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01/08 SIKORSKI MUSIKVERLAGE • WWW.SIKORSKI.DE • [email protected] magazine „WAHRE, EWIGE SELIGKEIT“ - der Mythos Galina Ustwolskaja „WAHRE, EWIGE SELIGKEIT“ - der Mythos Galina Ustwolskaja EDISON DENISSOW Der Poet unter den russischen Komponisten EDISON DENISSOW Der Poet unter den russischen Komponisten 100. GEBURTSTAG Hans Fritz Beckmann 100. GEBURTSTAG Hans Fritz Beckmann GEBURTS- und GEDENKTAGE 2009 & 2010

100. GEBURTSTAG Hans Fritz BeckmannHans Fritz Beckmann · Am 25. und 26. April 2008 steht das Portrait Kaija Saariaho bevor. Am 23. Mai 2008 gibt es hier ein Portrait für Xiaoyong

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Page 1: 100. GEBURTSTAG Hans Fritz BeckmannHans Fritz Beckmann · Am 25. und 26. April 2008 steht das Portrait Kaija Saariaho bevor. Am 23. Mai 2008 gibt es hier ein Portrait für Xiaoyong

01/08 SIKORSKI MUSIKVERLAGE • WWW.SIKORSKI.DE • [email protected]

magazine

„WAHRE, EWIGE SELIGKEIT“- der Mythos GalinaUstwolskaja

„WAHRE, EWIGE SELIGKEIT“- der Mythos GalinaUstwolskaja

EDISON DENISSOWDer Poet unter den russischen Komponisten

EDISON DENISSOWDer Poet unter den russischen Komponisten

100. GEBURTSTAGHans Fritz Beckmann100. GEBURTSTAGHans Fritz Beckmann

GEBURTS- und GEDENKTAGE 2009 & 2010

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Page 2: 100. GEBURTSTAG Hans Fritz BeckmannHans Fritz Beckmann · Am 25. und 26. April 2008 steht das Portrait Kaija Saariaho bevor. Am 23. Mai 2008 gibt es hier ein Portrait für Xiaoyong

INHALT

„Hunderttausend bunte Träume“Hans Fritz Beckmann – das „Ausnahmetalent“ von Jens-Uwe Völmecke 4

Edison Denissow Der Poet unter den russischen Komponisten: 10

„Wahre, ewige Seligkeit“ der Mythos Galina Ustwolskaja 13

„Papa“ Haydns 200. Todestag 16

Milko Kelemen ein Schüler Messiaens wird 85 17

Alfred Schnittkes Vermächtnis: Weniger bekannte Werke des großen russischen Komponisten 18

Universelle Bilderwelt: Mieczyslaw Weinberg 20

Sweet Charitys Schöpfer hat Geburtstag 21

GEBURTS- UND GEDENKTAGE 2008 22

GEBURTS- UND GEDENKTAGE 2009Vorschau 26

Awet Terterjan 2680. Geburtstag

For Our English Readers 28

IMPRESSUMQuartalsmagazin der SIKORSKI MUSIKVERLAGE erscheint mind. 4x im Jahr - kostenfreiVERLAGInternationale Musikverlage Hans SikorskiBriefanschrift: 20139 Hamburg,Paketanschrift: Johnsallee 23, 20148 Hamburg,Tel: 040 / 41 41 00-0,Telefax: 040 / 44 94 68,www.sikorski.de, [email protected]

Fotonachweis: Titel „Frauen sind keine Engel”; Filmkurier „Bel Ami”; Jugendbild Hans Fritz Beckmann; Orchester José Soler; Trude Hesterberg; Beckmann und Kreuder;Filmkurier „Immer nur Du”; Plattenlabel „Das große Glück gesucht”: Archiv Völmecke / Beckmann: Peuker, München / Mackeben: Archiv Sikorski / Igelhoff: Archiv Sikorski /Schnittke: Hans Radloff; Igelhoff: Archiv Sikorski / „Der Schaum der Tage”: Hans JörgMichel / Denissow: Archiv Sikorski und Archiv J. Morgener/ Ustwolskaja: Archiv Sikorski /Weinberg: Olga Rakhalskaya / Gubaidulina: Viktor Suslin / Kelemen: Igor Krajzer

Hinweis: Wo möglich haben wir die Inhaber aller Urheberrechte der Illustrationen ausfindig gemacht. Sollte dies im Einzelfall nicht ausreichend gelungen oder es zuFehlern gekommen sein, bitten wir die Urheber, sich bei uns zu melden, damit wirberechtigten Forderungen umgehend nachkommen können.

REDAKTIONHelmut Peters ARTWORKzajaczek.com

Hans Fritz Beckmann – das „Ausnahmetalent“:Seite 4

Der Mythos Galina Ustwolskaja:Seite 13

Milko Kelemen: Seite 17

Edison Denissow: Seite 10

Alfred Schnittke: Seite 18

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NEWS

EDITORIALLiebe Leser,

wer von uns hat noch nicht den Satz „Ichwollt’ ich wär ein Huhn“ oder „Frauensind keine Engel“ benutzt? Der großeTextdichter Hans Fritz Beckmann hat imkommenden Jahr sein 100. Geburts-tagsjubiläum. Seine Vorlagen wurdenvon den bekanntesten Komponisten derUnterhaltungsmusik wie Harald Böhmelt,Peter Kreuder, Theo Mackeben oderFriedrich Schröder vertont. Keine Gerin-geren als Johannes Heesters, HansAlbers und Willy Forst haben dieseLieder über Nacht berühmt gemacht.Mit einem reich bebilderten Artikel überdas Ausnahmetalent der deutschenSchlagertexter vergangener Jahrzehntewollen wir das Leben und die doch etwasungewöhnliche Arbeitsweise diesesAutors vorstellen.

Ungewöhnlich war auch die Arbeitsweiseder russischen Komponistin GalinaUstwolskaja, die sich auf einen nur sehrkleinen Kreis von Werken konzentrierte.Am 17. Juni 2009 hätte sie ihren 90.Geburtstag gefeiert. Runde Geburtstagegaben den Anlass für Artikel zu EdisonDenissow, dem Schöpfer der surrealisti-schen Oper „L’Ecume des jours“, und CyColeman, dem Schöpfer des Musical-welterfolges „Sweet Charity“. MilkoKelemen, der einstige Schüler vonOlivier Messiaen und Begründer derBiennale Zagreb, hat einen rundenGeburtstag genau wie der Komponistund erklärte Pazifist MieczyslawWeinberg. Schließlich steht das Jahr2009 auch im Zeichen Joseph Haydns,dessen 200. Todestag die zeitgenössi-sche Musik zu vielfältigen Auseinander-setzungen anregt.

Wir wünschen viele Neuentdeckungenund Freude an der Lektüre,

Dagmar SikorskiDr. Axel Sikorski

Gérard Depardieu las Gedichte von Lera Auerbach In einem Konzert mit dem Pianisten Evgeny Kissin und demfranzösischen Schauspieler Gérard Depardieu am 19. Juli imRahmen des Festival de Radio France in Montpellier habenDepardieu in französischer Sprache und Kissin auf EnglischGedichte der in Amerika lebenden Komponistin und AutorinLera Auerbach vorgetragen.

Alfred Schnittkes „Leben mit einem Idioten“ in UngarnAm 9. Mai 2008 wird am Czokonai-Theater inDebrecen/Ungarn Alfred Schnittkes Oper „Leben mit einemIdioten” Premiere haben. Die Regie führt Attila Vidnyanszky,einer der führenden Regisseure Ungarns, die musikalischeLeitung hat der musikalische Direktor des Theaters, Balazs Kocsar.

Porträtkonzert für Kaija Saariaho beim NDR Für die finnische Komponistin Kaija Saariaho und den chinesischen, in Hamburg lebenden Komponisten XiaoyongChen veranstaltet der NDR in seiner Konzertreihe „das neue werk“ in der Saison 2007/2008 jeweils mehrteiligePortraitkonzerte im Rolf-Liebermann-Studio des NDR. Am 25. und 26. April 2008 steht das Portrait Kaija Saariaho bevor. Am 23. Mai 2008 gibt es hier ein Portrait für Xiaoyong Chen.

Sofia Gubaidulinas Johannes-Passion in RigaWie kürzlich in Tallinn am Rande der estnischenErstaufführung von Sofia Gubaidulinas Johannes-Passionbekannt wurde, wird Andres Mustonen am 19. August 2008ihr Doppeloratorium „Passion und Auferstehung Jesu Christinach Johannes“ im Dom zu Riga dirigieren.

Rolf Zuckowski: „Leben ist mehr“. CD mit Buch (SIK 1415)Unter dem Motto „Leben ist mehr“ nimmt der berühmteKinderliedermacher sein Familienpublikum singend underzählend mit auf eine Reise durch die Jahrzehnte des Lebens.Alle Songs des Albums sind Neuaufnahmen. Unter den Titeln:Ein Lied wird geboren / Du bist nicht alles – aber alles istnichts ohne dich / Gemeinsam unterwegs / Was Kindermachen / Königreich / Ich könnte ein Lied davon singen.

Alfred Schnittke Festival 2008in HamburgIm Oktober 2008 wird an der Hamburger Musikhochschule einAlfred Schnittke Festival stattfinden. Die in Hamburg ansässi-ge Alfred-Schnittke-Gesellschaft e.V. organisiert derweil einenInternationalen Instrumentalwettbewerb für das Jahr 2009, wodie Musikwelt des 75. Geburtstages von Schnittke gedenkt.

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Titel

„Hunderttausendbunte Träume“

Hans Fritz Beckmann – das „Ausnahmetalent“ unter den deutschen Schlagertextern.Ein Beitrag zum 100. Geburtstag

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Page 5: 100. GEBURTSTAG Hans Fritz BeckmannHans Fritz Beckmann · Am 25. und 26. April 2008 steht das Portrait Kaija Saariaho bevor. Am 23. Mai 2008 gibt es hier ein Portrait für Xiaoyong

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„So oder so ist das Leben – so oder so ist es gut“ - dieTitelzeile des von Hans FritzBeckmann verfassten Brigitte-Horney-Chansons bringt die Biographie diesesAusnahmedichters des deutschen Schlagers auf denPunkt: Ein Leben auf derAchterbahn, von ganz untenkommend, einen außerge-wöhnlichen Höhenflug inden 30er und 40er Jahrenerlebend, Krisen in den 50erund 60er Jahren, bis ihmschließlich kurz vor seinemTod die erste Renaissance sei-ner Schlager noch einmal dieverdiente Genugtuung zuteilwerden lässt.

Kein Star der 30er und 40er Jahre, der nichtzumindest einen Beckmann-Text im Reper-toire gehabt hätte. Für Hans Albers schreibter „Good bye, Jonny“, Willi Forst macht sei-nen „Bel ami“ unsterblich, Lilian Harvey undWilly Fritsch punkten mit „Ich wollt’ ich wär’ein Huhn“ und Zarah Leander bringt gleichmehrere Beckmann-Texte, der bekanntestedarunter ist „Nur nicht aus Liebe weinen“. DieListe ließe sich beliebig fortsetzen. Hans FritzBeckmann ist einer der „großen Vier“ aus derZunft der Schlagertexter, die in jenen Jahrenden Markt quasi unter sich aufteilen. NebenGünter Schwenn, der hauptsächlich das ope-rettenhafte Genre bedient, Bruno Balz, der imSchlager und Filmgeschäft eher die roman-tisch-lyrischen Texte liefert und Ralph MariaSiegel, der hauptsächlich vom Filmgeschäftunabhängige Tagesschlager mit passendenRefrains versorgt, beleuchtet Beckmann mitseinen Texten vielfach und zielsicher die iro-nisch-satirische Seite des Genres.

Hans Fritz Beckmann wird am 6. Januar1909 in Berlin-Schöneberg geboren: „MeinVater war Offizier, meine Mutter nicht – dieseVeranlagung habe ich dann auch von Mamageerbt“, so bemerkte Beckmann einmalselbstironisch und meinte damit, dass seineMutter eher eine Frohnatur gewesen ist, diemit der strengen preußischen Disziplin einesOffiziers nicht viel anfangen konnte. Nacheiner erneuten Heirat wanderte die Familiemit dem inzwischen elf Jahre alten Hans Fritznach Buenos Aires aus. Das lockere südameri-kanische Lebensgefühl, das den so genanntenpreußischen Tugenden sehr oft diametral ent-gegensteht, wirkt sich prägend auf dieEntwicklung des Kindes aus. Schon früh stehtfür Hans Fritz Beckmann fest, dass erSchriftsteller werden will. Die Lehre alsBuchhalter in der argentinischen Siemens-Filiale behagt ihm wenig. 1928 schickt ihn derStiefvater mit einer nur zur Hälfte bezahltenSchiffspassage nach Deutschland zurück.

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Das fehlende Geld muss der inzwischen19-jährige Hans Fritz Beckmann in derSchiffsküche abarbeiten. Die folgenden fünfJahre in Berlin erlebt Beckmann auf der unte-ren Sprosse der sozialen Leiter: Gelegen-heitsarbeiter, kurzzeitig Vertreter in Büro-waren und Versicherungen. Eintänzer machenin jenen Jahren von sich reden - gut gebautejunge Männer, die gegen Bezahlung dieDamen der vornehmen Gesellschaft auf demTanzparkett in Bewegung halten und manch-mal auch ausführen. Beckmann hatte inArgentinien das Tangotanzen gelernt. SeinGlück ist, dass dieser Tanz in Deutschlandgerade ganz groß in Mode ist; dies zahlt sichfür ihn aus. Außerdem bringt seine nächtlicheTätigkeit eine gewisse Nähe zu denKünstlerkreisen mit sich, zu denen er sichschon immer hingezogen fühlt.

Leute vom Theater, Literaten, Zeitungsredak-teure, Filmschauspieler kreuzen seinen Weg,und so manche unterbezahlte Gelegenheits-arbeit fällt dabei ab. 1932 ist BeckmannConférencier in einem Hamburger Tingel-Tangel. Dort sieht und hört ihn der berühmt-berüchtigte Kabarettist Erich Lowinsky, derunter dem Künstlernamen „Elow“ mit seinem„Kabarett der Namenlosen“ in der Szene fürAufregung sorgt. Über Lowinsky schreibtMaurus Pacher: „Dilettanten können sich aufseiner Bühne produzieren, Elows Conférencenmachen sie vor ihrem Auftritt bereits zumGespött, geben ihnen anschließend noch denRest, dazu Publikumsbeschimpfungen, dieAtmosphäre eines Hexenkessels. Hauptsacheder Conférencier – und Elow ist darin einabsoluter Hexenmeister – behält dialektischdie Oberhand.“ Elow engagiert Beckmann als

zweiten Conférencier. Er soll die Meute unterKontrolle halten, wenn der Chef auf Gast-spielreisen unterwegs ist. Obwohl Beckmanndamit in der untersten Schublade des Kaba-retts angekommen ist, gesteht er späterfreimütig: „Alles, was ich im Kabarett lernenkonnte, habe ich dort gelernt, danach konntemich nichts mehr aus dem Gleichgewicht wer-fen.“ – Es konnte also nur noch bergaufgehen. Beckmann schreibt erste Chanson-texte und landet nach verschiedenenZwischenstationen schließlich 1934 in TrudeHesterbergs Kabarett „Musenschaukel“.

