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JAHRESBERICHT 2011

121069 Die Chance JB11 · 2013. 5. 28. · Ich habe viele Probleme gehabt; mit meiner Mutter, Geldprobleme … Aber alles ist vorbei und ich bin zufrieden, mit dem, was ich bis jetzt

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  • JAHRESBERICHT 2011

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    ‹Die Chance› darf wiederum auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken. Die im letzten Jahresbericht geschilderte Entwicklung hat sich weiter fortgesetzt. Die ausgebaute Betreuung der Jugendlichen durch die Berufsberatungsstellen und durch die Berufs-bildungsämter (Case Management) hat dazu geführt, dass ‹Die Chance› trotz Auswei-tung des Betreuungsgebietes nicht wesentlich mehr aber immer aufwändigere Fälle zu betreuen hat. Dies entspricht durchaus der Zielsetzung der Stiftung, will diese doch denjenigen Jugendlichen helfen, die sonst kaum Chancen auf einen Ausbildungsplatz hätten.

    Auch die Zahl der zu Betreuenden, die ihren Ausbildungsplatz verloren haben oder vom Verlust bedroht waren, hat zugenommen. In vielen Fällen ist der Ausbildungsbe-trieb nur bereit auf die Auflösung des Ausbildungsverhältnisses zu verzichten, wenn ‹Die Chance› die Betreuung übernimmt. Dies stellt der Arbeit der Beraterinnen und Berater von ‹Die Chance› ein sehr gutes Zeugnis aus, bedeutet aber auch eine Ver-pflichtung. Trotz der Zunahme an schwierigen Betreuungsfällen konnte die Ziel- setzung (80 % der Betreuten schliessen ihre Ausbildung erfolgreich ab und 90 % fin-den nach der Ausbildung eine Anstellung) wiederum deutlich übertroffen werden.

    Im Jahr 2010 war eine grössere Zuwendung an ‹Die Chance› an die Erwartung ge-knüpft, dass das Einzugsgebiet auf die Kantone Graubünden und Glarus ausgedehnt wird. Bereits im Jahr 2010 konnte ein Berater für den Kanton Graubünden eingestellt werden und mit der Anstellung eines weiteren Beraters konnte im Berichtsjahr 2011 die Gebietserweiterung abgeschlossen werden. Beide neuen Mitarbeiter sind in ihrem Arbeitsgebiet sehr gut vernetzt und erfüllen ihre Aufgaben mit Erfolg.

    In finanzieller Hinsicht darf festgestellt werden, dass dank hohem Spendeneingang nicht nur der erhöhte Betriebsaufwand gedeckt werden konnte, sondern auch noch eine Erhöhung des Kapitals möglich war. Dies ist deshalb notwendig, weil ‹Die Chance›mit der Aufnahme einer Jugendlichen oder eines Jugendlichen in die Betreuung und Beratung moralisch die Verpflichtung übernimmt, die Betreuung bis zum Abschluss der in der Regel 3-jährigen Ausbildung zu gewährleisten. Das Stiftungskapital sollte deshalb etwa dem Betriebsaufwand für drei Jahre entsprechen. Dies ist noch nicht der Fall.

    Der Stiftungsrat dankt allen, die zum Teil seit Jahren grosszügige Beiträge an ‹Die Chance› leisten und hofft gerne, auch weiter auf ihre Unterstützung zählen zu können. Er ist sich aber auch bewusst, dass der Erfolg der Stiftung ‹Die Chance› in wesentlichem Masse auf dem grossen Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beruht.

    Hans Ulrich Stöckling, Geschäftsführer

    Ed i to r ia l

  • Helmut GehrerLeiterBüro Staad071 850 00 [email protected]

    Jean-Pierre DällenbachGeschäftsführer 079 790 00 90jean-pierre.daellenbach@ die-chance.ch

    Peter HotzAusbildungsberaterBüro Arbon/St.Gallen079 406 69 [email protected]

    Peter HotzAusbildungsberaterBüro Arbon/St.Gallen079 406 69 [email protected]

    Stefan WiestnerAusbildungsberaterBüro Trin GR079 249 20 [email protected]

    Stefan WiestnerAusbildungsberaterBüro Trin GR079 249 20 [email protected]

    Gaby BraunAusbildungsberaterinBüro Wil078 807 79 [email protected]

    Gaby BraunAusbildungsberaterinBüro Wil078 807 79 [email protected]

    Kurt AnnenAusbildungsberaterBüro Glarus079 940 61 [email protected]

    Kurt AnnenAusbildungsberaterBüro Glarus079 940 61 [email protected]

    Vakant

    Stiftung ‹Die Chance› – Personen, Funktionen, Kontakt

    Raquel MangiagliSekretariat RheineckTeilzeit (bis 31.02.12)071 888 10 [email protected]

    Begoña Blöchlinger Sekretariat RheineckTeilzeit071 888 10 [email protected]

    Begoña Blöchlinger Sekretariat RheineckTeilzeit071 888 10 [email protected]

    Celina BlöchlingerSekretariat RheineckDatenbank (bis 13.01.12)071 888 10 [email protected]

    Heidi BaumbergerAusbildungsberaterinBüro St.Margtethen/SG079 246 99 [email protected]

    Ab 1. August 2012

    1. Januar 2011 bis 31. Juli 2012

    Jean-Pierre DällenbachAusbildungsberaterBüro Balgach079 790 00 90jean-pierre.daellenbach@ die-chance.ch

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  • Das ‹Die Chance› Team 2011: Motiviert, mit Engagement an der Arbeit.

    Das ‹Die Chance›-Team von links nach rechts: Stefan Wiestner, Ausbildungsberater, Büro Trin GR Maria-Begoña Blöchlinger, Sekretärin Kurt Annen, Ausbildungsberater Büro Glarnerland Gaby Braun, Ausbildungsberaterin, Büro Wil Raquel Mangiagli, Sekretärin Jean-Pierre Dällenbach, Ausbildungsberater, Büro Balgach Helmut Gehrer, Leiter ‹Die Chance›, Büro Staad Peter Hotz, Ausbildungsberater, Büro Arbon/St.Gallen

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  • Einblicke und Berichte aus dem Alltag von ‹Die Chance›

    Kanton Graubünden Grüezi, ich bin Sofia, 17 Jahre alt und ich komme aus Portu-gal. Im November 2009 bin ich in die Schweiz gekommen. Meine Mama lebt und arbeitet schon lange hier und ich

    hatte grosse Sehnsucht. Ich habe nur Englisch und Portugiesisch gesprochen.

    Der Anfang war so streng für mich. Ich habe die Sprache nicht verstanden und ich hatte alle meine Kollegen aus Portugal verloren. Ich war in der Schweiz. Und ich war allein.

    Im Dezember dann war ich das erste Mal bei Stefan Wiestner (heute mein Coach) in ‹Die Chance›. Er hat bei mir viel gesehen, was ich nicht gesehen habe. Er hat mir ein Praktikum und eine Schule für die deutsche Sprache gefunden. Nach zehn Monaten konnte ich noch nicht perfekt Deutsch sprechen, aber ich wusste schon viel mehr.

    Ich wollte immer mehr als nur ein Praktikum in einer Bäckerei ma-chen. Also halfen mir Herr Wiestner und meine Mama. Ich erhielt eine Chance im Waldhaus Flims Mountain Resort & Spa für einen Praktikumsplatz. Anschliessend war mein Ziel, einen Ausbildungs-platz in diesem Fünf Sterne Hotel zu erhalten. Über diesen Beginn habe ich mich sehr gefreut.

    In dieser Zeit galten meine Mama, Herr Sinzig (Berufsbildner) und Herr Wiestner alles für mich. Sie haben mir immer geholfen und haben alles für mich versucht. Heute bin ich in der Mitte von meiner Ausbildung mit guten Noten, und für alles bisher will ich mich bei diesen ‹Angels› bedanken.

    Ich habe viele Probleme gehabt; mit meiner Mutter, Geldprobleme … Aber alles ist vorbei und ich bin zufrieden, mit dem, was ich bis jetzt erreicht habe und dass ich für meinen Weg gekämpft habe.

    Nun möchte ich noch besser die Sprache lernen. Ich gehe wieder in privaten Unterricht. Den finanziere ich von meinem Ersparten. Ich möchte meine Ausbildung/EBA beenden, vielleicht ein drittes Lehrjahr anhängen, vielleicht erst mal arbeiten gehen und Geld verdienen… Ich weiss es noch nicht.

    Es war ein guter Rat, zu ‹Die Chance› zu gehen.

    Es tut mir gut. Danke.

    Ana SofiaHotellerieangestellte EBA, 1. Lehrjahr,Waldhaus Flims Mountain Resort & Spa

    Ana Sofia Moura Nunes:

    Ich habe für meinen Weg gekämpft

    Bernd Sinzing Human Resources ManagerWaldhaus Flims MountainResort & Spa

    Ana Sofia Moura Nunesin Ausbildung zur Hotellerieangestellten

    Stefan WiestnerAusbildungsberater‹Die Chance›,Büro Trin GR

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  • Durch Ana Sofia lernte ich als Personalchef des Waldhaus Flims Mountain Resort & Spa ‹Die Chance› kennen. Zeit nehmen und zuhören, Hilfe geben, Wege suchen, Realität erleben, Leben fühlen, Verantwortung erhalten, Kontrolle erfahren, eigene Erfolge spüren – das ist ‹Die Chance›. Für mich Inhalte einer modernen und zeitgemässen Lebenshilfe für unsere Jugendlichen, die in ihrem Leben stehen. So auch Ana Sofia: Ohne Sprachkennt-nisse, ohne Schweizer Schulabschluss, ohne Freunde in der fremden Schweiz als ‹Familiennachzug› nach langer Trennung von ihrer Mut-ter in deren fremd gewordenen Armen angekommen. Eine beson-dere Situation, von der ich sage, die möchte keiner so erleben. Aber auch eine besondere Situation für ‹Die Chance› eines Anfangs. Und es muss ein Neuanfang sein. Für mich war klar, hier muss ich helfen. Die Geschäftsleitung folgte sehr schnell meinem Vorschlag, Ana Sofia die Möglichkeit eines Langzeitpraktikums zu geben.

    Sie absolvierte dies zuerst im Housekeeping, insbesondere in der Verantwortung sauberer und wohnlicher Hotelzimmer für unsere anspruchsvollen Gäste. In der Abteilung leisten unsere meist jungen Zimmerfrauen eine anstrengende und sehr wichtige Arbeit, und dort wird hauptsächlich portugiesisch gesprochen. Wir konnten Ana Sofia Ersatz für verlorene Freunde anbieten und ein bisschen Heimat in ihr neues Leben streuen. Aber Ziel war es auch, Ana als damals 15-jährigem Mädchen zu zeigen, Arbeit heisst regelmässige Aufgaben in gleichbleibender standardisierten Qualität zu erledi-gen. Dass Pflichten wie auch Rechte zum Alltag gehören. Dass Dis-ziplin notwendig ist und dass man Hilfe erhält, wenn man danach fragt oder diese dringend braucht. Wir gaben Ana Sofia einen gros-sen Vertrauensvorschuss. Und wir setzten klare Verhaltensregeln, um ihr zu helfen, unserem Vertrauen gerecht werden zu können.

