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11. Hans Werner RichterLiteraturtageHans Werner ricHter, die Gruppe 47 und die 68er-BeWeGunG
Die 11. Hans Werner Richter Literaturtage 2018 werden ausgerichtet vom Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen/Arbeitsbe-reich Neuere deutsche Literatur und dem Eigenbetrieb Kaiserbäder der Insel Usedom in Verbindung mit der Mecklenburgischen Literatur ge sell-schaft (Neubrandenburg), dem Internationalen Christa-Wolf-Zentrum für deutsche und polnische Gegenwartsliteratur und -kultur und dem Institut für Germanistik der Universität Szczecin.
15.–17. November 2018 Bansin / Insel UsedomHans Werner Richter-Haus
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Donnerstag, 15.11.2018Bansin » Friedhof
13.00 KranznieDerlegung anlässlich des Geburtstags Hans Werner Richters (* 12.11.1908)
Bansin » Hans Werner Richter-Haus
14.00 – 14.15 eröffnung der 11. Hans Werner Richter-Li te ra turtage
Prof. Dr. CARSTEN GANSELUniversität Gießen
Dr. KARIN LEHMANN Eigenbetrieb Kaiserbäder
i. grundlagen und neue fragen –international
14.15 – 15.00 PRoF. DR. WERNER NELL Universität Halle
47 – 68. Versuch einer mentalitäten-geschichtlichen Zwischenbilanz
15.00 – 15.45 PRoF. DR. PAVEL DoNECUniversität Charkow/Ukraine
1968 – eine ‚Mutation‘ in der zivilisatorischen Entwicklung?
15.45 – 16.00 KAFFEEPAUSE
16.00 – 16.45 PRoF. DR. ANDRáS F. BáLoGHUniversität Budapest/Ungarn
Das fremde Jahr 1968. Zwei ungarische Texte zur Weltpolitik
16.45 – 17.30 DR. HAUKE RITZ Berlin
Die kulturelle Dimension des Kalten Krieges und 1968
18.00 ABENDESSEN
D er Tod von Benno ohnesorg wurde in der Bun-desrepublik zum Auslöser für eine Bewegung,
deren Aura bis heute nicht verblasst ist und deren Ergebnisse gerade angesichts des diesjährigen ‚Jubiläums‘ kontrovers diskutiert werden – die „1968er“. Aus einer antiautoritären Revolte wurde eine machtvolle Protestbewegung, die ein ganzes Land erfasste und größere Teile einer Generation politisierte. 50 Jahre danach sind Quellen und Motive der damaligen Protestbewegung vielfältig untersucht, wenn-gleich es gänzlich unterschiedliche Deutungen gibt. Geklärt scheint aber zumindest die Frage, was aus 1968 und den sogenannten „68ern“ geworden ist. Für viele ist der „Marsch durch die Institutionen“ erfolgreich gewesen und hat zu wichtigen Positionen in meinungsbildenden Einrichtungen geführt, nicht zuletzt in den Medien. J. Fleischauer hat dazu kürzlich bemerkt, die Pointe der Geschichte bestehe darin,
„dass die Provokationslust die Seiten gewechselt hat. Was die 68er an Widerspruchsgeist und Aktionsreichtum groß-gemacht hat, findet man heute rechts der Mitte, nicht mehr links.“ In Verbindung damit steht die Frage, ob und inwie-weit es zu einer Wiederkehr des Ideologischen und einer Renaissance der Ideologiekritik gekommen ist, die sich nicht zuletzt im Kunst- und Literatursystem niederschlägt. Dies insofern, als ausgewählte vermittelnde Institutionen (u.a. Kritik, Bildung, Verlage) aus der ‚Typologie axiologischer Werte’ (Heydebrand/Winko 1996) bevorzugt auf sogenannte ‚inhaltliche Werte‘ abheben und mit Kategorien von Moral und Ethik argumentieren, deren gegenwärtige Schattierungen aus den Diskursverschiebungen hervorgegangen sind, die in den 1960er und 1970er Jahren angestoßen worden waren. In diesem Kontext kommt dann etwa der Terminus der ‚poli-tical correctness‘ ins Spiel. Von daher kann es Sinn machen, gegenwärtige Wertungspraxen in Kunst und Literatur mit jenen zu vergleichen, die im akademischen und künstleri-schen Kontext der 68er-Bewegung Bedeutung erlangten. Vor diesem aktuellen Hintergrund stellt sich einmal mehr die Frage, welche Möglichkeiten Kunst und Literatur in der Gesellschaft der Gegenwart haben und worin ihre Aufgaben bestehen.