Die „Musenschaukel“ wird unversehens zumSprungbrett für den inzwischen 25-jährigenHans Fritz Beckmann, denn an einem Abendsitzt der schon sehr bekannte und in derSchlagerszene etablierte Komponist TheoMackeben im Publikum. Der findet Gefallenan Beckmanns Vorträgen und bietet ihm eineZusammenarbeit an. Mackeben ist in einerVerlegenheit. Sein bisheriger Textdichter FelixJoachimson zählt im mittlerweile angebroche-nen Dritten Reich zu den verfemten Autorenund musste das Land fluchtartig verlassen.Mackeben, der von der in Berlin residieren-

„Mein Vater warOffizier, meine Mutter nicht – dieseVeranlagung habe ichdann auch von Mamageerbt“

Titel

Hans Fritz Beckmann in jungen Jahren

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den „Klagemann Film G.m.b.H.“ den Auftragerhalten hat, für den neuesten Jenny-Jugo-Film „Pechmarie“ die Musik zu schreiben,sucht dringend einen neuen Autoren. Die bei-den werden sich schnell einig, dennBeckmann braucht das Geld dringend. DieLegende berichtet, Beckmann habe beimersten Treffen mit Mackeben in Windeseileerst einmal die auf allen Tischen frei zurVerfügung stehenden Salzkräcker aufgeges-sen, weil er schon längere Zeit keine vernünf-tige Mahlzeit mehr zu sich genommen hatte.Die Texte sind schnell geschrieben. Das „Liedvon der Pechmarie“ und der Foxtrott „Es istso wunderschön, in dich verliebt zu sein“begründen die Zusammenarbeit zwischenTheo Mackeben und Hans Fritz Beckmannund erscheinen nur kurze Zeit später alsDruckarrangements. Dieser erste Achtungs-erfolg wird jedoch schon wenige Wochen spä-ter von einem Lied überflügelt, das für dasGenre des Filmchansons ganz neue Maßstäbesetzen sollte.

Für den Film „Liebe, Tod und Teufel“ nach derNovelle „Das Flaschenteu felchen“ von RobertLouis Stevenson wird ein Chanson in einerHafenspelunke benötigt. Brigitte Horney inder Rolle der lasterhaften Tingeltangel-Sängerin Rubby soll es mit ihrer dunkel-ver-

„So oder so ist dasLeben, so oder so ist es gut ...“

rauchten Stimme vortragen. Beckmann textet:„So oder so ist das Leben, so oder so ist esgut ...“, und weiter, so als wolle er seine per-sönliche, unangepasste Lebensphilosophieoffenbaren: „... Du musst entscheiden, wie Duleben willst, nur darauf kommt’s an. Undmusst Du leiden, dann beklag’ Dich nicht, Duänderst nichts dran ...“ Die Filmproduzentenzögern. Das ist zu starker Tobak, dochMackeben setzt das Chanson unterAndrohung, den Kompositionsauftrag zurück-zugeben, bei der UFA durch. Der Film hinter-lässt bei Publikum und Rezensenten einennachhaltigen, starken Eindruck, und dieSchallplatte, die Brigitte Horney bei derDeutschen Grammophon Gesellschaft mitdem Chanson produziert, wird zum unerwar-teten Sensationserfolg. Über Nacht istBeckmann als Textdichter akzeptiert und eta-bliert. An fast allen großen Mackeben-Erfolgstiteln der Folgezeit ist Beckmann alsTextdichter beteiligt, darunter der unschlag-bare „Bel ami“ und „Frauen sind keineEngel“.

D ie Erfolge der Beckmann-Texte weckenauch bei anderen Komponisten Begehrlich-keiten. Schon 1935 schreibt Beckmann dieersten Texte für Peter Kreuder. Aus dieserZusammenarbeit erscheinen später der Hans-Albers-Evergreen „Good bye, Jonny“ und derSwingfox „Hunderttausend bunte Träume“.Weitere Evergreens aus der Partnerschaft mitKreuder sind das ironisch-witzige „Ich wollt’ich wär’ ein Huhn“ und „Ich brauche keineMillionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück.“Noch mehr Erfolgsschlager entstehen schließ-lich zusammen mit Friedrich Schröder, darun-ter die Musik zum Film „Immer nur – Du“ von1941 mit dem von Johannes Heesters inter-pretierten Evergreen „Man müsste Klavierspielen können“. Innerhalb weniger Jahrewird Beckmann auf diese Weise auch fürKreuder und Schröder zum Hauptlieferantenfür Schlagertexte, aber auch Komponisten wiePeter Igelhoff, Harold M. Kirchstein, GeorgHaentzschel, Albert Vossen, Franz Doelle,Harald Böhmelt und Werner Bochmann zählenzu seinen „Kunden“.

Für Erwin Bootz, einen der berühmten„Comedian Harmonists“, bringt er in demTitel „Ich hab’ zwei süße Schwestern“ einerührende Familienidylle kurz und knapp so aufden Punkt: „Ich hab’ zwei süße Schwestern,die Mädels sind famos, doch leider Gottes,leider Gottes, werd’ ich sie nicht los.”

Beckmanns Arbeitsweise ist ein Kapitel fürsich. Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit warennicht unbedingt seine erklärte Stärke, konzen-triertes Arbeiten ebenso wenig. So sah sichmancher unter Zeitdruck stehende Komponistgenötigt, den säumigen Lieferanten zusam-men mit einer Flasche Hochprozentigem ineinem Zimmer einzuschließend, und die Türerst wieder zu öffnen, wenn alle Arbeiten erle-digt waren - eine Maßnahme von produktiverFreiheitsberaubung sozusagen.

Beckmanns Arbeitsstil passt eben in keineSchablone. Die Komponistenkollegen wissendies und verstehen es, sich darauf einzustel-len, denn ein Text von ihm ist stets eine ArtGütesiegel.

Ebenso unkon-ventionell wie imBeruf ist Beck-mann in seinemPrivatleben. Ausmehreren Ehen ge-hen mehrere Kin-der hervor. Seineletzte Ehefrau IngeElisabeth lebt heu-te in der Schweiz.

Theo Mackeben

Peter Kreuder und Hans Fritz Beckmann

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Schlager und Erfolgsmelodien aus den Sikorski-Verlagen mit den besten Tanzorchesternund Vokalensembles der 30er/40er Jahre

Berliner Nächte 1-3zu beziehen über: Bear Family Records GmbHP.O. Box 115427727 HambergenTel: (04748) 82 16-0Fax: (04748) 82 16-20Internet: www.bear-family.deEmail: [email protected]

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Original-Notenausgaben

zu Filmenmit Beckmann-Texten

- Kollege kommt gleich- Mein entzückendes Fräulein

- Susanne im Bade- Immer nur Du

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Titel

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Auch in politischer Hinsicht gilt Beckmannals „Enfant Terrible“ und somit als nicht gera-de zuverlässig. Während des Krieges wird erzwar immer wieder für einzelne Filmprojekteherangezogen, eine dauerhafte „U.K.-Stellung“ – eine Einstufung als „unabkömm-lich“ also – bleibt ihm jedoch versagt.Beckmann bleibt bis 1945 bei der Wehrmacht,unter anderem als Munitionsgrenadier inFrankfurt an der Oder.

„So oder so ist das Leben ...“ - Nach demEnde des Krieges wird es stiller um den „HansDampf in allen Gassen“. Er versucht sich alsLyriker, um sich damit gleichermaßen einenalten Traum zu erfüllen. Schon im Mai 1945eröffnet er in Berlin ein eigenes Kabarett,scheitert damit jedoch nach 120 Vorstellun-gen. Bis in die 60er Jahre hinein schreibt erTexte zu Filmschlagern. Streifen, die seinenNamen im Vorspann tragen, sind „Hallo,Fräulein“ (1949), „Es geschehen nochWunder“ (1951), eine der letzten Filmkom-positionen von Theo Mackeben, mit dem erimmer noch freundschaftlich verbunden ist,

„Charleys Tante“ (1955, Musik: FriedrichSchröder) und noch 1960 „Schlager-Raketen“.Regelrechte Hits mit Evergreenpotential ent-hält keiner dieser Filme. Ein zweitesStandbein schafft sich Beckmann bei derFilmindustrie als Synchronautor für Holly-woodfilme, 1958 wird er Produzent bei derneu gegründeten Schallplattenmarke „Ariola“.Trotz bewundernswürdiger Aktivitäten undeiner Vielzahl von Arbeiten auf dem Gebietdes Schlagers bleiben die großen Erfolge aus.Die sich rapide verändernde Musikindustrie,die zunehmend auf Masse statt Klasse setzt,scheint für die spritzig-intellektuellen Texteeines Hans Fritz Beckmann keine Verwendungmehr zu haben. Die musikalische Sprache derZeit ist nicht mehr die seine. Erst eine Endeder 60er Jahre zaghaft anbrechende„Nostalgiewelle“ läutet eine Art Rückbesin-nung auf alte musikalische Werte ein.Allmählich werden auch Beckmanns mittler-weile mehrere Jahrzehnte alte Hits wiederlebendig. Ihm bleibt jedoch nicht mehr vielZeit.

Am 5. April 1974 stirbt Hans Fritz Beckmannin München. Ende der 90er Jahre erleben diealten Melodien der 30er und 40er Jahre ihrendgültiges Revival. Schlager wie „Bel ami“,„Good bye, Jonny“, „Frauen sind keineEngel“ oder „Man müsste Klavier spielen kön-nen“ sind Evergreens der Unterhaltungs-musik, die nicht nur der seit nunmehr bereits20 Jahren aktive Max Raabe mit seinemPalast-Orchester im Repertoire hat, sonderndie von zahlreichen Kapellen in der Bundes-republik von den nach wie vor erhältlichenOriginalarrangements nachgespielt werden.Qualität setzt sich eben immer wieder durch.Das gilt für Hans Fritz Beckmanns treffsichereVerse ganz besonders, und davon sind immer-hin 958 bei der GEMA registriert. Es sindTexte, die man auch in gedruckter Form alsamüsante, manchmal satirisch-geschliffene, injedem Fall aber stets den Intellekt anspre-chende Gebrauchslyrik begreifen könnte. Unddamit ist Beckmann seinem persönlichenWunschtraum, einmal ein bedeutender Literatzu werden, vielleicht näher gekommen, als eres selbst jemals geglaubt hätte. Ein „Literatdes deutschen Schlagers“ war er auf alleFälle. Die deutsche Unterhaltungsmusik wäreohne ihn und seine Texte um eine wesentlicheFacette ärmer.

(Jens-Uwe Völmecke)

Ein „Literat des deutschen Schlagers“war er auf alle Fälle.Die deutscheUnterhaltungsmusikwäre ohne ihn undseine Texte um einewesentliche Facetteärmer.

- Heimatlied (Wer die Heimat liebt), Harald Böhmelt, Die Sache mit Styx- Du gehst durch all meineTräume, Peter Kreuder, Traummusik- Good bye Jonny, Peter Kreuder, Wasser für Canitoga- Hunderttausend bunte Träume,Peter Kreuder, Wasser für Canitoga- Immer und ewig, Peter Kreuder,Liebesgeschichten - Bel ami, Theo Mackeben, Bel ami- Frauen sind keine Engel, Theo Mackeben, Frauen sind keine Engel- Die ganze Welt dreht sich umdich, Friedrich Schröder, Immer nur du- Liebling, was wird nun aus unsbeiden, Friedrich Schröder, Immer nur du- Man müsste Klavier spielen können, Friedrich Schröder, Immer nur du

Peter Igelhoff

Bekannte Titel aus Filmenmit Beckmann-Texten

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Der Poet unter den russischen Komponisten:Edison DenissowEdison Denissowgilt unter den russischenKomponisten der Nach-Schostakowitsch-Ära wie SofiaGubaidulina, Galina Ustwolskajaund Alfred Schnittke als dergroße Klangpoet, als Meister des differenzierten Kolorits und der feinsten Konturen.

Am 6. April 2009 wäre der 1929im sibirischen Tomsk geboreneEdison Denissow achtzig Jahrealt geworden. Kein Geringererals Dmitri Schostakowitsch ist es gewesen, der als erster das musikalische Talent des jungen Mannes erkannt hatte.

Portrait

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Ich glaube an Ihre Begabung. Denken Sie mehrüber Melodik und Thematik nach. Melodie ergibtsich nicht von selbst. An ihr muss man arbeiten,ebenso wie an der Polyphonie, derInstrumentation, der Harmonie ...(Dmitri Schostakowitsch in einem Brief an Edison Denissow vom 15.6.1950)

Damals hatte Denissow gerade dieHochschule abgeschlossen, aber nicht alsMusiker, sondern als Mathematiker. Der Vater,ein Ingenieur, hatte ihm diesen Weg gewie-sen, gab er seinem Sohn doch den Namenseines großen Idols Edison, des Erfinders derGlühbirne. Der Weg zum Musik- bzw.Kompositionsstudium begann für Denissowtrotz der Fürsprache Schostakowitschszunächst einmal steinig. Das MoskauerKonservatorium, an dem sich Denissowbeworben hatte, bevorzugte damals jungeLeute, die sich der von staatlicher Seite ver-ordneten Schdanow-Linie anzuschließenbereit waren. Um hier nicht abgewiesen zuwerden, ging Denissow den Umweg derSchein-Anpassung. Wenig später schon grün-dete er eine Kernzelle des musikalischenWiderstandes gegen den von der Partei vor-gegebenen Realismus und nahm tapfer in

Kauf, dass seine Werke in der russischenHeimat nur selten zur Aufführung kamen.

Als ich das Studium abschloss, hatteich das Gefühl, dass ich trotzdemnoch viel zu wenig wusste und konn-te; außerdem wollte ich mich vonden Einflüssen, die in derKonservatoriumszeit auf mich einge-wirkt hatten, befreien. Nicht etwadeshalb, weil es schlechte Einflüssegewesen wären, sondern weil eseben Einflüsse waren, die meineeigene Entwicklung zu sehr belaste-ten. Ich wollte mich selbst finden. Indieser Zeit habe ich über vielesnachgedacht, habe sehr viel Musikanalysiert und selbst sehr wenigkomponiert. (Edison Denissow, 1984)

Über Musik nachgedacht, über Musikgeschrieben und mit Musik experimentiert hatEdison Denissow sein ganzes Leben lang. Vondem in der Jugend eingeschlagenen Wegdistanzierte er sich später in vieler Hinsicht.„Erst in den achtziger Jahren lernten wir eineganz andere Seite des Komponisten kennen“,schrieb die Wochenzeitung DIE ZEIT in ihremNachruf auf den Tod des Komponisten. „SeinRequiem, in Hamburg uraufgeführt, verrieteinen zwischen Glauben, Zweifel undHoffnung, zwischen Irritation, Angst undMystik pendelnden Skeptiker.“

Zu Denissows erklärten musikalischenVorbildern zählten Mozart, Bartók, Strawinskyund Webern. Immer stärker aber fühlte er sichDebussy und der französischen Moderne ver-bunden, vor allem als er sich immer häufigerin Paris aufhielt. Diese Vorliebe führte unteranderem auch zur Komposition der surrealisti-schen Oper „L’ Ecume des jours“ („DerSchaum der Tage“) nach einer literarischenVorlage des Surrealisten Boris Vian und zuzahlreichen Vertonungen französischer Lyrik.