    Später folgten längere Einsätze in unserem 2’500 m2 grossen Spa-Bereich und dort wurde deutsch gesprochen. Ana Sofia erbrachte sehr gute Arbeitsergebnisse und wurde zum Sonnenschein im Team. Ana Sofia und wir als Unternehmen erlebten nicht nur ‹heile Welt. Da waren Ausgang und erste ‹Freunde›, da war das liebe Geld und das Problem, dass es am Ende des Geldes noch zu viele Tage bis Ende Monat gab. Die eigene Motivation sank… Und da waren im-mer wieder ihre Fragen: Was mache ich hier? Warum bin ich hier? Warum bin ich von Portugal weggegangen? Was will ich? War es gut zur Mama zu kommen? Wäre es besser bei den Grosseltern zu Hause? Will ich immer und ewig Zimmer sauber machen, Betten beziehen, leere Champagnerflaschen aus den Feriengästezimmern wegräumen? Da gab es auch mal Verschlafen, Lust auf Turnschuhe statt der schwarzen biederen Geschlossenen, welche nach Uniformre- glement für bestimmte Dienste einfach Vorschrift sind. Dort reagierten die heutige Gouvernante Frau Kathi Krieg und ich nicht mit Massregelungen und Strafen, sondern mit Gesprächen und erinnerten an den geschlossenen Vertrag mit Ana Sofia und den

    damit verbundenen Pflichten. Wir zeigten Leitplanken auf und ver-sinnbildlichten auch Konsequenzen für Vertragsbrüche. Und wir vertrauten und glaubten an Ana Sofia.

    Am Ende des Praktikums 2010 stand eine Entscheidung. Entweder wir beschäftigen Ana Sofia als ungelernte Zimmerfrau, was wohl bedeutet, dass Ana Sofia immer oder für eine lange Zeit als Zimmer-frau arbeiten wird. Denn mal im Ernst: wer erstmals Geld verdient, kehrt nicht so leicht wieder in den Status und den Verdienst einer Lernenden zurück. Oder wir bieten Ana Sofia die Möglichkeit einer 2-jährigen Ausbildung zur Hotelfachangestellten. Wir machten Ana Sofia beide Angebote und sie entschied sich nach vielen Gesprä-chen – nach gemeinsamen Ausräumen der Zweifel und der Suche nach Antworten auf die zahlreichen Fragen – für die Ausbildung.

    Während ich diesen Artikel schrieb, rief ich die Gouvernante unse-res Hauses an und stellte ihr eine Frage: Was fällt Ihnen spontan zu Ana Sofia ein? Sie antwortete: «Ich habe keine Probleme, sie arbei-tet mit Freude und Lust. Es gibt Tage, da braucht sie Anschub und Motivierung.» Also die ganz normalen Dinge in der Zusammenar-beit mit jungen Menschen, die dabei sind, sich in der Welt der Erwachsenen ‹zu Recht› und ihren Platz zu finden. Mittlerweile hat Ana Sofia den ersten Blockunterricht in deutscher Sprache im Schul-hotel hinter sich gebracht und wir alle hatten Riesenfreude über das Note. ‹Schuld› daran ist allein Ana Sofia und ihr Wille die Vertrauens-brücke zu uns nicht einstürzen zu lassen, sondern sie zu verstärken.

    Ana Sofia ist eine sehr gute Bereicherung für unser Mitarbeiter-team, sie hat ihren Platz gefunden und bringt ihre Arbeitskraft ins Unternehmen ein. Und jetzt profitieren auch wir als Unternehmen von unserem Engagement, unserer Geduld und dem Vertrauensvor-schuss. Es war kein finanzieller Einsatz, es war ein hilfreicher Einsatz für einen jungen Menschen und für ‹Die Chance›, der mich in mei-ner Überzeugung bestärkt hat: ‹Vertrauen und Zeit zahlen sich aus!›

    Bernd Sinzig, Human Resources Manager

    Bernd Sinzing:

    Vertrauen und Zeit zahlen sich aus…

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  • Meilensteine auf dem Weg zu einer erfolgreichen AusbildungAufgezeigt am Beispiel von Ana Sofia Moura Nunes

    Meilenstein: Die deutsche SpracheAls Ana Sofia Moura Nunes aus Portugal im Januar 2010 zum ersten Gespräch erschien, war mir sofort klar: keine Deutschkenntnisse und ein paar Brocken Englisch zur knappen Verständigung werden ihr keine Ausbildung bei uns in der Schweiz ermöglichen. Also orga-nisierten wir einen Deutschkurs an der Schule St.Catharina in Cazis. Daneben sollte Ana Sofia im Praktikumsbetrieb das Gelernte so viel wie möglich anwenden. Dies erwies sich im Café Casanova’s in Flims als sehr schwierig. Bei meinen wöchentlichen Besuchen im Café sprach sie mit mir immer Englisch und auch ihre Ausbildner, Jaqueline und Thomas Casanova brauchten viel Geduld, bis Ana Sofia endlich nach drei Monaten Arbeit ihre ersten deutschen Aus-drücke während der täglichen Arbeit über ihre Lippen stammelte.Doch siehe da – nach einem guten halben Jahr war der Bann gebro-chen. Mit viel Fleiss und Engagement versuchte die junge Frau aus Portugal auf die vielen in Hochdeutsch formulierten Fragen eine korrekte Antwort zu geben.

    Als Ausbildungsberater erkannte ich das erste Mal konkret, wie gut es für Ana Sofia im Alltag war, die deutsche Sprache konsequent anzuwenden. Sicher profitierte Ana Sofia von unserem Plan mit ihr nur noch Hochdeutsch zu sprechen und wenn sie es wieder versuchte mit der englischen Sprache, gaben ihr alle Beteiligten keine Antwort mehr.

    Unterdessen ist Ana Sofias Interesse an der deutschen Sprache soweit, dass sie wöchentlich eine Privatlektion ‹Deutsch› besucht, welche sie selbst von ihrem Erstlehrlingslohn finanziert.

    Meilenstein: Das ArbeitspraktikumDie Schweiz ist nicht Portugal – einfach gesagt, aber es zeigte sich bald, dass es für Ana Sofia schwierig war, sich mit unserer Schweizer Mentalität auseinander zu setzen. Wir mussten zusam-men mit dem Praktikumsbetrieb viele Vereinbarungen besprechen und umsetzen. Nicht immer erschien Ana Sofia pünktlich zu ihrer Arbeit, meldete sich bei Krankheit bei ihren Arbeitgebern nicht rechtzeitig ab und verglich das neue Leben in der Schweiz immer wieder mit den vergangenen 15 Jahren in Portugal. Einige Male musste ich Ana Sofia motivieren, damit sie dieses Praktikum nicht hinschmiss. In anderen Krisenmomenten führten wir gemeinsam mit den verantwortlichen Personen klärende Gespräche und Ana Sofia begann zu verstehen, dass dieses Arbeitspraktikum erst ein kleiner Schritt war, um vielleicht später eine Lehrstelle zu erhalten.

    Meilenstein: Die Konsequenzen und LeitplankenAls Ausbildungsberater von ‹Die Chance› lernte ich durch die Arbeit mit Ana Sofia andere Menschen kennen, welche mit Klarheit und Weitsicht agierten. Uns allen war klar, sämtliche Vereinbarungen zwischen den Ausbildnern und Ana Sofia machen Sinn, wenn es Kriterien gibt, welche überprüfbar sind und diese auch regelmässig

    kontrolliert werden. Oft stellten wir die Leitplanken für Ana Sofia enger und machten ihr klar, dass die Konsequenzen für das Nicht-einhalten der vereinbarten Regeln zu einem Vertragsabbruch führen wird. Mit der Unterstützung ihrer Mutter fanden wir immer einen Weg.

    Meilenstein: Die Chemie im Team muss stimmenAls Ausbildungsberater von ‹Die Chance› bin ich häufig gefordert die passenden Teamplayer zusammenzubringen. Dies gelingt mir natürlich nicht immer. Während der Arbeit mit Ana Sofia ist mir dies gut gelungen. Den Geschäftsführern Jaqueline und Thomas Casanova sowie dem Human Resources Manager Bernd Sinzig gebühren ein grosses Dankeschön für ihre Geduld und ihr grosses Einfühlungsvermögen während der letzten Monate. Ana Sofia hat sich so wunderbar einleben können bei uns in der Schweiz.

    Sie bedankt sich bei uns allen mit einem guten ersten Semester-zeugnis als Hotellerieangestellte, auf welches sie echt stolz sein darf.

    Meilenstein: Das Ziel Hotelfachfrau – oder von einer EBA Ausbildung zum EFZ Abschluss. Natürlich ist es heute noch zu früh bei Ana Sofia von einer zweiten, fachhöheren Ausbildung zu sprechen. In Ruhe soll sie zuerst ihre Erstausbildung mit gutem Abschluss beenden. Sie schnuppert aber zurzeit in einem erstklassigen Betrieb in Flims Waldhaus Zukunfts-luft und ist bereit mit mir zusammen ihre Weiterbildung zu planen.In erster Linie will und muss sie ihre Deutschkompetenzen erwei-tern. Es wird sich zeigen, wie viel sie bereit ist, im wöchentlichen und selbstfinanzierten Unterricht zu lernen. Wenn ihr dies gelingt werden wir weitere Schritte planen. Ich freue mich auf die nächsten Treffen mit Ana Sofia wo diese Themen im Zentrum stehen werden.

    Stefan Wiestner, Ausbildungsberater ‹Die Chance›,Büro Trin, Graubünden

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  • Fern ab von der Schweiz, in Kamerun, erblickt am 5. Januar 1993 Viviane das Licht der Welt. Mit ihrer Mutter lebt Viviane nun die ersten zwei Jahre in Kamerun zusammen. Nach diesen zwei Jahren entschliesst sich die Mutter alleine in die Schweiz aus-zureisen, zu Bekannten und Freunden. Viviane bleibt wohlbehütet bei Grossmutter, Tanten, Onkeln und weiteren Verwandten in Ka-merun zurück.

    In der Schweiz lernt Vivianes Mutter René Zbinden kennen. Die beiden heiraten anfangs 1996. Im Dezember 1996 kommt Viviane, fast 4-jährig, zu ihren Eltern nach Dietlikon in die Schweiz. Leider ergeben sich in den folgenden zwei Jahren Probleme, Konflikte zwischen der Mutter und Viviane. Es muss eine neue Lösung für Viviane gesucht werden. Viviane lebt ab 1998 in einer Grossfamilie im Kanton Thurgau, am Bodensee. In der Privatschule SBW (Horn, Romanshorn) erhält Viviane ihre schulische Ausbildung. Durch die vielen Wechsel verläuft diese leider nicht sehr ideal.

