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ALL IS LOST (All is Lost), USA 2013. Regie: J. C. Chandor. Mit Robert Redford. 106. Min. FSK ab 6. Furchtbar viel scheint nicht zu passieren. Und doch steckt natürlich das ganze Universum in dieser Nussschale von einem Film: existentielle Einsamkeit, der Mensch, die Elemente, vielleicht droht gar der Tod. J. C. Chandor suggeriert die Weite des Meeres, eine scheinbare Öffnung des Blickfelds also, das er aber sogleich wieder ver- schließt. Er zeigt einen einzelnen Mann, mit sou- veräner Konzentration gespielt von Robert Red- ford – und es geht um die Arbeit seiner Hände und seines Körpers. „All is Lost" ist ein Film von der harten Arbeit, zu überleben und Abschied zu neh- men. Die Tiefe und Dichte des Films entsteht aus ruhigem, konzentriertem Beobachten. Kinotipp der katholischen Filmkritik 249/ Januar 2014 1 LE PASSÉ – DAS VERGANGENE (LE PASSÉ), F/I 2013. Regie: Asghar Farhadi. Mit Bérénice Bejo, Tahar Rahim, Ali Mosaffa, Pauline Burlet, Elyes Aguis. 130 Min. FSK ab 12. Der Film reflektiert die Unsicherheiten und Unge- wissheiten, die das Innenleben jeder intimen Be- ziehung berühren. Auf wen können sich Menschen verlassen, wenn sie sich verlassen fühlen? In wechselnden Beziehungskonstellationen entste- hen immer neue, sich verwandelnde Bilder der Vergangenheit, die das Verhalten der Figuren gegenwärtig bestimmen und motivieren. In spannungsgeladenen Szenen aus einer urbanen „Patchwork-Familie“ fragt der Film nach Nähe und Distanz zwischen den Beteiligten, die auf der Schwelle zwischen Vergangenheit und Zukunft stets neu auszumessen sind. Ein eindringliches Porträt moderner Lebens- und Liebesverhältnisse. Kinotipp der katholischen Filmkritik 251/ Januar 2014. Film des Monats/ D Februar 2014, CH Dezember 2013 2 DAS MÄDCHEN WADJDA (WADJDA), D/Saudi-Arabien 2012. Regie: Haifaa Al Man- sour. Mit Reem Abdullah, Waad Mohammed, Abdullrahman Al Gohani, Sultan Al Assaf. 97 Min. FSK ab 0. Es ist erstaunlich, wie präzise die Regisseurin das Leben der Frauen in Riad nachzeichnet, Härten mit Humor und Vitalität mildert. Wie im Vorbeigehen entwirft sie einprägsame Porträts: Da ist Wadjdas Mutter, deren Schönheit und Sanftheit den Vater nicht davon abhält, sich eine zweite Frau zu neh- men. Da ist die Schulleiterin, die High Heels trägt und möglicherweise einen Liebhaber hat, ihre Mäd- chen aber zum Konformismus anhält. Und da ist die umtriebige Wadjda selbst, die inmitten eines rigiden, erstarrten Systems den Aufbruch in die Moderne versucht. Ein Blick in eine Welt, die so ganz anders scheint und den Zuschauern doch ganz nahe kommt. Kinotipp der katholischen Filmkritik 240/ September 2013. Film des Monats D/September 2013 3 MICHAEL KOHLHAAS F/D 2013. Regie: Arnaud des Pallières. Mit Mads Mikkel- sen, Mélusine Mayance, Delphine Chuillot, David Kross, Bruno Ganz. 122 Min. FSK ab 12. 1969 inszenierte Volker Schlöndorff Heinrich von Kleists gleichnamige Novelle als politische Parabel über einen um sein Recht kämpfenden Rosshänd- ler im 16. Jahrhundert. Arnaud des Pallières geht in seiner Lesart einen radikaleren Weg: Er bebil- dert den Stoff um Pferde, Gewalt-Exzesse und die zerfließende Grenzlinie zwischen Zivilisation und Barbarei mit Kämpfernatur Michael Kohlhaas in einer Kino-Form, die sich als überraschend zeit- gemäß erweist: als alteuropäischen Western. Was hält Menschen zusammen, wo gilt es, Strukturen anzuerkennen oder selbst um den Preis des eige- nen Lebens gegen sie aufzubegehren? Mads Mik- kelsen verleiht der Hauptfigur Faszination und Ambivalenz. Kinotipp der katholischen Filmkritik 241/ September 2013 4 THE BROKEN CIRCLE (THE BROKEN CIRCLE BREAKDOWN), B/NL 2012. Regie: Felix Van Groeningen. Mit Veerle Baetens, Johan Helden- bergh, Nell Cattrysse, Geert van Rampelberg, Nils De Caster. 