Von 1968 bis 1970 arbeitete Denissow imExperimentalstudio für elektronische Musik inMoskau, das er später – gefordert und geför-dert von Pierre Boulez – erweiterte. In derFolgezeit war er auch am Pariser IRCAM tätigund realisierte dort computergestützte Musik.Vor allem auf dem Gebiet der Kammermusikund des Instrumentalkonzerts erwies sich der

Komponist als ein Meister der Instrumenta-tion, der mit ungewöhnlichen Mitteln neueKlangebenen erschloss. Nicht nur mit seinenKompositionen, sondern auch mit musik-wissenschaftlichen Arbeiten und durch seineDozententätigkeit übte er starken Einfluss aufdie junge Komponistengeneration aus. InWesteuropa nahm er häufig als Dozent anKompositionskursen, Seminaren und Work-shops teil.

Ich für meinen Teil halte das serielleVerfahren für sehr fruchtbringend.Ich glaube, der Umstand, dass vielewestliche Komponisten von ihm kei-nen Gebrauch machen, ist dieUrsache für das Aufkommen all deroberflächlichen und dilettantischenWerke, die man heute leider in sol-cher Vielzahl vorfindet. Natürlichhieße es, sich selber bestehlen, woll-te man nur der seriellen Technik treubleiben.(Edison Denissow, 1970)

1. Klavierauszugseite„Der Schaum der Tage”

„Der Schaum der Tage”, NationalTheater Mannheim (1994/95)

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PortraitD ie Vielfalt und Aussagekraft einer subtileingesetzten Strukturalität gehört zu denwesentlichen Merkmalen der KompositionenDenissows. Insbesondere in den Werken der80er Jahre, als beispielsweise „In deo speravitcor meum“ für Violine (Flöte), Gitarre undOrgel entstand, wich die bisher strengeOrganisation des musikalischen Gefüges einerflexibleren, lyrischen Prägung, die oft vomGesang beeinflusst ist. Von diesem Stückschrieb Denissow später auch noch eineFassung für Flöte. „Ich bevorzuge die zweiteVersion“, so Denissow, „weil die Flöte einetiefere und geheimnisvollere Ausdrucksfähig-keit hat als die Geige und sich zudem bessermit Gitarre und Orgel mischt.“

Die Spezifik der Kammermusikkommt der Individualität des Kom-ponisten mit dem für ihn charakte-ristischen Bemühen um Knappheitund Konzentration im Ausdrucksowie logisches strukturelles Denkenentgegen.(Edison Denissow, 1984)

Denissows Instrumentationskunst folgt einerdifferenzierten Philosophie klanglicher Ge-staltung und steht als einer der Hauptpara-meter im Zentrum seiner Betrachtungen.Nicht nur in Sachen Instrumentation, sondernin der Gesamtanlage eines Werkes spielt derBegriff der „Schönheit“ für Denissow einezentrale Rolle:

Dabei handelt es sich nicht nur umKlangschönheit, die natürlich nichtsmit Schönmacherei zu tun hat.Gemeint ist die Schönheit desGedankens, etwa in dem Sinne, wiesie von Bach und Webern verstandenwurde.(1970)

Der individuelle Charakter eines jedenInstrumentes hat Edison Denissow stets dazuherausgefordert, tiefer in dessen Wesen undKlangwelt einzudringen und seine Möglich-keiten auch im Rahmen von Instrumentalkon-zerten zu erproben. Denissow schrieb u.a.Konzerte für Klarinette, Oboe, Viola, Violineund Gitarre und Orchester und eine Reihevon Doppelkonzerten. Das Konzert für Flöte,Klarinette und Orchester entstand kurz vorseinem Tod 1996 im Auftrag der EssenerPhilharmonie. „Alle meine Doppelkonzerte(für Flöte und Oboe, für zwei Bratschen, fürFagott und Violoncello) sind einsätzig. In die-sen Werken suche ich für mich eine Lösung fürdas Problem, wie eine freie Form von großerzeitlicher Ausdehnung, die in vielfacherHinsicht durch die Wahl der Soloinstrumentebestimmt wird, kompositorisch in den Griff zubekommen ist.“

Wie eine bestimmte Gattung in den Griff zubekommen ist, hat Edison Denissow in nochviel stärkeren Maße bei seiner Auseinander-setzung mit der Oper beschäftigt. „Ich binüberzeugt“, sagte er damals, „dass es inunserer Zeit möglich ist, eine ‚wirkliche’ Operzu schreiben, das heißt eine ‚singende’, ohnedie Modelle des 19. Jahrhunderts zu reprodu-zieren. Die musikalische Dramaturgie ist vonder theatralischen nicht zu trennen.“Denissow wählte als Sujet einen derSchlüsselromane des Surrealismus: Boris Vians„L’Ecume des jours“.

Das Stück spielt in unbestimmter Zeit. ImMittelpunkt stehen die Liebesgeschichten vonColin und Chloé sowie von Chick und Alise,die einem tragisch-aussichtslosen Ende zuei-len. Begleitet wird die sprunghaft-alptraumar-tige Handlung von grotesken Begebenheitenund fantastischen Figuren. Da ist die kleineKüchenmaus, Haustier und Helferin Colins.Oder das Pianococktail: Man spielt DukeEllington, und mixt dabei zauberhafteCocktails. Colin möchte sich verlieben undtrifft Chloé. Mit großem Aufwand wird dieHochzeit gefeiert und anschließend in dieFlitterwochen gefahren. Chloé wird krank. DerArzt hört eine merkwürdige Musik in ihrerrechten Lunge, außerdem wächst darin eineSeerose. Sie stirbt. Parallel dazu finden sichChick und Alise. Ersterer hat einen Sartre-Wahn und wird erschossen, während Aliseeine Existentialisten-Buchhandlung inFlammen aufgehen lässt.

Edison Denissow hat zu dieser Geschichteeine Musik voller Andeutungen und be-wusster Widersprüche, voller Farbigkeit undDramatik geschaffen, die sicher zum bestengehört, was er je geschrieben hat.

Dass dieser Komponist eine starkeBeziehung zu jeder Art von Texten hat,beweist nicht nur diese Oper. Immer wiedervertonte Denissow lyrische Texte vor allemvon französischen Autoren. In diesemZusammenhang sei auf zwei hochinteressanteLiederzyklen hingewiesen: Vier Gedichte vonGérard de Nerval für Singstimme, Flöte undKlavier und „Wishing Well“ nach Versen vonFrancisco Tanzer für Sopran, Klarinette, Violaund Klavier.

Der Lyriker und Romancier Gérard de Nerval(1808-1855) gehört keineswegs zu dengroßen, international bekannten Vertreternder französischen Literatur des 19.Jahrhunderts. Vielleicht wurde die hochemp-findsame, romantische Sprache Nervals, seinewenig dramatischen Prosabeiträge durch diemitreißenden Einfälle nachfolgender Gene-rationen schlichtweg überrollt. Dabei warNerval, dessen bürgerlicher Name GerardLabrunie lautete, ein außergewöhnlicherExzentriker. 47jährig nahm sich Nerval dasLeben. Edison Denissow nun begegnet denklangvollen Versen Nervals, den membranarti-gen Schwingungen seiner „musikalischen“Sprache mit einer in weiten Bögen geführtenDeklamation, die von Flöte und Klavier in fili-granhaft verschlungenen Linien umspielt wird.Komplexe rhythmische Konstruktionen verlei-hen dieser bewegungsreichen, atmosphäri-schen Musik ein Moment unbestimmterFarbgebung, als handele es sich um eine Art„musikalisches Aquarell“.

Das Vokalwerk „Wishing Well“ geht aufeinen Auftrag zurück, der 1986 anlässlich deszwanzigjährigen Bestehens des New YorkerEnsembles „Continuum“ gegeben wurde. Dasihm zugrundeliegende Gedicht stammt vondem in Düsseldorf lebenden SchriftstellerFrancisco Tanzer, der schon für andere WerkeDenissows, zum Beispiel das Requiem, dieTextgrundlage geliefert hat. „Wishing Well“wurde ebenfalls von John Cage, Vivian Fine,Lawrence Moss und Louise Talma vertont.Musikalisch gibt es sehr wohl Parallelen zwi-schen Denissows “Wishing Well” und seinenNerval-Gedichten, wenn auch die Musik zudem Tanzer-Gedicht mit Blick auf die sprung-haften Bilder die knappe Sprache derTextvorlage weit durchbrochener und rhapso-discher erscheint.

Erwähnte Werke

- Requiem für Sopran, Tenor,

Chor und Orchester

- „In deo speravit cor meum“für Orgel, Violine und Gitarre (und Flöte)

- Konzert für Klarinette und Orchester- Konzert für Oboe und Orchester- Konzert für Violine und Orchester- Konzert für Viola und Orchester- Konzert für Gitarre und Orchester- Konzert für Flöte, Klarinetteund Orchester- „L’Ecume des jours“,

Lyrisches Drama in drei Akten

und 14 Bildern nach Boris Vian

- Vier Gedichte von Gérard de Nervalfür Singstimme, Flöte und Klavier

- „Wishing Well“ für Sopran, Klarnette,

Viola und Klavier

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Portrait

„Wahre, ewige Seligkeit“-der Mythos Galina UstwolskajaDer „Mythos“ Ustwolskaja, wie auch immerman ihn definieren will, baute sich schonzu Lebzeiten der Komponistin auf und hatbis heute nichts von seiner Faszination ein-gebüßt. In Beschreibungen von Werk undWesen der russischen, im Dezember 2006 im hohen Alter von 87 Jahren verstorbenenKomponistin Galina Ustwolskaja finden sichimmer wieder Begriffe wie Magie, Mythos,Grenzüberschreitung oder gar „schonungs-lose Radikalität“.

D ie Biographin der Komponistin, OlgaGladkowa, betitelte ihr beim Ernst KuhnVerlag Berlin erschienenes Buch „GalinaUstwolskaja als magische Kraft“. Zu dieserMystifizierung haben eine ganze Reihe vonFaktoren beigetragen, von denen die großeIndividualität der Werke Ustwolskajas, ihrestarke Konzentration auf nur wenige freigege-bene Kompositionen, der geistig-philosophi-sche Überbau und die Eigenarten ihrerPersönlichkeit – Ustwolskaja lebte bis an ihrLebensende sehr zurückgezogen in St.Petersburg und ließ sich nur höchst seltenfotografieren – nur ganz äußerliche sind.

E ine psychologische Begriffsbestimmungdes Mythos sagt: „Mythen können als bildhaf-te Weltauslegungen und Lebensdeutungenallgemeine Wahrheiten enthalten.“ Versucheeiner bildhaften, jedoch ins Musikalischeübertragenen Weltauslegung finden wir etwain den Kompositionen Nr. 1 bis 3 oder denoft mit biblischen Untertiteln versehenenSinfonien von Ustwolskaja, die sich in sehr kla-ren Botschaften in jedem dieser Werke aus-drücken. Stets suchte die Komponistin nachallgemeinen Wahrheiten. „WahrhaftigeMusik!“, rief der Musikjournalist ReinhardSchulz in seinem anlässlich des Todes derKomponistin zutiefst erschütterten Nachruf inder Neuen Musikzeitung aus, „wahrhaftigeMusik! Die These, dass Musik nicht schön,sondern wahr sein solle, hat Schönberg einstmit grandioser Geste ins Feld geführt. Sie warParole mit zutreffendem Kern, aber was wirk-lich Wahrheit in der Musik ist, das hat wohlallein Galina Ustwolskaja bis in die letztenexistenziellen Winkel durchlebt. DennWahrheit kann man nicht behaupten, zumin-dest nicht nur, man muss sie leben.“

Das Leben Galina Ustwolskajas war aufeinen sehr begrenzten Raum undWirkungskreis beschränkt. Am 17. Juni 1919in Petrograd (später in Leningrad umbenannt)geboren, wurde sie in ihrer Heimatstadtzunächst an der Musikfachschule und bis 1947am Rimski-Korssakow-Konservatorium ausge-bildet. Hier erhielt sie anschließend eineAspirantur und leitete eine Kompositions-klasse an der Fachschule.

Ihr Kompositionslehrer Dmitri Schostakowitsch,der selten lobende Worte für seine Schülerfand, äußerte sich über sie: „Ich bin über-zeugt, dass die Musik G. I. Ustwolskajas welt-weite Anerkennung finden wird bei allen, dieder Wahrhaftigkeit in der Musik entscheiden-de Bedeutung beimessen.” Mehrfach setzteer sich gegen den Widerstand seiner Kollegenim Komponistenverband für sie ein. EigeneWerke schickte er noch in der Entstehungs-phase an Ustwolskaja und legte großen Wertauf ihr Urteil. In einigen dieser Werke findensich sogar Zitate aus Kompositionen seinerSchülerin. So verwandte er das zweiteFinalthema ihres Klarinettentrios im gesamten5. Streichquartett und in der Michelangelo-Suite (Nr. 9).

Ihre Beziehung zu Schostakowitsch wurde inspäteren Jahren oft überbewertet. Schnellzeigte sich, dass Ustwolskaja einen ganzanderen Weg als dieser große Komponist ein-schlagen sollte. Alle ihre Kompositionen seiengroßräumig gedacht, unabhängig von ihrertatsächlichen zeitlichen Ausdehnung oderdem Umfang ihrer Besetzung, sagtUstwolskaja.

M it der Dimension der Zeit gehtUstwolskaja eigenwillig um. In der Regelschreibt sie eine asketische Musik, imNotenbild fehlen Taktstriche, was erstaunlicheasymmetrische polyphone Konstruktionenhervorbringt. Dynamische Entwicklungen sindfast auf reine Terrassendynamik reduziert,wobei jähe Kontraste zwischen ppppp undfffff auftreten. Ustwolskajas Neigung zuExtremen äußert sich aber nicht nur in derDynamik, sondern ebenso in der Wahl unge-wöhnlicher Besetzungen (Kompositionen 1-3,3. und 4. Sinfonie).

O lga Gladkowa berichtet in ihrerUstwolskaja-Biographie, dass die Komponistinzu jenen Autoren in der ehemaligenSowjetunion gehörte, denen Ehrentitel langeZeit verweigert wurden, weil sie denFührungskreisen nicht nahe standen. ImKomponistenverband sei man nach demPrinzip verfahren, dass eine solche Autorin füreine Preisverleihung noch nicht an der Reihesei. Dass man trotzdem beabsichtigte, ihr denTitel „Verdienter Künstler Russlands“ zuzu-sprechen, „teilte man Galina Ustwolskaja tele-fonisch mit“, berichtet Gladkowa. „Doch esvergingen einige Jahre, bevor dieKomponistin ganz zufällig erfuhr, dass ihr derTitel tatsächlich zugesprochen worden war.“

Meine Musik ist in keinem Falle Kammer-musik, auch dannnicht, wenn es sich um eine Solosonatehandelt!

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N icht nur die eigenen Landsleute hattenSchwierigkeiten, das Werk und die Bedeutungvon Galina Ustwolskaja zu verstehen und ein-zuordnen. Besonders die Musikwissenschaft,die daran gewöhnt ist, Musik in bestimmte,vertraute Kategorien einzuordnen, stieß beiUstwolskaja an ihre Grenzen. Und die in jederHinsicht sperrig auftretende Komponistin tatnichts weniger, als ihre Rezipienten durchkategorische und zum Teil provozierendeÄußerungen und Deklarationen immer weiterzu verwirren. Sie sagte nicht, was sie mit ihrerMusik eigentlich auszudrücken beabsichtigte,sondern lieber, was ihre Musik nicht sein soll:nicht zur Analyse geeignet, nicht kammermu-sikalisch, nicht liturgisch-religiös.

