30
1 Konzepte der Konzepte der Virtualität Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann man denn jemand sehen, wenn er nicht da ist? (Karl Valentin)

1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

1

Konzepte der VirtualitätKonzepte der Virtualität• Es gibt ein Sein, nicht nur als

Wirklichkeit,sondern auch als Möglichkeit und

Wirklichkeit.(Aristoteles, Physik)

Wie kann man denn jemand sehen, wenn er nicht da ist?(Karl Valentin)

Page 2: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

2

• Virtualität und Leben im InternetVirtualität und Leben im Internet• Überblick: Überblick:

• VirtualitätVirtualität• ParallelgesellschaftParallelgesellschaft

• homunculus digitalishomunculus digitalis• Leben und Agieren in der VirtualitätLeben und Agieren in der Virtualität

• Avatare Avatare • Heterotope virtuelle RealitätHeterotope virtuelle Realität

Page 3: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

3

• Virtualität Virtualität

• Als Als virtuellvirtuell gilt die Eigenschaft einer Sache, die zwar nicht wirklich existiert, gilt die Eigenschaft einer Sache, die zwar nicht wirklich existiert,• aber in ihrem Wesen und ihrer Wirkung einer existierenden Sache gleichartig aber in ihrem Wesen und ihrer Wirkung einer existierenden Sache gleichartig

ist. ist. • Das Wort führt über den französischen Begriff virtuel (= fähig zu wirken, möglich) zurück auf das Das Wort führt über den französischen Begriff virtuel (= fähig zu wirken, möglich) zurück auf das

lateinische Wort virtus (= Tüchtigkeit, Kraft).lateinische Wort virtus (= Tüchtigkeit, Kraft).

• VirtualitätVirtualität spezifiziert also ein gedachtes, oder über seine Eigenschaften spezifiziert also ein gedachtes, oder über seine Eigenschaften konkretisiertes Objekt, das zwar nicht physisch, aber doch in seiner konkretisiertes Objekt, das zwar nicht physisch, aber doch in seiner Funktionalität oder Wirkung vorhanden ist. Funktionalität oder Wirkung vorhanden ist.

• Mit anderen Worten: Mit anderen Worten: • Dinge, die offensichtlich nicht existieren, wirken so, als ob sie existieren, oder Dinge, die offensichtlich nicht existieren, wirken so, als ob sie existieren, oder

wirken zumindest auf vergleichbare Weise.wirken zumindest auf vergleichbare Weise.

• Die Virtualität leiten wir in der Regel aus der Realität ab.Die Virtualität leiten wir in der Regel aus der Realität ab.

Page 4: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

4

• Vergleich: AkashachronikVergleich: Akashachronik• Analog zur heutigen digitalen und globalen Informationsverwaltung im Analog zur heutigen digitalen und globalen Informationsverwaltung im

Internet gab es z. B. schon zu Zeiten Rudolf Steiners (1861-1925 Internet gab es z. B. schon zu Zeiten Rudolf Steiners (1861-1925 /Anthroposoph) Überlegungen über eine Chronik (Parallelwelt),/Anthroposoph) Überlegungen über eine Chronik (Parallelwelt),

• die Akashachronik, in der alles Gewesene der ganzen Welt gespeichert und die Akashachronik, in der alles Gewesene der ganzen Welt gespeichert und niedergeschrieben sein sollte. Ihr Prinzip sei es, dass alle Informationen aus niedergeschrieben sein sollte. Ihr Prinzip sei es, dass alle Informationen aus energetischen Impulsen beständen, die sich ständig zwischen den energetischen Impulsen beständen, die sich ständig zwischen den Dimensionen befinden, in einem bestimmten Frequenzbereich schwingen und Dimensionen befinden, in einem bestimmten Frequenzbereich schwingen und quasi auf einer kosmischen Festplatte, einem universalen Weltgedächtnis, quasi auf einer kosmischen Festplatte, einem universalen Weltgedächtnis, gespeichert sind. Jeder, der entsprechende mediale Fähigkeiten besitzt, gespeichert sind. Jeder, der entsprechende mediale Fähigkeiten besitzt, könne sich dieser Informationen bedienen.könne sich dieser Informationen bedienen.

