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Übersicht Weißzonentyp: Vorwiegend Kernzone Gemeinde(n): St. Gallenkirch, (Tschagguns) Fläche: 10,1 km² Erschließungsgrad: 13,5 % Mittlere Meereshöhe: 1869 (1110 – 2563) m ü. A. Gebirgsgruppe: Rätikon Geologische Einheit: Silvrettakristallin Alp-/ Waldflächen: 247 ha / 24,5 %) / 314 ha (31,2 %) Blick auf die Taltobel Sarotla (links) und Platina (rechts) (Marlin 2014) 15 Platina-Sarotla Die Taltobel von Platina und Sarotla sind die größten einer Reihe von kleinen, steilen Seitentälern auf der orographisch linken Seite des Gargellentals. =3U?N 61% 51% 85% 63% 78% Gesamtfläche Anteil unerschlossene Fläche Anteil Biotope und Schutzgebiete Konnektivität Remoteness (= engl. Abgeschiedenheit)

15 Platina-Sarotla - Vorarlbergapps.vorarlberg.at/weisszonen/pdf/15.pdf · 2017. 10. 30. · 15 Platina-Sarotla | Nutzungsbeschreibung | 127 Nach den Erfolgen aus den beiden Vorjahren

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  • ÜbersichtWeißzonentyp: Vorwiegend KernzoneGemeinde(n): St. Gallenkirch, (Tschagguns)Fläche: 10,1 km²Erschließungsgrad: 13,5 %Mittlere Meereshöhe: 1869 (1110 – 2563) m ü. A.Gebirgsgruppe: RätikonGeologische Einheit: SilvrettakristallinAlp-/ Waldflächen: 247 ha / 24,5 %) / 314 ha (31,2 %)

    Blick auf die Taltobel Sarotla (links) und Platina (rechts) (Marlin 2014)

    15 Platina-Sarotla

    Die Taltobel von Platina und Sarotla sind die größten einer Reihe von kleinen, steilen Seitentälern auf der orographisch linken Seite des Gargellentals.

    c+61+51+85+63+7861%

    51%

    85%

    63%

    78%Gesamtfläche

    Anteil unerschlossene Fläche

    Anteil Biotope und Schutzgebiete

    Konnektivität

    Remoteness (= engl. Abgeschiedenheit)

    fx+0+0+0+0+0

  • 122 | 15 Platina-Sarotla

  • | 12315 Platina-Sarotla | Gebietsbeschreibung

    Die Weißzone Platina-Sarotla befindet sich auf der ostexponierten Seite des mittleren Gargellentals im Gemeindegebiet von St. Gallenkirch. Das Kernge-biet beinhaltet die Taltobel von Platina und Sarotla sowie die Ostflanke des Rütihorns (Wang). Im Sü-den und Norden grenzt das Gebiet an die Weißzonen Röbi-Rongg und Gweil an, im Nordwesten besteht Anschluss an die Weißzone Tilisuna. Die westli-che Grenze bildet ein scharfer Grat, der gleichzeitig die Grenze zur Schweiz und die Wasserscheide Ill/Landquart darstellt. Auf schweizerischer Seite der Röbispitzen erstreckt sich eine kaum erschlossene Naturlandschaft bis Partnun. Zum Osten hin reicht die Weißzone bis in den Gargellner Talgrund, ober-halb dessen sich die Gebäude der Maisäße Platina und Sarotla befinden.Mit bis zu 2563 m ü. A. stellen die Sarotlaspitzen die höchste Erhebung des Gebietes dar. Auch der Inne-re Platinakopf ist über 2500 m hoch. Das Rütihorn (2348 m ü. A.) ist ein markanter Berg am Ende des Rütitals. Er befindet sich am Ende eines seitlich vom Hauptkamm abzweigenden Berggrats der die Gren-ze zum Innergweil definiert.

