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 352 150 psychologische Aha-Experimente Freundin auf der anderes Seite des Raumes mit einem Mann redet, den Sie nicht kennen. Im Lauf des Abends verlieren Sie sie aus den Augen. Tags darauf gesteht sie Ihnen, sie hätte sich mit diesem Mann auf Anhieb fantastisch verstanden und sie sei noch nie jemandem begegnet, mit dem sie sich so gut hätte unterhalten können. Sie fühle sich ihm auf der persönlichen Ebene in einzigartiger, besonderer Weise verbunden. Sie ver- sichert Ihnen jedoch, sexuell fühle sie sich in keiner Weise zu diesem Mann hingezogen. Es handele sich nic ht um körper liche  Anzi ehun g, sond ern einfa ch nur um eine sehr freunds chaf tlic he Beziehung, durch die sie sich bereits mit ihm verbunden fühle.  W as empfinden Sie? 2004 gaben Buunk und Dijkstra von der Universität von Groningen in den Niederlan den 151 Personen jewei ls einen dies er beiden T exte zu lesen. Die Frauen erhielten dieselben Texte, doch mit geänderten Geschlechtern; in ihrem Fall handelte es sich um einen Mann. Gleich- zeitig mit dem Text erhielten die Teilnehmer das Foto des Nebenbuh- lers oder der Nebenbuhlerin. Die P erson war entweder sehr schön oder sehr durchschnittlich. Ergänzt wurde das Foto durch eine kurze Beschreibung dieser Person. Dieser zufolge hatte sie entweder einen hohen sozialen Status (junge/r Professor/in an der Uni, Vorsitzende/r einer Organisation mit 600 Mitgliedern, großer Einfluss auf andere und Unternehmungsgeist) oder das Gegenteil davon (gehorsam, unterwürfig, einflusslos). Dann sollten alle Probanden in einem Fragebogen Auskunft über das Ausmaß ihrer eigenen Eifersucht, ihrer Verärgerung, ihres Miss- trauens, ihrer T raurigkeit, Besorgnis etc. geben.  Wie die Forscher feststellten, wurden die Männer dann besonders eifersüchtig, wenn der potenzielle Rivale einen hohen sozialen Rang innehatte. Dagegen erreichte die Eifersucht bei den Frauen ihren Gip- felpunkt, wenn die Rivalin sehr schön war. Kurzum, für die Männer erwuchs die Gefahr aus dem Sozialstatus des Konkurrenten, während sich die Frauen eher durch die physische Erscheinung der Konkurren- tin bedroht fühlten.

150 Psychologische Aha-Experimente (2011) 355

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150 Psychologische Aha-Experimente (2011) 355

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  • 352 150 psychologische Aha-Experimente

    Freundin auf der anderes Seite des Raumes mit einem Mann redet, den Sie nicht kennen. Im Lauf des Abends verlieren Sie sie aus den Augen. Tags darauf gesteht sie Ihnen, sie htte sich mit diesem Mann auf Anhieb fantastisch verstanden und sie sei noch nie jemandem begegnet, mit dem sie sich so gut htte unterhalten knnen. Sie fhle sich ihm auf der persnlichen Ebene in einzigartiger, besonderer Weise verbunden. Sie ver-sichert Ihnen jedoch, sexuell fhle sie sich in keiner Weise zu diesem Mann hingezogen. Es handele sich nicht um krper liche Anziehung, sondern einfach nur um eine sehr freundschaftliche Beziehung, durch die sie sich bereits mit ihm verbunden fhle.

    Was empfinden Sie?

    2004 gaben Buunk und Dijkstra von der Universitt von Groningen in den Niederlanden 151 Personen jeweils einen dieser beiden Texte zu lesen. Die Frauen erhielten dieselben Texte, doch mit genderten Geschlechtern; in ihrem Fall handelte es sich um einen Mann. Gleich-zeitig mit dem Text erhielten die Teilnehmer das Foto des Nebenbuh-lers oder der Nebenbuhlerin. Die Person war entweder sehr schn oder sehr durchschnittlich. Ergnzt wurde das Foto durch eine kurze Beschreibung dieser Person. Dieser zufolge hatte sie entweder einen hohen sozialen Status (junge/r Professor/in an der Uni, Vorsitzende/r einer Organisation mit 600 Mitgliedern, groer Einfluss auf andere und Unternehmungsgeist) oder das Gegenteil davon (gehorsam, unterwrfig, einflusslos).

    Dann sollten alle Probanden in einem Fragebogen Auskunft ber das Ausma ihrer eigenen Eifersucht, ihrer Verrgerung, ihres Miss-trauens, ihrer Traurigkeit, Besorgnis etc. geben.

    Wie die Forscher feststellten, wurden die Mnner dann besonders eiferschtig, wenn der potenzielle Rivale einen hohen sozialen Rang innehatte. Dagegen erreichte die Eifersucht bei den Frauen ihren Gip-felpunkt, wenn die Rivalin sehr schn war. Kurzum, fr die Mnner erwuchs die Gefahr aus dem Sozialstatus des Konkurrenten, whrend sich die Frauen eher durch die physische Erscheinung der Konkurren-tin bedroht fhlten.