• De facto werden heute Informationen im Internet digital De facto werden heute Informationen im Internet digital (elektronisch) und in bestimmten Frequenzbereichen verstreut über den (elektronisch) und in bestimmten Frequenzbereichen verstreut über den ganzen Globus in einzelnen Computern elektronisch gespeichert. Beim ganzen Globus in einzelnen Computern elektronisch gespeichert. Beim Zugriff auf die Daten entfallen räumliche und zeitliche Schranken. Sind die Zugriff auf die Daten entfallen räumliche und zeitliche Schranken. Sind die technischen Voraussetzungen gegeben, können Daten / Informationen technischen Voraussetzungen gegeben, können Daten / Informationen eingegeben und abgerufen werden. eingegeben und abgerufen werden.

Page 5: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

5

Philosophische Philosophische DimensionenDimensionen

• Die Phänomenologie der VerschiebungDie Phänomenologie der Verschiebung• geht von der Möglichkeit aus, Raum und Zeit, sinnliche geht von der Möglichkeit aus, Raum und Zeit, sinnliche

Wahrnehmungs- und logische Vorstellungswelten innerhalb der Wahrnehmungs- und logische Vorstellungswelten innerhalb der einen realen Welt zu verschiebeneinen realen Welt zu verschieben

• Eine Ablösung des Geistes vom Körper wird jedoch für unmöglich Eine Ablösung des Geistes vom Körper wird jedoch für unmöglich gehalten, weil die Affekte, die Gefühle und das Denken unlöslich gehalten, weil die Affekte, die Gefühle und das Denken unlöslich an den Körper gebunden sind. Ebenso wird die Möglichkeit der an den Körper gebunden sind. Ebenso wird die Möglichkeit der ontologischen Selbständigkeit oder Unabhängigkeit einer ontologischen Selbständigkeit oder Unabhängigkeit einer virtuellen Realität bestritten.virtuellen Realität bestritten.

• Die Ontologie der AblösungDie Ontologie der Ablösung• behauptet genau diese Möglichkeit der Ablösung des Geistes behauptet genau diese Möglichkeit der Ablösung des Geistes

vom Körper sowie eine ontologische Selbständigkeit der vom Körper sowie eine ontologische Selbständigkeit der virtuellen Realität. Der Körper und der Geist lasse sich vollständig virtuellen Realität. Der Körper und der Geist lasse sich vollständig immaterialisieren, wenn der Leib und das kognitive System durch immaterialisieren, wenn der Leib und das kognitive System durch elektronische Äquivalente ersetzt werde. Dies läuft letztlich auf elektronische Äquivalente ersetzt werde. Dies läuft letztlich auf eine ontologische Ablösung der Virtualität hinaus. das Gegenteileine ontologische Ablösung der Virtualität hinaus. das Gegenteil

Page 6: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

6

Phänomenologie:Phänomenologie:• So fordert Husserl (1859-1938), So fordert Husserl (1859-1938),

sich vorschneller Weltdeutungen sich vorschneller Weltdeutungen zu enthalten und sich bei der zu enthalten und sich bei der analytischen Betrachtung der analytischen Betrachtung der Dinge an das zu halten, was dem Dinge an das zu halten, was dem Bewusstsein unmittelbar Bewusstsein unmittelbar (phänomenal) erscheint. (phänomenal) erscheint. ((hervorgegangene apriorische Wissenschafthervorgegangene apriorische Wissenschaft ) )

Page 7: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

7

OntologieOntologie• Die Die OntologieOntologie (aus dem Griechischen ὄν (aus dem Griechischen ὄν onon als Partizip zu εἶναι als Partizip zu εἶναι einaieinai - „sein“ und aus λόγος - „sein“ und aus λόγος logoslogos - „Lehre“, - „Lehre“,

