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Hitlers erster Griff nach der Macht

"Deshalb muß ein Diktatorgefunden werden"

Am 30. Januar 83 jährt sich zum fünfzigsten Mal derTag, an dem Hitler auf Betreiben der reaktionärstenKräfte des Finanzkapitals durch eine Intrige hinter denKulissen des Reichstags zum Kanzler gemacht wurde.O,r 30. Januar markierte den Beginn der faschisti-schen Terrorherrschalt, an dessen Ende millionenfa-cher Massenmord und die Verwüstung Euro!'as stan-den. Aus Anlaß des fünfzigsten Jahrestages wird der"Rote Morgen" in den nächsten Wochen einige Artikelbringen, die sich mit den Hintergründen der faschisti-schen Machtergreifung befassen.Unzählige Legenden sind mit Nachkriegszeit, um die dreistender Vorgeschichte des 30. Ja- Legendenbildungen als plumpenuars 1933 verknüpft worden, Zwecklügen zu enttarnen. Umzunächst - aus begreiflichen nur ein Beispiel anzuführen:Gründen - von den Nazis Am 12. Oktober 1945 wurde inselbst; nach der Befreiung ist Berlin ein Bericht veröffent-dann in der BRD ein ganzes licht, in dem ein unter der Lei-Heer von bürgerlichen Histori- tung des US-Senators Kilgorekern, Publizisten usw. daran ge- stehender Ausschuß die Ergeb-gangen, diese Legenden im In- nisse seiner Untersuchungsar-teresse des neuen Staates weiter- beit über Nazi-Verbrechen dar-zuspinnen. Durchgängig sieht- legte. In diesem Bericht hieß esbar ist dabei vor allem der Ver- unter anderem: ,,1. Es ist nichtsuch, die Rolle des Monopol- wahr, daß die deutschen Groß-kapitals bei der Errichtung des industriellen sich erst im letztenFaschismus zu verschleiern. Augenblick und halb gezwun-Hitler, so behauptet beispiels- gen dem Nationalsozialismusweise Joachim Fest, Autor des angeschlossen haben. Sie warenberüchtigten Hitler-Films und von Anfang an seine begeister-seines "Standardwerks" über ten Förderer. 2. Die Unterstüt-den Faschismus, "war weder zung seitens der .deutschenkäuflich noch im Bund rnit dem Schwerindustrie und Hochfi-Großkapital". nanz ermöglichte den National-

Wer .das Gegenteil nach- sozialisten die Machtergrei-weist, wird entweder vornehm fung. "

- der Ei~seitigkeit beschuldigt Spitzel deroder gleich als Sprachrohr von •

. DDR-Propanganda diffamiert. ReichswehrDabei genügt ein Blick auf ganz Im folgenden Artikel wollen wirunverdächtige Quellen, nämlich darstellen, wie und aus welchenauf Dokumente der US-Regie- Gründen die deutschen Großka ..•.rung aus der unmittelbaren pitalisten zu "begeisterten För-

derern" der Nazi-Partei wur-den. Beginnen wir mit Hitlerselbst. Er startete seine politi-sche Karriere keineswegs alsVolkstribun oder als Führereiner von den etablierten reak-tionären Kräften unabhängigenBewegung, sondern als. Spitzelder Reichswehr. Im Revolu-tionsjahr 1919stand er, aus demWeltkrieg zurückgekehrt, imDienst der Spionageabteilungdes bayrischenReichswehrkom-mandos. Seine Aufgabe war es,Versammlungen von revolutio-nären Arbeitern und Soldatenzu bespitzeln und seine Vorge-setzten im Kommando über dortzutage tretende Entwicklungenauf dem laufenden zu halten.

