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Syntax und Morphologie Syntax und Morphologie Einführungskurs . Vorlesung

04. Morphologische Strukturen

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Page 1: 04. Morphologische Strukturen

Syntax und MorphologieSyntax und Morphologie

Einführungskurs4. Vorlesung

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Überblick über die traditionelle Sprachtypologie

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Sprachtypologische Aspekte

Sprachen variieren dahingehend, welche Information morphologisch ausgedrückt wird

Sprachen können nach ihrer morphologischen Struktur klassifiziert werden.

Traditionelle Typologie (Bloomfield 1933) unterscheidet:• Isolierende Sprachen• Agglutinierende Sprachen• Flektierende Sprachen• Polysynthetische Sprachen

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Sprachtypologische AspekteFlektierende Sprachen (Indoeuropäische Sprachen)

• Grammatische Merkmale werden über Flexion ausgedrückt (stark: Latein, Russisch - schwach: Englisch)

• Mehrere distinkte morphologische Merkmale können in einem gebundenem Morphem stecken

Polysynthetische Sprachen (Inuit-Sprachen)

• Strukturelle Information wird morphologisch ausgedrückt, z.B. die Argumente eines Verbs (= Inkorporation)

• Yupik: qayá:liyú:lú:ní

„er konnte sehr gut (-yu) Kajaks (qaya:-) bauen“

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Sprachtypologische Aspekte

Isolierende Sprachen: (Mandarin, Vietnamesisch)• Keine gebundenen Formen (keine Affixe)

• Keine Flexion

• Komposition als einzige morphologische Operation

Agglutinierende Sprachen: (Finno-Ugrisch, Türkisch)• Alle gebundenen Formen sind zum Stamm hinzugefügte Affixe

• Jeder Affix repräsentiert ein distinktes morphologisches Merkmal

Türkisch: cöp+lük+ler+imiz+de+ki+ler+den+mi+y+di

Abfall+AFF+PL+1P/PL+LOC+REL+PL+ABL+INT+AUX+PAST

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Probleme der traditionellen morphologischen Typologie

Inkohärent, weil...:Kontinuum anstatt 4 diskrete Typen

Bsp. Englisch: kaum Flexion --> isolierend

Derivation --> agglutinierend Komposition --> teilweise polysynthetisch

Verhältnis Morphologie - Syntax bleibt offenz.B. Frage nach der Beziehung zwischen Komposition und Syntax

Frz. + Dt. haben Flexion,

aber frz. Komposita sind Reflexe der syntaktischen Phrasenstruktur (Verb + Objekt), dt. Komposita sind meist Nomen-Nomen-Komposita

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Zur Morphemklassifikation

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Morphemklassen IFreies Morphem

Kann ohne direkte Bindung an ein anderes Morphem frei im Satz auftreten

lexikalisch autonom, wortfähig

Bsp.: Tür

Gebundenes Morphem Tritt immer nur zusammen mit anderem Morphem auf

Nicht allein wortfähig

Bsp.: Tür- en, fanat-isch,

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Morphemklassen II

Basismorpheme (Grundmorpheme, Wurzel) - BM• Ausgangspunkt für Flexion und Derivation

ge-les-en, les-bar

Wortbildungsmorpheme(Wortbildungsaffixe) - WBMles-bar, Eitel-keit

Grammatische Morpheme (Flexive, Flexionsaffixe) -GMles-bar-e, sag-t

Stamm• Morphem (BM) oder Morphemgefüge (BM+WBM), an die ein

GM treten kann.Haustür-e

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Basismorpheme und Flexive

Basismorpheme• Träger einer lexikalisch-begrifflichen Bedeutung

• Prinzipiell wortfähig

• Kompositionsgliedfähig bzw. basisfähig (Derivation)

Flexive (Flexionsmorpheme)• Synchron gesehen: geschlossener Bestand

(vollständig aufzählbar)

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Morphologische Operationen

Flexion• Bildung von Wortformen

Wortbildung

• Erweiterung des Wortinventars • Zentrale Wortbildungsprozesse:

a. Komposition

Zusammensetzungen aus sonst frei vorkommenden MorphemenBsp.: Donaudampfschiffskapitänsmützenabzeichen

b. Derivation

Ableitung durch AffigierungBsp.: Beschreibung, ausfragen, sachlich

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WortstrukturtypenEinfache Wörter:• Basismorphem (+ optionales grammatisches Morphem)

