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1 Arbeitskreis Heil und Heilung im Katholischen Beratungszentrum Mönchengladbach, -Beratung für Religions- und Weltanschauungsfragen- des Bistums Aachen Ausrichtung und Zweck Aufbau der internen Organisation Arbeitsgrundlagen Analyse der aktuellen Situation Aktueller Stand der Tätigkeit Ein Referat auf Anfrage der Internetseelsorge des Bistums Aachen am 28. 4. 2016 in Erkelenz Referent: Dr. Günter Arnolds als Mitglied des AK Heil und Heilung Kontakt: Bettrather Straße, 26, 41061 Mönchengladbach Tel.: 02161 – 4951496 Fax: 02161- 4951489 Mail: [email protected]

1 Arbeitskreis Heil und Heilung - bistum-aachen.de · -Aspekt der Einsamkeit als Auslöser für seelische Problematik tritt in Zeit des Individualismus oft auf, gerade wenn Lösung

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Arbeitskreis Heil und Heilungim Katholischen Beratungszentrum Mönchengladbach,-Beratung für Religions- und Weltanschauungsfragen-

des Bistums Aachen

Ausrichtung und Zweck

Aufbau der internen Organisation

Arbeitsgrundlagen

Analyse der aktuellen Situation

Aktueller Stand der Tätigkeit Ein Referat auf Anfrage der Internetseelsorge des Bistums Aachenam 28. 4. 2016 in ErkelenzReferent: Dr. Günter Arnolds als Mitglied des AK Heil und Heilung

Kontakt: Bettrather Straße, 26, 41061 Mönchengladbach Tel.: 02161 – 4951496 Fax: 02161- 4951489 Mail: [email protected]

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1. Zweck des AK Heil und Heilung

Information zu Heil- und Heilungsangeboten insbesondere vor dem Hintergrund des Bedürfnisses nach Spiritualität und Religiosität mit häufigem Bezug zu Fragen von Gesundheit/Heilung von Krankheit als wesentlichem Ausgangspunkt gerade vieler sog. alternativer Angebote

Orientierung Chancen und Risiken alternativer Angebote und damit zur „Unterscheidung der Geister“ Beurteilungskriterien/Management v. Misständen

Organisation Bildung eines Netzwerkes Involvierter Berufsgruppen oder Personen auch durch Interdisziplinäre Fortbildungen Zusammenarbeit mit Ev. Landeskirche/Bischöfliche Akademie 2009 „Was heilt und was hilft“ 2011 "Steh auf und stell Dich in die Mitte" 2016 (aus org. Gründen verschoben) Sonstige Fortbildungen z.B. für die Beauftragten für Weltanschauungsfragen der kath. Bistümer in Deutschland

Antworten Auf konkrete Anfragen zu alternativen Heil- und Heilungsangeboten von Seiten kirchlicher Stellen, staatlicher Institutionen, Gruppen und Einzelpersonen aus dem deutschsprachigen Raum

Qualifiziertes Angebot Zur Entwicklung eines verantwortlichen Umgangs

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mit dem Heil- und Heilungsauftrag der Kirche

2. Organisatorischer AufbauFachbereich Religions- und Weltanschauungsfragendes Bistums Aachenmit den Arbeitskreisen für Religions- und Weltanschauungsfragen, Heil und Heilung, Fundamentalismus, Neue Jugendszenen, Telefon- Mail- und Fallberatung

Leitung

Herbert Busch, Dipl. Soz. Pädagoge, Sozialtherapeut

Fachbereichsverantwortlicher BRW

Präventionsfachkraft Gesundheit (BGT)

Referent und Berater für Religions- und Weltanschauungsfragen

AK Heil und Heilung Multiprofessionelles Team

Zwei Fachärztinnen, eine Beraterin des BRW, ein Mediziner, drei Psychologen und Psychotherapeuten, zwei Theologen, ein Krankenhausseelsorger, ein Dipl. Sozialpädagoge, eine Heilpraktikerin, ein Philosoph

