§1 Schisma, Reformkonzilien und konziliare Ideen · Prof. Dr. Hubert Wolf / PD Dr. Klaus Unterburger Zwischen Gerichtsangst und Heilsgewissheit. Das Ringen um die Gestalt der Kirche

Prof. Dr. Hubert Wolf / PD Dr. Klaus Unterburger

Zwischen Gerichtsangst und Heilsgewissheit. Das Ringen um die Gestalt der Kirche im Spätmittelalter und der Reformationszeit.

§ 1 Schisma, Reformkonzilien und konziliare Ideen (1378-1449)

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Problematik und Gehalt der Begriffe Reform und Reformation

•Reform und Reformation als konfessionelle Kampfbegriffe

•Die ursprüngliche Wortbedeutung

•Das protestantische Epochenschema (Leopold von Ranke, Heinrich Treitschke, Karl Holl)

•Die katholischen Gegenpositionen (Johann Adam Möhler, Johannes Janssen, Joseph Lortz)

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Einwände gegen die Zäsur von 1517

Einwände:

1. Kontinutitäten einer katholischen Reform, gerade in den romanischen Ländern

2. Kontinuitäten zwischen Spätmittelalter und Reformation

3. Langfristige Modernisierungsprozesse seit dem Spätmittelalter (Herrschaftsverdichtung etc.)

• Kontinutitätsthese als langfristiges Modernisierungskonzept oder als Vormodernitätsthese (Ernst Troeltsch, Dietrich Gerhard)

• Dennoch: Gegenposition: Reformation als Systembruch ebenfalls möglich

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Leitfragen und Aufbau der Vorlesung

•Reformation als problematischer Leitbegriff seit dem Spätmittelalter (Bedeutung, Kontinuitäten, Diskontinuitäten)

•Reformruf als Zeichen intensivierter christlicher Ideale und Sensibilitäten

•Reform an Haupt und Gliedern (Institution, Leben, Theologie)

•Reform: I. Spätmittelalter – II. Protestantische Reformation – III. Katholische Reform

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I. Die Doppelwahl von 13781. Das erste Konklave 1378 und die Wahl Urbans VI.

a) Zusammensetzung des Kardinalkollegs

b) Pressionen auf das Konklave

c) Wahl Prignianos unter Druck

d) Sturm auf Konklave

e) Mängel der Wahl

2. Das zweite Konklave und die Wahl Clemens VII.

• Schwerwiegender Eigenschaftsirrtum Wahl eines neues Papstes: Clemens VII.

Urban VI.

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3. Wer ist der gültige, rechtmäßige Papst? Besonderheit dieses Schismas?

a) Pro Urban, Contra Clemens:

• Primus electus, zeitliche Priorität

• Kardinäle nahmen alle an Inthronisation teil

• Behandeln Urban als Papst

• Versenden Wahlanzeigen an die Fürsten

• Damit sei der tacitus consensusgegeben

• Wahl und Sitz in Rom

Büste von Clemens VII. im Musée de Petit Palais in Avignon

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b) Contra Urban, Pro Clemens:

• Konklave war nicht frei: Pressionen, Wahl unter Druck

• Eigenschaftsirrtum: incapacita Urbans

• Im Interesse der Kirche mussten Kardinäle neu wählen

• Bleibende Zustimmung der Wähler für Clemens

• Kurie läuft fast geschlossen zu Clemens über

4. Die Spaltung der Welt in zwei Obödienzen

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II. Wege zur Lösung des Schismas

1) Via facti

2) Via justitiae

3) Via cessionis

4) Via discussionis

5) Via concilii

Römische Konzilsdoktrin

Kirchengeschichte

Ökumenische Konzilien des Altertums

Päpstliche Haussynoden

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III. Konziliare Ideen und erste Realisierung in Pisa 1409

1. Definition

2. Gang der Forschung

3. Vorbedingungen des Konziliarismus

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Konziliarismus:• Brian Tierney: Kirchenrecht und

