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®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
15.01.2008 Düsseldorfer Ausbilderkreis e.V.
Entwicklung der beruflichen Aus- und Weiterbildung und des
Arbeitsmarktes
- Von der Industrie zur Dienstleistungsgesellschaft
Rainer BrötzArbeitsbereichsleiterKaufmännisch- betriebswirtschaftliche Dienstleistungsberufe, Berufe der MedienwirtschaftBundesinstitut für Berufsbildung, Bonn
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
Themenüberblick
1. Welche Auswirkungen haben ökonomische
Entwicklungen auf die Aus- und Weiterbildung?
2. Berufsfamilien - Wo liegen die Gemeinsamkeiten und Differenzierungen?
3. Nachwuchsgewinnung- Fachkräftebedarf
4. Welche Berufs- und Qualifikationsprofile brau-
chen wir und wie lässt sich das Berufsbildungs-
system stärken?
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(1) Veränderte Rahmenbedingungen
Prozessorientierung einerseits
Geschäftsprozessorientierung und „Durchökonomisierung“ aller Geschäftsbereiche
Vor- und nachgelagerte Arbeiten berücksichtigen
Kernprozesse und unterstützende Prozesse entlang der Wertschöpfungskette unterscheiden
Ziel ist die Optimierung der Geschäftsprozesse und Vernetzung der Teilprozesse
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(1) Veränderte Rahmenbedingungen
Re-Taylorisierung andererseits
Kein „Ende der Arbeitsteilung“ (Kern/Schumann)
Zergliederung und Auslagerung von Arbeitsprozessen, die nicht als Kernaufgaben definiert werden
Unternehmens- und Arbeitsorganisation von Branche zu Branche unterschiedlich
Leistungserstellung an jedem Ort zu jeder Zeit möglich, als Folge der Globalisierung
Forderung nach theoriegeminderten Berufen bzw. Berufe unterhalb der Facharbeiterqualifikation
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(1) Veränderte Rahmenbedingungen
Veränderte Rolle des (Sozial)-Staates
Grenzen zwischen abhängiger Beschäftigung undSelbstständigkeit verschwimmen
häufig keine bewährte Sozialpartnerstruktur in der Dienstleistungswirtschaft
neue Dienstleistungsunternehmen verfügen häufig überkeine gewachsene Ausbildungskultur
Dienstleistungswirtschaft wird zum größten Beschäftiger
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(1) Quantitative Trends
0,0
10,0
20,0
30,0
40,0
50,0
60,0
1995 1997 1999 2001 2003 2005
Produktionsorientierte Berufe Dienstleistungsberufe
Deutschland 1995 und 2005
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(1) Quantitative Trends
32,9
49,9
27,5
43,745,047,3
22,1
13,2
25,2
11,4
36,9
44,9
0,0
10,0
20,0
30,0
40,0
50,0
60,0
Beschäftigte Neuabschlüsse Beschäftigte Neuabschlüsse
1995 2004
produktions-orientiere Berufe
primäre Dienst-leistungsberufe
sekundäre Dienst-leistungsberufe
Auszubildende in Sektoren 1995-2004
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(1) Veränderte Rahmenbedingungen
Wie hat die Berufsbildungspolitik
auf die qualitativen und
quantitativen Veränderungen
reagiert?
