26
Ausgabe 3/2014 179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart Umformtechnik neu definiert Der aus Papier den Wolf macht Weltmeister unter Stuttgarter Dächern Architekten, Forscher und Firmen aus der Region Stuttgart zeigen die Zukunft des Bauens Nachhaltiger bauen

179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

Embed Size (px)

DESCRIPTION

179 ist das Standortmagazin für die Region Stuttgart. Alle drei Monate berichtet 179 von starken Unternehmen, von neuesten Entwicklungen in ausgewählten Branchen, überzeugenden Gründungsideen, herausragenden Forschungsleistungen, aber auch von den vielen Gründen, warum die Region so lebenswert ist. Der Name des Magazins ist dabei Programm: 179 Kommunen bilden die Region Stuttgart, gemeinsam formen sie einen der stärksten Standorte Europas.

Citation preview

Page 1: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

Ausgabe 3/2014

179Das Standortmagazin der Region Stuttgart

Umformtechnik neu definiert

Der aus Papier den Wolf macht

Weltmeister unter Stuttgarter Dächern

Architekten, Forscher und Firmen aus der Region Stuttgart zeigen die Zukunft des Bauens

Nachhaltigerbauen

Page 2: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

2 179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2014

Mannschaftsspieler

2013 war ein besonders erfolgreiches Jahr für das Team des Weinguts Herzog von Württemberg: Bei drei Wett- bewerben gab es drei Mal Gold für rote Spitzenweine, unter anderem für einen Spätburgunder beim Deutschen Rotweinpreis. Bis in das 13. Jahrhundert reicht die Tradition des Weinguts zurück, das sich im Eigentum der Herzöge von Württemberg befindet und dessen Trauben an vielen Hängen der Region wachsen. Von Stetten im Remstal bis nach Maulbronn erstreckt sich das mit 40 Hektar Rebfläche größte private Weingut im Anbaugebiet Württemberg. Untergebracht ist das herzogliche Gut auf der Domäne Schloss Monrepos in Ludwigsburg.

Page 3: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

Für die Zukunft bauen

Dauerhafter Erfolg mit Verantwortung und Anstand statt schneller Gewinne auf Kosten anderer und der Umwelt: Nachhaltiges Wirtschaften ist in unserer von mittelständischen Familienunternehmen geprägten Region tief verwurzelt. Besonders sichtbar wird das oft abstrakte Konzept der Nachhaltigkeit in der gebauten Umwelt. Ob Häuser und Städte umweltfreundlich, menschengerecht und ökonomisch vernünftig gebaut sind, das erleben wir Tag für Tag am eigenen Leib.

Wohn- und Bürogebäude, Fabriken und Lagerhallen, Straßen und Schienen, Einkaufszentren und Parks – es sind viele einzelne Bausteine, die zusammen die Städte und Regionen ausmachen. Und die Ansprüche an das einzelne Element wie auch an das große Ganze sind vielfältig. Wie können Häuser energiesparend sein und am Ende nicht zu Sondermüll werden? Wie können sich auch wirtschaftlich schwächer Gestellte ein anstän-diges Dach über dem Kopf leisten? Wie können wir Grünflächen erhalten oder im Asphaltdschungel neue schaffen? Wie bleiben wir mobil, ohne ständig im Stau zu stehen? Wie verschaffen wir Unternehmen auch in dicht bebauten Stadtregionen Platz, um langfristig Erfolg zu haben?

Antworten auf diese Fragen kommen oft aus der Region Stuttgart: Architekten und Planer, Forscher und Unter- nehmer entwickeln hier Konzepte und Technologien für die nachhaltigen Städte der Zukunft. Erleben lassen sich ihre Ideen schon heute in vielen Vorzeigeprojekten, wie Sie ab Seite 8 lesen können. Die Region Stuttgart ist dabei nicht nur Experimentierfeld, sondern auch Exporteur: Viele Metropolen rund um den Globus stehen vor ähn-lichen Zukunftsfragen. Hier entsteht ein riesiger neuer Markt, auf dem die Unternehmen unserer Technologie-region nachhaltige Erfolge feiern können.

Dr. Walter RoggGeschäftsführer Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS)

Editorial

will

kom

men

Chr

istia

n H

ass

Mat

thia

s H

angs

t

3179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2014

Inhalt

Aktuell 4Neuigkeiten aus der Region Stuttgart / Wussten Sie schon, …?

Neu in der Region 5Fünf innen, fünf außen

Branchenfokus 6Die Welt in Plastik / Jedes Jahr eine neue Technologie / Am Anfang war die Mütze

Titelthema: Nachhaltiges Bauen 8 –15 Nachhaltigerbauen 8 Architekten, Forscher und Firmen aus der Region Stuttgart zeigen die Zukunft des Bauens

Im Gespräch: Hannes Schwertfeger und Oliver Storz 10 Im Land des unbekannten Wissens 14 Michael Ohnewald porträtiert den Architekten Werner Sobek

Wissenschaft 16Der Evolution auf der Spur / Nachwachsende Nerven / E-Lok oben ohne / Kerosin mit Hilfe der Sonne

Innovation 17Umformtechnik neu definiert / Wer hat‘s erfunden?!

Existenzgründung 18Der aus Papier den Wolf macht

Fachkräfte 20„Betriebliche Weiterbildung muss Mitarbeiter aller Qualifikationsebenen ansprechen“ / Aus Hilfskräften werden Facharbeiter

Freizeit 21Es geht um die Wurst / Kalender / Tipps

Wirtschaftsförderung Region Stuttgart 22 Aktuell Weltmeister unter Stuttgarter Dächern / Termine / Meldungen

Impressum / Nächste Ausgabe 23

179 Kommunen – ein Standort.

Ludwigsburg

Stuttgart

Böblingen

Rems-Murr

GöppingenEsslingen

Page 4: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

4

kom

pakt

Bester Flughafen Europas

Der Stuttgarter Flughafen in Leinfelden-Echterdingen hat den Titel „Best Airport Europe“ vom europäischen Dachverband der Flughafenbetreiber ACI erhalten. Ausschlaggebend war das Nachhaltig-keitskonzept „fairport STR“ des Flug- hafens. Es sieht vor, ökologische und soziale Kriterien in die Unternehmens- steuerung zu integrieren, indem beispiels-weise mit Investitionsentscheidungen verbundene Umweltauswirkungen bewer-tet und bei Entscheidungen berücksich- tigt werden. Auch Terminaleinrichtungen, Kundenservice, Shoppingmöglichkeiten, Sicherheit und Infrastruktur wurden geprüft.

flughafen-stuttgart.de

179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2014

Aktuell

Emmy für Stuttgarter EffekteDie Mackevision Medien Design GmbH aus Stuttgart hat den renommierten US-amerikanischen Fernsehpreis Emmy Award in der Kategorie „Outstanding Special Visual Effects“ erhalten. Ausgezeichnet wurden die digitalen Effekte in der US-Fantasy-Serie „Game of Thrones“. Für die neue Staffel der Serie hat Mackevision zum Beispiel die Stadt Braavos als aufwän- dige Umgebung komplett am Computer erzeugt. Vater des Erfolgs ist Jörn Groß-hans, der für „Game of Thrones“ bereits im Vorjahr einen Emmy erhielt und außer- dem für die Spezialeffekte in „Hugo Ca-bret“ 2012 den Oscar verliehen bekam – beides noch an seiner alten Wirkungsstät-te im Stuttgarter Studio von Pixomondo.

