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/ ) , . ". , \ . . 6 DER' 5E:D - .. ",'. I .. \ '. ·1 I . , Gleich berechtig u n'g ga, rantieren durch perspektivisches Denken und Handeln Die erste Frauenkonferenz fUr das Hochschulbercich in der deutschen Geschichte ging am 5. Februar im Kleinen Hörsaal des Psychologischen Instituts unserer Univer- sität mit dem Schlußwort des Staatssekretärs für das Hoch- und Fachschulwesen, Prof. Dr. Gießmann, zu Ende. Zwei Tage lang berieten die Vertreter -der Universitäten und Medizinischen Akademien der DDR - unter ihnep neben mehreren Prorektoren und weiteren Vertretern des Staatssekretadats Dr. Ehmke, VorSitzender des Zentralvor- stailds der Gewerkschaft Wissenschaft, Genossin Prof. Credow, der Frauen- kommission beim politbüro des zK der SED, Genosse Förster von der Abteilung Wis- seilschaften beim ZK der SED, Vertreter der Deutschen Akademie der Wissenschaften, Genosse Böhme, Sekretär der Unjv.ersitäts-Parteileitung der Kar! - Marx - Universität, und als Gastgeber der Rektor unserer Universität, Prof. Dr. Georg Müller - im Plenum unl1 in Arbeitsgl'uppen über Probleme der Frauenförderung im Perspektivplan der Uni- vel'sitäten 11nd Medizinischen Akademien. Im Referat, das Dr. Ehmke nach den Be- grüßungsworten des Rektors der Karl- hielt, wie auch in Dis- kussionsbeiträge;li . und zweierlei immer wieder deutlich: Die Probleme der Wissenschaftlerin, ihrer · Qualifizierung, sind durchaus nicht so sehr vpn den Problemen, die vor ihren männli<;hen Kollegen stehen, sind hur gerade für sie ' oe- lastend. Allgemeine Unordnung, Über- . belastung mit Routinearbeiten, unklare ,. .' Ist Frauenförderung Philantropie? Experiment an der Augenklinik I Lassen Männer sich Askese zumute'n ? Müssen Chefs skeptisch sein? (Seite 3) (Seite 3) (Seite 3) (Seite 4) Perspektiven, mangelnde Zusammenarbeit sind Faktoren, die von Frauen ' auf Grund ihrer zusätzlichen Beanspruchung schwe- rer kompensiert werden können als durch Männer. versität, den Fakultäten und Instituten überhaupt betrachtet. Unter diesem Aspekt I soUten auch, so führte Dr. Ehmke weiter aus, gewerk- schaftliche ' und staatliche Leitungen wäh- rend der Wahlperiode der Gewerkschaften auf FrauenversammIungen Rechenschaft über die ' bisherige Frauenförder ung und die Aufgabep jm, Perspektivplan ablegen! , Im Referat wUl'de schließ!Jch beton't, die Gleichberechtigung auch im wissen- schaftlichen Bereich im wesentlictten durchgesetzt ist und ' akzeptiert wird, daß wir ihre volle Verwirklichung tatsächlich aber nicht immer garantieren können, da nicht genügend langfristig, perspektivisch wird , da die Verwirklichung der Gleichberechtigung nicht immer von den wichtigsten Aufgaben abgeleitet wird. Und damit wurde ein' zweites Probl em berührt: Die Beschäftigung mit Problemen der Frau wurde bisher zu sporadisch, iso- liert - kurz, nicht genügend wissenschaft- lich betrieben . ' Die '"vissenschaftliche Be- arbeitung mer Frauenprobleme ist eine der vordringlichsten Aufgaben der Gegenwart. Dazu gehört vor allem auch die komplexe Behandlung der ganzen Problematik, wor- unter sowohl die Verknüpfung der beruf- lichen Tätigkeit der Frau mit ihren fami- liären Aufgaben zu verstehen ist, z. B. ge- , hören hierher Fragen aer ' Fam.ilienpla- nung usw., als auch ein.e kor,nplexe Be- arbeitung der verschiedenen Altersgr,Up- pen, beginnend mit den Schülerinnen, . den künlJ'tigen ' Studentinnen , künftigen Wis- senschaftlerinnen also, und den Möglich- keiten von deren ' Eiriflußnahme wieder auf andere Alters- und Berufsgruppen . . Selbstverständlich entbindet die Kon- zentration auf die ' Schaffung einwandfreier Bedingungen für die wissenschaftliche Ar- beit rlicht davon, auch für maximale · Ar- beitserleichterung im familiären ' Bereich durch Kinderg,ä.rten, -krippen, Diens t- leistungseinrichtungen, Einkaufsmöglich- keiten und dergleichen zu sorgen. Frau Prof. Aresin, Oberärztin an der Frauen- Dr. Ehmke führte aus, daß Frauenförde- rung weder Gleichmacherei noch Erteilen von Nachhilfestunden, noch Verringern der Anforderungen oder plal!mäßiges Ver- drängen der Männer bedeutet, sondern - wie auch Frau Prof. Credow in ihrem Diskus- J klinik der Karl-Marx-Universität, forderte dazu richtig eine engere Zusammenarbeit ' der Ul ,\ iversitätslei tung mit den kommu- I sionsbeitrag hervorhob - Bestandteil unse- rer ganzen sozialistischen Umwälzung , da- mit jeder Leitungstäti-gkeit überhaupt ist. Auch Magnifizenz Prof. Müller erklärte, daß die ' staatliche Leitung der Karl-Marx- Universität als wichtigste Maßnahme zur Förderung der Frau die Verbesserung der staatlichen Leitungstätigkeit an der Uni ·- I I iZ E nalen Behörden . Wir veröffentlichen Auszüge aus den , Diskussionsbeiträgen des Rel5tors, Prof. Dl'. Georg Müller, und Frau Prof. Dr. Aresins sowie Detail s aus anderen Konfel'enz- beiträgen auf den Seiten 3 und 4 dieser Ausgabe .. .. , . / Für' die' Wissensmalt J die SorliJfi'smus dient1 LEIPZIG 11.2. 1965 9. JG. / 603 15 Auf Seite 5: Bericht vom Jenaer Symposiam zur Studien reform in der Vorklinik Auf Seite 6: Gesellschahliche Hintergründe des Bildungsnotstands in Westdeutschland Mit großem ' Erfolg gastierte das Folklore-Ensemble der 'chilenischen Staats- Universität Santiago · de Chile in der Woche an der Karl-Marx-' Universität. Auf einem Empfang des Staatsratsm'itglieds Prof. Rodenperg für das Ensemble erklärte sein Präsident, daß der "Aufenthalt in der DDR dazu beigefr agen ,hat, viele falsche Vorstellungen über den deutschen Friedensstaat.z u beseitigen". Foto: Heyphot - ;,Kann man sich auf die west- deutsche Arbeiterklasse noch verlas- sen? Müßten wir uns nicht 'oesser auf die fortschrittliche Intelligenz der Bundesrepublik orientieren?" - eine Frage von Journalistikstudenten. - es ist nichts falsch oder überholt von dem, wos in den Semi- noren über die führende Rolle der Ar- gelehrt wurde. Die Arbeiterklasse ist die stärksle Klosse auch im westdeutschen Stoat. Sie wächst sogar ständig, auch weM offizielle Statistiken durch die Ober- nahme vieler Arbeiter ins tngestellten- verhältnis dos Gegenteil zu beweisen s,uchen, Doch auch die Statistiken ändern nichts deron, daß 80 Prozent der westdeutschen Bevölkerung von je- dem Eigentum an Produktionsmitteln ausgeschlossen sind. Die Arbeiterklasse ist die om besten orgonisierte Klosse von ollen an einer Veränderung der Verhältnisse interes- sierten ' Klossen oder Schichten - der Hinweis auf die 'des DGB muß hier genügen. f Daran hat sich also nichts geändert. Im Gegenteil - den neuen Verilältnis-' sen im staatsmonopolistischen Kapita- lismus ,entsprechen , Bedingungen ,fllr die Verbindung des betrieblichen !<ampfes mit dem gesamtnationoien und internationalen Kampf. Die füh- rende Rolle der Arbeiterklasse wird Die führende KI 'asse'auch im Bonner Staat , also, ausgebaut, gewinnt eine neue qualitative Ebene. JO- obe r in Westdeutschland heute? Gewiß, die westdeutsdie 'Arbei- terklasse reagiert langsamer, weniger explosiv auf uns beweg!'!n,pe Ereignisse, als mancher sich das wünscht. Wi dür- fen keineswegs die ren, daß sich das Unbehagen vieler westdeutscher Menschen "vor ollem gegen die Auswirkungen dieser Politik, nicht aber gegen die Ursache, dte Herrschaft des staatsmonopolistischen Kapitolismus", richtet (Kurt Hoger auf dem 7. Plenum): Aber Unbehagen ist ein subjektives Ding - ein anderes ist, daß die doraus resultierenden Aktionen objektiv heute mehr denn je unmittelbor gegen die Herrschaft des staotsmonopolistischen Kapitalismus gerichtet sind, weil schon das elementarste Togesinteresse des Arbeiters heute nicht mehr auf den Wi- derstand einzelner Unternehmer oder deren Verbände stößt, sondern die vereinigte wirtschaftliche und staatliche Macht des staots'monopolistlschen Ka- pitalismus. Noch ein Wort zur fortschrittlichen Intelligenz in Westdeutsch land. Keine Klasse oder Schicht kann sich allein durchsetzen, ohne sich , zum gemein- Samen Kampf zusommenzuschließen; auch die Intelligenz nicht, Um! trotz des Hochachtun9 ,verdienenden Einsot- zes z. B. vieler WissenSchaftler - Mox Born ist nur dos letzte Beispiel - hot die Arbeiterklasse eine g"rößere Wirkung if Kompf gegen die Monopole erzielt. Die ' unbestreitba'ren Erfolge der westdeut- Arbeiterklasse im Kampfe gegen die absolute Ver elendung - im Kampf errungen, nicht in den Schoß gel'allen - sind ebenso urrbestreitbare Nieder- logen der Monopole und ihres Staates. Richtig ist notürlicb, sich auf die fort- schrittliche Intelligenz zu : ,orientieren, um dos Bündnis im Kampf gegen Krieg, Notstand, Abbau .der demokra- tischen Rechte usw. zu ;'organisieren, 'den gemeinsamen Kampf unter Führung der Arbeiterklasse, denn sie ist die ein- zige Klasse, -iie nicht nur den gemein- samen Feind, sondern auch eine ge- meinsame Zukunft zu nennen weiß, sie 'st die einzige Klasse mit einer wissen- schaftlichen, Weltanschauung, rom

·1 - Universitätsarchiv Leipzig | Portal · PDF fileder Frau wurde bisher zu sporadisch, iso ... 15 PFE~NIG Auf Seite 5: Bericht vom Jenaer Symposiam zur Studien reform in der Vorklinik

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Page 1: ·1 - Universitätsarchiv Leipzig | Portal · PDF fileder Frau wurde bisher zu sporadisch, iso ... 15 PFE~NIG Auf Seite 5: Bericht vom Jenaer Symposiam zur Studien reform in der Vorklinik

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Gleich berechtig u n'g ga,rantieren durch perspektivisches Denken und Handeln

Die erste Frauenkonferenz fUr das Hochschulbercich in der deutschen Geschichte ging am 5. Februar im Kleinen Hörsaal des Psychologischen Instituts unserer Univer­sität mit dem Schlußwort des Staatssekretärs für das Hoch- und Fachschulwesen, Prof. Dr. Gießmann, zu Ende. Zwei Tage lang berieten die Vertreter -der Universitäten und Medizinischen Akademien der DDR - unter ihnep neben mehreren Prorektoren und weiteren Vertretern des Staatssekretadats Dr. Ehmke, VorSitzender des Zentralvor­stailds der Gewerkschaft Wissenschaft, Genossin Prof. Credow, Mitg~ied der Frauen­kommission beim politbüro des zK der SED, Genosse Förster von der Abteilung Wis­seilschaften beim ZK der SED, Vertreter der Deutschen Akademie der Wissenschaften, Genosse Böhme, Sekretär der Unjv.ersitäts-Parteileitung der Kar! - Marx - Universität, und als Gastgeber der Rektor unserer Universität, Prof. Dr. Georg Müller - im Plenum unl1 in Arbeitsgl'uppen über Probleme der Frauenförderung im Perspektivplan der Uni­vel'sitäten 11nd Medizinischen Akademien.

Im Referat, das Dr. Ehmke nach den Be­grüßungsworten des Rektors der Karl­Marx-Universitä~ hielt, wie auch in Dis­kussionsbeiträge;li . und Pau~ngesprächen wUl'(~e zweierlei immer wieder deutlich:

Die Probleme der Wissenschaftlerin, ihrer · Qualifizierung, sind durchaus nicht so sehr ver~!;hieden vpn den Problemen, die vor ihren männli<;hen Kollegen stehen, sind hur gerade für sie ~ot1del's 'oe­lastend. Allgemeine Unordnung, Über-

. belastung mit Routinearbeiten, unklare

• ,. • .'

Ist Frauenförderung Philantropie?

Experiment an der Augenklinik I

Lassen Männer sich Askese zumute'n ?

Müssen Chefs skeptisch sein?

(Seite 3)

(Seite 3)

(Seite 3)

(Seite 4)

Perspektiven, mangelnde Zusammenarbeit sind Faktoren, die von Frauen' auf Grund ihrer zusätzlichen Beanspruchung schwe­rer kompensiert werden können als durch Männer.

versität, den Fakultäten und Instituten überhaupt betrachtet.

Unter diesem Aspekt I soUten auch, so führte Dr. Ehmke weiter aus, gewerk­schaftliche ' und staatliche Leitungen wäh­rend der Wahlperiode der Gewerkschaften auf FrauenversammIungen Rechenschaft über die ' bisherige Frauenförderung und die Aufgabep jm, Perspektivplan ablegen! , Im Referat wUl'de schließ!Jch beton't, d~E die Gleichberechtigung auch im wissen­schaftlichen Bereich im wesentlictten durchgesetzt ist und ' akzeptiert wird, daß wir ihre volle Verwirklichung tatsächlich aber nicht immer garantieren können, da nicht genügend langfristig, perspektivisch g~arbeitef wird, da die Verwirklichung der Gleichberechtigung nicht immer von den wichtigsten Aufgaben abgeleitet wird.

Und damit wurde ein' zweites Problem berührt: Die Beschäftigung mit Problemen der Frau wurde bisher zu sporadisch, iso­liert - kurz, nicht genügend wissenschaft­lich betrieben. ' Die '"vissenschaftliche Be­arbeitung mer Frauenprobleme ist eine der vordringlichsten Aufgaben der Gegenwart. Dazu gehört vor allem auch die komplexe Behandlung der ganzen Problematik, wor­unter sowohl die Verknüpfung der beruf­lichen Tätigkeit der Frau mit ihren fami­liären Aufgaben zu verstehen ist, z. B. ge­

, hören hierher Fragen aer ' Fam.ilienpla-nung usw., als auch ein.e kor,nplexe Be­arbeitung der verschiedenen Altersgr,Up­pen, beginnend mit den Schülerinnen,. den künlJ'tigen ' Studentinnen, künftigen Wis­senschaftlerinnen also, und den Möglich­keiten von deren 'Eiriflußnahme wieder auf andere Alters- und Berufsgruppen. .

Selbstverständlich entbindet die Kon­zentration auf die' Schaffung einwandfreier Bedingungen für die wissenschaftliche Ar-

• beit rlicht davon, auch für maximale · Ar­beitserleichterung im familiären ' Bereich durch Kinderg,ä.rten, -krippen, Dienst­leistungseinrichtungen, Einkaufsmöglich­keiten und dergleichen zu sorgen. Frau Prof. Aresin, Oberärztin an der Frauen-

Dr. Ehmke führte aus, daß Frauenförde­rung weder Gleichmacherei noch Erteilen von Nachhilfestunden, noch Verringern der Anforderungen oder plal!mäßiges Ver­drängen der Männer bedeutet, sondern -wie auch Frau Prof. Credow in ihrem Diskus- J

klinik der Karl-Marx-Universität, forderte dazu richtig eine engere Zusammenarbeit ' der Ul,\iversitätsleitung mit den kommu-I sionsbeitrag hervorhob - Bestandteil unse­

rer ganzen sozialistischen Umwälzung, da­mit jeder Leitungstäti-gkeit überhaupt ist. Auch Magnifizenz Prof. Müller erklärte, daß die ' staatliche Leitung der Karl-Marx­Universität als wichtigste Maßnahme zur Förderung der Frau die Verbesserung der staatlichen Leitungstätigkeit an der Uni·-

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nalen Behörden. Wir veröffentlichen Auszüge aus den ,

Diskussionsbeiträgen des Rel5tors, Prof. Dl'. Georg Müller, und Frau Prof. Dr. Aresins sowie Details aus anderen Konfel'enz­beiträgen auf den Seiten 3 und 4 dieser Ausgabe . .

