012-024l S1 Patellaluxation 2014-12 - AWMF: AWMF · PDF filePatella Apprehension Test, osteochondrale Fraktur, Patella tangential, Patella bi- / tripartita, Patella Orthese, Retinaculumnaht,

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  • S1-Leitlinie 012/024: Patellaluxation aktueller Stand: 06/2014

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    publiziert bei:

    AWMF-Register Nr. 012/024 Klasse: S1

    Leitlinien Unfallchirurgie berarbeitete LeitlinieICD-10: S-83.0Erarbeitet im Expertenkonsens S1Letztes Bearbeitungsdatum14.6.2014, Gltig bis 13.6.2019Genehmigung durch Vorstand der DGU am 2.7.2014

    Korrespondenz: Prof. Dr. med. Klaus Michael StrmerE-Mail: [email protected]

    Patella-Luxation

    Federfhrende Autoren:Prof. Dr. M. Jagodzinski, Prof. Dr. P. Niemeyer, Prof. Dr. J. Zeichen, PD. Dr. P. Balcarek

    beratend:Prof. Dr. H. Lill, Prof. Dr. K.-H. FroschKomitee Trauma der Gesellschaft fr Arthroskopie und Gelenkchirurgie

    Leitlinienkommission der Deutschen Gesellschaft frUnfallchirurgie e.V. (DGU)

    in Zusammenarbeit mit der

    sterreichischen Gesellschaft fr Unfallchirurgie (GU)

    Prof. Dr. Klaus Michael Strmer (Leiter) GttingenProf. Dr. Felix Bonnaire (Stellv. Leiter) DresdenProf. Dr. Klaus Dresing GttingenProf. Dr. Karl-Heinz Frosch HamburgDoz. Dr. Heinz Kuderna Wien (GU)Dr. Rainer Kbke BerlinProf. Dr. Wolfgang Linhart HeilbronnProf. Dr. Jrgen Mller-Frber HeidenheimProf. Dr. Gerhard Schmidmaier HeidelbergPD Dr. Dorien Schneidmller Murnau

    konsentiert mit der

    Leitlinienkommission der Deutschen Gesellschaft fr Orthopdieund Orthopdische Chirurgie (DGOOC)Leiter: Prof. Dr. med. habil. A.M. Halder, Berlin

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    Unfallchirurgische Leitlinien fr Diagnostik und Therapie

    PRAMBEL

    Die Deutsche Gesellschaft fr Unfallchirurgie e.V. (DGU) gibt als wissenschaftliche Fach-gesellschaft Leitlinien fr die unfallchirurgische Diagnostik und Therapie heraus. DieseLeitlinien werden von der Kommission Leitlinien in Zusammenarbeit mit dersterreichischen Gesellschaft fr Unfallchirurgie (GU) formuliert und vom Vorstand derDGU verabschiedet. Die Leitlinien werden mit der Leitlinienkommission der DeutschenGesellschaft fr Orthopdie und Orthopdische Chirurgie (DGOOC) konsentiert.Diagnostik und Therapie unterliegen einem stndigen Wandel, so dass die Leitlinienregelmig berarbeitet werden.

    Die Methodik der Leitlinienentwicklung und das Verfahren der Konsensbildung sind ineiner gesonderten Ausarbeitung im Detail dargestellt, die jeder Leitlinie beigefgt ist. Deraktuelle Stand der Leitlinienentwicklung kann beim Leiter der Leitlinien-Kommission oderder Geschftsstelle der DGU erfragt werden ([email protected]).

    Leitlinien sollen rzten, Mitgliedern medizinischer Hilfsberufe, Patienten und interessiertenLaien zur Information dienen und zur Qualittssicherung beitragen. Hierbei ist zu berck-sichtigen, dass Leitlinien nicht in jeder Behandlungssituation uneingeschrnkt anwendbarsind. Die Freiheit des rztlichen Berufes kann und darf durch Leitlinien nichteingeschrnkt werden. Leitlinien sind daher Empfehlungen fr rztliches Handeln incharakteristischen Situationen. Im Einzelfall kann durchaus eine von den Leitlinienabweichende Diagnostik oder Therapie angezeigt sein. Leitlinien bercksichtigen in ersterLinie rztlich-wissenschaftliche und nicht wirtschaftliche Aspekte.