Fach-(+GM)

Abgeleitete Wörter:• Mit Hilfe von WB-Morphem von Basis abgeleitet

(+ optionales grammatisches Morphem)Fach-lich-(+GM)

Zusammengesetzte Wörter:• Bestehen aus zwei oder mehreren Basen

(+ optionales grammatisches Morphem)Fach-buch-(+BM)-(+GM)

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Besondere Morpheme I

Reihenbildende Basismorpheme • -arm, -reich, -voll

Gebundene Basismorpheme (Konfixe)• Haben lexikalisch-begriffliche Bedeutung

• therm-, elektr-, bio-, fanat-, stief-

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Besondere Morpheme IIPortemanteau Morph[em](Kleiderständer/Schachtelmorphem)

Realisiert mehrere Morpheme1-zu-n-Abbildung von Form und FunktionBsp.: -au (à+le) im Frz. = „dat, mask, def, sing“

Unikales (blockiertes) MorphemTreten nur in einer einzigen Verbindung mit einem anderen Morphem zusammen aufBsp.: Him-beere

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Homonymie zwischen Affix und Basismorphem

... wenn formgleiche Morpheme aufgrund völlig verschiedener Bedeutungen einmal als Basismorphem frei vorkommen, in anderer Umgebung aber als Affix gebunden sind.

Beispiele:• Schaft/-schaft in Stiefelschaft/Studentenschaft

• er/er-/-er in er lacht / erringen / Maler

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Flexion und Wortarten

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Grundbegriffe bzgl. „Wort“

Lexem

Linguistische Einheit mit bestimmter Wortart

Lexikalisches Wort

Bsp.: Maus

Wortform

Flektierte Form eines Lexems

Bsp.: Maus, Mäuse, Mäusen

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Grundbegriffe bzgl. „Wort“

Grammatisches (=morphosyntaktisches) Wort

Wortform plus grammatische Funktion

Zu einer Wortform können mehrere grammatische Wörter gehören.Bsp.: Maus nom., sg. ; Mäuse nom., pl. ; Mäusen akk., pl.

Zitierform (Lemma)

Kodifizierte Wortform

Per Konvention ausgewählter LexikoneintragBsp.: Maus als Wb-Eintrag

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Was ist Flexion?

flexio (lat. = ‚Biegung‘)

Bildung und geregelte Veränderung der Wortformen bestimmter Klassen

Verbindung der Wortstämme mit Flexionsformativen (= Laut/Schriftformen der Flexionsmorpheme)

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Flexion

Wortstämme bestimmter Wortarten werden in morphologisch verschiedenen Wortformen realisiert, die regelhaft wortartspezifischverschiedene syntaktisch-semantische Funktionen mitausdrücken. (Bussmann 1990)

• Nomen --> Deklination• Verb --> Konjugation• Adjektiv --> Komparation, Deklination

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Flexionsparadigma

Gesamtheit der Wortformen eines Lexems, angeordnet in einer konventionell festgelegten Reihenfolge

Auch: Flexionsschema, Flexionstabelle

(vereinfachtes) Bsp.: lesen - las - gelesen

lese lesen

liest lest

liest lesen

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Aufgaben der Flexion

Flexionsformative zeigen an, dass den flektierten Wortklassen bestimmte Kategorien (Genus, Numerus, Kasus, Tempus etc.) zugeordnet sind.

• Generische Kategorien (Beschreibungsdimension) vs. Spezifische Kategorien (Werteausprägung der jeweiligen Dimension)Bsp.: Maus [NUMERUS: sg] [GENUS: fem]

• Kategorien werden durch Klassen von Flexionsmorphemen verkörpert.

