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BIBELTREUES MAGAZIN FÜR JUNGE CHRISTEN · #15 · 2/2014 Heiligung Zwischen Kampf, Krampf, Anspruch und Wirklichkeit + Hermann Kohlbrügge Christus war seine Heiligung S. 12 + John Owen Der Puritaner und die Heiligung S. 32

#15 Heiligung

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#15 — 02/2014

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BIBELTREUES MAGAZIN FÜR JUNGE CHRISTEN · #15 · 2/2014

Heiligung

Zwischen Kampf, Krampf, Anspruch und Wirklichkeit

+Hermann

KohlbrüggeChristus war

seine HeiligungS. 12

+JohnOwen

Der Puritanerund die Heiligung

S. 32

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Editorial#15 Heiligung - 02/2014

Liebe Leserin, lieber Leser,es gibt nichts, was einen Christen im alltäglichen Le-ben häufiger begegnet, als sein unheiliges und sündi-ges Herz. Ist es nicht ein Widerspruch, dass wir dem Stande nach Geheiligte und Heilige sind, aber unser Zustand durch und durch sündhaft ist? Wo ist unser Sieg im alltäglichen Kampf gegen die Sünde? Paulus gebrauchte die Metapher vom Kampf und Wettkampf. Dieser Kampf ist eine biblische Realität. Doch sind wir wirklich wahrhafte Kämpfer, oder ist unser Leben in Christus ein einziger Krampf, der nur Niederlagen hervorbringt? Womöglich haben wir vor lauter Krämp-fen Christus völlig aus den Augen verloren. Der einzige Anspruch eines Nachfolger Jesu sollte es sein, heilig zu leben. Er will heilig leben, weil Gott heilig ist (3. Mose 20,26). Er will heilig leben, weil Jesu Wandel auf der Erde durch und durch heilig war (Hebräer 4,15). Er will heilig leben, weil er weiß, dass ohne Heiligung niemand den Herrn sehen wird (Hebräer 12,14). Welch nobler Anspruch, doch wie sieht unsere Lebenswirklichkeit aus? Vielleicht geben wir diesen Anspruch nur vor und haben dabei bestimmte Sünden lieb gewonnen, die uns daran hindern, ungeteilten Herzens zu sein?

Weil die Heiligung ein solches Spannungsfeld umgibt, lautet der Untertitel der Ausgabe „Zwischen Kampf, Krampf, Anspruch und Wirklichkeit“. Heilig-keit und Heiligung sind herrliche und kostbare Dinge. Es gibt für uns nichts, was erstrebenswerter ist. Ange-sichts dessen klingt der Untertitel etwas negativ, doch ein Ziel dieser vorliegenden Ausgabe ist es, uns den „Spiegel der Heiligung“ vorzuhalten, und wenn wir in diesen Spiegel schauen, werden wir wohl nichts Erstre-benswertes sehen. Doch wir bleiben hier nicht bei unse-rem eigenen Unvermögen stehen, denn sonst wäre diese Ausgabe nichts als ein Schuss in den Ofen.

Biblische und praktische Lösungen, Anwendungen und Antworten sollen uns dazu herausfordern, einen echten und siegreichen Kampf in Christus zu führen. Unsere Blicke richten sich auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens (Hebräer 12,2), im Bewusst-sein, dass wir allein durch sein Werk errettet sind und nicht durch unsere Werke.

Ein „heiliger“ AusblickIm Beitrag „Oh, mein unheiliges Herz!“ (S. 4) wird deut-lich, dass ein heiliges Leben mit dem Herzen beginnt. Sind wir Hüter unserer Herzen? Inwiefern lassen wir un-seren Gedanken und Begierden freien Lauf? Ein kurzer aber eindringlicher Artikel.

Sind wir überhaupt motiviert heilig zu leben? Ha-ben wir wirklich dieses Bestreben (wie oben angedeu-tet)? Pastor Matthias Lohmann gibt uns einige Hilfen bezüglich der Motivation in seinem Artikel „Wie heilig will ich sein?“ (S. 8).

In der Biografie von Hermann Kohlbrügge wird deutlich, dass wir aus uns heraus niemals ein heiliges Le-ben führen können. Der einzige Hoffnungsschimmer ist Jesus, der einzige Mensch, der vollkommen heilig lebte. Deshalb dürfen wir wie Kohlbrügge behaupten: „Chris-tus ist meine Heiligung!“ (S. 12).

Ist „Heiligung gleich Heiligung?“ (S. 16). Jörg Weh-renberg erklärt anhand des 1. Korintherbriefes das wah-re Wesen der lebensverändernden Heiligung.

Dass Heiligung für das Leben eines Christen not-wendig und nicht optional ist, wird im Artikel „Warum ist Heiligung so wichtig?“ (S. 20) von Jörn Krebs deutlich. Ein Essay mit viel Tiefgang und einem praxisbezogenen Finale.

In unser beliebten Rubrik „Schriftgelehrt“ (S. 24) er-klärt uns Andreas Münch das Thema der Heiligung aus der Sicht des dritten Buches Moses. Klingt trocken, ist es aber nicht. Übrigens ein guter Ort, um die Lektüre dieses Heftes zu beginnen.

Jonas Erne bringt uns in unserem biografischen Heftteil „John Owen und die Heiligung“ (S. 32) näher. Ein großartiges Zeugnis aus der Kirchengeschichte, das uns einmal mehr verdeutlicht wie sehr wir von unseren Glaubensvätern lernen können.

Etwas „Off-Topic“, aber doch sehr passend, geht es auch in diesem Heft mit der Rubrik „Josia“ weiter. In „Wahre Reformation ... beginnt mit dem Wort“ (S. 28) geht Jochen Klautke weiter im Leben des Königs Josia und zeigt: Eine echte und tiefgreifende Reformation (auch in unserem persönlichen Leben), kann es nur geben, wenn sie auf das Wort Gottes gegründet ist. In diesem Sinne,

viel Freude beim Lesen und herzliche Grüße,Peter Voth

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Auf dem Cover„Paulus betet“

Anita Muntean (*1987)

ist Kommunikationsdesi-

gnerin, Illustratorin, Ty-

po-Tüftlerin und der Co-

ver-Artist der aktuellen

Ausgabe. Zu sehen ist ein

betender Apostel Paulus.

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Inhalt

4 Oh, mein unheiliges Herz! W A L D E M A R D I R K S E N

Schon Salomo sagte, dass wir unser Herz behüten sollen, denn von ihm geht Leben aus.

8 Wie heilig will ich sein?M A T T H I A S L O H M A N N

Wie steht es um unsere Moti-viation zur Heiligung letztlich wirklich?

12 Christus ist meine Heiligung!T H O M A S R E I N E R

In Kohlbrügges Leben war es eine große Entdeckung, dass allein Christus unsere Heiligung ist.

16 Heiligung gleich Heiligung?J Ö R G W E H R E N B E R G

Was ist das Wesen einer wahren und biblischen Heiligung? Ant-worten aus 1. Korinther.

20 Warum ist Heiligungso wichtig?J Ö R N K R E B S

Ist Heiligung für einen Nachfol-ger Jesu optionial oder unbedingt notwendig? Antworten.

24 Lektion in HeiligkeitA N D R E A S M Ü N C H

Die Heiligung aus der Sicht des Alten Testamentes (besonders des dritten Buches Moses).

28 Wahre Reformation ...beginnt mit dem WortJ O C H E N K L A U T K E

Der nunmehr dritte Teil zum König Josia. Aufschlussreich!

32 John Owenund die HeiligungJ O N A S E R N E

Heiligung aus einer kirchenge-schichtlichen Perspektive.

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S. 4

S. 8

S. 12

I M P R E S S U M

Redaktion Waldemar Dirksen,

Viktor Sudermann, Andreas Kuhlmann,

Peter Voth, Hans-Werner Deppe

Art Direktor Peter Voth ∙ [email protected]

Lektorat Tanja Mirau

Abo-Service Michael Töws ∙ [email protected]

Verlag Betanien Verlag e.K. ∙ Imkerweg 38

D-32832 Augustdorf ∙ [email protected]

Online www.timotheusmagazin.de

Shop www.cbuch.de/timotheus

Erscheinungsweise Erscheint als

Quartalsmagazin seit Oktober 2010

alle drei Monate: Januar (Winter) · April

(Frühling) · Juli (Sommer) · Oktober (Herbst).

Preise Einzelausgabe ∙ €2,90 (zzgl.Versand)

Jahresabo ∙ €11,60 (D) (zzgl. Versand)

Inhalt

Lektion in Heiligkeit

S. 24

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Die Bedeutung des Herzens

Alle Gedankengänge und Gefühlsregungen vollziehen sich im Herzen. Daraus quillt das Leben. Worte und Taten sind lediglich ein Ausdruck dessen, was im Herzen ist: „Wes des Herz voll ist, des geht der Mund über“ (Matthäus 12,34). Eine salzige Quelle kann nicht süßes Wasser geben (vgl. Jakobus 3,12). Aus einem guten Herzen kommt Gutes hervor und aus einem bösen Herzen eben Böses. Das Herz wird in der Bibel als Sinnbild für das seelisch-geistige Zentrum des menschlichen Wesens verwendet.

Text: Waldemar Dirksen — Foto: Levi Tijerina

Aus unserem Herzen entspringen Gedanken und Empfindungen, die unser Leben bestimmen. Daher müssen wir über unsere inneren

Vorgänge wachen, um nicht den verderblichen Regungendie Herrschaft zu überlassen.

Oh, meinunheiliges Herz!

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In verschiedenen Lebenssituatio-nen offenbart sich, wovon das Herz beherrscht wird. Sind es selbst ge-schaffene Bedürfnisse nach Liebe, Anerkennung oder Bedeutung, die möglicherweise eine abgöttische Größe annehmen, so werden Äu-ßerungen und Handlungen auf die Befriedigung dieser Bedürfnisse ab-zielen. Im Mittelpunkt des Herzens steht dann das ICH und nicht die Ehre Gottes. Es ist ein jämmerli-cher Herzenszustand.

Unser Herz ist wie ein gefüll-ter Becher, der geschüttelt wird und dabei seinen Inhalt von sich gibt. Wohl dem, dessen Herz vol-ler Demut und Gottesfurcht ist. In Stürmen, Kränkungen und uner-warteten Ereignissen wird ein mit Demut erfülltes Herz in heiliger Gelassenheit und Güte standhaft bleiben. Dagegen wird ein mit stol-zen Gedanken erfülltes Herz be-sonders in Zeiten der Anfechtung kläglich versagen. Es wird um die Wahrung eigener Größe bemüht sein, indem es andere erniedrigt. Dabei bleibt die eigene Verderbt-heit unbeachtet, aber das Erschei-nen und die Lebensweise anderer werden mit Leidenschaft gerichtet.

Die Notwendigkeit, das Herz zu behütenWache über deine Gedanken und Gefühle! Denn viele Gedanken und Gefühle mit verderblicher Wirkung wollen die Herrschaft im Herzen übernehmen: Missgunst, Klatsch und Tratsch, schmutzige Bilder, ungeistliche Ansichten, bit-terer Ehrgeiz sowie widersprüchli-

che Meinungen. Sie mögen schlei-chend oder mit voller Wucht in das Herz einzudringen suchen – gewähre ihnen nicht den Zutritt! Achte sorgfältig darauf, womit du in deiner Gedankenwelt beschäf-tigt bist! Gib den Vögeln der Sün-de keine Gelegenheit, auf deinem Kopf Nester zu bauen! Vertreibe sie! „Was wahrhaftig ist, was ehr-bar, was gerecht, was rein, was lie-benswert, was einen guten Ruf hat, sei es eine Tugend, sei es ein Lob – darauf seid bedacht!“ (Philipper 4,8). Die Themen deiner Gedan-ken sollen diese genannten Merk-male haben.

In der Elberfelder Übersetzung wird mit besonderem Nachdruck aufgefordert, das Herz zu behü-ten: „Mehr als alles, was man sonst bewahrt, behüte dein Herz!“ Die Sorge um das Herz soll Vorrang vor allem haben, insbesondere vor ma-teriellen Dingen, die wertvoll er-scheinen und daher meist sorgsam bewahrt werden.Bewahre ernsthaft und eifrig dein Herz vor dem Schmutz dieser Welt: Ersetze zweifelhafte Literatur durch geistlich aufbauende Litera-tur! Vermeide übermäßigen Medi-enkonsum! Wenn du das Internet in deiner Freizeit nutzt, dann nur zielorientiert und zeitlich begrenzt! Videos mit zum Teil moralisch verwerflichen Szenen, die Gewalt, Ehebruch oder Missgunst darstel-len, sollen in deinem Leben keine Chance haben. Sie sind doch letzt-lich wie Mülltonnen voller Unrat. Das Herz soll nicht mit schädli-chen Inhalten, sondern mit Gottes Wort genährt werden. Sei nüchtern und stark bei deiner Wahl, womit du dein Herz speist! Behüte dein Herz mit allem Fleiß!

Die Begierde ist ein Feuer, das in unserem Herzen brennt. Bringe kein Öl in seine Nähe! Lese nichts, schaue nichts und tue nichts, von dem du weißt, dass es dir geistlich schadet. Mit manchen Bildern und Videos entfachst du in dir eine Flamme, die zur moralischen Katastrophe führen kann. John Stott analysiert den Ursprung von Schandtaten scharfsinnig, wenn er schreibt: „Schandtaten geschehen dort, wo vorher schändliche Fan-tasien wuchern konnten, und die

Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus quillt das Leben. Sprüche 4,23

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werden dort entfesselt, wo die Au-gen bereits Grenzen überschritten haben.“ Lass deine Augen in einer sicheren Festung wohnen, um so vor feindlichen Angriffen geschützt zu bleiben.

Hiob war bestrebt, in seinen geheimsten Gedanken rein zu blei-ben. Daher schloss er mit seinen Augen den Bund, auf eine Jungfrau nicht lüstern zu blicken (vgl. Hiob 31,1). Wir sollten unseren Augen alles entziehen, was in uns die arge Lust weckt. Dies können bestimm-te Internetseiten oder Zeitschrif-ten mit schmutzigen Bildern sein. Wenn wir nicht nur vor den Men-schen heilig leben wollen, sondern vor allem im Herzen und vor Gott, dann müssen wir so wie Hiob feste Entschlüsse fassen, um so die inne-re Reinheit anzustreben.

Paulus hat sich selbst diszipli-niert, um nicht verwerflich zu wer-den. Er schreibt dazu: „ich bezwin-ge meinen Leib und zähme ihn, damit ich nicht andern predige und selbst verwerflich werde“ (1. Korinther 9,27). Und die Gläubi-gen in Rom fordert er auf: „sorgt für den Leib nicht so, dass ihr den Begierden verfallt“ (Römer 13,14). Zur Behütung unseres Herzens ist eiserne Selbstdisziplin erforderlich. Dies kann radikale und schmerz-volle Trennung bedeuten: „Wenn dich aber dein rechtes Auge zum Abfall verführt, so reiß es aus und wirf ’s von dir. Es ist besser für dich, dass eins deiner Glieder verderbe und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde. Wenn dich deine rechte Hand zum Abfall ver-

führt, so hau sie ab und wirf sie von dir. Es ist besser für dich, dass eins deiner Glieder verderbe und nicht der ganz Leib in die Hölle fahre“ (Matthäus 5,29-30). Hierbei geht es nicht um Selbstverstümmelung, sondern um Selbstzucht. Wir sol-len unseren Leib nicht zerstören, der bei einem Gläubigen ein Tem-pel des Heiligen Geistes ist. Zu-dem ist Selbstverstümmelung kein Heilmittel, da jede Begierde ein Problem des Herzens ist. Trenne dich von allem, was die Begierde in deinem Herzen anstachelt – auch wenn es schmerzvoll ist. Dies kön-nen gewisse Beziehungen, Beschäf-tigungen oder Vorlieben sein.

Die Vorzüge eines behüteten HerzensMenschen mit reinem Herzen sind glücklich zu preisen (vgl. Matthäus 5,8). Sie dürfen Gemeinschaft mit Gott haben (Psalm 24,3-6). Innere Reinheit ist für den verdorbenen Menschen ein unschätzbares Gut. Ein Herz, welches nicht von sün-digen Gedanken und Empfindun-gen beherrscht wird, sondern mit Frieden und Freude erfüllt ist, darf schon in dieser vergänglichen Welt himmlische Segnungen erleben.

Fragen über Fragen• Welche Gedanken und Emp-

findungen sind bei dir vorherr-schend?

• Inwiefern bist du um die Rein-heit des Herzens bemüht?

• Welche konkreten Vorzüge verheißt Gott den Menschen, die reinen Herzens sind?

Die Begierde ist ein Feuer, das in unserem Herzen brennt. Bringe kein Öl in seine Nähe!

Waldemar Dirksen (*1982) ist Lehrer

an einem Berufskolleg in Bonn. Als Mit-

gründer und Redakteur gehört er zu den

regelmäßigen Autoren von Timotheus.

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Text: Matthias Lohmann — Foto: Denni Van Huis

Wie ist es um unsere Motivation zur Heiligung bestellt? Ist Heiligung etwas, nach dem du strebst? Oder hoffst du darauf, dass der Herr das schon irgendwie in dir vollbringen wird? Natürlich würde das kaum

jemand offen so sagen, und doch ist die Motivation der meisten Christen für Wachstum in der Heiligung eher gering.

Wie heiligwill ich sein?

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Aufruf zur HeiligungNachdem Paulus in den ersten beiden Kapiteln des Kolosserbriefs betont hat, dass Heiligung niemals die Grundlage unserer Annahme bei Gott ist, ändert er in Kapitel 3 den Fokus. Nun betont er, dass die Lehre von Gottes freier Gnade nicht bedeutet, dass es keine Rolle spielt, wie Christen lebten. Er ruft die Christen dazu auf, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben. So schreibt er in Vers 1 und 2: „Seid ihr nun mit Christus auferstan-den, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist.“

Doch was bedeutet das eigentlich, nach etwas zu „suchen“ und zu „trachten“, wie es in der Lutherüber-setzung heißt? Hier ist die Wortwahl moderner Über-setzungen sehr hilfreich. In der Neuen evangelistischen Übersetzung (NeÜ) heißt es zum Beispiel: „richtet euch auch ganz nach dem aus, was oben ist, wo Christus, der Messias, sitzt: auf dem Ehrenplatz neben Gott. Seid auf das Himmlische bedacht und nicht auf das Irdische.“ Es geht hier also darum, sich ganz auf das auszurichten und auf das bedacht zu sein, „was oben ist“, „auf das Himmlische“. Der Fokus eines christlichen Lebens, alle Handlungen und Gedanken, sollen auf Gott hin ausge-richtet sein!