    Die unfallchirurgischen Leitlinien werden nach Mglichkeit stichwortartig ausgearbeitetund sollen kein Ersatz fr Lehrbcher oder Operationslehren sein. Daher sind dieLeitlinien so kurz wie mglich gehalten. Begleitmanahmen wie die allgemeineproperative Diagnostik oder die Indikation und Art einer eventuellenThromboseprophylaxe oder Antibiotikatherapie werden nicht im einzelnen beschrieben,sondern sind Gegenstand gesonderter Leitlinien. Die Behandlungsmethoden sind meistnur als kurze Bezeichnung und nicht mit Beschreibung der speziellen Technik aufgefhrt.Diese findet man in Operationslehren und wissenschaftlichen Publikationen.

    Die unfallchirurgischen Leitlinien sind nach einer einheitlichen Gliederung aufgebaut, sodass man bei allen Leitlinien z.B. unter Punkt 4 die Diagnostik mit ihren Unterpunktenfindet. Dabei kann die Gliederung einzelner Leitlinien in den Unterpunkten sinnvollangepasst werden.

    Die Leitlinien sind so abgefasst, dass sie fr die Zukunft Innovationen ermglichen undauch seltene, aber im Einzelfall sinnvolle Verfahren abdecken. Die Entwicklung desmedizinischen Wissens und der medizinischen Technik schreitet besonders auf demGebiet der Unfallchirurgie so rasch fort, dass die Leitlinien immer nur den momentanenStand widerspiegeln.

    Neue diagnostische und therapeutische Methoden, die in den vorliegenden Leitlinien nichterwhnt werden, knnen sich zuknftig als sinnvoll erweisen und entsprechendAnwendung finden.

    Die in den Leitlinien aufgefhrten typischen Schwierigkeiten, Risiken und Komplikations-mglichkeiten stellen naturgem keine vollstndige Auflistung aller im Einzelfallmglichen Eventualitten dar. Ihre Nennung weist darauf hin, dass sie auch trotz aller

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    Sorgfalt des handelnden Arztes eintreten knnen und im Streitfall von einemBehandlungsfehler abzugrenzen sind. Es muss immer damit gerechnet werden, dassselbst bei strikter Anwendung der Leitlinien das erwnschte Behandlungsergebnis nichterzielt werden kann.

    Leitlinien basieren auf wissenschaftlich gesicherten Studienergebnissen und demdiagnostischen und therapeutischen Konsens derjenigen, die Leitlinien formulieren.Medizinische Lehrmeinung kann aber nie homogen sein. Dies wird auch dadurchdokumentiert, dass verschiedene wissenschaftliche Fachgesellschaften Leitlinien zuhnlichen Themen mit gelegentlich unterschiedlichen Aussagen herausgeben.

    Leitlinien oberhalb des Niveaus S1 basieren u.a. auf einer systematischen Literatur-Recherche und -Bewertung mit dem Ziel, bestimmte Aussagen Evidenz basiert treffen zuknnen. Der Evidenzgrad wird nach den DELBI-Kriterien ermittelt. Leider finden sich inder Unfallchirurgie auf Grund des raschen medizinischen Fortschritts nur relativ wenigeEvidenz basierte Aussagen, weil dies zahlreiche aufwndige und teureForschungsarbeiten ber einen oft 10-jhrigen oder noch lngeren Zeitraum voraussetzt.

    Bei fraglichen Behandlungsfehlern ist es Aufgabe des Gerichtsgutachters, den zummageblichen Zeitpunkt geltenden Medizinischen Standard zu beschreiben und demGericht mitzuteilen. Die Funktion des fachspezifischen und erfahrenen Gutachters kannnicht durch Leitlinien ersetzt werden.