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
Moderne Dienstleistungs- u. Medienberufe
Kaufmann/ Kauffrau für Marketingkommunikation (Werbekaufleute)
Servicefachkraft für Dialogmarketing
Kaufmann/ Kauffrau für Dialogmarketing
Kaufmann/ Kauffrau für Versicherungen und Finanzen
(1) Neue und neu geordnete Berufe 2006
Medienkaufmann/ Medienkauffrau Digital und Print (Verlagskaufleute)
Immobilienkaufmann/ Immobilienkauffrau
Kaufmann/ Kauffrau im Groß- und Außenhandel
Fachangestellte/ Fachangestellter für Markt- und Sozialforschung
Mediengestalter Bild und Ton
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(1) Neue und neu geordnete Berufe 2006
• Fachverkäufer/- in im Nahrungsmittelhandwerk• Holzmechaniker/-in• Medizinische/r Fachangestellte/r• Müller/Müllerin (Verfahrenstechnologe in der Mühlen-
und Futtermittelwirtschaft)
• Ofen- und Luftheizungsbauer/-in• Tiermedizinische Fachangestellte/r• Tischler/-in• Verfahrensmechaniker/-in für Kunststoff- und
Kautschuktechnik
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
------------------------------------------------------------------------------------
• Bestattungsfachkraft (2003)
• Brauer/-in und Mälzer/-in (1995)
• Mechatroniker/-in für Kältetechnik (1982)
• Mediengestalter/-in Digital- und Print (1998)
• Produktprüfer/-in Textil (1978)
• Sport- und Fitnesskaufmann/-kauffrau (2001)
(1) Neue und neu geordnete Berufe 2007
• Berufsausbildung im Holz- und Bautenschutzbereich
• Mathematisch-technische/r Software-Entwickler/-in
• Sportfachmann/-frau
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(1) Ausbildungsordnungen in Vorbereitung
Automatenberufe: - Fachkraft für Automatenservice
- Automatenfachmann/Automatenfachfrau
• Berufsausbildung in der Produktionstechnologie
• Fachberater/-in für Foto und Medien
• Fachangestellte/Fachangestellter für Tanzschulen
• Personaldienstleistungskaufmann/-kauffrau
• Speiseeishersteller/-in
• Berufsausbildung in der Schutz- und Sicherheitsbranche:
- Fachkraft für Schutz und Sicherheit - Servicekraft für Schutz und Sicherheit (neu)
• Keramiker/-in
• Seiler/-in
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
Neue Berufe, fehlende Netzwerke und Ausbildungskultur
Häufig nicht mehr traditionell zuständige Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften mit bewährten Sozialpartnerbeziehungen
Konsens bei traditionellen Sozialpartnerschaften in der beruflichen Bildung ist schwieriger geworden
Kostendruck und Sparzwang in den Institutionen der Sozialpartner hat Auswirkungen auf die Ordnungsarbeit
Betriebe, die für die Ausbildung gewonnen werden sollen, verfügen häufig über keine Ausbildungskultur
Ausbildungsplatzrückgang lenkt das Augenmerk auf die quantitative Ent- wicklung und drängt Fragen der Ausbildungsqualität in den Hintergrund
Verbesserung der Ausbildungsqualität durch eine stabile Ausbildungs- kultur, eingebettet in eine Sozialpartnerschaft
(1) Neue und neu geordnete Berufe
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
• Identifikation
• Selbstbewusstsein
• Sozialer Status
• Mobilität und Aufstieg
• Einkommen
• Soziale Absicherung
• Gesellschaftliches Ansehen
• Beruf im Unterschied zu Tätigkeiten ( wie Reinigen, Putzen, Fahren)
Bedeutung des Berufes
(1) Neue und neu geordnete Berufe
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
• Geprüfter Meister/-in Veranstaltungstechnik
• Geprüfte/r Immobilienfachwirt/-in
• Elektronische Fachkräfte
• Geprüfte/r Veranstaltungsfachwirt
• Geprüfte/r Versicherungsfachwirt
• Geprüfte/r Industriemeister/-in Fachrichtung Papier- und Kunststoffverarbeitung etc.