    Landschaftskammern und Infrastrukturen

    Die Weißzone Platina-Sarotla ist 10,1 km² groß. Das Gebiet besteht zu über 90 % aus den Kernzonen der Taltöbel Platina und Sarotla. Daran grenzt im Nor-den die Pufferzone unterhalb des Rütihorns an. Die

    15.01 Gebietsbeschreibung

    Lage

    Talschlüsse der beiden Geländekammern Platina und Sarotla bilden breite, kesselförmige Kare. Der Erschließungsgrad der Kernzone beträgt 14,6 %.Die talnahen Maisäße Platina und Sarotla werden jeweils von Fahrwegen erschlossen. Neben eini-gen Forststraßen, wie beispielsweise am Sarotla-bach, verläuft auch die Gargellner Straße (L 192) am Rande der Kernzonen. Auch der Rüti Maisäß und der Fahrweg durchs Rütital berühren die Kern-zone Platina.

    Geologie

    Die aufgeschlossenen Festgesteinseinheiten können ausschließlich dem Silvrettakristallin zugeordnet werden. Im Sarotlagebiet sind die dominierenden Gesteinsarten Meta- und Ultrabasite. Am Bergstock von den Platinaköpfen über das Rütihorn bis zum Platinamaisäß findet man vorwiegend Orthognei-se vor. Kleinräumig sind in der gesamten Weißzone auch Metasedimente anzutreffen.Im Bereich der beiden Alpen und Maisäße wird das anstehende Gestein meist von Moränenmaterial überlagert. In den Talschlüssen sind mehrere fossile Blockgletscher erhalten.

    Landschaftskammer Kategorie Infrastrukturen Fläche [km²] Erschließungsgrad [%]

    Sarotla Kernzone Straßen und Gebäude beim Sarotla Maisäß, Forstweg am Sarotlabach

    9,3 14,6

    Platina Kernzone Straßen und Gebäude beim Platina Maisäß, Gargellner Straße (L 192), Nahbereich zu Rüti Maisäß

    Rütital (Wang) Pufferzone 0,8 -

    Beschreibungseinheit 10,1 13,5

  • 124 | 15 Platina-Sarotla | Gebietsbeschreibung

    Jahresmitteltemperatur [°C], Sonneneinstrahlung [kWh/m²J], Jahresniederschlag [mm] und Schnee-deckendauer [Wochen] gemittelt über die Weißzo-ne Platina-Sarotla. Die Skalen beziehen sich auf die Minima bzw. Maxima der 83 Weißzonen. Da-tengrundlage: Klimaperiode 1961 – 90 (Werner & Auer 2001).

    Jahresmitteltemperatur | min: -2,8 | max +4,6 °C

    379+295+326=2,2° C Sonneneinstrahlung | min: 832 | max: 1.351 kWh/m²

    486+514=1085 kWh/m² Jahresniederschlag | min: 1.462 | max: 2.768 mm

    34+966=1504 mm Schneedeckendauer | min: 26 | max: 40 Wochen

    394+606=32 Wochen

    Tier- und Pflanzenwelt

    Die Weißzone Platina-Sarotla erstreckt sich vom Suggadinbach im Gargellental bis zu den über 2.500 m hohen Sarotlaspitzen und umfasst von den bewaldeten Talflanken bis zu den Fels- und Schuttfluren der Gipfelregionen eine Vielfalt un-terschiedlicher Lebensräume. Das Großraumbiotop Gweil-Sarotla nimmt fast 85 % der Weißzone ein.Der ausgedehnte Gebirgswald- und Hochge-birgslebensraum Gweil-Sarotla nimmt weite Tei-le der Weißzone ein. Seltene Vögel wie Uhu, Au-er-, Stein- und Haselhuhn finden hier Lebensraum. Hochmontane Tannen-Fichtenwälder und subal-pine Brandlattich-Fichtenwälder prägen den brei-ten Waldgürtel der Talhänge. Grünerlengebüsche und andere Buschwälder breiten sich auf den nicht mehr genutzten Weiden auf Platina und Sarot-la aus. Alpenrosenhalden, die pionierartig auf den eindrucksvollen Moränenstaffeln der Platina Alpe