Mackevision ist eine weltweit führende Firma für Visualisierung, Animation und visuelle Effekte. Sie beschäftigt am Haupt-sitz Stuttgart sowie an den Standorten Hamburg, München, London, Detroit, Los Angeles und Schanghai insgesamt 300 Animationsexperten.

mackevision.de

Globalisierung vor der Haustüre Die Region Stuttgart ist ein beliebter Standort für ausländische Unternehmen. 14 Prozent der hiesigen Firmen sind in ausländischem Besitz, insgesamt sind es 23.000 Unternehmen aus 140 Ländern. Sie stellen rund 150.000 Arbeitsplätze und bereiten derzeit rund 1.700 Auszubildende auf das Berufsleben vor. Das zeigt eine aktuelle Dokumentation der IHK Region Stuttgart. „Die Region ist international aufgestellt und das ist auch gut so“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Richter. Bei den ausländischen Direktinvestitionen lag Stuttgart auf Rang fünf der erfolg-reichsten deutschen Städte, in der euro-päischen Städterangliste erreichte die Landesmetropole Platz 18.

stuttgart.ihk24.de

Mac

kevi

sion

Im Panorama- DoppeldeckerTouristen in Stuttgart können seit diesem Sommer in Cabrio-Doppeldecker-Bussen die Landeshauptstadt kennenlernen. Die Tour startet an der Informationsstelle i-Punkt in der Königstraße 1a gegenüber dem Hauptbahnhof. Sie dauert rund 100 Minuten und führt zu Sehenswürdig-keiten wie Schlossplatz, Mercedes-Benz-Museum, Wilhelma und Weißenhof-siedlung. Passagiere können innerhalb von 24 Stunden unterwegs nach Belieben ein- und aussteigen. Audioguides in neun Sprachen sind an Bord.

stuttgart-citytour.de

Stut

tgar

t-M

arke

ting

/Pet

er H

artu

ng

... dass in Stuttgart der längste Elektrofahrzeugkorso der Welt zu sehen war?

Mit einem Korso von 507 rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen wurde der bis-herige offizielle Weltrekord des Guinness Book of Records im Mai 2014 in Stuttgart deutlich übertroffen. Auf dem 3,5 Kilo-meter langen Korso, der vom Mercedes-Benz-Museum aus rund um den Neckar-park zum Wasengelände führte, zeigte sich die ganze Vielfalt elektromobiler Antriebe, die derzeit im baden-württem-bergischen Schaufenster Elektromobilität erforscht wird. Vom kleinen Stadtflitzer über den E-Transporter bis hin zum Bus war die gesamte Palette vertreten. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann und Stuttgarts Ober-bürgermeister Fritz Kuhn führten mit ihren elektromobilen Dienstfahrzeugen den Korso an.

wus

sten

Sie

sch

on, ..

.

e-m

obil

BW/K

D B

usch

Page 5: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

5179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2014

Land

rats

amt

Rem

s-M

urr-

Kre

is

Fahrrad2Go nennt sich das Huckepack-Verfahren, das für eine bessere Verknüpfung von Bus und Fahr-rad im Alltag und nicht nur bei touristischen Linien sorgen soll. Denn mit dem Waldbus, dem Limesbus und dem Räuberbus hat der Rems-Murr-Kreis bereits reichlich Erfahrung mit der Fahrradbeförderung – aber eben nur im Freizeitverkehr. Das Pilotprojekt auf der Linie 310 wird vom Förderprogramm „Modell- region für nachhaltige Mobilität“ des Verbands Region Stuttgart mit 240.000 Euro unterstützt. „Der besondere Charme dieses Pilotprojekts liegt für uns in einer möglichen Übertragbarkeit auf andere Busse in der Region Stuttgart. Wir sind gespannt auf die Erfahrungen“, sagt Regionaldirektorin Dr. Nicola Schelling.

Revierkämpfe zwischen Radfahrern und übrigen Buspassagieren sind hier jedenfalls passé. Und wer aus Buoch nach Winnenden zum Arbeitsplatz radelt, benötigt für die Heimreise am Abend keine stählernen Waden und kommt ohne lästigen Schweißgeruch zu Hause an. Helmuth Haag

Radfahrer in der S-Bahn oder im Nahverkehrszug sind ein alltäglicher Anblick. Berufspendler, die ihr Fahrrad im Linienbus mitnehmen möchten, haben es schon schwerer. In den Bussen des Verkehrsverbunds Stuttgart ist dies nur im Stehplatzbereich der hinteren Tür mög-lich – und dort kommen die Räder mit Kinderwagen, Rollstühlen und Rollatoren ins Gehege. Außerdem ist die sichere Befestigung der Räder ein Problem.

Auf der Buslinie 310, die im Rems-Murr-Kreis zwischen Winnenden und Buoch knackige 240 Höhenmeter überwindet, gehören diese Schwierigkeiten der Ver- gangenheit an. „Fünf innen, fünf außen“ lautet dort die Zauberformel. Im Innenraum hängen die Drahtesel sicher in einer konventionellen Halterung, für den Au-ßentransport war hingegen akademisches Hirnschmalz nötig: Studenten der Hochschule Esslingen konstru-ierten eigens einen Heckträger, der die Räder hucke-pack nimmt. Der Clou dabei: Ein hydraulisches System sorgt dafür, dass sich der Träger zum Rad absenkt und dieses nicht mühsam hochgewuchtet werden muss. Per Knopfdruck lässt sich dann der Heckträger mitsamt seiner Last in die Senkrechte bewegen.

Neu in der Region

huck

epac

k

Fünf innen, fünf außenEinmalig in Deutschland: Ein Linienbus nimmt bis zu zehn Fahrräder mit

Page 6: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

6 179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2014

Branchenfokus

Immer öfter ersetzen Kunststoffprodukte Metall oder Keramik. Eigenschaften wie Formbarkeit, Härte, Elasti- zität, Bruchfestigkeit, Temperatur- und Wärmeform- beständigkeit zeichnen technische Kunststoffe gegenüber anderen Werkstoffen aus. „Kunststoff ist ein relativ jun-ger Werkstoff und hat noch große Potenziale, wir haben uns nach und nach immer neue Anwendungsgebiete erschlossen“, erklärt Dr. Roland Reber, Geschäftsführer der Ensinger GmbH aus Nufringen. So werden neben Kupplungen, Getriebekomponenten und Motorblockab-deckungen von Autos auch im Maschinenbau eingesetzte Lager, Buchsen, Hebel und Zahnräder aus Hochleistungs-kunststoffen hergestellt. Auch als Wärmedämmprofil in Metallfenstern oder Platzhalter für Wirbelzwischenräume in der Orthopädie gewinnt Kunststoff von Ensinger an Boden. Pharmaindustrie, Luft- und Raumfahrt, Elektro-nik und Halbleitertechnik vertrauen ebenfalls auf die Lösungen des schwäbischen Mittelständlers.

1966 beschloss der gelernte Werkzeugmacher Wilfried Ensinger, sich mit den gerade aufkommenden technischen Kunststoffen intensiver zu beschäftigen und Qualitäts-halbzeuge und Maschinenelemente zu fertigen. In seiner Garage in Ehningen entwickelte er auf selbst konstru-ierten Anlagen neue Verfahren der Strangpressung, bei denen dickflüssige Kunststoffmassen unter Druck durch eine Düse oder Matrize gepresst werden. In den folgen-den Jahrzehnten ging es mit dem Unternehmen konti-nuierlich bergauf. Nach dem Umzug ins nahe gelegene Nufringen folgten der Aufbau der Zweigwerke und 1986 die erste Auslandsniederlassung in den USA. Zwar haben sich die Produkte seither erheblich verändert – die da-maligen Werkstoffe sind aber bis heute Standard. Mit der Strangpressung von Halbzeugen, Profilen und Rohren, mit der Herstellung von Fertigteilen mittels Spritzguss,

Die Welt in PlastikDie Spezialkunststoffe der Ensinger GmbH aus Nufringen kommen weltweit in der Industrie zum Einsatz

kuns

tsto

ffte

chni

k

Ensinger GmbH

Gründungsjahr: 1966 Sitz: Nufringen Mitarbeiter: 2.100 (gesamte Gruppe) Umsatz: 350 Mio. Euro ensinger-online.com

mit Zerspanung und Direktformung sowie mit der Entwicklung und Produktion maßgeschneiderter Ver-bundstoffe, sogenannter Compounds, ist Ensinger heute außerordentlich breit aufgestellt.