110 Min. FSK ab 12. Ein Kino der Gefühle. Die große Liebe und ihre Bedrohung durch den Tod. Die Fallgruben der Kli- schees umgeht Felix Van Groeningen mit Bravour. Authentisch wirkt diese Geschichte von Glück und Unglück des Lebens, weil sie sich in einem Gewe- be von Vor- und Rückblenden abspielt. Atembe- raubend ist die Verknüpfung von musikalischem Lebensstil und körperlicher Inszenierung. Das Rin- gen um die kurzen Momente des Glücks im rau- schenden Strom des Lebens ist hier mit großer Eindringlichkeit zu erleben, ebenso wie die Frage nach Gott und Lebenssinn. Kinotipp der katholischen Filmkritik 231/ April 2013 5 KREUZWEG D 2014. Regie: Dietrich Brüggemann. Mit Lea van Acken, Franziska Weisz, Florian Stetter, Lucie Aron, Moritz Knapp. 110 Min. FSK ab 12. Der Film visualisiert vereinfachendes fundamen- talistisches Denken formal mit seiner rigiden Kameraführung. Er besteht aus nur 14 Einstellun- gen, die bis zu 15 Minuten lang sind – die 14 Sta- tionen des Kreuzwegs, vom Todesurteil bis zur Grablegung. Der Film zeigt den Leidensweg eines Mädchens, das sein Leben Gott weihen will und zwischen den einengenden Ansprüchen ihrer Familie und Gemeinde sowie der "Welt" (Schule, Freundschaften) einen radikalen Ausweg sucht. Kinotipp der katholischen Filmkritik 254/ März 2014. Film des Monats/ CH März 2014 6 PHILOMENA (PHILOMENA), GB/F/USA 2013. Regie: Stephen Frears. Mit Judi Dench, Steve Coogan, Sophie Kennedy Clark, Anna Maxwell Martin, Ruth McCabe. 98 Min. FSK ab 6. Nach einer realen Geschichte entfaltet der Film den Dialog einer gläubigen Katholikin mit einem skeptischen Agnostiker angesichts ihrer tiefen Verletzung durch die kirchliche Institution. Die Pointen ihres Dialogs sind genau gesetzt und tref- fen die Frontlinien zwischen Glaube und Vernunft präzise. Die Kritik an einer menschenfeindlichen kirchlichen Praxis wird genauso thematisiert wie die Auseinandersetzung mit einer oberflächlichen Medienöffentlichkeit. Humorvoll und dennoch er- greifend, so intellektuell wie emotional überzeu- gend, hält der Film die Spannung zwischen Skepsis und Glaube, Verurteilung und Vergebung offen. Kinotipp der katholischen Filmkritik 253/ Februar 2014. Film des Monats/ D März 2014, CH Januar 2014 7 KIRCHEN KINO DER FILM TIPP 2014/ 15 DER FILM TIPP C KIRCHEN + KINO: 8 Grafikdesign: Künkel | Büro für Gestaltung, Bielefeld, 2014 • Hintergrundbild: Vorderseite aus »Das Mädchen Wadjda« und Rückseite aus »Schwestern« ® KIRCHEN + KINO Eine ökumenische Filmreihe DIE ORTE – Westfalen • Bad Driburg • Bad Laasphe • Bad Oeynhausen • Brakel • Gevelsberg • Gütersloh • Hagen • Herne • Iserlohn • Lennestadt-Altenhundem • Lüdenscheid • Menden • Paderborn • Schwerte • Unna • Warburg • Wetter/Ruhr DIE ORTE – Niedersachsen • Gifhorn • Hameln • Hannover • Hildesheim • Lingen • Osterholz-Scharmbeck • Soltau • Uelzen • Walsrode SCHWESTERN D 2012. Regie: Anne Wild. Mit Maria Schrader, Ursula Werner, Jesper Christensen, Felix Knopp, Anna Blomeier. 85 Min. FSK ab 0. Warum geht eine moderne junge Frau ins Kloster? Das fragen sich alle, die Kati kennen. Für die Regisseurin Anne Wild ist es die Suche nach einem "verheißungsvollen Ort". Es ist auch die Sehnsucht nach einer Entscheidung, die ein Bekenntnis zu einem Leben mit Konsequenzen ist. In der sommerlich-leichten Inszenierung des War- tens auf den rituellen Akt des Eintritts ins Kloster erleben die verschiedenen Familienmitglieder Katis ihren eigenen verheißungsvollen Ort, jenen Moment, in dem sie etwas begreifen. Das kann Berufung sein, es ist in jedem Fall ein Moment, in dem etwas geschieht, was man nicht erklären kann. Dem Film gelingt es, dieses Geheimnis mit Bildern zu vertiefen. Kinotipp der katholischen Filmkritik 247/ Dezember 2013