    wachsen, konnten sich durch die Extensivierung der Alpwirtschaft zunehmend ausdehnen. Ehemalige Bürstlingsrasen an sonnigen Standorten verstrau-chen häufig mit der Besenheide (Beiser & Staudin-ger 2008).Bürstlings-(Krummseggen-)Rasen sind auf noch be-weideten Alpflächen und auch auf natürlich wald-freien Flächen entwickelt. Im Sommer sind gerade die schattseitigen Rasenflächen saftig grün, da hier Windhalmwiesen und Alpen-Hainsimsenbestände dominieren. An den von der Sonne abgewandten Flanken der Sarotlaspitzen und Platinaköpfe tre-ten typische Nivalfluren mit Gletscherhahnenfuß, Schlaffem Rispengras und Alpensäuerling auf (Bei-ser & Staudinger 2008).

    Alpensäuerling (Oxyria digyna) (UMG 2011)

    Im Großraumbiotop Gweil-Sarotla sind verschie-denste Feuchtbiotope ausgebildet. Meist handelt es sich um prächtige Quellfluren wie etwa auf den inne-ren Roßböden auf Sarotla oder Schnittlauchquellen und Eisseggen-Rieselfluren, wie sie für Amphibo-litgebiete typisch sind. Auf den einstigen Weide- und Wiesenhängen des Zuggawald Maisäß, die in-zwischen größtenteils verwaldet sind, existieren auch Flachmoore (Beiser & Staudinger 2008).

    Klima

  • | 12515 Platina-Sarotla | Gebietsbeschreibung

    Fast schon am Talboden, im Bereich der Sarotla-quellen, hat sich ein einzigartiger Quell- und Hang-moorkomplex entwickelt. Eisseggenfluren breiten sich entlang der Quellbäche, basenreiche Kleinseg-genriede in flachen Mulden aus. Die umliegenden Magerwiesen- und -weiden sind eng mit den Flach-mooren verzahnt. Eine sehr gut erhaltene Lesestein-mauer an einer Parzellengrenze im flacheren Han-gabschnitt ist Zeuge der menschlichen Nutzung des Gebiets. Im Biotopkomplex kommen selte-ne Arten wie Floh-Segge, Rundblatt-Sonnentau, Sumpf-Stendelwurz und Sumpf-Läusekraut vor. Ei-nen noch größeren Artenreichtum seltener Pflanzen besitzt das „Hangmoor beim Fischbach“ im nördli-chen Teil des Sarotla Maisäßes, in dem Kalk- und Säurezeiger zusammentreffen. Den dominanten Vegetationstyp bildet dabei das basenreiche Klein-seggenried (Beiser & Staudinger 2008).

    Rundblatt-Sonnentau (Drosera rotundifolia) (UMG 2005)

    Ein kleiner Abschnitt der Suggadinaue im Bereich der Fideliskapelle unterhalb des Hangmoors beim Fischbach zählt ebenfalls noch zur Weißzone. Die Suggadinaue ist ein hervorragendes Exempel für eine typische Gebirgsbachaue in dieser Höhenlage. Neben Bach-Grauerlenwäldern und Pionier-Wei-dengebüschen mit Purpurweide kommen hier