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Aufgaben der Flexion

Flexionsmorpheme drücken grammatischeBedeutungen bzw. syntaktische Funktionen aus.Bsp.: -en in Hunden

• Pluralmorphem: grammatische Bedeutung ‚gegliederte Vielzahl‘• Dativmorphem: syntaktische Funktion‚ indirektes

Objekt‘

Flexionsformen drücken grammatische Kongruenzaus.Bsp.: der große Baum - die großen Bäume

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Aufgaben der Flexion

Flexionsformen haben auch kommunikativ-pragmatische Aufgaben, z.B. kennzeichnen die Modusformen des Verbs die Geltung sprachlicher Äußerungen.Bsp.: ich komme vs. ich käme

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Flexionsformative:Inventar

1. Additive FormativeWerden dem Wortstamm hinzugefügtFlexionsaffixe (lat. affixus ‚angeheftet‘)Hilfsverben haben, sein, werden

a) Kontinuierliche Formative- Werden allein oder kombiniert in ununterbrochener Folge angefügt- Meist Flexionssuffixe

wie -e, -(e)n, -er, -(e)s, -(e)t, -(e)st, -(e)ns, -(e)nd, -em

- Bilden i.d.R. synthetische Formen

b) Diskontinuierliche Formative- Treten durch Formative anderer Klassen getrennt voneinander auf- z.B. Hilfsverb plus Infinitiv/Partizip (hat etwas gesehen, wird morgen

kommen, am größten)- Bilden i.d.R. analytische Formen

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Flexionsformative:Inventar

2. Nicht-additive FormativeFormative, die durch Lautwechsel in Erscheinung treten (innere Flexion) - Ablaut: liegen - lag - gelegen

- Umlaut: wurde - würde; Tochter - Töchter

- Brechung: ich gebe - du gibst

3. Formative mit additiver und nicht-additiverKomponente

Beide Komponenten erscheinen, z.B. Verben mit sog. Rückumlaut: brenne - brannte

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Flexionsformative:Inventar

4. Morpheme ohne unmittelbare FormativrepräsentationFlexionsmorpheme, die nicht unmittelbar durch entsprechendes Formativ angezeigt sind

= Nullmorphem (Nullstelle, ø)

Verdeutlichung von Kategorien

Beispiele:

Indikativ : Konjunktiv (du komm-ø-st : komm-e-st)

Präsens : Präteritum (du leg-ø-st : leg-te-st)

Singular : Plural (die Frau-ø : die Frau-en)

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Form& grammatische Funktion

Keine 1:1-Abbildung ! ! !Redundanz

Eine Funktion - mehrere FormenBsp.: Dreifache Kennzeichnung des Plurals in die Wälder (Artikel, Umlaut, Morphem)

Portemanteaumorphem (Polyfunktionalität)

Eine Form - mehrere FunktionenBsp.: -er markiert als GM Plural/Genitivplural und als Wobi-Suffix das maskulineSubstantiv (der Lehrer)

Synkretismus (Polyfunktionalität)

Eine Flexionsform korrespondiert zu verschiedenen morphosyntaktischen BeschreibungenAusdrückbar durch PortemanteaumorphemBsp.: Dach (neutr., nom., sg./neutr., akk., sg./ neutr., dat., sg.)

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Form& grammatische FunktionHomonymie (Polyfunktionalität)

Formen verschiedener Lexeme fallen zufällig zusammenBsp.: trockene (Verbform oder Adjektivform)

-er in Läufer vs. -er in meiner

Polysemie (Polyfunktionalität)

Gleiche Form in BedeutungsvariantenBsp.: -er in Bohrer, Mixer, Sender und in Läufer, Leser, Sender

AllomorphieEin und dasselbe Morphem wird verschieden realisiertBsp.: Ort - örtlich, Wand- Wände, adlig - adelig

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Morphologische Veränderungder grammatischen Funktion

Passivierung:• Die Studentin kauft ein Buch. -- das Buch wird gekauft.

Kausative: Chichewa (Bantu-Spr.) nach (Baker 1988) • Mtsikana a+na+u+gw+ets+a mtsuko

girl SubjAgr+PAST+ObjAgr+fall+CAUS+ASP waterpot„the girl made the waterpot fall“

Applikative: Chichewa nach (Baker 1988) • Mbidzi zi+na+perek+er+a nkhandwe msampha

zebras SubjAgr+PAST+hand+APPL+ASP fox trap„the zebras handed the fox the trap“

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Wortarten (parts of speech)

Ergebnis der Klassifizierung der Wörter nach Form- undBedeutungsmerkmalen

Zahl schwankt je nach Gliederungsaspekten und Zweck (z.B. Tagging)

Mögliche Gliederungsaspekte:morphologisch• Flektierbar?

syntaktisch• Satzgliedwertig?, mit Kasusforderung?, artikelfähig? etc.

semantisch• Dinglichkeit? Eigenschaft?, Prozess?, Relation?