Das Familienunternehmen betreibt Produktionswerke in den USA, in Brasilien, in China sowie Vertriebsstand-orte in allen wichtigen Industrieregionen. „Wir sind zwar nicht der größte Hersteller in diesem Segment, aber zweifellos der Schrittmacher für innovative Ideen und wegweisende Lösungen“, sagt Reber.

Neben der Kunststoffkompetenz ist die Anwendungs- entwicklung die zweite strategische Säule von Ensinger. „Nur wer Problemstellungen genau versteht, kann markt-gerechte Lösungen entwickeln“, sagt Reber. „Wir setzen uns mit den Eigenschaften der Hochleistungskunststoffe auseinander und konstruieren entsprechend. Die Form eines Teils, das früher aus Metall hergestellt wurde, kann ja nicht eins zu eins auf Kunststoff übertragen werden.“

Ensinger ist es gelungen, mit seinem speziellen Know-how eine Nische zu finden, aus der heraus die Firma fast jedem Industriezweig bedeutende Anwendungen oder Produkte zu bieten hat. Mit dieser Nischenstrategie fährt das Unternehmen sehr gut: Die Ensinger-Gruppe wächst stetig und erwirtschaftete zuletzt mit weltweit 2.100 Mitarbeitern einen Umsatz von 350 Millionen Euro.

Die Firmenphilosophie ist von mittelständischen Tugen-den geprägt. „Unsere Mitarbeiter fühlen sich stärker zu Hause als in einem Riesenkonzern“, erklärt der Ge-schäftsführer. „Wir arbeiten gemeinsam an einem soliden Wachstum, von dem alle profitieren, dazu müssen wir langfristig planen und denken.“ Ein Weg, der offenbar zum Ziel führt: Ensinger wurde als „Bester Arbeitgeber 2014“ ausgezeichnet. Für die Online-Erhebung der Zeit-schrift „Focus“ waren 12.000 Arbeitnehmer in Deutsch-land befragt worden. „Innovationen sind meist die Summe aus vielen kleinen Verbesserungen und hinter jeder geglückten Neuentwicklung stehen Mitarbeiter, die langjährige Erfahrung mit Neugier verbinden“, formuliert Reber die Haltung des Unternehmens. Sonja Madeja

Ensi

nger

Page 7: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

7

Branchenfokus

Sie werden in fotorealistischer Qualität geliefert und auf Wunsch montiert.

Dommers Vorläufer belieferten als Müt-zenmacher bereits das Württembergische Königshaus. Auch der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg begann mit einem Mützengeschäft. Rasch entwickelte Rolf Dommer Geschäftsbeziehungen zur Besatzungsmacht USA – mit Uniformteilen für Polizei und Feuerwehr, Abzeichen, Pokalen und Medaillen gelang der Einstieg. 1961 erhielt Mützen-Dommer den Auf-trag, Polizei und Militär der Elfenbeinküste mit Kopfbedeckungen auszustatten. Wei-tere Bestellungen für Sportartikel und Medaillen folgten. „Mit diesen Aufträgen gelang uns schließlich der Einstieg ins in-ternationale Sportartikelgeschäft“, erzählt Sylvia Dommer-Kroneberg. Heute nimmt das Stuttgarter Unternehmen regelmäßig an Sportevents teil und liefert Pokale, Me-daillen und die Ausrüstung der Sportler.

Die Dommer Stuttgarter Fahnenfabrik GmbH ist eine der ältesten und bedeu-tendsten Fahnenfabriken Deutschlands und liefert in die ganze Welt. Seit den 1980er-Jahren hat sich die Geschäftstätig-keit zunehmend auf Werbeartikel, Dis-plays, digitale Präsentationssysteme und Messezubehör konzentriert. „Heute gehören wir zu den führenden Anbietern mit der größten Auswahl an Fahnen und erprobten Displays mit optimaler Stoffbe-spannung. Unsere modernen Digitaldruck-maschinen ermöglichen die Umsetzung von brillanten Bildern auch für kleinste Auflagen“, erläutert die Geschäftsführerin Sylvia Dommer-Kroneberg, die das Unter-nehmen in vierter Generation führt.

Auch XXL-Größen sind für die Stuttgarter Fahnenfabrik kein Problem: Riesige Werbe-transparente verhüllen ganze Gebäude, Großtransparente auf Messen oder Spann-bänder an Brücken oder Bauzäunen bieten spektakuläre Einsatzmöglichkeiten.

wer

bete

chni

k

Vom Mützenmacher zum Fahnenproduzenten zum Displayhersteller – die Stuttgarter Fahnenfabrik Dommer

Am Anfang war die Mütze

Im Showroom in Stuttgart lässt sich das riesige Sortiment entdecken – vom meter-hohen Fahnenmasten bis zum Zubehör für die professionelle Messe-Ausstattung wie Roll-Ups, Theken, Prospektständer und leichte Textilfaltwände ist hier alles zu sehen. Auch die klassische Fahne kommt nicht aus der Mode, ob als Tischflagge oder als beliebter Autowimpel, wenn gerade mal eine Fußball-WM ansteht. (asm)dommer.de

Die Kienle + Spiess GmbH aus Sachsen-heim entwickelt und produziert Kern- komponenten für Elektromotoren und Generatoren und bietet technische Lösungen für nahezu alle elektrischen Maschinen. „Inzwischen erwirtschaften wir einen Großteil unseres Umsatzes mit der sehr materialintensiven Herstel- lung der Segmentbleche für Windkraft- generatoren“, erklärt Frederike Dehn, die Kommunikationsfrau des Unternehmens.

zu unseren wichtigsten Qualitäten“, so Frederike Dehn. Ob nieten oder schweißen, verbacken, klammern oder kleben – Kienle + Spiess setzt stets auf Innovation. Mit der neuesten Verbin-dungstechnik „Glulock“ werden die Stanzteile bereits im Werkzeug gestapelt und durch punktuell aufgetragenen Klebstoff präzise fixiert – eine Innova-tion, die den Markt revolutioniert.

Am Standort Sachsenheim sind etwa 500 Mitarbeiter beschäftigt, daneben produziert das Unternehmen an drei weiteren europäischen Standorten in Vaihingen an der Enz, Ungarn und Eng-land. Dass Kienle + Spiess die gesamte Wertschöpfungskette beherrscht und vom Elektrostahl bis zum Druckgussrotor, von der Werkzeugkonstruktion bis zu fertigen Komponenten alles liefern kann, sieht die Firma als großen Vorteil. (som)kienle-spiess.com

Die Kienle + Spiess GmbH aus Sachsenheim ist weltweit führend in der Stanz- und Druckgusstechnologie

Jedes Jahr eine neue Technologie

Auch die Automobilindustrie zählt zu den wichtigen Kunden, vor allem mit Elektro- und Hybridfahrzeugen. Bei Elektroblechen für den Transrapid in Schanghai ist die Firma Kienle + Spiess sogar Alleinlieferant.

Durch Investitionen in moderne Techno- logien und Anlagen, automatisierte Fertigungsprozesse und ein überdurch-schnittliches Engagement in der Produkt- und Verfahrensentwicklung definiert Kienle + Spiess regelmäßig neue Standards und gilt in der Branche als der Vorreiter im Bereich Stanzen. Das Management hat es sich zur Aufgabe gemacht, jedes Jahr ein neues Produkt oder eine neue Techno- logie zu entwickeln – seit der Firmen-gründung 1935 als Stanzwerkstatt für Kleinteile aus Elektroblech hat das fast immer geklappt.