    Anfangs 2006 wird Viviane bei Pflegeeltern aufgenommen. Sie wohnen ebenfalls am Bodensee im Kanton Thurgau. Der Aufenthalt ist von kurzer Dauer. Viviane muss wiederum umziehen und erhält in der unmittelbaren Nähe der früheren Aufenthaltsorte bei einer Pflegemutter Anschluss. In der Zwischenzeit, im Jahre 2004, adop-tiert Herr Zbinden Viviane.

    Wünsche und ZukunftspläneViviane ist dankbar und weiss die Unterstützung zu schätzen. Sie möchte beruflich weiterkommen und realisiert, dass dafür grosse Anstrengungen notwendig sind.

    ‹Die Chance› wünscht Viviane, dass ihre persönlichen und berufli-chen Wünsche und Pläne in Erfüllung gehen. Wir werden Viviane auch weiterhin tatkräftig dabei unterstützen.

    Einblicke und Berichte aus dem Alltag von ‹Die Chance›

    Kanton Thurgau

    Viviane:

    «Ein langer Weg mit vielen Wechseln liegt hinter mir.»

    Evelyne Wipfli-MeliLehrmeisterin

    Vivianein Ausbildung zur Hofmitarbeiterin (Haushalt)

    Peter HotzAusbildungsberater ‹Die Chance›,Büro Arbon

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  • Bereits in früheren Jahren und mit anderen Kandidaten/-innen durften wir von der Stiftung ‹Die Chance› mit dem ‹Riterhof› und Evelyne Wipfli-Meli zusammenarbeiten. Eine zum Teil anspruchsvolle Arbeit, jedoch immer sehr zum Wohle der Jugendli-chen. Im Juni 2010 meldet sich die Praktikantin Viviane bei ‹Die Chance› an. In dieser Zeit absolvierte sie ein dreitägiges Prakti-kum kombiniert mit zwei Schultagen pro Woche bei der SBW Romanshorn. Die wichtige Frage aber war, wie weiter? Welchen Beruf konnte Viviane lernen. Der Traumberuf für Viviane war Klein-kinderzieherin. Schnell war klar, dass Viviane in der Schule weiter und intensiv gefördert werden musste.

    In Zusammenarbeit mit dem Riterhof konnte Viviane kurzfristig in das hauswirtschaftliche Brückenangebot des Kantons Thurgau angemeldet werden. In Verbindung mit einem neuen Praktikum speziell im Haushalt konnte das Zwischenjahr 2010/2011 geplant und durchgeführt werden.

    Der ‹Riterhof Min bestä Fründ› wird von Evelyne Wipfli-Meli geführt. Auf ihrem Hot bietet sie an:• ReitenfürGrossundKlein• Heilpädagogisches(therapeutisches)Reitenfürgesunde und behinderte Kinder• Kinderreitlager• Erlebnishofspielgruppe(KinderlernendenUmgangmitvielen verschiedenen Tieren – Pferde, Katzen, Hunde, verschiedene Hühner, Tauben, Meerschweinchen) Damit das Leben und Arbeiten auf dem Hof mit der vierköpfigen Familie funktioniert, braucht es viele Hände, die zupacken und mit- helfen. Damit sind auch alle Voraussetzungen erfüllt, dass Evelyne Wipfli-Meli Praktikums- und Lehrstellen anbieten kann. Dies in den Bereichen Pferdewart-/in EBA, Hauswirtschaftsfachfrau EFZ, Hof-mitarbeiter/-in (Anlehre).

    Ende 2010 wurde Viviane der Pflegeplatz gekündigt. Viviane ent-schloss sich als Übergang zu ihrem Adoptivvater und ihrer leiblichen Mutter zu ziehen. Zusammen mit dem nun sehr aktiven und liebe-vollen Vater wurde auch die SVA-Anmeldung im Kanton Zürich ge-macht. Durch eine sehr speditive Abwicklung konnte ab Anfang 2011 diese wertvolle Unterstützung in die Ausbildung und das per-sönliche Leben für Viviane eingeplant werden. Mit dem erneuten Umzug nach Dietlikon zu den Eltern konnte der Kontakt zu ihrer Mutter verbessert werden.

    Im Juni 2011 fanden für Viviane zwei wichtige Ereignisse statt. Sie erhält den Lehrvertrag für die Anlehr-Ausbildung als Hofmitar-beiterin (Haushalt) ab August 2011 vom Riterhof. Im Weiteren fan-den wir zusammen einen Wohnplatz im betreuten Wohnen mit der Institution Förderraum in St.Gallen. Bereits sind acht Monate in ihrer Ausbildung absolviert und die Fortschritte in der schulischen und praktischen sowie in der persönlichen Entwicklung sind sichtbar.

    Dank dem grossen Engagement, der Unterstützung und Fürsorge von Evelyne Wipfli-Meli und dem Riterhofteam, der liebevollen Betreuung ihres Vaters und der Unterstützung von ‹Die Chance› kann Viviane zuversichtlich in ihre persönliche und berufliche Zukunft schauen.

    Peter Hotz, Ausbildungsberater ‹Die Chance›,Büro Arbon

    Evelyne Wipfli-Meli:

    «Engagement und Betreuung eröffnen neue Wege.»

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  • Ich bin im 2. Lehrjahr als Heizungsinstallateur EFZ. Wegen ein paar Missverständnissen wurde ich leider gezwungen dieses Lehrver-hältnis aufzulösen. Von der Berufsschule bekam ich eine Frist von 3 Monaten um einen neuen Lehrbetrieb zu finden. Durch das Lehr-lingsamt kam ich dann auf ‹Die Chance› die mir eine grosse Hilfe bei meiner Lehrstellensuche war.

    Nach dem Anmeldegespräch fand der erste Termin in Rheineck statt. Dort wurde uns alles erklärt, wir bekamen Informationen. Am Schluss bekam ich noch einige Dokumente und Meldekarten (Kärtchen, die man jeden zweiten Monat in’s Sekretariat zur Kont-rolle und der Zufriedenheit mit dem neuen Betrieb abschickt; falls es irgendwelche Probleme oder Missverständnisse gibt, kann man das auf den Bogen als Bemerkung dazuschreiben).

    Nach dem Termin bekam ich einen Betreuer zugeteilt, mit dem ich auch ein Gespräch während des Termins hatte. Herr Kurt Annen ist mein Betreuer und war mir eine sehr grosse Hilfe bei meiner Lehr-stellensuche. Durch Mitteilungen von beiden Seiten bleiben wir in Kontakt, informieren uns gegenseitig, sobald es etwas Neues gibt. Dies geschieht durch E-Mail, Post oder Telefon. Mit Hilfe von Herrn Annen habe ich einen Betrieb gefunden, wo ich schnuppern durfte. Nach einer 4-wöchigen Schnupperlehre wurde mir gesagt, dass ich in diesem Betrieb meine Ausbildung fortsetzen könne. Das hat mir Weihnachten noch aussergewöhnlicher gemacht und es war das schönste Geschenk, das ich bekommen durfte. Ich kann meine Lehre in einem Betrieb fortsetzen, bei dem ich nicht wegen allem was ich in die Hände nehme, kritisiert werde, sondern bei dem ich etwas lernen kann und am Schluss sicher bin und ruhig an die Lehrabschlussprüfung gehen kann.

    Herr Annen begleitet mich von jetzt an während der ganzen Lehr-zeit – und falls es etwas gibt von einer Seite, entweder von mir oder vom Betrieb – wird das dem Betreuer gemeldet und wir machen ein Gespräch ab. ‹Die Chance› empfehle ich jedem, der in einer ähnlichen Situation ist oder gerade vor der Kündigung steht. Ich bin sehr zufrieden und hatte das Glück nochmals eine Chance zu bekommen meine Ausbildung weiter zu führen und diese dann auch abzuschliessen.

    Nemanja Stevanovic

    Einblicke und Berichte aus dem Alltag von ‹Die Chance›

    Kanton Glarus

    Nemanja Stevanovic:

    «Die Chance› empfehle ich heute jedem.»

    Patrick GeissmannFachstelle Berufsbildungdes Kantons Glarus

    Nemanja Stevanovic2. Lehrjahr

    Kurt Annen Ausbildungsberater ‹Die Chance›im Kanton Glarus

    Reto Zogg-WalserSoziale Dienste,Glarus Mitte

    Die öffentlichen oder auch zum Teil privaten Anbieter sind meist aus fehlenden finanziellen oder zeitlicher Ressourcen nicht in der Lage, die notwendige und zum Teil auch erforderliche engmaschige Begleitung der Jugendlichen zu bieten. Die Stiftung ‹Die Chance›, mit Herrn Annen als Ausbildungsberater mit Schwergewicht der Tätigkeit für den Kanton Glarus, konnte uns Wege und Möglich-keiten aufzeigen, die die Stiftung seit vielen Jahren erfolgreich geht: Jugendlichen ‹Die Chance› bieten, im Glarnerland oder in

    angrenzenden Kantonen nach einer geeigneten Schnupperlehre, einem Praktikum oder sogar einer Lehrstelle zu suchen und gegebenenfalls als Zielvorgabe miteinander daraufhin zu arbeiten. Diese Arbeit kann nur durch gute Beziehung zwischen der Stiftung, den Jugendlichen und vor allem den Arbeit Gebenden zum Tragen kommen.

    Reto Zogg-Walser, Soziale Dienste, Glarus Mitte

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  • Am 1. März 2011 durfte ich meine neue Tätigkeit als Ausbil-dungsberater bei ‹Die Chance› aufnehmen. ‹Die Chance› ist seit zwölf Jahren mit grossem Erfolg in der Ostschweiz (SG, TG, AI, AR) und im FL tätig. 2010 wurde das Tätigkeitsgebiet auf den Kanton Graubünden und ein Jahr später auf den Kanton Glarus erweitert.

    Ich war überzeugt, dass meine bisherige Tätigkeit als Praxisbegleiter im Schulischen Zusatzangebot (SZA) des Kantons Glarus durch die vielen persönlichen Kontakte zur regionalen Industrie, zu Gewerbe-betrieben und Institutionen eine sehr gute Grundlage für diese neue Aufgabe darstellen könnte. Genau diese Kontakte sind das Startkapital, das ich zu meiner Neuanstellung bei ‹Die Chance› ein-bringen konnte. Die Lebensphase der Jugendlichen erfordert die Berücksichtigung von Konsum- und Beziehungsthemen sowie oft-mals eigenverantwortliches Finanzieren und Wohnen. Zudem wird nun auch echte, berufliche Selbstverantwortung gefordert.

    Die wesentlichsten Unterschiede zeigten sich mir in meinem ersten Anstellungsjahr bei ‹Die Chance› in folgenden Punkten:

    • IchbeschäftigemichnunmitJugendlichen,diewirklichum Hilfe und Unterstützung bitten. Dabei erkenne ich als einen Ausdruck des Erwachsenwerdens die Fähigkeit, Wertschätzung zeigen zu können und ich erlebe dadurch (erstmals) Jugendliche, die sich unmittelbar bei mir bedanken.