In seiner Funktion alsReichswehr-Agent geriet Hitlerim September 1919an die Deut-sche Arbeiterpartei (DAP), un-geachtet ihres Namens eine ul-trareaktionäre Sekte, die gegenden "jüdischen Bolschewismus"und für ein Bündnis der Arbei-terklasse mit dem "produktivenBürgertum" agitierte. .Hitlersetzte sich bald an die Spitze die-ses Zirkels und veranlaßte seineUmbenennung in "National-sozialistische Deutsche Arbei-terpartei" (NSDAP). Wie sehrauch der frischgebackene Par-teiführer Adolf Hitler noch anden Fäden hing, die im Offi-zierskorps der Reichswehr gezo-gen wurden, macht ein Briefdeutlich, den Hitlers Dienstvor-gesetzter Hauptmann Mayr anden GenerallandschaftsdirektorWolfgang Kapp (den Organisa-

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tor des Kapp-Putsches) richtete.Darin heißt es: "Seit Juli vori-gen Jahres schon suche ich ( ... )die Bewegung zu stärken ( .. ,.)Ich habe sehr tüchtige Leute aufdie Beine gebracht. Ein HerrHitler z. B. ist eine bewegendeKraft geworden, ein Volksred-ner I. Ranges."

Auch das Kapital war aufdiese "bewegende Kraft" auf-merksam geworden. Einige klei-nere Unternehmer im bayri-sehen Raum wie Bruckmann,Maffei, Bechstein begannen dieNazi-Partei finanziell zu unter-stützen. Aber Hitlers "Bewe-gung" hatte zu Beginn derzwanziger Jahre kaum mehr alslokale Münchner Bedeutung, siewar eine unter unzähligen reak-tionären und faschistischenFormationen im damaligenDeutschland. Für das Großka-pital waren vorerst andereGruppierungen wichtiger, bei-spielsweise die ••Antibolschewi-stische Liga". Deren Organisa-tor Eduard Stadtler berichtetespäter in seinen 1935 erschiene-nen Erinnerungen über eine Sit-.zung mit ••50'Herren", darunterHugo Stinnes, Albert Vögler,Ernst Borsig und Carl Friedrichvon Siemens - ••die ganze hau tevolee der Industrie-, Handels-

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und Bankenwelt" . Bei dieserSitzung stellten die Herren derLiga 500 Millionen Mark zurVerfügung und stifteten darüberhinaus - auf Anregung vonStinnes - einen ••Antibolsche-wistenfonds" .••Die Gelder wur-den auf dem Wege einer freiwil-ligen Selbstbesteuerung durchdie Industrie-, Handels- undBankorganisationen auf die ge-samten deutschen Unternehmenumgelegt. " ,

"Der Sozialismuswird fürimmer beseitigt"Damit wurden nun in erster Li-nie keineswegs antikommunisti-sche Propagandaaktionen fi-nanziert. Der größte Teil diesesso freigiebig gespendeten Geldesfloß vielmehr in die Kriegskas-sender Freikorps und andererreaktionärer Militärorganisa-tionen. So schufsich das Mono-polkapital neben der unter for-maler Kontrolle der SPD-Regie-rung stehenden Reichswehrauch noch eine Privatarmee zurUnterdrückung der revolutionä-ren Arbeiterbewegung. Warman sich in dieser Zielsetzungauch einig mit den rechten Füh-rern der Sozialdemokratie, so

! "

~,

HIt/er als Spitzel ~Fotoveröffentllcht in einer französlsdlenZeitung 1923

verfolgten bedeutende Teile der,Großbourgeoisie doch Pläne,die über die endgültige Zer-schlagung der Novemberrevolu-tion noch weit hinausgingen: Siewollten auch die im Zuge des re-volutionären Prozesses er-kämpften Reformen liquidie-ren, neben der Kommunisti-schen Partei auch die Gewerk-schaften und die Sozialdemo-kratie zerschlagen, im Zuge, ei- ..,ner Militärdiktatur die Vor-kriegsverhältnisse restaurierenund rasche Vorbereitungen füreine Revanche gegen die Sieger-mächte des ersten Weltkriegstreffen.