Schnittmengen zwischen einzelnen Mitgliedern durch Zusatzkenntnisse in anderen Disziplinen, z. B.Medizinerin + TCM Traditionelle chinesische MedizinKath. Theologe + PsychologieMediziner + Rechtliche Kenntnis (Gerichtsgutachter) + Beschäftigung mit alternativen Angeboten + Tätigkeit in PGR (Bereich Gemeindeleben/-seelsorge)Krankenhausseelsorge + Pädagogik + Trauerberatung

Arbeitsweise- Aufgabenverteilung entsprechend der Anfrage bzw des

Fallverlaufes- Analyse und Bericht nach Bearbeitung der Thematik

- Interdisziplinärer Dialog mit anderen Mitgliedern des AK

- Anwendung/Veröffentlichung

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Unterstützung durch zusätzliches Netzwerk, z. B.- evangelische und katholische Weltanschauungsbeauftragte,

staatliche Stellen (z.B. Sekteninfo NRW)- Ev. Landeskirche mit ihren entsprechenden Institutionen

- Wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Hochschule Niederrhein Unabhängige Beratungsstelle Psychotherapie Universität Halle, Fr. Prof. Radlbeck-Ossmann Fachleute aus Wissenschaft und Praxis

3. Gründe für die Installation des AK

Stetig wachsende Nachfrage im Zusammenhang mit alternativen Heil- und Heilungsangeboten

Überwältigende Vielfalt solcher Angebote

Jederzeitige Verfügbarkeit gerade im Internet

Fehlende spezielle Kompetenz zu diesen alternativenAngeboten bei involvierten Stellen (Beratungsstellen,Telefonseelsorge usw.)

Notwendigkeit dieser Kompetenz zur Beurteilung derSachlage insbesondere bei

Missbrauch oder Schädigung durch Inanspruchnahme von alternativen Angeboten

Notlage der Person bzw. Patienten durch diese Angebote oder dadurch entstandene Probleme in seinem Umfeld (wegen unübersichtlicher rechtlicher Lage für Kunden eines alternativen Angebotes wegen fehlenden Ansprechpartners bzw.

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offiziell geordneten Managements im Fall von vermuteter Schädigung - im Gegensatz zu Medizin, Psychotherapie usw.)

4. Grundlagen der Arbeit

Verständnis des Gesundheitsbegriffes

Gemäß WHO World Health Organisation

Körperliche Gesundheit + psychische Gesundheit (einschl. Spiritualitätund Religiosität) + soziale Gesundheit

Mensch mit seinem Leid und seinen Sorgen immer im Mittelpunktder Betrachtung

Zu berücksichtigen dabei ist die Zwangssituation eines Patienten in seiner Leidenssituation, die medizinische, psychologische oder seelsorgerische Hilfe notwendig macht,

wobei sich wegen der umfassend verstandenen Gesundheit (s. o.) diese Bereiche gegenseitig bedingen und miteinander in Verbindung stehen.

Erwartet wird vom Betroffenen die Fähigkeit des Therapeuten zur „Behandlung“ des GESAMTEN Problems. Dies ist in unserer derzeitigen Situation des Expertentums und der Spezialisierung auf einzelne Bereiche nur durch interdisziplinären Dialog (Mediziner+Psychotherapeut+Seelsorger+Sozialtherapeut) zu erreichen.

Daraus folgt:Seelsorge ist also als integraler Bestandteilder Prophylaxe und der gesundheitlichen Therapie zu verstehen!

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Dies vereinfacht die Hinwendung zu alternativen Therapeuten, die diese verschiedenen Spezialitäten für sich in einer Person vereint reklamieren - mit allen Chancen aber auch Risiken!