Meine Werke sind zwar nichtreligiös im liturgischen Sinne,aber von religiösem Geisterfüllt, und – wie ich es empfinde – sie würden ambesten in einem Kirchenraum erklingen, ohne wissenschaft-liche Einführungen undAnalysen. Im Konzertsaal,also in ‚weltlicher’ Umgebung, klingen sie anders ...

Von religiösem Sinn erfüllt ist vor allem dieSerie der fünf Sinfonien. Mit Ausnahme der1. Sinfonie, die für großes Orchester konzi-piert ist, sind alle ihre Sinfonien mit biblischenZitaten oder Begriffen betitelt. Die Musik-sprache ist karg und kompromisslos, esscheint, als wolle die Komponistin ihre Aus-sage auf ein Konzentrat beschränken.

Ein nahezu nüchtern-klarer Aufbau charakte-risiert die fünfte Sinfonie, in deren Verlaufhomophone Passagen der Violine, Oboe,Trompete, Tuba und des Schlagwerkes einedas „Vaterunser“ rezitierende Solostimmebegleiten. Die Eindringlichkeit der musika-lischen Ausdrucksmittel wird noch verstärktdurch die Wiederholung ausgewählterTextpassagen. Die bis zum Äußersten getrie-bene Reduktion der Mittel, die gerade in derGattung Sinfonie ihresgleichen sucht, führt zueiner Konzentration der christlich-philosophi-schen Gedankenwelt der Komponistin, die inihrer musikalischen Deutung und Umsetzungfast archaisch zu nennen ist.

Auch die Werkfolge Kompositionen Nr. 1 bis3 sticht durch die Verwendung biblischerTermini oder Zitate hervor. Als es in Witten am24. April 1993 zur deutschen Erstaufführungder Komposition Nr. 2 „Dies irae“ für 8Kontrabässe, (Sperr-) Holzkiste und Klaviervon Galina Ustwolskaja zusammen mit denKompositionen Nr. 1 „Dona nobis pacem“und Nr. 3 „Benedictus qui venit“ durch dasSchönberg Ensemble unter Reinbert deLeeuw kam, war das Publikum ob der eigen-

willigen Besetzungendieser Werke und ihrerdirekten Sprache nichtwenig überrascht. DieBesetzungen derKompositionen Nr. 1bis 3 ergeben zusam-men ein fast orches-trales Gebilde. DieEnsembles der Kom-position Nr. 2 und Nr.3 basieren auf kom-pletten Instrumen-tengruppen (vierFagotte, vier Flöten,acht Kontrabässe).Das Klavier bildetdazu einen Gegen-pol, der - wie JuttaRinas und Harry Vogtdamals für dasWittener Programm-heft formulierten -eine Art Kraft- undEnergiepotential desGanzen darstelle. Diehohe Expressivitätder Komposition Nr. 2,ihre fast brutale, ausharten Repetitionensich ergebende musi-kalische Abstraktion des „Dies irae“, des„Tags des Zorns“ aus der lateinischenTotenmesse, wird streng durchgehalten. Esgibt keine changierenden Klangereignisse,keine Melodik im herkömmlichen Sinne.Ustwolskajas Sprache bleibt archaisch.Bohrend und eindringlich schlagen in höchs-ter Anspannung Kontrabässe und Klavier dieTöne an, unterstützt von einer die Wirkungnoch verstärkenden Holzkiste, die mit zweiHämmern geschlagen wird.

Was für die Sinfonien und die Kompositio-nen Nr. 1 bis 3 zutrifft, gilt in gleichem Maßefür die Klavier- und Kammermusik, wo jedochreligiöse Bezüge durch Untertitel fast kom-plett fehlen. Das den asketischen Ausdruckihrer Musiksprache belegende Große Duettfür Violoncello und Klavier zum Beispielwurde 1977 im damaligen Leningrad uraufge-führt. Auch in dieser Komposition fehlenTaktstriche, asymmetrische polyphoneKonstruktionen entstehen, die von einem ein-dringlichen Rhythmus getragen werden. Denersten Satz charakterisiert eine energische,über lange Strecken durchgehalteneAchtelbewegung mit unregelmäßig eingefüg-ten, sekundweise aufsteigenden Zweisech-zehntelmotiven. Der zweite Satz wird vonKlangflächen getragen, die besonders imdynamischen Bereich Wandlungen unterlie-gen. Im dritten Satz benutzt der Cellist einenKontrabassbogen. Auch hier wird kein weitermelodischer Raum abgesteckt. Töne undMotive erklingen eher als rhythmisch unregel-mäßig gegeneinander verschobene Klangblöcke.

Portrait

D ie Schwierigkeit, Ustwolskaja selbst unddie komplexe Botschaft ihrer Werke in allenFacetten zu begreifen, hat die Musikwelt nichtwenig irritiert und irritiert sie eigentlich heutenoch, wo das Schaffen dieser großen Autorinsich längst in der ganzen Welt etabliert hat.Reinhard Schulz hat das Wesen und Denkendieser außergewöhnlichen Frau in dem be-reits zitierten Nachruf zu fassen versucht: „Esist gewiss nicht zu weit hergeholt, dass dieseaußerordentliche Frau, die in ihrem Leben aufgeradezu tragisch lächerliche Art nurMissachtung traf (bis man sie in den 80ern imWesten ‚entdeckte’, als alles schon zu spätwar), ihr Dasein als Schuld verstand und damitKontakt nahm zu fundamentalen Seinserfah-rungen, denen sich unsere Gesellschaft längsthermetisch verschlossen hat. Und das real-sozialistische Umfeld, mit dem sie sich fast le-benslang konfrontiert sah, war in seiner dum-men Bodenständigkeit von solch visionärtragi-schen Einsichten ohnehin meilenweit entfernt.“

D ie Musik Galina Ustwolskajas ist nicht„avantgardistisch“ im landläufigen Sinne undentging wahrscheinlich deshalb einer offenenVerurteilung in der UdSSR; man warf derKomponistin jedoch neben mangelnderKommunikationsbereitschaft „Hartnäckig-keit“ vor. Erst am Ende ihres Lebens, und hiervornehmlich auch erst vonseiten westlicherRezipienten, begannen ihre Kritiker zu begrei-fen, dass diese vermeintlichen Mängel geradedie besonderen Qualitäten dieser Musikausmachen. Der Komponist Boris Tischt-schenko verglich die „Dichte“ ihres Stils

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NEWSGubaidulina:Schirmherrschaft bei„Musik für die Erde“Die Initiative „Musik für die Erde“ hat sich zum Ziel gesetzt, die wissen-schaftliche Forschung im Bereich desökologischen Landbaus und dieBegegnung von Kunstschaffenden,Landwirten und Wissenschaftlern zufördern. Unter den ideellen Fördererndieser Initiative waren in den vergangenen Jahren Musiker wieGidon Kremer und bekannteEnsembles wie das Ensemble ModernFrankfurt. Im Jahr 2007 übernimmtdiese Rolle Sofia Gubaidulina. In ihrem Grußwort schreibt sie:„Zunehmend wächst bei denMenschen unserer Zeit dieErkenntnis, dass sich unser schönerblauer Planet in großer Gefahr befindet. Und da es für uns keineAlternative zu ihm gibt, wächst unsere gemeinsame Verantwortungzum Erhalt dieses Lebensraumes. In ähnlich großer Gefahr sehe ichaber auch unsere Kultur, ein essentiellerBereich unseres Lebens, ohne dender Mensch geistig und seelisch verkümmern würde und der unseremDasein eine notwendige spirituelleDimension verleiht. Da derBedrohungsprozess in beiden Fällenschleichend verläuft, ist es sehr wichtig, frühzeitig dieVerfallssymptome zu erkennen.“

mit dem gebün-delten Lichteines Laser-strahls, der inder Lage sei,Metall zu durch-dringen. „MeineA r b e i t s w e i s euntersche idetsich in ihremAblauf ganzwesentlich vonderjenigen an-derer Kompo-nisten“, hat unsdie Komponistinwissen lassen.„Ich schreibedann, wenn ichin einen Gna-denzustand ge-rate. Dann ruhtdas Werk eineZeitlang, undwenn seine Zeitgekommen ist,gebe ich es frei.Wenn seine Zeitnicht kommt,vernichte ich es.Aufträge nehme ich nicht an.“ Die übersichtli-che Anzahl von Werken Galina Ustwolskajasist deshalb auch ein außergewöhnliches Ver-mächtnis.

Ein Vermächtnis, in dem kein Werk, kein Takt und keine Note überflüssig sind.

Wenn dann ein Frühwerk wie das Konzertfür Klavier, Streichorchester und Pauken zurDrucklegung kommt (SIK 8522), dann hat diesvor dem gerade beschriebenen Hintergrundeinen hohen Meldungswert und wird von derMusikwelt mit großer Aufmerksamkeit beglei-tet. Man findet in diesem Werk noch wenigvon dem, was sich später als typisch fürUstwolskajas Schaffen herauskristallisierensollte. Die einsätzige Komposition, die dasKlavier und einen fünfstimmigen Streicher-apparat gleichberechtigt behandelt, zeigt einsehr klar strukturiertes Partiturbild. Anders alsin späteren Werken ist die Musik noch durchTaktstriche gegliedert, und die Metren wech-seln in knappen Abschnitten. Auch das tradi-tionelle Dur-Moll-Bezugssystem bleibt nocherkennbar.

Eigentlich ist damit schon fast zuviel gesagt,denn Ustwolskaja hat immer davor gewarnt,sich ihren Werken mit musikwissenschaftli-chen und theoretischen Methoden zu nähern.„Alle diejenigen, die meine Musik wirklich lie-ben“, sagte sie kategorisch, „bitte ich, aufeine theoretische Analyse zu verzichten ...”.

Erwähnte Werke- Großes Duettfür Violoncello und Klavier- Komposition Nr. 1 „Dona nobis pacem“für Piccolo, Tuba und Klavier- Komposition Nr. 2 „Dies irae“für acht Kontrabässe, Holzwürfel und Klavier- Komposition Nr. 3 „Benedictus qui venit“für vier Flöten, vier Fagotte und Klavier- Sinfonie Nr. 1für Orchester und zwei Knabenstimmen - Sinfonie Nr. 2 „Wahre, ewige Seligkeit“für Orchester und Solostimme nach einemText von Hermann dem Lahmen- Sinfonie Nr. 3 „Jesus Messias, errette uns“für Sprechgesang und Orchester nach einemText von Hermann dem Lahmen- Sinfonie Nr. 4 „Das Gebet“für Alt, Trompete, Tamtam und Klavier nacheinem Text von Hermann dem Lahmen- Sinfonie Nr. 5 „Amen“für Sprecher, Oboe, Trompete, Violine und Schlaginstrumente- Konzert für Klavier,Streichorchester und Pauken

Manuskriptseite aus Sinfonie Nr. 2 „Wahre, ewige Seligkeit”

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28 Klaviersonaten und68 Streichquartette, 108 Sinfonien,Konzerte, Lieder,Kanons, Messen und Oratorien wie „Die Jahreszeiten“ und „Die Schöpfung“,Bühnen- undOpernmusiken.

Ganz abgesehen von der Quantität seinerKompositionen aber wäre die Entwicklung derGattungen Sinfonie und Streichquartett ohneseine Werke kaum denkbar gewesen. Haydnhat Meilensteine in der Entwicklung derWiener Klassik gesetzt. Geboren zu einer Zeit,als Händel und Bach auf der Höhe ihresRuhms standen, begleitete der scherzhaft„Papa Haydn“ benannte Komponist, dereinen Großteil seines Lebens quasi unfrei inden Diensten von Fürsten zugebracht hatte,das Leben des von ihm zutiefst bewundertenMozart mit großem Interesse und unterrichte-te noch den jungen Ludwig van Beethoven.Am 31. Mai 2009 nun gedenken wir JosephHaydns 200. Todestags.

Zu Haydns ganz persönlichen Leistungenzählt die Entwicklung der Sonatenform unddie Herausbildung der klassischen Sinfonie,des Streichquartetts, des Klaviertrios und derKlaviersonate. Bahnbrechend auch sein spätentstandenes Oratorium „Die Schöpfung“, indem ihm nach Einschätzung des Musikpubli-zisten Kurt Pahlen ein gewaltiges Weltbild inverhältnismäßig einfacher Musik gelang.

Die Vielfalt der darin enthaltenen tonmaleri-schen Assoziationen zeigt Haydns uner-schöpflichen Fantasiereichtum. Das ganzeOratorium ist recht eigentlich ein Konzert fürOrchester, in dem jede Gruppe ihr eigenesSolo erhält: die Kontrabässe beispielsweiseals Begleiter des massigen Wals und dieFlöten als Symbol für kosmische Strahlungund irdisches Vogelgezwitscher. Viele Kompo-nisten haben sich von Haydns Musik inspirie-ren und zu eigenen Werken anregen lassen.

Alfred Schnittke etwa, humoristisch-groteskenParodien über musikalische Themen derVergangenheit sehr zugetan, schrieb insge-samt vier „Moz-Art“-Versionen in verschiede-nen Besetzungen, denen eine unvollständigerhaltene Pantomimenmusik Mozarts aus dem

Jahre 1783 zugrundeliegt. Bei dem 1977 ent-standenen „Moz-Art à la Haydn“ für 2Violinen, 2 kleine Streichorchester, Kontrabassund Dirigent bezieht sich Schnittke aufHaydns „Abschiedssinfonie“. Ähnlich wie dortverlassen die Musiker am Ende einer nachdem anderen – noch weiterspielend – dieBühne, während der Dirigent ein nun unsicht-bares Orchester dirigiert.

Im Jahr 1990 schrieb Peter Ruzicka seineMetamorphosen über ein Klangfeld vonJoseph Haydn für großes Orchester. DerBegriff „Klangfeld“ meine hier „jenen einzig-artigen zwölfstimmigen Bläsersatz, denJoseph Haydn in die Vokalfassung der ‚Siebenletzten Worte des Erlösers’ einfügte – eineGrabesmusik, wie sie eher Schubert oderMahler zugeschrieben werden könnte. Diefahl-dunkle Klanglichkeit erscheint durchwegstatisch-ungegenständlich, als gleichsam‚gefrorene’ Zeit.“

Edison Denissow, von dem im vorderenBereich ausführlich die Rede ist, schreibtAnfang der 80er Jahre sein Werk „Tod ist ein

Erwähnte Werke- Edison Denissow: Tod ist ein

langer Schlaf. Variationen überein Thema von J. Haydn für

Violoncello und Orchester- Sofia Gubaidulina: Requiem

für gem. Chor- Joseph Haydn: Konzert für zwei

Hörner und Orchester Es-dur(Winschermann/Buck)

- Joseph Haydn: Trio C-dur fürVioloncello obl., Violine und

Kontrabass (Winschermann/Buck)

- Peteris Plakidis: „Hommage à Haydn“

für Flöte, Violoncello und Klavier- Peter Ruzicka: Metamorphosen

über ein Klangfeld von Haydnfür großes Orchester

- Alfred Schnittke: „Moz-Art à la Haydn“.

