23
13 2. Eine Anwendung der Spline- Glättung in der Versicherungsmathematik: Geographische Prämienschätzung durch räumliche Whittaker-Glättung 2.1 Vorbemerkungen Daten, deren Risiko ortsbedingt variiert (wie z.B. Diebstahl-Raten in der Hausratsversicherung) können fehlerhaft sein. Um eine Zuverlässige Schätzung dieser Daten zu erlangen, muss eine räumliche Glättung vorgenommen werden. Hierzu wird in der Versicherungs-Mathematik Whittaker- Graduation angewandt.

13 2. Eine Anwendung der Spline-Glättung in der Versicherungsmathematik: Geographische Prämienschätzung durch räumliche Whittaker-Glättung 2.1 Vorbemerkungen

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: 13 2. Eine Anwendung der Spline-Glättung in der Versicherungsmathematik: Geographische Prämienschätzung durch räumliche Whittaker-Glättung 2.1 Vorbemerkungen

13

2. Eine Anwendung der Spline-Glättung in der Versicherungsmathematik:Geographische Prämienschätzung durch räumliche Whittaker-Glättung

2.1 Vorbemerkungen

• Daten, deren Risiko ortsbedingt variiert (wie z.B. Diebstahl-Raten in der Hausratsversicherung) können fehlerhaft sein.

• Um eine Zuverlässige Schätzung dieser Daten zu erlangen, muss eine räumliche Glättung vorgenommen werden.

• Hierzu wird in der Versicherungs-Mathematik Whittaker-Graduation angewandt.

Page 2: 13 2. Eine Anwendung der Spline-Glättung in der Versicherungsmathematik: Geographische Prämienschätzung durch räumliche Whittaker-Glättung 2.1 Vorbemerkungen

14

• Unterteilung des Beobachtungsfensters in Postleitzahlengebiete.

• Fehler in den beobachteten Daten Unterschiede des Risikos in benachbarten Postleitzahlengebieten

• Diese Fehler müssen geglättet werden um den Einfluss des zugrundeliegenden geographischen Merkmals realistisch zu schätzen.• 1989: Taylor wandte 2-dimensionale Spline-Funktionen auf dieses

Problem an• 1994: Boskow und Verall: Glättung der Daten benachbarter

Regionen, die Fehler berücksichtigt.

• Hier wird nun ein ähnliches, aktuariell anerkanntes Verfahren vorgestellt, das einen Kompromiss zwischen Glätte und genauer Anpassung an die Beobachtungsdaten schließt.

Page 3: 13 2. Eine Anwendung der Spline-Glättung in der Versicherungsmathematik: Geographische Prämienschätzung durch räumliche Whittaker-Glättung 2.1 Vorbemerkungen

15

2.2 Modell und Notation

• Wir betrachten eine Zufallsvariable Xt1,...tn, die durch n (nN)

Parameter charakterisiert wird.

• Dabei bezeichne ein Parameter (z.B. t1)die räumlichen Koordinaten (x1,x2).

• Sei

(n N)

(Bei diesem Modell stellt die Zufallsvariable Xt1,...tn beispielsweise die

Forderungs-Häufigkeit dar, und die Koordinaten (x1,x2) repräsentieren das Zentrum einer Postleitzahlenregion)

nn ttttXE ,...,,..., 11

Page 4: 13 2. Eine Anwendung der Spline-Glättung in der Versicherungsmathematik: Geographische Prämienschätzung durch räumliche Whittaker-Glättung 2.1 Vorbemerkungen

16

• Wir beschränken uns nun hier auf 3 Parameter i, j, k;

• Sei i = t1, j = t2, k = t3, wobei i die räumlichen Koordinaten (x1,x2) der Postleitzahlenregion, und j und k andere, ortsunabhängige Einflussfaktoren (z.B.:Alter, Geschlecht einer Person) bezeichnen.

• Durch spezifische Werte von i, j, k wird nun eine Menge von Daten

definiert.