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Für' die' WissensmaltJ die d~m SorliJfi'smus dient1

LEIPZIG 11.2. 1965

9. JG. / ~3 603 15 PFE~NIG

Auf Seite 5: Bericht vom Jenaer Symposiam zur Studien reform in der Vorklinik Auf Seite 6: Gesellschahliche Hintergründe des Bildungsnotstands in Westdeutschland

Mit großem ' Erfolg gastierte das Folklore-Ensemble der 'chilenischen Staats­Universität Santiago ·de Chile in der verg~ngenen Woche an der Karl-Marx-' Universität. Auf einem Empfang des Staatsratsm'itglieds Prof. Rodenperg für das Ensemble erklärte sein Präsident, daß der "Aufenthalt in der DDR dazu beigefragen

,hat, viele falsche Vorstellungen über den deutschen Friedensstaat .z u beseitigen".

Foto: Heyphot

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;,Kann man sich auf die west­deutsche Arbeiterklasse noch verlas­sen? Müßten wir uns nicht 'oesser auf die fortschrittliche Intelligenz der Bundesrepublik orientieren?" -eine Frage von Journalistikstudenten.

Zunä~hst - es ist nichts falsch oder überholt von dem, wos in den Semi­noren über die führende Rolle der Ar­beiterklass~ gelehrt wurde.

Die Arbeiterklasse ist die stärksle Klosse auch im westdeutschen Stoat. Sie wächst sogar ständig, auch weM offizielle Statistiken durch die Ober­nahme vieler Arbeiter ins tngestellten­verhältnis dos Gegenteil zu beweisen s,uchen, Doch auch die Statistiken ändern nichts deron, daß 80 Prozent der westdeutschen Bevölkerung von je­dem Eigentum an Produktionsmitteln ausgeschlossen sind.

Die Arbeiterklasse ist die om besten orgonisierte Klosse von ollen an einer Veränderung der Verhältnisse interes­sierten ' Klossen oder Schichten - der Hinweis auf die Million~n-Organisation

' des DGB muß hier genügen. f

Daran hat sich also nichts geändert. Im Gegenteil - den neuen Verilältnis-' sen im staatsmonopolistischen Kapita­lismus ,entsprechen , n~ue Bedingungen

,fllr die Verbindung des betrieblichen !<ampfes mit dem gesamtnationoien und internationalen Kampf. Die füh­rende Rolle der Arbeiterklasse wird

Die führende KI'asse'auch im Bonner Staat

, also , ausgebaut, gewinnt eine neue qualitative Ebene.

JO- ober in Westdeutschland heute? Gewiß, die westdeutsdie 'Arbei­terklasse reagiert langsamer, weniger explosiv auf uns beweg!'!n,pe Ereignisse, als mancher sich das wünscht. Wi dür­fen keineswegs die Ta~sache ig~orie­ren, daß sich das Unbehagen vieler westdeutscher Menschen "vor ollem gegen die Auswirkungen dieser Politik, nicht aber gegen die Ursache, dte Herrschaft des staatsmonopolistischen Kapitolismus", richtet (Kurt Hoger auf dem 7. Plenum):

Aber Unbehagen ist ein subjektives Ding - ein anderes ist, daß die doraus resultierenden Aktionen objektiv heute mehr denn je unmittelbor gegen die Herrschaft des staotsmonopolistischen Kapitalismus gerichtet sind, weil schon das elementarste Togesinteresse des Arbeiters heute nicht mehr auf den Wi­derstand einzelner Unternehmer oder deren Verbände stößt, sondern ~u f die vereinigte wirtschaftliche und staatliche Macht des staots'monopolistlschen Ka­pitalismus.

Noch ein Wort zur fortschrittlichen Intelligenz in Westdeutsch land. Keine Klasse oder Schicht kann sich allein durchsetzen, ohne sich , zum gemein­Samen Kampf zusommenzuschließen; auch die Intelligenz nicht, Um! trotz des Hochachtun9 ,verdienenden Einsot­zes z. B. vieler WissenSchaftler - Mox Born ist nur dos letzte Beispiel - hot die Arbeiterklasse eine g"rößere Wirkung if Kompf gegen die Monopole erzielt. Die

' unbestreitba'ren Erfolge der westdeut­sch~n Arbeiterklasse im Kampfe gegen die absolute Verelendung - im Kampf errungen, nicht in den Schoß gel'allen -sind ebenso urrbestreitbare Nieder­logen der Monopole und ihres Staates.

Richtig ist notürlicb, sich auf die fort­schrittliche Intelligenz zu : ,orientieren, um dos Bündnis im Kampf gegen Krieg, Notstand , Abbau .der demokra­tischen Rechte usw. zu ;'organisieren,

' den gemeinsamen Kampf unter Führung der Arbeiterklasse, denn sie ist die ein­zige Klasse, -iie nicht nur den gemein­samen Feind, sondern auch eine ge­meinsame Zukunft zu nennen weiß, sie 'st die einzige Klasse mit einer wissen­schaftlichen, Weltanschauung, rom

Page 2: ·1 - Universitätsarchiv Leipzig | Portal · PDF fileder Frau wurde bisher zu sporadisch, iso ... 15 PFE~NIG Auf Seite 5: Bericht vom Jenaer Symposiam zur Studien reform in der Vorklinik

Philolog isChe Fakultät gegründet

Der Staatssekretär für das Hoch­und Fachschulwesen bestätigte mit Wirkung vom 1. Januar 1965 die von der Karl-Marx-Universität vorge­schlagene Gründung einer Philologi­schen Fakultät, die die Bereiche der Sprach- und Kunstwissenschaften umfaßt. Nach der Wahl des Dekans der Philologischen Fakultät wird auf einer IGründungsveranstaltung Näheres zur künftigen Arbeit der neuen Fakultät verlautbaren.

· · · · · · · · · · · · ·

. Verteidigungen -..:;... . ~ , . . .

10 Febl um Her!' GeOl g Re 1-

ehe 1 t Thema "Das Perikopenwe­sen der Evangelisch - Lutherischen Landeskirche Sachscn - ein Beitrag zur Gottesdienstgeschid1te."

11 Februar HeL'l' Gunter Nats, c.hke \ Thema .,Zum E inHuB des Einsatzes n euer Technik a.uf die Steigerung der Arbcitsprotluktivitat und die Senkung der Selbstkosten unter den Bedingun gen der vollstän­digen Ubergabe bzw. d es Verkanfs der Technik in <ler Feldwirtschaft der LPG Typ m hei besonderer Be­nicksich tigung der Produktion VOll Zuckerrüben (untersucht am Beisl1iel der LPG Typ ßI des Kreises De­h tzsch)."

19 Febl ua, 10 Uhr, Geschwlster­SchoLl-Haus~ Horsaal 3, Hen Horst S c h u I 7. e~ Thema "Die Speziali­sierung des Produktionsmittelhau­dels mi t m etallurgischen Erzeugnis-

: sen." i : . ........................................................

Veranstaltungen

· Freitag. ~1 2 Febru8l 19.30 Uhr, Klub der Kulturschaffenden, E lsterstI 35 Erd-

I öl und Politik im Na.hen Osten. Gemem­same Veranstaltung des Arbeitskreises AußenpohtIk mIt der BezIrkssektion "In­ternationale Fragen" der' Gesellschaft zur VerbreItung wIssenschaftlicher KenntnIsse. Es sprIcht Dr Walter Fell man n , Hum­boldt-Umversltät Berlin.

Sonntag, 14 Feb,·ua,·. 1030 Uhr, Alte Hande]sborse, Am Naschmarkt. Hölderlin­Matinee. Es WIrken mIt' Ingebol'g 0 t t­man n. Gunter G r a b be r t (be,de Stad­tische Theater belpzlg) Scltumannpreis­tragei' Gu",te\· Ph,hpp spielt Stücke von Rohel't Schumann

Donnerstag, 18 Febt'uar, 19 30 Uhr, ~Iub der Kultu,schaffenden, Elsterstr 35. ,l)/eues von Schallplalte und Band. Arbeits­kreis HeIter-e Muse. Das Mitghed der Klubleitung Fred Fr b h b erg plaudert uber dIe ]ungste J?l'Oduktlon auf dem Ge­blet del Tanzmuslk,

Freitag, 19 Februar, 1930 Uhr, Klub der Kultw'schaffenden, EIs erstr 35 Fra uen und Liebe in der jüngsten Sowjetliteratm. Es sprIcht F rau Dr. T rude R 1 C h t e r J In­stitut fur Lltel'atut' "Joha nnes R. Becher",

Montag, 22 Februar. 1930 Uhl'. Klub der Kulturschaffenden. Elsterstr 35 Auf­ga.ben und Arbeitsweise d es Medizinischen Dienstes des Verkehrswesens lliter be­sonderer Ber ücksich t igung d er 'I'auglich­keitsprUfung fur Kraftfahrer. DIe DISkus­slOnsgl undlage gIbt Dr Helmut K 0 h 1 e r J

leitender Gutachteral'zt beim MDV, Di­rektion Halle.

Organisationen

1. Platz für FDJoKreisorganisation Als beste FDJ-QrgamsatIon "n df1r

1. Etappe des Wettbewerbs ZUl' Vorberei­tung des 20 Jahrestages der BefrelUng vom FaschIsmus 'N'urde m der Wettbewerbs­gl uppe "UmVel'Sltaten" am 4. Februar dIe FDJ~KI'elsorgamsahon Karl-Marx-Umvel ­SIÜÜ Le ipZig durch den FDJ-Zentralrat mIt einer Geldpramle in Hohe von MDN 500-ausgezeichnet.

Forschung - Lehle - Praxis

lehrerkonferenz an der Wifa . Eme Lehrerkonferenz, dIe Sich mJt Pro­

blellle~ dei Darbietung okononuscher PlQb)eme Ln _der Leh,e beschäftigte, fand am 4 Febl ual an der WI1'tschaftswlssen­schaftlichen Fqkultät statt Nachdem Plol D1 Hel n Z e und Dekan Pro[ Dr 'J; eie h man n In Referaten dal'geJe&t halten, \\ile In J.hren , Fflchrlchtungen -J;loh tjsche Ökonomie und OkonomIk des ~onsumgl\tc:rblnnenhande]s dIe Pro­bleme des neuen okonOlTIIschen Systems beh9 ndclt werden. fand zu dIeser The-111atlk eme Aussptache der KonferenzteIl-nehmer statt -

DAS REDAKTIONSKOLLEGrUM _ Guntel Llppold (verantworthcher Redak­teur). Jl\rgen Grubllzsch, Rolf MoblUS (Re­dakl eure), Jurgen Funk Pro! Dr ]ur. habil. Rtchard Hahnert Hans-Dleter Huster, Ger­hald Mathow, Karla Poerscbke, Karl-Hetnz Rohr. Walter Sandrmg. Wolfgang Weller. Ve['off~nt.ll('ht unter Llzenz-Nr. 65 des Rates

des BeZl1 kes LeipZig - Erschemt wochenthch - Anschrift der Redal;::tlon: 70J belpzlg" Rtt­tersbaße 26 E'ernru,f '797J Sekretanat Ap­parat 264 Bankkonto ' 513808 bel der Stadt­spal kasse LeipZIg - DCllcit LVZ-Druckere~

"Hetmann Duncker" III 18 138 701 T:.eipzig, P(,'!te[~.stemweg' 19 - Bestel1un$en ,mmmt lP';es Po<:tarrp entgegen

UZ 6 65, Seite 2

Zweiter Freundschaftsv~rtrag mit 'Ljlibljana Vom Montag bIS Sonnabend vergaoge­

ner Woche hIelt stch m LeIpZig erne vler­kdpüge DelegatlOn der Hochschule lur politIsche ~Issenschaften L]ubl]ana auf Der Gruppe, die der Direktor der Hoch­schule, Pro! Stane D 0 1 a n c, leitete, ge­hörten (;he SozIologiedozenten Petel' K I l­na rund Niko To s und der velantwort­lIche Redakteur der von der L]ubljanael' Hochschule herausgegebenen wissenschaft­lIchen Revue "TeorlJa In praksa", Stane K ra n J c, an

Der emwbchlge Leipzigauienthalt der Jugoslawlschen Wissenschaftler d1ente der Verbefung der' Im Herbst vOrIgen Jahres von Leipzigel' Journaüshkwlssenschaftlel'n angebahnten Kontakte und dem Abscl,luß emes Vertrages ubet' Freundschaft, Zu­sammenarbeIt unp gegenseItige Untersttit­zung ,ZwIschen der LjublJanaer Hochschule fur POlitIsche Wissenscbaffen und der' L..elpzlger Karl-Marx-Umversltat

DIe Gaste mformierten Steh emgehend uber, Probleme des Hochsdlulwesens, uber • Struktur und Methoden der PartemrbeIt, des neuen okonomIschen Systems, uber Fragen det' Lehr- u nd Forschungstätigkeit an der Fakultät fUI JournahstLk, dem Franz-Mehrmg-InstLtut ' und der Wut­smaftswIssen'jchaftllchen Fakultat und u ber dIe Rolle der Presse Lm gesellschaft­hchen Le ben deI DDR SIe fuhrten dazu u a Gesprache nut dem Rektor der Ußl­versltät, Prof Dr G M u 1 Le r: , mIt dem Pl'OrektOl fur GesellschaftSWissenschaften Prof DI . M K os s 0 k, mit dem Sekre­tarIat der UPL, Prof Dr B I e y , Prof Dr Beyer, Prof. Dr R Schulz , Dr F K n I P P I n g, P rof B r u h n und dem "Flelhelt"-Chefredaltteul Gunter B o-b ach SOWIe dem Leiter der Pressestelle der Leuna-Werke "Waltel' Ulbl'lcht "

Der Vertrag, den der Direktor der Hochschule und der Rektol' der UmverSI­tat am Sonnabend unterzeichneten, Sieh t

den Austausch von InfbrrpatLonen, Erfah­rungen, Publ1katIo,hen und. Studlenpro­gt ammen vor, Aerner , den 'Austausch von WIssenschaftlern und Studenten, und zwar der Disziphnen J'ournahstlK, poh­t ische Wissenschaften, Phllosophle, Sozi'o­log,e und WIrtsChaftswIssenschalten.' Nach_ dem berells 1964 em Freundschaftsvertrag m it der UmversItat LJubJJana abgesChlos­sen wUlde, besItzen dIe WissenschafUer der Karl-Marx-Universitat enge Kontakte zu zwel tier hochsten B lldungsstatten Slo­wemens

Bevor die ]ugoslawlsche WIssenschaft­lergruppe " am Dienstag uber Prag dIe Ruckreise a ntrat, hatte SIe In Berlm noch weItere Gespl'ache m It dem stellvertreten­den Direktor der Parteihoch schule "Karl Mal'x" beim ZK der SED, Prof, Dr. Ne e f, Vertretern des Staatssekretariats fur Hoch_ und Fachschulwesen und MIt­arbeitern der AbteIlung Agltatlon des ZK der SED Ww. I Foto HFBS

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Pharmazeuten schufen modernes Standardwerk

Am 1. Januar 196:5 tra t das neue Deutsche Arzneibuch. 7 Ausgabe, (DAB 7) m Kraft Dam'it Wlrd lD deI Deutschen Demokrahschen RepublIk das DAB 6 ab­gelost, das seit dem Jahre 1926 gultig war und bereits seit langem den Anforderun­gen an em zeltgemaßes Arzneibuch rucht mehl' gerecht werden konnte, denn d..l e l standlg neu I entWickelten Arzneistoffe und Al'znelzubel'eltungen bedurfen der rechtzeitigen StandardiSIerung, wobei dem JeweIlIgen Stande der Wissenschaft ange­paßte, .rationelle und praZlS4Y Prufmethoden lur verbmdlIch erk lart werden mussen

A n der AusarbeI tung u nd übelprufung der Alzneibuch-Monographlen haben OberaSsIstenten und ASSIstenten des Phar­mazeutischen Instituts der Karl -Mal'x­Universrtät mItgearbeItet Daruber hmaus waren Prof. Dl". Th B 0 e h m. Prof Dl' G Wagner und Dr, W Hor sc h alt Mitglieder der "Deutschen ArzneIbuch­KommissIon beIm MmlsteTlUm fur Ge­sundheItswesen de Deutschen Demokrati­schen Repubhku am Zustandekommen des v,erbandlgen Standal'dwe,-kes beteiligt

Das DAB 7 wldetsplegelt n tdlt nur den Stand des Gesundheitswesens und der pharmazeutischen Industne, der unter den Bedmgungen des Aufbaus des SozIa­lismus In der DDR elTelcht w urde, es stellt auch den Ahschluß an den mtel na­tIonalen Stand auf dem GebIet des AI'Z­

neibuchwesens her Seme schri ttweIse ElO­fuhrung In !der pharmazeut1schen Indu­stl'le und m den Apotheken wird zu em er hoheren Quahtat der Arzneiversorgung der Bevolkerung fuhren

Interessante Themen Im Praktikum

,.Welche InfolmatlOnen mussen dIe/ leJ­teriden Wn·tschaftsfunktIo"nare elOes be-

... stImmten Belelches el'halten - auf wel­chem Wege -, um sachkundig entschei­den zu konnen?" so lautet ~le Aufgabe emer GI uppe von diel Studenten, dIe im Rahmen des Komplexprakhkums 1m \ Kombmat Bohlen Probleme deI Leltungs­tatigkert unteisuchl Auch dIe andel'eljl rund 80 Studenten deL K~II-Marx-Unt­versltat, die im KomblOat von A nfa ng Februar bIS Ende Marz ,hr Praktikum a bsolvleIen, haben 1D1elessante Pro­bleme zu losen, d ie 10 den meIsten Fal­len gememsame Arbeit von Studenten versch~edener Fach.rIch~ungen erford?rn So befassen Sich z B mit "VorarbeIten [ UI' den Peispektivplan der Datenel'f\as­sttng und Datenverarbeitung" - dIe große Bedeutung bel der welter~n Autoh1atIsle-I ung Im Kombmat besltzen - Mathema­tiker , WIrtschadsmathematiker und Dol­metscher.