„Elektrobleche nicht nur lose zu stanzen, sondern sie als Pakete in einer Vielzahl an Geometrien und Designs mit diversen Sonderfunktionen anzubieten, zählt

mas

chin

enba

u

Kie

nle

+ Sp

iess

Dom

mer

179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2014

Page 8: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

Die längste Dachbegrünung der Welt: Zweieinhalb Kilometer schlängelt sich in New York die „High Line“ auf einer alten Güterbahntrasse durch den Stadtdschungel Manhattans. Möglich gemacht hat den Park in neun Metern Höhe das Know-how der Zinco GmbH. Die Nürtinger Firma gehört zu den weltweit führenden Unternehmen für grüne Dächer.

Page 9: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

9179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2014

Titelthema: Nachhaltiges Bauen

titel

them

a

Zinc

o

„Wohnen ist heute mehr denn je eingestellt auf den Zu-sammenhang mit Licht, Sonne und Luft. Das Wohnhaus erhält daher große Fenster, dünne Pfeiler, wärmehaltende Wände.“ Vor über 80 Jahren schrieb das der Architekt Richard Döcker über sein Haus im Bruckmannweg 10 in der Stuttgarter Weißenhofsiedlung. 1927 zeigten dort die Stararchitekten der Moderne mit neuen Gestaltungs-entwürfen, neuen Materialien und Bautechniken das Bauen und Wohnen der Zukunft.

Licht und Sonne, wärmende Wände und große Fenster: So zeigt sich auch ein Haus, das Anfang Juli 2014 eröff-net wurde – im Bruckmannweg 10. Denn Döckers Haus hat den Krieg nicht überlebt. 70 Jahre lang hat das Grundstück mitten im Ausstellungsgelände von 1927 brach gelegen. Doch jetzt hat der Stuttgarter Architekt, Ingenieur und Professor Werner Sobek zusammen mit dem Fertighausunternehmer Johannes Schwörer der Weißenhofsiedlung ein neues Ausstellungsstück hinzu- gefügt: Das Aktivhaus „B10“. Nicht nur mit seiner grad-linigen Formensprache knüpft das Modellhaus von 2014 an die Idee der Ausstellung von 1927 an. Als Exponat in prominenter Lage zeigt es der Welt, was technisch derzeit möglich ist und wie wertvoll ressourcenschonen-de Ansätze im Bauen sind.

Nachhaltig und komfortabel

Für fast die Hälfte des Rohstoffverbrauchs und gut ein Drittel des CO2-Ausstoßes ist der Bausektor weltweit ver-antwortlich, das belegen Zahlen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen. „Städte sind der Schlüssel zu einer nachhaltigen Zukunft“ sagt Prof. Wilhelm Bauer vom Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO). Unter seiner Leitung laufen hier und im benachbarten Fraunhofer-Institut für Bauphysik die Fäden des Großforschungsprojekts „Morgenstadt“ zusammen: Zehn Fraunhofer-Institute arbeiten mit Part-nern aus Industrie, Wirtschaft und Stadtverwaltungen daran, wie Städte nachhaltig gestaltet werden können. Der Forschungsansatz ist umfassend: Es geht um Energie, um Mobilität, um Baumaterialien und geschickte Planung von Gebäuden, um Gütertransport und Fabriken, um Fragen der städtischen Organisation. „Unsere Vision ist es, dass die Bewohner ihren Strom selbst erzeugen und

überschüssige Energie ins Netz einspeisen“, erläutert Bauer einige Aspekte. „Hausfassaden reinigen die Luft und re-duzieren Verkehrslärm. Dachflächen werden großräumig zur landwirtschaftlichen Nutzung herangezogen, um die Transportwege zu vermindern und so die Lebensqualität in der Stadt zu steigern.“

Das Modellhaus B10 im Stuttgarter Bruckmannweg ent-hält schon heute einige Bausteine einer solchen Vision. „B10 ist ein Prototyp, der zeigen soll, wie sich das Prinzip eines Aktivhauses auf den verdichteten Wohnungsbau in Großstädten übertragen lässt“, sagt Werner Sobek (Porträt S. 14). Von den Materialien bis zur klimafreundli-chen Energieversorgung ist das Gebäude selbst durch und durch auf Nachhaltigkeit getrimmt – und doch müssen seine Bewohner auf nichts verzichten. Im Gegenteil, es herrscht geradezu Überfluss: Als Plusenergiehaus produ-ziert B10 doppelt so viel Energie, wie es selbst verbraucht.

Architekten, Forscher und Firmen aus der Region Stuttgart zeigen die Zukunft des Bauens

Nachhaltiges Bauen geht weit über sparsamen Energieeinsatz und gesunde Materialien hinaus: In der gebauten Umwelt werden viele Zukunftsfragen sichtbar, vom Zusammenhalt der Gesellschaft über knapper werdende Rohstoffe bis zum wachsenden Verkehr. Ideen und Projekte aus der Region Stuttgart zeigen schon heute, wie die Welt von morgen gebaut wird.

Nachhaltigerbauen

Zooe

y Br

aun

Page 10: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

10 179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2014

titel

them

aSchaufenster Elektromobilität LivingLab BWe mobil. So kann die Gebäudesteuerung beispielsweise auf den Lade-zustand der Fahrzeuge zugreifen und deren Standortda-ten auswerten. Ob nachhaltige Mobilität oder Einbindung in ein intelligentes Stromnetz: Das einzelne Gebäude wird ein mitdenkender Baustein eines Stadtsystems, auch damit entwickelt B10 internationale Strahlkraft für die Zukunft des Bauens.

Eine Fabrik mitten in der Stadt

Auch in Fellbach kann man schon heute die Zukunft be- sichtigen – genauer: die „Urbane Produktion der Zukunft“. So nennt die Wittenstein Bastian GmbH ihre neue Fabrik, die sie vor zwei Jahren im Stadtteil Schmiden eröffnet hat (Foto S. 13). Seit mehr als 100 Jahren produziert die Firma präzise Zahnräder für Autos, Roboter oder die Luft- und Raumfahrt, ein typischer Hightech-Zulieferer aus der Region Stuttgart. Und doch ist in dem 5.400 Quadrat-meter großen Neubau einiges anders. Das beginnt schon mit dem Standort: Der Produktionsbetrieb steht direkt neben einer Passivhaussiedlung. „Eine Fabrik in einen Bal- lungsraum zu integrieren, war eine große Herausforde-rung“, sagt Philipp Guth, einer der beiden Geschäftsführer. „Man muss mit wenig Platz auskommen, will keinen Schmutz produzieren und zudem sparsam mit Energie und Ressourcen umgehen, um Menschen und Umwelt so wenig wie möglich zu belasten.“

B10 zeigt aber vor allem, wie intelligente Technologien das Kleine mit dem Großen vernetzen: Dank der von der Stuttgarter alphaEOS AG entwickelten Software lernt das Haus die Gewohnheiten seiner Bewohner kennen, tauscht Daten mit dem Stromnetzbetreiber und dem Wetterdienst aus und steuert so seine Energieströme vorausschauend und selbstständig. „Das Haus weiß, wann es günstig ist, Strom einzuspeisen oder zu beziehen“, erläutert Jonathan Busse, der Vorstand von alphaEOS. „Über das System ist es auch möglich, Informationen über Strombedarf und -angebot mit Nachbargebäuden auszutauschen, um einen lokalen Ausgleich für ein ganzes Quartier herzustellen.“ Mehr noch: Eingebunden in das Konzept sind zwei Elektroautos, als Forschungs-projekt ist B10 daher auch Teil des Förderprogramms

Titelthema: Nachhaltiges Bauen

179: Herr Schwertfeger, Herr Storz, wie funktioniert Baubotanik?

