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Renate Franken Glaube mir ... Mit strahlendem Lächeln winkte Ulrike Fahrenkamp lebhaft ihren Gratulanten und Bewunderern zu und entfernte sich mit schnellen Schritten vom Sattelplatz. Eilig strebte sie dem Zelt zu, in dem sich die Garderobe für die an dem Turnier teilnehmenden Damen befand. Gott sei Dank – es war niemand drin! Sie warf sich auf eine der Liegebänke und riß sich die schwarze Samtkappe vom blonden Haar. Ah – das tat gut, ein wenig Ruhe! Hinter der Zeltwand wurden Stimmen laut. Einige Herren tauschten ihre Ansichten über das Rennen aus, bei dem teilweise großartige Leistungen gezeigt worden waren. Unwillkürlich lauschte Ulrike interessiert. Aha – jetzt kam das Springen der Damen an die Reihe – und da fiel auch schon ihr Name. »Die kleine Fahrenkamp hat sich ja ein tolles Stückchen geleistet, wie sie den störrischen Gaul zwang. Das Mädel hat den Teufel im Leib«, sagte jemand anerkennend. »Da haben Sie durchaus recht, mein Lieber, es war eine beachtliche Leistung, die allerdings mit edlem Sportsgeist

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Renate FrankenGlaube mir ...

Mit strahlendem Lcheln winkte Ulrike Fahrenkamp lebhaft ihren Gratulanten und Bewunderern zu und entfernte sich mit schnellen Schritten vom Sattelplatz.

Eilig strebte sie dem Zelt zu, in dem sich die Garderobe fr die an dem Turnier teilnehmenden Damen befand.Gott sei Dank es war niemand drin! Sie warf sich auf eine der Liegebnke und ri sich die schwarze Samtkappe vom blonden Haar.

Ah das tat gut, ein wenig Ruhe!Hinter der Zeltwand wurden Stimmen laut. Einige Herren tauschten ihre Ansichten ber das Rennen aus, bei dem teilweise groartige Leistungen gezeigt worden waren.

Unwillkrlich lauschte Ulrike interessiert. Aha jetzt kam das Springen der Damen an die Reihe und da fiel auch schon ihr Name.

Die kleine Fahrenkamp hat sich ja ein tolles Stckchen geleistet, wie sie den strrischen Gaul zwang. Das Mdel hat den Teufel im Leib, sagte jemand anerkennend.

Da haben Sie durchaus recht, mein Lieber, es war eine beachtliche Leistung, die allerdings mit edlem Sportsgeist kaum noch etwas zu tun haben drfte, antwortete eine sonore Stimme. Ich schtze nun einmal Frauen nicht, die den Teufel im Leib haben und aus sportlichem Ehrgeiz ein Tier so unerhrt qulen knnen.Ulrike fuhr emprt auf, whrend eine dunkle Rte in ihr Gesicht stieg.Htte sie etwa auf den Sieg verzichten sollen, als sie merkte, da Erlknig bockte?Unruhig schritt Ulrike Fahrenkamp im Zelt hin und her. Der ekelhafte Kerl hatte ihr tatschlich die ganze Freude an ihrem Sieg verleidet. Wer mochte es wohl sein?Hastig griff sie nach ihrer Mtze und verlie hochaufgerichtet das Zelt, mit unbewegtem, hochmtigem Gesicht an den beiden Herren vorberschreitend, die betroffen zur Seite wichen und einander peinlich berhrt anblickten.Dumme Sache, lieber Wischhusen wer konnte aber auch ahnen, da die khne Amazone sich hier im Zelt aufhlt...Das ist nun nicht mehr zu ndern, lieber Simmern, und im brigen, der Sprecher richtete sich auf, vielleicht schadet es gar nichts, wenn die junge Dame einmal hrt, da es Leute gibt, die ihr Verhalten als unsportlich mibilligen.Na, jedenfalls gebe ich Ihnen den guten Rat, sich heute abend beim Ball von dem schnen Kind fernzuhalten ein ausgewachsener Korb wre Ihnen sicher.*Ulrike Fahrenkamp war zum Sattelplatz gegangen, obgleich sie sich am liebsten in ihren Wagen gesetzt und ins Hotel gefahren wre. Malos erschrocken war sie, als sie in den beiden Kritikern zwei bekannte und erfolgreiche Herrenreiter erkannte, die schon manchen ehrenvollen Sieg errungen hatten.Dieser Wischhusen wrde sicher nicht mit seiner Meinung hinter dem Berge halten! Und dabei hatte sie diesen Mann, den sie aus vielen Zeitschriften kannte, immer bewundert, zumal seit er einmal einen Artikel geschrieben hatte ber das Verhltnis zwischen Reiter und Pferd. Ganz begeistert war sie darber gewesen, weil er so warme Worte fr den vierbeinigen Kameraden des Menschen fand.Sie bi sich auf die Lippen, es war peinlich aber nicht mehr zu ndern. Scheinbar unbekmmert lachte und scherzte sie mit den Sportkameraden, und nahm dann mit der ihr eigenen Anmut den Siegespreis entgegen, als die Reihe an sie kam.Dann aber verlie sie fast fluchtartig den Turnierplatz, sie konnte nun wirklich nichts mehr hren, und sehnte sich nur danach, allein zu sein.*In den festlich erleuchteten Gesellschaftsrumen des Hotels herrschte schon reges Leben, als Vater und Tochter Fahrenkamp Arm in Arm eintraten.Freiherr von Simmern, der mit Dr. Wischhusen an einem Tisch unmittelbar neben der zum Tanzsaal fhrenden Tr sa, blickte interessiert dem eleganten Paar nach und schaute dann verschmitzt seinen Sportkameraden an.Tut es Ihnen nun nicht doch leid, mein lieber Wischhusen, da Sie sich den Zorn eines Engels zugezogen haben?Sie knnten beinahe recht haben, lieber Simmern, sagte er langsam, aber wir haben ja schon einmal festgestellt, da es Schnheit allein nicht tut Auerdem in diesem duftigen Gewand wrde selbst des Teufels Gromutter wie ein Engel aussehen.Simmern lachte laut auf. Sie sind kstlich, mein Bester, man knnte beinahe denken, Sie htten aller Schnheit abgeschworen aus Angst, da sich hinter dem Engelsgesicht der Teufel persnlich verbirgt.Nehmen Sie getrost an, es sei wie Sie sagten, gab Wischhusen leicht zurck, whrend er sich nach dem Tanzsaal umwandte, aus dem soeben lockende Musik erklang.Er fuhr aber sogleich wie von der Tarantel gestochen zurck, denn im Trrahmen lehnte die junge Dame, von der sie soeben gesprochen hatten, und die zweifellos Wort fr Wort gehrt hatte.Donnerwetter, das war mehr als unangenehm! Da ihm so etwas passieren konnte, nachdem er heute doch schon einmal eine Lehre empfangen hatte, da man mit allen uerungen vorsichtig sein mute.Vorsichtig drehte er den Kopf etwas zur Seite er atmete auf, der Platz neben der Tr war leer.Mimutig und unzufrieden mit sich selbst erhob er sich.Mit suchendem Blick berflog er die Tanzenden aber nirgends war das junge Mdchen zu entdecken, das er so schwer gekrnkt hatte. Wenn er auch seine Meinung nicht ndern konnte, so war es doch nicht unbedingt notwendig, da sie es auf diese Weise erfuhr, ja, jetzt erschien es ihm beinahe richtiger, wenn er ehrlich als lterer Sportskamerad mit ihr ber das Unschne ihres Verhaltens gesprochen htte. Aber dazu war es nun zu spt. Ulrike war inzwischen auf ihr Zimmer geeilt, nachdem sie ihrem Vater erklrt hatte, da sie eine Bekannte suchen wolle.Sie hatte Wort fr Wort verstanden! Ihr Vater hatte in seiner lebhaften Art mit einem Herrn geplaudert, der unglcklicherweise Wand an Wand mit Wischhusen und Simmern neben der Tr sa und bei der Begrung mit ihr und dem Vater aufgesprungen war. Stehend hatten dann die Herren ein paar Worte miteinander gewechselt, whrend sie schweigend danebenstand.Und so war sie Zeuge der sie auf tiefste krnkenden Unterhaltung geworden.Hastig warf sie sich einen leichten Mantel ber und eilte wieder hinunter, durch einen Nebenausgang des Hotels ungesehen die Strae erreichend. Schnell lie sie sich die Garage ffnen und fuhr in jagendem Tempo dem Turnierplatz zu, wo die Pferde der auswrtigen Reiter untergebracht waren.berrascht blickte der Stallbursche auf, der fr das Wohl der Tiere verantwortlich war, als die junge Dame erschien, deren langes Abendkleid unter dem Mantel hervorschaute.Ich will nur noch einmal nach meinem Pferd sehen, sagte Ulrike Fahrenkamp hastig, es gefiel mir heute gar nicht.Mit zrtlicher Stimme ihr treues Tier anrufend, betrat sie die Box.Sie legte ihren Kopf schmeichelnd an den Hals des Tieres, whrend ihre Hand zrtlich durch die Mhne fuhr.Sei mir nicht mehr bse, Erlknig, da ich dich heute so geqult habe, du Treuer ich wei ja selbst nicht, was mit mir los war Ich wollte doch nicht, da sie uns auslachen deshalb habe ich dir so weh getan. Wir werden auch kein Rennen mehr zusammen reiten nie mehr, Erlknig das verspreche ich dir, sprach sie schluchzend auf das Tier ein, das seinen Kopf der weinenden Herrin zugewendet hatte.Erst nach langer Zeit richtete sich das junge Mdchen auf und gab den Hals des geduldig wartenden Tieres frei.Liebkosend klopfte Ulrike noch einmal den Hals des Pferdes und fuhr dann ins Hotel zurck. Schnell beseitigte sie in ihrem Zimmer die Trnenspuren richtete das Haar und begab sich dann wieder in die Festrume.Mit lebhaften Zurufen wurde sie von einigen Klubkameraden begrt man hatte sie schon sehr vermit.Mit strahlender Frhlichkeit beantwortete sie die ihr immer noch reichlich dargebrachten Komplimente und niemand ahnte, da die junge Siegerin das Ende des Festes herbeisehnte. Wurde sie doch jedesmal, wenn im Gewhl der Tanzenden die hohe Gestalt Wischhusens auftauchte, an die erlittene Krnkung erinnert die deshalb so schwer wog, weil sie nicht unberechtigt war, wie sie ehrlich eingestehen mute.Durch die widerstreitendsten Gedanken abgelenkt, hatte sie gar nicht darauf geachtet, da ein Tanzspiel angesagt war.In unverhohlenem Entsetzen blickte sie daher den Mann an, der sich pltzlich mit unbewegtem Gesicht vor ihr verneigte und, ehe sie zur Besinnung kam, den Arm um sie legte und mit ihr davontanzte.Aber dann hatte sie begriffen, der weiche Mdchenkrper wurde starr in den Armen des Tnzers er sprte, wie sich das erregte Mdchen aus der losen Umschlingung befreien wollte.Wischhusen zog die zarte Gestalt fest in seine Arme.Ich mchte Sie bitten, jedes Aufsehen zu vermeiden, gndiges Frulein, wenn ich auch gut verstehen kann, da Sie nicht entzckt sind, mit mir tanzen zu mssen.Fhren Sie mich augenblicklich auf meinen Platz zurck, befahl Ulrike, wtend ber die berrumpelung.Sofort, gndiges Frulein aber erst mchte ich Ihnen noch sagen, da ich es auerordentlich bedauere, Sie mit meinen Worten gekrnkt zu haben. Es wre besser gewesen, wenn ich Ihnen kameradschaftlich offen gesagt htte, wie ich ber Ihren Sieg denke, aber das lt sich nun leider nicht mehr ndern, sagte Wischhusen mit tiefer Stimme, die wohl verriet, da auch er nicht so ruhig war, wie es schien.Wie gromtig, kam es unendlich bitter von den blassen Mdchenlippen, aber Sie konnten sich diese Entschuldigung ruhig sparen; ich lege keinen Wert darauf. Und im brigen mu ich Sie nun ernstlich bitten, sofort diesen Tanz zu beenden, wenn Sie nicht wollen, da ich Sie stehen lasse. Ich dchte, Sie kennen meine Rcksichtslosigkeit, und des Teufels Gromutter fragt nun einmal nicht nach dem Urteil der Menschen, schlo Ulrike Fahrenkamp in eisigem Hohn.Wischhusen blieb stehen und lie seine Arme sinken, whrend er sich stumm verneigte. Nur mit den Fingerspitzen berhrte Ulrike den Arm, den Wischhusen ihr bot, als er sie aus dem Tanzsaal fhrte, und verabschiedete ihn mit einem hochmtigen Neigen des Kopfes, als sie das Nebenzimmer erreicht hatten.