(Dabei seien die Nijk deterministische Größen; z.B. Dauer der Prämienzahlungen)

• Sei

ijkijk XN ,

ijkijkXE ][

Page 5: 13 2. Eine Anwendung der Spline-Glättung in der Versicherungsmathematik: Geographische Prämienschätzung durch räumliche Whittaker-Glättung 2.1 Vorbemerkungen

17

• Wir nehmen nun an, dass man den Erwartungswert folgendermaßen zerlegen kann:

• Dabei gehen wir davon aus, dass die jk aus früheren Schätzprogrammen bekannt sind und die i zu schätzen sind.

jkiijk

Page 6: 13 2. Eine Anwendung der Spline-Glättung in der Versicherungsmathematik: Geographische Prämienschätzung durch räumliche Whittaker-Glättung 2.1 Vorbemerkungen

18

• Definiere:

(Dabei können die Yi als normierte Summe von Beobachtungen in der Region i aufgefasst werden.)

• Es gilt

==> Yi isoliert den Einfluss räumlicher Faktoren.

• Es wird angenommen, dass gilt

• Wobei ²>0 und

jk

ijkjk

jkijkijkiiNXNYxY )(

iiYE ][

iiNYVar 2][

jk

ijki NN

Page 7: 13 2. Eine Anwendung der Spline-Glättung in der Versicherungsmathematik: Geographische Prämienschätzung durch räumliche Whittaker-Glättung 2.1 Vorbemerkungen

19

• Beispiel:• Seien NijkXijk unabhängig und Poisson-Verteilt: NijkXijk ~ Poi(Nijkijk)

(dabei bezeichne X die Forderungs-Häufigkeit)

• Dann gilt:

• Wobei

• Wir werden nun i = (xi), und Yi = Y(xi) (xi R²) schreiben;

da ,Y: R² R Funktionen der räumlichen Koordinaten darstellen.

iiii NYVar /][2:

jk

jkiijki NN )(

Page 8: 13 2. Eine Anwendung der Spline-Glättung in der Versicherungsmathematik: Geographische Prämienschätzung durch räumliche Whittaker-Glättung 2.1 Vorbemerkungen

20

2.3 Whittaker-Glättung

• Historisches• Whittaker entwickelte 1923 die Whittaker-Graduation

• 1932 wurde sie von Henderson in die aktuarielle Literatur eingeführt; anfangs nur 1-dimensionale Glättung;

• McKay und Wilkin verallgemeinerten das Verfahren auf

2 Dimensionen

Page 9: 13 2. Eine Anwendung der Spline-Glättung in der Versicherungsmathematik: Geographische Prämienschätzung durch räumliche Whittaker-Glättung 2.1 Vorbemerkungen

21

• Wir betrachten nun Punkte xi R²;

• Ziel der Whittakerglättung ist es glatte Schätzer f(xi) für Y(xi) zu finden.

• Wir Definieren ein Maß des Fehlers der beobachteten Daten:

• Die Menge{Ni} als Menge von Gewichten zu verwenden ist dabei durchaus sinnvoll, da Var[Yi]=²/Ni. (verallgemeinerte Methode der kleinsten Quadrate Gewichte wi =1/Var(xi) )

2)]()([

iiii xfxYND

Page 10: 13 2. Eine Anwendung der Spline-Glättung in der Versicherungsmathematik: Geographische Prämienschätzung durch räumliche Whittaker-Glättung 2.1 Vorbemerkungen

22

• Definiere:

F = D +pJ• Wobei J ein passendes Maß der Glätte von f(·) ist und p (p>0) eine

Relativitätskonstante.

• vgl. Minimierungsproblem der Spline-Glättung

• Diese Konstante wird oft erfahrungsgemäß gewählt, obwohl es auch analytische Methoden gibt (Taylor (1992) und Verall (1993))

• Kern der Whittaker-Glättung ist also {f (xi)} so zu wählen, daß F minimiert wird.

n

fpJzxf1

2 )())((

Page 11: 13 2. Eine Anwendung der Spline-Glättung in der Versicherungsmathematik: Geographische Prämienschätzung durch räumliche Whittaker-Glättung 2.1 Vorbemerkungen

23

• J hat dabei folgende Form:

Mit f=f(x1,x2)