Schwertfeger und Storz: Baubotanik ist in erster Linie eine Konstruktionswei-se, bei der verholzende Pflanzen, also Bäume, mit Stahlstrukturen derart ver- wachsen, dass die Pflanzen die auftreten- den Nutzlasten ganz oder zu Teilen auf- nehmen können. Damit diese von Beginn an nutzbar sind, stützen wir sie mit temporären Tragstrukturen aus Stahl, wie ein Spalier in einem Park oder einem Garten. Diese können entfernt werden, sobald die Pflanzen stabil genug ge-wachsen sind.

Welche Art von Bauwerken haben Sie bisher realisiert?

Von kleinen Pavillons über Aussichts-plattformen und Stege bis hin zu Leitsys-temen, die größere Renaturierungskon-zepte didaktisch begleiten. Zunehmend entwickeln wir speziell auf den Kontext der räumlichen und botanischen Situa-tion vor Ort ausgerichtete Planungen, die als Klimaanpassungsmaßnahmen von urbanen Räumen funktionieren.

Wie sieht es mit Gebäuden aus?

Es müssen nicht unbedingt komplette Bauwerke sein, Teilstrukturen wie Fassa-den oder einzelne Geschosse sind eben-falls denkbar. Im Moment entwickeln wir einen Prototypen, der beispielsweise als Wohnraum oder als Besprechungs- oder Schulungsraum an der Schnittstelle zwischen Gebäude und Freifläche reali-siert werden kann.

Wie schaffen Sie es, dass ein Baum genau so wächst, wie er soll?

Zum einen durch ein genaues Wissen um die unterschiedlichen Wachstums-strategien der verschiedenen Baumarten bereits während des Planungsprozesses. Zum anderen durch ein Schnitt- und Pflegekonzept, welches wie bei anderen Bäumen in Parks oder Gärten deren Wachstum begleitet. Das herkömmliche Gebäudemanagement wird in diesem Fall zu einem deutlich sichtbaren Element der Architektur und damit zu einem wichtigen Teil des Entwurfs. Somit ist die oftmals beschworene Nachhaltig-

keit bei baubotanischen Bauten direkt erfahrbar und nicht nur eine unsichtbare Dienstleistung.

Wo sehen Sie für diese architektonische Disziplin einen Markt?

Baubotanische Strukturen sind in erster Linie Teil der „botanischen Infrastruktur“ einer Stadt oder einer urbanen Land-schaft. Wie jeder Park- oder Straßenbaum erfüllen sie eine hohe Aufenthaltsqualität und tragen zur Verbesserung des Stadt-klimas bei. Mit dem Unterschied, dass baubotanische Bauten Blattmasse und Kronenvolumen wesentlich schneller ent-falten können. Gerade in hoch verdich-teten Städten ist das von großem Vorteil, da sich beispielsweise durch baubotanisch konstruierte mehrstöckige Parks auf ge- ringer Fläche eine höhere Dichte an Nutz- fläche entwickeln lässt. Angesichts der sehr schleichend und langfristig wirken-den Veränderungsprozesse, die unsere Ökosysteme im Moment durchlaufen, besteht bei uns die realistische Hoffnung, dass sich das didaktische und klimato-logische Potenzial der Baubotanik weiter entfalten wird.

Hannes Schwertfeger und Oliver Storzim

ges

präc

hZo

oey

Brau

n

Page 11: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

11179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2014

Hannes Schwertfeger, geboren 1975, hat von 1996 bis 2004 in Kassel, Stuttgart, Delft (Niederlande) und Mexiko-City Architektur studiert. Oliver Storz, Jahrgang 1979, absolvierte sein Studium von 2000 bis 2006 in Stuttgart und Delft. Beide beschäftigten sich früh mit lebenden Trag-werken und waren ab 2007 Mitglieder der Forschungsgruppe Baubotanik am Institut Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen (IGMA) der Universität Stuttgart. Gemeinsam gründeten sie 2010 in Stuttgart das Bureau Baubotanik.

Das Bureau Baubotanik ging aus der 2007 gegründeten Entwicklungsgesellschaft für Baubotanik hervor, die vor allem baubota-nische Prototypen realisiert hat. Das Bureau führt die dort entstandenen Konzepte und Projekte fort und entwickelt sie weiter.

Hannes Schwertfeger, Oliver Storz Gründer und Inhaber des Bureau Baubotanik in Stuttgart

Stef

an M

ilev

titel

them

aTitelthema: Nachhaltiges Bauen

Werden wir künftig wieder in Bäumen wohnen?

Nein. Eher werden wir zunehmend zu Gärtnern unserer gebauten Umwelt. Überraschenderweise eröffnet die Baubo-tanik ein besonderes Zusammenspiel von Rationalität und Erfahrung: Kalkulierbare technische Maßnahmen zur Klimaanpas-sung treffen in der Baubotanik auf das Erfahrungswissen des Gärtners. Der Um-gang mit fragilen Ökosystemen lehrt uns

dabei, in Abhängigkeit von komplexen, unübersichtlichen Systemen zu leben. Sicherheit entwickelt sich hier nicht durch die vollständige Kontrolle der Umgebung, sondern durch die permanente Ausein-andersetzung mit dem eigenen ökologi-schen und sozialen Kontext. Es handelt sich also nicht um ein „zurück zu“, son-dern um ein „hin zu“ einer zukünftigen Art und Weise zu wohnen und zu leben.

Die Fragen stellte Helmuth Haag

Zur Integration der Fabrik ins städtische Umfeld haben die Firma und ihre Planer einiges unternommen: Ein Bio-top und ein Spielplatz bieten den Mitarbeitern und den Nachbarn Möglichkeiten zur Begegnung. Mitarbeiter, Gäste und Anwohner können zwei öffentliche Stromtank-stellen nutzen. Die geringen Geräusche werden durch einen Lärmschutzwall weiter reduziert. „Wirksamer Um-weltschutz bedeutet gesellschaftliche und soziale Verant-wortung“, sagt Guths Kollege Michael Müller. „Zudem zeigt die ‚Urbane Produktion‘ auf intelligente Weise, wie die Ressource Energie optimal genutzt werden kann.“ So produziert die Fabrik mit Gasturbinen und Fotovoltaik beispielsweise ihren eigenen Strom, die Büros werden mit der Abwärme der Produktionsmaschinen beheizt.

Von der in Stuttgart ansässigen Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) ist das Werk mit Gold zertifiziert worden. Denn wie aus dem Lehrbuch schlägt Wittenstein Bastian eine Brücke von Ökologie und gesell-schaftlicher Verantwortung zu wirtschaftlichen Interes-sen. Langfristig betrachtet rechnet es sich, nachhaltig zu bauen: „70 bis 80 Prozent der Kosten eines Gebäudes entstehen erst nach dessen Fertigstellung. Betrachtet über die gesamte Lebensdauer sind nachhaltige Gebäude im Vergleich zu konventionellen wesentlich preiswerter“, weiß DGNB-Präsident Prof. Alexander Rudolphi.

Die Fabrik direkt neben dem Wohngebiet – bislang ist das sicher die Ausnahme, aber, wie das Beispiel zeigt, lösbar. Auch hier steckt ein Baustein des nachhaltigen Bauens, der gerade für dicht besiedelte Stadtregionen zum Vorbild taugt. Denn nicht nur wie, sondern auch wo etwas gebaut wird, entscheidet darüber, ob eine Stadt, eine Region möglichst energieeffizient, lebens-wert, sozial und wirtschaftlich nachhaltig funktioniert. Vor dieser Herausforderung stehen Metropolen rund um den Globus – und auf der Suche nach Lösungen schauen sie oft auf die Region Stuttgart: Jahraus, jahrein kommen Delegationen aus aller Welt, um von den hier praktizierten Lösungen zu lernen.