(1) Modernisierte Fortbildungsordnungen 2007
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(1) Duales System in DLG angekommen
Deutlicher Trend zur Dienstleistungsgesellschaft
Duales System ist anpassungsfähig (offene und flexibleBerufsbilder) und widerlegt die „Dinosaurier“ - These
Ausbildungsabschlüsse bei DLB auf 57% (2005) gestiegen
DL- Sektor hält an Beruflichkeit und Professionalität fest
Beleg dafür ist der Modernisierungsschub seit 1996
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(1) Duales System in DLG angekommen
Duales System hat auch in der DLG seinen Platz
Im Umfeld von hochqualifizierten Tätigkeiten entstehen Qualifikationen für duale Berufe (z.B. Fachangestellte/r für Markt- und Sozialforschung)
Breite und theoretisch fundierte Berufsbilder stärkendas duale System (z.B. IT-Berufe, Logistikberufe)
Allerdings ist „Berufe -Vermehrung“ kein Allheilmittel gegen den Ausbildungslatzmangel, denn
Neue Berufe leisten nur begrenzten Beitrag zur Verbesserung der Ausbildungsplatzbilanz
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(1) Duales System in DLG angekommen
Auszubildende (Neuabschlüsse) in DLB 2006 die oberen und unteren Plätze („Bundesliga“):
Fachinformatiker 7.553
Mechatroniker 6.820
Automobilkaufmann/-frau 3.805
IT- Systemkaufmann/-kauffrau 2.188
Veranstaltungskaufmann/-frau 1.711
Kaufmann/Kauffrau f. Tourismus und Freizeit 475
Servicefahrer 156
Investmentfondskaufmann/-frau 60(Quelle: BIBB-Erhebung, neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zum 30.9.06)
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(2) Berufsfamilien
Vorschlag zu Berufsfamilien
Nach der Ausdifferenzierung jetzt
die Einheit?
Wie sehen die Reformvorschläge
aus?
®
(2) Berufsfamilien
Die Bildungsministerin, Frau Schavan, plädiert für eine
Zusammenfassung der Gemeinsamkeiten der Berufe.
Habe Vorteile für:
Betriebe
Auszubildende und
Berufsschulen (Handwerk Magazin Nr.7/2007).
Ebenso Bundeswirtschaftsminister Glos in
Presseerklärung des BMWi vom 6.7. 2007.
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
• BDA Oktober 2005
1. Ausbildungsbausteine2. Berufsgruppenprinzip3. Strukturmodell 2 plus X
(2) Reformvorschläge aus Wissenschaft und Praxis
• IGM hält an der Facharbeiterausbildung fest und befürchtet Lohndumping
• Gutachten Euler/Severing (September 2006)
Flexibilisierung durch 6-10 Ausbildungsbausteine in einer AO Variante 1: Übergang für Marktbenachteiligte Variante 2: Betriebe können in Modulen ausbilden
• DIHK (Januar 2007) „Dual mit Wahl“ 2-3 jährige Ausbildung und mehr Flexibilität durch die Auswahl von Modulen
• BMBF lässt für 11 Berufe Bausteine entwickeln, Zielgruppe Altbewerber
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(2) Leitbild kaufmännische Berufsfamilie
Prozessorientierung hat zur Aufwertung der kaufmännisch- betriebswirtschaftlichen Aufgaben geführt
Fachkompetenzen der Kaufleute (Ware, Geld, Informa- tionen) verändern ihre Akzentuierung und Profilierung
Berufsgrenzen überlappen und verschwimmen- klassische Kaufmannsberufe- kaufmännische Dienstleistungsberufe- kaufmännisch-verwaltende Dienstleistungsberufe- gewerblich-technische und kaufmännische Hybridberufe