*Heller Sonnenschein lag auf der Terrasse der Villa Fahrenkamp, als Frau Regina Fahrenkamp den Morgenkaffee zu sich nahm.Die immer noch sehr jugendliche, mdchenhaft zarte Frau seufzte leise. So war das nun immer, nur selten tranken sie morgens gemeinsam Kaffee, und abends glnzte der Hausherr auch hufig durch Abwesenheit. Und das nicht, weil er durch ein berma an Arbeit abgehalten wurde, sondern weil er es vorzog, die Abende in lustiger Gesellschaft zu verbringen.Vermutlich war es gestern wieder sehr spt geworden, und deshalb mute er heute wieder den herrlichen Morgen verschlafen. Gerade faltete sie die Zeitung auseinander, als ein leichter, sporenklirrender Schritt erklang,Da bin ich Mutti, guten Morgen! sagte Ulrike Fahrenkamp, die Mutter herzlich kssend. Habe ich einen Hunger!Guten Morgen, mein Kind, kam es freundlich Zurck, ich denke, gegen deinen Hunger gibt es ein Mittel.Herrlich war es heute, Mutti! Es gibt doch nichts Schneres als so einen Morgenritt, wenn der Tau noch in den Grsern funkelt. Schade, da du nicht mehr reitest es wrde dir sicher besser bekommen, als den ganzen Tag im Bro zu sitzen und dich in der Fabrik herumzurgern.Ganz meine Meinung, mein Tchterchen, erklang hinter ihr die Stimme des Vaters, der unbemerkt von den Damen die Terrasse betreten hatte.Nanu, Papa, schon auf? fragte Ulrike neckend. Was treibt dich so frh hinaus?Na warte, du Racker, lachte Fahrenkamp, und fuhr ihr zausend durch das goldig schimmernde Haar, ich werde dir helfen. Willst du dich ber deinen alten Vater lustig machen?Ein bermtiges Lachen war die Antwort, whrend Robert Fahrenkamp seine Gattin begrte und am Kaffeetisch Platz nahm.Frau Regina erhob sich.Ich mu euch bitten, mich zu entschuldigen. Ich mu jetzt hinber, Merkel erwartet mich, er hat schon angerufen. Kommst du nach, Robert?Mit Unbehagen blickte Fahrenkamp seine Frau an. Ich wei nicht, Regina, begann er zgernd, ich habe eigentlich eine Verabredung. Ist es denn unbedingt notwendig, da ich komme?Frau Regina unterdrckte eine bittere Bemerkung:Nun, es geht vielleicht auch so. Ich denke nur, es wre besser, wenn du dich mehr im Werk sehen lieest,Ach, fang doch nicht immer wieder damit an. Ich bin oft genug drben und wei was los ist und im brigen, Merkel ist lange genug im Betrieb, und wei, was zu tun ist.Ich finde wirklich, Papa hat recht, Mutti, mischte sich Ulrike ein, es kann dir doch wahrhaftig keinen Spa machen, dich drben abzuschinden.Du redest, wie du es verstehst, mein Kind Nein, Mutti so ist es nicht, fiel die lebhafte Ulrike der Mutter ins Wort. Verzeih, da ich dich unterbreche, aber ich finde, da Vati es viel besser versteht als du, das Leben etwas zu genieen. Du sitzt immer hinter deinen Bchern und sorgst dich ums Geld und dabei beschftigt unser armer Vater tausend Menschen in seiner Fabrik. Es ist wirklich kstlich.Ja und diese tausend Menschen wollen alle bezahlt sein! erwiderte Frau Regina mit schwerem Ernst aber es ist sinnlos, mit euch darber zu sprechen, und grend das Haupt neigend schritt sie davon.Etwas betroffen schaute Ulrike der Mutter nach, die schmal und Zierlich wie ein junges Mdchen durch den parkartigen Garten schritt, an dessen Ende eine Pforte in die Fabrik fhrte, von der man hier jedoch nichts sehen und hren konnte.So furchtbar ernst, fast wie eine angstvolle Mahnung hatten die Worte der Mutter geklungen.*Wie sie es gesagt hatte, wurde Regina Fahrenkamp in der Fabrik schon von dem alten Direktor Merkel erwartet.Ich wei wirklich nicht, was wir da machen sollen, gndige Frau, sagte der alte Herr bekmmert, Hanke & Co. schreiben uns, da sie den Auftrag zurckziehen, wenn wir die Lieferfrist nicht einhalten knnen.Darauf drfen wir es nicht ankommen lassen, lieber Herr Merkel, gab Frau Regina erregt zurck. Sie wissen besser als ich, was auf dem Spiel steht. Wir brauchen diesen Auftrag.Das ist ja auch meine Ansicht aber ich sehe keinen Weg, den Liefertermin einzuhalten, nachdem uns nun schon die zweite Maschine ausgefallen ist. Man sollte eben neue Maschinen kaufen knnen, die anderen entsprechen ja auch in keiner Weise mehr den Anforderungen.Ja man sollte neue Maschinen kaufen knnen, sagte Frau Fahrenkamp mit unendlich mder Stimme aber wir haben ja kein Geld dafr, lieber Merkel.Und weshalb haben wir kein Geld, gndige Frau? fragt der alte Herr grollend, Weil immer nur aus dem Betrieb herausgezogen wird. Weil nicht daran gedacht wird, da man die Kuh auch fttern mu, wenn man sie melken will.Sie haben ja so recht, mein Lieber, aber kann ich es ndern?Mit einem Blick, aus dem ihre ganze Hoffnungslosigkeit sprach, schaute Regina den alten Herrn an, dessen gutes altes Gesicht vor innerem Zorn dunkel gertet, war. Sie nahm ihm die offene Sprache nicht bel, der alte Herr hielt der Firma Fahrenkamp nun schon seit fast vierzig Jahren die Treue, und hatte mit all seiner Kraft immer nur fr das Werk gearbeitet, das unter der Leitung des verstorbenen Schwiegervaters einen ungeahnten Aufschwung genommen hatte und nun in steiler Kurve dem Abgrund zustrebte, wenn nicht ein Wunder geschah.Und der eigentliche Chef des Unternehmens verschlo sich allen Vorstellungen, wollte nichts sehen und hren schlug alle Mahnungen in den Wind und lebte lustig drauflos.Es stimmt ja leider alles was Sie sagen lieber Herr Merkel, aber wir mssen doch wenigstens versuchen, das Werk mit allen Mitteln zu halten. Besteht denn gar keine Mglichkeit, die beiden Maschinen wieder instand zu setzen? Sprechen Sie doch noch mal mit Wiegand der Mann hat doch schon manches schwierige Kunststck fertiggebracht, vielleicht findet er doch noch einen Weg die Maschinen noch rechtzeitig zu reparieren.Voller Mitleid schaute Direktor Merkel in das schne Frauengesicht, sah die groen blauen Augen angstvoll auf sich gerichtet.Ich werde mit Wiegand sprechen, gndige Frau es wre ja mglich, da er noch einen Ausweg findet, sagte der alte Herr.Regina hatte dem Getreuen noch freundlich zugenickt, als er ihr Arbeitszimmer, denselben Raum, in dem ihr Schwiegervater rastlos gearbeitet hatte, dieser so beraus fleiige und pflichtbewute Mann, der seine Schwiegertochter bereits vier Jahre vor seinem Tode in die Geschfte der Firma eingeweiht hatte, weil er wute, da sein Sohn den Betrieb nicht wrde halten knnen. Regina stiegen die Trnen in die Augen, als sie an den stndigen Kummer des alten Herrn dachte. Du tust mir ja von Herzen leid, Regina, hatte er ihr einmal gesagt, da du einen Mann geheiratet hast, dessen Faulheit und Leichtsinn ich ihm als Vater auszuprgeln versumte.Aufseufzend schttelte Frau Regina die folternden Gedanken ab es hatte ja doch alles keinen Zweck man mute eben versuchen, so lange als mglich auszuhalten, und zu arbeiten. Arbeit half ber vieles hinweg auch ber ein verpfuschtes Leben. *Dr. Hansgeorg Wischhusen war irgendwie verndert, seit er von dem Rennen zurck war, stellte Schwester Helene, wie schon fter in den letzten Tagen fest, als sie mit ihm jetzt ber eine besonders schwierige Patientin sprach.Aber Sie hren ja gar nicht zu, Herr Doktor, sagte Schwester Helene vorwurfsvoll, wo sind Sie nur immer mit Ihren Gedanken?Sie durfte sich diese Frage erlauben, denn sie war nun schon einige Jahre in der Klinik und arbeitete eng mit dem jungen Arzt zusammen.Verzeihen Sie, Schwester Helene, ich war in der Tat nicht bei der Sache, antwortete Wischhusen, und strich mit der Hand ber die hohe Stirn als wollte er dort etwas fortwischen. Einen Gedanken der ihn nicht loslie und ihn qulte , ein hochmtiges, schnes Mdchengesicht, das sich immer wieder vor sein inneres Auge stellte und ihn mit zrnenden Augen ansah.Hm das habe ich gemerkt, versuchte die Schwester zu scherzen, und fuhr dann mit ihren Erklrungen fort. Dabei forschten ihre dunklen ugen aufmerksam in dem Gesicht des Mannes, der sie nicht nur als Arzt interessierte. Eifrig sprach sie auf den nun aufmerksam Lauschenden ein.Ja, Schwester Helene, das war sehr umsichtig von Ihnen, da Sie die Frau Neumeyer verlegt haben. Es ist schon in Ordnung so, Schwester Helene. Sie tun doch immer das Richtige.Die Schwester errtete bei dem Lob des Arztes und sah ihm mit aufleuchtendem Blick nach, als er weiterging und sein Zimmer aufsuchte.Nachdenklich blieb Schwester Helene noch ein Weilchen auf dem langen Gang, der sich an dieser Stelle zu einer groen Nische erweiterte, wo zwischen einigen Sesseln hohe Blattpflanzen standen, stehen. Die noch jugendliche Schwester, welche mit ihrer hohen, ebenmigen Figur, den dunklen seidigen Haaren, fast schn zu nennen war, war stark beunruhigt durch das Verhalten des Arztes. Da stimmte doch etwas nicht, das stand fest bei ihr. Diese Rennen, zu denen er gelegentlich fuhr, sofern sie nicht hier stattfanden, waren ihr wie seine Vorliebe fr das Reiten berhaupt, ein Dorn im Auge. Dr. Wischhusen sa inzwischen unschlssig an seinem Schreibtisch, die Augen sinnend ins Leere gerichtet.Vor ihm lag ein ganzer Sto Krankenberichte, die er zu bearbeiten hatte aber er vermochte sich nicht auf seine Arbeit zu konzentrieren. Immer wieder berlegte er ob es einen Sinn habe, der jungen Dame zu schreiben, sie noch einmal schriftlich um Entschuldigung zu bitten, denn es strte ihn empfindlich, da er sich wie ein bler Schwtzer benommen hatte. Dann aber verwarf er diesen Plan wieder; wahrscheinlich war sie gar nicht so sensibel und dachte berhaupt nicht mehr an die erlittene Krnkung.Welches ist denn nun eigentlich ihr wahres Gesicht? dachte er voller Zorn, von dem er nicht wute, wem er galt.Das Luten des Telefons ri ihn aus seinen unerfreulichen Gedanken. Sein Onkel, der Chefarzt und Eigentmer der chirurgischen Klinik war, beorderte ihn zu sich. *Eine unertrgliche Hitze lag ber dem ganzen Land und lie die Menschen nach khlen Wldern oder erfrischender Seeluft lechzen.Frau Regina Fahrenkamp litt sehr unter der glhenden Hitze, zumal sie durch die vielerlei Sorgen, die sie bedrngten, nachts kaum schlief. Unablssig bestrmten sie die kleinen grauen Geister lieen ihr keine Ruhe mehr denn da die Firma Hanke & Co. ihren Auftrag zurckgezogen hatte auch der Chefingenieur Wiegand hatte die ausgefallenen Maschinen nicht wieder in Betrieb setzen knnen waren unbersehbare Schwierigkeiten aufgetreten. Als das Schlimmste empfand es die sozial denkende Frau, da es sich nicht vermeiden lassen wrde, einen groen Teil der Arbeiter zu entlassen. Das bedeutete aber fr diese Menschen bittere Not, denn in der kleinen Stadt waren die Verdienstmglichkeiten nicht sehr gro.Und daheim wurde weiter lustig drauflos gelebt all ihren Vorstellungen und Ermahnungen zum Trotz. Wie ein Tanz auf dem Vulkan der jeden Augenblick zur Eruption kommen konnte, erschien ihr das augenblickliche Leben.Sie brauchte nur in ihr privates Kontobuch zu schauen, dann hatte sie die Besttigung dafr. Immer wieder erschien eine Eintragung: Robert 1000 DM, Robert 50 DM ach sie konnte Seite um Seite wenden auf jeder stand mindestens einmal der Name ihres Gatten, der immer hufiger der Familie fernblieb.Solange der Schwiegervater noch gelebt hatte, blieb es noch in ertrglichen Grenzen, denn vor dem alten Herrn hatte der Sohn doch etwas Furcht gehabt, aber seit dessen Tod waren die Ansprche Roberts ins Ungemessene gestiegen und damit auch die Entfremdung der Ehegatten.Achtunddreiig Jahre alt war jetzt Frau Regina noch immer eine junge Frau und was war ihr Leben? Unausgesetzte Arbeit Sorge und was noch schrecklicher war die groe Einsamkeit, die sie umgab und die immer schlimmer wurde. Frher da hatte sie ihr Kind, ihre kleine Ulrike, noch mit ihrer Zrtlichkeit und kindlichen Liebe beglckt, und fr alles Leid entschdigt seit sie jedoch erwachsen war hatte das eine starke Trbung erfahren. Ulrike wendete sich mehr und mehr dem Vater zu.Das war schlielich auch gar kein Wunder der Vater hatte eben immer Zeit untersttzte alle Wnsche des Tchterchens und dessen jugendliche Torheiten kein Wunder, da Ulrike in jungem Unverstand sich von der Mutter abwendete.Dabei war Ulrike nicht leichtfertig eine ernste Aussprache mit ihr wrde sicher gengen, um sie zu berzeugen, da die Handlungsweise der Mutter richtig und notwendig war. Aber dazu htte Frau Regina ihren Mann in den Augen der Tochter herabsetzen mssen und das widerstrebte der Vornehmen, feinfhligen Frau.Wenn sie sich nur nicht so entsetzlich elend fhlen wrde! Durch den Mangel an ausreichendem Schlaf war sie schon am Morgen wie zerschlagen und wenn dann die Mittagshitze brtete, konnte sie kaum noch einen klaren Gedanken fassen.Das Richtigste wre es wohl, wenn sie jetzt ausspannen wrde, Krfte sammelte fr das, was unweigerlich und drohend auf sie zukam.