Flächensparendes Bauen an der S-Bahn

„In unserer Region leben auf engem Raum viele Menschen. Hier wird eine außerordentliche Wirtschafts-leistung erbracht“, sagt Thomas Kiwitt, der Planungs-direktor des Verband Region Stuttgart. „Wir müssen die knappen Flächen so organisieren, dass für Arbeiten, Wohnen und auch die Erholung in der Natur attraktive Standorte bereitstehen. ‚Insellösungen‘, also in jeder Gemeinde alles anzubieten, sind nicht immer möglich. Darum ist es hilfreich, dass der Verband Region Stuttgart überörtlich koordinieren kann – und aufgrund seiner besonderen Strukturen sowohl Impulse setzen wie auch

Page 12: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

12 179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2014

12

titel

them

a

Titelthema: Nachhaltiges Bauen

Schon lange locken herausragende Bauprojekte Fachbesucher in die Region Stuttgart. Vor einigen Jahren schauten Planer aus aller Welt nach Ostfildern: Von 2005 an ist hier auf einer ehemaligen Militärfläche die ökologische Modellsiedlung „Scharnhauser Park“ für 9.000 Menschen und mit rund 2.500 Arbeitsplätzen entstanden. Ob Niedrigenergiehäuser, Biomasse-Blockheizkraftwerk oder ein integriertes Wohn- und Verkehrskonzept in Kombination mit Arbeitsplätzen und Grünanlagen: Die 2006 mit dem Deutschen Städtebaupreis ausgezeichnete Modellsiedlung, die Teil des EU-Forschungs-projekts Polycity unter Beteiligung der regionalen Wirtschafts-förderung war, fand europaweit Nachahmer.

polycity.net

Ökologische Modellsiedlung Scharnhauser Park

verbindlich entscheiden kann. Beides sind Elemente, um die wir sehr oft beneidet werden.“ Sein wichtigstes Instrument für die nachhaltige Weiterentwicklung der Region ist der Regionalplan. Der von den direkt gewähl-ten Regionalräten verabschiedete Plan legt beispielsweise fest, dass die Siedlungen möglichst kompakt bleiben und sich an den Nahverkehrsachsen orientieren. Das Verbot von großflächigen Supermärkten auf der grünen Wiese hilft nicht nur dabei, Verkehr zu vermeiden, son-dern stärkt auch das Miteinander in den Innenstädten.

Ein Novum bei der Erarbeitung des Plans war die Berück-sichtigung von Klimadaten: Dank eines vorab erstellten Klimaatlasses wussten die Planer beispielsweise genau, welche bisher unbebauten Flächen sie frei halten müssen, damit Frischluft in die Städte kommt. Der Klimaatlas zeig-te aber auch, dass trotz aller planerischen Maßnahmen das globale Treibhaus die Region weiter aufheizen wird, vor allem im Asphaltdschungel der Städte. Dagegen sind Grünflächen die beste Maßnahme – und die können auch vertikal an den Fassaden oder horizontal auf den Dächern entstehen. Die Stadt Stuttgart ist hier eine inter-national beachtete Vorreiterin: Schon seit 1986 werden grüne Dächer gefördert, heute sind sie für viele Bau- vorhaben Pflicht. Da verwundert es kaum, dass mit der Paul Bauder GmbH einer der Marktführer für Dach- begrünungen aus der Landeshauptstadt kommt.

Mit der Zinco GmbH sitzt gleich ein zweiter Global Player dieser Branche in der Region. Der Flughafen in Amster-dam, Shopping Malls in der Türkei, die Unibibliothek in Warschau, das Firmengebäude von Subaru in Singapur,

der 160 Meter hohe Repsol-YPF-Turm in Buenos Aires: Die Projektliste der Nürtinger Firma liest sich beein-druckend. Vor einigen Jahren war die Firma gar an der längsten Dachbegrünung der Welt beteiligt: Zweieinhalb Kilometer schlängelt sich die „High Line“ durch Man-hattan, ein Park in bis zu neun Metern Höhe auf einer ehemaligen Güterbahntrasse. Das ist nicht nur gut fürs Stadtklima: In einer Stadt, in der öffentlicher Raum zu-nehmend privatisiert wird, ist eine solche Rückeroberung städtischer Flächen auch ein Meilenstein gesellschaftli-cher Nachhaltigkeit. „Die High Line New York ist ein Pa-radebeispiel dafür, wie man eine Betonwüste in ein tolles Gelände verwandeln kann“, sagt Joachim Stroh von Zinco.

Nicht nur das Dach, sondern wesentliche Strukturen oder gleich ein ganzes Bauwerk auf pflanzlicher Basis – das ist die Idee der Baubotanik. Sie setzt auf die Kombi-nation von lebenden Pflanzen mit Materialien wie Stahl, Glas oder Beton zu einer technischen Verbundstruktur. Entstanden ist sie am Institut Grundlagen moderner Ar- chitektur und Entwerfen (IGMA) der Universität Stuttgart. „Baubotanik befindet sich an der Schnittstelle zwischen Bionik und Biotechnologie, die sich die Natur nicht nur als Vorbild nimmt, sondern auch direkt biologische Syste- me in technische Produktionsabläufe integriert“, erklären Hannes Schwertfeger und Oliver Storz, zwei ehemalige Mitarbeiter des Instituts. Sie haben sich auf diese neue Disziplin der Architektur spezialisiert, 2010 in Stuttgart das Bureau Baubotanik gegründet und bereits einige Pionierbauwerke realisiert (Interview S. 10).

Exportschlager Nachhaltigkeit

Ideen und Produkte fürs nachhaltige Bauen haben Zu-kunft und können zum Exportschlager werden. „Die weltweit fortschreitende Urbanisierung hat zur Folge, dass schon heute mehr als die Hälfte aller Menschen in Städten leben. Bis 2030 werden es bereits 60 Pro-zent sein“, sagt Alanus von Radecki, Projektleiter beim Fraunhofer IAO. „Städte sind daher das wichtigste Feld für innovative Technologien und intelligente Konzepte nachhaltiger Entwicklung – und damit einer der größ- ten zukünftigen Märkte überhaupt.“ Dr. Walter Rogg, der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS), sieht gerade für Firmen aus der Region Stuttgart große Chancen: „Unsere Region als Zentrum der Architekten, mit ihren Spitzenleistungen in Wirtschaft und Wissenschaft und der Kreativität ihrer Menschen, hat die besten Voraussetzungen, mit Ideen und Produkten für nachhaltiges Bauen international Standards zu setzen.“

Schon heute machen Hersteller nachhaltiger Bauprodukte aus der Region Stuttgart gute Geschäfte in aller Welt. DLW Armstrong in Bietigheim-Bissingen etwa ist welt-weit die Nummer zwei auf dem Markt für Linoleum. Die Sika Deutschland GmbH in Stuttgart entwickelt, produ-ziert und vertreibt nachhaltige Bauchemie-Produkte vom Boden bis zum Dach. Die Loba GmbH aus Ditzingen ist mit wasserbasierten Schutzmitteln für Holzfußböden in über 50 Ländern vertreten. Oder die Glaswerke Arnold, deren Gründer 1959 das Mehrscheibenisolierglas erfand: Mit ihren heute über 1.000 Mitarbeitern sorgt die Firma

Stef

an S

chub

ert

(CC

BY-

NC

-SA

2.0

)

Page 13: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

13179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2014

Witt

enst

ein

Neben dem Großprojekt „Morgenstadt“ der Fraunhofer-Institute gibt es in der Region Stuttgart viele weitere Beispiele für herausragende Forschung zum nachhaltigen Bauen:

Die Architektur- und Ingenieurbau-Institute der Universität Stuttgart sind international bekannt für ihre Arbeiten zum Leichtbau. Die dafür notwendigen ressourcenschonenden Hightech-Materialen stehen auf der Agenda des Instituts für Textil- und Verfahrens- technik Denkendorf.

Das Institut für Stadt und Immobilie der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen erforscht unter anderem, wie Gewerbegebiete nachhaltig organi- siert werden können.