Diese Bestrebungen erreich-ten ihren ersten Höhepunkt mit,dem Kapp-Putsch vom Früh-jahr 1920. Der Versuch, eineMilitärdiktatur zu errichten,scheiterte jedoch am einheitli-chen Widerstarid der Arbeiter-klasse, an ihrem Generalstreikund ihren bewaffneten Abwehr-kämpfen. Damit wurden zwardie Grenzen der Konterrevolu-tion offen sichtbar; die reaktio-närsten Elemente des Monopol-kapitals jedoch betrieben auchnach der Niederlage von 1920ihre Putschpläne weiter.

Detaillierte Auskunft über,diese Pläne gibt ein Bericht, dender amerikanische BotschafterHoughton am 21. 9.1923 an sei-ne Regierung in Washington ka-belte. Houghton hatte eine langeUnterhaltung mit Hugo Stinnesgehabt, dem Besitzer der

Deutsch- LuxemburgischenBergwerks- und Hütten AG und"'-Vorstandsmitglied der Gelsen-kirchener Bergwerks AG. Stin-nes (1924 gestorben), der da-mals als reichster MannDeutschlands galt, hatte demBotschafter zunächst seine Vor-stellungen über eine künftigeArbeitsordnung enthüllt - Ab-schaffung des Achtstundentags,

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Aufbebung des Streikrechtsusw. - und dann erklärt, die Ar-beiter müßten zu einer solchenOrdnung mit Gewalt gezwungenwerden. "Deshalb sagte er", so

. Houghton in seinem Bericht,"muß ein Diktator gefundenwerden, ausgestattet mit Macht,

. alles zu tun, was irgendwie nötigist. So ein Mann muß die Spra-che des Volkes reden und selbstbürgerlich sein, und so einMann steht, bereit. Eine großevon Bayern ausgehende Bewe-gung, entschlossen, die altenMonarchien wiederherzustellen,sei nahe ( ... ) Die Kommunistenwerden rücksichtslos zerschmet-tert werden. ( ... ) Der Sozialis-mus wird nach diesen Erwartun-gen als eine politische Daseins-form in Deutschland für immerbeseitigt. "

Thyssens ersteSpendefür die NazisMit dem Mann, der bereit stand, .war zweifellos Adolf Hitler ge-meint. Und zur gleichen Zeit,wo Stinnes dem amerikanischenBotschafter seine Diktaturpläneoffenbarte, war ein anderer füh-render Monopolist nach Mün-chen geeilt: Fritz Thyssen, Vor-standsvorsitzender der Thys-sen&Co.AG, Mülheim und'später die führende Figur im1925 gegründeten StahltrustVereinigte Stahlwerke. Thyssenhatte sich im Oktober 1923 mitdem General Ludendorff ge-troffen, dem Chef des General-stabs im ersten Weltkrieg, undwar von diesem an Hitler weitere

~ vermittelt worden. In seinemBuch "Ipaid Hitler" (Ich bezahl-teHitler) schrieb der Stahlboß1941, daß schon vor seiner An-kunft in München große Gelderan den Nazi-Führer und den Ge-neral geflossen waren, "vor· al-

lem von Herrn Minoux von derFirma Stinnes. Ich für mein Teilgab ihm ungefähr einhundert-tausend Goldmark. Dies warmein erster Beitrag zur Natio-nalsozialistischen Partei."

lind wofür diese großzügi-gen Spenden? Hitler sollte denStinnes und Thyssen den Putschzur Zerschlagung der Weimarer

und hier baute auch Hitler mitdem nun reichlich fließendenGeld und mit Unterstützung derKahr-Regierung seine eigenenbewaffneten Banden auf.

Und dieses militärische Po-tential; 'von der bayrischen

. Reichswehr bis zur SA, sollteauf Berlin in Marsch gesetztwerden. Vorher jedoch wollte