00K+K hinten 2014 K1 - Kirchenkreis Walsrode · men. Da ist die Schulleiterin, die High Heels trägt und möglicherweise einen Liebhaber hat, ihre Mäd-chen aber zum Konformismus

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Page 1: 00K+K hinten 2014 K1 - Kirchenkreis Walsrode · men. Da ist die Schulleiterin, die High Heels trägt und möglicherweise einen Liebhaber hat, ihre Mäd-chen aber zum Konformismus

ALL IS LOST (All is Lost), USA 2013. Regie: J. C. Chandor. Mit Robert Redford. 106. Min. FSK ab 6.

Furchtbar viel scheint nicht zu passieren. Unddoch steckt natürlich das ganze Universum in dieser Nussschale von einem Film: existentielleEinsamkeit, der Mensch, die Elemente, vielleichtdroht gar der Tod. J. C. Chandor suggeriert dieWeite des Meeres, eine scheinbare Öffnung desBlickfelds also, das er aber sogleich wieder ver-schließt. Er zeigt einen einzelnen Mann, mit sou-veräner Konzentration gespielt von Robert Red-ford – und es geht um die Arbeit seiner Hände undseines Körpers. „All is Lost" ist ein Film von derharten Arbeit, zu überleben und Abschied zu neh-men. Die Tiefe und Dichte des Films entsteht ausruhigem, konzentriertem Beobachten.

Kinotipp der katholischen Filmkritik 249/Januar 2014

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LE PASSÉ – DAS VERGANGENE (LE PASSÉ), F/I 2013. Regie: Asghar Farhadi. Mit Bérénice Bejo, Tahar Rahim, Ali Mosaffa, Pauline Burlet, Elyes Aguis. 130 Min. FSK ab 12.

Der Film reflektiert die Unsicherheiten und Unge-wissheiten, die das Innenleben jeder intimen Be-ziehung berühren. Auf wen können sich Menschenverlassen, wenn sie sich verlassen fühlen? Inwechselnden Beziehungskonstellationen entste-hen immer neue, sich verwandelnde Bilder derVergangenheit, die das Verhalten der Figurengegenwärtig bestimmen und motivieren. In spannungsgeladenen Szenen aus einer urbanen„Patchwork-Familie“ fragt der Film nach Nähe und Distanz zwischen den Beteiligten, die auf derSchwelle zwischen Vergangenheit und Zukunftstets neu auszumessen sind. Ein eindringlichesPorträt moderner Lebens- und Liebesverhältnisse.

Kinotipp der katholischen Filmkritik 251/Januar 2014. Film des Monats/ D Februar2014, CH Dezember 2013

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DAS MÄDCHEN WADJDA (WADJDA), D/Saudi-Arabien 2012. Regie: Haifaa Al Man-sour. Mit Reem Abdullah, Waad Mohammed, AbdullrahmanAl Gohani, Sultan Al Assaf. 97 Min. FSK ab 0.