*Schon am nchsten Tag, beim Mittagessen, gab Frau Regina dem Mann und der Tochter ihre Absicht bekannt.Die Geschfte gehen jetzt ohnehin ruhig, ich kann also ganz gut einige Zeit fortgehen, erklrte sie in ihrer ruhigen, bestimmten Art, die sie sich zwangslufig angewhnt hatte.Das ist eine gute Idee, Mutti du wirst ja direkt leichtsinnig. Sonst mute man immer erst lange reden, ehe du Urlaub nahmst.Wie ist es, Kind, wandte sie sich liebevoll der Tochter zu, hast du nicht Lust, mich zu begleiten? Es wre doch hbsch, wenn wir zusammen Ferien machten. Dann habe ich doch auch einmal Zeit fr dich das bedauerst du doch sonst immer so sehr.Etwas verlegen senkte Ulrike den Blick.Wrst du sehr bse, Mutti, wenn ich nicht mitkomme?Und weshalb willst du nicht mit mir fahren, Ulrike? fragte Frau Regina schmerzlich berrascht.Weil weil... Es ist doch sehr unangenehm, die Mutter enttuschen zu mssen, dachte Ulrike und fuhr fort: Ich hatte die Absicht, mit Naumanns nach Norderney zu gehen. Helga hatte mich darum gebeten und und eine ganze Menge Bekannte vom Klub werden auch dort sein.Nun ja es mag dir wohl lieber sein, mit deinen jungen Freunden die Ferien zu verbringen, sagte Frau Regina mde, mit einem leisen Beben in der Stimme.Etwas beschmt blickte Ulrike die Mutter an.Wenn du dich entschlieen knntest, nach Norderney zu gehen Mutti? fragte das junge Mdchen zaghaft.Nein, mein Kind dazu kann ich mich auf keinen Fall entschlieen. Ich mchte nicht mit allen mglichen Bekannten zusammensein. Einmal mchte auch ich Mensch sein und nicht dauernd an daheim erinnert werden, sagte sie wider Willen mit groer Bitterkeit.Sollte es fr dich keine andere Mglichkeit geben, Mensch zu sein, als irgendwo allein in der Welt herumzufahren? fragte Fahrenkamp ironisch.Ja! Aber wenn dich meine Formulierung strt dann kann ich ja auch sagen, da man auf Reisen einmal etwas anderes sehen will als die gewohnten Gesichter. So sagt man ja wohl im allgemeinen, gab Frau Regina etwas erregt den Hieb zurck.Ach so deshalb hast du es wohl auch gar nicht in Betracht gezogen, da ich dich vielleicht begleiten knnte? stichelte Fahrenkamp, der vermutlich durch die groe Hitze und ihre drckende Schwle etwas reizbar war, weiter.Auf den Gedanken bin ich allerdings nicht gekommen, Robert, erwiderte Frau Regina mit unverhohlenem Erstaunen. Du hast es in all den Jahren doch stets fr amsanter gehalten, wenn Eheleute ihre Ferien getrennt verbringen. Daran habe ich mich nun gewhnt.Dann sollst du auch meinetwegen nicht auf eine Gewohnheit verzichten, die dir anscheinend lieb geworden ist, erklrte Fahrenkamp, der in Wirklichkeit gar nicht daran dachte, seine Gattin zu begleiten.Auerdem konnte er auch nicht die Stadt verlassen, zarte Bande hielten ihn zurck. Seine augenblickliche Freundin bekam leider erst spter ihren Urlaub, den sie gemeinsam auf Capri verbringen wollten.Flchtig schossen ihm diese Gedanken durch den Kopf, whrend er fortfuhr:Es ist ja auch besser, wenn ich erst spter fahre, damit hier jemand nach dem Rechten sieht, whrend du fort bist, Regina.Ganz wie du willst, Robert du brauchst mit deinen Reiseplnen auf mich durchaus keine Rcksicht zu nehmen, Merkel ist ja da.Auf einmal ist Merkel da kann Merkel allein verfgen und sonst machst du mir immer Vorwrfe, da ich alles Merkel berlasse, kam es schon wieder angriffslustig zurck.Ulrike hob verwundert den Kopf. Was der Papa heute nur hatte er war doch sonst nicht so? Aber vermutlich hatte er sich gergert, weil Mutti ohne ihn fahren wollte. Da sie auch immer so abweisend sein mute. Ulrike verstand das nicht ganz. Eine Frau mute sich doch dem Mann anpassen, und das verstand die Mutti gar nicht.Prfend musterten die jungen Augen das Gesicht der Mutter. Frau Regina fing den Blick der Tochter auf und ein bitteres Lcheln umspielte den noch immer schnen Mund. Sie konnte sich lebhaft die Gedankengnge ihres Kindes vorstellen aber es hatte keinen Sinn, jetzt etwas dazu zu sagen. Wenn es nur nicht so entsetzlich weh tun wrde und man nicht so furchtbar allein wre!*Nun war es soweit, Frau Regina stand im hellen Leinenrock und einer flotten Sportbluse mit dem Gatten und der Tochter in der weiten Diele von Villa Fahrenkamp und verabschiedete sich.Mit khler Freundlichkeit reichte sie dem Gatten die Hand, die er hflich an die Lippen zog, die einzige zrtliche Geste, die ihm Frau Regina noch gestattete.Herzlicher war der Abschied zwischen Mutter und Kind. Zwar mute Regina gewaltsam ein bitteres Gefhl unterdrcken, und Ulrike sprte deutlich die Mahnung des Gewissens, die sie daran erinnerte, wie sehr sie die Mutter enttuscht haben mochte. Deshalb umarmte sie die Mutter auch strmischer als sonst in letzter Zeit.Und die Mutter verstand ihr Kind. Komm, mein Mdel, nun sei nicht traurig. Wir sehen uns doch bald wieder und dann werden wir beide so viel Schnes erlebt und uns einen ganzen Packen zu erzhlen haben, sagte sie liebevoll und kte Ulrike zrtlich.Dann schritt sie hinaus, wo auf der Strae schon der kleine Sportwagen stand, den sie whrend des Urlaubs benutzen wollte.Ihr Ziel war der Bodensee, dessen heitere, anmutige Landschaft sie auerordentlich liebte wo sie alles hatte, was man sich fr erholsame Ferientage wnschen konnte, Wasser, Wald und Berge.Gelegentlich an besonders reizvollen Stellen hielt sie an und geno die immer schner werdende Landschaft. In stillem Glck sa sie dann bisweilen an einem Waldrand, lie versonnen die Augen ber Wald und Feld schweifen, atmete in tiefen Zgen die reine Luft und lauschte dem jubelnden Gesang der Vgel.Mit einem leisen Seufzer erhob sie sich, schttelte einige Grser von dem weiten Rock und setzte sich wieder in den Wagen.Und nun rollte der Wagen wieder ber stille Straen, durcheilte schmucke, vertrumte Drfer mit uralten Husern, die in blhenden Grten lagen.Aber was war das? Wollte Fritze, so hatte Ulrike den Wagen getauft, der eigentlich ihr gehrte, etwa streiken? Das wre ja nun nicht gerade schn.Danach fragte jedoch der gute Fritze nicht, ob seine Herrin seine Handlungsweise schn fand oder nicht, er machte noch ein paar ruckartige Ste nach vorn und dann stand er. Stand unverrckbar fest auf der Landstrae wo weit und breit kein Haus, geschweige denn ein Dorf zu sehen war.Da gab es nichts weiter als Warten warten, bis irgendein Mensch kam, der ihr Hilfe aus dem nchsten Dorf herbeiholte.Etwas unsanft aus ihrer Verzauberung herausgerissen, versuchte Regina noch alles, was ihr als Fehlerquelle mglich erschien, zu untersuchen.Nichts zu machen Fritze bockte und gab keinen Laut von sich, der darauf schlieen lie, da er sich auf seine Pflicht besinnen wollte.Sich aufrichtend strich sich Regina das blonde Haar aus der Stirn, ohne zu bedenken, da ihre Hnde Spuren hinterlassen knnten. Wie ein hilfloses Kind schaute sie suchend die Strae entlang klang da nicht ein leises Motorengerusch, das sich zu nhern schien?Richtig jetzt erschien ein Wagen an der Waldecke, welche sich in die Landstrae schob. Ein schwerer Personenwagen, anscheinend Mercedes die waren ja immer ganz gut mit allerlei Handwerkszeug ausgestattet, vielleicht konnte der sie wieder flottmachen.Schnell ergriff sie das seidene Kopftuch und winkte dem Fahrer entgegen.Bremsen knirschten der Wagen hielt unmittelbar vor ihrem Fahrzeug.Kann ich Ihnen helfen, gndige Frau? fragte eine sonore Mnnerstimme, whrend sich der Fahrer auch schon erhob und aus dem Wagen stieg.Regina kam die Stimme des Mannes bekannt vor, dessen Gesicht durch eine groe Sonnenbrille jedoch fremd wirkte.Wenn es Ihnen mglich wre oder Sie mir wenigstens Hilfe aus dem nchsten Dorf schickten, wre ich Ihnen auerordentlich dankbar.Aber da fhlte sie sich auch schon an den Hnden gepackt, und eine erregte Stimme sagte:Regina du? Welch ein sonderbarer Zufall! Und im gleichen Augenblick rief auch schon die junge Frau:Andreas! Ist das mglich? Vllig berrascht und zugleich mchtig ergriffen, sahen sich die beiden Jugendfreunde, die sich fast zwei Jahrzehnte nicht gesehen hatten, stumm an.Dr. Andreas Eggebrecht hatte die Sonnenbrille abgenommen, fragend hingen beider Augen ineinander nach vertrauten Zgen suchend.Eggebrecht fate sich zuerst.Du hast dich wenig verndert, Regina bist noch genau solch ein zierliches Geschpf wie damals, als ich dich zuletzt sah. Ein leiser Schatten huschte dabei ber das charaktervolle Mnnergesicht.La gut sein, Andreas ich bin trotzdem lter geworden zwanzig Jahre gehen nicht spurlos an einem vorber. Aber du siehst gut aus, Andreas, ganz so habe ich mir dich vorgestellt, wenn ich an dich dachte.Hast du denn manchmal an mich gedacht, Regina? fragte er hastig.Aber natrlich, Andreas alle meine schnsten Jugenderinnerungen sind doch aufs engste mit dir verknpft, gab Regina mit groer Selbstverstndlichkeit zurck.Ach, so ist das ja freilich, Regina, erwiderte Eggebrecht und es war, als klnge seine Stimme etwas enttuscht.Frau Regina errtete leicht es war, als ahne sie, was in dem Freund vorging. Und sonderbar fast empfand sie eine leise Freude darber.Aber fast gewaltsam den Bann abschttelnd, der ber ihnen lag, versuchte sie, das allzu Persnliche auszuschalten und eine unbefangene Unterhaltung anzubahnen, in dem sie auf ihr Auto wies.Dem guten Fritze da verdanken wir also unser Wiedersehen, Andreas. Wenn er nicht gestreikt htte, stnden wir jetzt nicht hier zusammen. Und ich war ihm schon bse, weil er mich im Stich gelassen hat.Kein Benzin mehr? fragte Eggebrecht, auf ihren unbefangenen Ton eingehend, sachlich.Doch gengend, es mu ein Motorschaden vorliegen, die Zndkerzen sind auch in Ordnung und sonst verstehe ich nicht allzuviel davon, obgleich ich mir alle Mhe gab, den Fehler zu finden.Das sehe ich, Regina, sagte Eggeblecht lachend.Wieso? fragte sie verblfft.Andreas zog sie an der Hand zu dem ueren Rckspiegel des Wagens und lie sie hineinblicken.Da, schau, wie frher, als du noch die kleine Regina Herzberg gewesen bist und mit uns Buben herumgetobt hattest.Wieder stieg ein leichtes Rot in dem feinen Frauengesicht auf wie sah sie auch aus? Von der Stirn zog sich ber das linke Auge ein dicker schwarzer Streifen.Habe ich nicht recht gehabt, als ich feststellte, da du dich nur wenig verndert hast? fragte Eggebrecht mit jungenhaftem Lachen, das sehr an den Andreas von einst erinnerte.Ich kann es nicht leugnen im Augenblick magst du wirklich recht haben, gab Frau Regina ebenfalls lachend zu, whrend sie versuchte, die schwrzlichen lspuren, die ihrem Gesicht einen lustigen Ausdruck gaben, mit Klnisch Wasser zu beseitigen.Tja was machen wir nun mit deinem Wagen? fragte Eggebrecht. Ich mu gestehen, da ich mich auf die Innereien eines Autos nicht sonderlich gut verstehe, sondern in der Hinsicht mehr auf Menschen eingestellt bin.Ja ein Auto kann man nicht gut aufschneiden mein lieber Doktor, lachte Regina frhlich. Wre es aber nicht mglich, da du mir aus dem nchsten Dorf Hilfe schicktest? Da mte es