    ausgedehnte, artenreiche Kiesbettfluren mit Flei-schers Weidenröschen vor. Diese Pflanzengesell-schaft ist in Vorarlberg stark gefährdet (Beiser & Staudinger 2008).Unweit des Hangmoors beim Fischbach, bachab-wärts, sind weitere Feuchtbiotope vorhanden (Frö-schasücka östlich des Sarotla Maisäß). Es handelt sich dabei um Hangmoore mit Davallseggenrieden, Braunseggenmoore mit Zwischenmoor charakter und Quellfluren. Die Hangmoore sind überaus ar-tenreich, der Rundblättrige Sonnentau und das Sumpf-Läusekraut treten sogar in Massen auf. Wei-ters kommen das Sumpf-Straußgras, die stark ge-fährdete Floh-Segge und andere gefährdete Arten vor. Relativ jung sind die Grauerlen-Quellwälder, die erst in den letzten Jahrzehnten in den Hangla-gen oberhalb des Moores aufgewachsen sind (Bei-ser & Staudinger 2008).Die Gebirgswälder und das Hochgebirge mit Rau-fußhühnern und anderen Tieren, die unterschied-lichen alpinen Rasenflächen und typischen Ni-valfluren und die zahllosen variablen Feuchtbiotope in den tieferen Lagen formen die Weißzone Plati-na-Sarotla ganz wesentlich zu einem ökologisch äußerst wertvollen Gebiet.

  • 126 | 15 Platina-Sarotla | Nutzungsbeschreibung

    Die beiden Maisäße Platina und Sarotla befinden sich jeweils in Talnähe der gleichnamigen Talto-bel. An den Talschlüssen, oberhalb der Waldgren-ze schließen die Alpen an. Gemäß der Einteilung in Alpen, Vor- und Maisäßgebiete (VoGIS 2016) befin-den sich zudem der Sarotla Mähder und der Zugga-wald Maisäß im Gebiet der Weißzone. 247 ha oder 24,5 % der Weißzone sind landwirtschaftliche För-derfläche, wobei der weitaus größte Teil dieser Flä-chen auf die beiden Alpen entfallen. Auf der Sarot-la Alpe sömmerten im Jahr 2013 79 Rinder und 7 Pferde. Dagegen verbrachten auf der ähnlich gro-ßen Platina Alpe im selben Jahr nur 18 Rinder den Sommer (AMA 2013).

    Das neue Alpgebäude der Sarotla Alpe (Marlin 2016)

    Forstwirtschaft

    Da die beiden Taltobel dieser Weißzone bis ins Gar-gellental hinabreichen, liegen fast 40 % der Gebiets-fläche unterhalb von 1800 m ü. A. 314 ha oder 31,2 % der Weißzone Platina-Sarotla sind Waldfläche. Un-terhalb der Alpgebiete nehmen diese große Teile der linken Talseite des Gargellentals ein. Ausgenommen sind die Maisäße Platina und Sarotla. Vom Talboden

    15.02 Nutzungsbeschreibung

    Landwirtschaft

    bis an die Waldgrenze besteht eine Abfolge von Bu-chen-Tannen-Fichtenwald über Tannen-Fichten-wald zu reinem Fichtenwald. Im Bereich der Alpen und in der subalpinen Kampfzone haben sich Grü-nerlen ausgebreitet. Rund die Hälfte der betroffenen Waldfläche hat ausgesprochene Objektschutzwir-kung für die Gargellenerstraße.Insgesamt können aus forsttechnischer Sicht et-was mehr als 100 ha Wald als nicht ausreichend er-schlossen bewertet werden. Vor allem im Bereich Zuggawald ist die derzeitige Erschließungssituation aus forstlicher Sicht unzureichend. Im Zuggawald wurde bereits ein Gutachten über die flächenhaf-te Gefährdung des forstlichen Bewuchses erstellt.