Spiel mit Musik für 2 Solo-Violinen, 2 Streichorchester, Kontrabass und Dirigent

langer Schlaf“. Variationen über ein Themavon Joseph Haydn für Violoncello undOrchester. Anlass war damals der 250Geburtstag von Joseph Haydn. Als Themawählte Denissow den Kanon „Tod ist ein lan-ger Schlaf“. Er gebraucht dieselbenInstrumente, die auch Haydn für seine Cello-Konzerte vorsah: 2 Oboen, 2 Hörner undStreicher. Die Komplexität seiner Variationenerreicht der Komponist durch allmählicheTransformation der Kanon-Melodie. Wenn dieCello-Kadenz schließlich auf dem Höhepunktdes Werkes einsetzt, ist eine vollständigeVereinigung des zitierten melodischenMaterials mit eigenständig entwickeltemMaterial des Komponisten erreicht. Bei derMoskauer Uraufführung des Werkes am 30.Mai 1982 wurden diese Variationen über „Todist ein langer Schlaf“ von den beidenVioloncello-Konzerten Joseph Haydnsumrahmt.

Im kammermusikalischen Bereich wärenaußerdem noch die „Hommage à Haydn“ fürFlöte, Violoncello und Klavier von PeterisPlakidis zu nennen und, last but not least,zwei Originalwerke des Komponisten: dasKonzert für zwei Hörner und Orchester Es-dursowie das Trio C-dur für Violoncello obl.,Violine und Kontrabass. Für das Haydn-Jahr2009 plant die russische Komponistin SofiaGubaidulina derzeit ein Requiem für ge-mischten Chor, das in Haydns langjährigerWirkungsstätte Eisenstadt zur Uraufführunggelangen soll.

„PAPA“ HAYDNS 200.TODESTAGDAS LEBENSWERK VON JOSEPH HAYDN IST GIGANTISCH UNDHAT SEINE SPUREN IN WERKEN ZEITGENÖSSISCHERKOMPONISTEN BIS HEUTE HINTERLASSEN.

Viele Komponistenhaben sich vonHaydns Musik

inspirieren und zu eigenen Werken

anregen lassen.

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NEWS

Krzysztof Meyers„Musique scintillante“in Kempten uraufgeführtVierzehn Musiker umfasst dasKammerensemble, das am 16. September 2007 in Kempten dasneue Werk „Musique scintillante“ despolnischen, heute in der Nähe von Kölnlebenden Komponisten Krzysztof Meyerzur Uraufführung brachte. Meyer selbstgab eine kleine Einführung zu seinemneuen Werk:„Die auf symmetrischen Akkordenbasierte harmonische Sprache stellt(neben der funktional auf dieGesamtform des Stückes bezogenenWechselwirkung von Abschnitten) eingrundlegendes Prinzip meinerKompositionstechnik dar. Das Stück fügt sich zwar zu einem geschlossenenGanzen, weist jedoch ebenfalls einemehrteilige Form auf. Einer kurzen‚Einleitung’ folgt ein strenger Teil, deraus einer komplexen Verflechtung von verschiedenen Motiven besteht. Das immer dichter werdende Geflechtmündet in eine Häufung von komplexenAkkorden, die einen Höhenpunkt bildet.‚Musique scintillante’ stellt ohne Fragedie Fortsetzung meines vorausge-gangenen Suchens dar. Und wie immer: mehrere in den letzten Werken verwen-dete technische Methoden habe ichmich hier weiterzuentwickeln bemüht,während ich mich von denjenigen, diekeine befriedigenden Ergebnisse brach-ten, getrennt habe.“

Schnittke in der NDBIn der „Neuen Deutschen Biographie”,herausgegeben von der HistorischenKommission bei der BayrischenAkademie der Wissenschaften, ist einArtikel von Jürgen Köchel über denKomponisten Alfred Schnittke erschie-nen. Köchel, der als ehemaligerVerlagsdirektor der SikorskiMusikverlage aufs engste mit AlfredSchnittke zusammengearbeitet hat, isteiner der besten Kenner von SchnittkesDenken und Arbeiten und hat dieEntstehung zahlreicher Werke desKomponisten persönlich begleitet.

Milko Kelemen - ein Schüler Messiaens wird 85

Milko Kelemen ist eineInstitution im europäischenMusikleben. Nicht nur, dass der Begründer derBiennale Zagreb mit seinenWerken wichtige Impulsegegeben hat. Er ist auchnahezu allen Größen desMusiklebens im 20. Jahr-hundert, darunter DmitriSchostakowitsch und Igor Strawinsky, noch persönlich begegnet undweiß vieles über sie zuberichten.

Der gebürtige Kroate Milko Kelemen stu-dierte u.a. bei Olivier Messiaen in Paris undbei Wolfgang Fortner in Freiburg. SeineArbeit am „Elektronischen Siemens-Studio“in München sowie eine Einladung als„Composer in residence“ nach Berlin warenerste Stationen seines Wirkens inDeutschland.

M ilko Kelemen, der heute in Stuttgartlebt, wurde mehrfach ausgezeichnet(Großes Bundesverdienstkreuz, Preis derIGNM, Großer Jugoslawischer Staatspreis,französischer Orden „Chevalier des Arts etdes Lettres“).

Kelemen überraschte nicht wenig, als erim Gespräch mit dem MusikjournalistenJoachim Kaiser einmal gestand, dass er vonder großen Integrationsfigur der französi-schen Moderne Olivier Messiaen als Mitte

Zwanzigjähriger etwas enttäuscht gewesensei. „Er schrieb stundenlang indischeRhythmen an die Tafel und sagte kein Wort.Später, im Laufe des Semesters, machte ervon Igor Strawinskys ‚Sacre du Printemps’eine sensationelle Analyse, die mir für denRest meines Lebens unvergesslich blieb. Imallgemeinen war ja Messiaen in seinemDenken sehr vornehm und feinfühlig; erwäre nie auf die Idee gekommen, einen sei-ner Schüler zum Nachfolger machen zuwollen.“

Die Spuren von Messiaens klangfarben-reicher Musik sind dennoch auch inKelemens Schaffen zu lesen. ZweiUraufführungen im Herbst 2007 inKelemens Heimat Kroatien haben zuletztwieder für großes Aufsehen gesorgt. DieMezzosopranistin Stephanie Haas undChristopher Haas brachten am 14. Oktober2007 Milko Kelemens „Inferno di Dante(Canto III)“ für Mezzosopran undSchlagzeug zur Uraufführung. Nur eineknappe Woche später wurde in Zagreb dasStück „Mon Image“ für Klavier undOrchester uraufgeführt. Es spielte KatarinaKrpan, Niksa Bareza leitete das KroatischeRundfunkorchester. Ein weiterer wichtigerBezugspunkt in Kelemens Schaffen ist diePhilosophie Friedrich Nietzsches. „Ich habemich mein ganzes Leben lang mit derLiteratur von Friedrich Nietzsche intensivbefasst“, berichtet der Komponist, „beson-ders als ich jung war, hat mich diese sehrinspiriert. Einen enge Beziehung zuNietzsche hat Kelemens 2006 komponier-tes Werk „Eskapade“ für E-Gitarre, Bass-Gitarre und Nebeninstrumente. „Ausgelöstdurch die furchtbaren Ereignisse desZweiten Weltkriegs habe ich in französi-scher, englischer und deutscher Spracheden Text ‚O Mensch, vergiss den Über-mensch!’ geschrieben, der mich ebenfallssehr stark geprägt hat, weshalb ich ihn inmeine neue Komposition eingebundenhabe. Die Musik für zwei Gitarren ist sokomponiert, dass zum einem die klangli-chen Möglichkeiten der E- und Bassgitarreausgeschöpft werden und zum anderenzusätzliche Effekte durch Rassel, Amboss,Glöckchen usw. das klangliche Gesamt-spektrum erheblich ausweiten.“

Erwähnte Werke:- „Inferno di Dante (Canto III)“für Mezzosopran und Schlagzeug- „Mon Image“für Klavier und Orchester- „Eskapade“ für E-Gitarre, Bass-Gitarre und Nebeninstrumente

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So geschehen mit Alfred Schnittkes Fuge fürVioline solo. Die Fuge für Violine solo wurdenach Alfred Schnittkes Tod in dessen Archivaufgefunden. Das Werk ist nicht datiert, dochwir wissen, dass es aus dem Jahre 1953stammt. Es ist bereits meisterhaft gearbeitetund zeigt nicht nur eine gründliche Kenntnisdes Instrumentes, sondern auch einige cha-rakteristische Stilmerkmale Schnittkes. Es istüberaus spannend zu beobachten, wie derKomponist das Thema der Fuge behandelt,dessen Diatonik durch das Erscheinen derchromatischen großen Sept geradezu explo-diert. Bewusst führt Schnittke die Entwicklungdes Themas in eine ‚Sackgasse’, um endlich inder Coda einen Ausweg zu finden. DieUraufführung dieser Fuge fand am 23.Oktober 1999 in New York durch Oleh Krysastatt.

Ein weiteres Frühwerk, das in diesen Kreisweniger bekannter Kompositionen AlfredSchnittkes gehört, ist die Sonate 1955 fürVioline und Klavier. Entstanden ist sie in denJahren 1954-55, als er am MoskauerKonservatorium Komposition und Kontra-punkt (bei Jewgeni Golubew) sowieInstrumentation (bei Nikolai Rakow) studierte.Sie entstand in Schnittkes zweitemStudienjahr. Um sie von den späterenViolinsonaten Nr. 1 bis 3 abzugrenzen, wird

Alfred SchnittkesVermächtnis: Weniger bekannte Werke des großen russischen Komponisten

Die wahre Entdeckung eines Komponisten findet zuweilen erst nach seinem Tode statt. Unter die viel gespielten Werke mischen sichdann auch solche Stücke, von deren Existenzman zwar Kenntnis hatte, die man aber trotzdem lange Zeit nicht ins Zentrum desInteresses gestellt hat. In vielen Fällen, undhier macht der 1998 in Hamburg verstorbenerussische Komponist Alfred Schnittke keineAusnahme, tauchen in Archiven oder gar imNachlass noch neue, bislang kaum bekannteWerke auf.

sie fortan als „Sonate 1955“. Schnittkeschrieb die Sonate in einer Zeit, in der dieMusik Schostakowitschs einen starken Einflussauf ihn ausübte. Doch zeigt schon diesesfrühe Werk eine eigenständige musikalischeSprache. Das Manuskript des Werkes fandSchnittkes Witwe Irina beim Sichten desNachlasses ihres 1998 verstorbenenEhemannes. Die Uraufführung der Sonate1955 fand am 9. März 2003 in London (ThePurcell Room) mit Daniel Hope, Violine, undIvan Sokolov, Klavier, statt. Mittlerweile istauch eine Druckausgabe dieses Werkes ver-fügbar (SIK 1998).

E ine Besonderheit im WerkkatalogSchnittkes stellen auch kleinere, zum Teil ausaktuellen Anlässen entstandene Orchester-kompositionen dar. In diesen Kreis gehörenetwa die Werke Sinfonisches Vorspiel,„Hommage à Grieg“, „For Liverpool“,„Polyphonischer Tango“ oder „Fünf Frag-mente zu Bildern von Hieronymus Bosch“.

A ls das Royal Liverpool PhilharmonicOrchestra einst einen Kompositionsauftrag anAlfred Schnittke erteilte, war noch nicht klar,welcher Art das symphonische Werk sein soll-te, ob es sich um ein Vorspiel, eine ein- odermehrsätzige Orchesterkomposition handelnsollte. Die Entstehung zog sich dann auch

viele Jahre hin, was nicht zuletzt damit zusam-menhing, dass das Orchesterwerk "ForLiverpool" zu der Gruppe von fast 30 selb-ständigen Kompositionen zählte, dieSchnittke in einem unvergleichlichenSchaffensdrang von 1991 bis 1994 fertigstell-te, bevor ihn im Sommer 1994 der dritte undbisher schwerste Schlaganfall ereilte. „ForLiverpool“ konnte termingerecht zurEröffnung des renovierten PhilharmonischenKonzertsaales am 23. September 1995 unterder Leitung von Libor Pesek zur Uraufführunggebracht werden. Das Orchester mit dreifa-chem Holz, vier Hörnern, vier Trompeten, dreiPosaunen, einer Tuba sowie umfangreichemSchlagzeug und Streichern wird durchElektrogitarren und Synthesizer verstärkt. DerAusdruck dieses sehr flächig angelegtenOrchesterstücks ist aber überwiegend düsterund drohend. Schneidend scharfe Cluster bil-den das motivische Grundmaterial, das imVerlauf seiner Verarbeitung zu einem Fortefortissimo gesteigert wird, um dann rasch imbeschließenden Diminuendo zu verschwin-den.

D ie Klangwelt des „Peer-Gynt“-Ballettesprägt Schnittkes Spätwerk inFortentwicklungen, Reminiszenzen undRückbezügen. Thematische Anlehnungen fin-den sich zum Beispiel in der knappen„Hommage à Grieg” für Orchester, die imGrieg-Jahr 1993 entstanden ist, und in demAnfang November 1994 uraufgeführten„Sinfonischen Vorspiel“ für das Philharmo-nische Staatsorchester Hamburg. Ausgangs-punkt dieses Vorspiels bildet so auch das fikti-ve, achttaktige Grieg-Motiv aus der Ballett-Musik, das vielfältig aufgefächert und variiertdie Substanz des Werkes darstellt. Packendwird es sogleich zu Beginn von denTrompeten über orgelpunktartigen Clusternexponiert. Vom Charakter eines traditionellenVorspiels repräsentiert diese Musik wenig. Eswird weder auf etwas Fiktives im Sinne einerEinleitungsmusik hingearbeitet, noch konkretauf etwas bereits Bekanntes Bezug genom-men, wenn man einmal von der Beziehungzum Peer-Gynt-Ballett absieht. Das Vorspielgleicht eher einer einsätzigen Symphonie enminiature. Der Satz ist in sich geschlossen,durchgearbeitet und durchläuft diegegensätzlichsten Ausdrucksebenen untereinem großen symphonischen Bogen. Ausstatischen Klangflächen lösen sich allmählichknappe Motive, die den Klangraum zwar erta-sten, die Flächigkeit des Gesamteindrucksaber nur für wenige Augenblicke beeinflus-sen.

03. August 2008:10. Todestag

24. November 2009:75. Geburtstag

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NEWS

„Die RussischeKlavierschule“ auf CDZur neu erschienenen CD der Russischen Klavierschule(Band 1) schrieb ein Rezensentin der Fachzeitschrift„Tastenwelt“ (4/07):„Voraussetzung ist, dass dasKind eine Vorstellung vom Klangdes Notentextes entwickelt. Nicht Sehen-Spielen-Hören solltedaher die Reihenfolge bei derWahrnehmung und Produktion von Musik sein, sondern Sehen-Hören-Spielen. Und soführt der Lehrgang vom Singenund Spielen einfacher Melodiennach Gehör über das Melodie-spiel mit verschiedenen Fingernzunächst nur bis zur Triole undzum punktierten Rhythmus. (...) Fazit: Neue Wege für Pianisten,die es zur klassischen Musik zieht.“(SIK 2353A).