" Aus den Instituten

?Petspektivplan in der Diskussion DIe Mitarbe1teJ' des In'stituts fur Mal'a

xIsmus-Lemmsmus fuhrten am 29 Januar eine Aussprache ubel' den Entwut'f des PerspektIvplanes dUl'ch Gen Dr. G r 0-

, ß er , komm Direktor des Instituts. WIes auf . die Aufgaben hm, dIe dIe Mitarbeiter des I nstItuts auch kunftig bei der weltan­schaulichen ErZIehung zu losen haben, Aber aucJ1 dIe Forschung muß erhoht wer­den, ·was sowohl In poherer Qualltat der LehrveraostaItungen a ls auch Ln eIner ho­heren Anzahl'PubllkatLOnen Ausdruck fin­den sollte, Neben der Lehre stand vor aUem die AusbIldung des wissenschaft­LIchen Nachwuchses zur Debatte, angeregt u . a, durch den ArtIkel der Genossm T 8 U -b e l' t (UZ 4/65). Dozent Dr S t e u ß I 0 f f • Leiter der AbteIlung Marxlsmus-Lemms­mus an der MedIZInischen Fakultat, konnte darauf verweIsen. daß d ie ArbeItsgemein­schaft "Humamsmus" seit kurzem emen Vertrag mit der Akadem ie der Wissep­schaften beS Itzt, der u a eine bessere Be­treuung det' ~achwuchswlssenschaft1el' ga­rantiert. Das Z Iel der ArbeltsgemelOschaft Ist die Hera usgabe emer Monographle.

Auslandsbeziehungen

Reisen Prof. Dr. Lothal' Rat h man n, Dlrek­

tOL' des Orientahschen InstItuts der Karl­Marx-Umversität, reIste am 29. Januar 1m AUftl-ag des MimsterIUms fur AuswartIge' A ngelegenheiten nach Kalro. Wahrend. seInes halbJahngen Aufenthaltes wird er a ls Erster Sekretär für das Arbeitsgebiet Innen- und Außenpolitik In der Vertretung der DDR m der VAR arbeiten. Prof. Rath­mann WIrd seIDen Aufenthalt in Kalto außerdem nutzen, um Kontakte zu WIS­senschaftlern der Umversität aufzunehmen, mIt dem Ziel, zu eIDern spateren ZeItpunkt emen Freundschaftsvertrag ZWischen der agypt lschen Universltat und dem Ol'lenta­hschen Institut der Karl-Mal'x-Univelsitat aDzuschlleßen

I Dozent Dr. Gerhald Mo h s, Geographl­

sches Institut der ' Karl-Marx-Umversltat. wellte l.lT,l Januar' zu einer' lOtciglgen Vor­tr.agsreise 1m RuhrgebIet. In selOen dreI Vortragen stellte D).. Mohs dIe Erfolge des wutschafthdlen Au~baus m der DDR und der Volksrepubbl{ P olen dar und sprach ubex dIe Zusammenhange der Wissen­sc.hafthchen Forsch ungsal belt mJt der WlrtschaftspraxlS 1.0 den SOZIalIstIschen Landern

Dr DIetrIch U h 1 man n . komm LeIter der Abteilung Trink-, Brauch- und Ab­wasserbiolog ie des ZoologIschen Instituts, wellte 'vom 1 biS 6 Februar zur TeIlnahme an einer Vortragstagung Ider Allumons~

gesellschaft für Hydrobiologie Ln Moskau. Das 'rhema ,des Vortragest den der Leipz.t­gel' Wissenschaftler hielt - VermeIdung der Eutrophlel'Ung durch ElimmatlOn der Nahrstoffe aus Abwassern - 1st von prak­tIscher Bedeutung f ut' dle Trmkwasserver­sOl'g~ng aus Stauseen urd Talsperre n

Ku "U relles .

leipziger Bühnenpläne zur Jubiläumsmesse

,

DreI Prenueren haben dle Stadhschen Theater LeIpZig fur dIe Messetage vor­gesehen. -Den Anfang macht aI11 1 Marz das Schausp1el "Unterwegs I von Vlktor R 0 s 0 w (SpielleItung: Peter Roll). Die pelden Jugendhchen Hauptrollen spIelen

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Momka Wo y t 0 w ,c z und Wolfgang Jak 0 b "Em Pfund Fleisch" heißt em neues Stuck des argenhmschen Au tors Augustm C u z z a nI , welches das Thema von Shakespeares .,Kaufmann von Vene­dIg" aul d,e Gegen.Y'_a.l>w~nd",lt.,H"",;t> Sm 1 s z e Je. fuhrt R~le . Le:Ipzigs Theater bnngen nach der tragIsche Farce "Der Mlt­telsturmer starb beIm ~o.rgengrauen C( , d ie seit dreI Jahren mIt großem Erfolg ur. Splelplan der Kammerspiele steht, ,das zweite Cuzzam-Stuck. zur deutschen Erst ­auffuhrung (8 3 ) Das Lelpziger Opern­haus~ das SIch In den vier Jahren seIDes Bestehens hohe Anerkennung 1m M USIk­Ieben des In- und A uslandes erworben hat, nimmt dJe Oper I.,Frau ohne Schatten" ln seinen Spielplan auf Dle mUSIkalIsche Lel­tung hat Generalmuslkdlrektor Paul SchmItz ' es mszemert Joaclum H erz. Die meIsten Partien smd doppelt besetzt. Wahrend der Messe - am 3. Marz - findet dIe zw~~{e 'Premlele dieses Werkes statt.

3. Platz für Volleyballerinnen Am 7. Februar absolvlerten die FrlLuen

der HSG Ihre letzten Punl<tspiele Da be­rerts am 5. Februar gegen Motor Stotterltz

ein Idarer 3 '1- (15:4-, 154-, 10.15C, 15.5-) Sieg gelang und auch del SCL und Rotation Süd Jewells 3'0 geschlagen wurden, ge­lang 10 der .2. Sefle ein 6 '2-Punktgewmn, Da Dynamo LeIpZIg noch vor BeendIgung

der 2, Sene zuruckzog, ergIbt SJch f ur un­sere Vertretung folgender Abschluß. 10:! Punkte, 34 :21 Satze. MIt dIesem Ergebms durfte uns der iliatte Platz in der Bezirks­liga nicht meht zu nehmen sem

Erneut Abstiegssorgen Um den Klassenerhalt mussen auch ..,In

diesem Jahr dIe Fußballer der HSG Karl­Marx-UmversItat In de r 1 Kreisklasse bangen Nach ausgesprochen schwachem Start In der Herbstsene - die Mannschaft wal wochenlang SchlußlIcbt - gelang es erst In den letzten Wochen, Anschluß ans Mittelfeld zu bekommen 5'3 lautete das Punktverhäl tms der Elf Ln den ersten VIer Begegnungen der Fruhjahrssene Wenn die Mannschaft m den noch am.stehenden Sieben PunktspIelen ebenso erfolgreich spielt, dann sollten Sich dIe Abstiegs­sorgen allerdings noch b'annen Jassen. Das 1St dIe augenbltckhche SituatIOn am Ta­bellenenpe der Staffel 3 der 1. KreIs­klasse'

Motor Sudwest Fortschntt PlagwItz Empor Lutzen Karl-Marx-Um Empor Lutzschena SG Suden Stadt Motor Stahmeln

24 :32 19'24 2329 1927 1931 13'39 1649

Schwimmen im Fichtebacl

12 '16 12:18 12.18 12.18 11.15 10'20 525

In der Zelt vom 6 Februar bis 14. Man konnen Universitätsangehörige bzw deren KInder zu folgenden Zelten das FIchtebad penutzen }Gnder (NIchtSchWImmer) mon­tags von 14 bIS 15 Uhr, Kinder (SchWIm­mer) donnerstags von 14-15 Uhr, Erwach­sene (NIchtschWImmer) montags von 1730 bIS 18.30 Uhr, Erwachsene (Scbwimmer) mittwochs von 17.30-19 Uhr.

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Mahnung an IISchwarzhörer"

Die Deutsche Post macht uns 1.n etner Zuschnft darauf a.ufmerksam. daß zah,lrelche Studenten zwar em· RundfunkgeTat 1.71. -z.hren Z1.mmern betTez.ben. aber kelne Gebuhren zah­len.

In d1.esem Schret.ben he~ßt es welp ter . " Offenbar schelnen d'te Studen­ten nich·t 1n Jedem Falle dte Vor­schnften uber d.e Anmeldepjl.cht der Rundfunkanlagen, dte 1n der Ruruifu,nkordnung vom 3. Aprt! 1959 (GB! I S. 465) festgelegt smd, zu kennen. Grundsatzhch haben aUe Rundfunkteilnehmer ihr Gerat a.n­zumeIden. In e'tnem Haushalt kon­nen a.uf evne Anmeldung nur dann mehrere Gerate betneben werden, wenn alle Mttglieder des Haushalts tn derselben Wohnung zusammen­leben. D'tes 'tst aber bei den Studen­ten ntcht der Fall. Sie sind demnach verpflichtet, thr Gerat anzumelden. und sdbstverstandhch auch die Ge­buhren zu zahlen." . Dze Deutsch"e Post bittet, diese

Mahnung ernst zu nehmen, um zu vermetden. daß gegen Studenten Ull- • serer Universttat nach den Besttm­mungen des Postgesetzes uber er­hohte Gebuh1'en etngeschntten wer .. den mup. ............•...........................................

Publikationen

von Angehörigen der Karl-Marx-Universität

Prof. Dr habtL Karl Bon n I n ger ~ Dr habIL Rlchard H a hn e r t. Die Rolle des Rechts bei der Anwendung ökonomi­scher Hebel in der LPG Typ I. Staatsverlag der DDR, 240 Se,ten, 10,80 MDN .

Formen der Anwendung okonom1s~heT Hebel werden 'l.mte1'sucht. um d'te großen Reserve1l dieses Typs tUT dte St~ lgerung der Produktion zu erschheßen, D1.e Leltung der LPG Typ I muß den Besonderhe,ten und der Wirkungswe'lse der dkonom1.schen Gesetze in dtesen LPG voll gerecht wer~ den und stchern, daß systernattsch dte oko­nOffizschen und ideologtschen Vorausset­zungen tur einen spateren übergang zum Typ II und III geschaffen werden. Unter dtesem Gesichtspunkt gehen dle Auto1'en neben anderen Fragen auf den so:ualtsh­sehen Wettbewerb etn. Ihr besonderes An­hegen 1St es, die Rolle des Rechts bei der Losung der bkonomischen Aufgaben 1.n den LPG Typ 1 herauszuarbe1.ten,

Dr. JUl'gen Be ehe r. Die MaterialbiIan­zierung - wichtiger Bestandteil d,er wis­senschaftlichen Leitung des Bauwesens. Staatsverlag der DDR, 108 SOlten, Bro­sch iert, 4,20 MDN. I Vou, eeT\ , Fm'der}mgen j d** W~rtschafts­konferenz ausgehend, erlauter,t der Autor d,e R'oUe cfes Bilqnzsystems als }ettungs­'/.nstrument zur Entwicklung planmaßlger BeZtehungen zwischen den Betrieben und Zwelgen der Bauwirtschaft. Er behandelt dte Rone der Wlrtschaftsvertrage und Glo­balvereznbarungen und. unterbreltet Vtete Vorschlage zur Organisterung emes ein­het/hehen Btlanzfy.tems. AUßerdem steHt er Grundsatze etneT gesetZ l ichen Regelwna zur Diskusswn, def'en Anwendung zu~· ra­schen Durchsetzung des Btlan::::systems zn der Baumateria lw1.rtschaft bedragen wurde.

Prof Dr. habIl Rudolf Ar z i n ger. Das Selbstbesttmmungsrecht im demokra­tischen Vdlkerrecht. Staatsverlag der DDR, etwa 300 Seiten, Lem en, etwa 18 MDN.

Der Verfasser untersucht dze He1'uus­b.ldung und Ste!!ung des Selbstbestim­mungsrechts der Volker und... Natlonen als Grundprwzlp des gegenwarttge1l demokra­tischen Volkerrechts, Er arbeitet den we­senthehen Inhalt des Selbstbestimmungs­rechts heraus und zelgt den Kampf um se'tne W eite1'entwicklung in der gegenwar­ttgen Epoch'e.

Auf d,eser G"undlage behandelt der Verfasser pnnzipielle F1'agen der Bedeu~ tung des Selbstbesttmmungs1'echts fur del't Kampf um die Losung der nationale1~ Frage des deutschen Volkes,

Prof Dr Hemz S u c h VVB und wis­senschaftlich-technischer Fortscbrilt. Pro­bleme und Erfahrungen bel der EntWick­lung dei VVB zum bkonoIDlschen Fuh­rungszentlum Staatsverlag der DDR, etwa 176 Selten, Halbleinen 7,20 MDN

Im neuen okooomtschen System der Planung und Le.t"ng der Volkswu·tschaft l.st de1' VVB eine entscheidende RoHe zu­gewlesen worden, ste 'tst das okonomisch.e FUhrungsorgan ~h1'es IndustTtezwelges Bel. der Verw~rkhchung d'f.eser Aufgabe kommt es Insbe:;onaere darauf an, Wle dle VV B zn l hTem Berelch den wzsse"(schaft1'tch­technlschen Fortschrttt durchsetzt, Von. dIesem Grunagf,?danken geht der y erfas~

, ser aus, der zn seiner Arbelt dle Erfah­rungen meIer VVB auswertet, wissen­schajthch verallgemeinert und der PraXtS wertpolle Anregungen vermzttelt. Pro­bleme, dze 'tn der tagltchen Arbe1.t noch nicht gelöst stnd, werden von thm aufge­gnffen und zn ~hrem volkswlrtschaftltchen Zusammenhang dargestelU. Besonders hervorzuheben 'lst, daß elle DaTstellung in etfl.eT sehr allgememverstandhchen Art und Welse erfolgt. Ein Hauptanltegen set­ner Arbelt 'tst es, cVie NafurwzssenschaftleT, IngemeureJ Konstrukteur e und TechnoloJ

gen in den verschiedensten Forschungs­etnnchtungen mtt, diesen Leitungsproble­men enger vertraut zu machen.

Unter dem Titel "Abenteuer des Hauses Springer" veroffentlichte der Moskauel' Verlag fLir sozialokonomische Literatur ,!Mysl" eIne r ussischsprachige Ausgabe des Buches "Jeder VIerte zahlt an Axel Casar ' von Dr. Franz K nl p pi n g, Amtierendem Dekan der Fakultat tur 'Journahstlk, Dte popular gehaltene Abhandlung befaßt sich mIt dem Aufstieg und der poht,sch-Ideolo­glschea Funktion des machtigsten west­deutschen Pressemonopols. Die deutsche Fassung war 1963 im Verlag Rutten & Loe­ning, Berli.n, erschienen.

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Zentra,e"Fl'auenlc.onferenz der Republik' " " • '. .. C .,. '" ~,' (. , . . ,

Inhalt aller Arbeit

;., Zwei Beweggründe werden vhs+fach al s ausschlaggebende Krafte der Frauentorderung angeführt, Emmal smd es die humanistischen Ideale, die in der Jahrhundertelange n ungerech­ten Behandlung der Frau ihren Ur­sprung habe n. Ein anderes Mal slfld es okonomlsche Beweggrunde. die im Inte resse der Ausschopfung aller Re­serven eine gleIChberechtigte Einbezie­hung der Frau im Produktionsprozeß eis wdlkommen erscheinen lassen.

Ich metne, beide Auffassungen sind zu e ng, um d ie dringende Notwendig­keit der Forderung der frauen auf olleR Gebiete n unseres gesellschaft­lichen Lebens richtig erfassen XLI, kon .. nen.

Natürlich entsprechen unsere Moß­Flahmen zur Erre ichung dieses Ziel es den HumanitätslQealen. und selbstver .. s tandlich spie len die Frauen eine be, deutende Rolle bei der Erfüllun'g des Perspektivplanes. ober das sind - UIler­ich mochte das mit allem Nachdruck feststellen - abgeleitete Probleme. Sie leIten sich aus dem Prinzip der sozia­listischen Gesellschaft ab, die allseitige Entwicklung der menschlichen Gesell­~haft ohne Unterschied der GeschIech­rer zu garantieren.