Paulus belässt es nicht bei dieser sehr allgemeinen und eher abstrakten Aufforderung. Ab Vers 5 wird die-se Aufforderung mit konkreten Inhalten gefüllt. Dabei nennt er zuerst die Dinge, von denen sich Christen ab-wenden sollen. Die Dinge, die „auf Erden“ sind (Kolos-ser 3,2), nach denen Christen gerade nicht „trachten“ sollen. Ab Vers 12 benennt er dann ganz praktisch, wie ein Leben, das nach dem sucht, was droben ist, auch hier unten auf Erden aussehen wird. Es geht dabei in keiner Weise um Weltflucht oder um ein weltfremdes Leben – auch wenn ein solches Verhalten für die Welt im positiven Sinne befremdlich sein mag.

Hier wird Paulus sehr konkret und praktisch. Die-se Worte sollten jeden Christen dazu herausfordern, all sein Denken und Handeln sorgfältig zu reflektieren und sich wo nötig, mit Gottes Hilfe um Veränderung zu be-

Denn das ist der Wille Gottes, eure Heili-gung“, so schreibt es der Apostel Paulus an die Christen im 1. Thessalonicher-Brief, Kapitel 4, Vers 3. Heiligung ist dabei der Prozess, Christus immer ähnlicher zu wer-

den. Christen sollen also danach streben, der Sünde im Leben immer weniger Raum zu geben und stattdessen immer mehr die Frucht des Geistes wachsen zu lassen (siehe Galater 5,22f ). So weit, so gut. Doch wie ist es um unsere Motivation dazu bestellt? Ist Heiligung et-was, nach dem du strebst? Oder hoffst du darauf, dass der Herr das schon irgendwie in dir vollbringen wird? Natürlich würde das kaum jemand offen so sagen und doch ist die Motivation der meisten Christen für Wachs-tum in der Heiligung eher gering. Dieser Artikel möchte einige biblische Motivationshilfen zur Heiligung liefern. Dazu sollen im Folgenden vor allem die Verse 1-4 aus Kapitel 3 des Kolosserbriefs betrachtet werden.

Um diese Verse richtig einordnen zu können, sollte bedacht werden, warum Paulus diesen Brief schrieb. Er tat dies vor allem deshalb, weil er davon gehört hatte, dass sich in der Gemeinde in Kolossä falsche Lehrer ein-geschlichen hatten. Die falschen Lehrer behaupteten, dass die Kolosser zum Beispiel bestimmte Gesetze hal-ten und Zeremonien durchlaufen müssten, um so bei Gott wirklich wohlwollende Annahme zu finden. Und so ruft Paulus in diesem Brief „Stopp!“ und betont, dass dies Lügen sind. Kein Mensch wird jemals aufgrund seiner eigenen Werke vor Gott bestehen können. Im Gegenteil, Paulus erklärt den Kolossern (und uns allen), dass sie alle „einst fremd und feindlich gesinnt waren in bösen Werken“ (Kolosser 1,21). Die Rettung hin zum ewigen Leben geschieht allein durch den Glauben an den stellvertretend für Sünder gestorbenen und wieder auferstandenen Retter und Herrn Jesus Christus. Am Kreuz hat Christus den Schuldbrief aller Gläubigen ein für alle Mal getilgt, so dass jeder, der durch den Glauben zu Christus gehört, bereits mit ihm auferstanden und geistlich lebendig geworden ist (Kolosser 2,11-14). Dem muss und kann kein Mensch durch irgendwelche Werke etwas hinzufügen.

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nicht minder verdutzten Polizisten, er habe Valjean das Silber geschenkt und gibt ihm noch zwei „vergessene“ silberne Kerzenleuchter dazu. Zum Abschied ermahnt er Valjean, sein Leben zu ändern. Die Gnade, die Valjean erlebt, verändert ihn grundlegend. Er vergisst niemals, was der Bischof an diesem Tag für ihn getan hat und strebt hinfort danach, Gutes zu tun.

Valjean wurde vor dem Weg zurück ins Gefängnis bewahrt. Doch wir Christen haben eine noch viel grö-ßere Rettung erlebt. Diese sollte auch uns dazu moti-vieren, unser Leben voll und ganz für den zu leben, der sein Leben gab, damit wir wahres Leben haben können. Erfahrene Liebe ist eine vor allem langfristig viel bessere Motivation als die Androhung von Strafe.

Motivation zur Heiligung: Bedenke die gegenwärtige RealitätPaulus ruft die Kolosser nicht nur dazu auf, sich an das zu erinnern, was der Herr für sie getan hat. Am Ende von Vers 1 betont er, dass auch die gegenwärtige Reali-tät Motivation für ein auf Gott hin ausgerichtetes Leben sein sollte. „Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rech-ten Gottes.“

Christus sitzt jetzt gerade zur Rechten Gottes! Mit unseren Augen können wir ihn zwar nicht sehen, und doch ist er real und nicht nur eine ferne Erinnerung aus längst vergangenen Zeiten! Christen tun gut daran, mit den Augen des Herzens auf ihn zu sehen. Der Fürst dieser Welt hält uns ständig irgendwelche Verlockungen vor Augen. Er will uns ablenken von Christus. Er will uns einreden, dass Christus uns im Stich gelassen oder einfach die Dinge nicht im Griff hat. Aber Satan ist ein großer Lügner, der das große Ziel verfolgt, Menschen davon abzuhalten, auf Christus zu sehen!

Satan weiß, dass der Herr Jesus Christus auf dem Thron zur Rechten Gottes sitzt! Jesus ist der König aller Könige. Er ist der Hohepriester, der für uns Christen beim Vater eintritt. Und er ist unser Beschützer und Bewahrer hier auf Erden. Denn durch seinen Heiligen Geist ist er bei uns alle Tage. So schenkt er uns Erkennt-nis seines Wortes, und so spendet er uns Trost, Zuver-sicht, Freude und tiefen Frieden! Durch seinen Geist wirkt Christus in uns, verändert uns und motiviert uns, wenn wir seinem Geist Raum geben, indem wir auf Christus sehen und ihn durch sein Wort zu uns spre-chen lassen.

Das Wissen darum, dass unser Herr uns sieht, dass Er bei uns ist und uns zur Seite steht, sollte uns motivie-ren für Ihn zu leben.

Christus ist der „große Bruder“ aller Christen, der ihnen über die Schulter schaut und gerne bereit ist, ih-nen dabei zu helfen, ihm immer ähnlicher zu werden!

mühen. Jeder, der schon eine Weile als Christ lebt und sich um solche Veränderung bemüht, weiß darum, wie schwer das ist. Heiligung – so nennt die Bibel diesen Veränderungsprozess – ist etwas, das schnell zu Frust werden kann, wenn man erlebt, dass man immer wieder an den biblischen Ansprüchen scheitert. Und genau des-halb belässt es der von Gott inspirierte Apostel Paulus nicht allein bei seinem Aufruf. Er gibt uns zu Beginn von Kapitel 3 drei konkrete Motivationshilfen. Er ruft die Kolosser dazu auf (1) die Vergangenheit, (2) die ge-genwärtige Realität und (3) die Zukunft zu bedenken. Das wird Christen dabei helfen, immer wieder neue Motivation und Kraft für ein Leben in der Heiligung zu finden.

Motivation zur Heiligung: Bedenke die VergangenheitIn Vers 1 erinnert Paulus die Christen in Kolossä an das, was Gott bereits für uns getan hat: „Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist“. Die erste Motivationshilfe dafür, ein Christushingege-benes Leben zu führen, ist die Erinnerung daran, dass wir ohne Christus dieses wahre Leben gar nicht hätten. Genau das hatte Paulus den Kolossern bereits in Kapitel 2,12-14 erklärt. Ohne diese „Auferstehung“ durch den Glauben würden wir nicht wirklich leben, sondern ein-fach nur existieren – und das auch nur für eine begrenzte Zeit, bevor uns dann der ewige Tod ereilt. Letztendlich beschreibt Paulus hier den Zustand aller Menschen vor dieser „Wiedergeburt mit Christus“ als ein Totsein in den Sünden. Dieser „gegenwärtige Tod auf Erden“ mündet eines Tages im „ewigen Tod.“ Es sei denn, dass Menschen hier auf Erden eine Auferstehung mit Chris-tus – eine geistliche Geburt erleben. Nur dann leben wir wirklich! Paulus erinnert die Kolosser an das mächtige Werk der Gnade Gottes. Er verknüpft seinen Aufruf zu einem Leben für Gott mit der Erinnerung daran, dass Christen nur deshalb wahres Leben haben, weil der ewi-ge Sohn Gottes, Jesus Christus, stellvertretend für sie gestorben und dann am 3. Tage von den Toten aufer-standen ist.

Der auf einem Roman von Victor Hugo basierende Film „Les Misérables“ illustriert die Kraft dieser Motiva-tionshilfe sehr eindrücklich. Jean Valejean saß aufgrund einer Bagatelle und mehreren Fluchtversuchen viele Jahre im Gefängnis. Nachdem er aus dem Gefängnis entlassen worden ist, findet er nirgends Unterstützung oder Aufnahme. Nur ein Bischof hat Mitleid und beher-bergt ihn. Der mittellose und verbitterte Valjean steht des Nachts auf und stiehlt dem Bischof einen Teil sei-nes Silbers, wird aber sofort gefangen und zur Beweis-aufnahme zum Haus des Bischofs zurückgebracht. Zur großen Überraschung Valjeans erklärt der Bischof den

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Christus ist wie ein „wohlwollender Meister“, der seinem Lehrling nicht alle Arbeit abnimmt, aber ihm zur Seite steht und sich daran freut, wenn der Lehrling Schritt für Schritt Dinge dazu lernt und ihm immer mehr gelingt!

Christus ist unser gegenwärtiger Beistand und un-sere Hilfe und Er wird uns voller Gnade immer wieder aufhelfen, wenn wir einmal gefallen sind!

Die zweite Motivation für ein Gotthingegebenes Le-ben findet sich also in der Erkenntnis darüber, für wen wir leben! Wir haben das Privileg, für den zu leben, der als Herr aller Herrn und König aller Könige auf dem Thron zur Rechten Gottes sitzt und uns einlädt, jederzeit vor seinen Gnadenthron zu treten, „damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben“ (Hebräer 4,16).

Motivation zur Heiligung: Bedenke die ZukunftNachdem Paulus gelehrt hat, dass sowohl das, was Christus in der Vergangenheit getan hat, als auch seine gegenwärtige erhabene Position zur Rechten Gottes sit-zend für Christen ein Antrieb zu einem Leben für Chris-tus sein sollte, nennt Paulus noch eine dritte Motivation, indem er auf das hinweist, was noch kommen wird. In den Versen 3-4 sieht der Apostel Paulus über das Hier und Jetzt hinaus in Richtung Zukunft: „Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott. Wenn aber Christus, euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit.“

Paulus betont hier, dass unser Leben nicht ziellos ist. Christen leben auf ein großartiges Ziel zu. Paulus selbst hat dieses Ziel klar vor Augen. Davon schreibt er im Brief an die Philipper: „Nicht, dass ich’s schon ergrif-fen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich’s wohl ergreifen könnte, weil ich von Chris-tus Jesus ergriffen bin. Meine Brüder, ich schätze mich selbst noch nicht so ein, dass ich’s ergriffen habe. Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus“ (Philipper 3,12-14).

Christen sollten nicht einfach so vor sich hin leben. Das christliche Leben sollte ein zielorientiertes Leben sein, denn auf sie wartet ein lohnenswertes Ziel. Wenn wir an diesem Ziel ankommen, werden wir voll Freu-de erkennen, dass ein Leben in der Heiligung das Beste für uns war. Alles andere werden wir bedauern. Deshalb werden Christen, die das Ziel ihres Glaubens klar vor Augen haben, danach streben, in der Heiligung zu wach-sen. Ein klares Ziel vor Augen gibt Motivation für den Weg. Vor einiger Zeit hatte ich versprochen, für einen guten Zweck einen Halbmarathon zu laufen. Dieses Ziel

hat mich dann dazu motiviert, mein normales Laufpens-um zu erhöhen und auch mal joggen zu gehen, wenn das Wetter nicht so toll ist oder ich einfach keine große Lust hatte! Als mir dann noch Zielzeiten genannt wur-den, für die ich noch mehr Spendengelder bekommen würde, war ich zusätzlich dazu motiviert, alles dafür zu tun, dieses Ziel zu erreichen. Um wie viel mehr sollten wir motiviert sein, mit aller Kraft „dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus“ entge-gen zu jagen? Die dritte Motivation für ein Gotthinge-gebenes Leben findet sich also in der sicheren Hoffnung auf eine großartige herrliche Zukunft! Auch auf diesem Weg zum Ziel wird es immer mal wieder Momente ge-ben, in denen unsere Motivation nachlässt. Doch in seiner großen Liebe steht dann unser Herr „als unser Coach“ am Wegesrand! Durch sein Wort motiviert Er uns, diesen guten Lauf weiterzulaufen.

Wir haben zuerst gesehen, dass Christus uns an das erinnert, was Er bereits für uns getan hat! Zweitens hilft Er uns zu erkennen, dass Er alles im Griff hat und uns beisteht! Und drittens weist Er uns den Weg zu dem großen Ziel, so dass wir mit neuem Fokus weiter vo-rangehen können! Wir laufen den Lauf der Heiligung nicht allein. Gott ist bei uns. Er wirkt in uns das Wollen und das Vollbringen (Philipper 2,13). Doch wir müssen laufen – dem Ziel entgegen. Es lohnt sich, denn uns er-wartet ein herrlicher Siegespreis!

Zur Praxis• Lies Kolosser 3,5-17 täglich eine Woche lang. • Bitte Gott, dir zu zeigen, in welchen Bereichen dei-

nes Lebens du Veränderung brauchst. • Lass dich von Gott auf dem Weg zur Veränderung

immer wieder neu motivieren. Achte beim Lesen der Bibel darauf, was Gott für dich getan hat, wie er dir gegenwärtig beisteht und was er dir für die Zukunft verheißt.

Matthias Lohmann (*1971) ist Pastor der FEG München-Mitte.

Vorher studierte er am Reformed Theology Seminary in

Washington, DC. Er ist Mitgründer des reformatorischen

Netzwerks Evangelium21: www.evangelium21.net

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Text: Thomas Reiner — Foto: Benji Haisch

Wie kannst du ein heiliges Leben führen, das Gott gefällt? „Das ist unmöglich“, sagte ein holländischer Pfarrer in Elberfeld. Erst als er das erkannt hatte, entdeckte er den reichen Trost des Evangeliums.

„Christus ist meine Heiligung!“

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ich hätte den Herrn wahrscheinlich nie kennen gelernt und wäre ein Lügenprophet und Baalspriester und See-lenverführer geworden, wie deren gegenwärtig sehr viele gefunden werden. Alles, was der Herr unser Gott mit uns tut, ist Herrlichkeit, Weisheit und Majestät, obwohl wir es im Augenblick nicht einsehen.“

Der Preis des wahren EvangeliumsKohlbrügge hielt sein Versprechen und wurde Kandi-dat für das Pfarramt in der „wiederhergestellten luthe-rischen Kirche“. Er erteilte Privatunterricht, durch den es ihm nicht nur gelang, seinen eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten, sondern darüber hinaus seine Familie zu unterstützen. In seiner Studienzeit fand er Gefallen an der Dichtung und wollte sich von der Mystik näher zu Gott leiten lassen. Beim Studium der Schriftstelle (Rö-mer 5,1), über die er seine erste Predigt hielt, wurde ihm klar, wie er zum Heil finden kann. Er predigte darauf: „Einen anderen Weg als die eigene Tugend und das ei-gene Werk gilt es einzuschlagen! Es ist mit uns aus! Der Glaube allein rechtfertigt. So allein werden wir in das Königreich der Himmel eingehen. So allein können wir vor Gott bestehen.“ Das war das Evangelium, das Kohl-brügge von da an predigte.

Über der Türe der Kirche der wiederhergestellten lutherischen Gemeinde in Amsterdam stand: „Sie blie-ben in der Apostel Lehre!“ Kohlbrügge freute sich über dieses Bekenntnis, musste aber bald erleben, wie wenig diese Worte, die an der Kirche standen, in ihr bedeute-ten. Der junge Kandidat war entsetzt über die liberale Lehre, die der Pfarrer der Gemeinde in einer Predigt ver-trat. Er wandte sich an den Vorsitzenden der Gemein-devertreter, der ihn aufforderte, seine Klage schriftlich vorzulegen. In einem Schreiben hielt er darauf fest, dass der Pfarrer die Lehre davon, dass der Mensch ein verdor-bener Sünder sei und allein durch Gnade gerettet werde, als gefährliche Schwärmerei bezeichnete. Einigen ein-flussreichen Leuten war die deutliche und direkte Art, in der der junge Kandidat das Evangelium verkündigte, bereits ein Dorn im Auge. Sie ergriffen die Gelegenheit und warfen ihm vor, er wolle den älteren und erfahrenen Prediger aus dem Amt drängen, um seinen Platz ein-nehmen zu können. Alle Verhandlungen halfen nichts. Am Ende wurde der junge Kandidat mit Schimpf und Schande aus dem Amt entlassen, während sich der Pfar-rer der Gemeinde für seine fragwürdigen Äußerungen nie verantworten musste.

Der verworfene Kandidat erlebte, welchen Preis es kosten kann, für die Wahrheit des Evangeliums einzu-treten und nicht davon zu weichen. Weil ihm sofort der Lohn gestrichen wurde, lebte Kohlbrügge in sehr ärmlichen Verhältnissen. Menschen beschenkten ihn und ließen Geld in seiner Wohnung liegen, das er erst entdeckte, nachdem seine Besucher schon längst wieder gegangen waren. Der Vormund seiner Braut untersagte ihr den Umgang mit dem unverschämten Burschen, der es wagte, in der Kirche Unruhe zu stiften. Als diese aber

Wo immer sich Christen in Elberfeld und Umgebung trafen, redeten sie mit Vorliebe von Gottes Gnade und der Heiligung. Sie freuten sich daran, dass Christus am Kreuz die

Strafe für ihre Sünden auf sich genommen hatte. Weil ihr Herr vom Tod auferweckt wurde, sind sie vor dem heiligen Gott gerechtfertigt. Nun fragten sie sich, wo in ihrem Alltag etwas von der neuen Gerechtigkeit sichtbar werde. Was ist Heiligung? In dieser Situation trat ein holländischer Prediger auf die Kanzel. Dr. Kohlbrügge sprach mit Freude davon, was Gott ihn vor kurzem er-kennen ließ: Christus ist meine Heiligung.