Republik organisieren. Bayernwar zu dieser Zeit tatsächlich,wie Stinnes es gesagt hatte, dasZentrum der Reaktion. Der Mi-nisterpräsident Kahr hatte sichfaktisch von der BerlinerReichsregierung, in der auchdie SPD vertreten war, losge-sagt; er hatte zudem die bayri-sehe Reichswehr auf die Lan-desregierung vereidigen lassenund somit dem Berliner Kom-mando entzogen. In Bayernstanden zahlreiche Freikorps-Verbände, wie die berüchtigteTruppe unter dem Arbeiter-schlächter Kapitän Ehrhardr

man noch in Sachsen und Thü-ringen "aufräumen". Und dashatte seinen besonderen Grund.Im gesamten Reichsgebietwuchs im Verlauf des Jahres1923 die revolutionäre Stim-mung in der Arbeiterklasse. DieUrsachen dafür waren unter an-derem die Verschärfung derwirtschaftlichen Krise durcheine beispiellose Inflation unddie offenkundigen Putschvor-bereitungen der äußersten Re-aktion. Die KPD hatte schon imSommer einen "Antifaschisti-schen Tag" mit Massendemon-strationen in allen großen Städ-

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ten organisiert. Sie drängte dieSPD-Führunl!: zur Bildung ge-gemeinsamer, antifaschistischerAbwehrausschüsse, zur Bewaff-nung der Arbeiter und zur Vor-bereitung eines Generalstreiksgegen die faschistische Gefahr.Jedoch ohne Erfolg.

Nur in Sachsen und Thürin-gen konnte ein Zusammengehender beiden Arbeiterparteien ver-wirklicht werden, was sich unteranderem auch in einer gemein-samen Regierungsbildung nie-derschlug. Hier wurden die not-wendigen Maßnahmen gegendie faschistischen Verbände er-griffen; hier wurde auch aufge-deckt, daß ein großer Teil derkonterrevolutionären Freikorpsillegal der Reichswehr angeglie-dert worden war und nun die so-genannte schwarze Reichswehrbildeten. So war es auch nichtverwunderlich, daß Sachsenund Thüringen von der gesam-ten Reaktion ins Fadenkreuz ge-nommen wurden, und daß auchder erste Schlag der bayrischen

Putschisten in diese Richtunggehen sollte.

Die Ereignisse nahmen imHerbst 1923jedoch einen ande-ren Verlauf, als es Stinnesund Thyssen, Kahr und Hitlererwartet hatten. Denn noch be-vor sie losschlagen konnten, ließdie Berlinger Regierung selbstTruppen nach Sachsen undThüringen marschieren, diedortigen Regierungen absetzenund die proletarischen Hundert-schaften in beiden Ländern auf- .lösen. Nachdem sie dieses Werk·vollbracht hatte,: zog sich dieSPD aus der Reichsregierungzurück und machte einerRechtskoalition Platz, der unteranderem auch Kahrs BayrischeVolkspartei angehörte.

Die KPD wurde verboten.Reichspräsident Ebert (SPD)übertrug die Vollzugsgewalt anGeneral von Seeckt, den Chefder Reichswehr, und machte ihndamit faktisch zu einem "lega-len" Militärdiktator. Unter die-

sen Bedingungen waren dieWÜnsche des überwiegendenTeils der Monopolbourgeoisiezunächst befriedigt. Damit hat-te das von Thyssen und Stinnesangestiftete Putschunterneh-men keine Basis mehr. Als Hit-ler und seine bewaffneten Ban-den dann am 9. November 1923dennoch losmarschierten, wa-ren sie völlig isoliert. Ihre Ak-tion brach sofort zusammen, dieVerschwörer wurden von der'"Polizei einkassiert.

Bleibt noch eines nachzutra-gen: 6345 revolutionäre Arbei-ter, die sich an den Kämpfenund antifaschistischen Aktio-nen des Jahres 1923(unter ande-rem am Hamburger Aufstand)beteiligt hatten, wurden zu ins-gesamt 4670 Jahren Freiheits-strafe verurteilt. Der Putschistund Hochverräter Adolf Hitlerdagegen konnte seine - imübrigen äußerst komfortable -Haftzelle schon nach acht MQ.;.-naten wieder verlassen. Er wur-de ja noch gebraucht.