    • Die‹Aussensicht›meinerneuenPositionalsBeraterund Vermittler erleichtert die Lösungsfindung enorm, indem ich – mindestens für die schulischen Anteile der Problematik – nicht mehr mitverantwortliche Partei bin.

    • GanzbesondersschätzeichamneuenRahmenden breiteren Spielraum, mit dem kreative und unkonventionelle Lösungsansätze gesucht und – ohne Einschränkungen durch schulorganisatorische Gegebenheiten – immer sehr situations- bezogen und zeitgerecht umgesetzt werden können. Durch die Unmittelbarkeit von Massnahmen und Veränderungs- möglichkeiten erfahre ich eine grössere Effektivität.

    • Dieoftmalsvorliegenden‹schwierigenAusgangslagen› (keine Stelle gefunden, den falschen Beruf gewählt, Lehrabbruch) führen zu einer ernsthafteren Auseinandersetzung und Zusammenarbeit, welche im Erleben von ‹echten Lebens- erfahrungen› begründet ist. Gerade die ‹erfahrene Not› lässt bei den betroffenen Jugendlichen oftmals die Bereitschaft und Offenheit für vorgesehene Lösungen wachsen.

    • UnseregrundsätzlicheArbeitsweise‹imPing-Pong-Prinzip› d.h. im konsequenten Hin-und-Her von Unterstützungsangebot unsererseits und selbstverantwortlichem Durchführungsschritt des Jugendlichen, erfahre ich als sehr förderlich im Findungs- und Entwicklungsprozess.

    • Esistunbestritten,dassichalsAusbildungsberaterderStiftung ‹Die Chance› von meinen beruflichen Erfahrungen und vor allem von meiner Vernetzung aus der langjährigen Zusammenarbeit mit Betrieben und Ausbildungsverantwortlichen profitiere – dennoch nehme ich mich an verschiedenen Stellen, vor allem bei Institutionen und Behörden, in einer ‹neuen Position› wahr.

    Als grossen ‹Glücksfall› für meine Aufbauarbeit im Glarnerland be-trachte ich die fast zeitgleiche Neubesetzung der ‹Fachstelle Berufs-bildung› des Kantons mit Herrn Patrick Geissmann. Dadurch standen sich zwei ‹Beginner› gegenüber, welche verschiedene Gemeinsam-keiten in den jeweiligen Tätigkeitsgebieten und dadurch Synergien in der Zusammenarbeit erkennen. Diese offene und fruchtbare Zu-sammenarbeit ‹ab der ersten Stunde› sowohl mit der Fachstelle als auch den dazugehörigen Berufsberatern schätze ich sehr.

    Ich bin zuversichtlich, dass ich durch den Einzug mit ‹Die Chance› ins Glarnerland meinen Beitrag für Jugendliche zu leisten vermag, die – aus welchen Gründen auch immer – auf dem Weg in die be-rufliche Integration einen zusätzlichen Unterstützungs- und Förder-bedarf haben. Ich danke allen beteiligten Betrieben, Institutionen und Behörden für das wohlwollende Gehör, das meine Anliegen und damit ‹Die Chance› im Kanton Glarus erfahren darf.

    Kurt Annen, Ausbildungsberater ‹Die Chance›,Büro Haslen GL

    Das erste Jahr im Kanton Glarus:

    Ein Bericht von Kurt Annen, Ausbildungsberater im Kanton Glarus

    Wichtigstes Ziel unserer Hauptabteilung ist es, Jugendliche zu einem nachobligatorischen Abschluss zu führen. Praktisch 100 % der Jugendlichen sollen zumindest einen Abschluss auf Stufe Sek 2 erreichen – nämlich eine Berufslehre, FMS oder Kantonsschule absolvieren. Für viele Jugendlichen, welche typischerweise von ‹Die Chance› begleitet werden, besteht im Moment von Seite des Kan-tons kein eigentliches Coaching-Angebot. Ich habe die Leitung der Hauptabteilung Höheres Schulwesen und Berufsbildung im Kanton

    Glarus Ende 2010 übernommen. Kurt Annen war daher für mich von Anfang an ein unverzichtbarer Partner. Wir sind wirklich dankbar, dass wir seine Telefonnummer an Jugendliche mit Schwierigkeiten weiterge-ben dürfen. Ich möchte diese Option nicht missen. Ich bin zuversicht-lich, dass Kurt noch viele Jugendliche zu einem Lehr abschluss begleiten wird und damit eine lebenslange Sozialhilfekarriere vermeiden hilft.

    Patrick Geissmann, Leiter Berufsbildung des Kantons Glarus

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  • Ihre obligatorische Schulzeit beendete A., 21-jährig, als Kleinklas-senschülerin mit dem Werkjahr im Sommer 2008. Obwohl die Schulnoten eher schwach waren, attestierte ihr der Lehrer guten Einsatz, jedoch auch eine übergesunde Portion an Selbstsicherheit mit fl iessendem Übergang zur kolossalen Selbstüberschätzung, ge-paart mit dem Hang zu überheblichem und dominantem Verhalten. Die junge Albanerin hatte es folglich – trotz grossen Bemühungen ihrerseits und unterstützt von der Lehrstellenbörse – sehr schwer eine Lehrstelle als Coiffeuse, Detailhandelsassistentin oder Kosmeti-kerin zu fi nden.

    Auf Anraten der Berufs- und Laufbahnberatung meldete sich A. in die Vorlehre an und fand in relativ kurzer Zeit eine Praktikumslehrstelle in einem Modeschmuck- und Kleidergeschäft. Sie erhoffte sich im Anschluss an das Praktikum in diesem Geschäft auch die Lehre im Sommer 2009 dort beginnen zu können. Leider kam es nach wenigen Wochen bereits zum Abbruch des Praktikums. Die Version von A. war, dass diese Firma keine Lernenden ausbilden dürfe!

    Im Anschluss arbeitete sie bis 2010 in Teilzeit bei einer Fastfood-Kette im Schichtbetrieb bis der Franchising Nehmer wechselte und der neue Arbeitgeber sie aufgrund einer Nichtempfehlung des Vor-gängers nicht mehr beschäftigen wollte. Gründe dafür waren unge-bührliches Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Arbeitskollegen, Unzuverlässigkeit, Überheblichkeit und dominantes Auftreten. A. fühlte sich schlecht behandelt, ging sofort zum neuen Chef und deckte diesen mit den übelsten Schimpfwörtern ein, was ihren Abgang dann noch beschleunigte!

    Im November 2010, kurz vor der unfreiwilligen Beendigung dieses Arbeitsverhältnisses, meldete sie sich bei ‹Die Chance› an. Da sie die geforderten Unterlagen bis im Januar 2011 partout nicht beibringen wollte, bekam sie auf Ende Monat einen 1. Termin zum Kontakt-gespräch in Rheineck, welchen sie ohne sich abzumelden einfach nicht wahrnahm. In der Folge erhielt sie einen 2. Termin, welchen sie mit einer windigen Ausrede ebenfalls sausen lies. Beim 3. Anlauf, allerdings vier Monate später im Mai, erschien sie endlich zum Gespräch. Da sie offensichtlich zu viel wichtige Zeit unnütz verstrei-chen liess, nach fast drei Jahren immer noch keine Aussicht auf eine Lehrstelle hatte, war sie nun ‹geschmeidig› genug, um sich endlich helfen zu lassen.

    Ich hatte ein intensives und offenes, 90-minütiges Gespräch mit A., machte eine Aufarbeitung der vergangenen Jahre seit Beendi-gung ihrer Schulzeit, analysierte mit ihr warum sie bis anhin überall gescheitert war und realisierte eine komplette Standortbestimmung und Auslegeordnung über das weitere Vorgehen. Ziel war es nun die gemachten Fehler nicht ein zweites Mal zu machen. Wir fokus-sierten uns auf zwei Bereiche: das Finden einer Lehrstelle und die Veränderung ihrer miserablen Verhaltensmustern. Der Wille von A. auf diese Ziele hinzuarbeiten, brachten einen Veränderungsprozess

    Einblicke und Berichte aus dem Alltag von ‹Die Chance›

    Kanton St.Gallen Region Rheintal

    Eine lange Odyssee auf dem Weg zur

    Traumlehrstelle als Coiffeuse.

    Jean-Pierre Dällenbach, Ausbildungsberater ‹Die Chance›, Büro Balgach

    A. 21-jährig

    LehrendeAnonym

    BerufsbildnerinAnonym

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  • machten unabhängig voneinander dieselben alten Verhaltensmus-ter aus. Bei der Klassenlehrerin war es besonders schlimm, da A. sich nichts sagen lassen wollte, durch dominantes, überhebliches und freches Verhalten sehr negativ auffiel. A. redete dauernd drein, störte den Unterricht und wurde untragbar. Eine Krisenintervention in der Klasse durch eine Fachperson, brachte nur kurzzeitige ‹Hei-lung›.

    Ich entschied mich, mit der jungen Dame Klartext zu reden und begann meine Arbeit mit einem Anstands- und Verhaltenstraining. Ich spiegelte ihr Verhalten an diversen Situationen und Begebenhei-ten und machte ihr klar, was man von ihr punkto Anstand und Sozial- verhalten erwarte und was ein ‹no go› ist. Ich machte ihr klar, dass sie mit 21 Jahren auch eine Vorbildfunktion in der Klasse hätte und dass ihre Klassenkameraden nur zu ihr aufschauen und sie respek-tieren würden, wenn sie sich tadellos verhalte.

    Zudem ‹empfahl› ich ihr noch einen zusätzlichen Halbtag in die Vor-lehre zu gehen, um ihre schulischen Defizite zu verkleinern. Dies hatte ich vorgängig mit ihrer Praktikumschefin und der Schulleitung abgesprochen, welche alle Feuer und Flamme waren. Es wurde ihr rasch klar, dass es mit einem Schulrauswurf und dem gleichzeitigen Abbruch des Praktikums mit 21 Jahren schwierig würde, doch noch zu einer Lehrstelle in ihrem Traumberuf Coiffeuse zu kommen.

    Offensichtlich brauchte A. dieses Schlüsselerlebnis, um sich neu zu besinnen. Kurze Zeit darauf durfte sie bei einer Coiffeur-Kette, wel-che ich ihr empfohlen hatte, schnuppern gehen. Fazit, man war mit ihrem Einsatz und dem Verhalten sehr zufrieden, Ausnahme: ‹wirkt dominant›, schrieb die Chefin in den Schnupperbericht. Einen Monat später kam von A. via Handy die frohe Botschaft, dass sie soeben in eben diesem Geschäft die Zusage für die Lehrstelle als Coiffeuse EFZ erhalten hätte und die Lehrvertragsunterzeichnung bevor stehe, ein Meilenstein ist geschafft!

    Nun gilt es bis zu den Sommerferien 2012 dran zu bleiben, die schulischen Löcher noch restlos zu stopfen, sowie im praktischen Bereich Fortschritte zu erzielen, damit ein nahtloser Übergang in die Lehre möglich wird. So dürfte einem reibungslosen Start in den Traumberuf Coiffeuse, auch mit 21 Jahren, nichts mehr im Wege stehen. Sicher werde ich von Lehrbeginn an regelmässig und sehr nahe dran bleiben müssen, um sofort reagieren zu können, wenn die alten Verhaltensmuster wieder aufkommen sollten.