Reiches Erbe aus ärmlichen VerhältnissenHermann Friedrich Kohlbrügge wurde am 15. August 1803 in Amsterdam geboren. Sein Vater kam einst in sei-ner Jugend aus der Nähe von Osnabrück nach Holland, um Handel zu treiben. Anfangs liefen seine Geschäfte gut, aber später unter der französischen Besetzung des Landes wurde der Handel eingeschränkt. Darum fiel es dem Vater immer schwerer, für seine große Familie zu sorgen. Der Sohn erinnerte sich, dass seine Eltern, wenn sie in Not waren, gemeinsam die Stube auf- und abgin-gen und dabei Psalmen sangen.

Der kleine Fritz war ein zartes und kränkliches Kind. Fast zwei Jahre lang drohte er blind zu werden. Immer wieder musste er Tage, ja Wochen im dunklen Zimmer ausharren, um sich zu schonen. Trotz körper-licher Schwächen war er ein sehr aufgewecktes Kind. Ohne besondere Anleitung hat er lesen und schreiben gelernt und las von Klein an mit Vorliebe in der Bibel. Die Lichtblicke seiner Jugend waren die Besuche bei seiner frommen Großmutter. Liebend gerne saß er vor ihrem großen Kachelofen und hörte gespannt auf die biblischen Geschichten, während er sich die Bilder dazu auf den Kacheln ansah. Erst mit zehn Jahren konnte er regelmäßigen Unterricht besuchen. Neben der Schule erhielt er beim sogenannten Katechisiermeister den ers-ten Unterricht in Gottes Wort und in den lutherischen Bekenntnisschriften. Die finanzielle Situation der Fami-lie verschlechterte sich so, dass der Sohn dem Vater in der Seifensiederei helfen musste. Wann immer es ihm bei der Arbeit möglich war, griff er zu einem Buch und versenkte sich ganz darin. Erst mit 16 Jahren erhielt er von seinem Vater die Erlaubnis, neben der Arbeit wei-terführenden Unterricht zu besuchen und sich seinen Studien zu widmen.

Der junge Mann hing sehr an seinem Vater. Darum traf es den zweiundzwanzigjährigen Kohlbrügge hart, als sein Vater plötzlich erkrankte und starb. Noch auf seinem Sterbebett nahm der Vater seinem Sohn das Ver-sprechen ab, dass er alles daran setzen werde, sein theolo-gisches Studium, das er begonnen hatte, abzuschließen. Seiner Mutter schrieb der Sohn im Rückblick auf seinen harten Verlust: „Wahrlich, wäre es anders gekommen,

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lich und riet ihm zu einer Luftveränderung. Kohlbrügge machte eine Reise den Rhein hinauf. Unterwegs wurde er nach Elberfeld eingeladen.

Das grosse Heil für schwache MenschenDer erschöpfte Theologe kam dort mit Menschen in Kontakt, die die Frage bewegte, wie sie ein Leben führen können, das Gott gefällt. Es war wohl kein Zufall, dass gerade dieser geschwächte Mann, der in seiner Schwach-heit seinen Glauben und seine Hoffnung auf Gott und seine Gerechtigkeit nie verloren hatte, eine außerge-wöhnliche Antwort auf diese Frage in der Schrift fand. Die meisten Menschen beschäftigten sich mit der Frage, wie sie in der Heiligung wachsen können. Sie gingen da-von aus, dass sie mit Gottes Hilfe ihr Leben so verändern können und es ihnen so möglich wäre, ihrem Herrn immer besser zu gefallen. Kohlbrügge aber stellte zu-erst eine andere Frage: Ist es dem Menschen überhaupt möglich, dem heiligen Gott zu gefallen? Er las im Rö-merbrief (Römer 7,14), dass das Gesetz geistlich sei, der Mensch aber fleischlich und unter die Sünde verkauft. Dieser Vers machte ihm den tiefen Graben deutlich, der zwischen Gott und den Menschen liegt. Der fleischliche Mensch kann nie etwas tun, was Gott genügen kann. Darum kann der Mensch sich unmöglich selbst verbes-sern. Es gibt nur eines, auf Christus zu vertrauen, der das ganze Gesetz erfüllt hat – er hat das eine Leben geführt, das dem himmlischen Vater gefällt. Darum ist Christus allein die Weisheit, die Gerechtigkeit, die Heiligung und die Erlösung. Der Christ bekommt kein anderes Evan-gelium als das, dass Gott Sünder retten will. Als Kohl-brügge gebeten wurde zu predigen, drängte es ihn, die Entdeckung, die ihm so viel Freude und Trost gegeben hat, mit anderen Menschen zu teilen. Diese Botschaft ließ ihn nie mehr los. Immer wieder sprach er davon: Der Mensch ist Mensch und Gott ist Gott. Der Mensch kann niemals tun, was Gott für ihn tat. Darum vertraue auf ihn und sein Wirken.

Schon im Wuppertal wurde der Lehre des hollän-dischen Pfarrers widersprochen. Mit dieser Definition von Heiligung waren zwei Lager nicht einverstanden. Die liberalen Christen wollten nichts davon hören, dass Gottes Gesetz noch gültig sei. Ihnen war dieses Evange-lium zu hart, das von der gerechten Strafe für die Sünde sprach. Sie wollten nichts davon hören, dass der Mensch ein verlorener Sünder sei, der seinem Schöpfer nie ge-nügen könne. Genau das wollten auch die so genannten erweckten Christen nicht hören. Sie bemühten sich um ein heiliges Leben. Ihnen nahm Kohlbrügges Predigt von der Heiligung jedes gute Werk weg. Der Doktor der Theologie betonte, dass alles Gute, das ein Mensch in seinem Leben tun kann, die Schuld der Sünde niemals ungeschehen macht. Viele der erweckten Christen und Theologen nannten Kohlbrügge einen Antinomisten – jemanden, der behauptet, dass das Gesetz Gottes nicht mehr gültig sei. Doch einige Menschen erkannten ge-nauso wie der Prediger den Trost, der in dieser Lehre zu finden ist. Je mehr sie diesem Verkündiger zuhör-ten, desto mehr verstanden sie, dass die ganze Schrift von diesem Evangelium spricht. Ihnen wurde klar, dass

nicht hören wollte, wurde sie kurzerhand mit Hab und Gut auf die Straße gestellt. Kohlbrügge half ihr beim Umzug zu ihrer Großmutter. Diese war von dem jun-gen Mann auch nicht angetan und nicht bereit, in eine Heirat einzuwilligen. Das alles waren die unmittelbaren Folgen davon, dass der junge Mann, seinem Herrn und dem Evangelium treu bleiben wollte.

Doktor der Theologie trotz UniversitätKohlbrügge zog nach Utrecht. Anstatt sich von der Theologie abzuwenden, studierte er weiter fleißig die Bibel. Er schrieb eine Dissertation (wissenschaftliche Ar-beit, mit der ein Doktortitel erlangt wird), in der er den Psalm 45 auslegte. Nach einer gründlichen sprachlichen Analyse des Textes, erklärte Kohlbrügge, dass im Psalm vom geistlichen Bund des Messias mit seiner Kirche ge-sungen werde. Diese Schlussfolgerung gefiel der theolo-gischen Fakultät nicht. Kohlbrügge schrieb später: „Ich wurde Doktor der Theologie trotz der ganzen Univer-sität. Die Professoren hatten nämlich alles aufgeboten, um mich zu stürzen, weil ich Psalm 45 von Christo und seiner Braut, der Gemeinde, auslegte. Das fanden sie abgeschmackt. Sie meinten, dieser Psalm sei das Hoch-zeitslied eines irdischen Königs, und darum wollten sie mich durchfallen lassen. Sie waren alle tüchtig geschult und gewappnet dazu, aber eines hatten sie vergessen, was ich als Kind vor allen Dingen und vor allen anderen Büchern gelesen hatte, das ist: Gottes Wort. Darin wa-ren sie nicht beschlagen, und so konnten sie gegen mich nichts ausrichten. Ich wurde Doktor der Theologie.“ Mit dieser Doktorarbeit gewann er auch seine Braut oder besser gesagt die Zustimmung der Großmutter. Sie war von der Art, wie der junge Kohlbrügge den Psalm auslegte so beeindruckt, dass sie ihrer Enkelin versprach, dass sie ihn heiraten dürfe, wenn ihr Liebster als Dok-tor zurückkommen werde. So wurde am 30. Juli 1829 Hochzeit gefeiert.

Obwohl Kohlbrügge weder ein Pfarramt noch ein Lehrstuhl an einer Universität angeboten wurde, wid-mete er sich weiter dem gründlichen Studium der Bibel. Er studierte die Werke vieler Theologen und erkannte schließlich durch die Schriften Calvins und Olevians, dass die reformierte Lehre ganz dem Zeugnis der Bibel entspricht. Als Konsequenz dieser Studien wandte er sich an die reformierte Kirche seines Landes und bat, als Glied aufgenommen zu werden. Anfangs schien es, als ob man den jungen Theologen, der sein neu erlangtes reformiertes Bekenntnis gut darlegen konnte, mit offe-nen Armen empfangen wollte. Schon bald wurde aber deutlich, dass ihn die Geschichte aus Amsterdam wieder einholte. Man wollte keinen aufrührerischen Menschen in den eigenen Reihen. So schob man seinen Antrag hin und her, verschleppte ihn und gab ihm schließlich Bescheid, dass man keinen Unruhestifter in der Kirche dulden könne.

Diese Auseinandersetzung kostete ihn sehr viel Kraft. Als dann schon im vierten Ehejahr seine Frau starb, die er liebevoll auf ihrem Sterbebett gepflegt hatte, war er mit seiner Kraft am Ende. Sein Arzt hielt den Ge-sundheitszustand des trauernden Witwers für bedenk-

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Christen sich nicht dadurch von anderen Menschen unterscheiden, dass sie Gottes Gesetz erfüllen und ganz heilig leben, sondern „dass sie sich immerdar ans Wort, an die Barmherzigkeit Gottes halten und eben darin zei-gen, dass sie, wenn es darum geht, von einer Gerechtig-keit wissen, welche den anderen fremd ist.“

Eine Lehre für das ganze LebenDiese Botschaft prägte alles Predigen, Lehren und Schrei-ben Kohlbrügges. Er selbst sagte, dass von diesem Tag an alle seine Predigten aus dem gleichen Guss waren. Wäh-rend er vorher immer nach der Wahrheit suchte, hatte er sie nun gefunden und sprach mit Vorliebe von ihr. An seinem Herrn, der ihm alles geworden ist, freute er sich in schönen Zeiten. Seine zweite Frau wurde ihm zu ei-ner großartigen Partnerin und Stütze in seinem Dienst. Nachdem er nach Holland zurückgekehrt war, wurde er als Pfarrer nach Elberfeld berufen. Eigentlich hätte er lieber einen Dienst in Holland angenommen – und sei es auch nur im kleinsten Fischerdorf, wie er zu sagen pflegte. Mit viel innerem Widerstand kam er dem Ruf der Elberfelder Geschwister nach und predigte zuerst in seinem Haus. Schon bald wurde die staatsunabhängige niederländisch-reformierte Kirche gegründet, der er vie-le Jahre vorstand. Sein Dienst in Elberfeld wurde auch in seiner Heimat beachtet. In späteren Jahren wurde er oft eingeladen, in der reformierten Kirche der Nieder-lande zu predigen. Einige Gemeinden wollten ihn sogar als Pfarrer berufen. Diese Angebote lehnte Kohlbrügge alle ab. Er wusste nun, dass er nach Elberfeld gehörte. Die Predigten des Elberfelder Pfarrers wurden auch in Tschechien, Österreich und in der Schweiz beachtet. In all seinen Kontakten blieb er immer der Pfarrer, der in Elberfeld seinen Dienst tat und Menschen das Heil in Christus zeigte.

Auch in schwierigen Umständen und großen Nö-ten blieb Kohlbrügge bei diesem Evangelium, das ihn stärkte und ihm weiterhin reichen Trost gab. Nach der reformierten Kirche in Holland ließ auch die Kirche in Deutschland den scheinbar aufrührerischen Pfarrer nicht zum Predigtdienst zu. Erst ein Toleranzedikt (Er-lass des Königs, durch den einer Minderheit Rechte zu-gestanden werden) machte es möglich, dass in Elberfeld eine unabhängige Kirche gegründet werden durfte und Kohlbrügge offiziell predigen konnte. An den theologi-schen Fakultäten wurde der Pfarrer aus Elberfeld kaum beachtet. Was in dieser unabhängigen Kirche gepredigt wurde, konnte den wissenschaftlichen Ansprüchen der Theologen nicht genügen. So blieb Kohlbrügge ein Son-

derling. Seine Gesundheit blieb schwach. Immer wieder hatte er am Sonntag kaum die Kraft, auf die Kanzel zu gehen. Seine Augen musste er mehrmals behandeln las-sen. Immer wieder schien es, dass er bald erblinde. Vor ihm starben seine zweite Frau und einige seiner Kinder. In all diesen Auseinandersetzungen und Nöten blieb er bei jenem Evangelium, das er in Römer 7,14 entdeckt hatte: Christus ist meine Heiligung. Auf seinem Sterbe-bett jubelte er: „Der Sohn Gottes ist es, der mich erlöst und erkauft hat. Ich habe nichts zu sagen. In dem Na-men Jesu ist Vergebung der Sünden. Sagt es doch allen, dass in dem Namen Jesu Vergebung der Sünde ist. Das ist doch einfach.“ Am 5. März 1875 starb Hermann Friedrich Kohlbrügge.

Zum erweiterten Bibelstudium• Im Leben Kohlbrügges wird deutlich, dass die

Schwächen, unter denen wir zu leiden haben, zum Segen werden können. Warum mutet der himmli-sche Vater seinen Kindern Schwachheit zu? Lies 2. Korinther 12,9!

• Paulus ruft in seinen Briefen dazu auf, beim einen Evangelium zu bleiben (Galater 1,6-9; 2. Korinther 11,2-4). Was ist die Botschaft des Evangeliums? Lies dazu Römer 1,16-3,28! Wie kann ein Mensch dem heiligen Gott gerecht werden?

• Christus ist nicht nur die Erlösung von Gottes Kin-dern, sondern auch ihre Heiligung und Gerechtig-keit (1. Korinther 1,30). Der Bericht von Petrus, der zu Jesus aufs Wasser ging, ist eine gute Veranschau-lichung dafür, was mit einem Menschen passiert, der das sein will, was sein Herr ist. Lies Matthäus 14,22-32. Worauf hat sich Petrus verlassen? Was ließ ihn zweifeln? Was hat ihn gerettet?

Wenn du mehr über Hermann Friedrich Kohlbrügge erfahren willst, findest du unter www.licht-und-recht.de ausführliche biographische Artikel und viele Predigten des Elberfelder Pfarrers.

Thomas Reiner (*1970) ist verheiratet und Vater von vier Kin-

dern. Pfarrer der ERKWB Winterthur in der Schweiz.

Hermann Friedrich Kohlbrügge(undatierte zeitgenößische Lithografie).

Undatiertes Foto gegen Ende seinesLebens.

Elberfeldim Jahr

1855.

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Text: Jörg Wehrenberg — Illustration: Anita Muntean

Wie sieht das Wesen praktischer Heiligung aus? Was macht echte, lebens- und verhaltensändernde Heiligung aus? Im ersten Korinther-

brief liefert Apostel Paulus Antworten.

Heiligung gleich Heiligung?

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lichen. Er schreibt in 10,31.32: „Was immer ihr tut, ob ihr esst oder trinkt oder was es auch sei, verhaltet euch immer so, dass Gott dadurch geehrt wird!“ Im vierten Hauptteil schließlich (Kapitel 15) ruft Paulus die Ko-rinther auf, mit Blick auf die leibliche Auferstehung von den Toten schon jetzt im alten Leib Gott mit vollem Einsatz zu dienen: „Setzt euch unaufhörlich und mit ganzer Kraft für die Sache des Herrn ein! Ihr wisst ja, dass das, was ihr für den Herrn tut, nicht vergeblich ist“ (15,58).

Wichtig ist nun, dass das Ziel der Heiligung, die Verherrlichung Gottes, als eine Sollordnung verstan-den wird, die wir zu erfüllen haben. Es gehört wesent-lich zur Verherrlichung Gottes hinzu, dass wir ihm aus dem Glauben heraus dienen. Dies beinhaltet als innere Antriebskraft vor allen Dingen die Liebe zu Gott, die Dankbarkeit gegenüber Gott und die Freude über Gott. Wir verherrlichen Gott dann, wenn wir ihm in solchem Glauben an Jesus Christus dienen. Der Glaube selbst hat seine Grundlage im Evangelium.

Die Botschaft vom Gekreuzigten als Grundlage der Verherrlichung Gottes im täglichen LebenWenn es in den Augen von Paulus etwas gibt, womit er Christen wirksam ermutigen und ermahnen kann, dann ist es das Evangelium. Und wenn es das Evange-lium nicht tut, dann gibt es sonst nichts, womit man Christen dazu bringen könnte, Gott mit ihrem Leben zu verherrlichen.

Paulus fasst das Evangelium in 1,18 als das „Wort vom Kreuz“ zusammen. Er meint damit die Verkün-digung vom gekreuzigten Retter. Er bezieht sich dabei sowohl auf den Inhalt als auch auf die Art und Weise, wie dieser Inhalt weitergegeben wird. Er hält einigen Korinthern vor Augen, wie unvereinbar es ist, das Evan-gelium und seine Verkündigung für einen Personenkult zu missbrauchen. Die Korinther betreiben unter der Verkündigung des Evangeliums die Verherrlichung von Menschen. Dabei hat Gott durch die Art und Weise, wie er Menschen rettet, Gericht über den Hochmut der Menschen gehalten (1,18-25). Die Korinther sollen des-halb damit aufhören, Menschen zu verherrlichen. Statt-dessen sollen sie Gott dafür rühmen, dass er sie, durch die den Menschen töricht erscheinende Botschaft vom Gekreuzigten, gerettet hat (1,31).