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Wortarten des Deutschen

(Nach Helbig/Buscha 1984)

1. Hauptwortklassen:a) Verben

b) Substantivwörter

c) Adjektive

d) Adverbien

2. Funktionswörter:a) Artikelwörterb) Präpositionenc) Konjunktionend) Partikelne) Modalwörterf) Negationswörterg) Satzäquivalente

h) Pronomen „es“

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XEROX Tagset für DeutschTag Description Example

+NOUN

common noun, nominalized adjective,nominalized infinitive,or proper name

Hut, Leute [das] Gute, [das] Wollen, Peter, [die]Schweiz

+VVFIN finite verb form [er] sagt

+VVINF infinitive [er will] sagen, einkaufen

+VVIZU infinitive with incorporated "zu" [um] einzukaufen

+VVPP past participle: [er hat] gesagt

+VAFIN finite auxiliary [er] ist, [sie] haben

+VAINF auxiliary infinitive [er will groß] sein

+VAPP auxiliary past participle [er ist groß] geworden

+VMFIN finite modal [er] kann, [er] mochte

+VMINFmodal infinitive [er wird kommen] können, [er hat kommen]

wollen

+VMPP modal past participle [er hat es] gekonnt

+ART article der [Mann], eine [Frau]

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Tag Description Example

+PERSPRO personal pronoun ich, du, ihm, mich, uns

+REFLPRO reflexive "sich" sich

+REZPRO reciprocal "einander" einander

+POSPRO possessive pronoun [das ist] meins

+POSDET possessive determiner mein [Haus]

+INDDET indefinite determiner kein [Mensch]

+RELPRO relative pronoun [der Mann,] der [lacht]

+WPRO interrogative pronoun wer [ist da?]

+WDET interrogative determiner welche [Nummer?]

+ADV non-adjectival adverb oft, heute, bald, vielleicht

+CARD cardinal 1, eins, 1/8, 205

+ORD ordinal 2., dritter, 1.2.

+COORD coordinating conjunction und, oder

+SENT sentence final punctuation . ; ? !

+CM comma ,

+PUNCT other punctuation, bracket : ( ) [ ] - "K ''

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Semantische Gliederung des Nomen substantivus

KonkretaBezeichnen Gegenständliches: Dach, Frau, Ball

• Appellativa (Gattungsnamen): Mensch, Säugetier, Pflanze

• Stoffnamen: Holz, Brot, Wasser, Sauerstoff

• Kollektiva (Sammelnamen): Literatur, Obst, Vieh

• Individuativa (Eigennamen): Heidelberg, Otto, Pfälzer Wald

AbstraktaBezeichnen Nicht-Gegenständliches:

• Bezeichnung von Beziehungen: Freundschaft, Ordnung

• Bezeichnung von Eigenschaften: Klugheit, Härte

• Bezeichnung von Vorgängen/Zuständen: Leben, Bewegung

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Syntaktische Gliederung des Nomen substantivus (Dt.)

Einteilung nach Funktion im Satz, die sich aus Einsetzbarkeit in „Leerstellen“ einer anderen selegierenden Kategorie ergibt.

Subjekt Die Frau kommt.

Direktes Objekt Max gibt der Frau ein Buch.

Indirektes Objekt Max gibt der Frau ein Buch.

Präpositionalobjekt Die Frau bekommt von Max ein Buch.

Präpositionalattribut Das Buch von diesem Verlag ...Präpositionaladverb Die Frau kommt in die Buchhandlung.

(Die Frau las das Buch zwei Tage lang. )

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Morphologische Kategorien des Nomen substantivus (Dt.)

Genus:• Maskulinum, Femininum, Neutrum

Numerus:• Singular, Plural• Dual (z.B. im Bayr.)

Kasus:• Nominativ, Akkusativ, Dativ, Genitiv• (Präpositionalkasus)

Andere Sprachen können andere generelle und/oder spezifische Kategorien aufweisen. (s. Übungsaufgabe)

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Deklinationsparadigmen (Dt.)

Haupttypen

Beispiele:Stark: der Tag-ø, des Tag-(e)s, dem Tag-(e), den Tag-ø

Schwach: der Mensch-ø, des/dem/den Mensch-en

Null: die/der Tasche-ø

stark schwach null

Nom - ø - (e) - ø

Gen - (e)s - (en) - ø

Dat - (e) - (en) - ø

Akk - ø - (en) - ø

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Deklinationsparadigmen (Dt.)