Hitler-Putsch im November 1923

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Wie die-Kohle- und Stahlbarone dieNazi-Partei hochpäppelten

D~r29. Oktober 1929 ist als "SchwarZer Freitag" in die eine 6prozentige Kürzung derGeschichte eingegangen'. An diesem Tag stürzten die Bezüge von Beamten und Rent-

nern vor - verbunden mit derAktienkurse an der New Yorker Börse ins Boden- Empfehlung, daß in der priva-'lose - das sichtbare Zeichen des Beginns einer tiefen ten Wirtschaft genauso verfah-

, zyklischen Krise der kapitalistischen Weltwirtschaft. In. ren werde ..Gleichzeitig wurden, Deutschland wurde schon 1929 ein "Minuswachstum" die Gewerbesteuern für die Un-

[•..•

::!',.,.' ..' verzeichnet, und die Kapitalisten reagierten darauf ge- ,!~~~~~mer um 20 Prozent ge-nauso wie heute: Sie .forderten die Wende ~ damals Brüning ging also daran, dienoch ••Wendung" geheißen. Forderungen der oben erwähn-

',' .Am 12.Dezember 1929 ver- gliederversammlung des RDI ten RDI-Denkschrift in Regie-, öffentlich te der Reichsverband die Forderung nach "einer· rungspolitik umzusetzen. Uni

der Deutschen Industrie (RDI) festen und beständigen Regie- diesen Prozeß reibungslos zu ge-eineDenkschrift, in der es hieß: rung, die durchzugreifen ernst- stalten, hatten führende Mono-"Die deutsche Wirtschaft steht haft gewillt ist." Eine offene pole ihre Vertreter in die Reichs-am Scheidewege. Wenn es nicht Kampfansage des Kapitals ge- regierung entsandt. Das mächti-endlich gelingt, das Steuer um- gen die vom SPD-Kanzler Mül- ge Chemie-Monopol IG Farbenzulegen und unserer Wirt- ler geführte Reichsregierung in (in dem damals die heutigenschafts-, Finanz- und Sozialpo- Berlin. Und ein Vierteljahr spä- Konzerne Bayer, Hoechst und

'litik eine entscheidende Wen- ter war diese Regierung denn BASF zusammengefaßt waren)j' dung zu geben, dann ist der Nie- auch gestürzt - übrigens nicht hatte beispielsweise gleich drei,b'. dergang der deutschen Wirt- auf dem, Wege über Wahlen, Direktoren abgestellt, die ge-

V·'·schaft besiegelt." Was dann an sondern dadurch, daß Müllers meinsam bzw. nacheinander als" . konkreten Forderungen aufge-bürgerliche Koalitionspartner, Wirtschafts- und Finanzmini-',.', 1istet wurde, liest sich wie der dem Verlangen des RDI entspre- ster der Brüning-Regierung fun-t; Katalog .im berüchtigten chend, das Regierungsbündnis gierten.r Lambsdorff-Papier: "Fühlbare platzen ließen. • So erfüllte die neue Reichs-

,~:. Entlastung von denjenigen B ... R· regierung wesentliche innenpo-r. Steuern, die die Kapitalbildung ,mnlng~ egune litische Zielsetzungen des Groß-

hindern oder Kapital zerstörend des" kapitals, namentlich den schritt-wirken"; Beschaffung von A h h weisen Abbau des Parlamenta-Haushaltsmitteln "stärker als' usna merec ts rismus durch Gebrauch desbisher durch indirekte Besteue- Heimich Brüning, ein Politiker Ausnahmerechts unddie Schaf-rung"; die Wirtschaft müsse der katholischen Zentrumspar- fung eines größeren Spielraums"von allen unwirtschaftlichen tei, bildete im März 1930 ein für massive Angriffe auf soziale

~ Hemmnissen befreit werden"; neues Kabinett unter Ausschluß und gewerkschaftliche RechteAusgaben und Leistungen der der SPD. 'Und dieses Kabirtett durch das Ausschalten der SPDSozialversicherung müßten stützte sich nun nicht mehr auf als Regierungspartei. Hinter