Schließlich kann einmal mehr ein Blick darauf geworfen werden, in welcher Weise Kunst und Literatur, die die Pro-testbewegung mit hervorgebracht haben, von „1968“ beein-flusst wurden und umgekehrt. Zweifellos sind maßgebliche Themen der deutschen Protestbewegung wie Aufarbeitung des Nationalsozialismus, Kritik an der oftmals als ‚restaurativ‘ verstandenen Adenauerzeit, Kritik am Kapitalismus und an der Kulturindustrie von der Literatur bereits in den 1950er und 1960er Jahren ins öffentliche Bewusstsein gebracht
19.30 HAUS DES GASTES, SEEBAD BANSINLesung mit MARION BRASCH(Eintritt: 16,00 / *13,00 € mit KK ermäßigt)
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worden. Mit Blick auf Literatur, Kultur, Musik sowie die jugendlichen Subkulturen der 68er-Zeit zeigte sich eine Zunahme an neuen Präsentationsformen des Protestes. Dabei spielten performative Darstellungsweisen wie Hap-pening oder Sit-in ebenso eine Rolle wie neue Schreibwei-sen oder die ‚Modernisierung‘ von überkommenen litera-rischen Konzepten (Brandes/Schäfer 2018). Neben den unterschiedlichen Praktiken der Aufstörung, Verstörung und Zerstörung (Gansel/Ächtler 2013) oder Inszenierungen des Dokumentarischen in Text, Film und Theater funktionierten vor allem satirische und provokative Schreibweisen, die in der Tradition der historischen Avantgarden standen, als Stilmittel des Protestes. Diesen Fragen geht speziell eine Bochumer Tagung nach.
Die in den 1960er Jahren einsetzenden Diskursverschiebun-gen in Hinsicht auf die jüngste Vergangenheit, insbeson-dere die verstärkte Auseinandersetzung mit der deutschen Schuld, mit Krieg und Holocaust lassen sich an der Gruppe 47 ablesen. Gerade die medial im Fokus der Zeit stehende Gruppe 47 wurde in ihren letzten Jahren zum Austragungsort weltanschaulich-ästhetischer Debatten. Ihre Hochphase fiel zusammen mit einem Generationenwechsel, der die Polarität zwischen Literatur und Politik, Ästhetik und Engagement, literarischem Markt und Meinung zunehmend verschärfte. Die in den späten 1960er Jahren geäußerten Positionen von Peter Handke auf der einen und Hans Magnus Enzensberger auf der anderen Seite lassen sich als Polaritäten beispielhaft einander gegenüberstellen. Der mittleren und der jungen Generation der Gruppe 47 standen außerdem die Grün-dungsgeneration um Hans Werner Richter gegenüber, die in den 1950er Jahren die aufklärerisch-kritische Funktion einer Literatur ohne ideologische Bindung vertraten. Das Ausein-an derbrechen der Gruppe im Jahre 1967 hing von daher nicht zuletzt mit der Frage nach dem Zusammenhang von Literatur, Weltanschauung und Engagement zusammen. Die genannte Verbindung spielt selbstverständlich auch mit Blick auf die Länder des Real-Sozialismus eine gewichtige Rolle. Wenngleich das „westliche 1968“ für die Autorinnen und Autoren – zumindest in der DDR – eher von eingeschränktem Interesse war. „1968“ ist hier verbunden mit dem „Prager Frühling“ und dem Versuch, einen Weg in Richtung auf einen
„demokratischen Sozialismus“ zu finden. Der Einmarsch der Truppen des Warschauer Vertrages begrub die Hoffnungen und führte nicht nur in der DDR zu einem Einschnitt in der Literatur, insbesondere bei der jüngeren Generation.