Im zweiten Hauptteil (Kapitel 5-7) geht Paulus nach demselben Prinzip vor. Er verankert die Aufforderung, Gott im Bereich der Sexualität zu verherrlichen (6,20b), im Evangelium. Er zeigt den Korinthern, was durch ihre Verbindung mit Jesus Christus Wirklichkeit ist. Zum einen sind sie durch den Glauben auf das Innigste mit Christus (6,17) und dem Vater verbunden (6,19). Sie ge-hören Christus, da er sie durch seinen Tod am Kreuz als sein Eigentum erworben hat (6,20a). Er warnt die Ko-rinther auch durch den Hinweis, dass ein fortwährendes

Das Wort „Heiligung“ kann im Neuen Tes-tament sowohl einen Zustand bezeichnen als auch einen Prozess. Paulus beschreibt in 1. Korinther 1,30 damit einen Zustand: „Gott habt ihr es also zu verdanken, dass

ihr in Christus Jesus seid, der uns von Gott her zur Weis-heit gemacht worden ist wie auch zur Gerechtigkeit und Heiligung und zur Erlösung.“ Die Heiligung ist hier wie die Rechtfertigung etwas schon Fertiges, was Gott de-nen, die an Christus glauben, zurechnet. Darum kann Paulus die Christen in Korinth zu Beginn des ersten Ko-rintherbriefes allesamt als „Heilige“ ansprechen (1,2). In 1. Thessalonicher 4,3 bezieht Paulus den Begriff „Hei-ligung“ auf das Verhalten im täglichen Leben: „Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr die Unzucht meidet.“ (Menge) „Heiligung“ beinhaltet hier so viel wie, dass jemand in seinem täglichen Leben die sexuelle Unmoral meidet. Die Heiligung als Lebensveränderung setzt die Heiligung als von Gott geschenkten und zuge-rechneten Zustand voraus.

Mir geht es im weiteren Verlauf um die Heiligung im Sinne der Erlernung und Veränderung von Verhal-tensweisen, wie sie dem Willen Gottes entsprechen. Der Titel dieses Artikels „Heiligung gleich Heiligung?“ (oder „Das Wesen der wahren Heiligung“) ist also so gemeint: „Was ist das Wesen der Erlernung und Veränderung von Verhaltensweisen im Leben von Christen?“ Hierbei geht es um die Grundlagen, das Ziel und die Mittel der Lebensveränderung. Das Wesen solcher Lebensverände-rung lässt sich vom ersten Korintherbrief her, der die Grundlage für die weiteren Ausführungen bildet, so zu-sammenfassen: Das Ziel jeglicher Lebensveränderung ist die Verherrlichung Gottes, die Grundlage dafür ist die Botschaft vom Gekreuzigten und das Hauptmittel dazu ist die Weisheit Gottes.

Die Verherrlichung Gottes als Ziel der LebensänderungDas Hauptthema des ersten Korintherbriefes ist die Ver-herrlichung Gottes durch das Leben der Christen. Dies macht ein kurzer Überblick über den Brief deutlich. Er besteht aus vier Hauptteilen. Im ersten Hauptteil (Ka-pitel 1-4) setzt Paulus sich mit dem Personenkult eini-ger Christen in Korinth auseinander. Sie missbrauchen die Verkündigung des Evangeliums dazu, Menschen zu verherrlichen. Paulus erinnert sie daran, dass sie als Ge-meinde der Tempel Gottes sind (3,16.17). Als Tempel Gottes ist es ihre Bestimmung, Gott zu verherrlichen und nicht Menschen. Im zweiten Hauptteil (Kapitel 5-7) kommt Paulus auf den Bereich der Sexualität zu sprechen. Seine Hauptanliegen fasst er diesbezüglich in 6,20 in der Aufforderung zusammen: „Geht mit eurem Körper so um, dass es Gott Ehre macht!“ Im dritten Hauptteil (Kapitel 8-14) geht es um die wahre Gottes-verehrung. Paulus fordert die Korinther auf, sich in der Gemeinde gegenseitig darin zu fördern, Gott zu verherr-

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Die Weisheit Gottes als das Hauptmittel für ein Leben, das Gott verherrlichtPaulus spricht in 1,18-2,16 von der Weisheit Gottes. Er stellt sie in 1,18-2,5 in einen Gegensatz zur menschlichen Weisheit. Die menschliche Weisheit lehnt Got-tes Offenbarung im gekreuzigten Retter ab. Denn sie strebt danach, Menschen zu verherrlichen und sie ahnt, dass in der Errettung durch einen stellvertretenden Sühnetod kein Platz zur Verherrlichung von Menschen bleibt. Die Weisheit Gottes hingegen offenbart sich in der Botschaft vom gekreuzigten Retter. Die Weisheit Gottes strebt danach, Gott zu verherrlichen. Sie befreit diejenigen, die von ihr er-füllt werden, zu einem Leben, in dem Gott verherrlicht wird.

Paulus schreibt in 2,6a: „Was wir aber vortragen, ist dennoch Weisheit – bei den geistlich Ge-reiften.“ Paulus will hier Folgendes klar machen: Er selbst verkündigt die Botschaft vom Kreuz auf eine Weise, die ihr entspricht, nämlich unspektakulär, ohne bei den Zuhö-rern Eindruck schinden zu wollen (2,1-5). Das Wort vom Kreuz so-wie die Art seiner Verkündigung er-scheinen dem normalen Menschen als Dummheit. Und dennoch ist es so, Vers 6, dass darin Gottes Weis-heit zum Ausdruck kommt. Paulus verkündet Gottes Weisheit bei oder unter den geistlich Gereiften.

Um zu verstehen, um was es sich bei der Weisheit Gottes han-delt, ist es hilfreich, festzustellen, wen Paulus mit den geistlich Ge-reiften meint. Paulus sieht nicht alle Christen in Korinth als geistlich gereift an. Er sagt in 3,1: „So habe denn auch ich, liebe Brüder, zu

Leben in Unzucht eigentlich das Kennzeichen von solchen ist, die verloren gehen (6,9.10). Er weist die Christen in Korinth aber dar-auf hin, dass für sie durch Gottes Gnade ein neues Leben begonnen hat: „Der Schmutz eurer Verfeh-lungen ist von euch abgewaschen, ihr gehört jetzt zu Gottes heiligem Volk, ihr seid von aller Schuld frei-gesprochen, und zwar durch den Namen von Jesus Christus, dem Herrn, und durch den Geist unse-res Gottes“ (6,11).

Im dritten Hauptteil (Kapi-tel 8-14) wird deutlich, dass vom Evangelium auch dringliche War-nungen ausgehen können. Paulus hält in 10,14-22 einigen Christen in Korinth vor Augen, dass es un-vereinbar ist, einerseits an Chris-tus zu glauben und andererseits an Götzenfeiern teilzunehmen. Er wendet sich in 10,14 zunächst mit einer klaren Aufforderung an sie: „Lasst euch unter keinen Umstän-den zum Götzendienst verleiten!“ Paulus bezieht sich vor allem auf die äußere Teilnahme an Götzen-feiern. Auf Götzenfeiern werden Dämonen verehrt (10,20). Paulus möchte nicht, dass Christen an sol-chen Feiern teilnehmen, auch nicht unter dem Vorwand, man wäre in-nerlich am Geschehen unbeteiligt. Christus möchte allein angebetet werden und nicht zusammen mit Dämonen. Wer das nicht beherzigt, den warnt Paulus vor dem Zorn von Christus (10,22). Gleichwohl hebt er in 10,16.17 hervor, dass die Korinther durch den Tod von Christus sein Eigentum geworden und zu einer Einheit zusammenge-schweißt worden sind.

Im vierten Hauptteil (Kapitel 15) vertieft Paulus einen Aspekt des Evangeliums, nämlich die leib-

liche Auferstehung von den Toten. Durch die leibliche Auferstehung von den Toten werden Christen dazu befreit, Gott für immer auf vollkommene Weise zu verherrli-chen. Daher regt Paulus sich sehr über ihre Gleichgültigkeit hinsicht-lich der leiblichen Auferstehung auf: „Wenn die Toten nicht aufer-stehen, können wir es gleich mit denen halten, die sagen: ‚Kommt, wir essen und trinken, denn mor-gen sind wir tot‘! Lasst euch durch solche Reden nicht täuschen! ‚Schlechter Umgang verdirbt auch den besten Charakter.‘ Kommt doch einmal richtig zur Besinnung und hört auf zu sündigen! Denn einige von euch kennen Gott letzt-lich überhaupt nicht. Das muss ich zu eurer Schande sagen“ (15,32-34). Am Ende des Kapitels aber be-gründet Paulus mit der leiblichen Auferstehung aufmunternd seine Aufforderung, schon jetzt im alten, vergänglichen Leib Gott sein Le-ben zur Verfügung zu stellen. Alles was hier schon zur Verherrlichung Gottes getan wird, wird einmal vollendet und ist daher nicht ver-geblich (15,58).

Das Evangelium ist für Paulus die Grundlage für seine Aufforde-rung, ein solches Leben zu führen, durch das Gott verherrlicht wird. Er zieht es immer wieder heran, indem er die Bedeutung des Todes von Jesus und seiner Auferstehung für unser Verhalten im alltäglichen Leben anwendet. Hier wird schon angedeutet, dass das Evangelium zugleich Grundlage und Mittel für ein Leben ist, welches Gott ver-herrlicht. Dass das Evangelium das Mittel zu einem solchen Leben ist, soll an dem Begriff der „Weisheit Gottes“ veranschaulicht werden.

Das Evangelium ist für Paulus die Grundlage für seine Aufforderung, ein solches Leben zu führen, durch

das Gott verherrlicht wird.

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euch nicht als zu Geistesmenschen reden können, sondern nur als zu fleischlich gesinnten Menschen, nur als zu unmündigen Kindern in Christus.“ Paulus bezieht sich zu-rück auf die Zeit, als sich durch sei-ne Verkündigung in Korinth eine Gemeinde gegründet hatte. Er hat damals schon die Erfahrung mit ih-nen gemacht, dass sie, obschon sie an Christus glaubten, nur langsam bestimmte Verhaltensweisen ableg-ten, die Gott verunehrten. Was er ihnen vorhält, ist, dass es jetzt, als er ihnen den Brief schreibt, immer noch so ist (3,2). Sie sind „fleisch-lich“ (3,3), was so viel besagt, dass sie weitgehend so leben, als hätten sie den Geist Gottes nicht erhalten. Paulus stellt nicht in Frage, dass sie den Geist Gottes erhalten haben. Nur zeigen sie sich unreif, wenn es darum geht, das Evangelium auf das tägliche Leben anzuwenden.

Die Frage, die sich hier stellt, ist: Wie kommt ein Christ dazu, das Evangelium so auf sein Leben anzuwenden, dass Gott verherr-licht wird? Die Antwort gibt Pau-lus in 2,6-16. Der Übergang vom Evangelium zu einem Leben zur Ehre Gottes wird durch Gottes Weisheit vollzogen. Paulus redet Gottes Weisheit zu den geistlich Gereiften. Er richtet sich mit der Botschaft von der Weisheit Gottes wohl an alle Christen. Aber nicht alle nehmen sie in gleicher Wei-se auf. Manche zeigen sich darin unreif, Gottes Weisheit zu verin-nerlichen. Andere aber nehmen sie bereitwillig auf und erweisen sich damit als gereifte Christen. Oder aber sie fangen damit an, Gottes Weisheit anzunehmen, dann wer-den sie immer reifer. Die Botschaft von Gottes Weisheit, so wie Paulus von ihr spricht, ist nicht identisch

mit dem Wort vom Kreuz, sondern sie ist die Anwendung des Evange-liums auf das tägliche Leben. Und zwar fragt sich derjenige, der gereift ist: „Wird durch das, was ich tue und lasse, Gott verherrlicht oder nicht?“

Der ganze erste Korintherbrief ist eine Hilfestellung von Paulus, um Gottes Weisheit zu verinner-lichen. Er redet, immer wieder vom Evangelium ausgehend und zu ihm zurückkehrend, von Got-tes Weisheit. Er sagt den Christen in Korinth zum Beispiel, was im Bereich der Sexualität Gott ver-herrlicht und was nicht. Jegliche sexuelle Unmoral verunehrt Gott, daher sollen Christen sie unbedingt vermeiden (6,18-20). Und Verhei-ratete verherrlichen Gott, wenn sie einen regelmäßigen ehelichen Verkehr pflegen (7,1-5). Unver-heiratete verherrlichen Gott, wenn sie glücklich ehelos leben können und enthaltsam sind (7,37). Pau-lus gibt auch überhaupt nicht alle Antworten auf jegliche Lebenslage. Er nennt einige Grundsätze und wägt dann ab, welche Vorteile Ehe-losigkeit gegenüber dem Ehestand haben kann. Hier überlässt er dem Einzelnen die Freiheit, selbststän-dige Entscheidungen zu treffen (7,25-35).

Paulus redet Gottes Weisheit für geistlich gereifte Christen. Und wenn sie noch unreif sind, reifen sie dadurch heran, dass sie die Grund-sätze, die Paulus entfaltet, verin-nerlichen. Damit das geschieht, ist Paulus nicht nur Lehrer, sondern auch Vorbild. Er verkörpert Got-tes Weisheit darin, wie er selbst lebt. Diese Weisheit Gottes zeigt er in der Art und Weise, wie er die Korinther ermutigt, ermahnt und, wenn es sein muss, auch beschämt.

Er verhält sich aber in allem ihnen gegenüber wie ein Vater (4,14-17). Er erzählt ihnen, wie er selbst auf Rechte und auf gesellschaftliches Ansehen verzichtet, damit er mög-lichst frei und wirksam anderen das Evangelium bezeugen kann (9,19-23). Darauf aufbauend bittet er die Korinther: „Folgt meinem Beispiel, so wie ich dem Beispiel folge, das Christus uns gegeben hat“ (11,1).

Das ist es, was wir auch heute brauchen. Wir brauchen Christen, die sich in der Lehre und im täg-lichen Leben als geistlich gereift erweisen. Wir brauchen Vorbilder, die unreifen Christen zeigen, wie ein Leben aussieht, in dem Gott verherrlicht wird.

Jörg Wehrenberg (*1970) ist freiberuf li-

cher Theologe. Er studierte Thelogie an

der damaligen FTA Gießen und war an-

schließend als Pastor tätig.

Das ist es, was wir auch heute brauchen — Christen, die sich in

der Lehre und im täglichen Leben als geistlich gereift erweisen.

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Text: Jörn Krebs — Foto: Levi Tijerina

„Heiligung“ im Leben eines Nachfolgers bedeutet, darin zu wachsen, Jesus ähnlicher zu werden. Wieso aber ist die Heiligung nicht „opti-onal“, sondern „notwendig“, um das ewige Leben bei Gott zu erben? Wie diese Notwendigkeit zu verstehen ist und wie der göttliche und der menschliche Teil der Heiligung zusammenspielen, davon handelt

der folgende Artikel.

Warum ist Heiligungso wichtig?

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Einmal brannte es bei allen In Mitten seiner Endzeitreden richtet Jesus das Gleich-nis der zehn Jungfrauen (Matthäus 25, 1-13) an ausge-machte Nachfolger.

Das Gleichnis handelt davon, wie fünf weise und fünf törichte Jungfrauen mit ihren Lampen, oder wahr-scheinlich sind es eher Fackeln, auf den Bräutigam warten, um sich der nächtlichen Hochzeitsprozession anzuschließen. Das Gleichnis lehnt sich an jüdische Hochzeitbräuche an, bei denen jeder um die Feierlich-keit des Anlasses zu ehren, seine eigene Fackel trug.2

Vom Anfang des Gleichnisses wird streng zwischen den „weisen“ und den „törichten“ Jungfrauen unter-schieden. Der einzige Unterschied: Die Weisen nehmen nicht nur ihre Fackeln, sondern auch zusätzliches Öl zum Nachfüllen mit, was die Törichten nicht tun (Verse 2-4).

Wie üblich warten sie auf das Erscheinen des Bräu-tigams und der nächtlichen Prozession, doch diese ver-spätet sich, so dass alle Jungfrauen schläfrig werden und letztlich einschlafen (Vers 5).

Dann aber, vom ankündigenden Rufen der Freun-de des Bräutigams aufgeweckt, stehen alle auf und ent-zünden alle ihre Fackeln (Verse 6-7). Alle warten nun in erhöhter Erwartung auf den Bräutigam. Doch nach unbekannter Zeit realisieren die törichten Jungfrauen, dass ihre Fackeln im Begriff sind zu erlöschen und rich-ten eine Bitte an die weisen: „Gebt uns von eurem Öl! Denn unsere Fackeln erlöschen!“(Vers 8). Das heißt, es gab davor eine Zeit, in der der Unterschied an Vorberei-tung dem beiläufigen Beobachter nicht ins Auge gefallen wäre!

Wirklich genug vorbereitet?Erst in diesem Moment des überraschenden Rufes wird die mangelnde Vorbereitung der törichten Jungfrau-en das erste Mal sichtbar. Sie waren vorbereitet, aber nicht vorbereitet genug! Die Verspätung des Bräutigams machte die Gesamtlage entbehrungsvoller und kritischer als je von den dummen Jungfrauen erwartet. Sie haben es nicht vergessen, Öl mitzubringen, denn ihre Lampen oder Fackeln hatten ein Maß an Öl, sondern sie hatten nicht ausreichend Öl für die Herausforderung, die sich ihnen im Laufe der Zeit stellen sollten.

Als alle noch auf den Bräutigam warten, gehen die törichten Öl kaufen, und der Bräutigam kommt und nimmt diejenigen, die unmittelbar bereit sind, mit hi-nein in die verschlossenen Räume der Hochzeitsfeier-lichkeiten (Vers 10). Später kommen die törichten Jung-frauen und rufen leidenschaftlich: „Herr, Herr, öffne uns!“ Er aber weist sie ab und antwortet: „... ich kenne euch nicht!“(Verse 11-12), was nicht ein Ausdruck des Nichtwissens, sondern des persönlichen Scheltens ist.

Ein sehr entscheidendes Merkmal des Gleichnisses ist das Prinzip des „Nicht-Ausreichens“. Es wiederholt sich viermal: Fackeln erlöschen (Vers 8b); Die weisen

2 Vgl. D.A. Carson, 'Matthew', in: Frank E. Gaebelein (Hrg.) The Expositor's Bible Commentary: Matthew, Mark, Luke (Grand Rap-ids: Zondervan, 1984) 513.