Ich konnte als Rektor der Karl-Marx­Universität jetzt eine Bestandsaufnahme

... mo,chen und aufzählen. wie Viele Frauen sich bei uns im letzten Janr

\ Yon der Hilfs- zur Vollschwester quali­fiziert haben. wie VIele Mädchen dos Staatsexamen oder ein Diplom erwor~ ben hoben, wie Viele Frauen promo­vierten und wie wenige Sich habilitie­ren.

Ich bin aber de r Auffassung, daß die Aufgaben der staatliche n l eitung Im Rahmen de r Frauenlörderung nicht nur dann bestehen durfe n. Sich IR der Be­handlung spezifischer soge nannter Frauenprobleme zu erschopfen. Die staatliche l e itung darf Ihre Aufgaben nicht al lem darin erblICken, berechtigte oder unberechtigte Wunsche und Forde­rungen der Frauen zu erfu llen oder. zu beurte ilen, Sie muß Viel mehr bereits 10 d er Grund konze ptaon ihrer gesamten Leltungstatlgkeit dI e Frau mit Ihren Aufgapen, Pflichte n und Rechten ols von der Gesellschaft und Produktaon untrennbares g lerchberechtigtes Glied der Ges::Jmthelt aufnehmen und be­rucksichtIgen,

Ich glaube a lso, da ß wir in Le ipZig mit der Veranderung unserer Stl uktur und der Lel tungstot lgkelt auf dem nch ~ tlge n Wege smd , Was Wir vorhaben, ISt : noch besser Ordnun'g zu schaffen auf dem Geb iet de( Le Itung der Uni ­vers ltat , der Fakulta ten, der Instltl.!te und Abteilungen, eme Ordllu ng, d ie den gegenwartlgen Anforderungen lind Autgaben 'noch mehr al s bIshe r ge­recht wlfd, Und iCh weiß. daß e me sol, che Ordnung unserer gesamten l\rbelt dien t, aber unseren Frauen, die es Ja oft sehr schwe l hoben, besonders hel· fen Wird

Natur iIch entheben uns unsere Be­muh ungen um die Frauenforderung Im weitesten Sillne nICht der Pflicht, auch Im engeren San ne Maßnahmen zu r be~ so nderen Forderung der Fraue n zu er­gretfen

Viele Frauen betonen, daß sie gor keme besonde ren Bedingunge n Ihrer QualifiZ ierung gegenuber den Mannern fo rde rn, sondern lediglICh dIe glelc.hen. Aber - d,e Schaffung gleicher BediO­gungen fur d ie Frauen erfordert eben In der Regel besondere Maßnahme n Das ergibt sich cus ' den ungleIChen Voraussetzungen , , unter denen sie meist Ih re Arbeit verrichten mussen Diese besonde ren Maßnahmen mussen einmal in der Verbesserung der SOZIO~ len "HilfselO richtungen bestehen, Wie der Schaffung von Kindergarten, Krippen, Wasche reien, Elnkaufsmoglichkeiten ..

UZ 6l65, Seite 3

Magnifizenz Prof. Cr. Müller

und guten BetriebskLichen. Zum ande~ ren wirken naturlich Maßnahme n, die den Frauen im Ausbildungsgang Er­leichterungen schaffe n - wie Aspi ran ~ turen, zeitweilige Freiste llung en und andere ForderungsmoBnahmen In der g(elchen Rtehtung I SIe kennen auch den Nachteil mildern, den , die .Frauen durch die pnvaten Belastungen habel~ die letztlich Ja auch nicht privater Na­tur Sind, sondern eme Wichtige gesell­schaftliche Arbeit darstellen,

Bemerkenswert ist ,c doS Sich ·der Ge­danke immer mehr verbreitet, wissen ­schaftlich geeignete Frauen uber dl" Aspirantur zu qualaflzeren. Zu erwoh~ nen ist dabei insbesondere, daß es durch Intensive Aussprac.hen seitens des Prorektorats fur den wissenschaftlichen Nachwuchs mIt den Frauen und dem DIrektor der Augenkhnik erstmals im Bereich der Medizinischen Fakultät ge­lungen ist. für Frauen den Weg ihrer wissenschaftlIchen Entwicklung über die HcbilaAspirantur zu ebnen,

IAn der Augenklinik wird der interes_ sante Versuch unternommen. drei Frauen und drei Manner - also sechs Personen - über drei Aspiranturen rela-tiV kurzfristig zur Habilltataon zu bringen. Es sollen jeweils drei Bewerber fur ein halbes bis e in Jahr innerhalb der As­pirantur wIssenschaftl ich arbeiten, wdh- \ rend \ die anderen dreI im Klin lkdlenst­emgesetz t sind. Nach Ablauf des vor~ gesehenen Zeitraums Wird gewechselt.

Damit so ll erreicht werden, daß so­wohl die Belange der wIssenschaft lichen EntwICklung als aU,ch der klinischen Be­treuung beachtet und dennoch inner­halb eines verhaltnlsmoßlg kurzen Zeitraumes die Habliltatlonen geschafft werden, Es scheint Sich hie r ein Weg zu eraffnen, der auch von anderen Kli ­niken und Instituten beschntten werden ka nn

Außer den e rwohnten Habil-AspI ­ranturen haben In letzte r Zelt 14 Frauen die Promotionsosplcontur aufgenom­men . Erst mals gibt es dIese Bestrebun· gen zur Freuenförderung uber die As~ plrantur auch bel Fakultaten, die bis­her diesen Weg nICht. oder ndr in sehr genngem Umfang, beschritten hoben -z B Juristen~ und Jou rnall st~nfakul ­tot

Ich bin der MeInung, daß wir In Zu­kunft solche MogllChkelte n on de r Un i· verSltot noch hauflger und besse r nut­zen so ll ten und dies besonders des­wegen, weIl ein starker Nachholebedarf 10 d ieser RIchtu ng vorhanden Ist.

Schließlich mochte ICh noch auf eine n. GeSIchtspunkt aufmerksam mache n. Unter BerUckslChtlg ung der pnnZlplellen Aufgabe nsteIlu ng der Frauenforde· (Ung - der a llseitigen EntWicklung des Menschen Im SOZialismus - Ist Sie gegenwartlg freil ICh auch eine okono­mische Frage

Kann Sich heute Jemand die Kli­niken ohne' die Arbeit der Frauen vor­stellen? DIe inhaltlichen Ziele, die wir uns Im Perspektivplan gestellt hoben. Sind e infach nICht den kba r ohne ta tlge Mithilfe hochqualifIZierter Frauen IR

ollen Berufen. Der Un lversltat kommt dabei e ine große Roll e zu: bddet Sie doch sowohl fur Lehre und Forschung als auch , fu r die PraxIs die Wissen ­schaftler aU5 , die unsere Arbeit fOlt ­fuhren sollen I Daraus ergibt Sich gan7. elOdeutlg. daß es an der Zelt ist. die FrQuenforderung nicht langer als ,A.ufa gabe nur im GeschCftsbere lch zu be­treiben, sondern endlactJ zum PrInzI " unserer tagilchen Arbeit IZU mathen .

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Grund.· 'lose SkepsiS

,

An der Leipziger MediZlruschen Fakultät hab~n WIr z. Z 45 Prozent Studentinnen Von den Beststudenten smd 27 Prozent weIblich (das Verhaltnis wechselt in den emzelnen Studienjahre n von 33,3 bIS 1'1,6 Prozent).

Wenn WIr aber jetzt d ie Zahl der WIS­

senschaftlIchen ASSIstenten betrachten, sO hat ISchon eme geWISse Versch1ebung zu­gunsten der Manner stattgefunden, 435 Si nd Iuannlich, 141 w€Iblich - 32,3 Prozent Eme watete Veranderung tntt In dem Moment auf, wo qualifiZiertere Stellen zu besetzen Slnd. Das macht , SICh schon bei den OberarztsteHen bemerkbar, weitaus krasser Jedoch bei den Dozenten und Pro­fessoren. An der Leipzlger MediZll1lschen Fakultat gJbt es z Z be, 109 mannlichen Oberarzten nur 17 weIbliche (16 Pl'Ozent) 36 mannltche n Dozenten steht em weib­licher gegenuber und beI den Professoren 35 mannhchen e~ne Frau

WQl"ln liegen nun clie Grunde fur diese ... D15krepanz zWlschen der Studentenzahl und der der werblichen wlssenschaftlichen Kader Da WU' mcht deI MeInung smd, daß die Ursachen fur dieses Zuruck.blelben der Frauen m lhrer mangelnden geIstigen KapaZItät zu suchen SInd, haben Wlr uns bemuht, die Situation der weIblJchen ASSi­stenten und Oberarzte unter verschiedenen Aspekten zu analysJeren, WObel WU' vop der FakultätsparteileItling u nd dem Zen­t! alen Frauenausschuß der KMU- LeiPZIg wertvolle Unterswtzung erhielten Fol­gende GesIchtspunkte e rschemen dabei vo n besonderer Bedeutung, die zu großen TeJ­len mcht nUr die Frauen, sonder n auch dle Mannel' mltbetreffen \

L Exakte Planung der wissenschaftlIchen Arbeit.

2 Hel'anfuhrung der Nadlwuchskader an dle wlssenschaftlime Arbeit.

3 Fragen der Gememschaftsarbeit, W,e Staatssekretär Prof. Dl'. G , e ß -

man n auf dem 7. Plenum (un Dezember 1964) betonte, gilt fur dIe Leitung der H~chsch ,ulen, daß nur die Kenntrus der mIt wIssenschafthchen Methoden erforscb-1;en Perspektiv-e die MoglichkeJ.t: fur eUle EntWIcklung von !:.ehre, Forschung und ErZIe hung gibt, dl€ a uch schon den Forde­rungen der Zeit von 1970 bIS 1980 ent­sp'·lcht. WII- halten es deshalb filr WIchtig _daß dIese drei Punkte bel der PerspektlV~ planung besonders bel'uckslchtigt werden.

Besonders WIchtig jst d,e Stellung der Frau ZUr wissenschafthchen Arbeit.

DIe Jahrhundertelang fixierte MeInung von der überlegenheIt des Mannes gerade auf dem wissenschaftlIchen Sektor ISt ver­ständ hcherwCIse noch mcht uberall be­SeItIgt Das gJlt mcht nUr fur die Manner sondern a uch für VIele Frauen, dIe Infolge~ dessen zuwem,g Eigerunitiative entfalten. Man kann aber nIcht erwarten, daß emem dIe wlssenschafthcbe Laufbahn In, den Schoß fallt!

Unterstutzt WIrd dIese Me mung beson­ders dUl ctI eme Tatsache, die 10 der bIOlo­gIschen Ve ranlagung der Frau begrundet Jst, d h , d aß sie 111 den m eIsten Fallen heiratet und Kmder bekommt selbstver­ständbch gIbt es fast kem e n Mann der dIe dadurch (ur dIe Frau entstehend~ :r.u­satzhche Belastung leugnet, Wenn In die­sem Zusammenha ng Jedoch von den staat­h ch€n zugeSicherten El'leichterungen und Forderungen fur dJe Frau d ie Rede 1st dann vertreten auch heute noch viel~ l11annhche Kollegen den Standpunkt daß es besser wjire, Wenn d Iese Frau ~Icht wlssenschaftITch arbe Iten, sondern SIch

Frau Prof. Dr. lykke Aresin

bestenfalls auf elIle Routi~etatlgkelt be­schranken wurde

Man hort sogar manchmal dIe AnSIcht, daß nur eme Frau, dIe von Ihren weib­lichen Attnbu ten kem en GeblBu t.:h macht und als nahezu geschleChtSloses Wesen durchs Leben geht, VIelleIch t als Wlssen­schaftlerm ' akzepbert werden konnte

Ic::h glau be aber TIlcht, daß e lO M~nn auf den G€danken kame, eme de lartl.e; aske­tische Lebenshaltung fuL' die V01 3ussel­zung SeIner WISsenschaftlichen Laufbann zu halten, sondern Jeder WUl de wohl 'lon vornherem eme solche Forderung als 1.10-

zurnutbar ablehnen! W U' konnen es uns auch vom volkSWIrt­

schaftlIchen Standpunkt aus gar nIcht leI­sten, auf dIese VIelen Frauen zu verZichten. Bel der Struktur unserer Bevolkerung SlOd WIr , darauf angeWIesen . moglichs t Viele Frauen, a lso auch die mIt FamtJle, fur die wlssenschaftliche Arbeit zu gewmnen,

I Es müß deshalb von Anfang cln damit gerechnet werden, daß em weIblIcher Mit­arbeIter llTI Laufe semer AusblldlU1g elO Kmd bekommen kann, ohne daß deshalb dte wissenschaftlIche Laufbahn aufgegeben werden muß

VIele Frauen vertreten noch die MeI­nung, daß SIe mIt der Grundung emer Fanuhe auf eme wlssenscbattlJche Ar~elt verzJchten mus sen, und le ider werden Sle m d ieser Haltung von Ihren mannhchen KOllegen und Vorgesetzten noch bestärkt! Gerade hier ware aber der Zeitpunkt, wo

.eme solche Frau - vorausgesetzt. daß Sle

uber die entsprechenden, Fahlgkelten ver­,fugt - eine ElmutigUng und Unterstutzung erfährt.

WIr haben doch die I paradoxe Erschei­nung, daß WJr die Grundpt;mZlplen der Psychoprophylaxe - namlich eme freudige Erwartung auf das Kmd - bel unseren wIssenschaftlichen Nachwuchskraften Ins Gegenteil verkehren. Fur SIe bedeutet die Erkenn tnis e inel' Schw~ngerschaft meistens elRen schweren seehschen Schock, der auf dIe Befurchtung zuruck.gcht, "WIe lSage Ich es 'meinem Chef?" Wenn man von reJn bIologIschen Gesichtspunkten an dieses Problem herangeht, dann ISt bekannt, daß der gunstigste Zeitpunkt fur e ine Schwan­gerschaft bei der Frau zwjsehen dem :W. und 30 Lebensjahr lIegt Er lallt also praktisch In die AusbI1dW1gsZClt.

Nun Wird selbstverständlich mcht gern gesehen, wenn eme SludentlO wahrend des StudIUms em Kind bekommt. A bel' auch die nachsten Jahre Ihrer Ausbildung wer­den durch em sol ches Ere lgrns - zumin­dest lfl den Augen Vieler Chefs - erhco­lich gestort. Hat sie nun aber diese Zel,t WIrklich durchgestanden und ISt VIelleIcht fu r eme HabilI tatIon vorgesehen, dann 1St e Ine Schwangerschaft auch zu dIesem ZeIt~ punkt außerst unerwunscht Ich Will da­mIt sagen, daß man von e iner solchen Frau praktisch verlangt, daß Sie auf ihr-e blOlo­glschen weiblIchen Funktionen entweder

(Fortsetzung aUf Sette 41

,Randnotizen über

. .,.ISTORISCHES

Als erstes deutsches La nd ließ 1901 dos "Muste riondie" Baden Frauen zum Universitatsstudium zu.

* Im Jah re 1906 wurden an der Unl­

versitot Leipzig die ersten Frauen Immatrikuliert, 4120 mannllchen Stu~ dierenden standen damals 27 Frauen gegenuber - alle kunftlge Ärztinnen bzw. Lehrerinnen,

* , . BIS 1)932 stieg-die Zahl der weiblIChen

Studenten an der I.:elpzlger 'Unrvefsltat ouf 1049 (gegenuber 6299 Mannern) Sie verteilten Sich folgendermaßen auf qle Fakultaten' PhilosophIsche Fakul­,tot 705, M~il,"lsch e Fokultat 258, Jurlstenfakultat 66 und Theologische Fokultot 20.

* Noch 1925 gab es In Deutsch la nd

nur 54 Hochschullehrerannen.

* Neben 148 Mannern wurden bisher

auch Vier Frauen Insgesamt funfmQ,; mit dem NobelpreiS au-sgezelchnet, dar~ unte r Marie Cune~Sklodowska (1903 mit ihrem Mannn und Becquerel NobeJpreis fur Physik, 1911 Nobel pre iS fur Chemie) und Ihre Tochter Irene Jollot-Cufle (1935 mIt ihrem Mann NobelpreIS fur Physik)

AKTUELLES

Wahrend die Studentinnen on den Hochschul ~n der DDR .41,6 Prozent der Gesa mtstudentenzah l ausmachen, sechs Prozent aller Habi lIta tionen von weib­lichen WIssenschaftlern vorgelegt wer­den und 5,1 Prozent der Professoren Frauen Sind, lauten die entspreche n­den Zahlen fur Westdeutschland 23 Prozent Studenhnnen, 2,2 Pro..zent Habfht lerte, 0,2 Prozent Pr~fessonnnen .

, * Von 1961 bIS 1964 wurden an den Hochschulen der DDR 13 wei bliche Dozenten und ebenfalls 13 Profe~-sonnnen ernannt.

* Bei elOer SOZiolog ischen Befragung an der UOIversttot Rostock uber die HemmnIsse ber der Qualifikation weib­lIcher NachwuchswIssenscha ftl er nann­ten \Ion 167 befragten Frauen 46 Oberp

fastung, 47 zu vlelschreibarbelten, technische Schwleng kelten, Burokratie; 14 zu Viel Routinearbeit, 9 schlechte Zusammenarbeit. 33 Frauen nannten endere Hemmnisse, 23 keme

* Von 1400 Mltarbe lterlnnen der mItt-le ren medIZin iSChen Be rufe on der Unl­versltat Rostock nehm,en 1200 uber dIe Brldungsstatte der Unlversltat on ver· schledenen 'Formen der WeiterbrIdung ted . .