freitag, 16.11.2018Bansin » Hans Werner Richter-Haus
ii. 1968, der Westen und die gruppe 47
9.00 – 9.45 PRoF. DR. CARSTEN GANSELUniversität Gießen
„Die Grundfrage wird gründlich zugemüllt“ (Volker Braun) – 1968, Popkultur und die Literatur in ost und West
9.45 – 10.30 PRoF. DR. LoTHAR SCHNEIDERUniversität Gießen
Der lange Marsch nach innen. Die Gruppe 47, 1968 und die Neue Subjektivität
10.30 – 11.15 PD DR. PETER BRANDESUniversität Bochum
„Sie spielen Revolution“ – Hans Werner Richter und Günter Grass kommentieren die Flugblätter der Kommune I
11.15 – 12.00 DR. GUNDULA ENGELHARDNeubrandenburg
Uwe Johnsons „Jahrestage“ und 1968
12.00 – 13.30 MITTAGESSEN und „Dichters ort“: Auf den Spuren von Hans Werner Richter – Ein literarischer Spazier gang durch den ort seiner Kind heits- und Jugendjahre mit Martin Bartels & Dr. Karin Lehmann
iii. 1968 in West und Ost – Vergleiche
13.30 – 14.15 DR. MATTHIAS BRAUNBstU Berlin
ostberliner Wahrnehmungen und Einschätzungen der 68er Ereignisse in Westberlin
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freitag, 16.11.2018Bansin » Hans Werner Richter-Haus
14.15 – 15.00 TILo GRÄSERBerlin
Chancenloses Aufbegehren oder niedergewalzter Aufbruch? – 1968 im osten. Andere Perspektiven
15.00 – 15.15 KAFFEEPAUSE
15.15 – 16.00 DR. HADASSAH STICHNoTHEUniversität Bremen
Böses kommt aus Kinderbüchern? Politik und Poetik der Kinder- und Jugendliteratur im Kontext der 68er-Bewegung
16.00 – 16.45 PD DR. KATRIN MAx Universität Leipzig
Die Aufgabe der Erziehung. Niederschläge der 68er-Bewegung in der Kinder- und Jugendliteratur in der DDR
16.45 – 17.30 JoSé FERNáNDEZ PéREZUniversität Gießen
„Vor den Vätern sterben die Söhne“ (1977) – Thomas Brasch und 1968
17.30 – 18.15 DR. IBoN ZUBIAUR
18.30
Berlin und SpanienEin Land im Umbruch im Visier der Stasi – Die Spanien-Berichte von Fritz Rudolf Fries
ABENDESSEN
Sonnabend, 17.11.2018Bansin » Hans Werner Richter-Haus
iV. 1968 und die folgen oder„erinnern, Wiederholen,Durcharbeiten“(Sigmund freud)
9.00 – 9.45 DR. SABINE EGGERUniversity of Limerick/Irland
Engagement außerhalb des politischen Raums? Johannes Bobrowski und die Gruppe 47
9.45 – 10.30 CHRISTIAN MoGWITZFU Berlin
Die Gruppe 47 und das MfS: Johannes Bobrowski als „Rädels-führer“ in der DDR und seine poetologische Aufarbeitung deutscher Schuld
10.30 – 11.15 RICHARD SLIPP University of Calgary/Universität Gießen
Vom Prager Frühling zum Deutschen Herbst. Zu Christoph Heins Romanen „Der Tangospieler“ (1989) und „In seiner frühen Kindheit ein Garten“ (2005)
11.15 – 11.30 KAFFEEPAUSE
11.30 – 12.15 VáCLAVA BEyERoVáUniversität Brno/Tschechien
Libuše Moníkovás „Eine Schädigung“ (1990) – Trauma und 1968
13.00 ABSCHLUSSDISKUSSIoN19.30 AUSKLANG mit „KALTER ENTE“
Eigenbetrieb Kaiserbäder Insel Usedom
Waldstraße 117429 Seebad Bansin
www.kaiserbaeder-auf-usedom.de
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Hardcover | 400 Seiten | 48,-€ | ISBN 978-3-947965-01-4
Hardcover | 540 Seiten | 26,-€ | ISBN 978-3-9816011-2-1
Ich möchte so gern ein
Held seinDer Briefwechsel
Brigitte Reimann / Wolfgang Schreyer„Wenigstens hat sie, also die Kunst, zumal die Literatur,immer etwas Aufsässiges, sie muß hinter die Erscheinungensehen, an der Ober�äche kratzen und bloßlegen, was darunter ist, kurzum: Heilige Kühe schlachten.“Brigitte Reimann an Wolfgang Schreyer 1967
„Wirkung ist immer da, wo Talent, Wissen und Charaktervereint sind. Also, schreib Dein Buch zuende!“Wolfgang Schreyer an Brigitte Reimann 1969
Der intensive Briefwechsel zweier so unterschiedlicher wiesolidarischer Autoren, die vor dem Hintergrund krisenha�erProzesse in Ost und West mit großer Zivilcourage zu ihrenPositionen stehen. Sie verhandeln Fragen des literarischenScha�ens wie die Entwicklungen in Politik und Kultur und�nden doch immer auch Zeit für die allerpersönlichsten Dinge.
Herausgegeben von Carsten Gansel und Kristina Stella
Brigitte Reimann (1933 –1973), deren Roman „FranziskaLinkerhand“ unvollendet blieb, erfuhr nach dessen postumer Verö�entlichung in Ost wie West eine begeisterte Rezeption.Ihre Tagebücher bezeichnete Marcel Reich-Ranicki als „eigen-ständigen Roman und das vielleicht wichtigste Stück DDR-Literatur überhaupt“.