Ob Fraunhofer-Informationszentrum Raum und Bau, das Institut für nachhaltige Stadtentwicklung oder das Zentrum für Energieforschung Stuttgart: Die Liste ließe sich lange fortsetzen.

Forschen für die Zukunft des Bauens

Konzepte und Technologien, die die Stuttgarter Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt ent-wickeln, machen die Energieversorgung von Gebäuden und Städten in der ganzen Welt fit für die Zukunft.

Wie sich Nachhaltigkeit messen lässt, wird im Fraunhofer-Institut für Bau-physik erforscht: Schon seit 1989 ent-wickeln die Wissenschaftler Methoden und die passende Software zur ganz-heitlichen Bewertung von Bauproduk-ten, von Häusern und Städten.

aus Remshalden mit Innovationen und spektakulären Projekten immer wieder international für Aufsehen, etwa mit dem weltgrößten Solarglasdach.

Auch die großen Player des Bauens mischen kräftig mit in diesem zukunftsträchtigen Markt. Der Stuttgarter Bau-konzern Züblin erhält derzeit viel Aufmerksamkeit für seine Ideen für das Bauen mit Holz. Geplant sind bei-spielsweise 160 Meter hohe Windkrafttürme aus Holz. Eine Lade- und Verleihstation für E-Bikes, die Züblin zusammen mit dem Fahrradhersteller FXX Cycles aus Freiberg am Neckar entwickelt hat, ist nicht nur ganz aus Holz; als modulares System kann sie leicht angepasst und an verschiedene Standorte versetzt werden. Auch mit diesem temporären Charakter beweist die Verleih-station Zukunftsfähigkeit. Denn zum Bauen der Zukunft gehört auch, schon beim Planen das Ende eines Ge-bäudes mitzudenken.

Von der Wiege bis zur Wiege

Fast zwei Drittel des deutschen Müllbergs gehen auf das Konto der Bauindustrie, das sagen Zahlen des Statisti-schen Bundesamts. Dabei stecken in Häusern eigentlich jede Menge wertvolle Rohstoffe. Diesen Schatz zu heben hat sich die Stuttgarter Drees & Sommer AG vorgenom-men. Der weltweit tätige Projektsteuerer engagiert sich seit Jahren für das Prinzip Nachhaltigkeit im Bau. Mit dem „Cradle-to-Cradle“-Prinzip, also „von der Wiege zur

Wiege“, möchte Drees & Sommer nun den Wiederver-wertungsgedanken in der Bauwirtschaft stärken. Dahinter steckt die Idee, Gebäude sortenrein zerlegen zu können, so dass es keinen Müll, sondern nur nützliche Rohstoffe gibt. Immobilien bekommen dadurch nicht nur zu Leb-zeiten einen Mehrwert, als wertvolle Rohstofflager brin-gen sie sogar beim Rückbau noch Geld. „Ein intelligenter Umgang mit Rohstoffen ist nicht nur ökologisch unab-dingbar, sondern bringt auch enormes Renditepotenzial mit sich“, so Drees & Sommer-Vorstand Peter Tzeschlock.

Noch steht Drees & Sommer mit seinem Projekt ziemlich am Anfang. Besichtigen lässt sich das Prinzip des Material-kreislaufs trotzdem schon – im Stuttgarter Bruckmann-weg 10: Alle Einzelteile des Modellhauses B10 in der Weißenhofsiedlung können leicht wieder voneinander getrennt und wiederverwertet werden, alles ist nur verschraubt oder gesteckt. „Das Haus ist ressourcen-schonend gebaut und verschwindet nach seiner Nutzung wieder mit Anstand“, sagt sein Erbauer Werner Sobek. In spätestens fünf Jahren wird das der Fall sein, so lange hat die Stadt Stuttgart das Grundstück den Projekt-partnern zur Verfügung gestellt. Dann wird B10 spurlos verschwinden. Was bleibt, ist eine Brache. Aber wer weiß: Vielleicht wird hier anschließend ein neues zukunfts-weisendes Modellhaus errichtet? Der Ort jedenfalls böte sich an für eine Art Wechselausstellung mit Modell-häusern, die neue Ideen für das Bauen und Wohnen der Zukunft zeigen. Tobias Schiller

SDF

Hei

ne &

Bec

ker

Page 14: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

14 179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2014

Titelthema: Nachhaltiges Bauen

Im Land des unbekannten Wissens

Der Stuttgarter Architekt Werner Sobek hat weltweit konstruktive Meisterwerke hinterlassen. Wer ihn beauftragt, will eine Philosophie. Seine liegt im Prinzip der Nachhaltigkeit. Von Michael Ohnewald

Vor dem Büro von Werner Sobek in Degerloch gibt es drei bequeme Ledersessel. Es kommt selten vor, dass sie frei sind. Immerzu warten Menschen an diesem Ort, dass sich die Türe einen Spalt öffnet und ein charismatischer Mann zum Vorschein kommt, der ein sprudelnder Quell ist. Die Leute warten gerne, weil er sie bewässert.

Sobek sitzt an einem schlichten Tisch, er trägt ein weißes Hemd. Seine wachen Augen blicken durch eine unaufdringliche Brille. Es gibt Typen, die brauchen kei- nen Schnickschnack und kein pseudokosmopolitisches Imponiergehabe, um den Raum mit ihrer Präsenz zu fluten. Sobek ist so einer. Wer ihm näher kommen will, muss ihn über die Kultur des Bauens reden lassen und ab und zu ein Stichwort hinhalten wie ein Streichholz. Es dauert nicht lange, dann brennt es lichterloh.

Der Hausherr hat einiges zu erzählen. Als Architekt, Designer und Ingenieur ist der vielfach preisgekrönte Schwabe weltweit tätig. Seine 1992 gegründete Gruppe zählt mehr als 200 Mitarbeiter und hat Nieder- lassungen in Stuttgart, Dubai, Frankfurt, Istanbul, Moskau, London, New York und São Paulo. Ein Mann, der in zwei Universen lebt. Einer, der in Dubai die Glas- fassade im welthöchsten Wolkenkratzer plant und zugleich in Stuttgart in einem Glashaus sitzt, gepriesen in zahlreichen Architekturpostillen als Keimzelle für eine Revolution im Bauwesen. Sobek bringt das alles spielend zusammen. Für ihn ist es kein Widerspruch, in Bangkok den Flughafen zu bauen und sich zugleich vom Klimawandel derart herausgefordert zu fühlen, dass er in Berlin und Stuttgart mit Leidenschaft und eigenem Geld recycelbare Effizienzhäuser verwirklicht, die vor- wegnehmen, wie der Mensch schon heute wohnen kann, um die Erde von morgen nicht zu belasten.

Mit dem Virus des Bauens hat er sich früh angesteckt. 1953 in Aalen geboren, genießt Sobek in jungen Jahren am Rande der Ostalb die Weite des unverstellten Blicks ebenso wie die Stille der Provinz. Seine Eltern lehren ihn die Wertschätzung des anderen. Das prägt ihn. Der Vater, Ingenieur bei den Schwäbischen Hütten- werken, werkelt am Wochenende gerne am eigenen Häusle. Manchmal deponiert er dafür ein paar Säcke

Zement in der Garage. Meistens sind sie nach wenigen Stunden verarbeitet, allerdings nicht vom Vater, sondern vom Sohn. „Ich bin einer, der immer Neues schaffen muss“, sagt Werner Sobek über sich. „Das ist so, seit ich denken kann.“

Getrieben von konstruktiver Neugier studiert er bei renommierten Lehrmeistern, die er wenig später be- erbt. Als Nachfolger von Frei Otto und Jörg Schlaich leitet Sobek bis heute das Institut für Leichtbau Ent- werfen und Konstruieren an der Universität Stuttgart. „Mein Impetus war immer die Schaffung von Schönheit“, sagt Sobek, der in Zäunen nicht zuvorderst ein Medium sieht, um sich vor fremdem Blick zu schützen, son- dern eine Herausforderung, neue Blicke auf sich selbst zu gewinnen. Das treibt ihn an. Als er in den 1980er-Jahren liest, dass die Politik der Autoindustrie vorgibt, Fahrzeuge zu großen Teilen recycelbar zu produzieren, kommt der Architekt ins Grübeln. Gebäude sind die größten Klimasünder der Welt. Ihr Bau und Abriss, ihr Betrieb und ihre Instandhaltung verbrauchen mehr Ressourcen und sorgen für mehr Emissionen als der gesamte Transport und Verkehr. Sobek beginnt Anfang der 1990er-Jahre erste Vorlesungen über recycelbare Bauten zu halten. Seine Kollegen schütteln den Kopf. Sie wollen nicht über den Verfall nachdenken, sie wollen für die Ewigkeit bauen. Der Stuttgarter Kollege geht seinen eigenen Weg.