Identifikation und Legitimation der kaufmännische Berufe stehen auf dem Prüfstand
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
Vergleich von 47 kaufmännischen und artverwandten Ausbildungsordnungen und Rahmenlehrplänen ergab folgende
Gemeinsamkeiten:
► Kaufmännische Steuerung und Kontrolle
► Personalwesen/Personalwirtschaft
► Arbeitsorganisation
► Geschäfts-/ Leistungs- prozesse
► Sicherheit und Gesund- heitsschutz bei der Arbeit
Kernelemente kaufmännischer
Ausbildungs-ordnungen
► Umweltschutz
► Marketing
► Vertrieb
► Beratung und Verkauf
► (Kundenorientierte) Kommunikation, Information, Kooperation,
► IT- Anwendung
► Finanzwesen/Finanzierung
(2) Leitbild kaufmännische Berufsfamilie
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
Kernelemente kaufmännischer
Ausbildungs-ordnungen
► Qualitätssicherung/ Qualitätsmanagement
► Logistik
► Kassenführung
► Haftung und Versicherungen, Schadensabwicklung
► Beschaffung und Einkauf
► Lagerung
► Absatz/ Versand
(2) Leitbild kaufmännische Berufsfamilie
Vergleich von 47 kaufmännischen und artverwandten Ausbildungsordnungen und Rahmenlehrplänen ergab folgende
Gemeinsamkeiten:
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
Gestaltung kaufmännisch-verwaltender Berufsbildung von Volker Thomas (1989)
„Standortbestimmung und Perspektiven kaufmännisch- verwaltender Berufsbildung von Stiller u.a. (1998)
Erkenntnisse sind in Neuordnungen eingeflossen
Veröffentlichungen zu Einzelberufen
keine neuen Untersuchungen über die Zusammenhänge kaufmännischer Berufe und berufsübergreifender Betrachtung
Forschungsdefizite über die Facetten kaufmännischen Handelns
keine einheitlichen Begrifflichkeiten (Kaufmannsgehilfe –Dienstleister)
neue Form der Arbeit (unternehmerisches Denken, Selbstständigkeit)
(2) Kaufmännisches Forschungsprojekt
Forschungsdefizite
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
Neues BIBB Projekt -Forschungshypothesen
Kaufmännische Dienstleistungsberufe im Dualen System haben Zukunft
Es gibt exklusive kaufmännische Kernqualifikationen,
Bedeutungsverlust klassischer Grundbildungsinhalte wie z.B. ReWe
Grundmodell für Kernkompetenzen der Kaufleute („Berufsfamilie“) ist beschreibbar
Kaufmännische Tätigkeiten und Dienstleistungen sind kein Feld für Niedrigqualifizierte
Module und zweijährige Berufe decken nicht den Bedarf an Fachqualifikationen
(2) Kaufmännisches Forschungsprojekt„Gemeinsamkeiten und Unterschiede kaufmännisch-
betriebswirtschaftlicher Aus- und Fortbildungsberufe“
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(2) Kaufmännisches Forschungsprojekt
BIBB-Forschungsprojekt
Forschungsziele • Berufstheoretische Konzeption des kaufmännischen Denkens und Handels entwickeln
• Gemeinsamkeiten und Unterschiede kaufmännischer Aus- und Fortbildungsordnungen herausfiltern
• Kategorisierung, Systematisierung und Funktionszuordnung der kaufmännischen Berufe
• Kaufmännische Kernkompetenzen herausfiltern
• Hinweise für „Konstruktionspläne“ zu kaufmännischen Aus- und Fortbildungsregelungen
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(3) Nachwuchssicherung durch Fachkräfte
Gibt es einen Fachkräftemangel?
War of talents?
Wie kann der Fachkräftenachwuchs
gesichert werden?