Es ist erstaunlich, wie präzise die Regisseurin dasLeben der Frauen in Riad nachzeichnet, Härten mitHumor und Vitalität mildert. Wie im Vorbeigehenentwirft sie einprägsame Porträts: Da ist WadjdasMutter, deren Schönheit und Sanftheit den Vaternicht davon abhält, sich eine zweite Frau zu neh-men. Da ist die Schulleiterin, die High Heels trägtund möglicherweise einen Liebhaber hat, ihre Mäd-chen aber zum Konformismus anhält. Und da istdie umtriebige Wadjda selbst, die inmitten einesrigiden, erstarrten Systems den Aufbruch in dieModerne versucht. Ein Blick in eine Welt, die soganz anders scheint und den Zuschauern dochganz nahe kommt.

Kinotipp der katholischen Filmkritik 240/September 2013. Film des Monats D/September2013

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MICHAEL KOHLHAAS F/D 2013. Regie: Arnaud des Pallières. Mit Mads Mikkel-sen, Mélusine Mayance, Delphine Chuillot, David Kross,Bruno Ganz. 122 Min. FSK ab 12.

1969 inszenierte Volker Schlöndorff Heinrich vonKleists gleichnamige Novelle als politische Parabelüber einen um sein Recht kämpfenden Rosshänd-ler im 16. Jahrhundert. Arnaud des Pallières gehtin seiner Lesart einen radikaleren Weg: Er bebil-dert den Stoff um Pferde, Gewalt-Exzesse und diezerfließende Grenzlinie zwischen Zivilisation undBarbarei mit Kämpfernatur Michael Kohlhaas ineiner Kino-Form, die sich als überraschend zeit-gemäß erweist: als alteuropäischen Western. Washält Menschen zusammen, wo gilt es, Strukturenanzuerkennen oder selbst um den Preis des eige-nen Lebens gegen sie aufzubegehren? Mads Mik-kelsen verleiht der Hauptfigur Faszination undAmbivalenz.

Kinotipp der katholischen Filmkritik 241/September 2013

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THE BROKEN CIRCLE (THE BROKEN CIRCLE BREAKDOWN), B/NL 2012. Regie:Felix Van Groeningen. Mit Veerle Baetens, Johan Helden-bergh, Nell Cattrysse, Geert van Rampelberg, Nils DeCaster. 110 Min. FSK ab 12.

Ein Kino der Gefühle. Die große Liebe und ihreBedrohung durch den Tod. Die Fallgruben der Kli-schees umgeht Felix Van Groeningen mit Bravour.Authentisch wirkt diese Geschichte von Glück undUnglück des Lebens, weil sie sich in einem Gewe-be von Vor- und Rückblenden abspielt. Atembe-raubend ist die Verknüpfung von musikalischemLebensstil und körperlicher Inszenierung. Das Rin-gen um die kurzen Momente des Glücks im rau-schenden Strom des Lebens ist hier mit großerEindringlichkeit zu erleben, ebenso wie die Fragenach Gott und Lebenssinn.

Kinotipp der katholischen Filmkritik 231/April 2013

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KREUZWEG D 2014. Regie: Dietrich Brüggemann. Mit Lea van Acken,Franziska Weisz, Florian Stetter, Lucie Aron, MoritzKnapp. 110 Min. FSK ab 12.

Der Film visualisiert vereinfachendes fundamen-talistisches Denken formal mit seiner rigidenKameraführung. Er besteht aus nur 14 Einstellun-gen, die bis zu 15 Minuten lang sind – die 14 Sta-tionen des Kreuzwegs, vom Todesurteil bis zurGrablegung. Der Film zeigt den Leidensweg einesMädchens, das sein Leben Gott weihen will undzwischen den einengenden Ansprüchen ihrerFamilie und Gemeinde sowie der "Welt" (Schule,Freundschaften) einen radikalen Ausweg sucht.