• Näherungsweise gilt dann

mit

und

wobei e1=(1,0) und e2=(0,1)

dxdyJ x

f

xx

f

x

f

2

)(

22

)( 22

2

21

2

21

2

2

i

ixJJ )(

22

22

22

12

22

11)()(2)()( xfxfxfxJ

)()()(

1,2qp, f(x)][)( q

2

xfexfxf

xf

qq

ppq

Page 12: 13 2. Eine Anwendung der Spline-Glättung in der Versicherungsmathematik: Geographische Prämienschätzung durch räumliche Whittaker-Glättung 2.1 Vorbemerkungen

24

• 2.4. Anwendung

• Wir sind bisher davon ausgegangen, dass die Punkte xi, an denen Werte vorliegen, in einem gleichmäßigen Gitter angeordnet sind.

• In der Realität sind die Punkte aber (meist) unregelmäßig verteilt, es lässt sich also keine Struktur erkennen.

• Problem: Wie sollen die Differenzen ²pqf(xi) berechnet werden?

• Im Gitter-Modell waren sechs Werte von Y erforderlich, um die 3 Terme ²pqf(xi) an einem festen x zu bestimmen.

• Wir brauchen also 6 Punkte, um f lokal durch eine quadratische Form Qxi

(·) zu approximieren.

Page 13: 13 2. Eine Anwendung der Spline-Glättung in der Versicherungsmathematik: Geographische Prämienschätzung durch räumliche Whittaker-Glättung 2.1 Vorbemerkungen

25

• Eine mögliche Lösung wäre 5 Punkte „nahe bei“ einem festen xi zu wählen, um eine quadratische Form an diese 6 Punkte anzupassen.

• Problem dabei: • Hohe Sensibilität gegenüber Messfehlern an diesen Punkten

• große Unterschiede zwischen Funktionen Qxi(·), die durch verschiedene

Punkte definiert werden.

• Alternative: Qxi(·) wird durch mehr als 6 Punkte bestimmt; sei m

(m>6) die Anzahl dieser Punkte.

Page 14: 13 2. Eine Anwendung der Spline-Glättung in der Versicherungsmathematik: Geographische Prämienschätzung durch räumliche Whittaker-Glättung 2.1 Vorbemerkungen

26

2.4.1 Anpassen einer quadratischen Funktion an m Punkte

• Betrachte eine quadratische Funktion Q: R² R.

• Seien x1,...xm R² und y1,...,ym R die beobachteten Werte:

• Explizit ausgeschrieben:

• mit x=(x1,x2)⊺, und

gilt:

FehlerxQyii

)(

0

2

2

1

1

22

02

21

11

21

20)()()( qxqxqxqxxqxqxQ

T

T

xxxxxxx

qqqqqqq

1,,,)(,,)(

,,,,,,21222121

012021120

xqxQ T)(

Page 15: 13 2. Eine Anwendung der Spline-Glättung in der Versicherungsmathematik: Geographische Prämienschätzung durch räumliche Whittaker-Glättung 2.1 Vorbemerkungen

26

• Also

• Durch Anwendung der Methode der kleinsten Quadrate erhält man den folgenden Schätzer q^ von q:

^

q^=Ay,

Wobei

A=(XTX)-1XT ,

y=( y1,...,ym)T

und X ist eine m6 Matrix, die den Vektor [xj]T in der j-ten Zeile

hat.

miFehlerxqyi

T

i,...,1 ,

Page 16: 13 2. Eine Anwendung der Spline-Glättung in der Versicherungsmathematik: Geographische Prämienschätzung durch räumliche Whittaker-Glättung 2.1 Vorbemerkungen

28

2.4.2 Berechnen des Glättemaßes J

• Sei

• Mit x=(x1,x2)T, Koeffizientenvektor q und mit

• Seien xxi1,...xxim

die m Punkte, die xi am nächsten liegen, mit

xxi1= xi, und sei fxi

=[f(xxi1),...,f(xxim

)]T

• Vorher haben wir gesehen, dass qxi

=Axi fxi

,

wobei A=(XxiTXxi

)-1XxiT

und Xxi eine m6 Matrix, die den Vektor [xj

]T in der j-ten Zeile hat.

