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- 1 - 1. Akzente setzen Akzente setzen sollte man immer wieder mal. Nicht nur beim Gitarrespielen! Aber gerade auch in der Musik ist es enorm wichtig, Betonungen zu spielen. In alter wie in moderner Musik. Wie langweilig klänge ein Bossa Nova, wenn wir nicht die typischen Betonungen, Offbeats und vorgezogene Noten spielen würden. Oder ein Bach, wenn wir nicht in der Lage wären, die polyphone Melodie von der Be- gleitstimme abzusetzen. Je besser wir also in der Lage sind, die einzelnen Finger der rechten Hand zu steuern, ihre einzelnen Töne – auch in Arpeggien z.B. – deutlich hervorzuheben, zu spüren, umso besser wird es uns das gelingen, was wir im Endeffekt Musizieren nennen! Deshalb trainiere ich selbst, aber auch mit meinen Schülern, verstärkt die Inhalte dieses heutigen Kapitels. Und zwar tagtäglich, denn genau genommen ist das präzise Beherrschen jedes einzelnen Fingers der An- schlagshand ein ganz wesentlichen Teil des professionellen Gitarrespiels und Grundlage für jedes mehrstim- mige Spielen. Kopf-Arbeit Dabei spielt unser Gehirn eine ausschlaggebende Rolle. Denn bei Betonungen sind wir es ja meist gewohnt, schön in der mitteleuropäischen Tradition auf vollen Zählzeiten zu betonen, dazu gern auf die 1 und die 3. Vom Fingersatz her bedeutet das, dass wir viel und gern den Daumen betonen oder auch oft den Ringfinger. Das hat sich durch jahrelanges Üben in unser Gehirn, unsere innere Festplatte, eingebrannt. Neue und ungewohnte Dinge, Bewegungen, Betonungen u.s.w. – egal ob wir Neues für die Schule lernen, für den Sport oder ein Instrument – müssen deshalb erst neu von unserem Gehirn gelernt werden. Also nicht unsere Finger lernen etwas Neues sondern unser Gehirn, das es dann an unsere Finger überträgt. Deshalb ist folgendes enorm wichtig: - langsames Üben der neuen Bewegung, denn so überfordern wir das Gehirn nicht, und - eine intensive Selbstkontrolle, denn auch falsche Bewegungen lernt unser Gehirn, und es fällt uns hinterher umso schwerer, das wieder „herauszulöschen“. Das kennen wir alle, oder?? Die folgenden Übungen werden uns dabei maßgeblich unterstützen, neue Akzente zu trainieren. Arbeitet sorgfältig und bewusst und versucht, eure Festplatte mit den richtigen Bewegungen zu füttern! Die Themen der aktuellen Ausgabe sind: Akzente setzen dazu Übungen Miniatur „Night in Buenos Aires“ Solo-Stück „Wave“ (1. Teil) von Tom Jobim

1. Akzente setzen - Silvio Schneidersilvio-schneider.de/assets/probekapitel.pdf · - 5 - 3. tom jobim „wave“ Die Melodie dieses Stückes ist so perfekt in die Akkorde verwoben,

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1. Akzente setzen

Akzente setzen sollte man immer wieder mal. Nicht nur beim Gitarrespielen! Aber gerade auch in der Musik ist es enorm wichtig, Betonungen zu spielen. In alter wie in moderner Musik. Wie langweilig klänge ein Bossa Nova, wenn wir nicht die typischen Betonungen, Off beats und vorgezogene Noten spielen würden. Oder ein Bach, wenn wir nicht in der Lage wären, die polyphone Melodie von der Be-gleitstimme abzusetzen.Je besser wir also in der Lage sind, die einzelnen Finger der rechten Hand zu steuern, ihre einzelnen Töne – auch in Arpeggien z.B. – deutlich hervorzuheben, zu spüren, umso besser wird es uns das gelingen, was wir im Endeff ekt Musizieren nennen!Deshalb trainiere ich selbst, aber auch mit meinen Schülern, verstärkt die Inhalte dieses heutigen Kapitels. Und zwar tagtäglich, denn genau genommen ist das präzise Beherrschen jedes einzelnen Fingers der An-schlagshand ein ganz wesentlichen Teil des professionellen Gitarrespiels und Grundlage für jedes mehrstim-mige Spielen.