Kinotipp der katholischen Filmkritik 254/ März 2014. Film des Monats/ CH März 2014

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PHILOMENA(PHILOMENA), GB/F/USA 2013. Regie: Stephen Frears. Mit Judi Dench, Steve Coogan, Sophie Kennedy Clark, Anna Maxwell Martin, Ruth McCabe. 98 Min. FSK ab 6.

Nach einer realen Geschichte entfaltet der Filmden Dialog einer gläubigen Katholikin mit einemskeptischen Agnostiker angesichts ihrer tiefenVerletzung durch die kirchliche Institution. DiePointen ihres Dialogs sind genau gesetzt und tref-fen die Frontlinien zwischen Glaube und Vernunftpräzise. Die Kritik an einer menschenfeindlichenkirchlichen Praxis wird genauso thematisiert wiedie Auseinandersetzung mit einer oberflächlichenMedienöffentlichkeit. Humorvoll und dennoch er-greifend, so intellektuell wie emotional überzeu-gend, hält der Film die Spannung zwischen Skepsisund Glaube, Verurteilung und Vergebung offen.

Kinotipp der katholischen Filmkritik 253/Februar 2014. Film des Monats/ D März 2014,CH Januar 2014

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KIRCHEN + KINOEine ökumenische Film reihe

DIE ORTE – Westfalen

• Bad Driburg

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• Hagen

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DIE ORTE – Niedersachsen

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SCHWESTERND 2012. Regie: Anne Wild. Mit Maria Schrader, UrsulaWerner, Jesper Christensen, Felix Knopp, Anna Blomeier.85 Min. FSK ab 0.

Warum geht eine moderne junge Frau ins Kloster?Das fragen sich alle, die Kati kennen. Für dieRegisseurin Anne Wild ist es die Suche nacheinem "verheißungsvollen Ort". Es ist auch dieSehnsucht nach einer Entscheidung, die einBekenntnis zu einem Leben mit Konsequenzen ist.In der sommerlich-leichten Inszenierung des War-tens auf den rituellen Akt des Eintritts ins Klostererleben die verschiedenen FamilienmitgliederKatis ihren eigenen verheißungsvollen Ort, jenenMoment, in dem sie etwas begreifen. Das kannBerufung sein, es ist in jedem Fall ein Moment, indem etwas geschieht, was man nicht erklärenkann. Dem Film gelingt es, dieses Geheimnis mitBildern zu vertiefen.

Kinotipp der katholischen Filmkritik 247/Dezember 2013

Page 2: 00K+K hinten 2014 K1 - Kirchenkreis Walsrode · men. Da ist die Schulleiterin, die High Heels trägt und möglicherweise einen Liebhaber hat, ihre Mäd-chen aber zum Konformismus

ALL IS LOST Ein alter Mann segelt allein im Indischen Ozean. Der in seinen sparsamenMitteln ganz auf Mensch und Boot konzentrierte Film setzt auf die wachsendeIdentifikation des Publikums mit dem von Naturgewalten heimgesuchtenSegler. Ein minimalistischer Film, dessen Freude am dramatischen Detail mehrund mehr existenzieller Kontemplation weicht. USA 2013

LE PASSÉEin Iraner kehrt nach Paris zurück, um die Ehe mit einer Französin aufzulösen.Ein Beziehungs- und Migrationsdrama, das von Übergangsphasen und Ablö-sung handelt. Ein sorgfältig inszenierter Film, der ein Netz von Beziehungenzwischen den Figuren spannt, in dem sich die Verhältnisse von Anziehung,Verwerfung, Vertrautheit und Befremden ständig abwechseln. F/I2013

DAS MÄDCHEN WADJDAEin selbstbewusstes 12-jähriges Mädchen lebt allein mit seiner Mutter in Riadund wünscht sich sehnlichst ein Fahrrad. Radfahren gilt in der wahabitischenTradition des Islam für Mädchen als unschicklich. Der unterhaltsame undspannende Film fesselt als kritisches Gesellschaftsporträt; als kraftvollesPlädoyer für individuelle und gesellschaftliche Freiheit. D/Saudi-Arabien 2012