* Wahrend 24 Prozent der Angehon-

gen des wissenschaftlichen Nach­wuchses an .der Karl·Marx·Unlversität Frouen SInd und on den 1964 ob· geschlossenen bzw eingereichten Pro­motionen Frauen zu 19 Prozent be· teillgt siOd, Sinkt de r Anted bel den

, Hal;llbtatlonen (apgeschlossen und ein ­gereicht) auf ' funf Prozent

Von den Faku1taten . schnE!jiden Im vergangenen Jahr die Vetefl normedlzl­nische (24 Prozent des Nbchwuchses weiblich, 40 ,Prozent der abgeschl osse­nen und eingereIChten Promotionen von Frauen) und d Ie Medlzlll.Ische Fakultat (24,5:43) besonders gunsttg ob. Die Za hlen der LandWirtschaf tlichen Fa­kultät lIegen dagegen bel 19 Prozent Nachwuchsa nted, abel nur acht Pro· zent Beteil Igung an den Promotlonen ._

,

Page 3: ·1 - Universitätsarchiv Leipzig | Portal · PDF fileder Frau wurde bisher zu sporadisch, iso ... 15 PFE~NIG Auf Seite 5: Bericht vom Jenaer Symposiam zur Studien reform in der Vorklinik

(f'lYttsett:1l!1rrJ 111m SefI:e B) ganz verzicl:ttet oder sie so lange zuruck­st:ellt, bis SIe relativ alt geworden ISt und damIt ungunstigere Voraussetzungen fur eIpen normalen ApIatü von Schwanger­schaft und Geburt nutbringt! So Ist es aucl:t zu erklaren, daß die Frauen selbst m vIelen Fallen eint! unterschiedlIche Emstel­lung zu ihrer moglimen Qua!ifi.zjerung ha­ben Sie WIssen genau, daß ihnen allem durch jhre Konstitubon KonflIkte bevor­stehen, die Ihren mimnlichen Kollegen er­sPart ble.tben. Zu den spezifisch weIblichen !i'roblemen gehört deshalb die Regeltmg' der Arbeitszelt für Frauen mit KIndern, was SIch. auch ill Kliniken rrut geteiltem D,enst beI etwas gutem Willen regeln laßt An der Utllversitä1Is-Frauenklinik LeIpZIg z. B besteht an und fur SIch m<'lst CIll geteIlter Dienst (abgesehen vom Schlcht­dIenst im Kreißsaal), der hier aber so ge­regelt wurde, daß jede verheIratete Frau 10 der WocIf"e 1_ bis 2mal die Moglichkeit erhalt, durmzuarbelten Es verdient wahr­scheinlich Beachtung, daß auch mannhche

Wll' haben vom FrauenauS6Chuß der Me-. dizmlschen Fakultät aus eu>e Umfrage unter den weIbhchen ASSistenten und Ober_ arzten durchgefuhrt. wobei uns dJe farni­liaee SItuatIOn, dle Einstellung ZUr WJS­

senschafthchen Arbeit Und evtt. Erschwer­russe dabei besonders interess,erten,

Dabet konnten Wlr feststellen, daß ein weltverbrel~ Interesse an l w1ssenschaft­Ucher Al be.It vorlag. Fast alle Frauen aber klag'ten uber eme zu starke Belastung l1'ut RoutinearbeIt und vertraten die AnSJeht, daß SIe wesentlich mehr als 1hre männ­lIchen KOllegen dafur etngespannt wUr­den. Erschwerend kame weiter eine fach­fl emde TatlgkeJ.t h1Ozu, so daß Sle z. B. In folge des Mangels an Sclu'<>Ibkraften haufig gezwungen seien, deren Arbeit mit zu ubernehmen, Z B. Krankengeschichten und Arztbnefe schl'e1.ben mußten

In fiber der Half te der Fälle Ww'de dIe AnleItung zur wISsenschaftlichen Arbeit durch Chef und Oberärzte als ungenligend empfunden I Oft waren die Arbeit6pro-

stattet auch etnmal auf d,e psychIsche Situation deI Betreffenden hmzuweIsen.

Wenn man slch als Anfange! auf WiS­senschaftltches Neuland beg1bt, da.nn wer­den emem die ersten Schritte. meIst em bIßchen schwer, es geht noch etwa,; lang­sam, manchmal kommt es a.uch zu elnem Verharren oder gar emem falschen Schritt, so daß man rucht werte r weiß In dIeser SItuatIon Jst es außeroldentllch WIchtIg, daß man das VeI'trauen zu slch selbst be­halt, denn dann kann man auch dlese Schwlerlgkeit ' uberwinden Mit emern an­feuernden Wort und einem guten Rat kann hier unerhort v1el erreicht werden und

I zwar ln pOSItivem Smne. Wenn man aber ln dIeser SItuation eme RUcksprache out se.mem Chef scheuen muß, weil dIeser von vornherem aus seIner SkepSIS kemen Hehl gemacht hat, dann kann leIcht die anfäng" liche Bereitschalt Zur WIssenschaftlIchen ArbeIt 10 das GegenteIl umSchlagen

Wie kann nun der AnteIl der Frauen an der wissenschaftlichen und Leitungstätig­kelt 1m medizInischen Berelch schnellstens erhoht werden"

Grundlose Die Grundvoraussetzung sehen wir In

emer besseren Planun,[! und Orgamsation der wrssenschaftlichen Arbeit, beI der sy­stematisch d,e weIblimen M,tarbeIter ge­nausogut W1e lhre mannlichen KOllegen ihre konkrete Ziele gestellt bekommen

Dabei muß weitgehend VOn den Aspl1'an­tUl'stellen Gebrauch gemacht und diese evtl erweltert werden 1 Unbedingt eInzu­

,planen, lst .elOe ,zeitweilige Ar.b!1it ru;t ,.tJ'!!l9-retlSchen Instituten. Bel der Welteretit- " Wicklung unserer Wissenscha.!t smd über das etgenthche Fachgebiet hmaus Zusatz­kenntrusse anderer Dlsziphnen unbedingt erforderlIch, <he durch eine solche Hospi­tIerung erworben werden können. An der Uruversität bzw Medizln,schen Fakultät muß daher eine gewisse ElastIZItät des Arbeitskrafteplanes vorhanden sem, d,e SIch am besten durC/! Schaffung zusatz­licher AusbIldungssteIlen reaJjsleren ließe.

SKEPSIS Kollegen hin und wieder gern von dieser MbglicllkeIt Gebrauch machen.

EIn w,chtiger Punkt ist auch del' Kon­kurrenzkampf untereInander. Ein gesun­der Wettbewerb 1st ohne ZweIfel Zu be­grußen, Es muß jedoch vernlleden werden, daß er ausartet und jeden Gemeinschafts­geist untergrabt, Ich glaube, daß dIe mann­lichen .Kollegen hin und Wleder dazu neI­gen, die Routinearbeit den KollegIOnen "zu treuen Händen" zu überlassen, wah­rend ~ SIe sich der wjssenschaftlichen Ar­beIt widmen. Hier müßte ein entspJ;echen­des Entgegenkommen vorhanden sem, das den Frauen die gleichen Rechte zubIllIgt Viele Frauen geben s,,:n jedoch zufrIeden w1d lassen SIeb hier etwas an die Se ite drängen Deshalb ware es gerade in sol­chen Fallen angezeigt, daß den Frauen konkrete Aufgaben gestellt, 6'e dabeI kon­trollIert, aber auch entsprechend angeleitet und unterstutzt werden!

Naturgemaß w;rd dIe Emstellung der Frau zur wissenschaftlIchen Arbeit stark von ihren SOZIalen Problemen beeinftußt. Es muß daher unbedmgt dafur gesOl'gt werden, daß der Uruversltät eine genu­gende Zahl von Krippenplätzen ZUr Ver­fUgung steht. Von besonderer Bedeutung erscheint Ihre Planung bel Neubauten, Bei uns m Leipzig wird z B in absehbarer Zelt an der Messernagjstrale ein großes Neubauviertel entstehen, das sich in un­mittelbare>, Nähe des KUnJkums befindet. Es müßte doch möghch Sein, daß sich Ver­treter der UniVerSität mit der Stadt ab­sprechen damit bei elOer solchen Projek­tierung auch fur d,e MitarbeIter der Kli­niken z. B. zusätzliche Krippenplatze ge-schaf!en werdenl '

Auch allgemeIne Versorgungsfragen fal­len hleruntar D,e den Kliruken ZUr Ver­fügung stehenden LadeneinlIchtungen Sind in Ihrem Sortiment unzureIchend, em ge­regelw.. Bestel1system Ist nJcht vorhanden. Schon mehrfach wurde auf die Unter' schjedlichl<elt der Ladenöffnungszeiten ZWIschen Zentrum und Peripherie unse­rer Stadt hingewiesen, durch die ein Ein­kaufen In der Mittagszeit tast unmöglich gemacht wird. Das Einrichten von mehr Spatverkaufsstellen wäre zu erwägen. Eine weitere Verbesserung der Dienstleistungen auf allen Sektoren muß angestrebt wer­den, z B, d,e Erweiterung der Bllgelkapa­

, zität,

Nun zur A1JSwertung vOn Material der Le,pzIger Medizinischen Fakultät:

lIZ 6765, Seile 4 I -

,

bleme und speziellen wlssenschaftUchen RIchtungen der eJ.genen Kliruk WlZurei­chen bekannt. Zwe,fellos besteht auch heutzutage noch an manchen Einrichtun­gen eine geWISse "Gehennruskrämet'elll, daß nur ja keLOer erfährtl an welchem Thema man gerade arbeitet.

Da selbe gilt auch für die Benutzung kostspleliger Apparaturen, we rucl:tt hnmer ausgenutzt sind Bei manchen jüngeren Kollegen besteht aber die Vorstellung, daß

~:~e ~~:m~~~:~ ~~n~':~~~~: Labor mit modernster Einrimtung verfügt. S,cher Ist es sehr vorteilhaft, Wenn so etwas vorhanden ist, aber Viele große W,ssenschaftler haben uns schon vorge­mamt, daß auch mit relativ bescheidenen MItteln große Entdeckungen moglIch smd '

Wenn best,mmte ArbeItskreIse bestehen, dann sollten SIe sich nicht streng vonem­ander abkapseln, sondern auch hin und wleder 1m Rahmen der Kliruk von Ihren Ergebrussen benchten, danut auch dle Jun­geren MItarbeIter daruber orientrert wer­den und ' sIch v1elleicht dann der emen oder anderen Richtung anschließen Be­sonders wichtig erscl:telnt ItUr dIe Hinzu­ZIehung der weIblichen Mitarbeiter, denen auf etner solchen Basis das Eindringen In bestimmte Probleme und ihre Bearbeitung erieichten wird!

DIese heiden, eben von mIr herausge­stellten Punkte wurden von allen. Befrag­teß als weItaus WIchtiger empfunden als eventuelle Beeinträchtigung aul Grund familiärer Belastung

Da ich Nervenarztin bin, sei es mIr ge­I

I I

Femel' wäre zu uberlegen, ob bei Ein­richtungen rrut e.mem hohen Prozentsatz weiblicher Mitarbeiter rocht primär mehr Stellen zur Verfugung gestellt werden, da­mit durch Schwangerschafts_ und Wochen­betturlaub eventuell entstehende Schwle-1'1gkeiten im Arbeitsablauf ohne weiteres zu uberbrucken smd. WlJ.' smd der Mei­nung, daß durch diese Maßnahmen bei vleien KIinikdirektoren eme positive Eln­steIlung zu welplimen MItarbeitern erreicht werden konnte!

Den zweiten wesentlichen Punkt sehen wir in einer Wirklich planmäßigen Nach­wuch~förderung auf wissenschaftlicher. Grundlage, wobe, d,e Bildung bestimmter Schwerpunkte vorteilhaft erscheint, Des­halb schlagen wir vor, den Nachwuchs in drel Gruppen zusamrnenzu:ßassen.

DIe erste Gruppe muß dIe fachiim und gesellschaftlich guten, -anschließlich deI' Beststudentlnnen erfassen und diese muß­~ nach Ablegung des Examens vorroan­gig die Moglichkett emer Anstellung an der MediZinischen Fakultat bzw ihlen Elllrtchtungen erhalten 1 Zur Zelt 1st z. B noch OIcht emdeutig geklart, nach welchen GeSIchtspunkten und von Wem diese Aus­wahl erfolgt!

ELIle Kollegin (Frau Dr, Urs 1 n u s, Klinik t'iir HerzchIrurgIe) gab für die Ver­träge zur Bestentörderung emen uns recht wesentlich erscheinenden HInweis , Der Studentm A, deren fachhche Leistung und gesellschaftliche Mrtarbeit mit je eIner ,,1 CI

benotet Wll'd, stellt SIe die Studentin B ~egenlibel:, deren fachliches Könn<\ll eben­falls gleich 1 IS.t, deren geGellschaftllche

Zentrale frauenkonferenz der Republik

über "Die Aufgaben der Universitäten

und Medizinischen Akademien bei der

Vf!rwirklichung der frauen förderung

im Perspektivplan" (4. und 5. februar 1965)

Tat,gkeIt aber 10 d,esem Fall auf Grund det Betreuung Ihrel' FamIlie mIt ZWe1 Kln­deI auch rrut emer 111" bewertet werden muß Sle Will damlt zum Ausdruck brm­gen, daß In solchen Fällen auch die Ver­sOlgung elIleI' Familie eIne gesellschafthch wlcht lge Leistung darstellt. D,eser AnSIcht mochten Wfr uns anschließen und den Vor­schlag befurworten!

Dte zwelte G;uppe umfaßt dIe Fach~rzt­ausbIldung Hier muß bereits mit wissen­schaftlicher ArbeIt begonnen werden, da­beI muß allerdings entsprechende AnleI­tung und KOOltrolle durch Oberarzt und Chef gewahr leistet sein unter Ermög­hchung zusatzlicher Qualifizierung an t heoretischen Instituten oder ahnlichen EInl'lchtungen. Durcb über nahme von Vorträgen soll C1ne aktive TeIlnahme an wIssenschaftlichen Tagungen und Kon­gressen 1m }n- und Ausland erZielt wer­den.

Im letzten Jahr der Fachal'ztausblldung muß eme geWIssenhafte überprufung dill'eh den Chef erfolgen. und zwar 1m Hinblick auf die Eignung zur weu.teren wIssenschafthchen Arbeit mit dem ZIel der HabIlitatIOn.

HIer 1St sozusagen det' ScheIdeweg. SelbstveI'ständhch kann mcht Jede Fach­arztm zw' HabIlitation kommen, genauso WIe Ja auch bet den männlichen KOllegen zu d,esem Zeitpunkt em Tell ausscheIdet, da auch das offentliche Gesundhettswesen 1rut gut ausgebildetEm und erfahrenen Kadern versorgt werden muß Es muß a~' gefordert. w1'den;" IlIeß:" ~"l'sdcl>l"l!:l\I .. , dI"'8em -entsCheIdenden ZeItpunkt IntenSIV um die Erfassung quatiflzierter KollegIO­nen bemuht und mcht - wie bIsher sehr oft - alles einem gewissen Selbstlaut uberlaßt. Es gIbt zwelfeilos eJiIle gew:isse Anzahl VOn Frauen. dIe noch nicht von selbst den Mut haben, ihren Wunsch nach emer WIssenschaftlichen Laufbahn offen zu bekennen und mIt einem solchen An­liegen zu ,hrem Chef zu kommen, D,e mannUchen Kollegen haben diese über­holten Hemmungen me,st überwu:nden und verstehen es bessec, sich durchzu-setzen ~

D,e Fi'age nach der Eignung muß selbstverständlich m erster Lime in der Hand des Khmks- und ' Institutsdlrektors hegen, denn er kann Ihre fachhchen Leistungen am besten beurteIlen Jedoch sollte zusatzlich auch das Prorektorat tur wissenschaftlichen Nachwuchs hi:nzugezo­gen werden, damit wlrklich die Voraus­setzungen fur eine geWISsenhafte und grundllche überprufung gegeben smd, wobeI subJektive Momente weitgehend ausgeschaltet werden müssen.