Wieso ist es nicht okay, dass ich so bleibe, wie ich bin? ...Ist nicht eh alles Gnade? … Ist die Bemühung um Heiligung nicht eigentlich ein Streben nach Errettung aus Wer-

ken?“, kann man sich im Blick auf das Thema Heiligung fragen. Wichtige Fragen, denen wir uns stellen wollen. Wieso ist nun das Wachstum hin zur Ähnlichkeit mit Jesus nicht optional, sondern notwendig (Hebräer 12,14)? Jeder, der dies fragt, fängt am besten bei Gott an. Das Zeugnis der Bibel im Alten und im Neuen Tes-tament ist in einem klar: Gott ist heilig! (vgl. Jesaja 6,2-5, Offenbarung 3,7; 4,8). Und er ist nicht nur heilig, sondern er will, dass sein Volk auch vollkommen heilig ist: „Denn ich bin der HERR, euer Gott. So heiligt euch und seid heilig, denn ich bin heilig! “(3. Mose 11, 44; vgl. 3. Mose 11, 45, 19,2; 20, 7). Auch Jesus spricht: „Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist“ (Matthäus 5, 48; vgl. Vers 8). So ermahnt auch Petrus: „wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr im ganzen Wandel heilig!“ (1. Petrus 1, 14-15). Der Grund für die Notwendigkeit der Heiligung ist also direkt in der Heiligkeit Gottes verankert und in seinen Ansprüchen an diejenigen, die seine Nachfolger sein wollen.

Heiligung: passiv und aktiv Gott, als heiliger Gott, mit dem wir in einem Bund ste-hen, fordert nicht nur Heiligung, sondern er wirkt sie auch (vgl. 3. Mose 22, 32-33; Hebräer 13, 20-22). So beginnt die Heiligung, wie alles andere im Christenle-ben, allein mit der unverdienten Gunst Gottes und ba-siert stets auf ihr (1Thessalonicher 5, 23; Hebräer 13, 20-21; 1Korinther 1, 30). Dies ist der göttliche Teil der Heiligung. Aus der Sicht der Menschen ist es der passive Teil der Heiligung. Neben diesem steht der von mensch-licher Seite aktive Teil der Heiligung.1 Als echte Hinga-be an Gott (Römer 6, 13; 8, 13) bleibt echter Glaube nie allein, sondern vollendet sich in gottgefälligen Ta-ten (Jakobus 2, 22-24). Es geht aber nicht um bloße äußere Konformität mit Gottes Gebot ohne durchdrin-gende Realität, wie es die Pharisäer oft falsch verstan-den, sondern um ein Wachsen in die Ebenbildlichkeit Christi im Wesen und Leben von innen nach außen, was Gottes Geist wirkt (2 Korinther 3, 18; Matthäus 5, 20; Galater 5, 22-23; Römer 8, 29). Die Zeitdauer unserer Heiligung ist ein weiter Aspekt der aktiven Heiligung. Die Heiligung erstreckt sich über das ganze Leben und verlangt aktive Mitarbeit, um die Errettung praktisch zu verwirklichen (Offenbarung 7, 13-17, Philipper 2, 12-13, 2. Petrus 2, 20-22). Werke, Wesen, Zeitdauer: mindestens drei Komponenten hat allein der aktive Teil der Heiligung. Es wurde nun gesagt, Heiligung sei not-wendig. Aber wie kann man sich diese Notwendigkeit vorstellen? Um das Wesen dieser Notwendigkeit zu illus-trieren, dienen zwei Fallstudien anhand von zwei Reden Jesu.

1 Vgl. Wayne Grudem, Biblische Dogmatik: Eine Einführung in die systematische Theologie (Bonn, Hamburg: VKW, arche-medien, 2013) 835.

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sich kurz darauf, da Jesus spricht: „Wie der Vater mich geliebt hat, habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!“(Johannes 15, 9). Diese Abfolge und Kombina-tion ist ein Zeichen dafür, wie nahe Jesus den vollkom-men passiven Teil unserer Rechtfertigung und Heiligung allein aus Gnade mit unserem aktiven Teil zusammen denkt. Sie gehören untrennbar zusammen!

Wie der Sohn im Vater: Gehorsam als Mittel in Liebe zu „bleiben“Kurz zuvor hatte Jesus zu seinen Jüngern gesagt: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten“ (Johan-nes 14, 15; vgl. 21, 23-24). Und spricht damit die Ge-setzmäßigkeit, dass sich echte Hinwendung zu Gott im Gehorsam äußern wird. Doch im nächsten Satz äußert er: „Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben“(Johannes 15, 10). Wir halten seine Rede mitten im Satz an, um Jesus besser zu verstehen. Jesus erklärt in dieser Hinsicht Gehorsam nicht, wie kurz zu-vor als Hinweis ihrer Liebe, sondern als Mittel, in seiner Liebe zu bleiben!3 (vgl. Judas 21; 1. Johannes 3, 24; 4, 16) Das ist bisher nichts weniger als eine große Heraus-forderung. Doch bevor Jesus den Satz zu Ende führt, hat er die Herausforderung zusätzlich erhöht. Er fährt fort: „wie auch ich die Gebote meines Vater gehalten habe und in seiner Liebe bleibe“(Johannes 15, 10). Dies sag-te Jesus kurz vor seinem ultimativen Leiden am Kreuz, dem ultimativen Gehorsamsakt gegenüber seinem Vater. Die Logik dahinter ist klar: „Wenn wir die Empfänger der Liebe Jesu auf eine Weise geworden sind, die ver-gleichbar ist, wie er die Liebe des Vater empfangen hat, dann müssen auch wir mit genau demselben Mittel in der Liebe Jesu bleiben, wie er in der Liebe des Vaters geblieben ist: Gehorsam. Und zwar dem totalen Gehor-sam, den Jesus bezeugte und lebte (Johannes 8, 29).“4 Im Johannesevangelium wird der Gehorsam Jesu als einer der zentralen Aspekte dargestellt, die ihn als Messias aus-machen (z.B. Johannes 4, 34; 5, 19-21; 6, 38; 8, 29, 55). An anderer Stelle versichert dieser Gehorsam Jesu, dass sein Tun wirklich göttlich ist (vgl. Johannes 5, 19-20). Die praktische Spannung zwischen diesem Anspruch, den wir schuldig sind zu erfüllen und der Lebensrealität gefallener Nachfolger wird im 1. Johannesbrief vertieft (vgl. z.B. 1. Johannes 1, 6-10; 2, 3-6; 3, 24;). Allgemein lässt sich sagen, dass sich im Evangelium der Anspruch des neuen Gesetzes und der Zuspruch göttlicher Gnade gegenseitig vertiefen.5

3 Vgl. D.A. Carson, Farewell Discourse and Final Prayer of Jesus: An Exposition of John 14-17 (Grand Rapids: Baker Book House, 1980) 98.

4 D.A. Carson, The Gospel according to John (Cambridge, Grand Rapids, Leicester: Eerdmans, Apollos, 1991) 520.

5 Vgl. Ebd, 520-521. John M. Frame, Doctrine of the Christian Life (Phillipsburg: P&R Publishing, 2008) 915-917. Frame schreibt u.a. im Blick auf das neue Gesetz der Liebe (Johannes 13, 34-35): „Der Standard der Liebe ist nun die Weise, wie sich Christus selbst für uns am Kreuz hingegeben hat. Liebe ist immer noch ein gött-liches Gebot, ein Teil des Gesetzes. Aber das Werk Christi hat das Gebot auf radikale Weise vertieft. ... Gesetz und Gnade sind in einander verwickelt. Das Gesetz definiert unsere Not, welche das Evangelium sättigt. Das Evangelium zeigt uns die wahre Tiefe des Gesetzes und wendet uns zu einem Leben von Buße und Glau-ben.“ (Seite 916-917) (vgl. 1. Johannes 4, 11-12, 16)

antworten:„Nein, damit es nicht etwa für uns und für euch nicht ausreiche!“(Vers 9b); die törichten sind zu spät und die Tür geht zu (Vers 10): Der Bräutigam ant-wortet: „... ich kenne euch nicht!“(Vers 11-12). All dies weist auf die unterlassenen aktiven Vorbereitungen hin.

Äusserer Schein oder aktives Sein?Viele Versuche wurden unternommen, das „Öl“ zu deu-ten. Doch die geläufigen Varianten widerstreben dem Rat der weisen Jungfrauen an ihre Begleiterinnen, als seien dies menschlich machbare Möglichkeiten: weder gute Werke, rettenden Glauben, Gnade oder den Heili-gen Geist kann irgendjemand kaufen. Ohne die Symbo-lik einzelner Details zu überspannen, kann man am si-chersten sagen, dass das Öl als erzählerische Größe wohl lediglich dazu dient, den Punkt des Vorbereitet-Seins hervorzuheben. Es steht im weitesten Sinn für alles, was eine Einzelperson lebenspraktisch tun muss, um aktiv vorbereitet vor dem Herrn zu stehen.1

Im Gleichnis kommt der Punkt, an dem es unmög-lich ist, den Schaden, der durch das Versäumen und Unterlassen entstanden ist, wieder gut zu machen. Die letztliche Schelte (Vers 12) ist eine Verwerfung derjeni-gen, welche gegen den äußeren Anschein, niemals ak-tiv Vorbereitungen trafen.2 Wie sehr der äußere Schein zeitweise täuschen kann, darauf weist das Gleichnis hin und was für eklatante Folgen es hat, aktive Vorbereitun-gen zu unterlassen. Im Gegensatz dazu stehen die weisen Jungfrauen, die aktiv vorbereitet zur rechten Zeit zu sei-ner Ehre bereitstehen.

Wie Reben am WeinstockEine Passage, die die Verbundenheit von passiver und aktiver Heiligung illustriert und gleichzeitig vor der Unterlassung aktiver Teilnahme warnt, ist die Rede Jesu von sich als Weinstock (vgl. Johannes 15, 1-16). Die fruchtbringenden, bzw. nicht-fruchtbringenden Reben sind als Ausgangsposition des Gleichnisses zugleich im Weinstock und stehen für zwei Personengruppen. Die nicht-fruchtbringenden werden weggenommen (Vers 2). Mit diesen wird eine Person assoziiert, welche nicht in Jesus bleibt. Als Folge wird diese „weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer und sie müssen brennen“ (Vers 6).

Die Reben aber, die Frucht bringen, werden gerei-nigt, damit sie noch mehr Frucht bringen, was etwas mit guten Werken zu tun hat (Vers 2 und 8). Erneu-tes passives Gereinigtwerden und aktives Fruchtbringen sind bildhaft übertragbar auf das Thema passiver und aktiver Heiligung. Letztlich aber ist alles eine Frage des In-Jesus-Bleibens, was eine interessante Mischung aus passivem und aktivem Handeln ist. In diesem Bild ge-sprochen greifen aktive und passive Heiligung mehrfach in einander über. Es ist eine erste Welle aus Zusprüchen göttlichen Wirkens in Verbindung mit Aspekten akti-ver Teilnahme menschlicherseits (In-Jesus-Bleiben und Fruchtbringen) (Verse 3-5). Dieses Thema wiederholt

1 Vgl. Craig L. Blomberg, Interpreting the Parables (Downers Grove: Intervarsity Press, 1990) 196.

2 Vgl. Carson, Matthew, 514.

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Der Urheber des Heils ruftAber es ist überaus deutlich, wie Jesus den Anspruch nach radikalem Gehorsam nicht als bloße moralische Weisung weitergibt, mit der Erwartung, dass seine Hö-rer dies aus sich heraus könnten. Im Gegensatz dazu weist er seine Jünger auf sich und sein Werk als den Anfang und Ausgangspunkt hin, um ihm im Gehor-sam zu folgen! (vgl. Johannes 15, 10b). Es heißt später: „[Er] lernte, obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam; und vollendet ist er allen, die ihm ge-horchen, der Urheber ewigen Heils geworden“ (Hebräer 5, 8-9). Mit anderen Worten: Der Sieg seines Gehor-sams am Kreuz wird zur Quelle unseres Gehorsams in unserem Leben, und unser Gehorsam wird zum Mit-tel, in seiner Liebe zu bleiben (vgl. Johannes 15, 9-10). Ein spannungsreicher Kreis schließt sich. Und wir tun gut daran, ihn nicht zugunsten unserer Bequemlichkeit aufzulösen, indem wir die Notwendigkeit der Heiligung locker nehmen!In dem Aspekt des Gehorsams als Mittel, in der Liebe Gottes zu bleiben, liegt der Ruf zur aktiven Heiligung! Und der Ruf dazu ergeht durch niemand ge-ringeren, als den ewigen und gehorsamen Sohn, der das perfekt abbildende und absolut gültige Wort des Vaters ist (vgl. Johannes 1, 1-3; Offenbarung 19, 11-15). Er hat das Erlösungswerk vollbracht! (vgl. Johannes 19, 30).

Der Ruf nach der Forderung aktiver Heiligung ist eindeutig zu unterscheiden von einer Rückkehr zur Werksgerechtigkeit (Matthäus 22, 4, 9, 12; Johannes 15, 3) und ist in keiner Weise eine Verwerfung einer hohen Sicht göttlicher Erwählung (Matthäus 22, 14; Johannes 15, 16), auch wenn menschlicherseits eine Spannung bleibt.6 Es ist die Verantwortung eines Nachfolgers, in der Liebe Jesu zu bleiben, und er verwirklicht dies durch Gehorsam, einem Ausdruck aktiver Heiligung.

6 Denn sonst hätte Paulus auch nicht sagen können, was in Hin-sicht beider möglicher Einwände gilt: „Daher, meine Geliebten ... bewirkt euer Heil mit Furcht und Zittern! Denn Gott ist es, der in euch wirkt, sowohl das Wollen als auch das Wirken zu seinem Wohlgefallen“ (Philipper 2, 12-13). Es geht nicht um das Erlangen von Perfektion oder darum, sich das Heil aus sich zu verdienen. Sondern es geht darum, lebenspraktisch in ein Erbe einzutreten und dieses einzulösen, was durch göttliche Gnade bereitet wird. Offenbar kann das äußerst intensiv sein.

Echter Glaube erweist sich gerade darin, dass er bis ans Ende anhält (vgl. Hebräer 3, 14; 2 Johannes 9; Matthäus 10, 22; 24, 12-13) und unechter Glaube darin, dass er dies nicht tut (vgl. Markus 4, 16-19; 1 Johannes 2, 19; 3,9). (vgl. Carson, Farewell Discourse, 97-99.) Aber damit ist nicht gesagt, dass es unter echten Gotteskindern keine Zeiten von Glaubensschwäche, Verirrungen oder Rückfällen gäbe (vgl. Johannes 16, 30-33; Jakobus 5, 19-20). Doch die wiederholte Rückkehr zu gehorsamem Glauben als Aus-druck aktiver Heiligung ist auch auf dieser Wegstrecke des Lebens unerlässlich. Hierbei geht es aber nicht um die Praxis ständiger „Fehlersuche“ bei sich und anderen und die unaufhörliche Angst vor Fehlern oder Gottes Strafe (vgl. 1. Johannes 3, 20; 4, 16-19; Matthäus 25, 24-26). Bei Fragen zu den Themen 'Christ bleiben', göttliche Bewahrung des Heils der Gläubigen und persönliche Heilsgewissheit siehe: Grudem, Biblische Dogmatik, 873-899.

In der LebenswirklichkeitFür die eigene Lebenswirklichkeit ist zu bedenken: • Ist bei mir wirklich alles Jüngerschaft oder Nachfol-

ge, was ich so nenne? Bin ich wirklich bereit, den Preis zu zahlen, den nicht ich, sondern den Jesus nennt? Oder bin ich nur mein „eigener“ Jünger und folge letztlich nur mir selbst und meiner Nase? Dem vermeintlich Sicherem und im Glauben Be-quemem sei daher gesagt: Wie nahe kannst du im Glauben bzw. in der Nachfolge „erscheinen“, aber es nicht sein? Der Unterschied ist letztlich gravierend (vgl. Offenbarung 21, 8, 27).

• Was nicht mit einem Ruf aktiver Heiligung gemeint ist, ist Menschen zu verunsichern, die sich bereits in-tensiv danach sehnen, dass ihr Wesen und Leben von Gott verändert wird und sie in Ähnlichkeit zu Jesus wachsen. Ihr Streben danach wird von Gott reich-lich belohnt (2. Petrus 1, 5-11). In aller scheinbaren Schwachheit hat Gott seinen Weg und der Schwa-che ist bereits in Christus wohlgefällig! (Sprüche 24, 16; Psalm 51, 19; Zefanja 3, 16-17; Offenbarung 7, 13-17). Das Evangelium der Gnade ist der Weg des Lebens, auf dem wir gehen und Lebensveränderung finden.7 Der Herr weiß, dich zu seiner Ehre makel-los zu bewahren und in großer Freude gottgefällig vorzubereiten! (vgl. Judas 24-25).

7 vgl. Scott Thomas und Tom Wood, Gospel Coach: Sheperding Lea-ders to Glorify God (Grand Rapids: Zondervan, 2012) 98.

Jörn Krebs (*1983) wohnt und arbeitet in der Schweiz. Nach

seinem Theologiestudium arbeitet er an einer Forschungsarbeit

über John Owen. Zudem ist er auch als Prediger aktiv. Jörns

Blog: www.gottundleben.wordpress.com

Es ist die Verantwortung eines Nachfolgers, in der Liebe Jesu zu bleiben!

Page 24: #15 Heiligung

SCHRIFTGELEHRTDie Rubrik zum

Alten Testament.

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Ich gebe zu, dass dieses Buch keine einfache Lek-türe darstellt. Doch in diesem Artikel möchte ich dir gerne aufzeigen, warum dieses Buch sei-nen Platz in der Bibel hat und welchen Wert es für dich heute hat.

Wie eine erweiterte FassungIm Regal mit meinen DVDs steht unter anderen auch die Herr-der-Ringe-Trilogie von Peter Jackson. Und zwar die erweiterte Fassung. Im Gegensatz zur Kinofas-sung enthält die Special Edition fast 3 Stunden mehr Spielfilm! Sofern man die Filme mag und einmal die erweiterte Fassung gesehen hat, wird man vermutlich nicht mehr auf die normale Fassung zurückgreifen wol-len. Zumindest geht es mir so. Warum wohl? Nun, in der erweiterten Fassung werden viele Dinge gezeigt und erklärt, die der ganzen Geschichte viel mehr Tiefe ver-leihen, so dass man die Story viel besser verstehen und nachvollziehen kann.

In der Unterhaltung – wie bei einem Film – ist dieses Prinzip der Vertiefung von gewissen Dingen angenehm, aber nicht notwendig. Im echten Leben hingegen ist es oftmals unentbehrlich, wie z.B. bei der Kindererzie-hung. In Bezug auf die geistlich realen und ewigen Din-ge Gottes ist es absolut lebensnotwendig!