„Wort“) ist eine Disziplin der theoretischen Philosophie. Es geht ihr um die Grundstrukturen der Realität „Wort“) ist eine Disziplin der theoretischen Philosophie. Es geht ihr um die Grundstrukturen der Realität (dessen, was existiert, des Seienden), insbesondere, einigen Konzeptionen nach, um das Sein selbst (nicht was (dessen, was existiert, des Seienden), insbesondere, einigen Konzeptionen nach, um das Sein selbst (nicht was etwas ist, sondern dass und warum es existiert), anders formuliert: etwas ist, sondern dass und warum es existiert), anders formuliert:

• um das Seiende als solches (nicht um jeweils bestimmte Objekte) und um fundamentale Typen von Entitäten um das Seiende als solches (nicht um jeweils bestimmte Objekte) und um fundamentale Typen von Entitäten (Gegenstände, Eigenschaften, Prozesse).(Gegenstände, Eigenschaften, Prozesse).

• Spezielle Fragen des Seienden, wie z. B. Spezielle Fragen des Seienden, wie z. B. Was ist der Mensch?Was ist der Mensch? oder oder Gibt es einen Gott?Gibt es einen Gott? oder oder Hat die Welt einen Hat die Welt einen Anfang?Anfang? gehören nach traditioneller Themengliederung zur speziellen Metaphysik. gehören nach traditioneller Themengliederung zur speziellen Metaphysik.

• Methodisch geht die klassische Ontologie oft den Weg über die Sprache, in der sie den Niederschlag des Methodisch geht die klassische Ontologie oft den Weg über die Sprache, in der sie den Niederschlag des Wirklichen und Nichtwirklichen wiederzufinden glaubt. Wirklichen und Nichtwirklichen wiederzufinden glaubt.

• Theoretiker, welche ganz unterschiedliche erkenntnistheoretische Grundpositionen einnehmen: realistische Theoretiker, welche ganz unterschiedliche erkenntnistheoretische Grundpositionen einnehmen: realistische und konstruktivistische Positionen bezüglich ontologischer Themen. Der realistische Ansatz wird historisch mit und konstruktivistische Positionen bezüglich ontologischer Themen. Der realistische Ansatz wird historisch mit dem Namen Aristoteles verknüpft und nimmt an, dass die Grundstrukturen sich durch Erfahrung zeigen und in dem Namen Aristoteles verknüpft und nimmt an, dass die Grundstrukturen sich durch Erfahrung zeigen und in sprachlicher Form angemessen widerspiegeln. sprachlicher Form angemessen widerspiegeln.

• Der antirealistische (auch Der antirealistische (auch konstruktivistischekonstruktivistische) Ansatz lehrt, dass die Grundstrukturen des Seienden nur ) Ansatz lehrt, dass die Grundstrukturen des Seienden nur Projektionen des Denkens über die Sprache in die Projektionen des Denkens über die Sprache in die WeltWelt sind. sind.

• Wie die Wirklichkeit unabhängig von unserer Erkenntnis von ihr beschaffen ist, sei uns entweder nicht Wie die Wirklichkeit unabhängig von unserer Erkenntnis von ihr beschaffen ist, sei uns entweder nicht zugänglich oder, wie radikalere Vertreter dieser Position lehren, überhaupt eine sinnlose Frage, da „die Welt“ zugänglich oder, wie radikalere Vertreter dieser Position lehren, überhaupt eine sinnlose Frage, da „die Welt“ schlicht jene sei, wie wir sie konstruieren. schlicht jene sei, wie wir sie konstruieren.

• Hin und wieder werden konstruktivistische Motive etwa auf Gedanken Immanuel Kants zurückgeführt. Hin und wieder werden konstruktivistische Motive etwa auf Gedanken Immanuel Kants zurückgeführt.