~ "den Grenzen wirtschaftlicher parlamentarische Mehrheiten dieser Regierung stand der über-Tragfähigkeit angepaßt wer- im Reichstag, sondern es regier- wiegende Teil des Finanzkapi-den"; "die staatliche Zwangs-te immer mehr mit diktatori- tals, VQrallem die Chemie- und

~einWirkung auf die Gestaltung sehen Notverordnungen, zu Elektromonopole. die Export-der Lohn-: und Arbeitsbedin- denen der Reichspräsident Hin- industrie, ein Teil'der Großban-gungen ist zu beseitigen." denburg aufgrund .seines Aus-' ken, sowie eine Gruppe der

Und auch das mutet bekannt nahmerechts nach § 48 der Wei- Schwerindustrie um Krupp,.an: Wenige Wochen nach Her- marer Verfassung den' Kanzler Klöckner und Otto Wolff.ausgabe dieser Denkschrift er- ermächtigen konnte. Die erste...... Aber es war eben nur ein Teilhob eine außerordentliche Mit- dieser Notverordnungen sah des Finanzkapitals, der seine.

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Interessen - vorerst - durchBrünings Notstands-Regimevertreten sah. Ein anderer,wenn auch 1930 noch wesentlichkleinerer Teil setzte schon zudieser Zeit auf eine andere Poli- .tik und auf einen anderenMann: Adolf Hitler. Unterdenen, die schon frühzeitig dieBrauchbarkeit des Führers derNazi-Partei erkannten, ist anerster Stelle Fritz Thyssen zunennen, der schon den Hitler-Pu tsch von 1923 finanziert hatte.

Diese Brauchbarkeit beruhteim wesentlichen auf einem be-deutenden Umstand, der die Na-zi-Partei von den sonstigen fa-schistischen Grüppchen und ul-trareaktionären Terrorbandenunterschied.

Hitters"Zaubermittet"Hitler selbst hatte diesen Unter-schied bereits 1922 in einerDenkschrift herausgehoben, dieer im Anschluß an Vorträge vordem "Hamburger National-club" an Industrielle im ganzenReichsgebiet schickte. Darinumriß er das große ProblemdesMonopolkapitals, nämlich dieTatsache, daß ein großer Teil derBevölkerung "marxistisch ver-seucht" war, will heißen: unterdem Einfluß der KPD und derSozialdemokratie stand (unddieser Einfluß erstreckte sichdurchaus nicht nur auf die Ar-beiterklasse). Dann stellte der"Führer" in schlichter Eindeu-tigkeit die Zielsetzung seinerPartei vor: "Ihr Ziel heißt ganzkurz: Vernichtung und Ausrot-tung der marxistischen Weltan-schauung". Und schließlich er-läuterte er die dafür einzuset-zenden Mittel: ,,1. eine unver-gleichliche, genial aufgezogenePropaganda- und Aufklärungs-organisation; 2. eine Organisa-

tion rücksichtslosester Kraftund brutalster Entschlossen-heit, bereit, jedem Terror des

. Marxismus einen noch zehnfachgrößeren entgegenzusetzen, diesogenannte Sturmabteilung derBewegung."

Es war gerade diese Kombi-nation von "genial aufgezoge-ner Propaganda" und der Be-reitschaft zu nacktem Terror,die Hitlers Partei für die aggres-sivsten Elemente des Finanz-kapitals schon interessantmachte. Denn die rein militä-risch organisierten Banden wieetwa die Freikorps, deren Tätig-keit sich im Mordterror gegendie Arbeiterklasse erschöpfte,konnten sich niemals eine Mas-

ihres offenkundigen Klassen-charakters die Möglichkeit, einewirkliche und aktivistische Mas~senbewegung gegen das Weima-rer "System" im Kleinbürger-tum zu entfalten, ganz zuschweigen davon, daß ihr Ein-fluß auch auf rückschrittlicheSchichten der Arbeiterklasseohnehin bei Null lag.