    Jean-Pierre Dällenbach, Ausbildungsberater ‹Die Chance›, Büro Balgach

    in Gang. So planten wir die Marschroute mit verschiedenen Mass-nahmen, Zwischenzielen und Kontrollen.

    Dass sie als ehemalige schwache Kleinklassenschülerin nun bereits drei Jahre nicht mehr in die Schule gegangen war, zeigte sich in ausgeprägtem Masse. Bei unserem internen Kandidatentest resul-tierte eine eklatante Schwäche in Mathematik (25 % Wissen) und in Deutsch (knapp 45 % Wissen). Es wurde mir persönlich rasch klar, dass sie so in drei Monaten nicht mit einer Lehre beginnen konnte – sie sah das leider nicht so wie ich. Einmal mehr schien sich ihre Eigenwahrnehmung nicht mit der Fremdwahrnehmung zu decken.Trotz immensem Aufwand meinerseits, (das Dossier umfasst bereits 250 Seiten), gutem Kooperieren ihrerseits, aber auch fast 30 Absa-gen, fanden wir bis Juli 2011 keine Lehrstelle. Wir entschieden uns für unseren Plan B: Sofortige nochmalige Anmeldung in die Vorleh-re, was ausgiebig begründet werden musste, da grundsätzlich nur ein Jahr erlaubt ist. Entscheidend ist, dass eine Praktikumsstelle vor-handen war und im ersten Jahr gute schulische Rückmeldungen vorhanden waren. Durch mein Beziehungsnetz konnte sie bereits zwei Wochen später das Praktikum in einem Coiffeur-Studio begin-nen, die junge Chefin führt das Geschäft alleine, eine tolle Sache für eine 1:1 Ausbildung – der Traum begann sich zu konkretisieren.

    Während der Probezeit schien alles problemlos zu laufen, A. war pünktlich, freundlich, fleissig, wissbegierig. Sie bekam sogar einen eigenen Schlüssel für das Geschäft – wir waren regelmässig in Kon-takt, alles lief rund. Vom Tag an, als die Probezeit vorbei war, war sie wie ein umgekehrter Handschuh: unpünktlich, unausgeschlafen, immer müde, aufmüpfig, frech aggressiv, unfreundlich zu Chefin und Kundschaft, redete der Chefin dauernd dazwischen und gab, gefragt oder ungefragt jeweils im Beisein von Kundinnen ihre ‹fach-männische› Meinung zum Besten. Es häufte sich, dass Telefonate ins Geschäft kamen und A. albanisch statt deutsch redete. In der Folge beklagten sich Kundinnen oder kamen einfach nicht mehr ins Ge-schäft. Ein ernsthaftes Gespräch zwischen Chefin und A. zeigte nur kurze Wirkung. Hinzu kamen negative Rückmeldungen aus der Schule – leider war A. wieder in ihre alten Verhaltensmuster zurück-gefallen – die Chefin redete von Abbruch des Praktikums – die Schule beschwerte sich mit einer Verwarnung schriftlich bei A. und im Betrieb und drohte damit A. von der Schule zu werfen. Das Gan-ze gipfelte darin, dass ein Gegenstand fehlte und sich A. einmal nach Feierabend alleine ins Geschäft zurück begab, um Spezialgerä-te für den privaten Gebrauch benutzte. Von der Chefin zur Rede gestellt wurde sie verlegen, stritt alles ab, ging aggressiv auf die Chefin los, obwohl die Beweislast erdrückend war. A. musste den Geschäftsschlüssel sofort abgeben. Das Vertrauensverhältnis war von nun an gestört – guter Rat war teuer.

    Ich entschied mich, A. sofort in der Vorlehre zu besuchen, suchte vorgängig das Gespräch mit der Klassenlehrerin und dem schul- internen Lehrstellencoach, um detailliert informiert zu sein. Alle

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  • Jessica absolvierte nach der Realschule im 2008 das Haushalts-lehrjahr und bewarb sich danach als Fachangestellte Gesund-heit (FaGe). Auch der Beruf der Malerin sagte ihr sehr zu, konnte sie dort ihre kreative gestalterische Seite zeigen. Im Spital erhielt sie im 09 eine Stelle als Praktikantin, leider ohne Aussicht auf eine Lehrstelle. Sie schrieb unzählige Bewerbungen erhielt aber nur Absagen.

    Im Februar 2011 kam sie zum Kontaktgespräch bei der Stiftung ‹Die Chance›. Schnell war mir klar, dass ich mit Jessica neue Wege beschreiten musste. Ihre Schulnoten waren keine Voraussetzung für den Beruf der FaGe. Mittlerweile ohne Stelle verbrachte sie ihre Zeit oft am Bahnhof, wo sie wohl auf Gleichbetroffene aber nicht auf Gleichgesinnte stiess. Trotzdem fand sie dort ein Gefühl der Zugehörigkeit. Die vielen Absagen hatten sie mutlos gemacht. Ihre Grösse und ihr beachtliches Übergewicht zusammen mit ihrem Schlabberlook liessen sie plump und träge erscheinen. Die farbigen Plugs, die vielen Piercings und die Dächlikappe wirkten nicht unbedingt vertrauenerweckend, nicht abstossend, aber sie wurde dadurch nicht ernst genommen. Nur wenn ich mit ihr sprach, spür-te ich, welch ein verletzlicher feiner Mensch hinter dieser Fassade steckte. Jessica machte sich viele Gedanken über das Leben und wünschte sich nichts sehnlicher, als auch im Berufsleben Fuss zu fassen. Ihre feine Stimme und gute Ausdrucksweise waren ein kras-ser Gegensatz zu ihrem burschikosen Äusseren. Bald zeigte sich, dass sie gerne anpackt, gerne mit Farben hantiert und sich auch vorstellen konnte in einer Werkstatt zu arbeiten. Meine Bedingung war, sofort das Umfeld zu wechseln und sich nicht mehr auf dem Bahnhof aufzuhalten. Von Beginn an kooperierte sie. Zuverlässig erledigte sie all meine Aufträge fristgerecht. So konnte sie sich im April bei der LARAG AG in Wil für eine Schnupperlehre als Carros-sierin/Lackiererei bewerben.

    In dieser Woche hinterliess Jessica einen so guten Eindruck, dass sie von Mai bis August einen Praktikumsplatz erhielt mit der Aussicht auf die Lehrstelle. Mit privatem Nachhilfeunterricht brachte sie sich auch schulisch auf einen guten Stand. Von Beginn an kniete sie sich in die Arbeit, interessierte sich für die Vorgänge und Abläufe, wur-de von Mitarbeitern, Lehrmeister und Ausbildner geschätzt. So trat sie im August 2011 ihre 4-jährige Lehre an. Gross war die Freude und Erleichterung bei Jessica und ihren Eltern. Die lange Zeit der Arbeitslosigkeit zerrte bei allen an den Nerven und hinterliess ein schlechtes Familienklima. Jessica hält sich bestens in ihrer Lehre. Auch in der Gewerbeschule mag sie den Stoff bewältigen und hält sich auf einem guten Notenschnitt. Regelmässig treffen wir uns zu einem Gespräch, halten die Veränderungen und Entwicklungen fest und Jessica setzt sich jedes Mal einen Punkt den sie weiterent-wickeln möchte, den wir wieder überprüfen können.

    Einblicke und Berichte aus dem Alltag von ‹Die Chance›

    Kanton St.Gallen Region Wil

    Jessica Krnjajic, Lernende Carrossierin Lackiererei EFZ

    Jessica Krnjajicin Ausbildung zurCarrossierin Lackiererei EFZ

    Franz Fritschi Lehrmeister,LARAG AG, Wil

    Gaby BraunAusbildungsberaterin‹Die Chance›,Büro Wil SG

    Pius Widmer Berufsbildner,LARAG AG, Wil

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  • Sicht des Ausbildners Herr Pius Widmer

    Herr Widmer war von Beginn an beeindruckt von Jessicas Einsatz und Interesse. Auch dass sie sich schulisch in der Frei-zeit noch engagierte, fand er sehr bemerkenswert. Seither schätzt er ihr Engagement, ihre Hilfsbereitschaft und Aufmerksam-keit. Es ist auch als Ausbildner motivierend, wenn er Interesse spürt und seine verständlichen Anweisungen gut umgesetzt werden. So macht es Freude jemanden zu fordern und zu fördern. Auch wenn nicht immer alles auf Anhieb klappt, verliert er nicht die Geduld, da er merkt, dass Jessica aufmerksam bei der Sache ist. Er schätzt, dass sie gut zuhört und nachfragt, wenn sie sich ihrer Sache nicht sicher ist. Spannend zu sehen ist, dass sich der Reifeprozess von Jessica auch im Ordner wiederspiegelt. Dieser wird nun sorgfältig geführt, ihre Arbeitsblätter sind sauber und übersichtlich dargestellt. Dass sich Jessica auch dank seiner Hilfe und seinem Engagement so ent-wickelt hat, darf auch ihn freuen und stolz machen.

    NachwortDass Jessica in ihrer grossen Not offene Ohren fand und ernst ge-nommen wurde, liess sie wieder aktiv werden. Da sie gute Lebens-grundlagen erhalten hat, Anstand und Freundlichkeit für sie keine Fremdwörter sind, kann sie respektvoll mit Menschen umgehen und reagieren. Mit ihrem Engagement und ihrer Hilfsbereitschaft wird sie als Mitarbeiterin geschätzt und geachtet. Das schafft Ver-trauen in sich und die Mitmenschen und erhöhte ihre Selbstsicher-heit und Selbstachtung enorm! Vor ihr liegt noch ein weiter Weg. Wir schauen mit Zuversicht auf das Ziel Lehrabschluss!

    Gaby Braun, Ausbildungsberaterin ‹Die Chance›,Büro Wil SG

    Dann im Oktober ein Schock. Mich erreicht ein Mail ihres Lehrmeis-ters, in dem er mir mitteilt, dass Jessica in einen Vorfall verwickelt wurde und ihr Verhalten danach nicht tolerierbar sei. Er wäre der Meinung, das Lehrverhältnis müsste aufgelöst werden.Auch Jessica meldet sich telefonisch bei mir. Eine hässliche Szene am Bahnhof hatte einen Polizeieinsatz und eine verletzte Schulter zur Folge. Das wohl etwas ungeschickte Verhalten danach, wirkte auf den Lehrmeister merkwürdig und nicht tolerierbar. Da ich wuss-te, dass Jessica weder gewalttätig noch als Lügnerin bezeichnet werden konnte, sammelte ich sofort alle Fakten und bat um ein Gespräch am runden Tisch.