doch sicher eine Reparaturwerkstatt geben.Das wre wohl das beste, gab Eggebrecht zu, aber du sagst das so, als erwartest du, da ich dir jetzt das Hndchen schttele, auf Wiedersehen sage und dann meine Fahrt fortsetze, als htten wir uns gar nichts weiter zu sagen, Regina.Ein leichter Vorwurf klang in der Stimme des Mannes auf. Regina wehrte sofort hastig ab.Aber nein, Andreas, so war das nicht gemeint. Ich wrde mich im Gegenteil sehr freuen, wenn wir irgendwo gemtlich sitzen und miteinander plaudern knnten.Zeit habe ich, Regina wahrscheinlich mehr, als dir lieb sein wird. Ich bin ja gerade im Begriff, nach Langenargen zu fahren, Ferien zu machen ...Nach Langenargen? fragte Regina gedehnt.Was wundert dich daran? erkundigte sich Eggebrecht, durch den Ton ihrer Stimme aufmerksam geworden.Weil ich da auch hinfahren will, sagte Regina langsam, whrend ihr Herz ein paar schnelle Schlage tat.Das ist freilich ein sonderbarer Zufall, sagte Eggebrecht, whrend ein nachdenklicher Zug auf seinem Gesicht lag. Schlielich fragte er, sein gespanntes Interesse geschickt verbergend, whrend er sich umstndlich eine Zigarette anzndete: Ist deine Familie auch in Langenargen oder fhrst du allein?Ich fahre allein, Andreas, sagte Regina zgernd, frchtete sie doch, da der Freund daraus Schlsse ziehen konnte, die ihm das Unglck ihrer Ehe offenbar werden lieen; denn in einer wahrhaft glcklichen Ehe verbrachten Eheleute doch auch ihre Ferientage gemeinsam.Weit du mein Mann konnte nicht fort die Fabrik und Ulrike will mit ihrer Freundin und deren Eltern an die Nordsee fahren, suchte sie ihm zu erklren, da sie allein war.Aber der erfahrene Arzt hatte einen scharfen Blick, um in den Gesichtern anderer Menschen zu lesen. Er wute genug, sagte aber, gleichmtig mit dem Kopf nickend:Das bliche in unserer modernen Zeit, Regina Geschft und Arbeit gehen vor, da mu alles andere zurcktreten.Regina atmete auf. Er war also vllig arglos und hatte nicht gemerkt, da in ihrer Ehe etwas nicht stimmte Gott sei Dank! Aber da er auch allein fuhr? Sie gab diesem Gedanken Ausdruck.Eggebrecht sah sie mit einem ernsten Blick an.Ich habe nicht geheiratet, Regina, sagte er schwer.Betroffen von dem fast traurigen Ernst seiner Stimme, senkte Regina den Kopf. Das wute ich nicht, sagte sie leise.Das Leben hatte unsere Wege weit auseinander gefhlt, Regina, erwiderte Eggebrecht ruhig und fuhr, sich zusammenraffend, mit leichter Stimme fort: Aber nun werden wir Gelegenheit haben, alles nachzuholen, Regina und unsere alte Freundschaft zu erneuern.Ja, Andreas das wollen wir tun, antwortete Regina bereitwillig.*Robert Fahrenkamp sprang erregt aus seinem Sessel auf und trat mit drohendem Gesicht auf seinen alten Prokuristen zu, der ihn furchtlos, ja sogar mit leiser Verachtung anblickte.Also Sie wollen da einfach behaupten, da Sie mir kein Geld geben knnten, weil unser Konto bei der Bank angeblich berzogen ist und die Bank sich weigert noch weitere Kredite zu bewilligen? fragte er zornig.So ist es, Herr Fahrenkamp, gab Merkel ruhig zurck, ich kann nur mit uerster Anstrengung noch die Lhne am Freitag auszahlen.So also dafr haben Sie Geld, nur fr mich nicht! Das schlgt dem Fa doch den Boden aus! Sie sind doch schon recht alt geworden, Merkel, stie Fahrenkamp aufgebracht hervor, Sie werden den Arbeitern das Geld hinwerfen und Ihren Chef darben lassen? Kstlich ist das groartig!Von Hinwerfen kann wohl keine Rede sein, die Leute haben sich das Geld redlich verdient, gab Merkel erregt zurck.Sparen Sie sich doch diese Redereien damit knnen Sie auf mich keinen Eindruck machen. Sie werden mir das Geld geben und damit basta!Ich werde das nicht tun, Herr Fahrenkamp, denn ich mchte nicht, da man mit Fingern auf den alten Namen Fahrenkamp zeigt, der einmal einen guten Klang hatte. Es bliebe nmlich nicht verborgen, wenn Sie jetzt dem Werk zehntausend Mark fr private Zwecke entziehen und die Arbeiter am Freitag ohne ihren erworbenen Lohn nach Hause gehen mten.Sie werden unverschmt, Merkel! brauste Fahrenkamp auf, und im brigen, fuhr er ironisch fort, da tut ihr immer so tchtig, Sie und meine kluge Frau, arbeitet und arbeitet und alles ist fr die Katz! Was habt ihr denn nun geschafft, ihr zwei? Das ganze Werk in Grund und Boden gewirtschaftet das ist der Erfolg eurer Tchtigkeit!In dem alten Prokuristen wallte eine glhende Emprung auf bis unter das weie Haar sah man eine dunkle Rte aufsteigen. Nur mhsam konnte er sich beherrschen.Sie wissen wohl besser als ich, wer das Werk Ihres Vaters dahin gebracht hat, wo es heute ist. Nicht Ihre Gattin und ich sondern einzig und allein Sie, Herr Fahrenkamp.Welche Sprache erlauben Sie sich, Merkel? schrie ihn Fahrenkamp jetzt aufs uerste gereizt an. Ich werde Sie hinauswerfen!Das werden Sie nicht, Herr Fahrenkamp denn Ihr Vater hat in seinem Testament verfgt, da ich auf Lebenszeit unkndbar angestellt bin. Aber ich kann Ihnen sagen, da ich von allein schon lange gegangen wre wenn ich nicht der gndigen Frau zuliebe geblieben wre. Ihretwegen htte ich mich sicher nicht abgeschunden und abgesorgt, das drfen Sie mir getrost glauben!So ..., lachte Fahrenkamp mitnend, der gndigen Frau zuliebe blieben Sie. Wie rcksichtsvoll! Und dabei ist es ja gerade die von Ihnen so verehrte Frau, die sich jetzt irgendwo schne Tage macht und sich amsiert und mich mit dem ganzen Dreck hier allein lt!Mit einem langen Blick ma Merkel den Sprecher, dann wandte er sich mit unsglicher Verachtung ab und sagte, jedes Wort betonend:Sie sind nicht nur, wie ich bisher dachte, grenzenlos leichtfertig sondern Sie sind auch ebenso schlecht, Herr Fahrenkamp!Wortlos, ohne sich zu verabschieden, schritt Prokurist Merkel zur Tr hinaus.*Ulrike Fahrenkamp sa im weichen Dnensand und schrieb, den Schreibblock auf den Knien haltend, einen Brief an ihre Mutter.Allerdings entsprach es nicht ganz der Wahrheit, als sie berichtete, da sie sich vollkommen glcklich fhle.Gewi schwamm sie munter mit den anderen im Strudel des Badelebens, war frhlich mit den Frhlichen aber es gab doch manche Stunde, wo sie sich von den anderen absonderte und allein am Strand spazierenging oder weitab von dem lauten Betrieb, wie eben jetzt, im weichen Sand lag.Dann verfolgte sie immer wieder das Gesicht eines Mannes sie hrte ihn wieder harte Worte sprechen es schien, als knne sie der Erinnerung an diesen Mann und jenen unglckseligen Tag des Pferderennens nicht mehr entrinnen. Leine dunklen Augen lieen sie nicht los immer wieder sah sie die stahlgrauen Mnneraugen auf sich gerichtet.So dachte die junge Ulrike manchmal in bitterer Selbstqual, whrend es Tage gab, an denen sie dem Mann in Gedanken die bittersten Vorwrfe machte, ihn bei sich einen unausstehlichen Tugendbold nannte und voller Trotz auf die Gelegenheit wartete, ihn wiederzusehen.Diese Gelegenheit kam schneller, als sie dachte. Eines Tages, sie kam mit etwas Versptung in den Tanzsaal des Kurhauses, da sie in der Garderobe noch etwas an ihrer Toilette lichten mute, stand Wischhusen im Kreise ihrer Freunde und Freundinnen vor ihr.Wie rasend begann ihr Herz zu klopfen, als sie ihn sah und, ohne ihm die Hand Zu reichen, erwiderte sie seine Verbeugung nur mit einem hochmtigen Neigen des Hauptes. Dann wandte sie sich fast allzu lebhaft Dr. Marwitz zu, der sich whrend ihres Hierseins auffallend um sie bemhte.Kommen Sie, Herr Marwitz, diesen Rumba drfen wir nicht auslassen Sie wollten mir doch noch einige Figuren zeigen, forderte sie den jungen Herrn auf, whrend ihre Augen zornig aufsprhten, als sie ein spttisches Lcheln auf dem strenggeschnittenen Gesicht Wischhusens entdeckte.Erfreut bot Marwitz ihr seinen Arm und fhrte sie hinweg, ihn beglckte der kleine Gunstbeweis der schnen Ulrike Fahrenkamp, die sonst eigentlich immer sehr sprde war, sehr zu seinem Leidwesen,Nicht allein, da Ulrike dem Dr. Marwitz auerordentlich gut gefiel, ja er liebte sie sogar auf seine Alt sondern da sie die alleinige Erbin der bekannten Fahrenkamp-Werke war, machte sie ihm besonders anziehend.Marwitz besa kein Vermgen, hatte nur eine mhsame Laufbahn im Staatsdienst vor sich.Deshalb setzte er alles daran, sich die Liebe Ulrike Fahrenkamps zu erwerben, und da er, wie er genau wute, sehr gut aussah, hoffte er, da es ihm gelingen wrde.Keinen Tanz lie Ulrike Fahrenkamp jetzt aus, flog aus einem Arm in den anderen, wenn auch Marwitz an diesem Abend ihr erklrter Ritter blieb.Dabei trug sie eine bersprudelnde Lustigkeit zur Schau, unterhielt die ganze Gesellschaft mit ihren vor bermut schumenden Einfllen, das selbst ihre alten Bekannten berrascht waren.Helga Naumann zog die Freundin, als sie nach einem Tanz sich an den Tisch setzen wollte, besorgt zur Seite,Ulrike, was ist denn nur mit dir los? Du tanzt wie wie eine Wilde, sagte sie mit einem leisen Tadel, und dann lachst du so laut, da man schon auf uns aufmerksam wird.Ulrike machte ihre Hand frei und sah die Freundin spttisch an.So ist's richtig, Helga, nun fang du auch noch an, Moral zu predigen. Hat man dich etwa damit beauftragt? fragte sie scharf, da die in der Nhe Sitzenden verwundert aufblickten.Aber Ulrike was fllt dir ein? Ich verstehe dich wirklich nicht, sagte Helga.Nun, dann la mich geflligst in Ruhe ich amsiere mich blendend. Und dazu bin ich schlielich hier, nicht wahr?Peinlich berhrt hatte die brige Gesellschaft ihre Unterhaltung wieder aufgenommen aber irgendwie war die Stimmung gestrt.Helga Naumann hatte ihrem Bruder etwas zugeflstert der verstndnisvoll mit dem Kopf nickte und dann einen Blick auf seine Uhr warf.Wo ist nur die Zeit geblieben? Meine Herrschaften, rief er laut mit gutgespielter berraschung, ich denke, es ist allerhchste Zeit, ins Bett zu gehen, wenn wir morgen fr unsere Segelfahrt frisch sein wollen.Seine Worte fanden lebhafte Zustimmung nur Ulrike wollte aufbegehren, fgte sich aber ohne Widerspruch dem allgemeinen Beschlu.Es war gut, dachte sie noch vor dem Einschlafen, da es am Wochenende wieder nach Hause ging, sehr gut war das.Vielleicht wate es doch besser gewesen, die Mutti zu begleiten. Mtter verstehen ihre Kinder, sind immer lieb und wissen immer Rat, wenn man nicht aus noch ein wei.