Die Hitlersche Kombinationjedoch bot da ganz andere Mög-lichkeiten. Auf dem Höhepunkt.der Nazi-Bewegung im Jahr1932 hat die großkapitalisfische"Deutsche Allgemeine Zeitung"in einem anerkennenden Kom-mentar plastisch deutlich ge-macht: "Diese Massen aber hatin der Tat vor ihm (Hitler) im

•••••••••••Hitler mit dem Kohle-Magnaten Emil Kirdorf

senbasis verschaffen, Sie wirk- Zeichen des nationalen Gedanvten auch auf, breite Schichten kens niemand auf die Beine ge-des Kleinbürgertums eher ab- bracht, weil kein politischerschreckend. Und den traditio- Führer die Vorurteilslosigkeitnellen politischen Organisatio- besaß, der marxistischen Ver-nen (etwa der Deutschnationa- seuchung einen deutschen So-len Volkspartei DNVP), auf die zialismus entgegenzusetzen, dersich vor allem der schwerindu- eine überraschende magnetischestrielle Flügel des MOJ!0pol- Wirkung ausübte. Mit keinemkapitals stützte, fehlte aufgrund anderen Zaubermittel war die-

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ser Erfolg zu erzielen."Dieses Zaubermittel war

eben eine hemmungslose dema-gogische Propaganda, die denMarxismus, das Kapital und dasJudentum zu einem einheitli-chen Feindbild zusammenrühr-te, übelste chauvinistische Hetzemit der Propagierung einerVolksgemeinschaft zwischenden Werktätigen und den"schaffenden" deutschen Un-ternehmern verband und die vorallem den zunehmend von derVerelendung bedrohten klein-bürgerlichen Schichten dasBlaue vom Himmel versprach.Um aber eine solche Propagan-da mit den Mitteln modernsteramerikanischer Reklametech-nik überhaupt erst entfalten zu

_können, brauchte man Geld,viel Geld.

HitIer wird ,hoffähig gemachtUnd bereits Mitte der 20er Jahrewar es nicht nur Fritz Thyssen,der in' der Finanzierung dieserNazi-Partei eine sinnvolle Kapi-talanlage sah. Als Hitler ~ denJahren 1926 und '27 eine Vor-tragstournee durch das Rhein!Ruhrgebiet unternahm, um denhier ansässigen Schwerindu-striellen seine Absichten zu er-läutern, hörte ihm bei einemVortrag im Essener Friedrich-Krupp-Saal auch Emil Kirdorfzu, Ehrenvorsitzender des Vor-stands der GelsenkirchenerBergwerk AG und einer dereinflußreichsten Magnaten derMontanindustrie (die "Gelsen-berg" hielt unter anderem einbedeutendes Aktienpaket amdeutschen Stahltrust, den Ver-einigten Stahlwerken).

Kirdorf bat Hitler zu einerPrivataudienz und erteilte ihmden Auftrag, seine Auffassun-gen in einer Broschüre zusam-menzufassen. Kirdorf höchst-

persönlich verbreitete diese Bro-schüre dann unter Unterneh-mern an Rhein und Ruhr. Ersorgte auch für einen Kontaktzwischen dem Nazi-Führer unddem Verleger Reismann-Grone,der die "Rheinisch-WestfälischeZeitung", ein Sprachrohr desRuhrbergbaus herausgab. Kir-dorf und Reismann-Gronebrachten Hitler schließlich mitAlfred Hugenberg zusammen,einem Führer der DNVP, der zujener Zeit das größte Medienim-perium der Weimarer Republikbeherrschte. Über Hugenbergstieß dann der erste bedeutendeBankier zu Hitler: HjalmarSchacht, ehemaliger Präsidentder Reichsbank.

Namentlich Schacht sorgtenun dafür, die Hitlersche Bewe- >

gung noch besser auf die Be-dürfnisse ihrer großkapitalisti-sehen Förderer auszurichten. Ersetzte durch, daß Hitlers Wirt-

schaftsberater Gottfried Federdurch einen Vertrauensmannder Schwerindustrie, .den Re-dakteur .der "Berliner Börsen-zeitung" Walther Funk ersetztund daß Reismann-GronesSchwiegersohn Otto Dietrichzum Pressechef der Nazi-Parteigemacht wurde.