Page 8: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

8

• Die vier Kantischen FragenDie vier Kantischen Fragen• Kant hat sich vier Fragen gestellt und diese zu Kant hat sich vier Fragen gestellt und diese zu

beantworten versucht:beantworten versucht:• Was kann ich wissen?Was kann ich wissen? – In seiner – In seiner

ErkenntnistheorieErkenntnistheorie• Was soll ich tun?Was soll ich tun? – In seiner – In seiner EthikEthik• Was darf ich hoffen?Was darf ich hoffen? – In seiner – In seiner

ReligionsphilosophieReligionsphilosophie• Was ist der Mensch?Was ist der Mensch? – In seiner – In seiner AnthropologieAnthropologie

Page 9: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

9

Typologie für Seinszustände in virtuellen Typologie für Seinszustände in virtuellen RäumenRäumen

• Unter Seinszuständen wollen wir die metaphorischen Unter Seinszuständen wollen wir die metaphorischen Ausdrücke Ausdrücke

• Spiegelung, Spiegelung, • Parallelität, Parallelität, • Substitution und Substitution und • Assoziation Assoziation

• verstehen und beschreiben verstehen und beschreiben

Page 10: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

10

Spiegelung der Realität in Spiegelung der Realität in eine Virtualitäteine Virtualität

• - sie drückt sich in einer - sie drückt sich in einer existentiellen Doppelung von Real- existentiellen Doppelung von Real- und Spiegelwelten aus - es und Spiegelwelten aus - es entstehen Formen der Parallelität, entstehen Formen der Parallelität, der Substitution und Assoziation.der Substitution und Assoziation.

Page 11: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

11

ParallelitätParallelität• Unter Parallelität verstehen wir Unter Parallelität verstehen wir

dabei parallele Existenzweisen von dabei parallele Existenzweisen von Real- und Spiegelwelt. Sie ist die Real- und Spiegelwelt. Sie ist die Konkretion der Doppelung.Konkretion der Doppelung.

Page 12: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

12

SubstitutionSubstitution• Die Substitution hingegen weist auf einen Die Substitution hingegen weist auf einen

substitutiven Doppelungsprozess hin. Unter ihr substitutiven Doppelungsprozess hin. Unter ihr versteht man die Seinskonkretion der versteht man die Seinskonkretion der Doppelung von Virtualität und Realität, den Doppelung von Virtualität und Realität, den partiellen oder gar gänzlichen Ersatz von partiellen oder gar gänzlichen Ersatz von Teilsegmenten der Realwelt durch virtuelle Teilsegmenten der Realwelt durch virtuelle Welten. So stellt z. B. das Tamagotchi Welten. So stellt z. B. das Tamagotchi (virtuelles Huhn) ein Beispiel für eine (virtuelles Huhn) ein Beispiel für eine substitutive Seinsweise dar, ersetzt es doch substitutive Seinsweise dar, ersetzt es doch bereits den Hamster in real life.bereits den Hamster in real life.

Page 13: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

13

AssoziationAssoziation• Assoziation meint die Verknüpfung vonAssoziation meint die Verknüpfung von• real life und virtuellen Seinsweisen. real life und virtuellen Seinsweisen. • Die Dialektik von Realraum und virtuellem Raum Die Dialektik von Realraum und virtuellem Raum

führt dabei zu qualitativ neuen Lebensformen,führt dabei zu qualitativ neuen Lebensformen,• wobei der virtuelle Raum der entscheidende wobei der virtuelle Raum der entscheidende

Indikator für gesellschaftliche Indikator für gesellschaftliche Transformationsprozesse geworden ist. Transformationsprozesse geworden ist.

• Die Virtualisierung des Seins ist der Motor von Die Virtualisierung des Seins ist der Motor von Transformationsprozessen in unserer Transformationsprozessen in unserer GesellschaftGesellschaft

• (Mediengesellschaft) (Mediengesellschaft)

Page 14: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

14

Der „Raum“ Der „Raum“ RaumverständnisRaumverständnis

• Der absolute Raum (Raum und Körper Der absolute Raum (Raum und Körper dualistisch gesehen und Raum als von dualistisch gesehen und Raum als von Beobachtern, Objekten sowie physikalischen Beobachtern, Objekten sowie physikalischen Abläufen unabhängiger Behälter verstanden). Abläufen unabhängiger Behälter verstanden).