    Die Wogen konnten geglättet werden und da Jessica bis dahin gute Leistungen vorweisen konnte, wurde ihre Probezeit verlängert mit der Auflage, keine derartigen Vorfälle mehr melden zu müssen. Seither ist Jessicas Lehrzeit eine Erfolgsgeschichte. Das Vertrauen, das ihr entgegengebracht wird, gibt ihr Sicherheit und Zufriedenheit.

    Langsam kommt auch äusserlich ihr wahres Gesicht zum Vorschein. Verschwunden sie die vielen Piercings im Gesicht. 10 Kilo weniger und Kleider, die sitzen, bringen ihr feines Wesen zum Vorschein. Da ist kein Schutzpanzer mehr hinter dem sie sich verstecken muss. Sie kann stolz sein auf ihren Einsatz, den sie bis jetzt geleistet hat, ist reifer geworden. Sie sieht jetzt eine Zukunft vor sich.

    Sicht des Lehrmeisters Herr Franz Fritschi

    Als ich im April 2011 mit meiner Anfrage nach einer Möglich-keit Platz als Lackiererin anfragte, gab er mit Vorbehalt sein Einverständnis. Herr Fritschi weiss, dass unsere Kandidaten/Innen nicht immer die besten Schüler sind und oft mit schwierigen Vorgeschichten belastet sind. Da aber sowieso eine Stelle auf den Sommer frei war, bekam Jessica die Chance. Da sie diese nutzte und zeigte was in ihr steckt, war er dann auch sofort bereit ihr das Prak-tikum anzubieten und machte sie auf die Lehrstelle aufmerksam. Die guten Rückmeldungen aus der Werkstatt erleichterten ihm dann die Entscheidung Jessica in die Lehre zu nehmen. Er schätzt ihre Zuverlässigkeit und ihr Engagement für die Lehre. Muss er Kritik anbringen, tut er dies auf eine respektvolle Art und Weise, was von ihr immer gut aufgenommen wird. Mit seiner Geradlinigkeit schafft er Klarheit, was Vertrauen und Sicherheit gibt. Dass wir den hässlichen Vorfall miteinander bewältigen konnten, hat seine Entscheidung wesentlich beeinflusst. Die Mitarbeit und Hinter-grundarbeit durch eine Ausbildungsbetreuung empfindet er als sehr hilfreich und unterstützend. Die Tatsache, dass Schwierigkeiten offen angesprochen werden, Kandidaten vorher sorgfältig getestet und ausgewählt werden und auch die Sicht des Lehrmeisters einbezogen wird, gibt ihm Mut Kandidaten von uns, eine Chance zu geben.

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  • ArbeitsweiseDie Chance ist immer noch eine der wenigen Institutionen, die schwache und/oder gefährdete Jugendliche nicht nur vermitteln, sondern – wie v.a. von Ausbildungsverantwortlichen in KMU ge-wünscht und geschätzt – auch während der Ausbildung betreuen. Die in den vergangenen Jahren entwickelte Arbeitsweise hat sich bewährt und wird im Grundsatz weitergeführt. Die Verstärkung der Betreuung durch Lehrkräfte der Oberstufe und durch die Berufs-beratungsstellen im Rahmen des ‹Case Management› hat aber eine gewisse Verlagerung von der Betreuung bei der Suche nach einer Lehrstelle zur Betreuung während der Ausbildung zur Folge.

    TeamMit der Anstellung von Kurt Annen – der den Kanton Glarus und angrenzende Teile des Kantons St.Gallen betreut und seine Arbeit im März 2011 aufgenommen hat – ist der Ausbau des Beratungsteams abgeschlossen. Als Gründer der Werkschulen Glarnerland und Praxis- begleiter im schulischen Zusatzangebot, bringt Kurt Annen beste Voraussetzungen für die erfolgreiche Tätigkeit bei ‹Die Chance› mit.

    Gaby Braun und Kurt Wiesner haben im Berichtsjahr Weiterbildungs- veranstaltungen besucht, um sich mit neuen Arbeitsweisen in der Beratung vertraut zu machen. Der Leiter, Helmut Gehrer nahm an verschiedenen Tagungen für Schulleiter teil.

    Um das Beratungsteam von administrativen Arbeiten zu entlasten, wurde ein neues EDV System mit ausgebauter Datenbank in Betrieb genommen. Die Umstellung erforderte einen erheblichen Aufwand, der nur mit einer, befristet angestellten, zusätzlichen Mitarbeiterin geleistet werden konnte. Die in das System gesetzten Erwartungen wurden aber bisher zur Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfüllt.

    Lehrabbrecher oder solche, die es fastgeworden wärenEin Thema, das das Team während dem Berichtsjahr besonders beschäftigte war die immer noch zunehmende Zahl von Jugend- lichen, die ihre Ausbildung abbrachen oder kurz davor waren. Schwache Schulleistungen, fehlbares Verhalten im Betrieb, soziale und familiäre Probleme sind meistens die Gründe bei den Jugend-lichen, die zu Schwierigkeiten führen. In einigen Fällen stellen Jugendliche selbst fest, dass sie die Anforderungen nicht erfüllen können. Ausnahmsweise hat auch schon eine Schwangerschaft zur Auflösung des Ausbildungsverhältnisses geführt. Daneben kommt es aber immer wieder vor, dass Firmen aufgelöst werden oder in Konkurs gehen. Firmen sind oft bereit, trotz Vorliegen von Gründen zur Auflösung des Ausbildungsverhältnisses, auf diese zu verzichten, wenn ‹Die Chance› die Betreuung übernimmt. Dank

    Vertrauen, Zeit schenken und Eigenverantwortung fordern zahlen sich aus.

    Stiftungsarbeit

    Stiftungsleiter Helmut Gehrer führt mit jedem Jugendlichen ein Aufnahmegespräch, bevor dieser ins Chance-Programm aufgenommen wird. (Bild: Urs Bucher)

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  • guter Erfahrungen mit Jugendlichen, die von ‹Die Chance› betreut wurden, sind immer wieder Firmen bereit, Jugendlichen die an einem andern Ort gescheitert sind, eine neue Ausbildungsmög-lichkeit zu geben. Sie erwarten jedoch, dass die Beraterinnen und Berater von ‹Die Chance› bei Schwierigkeiten in der Schule oder am Arbeitsplatz die notwendige Unterstützung leisten.

    Der Erfolg der Betreuung durch ‹Die Chance› hat dazu geführt, dass Berufsbildungsämter und Berufsberatungsstellen Jugendlich immer öfter an ‹Die Chance› verweisen. Auch Berufsfachschulen und Sozial- ämter wenden sich häufig an die Beraterinnen und Berater von ‹Die Chance›, wenn sie mit Jugendlichen ‹nicht mehr weiter kom-men›. Dieses Vertrauen der öffentlichen Institutionen bedeutet eine Anerkennung der Arbeit, aber auch eine Verpflichtung.

    ÖffentlichkeitsarbeitAuch im Berichtsjahr konnten der Leiter und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ‹Die Chance› bei verschiedenen Institutionen über ihre Arbeit berichten:

    – Jungunternehmer Region St.Gallen, Thurgau– Baumeisterverband, Tagung in Ziegelbrücke– Plattenleger TG, SG und GR, Tagung in Landquart– Werkhofpraktiker Thurgau – Gewerbeverband Glarus– Sozialamt der Stadt St.Gallen– Schulleitung Berufsfachschule Chur– IV und Sozialdienst Chur– Lehrkräfte der Oberstufe Glarus– Tagung Islam und Jugend – Berufsbildnertagung Forstämter St.Gallen und Appenzell AR– Migrationsamt Chur– Berufsausstellung Flums– Gewerbeverband Appenzell AR– Tagung Lehre statt Leere in Buchs– Thurgauer Lehrmeistertag in Weinfelden– Workshop Jugendarbeitslosigkeit in Zürich

    Persönlich besucht wurden die Berufsbildungsämter in den Kan- tonen im Einzugsgebiet sowie fast alle Berufsfachschulen. Alle Kontakte hatten den Zweck einerseits die Arbeit von ‹Die Chance› noch weiter bekannt zu machen und andererseits Kontakte zu knüpfen über die Jugendliche mit Schwierigkeiten Ausbildungs-plätze finden können. Dem gleichen Ziel dienten Kontakte mit dem Rotary Club St.Gallen Freudenberg und mit der Arbeitsgruppe ‹Chance Rheintal› des dortigen Arbeitgeberverbandes. Sie sind aber mit einem grossen Aufwand für die Mitarbeiterinnen und Mitarbei-ter verbunden. Im Berichtsjahr wurden Hospitanten aus dem Kan-ton Thurgau und aus dem Kreis der Oberstufenlehrkräfte betreut.

    FinanzenWie bereits dargelegt, konnte ‹Die Chance› wiederum auf die Un-terstützung von Stiftungen und Privaten zählen. Es gingen Spenden im Betrag von 1’549’400 Franken ein. Bei einem Gesamtaufwand von 1’246’500 Franken konnte das Stiftungskapital um 303’900 Franken geäufnet werden. Es beträgt neu 2’308’600 Franken. Dies entspricht allerdings noch nicht einem dreifachen Jahresaufwand, wie er zur Sicherstellung der (moralisch) eingegangenen Verpflich-tungen wünschbar wäre. Der Stiftungsrat wird sich im Jahr 2012 mit der Frage der Sicherstellung der weiteren Arbeit befassen.

    Obwohl der Vermögensverwaltungsauftrag bei der Bank auf Zurück- haltung beim Eingehen von Risiken bei der Anlage der aus dem ursprünglichen Stiftungskapital verbleibenden Mitteln lautete, mus-ste ein buchhalterischer Kurverlust von 83’000 oder 8 % zur Kennt-nis genommen werden. Der Stiftungsrat hat deshalb beschlossen, künftig eine sehr konservative und praktisch risikolose Anlagepolitik einzuschlagen. Erfreulicherweise ist aber im ersten Quartal 2012 bereits wieder eine Verbesserung von 63’000 festzustellen.

    Die Chance durfte im Berichtsjahr, wie bereits dargelegt, erneut auf grosse Unterstützung zählen. Der Stiftungsrat ist folgenden Persön-lichkeiten und Institutionen für Ihre Beiträge dankbar:

    – AVINA Stiftung, Hurden– Crédit Suisse AG, Zürich– Dr. Fred Styger Stiftung, Herisau– Dr. Gustav Tobler, St.Gallen– Dr. Markus Rauh, Mörschwil– Ernst Göhner Stiftung, Zug– Fredy & Regula Lienhard-Stiftung, Niederteufen– Hans Huber, Appenzell– Hans und Wilma Stutz Stiftung, Herisau– MBF Foundation, Triesen FL– Rotary Club St.Gallen– Sulzer Mixpac AG, Haag– Steinegg Stiftung, Herisau– Teamco Foundation Schweiz, Niederurnen

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  • Im Jahr 2000 war der Start von ‹Die Chance›. Wir wussten aus Erfahrung an der Berufsschule Rorschach, dass zuerst mal das Finden einer Lehrstelle wichtig ist. Ein Team mit 210 Stellen- prozent war zuständig für die Kantone AI/AR/SG/TG. Doch schon nach kurzer Zeit musste ich feststellen, dass die Konstanz, das Durchhaltevermögen während der Lehre für viele Jugendliche immer schwieriger wurde. Familiäre und soziale Probleme kamen dazu. Noch absolvierte die Mehrheit unserer Betreuten eine Anlehre. Denn wir wollten vor allem schulleistungsschwachen Oberstufen-abgängern helfen. So erarbeiteten wir eine Zusammenstellung von 80 Anlehrberufen mit den entsprechenden Formularen, die den Jugendlichen die Verschiedenheit aufzeigten und für Lehrmeister und Amt 1:1 zu gebrauchen waren. (Diese Berufsflyer werden heu-te noch in der ganzen Schweiz in Oberstufenklassen und auch in Berufsberatungsstellen geschätzt). Diese Anlehrberufe wurden nach wirtschaftsnahen Gesichtspunkten formuliert und garantieren den zukünftigen Berufsleuten eine Existenz für das spätere Leben.