In der dritten Gruppe sollen nun d,e fur eme Habilitation in Frage kommen­den Frauen l'r!aßt und ihre Weiterent­WIcklung regelmäß,g kontrolliert werden. WIr wurden sagen, daß jedes Jahr VI>Tl dieser Kollegin ein kurzer Rechenschafts­berIcht angefertIgt werden' muß, den der Khrukd,rektor gegenzetchnet und evt!. dw'ch e1l1e eIgene Stellungnahme ergänzt. WIchtig 1n diesem Bericht smd krone ElD­zelhelten, sondern nur dIe Tatsache, ob d,e konl<reten Aufgaben erl'e.lcht wurden und falls nicht, aus welchem Grund. DIe Ursachen fur eme Nlchterftlllung müssen sofort geklart und moglichst abgestellt werden Das Eintreten eIner Schwanger­schaft 1m Vedqufe dIeses Ausblldungs­gang~s erscheint uns rueht als. unbeding­tes Hinde)'nlS, denn wU' haben BeIspIele - auch an unserer eigenen Fakultät -daß auch in solchen Fallen dIe gesteckten Zl-ele erreicht wurden

Wenn Jedoch der Eindruck entsteht, daß dle Betreffenden trotz ll1tenSIver Forde­rung in absehbarer Zelt nicht d,e Vor­aussetzungen zur HabIlitation erwerben, sollte man die entsprechenden Konsequen­zen ziehen, damit dIe Stelle nicht unnbtlg blocklett wll'd Wir glauben aber, daß solcb.e Maßnahmen nur äußerst selten an'. gewandt werden müssen.

Eine wesentliche Voraussetzung tür die Etfullung dIeser QuaUfizlerungspläne liegt 10 emer koordInIerten Arbeit aller be­telhg\en Stellen. S,cl:ter wird SIch manch­mal eln geWJsses überSchneIden nicht vermeiden lassen, eS darf Jedodl mcht der Emdruck eines Nebenemander ent­stehen) sondern das Mitemande1' muß

. vorherrschend sem. #Abschheßend möchte ~ch sagen, daß

Ich eIgentlIch lUcht glaube, daß Wll' ganz neue Konzeptionen brauchen, sondern Ich bm der Melnung, daß die bisher vor­handenen Richtllnlen und Anweisungen fu.r die Frauenfö.derung ganz ausgezeich­net SInd und volllg ausreimten. wenn sie nur verwirklicht wUrdenl (F~'''': ID'BS)

Frau Prof, Credow. Frauenkommis~ion des Politbüros

Mit dem Herzen dabei? Der Kern der Frage ist: Wie geWjn ..

ner') wir dIe staatlichen l eiter - also die Prorektoren, die Institutsdirektoren und olle anderen staatlichen Leiter _ dafür, daß sie der Frauenfbrderung Ih r Herz Widmen Es ist doch ein Un­terschied, ob mon sogt: "Ja, ich er­kenne das an", - oder ob man von einer Sache vo ll uberzeugt ist, aus vo l­lem Herzen!

Prof, Heil:. Prorektor für Nachwuchs in Rostock

Komplexe Forschung sabotiert die Lehre?

Es ist hIer viel über die Notwendig .. kelt gesprochen worden, Wissenschaft­lennnen zu komplexer Arbeit zu erzie­hen, weil die Forschung komplex sem muß und weil mon auch nur doran lernt, KollektIve zU leiten. Ab'er dIe Struktur der Institute 1st weitgehend bestimmt ' von der Lehre. Ich betreue selbst vier DoktorandInnen. die olle ouf vo lhg verschiedenen Gebieten arbei­ten Aber das muß sein, sonst mußte ICh eine Abteilung schließen und der Unternchtsbetneb konrtte nicht weIter­gefuhrt werden Sollten WH nICht dazu libergehen, schwerpunktmaßlg drei biS vier AspHanten ode r AspIrant innen an einen anderen Ort zu einem erfahrenen Hochschullehrer zu geben, der darauf­hin In drei , vier od~ funf Jahren die wissenschaftliche, kollektive Losung des Problems und auch dIe Promotion SI­chert?

Große Kinder. große Sorgen Ich glaube, Wir mussen ganz klar

untersuchen, wie, die Il\ltersstruktur der wlssenschaftl]ch totigen Frauen ist Ich konnte mIr vorstellen, daß wir In

zehn bis zwanzIg Jahren mit den Frauen, die in der Wissenschaft tatl9 sind. gdnz andere Sorgen hoben. Ihre Kinder sind dann nicht mehr fünf oder sechs Jahre alt, sondern funfzehn oder achtzehn, Man sollte Sich rechtzeitig darauf vorbereiten , welche Probleme das aufwirft! .. , I

Schwindelei mit Prozenten Es ist hier kritISiert worden, daß Ul'l"

se~e teclhnls~he F~k~ltat I,n I~en na~h. sten 1011ren nur ~Ine FrÖL ltpßr den. WISI' ~,',' senschaftlichen Nachwuchs gewinnen will. Kollegen, ICh kann mir die Be­merkung nIcht verkneifen, daß Wir mit dieser einen Frau 100 Prozent der Frauen gewInnen, die In den nochsten "drei Jahren da das Examen machen wir haben dort nur eine Frau I

Frou Dr. Grandke. Deutsche Akademie der Wissenschaften

Mit sechs fängt das Leben schon an

Alles löuft darauf hinaus. daß wir uns Viel mehr um die EntWICklung der Modchen kummern mussen, die heute sechs, sieben oder acht Jahre Sind. Wenn von perspektiVIscher Sicht die Rede ist. heißt das nIcht, bis 1970 eIne Professorin mehr zu berufen. sondern dos Augenmerk auf die zu richten, die Jetzt unsere neuen Entwicklungschancen nutzen mussen. - Die Universität sollte daraus folgendes ,ableiten. Erstens, daß sie sich mehr als bisher um un~ sere Studentinnen kummert. Es sollte nicht so weitergehen, daß wir diese Problematik ausklammern " Zweitens muß mon die ganze ' Skala der Mbg­lichkeiten nutzen, noch viel früher ouf unsere gesellschaftliche PraxIs Einfluß zu nehmen, dIe sich heute auf unsere Kinder aUSWirkt Wir bilden zu einem großen Ted Lehrerstudenten aus, dIe In außerordentlichem Maße bewußtseInsbIldend Sind Wir wissen olle, welchen Einfluß ein Mediziner hot, wenn er mit den Muttern unserer Kinder zu tun hot.

Kinderkriegen mal hochschulpädagogisch ,

Zur Gemeinschaftsarbeit ZWischen verschfedenen Fochdlszlpllnen: Es gibt bisher viele halbe Aussogen, Viele fal­sche Aussogen, weil sie fehlte. - Em Beispiel: Es gibt eIne !o..rbeit darüber, soll dIe Studentin Mutter werden oder soll sIe nIcht? Diese ArbeIt wurde aus .. drückhch und ganz bewußt unter den hochschulpadago91sche n Aspekt ge­steilt. Es heIßt darin u. a., daß eine Frau mit Kmdern es schwerer hat o1s eine Frou ohne. Das wissen wir auch so! Man konn das eben nicht unter dem hochschulpadagogischen Aspekt machen, denn dieser Standpunkt endet mit dem Examen, und was dann draus

, wird, bleibt ausgeklammert.

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Der Griff der Monopole nach dem Staat I

Einige Fakten zum .Thema slaatsmonopolistischer Kapitalismus in Westdeutsch land IJ Von Dozent Dr. Günther K e s seI bau e r

Das 7. Plenum unserer Partel hat eme ReIhe Fragen aufgeworfen, dIe gegenwartig stark 1m MIttelpunkt der DIskuSSIonen ste­hen Vor allem lst es die EntWlcklung Jm Deutscliland dIe Vlele beschaftigt Unsere Repubhk hat 1D den letzten Jahr_en Ihre po­lItische und okonomlsche PositlOn gefestigt und hat mIt Vorschlagen zur Lösung der nationalen Frage Ihren Friedenswillen bewIlesen

In den letzten Wochen hat unsere Par­teI neben der klaren AufgabensteIlung fur d,e Entwicklung unseres Staates bis 1970 IUlt aller Elndrmglichkelt d,e aggresslVen Absichten der Bonner Macht haber ent­larvt. Der Atollunm.enplan hat den Ernst der gegenwal'ögen SItuation nachdruckhch unterstnchen.

IEs wll'd aber auch deutbch, daß dIese Gefahr, dIe sei tens des westdeutschen Im­penalismus und Mllrtansmus droht, un­tel'5chatzt w1l"d Aber gIbt es rumt genu­gend Erfah~ungen hlnSIchtlich der Politik des deutschen ImperIalIsmus? Wir sollten deshalb stärker diese hIstorischen El'Iah­rungen erlautern und lns Gedächtms zu­rückrufen, denn es geht darum, den Ver­derbern des deutschen Volkes ein fUT alle~ mal das Handwerk zu legen,

Es 1st rocht zufalhg, wenn die Bonner MaChthaber gerade gegenwärtig so stark um den BeSItz und die Verfugungsgewalt von Atomwaffen bemuht smd. Das west­deutsche Monopolkapltal hat SIch eme okonomlsche BaSIS geschaffen, auf deren Grundlage es zu aggreSSIven Aktionen ubergehen kann Mlt Hilfe staatsmonopo~ hstischer Maßnahmen verfugen dIe Mono­pole ube;r eme modern ausgerustete und dW'chorgamslerte IndustrIe die Jederzeit 1!1 vollenl Umfang militänschen Erforder­nIssen Rechnung tragen kann.

Welj;erhln ist es den Monopolen gelun­gen, sich beachtliche Wl.!'tschaftliche POS1-tlonen in anderen europruschen Staaten zu el"Obern Das wurde u. a. durch eIne groß angelegte ExportoffensIve e rreicl1t. B,s 1963 z. B. hatten die westdeutsclten Monopole Auslandskapitalanlagen von 6,1 Mllliarden aus prIvaten MItteln und 10,6 MI11iarden aus staatlichen Mitteln, Der

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, Export Westdeutsmlands, der 1950 8,362 MIlliarden Mark betrug, steIgerte SIch bis Ende 1963 auf etwa 68,5 MillJarden Mark, Von allen europ81Schen kapltahshschen Staaten hat Westdeutschlan\l als einzlges Land schon seIt 1952 eme aktJve Handels­bllanz. ZWel Zahlen sollen diese Export­ent'wlcklung noch verdeuthchen. Wenn man das :rahl' 1953= 100 setzt, so eLIr WIckelte , SIch der westdeutsche Export von 1950=56 auf 185 1m Jahre 1957 Der

, USA-Export entwlckeite SIch ,m gleichen ZeItraum von 73 auf 123 Sehr aufschluß­,'eich smd folgende Tatsachen

HinSIchtlich des Ante,ls an der Einfuhr der kapitahstlschen Länder Europas stand Westdeutschland 1957 In England und Sparuen an dntter Stelle, m Italien und ftanklelch an zwelte.r Stelle hmter den USA (Hier ,st der An\.ell der USA von 23,34 Prozent 1950 auf 18,77 Prozent 1957 zuruckgegangen, der AnteIl Westdeutsch­lands aber von 8,23 Prozent auf 12,23 Pro­zent gestiegen,) In allen anderen kaPIta­listischen Landern liegt Westdeutschland a!I'I erster Stelle, z. B in den N,ederlanden mit 18,51, 111 Belgien und Luxemburg mit 15,57, SchWeIZ mit 25!59. Schweden mIt 22,06 Prozent usw

WIr WISsen Jed9Ch, daß diese okononll­sehen PosItionen im Interesse der Mono~ pole geschaffen wurden. um abel die wirklichen Abslchten, die sich hinter die­ser okanomIschen ExpansJOn v.erbergen, rIchtig verstehen und emschatzen zu kan­nen, 8eJ. e.m BlIck In dLe Geschichte getan.

In setner Selbstuberschatzung und fal­schen ElnschatzUl'lg der Lage glaubte der deutsche Impenahsmus 19~4 an einen schnellen Sleg Das hatte u a. zur Folge, daß schon Ende 1914 ernste SchwJ.eng­kelten hmslchtlich der Rohstoffversorgung der KnegsWlrtschaft emtraten. Auf In­Itiative Walter Rathenaus, AufsIchtsrats­vorsItzender der AEG. wurde deshalb die Kl'iegs.'fohstoffabteilung beim Krlegsmini­sterlUm gebIldet Mit dIesel' InstItution verfugten die großen deutschen Monopole erstmah1g uber eine staatliche ELnl'lchtung, die es 1hnen ermoglichte, uber die Roh- I stoffbewirtschaftung die gesamte' Wirt­schaft jhren Interessen unter2luordnen,

.

Das Ergebms weser Politik zeigte sich In den erZIelten Gewumen, D,e AEG z, B. erZIelte 19141'15 emen Rcingewmn von 21,29 M,llIonen Mark und 1916/17 30,:17 Milhonen Mark, der SIch 1m Laufe des KrIeges weiter erhohte. DIe ganze Bru­talität des deutschen Impenallsmus wlrd JedOCh deutlich, wenn mall folgendes liest . In einem Protokoll der Kriegs.rohstoffab­teIlung vom August 1917 heIßt es:

.,Der Charaker des jetzIgen Kneges bri"gt es mit SIch, daß mit der Möglich­keit eines raschen Wjederauflebens der FeIndseligkeIten noch geraume Zelt na,h dem Abschluß des Fnedens zu rechnen 1St. Im besonderen hat stch die Heeresverwal­tung auch darauf einzurichten, daß VIel­leIcht wled~rum England sich unter un­seren Femden befindet, pnd daß wir dann wieder vom Seeweg abgeschrutten sem werden. Ebenso 1St danut zu recl:tnen. daß ei.'n neuer K1rieg VIelleIcht noch emmal eine ganze }Velt von Feinden gegen uns In Waffen stellt, daß also dann unsere ganze Bevölkerung in den Dienst der Kliegsfuhrung zu stellen 1St. "1)

In den RlchtlinJen vom Februar 1018 Wlrd festgelegt, daß es die Aufgabe im Fneden seI, dIe deutsche Wh'tschaft fur einen' kOffi11lenden Krieg von der Rohstoff­zufuhr aus dem. Ausland unabhangIg zu machen. Das heißt also, der deutsche Im­perIalismus bereitete sich auf den zweIten Weltkrieg vor, als der erste nodl nil'ht be­endet war.

Verfolgt man die PraXIS des Monopol­kapitals nach dem ersten Weltkrieg, so ZeIgt SIch deutlich, daß die Konzeption von 1917/18 voll verwirklIcht wurde. D,e Vorbe­reitung des zweIten Wellkneges hat es be­WIesen. Die WIrtschaftliche Ausplunderung Europas und dle Ausnutzung dieser Lan­der Während des K.r1eges entsprachen den Machtänspruchen des deutschen Im­perialismus. Danut wurde jedoch auch die

' Grundlage fur d,e spatere Zelt geschaf­fen Lassen WIr Tatsachen sprechen. Im August 1940 wurde ln einern Gehmmerlaß Gormgs folgendes formuliert,

"Ein Z,el der deutschen Wirtschaftspo­litik lSt we Vergroßerung des deutschen

.

Einflusses beI auslandIschen Unterneh­mungen. Ob und mwiewelt der F,ned.ens­vertrag die Abtretung von Anteilen usw. brmgen Wlrd, 1st noch mcht zu ubersehen Notwendig i6t es aber schon Jetzt. daß Jede GelegenheIt ausgenutzt wlrd, um noch wahrend des lU'leges deI deutschen Wll,t5chaft Emgang In d'l-e Interessanten ObJekte der WIrtschaft der besetzten Lan­der zu ermoglichen und Verschlebungen zu verhIndern. die dIe Erl elchung des oben genannten ZIeles erschweren kon­nen."l)

Im Oktober 1940 beschäftigte SIch der "Große BeJ.rat der ReJchsgl'uppe IndustrIe", em Instrument der Monopole, nnt .. Ge­genwartsfI'agen der deutschen W,rtschaft und dle zukünftige Gestaltung der euro­paJscllen Großraumwirtschaft". In dieser Sitzung wurde praktisch jeI1e wlrtschafts­pohtlsche Konzeption entWlckelt, dIe m der EWG und der EFT A praktiziert wurde und WllU.

Im Protokoll diesel' SItzung 1St die Rede des Mlnistenaldlrektors Dr Schlotte.rel', Vertreter des Reichsw:irtschaftsmmlste­riums enthalten. Er erklärte, daß d:ie deutschen Monopole rocht vom Star,dPIWkt des Siegers die "zukünftige europiüsche Großrawnwirtschaftu gestalten dürften, Was er darunter versteht, sagt er so:

"Selbstverständlich wollen Wlr etwas: selbstverständlich mussen WIr etwas wol­len, denn wenn wir schließlich die Füh­rung In EUl opa haben, dann mussen WIr auch Einfluß habeol . und das setzt eben voraus, daß W1r uns dieJenigen PosJtionen In Europa verschaffen. die Wlr brauchen) wn unsere fuhrende RoUe spielen zu kon­nen u3}

Am BeIspIel der belg.ischen Elsen- und Stahlindustne erlauterte Schlotterer dann, daß der " . . . deutschen W,rtschaft, . ge­nugend wirtschaftlIche MoglIchke:tlen und DruckmIttel ZU,' Verfugung (ständen), um Ihl'en Willen du.rchzusetzen und d1e l'Jch­tigen Lösungen ln Europa zu \en'elchen.'·!')