E ine solche Flächigkeit des Gesamtein-drucks prägt auch Schnittkes Spätwerk „FünfFragmente zu Bildern von HieronymusBosch“ für Orchester. Hieronymus Bosch(1450-1516) zählt zu den geheimnisvollstenMalerpersönlichkeiten der beginnendenNeuzeit. Aus dem Geiste der Vorreformationheraus schuf er phantasievoll-groteske Bilder,die fast überquellen von rätselhaftenSpukgestalten, Wesen einer anderen Welt,die allegorisch für die Darstellung vonVersuchung, Todsünde und Höllenstrafe ste-hen und deren geheimnisvolle Chiffren undBotschaften bis heute nicht erschöpfend ent-rätselt worden sind. Die Wahl des Bosch-Sujets in den „Fünf Fragmenten zu Bildernvon Hiernymus Bosch“ korrespondiert auffal-lend mit Schnittkes Faust-Auseinanderset-zung, die seiner Faust-Kantate und in seinerOper „Historia von D. Johann Fausten“ ihrenNiederschlag fand. Die mit vielenAndeutungen und Querverweisen zu einemganzen Katalog von Botschaften zusammen-gefasste Sprache des Malers ist vomGrundsatz her auch nicht weit entfernt vonSchnittkes zitatreicher, unbestimmt nach vie-len Seiten ausgreifender Musik. Im erstenFragment dominiert eine Solo-Posaune, die -wie Elizabeth Wilson einmal anmerkte - mitdem Herold des Jüngsten Gerichts durchausassoziiert werden kann.

Zu entdecken gilt es schließlich außerdemnoch Schnittkes „Polyphonischen Tango“ fürKammerorchester. „Ich betrachte das Stückals einen Versuch“, erklärte Schnittke einmal,„die Mitte zwischen Ulk und Ernst zu finden –sowohl schon im Titel als auch in derAusführung, die zwischen Tonalität undAtonalität, zwischen Banal-Konsonierendemund Banal-Dissonierendem, zwischen Kneipeund Konzertsaal pendelt.“

Erwähnte Werke von Alfred Schnittke- Fuge für Violine solo- „Sonate 1955“für Violine und Klavier

- Sinfonisches Vorspielfür Orchester

- „Hommage à Grieg“für Orchester

- „For Liverpool“für Orchester

- „Polyphonischer Tango“- „Fünf Fragmente zu Bildern von Hieronymus Bosch“für Orchester

KinderliedermacherLinard Bardill mit„Goldenem Chrönli”ausgezeichnetIn der Züricher Tonhalle sind von derVereinigung zur Förderung SchweizerJugendkultur zum zwanzigsten Maldie „goldenen Chrönli” für pädago-gisch wertvolle Kinder-CDs und -Kassetten in Mundart verliehen wor-den. Einer der diesjährigenHauptgewinner ist der BündnerLiedermacher Linard Bardill, der inder Kategorie Lieder ausgezeichnetworden ist. Bardills bekanntesteWerke sind das Bühnenspiel „Auf insblaue Wunderland” und das Singspielfür Erzähler, Orchester und Quintett„Sterben für Anfänger”.

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UniverselleBilderwelt:MieczyslawWeinberg Er sehe es als seine moralischePflicht an, vom Krieg zu schreiben, von den Greueln, die der Menschheit in unseremJahrhundert widerfahren seien,sagte Mieczyslaw Weinberg einmal. Nie versuchte der Komponist, sich von seiner Vergangenheit zu lösen, sondernbetrachtete sie stets als einen Teil seiner Person und seines Werks.

M ieczyslaw (Moissei) Weinberg wurde am 8. Dezember 1919 inWarschau geboren. Sein Vater arbeitete dort als Komponist undMusiker am Jüdischen Theater. Weinberg begann bereits im Alter vonzwölf Jahren ein Klavierstudium am Warschauer Konservatorium.Später plante er, seine Ausbildung in Amerika fortzusetzen, musstejedoch bei Ausbruch des Krieges 1939 wegen seiner jüdischenAbstammung nach Weißrussland fliehen. Die Familie blieb in Polenzurück, wo kein Familienmitglied die Zeit der deutschen Besatzungüberlebte. In Minsk beendete Weinberg sein Studium und reiste, alsdie Wehrmacht am Tage seiner Abschlussprüfung die Sowjetunionangriff, weiter in die Sowjetrepublik Usbekistan. In Taschkent, wo neben ihm viele andere Exil-Künstler lebten, arbeite-te Weinberg als Korrepetitor in der Oper und komponierte nebenherseine ersten Bühnenwerke. Als Schostakowitsch, der von seiner erstenSinfonie beeindruckt war, eine Einladung nach Moskau schickte, über-siedelte der Komponist mit seiner Frau Natalija Michoels in die russi-sche Hauptstadt, wo er bis zu seinem Tod am 27. Februar 1996 lebensollte.

Der russische Antisemitismus zur Zeit Stalins betraf MieczyslawWeinberg ganz unmittelbar. 1953 wurde er inhaftiert und nur durch dieFürsprache Schostakowitschs und den plötzlichen Tod Stalins bereitsnach einem Monat entlassen.

Über seine Beziehung zu Schostakowitsch sagte Weinberg einmal:„Obwohl ich nie bei ihm Unterricht nahm, zähle ich mich als seinenSchüler, sein Fleisch und Blut.“ Unverkennbar ist der EinflussSchostakowitschs in Weinbergs Musik. Aber auch die jüdischeFolklore, russische und europäische Musik und besonders die WerkeChopins haben ihre Spuren in seinem Schaffen hinterlassen. WieSchostakowitsch hat auch er sich an traditionellen Formen orientiertund u.a. 26 Sinfonien, zahlreiche Konzerte, Sonaten, Streichquartette,Chormusik und sieben Opern geschrieben. Die Handlung der Opernentnahm Weinberg gerne bedeutender Literatur; Vorlagen waren u.a.Romane von Shaw, Dumas und Gogol. Seine letzte Oper stellte er1985 fertig: „Der Idiot“ nach dem Roman von Fjodor Dostojewski.

„Die Hauptidee des Romans ist es, einen vollkommen schönenMenschen darzustellen“, schrieb er und erzählt dann die Geschichtedes psychisch labilen Fürsten Myschkin, der in der hohen GesellschaftSt. Petersburgs wegen seiner Gutmütigkeit nur verspottet und ausge-nutzt wird, schließlich dann an einer Dreiecksbeziehung zwischen ihm,seinem Widersacher Rogoschin und der schönen Nastassja Filippownazerbricht.

Anerkennung für seine Musik bekam der Komponist erst spät. Nichtselten musste er finanzielle Hilfe von Schostakowitsch in Anspruchnehmen. Auf Grund seiner immer größeren Bekanntheit in derSowjetunion und seiner kulturellen Verdienste wurde er 1990 mit demStaatspreis der UdSSR ausgezeichnet. Die eigentliche Entdeckung desKomponisten Mieczyslaw Weinberg, vor allem im Westen, setzte abererst Ende der 90er Jahren ein. Boris Tischtschenko sagte zu WeinbergsMusik u.a.: „Die Musiksprache Weinbergs ist eigenständig und univer-sell im besten Sinne des Wortes. Universell ist auch seine Bilderwelt.Er, der den Tod gesehen hat, kann in seinem Werk alles Gute wieLiebe, Schönheit und Inspiration schätzen und artikulieren.“

Für November 2009 ist anlässlich des 90. Geburtstages desKomponisten in Manchester ein Weinberg-Festival geplant, bei demverschiedene Opern, Sinfonien und Instrumentalkonzerte sowieKammermusik und Vokalwerke vorgestellt werden sollen.

Die wichtigsten Werke von MieczyslawWeinberg im Sikorski Verlag:

- Klaviersonaten Nr. 5 und 6- 24 Präludien für Violoncello solo- Streichquartette Nr. 13-15- Konzert für Trompete und Orchester- Konzert für Violine und Orchester- „Lady Magnesia“. Oper in 1 Akt nach George Bernard Shaw- „Der Idiot“. Oper in vier Akten nach dem Roman von Dostojewski- Sinfonie Nr. 6- Sinfonie Nr. 10 für Streichorchester- Sinfonie Nr. 12 „Dem Gedenken Schostakowitschs“

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„Wenn es ein richtigesMusical gibt, dann

ist es ‚Sweet Charity“,sagte der deutsche, unter

anderem durch seineArbeiten an der Oper

Leipzig bekannte RegisseurErwin Leister einmal voller Bewunderung.

Der Erfolg des Stückesscheint ihm Recht zu geben.

Seit mehr als vierzigJahren – „Sweet Charity“wurde am 29. Januar 1966in New York uraufgeführt –

wird das Stück nahezu ununterbrochen gespielt.

Der Komponist Cy Coleman schuf zusam-men mit Bob Fosse und der Texterin DorothyFields einen Dauerbrenner, der mit Klassikernwie „West Side Story“ oder „My Fair Lady“konkurrieren konnte.Coleman wurde 1929 in New York geboren,begann als Vierjähriger Klavier zu spielen undgab sein erstes Konzert mit sechs Jahren inder New York Town Hall. Das Wunderkind ausder Bronx arbeitete sich hoch, tingelte nachdem Schulabschluss als Jazzpianist in denClubs der Armee und wurde schließlich vonden Verlegern als Komponist entdeckt. Ausseiner Feder stammen Songs wie der Welthit„Witchcraft“ von Frank Sinatra oder „TheBest Is Yet To Come“, gesungen von TonyBennett und Nat „King“ Cole. Der endgültigeDurchbruch gelang Coleman mit „SweetCharity“. Er schrieb dazu eine Musik, dieeinen bewegungsreichen Kompromiss vonRock, Jazz und dem Rodgers-Schwartz-Loewe-Sound der 50er Jahre darstellt.

Der endgültige Durchbruch gelangColeman mit „SweetCharity“.1965 sah Bob Fosse, später der Autor desBuchs und Regisseur der Uraufführung, denFilm „Die Nächte der Cabiria“ des italieni-schen Regisseurs Federico Fellini. Ihm kamdie Idee, aus der Handlung des Streifens einBühnenmusical zu machen, und begründetedamit einen Trend, der sich bis heute fort-setzt, beispielsweise bei „Dirty Dancing“ oder„König der Löwen“.Fosse konnte ein wunderbares Team für die-sen Einfall gewinnen: Cy Coleman komponier-te, das Drehbuch machte Neil Simon („PlazaSuite“) und Dorothy Fields schrieb dieSongtexte. Sie alle hatten schon Beachtlichesauf ihrem Gebiet erreicht. Die Uraufführungvon „Sweet Charity“ jedoch übertraf ihre bis-herigen Erfolge beträchtlich. So gut kam dieProduktion am Broadway an, dass Bob Fossedas Angebot bekam, einen Film daraus zumachen. Ein Jahr später begannen dieDreharbeiten mit Shirley McLane in derHauptrolle: Für sie war es der großeDurchbruch.

Was erzählt die Geschichte?Die Protagonistin Charity Hope Valentinearbeitet als Taxi-Girl, sprich Bardame, im Club„Fan-Dango-Ballhouse”. Glück mit Männernhat sie nicht. Ihre erste „Eroberung“ stiehlt ihrGeld, der zweite Mann möchte nur seine

Freundin eifersüchtig machen, und als Charityschließlich den schüchternen BuchhalterOscar trifft, glaubt sie, nun endlich am Ziel zusein. denn Oscar möchte sie heiraten. Ein Happy End nur wird dem Zuschauer nichtgegönnt. Oscar verlässt Charity. Er kann undwill ein Mädchen, das wie Charity arbeitet,nicht zur Frau nehmen. Sie bleibt alleinzurück, aber mit ungebrochenem Optimismusund der Hoffnung auf eine besseres Leben.

Fellinis Vorlage hat in der Musicaladaptioneinige Veränderungen erfahren. Nicht nur,dass das Geschehen aus den „Nächten derCabiria“ von Rom nach New York verlegtwurde, auch der Charakter der Titelheldinwurde hier weicher, sentimentaler und vorallem naiver als das italienische Vorbild. DieMusical-Charity sehnt sich nach nichts ande-rem als Liebe und dem Aufstieg in ein bürger-liches Leben. Dass sie trotz aller

Sweet Charitys Schöpferhat Geburtstag

„Sweet Charity“Buch: Neil Simon,

Musik: Cy Coleman, Liedtexte: Dorothy Fields,

deutsche Fassung: Marianne Schubertund Karl Vibach,

Liedtexte: Victor Bach

Die Aufführungsrechte sind beim Verlag erhältlich.

Enttäuschungen an diesem Traum festhält,gibt der Handlung einen bewusst tragischenCharme. Das Musical enthält wahreEvergreens und oft gecoverte Songs. Derbekannteste ist zweifellos die legendäreNummer „Big Spender“. „Hey, Big Spender“,singen die Taxi-Girls im Tanzlokal „Fan-Dango-Ballhouse“,„ich warte auf Sie an derBar“, „komm gleich zur Sache Schätzchenohne Spaß“.

Das Musical enthältwahre Evergreens undoft gecoverte Songs.

In der deutschen Erstübersetzung hieß derSong „Hallo Playboy“, wurde aber für dieAufführung des Musicals im Thalia Theater1975 überarbeitet und wieder mit „BigSpender“, wie im englischen Original, beti-telt. Kurz nach der Uraufführung in New Yorkerschien eine Cover-Version der SängerinShirley Bassey. Bassey landete damit einenHit, der „Big Spender“ über die Grenzen derStadt hinaus bekannt machte. VieleInterpreten sollten ihr folgen, beispielsweisePeggy Lee und Freddie Mercury.

Kurz nach derUraufführung in New York erschieneine Cover-Version der Sängerin ShirleyBassey. Bassey landetedamit einen Hit, der„Big Spender“ über die Grenzen der Stadthinaus bekannt machte.

Schließlich schaffte der Song es sogar in die„Simpsons“, wo Homer Simpson mit einersehr eigenwilligen Version den Status desSongs als Evergreen endgültig besiegelte.

Sowohl „Big Spender“ als auch „SweetCharity“ gehören heute zum klassischenMusical-Repertoire. Das Musical wurde insge-samt zwölf Mal für den Tony Award nominiertund 1986 vier Mal ausgezeichnet. Cy Colemanerhielt eine Oscar-Nominierung für die besteFilmmusik. „Vielleicht geht es jetzt doch auf-wärts mit mir“, sagt Charity, bevor sie dieBühne verlässt. Und jeder im Publikumwünscht es ihr von Herzen.