Wolfgang Schreyer (1927–2017) gehörte zu den erfolgreichstenAutoren der DDR. Die Gesamtau�age seiner Bücher beträgtüber 5 Millionen. Er war u.a. mit Stefan Heym befreundet,der nicht nur das erzähle rische Vermögen schätzte, sondernauch die Zivilcourage und den beharrlichen Einsatz für dieSchri� stellerkollegen.
Die Herausgeber:
Carsten Gansel, Professor für Neuere Deutsche Literatur und Mediendidaktik in Gießen, Mitglied des P.E.N.-ZentrumsDeutschland, ist Autor zahlreicher Bücher zur Literatur des18. bis 21. Jahrhunderts. Er besorgte u. a. die Herausgabe des Antikriegsromans von Heinrich Gerlach „Durchbruch beiStalingrad“ sowie die erstmals in der Originalfassung vorgelegteNeuedition von Hans Falladas „Kleiner Mann – was nun?“
Kristina Stella, Publizistin, geb. in Dresden, beschä�igt sichseit langem mit Leben und Werk von Brigitte Reimann undSiegfried Pitschmann. Hg. u. a. des Briefwechsels zwischenReimann und Pitschmann, der Briefe Reiner Kunzes an BrigitteReimann und der Reimann-Bibliographie.
„Carpe diem, intensiv leben, das muß ihr Wahlspruchsein. Welto�en wirkt sie, schnell begeistert, risikofreudig;lebha� und farbig will sie’s gern haben (…) Don’t fence me in! Man spürt, wie leicht sie dem Reiz des Neuen, der Freude am Wagnis erliegt. Ihr Hunger macht sie verletzlich, verführbar.“ So erinnert sich Wolfgang Schreyer fast 40 Jahre später anBrigitte Reimann. Als sie sich Mitte der 1950er Jahre kennen-lernen, ist der sechs Jahre Ältere bereits literarisch erfolgreich.Fast über 20 Jahre, bis zum frühen Tod Brigitte Reimanns,führen beide einen intensiven, o�enen und höchst persönlichenBriefwechsel. Diese Briefe sind daher nicht nur spannendesZeitzeugnis, sondern ein ebenso anrührendes wie kurzwei-liges Portrait zweier Künstlerpersönlichkeiten, die auch alsMenschen beeindrucken.
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EDITION GEGENWART
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Carsten GanselManuel Maldonado Alemán (Hg.)
Die Beiträge des Bandes zielen auf Aspekte realistischen Erzählensin der deutschsprachigen Literatur insbesondere nach 1945 und nach 1989. Dabei geht es zunächst um theoretische Probleme des Realismus in der Literatur der Gegenwart.
Nach einem Blick auf den realistischen Ansatz in Hans Fal-ladas erstmals in der Urfassung vorliegendem Roman der Neuen Sachlichkeit, „Kleiner Mann – was nun?“ stehen ausgewählte Au-toren und Texte der westdeutschen Literatur der Nachkriegszeitim Umfeld der Gruppe 47 im Zentrum (u. a. Alfred Andersch,Hans Werner Richter, Günter Eich, Milo Dor). Mit dem AutorSiegfried Pitschmann geht es um einen exemplarischen Fall derAuseinandersetzung um den sozialistischen Realismus in derDDR. Die nachfolgenden Beiträge setzen sich mit Spielartenrealistischen Erzählens in der Gegenwartsliteratur nach 1989 aus-einander und fragen nach dem zeitdiagnostischen Potential vonTexten ausgewählter Gegenwartsautorinnen und -autoren (MartinMosebach, Erich Hackl, Matthias Politycki, Daniel Kehlmann,Kathrin Schmidt, Artur Becker, Uwe Kolbe, Christoph Hein,Julia Schoch).
OKAPI
OKAPI
Realistisches Erzählen als Diagnose von
Gesellschaft
www.okapi-verlag.de | [email protected]
Neue WISSeNScHaftSreIHe im neu gegründeten OKaPI Verlag
Edition Gegenwart
carsten gansel / Manuel Maldonado alemán (Hrsg.)
Realistisches Erzählen als Diagnose von Gesellschaft
erste Publikation bei OKaPI:
carsten gansel / christina Stella (Hrsg.)
Brigitte reimann / Wolfgang Schreyer
Ich möchte so gern ein Held sein
Der Briefwechsel
OKAPI