An anderer stelle helßt es dann ~och:

"Und fur den Anfang ,st es sogar tak­tisch nchtig, nicht gleich mit der Tur ms

, Haus zu fallen und zu sagen: das und das ist unrentabel, das muß shllgelegt wer­den. Es 1St Vlel besser, man spncht zu­nachst uber dlese Dlnge nicht und fangt mIt emem positiven BeItrag zur Mitarbeit an .. "5)

Man beachte, wese Konzeption wurde 1940 erarbeItet. Wenn man nun unter diesen Gesichtspunkten dle gegenwaJ,-tige ExpanSIOnspolitik der Bonner Machthaber auf akonomlschem GebIet betrachtet! -so wird deutlich, daß es dem westdeutsche 'TI ' ImperIalismus gelungen iSt, auf dtese Weise MachtpositlOnen m Europa zu eL'­langen, dIe er auch ausnutzt und Jetzt den "ächsten SchrItt geht. um auf 111th­tanschem GebIet mIt Hilfe '\Ion Atom· waffen gerustet zu sein, einen neuen Kneg zu entfesseln.

Es gIbt kelOen ZWeIfel, daß der west­deutsche Imperialismus zur Durchsetztmg selner Pläne rocht nur das Leben unseres Volkes, sondern auch das der Vblker Eu­lOpas aufs SpIel setzt, An seIner Gefahr­lichkelt kamn man auf Grund der ge­schichtlIchen Erfahrungen rucht zweifeln Das allen bewußt zu machen, ist eme große Aufgabe In der weIteren SOZIalisti­schen Entw:icklung un'serer DDR liegt die Garantie, daß es den Verderbern unseres Volkes rocht gehogen WIrd, thr Ziel zu erreichen. Jeder eInzelne kann und muß dazu beitragen.

1) Alfred Müller. Die Knegsrohstoffbewirt­schaftung 1914-1918 1m Dienste des deutschen MonopolkapItals. AkademIe-Verlag, Berlin 1950, S 125 :1) Der Reichsmarschall des Großo'eutsch.en ReI­ches. Beauftragter .tut' den VIerJahresplan, Berhn, 2. August 1940 vgl UIshbfer, Emfluß­nahme auf Wirtschaftsunternehmungen In den besetzten noro'-, west- und- sudosteul'o­palschen L ändern während des zweiten Welt .. krIeges, Insbesondere der Erwerb von Be­teiligungen (Verflechtungen), Institut fur Be­satzungsfragen Tübingen, 1958, S 148. 3) tG-Farben WlPO 14. Dezember 1940, Proto­koll der SItzung des Großen Beirats der Reichsgruppe Industne, 3. 10. 1940, WerkleI­tung Gajf!wski, Nr. 111, SeIte 15 4) Ebd, SeIte 18. , 5) Protokoll der S,tzung des Großen Bmrats, SeIte 20.

Medizine,r b,erieten :Studium· der Vorklinik

Am 29. und 30. Januar 1965 fand in Jena 1m AuftI.·a~ des Staatssekretariats fur das Hoch- und Fachschulwesen das IV Natio­nale SympOSiUm statt, das slch mit del Rerorm des vOl'khmschen Abschmtts des MedlzmstudlUms und der Verbmdung von vorklimschem und klimschem StudlUm zu emem emheItbchen Gesamtstudium der Medlzm befaßte Alle an dIeser großen Ausblldungs- und Erzlehungsaulgabe be-

I telligten und intereSSIerten Hochschulleh­rer, WIssenschaftler) gesellschaftlichen Or­ganisationen und Studenten waren dazu vom Rektor der Fnednch-Scluller-Umvel­sltat und von den Dekanen der Medizim­sdlel\ und Naturwissenschaft~Icl1en Fakul­tat diesel' Hochschule eingehiden worden Auch von der Karl-Marx-Umversltat 111 LeIpZig nahm eme starke Delegatllon von nahezu 4'0 Angehorigen an diesem Sym­pOSiUm tell Eme WoChe vorher hatte In Lelpzig bereIts dUlch ImtIative von Spec­tablhs Prof. Dr W I I d r iI h r und Hell n Plof. 01'. Dur wal d, dem VorSitzenden der KommISSIon "Forschung und Lehlell

der Fakultatsgewerkschaftsleitung, eine Beratung uber dle KonzeptIOn der Medl­zlnischen Fakultät ,der Ka:rl-Marx-Umvel­sttät zur vorkbmschen Studlenreform statt­gefunden, die die m LeIpZig seit Jahren gefuhrten DIskUSSIOnen zu dIesem Thema emheltlIch zusammen faßte Der Wert dle­ses praktIsch von der gesamten Fakultat erar betteten gememsamen Standpunktes als VorbereItung fur das Jenaer Sympo­SIUm wal' unbestntten.

Nach der Begrußung dUlcll den Staats­sekretar, Prof 01'. G 1 e ß man n, und durch den Rektor der Fl'ledrlch-Schlller­Umversltat ~ begann das SympOSIUm 111 Jena mit 14 emfuhrenden Referaten, von denen das erste (tIGrundsatze und Prmzl­plen der ln der jVorkhmk erstrebten Ver­andelUngen") VOn Spectablhs Prot Dr. F! und e l' (Jena) gehalten wurde. DIese allgernemen Grundsatze konnen 1TI folgen­den Punkten zusammengefaßt werden'

I Enge Verknupfung von theoretischer und praktisch-klimscher Ausblldlmg zu emem emheitlichen' Geßamtstudium' der MedIZin

2. Auf das Gesamtausbildungsziel abge­.bmmte 'Stoffauswahl in allen Fächern,

3 Verwendung des Wlsse~s der vorher­"henden Ausbildung 10 allen nacl!folgen­den Studlenabschmtten,

4 AusbIldung nach komplexen Schwer­punkten

5 Begrenzung des Pfhthtunternchts auf 25 Wochenstunden

6 Verteilung des PfI,chtunterrlchts auf 50 Prozent Vorlesungen und 50 PI'ozent Praktlka und Semmare

7. Vel'starkung der Erziehungsarbeit. 8. Schaffung engel' Kontakte zw,sfhen

Hochschullehrern, ASSIstenten und Studen­ten - direkt und uber die gesellschaft­lIchen Orgamsationen

Das zweite Referat, gehalten von Magm­flzenz Prof Dr D l' eh f a h I (Jena), be_ schäftigte Sich mIt dem "Beitrag der Na­turwIssenschaften zur vorklinischen Aus­bildung der Medizmer". Chemie, Physikl BlO}ogle und MathematIk sollten dem Me­dlZll1studenten ein theoretIsdles, anwen~ dungs:fähiges Grundwlssen vermItteln, auf das er 10 den nachfOlgenden StudIen ab­~chl11Uen Olganisch aufbauen kann Der !nhalt sollte 111 Jedem Falle fur das Medl­zmstudlum spezlfizlett sem und 1m Aus­bIldungszIel den vorWIegend 10 dei' medl­zl111schen PraXIS tattgen Arzt Im Auge haben

Das drItte Hauptteferat ("Er ziehungs­grundsatze In der vorklinischen AusbIl­dung") wurde von Prof. Dl. Dr Rap 0 -pol' t (Berlm) gehalten Der Inhalt dIeses Vortrages, der m den anschließenden DIS­kUSSIonen semer Bedeutung entsprechend Viel zu kurz wegkam, kann III folgenden Thesen kurz zusammengefaßt werden:

I AusbIldung und Erzlehung smd ell1e Ell1heit DIe KOI).ZeptlOn des Ges..'1n1tstu­dlums muß elnhedhch und umfassend sem und dem Fortschl'ltt dei WIssenschaften entsprechen '

2. DIe Gememsamkeit des Lehl J~OI pers und dIe EntWIcklung soilalistlscher Er- . zieherkollektive 1St fur die ErZIehung der Studenten wesenthch

3. AusbIldung und ErZIehung sind ge­memsall\e Aufgabe von Lehrkol'per und Studenten

4. SOZIalistische Al'be1tsmoral, Verant­wortungsbewußtsein, Ehrhchkeit, em ma­tenalisbsches WeltbIld und kollektive A,­belt sind GrUndlagen der studentischen Moral

5, D,e FDJ vertritt allseItig die studentl­schen Interessen und Rechte.

6. Alle Lehrveranstaltungen besitzen einen hohen erzrehel'lschen Gehalt.

7. Lehr- und Prüfmethoden mussen dIe Erziehung zur Denkfähigkeit, SelbstandIg~

,

Uber das IV. Nationale Symposium in Jena berichtet Dozent ' Dr. habil. Harald A u r ich

keit, Ehrlichkeit und Konttnuitat der Ar­belt SIchern.

Das vlerte Hauptreferat, vorgetragen von Dr. He s s (Jena), beschaftigte SIch mIt den nPrinzlpien des gesellschafts wissen­schaftltchen GrundstudiUms und semel' Integnelung mit dem FachstudIUm". IAus­gehend von der Tatsache, daß das gesell­schaftswIssenschaftliche Grundstudium fester BestandteIl des MedIzmstudiums ist, wurden Wege und MöglIchkeIten darge­legt, diesen 'Teil der medi7.mlschen Aus­bIldung noch stäl'ke.t' als bisher fach be­zogen zu lehren und lhn fest mIt dem naturwlssenschafthch-mediziTIlschen Teil des StudIUms zu mtegl'leren.

Nach Abschluß dieser Hauptvortrage fand eme freimütIg und verantwortungs­bewußt geführte Plenal.'diskussion zu gl'undsatzhcllen Fragen der Studlenrefol'm statt, an der Sich uber 20 DIskussIOns­I edneJ' - sowohl Hochschullehrer als auch fachllch ausgezeiChnete Stt.:dcnten - be~ tellIgten. Dabei wurL ~n alle Probleme vom Inhalt und mcht von. der Stunden­zahl her erortert und dadurch eme gun­stige Atmosphare geschaffen. Neben den allgememen GIUlldsatzen wurden prinzi­pielle ~ragen de., Unterrichts aller vor­hllilischen Fächer beruhrt und dabeI die Vorstellungen \. der einzelnen Fakultäten zur Studien reform erläutert. Den Vor­Schlag der MediZInIschen Fakultat Lel'''lzlt:! (vgl UmversItatszeltung vorn ' 4: !'J65) begriIndete Prodekan P :, j" D r i­sc heL BIS auf den Entwurf" del MediZi­nIschen Fakultät In Halle -<- der emen Ipnerhalb eme~ Jeden Semesters schw.er­punktmäßig verteilten Unterricht in allen Fachern parallel biS zurn 5. Semester und anschließend Abschlußprüfungen mallen DISZIplinen vodah - hatten alle anderen Plane sehr Viele Gememsamkeiten, Von denen besondel.·s eme mehr oder mInder strenge Schwerpunktverteilung auf die ei02;elnen Semester sowie der Abschluß' der I anatomischen Grund~usblldung nach dem 3. Semester hervorzuheben sind. Wäh­rend der Jenaer Plan den Schwerpunkt Physlk/Chemi~ ins erste Semester, den. Schwerpunkt Anatomie ins zweIte ~nd dritte Semester und den Schwerpunkt Bio­lOgIe/PhYSIOlogIe/PhysIOlOgIsche ChemIe ins vierte und fünfte Semester verlegte, sah der Berliner Plan das erste und zweite Semester für AnatomIe und Bioldgie und das drItte Semester ' fur PhYSIk und Che­mie va.., wobei die belden letzten Fächer

"

.emen fließenden übergang zu den PnYSIO­lOgischen DISZIplInen erhalten, fm die auch 1m Berliner Plan das VIerte und ftinfte Semester zur Verfugung stehen sollen Der Vorschlag unserer Fakultät stellt somit einen MIttelweg ZWischen dIesen bel den AnSichten dar und berucksichtigt Argu­mente sowohl der Jenaer als auch der BerlIner Fakultät.

Das WIchtIgste und wertvollste ErgebniS der PlenardiskusslOn 1st Sicher, daß dIe In den Hauptreferaten dargelegten allgemei­nen Grundsätze und Ziele der Ausbildung und Erziehung mnerhalb des vorklimschen Studlenabschnlttes nahezu vorbeha1tlos anerkannt wurden. Unterschiedliche Auf­fassungen gab es bel Problemen, die fur den Inhalt der StudIenreform nw' zweIt­rangige Bedeutung besitzen (ReIhenfolge des zu bIetenden Stoffes, Umfang der komplexen Schwerpunkte u a.) Emer be­sonderen Erwahnung bedarf hier noch dIe Feststellung des Beirates fur StomatOlogie, daß dle jahrelang umstrittene vorklimsche AusbIldung der Studenten der ZahnmedI_ ZIn auch 10 Zukunft In gleIcher Weise WIe fur dIe HumanmedIzm erfolgen soll.

An dIeser Stelle soll auch erwähnt wer­den, daß am Abend des ersten Beratungs­tages elO den Anliegen der Studienreform gewidmetes Kabarett stattfand, das, von Im PhYSIkum stehenden Medlzmstudenten durchgeführt, den Anwesenden m vorzug­hmer Form dIe Schwachen' des MedIZIn­studiums aus dem Blickwmkel der I Stu­denten offenbarte und von allen mit sehr \'lel Beif~1l bedacht wurde,

'[;Cl' zweIte Tag des SympOSiUms wurde in Gl'uppendiskussionen durchgefuhrt, wo­bei Sich das Plenum auf 3 Gruppen ver­tetlte. "MathematIk, Physik, ' ChemIe", "BlOlogle" und "GeseÜschaftswissenschaf­ten und Probleme des einheltlichen Ge~ samtstudhims". In diesem Absehmtt der Beratung wurden nun auch speZIfische PL"Obleme emes Jeden Fachs besprochen, die Sich VOr allem auf dessen stofflichen Inhalt, eme zweCkmaßigere ArbeItst'eIlung innerhalb der Fadler, eme smnvolle Rel­

I henfoI.ge des zu bIetenden Stoffes, auf Möglichkeiten komplexer Studienveran­staltungen und auf eme mtensiv'e ' Verzah­nung und Ausbildung mIt den klinischen Fachern bezogen Auch hier wurde über vi.ele Diskussionspunkte eine emheItliche Auffassung erZIelt. Die Begrenzung des PfhchtunterrIchts auf 25 Wochenstumfen und dessen Verteilung auf Vorlesungen

,

und Praktika im Verhältnis 1:1 wurde all­gemem unterstutzt. Die Personhchkeits­erz1ehung der Studenten gehort zu den Aufgaben des Hochschullehlers und muß verstarkt werden DIe GesellschaftSWiS­senschaften SInd fester Besiandteil des Medizinstudiums. Die Fremdspracbenaus­bIldung sollte in der Oberschule abge­schlossen sem, wobei eine fachverbundene WeIterentwIcklung von fakultativem FremdsprachenunterrIcht an der Hoch­schule SInnvoll erscheint. FurvJ'Jssefschaft_ IIch tatige ASSIstenten sollte er sogar fest zum Ausbtldungsprogramrn an den InstI­tuten und Khmken geharen. Vorlesungen In Mathematik, biolOgIscher Statistik und Psyd:i.hologie gehoren zum Medizmstu­dlUm,

Den Inhalt eInes Jeden Lehrfaches zu erarbeiten, Ihn streng und detallhert zu defimeren und lhn dem FortschrItt der Wlss~nschaften , den Bedurfmssen des klimschen StudIUms und der medizim­schen Praxis anzupassen, sollte dIE: näch­ste Aufgabe der verantwortlIchen Hoch­schullehrer und der an der Ausbildung und ErZiehung beteiligten Wissenschaftler sem. DIe MedlZlnIschen Fakultaten in LeIpzig und Halle wurden mll der Er­arbeltung eines entsprechenden umfassen­den VorsChlags für die phYSiologIschen Facher betraut. Eme fortwahrende über­prüfung des Stot'langebotes und der An­forderungen an den Studenten wird dabei fur dIe Zukunft unerlaßhch sem.

Im Anschluß an dIe Gruppendlskussio­)len wurde uber deren Ergebnisse vor dem Plenum zusammenfassend be~lchtet , noch \ emmal grundsätzlich dIskutiert und dam~t das SymposIUm beendet.

Durch dIe Beratung In Jena wurde zwel­fellos - auch wenn bestimmte Fragen noch offen bheben - em großer SchrItt in der Reform des MediZlnstudlUffiS nach vorn getan. Das druckt SIch mcht nUr In

der allgememen Anerkennung der Grund­sätze und Prmzipien der Studienl'elorm und 111 vielen Gememsamkeiten der An­sichten aus, sondern auch In wertvollen Anregungen und Gedanken, dIe jeder Teilnehmer dort erhielt. Au~ der andeFen SeIte 1st unbestrItten, daß auf dem Wege zu emer einheitlichen, umfassenden 'Bil­dung des Medlzmstudenten noch große J\ufgaben vor uns stehen, d,e In der Zu­kunft von uns gelöst werden müssen,

UZ 6/65, Seile 5

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Page 4: ·1 - Universitätsarchiv Leipzig | Portal · PDF fileder Frau wurde bisher zu sporadisch, iso ... 15 PFE~NIG Auf Seite 5: Bericht vom Jenaer Symposiam zur Studien reform in der Vorklinik

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In der letzten Zeit gibt es wenige Themen, die in der bundesrepublikani­schen Öffentlichkeit die Gemüter so nach­haltig bewegen wie die Diskussion um den Zustand des Bildungswesens. Konferen­zen, Podiumsgespräche, Stellungnahmen in der Presse, Parlamentsdebatten, Verlaut­barungen der Kultusminister und Streit­schriften lösen einander in bunter Reihen­folge ab. Man spricht von "Versäumnis­sen", von einem "Nachholebedarf", von der "Museumsreife" der westdeutschen Schule, vom "Bildungsnotstand" und sogar VOll der "Bildungskatastrophe". Dabei ist der Chor der Kritiker . außerordentlich hete·· rogen zusammengesetzt.