    Jagd

    Die Jagdreviere Sarotla und Platina entsprechen weitgehend den gleichnamigen Taltobel oberhalb der Waldgrenze. Für beide Reviere zusammen wurde im Abschussplan 2014/15 der Wildregion Gargel-lental-Vermieltal-Netza ein Mindestabschuss von 16 Stück Rot- und 5 Stück Rehwild vorgesehen. Un-terhalb der Waldgrenze schließt das Jagdrevier St. Gallenkirch I an, das die gesamte Waldstufe vom Ort Gargellen bis zum Ortsteil Mauren einnimmt. Die Wälder von Sarotla bis Gweil gehören zu den rotwildreichsten Gegenden Vorarlbergs. Durch die Fütterung ist es ein ganzjähriger Lebensraum für das Rot- und Rehwild. Die Abschussplanzahlen sind dementsprechend groß. Im Jagdjahr 2014/15 wur-de ein Mindestabschuss von über 100 Stück Rotwild und 21 Stück Rehwild vorgegeben. Drei Wildfütte-rungen befinden sich in der Weißzone. Dies sind die Rotwildfütterungen Sarotla und Zuggawald so-wie die Rehfütterung Platina. In den Gipfelregionen sind Steinwildvorkommen ausgewiesen. Zum Höch-stabschuss wurden zusätzlich sieben Stück Gams-wild freigegeben. Für die Jagd ist die Bedeutung des Rotwilds sehr dominant.

  • | 12715 Platina-Sarotla | Nutzungsbeschreibung

    Nach den Erfolgen aus den beiden Vorjahren fand 2015 zum dritten Mal die interaktive Theaterwan-derung „Auf der Flucht“ statt. Nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht im Jahr 1938, versuch-ten immer wieder Menschen über das Schlappiner Joch (2202 m ü. A.) oder das Sarotlajoch (2448 m ü. A.) in die Schweiz zu fliehen. Das Ziel der Theater-wanderung ist das Sarotlajoch (Der Standard 2013). Auch heute wird das Sarotlajoch gerne für gren-züberschreitende Wanderungen aufgesucht. Die am Grenzkamm zwischen der Schweiz und Öster-reich gelegen Sarotlaspitzen (2564 m ü. A.) werden ebenfalls begangen. Allerdings ist bei der selten be-gangen Gratüberschreitung Vorsicht auf den steilen Rasenhängen und dem teils brüchigen Gestein ge-boten. Die in der Weißzone gelegene Alpen Platina uns Sarotla werden nicht touristisch bewirtschaftet. Insgesamt wird im Sommer lediglich der offizielle Wanderweg zum Sarotlajoch recht häufig frequen-tiert. Ein weiterer Wanderweg führt über die Sarot-la Alpe und den Sarotla Maisäß. Im Winter ist das Sarotlajoch eine leicht zugängliche Skitour. Auch grenzüberschreitende Routen werden von Touren-geherInnen unternommen. Alles in allem wird die Weißzone Platina-Sarotla im Sommer und im Win-ter besucht, wenn auch nicht so häufig wie andere Regionen im Gargellental (z. B.: Röbi-Rongg).

    Blick von der Sarotla Alpe zum Sarotlajoch (Marlin 2016)

    Die beiden Taltobel entwässern nördlich des Ortes Gargellen in den Suggadinbach, welcher wiederum bei Galgenul in die Ill mündet. In der Umgebung der Maisäße Sarotla und Platina sind gesamt drei priva-te Quellen verzeichnet, beim Zuggawald zudem eine Kläranlage mit Versickerung. Größere wasserwirt-schaftliche Anlagen befinden sich keine im Gebiet.

    Wildbach- und Lawinenverbauung

    Der Suggadinbach, der die östliche Grenze der Weiß-zone definiert, wurde im Anschluss an das Hoch-wasserereignis im August 2015 mit Uferschutzbau-werken (Grobsteinschlichtungen und Buhnen) und Konsolidierungsbauwerken verbaut.