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Geburts- und Gedenktage 2009••• E-Musik • Komponisten ••••••••••••••••••••••••••••

02. Januar Rolf Liebermann (14.09.1910 – 02.01.1999)

10. Todestag- Oper „Medea“

27. Januar Tigran Manssurjan(27.01.1939)

70. Geburtstag- Drei Stücke in dichten Tönen für Klavier- „Tovem“ für 15 Instrumentalisten- Konzert für Violine und Streichorchester- Konzert für Violine, Violoncello und Streichorchester

28. Januar John Tavener(28.01.1944)

65. Geburtstag- „The Protecting Veil“ für Violoncello und Streicher- A-cappella-Chormusik- „The Veil of the Temple“ für Sopran, gem. Chor, Knabenchor und Orchester- „Therese“. Oper in einem Akt

03. Februar Felix Mendelssohn Bartholdy(03.02.1809 – 04.11.1847)

200. Geburtstag- „Preziosa-Variationen“ für zwei Klaviere und Orchester (Bearb.: Hans Priegnitz)

12. Februar George Antheil(08.07.1900 – 12.02.1959)

50. Todestag- „Ballet mécanique“ für vier Klaviere und Schlagzeug- „Jazz Sonata“ für Klavier- „Lithuanian Night“ für Streichorchester

23. Februar Edward Elgar(02.06.1857 – 23.02.1934)

75. Todestag- Streichquartett op. 83- Enigma Variations für Orchester op. 36- Coronation March für Orchester op. 65- Konzert für Violoncello und Orchester op. 85

23. März Michael Nyman (23.03.1944)

65. Geburtstag- Konzert für Saxophonquartett und Orchester- Kammeropern: „The Man Who Mistook His Wife For A Hat“ und „Facing Goya”- „The Piano“. Soundtrack

23. März Boris Tischtschenko (23.03.1939)

70. Geburtstag- Klaviersonaten Nr. 2, 3, 5 und 7- Zwölf Inventionen für Orgel- Requiem für Sopran, Tenor und Orchester- Sinfonien Nr. 2, 3, 5 und 6

30. März Milko Kelemen (30.03.1924)

85. Geburtsag- „Archetypon II“ („Für Anton“) für großes Orchester- „Grand jeu classique“. Konzert für Violine und Orchester - „Requiem für Sarajevo“ für Sprecher, sechs Violoncelli, große Trommel und vier Scheinwerfer

06. April André Previn(06.04.1929)

80. Geburtstag- „Honey and Rue“ für Singstimme und Orchester - „Principals“ für Orchester- Oper „Endstation Sehnsucht“

06. April Edison Denissow (06.04.1929 – 24.11.1996)

80. Geburtstag- Lieder und Chormusik- Instrumentalkonzerte- Requiem für Sopran, Tenor, gemischten Chor und Orchester- „Der Schaum der Tage“. Lyrisches Drama in 3 Akten und 14 Bildern

14. April Georg Friedrich Händel(23.02.1685 – 14.04.1759)

250. Todestag- „Passacaglia“ für Streichorchester (Bearb.: Sergej Aslamasjan)- „Zadock, The Priest“. Coronation Anthem für Chor und Orchester(Bearb.: Donald Burrows)

28. April Gerhard Maasz(09.02.1906 – 28.04.1984)

25. Todestag - „Finkenschlag“. Fünf Variationen für Bläserquartett- Tripartita für drei Flöten, Cembalo (Klavier) und Streicher- Concertino für Oboe und Streichorchester

18. Mai Isaac Albéniz(29.05.1860 – 18.05.1909)

100. Todestag- „Asturias“ für Bajan (Bearb.: Friedrich Lips)- „Iberia“ Suite für Orchester (Bearb.: Enrique Fernandez Arbos)- „Rapsodia Espanola“ für Klavier und Orchester (Bearb.: Georges Enescu)

21. Mai Modest Mussorgski(21.05.1839 – 28.05.1881)

170. Geburtstag- Oper „Chowanschtschina” (Bearb.: Dmitri Schostakowitsch)- Oper „Der Jahrmarkt von Sorotschinzi“ (Barb.: Wissarion Schebalin)- Oper „Boris Godunow“ (Bearb.: Dmitri Schostakowitsch)

25. Mai Gustav Holst(21.09.1874 – 25.05.1934)

75. Todestag- St. Paul’s Suite für Blasorchester- „Savitri“. Oper in einem Akt für Soli, Frauenchor und Orchester- „Die Planeten“ für Orchester

31. Mai Joseph Haydn (31.03.1732 – 31.05.1809)

200. Todestag- Konzert für zwei Hörner und Kammerorchester Es-dur (Bearb.: Helmut Winschermann/Friedrich Buck)- Trio C-dur für Violoncello obl., Violine und Kontrabass(Winschermann/Buck)

Manssurjan

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17. Juni Galina Ustwolskaja(17.06.1919 –22.12.2006)

90. Geburtstag- Klaviersonaten Nr. 1-6- Kompositionen Nr. 1-3- Sinfonie Nr. 1- 5 - Konzert für Klavier, Streichorchester und Pauken

28. Juni Robert Xavier Rodríguez(28.06.1924)

85. Geburtstag- „A Colourful Symphony” für Erzähler und Orchester- „Le Diable Amoureux“. Oper in 1 Akt- „Frida”. Oper in 2 Akten

06. Juli Joaquin Rodrigo(22.11.1901 – 06.07.1999)

10. Todestag- „Concierto Heroico“ für Klavier und Orchester- Cuatro Madrigales Amatorios für Singstimme und Orchester

15. Juli Ernest Bloch (24.07.1880 – 15.07.1959)

50. Todestag- „Schelomo“. Hebräische Rhapsodie für Violoncello und Orchester- Suite Hébraiques für Viola (Violine) und Orchester- „Voice In The Wilderness“ für Orchester

20. Juli Jens-Peter Ostendorf(20.07.1944 – 07.03.2006)

65. Geburtstag- „Mein Wagner“ für Orchester - Werke für Flöte solo- „William Ratcliff“. Musiktheater in 3 Akten nach Heinrich Heine- „Tempus ex machina“ für 2 Klaviere und 3 Schlagzeuger - „Alice im Wunderland“. Ein Kindermusical

26. Juli Kevin Volans(26.07.1949)

60. Geburtstag- „Hunting. Gathering”. Streichquartett Nr. 2- „Into Darkness“ für Klavier, Trompete, Violine, Violoncello,Klarinette, Marimbaphon und Vibraphon

29. Juli Awet Terterjan (29.07.1929 – 11.12.1994)

80. Geburtstag- Streichquartette Nr. 1-2- Sinfonien Nr. 1-8- „Das Beben“. Oper

24. August Niels Viggo Bentzon(24.08.1919)

90. Geburtstag- Bläserquintett Nr. 5 - Divertimento für Streicher- Instrumentalkonzerte

28. August Bohuslav Martinu (08.12.1890 – 28.08.1959)

50. Todestag- Sonate Nr. 1 für Viola und Klavier- Klavierquartette Nr. 1-2- Konzert für zwei Klaviere und Orchester

Ustwolskaja

08. September Peter Maxwell Davies(08.09.1934)

75. Geburtstag- Strathclyde Concerto Nr. 2, 4, 6, 8 und 9- „Mavis in Las Vegas“. Thema und Variationen für Orchester- „Caroline Mathilde“. Ballett - „Der Leuchtturm“. Kammeroper in einem Akt für Soli und Orchester- Musiktheaterwerke für Kinder

14. September Hans Melchior Brugk(24.11.1909 – 14.09.1999)

10. Todestag- „Meditation“ für Streichorchester - Zwölf Variationen über ein Thema von Mozart op. 10 für Flöte,Klarinette und Fagott

14. September Charles Griffes(17.09.1884 – 08.04.1920)

125. Geburtstag- „Poem“ für Flöte und Kammerorchester - „The Pleasure Dome of Kubla Khan“. Sinfonisches Poem für großes Orchester

21. September Raimo Kangro(21.09.1949 – 04.02.2001)

60. Geburtstag- Serenade für Bläserquintett- Konzerte Nr. 1-3 für zwei Klaviere und Kammerorchester

20. Oktober Vagn Holmboe (20.10.1909 – 01.09.1996)

100. Geburtstag- Sinfonien Nr. 1-13- „Epitaph“ – Sinfonische Metamorphosen op. 68- Konzert für Violine und Orchester op. 139

22. Oktober Manfred Trojahn (22.10.1949)

60. Geburtstag- Sinfonie Nr. 1- „Hommage au temps perdu“. 2 Stücke für Sopran, Flöte, Klarinette,Violoncello und Celesta (Klavier)- „Objet trouvé“ für Flöte und Cembalo

24. Oktober Hans-Georg Lotz (24.10.1934 – 20.04.2001)

75. Geburtstag- „Zeitpunkte“. 15 Etüden zur Gestaltung für Klavier

15. November Peter Dickinson (15.11.1934)

75. Geburtstag- Concerto Rag für Klavier- Five Diversions für Orchester- „The Unicorns“. Suite für Bläserensemble

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24|SIKORSKI magazine

Geburts- und Gedenktage 2009••• E-Musik • Komponisten •••

24. November Alfred Schnittke(24.11.1934 – 03.08.1998)

75. Geburtstag- Klaviersonaten Nr. 1-3- 2. Violinsonate „Quasi una sonata“- Streichquartette Nr. 1-4- „Moz-Art“-Werkreihe- Opern: „Leben mit einem Idioten“, „Historia von D. Johann Fausten“, „Gesualdo“- Concerti grossi Nr. 1-6- Sinfonien Nr. 1-9- Filmmusik- „Peer Gynt”. Ballett in 3 Akten

08. Dezember Mieczyslaw Weinberg (08.12.1919 – 27.02.1996)

90. Geburtstag- Streichquartette Nr. 13-15- Opern „Der Idiot”, „Lady Magnesia“, „Das Porträt“- Sinfonien Nr. 1, 6, 10, 12, 14- Konzert für Violine und Orchester - Fantasie für Violoncello und Orchester

21. Dezember Michael Tilson Thomas(21.12.1944)

65. Geburtstag- „Agnegram“ für Orchester- „Aus dem Tagebuch der Anne Frank“ für Sprecher und Orchester(dt. Ulrike Patow)- „Street Song“ für Blechbläserquintett

05. September Linde Höffer-vonWinterfeld

(05.09.1919 – 24.05.1993)90. Geburtstag

- Blockflötenstudien - Der neue Weg. Blockflötentechnik

09. September Albrecht Gürsching(09.09.1934)

75. Geburtstag- Orchestrierung des Symphonischen Präludiums von Gustav Mahler

28. September Rudolf Barschai(28.09.1924)

85. Geburtstag- Bearbeitung der „Visions fugitives“ von Sergej Prokofjew für Streichorchester (Teile 1-6 und 8-16)- Kammersinfonien op. 49a, op. 73a, op. 83a, op. 110a, op. 118a von Dmitri Schostakowitsch- Kammersinfonie nach Ludwig van Beethovens Streichquartetten op. 59, 1 und op. 74- Kammersinfonie nach Peter Tschaikowskys Streichquartett op. 11

28. Januar Achim Reichel(28.01.1944)

65. Geburtstag- Sänger, Komponist, Texter, Produzent, Verleger,Gründer der Beat-Band „The Rattles“

14. Februar Ralf Arnie (14.02.1924 – 19.01.2003)

85. Geburtstag- „Tulpen aus Amsterdam“

12. März Hugo Hirsch(12.03.1884 – 16.08.1961)

125. Geburtstag- „Der Fürst von Pappenheim“. Filmoper- „Wer wird denn weinen, wenn man auseinandergeht“

21. April Sven Jenssen (21.04.1934)

75. Geburtstag- „Danz op de Deel“

28. April Willi Kollo (28.04.1904 – 04.02.1988)

105. Geburtstag- „Zwei in einer großen Stadt“- „Einmal wirst du wieder bei mir sein“- „Ich hab’ eine kleine Philosophie“

28. April Peter Reber (28.04.1949)

60. Geburtstag- Gründer des Trios „Peter, Sue & Marc“- „Io senza te“- „Cindy“- „Cinema“- „Swiss Lady“

09. Mai Manfred Oberdörffer (09.05.1944)

65. Geburtstag- „Mädchen mit roten Haaren“

05. Juni Ralph Benatzky(05.06.1884 – 16.10.1957)

125. Geburtstag - „Angelina“. Musikalische Komödie in 3 Akten

06. Juni Walter Girnatis(06.06.1894 – 04.06.1981)

115. Geburtstag - Konzert für Gitarre und Streichorchester (Bearb.: Siegfried Behrend)- „Irgendwo im Hafen“

• E-Musik • Bearbeiter •

• Herausgeber • Textdichter •

Schnittke

• U-Musik •

• Komponisten •

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SIKORSKI magazine|25

14. Juni Cy Coleman(14.06.1929 – 18.11.2004)

80. Geburtstag- „Sweet Charity“. Musical in 2 Akten von Neil Simon nach dem Film“Die Nächte der Cabrina“ von Fellini

22. Juni Willi Berking(22.06.1910 – 21.05.1979)

30. Todestag - bekannter Bandleader- „Vagabundenlied“- „Du hast so wunderschöne blaue Augen“

22. Juli Peter Igelhoff(22.07.1904 – 08.04.1978)

105. Geburtstag- „Der Onkel Doktor hat gesagt“- „Ein kleiner Akkord“- „Dieses Lied hat keinen Text“

05. August Heinz Sandauer(09.01.1911 – 05.08.1979)

30. Todestag- „So ein Regenwurm hat’s gut“(in der Interpretation von Heinz Rühmann berühmt geworden)

24. August Ludwig Schmidseder (24.08.1904 – 21.06.1971)

105. Geburtstag- „Tango Marina“- „Ich trink den Wein nicht gern allein”

02. Oktober Ralph Arthur Roberts (02.10.1884 – 12.03.1940)

125. Geburtstag- „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“

06. Oktober Hans Freese(06.10.1904 – 21.07.1986)

105. Geburtstag- Hanseatenmarsch

21. Dezember Gottfried Böttger (21.12.1944)65. Todestag

- bekannter Pianist und Boogie-Spezialist, Mitbegründer der„Hamburger Szene“- „Hamburg 75“

Geburts- und Gedenktage 2009

Igelhoff

••• U-Musik • Textdichter ••••••••••••

06. Januar Hans Fritz Beckmann(06.01.1909 – 05.04.1974)

100. Geburtstag- „Bel ami“- „Frauen sind keine Engel“- „Man müsste Klavier spielen können“- „Good bye Jonny“

03. Februar Erik Wallnau(23.02.1909 – 27.12.2003)

100. Geburtstag- „Das Meer singt eine Melodie“

11. April Fritz Rotter(03.03.1900 – 11.04.1984)

25. Todestag- Textdichter vieler Titel von Franz Grothe

10. August Ernst Bader (07.06.1914 – 10.08.1999)

10. Todestag- „Tulpen aus Amsterdam“- „Heimweh (Dort, wo die Blumen blüh’n)“- „Über’s Jahr, wenn die Kornblumen blühen“

28. September Fred Rauch(28.09.1909 – 01.06.1997)

100. Geburtstag- „Glaube mir“

30. Januar Franz Josef Breuer(30.01.1914 – 07.03.1996)

95. Geburtstag- Alle meine Lieder wandern nun zu dir“- „Euch grüßt die Heimat“- „Auf St. Pauli spielt der Jonny Mundharmonika“

16. April Jul Danczak (16.04.1919 – 22.01.1999)

90. Geburtstag- bekannter Arrangeur und Bearbeiter

17. April James Last(17.04.1929)

80. Geburtstag- Arrangeur und Orchesterleiter

20. Juli Otto Altvater(Pseudonym: Fred Torris)

(20.07.1929 – 02.09.1990)80. Geburtstag

- Gitarrenstunden. Das grundlegende Unterrichtsbuch für große und kleine Gitarristen (Ed. 1040)- Improvisation in Folk/Blues & Rock. Alle Techniken zum stilgerechten Improvisieren auf der Gitarre (Ed. 1430)

19. Dezember Heinz Ehme(19.12.1919)

90. Geburtstag- bekannter Akkordeonist und Bearbeiter

•U-Musik • Bearbeiter •

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26|SIKORSKI magazine

NEWS

Pressestimmen zu Sofia Gubaidulinas neuem ViolinkonzertDie Uraufführung des zweiten Violinkonzerts „In tempus praesens“ von Sofia Gubaidulina mit Anne-Sophie Mutter als Solistin und denBerliner Philharmonikern unter Simon Rattle am 30. August 2007 im Rahmen des Lucerne Festivals 2007 war ein sensationeller Erfolg. In der internationalen Presse war dazu zu lesen:

„Selten wohl hat eine Musik so wenig eines

Programms bedurft und so nachdrücklich

die Frage aufgeworfen, warum sich das

zeitgenössische Musikschaffen immer wieder

in Abhängigkeit von Begleittexten begibt.