Die Kommunistische Partei Deutsch­lands trat seit 1945 für die Demokratisie­rung des westdeutschen Bildungswesens ein. Der Monopolbourgeoisie gelang es je­doch, den Kampf der fortschrittlichen Kräfte für eine demokratische Schul­reform noch einmal wie 1918/20 abzufan­gen. Die Disku~sionen wurden in Rich­tung einer harmlosen "inneren" Schul­reform abgeleitet, die sich in allerlei methodischen und organisatorischen Ex­perimenten erschöpfte, ohne den Klassen­charakter und die gesellschaftliche Funk­tion der Schule im geringsten zu ändern. M.ilitarismus, Revanchismus und Klerika­lismus drangen Schritt für Schritt in alle BerE1iche des Unterrichts ein. Obgleich sozialdemokratische Schul politiker in ein­zelnen Bundesländern begrenzte Refor­men durchzusetzen oder gegenüber der Jiteaktion zu behaupten vermochten, ent­wickelte sich das westdeutsche Bildungs­wesen/zu einem der rückständigsten Euro­pas.

Aber etwa seit 1957/ 58 veränderte sich die schulpolitische Situation. Die über­legenheit des sozialistischen Lagers be­gann sich auszuwirken. Die sowjetischen

,Sputniks machten auch den hartgesotte­nen Antikommunisten begreiflich, daß die Erfolge des SozialiSmus nicht zuletzt durch die großzügige Bildungspolitik der sozialistischen Länder ermöglicht wurden.

Die Unzufriedenheit mit dem westdeut­'Schen Schul- und Hochschulwesen wuchs nunmehr sprunghaft an. Die Volksschul-

,

lehrerverbände, die SPD-Führung, der DGB und der VDS traten mit Forderun­gen und Reformplänen auf. Auch der "Deutsche Ausschuß für das Erziehungs-

. und Bildungswesen", ein beratendes Or­gan des Bundesinnenministers und der Kultusministerkonferenz, veröffentlichte 1959 einen "Rahmenplan" zur Umgestal· tung des westdeutschen Schulwesens, der die Kritik beschwichtigen sollte, die Rück­ständigkeit der Schule aber indirekt be­stätigte. Der "unabhängige" Wissenschaft­ler Prof. E d d i n g stellte umfangreich'e statistische Untersuchungen über den Bil­dungsnotstand in der Bundesrepublik an, die interessanterweise aus der amerikani­schen Ford-Stiftung finanziert wurden.1

Selbst direkte Interessenvertretungen der Monopolbourgeoisie, wie die "Bundesver­einigung deutscher Arbeitgeberverbände" oder die "Deutsche Volkswirtschaftliche Ge,sellschaft" forderten energische Ver­änderungen im Bildungswesen. 1963 sahen sich die Kultusminister der Länder ge­zwungen, eine alarmierende "Bedarfs­f$tstellung 1961 bis 1970" vorzulegen. Und Anfang 1964 veröffentlichte die Wo­chenzeitung "Christ und Welt" eine Arti­kelserie des evangelischen Wissenschaft­lers Dr. Georg Pie h t unter dem Titel "Die deutsttte Bildungskatastrophe", die ungeheures Aufsehen erregte.

Diese sehr unvollständige Aufzählung zeigt bereits die Breite der ' Diskussion. Heute wagen nicht einmal mehr Franz Josef Strauß und Ludwig Erhard, den westdeutschen Bildungsnotstand völlig zu bestreiten. Um so mehr sind sie bemüht, ihn zu bagatellisieren und zu entschul­digen.

Ungeachtet ihrer unterschiedlichen und teilweise gegensätzlichen Standpunkte stimmen die Kritiker des westdeutschen Bildungswesens in wesentlichen Punkten überein. Ihre gemeinsamen FOl'derungen lassen sich hauptsächlich in folgenden Punkten zus.ammenfassen:

O Mit der finanziellen Vernachlässi­gung des westdeutschen Bildungs­

wesens muß Schluß gemacht werden. Nach der UNESCO-Statistik von 1961 gab Westdeutsch land für Erziehungszwecke je

11111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111I1111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111

Der Mensch I

fängt .schon beim· Vater an

- ,

.Von 100 Deutschen sind-5·Beamfe-. von 100 Studenten sind 34 Kinder von Beamten ,

I Von 100 Deutschen sind 18 Angestellte, !O" 100 Studenten . ~ina 26 Kinder von Angestellten.

Von 100 Deutschen sind 11 "selbständig" Handel- und Gewe'rbetreibende. 'Von 100. Studonten sind 18 Kinder von ,sefbständi$lca Handel- und 'Gewerbetreibenden

Von 100 Deutschen haben 2 einen "freien" Beruf. (Arzt, Architekt UIW.), von 100 Studenten. sind 15 Kinder von Eltern in "freien Berufen· , •

Von 100 Deutschen sind 49 Arbeiter, von 1 00 Studenten sind 5 Arbeiterkinder

Von 100 Deutschen sind 15 Bauern', von 1 00 Studenten sind 2 Bauernkinder

Ist anzunehmen, daß Beamle so viel mehr ittteHigente Kinder "INn als Arbeiter? Psychologen sagen: nein

SicherHeit gibt es etwas mehr intelligente Kinder in Beamtenfamilien als in Arbeiterfamilien. Doch ist der Unterschied nicht so himmelschreiend, wie sich aus dieser Statistik ergibt

Also:

,

Kinder von Arbeitern oder Bauern haben schlechtere Bildungschancen als die übrigen Kinder

, ,

ftIIIlJ1II1I11I1I1I1I1II1I1II1II1I1I1II1I1I1I1I11I1I1II1I1I1I1I1I1I1I11I11II1I1I1I1Ißl1I1I1!II1I11I1I11I1II11I1II1IIlIlIiillllllllllllllllllllllllHllIIlIlIIlIlIlIlIllIlIIllIlIlIllIIlIlIlIlIIlIllIlIlIllIlIIlIlIlIlIIlIIllI1I11111111

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..

Von Prof. Dr. Gottfried Uhlig .. ' I~ :,' • ' 'I

Kopf der Bevöl!{erung · 32 Dol~al' aus und lag damit gleichauf mit Brasilien, wäh­rend die entsprechenden Aufwendungen der DDR 98 Dollar betrugen und in der Weltstatistik an vierter Stelle rangierten.~ Die Profite der westdimtschen Monopol­bourgeoisie stiegen ins Märcbenhafte, aber der Anteil der Ausgaben für Schulen und Hochschulen am Sozialprodukt sank von 3,31 Prozent im Jahre 1958 auf 2,99 Pro­zent im Jahre 1962.3 Allein an einmaligen Ausgaben (für Neubauten usw.) wurde für den Zeitraum 1962-1970 ein I Bedarf von 52,4 Milliarden DM errechnet, der bei weitem noch nicht die Gesamtheit der er­forderlichen Aufwendungen umfaßt. 4

A Im westdeutschen Schulwesen müs­V sen einige organisatorische Verände­rungen vorgenoJ;l1men werden, die es erst . gestatten, höhere Leistungsanforderungen zu stellen. Hierher gehört der Aufbau von "Mittelpunktschulen" (Zentralschulen) auf dem Lande, der neuerdings in Hessen und einigen anderen Ländern emsig betrieben wird, im ganzen aber hinter der Land­schulreform in der DDR achtzehn Jahre

Weit interessanter noch als das, über den bundesrepublikanischen

was Bil-

dungsnotstand geschrieben wird, ist aber das, was man verschweigt. Georg Picht seufzt zu Beginn seiner Aufsatzreihe: " . .. nirgends sind die Tabus ' so schwer zu durchbrechen. "5 Und so ist es in der Tat.

Mij; Ausnahme des Schulprogramms der KPD und einiger Forderungen anderer Arbeiterorganisationen umgehen selbst die scheinbar radikalsten Angriffe auf die westdeutsche Bildungsmis~re vier Tabus, die gerade deshalb allerhöchste Aufmerli:­samkeit verdienen.

O Die Verantwortlichen für den Bil­dungsnotstand werden nicht ge­

nannt. Selbst wenn man Pichts' brillant ' geschriebene Attacken liest, gewinnt man den ' Eindruck, die Zustände im Bildungs­wesen seien auf Kompetenzstreitigkeiten , auf Mißverständnisse oder auf zufälliges menschliches Versagen einzelner zurücl{­zuführen.

I ~ Die Kritik des Bildungsnotstands ~ wird oftmals mit heftigen Angriffen gegen die' Rüstungspolitik dei: herrschen­den Kreise in der Bundesrepublik ver-

11111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111 111111111 lI!i!!! !I 11 11 11 IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIJIIII 11111111.11.111111111

Sind Bayern 'dümmer als Berliner?

Haben unsere Kinder die gleichen Chancen. I

"etwas Besseres" z,u werden? . ,

Von hundert 19jährigen Schülern bestanden 1960 das Abitur:

in West-Berlin in Bremen . in Hessen

I in Niedersachsen . in Schieswig-Hoistein in Baden·-Württ.emberg in Bayern in Nordrhein -Westfalen in Rheinland-Pfalz in.Hamburg im Saarland

in der Bundesrepublik

in West-Berlin

ij,14 '/0 7,69'10 7,58'/0 5,92% ~,91 0/, 5,55% 5,49% .5,18% 4,95 '/0 4,89% 3,88%

5,61% '

8.14%

Gibt es in Berlin doppelt soviel intelligente Kinder wie in Bayern oder in Hamburg? . ere Psychologen sagen; nein

Also:

Also:

Haben die Kinder im Saarland zum Beispiel wesentlich schlechtere Chancen als die Kinder ib Berlin

Haben Kinder in der Bundesrepublik schlechter. Startchancen als in Berlin

AIso-. tassen wir in der Bundes­/ • republik die Begabunge"

verrotten, die wir fördern 'müßten, weil sie ein Recht darauf haben und weil wir sie dringen'd brauchen

Also: Ist die Behauptung

nllllllllllil 11111111111111111 11111111111111111:11111111111111111 1II11I1I1I1II1I1I1I11II11ßIIIIIlHll)llIlÜl

Minister als Milchmädchen ;, Wir brauchen 1970 rund 430000 Lehrer - wennunserll ' gesamte Schulbildung nicht zusammenbrechen soll." '$0 beschlossen unlängst di~, westdeutschen Kultusminister .... Doch ihre ,Req;m,mg ist lal,lt. ,Professor Edding eine Milchmädchenrechnung.Oen",::,\ • Heute gibt es 28000() Lehrer.~ • von ihnen werden bis 197.0 ~

ausscheiden: 90000 Lehrer~ ' ,. es verbleiben demnach.

im Dienst nur ·190000 Leltnit. Also Ibesteht ein Bedarf~n ' -neuen Lehrern von 240.000. Aber: • Bis 1970 sind .5OO.000

Abiturienten zuerWarte~. . Erfa~rungsgemäß woÜen -;u"d 30 von 100 Abiturjenten,LehreJ' werden, und im DurChsauli~ bestehen drei Viertel davDBl die' Leh,erprUfung'.

Also: • 'Es kommen bis 1970 rund :~ .

120000 lehrer hinzu. • Fehlbestand: 120000 lehre~

. --Oder: • Es kommen tatsächlich

240000 Lehrer hinzu. · . In diese.m FaUe müßten zwei Drittel der 500000 · Abiturienten Lehre.i" w,rde"~.

Oann aber • -muß die Bundesrepublik. 'in.

Jahre 197Q ausländische Ärtt8',a . Chemiker. usw. jm.90r1iel"~ ._

1II1111111111111111111111111111111 111KIIIIIIIIII IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII

die Abrüstun'g wird entweder übersehen oder mit Schweigen übergangen. ft Der Bildungsnotstand wird in erster V Linie als ein Problem der Abiturien- . tenzab.len, des Lehrermangels, des fehlen­den Schulraums, der Stipendienerteilung oder der Hochschulstruktur ' behandett. Aber das westdeutsche Bildungswesen ist hauptsächlich in seinem Inhalt hinter den Anforderungen unserer Epoche ' zurückge­blieben. Vergebens sucht man in , der offiziellen westdeutschen Diskussion ' nach überlegungen zur Neubestimmung der Allgemeinbildung, zur Einheit von allge­meiner, polytechnischer und beruflicher Bildung, zur Verbindung von Unte/."richt und prOduktiver Arbeit - also zu Pro­blemkreisen, die durch die technische Re­volution in deh Vordergrund gerückt und in' unseren "Grundsät~en für die Gesta~tung des einheitlichen sozialistischen Bildungs­wesens" den Mittelpunkt aller Überlegun .. gen bilden.

Nur wenige fortschrittliche ' Pädagogen und Schul politiker sprechen darüber, daß der Notstand des westdeutschen Bildungs­wesens ver allem in seiner politisch-ideo­lqgischen Ausrichtung zu suchen ist. Durch die Verbreitung revanchistischer und mili-

Ist das Abitur in Berlin leichter als in anderen Bundesländern? / Die fachleute sagem nein

vornehmlich katholiec:her Kulturpolitiker; es gäbe· keine ~Begabungs. reserven" J' unwahr I taristischer Gedanken, durch die Kriegs­

verherrlichung . und die Erziehung im Geiste des Antikommunismus wird das Bildungswesen in den Dienst der psycho­logischen Kriegsvorbereitung gestellt. Im Bildungsinhalt zeigt sich am deutlichsten das Bildungsmonopol der GroßbourgeOi­sie.

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zurückgeblieben ist; hier sind auch die Forderungen nach Aufstoclwng neunter und zehnter Volksschulklassen 'oder nach anderen Verbesserungen ipl Schulsystem einzuordnen.

A Der Lehrplan der Volksschule muß V modernisiert werden. In den Ober­klassen soll er stärker auf die ],ünftige Berufstätigkeit der Schüler abgestimmt sein, vor allem aber ' soll er den obligato­rischen Unterricht , in einer modernen

, Fremdsprache umfa$sen.

• . In der' letzten teit ·lWi~ " viel. über V die ungleichen Bildungschancen in <

Westdeutschland diskutiert. Es wird ge'" fordert, die "Begabungsreserven" stärker auszuschöpfen, das heißt, einer größeren 2:ahl von Arbeiter- und Bauernkindern den Zugang zur Oberseh.ule . u~d r zur : Hochschule zu ,gestatten.

knüpft. Prof. Rod e n s t ein , der Vorsit­zende der Arbeitsgemeinschaft .westdeut-_ scher Lehrerverbände, . erklärte bereits ' Pfingsten 1958 auf ' einem Lehrerkongt:eß sarkastisch :

"Hier, in unserer gastfreundlichen Stadt München, ist es ja zum allgemeinen Bildungsgut geworden, daß die Dinosau­rier zwar reichlich Panzer, aber zuwenig Gehirn hatten. Darum sind sie auch aus­gestorben."6

. Wenn aber gefragt wird, woher das Geld für eine durchgreifende Bildungs­reform' "kominen soll, wissen die meisten Kritiker nur eine Antwort : Die Steuer­zahler müssen tiefer in die Tasche grei­fen. An den Rüstungsetat des Herrn von Hassel wagen sie niCht zu tasten. Der Zu­sammenhal1'g zwischen ,dem Bemjihem ~ tIm-: eine' Bfldungsl'eforffi--und · den" Kampf für

Darüber muß man hauptsächlich spre­chen, wenn man über die westdeutsche Bildungskatastrophe spricht. .. Selten wird deutlich, wo die Kraft V zu suchen ist, die den Bildungsnot­stand überwinden kann. Man erwartet eine Wende durch Appelle an die herr- ' schenden .• Kreise, durch Bildungsräte und organisaforische Maßnahmen c.., aber njcht durch die Arbeiter!{lasse und inre Ge­werkschaften, obgleich das Grundsatzpro­gramm des DGB durchaus Ansatzpunkte bietet, um die Arbeiter für eine demokra­tische Bildungsreform zu mobilisieren.

Diese Aufzählung zeigt zugleich, wo die Fragen liegen, die den herrschenden mo­nopolkapitalistischen Kreisen der Bundes~ republik gefährlich erscheinen. Sie ver­deutlicht, daß die Großbourgeoisie bemüht ist, die Diskussion um den Bildungsnot­stand nach ihrer Regie und ~ntsprechend ihren Interessen zu lenken.

1 Vgl. "Stern", Nr. ~511963, S. 131 \ 2 International Yearbqok of Education. Vol: XXIII 1961. Geneva/PariS, ' p. 199 a Geol'g Picht: Die deutsche Blldl:1l1gskatastro­phe. ,Olten u. Freib4rg/Br. 1964, S. 17 4'"D'er Pflüger", Nt'. 7/8 (1964). S. 111 5.Georg Picllt: a. a. 0 .. S. 18 8 "Der Pflüger'!; Nr. 5Z7 (1958), S. 108 \

UZ 6/.65, Seite '6

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