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freizeit & leben 03/2016 pro care 54 © Springer-Verlag Den im Libanon geborenen und aufgewachsen Palästinenser Mar- wan Abado und den Wiener Paul Gulda verbindet schon lange Zeit eine musikalische und persönliche Freundschaft. Im neuen Pro- jekt „Masaar hubb – Path of Love“ verbinden sich Abados Oud und Stimme mit Guldas Cembalo zu einer bezwingenden Symbiose, Bach und arabische Melodik vertragen sich bestens! Da groovt das Cembalo im titelgebenden Pfad der Liebe und wechselt mit der Oud immer wieder in der Melodieführung ab, während das jeweils andere Instrument den Rhythmus unterstreicht. Behutsam webt sich der breitere Cembalo-Klang in die puristischen Klanglinien der Oud und reduziert die Opulenz auch mal, um den feingespon- nenen Zauber nicht zu stören. Voller Saitenklang kommt da zum Ausbruch im „Gastspiel“ bei François Couperin, dem barocken Komponisten, Organisten und selbst Cembalospieler, während die arabischen Lieder Marwan Abados zu eigenen und Texten seelen- verwandter Dichter im reduzierten Klang das Gemüt umfangen. Die dunklen Cembalosaiten fungieren hier als kraftvolle „Bassli- nie“ und mit erdigem Rhythmus und Abados wohltönende Stimme begibt sich bisweilen in weitschwingende kehlige Tiefen. Im leichtfüßiger-elaborierten Bach wiederum steigert sich Gulda in einen veritablen Spielrausch, beim Präludium nimmt wieder der eine den Faden des anderen auf, um schließlich gemeinsam in in- einandergeschlungenen Arabesken zu musizieren. Und bei „Bach al Beiruti“, der Ode des Palästinensers an den zeitlosen Meister der Rhythmik, trägt das Schlossvögelchen von Feistritz ganz zauber- haft seinen Gesang dazu bei. Interessant auch, dass Paul Guldas Vater, Friedrich, bereits in den 1970er Jahren selbst den europäisch-arabischen Dialog ge- pflegt hat: Mit dem irakischen Oud Spieler Bashar Mounir, Ikone der arabischen Musik. Die nächste Gelegenheit, die beiden Musiker mit dem Pfad der Liebe live zu erleben, gibt es am 24. Juni im eater am Spittelberg in Wien. Ob das Schlossvögelchen aus Feistritz einen Ausflug ma- chen wird, ist leider nicht bekannt… Marwan Abado & Paul Gulda: Masaar Hubb – Path of Love, Gramola 2016 n Informationen: http://marwan-abado.net, www.theateramspittelberg.at BETÖRENDE PFADE DER LIEBE Marwan Abbado und Paul Gulda führen Bach und Arabische Lieder zusammen Musikalische und persönliche Freunde an Oud und Cembalo. Photo: © Silvia Grossmann BUCH & KUNST Verschachtelt und verwoben – eine kleine Universalgeschichte Die Geschichte ist verwoben und verwir- rend. Eine Geschichte, wie sie Menschen mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne nicht lange anhören – oder lesen. Dabei ist sie nicht nur unterhaltsam und sehr informa- tiv, sie vermag es auch, in die etwas ver- schrobene Welt einer versunkenen Zeit hineinzuziehen. Der Regisseur und Schriftsteller Gernot Friedl hat seine eigenen Erkenntnisse über verschiedenste Zusammenhänge und his- torische Ereignisse im südlichen Kärnten und der angrenzenden Region in Italien in eine ineinander geschachtelte Erzählung verpackt – ein bisschen so etwas wie eine kleine Universalgeschichte. Für die reiche künstlerische Gestaltung konnte der Autor den Wiener Maler, Graphiker und ehema- ligen Professor der Akademie der bilden- den Künste, Herwig Zens, gewinnen. Daher ist der prächtige Band auch als Mandelbaum künstlerfabrikat in limitierter Auflage von 300 Stück erschienen. Im Mittelpunkt steht die „Legende von der Entstehung der Karnischen Alpen“ – doch in Wahrheit ist das eher nebensäch- lich, denn was die Hauptfigur, ein sprach- behinderter alter Kirchendiener, zu erzählen hat, betrifft die Erschaffung der Welt und die Mythologie, die sich die Menschen dazu erdacht haben. Freilich will ihm außer den Kindern, niemand auf diesen weitausschweifenden Gedanken- und Erzählgängen folgen. Friedl selbst baut diese Geschichte nun in eine Ge- schichte der Region, inklusive der ge- heimnisvollen Holzbeschaffung für ganz besondere Zwecke, wie die Holzpfähle, auf denen Venedig aufgebaut ist oder auch deren Gondeln, ein – in nicht minder komplex verschlungenen Handlungssträn- gen, in die auch die Erzählungen des Pro- tagonisten für die Kinder eingewebt sind. Unterbrochen wird der Text von den präg- nanten Illustrationen von Herwig Zens, viele davon farbig und oftmals auf beid- seitig bedruckter Transparentfolie. Ein wahres Schmuckstück! n Gernot Friedl: Herr Specht – oder Die Legende von der Entstehung der Karnischen Alpen, mit Illustrati- onen von Herwig Zens, Mandelbaum künstlerfabrikat No 6, Mandelbaum Verlag Wien 2015, limitierte Auflage 300 Stück, 104 S., Softcover 48,00 Seiten, ISBN 978-3-85476-484-7 10.1007/s00735-016-0621-z

