geschichtsstudium in Yale. Im Mas-ter kehrt er zur Musik zurck, studiert klassische Gitarre und Komposition. Seine Vorbilder und Einflsse aus der Klassik sind zunehmend vielfltig und epochenbergreifend: Sie umspan-nen unter anderem die englische Renaissance (John Dowland), das frhe 20. Jahrhundert (Bla Bartk) und die zeitgenssi-sche Minimal Music (Steve Reich und Philip Glass). Nach und
Bryce Dessner
PORTRT
nach vervollstndigt sich das Bild des Musikers Bryce Dessner zum Rockgitarristen, der schon als Teenager mit dem Bru-der an Improvisationen schraubte, gesellt sich der ambitionierte Komponist, der aus einem tiefen musikgeschichtlichen Wissen schpft und sein technisches Knnen mit jedem Stck erneut auf die Probe stellt.
New York, 1999. Aaron Dessner grndet gemeinsam mit den Devendorf-Brdern Bryan und Scott sowie Scotts Collegefreund Matt Berninger eine Band. Schlielich stt auch Bryce hinzu, gemeinsam werden sie zu The National. Die Indieszene boomt im New York der frhen 2000er Jahre; Bands wie The Strokes feiern internationale Erfolge. Der melancholisch-verkopfte Indierock von The National erfreut sich jedoch bei Plattenfirmen zunchst keiner sonderlichen Beliebtheit. Dabei ist ihr Sound einzigartig: Zwischen den musikerfahrenen Dessner-Brdern und Snger Berninger, der weder ein Instrument spielen noch Noten lesen kann, entsteht eine spannungsreiche, aber pro-duktive Dynamik. Die ehrgeizig arrangierten Songs der Dess-ners reiben sich an Berningers Texten, versponnenen Geschich-ten ber das Verlorensein und die Verworrenheit menschlicher Beziehungen, vorgetragen in einem knarzigen Bariton.
Die Verffentlichung des ersten Albums nehmen die Dess-ner-Brder selbst in die Hand: Auf dem gemeinsam mit einem Freund gegrndeten Label Brassland erscheint 2001 das Erst-lingswerk von The National. ber einige mehr oder weniger holprige Anfangsjahre hinweg, in denen alle Bandmitglieder noch anderweitig Lohn und Brot erwerben mssen, gewinnt The National langsam aber stetig an Bekanntheit. Der Durch-bruch ist sptestens mit dem vierten Album Boxer geschafft. Fanden die Konzerte der Vorjahre noch in Kellerclubs statt, rei-chen inzwischen auch groe Mehrzweckhallen nicht mehr aus, und sogar Barack Obama verwendet den Song Fake Empire 2008 fr seinen Wahlkampf.
Bryce Dessner nutzt indes seine zunehmende Prominenz als Sprungbrett fr andere Knstler. 2006 grndet er in seiner Hei-matstadt das Festival MusicNOW, das bis heute Musiker aus den Bereichen Indie und Klassik zusammenbringt.
Dass Dessner sich als Mitglied einer groen knstlerischen Gemeinschaft begreift und nicht als kreative Insel, bildet das Fundament seines Schaffens. Das Zwischenmenschliche liegt immer im Herzen seines Bestrebens: Musik trgt hufig Zge eines Gesprchs, schreibt er. Ein Grund, warum Livemu-sik uns so berhrt, ist, dass man menschlichen Beziehungen in Echtzeit dabei zusieht, wie sie sich auf der Bhne entfalten. Das trifft auf Orchestermusik wie das grandiose Klarinettenkonzert von Elliott Carter ebenso zu wie auf die westaf-rikanische Popmusik von Ali Farka Tour und Jazz von John Coltrane bis Anthony Braxton. Und auch auf Rockbands, seien es die Beatles oder The Grateful Dead. Das Ganze ist grer als die Summe der Teile.
New York, 2009. Im Prospect Park in Brooklyn fhrt das renommierte Kronos Quartet Bryce Dessners Streichquartett Aheym vor mehreren Tausend Zuhrern auf. Die Zusammenarbeit lutet einen Umbruch in seiner Laufbahn ein; seine Klassikkarriere wird nun rasant an Fahrt aufnehmen. Aheym (Heimwrts) ist ein sehr persnliches Werk: Es arbeitet die Geschichte von Dessners jdischer Gromutter auf, die in den 1920ern von Polen nach New York bersiedelte.
The National 2014 beim Festival Live at the Marquee im irischen Cork
PORTRT
Der Komponist Bryce Dessner
Die hier zusammenkommenden Erzhlebenen Elemente aus Dessners Fami-liengeschichte, Versatzstcke aus der modernen westlichen und der traditions-reichen jdischen Musik zeigen, dass er in seinen Kompositionen vor allem an einem Prozess der Verschmelzung interessiert ist, einer Zusammenfhrung bislang unverknpfter Inhalte. So bringt Garcia Counterpoint (2015) die Welten zweier Vorbilder zusammen: einerseits Steve Reich, Pionier der Minimal Music, der die Klassik an den Pop heranrckte (und sich seinerseits auf Barockmusik bezieht); andererseits Jerry Garcia, Gitarrist der Band The Grateful Dead, der den Rock fr experimentellere und komplexere Ideen ffnete. Und nicht zufllig trgt eines von Dessners Stcken den Titel Quilting eine Metapher fr seinen sehr bewusst eingesetzten Patchwork-Stil.
Bryce Dessner fhrt dies hauptschlich auf seine Jahre in New York zurck: New York ist eine Stadt, die vom Zusammentreffen und Verschmelzen unter-schiedlicher Kulturen lebt. Auch die Grenzen zwischen den Kunstformen sind hier durchlssiger als anderswo man denke nur an Andy Warhol, The Vel-vet Underground, John Cage und Merce Cunningham, Patti Smith und Robert Mapplethorpe, Sonic Youth und Mike Kelley, Philip Glass und Robert Wilson. Vom kreativen Humus dieser Stadt und vom freien Austausch der Ideen hier habe ich sehr profitiert.
Es ist also nicht verwunderlich, dass auch Kunstformen auerhalb der Musik eine zentrale Rolle in Dessners Arbeiten spielen. Ich umgebe mich gern mit visuellen Knstlern, Choreografen und Schriftstellern, weil sie einen ganz ande-ren Sinn fr Form und Sprache besitzen als Musiker, berichtete er. Oft ber-rascht es mich, wie etwas, das in einer Kunstsparte als fortschrittlich