Kopf-Arbeit

Dabei spielt unser Gehirn eine ausschlaggebende Rolle. Denn bei Betonungen sind wir es ja meist gewohnt, schön in der mitteleuropäischen Tradition auf vollen Zählzeiten zu betonen, dazu gern auf die 1 und die 3.Vom Fingersatz her bedeutet das, dass wir viel und gern den Daumen betonen oder auch oft den Ringfi nger.Das hat sich durch jahrelanges Üben in unser Gehirn, unsere innere Festplatte, eingebrannt.Neue und ungewohnte Dinge, Bewegungen, Betonungen u.s.w. – egal ob wir Neues für die Schule lernen, für den Sport oder ein Instrument – müssen deshalb erst neu von unserem Gehirn gelernt werden. Also nicht unsere Finger lernen etwas Neues sondern unser Gehirn, das es dann an unsere Finger überträgt.

Deshalb ist folgendes enorm wichtig:

- langsames Üben der neuen Bewegung, denn so überfordern wir das Gehirn nicht, und- eine intensive Selbstkontrolle, denn auch falsche Bewegungen lernt unser Gehirn, und es fällt uns hinterher umso schwerer, das wieder „herauszulöschen“. Das kennen wir alle, oder??

Die folgenden Übungen werden uns dabei maßgeblich unterstützen, neue Akzente zu trainieren. Arbeitet sorgfältig und bewusst und versucht, eure Festplatte mit den richtigen Bewegungen zu füttern!

Die Themen der aktuellen Ausgabe sind:

● Akzente setzen

● dazu Übungen

● Miniatur „Night in Buenos Aires“

● Solo-Stück „Wave“ (1. Teil) von Tom Jobim

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Übung 1: Akzente in einer ArpeggieEine Übung, die ich sehr viel mit Schülern trainiere, um sie ihre einzelnen Finger während einer Arpeggie spü-ren zu lassen, ist folgende:Wir spielen einfach eine e-moll-6er-Arpeggie. Alles Leersaiten. Zweimal. Danach wechseln wir im Bass zum leeren A. Wieder zweimal spielen. Danach zur leeren D-Saite und alles wieder zurück. Dabei betonen wir zuerst ganz leicht den Bass, also die Zählzeit 1.Beachtet dabei genau die Fingersätze der rechten Hand wie notiert.

Übung 1

Ich weiss: Das war einfach! Aber jetzt machen wir‘s uns komplizierter!In einer Variation dieser Akkordfolge betonen wir jetzt einmal immer den Zeigefinger! Spielt langsam und lasst euch von anfänglichen Problemen nicht irritieren! Fühlt die Akzente als spannenden Rhythmus und empfindet sie!Das wird für euch erstmal sehr neu und ungewohnt sein, aber schon nach 2-3 Mal spielen werdet ihr spüren, wie sich eure Finger daran gewöhnen. Probiert‘s aus!!

Übung 1a

u.s.w. wie oben

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In der nächsten Varianten dieses Akkord-Ablaufs betonen wir jetzt permanent den Mittelfi nger. Hört wieder genau auf den Rhythmus, den uns die Akzente geben und empfi ndet ihn.