*Sehr lange lag Ulrike am nchsten Morgen im Bett, unschlssig, was sie tun sollte, und froh wiederum, da sie einen Tag fr sich hatte. Dem fr heute geplanten Ausflug auf benachbarte Inseln hatte sie sich mit Trotz und Beharrlichkeit entzogen.Nachdem sie ein versptetes Frhstck eingenommen hatte, ging sie zum Baden.Am Strand herrschte durch die Ankunft von Reisegesellschaften ein so lebhafter Betrieb, da sie es vorzog, sich abseits ein stilles Pltzchen zu suchen, wo sie ungestrt war.Endlich hatte sie gefunden, was sie suchte. Rasch zog sie sich den Strandanzug aus und ging ins Wasser, strzte sich mit ausgebreiteten Armen hinein und lie sich auf dem Rcken hinaustragen, weiter, immer weiter.Herrlich war es, sich so von den Wellen tragen zu lassen, mit geschlossenen Augen auf das Rauschen des Wassers zu hren ganz allein, als gbe es keine anderen Menschen auf der Welt, die einem nur wehe taten.Sie nderte ihre Lage und schwamm nun mit weiten, krftigen Sten immer weiter hinaus, ohne an etwas anderes zu denken als an die Freude der Bewegung und die Gre der sie umgebenden Natur, die eindringlich zu dem jungen Menschenkind sprach.Allmhlich wurde sie mde und wendete. Ein wenig erschrocken war sie, als sie feststellte, da die Insel in weiter Ferne ziemlich klein vor ihr lag.Aber tapfer sprach sie sich selbst Mut zu und begann, in weiser Einteilung ihrer Krfte, in ruhigen Zgen zu schwimmen. Da sie aber den Wellen, die sich am Ufer brachen, entgegenschwamm, kam sie nur langsam voran, viel langsamer, als sie hinausgeschwommen war.Himmel kam denn das Ufer immer noch nicht nher? Angst stieg in ihr auf sie sprte schon deutlich ein Erlahmen ihrer Arme. Sich auf den Rcken legen und wieder treiben zu lassen, ging auch nicht die Wellen wrden sie nur noch weiter hinaustragen.Freundlich und einladend grten von weitem die Fischerhtten ob sie wohl noch einmal die Insel erreichen wrde? Und wenn nicht was wrde die Mutti, was der Papa sagen?Sie mute einfach durchhalten Mutti sollte nicht wegen ihres Leichtsinns Kummer haben. Verbissen kmpfte sie gegen die Wellen an.Da war dort nicht ein Mensch am Ufer? Es schien, als hielte er Ausschau. Ob er sie etwa bemerkt hatte?Sie hob den Arm und versuchte zu winken, sich bemerkbar zu machen, auf der glitzernden Flche war sie sicher kaum zu erkennen.Schlielich ri sie die Badekappe ab und schwenkte sie hoch aber das konnte man nicht lange tun, man mute ja schwimmen schwimmen ...Jetzt schien es, als habe der Mensch am Ufer sie entdeckt. Hob er nicht winkend den Arm?Und jetzt, lief er fort? Hatte er sie etwa doch nicht gesehen? Eine tiefe Mutlosigkeit erfate das junge Geschpf, das nur noch mechanisch, ohne Kraft, die Schwimmbewegungen ausfhrte, sich nur noch ber Wasser hielt, statt voranzukommen.Warum mute sie nur immer so unbedacht sein? fragte sie sich in bitteren Selbstvorwrfen.Aber jetzt was war das? O Gott der Mensch kam an einer anderen Stelle des Ufers wieder zum Vorschein oder war es ein anderer, der jetzt anscheinend ein Boot ins Wasser schob?Wieder erhob sie winkend einen Arm und mit der gleichen Geste antwortete der Mensch am Ufer.Es war, als durchstrme die einsame Schwimmerin neue Kraft, als sie sah, da sich Hilfe nahte, denn das Boot steuerte unfehlbar auf sie zu. Nur noch kurze Zeit wrde sie aushalten mssen dann war sie gerettet.Immer nher kam das Boot mit gleichmigen, krftigen Ruderschlgen trieb es der Mann voran. Jetzt konnte sie auch schon seine Umrisse besser erkennen jetzt mein Gott! der Herzschlag setzte ihr aus. War das nicht ja, das war kein Fischer, wie sie angenommen hatte das war der Mann, dem sie am wenigsten ihre Rettung verdanken wollte Wischhusen!Mute er berall sein, um im Bewutsein der eigenen Vollkommenheit sie immer zu krnken und zu demtigen? Er und immer er dieser, dieser arrogante Mensch!Sie machte eine fluchtartige Wendung und nderte ihren Kurs. Lieber untergehen, als sich von diesem Menschen helfen zu lassen!Mit ein paar Ruderschlgen war Wischhusen unmittelbar neben ihr und zog die Ruder ein.Kommen Sie reichen Sie mir ihre Hand Sie Trotzkpfchen damit ich Sie ins Boot ziehen kann, sagte er ruhig und beinahe weich zu ihr.Ich denke nicht daran, ich finde es herrlich im Wasser und mchte noch weiter schwimmen, rief sie ihm zu, whrend ihr Atem nur noch stoweises Sprechen zulie.Dann gehen Sie zum Teufel! schrie der Mann jetzt ehrlich emprt, blieb aber trotzdem beharrlich an ihrer Seite.Jh und verbissen kmpfte sich das junge Geschpf voran. Ach ging es wirklich voran? Immer wieder schtzte Ulrike die Entfernung zum Ufer aber es kam und kam nicht nher!Mit Ingrimm sah Wischhusen, wie das von blindem Trotz besessene Mdchen lieber zugrunde gehen wollte, als seine Hilfe anzunehmen.Lassen Sie es genug sein, Frulein Fahrenkamp, denken Sie an Ihre Eltern, bat er noch einmal mahnend.Sie antwortete nicht, konnte es auch nicht mehr machte nur noch einige hilflose Ste, und dann ...Wischhusen sah sie versinken. Mit einem Satz war er aus dem Boot und schwamm mit krftigen Sten auf die Stelle zu, wo Ulrike verschwunden war.Mit schnellem Griff packte er die zarte, reglose Gestalt und zog sie mit sich fort mit der Sicherheit des gebten Rettungsschwimmers.Es erschien ihm sinnlos, zu versuchen, das Boot, das sofort von der Strmung erfat und abgetrieben war, zu erreichen, zumal es wenig wahrscheinlich war, da es ihm gelingen wrde, die Ohnmchtige und sich selbst ohne weitere Hilfe in das Boot zu bekommen.In welche Situation bringt einen diese unberechenbare kleine Person, dachte er rgerlich, whrend er dem Ufer zustrebte, was selbst fr ihn, den krftigen Mann, eine ungeheure Anstrengung war.Nur noch mit bermenschlicher Anspannung aller Krfte konnte er sich und das hilflose Mdchen ber Wasser halten. Aber gottlob, das Ufer rckte nher und nher jetzt, noch ein paar krftige Ste es war erreicht!Aufatmend lie er sich neben der reglosen Gestalt einen Augenblick in den warmen Sand fallen.Dann aber sprang er schnell wieder auf jetzt war noch keine Zeit zum Ausruhen nicht bevor das trichte Kind wieder zur Besinnung gekommen war. Vielleicht wrde es dann einmal darber nachdenken, wie unverantwortlich es war. erst sich selbst und dann noch andere in Lebensgefahr zu bringen.Sorglich prfte er den Puls und begann mit den Wiederbelebungsversuchen. Glcklicherweise hatte sie ja nicht viel Wasser geschluckt.Er vermochte, whrend er mit gleichmigen Bewegungen die knstliche Atmung durchfhrte, seinen Blick kaum von dem lieblichen, keuschen Gesichtchen zu lsen ein Rtsel war ihm dieses Mdchen ein unbegreifliches Rtsel.Langsam krftigte sich der Puls der Atem wurde strker ein leichter Anflug von Farbe trat wieder in das Gesicht. Wischhusen setzte sich ruhig wartend neben das junge Menschenkind.Ein zitternder Atemzug ri den Mann aus seinen Gedanken er schaute auf seinen Schtzling und sah ein paar tiefblaue Augen mit einem so weichen Ausdruck auf sich ruhen, da es ihn erschtterte. Eine ganze Weile erwiderte er schweigend diesen Blick bis der mitnige Schrei einer Mwe die beiden Menschen aus ihrer Versunkenheit ri.Jh wechselte der Ausdruck von Weichheit in dem jungen Gesicht, es wurde abweisend und hochmtig, so, wie es Wischhusen sonst kannte, und jenes Funkeln trat wieder in ihre Augen, das ihn immer in Zorn versetzte.Nun haben Sie es also doch geschafft! sagte auch schon eine sprde Stimme, whrend das junge Mdchen versuchte, sich aufzurichten.Sein Schweigen reizte sie.Da mu ich mich ja wohl bei Ihnen bedanken ...Nicht ntig, Gndigste, gab Wischhusen abweisend zur Antwort.Doch seinem Lebensretter mu man danken, sagte Ulrike langsam, um dann erregt fortzufahren: Ich mchte blo wissen, weshalb das Schicksal mir immer ausgerechnet Sie in den Weg schickt da ich nirgends vor Ihnen sicher bin? Da bin ich extra nicht mit den anderen gegangen, um ... Sie sprach nicht weiter.Beruhigen Sie sich, aus demselben Grunde bin ich auch hiergeblieben, sagte er trocken.Verblfft sah sie ihn an. Dann zog ein wahres Lausbubenlcheln ber ihr Gesicht, whrend sie erstaunt sagte:Ach nee da wren wir uns dann wohl mal zum erstenmal einig gewesen.Wischhusen, der sich erhoben hatte, sah sie mit einem sonderbaren Blick an.Wissen Sie, was ich mir wnschte? fragte er sie mit einem undeutbaren Lcheln.Und das wre? erkundigte sie sich.Das ich Ihr Vater wre, gab er mit einem Lachen zurck, das sein strenges Gesicht ganz verndert erscheinen lie.Ulrikes Gesicht war ein einziges Fragezeichen.Dann wrde ich Sie nmlich einmal grndlich durchhauen ich glaube, dann knnte noch etwas aus Ihnen werden! erklrte er seinen Wunsch.Und ehe das verdutzte Geschpf ein Wort zu erwidern vermochte, verneigte er sich mit jener khlen Hflichkeit, die sie an ihm kannte, und schritt davon.*Regina Fahrenkamp lag auf dem Balkon ihres Zimmers und hielt Mittagsruhe. Trumerisch blickte sie hinunter auf den See, von dessen jenseitigem Ufer der Sntis herbergrte.Eigentlich sollte es kein gutes Zeichen sein, wenn man ihn so greifbar nahe sah es hie, da dann schlechtes Wetter zu erwarten war.Nun, noch schien die Sonne und sicher wrde sie ihnen heute noch treu bleiben, wo sie hinber nach Bregenz und auf den Pfnder fahren wollten. Aber jetzt mute sie erst einmal den Brief lesen, den Ulrike geschrieben hatte die nun auch schon zwei Wochen an der Nordsee war.Regina ffnete den Umschlag und las, nachdem sie den hellblauen Bogen auseinandergefaltet hatte.Meine liebe Mutti!habe Dank fr Deinen Brief, ber den ich mich besonders deshalb so sehr gefreut habe, weil Du mir nicht ein bichen bse bist, da ich Dich nicht begleitet habe, sondern mit Helga nach Norderney ging. Ich bin ja so froh da Du so zufrieden schreibst und Dich anscheinend nicht nur gut erholst, sondern auch Deine Ferien richtig geniet.Hier ist es ganz herrlich und ich bin schon braun wie ein Kaffernmdchen. Wir faulenzen fast den ganzen Tag am Strand und im Wasser und unser Hauptspa ist es, zu segeln. Zum Tennisspiel ist es zu hei denn auch hier brennt die Sonne glhend auf uns herab. Ich habe auch nichts dagegen, wenn es noch einige Zeit so bleibt.Von Papa habe ich bisher erst eine Postkarte bekommen. Na, er ist ja immer etwas schreibfaul. Der rmste sitzt also noch immer allein zu Hause. Aber er wird das schon nachholen, da ist mir bei unserem lebenslustigen Papa nicht bange.Nun, liebe Mutti, gre und ksse ich Dich herzlich. Deine UlrikeN. S. Bleibe weiter so vergngt und schreibe bald und erhole Dich gut.Mit einem leisen Lcheln faltete Regina Fahrenkamp den Brief ihres Kindes wieder zusammen und legte ihn auf das neben ihr stehende Tischchen.Nun, ber ihre Tochter konnte sie beruhigt sein. Ulrike war gesund und fhlte sich wohl. Vielleicht war es doch gut gewesen, da sie mit den Freunden reiste denn sonst ... Regina errtete leicht vor dem Gedanken, der in ihr aufstieg und bei dem ein gtiges, gebruntes Mnnergesicht vor ihren geistigen Augen auftauchte. Sie hatte das Gefhl, sich selbst auf einem Unrecht ertappt zu haben, und doch waren ihre Beziehungen zu Andreas so, da sie nicht das Licht zu scheuen hatten.Unbeschreiblich schne Tage lagen hinter ihr, Tage in denen sie sich nach langen Jahren wieder einmal als Frau, als behtete, umsorgte Frau fhlte.Unermdlich war Andreas Eggebrecht im Ersinnen von allerlei berraschungen und Aufmerksamkeiten fr sie. Wie einen lindernden Balsam empfand die versorgte Frau seine ritterliche Frsorge, unter der sie sichtlich aufblhte. Es tat ihr ja so wohl, einmal nicht entscheiden zu mssen, sondern da da jemand war der fr sie dachte und sorgte.Regina streckte sich wohlig, wie sie das dachte wunderschn war das, sich einmal so ganz loszulsen. Sie kam sich so geborgen vor wie lange, lange nicht. Und dieses Gefhl wurde dadurch verstrkt, da Andreas Eggebrecht sie nie, weder durch einen Blick noch durch ein Wort beunruhigte.Sie wohnten nicht im gleichen Hotel, Eggebrecht war im Schiff untergebracht und sie im Seehof, der still und abseits von dem lebhaften Treiben, das im Sommer hier herrschte, lag.berlegend stand sie eine ganze Weile vor ihrem Kleiderschrank. Dann mute sie ber sich selbst lachen. Sie wurde tatschlich wieder eitel wie ein junges Mdchen! Es war schon toll.Und ebensoviel Zeit verbrachte sie vor dem Spiegel, nachdem sie sich fr ein helles Sommerkleid entschieden hatte, das sie gut kleidete.Nun noch schnell den leichten Sommermantel genommen, denn unten hrte sie schon Andreas hupen das bekannte Signal.Nach frhlicher Begrung ging es dann auf der herrlichen Uferstrae am See entlang nach Lindau und weiter nach Bregenz. Mit der Drahtseilbahn fuhren sie zum Pfnder und genossen mit frohen Augen die herrliche Aussicht, die sich ihnen bot. Greifbar nahe lag zu ihren Fen der See mit all den vielen Ortschaften an