    Rostrote Alpenrose (Rhododendron ferrugineum) (UMG 2011)

    Tourismus und Erholung Wasserwirtschaft

  • 128 | 15 Platina-Sarotla | Exkurs

    Steigt man hinauf zur Sarotla Hütte (1.611 m ü. A.) prägen ab einer Höhe von ca. 1.500 m Zwergs-trauchheiden die Vegetation. Im geschlossenen Wald dominieren noch Heidelbeere, Rauschbeere und Preiselbeere. Als Unterwuchs von lichteren Wald-bereichen über die Waldgrenze hinaus, wachsen die bis über einen Meter hohen Alpenrosen-Miniatur-wälder, wie sie auch um die Sarotla Hütte zu fin-den sind. Diese werden nach oben hin fleckenartiger und mischen sich mit anderen Zwergstauchheiden.Alpenrosenheiden sind nicht immer ursprünglich, und haben sich oftmals erst nach Brandrodung oder Nutzung eines Gebiets als Waldweide ausgebrei-tet. Ein großer Teil der heutigen Alpenrosenhei-den ist potentielles Waldland. Nur der Bereich ihrer Wuchsobergrenze (ca. 2000-2200 m ü. A.) ist kein Lebensraum mehr für Bäume. Über der Waldgrenze wurden die Alpenrosenheiden oftmals zur Weide-gewinnung gerodet, siedelten sich aber nach Auf-lassung der Weide schnell wieder an (Reisigl & Kel-ler 1989).Heute stellen sie ein typisches Landschaftsbild in Alpregionen dar. Sie bilden oftmals den Übergang vom Wald zu Zwergstrauchzonen der unteren alpi-nen Stufe, der Hauptvegetationszone oberhalb der Waldgrenze. Die Rostrote Alpenrose (Rhododendron ferrugineum) beherrscht große Teile der silikatfrei-en Bereiche Vorarlbergs. Zu ihrer Blütezeit im Juli überzieht sie die Waldgrenzbereiche mit leuchten-dem Rot. Ihre harzig riechenden Blüten werden zur Zubereitung eines Älplertees verwendet. Ihr beina-he wasserklarer Honig gilt als Spezialität (Grabherr & Polatschek 1986).Bei der Schneeschmelze erkennt man den wichtigs-ten Faktor zur Verbreitung der Rostalpenrosenhei-de. Die ursprünglich aus den feuchten Bergwäldern des Himalayas stammende Pflanze ist empfindlich gegen Trockenheit. So fühlt sie sich als „Schnee-schützling“ dort wohl, wo der Schnee besonders mächtig ist und lange liegen bleibt. Da aus gefro-renem Boden kein Wassernachschub möglich ist

    (sog. Frosttrocknis), vertrocknen junge Zweige der immergrünen Pflanze, die aus dem Schnee heraus-schauen. Interessant ist aber, dass trockene Luft im Sommer, wie sie typisch für Föhnregionen ist, von der Pflanze gut toleriert wird, wenn sie genug Was-serversorgung über die Wurzeln hat. Erklären kann man das durch die offene Wuchsform der Sträu-cher, die den Wind beinahe ungehindert durchbla-sen lässt (Reisigl & Keller 1989). An Standorten mit weniger langer Schneebede-ckung wird die Alpenrosenheide von flechtenrei-chen Heidelbeer- und Rauschbeerheiden verdrängt, welche im Herbst leuchtend rot erscheinen und ih-re Blätter abwerfen (Grabherr & Polatschek 1986). So können sie ein spätes Einschneien und frühes Ausapern besser ertragen. Sie benötigen sogar ei-ne längere Vegetationsperiode, da sie im Frühling erst wieder Blätter bilden müssen. Noch weniger Schneeschutz braucht die Gemsheide (Loiseleuria), die sogar an Windkanten überlebt. Sie bildet eine wenige Zentimeter hohe Wuchsform mit dichtem, immergrünem Blätterdach. So bildet sich innerhalb des Pflanzenbestands ein günstiges Mikroklima. Generell spielen in der waldfreien alpinen Stufe die Oberflächenformen eine große Rolle in der Ver-breitung verschiedener Pflanzengesellschaften. So spiegeln kleinräumige Vegetationsmuster von stark spezialisierten Arten das Mikroklima des Standorts wider (Reisigl & Keller 1989).

    Alpenrosenheiden – Überleben an der Waldgrenze

    15.03 Exkurs