Was hat das Ganze nun mit Heiligung zu tun? Nun, das 3. Buch Mose ist im Grunde die erweiterte Fassung

von Exodus, dem 2. Buch Mose. Exodus ist das Buch, in dem Gott sich als Jahwe, dem Gott Israels, vorstellt. In 3. Mose stellt sich Gott Seinem Volk weiter vor, so dass es wirklich ein Gespür für Sein Wesen bekommt. Da die alles überragende Eigenschaft Gottes Seine Heiligkeit ist, verwundert es nicht, dass Gott diesem Thema ein ganzes Buch widmete.

Unterricht in HeiligkeitNachdem sich Gott den Israeliten vor allem als der All-mächtige anhand der 10 Plagen und dem Auszug aus Ägypten offenbarte und das Volk in der Wüste lagerte, war es an der Zeit, ihnen das Wesen und die Prinzipien der Heiligkeit aufzuzeigen.

Das Buch Exodus endete mit dem Bericht, dass die Israeliten die Stiftshütte einweihten und Gott sichtbar für das Volk in Form einer Wolke das Allerheiligste er-füllte (vgl. 2. Mose 40,34-35). 3. Mose beginnt damit, dass Gott Mose zu sich in die Stiftshütte ruft, um ihn und den Priester Aaron über Seinen Willen zu informie-ren.

Was nun folgt ist die längste wörtliche Rede Got-tes in der ganzen Bibel. Bis auf die Amtseinführung von Aaron und seinen Söhnen in den Priesterdienst in den Kapiteln 8-10 und einem Bericht in Kapitel 24,10-23 enthält 3. Mose ausschließlich Anweisungen Gottes, die ein großes Ziel verfolgen – das Volk in Sachen Heilig-

Wenn es um das Thema Heiligung im Alten Testament geht, muss man gar nicht lange überlegen, welches alttestamentliche Buch am aussagekräftigsten ist. Denn Gott ist die Heiligung Seines Volkes so wichtig, dass Er ein ganzes Buch dazu aufschreiben ließ. Ein Buch, das heute mit die wenigste Beachtung in unseren Gemeinden findet

– Levitikus oder auch 3. Buch Mose genannt.

Text: Andreas Münch — Foto: Kevin Russ

Lektion in Heiligkeit

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Israeliten einhalten mussten, damit Gott ihnen ihre Schuld vergeben konnte. Insbesondere in Kapitel 16 wird das deutlich illustriert anhand des großen Versöhnungstages. An diesem Tag wurden die Sünden des ganzen Volkes von einem Jahr ge-sühnt. Was die Israeliten – und wir – lernen sollten war, dass die Bezie-hung zu Gott etwas kostet – und zwar nicht wenig.

Angesichts der Heiligkeit Gottes sollten dennoch Zweifel aufkommen, ob diese alttesta-mentlichen Tieropfer vollkommen ausreichend waren, um umfassend für die Sünde zu bezahlen. Und die Antwort ist ein klares Nein! Denn all die Opfer waren lediglich ein Hinweis auf das vollkommene Opfer, das im stellvertretenden Tod Jesu am Kreuz von Golgatha seinen Ausdruck fand. Denn der Schreiber des Hebräerbriefes schrieb: Jetzt aber ist diese Zeit angebrochen, denn jetzt ist Christus gekommen, der Hohepriester, der uns die wah-ren Güter gebracht hat. Er hat ein größeres und vollkommeneres Zelt durchschritten, ein Zelt, das nicht von Menschen gemacht wurde und nicht zu dieser Schöpfung gehört. Und was ihm den Weg ins Heilig-tum öffnete, war nicht das Blut von Böcken und Kälbern, sondern sein eigenes Blut. Ein einziges Mal ist er hineingegangen, und die Erlösung, die er bewirkt hat, gilt für immer und ewig (Hebräer 9,11-12).

3. Mose möchte uns verstehen helfen, was es Gott gekostet hat, die Beziehung zu Ihm wiederher-zustellen.

2. Wie sieht die Gemeinschaft mit einem heiligen Gott aus? – Die Praxis der Heiligung im Alten TestamentNachdem durch die Opfer deutlich geworden war, wie die Beziehung zu Gott ermöglicht wurde, ging es im Weiteren darum, wie sich Gott

keit zu unterrichten: Und ihr sollt mir heilig sein, denn ich bin heilig, ich der HERR. Und ich habe euch von den Völkern ausgesondert, um mein zu sein (3. Mose 20,26).

Warum war es überhaupt nötig, dass Gott einen solchen Schwer-punkt auf die Heiligung Seines Volkes legte? Eine klare Antwort liefert A.W. Tozer: „Vierhundert Jahre lang lebte das Volk Israel in Ägypten und war während dieser Zeit von einer der schlimmsten Formen des Götzendienstes umge-ben. Durch Moses Hilfe konnten sie schließlich dieses Land verlas-sen und machten sich auf den Weg in das Land der Verheißung. Sie hatten jede Vorstellung von dem, was heilig ist, verloren. Um diesen Zustand zu korrigieren, fing Gott ganz unten an. Er zeigte sich ihnen in der Wolke und im Feuer, und als später die Stiftshütte gebaut wurde, war er in der Feuerflamme im Allerheiligsten gegenwärtig. Durch unzählige Unterscheidun-gen lehrte Gott das Volk Israel den Unterschied zwischen heilig und nicht-heilig. Es gab heilige Tage, heilige Gefäße, heilige Gewänder; es gab Waschungen und Opferga-ben der unterschiedlichsten Art. Mit Hilfe dieser Dinge lernte das Volk Israel zu erkennen, daß Gott heilig ist. Das war es, was Gott ihnen zeigen wollte, nicht daß be-stimmte Dinge oder Orte heilig sind. Sie sollten die Heiligkeit Got-tes erkennen und begreifen.“1

Was Gott Israel hier in der Wüste vor tausenden von Jahren offenbarte, hat an Relevanz für uns Christen nichts eingebüßt, denn das grundlegende Prinzip der Hei-ligung der Kinder Gottes gilt uns gleichermaßen. Der Apostel Pe-trus zitiert aus 3. Mose 11,44-45 und kommentiert: Richtet euch als gehorsame Kinder Gottes nicht mehr nach den eigensüchtigen

1 Aiden Wilson Tozer, Gottes Nähe su-chen, Hänssler, 2008, S.125.

Wünschen aus jener früheren Zeit, als ihr noch nichts von Christus wusstet. Der, der euch berufen hat, ist heilig; darum sollt auch ihr ein durch und durch geheiligtes Leben führen. Es heißt ja in der Schrift: „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig“ (1. Petrus 1,14-16).

Diese Aufforderung zur Heili-gung finden wir im 3. Buch Mose insgesamt sechs mal (3. Mose 11,44-45; 19,2; 20,7.26; 21,8). Interessant dabei ist, dass dieses Gebot einzigartig ist. Von keinem anderen Volk des Alten Testaments wissen wir, dass ein ähnlicher Be-fehl ergangen wäre. Nur der Gott der Bibel gebietet die Heiligung, weil Er selber heilig ist!

Gehen wir nun auf die Frage ein, was das praktisch zu bedeuten hat. Denn sicherlich hast du dir schon einmal die Frage gestellt, was all die einzelnen Opferanweisun-gen und rituellen Vorschriften zu bedeuten haben?

All die verschiedenen Opfer und Rituale sollen im Kern zwei wichtige geistliche Prinzipien ver-mitteln.

1. Wie ist Gemeinschaft mit einem heiligen Gott möglich? – Die Grundlage für die Heiligung im Alten TestamentAllzu viele Religionen und Predi-ger stellen die Beziehung zwischen Gott und Mensch so dar, als ob es das einfachste der Welt wäre. Die Bibel – und insbesondere 3. Mose – stellt jedoch fest, dass es alles an-dere als leicht ist, eine Beziehung zu diesem heiligen Gott zu haben. Unsere von der Sünde verdorbene Natur macht es absolut unmöglich, dass wir uns Gott nahen können.

Eine Beziehung zu Gott kann erst stattfinden, wenn Gott uns von unserer Sünde befreit. Und dazu sind Opfer nötig. In den Kapiteln 1-16 lesen wir von zahl-reichen Opfervorschriften, die die

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die Beziehung praktisch vorstellte. Wie gestaltete sich die Beziehung und das alltägliche Leben mit ei-nem heiligen Gott? Diese Frage wird in den Kapiteln 17-27 beant-wortet. Anhand von zahlreichen praktischen Beispielen lehrte Gott das Volk, was es für sie bedeutete, einen heiligen Lebenswandel zu führen: Und ihr sollt meine Ge-bote halten und sie tun. Ich bin der HERR. Und ihr sollt meinen heiligen Namen nicht entweihen, damit ich geheiligt werde in der Mitte der Söhne Israel. Ich bin der HERR, der euch heiligt (3. Mose 22,31-32).

Auch wenn die Anweisungen aus 3. Mose sich nicht mehr eins zu eins auf unser heutiges Leben über-tragen lassen, so sind die Prinzipien dennoch dieselben. Wenn Paulus uns Christen schreibt, dass wir alles zur Ehre Gottes tun sollen, auch so alltägliche Dinge wie trinken und essen (vgl. 1. Korinther 10,31), dann möchte er damit sagen, dass Heiligung etwas Praktisches ist, das sich im Alltag zeigt. Genau die glei-che Absicht hat das 3. Buch Mose. Denn die Gebote und Rituale strei-fen jeden Bereich des menschlichen Lebens. Israels Nachbarvölker soll-ten das Leben von Gottes Volk be-obachten und dabei erkennen, dass sie nach völlig anderen Maßstäben lebten als sie selber. Und genau das ist es auch, was wir als Christen ebenfalls tun sollen: Richtet euch nicht länger nach den Maßstäben dieser Welt, sondern lernt, in einer neuen Weise zu denken, damit ihr verändert werdet und beurteilen könnt, ob etwas Gottes Wille ist – ob es gut ist, ob Gott Freude daran hat und ob es vollkommen ist (Rö-mer 12,2).

Ein entscheidender Unter-schied ist, dass die Israeliten nicht in dem Maße vom Heiligen Geist unterrichtet wurden, wie es heute bei uns neutestamentlichen Gläu-bigen der Fall ist. Das Volk Israel brauchte in gewisser Weise all die

einzelnen Regeln, um Gottes Wil-len zu erkennen. In unserem Fall geht es weniger darum, peinlich genau Regeln einzuhalten, sondern ein göttliches Prinzip zu verstehen und umzusetzen. Dabei unterstützt uns der Heilige Geist. Ein Beispiel dazu: Nach alttestamentlicher Weise würde Gott uns heute eine Liste mit Filmen geben und sagen: Den Film darfst du gucken und jenen nicht! Heute erwartet Gott von uns, dass wir mit Hilfe Seines Heiligen Geistes selber prüfen, ob es gut für uns ist, wenn wir einen bestimmten Film schauen. Das ist die christliche Freiheit, die wir heu-te haben.

Doch auch unser Prinzip der Freiheit wird durch eine Weisung aus dem 3. Buch Mose näher defi-niert: Geschwister, ihr seid zur Frei-heit berufen! Doch gebraucht eure Freiheit nicht als Vorwand, um die Wünsche eurer selbstsüchtigen Na-tur zu befriedigen, sondern dient einander in Liebe. Denn das ganze Gesetz ist in einem einzigen Wort zusammengefasst, in dem Gebot: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (3. Mose 19,18 zi-tiert in Galater 5,13-14).

Im Alten Testament gab Gott einzelne Anweisungen, was es prak-tisch bedeutete, seinen Nächsten zu lieben, z.B. gab es das Gesetz, dass man einem Tagelöhner noch am selben Tag seinen Lohn geben musste, damit dieser sich etwas zu essen kaufen konnte (3. Mose 19,13). Im Neuen Testament sind die Befehle an uns Christen sehr allgemein gehalten, weil Gott uns durch Seinen Heiligen Geist befä-higt, selber in der einzelnen Situati-on zu entscheiden, was nun Gottes Wille wäre oder was nicht.

Auch wenn es gut ist, dass wir heute keinen Regelkatalog mehr haben, so sind die alttestamentli-chen Gesetze doch eine wertvolle Hilfe für uns, um Gottes generellen Willen für unterschiedliche Situati-onen zu erfahren.

Wie du siehst, steckt in diesem Buch mehr für uns Christen, als wir oftmals glauben. Unser ganzes Dasein als Christen, sowohl unsere Erlösung als auch unser Leben, be-kommt eine viel tiefere Bedeutung vor dem Hintergrund, den wir in 3. Mose finden.

Aufgaben zum Bibelstudium• Du findest 49-mal die Wor-

te „Ich bin der HERR“ in 3. Mose. Lese Lukas 6,46 und be-antworte die Frage, ob es mög-lich ist, Jesus nur als Retter, aber nicht als Herrn über dein Leben anzunehmen?

• In 3. Mose 19,11-18 findest du einige konkrete Gebote Gottes. Lies sie dir durch und überlege dir, welches Prinzip dahinter-steckt und wie du es im Alltag praktisch umsetzen kannst.

• In 3. Mose 11 findest du eine Auflistung von sogenannten reinen und unreinen Tieren. Vergleiche diesen Bibelab-schnitt mit Markus 7,1-23. Was war die geistliche Lektion in 3. Mose 11 und welche die in Markus 7,1-23?

• Buchtipp: Für einen ausführ-lichen praktischen Überblick über das Buch 3. Mose emp-fehle ich dir den Kommentar von Warren W. Wiersbe, Sei heilig – Sich für Gott ausson-dern lassen, Christliche Ver-lagsgesellschaft Dillenburg.

Andreas Münch (*1984) ist Ehemann,

Pastor der MBG Lage und Autor des viel-

beachteten Buches ‚Der Wahre Gott der

Bibel ‘. Schreib Andreas auf Twitter:

@AndreasMuench

Page 28: #15 Heiligung

JOSIADie Rubrik für

junge Leute.

Text: Jochen Klautke — Foto: Cara Slifka

Wahre Reformation ...beginnt mit dem Wort

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Aber er war auch überzeugt davon, dass das noch lange nicht genug war. Zu einer Reformation gehört nicht nur das Erkennen und Benennen von eigenen und frem-den Sünden, sondern auch und vor allem die bewusste Förderung von wahrem Gottesdienst. Josia nahm das Geld aus dem Opferkasten und finanzierte davon die Instandsetzung des Tempels. Bei all dem hatte der König aber ein Problem. Das ganze Volk hatte nach über einem halben Jahrhundert Götzendienst vergessen, wofür der Tempel genau gedacht war. Dieses Problem löste sich, als die Bauarbeiter auf etwas stießen, bei dem wir uns heute wundern, wie man so etwas verlieren kann.

Ausgegraben: Das Buch der BücherWährend die Männer am Tempel arbeiteten, um ihn wieder zu dem Ort zu machen, an dem Gott so angebe-tet werden konnte, wie er es verlangte, fanden sie dort ei-nes Tages eine Schriftrolle mit dem Gesetz Gottes darin (2. Chronik 34,14-18). Es ist ja nicht außergewöhnlich, dass auf Baustellen Dinge zu Tage gefördert werden, die lange verschollen waren. Auch heute liest man fast täglich in der Zeitung von Dingen wie alten Stadtmau-erresten oder Blindgängern aus dem zweiten Weltkrieg, die irgendwo bei Bauarbeiten gefunden werden. Aber es ist wirklich erstaunlich, dass das Wort Gottes für Jahre völlig verschollen war. Die Leute hatten nicht nur den Inhalt vergessen, sondern sie wussten noch nicht einmal, wo das Wort Gottes aufbewahrt war. Einerseits müssen wir berücksichtigen, dass jede Schriftrolle sehr wertvoll war, weil sie von Hand auf kostbares Material abge-schrieben werden musste und es deswegen nicht viele Exemplare gab. Aber andererseits entschuldigt das erst recht nicht, dass die wenigen wertvollen Abschriften des Gesetzes Gottes einfach weggeworfen worden waren. In unserem digitalen Zeitalter ist es unvorstellbar, die Bibel zu verlieren. Wir haben heute ständig irgendeine Bibel. Selbst wenn uns eine verloren geht, haben wir noch mindestens drei im Regal stehen, tausende im Internet zur Verfügung und mindestens zwei als App auf dem Smartphone. Aber der Teufel ist sehr anpassungsfähig. Heute sorgt er nicht mehr dafür, dass wir die Bibel ver-lieren, wie er es in den Jahren vor Josia getan hatte. Heu-te sorgt er dafür, dass wir so beschäftigt sind, dass wir das Wort Gottes ignorieren und verstauben lassen. Es ist

Im nun folgenden dritten Teil der Serie geht es um das Wort Gottes und die Frage, welche Rol-le es in der Reformation des Königs Josia ein-nahm. Grundlage sind weiterhin die Berichte in 2. Könige 22-23 und 2. Chronik 34-35. Dabei

ist zu beachten, dass der Bericht im zweiten Königebuch nicht chronologisch, sondern thematisch geordnet ist. Wenn ihr wissen wollt, welche Dinge Josia zu welchem Zeitpunkt getan hat, solltet ihr euch an dem Bericht im zweiten Chronikbuch orientieren. Mittlerweile war Jo-sia 26 Jahre alt und seit 18 Jahren König in Jerusalem. Stellen wir uns vor, er saß eines Tages in seinem Palast in Jerusalem. Vor acht Jahren hatte er begonnen, das Land systematisch von allen Spuren des Götzendienstes zu be-freien. Nun war das Land zwar frei von Götzendienst, aber das hieß noch lange nicht, dass die Menschen wuss-ten, wie sie den wahren Gott anbeten sollten. Während Josia so dasaß und seinen Blick über Jerusalem schwei-fen ließ, fiel sein Blick irgendwann auf den Tempel.

Ausbesserungen am Haus der HäuserWas er dort sah, gefiel ihm allerdings überhaupt nicht. Der Tempel des wahren Gottes war in den letzten Jahr-zehnten zu einem Götzentempel umfunktioniert wor-den. Josias Großvater Manasse hatte Götzentempel im Vorhof des Tempels errichten lassen und sogar ein Götzenbild in den Tempel selbst gestellt. An der Rück-seite des Tempels waren Bordelle errichtet worden und ein Gottesdienst war im Tempel schon seit Jahrzehnten nicht mehr gefeiert worden. Das Gebäude des Tempels verfiel langsam - das Gebäude, von dem Gott gesagt hatte: „In diesem Haus will ich meinen Namen woh-nen lassen ewiglich“ (2. Chronik 33,7). Schon seit eini-gen Jahrzehnten gab es einen Opferkasten am Eingang des Tempels, in dem Geld für die Instandhaltung des Tempels gesammelt wurde. (2. Könige 12,1-17). Aber es scheint so, als wäre zwar immer mehr Geld zusam-mengekommen, das jedoch von niemandem für dessen eigentlichen Zweck verwendet wurde. Josia war der ers-te, der das Geld in die Hand nahm, um das Haus Gottes auszubessern (2. Chronik 34,8-13). Er wusste, dass es zu einer Reformation dazugehört, das Falsche zu vernich-ten. Jahrelang war er durch die Gegend gereist und hatte alles niederreißen lassen, was den Götzendienst förderte.