• Der relative Raum (Raum als Ergebnis der Der relative Raum (Raum als Ergebnis der Struktur der relativen Lagen der Körper und Leib Struktur der relativen Lagen der Körper und Leib als Garant der Erfahrung räumlicher Qualitäten). als Garant der Erfahrung räumlicher Qualitäten).

• Der relationale Raum (Raum als netzartig-Der relationale Raum (Raum als netzartig-polyzentrisches Relationen-Gefüge). polyzentrisches Relationen-Gefüge).

Page 15: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

15

Raumverständnis im Kontext Raumverständnis im Kontext der Virtualitätder Virtualität

• Veränderungen vollziehen sich auch in der Semantik des Raumverständnisses Veränderungen vollziehen sich auch in der Semantik des Raumverständnisses (vgl. Paetau 1996).(vgl. Paetau 1996).

• Der euklidische und newtonsche Raumbegriff weicht zunehmend einer Der euklidische und newtonsche Raumbegriff weicht zunehmend einer relationalen Raumvorstellung, in der soziale Räume immer mehr als ein virtuelles relationalen Raumvorstellung, in der soziale Räume immer mehr als ein virtuelles Netzwerk von Kommunikation,Netzwerk von Kommunikation,

• abgekoppelt von geographischen Voraussetzungen, erfahren werden. abgekoppelt von geographischen Voraussetzungen, erfahren werden.

• Der Cyberspace, die Möglichkeit von Sozialität unter Abstraktion von körperlicher Der Cyberspace, die Möglichkeit von Sozialität unter Abstraktion von körperlicher Realität, erscheint so als ein weiteres Moment gesellschaftlicher Abstraktion (vgl. Realität, erscheint so als ein weiteres Moment gesellschaftlicher Abstraktion (vgl. Bühl 1996). Bühl 1996).

• Über welche Identitätspotentiale diese neue Form von Sozialität verfügt, liegt Über welche Identitätspotentiale diese neue Form von Sozialität verfügt, liegt einerseits in einer gesteigerten Kommunikation mit einer enormen einerseits in einer gesteigerten Kommunikation mit einer enormen Integrationswirkung in einer virtuellen globalen Weltgesellschaft,Integrationswirkung in einer virtuellen globalen Weltgesellschaft,

• andererseits wird sie in einer neuen Ausdifferenzierung mit zentrifugalen andererseits wird sie in einer neuen Ausdifferenzierung mit zentrifugalen Wirkungen gesehen, Wirkungen gesehen,

• einer Fragmentierung der Öffentlichkeit und Ausdifferenzierung in einer Fragmentierung der Öffentlichkeit und Ausdifferenzierung in Teilrationalitäten. Teilrationalitäten.

Page 16: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

16

Ontologische Ontologische Betrachtungsweise von Betrachtungsweise von ParallelgesellschaftenParallelgesellschaften

• ParallelgesellschaftParallelgesellschaft

• - Parallelgesellschaften dienen zur Identitätsstiftung- Parallelgesellschaften dienen zur Identitätsstiftung innerhalb der Mehrheitsgesellschaft durch Abgrenzung innerhalb der Mehrheitsgesellschaft durch Abgrenzung von den Anderen. von den Anderen. • - Voraussetzungen zur Bildung einer Parallelgesellschaft: - Voraussetzungen zur Bildung einer Parallelgesellschaft: eine monokulturelle Identität, eine monokulturelle Identität, • - ein freiwilliger und bewusster sozialer Rückzug - ein freiwilliger und bewusster sozialer Rückzug • - eine weitgehende wirtschaftliche – ideologische Abgrenzung, - eine weitgehende wirtschaftliche – ideologische Abgrenzung, • - eine Doppelung (nicht Anerkennung) der Institutionen des - eine Doppelung (nicht Anerkennung) der Institutionen des

Staates. Staates.