seinen Ufern. Sogar Konstanz war klar zu erkennen.Das will mir gar nicht recht gefallen, beantwortete Eggebrecht die dahingehende Bemerkung, wenn die Sicht so klar wird, dann ist meistens mit schlechtem Wetter zu rechnen.Mag das Wetter kommen, Andreas, es wird wieder vergehen! Noch scheint die Sonne! sagte Regina frhlich.Mit einem eigenen Blick sah der groe Mann auf die zierliche Frau herunter, die ihm nur knapp bis zur Schulter reichte.Du hast recht, Regina noch scheint die Sonne ... Eggebrecht sagte es mit etwas unfreier Stimme, wahrend sie sich zum Gehen wandten und abwrts, durch den Wald schritten. Und dann setzte er unvermittelt hinzu: Noch fnf Tage dann ist die goldene Ferienzeit vorbei.Erschrocken blieb Regina stehen.Nur noch fnf Tage, Andreas? Eine unklare Angst erfate die Frau.Eggebrecht schwieg was sollte er auch sagen? Eine dumpfe Stimmung hatte ihn erfat. Ihn qulte der Gedanke an die kommende Trennung von der Frau, die er mit seinem ganzen Herzen liebte, immer schon geliebt hatte, solange er denken konnte und derentwegen er einsam geblieben war, weil er immer noch auf ein Wunder gewartet hatte.Und war es nicht schon da, das Wunder? Schritt sie nicht an seiner Seite so frisch und mdchenhaft jung, da man fast die einsamen Jahre htte vergessen und glauben knnen, sie beide seien wieder jung wie einst?Aber da waren zwei Menschen, die auf sie warteten ihr Mann, ihr Kind! Beide hatten heilige, verbriefte Rechte an die geliebte Frau beide erwarteten ihre Rckkehr, und er selbst stand da mit gebundenen Hnden!Eggebrecht verhielt den Schritt. Auch Regina blieb stehen, die Augen ernst zu ihm aufgeschlagen.Regina ... Ganz rauh klang die Stimme des Mannes. Ich habe dich nie danach gefragt, aber sage mir nur eins bevor wir auseinandergehen in wenigen Tagen: Bist du glcklich geworden in deiner Ehe?Die Frau wich seinem Blick aus.Warum fragst du mich das, Andreas? antwortete sie traurig.Bitte weiche mir nicht aus, Regina, ich ich mache mir groe Sorgen um dich, stie er hervor.Das solltest du nicht tun, Andreas. Mir hilft es doch nicht und dich bedrckt es nur.Also doch! unterbrach er sie ungestm. So bist auch du elend geworden, Regina so ist auch an dir das Glck vorbeigegangen. Zwanzig Jahre Sehnsucht umsonst weit du, was das heit? Zwanzig Jahre o Regina wenn du wenigstens glcklich geworden wrst wie gern htte ich sie ertragen. Aber so?Andreas! Warnend klang die Stimme der Frau, mahnend.Nein, Regina einmal la es mich sagen, da ich dich geliebt habe, so lange ich denken kann, brach es aus dem erregten Mann, der seine mavolle Ruhe vllig verloren hatte, hervor. Beide Hnde der geliebten Frau ergreifend, fragte er, sich mhsam zur Ruhe zwingend: Sag, Regina liebst du deinen Mann noch heute? Bitte, sprich!Regina senkte den Blick vor den eindringlich fragenden Mnneraugen.Nein, Andreas das das ist lange vorbei, kam es unhrbar von den blassen Frauenlippen.Oh, Regina warum hast du mich nicht lieben knnen so glcklich wre ich gewesen htte dich gehtet und gehegt wie ein Heiligtum, sthnte Eggebrecht schmerzlich auf.Warum? kam es leise zurck. Warum erkennt man immer erst zu spt, wo das Glck wartete, Andreas? Was wei man denn, wenn man jung ist wenn man sich von einem Augenblick fortreien lt? Wie kann man ahnen, welche Bedeutung die Entscheidung eines Augenblickes, weniger flchtiger Stunden fr ein ganzes, langes Leben haben kann?So glaubst du, da bei mir das Glck auf dich gewartet hat, Regina? Hast du dich in all den Jahren nach mir gesehnt so wie ich mich nach dir? fragte Eggebrecht drngend, von einer winzigen Hoffnung erfat.Offen sah die Frau zu ihm auf.Nein, Andreas so war es nicht. Wohl habe ich fter an dich gedacht, als den lieben, schmerzlich entbehrten Freund aus der Jugendzeit aber erkannt, was du mir httest sein knnen, habe ich erst jetzt, in diesen Wochen.Jetzt also liebst du mich, Regina? fragte der Mann, erschttert in die leidvollen Augen Reginas schauend.Ja, jetzt liebe ich dich, Andreas jetzt, wo es zu spt ist, gestand sie mit klagender Stimme.Es darf nicht zu spt sein, Regina, widersprach Eggebrecht heftig.Ich bin gebunden, Andreas, mahnte die Frau, vergi das nicht.Ja, du bist gebunden und dein Mann hat er nur ein einziges Mal danach gefragt, da er gebunden ist? unterbrach sie Andreas Eggebrecht erregt.Du weit? Eine dunkle Rte berzog das feine Frauengesicht schmte sie sich doch, das Elend ihrer Ehe offenbart zu sehen.Ich wei, da Fahrenkamp deiner unwert war, Regina da er dir skrupellos die Treue brach, gab Eggebrecht ruhig zurck und fuhr fort: Ich htte niemals gewagt, dir von meiner Liebe zu sprechen, wenn ich den Eindruck gehabt htte, da du glcklich, da Fahrenkamp deiner wrdig ist. Er hat sich aber nach meiner Ansicht jedes Anrecht auf dich verscherzt und deshalb bitte ich dich, Regina, lse das Band, das dich an ihn knpft, mache dich frei fr mich. Es kann kein Unrecht sein!Das mchte ich selbst glauben, Andreas, hat er doch selbst unsere Ehe zerbrochen, aber ... Sie schwieg.Aber? Sprich weiter, Regina! drngte Eggebrecht.Frau Regina zgerte, dann sagte sie langsam:Selbst wenn ich mich zu einer Scheidung entschlieen knnte ich mu gestehen, da ich zuweilen daran gedacht habe , so bin ich doch nicht mehr jung genug, um noch einmal zu heiraten.Regina Kind was denkst du nur? Ich bin auch kein Jngling mehr, unterbrach sie Eggebrecht lebhaft.Das mag sein, Andreas aber ich werde bald vierzig Jahre alt das ist fr eine Frau viel, fr einen Mann nichts; du bist, obgleich du einige Jahre lter bist als ich, dennoch jnger.Hattest du vor zwanzig Jahren daran gedacht, fr mich zu alt zu sein? fragte Eggebrecht ernst.Nein, Andreas damals war ich ja auch noch jung.Nun so bist du auch heute nicht zu alt fr mich, du Liebe. Und deshalb bitte ich dich noch einmal mache dich frei! bat der Mann mit warmer Stimme, die seine ganze Liebe verriet.Von den widerstrebendsten Empfindungen gepackt, kmpfte Frau Regina den schwersten Kampf ihres Lebens. Auf der einen Seite lockte noch einmal das Glck, winkte ein Leben in Geborgensein und Ruhe an der Seite eines ehrenhaften Mannes, dessen ganzes Wesen dem ihren verwandt war und auf der anderen Seite stand ehern die Pflicht kalt und streng wartete dunkel und hoffnungslos die Zukunft.Regina! bittend klang Eggebrechts Stimme an das Ohr der Sinnenden. Ich wei, was du jetzt denkst wie du dich frchtest, deine Pflicht zu verletzen aber vergi nicht, da auch ich vielleicht ein Recht an dich erworben habe und da mich dein Nein hrter treffen wrde als Fahrenkamp eine Scheidung. Bedenke, da auch ich ein Recht auf Glck habe und da ich jetzt elender wrde denn zuvor, Regina. Jedes Opfer mu auch einen Sinn haben, du aber wrdest dich vllig sinnlos aufopfern. Die letzten Worte Eggebrechts hallten in Regina nach.Aufatmend hob sie den feinen Kopf, sah mit einem langen Blick in die fragenden Mnneraugen.Ja, Andreas, sagte sie fest, ich werde mich frei machen fr dich.Oh, Regina wie soll ich dir nur danken du Liebe, Liebste du! sagte Eggebrecht in berstrmender Dankbarkeit. La mich nur nicht so lange warten, Regina.Nicht lnger als unbedingt notwendig, Andreas ich habe ja selbst Sehnsucht nach Klarheit und nach dir, fgte sie scheu hinzu.Regina, Liebste. Ergriffen sah Eggebrecht in das immer noch schne Frauengesicht, blickte bittend auf den feingeschwungenen Mund, als er die Frau in seine Arme zog und Regina verstand hielt ihm mit einem liebevollen Aufleuchten ihrer Augen den Mund entgegen, den Eggebrecht voll zarter Andacht kte.*Robert Fahrenkamp dachte gar nicht daran, auf seine Reise nach Capri zu verzichten, nachdem ihm der alte Prokurist das Geld dazu verweigert hatte.Am Abend vor seiner Abreise fuhr er in die nahe gelegene Grostadt in seinen Klub, denn seine Freundin hatte ihm erklrt, da sie keine Zeit fr ihn habe, weil sie packen msse.In ihrer temperamentvollen Art hatte sie ihn nur kurz und heftig gekt und dann zur Tr ihrer kleinen Appartementswohnung hinausgeschoben, wobei ihm der Racker noch eine allerliebste Nase gedreht hatte. Die Kleine kann einem schon einheizen, dachte Fahrenkamp und schmunzelte.Na, mein Guter, wem galt denn dieses zrtliche Lcheln? fragte eine lachende Stimme neben ihm.Ihnen sicher nicht, Neuhaus, gab Fahrenkamp lustig zurck. Im brigen, Sie wissen doch ... Er schwieg.Ich wei, lachte Neuhaus, darber spricht man nicht! Sie sind doch einfach unverwstlich!Na, Gott sei Dank anders wre es auch nicht zu ertragen! erwiderte Fahrenkamp.Sagen Sie das nicht Sie sind ja immerhin ... Neuhaus blickte ihn, whrend sie die Treppe zum Klubhaus emporschritten, prfend an. Immerhin um die Fnfzig, stimmt's?Ich wage nicht zu widersprechen, Verehrtester.Na also das ist immerhin ein Alter, in dem man langsam zurckschalten mu, wenn man nicht eines Tages eine unangenehme berraschung erleben will.Hach, Neuhaus ich glaube wirklich, Sie wollen ulken jeder ist so alt, wie er sich fhlt und ich fhle mich noch auerordentlich jung! widersprach Fahrenkamp optimistisch.Tja Ihnen kann man das wohl glauben, gab Neuhaus zu, wurde aber unterbrochen, da jetzt ein anderer Herr aus einem Klubzimmer kam, der lebhaft auf Fahrenkamp zueilte.Mensch, Fahrenkamp, gut da Sie heute kommen ich mu Sie nmlich dringend sprechen. Hatte schon bei Ihnen angerufen, aber Sie waren bereits ausgeflogen.Na dann werde ich Sie nicht stren, meine Herren, sagte Neuhaus und zog sich mit einer leichten Verbeugung zurck.Gehen wir in die Bibliothek, da ist im Augenblick niemand, schlug Eugen Keidel vor, der Besitzer eines groen Gutes war.In Ordnung, mein Lieber! stimmte Fahrenkamp zu, und dann setzten sie sich in einen der gemtlichen Winkel, deren es in dem groen Raum viele gab, jeder einzelne nur durch eine Stehlampe mild erhellteIch befinde mich in einer scheulichen Klemme, Fahrenkamp.Um Gottes willen, Sie wollen mich doch nicht anpumpen, Keidel? Fahrenkamp hob in drolliger Verzweiflung die Hnde. Ich verfge im Augenblick selbst ber nicht allzuviel Bargeld.Es mu nicht unbedingt bares Geld sein, Fahrenkamp mir wre schon damit gedient, wenn Sie fr mich gutsagen wrden.Hm eine Brgschaft also.Ja das wrde gengen.Wieviel? fragte Fahrenkamp gleichmtig.Hunderttausend, gab Keidel zurck, dem bei der Hhe der Summe allerdings nicht ganz wohl zumute war.Menschenskind! Sind Sie verrckt geworden? fragte Fahrenkamp nun doch etwas erschrocken. Das ist ja ein Vermgen!Leider aber unter dem ist nichts zu machen, erklrte Keidel gedrckt.Fahrenkamp sog heftig an seiner Zigarre das war selbst dem in Gelddingen uerst grozgigen Mann zuviel.Wie ist denn das blo mglich, Keidel ich hielt Sie doch fr ganz gut betucht? fragte er endlich, whrend Keidel in ungeheurer Spannung neben ihm sa.Das wre auch durchaus der Fall wenn ich nicht Pech gehabt htte. Bei mir ist doch im vergangenen Herbst die gesamte Ernte verbrannt, dazu noch die Scheunen und allerlei Gert und seither sitze ich fest, weil die Feuerversicherung bisher noch nicht gezahlt hat, sondern alle mglichen Schwierigkeiten macht. Ich habe nun einen Proze angestrengt, der zweifellos zu meinen Gunsten entschieden werden wird. Sie knnen die Akten einsehen, sagte er mit einem schnellen Blick in das unbewegte Gesicht Fahrenkamps, der abwinkte.Verschonen Sie mich mit dem Aktenkram, mein Bester!Da ich aber noch vor der neuen Ernte die Scheunen wiederaufbauen mute, bin ich in groe Schwierigkeiten geraten. Jetzt will die Baufirma nicht lnger warten und das Gut zur Versteigerung