5. Analyse der aktuellen Situation

Heil- und Heilungsangebote sind schier unübersichtlich.Eher auf dem Rückzug sind Angebote der „klassischen“ Kirchen oder Religionsgemeinschaften

Eher auf dem Vormarsch sind alternative Gruppen, die sich über eigene Werbewege oder insbesondere über das Internet organisieren,z.B. Transzendentale Meditation, Rosenkreutzer, Human Design System, Braco, Okkultismus, Schamanismus

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6.Unterscheidung der Geister

Quelle: www.religions-und-weltanschauungsfragen.kibac.de/heil-und-heilung

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7. Individuelle Situation

Herkömmliche klassische Methoden aus Medizin, Psychologie, Seelsorge, professionelle Beratung…

…stehen in Konkurrenz zu alternativen Methoden und Begriffen

Der hilfesuchende Mensch steht im ZentrumSuche nach Orientierung und Hilfe<>Motivation für Therapie

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TRANSZENDENZ

Energie Esoterik Uraltes Wissen Kosmische Wesen Quanten Transzendenz und vieles mehr…

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8. Zielgruppen alternativer Heilungsangebote

Menschen auf der Suche nach Spiritualität, um von einem als oberflächlich erkannten bisherigen Leben abzukommen und die Frage nach einem höheren Sinn des Ganzen zu beantworten (gerade in heutiger Zeit mit erhöhtem beruflichen, finanziellen und zeitlichen Druck), dabei bezogen auf das Deutschland nach 1989a) Menschen mit christlichen Wurzeln, die diese Spiritualität bei den

etablierten Kirchen nicht oder nicht mehr finden und sich deshalb anderen Gruppen zuwenden

b) Menschen ohne christliche oder überhaupt ohne jegliche spirituell-religiös-soziale Wurzeln (z. B. auch aus den neuen Bundesländern), diesich erstmalig in dieser Richtung orientieren

Menschen auf der Suche nach einem umfassenden Lebensplan, der einfach und ganzheitlich- also alle Facetten des Lebens betreffend und ohne Notwendigkeit vieler verschiedener Spezialisten wie z. B. Ärzte, Lehrer, Seelsorger oder Politiker- Orientierung gibt und die tägliche Sorgeum die Gestaltung des eigenen Lebens entbehrlich macht

Menschen in Lebenskrisen (körperliche Krankheit, psychische Krisen, Beziehungskrisen, Unzufriedenheit mit dem bisherigen Lebensweg)

Menschen mit Enttäuschungen aus der Erfahrung als fehlend oder nicht ausreichend empfundener Hilfe durch persönliches Umfeld oder klassische Autoritäten (hier auch kirchliche Seelsorge, psychologische oder medizinische Versorgung)

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Menschen auf der Suche nach Wertschätzung ihrer Person in einem vermeintlich funktionierenden, schützenden UmfeldVereinfacht wird die Abwendung von klassischen Autoritäten und die Hinwendung zu alternativen Angeboten dabei durch

die jederzeitige Verfügbarkeit gerade über das Internet das angeblich einfache Handling dieser Angebote die Suggestion und persönliche, jedoch falsche Vermutung einer

Nichtexistenz von Nebenwirkungen bei solchen angeblich harmlosen Therapien

die Vermittlung gerade esotherischer Inhalte in täglichen Veröffentlichungen anderer Medien (Film, Fernsehen usw.), oft auch als sog. „Gebrauchsesoterik“ (Pendeln, Seancen usw.)z. B. Thor, Herr der Ringe, Sakrileg, Avatar, Incentive-Veranstaltungen von Firmen auf Angebot entsprechender „Institute“ (ev. ohne Kenntnis des Hintergrundes durch die Kunden) usw.

Innerkirchliche ZielgruppenHeiler und Heilungsveranstaltungen finden zunehmend auch in christlichen Glaubensgemeinschaften (auch innerhalb der katholischen Kirche) statt. z. B. bei evangelikal-pfingstlerisch orientierten Gruppen. Selbsternannte Heiler treten in kirchlichen Räume mit Duldung/Unterstützung kirchlicher Vertreter auf. Zielgruppe sind Menschen, die nach Heil(ung) suchen, sich aber nicht von ihrer gewohnten spirituell-religiösen Untersuchung lösen wollen. Solche Veranstaltungen werden wegen des Bezugs zur Kirche als unschädlich und hilfreich erachtet- allerdings können bei einigen Heilern u. a. Tendenzen im Sinne eines christlichen Fundamentalismus, zu Dämonenglaube und Notwendigkeit ihrer Austreibung, gesundheitliche Risiken durch mangelndes medizinisches Grundlagenwissen nicht ausgeschlossen werden.