Page 17: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

17

homunculus digitalishomunculus digitalis• Leben im NetzLeben im Netz• „„Der künstliche Mensch als dynamisches Konstrukt zur Der künstliche Mensch als dynamisches Konstrukt zur

Erlangung von Unendlichkeit (...) Erlangung von Unendlichkeit (...) • (...) als Kreation der Beseeltheit unseres ursprünglichen (...) als Kreation der Beseeltheit unseres ursprünglichen

Daseins“Daseins“ • (Funke, Rainer, Vortragsmanuskript anlässlich der Tagung "Virtualität contra Realität?" 16. Designwissenschaftliches Kolloquium an der (Funke, Rainer, Vortragsmanuskript anlässlich der Tagung "Virtualität contra Realität?" 16. Designwissenschaftliches Kolloquium an der

Burg Giebichenstein-Hochschule für Kunst und Design Halle/Salle, vom 19.10.95-21.10.1995.)Burg Giebichenstein-Hochschule für Kunst und Design Halle/Salle, vom 19.10.95-21.10.1995.)

• Die künstliche Erschaffung des MenschenDie künstliche Erschaffung des Menschen, , so wie Goethe sie in seinem zweiten Teil des Faust durch so wie Goethe sie in seinem zweiten Teil des Faust durch

Wagner beschrieben hatte, war schon immer Wagner beschrieben hatte, war schon immer Wunschtraum der MenschheitWunschtraum der Menschheit gewesen, gewesen, eine Projektion vom Ich auf Andereseine Projektion vom Ich auf Anderes – – im Widerstreit gegen die im Widerstreit gegen die

EndlichkeitEndlichkeit. .

Page 18: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

18

• Virtuelle WeltenVirtuelle Welten

• homunculus digitalishomunculus digitalis (ein Avatar) ist zu einem (ein Avatar) ist zu einem - körperlich-szenischen Entwurf menschlichen Lebens- körperlich-szenischen Entwurf menschlichen Lebens - mit ganz konkreten Vorstellungen über eine neue - mit ganz konkreten Vorstellungen über eine neue

LeiblichkeitLeiblichkeit im alltäglichen virtuellen Dasein geworden. im alltäglichen virtuellen Dasein geworden.

• Virtuelle Welten werden so zu Virtuelle Welten werden so zu Orten der Orten der Erscheinungsweisen unserer Ich-ProjektionenErscheinungsweisen unserer Ich-Projektionen. .

Page 19: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

19

Agieren in virtuellen Agieren in virtuellen WeltenWelten

• Virtuelle Welten - Virtuelle Welten - Avatare:Avatare:• homunculus digitalis homunculus digitalis

• „„Vergeblicher Ausbruch aus dem Cyberspace“Vergeblicher Ausbruch aus dem Cyberspace“

Page 20: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

20

• Virtuelle Welten - Virtuelle Welten - Avatare:Avatare:• Kyoto Date Kyoto Date • „„der virtuelle Superstar Japansder virtuelle Superstar Japans

jung, sexy und perfekt “jung, sexy und perfekt “

Page 21: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

21

• Virtuelle Welten - Virtuelle Welten - Avatare:Avatare:• Ananova Ananova • „„Seit dem 19. April 2000 Seit dem 19. April 2000 • versorgt Ananova das versorgt Ananova das • Internetpublikum täglichInternetpublikum täglich• mit frischen Nachrichten. mit frischen Nachrichten.

Das Bildnis einer weiblichen FigurDas Bildnis einer weiblichen Figur• erinnert an ein bekannteserinnert an ein bekanntes• Computerspiel, dessen Heldin Computerspiel, dessen Heldin • mit weiblichen Reizen die mit weiblichen Reizen die • Sympathie des Spielers erringen soll.Sympathie des Spielers erringen soll.