Korporationsdenken als QuellenInterpretation des Decretum GratianiDie Dekretalisten• Wichtige WegbereiterJohannes Quidort von Paris; Bischof Wilhelm Durandus• Radikale ekklesiologische Modelle:• Marsilius von Padua und Wilhelm von Ockham• Wichtige Theoretiker seit 1378Heinrich von Langenstein und Konrad von GelnhausenFranciscus ZabarellaDietrich von NiemJohannes Gerson

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4. Kerngedanken als Zusammenfassung

•Kirche ≠ Papstkirche. Konzil steht über dem Papst

•Konzil = Potestas habitualis, Papst = Potestasactualis

•Leitung des Konzils durch gewählten Konzilspräsidenten

•Leitung der Kirche während eines Konzils durch das Konzil

•Wer beruft bei Weigerung bzw. Versagen des Papstes das Konzil ein?

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Konzil von Pisa 1409

•Teilnehmer

•Geschäftsordnung

•Inhaltliche Arbeit

•Zur Beurteilung Pisas

•Offene Frage: Wie kann die Einheit nach dem Scheitern Pisas wiederhergestellt werden?

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IV. Das Konzil von Konstanz (1414-1418)1. Zur Vorgeschichte2. Die Geschäftsordnung3. Die Hauptaufgaben des Konzils:

a) Causa unionis (Beseitigung des Schismas)

b) Causa reformationis (Reform der Kirche)

c) Causa fidei (Verteidigung gegen Irrlehren)

Lit.: W. Brandmüller: Konstanzer Konzil, 2 Bde.

Konzilssitzung im Konstanzer Münster (aus der Chronik des Konzils von Konstanz des Ulrich Richental)

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Ad a: Causa unionis

•Johannes XXIII. (†1419): wird abgesetzt (unwürdig, aber nicht unrechtmäßig)

•Gregor XII. (†1417): beruft Konzil am 04.Juli 1415 noch einmal ein und dankt dann ab

•Benedikt XIII. (†1422): wird abgesetzt

•Die Papstwahl von 1417: Martin V. (1368-1431)

Ad b: Causa reformationis

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1. Die fundamentalen Reformdekretea) Haec sancta (6.April 1415) oder die Superiorität des Konzilsb) Frequens (9.Oktober 1417) oder das regelmäßige Konzilc) Si vero (9.Oktober 1417) oder: wie verhindert man ein

zukünftiges Schisma?2. Weitere Reformdekrete (9.Oktober 1417)3. Das Reformprogramm vom 21.03.1418

Ad c: Causa fidei• John Wyclif (1330-1384) und Johannes Hus (1369-1415)• Tyrannenmord

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3. Beurteilung von Konstanz und der konziliaren Idee

1. Einmalige Notstandsverordnung für die Notlage des Schismas (Brandmüller, Bäumer, Iserloh)

2. Konzil gehört zu den Basisbausteinen der katholischen Ekklesiologie (K.A. Fink u.a.)

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V. Konzil von Basel – Ferrara – Florenz

1. Martin V. (1417-1431) und seine Aufgaben:

• Reform der Kurie

• Reorganisation des Kirchenstaates

• Das Problem des allgemeinen Konzils

2. Das Konzil von Pavia/Siena 1423

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3. Das Konzil von Basel 1431-1449

a) Der erste Konflikt zwischen Papst und Konzil (Tagungsort)

b) Reformbeschlüsse

1) Einigung mit den Hussiten

2) Kirchenreform

3) Papstwahlordnung

4) Kardinalskolleg

c) Erneuter Konflikt zwischen Papst und Konzil

d) Ein neues Papstschisma

e) Konziliare Theorie praktisch: die Baseler Kurie

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4. Das Unionskonzil von Ferrara – Florenz

Einigung mit den Griechen (Laetentur Coeli):

- Filioque

- Fegefeuer

- Primat des Papstes

- Rangordnung der Patriarchate

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VI. Konziliare Idee – Rückblick und Ausblick

a) Konziliarismus – konziliare Ideen – konziliare Theorie: Rückblick

b) Ausblick

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