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(3) Derzeitige und absehbare Trends
Mittel- und langfristig• Rückgang der Ausbildungsnachfrage /
Fachkräftemangel? (Demografische Entwicklung)• Regionale und internationale Konkurrenz um
Jugendliche und Fachkräfte
Derzeit bis mittelfristig
• Abnehmende Ausbildungsbereitschaft der Betriebe
• Abnehmende Ausbildungsfähigkeit der Betriebe
• Abnehmende Ausbildungsfähigkeit der Bewerber
• Ausweitung schulischer und berufsvorbereitender Ausbildungsgänge
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
Schulabgänger
Absolventen aus allgemein bildenden Schulen Prognose bis 2015
750.000
800.000
850.000
900.000
950.000
1.000.000
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
(3) Fachkräftenachwuchs
Quelle: KMK 2002
Rainer Brötz, Diplomsoziologe
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
3. Fachkräftenachwuchs
Schulabgänger - Prognose 2015 (West - Ost, 2002 = 100%)
0,0
20,0
40,0
60,0
80,0
100,0
120,0
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Alte Länder
Neue Länder
Alte Länder2002 = 710.0002015 = 706.000
Neue Länder2002 = 230.0002015 = 134.000
Schulabgänger
Quelle: KMK 2002
Rainer Brötz, Diplomsoziologe
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(3) Fachkräftebedarf
Fachkräftebedarf• „Mit dem konjunkturellen Aufschwung nehmen Klagen
über Engpässe bei der Besetzung neuer Stellen zu. Sind sie berechtigt? Bedroht bereits heute ein gravierender Fachkräftemangel die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der deutschen Wirtschaft? Welche Branchen, Berufe und Regionen sind besonders betroffen? Welche Gegenmaßnahmen versprechen Erfolg?“ (Internetseite des IAB)
• Die folgenden Aussagen und Erkenntnisse sind aus diversen Veröffentlichungen des IAB entnommen, Vgl. hierzu www.iab.de Aktuelle Themen: „Fachkräftebedarf“ (Dezember 2007)
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(3) Qualifikationsniveau als Standortfaktor
• nach IAB. Betriebspanel zeigen alle Bundesländer einen hohen Anteil an Tätigkeiten für qualifizierte Beschäftigte (70%)
• überdurchschnittlich in ostdeutschen Bundesländern sowie Berlin und Bremen
• Zahlen der BA wichtiges Barometer für Konjunktur – und Arbeitsmarktanalyse, bilden nur Ausschnitt, weil nicht alle Betriebe offene Stellen melden
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(3) Offene-Stellen-Erhebung
• Nachfrage nach offenen Stellen um 20% gestiegen• 1,37 Mio angebotene Stellen• durchschnittlich 3,4 offene Stellen pro Betrieb• ca. 59% des Stellenangebots der BA gemeldet• Anpassung auf den Teilmärkten in BaWü,
Berlin/Brandenburg und Sachsen in den Wirtschaftszweigen wirtschaftsnahe DL und Baugewerbe
• 8% berichten von Arbeitsplatzmangel• 23% von Auftragsmangel
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(3) Stellenbesetzung nach Branchen
• Dauer der Stellenbesetzung im Durchschnitt verringert• Betriebe wollen schneller besetzen• längere Suchzeit in den Branchen Chemie, Kunststoff,
Baustoffe und Bau (Schnitt 61 Tage) Handel (44 Tage)• aber keine massive Verschlechterung gegenüber 2004• partieller Fachkräftemangel, der aber kein gesamt-
wirtschaftlich konjunkturbedingtes Problem darstellt
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(3) IAB - Betriebspanel
• 3% unbesetzte Stellen für Qualifizierte• 14% konnten alle Stellen besetzen• 84% kein Bedarf an Fachkräften• Betriebe weichen von ihren Vorstellungen ab und
erhöhen den Einarbeitungs- und Weiterbildungsaufwand (13%)
• Kein genereller Fachkräftemangel• in Berlin und NRW sowie in den unternehmensnahen DL
in Ostdeutschland, Kredit und Versicherungen, gab es Probleme bei der Deckung des Fachkräftebedarfes
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(3) Arbeitsmarkt für Ingenieure
• kein Beleg für Ingenieurmangel mit negativen volkswirtschaftlichen Folgen
• Partielle Engpässe im Maschinenbau, Elektro- und Wirtschaftsingenieure
• Betriebe wollen Stellen schneller besetzen• Rekrutierung bei Neueinstellungen durch unzureichende