Die virtuelle Nachrichtensprecherin soll mit einem Symphatie - Effekt die Gunst Ihrer Die virtuelle Nachrichtensprecherin soll mit einem Symphatie - Effekt die Gunst Ihrer User erlangen “User erlangen “

Page 22: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

22

•AnanovAnanova a

Page 23: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

23

• Virtuelle Welten - Virtuelle Welten - Avatare:Avatare:

• NAMENAME: Lara Croft: Lara CroftTITELTITEL: Herzogin von Saint Bridget: Herzogin von Saint BridgetSTAATSBÜRGERSCHAFTSTAATSBÜRGERSCHAFT: Britin: BritinGEBURTSDATUMGEBURTSDATUM: 14. Februar 1968, Wimbledon, : 14. Februar 1968, Wimbledon, EnglandEnglandFAMILIENSTANDFAMILIENSTAND: ledig: ledigBLUTGRUPPEBLUTGRUPPE: AB-: AB-GRÖSSEGRÖSSE: 1,75m: 1,75mGEWICHTGEWICHT: 52 kg: 52 kgMASSEMASSE: 86D-61-89: 86D-61-89HAARFARBEHAARFARBE: Braun: BraunAUGENFARBEAUGENFARBE: Braun: BraunKLEIDERGRÖSSEKLEIDERGRÖSSE: 8: 8SCHUHGRÖSSESCHUHGRÖSSE: 7 : 7

• Kaum eine Computerspiel-Figur hat in den letzten Jahren Kaum eine Computerspiel-Figur hat in den letzten Jahren für so viel Aufsehen gesorgt wie die hübsche Archäologin für so viel Aufsehen gesorgt wie die hübsche Archäologin Lara Croft. Neben Auftritten in insgesamt sechs Spielen und Lara Croft. Neben Auftritten in insgesamt sechs Spielen und mehreren Comic-Heften gelang ihr in zwei Filmen sogar der mehreren Comic-Heften gelang ihr in zwei Filmen sogar der Sprung auf die große Kinoleinwand. Sprung auf die große Kinoleinwand.

Page 24: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

24

Reversibilität der virtuellen Reversibilität der virtuellen WeltWelt

• Virtuelle Welten - Virtuelle Welten - Avatare:Avatare:

Angelina JolieAngelina Jolie als reale Schauspielerin als reale Schauspielerin der virtuellen der virtuellen Laura CroftLaura Croft

Page 25: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

25

Perspektiven: Perspektiven:

• Virtuelle Welten - AvatareVirtuelle Welten - Avatare

• Irgendwann wird man beim Einloggen ins Irgendwann wird man beim Einloggen ins Internet von seinem persönlichen Guide begrüßt, Internet von seinem persönlichen Guide begrüßt, weichen einem den ganzen voll elektronisch weichen einem den ganzen voll elektronisch organisierten Alltag über die virtuellen Freunde organisierten Alltag über die virtuellen Freunde nicht von der Seite. nicht von der Seite.

• Vielleicht wird man dann im Parkhaus von Vielleicht wird man dann im Parkhaus von Madonna oder Bruce Willis begrüßt. Zumindest Madonna oder Bruce Willis begrüßt. Zumindest sollen die Megastars bereits allesamt als sollen die Megastars bereits allesamt als Replikanten vorliegen und nur auf ihre künstliche Replikanten vorliegen und nur auf ihre künstliche Animation zu ewig jungem Leben warten. Animation zu ewig jungem Leben warten.