Nebentypen

Beispiele:unregelmäßig: der Name, des Name-ns, dem Name-n, den Name-n

Eigennamen: der/des/dem/den Otto-ø

Unregelmäßig Eigennamen

Nom - (e) - (e)

Gen - (en)s -(s),- (ens)

Dat - (en) - (en)

Akk - (en) - (en)

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Semantische Gliederung der Verben

Unterscheidung nach Aktionsartena) Durative/ imperfektive V. (blühen, leuchten,

schlafen) ‚Verlauf‘b) Frequentative V. (schwingen, flattern)

‚Wiederholung‘c) Intensive V. (rasen, schnitzen)

‚Verstärkung‘d) Punktuelle/ mutative/ perfektive V.

(brechen, platzen, treffen) ‚Zeitpunkt,Abschluß‘

e) Inchoative/ ingressive V. (erblühen,einschlafen, entzünden) ‚Eingangsphase‘

f) Egressive/ resultative V. (verblühen,zerreißen, erschlagen) ‚Endphase,Ergebnis‘

g) Faktitive/ kausative V. (fällen, versenken, weißen) ‚bewirktes Geschehen‘

Kennzeichnungverschiedener Geschehens-u. Seinsformen

a) Tätigkeitsv. (lesen, wandern)

b) Handlungsv. (etw. bauen,

jmd. helfen)

c) Vorgangsv. (altern, sterben,

blühen)

d) Ereignisv. (regnen, rascheln)

e) Zustandsv. (sein, bleiben,

wohnen)

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Syntaktische Gliederung der Verben (Dt.)

Anteil bei Bildung des Prädikats

a) Vollverben (schlafen, lesen)b) Hilfsverben i.e.S. (haben, sein, werden)c) Hilfsverben i.w.S.:

• Modalverben (dürfen, können, mögen etc.)• Modifizierende Verben (drohen, pflegen)• Kopulative Verben (sein, werden, scheinen, heißen,

bleiben)• Funktionsverben (zur Aufführung bringen)

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Syntaktische Gliederung der Verben (Dt.)

Rektion/Subkategorisierunga) Intransitive Verben

b) Transitive Verben (i.e.S. nur direktes Obj., i.d.R. auch indirektes Obj. )

c) Ditransitive Verben

--> Parallelen zur Valenz (Wertigkeit) des Verbs

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Syntaktische Gliederung der Verben (Dt.)

Reflexivitäta) Nicht reflexive Verben (lesen, tanzen)b) Echte reflexive Verben (sich [akk] freuen, sich [dat] etwas

einbilden)c) Unechte reflexive Verben (sich/ihn waschen, sich/ihr etw.

kaufen)d) Reziproke Verben (sich verloben, sich einigen)

Form des Subjektsa) Persönliche Verben (denken, splittern, laichen)b) Unpersönliche Verben (hageln, rascheln, klopfen)

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Morphologische Gliederung der Verben (Dt.)

Regelmäßige Verben• schwache Verben (Stammformen durch einheitliche

Tempusformative)

wie arbeiten-arbeitete-gearbeitet

• Verben mit Rückumlaut (e/a-Wechsel des Stammvokals)

wie brennen-brannte-gebrannt

• Verben mit verschiedenen Vokal-/Konsonantenveränderungen

wie dürfen-durfte-gedurft, wissen-wusste-gewusst,

bringen-brachte-gebracht, denken-dachte-gedacht,

haben-hatte-gehabt

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Morphologische Gliederung der Verben (Dt.)

Unregelmäßige Verben• starke Verben (Stammformen mit Ablaut)

wie singen-sang-gesungen, laufen-lief-gelaufen,

sprechen-sprach-gesprochen, lesen-las-gelesen

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MorphologischeVerbalkategorien des Dtn.

Primär:Tempus: Präsens, Präteritum, Perfekt, Plusquamperfekt,

Futur I und II

Modus: Indikativ, Konjunktiv I und II, Imperativ

Genus: Aktiv, Passiv

Sekundär:

Person: 1.,2.,3.