Qualifikationen• Betriebe schöpfen Potenziale bei älteren und weiblichen
Fachkräften ab• immer noch 25.649 Ingenieure arbeitslos• 10.027 suchen Stelle als Maschinenbau- oder Elektroingenieur• knapp 1/3 ist zwischen 35-49 Jahre• gut die Hälfte 50 Jahre alt• Arbeitslosenquote der Ingenieurinnen mit 10,9% doppelt so hoch
wie die der Ingenieure (4,2%)
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(3) Arbeitsmarkt für Ingenieure
• Bedarf an Ingenieure wird steigen, so dass Fachkräftemangel entstehen kann
• Studienanfängerzahlen sinken• Studienabbrecherquote ist überdurchschnittlich hoch
(Maschinenbau 21%)
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(3) Umfang des Erwerbspotenzials
• bis 2050 sinkt das Erwerbspotenzial auf ca. 18 Mio• wird durch Zuwanderung und (Frauen) Erwerbstätigkeit abgemildert• bis 2020 leichter Rückgang um 1,4 Mio, danach starkes
Ausscheiden, weil geburtenstarke Jahrgänge in Rente gehen• 1990 ca. 14 % Erwerbspersonen 30 Jahre• 2005 ca. 10 % Erwerbspersonen 30 Jahre• 2020 unter 9 % Erwerbspersonen 30 Jahre• IAB-Prognose für 2050 nur noch 7 Mio. junge Arbeitskräfte, 30%
weniger als heute• durch Anhebung des Rentenalters wird demografischer Rückgang
an Arbeitskräften gemildert• Anteil der älteren AN wird zunehmen• mittlere und höhere Altersgruppen stellen heute das Gros der
qualifizierten Arbeitskräfte
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(3) Umfang des Erwerbspotenzials
• 2015 dürften die 50-64 jährigen die best qualifizierte Altersgruppe sein
• nachrückende geburtenschwache Jahrgänge müssten sich deutlich besser qualifizieren als die ausscheidenden Älteren
• dies scheint nicht in Sicht, Bildungsexpansion stagniert• ab 2015 könnte es besonders auf dem Akademiker-
arbeitsmarkt und in abgeschwächter Form auch bei den betrieblich ausgebildeten Fachkräften zu Mangelsituationen kommen
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(3) Umfang des Erwerbspotenzials
Wie ist dem entgegen zu wirken?• Ausschöpfung von qualifizierten Arbeitslosen• Verbesserung der Beschäftigungsmöglichkeiten von
Frauen• Gezielte Zuwanderungspolitik• Mobilisierung von Reserven auf allen Ebenen der
allgemeinen und beruflichen Bildung sowie der Weiterbildung
• Gezielt ältere Fachkräfte im Erwerbsprozess halten
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(3) Eigene Ausbildung vs. Rekrutierung von Fachkräften
These: mit modernen Produktionstechniken nimmt der Bedarf an qualifizierten Mitarbeiter/-innen zu und das betriebliche Engagement an beruflicher Ausbildung
• Bellmann und Janik (IAB) zeigen für die Unternehmen im DLB auf:
• Rekrutierung ausgebildeter Fachkräfte hängt davon ab, wie hoch der Anteil der qualifizierten Beschäftigten ist
• beträgt der Anteil über 2/3 qualifiziert Beschäftigter, erfolgt die Rekrutierung über bereits ausgebildete Fachkräfte
• beträgt der Anteil unter 2/3, erfolgt die Rekrutierung über die eigene Ausbildung
• ein ähnliches Bild ergibt sich im produzierenden Gewerbe
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(4) Perspektiven der dualen Ausbildung
Szenario 1: Individualisierung von Bildung
• Entberuflichung – Patchwork-Biografien
• Ausbildungsbereitschaft und –fähigkeit der Betriebe weiter rückläufig
• Tätigkeitsbezogene Teilqualifikationen, Modularisierung
• Zersplittertes Bildungsangebot, mehr schulische Angebote
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(4) Perspektiven der dualen Ausbildung
Szenario 2: Verberuflichung
• Stärkung der Verantwortung von Staat und Wirtschaft
• Betriebliche Ausbildung als strategisch wichtige und kostengünstige Alternative zur Deckung des Personalbedarfs
• Förderung der Ausbildungsbereitschaft und –fähigkeit der Betriebe
• Breitere Berufsbilder mit flexiblen Anteilen schulischer und betrieblicher Ausbildung
• Förderung integrativer Ausbildung mit klaren Anschlussmöglichkeiten
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(4) Künftige Berufsbildung
Welche Berufs- und Qualifikationsprofile
brauchen wir?
