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1 Das frühgeborene Kind in funktioneller Therapie Schwerpunkt: LOGOPÄDIE „Das Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will.“ (Rabelais) Mag. Daniela Schneidergruber Logopädin Klinische Psychologin

1 Das frühgeborene Kind in funktioneller Therapie Schwerpunkt: LOGOPÄDIE Das Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden

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Page 1: 1 Das frühgeborene Kind in funktioneller Therapie Schwerpunkt: LOGOPÄDIE Das Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden

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Das frühgeborene Kind

in funktioneller Therapie

Schwerpunkt: LOGOPÄDIE

„Das Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will.“ (Rabelais)

Mag. Daniela Schneidergruber LogopädinKlinische

Psychologin

Page 2: 1 Das frühgeborene Kind in funktioneller Therapie Schwerpunkt: LOGOPÄDIE Das Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden

Die Arbeit der LogopädIn auf einer Neonatologie

Der Zusammenhang von Saugen, Schlucken und

späterer Sprechfunktion

Das Gehör: Innenohrschädigungen

Auditive Wahrnehmung

„Die Entdeckung der Sprache“: Sprache ist mehr als Artikulation, Wortschatz, Grammatik und Sprachverständnis

THEMENSCHWERPUNKTE

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Die Arbeit der LogopädIn auf einer Neonatologie

Der Zusammenhang von Saugen, Schlucken und

späterer Sprechfunktion

Das Gehör: Das Gehör: InnenohrschädigungenInnenohrschädigungen

Auditive WahrnehmungAuditive Wahrnehmung

„Die Entdeckung der Sprache“: Sprache ist mehr als Artikulation, Wortschatz, Grammatik und Sprachverständnis

THEMENSCHWERPUNKTE

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Die Arbeit der LogopädIn auf der Neonatologie:_____________________________

AUSGANGSLAGE:

Beginn 3. SSM: Saugen und Schluckbewegungen im Mutterleib

ungeborenes Kind „übt“ ab diesem Zeitpunkt im Mutterleib

Versorgung durch Sonde – Irritationen von Wangenmuskulatur, Nasen-/ Mundschleimhaut, Kehldeckel, Speiseröhre

Irritationen durch: Absaugen, Intubation, Mundreinigung

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Die Arbeit der LogopädIn auf der Neonatologie:_____________________________

THERAPIE:

Muskeltonus regulieren

Stimulation des Schluckreflexes, Saugtraining

Oraler Nahrungsaufbau, d.h. Nahrungsaufnahme durch den Mund (Stillen? Flaschenernährung)

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Sauger und Schnuller_____________________________

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Weiterführende Begleitung im 1. Lebensjahr:_____________________________

NAHRUNGSAUFBAU:

Bei Cerebralparesen: Therapie bei pathologischen Saug- und Schluckmustern Stimulation des SLR, Eutonus der Muskulatur, Haltung,….

Begleitung bei Aufbau von breiiger, fester und flüssiger Nahrung (Körperhaltung, Löffel, Position der Nahrung, Gefahr des „Verschluckens“)

Abweichendes Schluckmuster und deren mögliche Folgen:- Zungenruhelage- Mundatmung, offene Mundhaltung („adenoid face“)- Hoher und enger Gaumen- Zungenpressen beim Schlucken gegen die Zähne- Zahn- und Kieferfehlstellungen- Artikulationsprobleme- Etc….

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Weiterführende Begleitung im Kindergarten- und Schulalter:_____________________________

THERAPIE EINER MÖGLICHEN OROFACIALEN

DYSFUNKTION

Kindergartenalter: z.B. Heidelberger Gruppenkonzept für myofunkt. Störungen

Übungen zur Verbesserung der Mundmotorik

Übungen zur Verbesserung der oralen Wahrnehmung

Schulalter: OFD – Therapie (Intensivphase, Heimtherapiephase, Auslaufphase,

Endphase)

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Die Arbeit der LogopädIn auf einer Neonatologie

Der Zusammenhang von Saugen, Schlucken und

späterer Sprechfunktion

Das Gehör: Innenohrschädigungen

Auditive Wahrnehmung

„Die Entdeckung der Sprache“: Sprache ist mehr als Artikulation, Wortschatz, Grammatik und Sprachverständnis

THEMENSCHWERPUNKTE

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Peripher(Innenohr)

Hörstörungen

Zentral(Wahrnehmung und Verarbeitung)

Seh- und Hörprobleme: Gefahr bei Geburt vor der 26.SSW (n. Volpe 1995)

FG unter GG <1500g: 7-11 mal erhöhtes Risiko (EFCNI 2010)

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Hörstörungen

Innenohr

-Geschädigt (auffälliges Hörscreening – weitere Abklärungen)

-Versorgung durch Hörgeräte / CI

-Zusammenarbeit zw. Eltern, HNO-Ärzte, LogopädInnen, Hörgeräte-Akustiker, ErzieherInnen, LehrerInnen notwendig

-Logopädie: „Hören“ lernen (Richtungshören,Geräusche, Klänge, Lautanbahnung, Mundmotorik, Sprache, Stimme,….)