    Da die Anlehre vor allem im Mittelland/Westschweiz und in den Ballungszentren wegen des Schwerpunktes auf die praktische Tät-igkeit und des tieferen Schulniveaus negative Zeilen machte, forderten Parlamentarier und einzelne Wirtschaftsverbände eine Reform der Berufsbildung auf allen Stufen durch ein neues Bundes-gesetz. Damit löste die Bezeichnung ‹Grundbildung› die bisherigen verschiedenen Qualitätsniveaus der Lehre ab. Die 2- (EBA, Attest), 3- und 4-jährige (EFZ) Grundbildung schaffte eine Vereinheitlichung und bessere Übersicht über die Berufe in der ganzen Schweiz.

    Damit wurde aber für eine kleinere Gruppe von jungen Schulent-lassenen erneut eine höhere Anforderungsstufe geschaffen. Die Suche nach entsprechenden neuen Stellen wurde intensiver und schwieriger, geschweige denn die Begleitung während der Ausbil-dungszeit! Durch die gute Arbeit unserer Ausbildungsberater wurde ‹Die Chance› bekannter und sehr geschätzt von der Wirtschaft (zweckmässige Betreuung, Dienstleistung, bei auftretenden Pro-blemen sofort zur Stelle), den kantonalen Ämtern (Berufsbildung, Berufsberatung), den Berufsfachschulen und den sozialen Diensten.

    Die Anfragen wurden immer häufiger, die schwierigen ‹Fälle› zeit-intensiver und die Wegdistanzen immer grösser. Die Erweiterung auf die Gebiete der beiden Kantone Graubünden und Glarus in den Jahren 2010 und 2011 verlangte schlagartig die Aufstockung der Zahl der Mitarbeiter, so dass der Stiftungsrat die Wahl weiterer Ausbildungsberater, die an der Front tätig sein sollten, bewilligte. So arbeiten wir mit einem Team zu 630 Stellenprozenten, die pro Jahr ca. 300 Jugendliche in sechs Kantonen und dem Fürstentum Liechtenstein betreuen.

    Helmut Gehrer, Leiter von ‹Die Chance› 2000–2012,hat die Umsetzung der Stiftungsziele wesentlich geprägt.

    Zeit nehmen und zuhören, Hilfe geben, Wege suchen, Realität erleben, Verantwortungübernehmen, Kontrolle erfahren,eigene Erfolge spüren –das ist ‹Die Chance›.

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  • 1. Zu Beginn im Jahr 2000 suchten wir entsprechende Schul- klassen auf, von denen wir wussten, dass sie bei der Suche nach Anlehrstellen grosse Probleme hatten.

    2. Die Bekanntheit von ‹Die Chance› ging von unsern Mitarbeitern als Personen aus. Dort wo wir bekannt und vernetzt waren, war auch zuerst unser Hauptarbeitsgebiet (wir waren zuerst die Fach-kräfte von der BS Rorschach, dort hatten wir auch unser erstes Büro, aber kein Sekretariat).

    3. Wir lösten uns vom Begriff ‹die Rorschacher› und ‹die St.Galler› (in den andern Kantonen), indem wir mit der Dezentralisation der ‹Filial-Büros› entsprechend dem Arbeitsgebiet und der Vernetzung der Ausbildungsberater neue Ziele setzten. 4. Die konsequente Weiterbildung des Teams (Coaching, Persön-lichkeitsentwicklung, NLP etc.) ermöglichte die immer häufiger werdende Betreuung rundherum (um den Beruf herum): nebst Beruf und Betrieb zusätzlich Gespräche mit Berufsfachschule und Forderungen gegenüber den Jugendlichen (Hausaufgaben), bei familiären Problemen die Jugendlichen schützen, soziale und finan-zielle Probleme klar ansprechen, Lösungen vorschlagen und Eigen-heiten der Kantone berücksichtigen.

    5. Unser selbst gesetztes Ziel, dass mindestens 90 % der erfolgrei-chen Absolventen einer Ausbildung eine fixe Anstellung fürs spätere Leben oder eine zusätzliche Weiterbildung finden sollten, wurde jedes Jahr (in fast kommunistischer Manier) mit 95–98 % weitaus übertroffen.

    6. Die konsequente Haltung der Stiftung ‹Die Chance› kein Geld, sondern mit klar formulierten Grenzen und Rahmenbedingungen in Bezug auf die Integration ‹nur› Dienstleistungen und Arbeit zu geben, half mit, die Ziele bewusst zu setzen und Jugendlichen (auch nach Fehltritten) wieder neue Berufs-Möglichkeiten mit den entsprechenden Forderungen anzubieten.

    7. Die Zahl der Lehrabbrecher (bevor sie zu uns kamen) stieg in den vergangenen Jahren beinahe kometenhaft auf 30–40 % aller Neueintretenden. Und die Zahl nimmt leider zu. Durch unser An-gebot und konsequentes Vorgehen konnten wir viele Firmen über-zeugen, die kurz vor der Auflösung des Lehrvertrages mit den Lernenden standen. Wir verhindern damit, dass diese später mög-licherweise auf der Strasse stehen, keinen Mumm mehr haben, Tagesstrukturen verlieren, kriminell werden und schnell für lange oder immer dem Sozialamt oder gar der Fürsorge (also unserer Gesellschaft) hohe Kosten verursachen.

    8. Gab es vor 12 Jahren in unserm Gebiet generell knapp oder zu wenige Lehrstellen (darum wollten wir auch immer wieder gezielt gemäss unserm Berufskatalog neue schaffen), so hat es nun zwar genug, ja sogar bei einzelnen Branchen zu wenig Anwärter für das Angebot. Doch gerade ein Grossteil unserer Lernenden wäre aber nicht in der Lage, allein einen Ausbildungsplatz zu erhalten oder sich durch eine Lehre durchzubeissen.

    9. Zu Beginn unserer Tätigkeit war das Augenmerk auf die Anleh-re gerichtet, heute absolvieren mehr als 50 % aller ‹Chanceler› die 3- oder 4-jährige Grundbildung EFZ.

    10. Es gab Jahre, in denen wir mehr als 50 % ausländische Jugend-liche begleiteten. Dies hat sich ebenfalls geändert. Oft sind es heute Schweizer Jugendliche, die den Anschluss an die Gesellschaft ver-passt haben.

    11. Wir beschritten neue Wege (auf alten Pfaden), trotz Wider-stand und sogenannt besseres Wissen. Wir gingen in kleinen Schrit-ten vor. Denn wir suchten den Erfolg. Und wir fanden den auch. Dieser Erfolg der Hausaufgaben-/Lernateliers in kontrollierter Umgebung und mit fixer Zeit hat dazu geführt, dass bisher alle Absolventen die Lehrabschlussprüfung (LAP) oder das Qualifikati-onsverfahren (QV) bestanden. – Ich bin froh und jenen Rektoren der Berufsfachschulen dankbar, die sich überzeugen liessen und den Versuch mit uns zusammen wagten. So konnte am Schluss auch das Amt für Berufsbildung überzeugt werden. Durch den Schneeballeffekt gibt es heute weitere Schulen und Kantone, die die Kosten/Nutzen-Rechnung über Departements Grenzen hinweg machten und damit tausende Franken Sozialkosten pro Tag und Jahr bis zum AHV-Alter sparen.

    12. Leider gibt es auch schon etliche Jugendliche, die als Dauer-asylanten die Volksschule knapp oder auch sehr gut schafften, denen hernach aber aus Verordnungsgründen die berufliche Wei-terbildung verweigert wird. Ich bin froh, dass wir durch Vernetzung, Gespräche und ausgewiesenen Erfolg (ohne Kostenfolge für die be-treffenden Ämter) Verständnis schaffen und für etliche Lernende den steinigen Weg ebnen konnten. Wir setzten aber auch hier für die Lernenden klare Bedingungen und Grenzen.

    13. Mit einem kleinen Team begann ‹Die Chance›. Wir leisteten Pionierarbeit. Die Betreuung während der ganzen Ausbildung war und ist das eigentliche Herzstück unserer Arbeit. Dies macht den Erfolg aus.

    ‹Die Chance› – was sich in 12 Jahren verändert hat.

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  • 14. Die Zusammenarbeit zwischen Lernenden und Ausbildungsbe-rater oder Ausbildungsberaterin muss auf Vertrauen basieren. Im-mer wieder sind Eltern oder Lehrende erstaunt, auf welcher Basis wir zueinander stehen. Durch die gemeinsamen Aussprachen kann viel erarbeitet und verarbeitet werden. Es lebe das Team!

    15. Die Pionierzeit geht zu Ende. Doch das Team muss sich weiter-hin die Richtung und neue Ziele setzen und in kleinen Schritten den Erfolg erzwingen. Wenn ich daran denke, mit welchen Zielsetzun-gen wir vor 12 Jahren begonnen haben.

    16. Nie hätte ich mir vorzustellen gewagt, dass schon im Sommer 2012 ca. die 1000-ste Person mit Erfolg das Qualifikationsverfahren mit Erfolg abschliessen wird…

    Ich bin dankbar, froh und auch ein bisschen stolz, zwölf Jahre lang ein ‹Chanceler› gewesen zu sein.