Wie lässt sich das Berufsbildungssystem
nach ihrer Meinung stärken?
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(4) Berufsbildungssystem stärken
Strukturen
• Strukturkonzept zur Kategorisierung von Berufen entwickeln
• Schaffung qualifizierter (Basis)-Berufe, die Beschäftigungs- möglichkeiten eröffnen
• Berufszersplitterung verhindern, neue Berufe nur bei einer Mindestanzahl von Auszubildenden
Quantität
• Schaffung von Ausbildungsplätzen als Beitrag zur Nachwuchssicherung
Qualität
• Standards beibehalten, Ziel: möglichst viele eines Altersjahrganges erreichen ein höheres Niveau
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
Transparenz und Durchlässigkeit
• individuelle Förderung unterschiedlich begabter Jugendlicher
• kein Abschluss ohne Anschluss
• horizontale und vertikale Mobilität und Durchlässigkeit
• Karrierewege eröffnen
• Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung
• Qualifikationsangebote für Quer- und Seiteneinsteiger
• Ausstieg und Wiedereinstieg zertifizieren
(4) Berufsbildungssystem stärken
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
(4) Berufsbildungssystem stärken
• Vgl. auch Innovationskreis berufliche Bildung (IKBB)
10 Leitlinien zur Modernisierung und Strukturverbesserung der beruflichen Bildung(10 Juli 2007)
Ausbildungskulturen/Lernortkooperation
• Aufbau von Netzwerken in neuen Dienstleistungsbereichen, um Ausbildungskulturen zu fördern und zu verstetigen
• bessere Abstimmung der Lernorte durch die Schaffung von regionalen Kooperationsstellen
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
Literaturhinweise
• Brötz, Rainer; Paulini-Schlottau, Hannelore; Trappmann-Webers, Bettina: Stand und Perspektiven kaufmännisch-betriebswirtschaftlicher Dienstleistungsberufe. In: Walden, Günter (Hrsg.) Qualifikationsentwicklung im Dienstleistungssektor Herausforderungen für das duale System der Berufsbildung, BIBB Bonn, September 2007
• Brötz, Rainer: Entwicklung der kaufmännisch- betriebswirtschaftlichen Berufe aus Sicht ordnungspolitischer Qualifikationsforschung und Ordnungsarbeit. In: Bundesverband der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftschulen e.V. Innovationen in der Kaufmännischen Bildung!? Dokumentationen der Fachtagung des BIBB und VLW am 22. September 2006 in Bonn, S.19-26, Bielefeld 2006
• Brötz, Rainer: Berufliche Flexibilisierung und Berufsprinzip. In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis, 4/2005
• Brötz, Rainer: Das Berufsprinzip im Kontext neuer Strukturkonzepte der Aus- und Weiterbildung, der BBiG- Reform und der Flexibilisierungsdiskussion. In: „Perspektiven des Berufskonzeptes - Die Bedeutung des Berufs für Ausbildung, Erwerbstätigkeit und Arbeitsmarkt“, Jacobs/Kupka (Hrsg.). IAB Sammelband 2005
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
Schön und gut und klar und wahr
Es ist klar, das Steigen schon viel istEs ist wahr, dass der Weg das Ziel ist.
Robert Gerhardt
Da sind diese vier weißen Tauben,die sich in das Blau des Himmels schrauben.
Sie leuchten sehr auf beim Steigen,um sich kurz darauf dunkel zu zeigen.
Das machen sie immer gemeinsam,
nie flog auch nur eine je einsam.
Warum sie das tun? Keine Ahnung.Möglicherweise als Mahnung:
Es ist schön, sich im Aufwind zu wiegenEs ist gut, nicht alleine zu fliegen
®Rainer Brötz, Diplomsoziologe
15.01.2008
Düsseldorfer Ausbilderkreis e.V.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!