In den ersten beiden Teilen über den jungen König Josia haben wir uns den Beginn seiner Königsherrschaft angeschaut. Aufgewachsen war Josia in einer völlig gottlosen Umgebung und doch begann er schon sehr früh in seinem Leben Gott zu suchen. Vier Jahre lang

suchte er von ganzem Herzen Gott und begann so mit derReformation bei sich selbst. Nach diesen vier Jahren zog er los, um all das zu zerstören, was die Menschen errichtet hatten, um andere

Götter anzubeten.

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len Völkern, wohin dich der Herr, dein Gott, zerstreut hat. […] Und der Herr, dein Gott, wird dein Herz und das Herz deiner Nach-kommen beschneiden, dass du den Herrn, deinen Gott, liebst von gan-zem Herzen und von ganzer Seele, damit du lebst (5. Mose 30,1-3.6).Es war also alles andere als Zufall, dass Gott die Bauarbeiter ausge-rechnet dieses Buch hat finden lassen. Dort stand all das - heu-te würden wir sagen: schwarz auf weiß - was für die Zeit Josias von Bedeutung war. Das Problem der Sünde, die schlimmen Folgen die-ser Sünde, aber zuletzt eben auch die Gnade Gottes, die am Ende tri-umphieren wird.

Ausrichtung auf den Gott der GötterWahrscheinlich saß Josia gerade in seinem Palast in Jerusalem, als sein Schreiber Schaphan mit dem Sensationsfund zu ihm kam und ihm daraus vorlas. Als Josia sich in jungen Jahren auf Gott ausge-richtet hatte (siehe Teil 1 der Serie: Wahre Reformation…beginnt bei einem selbst), da musste er sich wahrscheinlich auf das Wenige stützen, was ihm alte Menschen aus der Zeit seines gottesfürchti-gen Urgroßvaters Hiskia von Gott berichten konnten. Aber jetzt hatte er an der Stelle von schemenhaften Überlieferungen das Wort Gottes klar und deutlich vor Augen. Die Reaktionen, die Josia zeigte, verra-ten uns viel darüber, welchen Stel-lenwert das Wort Gottes für Josia hatte und wieso es von so wichtiger Bedeutung für eine wahre Refor-mation ist.

1. Josia wurde durch das Wort Gottes im Herzen getroffenDie unmittelbare Reaktion, die Josia auf das Wort Gottes zeigte, wirkt auf uns heute etwas befremd-lich. Der König zerriss nämlich seine Kleider, sobald sein Schrei-ber mit dem Vorlesen fertig war (2. Könige 22,11). Damals war das Zerreißen der Kleidung die beste Möglichkeit, um Emotionen auszudrücken. Zum Beispiel hatte auch Jakob seine Kleider zerrissen, als ihm fälschlicherweise berichtet

zwar 7 Tage die Woche 24 Stunden lang nur einen Handgriff entfernt, aber die Zeit ist nicht mehr da, es zu lesen. Nicht, weil wir die Zeit nicht haben, sondern weil wir so viel anderes haben, durch das wir uns ablenken und zerstreuen las-sen. Sind wir also wirklich so viel besser als die Menschen zur Zeit Josias? Zurück zu dem spektaku-lären Fund: Welche Kapitel des Alten Testaments genau der Inhalt dieses Gesetzbuches waren, das im Tempel gefunden wurde, wis-sen wir nicht mit Sicherheit. Aber sehr vieles deutet darauf hin, dass es sich bei der Schriftrolle um eine Abschrift des fünften Buches Mose handelte. Das fünfte Buch Mose ist nicht irgendein Buch. Es ist das letzte der Bücher, die Mose schrieb und war somit gleichzeitig der Ab-schluss und der Höhepunkt des Gesetzes Gottes. In diesem Buch blickt Mose anfangs auf die Gnade Gottes während der Wüstenwan-derung zurück. Große Teile des Buches verwendet er dann jedoch darauf, dem Volk Anweisungen für das Leben vor Gott zu geben. Mose erinnert die Menschen daran, dass Gott sie nicht erwählt hat, weil sie so gut oder würdig waren, sondern dass es alleine an seiner Gnade lag, dass sie Ihn kennen durften (5. Mose 7,6-8). Und er warnt sie. Im-mer und immer wieder. Siehe, ich lege euch heute den Segen und den Fluch vor: den Segen, wenn ihr den Geboten des Herrn, eures Gottes, gehorsam seid, die ich euch heu-te gebiete; den Fluch aber, wenn ihr den Geboten des Herrn, eures Gottes, nicht gehorsam sein werdet und von dem Weg, den ich euch heute gebiete, abweicht, so dass ihr anderen Göttern nachfolgt, die ihr nicht kennt (5. Mose 11,26-28). Aber Mose bleibt dabei nicht stehen. In den darauffolgenden Versen heißt es immer wieder: All das wird auf dich kommen, wenn du ungehorsam bist. Später lesen wir dann: Und alle diese Flüche werden über dich kommen und dich verfolgen und einholen, bis du vertilgt sein wirst, weil du der Stimme des Herrn, deines Gottes, nicht gehorsam gewesen bist, seine Gebote und Satzungen zu befol-gen, die er dir geboten hat (5. Mose

28,45). Aus dem wenn wurde ein weil. Aus der Warnung wurde eine Prophezeiung. Es ist nicht so, dass das Volk in der Zukunft eventuell das Gesetz Gottes brechen wird, sondern Mose kündigt es als sicher an. Und die Folgen sind drama-tisch: Der Herr wird ein Volk aus der Ferne gegen dich aufbieten, vom Ende der Erde, das wie ein Adler daherfliegt, ein Volk, dessen Sprache du nicht verstehen kannst, ein Volk mit hartem Angesicht, das keine Rücksicht kennt gegen den Greis und mit den Knaben kein Er-barmen hat. […] Und es wird dich bedrängen in allen deinen Toren, bis deine hohen und festen Mau-ern, auf die du in deinem ganzen Land vertraust, gefallen sind. Ja, es wird dich bedrängen in allen dei-nen Toren, in deinem ganzen Land, das dir der Herr, dein Gott, gege-ben hat (5. Mose 28,49-50.52). Genau das war die Situation zu der Zeit, zu der Josia herrschte. Mittlerweile waren hunderte von Jahren ins Land gegangen. Und das Fass der Sünde des Volkes war voll. Josia wusste genau, dass das „Volk aus der Ferne“, von dem Mose da-mals sprach, nicht mehr weit weg war. Sein Urgroßvater Hiskia hat-te Jerusalem nur durch ein Wun-der Gottes noch einmal gegen die Übermacht aus Assyrien verteidigt (2. Könige 18-19), aber schon da-mals hatte der Prophet Jesaja ange-kündigt, dass das Gericht nur auf-geschoben und nicht aufgehoben war (2 Könige 20,17). Aber das fünfte Buch Mose endet nicht mit dieser düsteren Zukunftsaussicht. Am Ende steht auch im Gericht Gottes Gnade, die alles überstrahlt: Es wird aber geschehen, wenn alle diese Worte über dich kommen werden, der Segen und der Fluch, die ich dir vorgelegt habe, und du es dir zu Herzen nimmst unter all den Heidenvölkern, unter die dich der Herr, dein Gott, verstoßen hat, und wenn du umkehrst zu dem Herrn, deinem Gott, und seiner Stimme gehorchst in allem, was ich dir heute gebiete, du und deine Kinder, von ganzem Herzen und von ganzer Seele, so wird der Herr, dein Gott, dein Geschick wenden und sich über dich erbarmen und wird dich wieder sammeln aus al-

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wurde, sein Lieblingssohn Joseph sei von wilden Tieren getötet wor-den (1. Mose 37,34). Natürlich ist eine emotionale Reaktion auf das Wort Gottes nicht automatisch ein Zeichen dafür, dass das Wort Gottes einen Menschen wirklich getroffen hat. Emotionen kann man auch vorspielen und manche Menschen sind so veranlagt, dass sie eher ruhig reagieren, auch wenn sie in ihrem Inneren von etwas voll getroffen wurden. Solche Unter-schiede zwischen Menschen sind völlig normal und in Ordnung. Aber hier in dieser Situation ha-ben wir die Gelegenheit, an Josias äußerem Verhalten abzulesen, was innerlich in ihm vorging. Das Wort Gottes hatte ihn im Mark getrof-fen. Und das war für alle Anwesen-den zu sehen. Wahre Reformation gibt es nur, wenn Menschen das Wort Gottes lesen und es sie nicht kalt lässt.

2. Josia handelte und fragte weiter nach Gottes WillenWie wir eben schon festgehalten haben, zeigt nicht jeder Mensch emotional, dass ihn das Wort Got-tes getroffen hat und deswegen sehen wir das nicht immer von außen. Die Wirkung des Wortes Gottes im Leben eines Menschen zeigt sich schon wesentlich deutli-cher an der Tatsache, ob und wie eine Person das Gehörte in die Tat umsetzt. Der Apostel Jakobus macht das sehr deutlich, wenn er schreibt: Seid aber Täter des Wor-tes und nicht bloß Hörer, die sich selbst betrügen. Denn wer [nur] Hörer des Wortes ist und nicht Täter, der gleicht einem Mann, der sein natürliches Angesicht im Spie-gel anschaut; er betrachtet sich und läuft davon und hat bald vergessen, wie er gestaltet war (Jakobus 1,22-24). Josia hatte gehört und ihn hielt nichts mehr auf (2. Chronik 34,20). Er wollte handeln. Aber er wusste nicht wirklich, was er tun sollte. Also schickte er seine Bediensteten zu einer Prophetin, damit diese Gott für ihn befragt (2. Könige 22,13-20). Auch das zeichnete ihn als jemanden aus, der vom Wort Gottes getroffen war. Er fragte weiter nach Gottes Willen.

Ihm reichte das nicht, was er ge-hört hatte. Er wollte es jetzt genau-er wissen. Da wir heute das Wort Gottes vollständig haben und alle lesen können, ist das so viel einfa-cher als damals. Wir brauchen nur zum Regal zu gehen, die (eventuell verstaubte?) Bibel in die Hand zu nehmen und darin zu lesen. Die Antwort, die Josia von der Prophe-tin Hulda erhielt, ist – kurz gesagt – niederschmetternd. Es gab zwei Botschaften für ihn (2. Chronik 34,22-28). Zum einen würde das ganze Volk gerichtet werden, genau wie Gott es im fünften Buch Mose angekündigt hatte, weil sie über Jahrhunderte hinweg nicht gehor-sam gewesen waren. Egal wie sehr Josia sich anstrengen würde – sein Volk würde er nicht retten können. Zum anderen würde der König die-ses Gericht nicht miterleben müs-sen, weil er Gott fürchtete. Aber gerade für Josia, der so viel an sein Volk dachte, war das vermutlich nur ein schwacher Trost.

3. Josia dachte an andere und richtete auch sie auf das Wort Gottes ausIch weiß nicht, wie du auf die Pro-phezeiung reagiert hättest. Ich hätte mich vermutlich in meinem Palast verschanzt und den Kopf in den Sand gesteckt. Das Leben hat doch mit so einer Aussicht überhaupt keinen Sinn mehr oder doch? Josia tat genau das nicht. Stattdessen rief er das ganze Volk zusammen - ge-nau das Volk, von dem er jetzt ganz genau wusste, dass es in wenigen Jahren teils verschleppt und teils vernichtet werden würde und ließ den Menschen aus der Gesetzesrol-le vorlesen (2. Chronik 34,29-30). Aber er war überzeugt: Obwohl die Zukunft düster aussah, hatte das Wort Gottes die Kraft, auch jetzt noch eine Reformation zu bewir-ken. Er behielt seine Erkenntnisse nicht für sich, sondern er wollte unbedingt, dass andere dasselbe erkennen, was ihm so wichtig ge-worden war. Und er wusste, dass die Nachfolge nichts für Einzel-kämpfer ist, sondern immer mit anderen zusammen geschieht. Im Neuen Testament schreibt Paulus den Kolossern: Lasst das Wort Got-

tes reichlich unter euch wohnen in aller Weisheit; lehrt und ermahnt einander! (Kolosser 3,16). Damit bringt er für uns Christen sehr gut das auf den Punkt, was Josia uns hier zeigt. Er behielt das Wort Got-tes nicht für sich, sondern las es zu-erst für sich selbst und gab es dann innerhalb der Gemeinschaft weiter. Deswegen ist es auch nicht gut, wenn Christen sich alleine auf den Weg machen und sich alleine auf Gott ausrichten wollen. Wahre Re-formation wird es nur geben, wenn wir in der Gemeinde zusammen mit anderen das Wort Gottes zum Zentrum unseres Lebens machen.

4. Josia stellte die Ehre Gottes über alles andereAber wir stehen immer noch vor der Frage, warum Josia so aktiv wurde, obwohl die Aussichten für die Zukunft doch so düster waren (2. Chronik 34,28-29). Josia tat all das, weil er verstanden hatte, wor-um es in einer Beziehung mit Gott geht. Denn oft führen Menschen eine Beziehung mit anderen Men-schen oder sogar mit Gott, weil sie sich dadurch Vorteile für ihr eige-nes Leben versprechen. Aus diesem Grund führt Gott uns manchmal in Situationen, in denen wir ge-prüft werden. Lieben wir Gott nur, weil es uns dadurch besser geht oder lieben wir Gott auch dann noch, wenn es keine Vorteile mehr zu geben scheint? Kurz gesagt: Lie-ben wir im Grunde nur uns selbst oder lieben wir Gott dafür, wer Er ist? Aus Josias Verhalten in dieser scheinbar aussichtslosen Situation sehen wir, was es bedeutet, auch dann noch Gott die Ehre zu geben, wenn es uns selbst dadurch nicht besser geht. Solche Situationen fühlen sich nicht gut an. Aber sie zeigen uns, was es bedeutet, Gott wirklich um Seiner selbst willen zu lieben und zu ehren.

Die Rubrik Josia ist ein Beitrag in Zu-

sammenarbeit mit dem Josia-Netzwerk:

www.josiablog.de

Jochen Klautke (*1988) ist Referendar

in Gießen. Nebenbei Theologiestudent

an der ART in Hannover. Regelmäßiger

Blogger für www.josiablog.de

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Text: Jonas Erne — Portrait: John Greenhill (1644-1676)

John Owenund die Heiligung

NACH CHRISTUSRubrik für Biografien& Kirchengeschichte

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Sein Leben

Der englische Theologe John Owen kam 1616 in Stadham, England, zur Welt. Er studierte in Oxford, wo er mit 19 Jahren den Master-Titel erhielt. Er war für seinen großen Eifer bekannt und gönnte sich nur

sehr wenig Schlaf, was er später, als ihm die angeschla-gene Gesundheit zu schaffen machte, bereute. Er wurde ab 1637 privater Seelsorger und Hauslehrer in verschie-denen Familien. Zu dieser Zeit kam es zu Streit inner-halb der englischen Politik – der Bürgerkrieg brach aus. Im Bürgerkrieg hielt er sich zum Parlament und damit gegen den König. In diese Zeit fällt auch eines der wich-tigsten Ereignisse seines Lebens. An einem Sonntag im Jahr 1642 wollte John Owen den bekannten Prediger Edmund Calamy in der Marienkirche in Aldermanbury hören. Er ging mit einem Cousin dorthin. Der Biograph Peter Toon erzählt uns:

„Als sie eintrafen, wurde ihnen gesagt, dass Calamy nicht predigen könne, und dass stattdessen ein ländli-cher Prediger (dessen Namen Owen nie sicher feststel-len konnte) ihn vertreten würde. Obwohl sein Cousin ihn drängte, wegzugehen und dafür Arthur Jackson in der nahe gelegenen Michaelskirche zu hören, beschloss Owen, in der Marienkirche zu bleiben. Der Prediger wählte als Text Matthäus 8, 26 aus: „Was seid ihr furcht-sam, Kleingläubige?“ Es stellte sich heraus, dass es eine Botschaft war, die Owen hören und akzeptieren musste. Ein unbekannter Prediger war das Mittel Gottes, um zu ihm zu reden. […] Owens Zweifel, Ängste und Sorgen, ob er denn nun tatsächlich umgestaltet und vom Heili-gen Geist wiedergeboren sei, waren weggenommen, als er sich befreit fühlte und wusste, dass er ein von Gott adoptierter Sohn sei. Diese geistliche Erfahrung kann nicht überschätzt werden, denn sie gab Owen die inne-re Überzeugung, dass er ein wahres Kind Gottes sei, in Christus erwählt vor Grundlegung der Welt, dass Gott

ihn liebte und eine liebevolle Bestimmung für ihn hatte, und dass dieser Gott der lebendige Gott war. Praktisch gesprochen bedeutete das, dass er von nun an alles, was ihm und der Kirche Christi geschah, als ein göttliches Werk der Vorsehung und Vorherbestimmung sah; es be-deutete aber auch, dass er danach eifern würde, sicher-gehen zu können, dass die Leute in der Kirche beides bekommen würden: Die Lehren des Evangeliums und die innere Gegenwart des Heiligen Geistes in ihren Her-zen.“1

Dieser Überzeugung ist es wohl auch zu verdanken, dass er die Schwere seines Lebens zu ertragen vermochte. 1644 heiratete er Mary Rooke, welche ihm elf Kinder zur Welt brachte. Von diesen überlebte jedoch nur eine Tochter die Kindheit – alle seine anderen geliebten Kin-der starben schon sehr früh. Auch die einzige Tochter, welche er heiraten sehen konnte, starb schon kurze Zeit nach der Hochzeit. Das alles muss ihn immer wieder an die Vergänglichkeit des Lebens und die Wichtigkeit der ganzen Hingabe an Gott erinnert haben. So war ihm der Tod ein steter Begleiter. Nach 33 Jahren glücklicher Ehe musste er denn auch seine geliebte Mary ziehen lassen – sie wurde acht Jahre vor ihm in die ewige Herrlichkeit geholt.