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Hörstörungen

Auditive Verarbeitungs- und

Wahrnehmungsproblematik

-TEILLEISTUNGSPROBLEM!!!! (Kind hört den selben Laut wie Sie, nimmt ihn jedoch „unscharf“ wahr – „b/p/w“;“t/k“; „g/d“, „m/n“?....)

-Auditive Verarbeitung: Weg zum Gehirn bis zur primären Hörrinde

-Auditive Wahrnehmung: Prozess im Gehirn in den dafür bestimmten Arealen

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Husten

Stimme der Vortragenden

Lachen

Reden

Türen schlagen

Telefon

Vogelgezwitscher

HustenLachen

Reden

Stimme des Lehrers / Kindergärtnerin

Türen schlagenTelefon

Vogelgezwitscher

Wie nimmt ein Kind mit ZHV Höreindrücke wahr?

SIE: Kind:

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Was können SIE tun?

* Schule / Kindergarten / zu Hause:

Sitzposition (nicht in der letzten Reihe, nicht neben Gruppenkasperl,

nicht neben großer Glasfront), Blickkontakt – Mundbild des

Erwachsenen, Hörpausen schaffen, keine kahlen Wände

* Zu Hause: wenn das Kind logopädisch betreut wird

„Trainieren“ täglich immer zur gleichen Zeit am gleichen

Ort

! Bitte an ein REDUZIERTES SPRACHVERSTÄNDNIS bei

üblichem Umgebungslärm denken!

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Logopädische Therapie

• Vorerst: lange Übungsphase mit HÖREN und ERKENNEN

lassen, ohne selbst den korrekten Laut bilden zu müssen!

• Das Kind muss lernen, seine Aufmerksamkeit auf das Hören zu

lenken

• Hörinformationen von Störgeräuschen herausfiltern lernen

• Mehr Höreindrücke speichern zu können, auch in richtiger

Reihenfolge

• Lokalisieren einer Schallquelle fördern

• Merkfähigkeit für Sätze, Reime, Lieder steigern

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Der Zusammenhang von Saugen, Schlucken und

späterer Sprechfunktion

Das Gehör: Innenohrschädigungen

Auditive Wahrnehmung

„Die Entdeckung der Sprache“: Sprache ist mehr als Artikulation, Wortschatz, Grammatik und Sprachverständnis

THEMENSCHWERPUNKTE

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„Die Entdeckung der Sprache“_____________________________

Anm.: FG >1000g GG: Sprachprobleme treten 10mal häufiger auf

„….unser kleiner Schatz wird zwar bald drei, er spricht noch nicht viel, aber das kommt schon noch…. Ausserdem kam er auch zu früh auf die Welt…. Er ist einfach ein Spätzünder….“

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Die Spitze des Eisberges….….ragt aus dem Wasser!

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Island DS/08

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Sprache

Wortschatz

Sprach-verständnis

Grammatik

Artikulation

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„Papa, Sokolade bitte!“

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(nach Zollinger)

„Papa, Sokolade bitte!“

Repräsentativ(Wörter nehmen auf reale Dinge Bezug)

Funktion der

Sprache

Kommunikativ(man setzt sie ein, um bei anderen Personen etwas zu bewirken)

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der kindlichen Entwicklung*

Die vier Kompetenzbereiche

Sprachlich

Praktisch - Gnostisch

Sozial - Kommunikativ

Symbolisch

Kompetenz-bereiche

Gebrauch und Handhabung alltäglicher Gegenstände

* nach Zollinger

Bedeutung von Handlungen/ Sprachentwicklung

Auseinandersetzung Ich – Du, Individuation

Sprachproduktion und Sprachverständnis

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TRIANGULATION: URSPRUNG DER SPRACHENTWICKLUNG !TRIANGULATION: URSPRUNG DER SPRACHENTWICKLUNG !

Gegenstand

KindMutter

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der kindlichen Entwicklung*

Die vier Kompetenzbereiche

Sprachlich

Praktisch - Gnostisch

Sozial - Kommunikativ

Symbolisch

Kompetenz-bereiche

Gebrauch und Handhabung alltäglicher Gegenstände

* nach Zollinger

Bedeutung von Handlungen/ Sprachentwicklung

Auseinandersetzung Ich – Du, Individuation

Sprachproduktion und

SPRACHVERSTÄNDNIS!!!

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Sprachverständnis: „Mein Kind versteht alles….!“

• Festhalten an Mimik / Gestik / Mundbild

• Missverständnisse

• Tendenzen zu „Ja – Antworten“

• Schlüsselwortinterpretationen

• Echolalien

• „Einfache“ Rollen im Kindergarten (Rollenspiel)

• Lieben Puzzles, alleine spielen

• Textaufgaben in der Schule bereiten Probleme

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Abklärung / Beratung / Therapie?

• Homogene / Heterogene Entwicklung?

• Altersentsprechend? Leicht verzögert? Mittel – schwer verzögert?

• Kontrolle?

• Beratung?

• Therapie?

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„Leben geschieht nur im gegenwärtigen Augenblick „ Thich Nhat Hanh

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Jerusalem 2008 / DS