Page 26: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

26

Theorie der HeterotopienTheorie der Heterotopien• Eine neue Qualität mit sinnlich-wahrnehmbaren Elementen im Eine neue Qualität mit sinnlich-wahrnehmbaren Elementen im

Virtuellen ermöglicht es auch, die ganze Welt sinnlich zu Virtuellen ermöglicht es auch, die ganze Welt sinnlich zu alphabetisieren, also Systeme von akustischen, visuellen, taktilen, alphabetisieren, also Systeme von akustischen, visuellen, taktilen, olfaktorischen, schwerkraftbezogenen und eventuell weiteren olfaktorischen, schwerkraftbezogenen und eventuell weiteren sinnlichen Elementen zu entwickeln, die eine Verfügbarkeit der Welt sinnlichen Elementen zu entwickeln, die eine Verfügbarkeit der Welt

darstellen, die weit über die Erkenntnis per Sprache hinausgehtdarstellen, die weit über die Erkenntnis per Sprache hinausgeht. .

Page 27: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

27

• Dem Phänomen der Virtualität, wie wir es im Dem Phänomen der Virtualität, wie wir es im Spiegelbild oder im Cyberspace erleben, stellt Spiegelbild oder im Cyberspace erleben, stellt Foucault (1990) hinsichtlich der Foucault (1990) hinsichtlich der gesellschaftlich-räumlich-örtlichen gesellschaftlich-räumlich-örtlichen Gegebenheiten allerdings die "Heterotopien" Gegebenheiten allerdings die "Heterotopien" gegenübergegenüber

Page 28: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

28

Reflexibilität der VirtualitätReflexibilität der Virtualität• Darunter versteht er Orte, die anders sind als normale Orte Darunter versteht er Orte, die anders sind als normale Orte

des Alltagslebens einer Gesellschaft. des Alltagslebens einer Gesellschaft.

• Wie ein Spiegelbild verweisen sie die Gesellschaft auf sich Wie ein Spiegelbild verweisen sie die Gesellschaft auf sich selbst. selbst.

• Orte der abweichenden Abläufe und Rhythmen sind z. B. Orte der abweichenden Abläufe und Rhythmen sind z. B. • Sanatorien, psychiatrische Kliniken, Gefängnisse oder Sanatorien, psychiatrische Kliniken, Gefängnisse oder

Friedhöfe, Parks, Gärten, Museen, Bibliotheken, Festwiesen, Friedhöfe, Parks, Gärten, Museen, Bibliotheken, Festwiesen, Kinos, Theater, Bordelle und Klöster. Kinos, Theater, Bordelle und Klöster.

• Ihre Abweichungen bestätigen die Regeln des Alltags, da Ihre Abweichungen bestätigen die Regeln des Alltags, da die Sichtbarmachung der Normabweichung die Norm die Sichtbarmachung der Normabweichung die Norm stabilisiert. stabilisiert.

• Heterotopien hinsichtlich der Virtualität, also von Heterotopien hinsichtlich der Virtualität, also von Seinszuständen wie Spiegelung, Parallelität, Substitution Seinszuständen wie Spiegelung, Parallelität, Substitution und Assoziation, müssten demnach in der Realität gesucht und Assoziation, müssten demnach in der Realität gesucht werden. werden.

Page 29: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

29

Heterotope virtuelle Heterotope virtuelle RealitätRealität

• Die Zeiten, in denen Aussagen auf ihre Die Zeiten, in denen Aussagen auf ihre Wahrheit hin überprüft werden konnten, Wahrheit hin überprüft werden konnten, scheinen unwiederbringlich vorbei zu scheinen unwiederbringlich vorbei zu sein. Begriffe wie "objektive Realität", sein. Begriffe wie "objektive Realität", "Widerspiegelung" und "Abbild" werden "Widerspiegelung" und "Abbild" werden - nachdem sie theoretisch schon längst - nachdem sie theoretisch schon längst in Frage gestellt wurden - nun ad in Frage gestellt wurden - nun ad absurdum geführt und realisieren sich absurdum geführt und realisieren sich als heterotope virtuelle Realität. als heterotope virtuelle Realität.

Page 30: 1 Konzepte der Virtualität Es gibt ein Sein, nicht nur als Wirklichkeit, sondern auch als Möglichkeit und Wirklichkeit. (Aristoteles, Physik) Wie kann

30

noch noch Fragen???Fragen???