Im Sommer 1929 organisier-ten die reaktionären Organisa-tionen, die sich als "nationaleOpposition" gegen die zu jenerZeit, noch amtierende SPD-Re-gierung verstanden, ein Volks-begehren gegen den sogenann-ten Young-Plan, in dem die Re-.parationszahlungen des Welt-krieg-Verlierers Deutschland ge-mäß dem Versailler Vertrag neufestgeschrieben worden waren.Und im Reichsausschuß fürdieses Volksbegehren saß nunneben Hugenberg von derDeutschnationalen Volkspartei, .neben Franz Seldte von der

Hitler und Hugenberg (vorne links) - Verbündete im Kampfgegen das Weimarer "System"

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reaktionären Frontkämpferor-ganisation "Stahlhelm" undHeinrich Claß vom "Altdeut-schen Verband" auch AdoltHitler. Etwa zur gleichen Zeitnahm Emil Kirdorf demonstra-tiv an einem Parteitag derNSDAP in Nürnberg teil.

So wurde Hitler gezielt undbewußt hoffähig gemacht. Sonahm man ihm den Makel einesgefährlichen, aber auch abson-derlichen Sektierertums, den erzu dieser Zeit in vielen Augennoch hatte. Hitler war nun fürdie breiten Massen zu einem an-erkannten und respektiertenFührer der "nationalen Opposi-tion" aufgebaut worden; undinnerhalb des Finanzkapitalswar er nun der sichtbare Reprä-sentant einer bedeutendenGruppe der Schwerindustrie, zuder jetzt neben Thyssen und Kir-dorf beispielsweise auch AlbertVögler, der Generaldirektor desStahltrusts oder Otto Stein-brinck von der Fr. Flick AGgehörten.

In welcher Einmütigkeit sichgroße Teile der Schwerindustrie,bereits 1930 auf Hitlers Pro-gramm der "Ausrottung desMarxismus" verständigt hatten,zeigt der Umstand, daß es Kir-dorf zu jener Zeit gelang, imKohlesyndikat den Beschlußdurchzusetzen, von jeder ver-kauften Tonne Kohle fünf Pfen-lüg an die Nazi-Partei abzufüh-ren. Und das war natürlich nichtdie einzige Spende, die nun indie faschistische Kriegskassefloß. Die massive finanzielleUnterstützung und die Aufwer-tung Hitlers zum Führer der"nationalen Opposition" sindder Schlüssel für die großen Er-folge der Nazi-Partei bei denReichstagswahlen im September1930. Sie konnte über sechsMillionen Stimmen erringenund die Zahl ihrer Reichstags-

mandate von 12 auf 107 erhö-hen. Sie war nun, übrigens imwesentlichen auf Kosten deranderen reaktionär-bürgerli-chen Parteien, zur zweitstärk-sten Kraft nach der SPD gewor-den.

Der Einsatz der Thyssen undKirdorf hatte sich also gelohnt.Und schon zwei Monate nachdieser Wahl stellte Fritz Thyssenim Hauptausschuß des RDI denFührungsanspruch der von ihmrepräsentierten schwerindu-striellen Gruppe und fordertedie Regierungsbeteiligung "sei-ner" Partei, der NSDAP. DieserAnspruch sollte dann zwei Jahrelang immer wieder gestellt wer-

den - wie man weiß schließlichmit Erfolg.

Kennzeichnend für die kei-neswegs stabile Position derChemie-Elektrogruppe war esnun, daß Thyssens aggressiverVorstoß keineswegs zurückge-wiesen wurde. Diese Gruppe be-auftragte "ihren" Kanzler Brü-ning vielmehr, Verhandlungenmit Hitler aufzunehmen. Aberdiese Verhandlungen brachtenkein Ergebnis. Denn Hitler undseine Hintermänner wollten sichnicht mit einigen Posten zu-friedengeben. Sie wollten dieKanzlerschaft, sie wollten dieFührung der Reichsregierung -und nicht weniger.

..•.Faschistisches Rollkommando