Mutter, auf die Gubaidulina ‚ganz spontan’

verfallen war und deren ‚besondere

Intensität’ als Geigerin sie hervorhob, ist

tatsächlich eine ideale Interpretin für das

neue Stück, das im Soloinstrument mit einer

steigenden Sekunde anhebt, darauf eine

brennend emporsteigende Oktave folgen lässt

und sich diesem Intervall im Laufe der Zeit

immer wieder zuwendet:

oft in Aneinanderreihungen bis in höchste

Lagen hinein, als exponierter Gegen-Klang

zu Prime und Unisono, die beide für

Gubaidulina so typisch sind.”

(FAZ, 1.9.2007)

„Wie immer ist Gubaidulina enorm

dramatisch in ihren Aussagen, sucht die

klanglichen Gegensätze und manchmal

Extreme, kann aber auch witzig und

neckisch sein. Und Mutter mit glühendem

Ton und geigerischer Souplesse, Rattle und

die Berliner mit Wachheit und kluger

Gestaltung legten sich wirklich mit all ihrem

Können ins Zeug.“

(Reinma Wagner, SDA Berner Zeitung, 3.9.07)

„Klanglich ist die solistische Violine sehr

exponiert, verzichtet Gubaidulina im

Orchester doch gänzlich auf die Violinen,

es spielen Bratschen, Celli und Bässe in

großer Besetzung. Dazu kommt vierfaches

Holz und eine große Blechgruppe mit

zusätzlich drei Wagner-Tuben.

Die Solo-Violine wird im höchsten Register

unheimlich sensibel, vielschichtig und leicht

geführt, in himmlischen Gefilden eben.”

(Sibylle Ehrismann, Zürichseezeitung, 1.9.07)

80. Geburtstag von

Die Musik des armenischenKomponisten Awet Terterjan, dessen 80. Geburtstag wir am 29.Juli 2009 gedenken, erreicht einimmer größer werdendesPublikum. Die gefeierte Produktionseiner tragischen Oper „Das Beben“ am MünchnerGärtnerplatztheater wurde seitihrer Premiere am 15. März 2003bis 2007 alljährlich wieder aufgenommen. „Wenn die Erdebebt“, schrieb die Fachzeitschrift„Opernwelt“ zur Uraufführung desWerkes in München, „dann blendetgrelles Licht die Zuschauer in denRängen, schwillt die Musik bis zumfünffachen Forte an, bevor einplötzlicher Moment der Stille einsetzt und danach die Klage des Volks vor einem immer mehranschwellenden Regenguss vomTonband über dem Ostinato derPauken sich Bahn bricht. (...)

Arbeitszimmer in Terterjans Haus am Sewansee

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SIKORSKI magazine|27

Geburts- und GedenktageVORSCHAU 2010KOMPONISTEN15. Januar Aaron Jay Kernis

(15.01.1960)50. Geburtstag

- Streichquartett Nr. 1 „Musica Celestis“- “Jacob’s Ladder” für Kammerensemble- „New Era Dance“ für Orchester

22. Januar Tilo Medek (22.01.1940 – 03.02.2006)

70. Geburtstag- Drei Stücke für Orgel- „Die betrunkene Sonne“ für Sprecher und Orchester

09. März Samuel Barber(09.03.1910 – 23.01.1981)

100. Geburtstag- Konzert für Klavier und Orchester- Adagio for strings- Opern: „Anthony and Cleopatra“, „A Hand of Bridge“, “Medea’s Meditation and Dance of Vengeance”

12. März Ralph Arthur Roberts(02.10.1884 – 12.03.1940)

70. Todestag- „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“

21. März Jelena Firssowa (21.03.1950)

60. Geburtstag- Ouvertüre und Suite aus der Oper „Rodrigo“ (Bearb.: Frotscher)- 14 Instrumentalstücke aus der Oper „Il pastor fido“ (Bearb.: Frotscher)- Konzert für Streichquartett und Orchester(Bearb.: A. Schönberg)

29. Mai Isaac Albéniz(29.05.1860 – 18.05.1909)

150. Geburtstag- „Asturias“ für Bajan (Bearb.: Friedrich Lips)- „Iberia“ Suite für Orchester (Bearb.: Enrique Fernandez Arbos)- „Rapsodia Espanola“ für Klavier und Orchester (Bearb.: Georges Enescu)

07. Juli Gustav Mahler(07.07.1860 – 18.05.1911)

150. Geburtstag- Klavierquartett (Hrsg.: Peter Ruzicka)- Symphonie Nr. 4 für Sopran und Kammerensemble (Bearb.:Johannes Harneit, 1&2; Sebastian Gottschick, 3&4)- Symphonisches Präludium (Bearb.: Albrecht Gürsching)- Symphonie Nr. 10 (Bearb.: Deryk Cooke)

30. Juli Werner Cyprys (19.04.1922 – 30.07.2000)

10. Todestag- Ukrainische Sinfonie im alten Stil für Orchester(Sinfonie Nr. 21 von N. Owsjaniko-Kulikowski)

10.August Gija Kantscheli(10.08.1935)

75. Geburtstag- Zyklus „Leben ohne Weihnacht“- Sinfonien Nr. 1-7- „Styx“ für Viola (Violine), Chor und Orchester- “Vom Winde beweint”. Liturgie für Orchester und Solo-Viola

11. September Arvo Pärt(11.09.1935)

75. Geburtstag- „Collage über B-A-C-H“ für Streicher, Oboe, Cembalo und Klavier- Sinfonie Nr. 1

14. September Rolf Liebermann (14.09.1910 – 02.01.1999)

100. Geburtstag- Oper „Medea“

30. September Walter Kollo (28.01.1878 – 30.09.1940)

70. Todestag- „In Werder beim roten Johannesbeerwein“- „Zwei in einer großen Stadt“

AWET TERTERJAN

Awet Terterjan lässt die Musik oft minimalistisch in sich und über demKlangkontinuum der tonal zentrierten, in der Lage weit gespanntenStreicher kreisen, komponiert etwa ein zigfach wiederkehrendes chro-matisches Motiv für die Hörner, bis der Chor in Terz- undTritonusgängen schier explodiert ...“. Die Oper beruht auf der Novelle„Das Erdbeben in Chili“ von Heinrich von Kleist. Thema ist dieZerstörung der Stadt Santiago de Chile im Jahre 1647, vor derenHintergrund sich eine dramatische und tragisch endendeLiebesgeschichte entspinnt. Die Inszenierung des Werkes amGärtnerplatztheater stammte von Claus Guth, die musikalische Leitunghatte Ekkehard Klemm.

Awet Terterjan (als Alfred Rubenowitsch Terterjan getauft) wurde am29. Juli 1929 in Baku, Aserbaidschan, geboren. Sein Vater, RubenTerterjan, war in Baku ein renommierter Arzt. Awets Bruder Hermanwurde Operndirigent, und sein Sohn Ruben Musikwissenschaftler undVerfasser des Buches „Awet Terterjan“, das 1989 in Jerewan erschie-nen ist. Terterjans Frau, Irina Tigranowa-Terterjan, ist Professorin fürMusikwissenschaft in Jerewan. 1948 trat Awet Terterjan in dieMusikhochschule von Baku ein. Er setzte seine Studien an derRomanos-Melikjan-Musikhochschule fort, in die er sich 1951 ein-schrieb. Von 1952 an studierte er am staatlichen Komitas-Konservatorium in Jerewan Komposition bei Professor EduardMirsojan.

Awet Terterjan bekleidete eine Reihe von Ämtern im armenischenKulturleben und in der Verwaltung. Von 1960 bis 1963 hatte er denPosten des Exekutivsekretärs des Armenischen Komponistenverban-des inne, zu dessen Vizepräsident er von 1963 bis 1965 ernannt wurde.Von 1970 bis 1974 fungierte Awet Terterjan als Vorsitzender derAbteilung Musik im Kultusministerium von Armenien. Gleichzeitigarbeitete er als Herausgeber. Ab 1985 war er als Professor amKonservatorium in Jerewan tätig, und in den Jahren von 1993 bis 1994gab er Meisterklassen am Ural-Konservatorium in Jekaterinburg. Umungestört an seinen eigenen Kompositionen arbeiten zu können, zoger sich in regelmäßigen Abständen ins Gästehaus von Dilischan zurück,an dessen Stelle ab 1989 sein eigenes Haus am Sewan See trat. 1992ernannte man Awet Terterjan zum Präsidenten der Österreichisch-armenischen Freundschaftsgesellschaft. 1994 erhielt er ein Stipendiumdes Landes Brandenburg und arbeitete sechs Monate in Wiepersdorf.Für das Jahr 1995 sprach man ihm ein einjähriges Stipendium desDAAD in Berlin zu, doch Awet Terterjan starb am 11. Dezember 1994in Jekaterinburg, wo er an einem ihm gewidmeten Festival teilnehmenwollte. Er wurde am 19. Dezember im Pantheon in Jerewan einge-äschert.

Für seine Ballettproduktion am 23. Februar 2008 an der GöteborgerOper hat sich der brasilianische Choreograph Fernando Melo dieSinfonien Nr. 4 und Nr. 7 von Awet Terterjan ausgesucht. Diese werdenlive aus dem Orchestergraben heraus gespielt werden. Melos Ballettwird den Titel „The Box Man“ tragen und mit einer Choreographieüber Schostakowitschs Streichquartett op. 110 in der Streichorches-terbearbeitung von Rudolf Barschai gekoppelt werden. Der Dirigentist der Schwede Tommy Andersson. Nach der Premiere am 23. Februarfolgen insgesamt zwölf Aufführungen bis zum 13. April 2008.

Erwähnte Werke:- „Das Beben“. Oper in zwei Teilen nach einer Novellevon Heinrich von Kleist- Sinfonie Nr. 4- Sinfonie Nr. 7

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For Our English Readers

Montpellier:Depardieu read Lera AuerbachAt a concert with the pianist

Evgeny Kissin and the French

actor Gérard Depardieu on

19 July 2007 during the

Festival de Radio France in

Montpellier, Depardieu

(in French) and Kissin

(in English) recited poems of

the Russian-American composer

and author Lera Auerbach.

SOFIAGUBAIDULINA’SPASSION ANDRESURRECTIONACCORDING TO ST. JOHN INRIGAFollowing the recent

Estonian premiere of Sofia

Gubaidulina’s St. John

Passion, Andres Mustonen

will conduct her double

oratorio “Passion and

Resurrection of Jesus Christ

according to St. John”

at the Cathedral in Riga

on 19 August 2008.

KRZYSZTOF MEYER’S“Musique scintillante”in Kempten The new work “Musique scintillante” by

the Polish composer Krzysztof Meyer,

who now lives near Cologne, received its

premiere on 16 September 2007 in

Kempten by a chamber ensemble consi-

sting of fourteen musicians. Meyer himself

provided a brief introduction to his new

work: ”The harmonic language, based on

symmetrical chords, represents a basic

principle of my compositional technique

(alongside the interaction of sections fun-

ctionally related to the overall form of the

piece). The piece forms a unified whole,

but reveals a form consisting of several

sections as well. A brief ‘Introduction’ is

followed by a strict section consisting of a

complex texture of various motifs. The

texture becomes ever more dense, lea-

ding into an accumulation of complex

chords forming a climax. ‘Musique scintil-

lante’ represents without question the

continuation of my previous searching.

And as always: I have attempted to deve-

lop several of the technical methods used

in the last works further, whilst separating

myself from those which did not have

satisfactory results.”

“THE RUSSIANPIANO SCHOOL”ON CDA reviewer made the following comments

on the newly issued CD of the Russian

Piano School (Volume 1) in the specialist

journal “Tastenwelt” (4/07): “The prere-

quisite is that the child develops a con-

ception of the sound of the score. The

proper order of perception and produc-

tion of music should not be seeing-play-

ing-hearing, but rather seeing-hearing-

playing. And thus the course leads from

singing and playing simple melodies by

ear to playing melodies with different fin-

gers, first only up to triplets and dotted

rhythms. (…) To sum up: new paths for

pianists which draw them to classical

music.” (SIK 2353A)

PRESS COMMENTS ONSOFIA GUBAIDULINA’SVIOLIN CONCERTO “INTEMPUS PRAESENS” The premiere of the Second Violin Concerto

“In tempus praesens” by Sofia Gubaidulina

with Anne-Sophie Mutter as soloist and the

Berlin Philharmonic under Simon Rattle on

30 August 2007 during the course of the

Lucerne Festivals 2007 was a sensational suc-

cess. The following comments could be read

in the international press: “Rarely has a work

of music required so little of a programme

and so emphatically raised the question of

why contemporary music time and again

makes itself dependent on accom-panying

texts. Mutter, whom Gubaidulina ‘completely

spontaneously’ hit upon, and ‘whose special

intensity’ as a violinist she emphasised, is in

fact an ideal interpreter for the new piece,

which begins in the solo instrument with a

rising second followed by a burning rising

octave and repeated turns back to this inter-

val during the course of time: often in sequen-

ces up to the highest registers, as an exposed

sonic counterpart to the prime and unison,

both so typical of Gubaidulina.”

(FAZ, 1.9.2007)

NEWS!

SECOND RECORDING OFGIYA KANCHELI’S “STYX”ON THE ONYX LABELThe British label ONYX, distributed in

Germany by CODAEX, has just issued a re-

cording of Giya Kancheli’s “Styx” for viola,

choir and orchestra, which was made in April

2006 with the violist Maxim Rysanov, the

Latvian State Choir and zhe Liepaja

Symphony Orchestra under the direction of

Maris Sirmais in Riga (ONYX 4023).

Alongside “Styx”, this CD, introduced by the

renowned British CD journal GRAMMO-

PHONE as “editor’s choice” of the month of

November 2007, also contains the work

“The Myrrh-Bearer” by John Tavener. Thus

Kancheli’s piece “Styx”, after Yuri Bashmet’s

recording for Deutsche Grammophon, is

now twice available on the CD market.

ALFREDSCHNITTKE’S “Life with an Idiot”in HungaryOn 9 May 2008, Alfred

Schnittke’s opera “Life with

an Idiot" will be premiered

at the Czokonai Theatre in

Debrecen/Hungary.

The producer is Attila

Vidnyanszky, one of Hungary’s

leading producers; the Music

Director of the Theatre,

Balazs Kocsar, is in charge

of the musical direction.

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