Übung 1b

u.s.w. wie oben

Und in einer letzten Variation üben wir jetzt noch die Betonung mit dem Ringfi nger. Das ist leicht:

Übung 1c

Wenn ihr diese Variationen in den nächsten Tagen öfter einmal übt, werdet ihr spüren, wie sicherer es euch jeden Tag gelingen wird, jeden einzelnen Finger durch Betonungen hervorzuheben.Ihr lernt damit einen ganz wesentlichen Teil des professionellen Gitarrespiels: Nämlich das präzise Beherr-schen jedes einzelnen Fingers eurer Anschlagshand. Damit legt ihr eine tolle Grundlage für jedes mehrstim-mige Spielen. Ich habe euch die ganze Übung als eingespielt. Viel Spass!

2. „night in buenos aires“

Das Ganze möchte ich gleich in einer kleinen Miniatur mit euch vertiefen! Im folgenden Stück spielen wir im Prinzip eine Arpeggie: Bass mit dem Daumen, 3 hohe Saiten immer mit dem gleichen Fingersatz:Zeigefi nger schlägt g-Saite an, Mittelfi nger die h-Saite, Ringfi nger die hohe e-Saite.ABER: Um dieses kleine Tango-Feeling – denn um nichts anderes gehts in der Nacht in Buenos Aires – stili-stisch hinzubekommen, setze ich jetzt in diese Arpeggie Akzente. Immer auf die 1und sowie die Zählzeiten 3 und 4. Und da diese Werte auf unterschiedlichen Saiten sind, werden sie auch jeweils von anderen Fingern angezupft. Wie fi es!!Immer zwei Takte haben dasselbe Zupfmuster. Seht ihr das? Im jeweils ersten Takt haben wir Betonungen mit Zeige- und Mittelfi nger, im jeweils zweiten Takt auf Zeige- und Ringfi nger.Übt dieses Zupfmuster unbedingt erst einmal auf abgedämpften oder Leer-Saiten bis ihr euch sicher im Anschlag seid. Empfi ndet dabei die Akzente und stilistisches und musikalisches Mittel – eben wie ein Tango.

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Track 1

Ich habe euch die ganze Übung als eingespielt. Viel Spass!

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Night in buenos airessilvio schneider

Track 2

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3. tom jobim „wave“

Die Melodie dieses Stückes ist so perfekt in die Akkorde verwoben, dass wir hier gleich einmal ausprobieren können, wie gut unsere einzelnen Finger bereits akzentuieren können, um die Melodie gut rauszuarbeiten.

Zum Stück: „Wave“ (auf portugiesisch: „Vou Te Contar“) ist ein Bossa-Nova-Song, den Antonio Carlos Jobim 1967 für sein gleichnamiges Album komponierte. Im Text geht‘s wie so oft um die Liebe und die Wellen, auf denen sie reitet.

Zum Arrangement: Ich habe dem Stück ein kleines Intro verpasst, das in den A-Teil hineinführt. An sich ein typisches Bossa-Arrangement, ruhig und entspannt gehalten.

Was ist wichtig? Übt die Akkorde bitte erst einmal einzeln! Beachtet dabei genau meine Fingersätze und erkennt, wo z.B. Finger liegen bleiben können. Arbeitet die Melodie gut heraus! Das bedeutet: Erkennen was Melodie und was Begleitung ist! Dann Melodie etwas lauter, Begleitung etwas leiser!

Akkord-Übung

Erst, wenn ihr die Akkorde sicher in den Fingern habt und die Fingersätze sich eingeprägt haben, beginnt das Stück zu üben. Lasst die Bässe wirklich lange klingen und beachtet anhand der eingezeichneten Pausen, welche Noten in der Oberstimme lang, welche kurz klingen sollen. Spielt das Stück langsam. Wir beschäftigen uns heute nur mit dem 1. Teil. Der zweite folgt in der nächsten Ausgabe.

Ich wünsche euch viel Spass mit diesem Kapitel und hoffe, dass ihr auf den Waves der Musik nur so dahin- gleitet! ;-)

Eine schöne Zeit und bis zur nächsten Ausgabe: Keep groovin‘!

Euer Silvio

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