x q x Q

T

x xi i) (

T

xxxxxxx 1,,,)(,,)( 2122

212121

21

Page 17: 13 2. Eine Anwendung der Spline-Glättung in der Versicherungsmathematik: Geographische Prämienschätzung durch räumliche Whittaker-Glättung 2.1 Vorbemerkungen

29

• Nun muss qxi=Axi

fxi , anders geschrieben werden:

qxi=Bxi

f

• Wobei f=[f( x1),...,f(xn)] der Vektor ist, der alle beobachteten Werte Y(xi) enthält, i=1,...,n;

• Und Bxi ist die 6n Matrix, die die m Spalten von Axi

an derselben

Stelle enthält, an der die m Komponenten von fxi in f vorkommen, und

in allen anderen Spalten den Nullvektor stehen hat.

• Nun können die ²pqf(x) näherungsweise durch die entsprechenden Differenzen der Qx(x) berechnet werden, welche durch die ersten drei Komponenten von qx gegeben sind:

(~ steht hier für „nimm die ersten 3 Zeilen von“)

1

~

3

~

13

nn

xxfBq

Page 18: 13 2. Eine Anwendung der Spline-Glättung in der Versicherungsmathematik: Geographische Prämienschätzung durch räumliche Whittaker-Glättung 2.1 Vorbemerkungen

30

• Nun lässt sich J(xi) als Quadratische Form von qxi ausdrücken:

mit C=diag(1,2,1)

• Mit :

• Also ist J=J(xi):

~~~

)(ii x

T

xiqCqxJ

fBq ii

xx

~~

~~

)( fBCBfxJii x

T

x

T

fBCBfJi

x

T

x

T

ii][

~~

Page 19: 13 2. Eine Anwendung der Spline-Glättung in der Versicherungsmathematik: Geographische Prämienschätzung durch räumliche Whittaker-Glättung 2.1 Vorbemerkungen

31

2.4.3 Whittaker-Glättung

• Das Whittaker-Kriterium F=D+pJ kann man auch in Matrix-Form schreiben:

mit

• Durch Differenzieren nach f und Gleichsetzen der Ableitung mit Null,

erhält man den glatten Vektor

MfpffYfYF TT

ix

T

x

m

ii BCBM

NN~~

1

),...,(diag

YMpIf11

Page 20: 13 2. Eine Anwendung der Spline-Glättung in der Versicherungsmathematik: Geographische Prämienschätzung durch räumliche Whittaker-Glättung 2.1 Vorbemerkungen

32

• Da F quadratisch ist in Y und f, löst eine Skalenveränderung in Y dieselbe Skalenveränderung in f aus, vorausgesetzt, p wird passend geändert.

• Dies erlaubt das nützliche Hilfsmittel, Yi durch zu ersetzen, wobei der Gesamtdurchschnitt aller i ist.

• Dadurch werden die Beobachteten Werte von Yi um die 1 verschoben, und für Erwartungswert und Varianz gilt nun:

__

Y i

__

iNiiiii

YVarYE__ ____

][ ][

Page 21: 13 2. Eine Anwendung der Spline-Glättung in der Versicherungsmathematik: Geographische Prämienschätzung durch räumliche Whittaker-Glättung 2.1 Vorbemerkungen

22

2.5 Beispiel

33

2.5 Beispiel

• Die folgenden Karten zeigen „Residuenverhältnisse“ einer Regression.

• Die Residuenverhältnisse sind wie folgt definiert:

• Modell:

• Xijk: Forderungshäufigkeit

• Die Yi wurden wie oben beschrieben verändert, so dass sie alle um die 1 verteilt liegen.

• Die Legende zeigt die Residuenverhältnisse r in Prozent.

• m=10.

)(

)(

Regiondieser in Schätzung

iRegion in n Forderungeder Anzahl i hlPostleitzafür rhältnisResiduenve

i

i

xf

xYr

Page 22: 13 2. Eine Anwendung der Spline-Glättung in der Versicherungsmathematik: Geographische Prämienschätzung durch räumliche Whittaker-Glättung 2.1 Vorbemerkungen

34

Page 23: 13 2. Eine Anwendung der Spline-Glättung in der Versicherungsmathematik: Geographische Prämienschätzung durch räumliche Whittaker-Glättung 2.1 Vorbemerkungen

35