Numerus: Singular, Plural

Andere Sprachen können andere generelle und/oder spezifische Kategorien aufweisen. (s. Übungsaufgabe)

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Tempora und ihre Funktionen

Präsens: ‚gegenwärtig gültig‘

Präteritum: ‚vergangen‘

Perfekt: ‚vollzogen‘

Plusquamperfekt: ‚vergangen + vollzogen‘

Futur I: ‚erwartet‘

Futur II: ‚erwartet + vollzogen‘

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Modi und ihre Funktionen

Indikativ: ‚wirklich‘Max kommt.

Imperativ: ‚gefordert‘Komm,Max!

Konjunktiv I: ‚vermittelt‘, ‚indirekte Rede‘X sagte, Max komme.

Konjunktiv II: ‚irreal‘, ‚vorgestellt‘Käme Max, dann...

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Genera und ihre Funktionen

--> „Handlungsrichtung des Verbs“

Aktiv:• neutrale Grundform, i.a. agensbezogen

Max hilft einer alten Frau.

• Auch nicht agensbezogen/ agensunabhängigDie Läden schließen um 20.00 Uhr.

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Genera und ihre Funktionen

--> „Handlungsrichtung des Verbs“

Passiv:• Agens bleibt ungenannt oder wird präpositional

eingeführt (mit x, durch x, von x)Einer alten Frau wurde (von Max) geholfen.

• Vorgangspassiv und ZustandspassivDie Läden werden geschlossen.

Die Läden sind geschlossen.

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ErsatzpassivUnpersönliche Ausdrucksweise, agensabgewandtAktivformen mit passivischer Bedeutung

Bekommen + Partizip II• Sie bekommt das Buch gebracht.

Lassen + zu + Infinitiv• Das lässt sich erklären.

Reflexive Verben• Die Tür öffnet sich.

• Achtung: Nicht mit echten reflexiven Verben!

Subjektverschiebung• Der Laden schliesst um 20.00 Uhr.

FunktionsverbgefügeDas geriet leider in Vergessenheit.

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Konjugationsparadigmen

Synthetische (einfache) Formen: • finite Verbform

Analytische (zusammengesetzte Formen): • finite + infinite Verbform

Was gehört zu einem vollständigen Paradigma des dtn. Verbs?

TempusparadigmaKonjunktivparadigmaParadigma Vorgangs-/Zustandspassiv

S. Übungsaufgabe

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Infinite Verbformen des Dtn.

Partizip I: aktivisch geschehend• Der lesende Junge

Partizip II: passivisch geschehend,vollzogen/abgeschlossen• Das gelesene Buch

Infinitiv: Nennform, ohne KonjugationsmerkmaleInfinitiv I --> ‚Dauer‘: lesen

Infinitiv II --> ‚Abschluss‘: gelesen haben

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Formenbestand für Konjunktiv

Konjunktiv I: PräsensstämmeEr komme.

Er sei gekommen., Er habe gelacht.

Er werde kommen., Er werde gekommen sein.

Konjunktiv II: PräteritialstämmeEr käme. Er lachte.

Er wäre gekommen. Er hätte gelacht.

Er würde kommen. (Konditional I)

Er würde gekommen sein. (Konditional II)

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Syntaktische Gliederung der Adjektive (Dt.)

Verwendung:a) Attributiv: die kluge Frau

b) Prädikativ: Die Frau ist klug.

c) Adverbial: Das hat sie klug angestellt.

Valenz/ Subkategorisierung:• Ein-, zwei- oder dreistellig

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Morphologische Kategorien des Adjektivs (Dt.)

Primär:Komparation:Positiv-Komparativ-Superlativ

schön - schöner - am schönsten

Sekundär:Numerus, Genus, Kasus

Sekundäre Kategorien der Adjektivdeklination treten bei attributiver Verwendung in Erscheinung.Unterscheidung starke/schwache Deklination (s. Aufgabe)

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Charakteristika Flexion

EigenschaftenSystematisch:

Hinzufügung eines Flexionsaffixes zu einem Stamm hat immer denselben Effekt.Bsp.: -en alsPlural

Produktiv:Neuerworbene Lexeme in einer Sprache folgen automatisch den vorhandenen Regeln. Bsp.: neues Verb weist die entsprechenden Tempusformen auf

Kategorieerhaltend:Die grammatische Kategorie eines Wortes wird durch Flexion nichtverändert.