bringen, berichtete Keidel weiter.Eine dumme Geschichte das gebe ich zu. Aber da ist doch mit einer Brgschaft kaum geholfen? fragte Fahrenkamp.Doch, die Leute behaupten, da es ihnen dann mglich sein wrde, sich Geld zu verschaffen, bis die Feuerversicherung gezahlt hat, was in Krze der Fall sein wird. Aber bis dahin ist der Bauunternehmer kaputt, wie er sagt.Na, wenn es so ist ... Fahrenkamp paffte mchtige Rauchwolken in die Luft.Sie gehen bestimmt kein Risiko ein, Fahrenkamp, sagte Keidel mit mhsam verborgener Spannung, ging es doch fr ihn um Sein oder Nichtsein und nur bei dem leichtsinnigen Fahrenkamp bestand die Aussicht, eine Brgschaft zu erlangen jeder andere wrde davor zurckschrecken, das wute Keidel genau.Hm wenn ich Ihnen also mit einer Brgschaft helfen kann ... Fahrenkamp richtete seine Augen auf den Freund mancher vergngter Stunden. An mir soll es nicht liegen, da Sie koppheister gehen. Aber ich bitte Sie um eins lassen Sie mich blo nicht sitzen, den Schlag wrde auch ich nicht vertragen, mahnte Fahrenkamp eindringlich.Wo denken Sie hin, Fahrenkamp das ist doch Ehrensache.Das denke ich, gab dieser zurck. Na, dann wollen wir die Sache mal perfekt machen. Ich glaube, unser guter Rechtsverdreher ist auch da der knnte uns ja gleich ein bichen dabei helfen. Und vllig sorglos ging er mit dem erleichterten Keidel auf die Suche nach dem Notar.Nur noch einen Tag hatten Frau Regina und Eggebrecht miteinander in Langenargen verbracht, dann nahmen sie Abschied voneinander in der beglckenden Hoffnung, einander bald angehren zu drfen.Zuvor hatten sie noch eine lange, inhaltsschwere Aussprache miteinander gehabt, bei der Eggebrecht erschttert Einzelheiten ber das traurige, entsagungsreiche Leben der geliebten Frau erfuhr.Ich glaube wir brauchen uns wirklich keine Vorwrfe zu machen, du Liebes, sagte Andreas warm, als sie geendet hatte, dieser Mann hat jedes Recht auf dich verwirkt und wie du ja auch sagst, legt er keinen Wert mehr darauf. Eure Ehe hat doch nur einseitig nur mit einer Verpflichtung fr dich bestanden, und deshalb hast du ein unbedingtes Recht, sie auch zu lsen.In glubigem Vertrauen sah Regina zu dem geliebten Mann auf.Wenn du es sagst, dann wird es richtig sein, Andreas ich wei, du wrdest mir nichts raten, was du nicht voll und ganz verantworten kannst, wrdest lieber auf eigenes Glck verzichten.Ich danke dir, Regina, da du mir so voll vertraust, erwiderte Eggebrecht mit bewegter Stimme und zog behutsam mit groer Zrtlichkeit ihre Hand an seine Lippen.Nun war Frau Regina wieder daheim und wartete voller Unruhe auf die Heimkehr des Gatten, wollte sie doch ohne eine Aussprache mit ihm die Scheidung nicht einleiten.Als sei nichts geschehen, ging sie wieder Tag fr Tag in die Fabrik. Aber wie anders war alles geworden!Wahl verrichtete sie die gewohnten Arbeiten, beriet mit dem treuen Merkel, wie man das Ende noch aufhalten knnte.Aber irgendwie war ihr der ganze Betrieb ferngerckt, als sei sie gar nicht mehr daran beteiligt, als sei es eine andere, die dort schaffte und arbeitete.Sie hatte gerade eine Besprechung mit ihrem treuen Helfer beendet und sa nun in Gedanken versunken dem alten Herrn in der Sitzecke ihres Bros gegenber.Endlich hob sie den Blick und sah den alten Herrn unsicher an.Ich ich htte gern einmal etwas Persnliches mit Ihnen besprochen, lieber Herr Merkel,Sie wissen, da ich immer stolz darauf war, Ihr Vertrauen zu besitzen, gab der alte Herr zurck.Ein tiefer Atemzug hob die Brust Reginas, dann sagte sie unvermittelt:Ich will mich scheiden lassen!Der alte Prokurist nickte mit dem Kopf, als besttige er sich selbst etwas.Das dachte ich mir, Frau Regina.Verblfft sah ihn die Frau an.Wie ist das mglich? rief sie fragend.Ein Lcheln zog ber das alte, faltige Gesicht, ein gutes, fast verschmitztes Lcheln.Wenn eine Frau in Ihrem Alter so auffallend verjngt und in ihrem ganzen Wesen verndert zurckkommt, verzeihen Sie, wenn ich das offen ausspreche, dann mu schon etwas Besonderes die Veranlassung dazu sein.Ein tiefes Rot berzog das schne Frauengesicht, whrend Regina, mit dem Zeigefinger drohend, halb schelmisch, halb verlegen sagte:Ich glaube, vor Ihren scharfen Augen mu man sich hten, lieber Freund, was Merkel mit einem vergngten Schmunzeln besttigte.Wieder ernst werdend, setzte Frau Regina das Gesprch fort:Sie wissen ja selbst, lieber Freund, wie meine Ehe aussieht, und da ich auf meinen Mann nun wirklich keine Rcksicht zu nehmen brauchte. Aber ich habe solch ein unangenehmes Gefhl, als knnte man mit einigem Recht sagen, die Ratten verlassen das sinkende Schiff.Merkel machte eine abwehrende Geste. Nein, Frau Regina, wer das sagen wrde, kennt Sie und Ihren Gatten nicht und wei nicht, da Ihr ganzes bisheriges Leben ein einziges Opfer war. Man knnte doch ebensogut annehmen, da Sie nun endlich die Zwecklosigkeit Ihrer unausgesetzten Bemhungen, das Werk zu halten, eingesehen haben. Es ist ja doch allgemein bekannt, da Ihr Gatte Ihnen durch seine malosen Ansprche immer entgegengearbeitet hat. In solch einem Falle ist es doch wahrhaftig zu verstehen, da Sie eines Tages genug haben und den sinnlosen Kampf aufgeben.Ist das wirklich Ihre berzeugung, Herr Merkel? fragte Regina zaghaft.Aber gewi, gndige Frau ich denke, Sie hatten noch nie den Eindruck, da ich aus meinem Herzen eine Mrdergrube gemacht habe. Wenn Sie mich nach meiner Meinung fragen, dann kann ich nur wiederholen, es ist absolut richtig, was Sie vorhaben, und wenn Ihnen irgendwo ein neues Glck winken sollte, dann greifen Sie zu. Das Leben ist Ihnen ohnehin viel schuldig geblieben.Frau Regina erhob sich und streckte ihrem treuen Berater beide Hnde entgegen.Sie lieber alter Freund, ich danke Ihnen Sie haben mir wirklich Mut gemacht, denn ich war sehr verzagt. Was sollte ich nur tun, wenn ich Sie nicht htte? fragte sie, ihn dankbar anblickend.Ich freue mich, wenn ich Ihnen raten konnte, Frau Regina, erwiderte Prokurist Merkel schlicht und zog behutsam die schmale Frauenhand an seine Lippen.*Sinnend saen Mutter und Tochter auf der Terrasse von Villa Fahrenkamp, den schnen Sommerabend genieend.Regina hatte wieder einen Brief von Andreas Eggebrecht bekommen, aus dem seine ganze Liebe und Sehnsucht sprachen. Es tat so gut, zu wissen, da da ein Mensch war, der sie liebte und auf sie wartete.Eine laute Mnnerstimme lie sie zusammenfahren. Das war doch ... ? Ihr Herz tat ein paar schnelle Schlge. Auch Ulrike wurde aufmerksam.Der Papa! sagte das junge Mdchen und schritt schnell ins Haus, whrend ihr die Mutter langsam folgte.Nun. da die Entscheidung nahte, war es ihr, als wren ihre Fe wie Blei so schwer.Es schien, als sei Fahrenkamp nicht gerade in bester Stimmung heimgekommen, denn der im allgemeinen immer liebenswrdige Mann schimpfte ziemlich unwillig mit den Dienstboten, weil auf sein heftiges Klopfen nicht sofort jemand gekommen war.Wir hatten ja keine Ahnung, da du heute schon kommst, Robert, versuchte Frau Regina zu beschwichtigen, die Leute sahen bei dem schnen Wetter auch ein bichen im Garten.Das ist alles kein Grund, unterbrach sie Fahrenkamp, man hat immer bereit zu sein. Das wre ja noch schner, wenn sich der Hausherr erst anmelden mte, wenn er in sein Haus will!Oh, Papa, was hast du fr schlechte Laune aus deinem Urlaub mitgebracht, lachte Ulrike und hngte sich an den Arm des Vaters, whrend Regina, den unfreundlichen Ton, in dem der Gatte gesprochen hatte, berhrend, den Dienstboten leise einige Anweisungen gab, damit der hchst ungndige Hausherr schleunigst mit einem guten Imbi beruhigt wrde.Der schritt inzwischen die Treppe zu seinem Zimmer hinauf, nachdem er sogar seinen Liebling Ulrike ziemlich unwirsch abgeschttelt hatte.Verstehst du das, Mutti? fragte sie leise.Die Mutter zuckte nur mit den Schultern, dann sagte sie in ihrer allezeit begtigenden Art:Wer wei, worber sich dein Vater gergert hat. Vielleicht war er auch sehr lange unterwegs das ist bei der Hitze kein Vergngen. Er sieht etwas angegriffen aus.Wie konnte Frau Regina auch ahnen, da Robert Fahrenkamp, der allezeit von den Frauen verwhnte Mann, mit einer schweren Enttuschung heimgekommen war.Was ihm noch nie passiert war, hatte er jetzt zum ersten Male erlebt: Eine Frau hatte ihm den Abschied gegeben! Seine kleine Freundin hatte ihn in Capri einfach sitzenlassen war mit einem alten, dicken Amerikaner auf und davon, weil der, wie sie Fahrenkamp hhnisch gesagt hatte ihr doch etwas zu bieten hatte und nicht so ngstlich knauserte wie Fahrenkamp.Das war eine bittere Pille gewesen, an der Fahrenkamp noch immer schwer schluckte.Es war deshalb auch verstndlich, da sich Frau Reginas Erwartungen nicht erfllten. Der leckere Imbi vermochte den enttuschten Mann auch nicht zu besnftigen. Er a im Gegenteil sehr wenig und lehnte sich mimutig in den Sessel zurck, Frau und Tochter mit grimmigem Spott musternd.Na euch scheint es ja ganz gut gegangen zu sein, meine Teuren, stellte er schlecht gelaunt fest, ist ja auch kein Wunder ihr konntet euch ja auf meine Kosten vergngte Tage machen. Der Alte mu dann eben mit dem kmmerlichen Rest zufrieden sein da heit es, da kein Geld fr ihn da ist, wie dein famoser Merkel behauptete, wandte er sich an seine Gattin, die mit ziemlicher Emprung zugehrt hatte. Der Ton, den er anzuschlagen beliebte, gefiel ihr absolut nicht. Er war bisher trotz allem immer hflich gewesen.Ulrike sa ganz entgeistert da so kannte sie ja den Vater noch gar nicht, ihren immer frhlichen Papa.Das Schweigen seiner Damen reizte den verrgerten Mann nur noch mehr. Seine Augen musterten unstet Frau Regina. Ein hliches Grinsen entstellte das immer noch hbsche Mnnergesicht, als er spttisch sagte:Ich mu dir brigens ein Kompliment machen, Regina du siehst tatschlich blendend aus. Deine Ferien vom Ich oder sagen wir besser von deinem Mann, sagte er zynisch, haben dich merkwrdig verjngt.Er musterte die Gattin mit einem scharfen Blick aus halbgeschlossenen Augenlidern, welcher ihr ein dunkles Rot der Emprung in die Wangen jagte.Merkwrdig, fuhr er fort, hchst merkwrdig! Wozu solch eine Trennung doch manchmal gut ist. Da gehen einem pltzlich mal die Augen auf, welchen Schatz man daheim hat.Ich glaube, du weit nicht, was du sprichst, unterbrach ihn Frau Regina, durch seine Worte und fast mehr noch durch den abschtzenden Blick angewidert, so da es ihr kaum mglich war, sich noch lnger zu beherrschen. Es ist wohl besser, wir beenden unsere Unterhaltung heute und gehen schlafen.Dabei erhob sie sich und forderte Ulrike auf:Sage deinem Vater gute Nacht, Kind, es ist auch fr dich Zeit zu schlafen.*Wie zerschlagen erhob sie sich am nchsten Morgen aus ihrem Bett und ging zeitig in die Fabrik hinber. Arbeit war immer noch das beste Mittel, trbe Gedanken zu verscheuchen, dachte sie.Whrend sie eifrig ber ihre Bcher gebeugt sa, klingelte das Telefon. Der Pfrtner meldete ihr, da sie Herr Rechtsanwalt Kolbe zu sprechen wnsche.Schicken Sie den Herrn zu mir, sagte Regina und berlegte unruhig, was dieser Rechtsanwalt mit ihr besprechen wollte. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung.Mit der ihr eigenen Ruhe empfing sie den Herrn, ihm mit einer leichten Handbewegung Platz anbietend.Was fhrt Sie zu mir, Herr Rechtsanwalt? fragte Regina, das Gesprch erffnend, whrend sie sich setzten.Leider ist es keine sehr angenehme Mission, die mich zu Ihnen fhrt, sprach der Anwalt weiter, was ihm angesichts dieser sympathischen Frau nicht leicht fiel. Ihr Gatte hat vor kurzem fr den Gutsbesitzer Eugen Keidel eine Brgschaft bernommen und wird nunmehr dafr eintreten mssen, da Herr Keidel absolut zahlungsunfhig ist. Auch eine Versteigerung des Gutes, die ohnehin erfolgen wird, kann Ihren Gatten von seiner Zahlungsverpflichtung nicht befreien, denn das Gut ist bereits mit alten Verpflichtungen berlastet.In starrem Entsetzen hatte Frau Regina zugehrt. Das war doch beinahe undenkbar!Mhsam suchte die erschrockene Frau ihre Haltung zu bewahren.Um welche Summe handelt es sich, Herr Rechtsanwalt Kolbe? fragte sie sachlich.Der Mann scheute sich fast, die Summe auszusprechen.Es tut mir aufrichtig leid, Ihnen Sorgen bereiten zu mssen, verehrte gndige Frau, sagte er fast herzlich, aber die Summe ist leider erschreckend hoch. Einhunderttausend Mark!Mit weitaufgerissenen Augen blickte ihn Frau Regina an.Das das ist doch nicht mglich, stammelte sie hilflos.Und doch ist es so, gndige Frau! erwiderte der Rechtsanwalt ernst. Ich war selbst berrascht, als mir die Firma Wilhelm Jger diese Sache bertrug, denn ihr schuldete Herr Keidel diese Summe. Es erschien mir fast unglaublich, da Herr Fahrenkamp fr einen Menschen, wie es Herr Keidel ist, mit einer derartig hohen Summe brgen konnte. Es war doch allgemein bekannt, da Keidel total verschuldet und ein berchtigter Lebemann war.Das erklrt mir vieles, sagte Regina bitter und fuhr dann fort: Das beste ist wohl, wir ziehen unseren Prokuristen hinzu. Herr Merkel ist mein treuer Berater und bestens in die Belange unserer Firma eingeweiht. Allerdings wird er Ihnen auch keine anderen Ausknfte geben knnen als ich, erklrte Frau Regina, whrend sie an ihren Schreibtisch ging und Merkel telefonisch herberbat.Mit prfenden Blicken begrten die Herren einander, und dann vernahm der alte Prokurist das, was der alten Firma den Todessto versetzen mute.Er war nicht minder entsetzt als Frau Regina.Als der Rechtsanwalt nach kurzer Zeit gegangen war, standen sich die beiden Arbeitskameraden einen Augenblick schweigend gegenber.Nun drfte das Ende da sein, lieber Freund, sagte Regina langsam, whrend ein paar Trnen ber ihre Wangen rollten.*Mit schwerem Herzen ging Regina gegen Mittag hinber in die Villa ihr graute vor dem Kommenden. Voller Unruhe suchte sie ihr Zimmer auf sie mochte jetzt weder Ulrike und noch weniger ihren Mann sehen. Es erschien ihr auch ratsamer, bis nach dem Mittagessen zu warten mit der unumgnglich notwendig geworbenen Aussprache.In gedrckter Stimmung nahm die kleine Familie das Mittagsmahl ein. Ulrike lie immer wieder ihre Blicke verstohlen prfend zwischen den Eltern hin und her gehen, sie war immer noch sehr stark mit den Vorgngen des gestrigen Abends beschftigt.Gleich nach dem Essen folgte Regina dem Gatten in sein Zimmer und bat ihn um eine Unterredung. Argwhnisch sah Fahrenkamp seine Frau an. Wollte sie ihm etwa eine Szene machen wegen gestern?Du hast fr einen Herrn Keidel eine Brgschaft ber einhunderttausend Mark bernommen, Robert?Vollstndig verblfft, da seine Frau darum wute und nichts Gutes ahnend, versuchte er, durch eine Gegenfrage Zeit zu gewinnen.Wie kommst du darauf, Regina?Ein Rechtsanwalt Kolbe war im Auftrage der Firma Wilhelm Jger bei mir, um mir mitzuteilen, da dieser Herr Keidel zahlungsunfhig ist und du nunmehr auf Grund der Brgschaft fr ihn einzutreten hast.Fahrenkamp fuhr erregt auf. Das ist doch das ist doch, stotterte er und dann, in jh ausbrechendem Zorn: Wie kommst du berhaupt dazu, dich in meine Angelegenheiten zu mischen! schrie er unbeherrscht. Mut du denn deine Nase in alles stecken?Mit groen Augen blickte Regina den Mann an, dessen Gesicht vor Zorn dunkelrot geworden war und der seine Augen vor ihrem sprechenden Blick niederschlug.Da du ja nie drben bist, habe ich den Herrn wie alle anderen auch empfangen mssen. Ich hatte ja nicht die leiseste Ahnung, was ihn zu mir fhrte.Versuche doch nur nicht, dich herauszureden. Du hast ja in deinem Geltungsbedrfnis nur zu gern diesen Rechtsanwalt empfangen, es ist ja so schn, sich als Herrin der Fahrenkamp-Werke aufzuspielen! Vielleicht kannst du tchtige Frau mir auch sagen, wie du die Sache zu regeln gedenkst. Du hast doch sicher schon mit deinem Freund Merkel darber gesprochen! hhnte er.Ein fast verchtlicher Blick traf ihn.Da ist nicht viel zu sprechen, Robert, wir sind fertig!Was willst du damit sagen? brllte Fahrenkamp auf, am ganzen Krper vor Wut bebend, hinter der er die Angst verbarg.Da wir nicht zahlen knnen! sagte Regina hart. Wir bekommen keinen Kredit mehr der Konkurs ist unvermeidlich!Du du du wagst das zu sagen? schrie Fahrenkamp mit einer Stimme, die sich vor Wut fast berschlug. Du du ... Es schien, als wolle er sich auf die zarte Frau strzen, aber dann, mit einem rchelnden Laut, sank er zusammen, schlug dumpf auf dem Teppich nieder.Robert! Entsetzt hatte es Frau Regina gerufen und eilte mit wankenden Knien auf die reglose Gestalt zu.Hastig ffnete sie den Kragen und hob den Kopf hoch, sah voller Grauen in die halbgeffneten Augen, die mit ausdruckslosem, stierem Blick kein Zeichen von Leben gaben.Sie hatte gar nicht bemerkt, da sich bei ihrem Aufschrei die Tr geffnet hatte und Ulrike mit geisterhaft blassem Gesicht auf die Eltern schaute.An allen Gliedern bebend, kam das junge Mdchen nher.Was ist mit Papa Mutti? drang es leise zu Regina, die nach dem Puls des Mannes fhlte.Ich wei es nicht Kind, kam es klanglos zurck. Geh, rufe einen Arzt herbei ich glaube, dein Vater hat einen Schlaganfall aber er lebt.Bange Minuten vergingen bis zum Eintreffen des Arztes.Der Arzt besttigte ihre Vermutung es war ein ziemlich schwerer Schlaganfall, der den bisher kerngesunden Mann getroffen hatte. Man konnte noch nicht sagen, wie er ausgehen wrde.Wir mssen abwarten und hoffen, gndige Frau, glaubte der Arzt die bleiche, zarte Frau trsten zu mssen.Mit ruhiger Selbstverstndlichkeit nahm sie ihren Platz am Lager des Kranken ein. Sie wollte sich mit der Pflegerin, die der Arzt schicken wrde, in die Pflege des Kranken teilen. Stunde um Stunde sa sie in schweres Sinnen verloren am Krankenbett, achtete sorgsam auf die leiseste Vernderung des Schwerkranken und fhlte sich unsagbar elend.*Das Mittagessen nahmen Eggebrecht und sein Neffe Jrg stets gemeinsam ein, wie sie auch beide das hbsche Haus bewohnten, das am Ende des Parks, der zur Klinik gehrte, lag.Der frhere Besitzer der Klinik hatte es sich fr seine Familie bauen lassen und einen Garten, der vom Park durch einen Zaun abgetrennt war, angelegt.Obgleich es fr ihn viel zu gro war, hatte es Eggebrecht bezogen und war froh, als der Neffe zu ihm kam. Es war nun nicht mehr gar so einsam fr ihn.Seine Privatpost pflegte Eggebrecht immer erst daheim in seinen vier Wnden zu lesen, die heute nur aus einem Brief von Regina bestand. Aber etwas Besseres htte ihm der Brieftrger gar nicht bringen knnen.Eggebrecht brach mit glcklichem Lcheln seinen Brief auf.Das glckliche Lcheln machte jedoch bald einem ernsten Ausdruck Platz das frische Gesicht Eggebrechts wurde bla, und eine grenzenlose Enttuschung breitete sich darber aus.Ein schwerer Seufzer brach aus seiner Brust, als er die Hand mit dem Briefblatt sinken lie. Jrg Wischhusen schaute aus seiner Lektre auf sah besorgt den tiefe Traurigkeit verratenden Ausdruck im Antlitz seines vterlichen Freundes.Hast du schlechte Nachrichten, Onkel Andreas? fragte er behutsam.Die denkbar schlechtesten, mein Junge, erwiderte Eggebrecht und versank dann wieder in finsteres Grbeln.Wischhusen wagte nicht mehr zu fragen. Er dachte an seine Unterredung mit dem Onkel am Morgen, als er selbst abgelehnt hatte ber das, was ihn bedrckte, zu sprechen.Aber nach einiger Zeit fing Eggebrecht zu erzhlen an langsam, nur schwer, kamen die Worte von seinen Lippen.Warum soll ich es dir nicht erzhlen, Hansjrg, begann er, und dann hrte der aufmerksam Lauschende die Geschichte von der groen und einzigen Liebe Andreas Eggebrechts, der als junger Mann mit ansehen mute, wie ein anderer ihm das Mdchen, das er liebte, wegnahm, ein Mann, der nur ein hohler Blender gewesen war.Oh, wie gut verstand Wischhusen den Onkel und das, was er damals gelitten hatte! Heute gestand er es sich selbst ein da er genauso an einer hoffnungslosen Liebe litt wie der Onkel.Als jener davon sprach, da er whrend der Ferien jene Frau und damit sogar sein Glck endlich wiedergefunden zu haben glaubte, horchte Wischhusen auf. Ob er auch so bereit sein wrde, zu vergeben und zu vergessen?Ich glaubte, da mir nun noch einige glckliche Jahre, vereint mit Regina, beschieden sein wrden, und erhalte nun eben die Nachricht, da ihr Mann am Schlaganfall erkrankt ist und deshalb vorlufig von einer Scheidung keine Rede sein kann. Du weit, was das vorlufig bedeuten kann der Mann kann noch jahrelang leben, womglich siech und hilflos und wie ich Regina kenne, wird sie ihn dann niemals verlassen, sondern aushalten und ihre Pflicht tun, zumal er gleichzeitig ein Bettler geworden ist, schlo Eggebrecht sein Bekenntnis in tiefer Hoffnungslosigkeit, ohne jedoch den vollen Namen Reginas zu nennen. *Regina war im Begriff, ins Krankenzimmer zu gehen, um die Pflegerin, welche Nachtwache gehalten hatte, abzulsen. Vorher betrat sie aber erst noch das Zimmer ihrer Tochter, die sie heute noch nicht gesehen hatte. Sie fand Ulrike auf dem Bett liegend und heftig schluchzend.Besorgt trat Frau Regina auf ihr Tchterchen zu, es liebevoll streichelnd.Aber Ulrike, Kind, warum weinst du denn so verzweifelt, fragte sie mit ihrer weichen, warmen Stimme.Erschrocken hob Ulrike den Kopf.Ach Mutti es ist alles so schrecklich jetzt, suchte sie der Mutter ihre jammervolle Verfassung zu erklren verstehe doch bitte da sich fr mich so vieles verndert hat. Ich wei doch kaum noch, da ich einmal sorglos und glcklich war. Es ist ja nicht nur Papas Erkrankung sondern auch alles andere wie er zurckkam und dann, ehe er den Anfall bekam, ich ich habe doch alles mit angehrt.Das hast du gehrt, mein Kind? fragte Regina erschrocken.Ja Mutti, ich war im Nebenzimmer ich hatte pltzlich solche Angst und dann hrte ich den Papa so schrecklich laut schreien und mit dir schimpfen In erbarmender Liebe zog Frau Regina ihr Kind fester in ihre Arme:Du Liebes, Armes du das mag dich vielleicht erschreckt haben! Aber sieh, Papa war sicher schon, als er kam, nicht mehr gesund daher diese unerklrliche Reizbarkeit, suchte sie das Verhalten des Gatten zu entschuldigen, damit dessen Bild wieder rein und ungetrbt im Herzen ihres Kindes erstehen sollte.Mit einer unendlich mden Gebrde winkte Ulrika ab.La nur, Mutti, du meinst es gut und es mag ja auch zutreffen, da Papa sich schon nicht mehr wohl fhlte. Aber als er die Brgschaft bernahm ...Es ist leider nur allzu wahr, begann Frau Regina, jedes Wort berlegend, da wir durch diese Brgschaft dem Nichts gegenber stehen aber wir hatten ohnehin mit Schwierigkeiten zu kmpfen es war nur noch eine Frage der Zeit, mein Kind, und so ist es Gib dir doch keine Mhe, Mutti, irgend etwas zu beschnigen, so anstndig ich es von dir finde, Papas Leichtsinn ja, Leichtsinn, sagte das Mdchen heftig, als die Mutter protestieren wollte, zu entschuldigen. Ich wei aber nur zu gut, da du immer gebeten hast, sparsamer zu sein und da Papa sich nicht darum kmmerte, sondern deine Sparsamkeit als lcherliche Knauserei hinstellte. Und ich ich habe das mitgemacht, habe dir durch meine Ansprche auch immer mehr Sorgen aufgepackt Wieder brach ein heies