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03/2016 pro care54 © Springer-Verlag

Den im Libanon geborenen und aufgewachsen Palästinenser Mar-wan Abado und den Wiener Paul Gulda verbindet schon lange Zeit eine musikalische und persönliche Freundschaft. Im neuen Pro-jekt „Masaar hubb – Path of Love“ verbinden sich Abados Oud und Stimme mit Guldas Cembalo zu einer bezwingenden Symbiose, Bach und arabische Melodik vertragen sich bestens! Da groovt das Cembalo im titelgebenden Pfad der Liebe und wechselt mit der Oud immer wieder in der Melodieführung ab, während das jeweils andere Instrument den Rhythmus unterstreicht. Behutsam webt sich der breitere Cembalo-Klang in die puristischen Klanglinien der Oud und reduziert die Opulenz auch mal, um den feingespon-nenen Zauber nicht zu stören. Voller Saitenklang kommt da zum Ausbruch im „Gastspiel“ bei François Couperin, dem barocken Komponisten, Organisten und selbst Cembalospieler, während die arabischen Lieder Marwan Abados zu eigenen und Texten seelen-verwandter Dichter im reduzierten Klang das Gemüt umfangen. Die dunklen Cembalosaiten fungieren hier als kraftvolle „Bassli-nie“ und mit erdigem Rhythmus und Abados wohltönende Stimme begibt sich bisweilen in weitschwingende kehlige Tiefen. Im leichtfüßiger-elaborierten Bach wiederum steigert sich Gulda in einen veritablen Spielrausch, beim Präludium nimmt wieder der eine den Faden des anderen auf, um schließlich gemeinsam in in-einandergeschlungenen Arabesken zu musizieren. Und bei „Bach al Beiruti“, der Ode des Palästinensers an den zeitlosen Meister der Rhythmik, trägt das Schlossvögelchen von Feistritz ganz zauber-haft seinen Gesang dazu bei.

Interessant auch, dass Paul Guldas Vater, Friedrich, bereits in den 1970er Jahren selbst den europäisch-arabischen Dialog ge-

p�egt hat: Mit dem irakischen Oud Spieler Bashar Mounir, Ikone der arabischen Musik.

Die nächste Gelegenheit, die beiden Musiker mit dem Pfad der Liebe live zu erleben, gibt es am 24. Juni im �eater am Spittelberg in Wien. Ob das Schlossvögelchen aus Feistritz einen Aus�ug ma-chen wird, ist leider nicht bekannt…

Marwan Abado & Paul Gulda: Masaar Hubb – Path of Love, Gramola 2016 n

Informationen: http://marwan-abado.net, www.theateramspittelberg.at

BETÖRENDE PFADE DER LIEBE

Marwan Abbado und Paul Gulda führen Bach und Arabische Lieder zusammen

 Musikalische und persönliche Freunde an Oud und Cembalo.

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BUCH & KUNST

Verschachtelt und verwoben – eine kleine Universalgeschichte

Die Geschichte ist verwoben und verwir-rend. Eine Geschichte, wie sie Menschen mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne nicht lange anhören – oder lesen. Dabei ist sie nicht nur unterhaltsam und sehr informa-tiv, sie vermag es auch, in die etwas ver-schrobene Welt einer versunkenen Zeit hineinzuziehen.

Der Regisseur und Schriftsteller Gernot Friedl hat seine eigenen Erkenntnisse über verschiedenste Zusammenhänge und his-torische Ereignisse im südlichen Kärnten und der angrenzenden Region in Italien in eine ineinander geschachtelte Erzählung verpackt – ein bisschen so etwas wie eine kleine Universalgeschichte. Für die reiche künstlerische Gestaltung konnte der Autor den Wiener Maler, Graphiker und ehema-ligen Professor der Akademie der bilden-den Künste, Herwig Zens, gewinnen. Daher ist der prächtige Band auch als Mandelbaum künstlerfabrikat in limitierter Auflage von 300 Stück erschienen.

Im Mittelpunkt steht die „Legende von der Entstehung der Karnischen Alpen“ – doch in Wahrheit ist das eher nebensäch-lich, denn was die Hauptfigur, ein sprach-behinderter alter Kirchendiener, zu erzählen hat, betrifft die Erschaffung der Welt und die Mythologie, die sich die Menschen dazu erdacht haben. Freilich will ihm außer den Kindern, niemand auf diesen weitausschweifenden Gedanken- und Erzählgängen folgen. Friedl selbst baut diese Geschichte nun in eine Ge-schichte der Region, inklusive der ge-heimnisvollen Holzbeschaffung für ganz besondere Zwecke, wie die Holzpfähle, auf denen Venedig aufgebaut ist oder auch deren Gondeln, ein – in nicht minder komplex verschlungenen Handlungssträn-gen, in die auch die Erzählungen des Pro-tagonisten für die Kinder eingewebt sind. Unterbrochen wird der Text von den präg-nanten Illustrationen von Herwig Zens, viele davon farbig und oftmals auf beid-

seitig bedruckter Transparentfolie. Ein wahres Schmuckstück! n

Gernot Friedl: Herr Specht – oder Die Legende von der Entstehung der Karnischen Alpen, mit Illustrati-onen von Herwig Zens, Mandelbaum künstlerfabrikat No 6, Mandelbaum Verlag Wien 2015, limitierte Auflage 300 Stück, 104 S., Softcover 48,00 Seiten, ISBN 978-3-85476-484-7

10.1007/s00735-016-0621-z