    Helmut Gehrer, Leiter ‹Die Chance› 2000–2012

    Vernetzung

    Oberstufenschule (Werk-, Real-, … Sek)

    Regionales Arbeitsamt RAV

    Vorlehre

    Berufsfachschule

    Soziale Institutionen

    Lehrbetrieb

    Kandidat/in

    IV-Beratung

    Amt für Berufsbildung ABB

    Berufsberatung

    Eltern

    23

  • 1. Jugendliche im Aufnahmeverfahren (im Laufe von 2011) 194

    a) zu Jahresbeginn pendent 79

    noch nicht vermittelt 48

    noch nicht abgeklärt 31

    b) im Jahr 2011 angemeldet 115

    2. Ergebnis des Aufnahmeverfahrens (im 2011) 194

    a) nicht aufgenommen 51

    b) an andere Institutionen abgegeben 0

    c) aufgenommen, bereits vermittelt 65

    d) aufgenommen, noch nicht vermittelt 59

    e) aufgenommen, noch nicht abgeklärt 19

    3. Jugendliche in Ausbildung (mit Lehrvertrag) 178

    a) nach Berufsfeld

    1 Natur, Land- und Forstwirtschaft, Tierpflege 7

    2 Ernährung, Gastgewerbe, Hauswirtschaft 31

    3 Textilien, Bekleidung, Körperpflege 10

    4 Bau, Installation, Unterhalt, Innenausbau 23

    5 Holz, Industrie, Kunststoff, Fahrzeuge, Technik 58

    6 Handel, Logistik, Verkauf, Verkehr 38

    7 Gesundheit 11

    b) nach Region (Standort des Ausbildungsbetriebes)

    St.Gallen/Rorschach 30

    Rheintal/Sarganserland 63

    Linthgebiet 3

    Toggenburg 4

    Wil/Fürstenland 10

    Appenzell Ausserrhoden 6

    Appenzell Innerrhoden 1

    Übersicht 2011 (Stand 31.12.11)

    Glarnerland 12

    Graubünden 22

    Thurgau 27

    Fürstentum Liechtenstein 0

    c) nach Ausbildungsart

    Vorlehre/Praktikum 13

    Anlehre 14

    Attest 47

    Lehre 104

    d) nach Geschlecht

    männlich 58 % 104

    weiblich 42 % 74

    e) nach Nationalität

    Schweizer 62 % 110

    Ausländer 38 % 68

    4. Aus einem Vertrag ausgeschiedene Jugendliche 3

    a) Arbeit anstelle von Ausbildung 0

    b) fehlende Motivation 1

    c) andere Gründe 2

    5. Jugendliche mit genügend Eigenmotivation 21

    6. Im Sommer 2011 abgeschlossene Ausbildungen 104

    a) Abschluss - Erfolg von motiviert Entlassenen 34

    Abschluss - Erfolg von bis zuletzt Begleiteten 64

    – Anlehre 13

    – Attest 32

    – Lehre 53

    Bericht Stiftungsaktivitäten:Fakten und Erfolgsnachweis

    24

  • *‹Die Chance› nimmt während des ganzen Jahres Jugendliche in das Programm auf und versucht schnellstmöglich durch Schnupperlehren, Praktika, Arbeit oder Schule Tagestrukturen zu schaffen, die es ermöglichen, terminlich geeignet eine neue Lehrstelle zu fi nden. Dadurch gibt es grosse Fluktuationen, so dass Ende Schul-/Lehrjahr die Begleitetenzahl am Grössten ist.

    Übersicht 2011 (Stand 31.12.11)

    b) Abschluss ohne Erfolg: 6

    – Anlehre 0

    – Attest 3

    – Lehre 3

    7. Am Projekt beteiligte Unternehmen 234

    a) mit je 1 Auszubildenden 202

    b) mit 2 und mehr Auszubildenden 32

    8. Einsatz der Jugendlichen nach erfolgreichem

    Abschluss der Ausbildung 98

    a) Arbeit gemäss Ausbildung 79

    b) Weiterausbildung 14

    c) Keine Arbeit 5

    9. Erfolgsnachweis Vorgabe effektiv

    a) erfolgreiche Abschlussquote 80 % 94.2 %

    der betreuten Jugendlichen

    b) Beschäftigungsquote der 90 % 94.9 %

    erfolgreichen Jugendlichen

    Zusammengefasst

    2000–2006 2007 2008 2009 2010 2011 Total

    Abgeschlossene Ausbildungen 383 117 127 96 112 104 939

    mit erfolgreichem Abschluss 370 114 122 89 107 98 900

    – Erfolg: Begleitet bis/mit Abschluss 78 77 82 62 67 64

    – Erfolg: Stelle gesucht-motiviert-selbständig- fern begleitet 21 37 40 27 40 34

    ohne Erfolg 13 3 5 7 5 6 39

    Einsatz nach erfolgreichem Abschluss 383 114 122 89 107 98 900

    – Arbeit gemäss Ausbildung 316 91 99 73 85 79 737

    – Weiterausbildung 53 22 21 15 19 14 144

    – keine Arbeit 7 1 2 1 3 5 19

    Erfolgsnachweis

    – Abschlussquote 96 % 97 % 96 % 93 % 96 % 94.2 % 96 %

    – Beschäftigungsquote 98 % 99 % 98 % 99 % 97 % 94.9 % 98 %

    Abschlüsse insgesamt Ende Schul-/Lehrjahr Sommer*

    Thurgau 27

    Wil / Fürstenland 10

    Toggenburg 4

    Linthgebiet 3

    Glarus 12

    Rheintal / Sarganserland 63

    Fürstentum Liechtenstein 0

    Appenzell Innerrhoden 1

    Appenzell Ausserrhoden 6

    St.Gallen / Rorschach 30

    Graubünden 22

    Jugendliche in Ausbildung

    25

  • Der Stiftungsrat hat am 19. März 2012

    die Rechnung 2011 genehmigt und vom

    Bericht der Kontrollstelle zustimmend

    Kenntnis genommen. Wir danken der

    OTG Ostschweizerische Revisionsge-

    sellschaft, St.Gallen, für die kostenlose

    Erstellung des Kontrollstellenberichts.

    Aktiven CHF CHF

    Umlaufvermögen

    Flüssige Mittel 1 665 305.33

    Wertschriftendepot 1 075 909.00

    Verrechnungssteuer-Guthaben 2 283.72

    Aktive Rechnungsabgrenzung 3 130.83

    Total Aktiven 2 746 628.88

    Passiven CHF CHF

    Fremdkapital

    Kreditoren 438 052.65

    Eigenkapital

    Stiftungskapital am 01.01.2011 2 005 642.47

    Zuwendungen 1 549 400.00

    Ausgabenüberschuss – 1 246 466.24

    Stiftungskapital am 31.12.2011 2 308 576.23

    Total Passiven 2 746 628.88

    Vermögensrechnung 2011

    Betriebsrechnung 2011Ertrag CHF CHF

    Wertschriften- und Zinsertrag 11 662.99

    Kursgewinn 0

    Ausgabenüberschuss 1 246 466.24

    Total Ertrag 1 258 129.23

    Aufwand CHF CHF

    Projektaufwand 1 120 487.20

    Verwaltungsaufwand 35 633.20

    Vermögensverwaltung 8 511.00

    Kursverlust 93 497.83

    Total Aufwand 1 258 129.23

    Finanzielle Entwicklung

    26

  • Kontakte

    Stiftungsratspräsident: Hans Ulrich Stöckling

    Allmeindstrasse 19, 8645 Jona

    Tel. 055 212 26 23, Mobile 079 500 83 84

    [email protected]

    Geschäftsführer: Jean-Pierre Dällenbach

    Custerhof, Appenzeller Str. 2, 9424 Rheineck

    Tel. 071 888 10 90, Mobile 079 790 00 90

    [email protected]

    Postcheckkonto 90-219-8

    St.Galler Kantonalbank, St.Gallen

    Konto: CH45 0078 1030 3583 2200 0

    Stiftung ‹Die Chance›, 9424 Rheineck

    Bankverbindung

    St.Galler Kantonalbank, St.Gallen

    IBAN CH45 0078 1030 3583 2200 0

    Stiftung ‹Die Chance›, 9424 Rheineck

    Team

    Geschäftsführer: Jean-Pierre Dällenbach

    Custerhof, Appenzeller Str. 2, 9424 Rheineck

    Tel. 071 888 10 90, Mobile 079 790 00 90

    [email protected]

    Ausbildungsberater/in

    Kurt Annen Büro Halsen GL

    Heidi Baumberger Büro St.Margrethen

    Gaby Braun Büro Wil

    Peter Hotz Büro Arbon

    Stefan Wiestner Büro Trin GR

    Sekretariat

    Maria-Begoña Blöchlinger Sekretariat

    Sekretariat / Kontakt-Gespräche

    Custerhof, Appenzeller Str. 2, 9424 Rheineck

    Tel. 071 888 10 90, Fax 071 888 24 92

    [email protected]

    www.die-chance.ch

    Organe

    Stiftungsrat

    Hans Ulrich Stöckling a. Regierungsrat,

    Jona (Präsident)

    Markus Rauh Präsident der AO Foundation,

    Mörschwil (Stiftungsgründer)

    Paul Kunz Fredy & Regula Lienhard Stiftung,

    Degersheim (Delegierter SR)

    Daniela Merz Geschäftsführerin der

    Dock-Gruppe (Stiftung für Arbeit), Herisau

    Alfred Müller Verwaltungsratspräsident

    der STUTZ Bauunternehmungen AG, Frauenfeld

    Franziska Tschudi Verwaltungsratsdelegierte

    der Wicor Holding AG, Rapperswil

    Rechtsform

    Gemeinnützige Stiftung mit eigener

    Rechtspersönlichkeit

    Stiftungssitz 9424 Rheineck

    Vermögen 2.3 Millionen Franken (31.12.11)

    Kontrollstelle OTG Ostschweizerische

    Revisionsgesellschaft, St.Gallen

    Aufsicht Ostschweizer BVG- und

    Stiftungsaufsicht, St.Gallen

    Ab 1. August 2012

    Kontakte

    Stiftungsratspräsident: Dr. Markus Rauh

    Weiherstrasse 8, 9402 Mörschwil

    Tel. 071 866 40 41

    [email protected]

    Geschäftsführer: Hans Ulrich Stöckling

    Allmeindstrasse 19, 8645 Jona

    Tel. 055 212 26 23, Mobile 079 500 83 84

    [email protected]

    Team

    Gesamtleiter: Helmut Gehrer

    Kirchrain 27, 9422 Staad

    Tel. 071 850 00 80, Fax 071 855 11 05

    [email protected]

    Ausbildungsberater/in

    Kurt Annen Büro Haslen GL

    Gaby Braun Büro Wil

    Jean-Pierre Dällenbach Büro Balgach

    Peter Hotz Büro Arbon/St.Gallen

    Stefan Wiestner Büro Trin GR

    Sekretariat

    Maria-Begoña Blöchlinger Sekretariat

    Raquel Mangiagli Sekretariat

    Clina Blöchlinger Sekretariat

    Organe

    Stiftungsrat

    Markus Rauh Präsident der AO Foundation,

    Mörschwil (Päsident)

    Hans Ulrich Stöckling a. Regierungsrat,

    Jona (Vizepräsident)

    Paul Kunz Fredy & Regula Lienhard Stiftung,

    Degersheim

    Daniela Merz Geschäftsführerin der

    Dock-Gruppe (Stiftung für Arbeit), Herisau

    Alfred Müller Verwaltungsratspräsident

    der STUTZ Bauunternehmungen AG, Frauenfeld

    Franziska Tschudi Verwaltungsratsdelegierte

    der Wicor Holding AG, Rapperswil

    1. Januar 2011 bis 31. Juli 2012

    Kontakte, Personen Stiftung ‹Die Chance›

    27

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    w.d

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    ce.c

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