Er war kurze Zeit Pastor einer kleinen Gemeinde in Essex, anschließend wurde er nach Oxford geholt, an die Universität, an der er sein eigenes Studium absol-viert hatte. Er war Autor von etwa 80 Büchern und wur-de 1646 eingeladen, vor dem englischen Parlament zu predigen. Dort lernte er Oliver Cromwell kennen, den Leiter des Parlaments, woraufhin er immer wieder zu politischen Fragen Stellung beziehen konnte. Er wurde

1 Toon, Peter, God‘s Statesman: The Life and Works of John Owen, Zondervan Publishing House, 1973, S. 12; alle Zitate des Artikels in eigener Übersetzung.

Der tägliche Kampf des Gläubigen mit der Sünde ist ein Thema, das trotz seiner großen Wichtigkeit heutzutage häufig vernachlässigt oder falsch dargestellt wird. Wie gut, dass wir das Vorrecht haben, auf die Schriften früherer großer Theologen zurückgreifen zu können. Eines

der besten Bücher zu dem Thema stammt von dem puritanischen Theologen John Owen.

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Leben lang verführt, verblendet und ihn dazu bringt, zu sündigen. Deshalb muss der Kampf beständig weiter gehen.

Das Wirken des Heiligen Geistes

Im dritten Kapitel wird das „Wie“ dieses Vorgangs ausgeführt. Ein-zig der Heilige Geist, so schreibt Owen, vermag dieses Werk der Heiligung zu tun. Zunächst führt er aus, dass die katholische Leh-re vom Bußsakrament in die Irre führt, weil sie sagt, dass sich der Mensch durch eigene Kraft heili-gen könne. Dann kommt wieder ein sehr schöner Abschnitt, in wel-chem Owen auf drei Arten eingeht, auf welche der Heilige Geist gegen die Sünde ankämpft:

„1. Indem er unsere Herzen reich an der Gnade und den Früch-ten sein lässt, die der Gegensatz zum Fleisch sind, und die Früchte davon und deren Grundsätze. So setzt der Apostel die Früchte des Fleisches und die des Geistes in einen Widerspruch: „Die Früchte des Fleisches“, sagt er, „sind so und so“, Galater 5,19; „aber die Früchte des Geistes sind völlig entgegenge-setzt, von einer völlig anderen Art“, Verse 22 und 23. Nun, was ist aber, wenn diese in uns sind und wir reich an ihnen sind, können dann die anderen nicht ebenso wachsen? Nein, sagt er in Vers 24, „Die aber Christus angehören, die haben das Fleisch gekreuzigt samt den Lei-denschaften und Lüsten.“ Doch wie? Warum, Vers 25: „Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln.“, das heißt, wenn wir reich werden an diesen Gna-den des Geistes in uns, und auch danach wandeln. Denn, so sagt der Apostel, „diese widerstreben ein-ander“, Vers 17; so dass sie nicht beide in derselben Person in einer starken Weise oder einem hohen Grad sein können. Diese „Erneu-erung des Heiligen Geistes“, wie

in den Krieg nach Irland gebracht, wo er als Prediger und Seelsorger für das Heer zuständig war. So war sein ganzes Leben sehr geprägt von großem Druck, Schmerz, aber auch Trost durch seine frühere Erfahrung der Heilsgewissheit. Mehrere Jahre lang war er Rektor der Universität von Oxford, was natürlich auch viel administrative Arbeit bedeutete. Als er am 24. Au-gust 1683 im Alter von 67 Jahren starb, hinterließ er ein reiches Erbe an Schriften, die auch heute noch sehr wertvoll zu lesen sind. Ob er nun in politischen Dingen seine Meinung äußerte oder zu einer theologischen Debatte schrieb, es war immer sein Hirtenherz, das ihn antrieb. Er war Pastor mit klarem Verstand, durchdringender Logik und einem weiten Herzen, das für das Wohlergehen der Menschen schlug.

Ein Leben in der Heiligung

Für Owen war das Leben in der Heiligung etwas vom Wichtigsten. Und so kommt es auch, dass sein Buch, in welchem er über dieses Leben schreibt, über die Jahrhun-derte hinweg immer als das hilf-reichste gesehen wurde. Dieses Buch beginnt Owen mit einem in-teressanten Vorwort, in welchem er das große Anliegen, das sein ganzes Leben durchdringt, in Worte fasst:„Ich hoffe, dass ich in Aufrich-tigkeit behaupten kann, dass das Verlangen meines Herzens zu Gott und die Hauptausrichtung meines Lebens [...] diejenigen sind, dass die Abtötung [der Sünde] und die allgemeine Heiligkeit gefördert werden in meinem eigenen und in den Herzen und Wegen anderer, zur Ehre Gottes; dass so das Evan-gelium unseres Herrn und Retters Jesus Christus geschmückt wird in allen Dingen: Damit das Erreichen des Zieles, wenn diese kleine Rede [...] in irgend einer Weise hilfreich

sein möge für den Geringsten un-ter den Heiligen, so wird dies als eine Antwort der schwachen Gebe-te betrachtet, mit denen sie beglei-tet ist bei ihrem unwürdigen Autor, John Owen.“1 Das Buch ist eine Auslegung von Römer 8,13: „Denn wenn ihr gemäß dem Fleisch lebt, so müsst ihr sterben; wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Lei-bes tötet, so werdet ihr leben.“ Die Inhalte des Buches entstammen ei-ner Predigtserie, die er gehalten hat und woraufhin er von mehreren Hörern, die dadurch sehr gesegnet worden waren, dazu gedrängt wur-de, sie zu veröffentlichen. In diesem Buch geht es John Owen um eine der wichtigsten Fragen, die sich jeder Gläubige stellen wird: Wie kann ich effektiv gegen die Sünde kämpfen? Das ist das Thema sei-ner Abhandlung. Im ersten Kapitel schaut er den zentralen Vers genau-er an und erklärt die wichtigsten Worte direkt aus dem griechischen Text. Hier sieht man schon seine große Stärke: Genaue wissenschaft-liche Untersuchung des Textes wird mit sehr praktischer, lebensverän-dernder Lehre zusammengeführt. Im zweiten Kapitel geht es um den Befehl, die Sünde abzutöten. Warum ist es auch für die hervor-ragendsten unter den Gläubigen nötig, Tag für Tag mit der Sünde zu kämpfen? Weil in jedem Men-schen die innewohnende Sünde bestehen bleibt, solange er hier auf Erden lebt. Hier bringt Owen es sehr schön auf den Punkt: „Tötest du die Sünde, machst du es zu dei-ner täglichen Arbeit? Bleibe immer daran, so lange du lebst, höre nicht einen Tag lang damit auf. Töte die Sünde, oder sie wird dich töten.“2 Für John Owen ist die Sünde eine Macht, die jeden Menschen sein

1 Aus dem Vorwort zu „Of the Mortifica-tion of Sin in Believers“.

2 Owen, John, Temptation and Sin, So-vereign Grace Publishers, Wilmington, Delaware, 1972, S. 9

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das in Titus 3,5 genannt wird, ist ein großer Weg der Abtötung [der Sünde], er lässt uns wachsen, ge-deihen, blühen und reich werden in diesen Gnaden, die gegenteilig, entgegengesetzt und zerstörerisch sind in Bezug auf all die Früchte des Fleisches und zur Ruhe oder Wachstum der innewohnenden Sünde selbst.

2. Durch eine reale physische Kraft auf die Wurzel und Gewohn-heit der Sünde, um sie zu schwä-chen, zu zerstören und wegzuneh-men. Daher wird er „der Geist des Gerichts und der Geist der Vertil-gung“ Jesaja 4,4 genannt, der tat-sächlich unsere Begierden vertilgt und zerstört. Er nimmt das steiner-ne Herz weg durch eine allmächti-ge Kraft; denn wie er das Werk be-ginnt, so wird er es auch zu seinem Abschluss führen. Er ist das Feuer, das die ganze Wurzel der Begierde verbrennt.

3. Er bringt das Kreuz Christi in das Herz eines Sünders durch den Glauben und gibt uns Teilnah-me mit Christus in seinem Tod und Gemeinschaft in seinen Leiden.“3

Indem also die Frucht des Geistes im Leben des Gläubigen gefördert wird, indem der Geist Gottes den Gläubigen ins Gericht nimmt und indem Er ihm das Kreuz Christi nahe bringt, wirkt der Heilige Geist die Heiligung des Gläubigen. Im vierten Kapitel geht es um die Frage, was es denn dem Menschen bringt, die Sünde abzutöten und was der Vernach-lässigung dieses Abtötens folgt. Er macht klar, dass das Leben, die Kraft und das Wohlergehen unse-res geistlichen Lebens davon ab-hängen. Dies unterstreicht er mit dem Bild einer Pflanze: Wenn viel Unkraut wächst, können die guten Pflanzen nur sehr schwach heran-reifen.

3 Ebd., S. 19

Praktische Konsequenzen

Die Kapitel fünf bis 13 beinhal-ten praktische Belehrung zu dieser Abtötung der Sünde. Angenom-men, sagt Owen, ein wahrer Gläu-biger finde in sich eine Sünde, die sein geistliches Leben schwächt. Was soll er nun tun? Auf diese Frage gibt Owen sehr ausführlich Antwort. Zuerst macht er gleich klar, dass es in diesem Leben nicht möglich sein wird, die Sünde völlig loszuwerden. Dennoch darf man den Kampf deswegen nicht aufge-ben. Was man kann und soll, ist die Sünde schwächen, und zwar so lange, bis man über sie Herr geworden ist. Diesen Zustand er-klärt er als eine Zeit, in welcher die Sünde so geschwächt ist, dass sie den Gläubigen „weder in seiner Pflicht hindern noch seinen Frie-den unterbrechen“4 kann. Er gibt uns wertvolle Hinweise, wie dies geschehen soll: Wichtig ist dabei zu wissen, dass nur ein echter Gläu-biger diesen Kampf erfolgreich aufnehmen kann. Sodann braucht es eine große Ernsthaftigkeit oder Entschlossenheit, der Sünde den Kampf anzusagen. So bedarf es auch des klaren Gehorsams ge-genüber Gottes Willen, dass man bereit ist, regelmäßig die Bibel zu lesen, darüber nachzudenken, zu beten und so weiter. Ein weiterer Schritt besteht darin, eine klare, biblische Sicht von der Schwere, der Schuld, der Gefahr und der Bosheit der Sünde zu bekommen. Dies geschieht, indem man häufig darüber nachdenkt. Der nächste wichtige Tipp besteht darin, gegen die ersten bemerkbaren Regungen der Sünde „kraftvoll aufzustehen, damit sie auch nicht den gerings-ten Boden bekommt.“5 Es ist also wichtig, sobald man diese Regun-

4 Ebd., S. 32

5 Ebd., S. 62

gen bemerkt, sogleich etwas dage-gen zu unternehmen. Des Weiteren empfiehlt uns Owen, viel über die Größe, Erhabenheit, Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes und über unsere eigene Sündhaftigkeit und Verderbtheit nachzudenken. Dies sind sehr hilfreiche Antworten auf die Frage, was wir tun können, um in der Heiligung voranzukommen. John Owen ist ein großartiger Leh-rer, von dem ich viel lernen durfte. Und das Buch über die Abtötung der Sünde in den Gläubigen ist meines Erachtens das wertvollste und hilfreichste von allen. Lei-der ist es noch nie ins Deutsche übersetzt worden. Vielleicht ließe sich das ja noch ändern. So lasst uns nun der Heiligung nachjagen, „ohne die niemand den Herrn se-hen wird“ (Hebräer 12,14).

Fragen zum Weiterdenken

• Was bedeutet es, dass Hebräer 12,14 uns sagt, dass ohne Hei-ligung niemand den Herrn se-hen wird?

• Wie geschieht nach Römer 8,13 die Heiligung?

• Was könnte es bedeuten, dass Johannes im 1. Johannesbrief 2,13-14 zweimal schreibt, dass die jungen Männer den Bösen überwunden haben?

• Was meint Paulus damit, wenn er im Galaterbrief 5,22-23 schreibt, dass die Frucht des Geistes den Werken des Flei-sches entgegengesetzt ist? Was bedeutet dies für unser prakti-sches, tägliches Leben?

Jonas Erne (*1985) Ehemann, Theologe

und leidenschaftlicher Prediger. Schreib

Jonas auf Twitter: @jonaserne

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KINDER­KATECHISMUS

Dieses nützliche Büchlein ist eine sehr gute Hilfe und Leitfa-den, um schon kleine Kinder in den grund-legenden Inhalten des christlichen Glaubens zu unterrichten. Die-

ser „Kinderkatechismus“ kann bereits ab etwa 3 Jahren eingesetzt werden.Herausgegeben in Zusammenarbeit mit den reformier-ten Bapisten Wetzlar, www.erb-wetzlar.de

Inhalt:• Die Grundfragen des Lebens • Die Lehre vom Wort Gottes• Die Lehre von Gott• Schöpfung und Sündenfall• Die Lehre von der Erlösung• Die Lehre von den letzten Dingen• Die Lehre vom Moralgesetz Gottes• Die Lehre von den Sakramenten (Taufe und

Abendmahl)• Die Lehre vom Gebet

175928 – DIN A6 GEHEFTET, 60 SEITEN – € 1,90

Fremdes FeuerJOHN MACARTHUR

WIE IRRTÜMER ÜBER DEN HEILIGEN GEIST DEN GLAUBEN BEDROHEN

In diesem höchst brisanten Buch zeigt John MacArthur die unrühmliche Ge-schichte und Wirkung der charismatischen Bewegung auf. Er ruft eindinglich auf, die

falschen Propheten abzulehnen, wahres Leben durch den Heiligen Geist zu fördern und an der Bibel als dem einzigen Maßstab festzuhalten.

175939 – PAPERBACK, 360 SEITEN – € 16,90

Spürst du Gott schon oder liest du noch die Bibel?THORSTEN BRENSCHEIDT

NEUE TRENDS UNTER EVANGELIKALEN

In der evangelikalen Landschaft wächst die Sehnsucht, Gott nicht mehr nur in der Bibel zu finden und zu

verstehen, sondern ihn sinnlich zu erfahren, zu spüren und zu fühlen. In Anlehnung an das Motto einer Mö-belhauskette fragt Thorsten Brenscheidt im Buchtitel: „Spürst du Gott schon oder liest du noch die Bibel?“ Damit greift er aktuelle Trends zu diesem Thema auf und untersucht das Gottesbild einiger Bestsellerautoren wie Sarah Young, Joyce Meyer und andere. Folgende Fragen sollte sich jeder Christ stellen: Redet Gott auch heute außerhalb der Bibel? Gibt es fortwährende oder sogar neue Offenbarungen? Das Buch gibt biblisch fundierte Antworten und ist zudem ein praktischer Ratgeber für ein solides und zugleich erweckliches Glaubensleben.

548153 – PAPERBACK, 338 SEITEN – € 9,95

Bibelhebräisch lesen lernenHANS-JÖRG ECKHARDT

EINFÜHRUNG IN DIE SCHRIFT DES ALTEN TESTAMENTS

Du interessierst dich für die Grundsprachen, in denen die Bibel geschrieben worden ist. Vielleicht hast du schon einmal mit dem Gedanken gespielt, die

griechische Sprache zu erlernen. Die Beschäftigung mit der hebräischen Sprache hast du von vornherein ausge-schlossen. Genau hier setzt dieses Buch an.

304588 – SPIRALBINDUNG, 192 SEITEN – € 11,90

Page 39: #15 Heiligung

T E L 0 5 2 3 7- 8 9 9 0 9 0 E M A I L I N F O @ B E TA N I E N . D E O N L I N E C B U C H . D E V E R L A G S I N F O B E TA N I E N . D E

Folge. Mir. Nach.DAVID PLATT

DU WIRST DICH NIEMALS LANGWEILEN. ABER ES WIRD DICH ETWAS KOSTEN.

“Ein Aufruf zu sterben, um zu leben”. Dieses Buch geht davon aus, dass es Millionen von Menschen gibt, die sich für Christen halten, aber in

Wirklichkeit keine Beziehung zu Jesus Christus haben. Sie haben vielleicht ein Gebet aufgesagt oder sind bei einem Aufruf nach einer Predigt nach vorn gekommen, aber ihr Leben blieb unverändert und fruchtleer. Dieses Buch ist ein Apell zum Aufwachen.

191828 – HARDCOVER, 224 SEITEN – € 16,99

Transformation und TechnokratieMARTIN ERDMANN

MP3­VORTRAG

Diese CD enthält zwei Vorträge im MP3-For-mat. Unter anderem:

DER EVANGELIKALISMUS IM SOG DER GESELLSCHAFTSTRANSFORMATION

Noch vor einigen Jahrzehnten stand die Verkündigung von Gottes Wort im Mittelpunkt des Gemeindelebens. Anhand von Beispielen veranschaulicht Dr. Martin Erdmann, dass heute im Zuge der Transformation (Umwälzung) andere Schwerpunkte gelten – mit fata-len Folgen. Er beschreibt die Veränderungen und das Ziel der Transformation, um Christen vor geistlicher Verführung zu sensibilisieren.

177201 – CD IN PAPPSLEEVE, 2 VORTRÄGE, 94 MIN, MP3 – € 3,90

Ostern und das Lamm – GrußheftHANS-WERNER DEPPE

JESUS UND DAS OPFER VOM KREUZ

Ein sehr ansprechend gestaltetes evangelistisches Grußheft zu Ostern. Es erklärt in einfacher Sprache das Evangelium anhand der biblischen Geschichte des Op-ferlammes: Vom Sündenfall über Kain und Abel, dem Passah bis hin zum stellvertretenden Sühnetod Jesu Christi am Kreuz und seiner Auferstehung Kann z.B. gut als Gruß statt Brief oder Karte geschrieben werden (enthält 1 Leerseite für persönliche Mitteilungen).

Rückseitentext:Zum Osterfest gehört traditionell das Osterlamm. Was hat es damit auf sich? Tatsächlich hat das Lamm sehr viel mit Ostern und der Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi zu tun, und es hat auch eine persönliche Bedeutung für jeden Menschen. Darum geht es in diesem Heft.

175929 – HEFT DINA6 QUER, 20 SEITEN – € 1,50

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Was erscheint sonst noch demnächst? Alle Infos zu kommenden Neuveröffentlichungen in unserer Vorschau: www.cbuch.de/vorschau

Page 40: #15 Heiligung

„Bei der Heiligung geht es nicht darum, Perfektion von sich oder

anderen zu erwarten.“

Kevin DeYoung