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13. Internationales Stuttgarter Symposium

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Page 1: 13. Internationales Stuttgarter Symposium

GANZHEITLICHER FAHRZEUGBAU

Von der Entwicklung über die Pro-duktion bis hin zur Nutzung und Ver-wertung des Fahrzeugs müssen alle Prozesse analysiert und optimiert werden, um Effizienz und Nachhaltig-keit gewährleisten zu können, betonte Dr. Stefan Sommer, Vorstandsvor-sitzender der ZF Friedrichshafen, in seinem Impulsvortrag zu Beginn der Vortragsreihen. Er sieht einen ganz-heitlichen Ansatz als Notwendigkeit für den zukünftigen Fahrzeugbau. In der Entwicklung brauche man Prozesse, die sicherstellen, dass das Richtige getan werde und die korrek-ten Produktinnovationen auf den Weg gebracht würden. Einen besonderen Stellenwert weist er der Standardisie-rung von Fahrzeugteilen und der Ver-kürzung von Entwicklungs zei ten zu. Weiteres Potenzial sieht er im konven-tionellen Antrieb. Beim Verbrennungs-motor seien CO2-Ein spa rungen von 17 % bis 2020 möglich – wesentlich mehr als beim Hybrid- und Elektroan-trieb. Durch das niedrige Marktvolu-

men von Elektroautos haben diese nur einen geringen Einfluss auf die Senkung der CO2-Emission.

EFFIZIENZ NACH BEDARF

Die Verschmelzung von Vernunft und Emotion wurde bereits während des Stuttgarter Symposiums 2011 debat-tiert. Und auch 2013 ist dieser Trend weiter zu beobachten. Dies zeigte sich am „Prinzip Porsche“. Für den Auto-mobilhersteller stelle Effizienz und Leistung keinen Widerspruch dar, da unter Effizienz die intelligente Ab-stimmung von Verbrauch und Leis-tung verstanden werde, wie es im Motorsport schon immer üblich sei, erläuterte Wolfgang Hatz, Vorstand Forschung und Entwicklung bei Porsche. Als Beispiel nennt Hatz den neuen 918 Spyder, der von einem 427-kW-Saugmotor und zwei Elektro-motoren angetrieben wird. Dieser beinhalte fünf Betriebsmodi, von Elektrobetrieb über Sport-Hybrid bis hin zum betriebsintern als „Hot“ be-zeichneten Modus, in dem alle drei

Motoren zusammenarbeiten. Je nach Bedarf könne der Kunde sowohl Leis-tung abrufen oder aber in einen spar-samen Betrieb wechseln.

EFFIZIENZ DURCH CLOUD

Auch die zunehmende Vernetzung zwischen Fahrzeug und persönlicher Datenwolke, der sogenannten Cloud, wurde in Stuttgart gewürdigt. So stellte Giorgio Rizzoni von der Ohio State University in Columbus (USA) eine Anwendung vor, die speziell für Plug-in-Hybride entwickelt wurde, jedoch auch für konventionelle und Hybridfahrzeuge verwendet werden kann. Geografische Informationen, Verkehrs- und Wetterinformationen fließen in seiner Anwendung mit Fahrzeugdaten (Masse, Stirnfläche, Rollwiderstand, Radradius) und Para-metern wie Erdbeschleunigung, Luft-dichte und Luftwiderstand zusam-men. Daraus berechnet ein mit dem Fahrzeug vernetzter Rechner ein opti-males Geschwindigkeitsprofil. Der Fahrer bekommt die unterstützenden

13. INTERNATIONALES STUTTGARTER SYMPOSIUM

Höhere Effizienz sowie eine sozial-

und umweltverträgliche Mobilität

bleiben weiterhin Zieldefinitionen

der Fahrzeugentwickler, aber auch

Begriffe wie Kundenorientierung

und Spaß am Fahren haben das

13. Stuttgarter Symposium geprägt.

An den Veranstaltungstagen, dem

26. und 27. Februar 2013, wagten

die 800 Teilnehmer im Rahmen

von 80 Fachvorträgen einmal mehr,

manche zunächst gegensätzlich

anmutende Ansätze in Einklang zu

bringen.

AKTUELL TAGUNGSBERICHT

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Informationen über einen Bildschirm im Fahrzeug. Über diesen erhält der Fahrer den Vorschlag, eine bestimmte Route zu nehmen, oder aber das Fahr-tempo zu erhöhen oder zu senken. Mithilfe dieses Vorschlagssystems sol-len der Kraftstoffverbrauch optimiert und die Reichweite maximiert werden können. Laut Rizzoni wurde so bei den Testfahrten eine Kraftstoffein-sparung von durchschnittlich 12 % erreicht. Mit der zunehmenden Ver-besserung von intelligenten Trans-portsystemen sowie Navigations- und Kommunikationsgeräten im Fahrzeug ist der Gedanke, solch eine Vernet-zungsmethode als integralen Bestand-teil des Energiemanagement-Systems eines Fahrzeugs zu betrachten, nicht mehr so weit.

TECHNOLOGIEOFFENHEIT

„Marathon statt Sprint“ lautete die Devise der abschließenden Podiums-diskussion, bei der Vertreter aus Wis-senschaft, Wirtschaft und Politik die Zukunft der Mobilität diskutierten. Wilfried Porth, Vorstandsmitglied sowie Personal und Arbeitsdirektor von Daimler, prognostizierte, dass noch über einen langen Zeitraum hin-

weg verschiedene Antriebstechno-logien parallel eingesetzt und entwi-ckelt werden müssen. Optimierungs-maßnahmen für die konventionelle Antriebstechnik werden auch in Zukunft von Bedeutung sein. Man habe keinen Sprint, sondern einen Marathonlauf vor sich, beschreibt Porth den Weg hin zur E-Mobilität. Die parallele Entwicklung verschiede-ner Antriebstechniken fordere jedoch eine breite Basis an Experten, die aus-gebildet werden müssten, beziehungs-weise fertige Ingenieure, die einer Wei-terbildung unter anderem in Elektro-technik, Informationstechnik oder Leichtbau bedürfen. Es entstehe ein großer Aufwand für die Unterneh-men, da Schulungsbedarf über die normalen Ausbildungsinhalte hinaus bestehe. Sowohl in klassischen Ent-wicklungs- als auch in relativ neuen Forschungsbereichen wie Leistungs-elektronik, Leichtbau sowie im Soft-warebereich werden mehr akademisch ausgebildete Ingenieure gebraucht – da waren sich die Diskussionsteilneh-mer aus Wissenschaft, Politik und der Industrie einig.

Angelina Hofacker | Michael Reichenbach

Während der Podiumsdiskussion debattierten Teilnehmer aus Wissenschaft, Politik und Industrie

ZITATE

DR. STEFAN SOMMER, ZF: „Nicht nur die Produkt-eigenschaften tragen zur Effizienz bei, sondern auch der Entwicklungs-prozess samt Ferti gungs-vorbereitung.“

WOLFGANG HATZ, PORSCHE:„Effizienz und Performance müssen keinen Widerspruch darstellen.“

WILFRIED PORTH, DAIMLER:„Der Weg zur emissions-freien Elektromobilität ist kein Sprint, sondern ein Marathon.“

FOTOS: Uli Regenscheit

05I2013 115. Jahrgang 363