    Univ.-Prof. Dr. med. Klaus Michael Strmer Gttingen, den 3. September 2014Leiter der Leitlinien-KommissionDeutsche Gesellschaft fr Unfallchirurgie e.V

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    Schlsselwrter

    Patella, Luxation, Trochlea Dysplasie, Patellahochstand, patellarer Tilt, TTTGAbstand, Genu valgum, Musculus vastus medialis, Hyperlaxitt, habituellePatellaluxation, kongenitale Patellaluxation, neurogene Patellaluxation, patello-femorales Gelenk, Knieluxation, high-risk pivoting, Verletzungsartenverfahren,Patella Apprehension Test, osteochondrale Fraktur, Patella tangential, Patella bi- /tripartita, Patella Orthese, Retinaculumnaht, mediales patellofemorales Band,MPFL, autologer Sehnentransfer, laterales Release, Krafttraining, Koordinations-training, Kujala-Score, Tegner Score, IKDC, Reluxationsrate, Trochleaplastik

    Key words

    Patella dislocation, trochlea dysplasia, patella alta, patella tilt, TTTG distance,valgus knee, vastus medialis, hyperlaxity, hypermobility, habitual dislocation of thepatella, congenital patella dislocation, neurogenic patella dislocation,patellofemoral joint, knee dislocation, high-risk pivoting, patella apprehension test,osteochondral fracture, patella tangential view, patella sunrise, bipartite patella,tripartite patella, hinge brace, orthosis, retinaculum suture, medial patello-femoralligament, autologous tendon transfer, lateral release, weight training, coordinationexercising, Kujala-score, Tegner-Score, International Knee DocumentationCommittee, redislocation rate, trochleoplasty, resurgery rate, activity level,subjective, clinical, functional result

    1 Allgemeines

    Die allgemeine Prambel fr Unfallchirurgische Leitlinien ist integraler Bestandteilder vorliegenden Leitlinie. Die Leitlinie darf nicht ohne Bercksichtigung dieserPrambel angewandt, publiziert oder vervielfltigt werden.

    1.1 tiologie [3, 16, 17, 44]

    o Direktes adquates Trauma durch Sturz auf das Knie oder seitlichesAnpralltrauma (3%)

    o durch inadquates Trauma oder Gelegenheitsursache beivorbestehenden prdispositionellen Faktoren:

    Trochleadysplasie Patellahochstand erhhter patellarer Tilt erhhter Abstand der trochleren Rinne zur Tuberositas Tibiae

    (TT-TG Abstand) Genu valgum vermehrte tibiale Auentorsion vermehrte femorale Antetorsion M. vastus medialis Hypoplasie hyperlaxe ligamentre Fhrung der Patella straffer lateraler Bandapparat oder Narbe

    o durch Willkr auslsbare Luxation (habituelle Patellaluxation)

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    o bei der Geburt luxierte Patella (kongenitale Patellaluxation) meist miteinem Genu valgum kombiniert

    o durch abnormen Zug des M. vastus lateralis (neurogenePatellaluxation)

    o (Sub-) Luxation nach medial nach Behandlung einer lateralenInstabilitt (iatrogene Patellaluxation)

    1.2 Prventiono Muskelaufbautrainingo Koordinationstrainingo Mavolles Ausben von Sportarten mit Hakenschlageno Aufwrmen der Muskulaturo Optimale Ausrstung beim Sporto Allgemeine Unfallverhtung

    1.3 Lokalisation

    o Patellofemorales Gelenk

    1.4 Typische Begleitverletzungen [21, 27, 46, 47]

    o Verletzung des medialen patellofemoralen Ligaments (MPFL)o Chondrale/osteochondrale Abscherverletzungen der medialen

    Patellafacette oder des lateraler Femurkondylus mit freiemGelenkkrper

    o Knorpelschdeno