KREUZWEGEine 14-jährige Schülerin wächst in einer kath.-fundamentalistischen Gemein-schaft auf. Sie will sich ganz Gott weihen und bietet ihr Leben als Opfer für dieHeilung ihres Bruders an. Ein an den Kreuzwegstationen entfaltetes Drama,das die destruktiven Aspekte des religiösen Fundamentalismus herausarbeitet.Zugleich eine Reflexion über angemessene Formen des Glaubens. D 2014

MICHAEL KOHLHAAS Der Pferdehändler Michael Kohlhaas wird Opfer staatlicher Willkür und beginnteinen Feldzug gegen die Herrschenden. Heinrich von Kleists im 16. Jahrhun-dert angesiedelte Novelle verlegt Arnaud des Pallières in die kargen Land-schaft der Cevennen. Ihm gelingt eine zeitlose philosophische Reflexion überGerechtigkeit, Unterdrückung und Widerstand. D/F 2013

PHILOMENAEine Frau sucht ein halbes Jahrhundert, nachdem ihr in einem Kloster in Irlandihr uneheliches Baby weggenommen wurde, gemeinsam mit einem zynischenJournalisten ihren Sohn. Der Film ist eine ergreifende Mischung aus komischemRoadmovie, detektivischer Recherche und wütender Anklage. Geschicktbalanciert die Inszenierung die unterschiedlichen Töne aus. GB/F/USA 2013

SCHWESTERN Die jüngste Tochter einer durch und durch weltlichen Familie tritt in einenOrden ein. Am Tag ihrer Einkleidung treffen sich alle Verwandten. Warmherzigemenschliche Komödie über das Loslassen, unterhaltsam, charmant undnachdenklich erzählt. Dabei werden die Ereignisse visuell wie akustisch von der subtilen Kunst poetisch-stiller Chiffren getragen. D 2012

THE BROKEN CIRCLEEine Tätowiererin und ein Musiker verlieben sich, heiraten und fühlen sich wie im Paradies. Mit sechs Jahren erkrankt ihre Tochter tödlich. Der Film löst dieHandlung in Rück- und Vorblenden auf und verbindet die Episoden zu einerAchterbahn der Gefühle. Dabei geht es um Fragen der Theodizee und wie Glückund Unglück aufeinander bezogen sind. B/NL 2012

Kirchen und Kino: ein Verhältnis zwischenheftiger Ablehnung und gesuchter Nähe.Dabei sind die Berührungspunkte größer als angenommen, denn zentrale Momenteeines jeden Lebens: Liebe, Hoffnung, Treue,Hin gabe, Vertrauen, Leiden, Sterben, Hoff -nungs losigkeit, Verzweiflung, Lebens- undLiebessehnsucht sind die Themen des Films,zugleich aber auch Kernthemen christ -li chen Glaubens. Gründe genug, dass dieChristen und der künstlerisch autonomeFilm sich gegenseitig wahrnehmen und ihr jeweils eigenes Wissen, wie denn Lebengelingen könnte, ins Gespräch bringen.

Kirchen + Kino. Der Filmtipp, ein öku -menisches Projekt, präsentiert Filme, dievon der evangelischen und katholischenFilm arbeit in Deutschland und der Schweizals Film des Monats bzw. als Kinotipp derkatholi schen Filmkritik hervorgehoben wurden. Es sind überzeugende Filme, dieunabhän gig von ihrer jeweiligen geistigenBeheima tung die Sehnsucht nach demAnderen, nach einem ›Mehr des Lebens‹,aufrecht erhalten.

Der Filmtipp zeigt gelungene Filme verschiedener Genres.

Der Filmtipp möchte anregen zum genauenHinsehen und Lust am Sehen vermitteln,aufklären und zugleich pures Kinovergnügenbereiten.

Lassen Sie sich ein auf die Welt und die Welt des Kinos.

Das Projekt FILMTIPP

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FILMREIHE VON 10 |2014 BIS 06|2015

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KIRCHEN + KINO2

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präsentiert im

Capitol TheaterWalsrode

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So 19.10. 2014

So 16.11. 2014

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So 15.3. 2015

So 19.4. 2015

So 17.5. 2015

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Capitol Theater WalsrodeLange Straße 46, 29664 Walsrode

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