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9. Wer wird Heiler?

Menschen mit der Absicht, anderen in Lebenskrisen zu helfen

Menschen mit der Absicht, die eigene Weltanschauung anderen zu oktroyieren (manchmal auch mit dem Anspruch der Ausübung von Kontrolle und Macht)

Menschen mit der Absicht zu spiritueller Selbstdarstellung, die durch die bewusste Abwendung von klassischen Institutionen wie z. B. Kirchen hin zu Alternativen Gruppen ihre persönliche Individualität und ihr Freidenkertum nach außen proklamieren wollen

Menschen, die einem als modern und „sexy“ geltenden Trend folgen, weil es z. B. im Umfeld schon fast zur Mode oder „in“ geworden ist, im täglichen Leben mit entsprechendem Gedankengut umzugehen (Alltagsesoterik>>> den zu genießenden Wein vorher auspendeln u. ä.)

Menschen auf der Suche nach einem Finanzierungsmodell für die eigene Existenz (siehe zahlreiche Angebote im Internet als Nebenberuf oder Ergänzung zu bürgerlichem Beruf, sog. spirituelles Coaching, Lebenshilfe usw.)

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10. Erwartungen an Therapie

Zutiefst menschliche Erwartungen, die gerade auch Ziel von psychologischer Therapie oder Seelsorge sind

11. Risiken

Die Auffassung, alternative Therapien seien risikolos ist eine Mär. Gerade beim Verständnis der Gesundheit als ganzheitlichem Geschehen hat jede Therapie auch ganzheitliche Auswirkungen, zu jeder Wirkung gehört immer auch die Nebenwirkung!!!

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12. Mögliche Bezüge zur Internetseelsorge

„Kunden“ sind internetaffine Menschen- also möglicherweise ähnliches Klientel, welches sich im Netz

bewegt und vom Netz Antwort auf alle Lebensfragen erwartet

- also: Evtl. Suche nach Lösung der eigenen Probleme nicht nur bei christlicher Internetseelsorge sondern auch bei anderen Anbietern

- also: Evtl. Nachfrage nach Beeinflussung durch alternative Anbieter zum Verständnis der seelischen Probleme sinnvoll

Evtl. ähnliche Problematik der „Kunden“- Gesundheitliche Themen jedweder Art oft Auslöser auch seelischer Probleme-

Nachfrage lohnt zum Verständnis der seelischen Problematik

- Enttäuschung mit herkömmlichen Autoritäten (auch Seelsorger) fördert Hinwendung zur Suche im Netz nach Lösungen

- Suche nach Ausleben eigener Spiritualität vorhanden gerade in heutiger schnelllebiger Gesellschaft, die mehr Wert auf äußerliche Aspekte legt denn auf den spirituell-geistigen Bereich

- Aspekt der Einsamkeit als Auslöser für seelische Problematik tritt in Zeit des Individualismus oft auf, gerade wenn Lösung einer solchen Problematik dann nicht im „analogen“ Umfeld (Familie, Freunde usw.) sondern im digitalen, „entmenschlichten“ Netz gesucht wird

>>>Einsamkeit fördert Hinwendung zu alternativen Anbietern auf der Suche nach der Lösung auch seelischer Probleme

>>>Teilnahme an alternativen Angeboten kann dann aber erst recht einsam machen, wenn Hinwendung zur alternativen Gruppe/Heiler/Guru analoge Kontakte erschwert.

Beobachtung- Überwiegender Teil der Menschen, die Hilfe in Anspruch nehmen oder in

entsprechenden Gruppen aktiv werden, sind Frauen jenseits der 40Vermutete Gründe: Neu-Orientierung nach Abschluss der Familiengründungsphase Suche nach Verwirklichung in einem eigenen Bereich höhere Affinität zu Themen der Spiritualität höhere Bedeutung dieser Thematik für eigenes Leben

Chance- Erfahrung von Seelsorge als modern (>über das Internet), also als

aktuell und dabei gleichzeitig als menschenzugewandt