Seine Exkursionen führen nicht selten über unbekann- tes Terrain. Im Jahr 2000 stellt er eine neue Vision in den Raum. Wieder wird er belächelt. Sobek postuliert „Triple Zero“. Dahinter steckt die Idee, dass die Gebäude unserer Zeit aufs Jahr verteilt nicht mehr Energie verbrau-chen, als sie selbst aus nachhaltigen Quellen erzeugen. Zudem sollen sie kein Kohlendioxid emittieren und eines Tages demontierbar und recyclingfähig sein, so dass kein Müll übrig bleibt. Die viel zitierte Vokabel „Nach-haltigkeit“ setzt sich mehr und mehr in ihm fest. 2007 gründet er mit anderen die „Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen“, die sich auf ihre Fahnen schreibt, Verantwortung für Probleme wie Klimawandel und Ressourcenverschwendung zu übernehmen, statt sie kommenden Generationen zu überlassen.

„Mein Impetus war immer die Schaffung von Schönheit“

„Das Nachhaltige ist etwas zutiefst Schwäbisches“

Page 15: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

15179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2014

Titelthema: Nachhaltiges Bauen

port

rät

Für seine Reportagen und Porträts ist Michael Ohnewald mit den renommiertesten Preisen ausgezeichnet worden, die im deutschen Journalismus vergeben werden. Für 179 porträtiert der Ludwigsburger Autor herausragende Persönlichkeiten aus der Region.

Fragt sich nur, ob sich das am Ende auch rechnet? In New York hat Sobek ein Schlüsselerlebnis. Er sitzt im Taxi, das im Stau steht. Im Radio unterhalten sich Fachleute über nachhaltiges Bauen und sprechen von einem blöd-sinnigen Trend aus dem alten Europa. Sobek spürt seinen Blutdruck steigen, als plötzlich einer der Experten in die Debatte wirft, dass auf diesem Markt reichlich Geld zu verdienen sei. Unversehens schwenkt die Runde um. „If there is that much money in the pot, then we go green!”

Solchermaßen beflügelt, begeistert der Stuttgarter Architekt auch die Politik für sein baukulturelles Selbst-verständnis. Im Dezember 2011 weiht Bundeskanzlerin Angela Merkel an der Berliner Fasanenstraße einen fu- turistischen Würfelbau ein, der als einzigartiges Modell-projekt die Alltagstauglichkeit eines Hauses erprobt, das nicht nur mehr Energie erzeugt als es verbraucht, sondern auch noch über eine Elektrotankstelle verfügt und somit als „E-Mobilie“ das Wohnen der Zukunft mit der Mobilität der Zukunft verbindet. Sobek ist der Kopf hinter dem „Effizienzhaus Plus“, das Hunderttausende von Besuchern in Berlin anlockt. „Ich wollte das weiße Buch des nachhaltigen Bauens mit Text füllen“, sagt er. Inzwischen sind einige Kapitel geschrieben und auch in Stuttgart gibt es neuerdings eine Immobilie, die in die Zukunft weist. Das Forschungsprojekt am Bruckmann-weg 10, kurz „B10“ getauft, liegt im Herzen der 1927 entstandenen Weißenhofsiedlung. Sobek untersucht mit seinem Team, wie innovative Materialien, Konstruktionen und Technologien die „gebaute Umwelt“ verbessern können. „Das Nachhaltige ist etwas zutiefst Schwäbi-sches“, sagt der Baumeister und grinst.

Sobek ist einer, der polarisiert. Seine Ansichten sorgen nicht selten für Diskussionsstoff. Auch auf die Stadt, in der er lebt und an der er sich manchmal reibt, hat der Architekt seinen eigenen Blick. „Wir haben es bis heute nicht geschafft, eine Erzählung darüber zu schreiben, wie wir unsere Stadt in Zukunft haben wollen.“ Sobek spricht von unglaublichen Möglich- keiten durch die frei werdenden Bahnflächen inmitten der City, um die Stuttgart in der ganzen Welt beneidet werde. Wenn es nach ihm geht, steht das hundert Hektar umfassende Planungsgebiet „prototypisch für gesundes Wohnen“. Fassaden, die Lärm absorbieren, biokompatible Materialien und Plätze mit dem Cha- rakter der Einzigartigkeit. „Ich möchte die Poesie der Natur wieder in diese Stadt bringen.“

Werner Sobek hat sich den Mund beim Erzählen trocken geredet. Er nippt an seinem Wasser und blickt auf die Uhr. Draußen sitzen die nächsten Gesprächs- partner. Sie warten schon eine Weile. Sobek ist ge- spannt, was auf ihn zukommt. „Ich wandere gerne im Land des unbekannten Wissens“, sagt er.

Rein

er P

fiste

rer

Page 16: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

16

Zum ersten Mal ist es einer internationalen Forschergruppe gelungen, Flugbenzin aus Sonnenlicht, Wasser und Kohlenstoffdioxid herzustellen. Im Gegensatz zu herkömm-lichem Kerosin, das aus Erdöl gewonnen wird, basiert der alternative Treibstoff auf Ressourcen, die fast unbegrenzt zur Ver-fügung stehen. „Unser Grundgedanke ist es, den Verbrennungsprozess umzukehren. Das heißt, wir nehmen Kohlenstoffdioxid und Wasserdampf als Emissionen, führen

179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2014

Wissenschaft

erfo

rsch

enNachwachsende Nerven

Forscher des Instituts für Textil- und Ver-fahrenstechnik (ITV) in Denkendorf haben ein Leitsystem für Nervenbahnen entwi-ckelt. Dieses erleichtert es durchtrennten Nerven, wieder zusammenzuwachsen. Dabei wird ein Textilschlauch an die beiden Nervenenden angenäht, der sich später im Körper vollständig abbaut. Der-zeit ist seine Wirksamkeit auf das peri-phere Nervensystem außerhalb von Gehirn und Rückenmark beschränkt. Auf längere Sicht besitzt das textile Leitsystem nach Angaben des ITV das Potenzial, Quer-schnittsgelähmten zu helfen. (hel)

itv-denkendorf.de

Prof. Dr. Karl Schmid von der Universität Hohenheim koordiniert ein Schwerpunkt-programm der Deutschen Forschungs-gemeinschaft, das mit neuen wissen-schaftlichen Methoden evolutionäre Anpassungsstrategien erfassen will. Die Forscher wollen herausbekommen, mit welchen Strategien Arten sich an große Umweltveränderungen anpassen. Dazu zählen Vulkanausbrüche ebenso wie der Klimawandel und die Änderung der Landnutzung durch die moderne Land-wirtschaft. Mit neuesten mathematischen und statistischen Verfahren entwickeln Populationsgenetiker, Bioinformatiker und Biologen Evolutionsmodelle, die sie mit umfangreichen Datenmengen aus Genomanalysen, Feldstudien und Labor-experimenten vergleichen.

Ein Beispiel für eine Art, die sich erfolg-reich an neue Lebensbedingungen an-passt, ist das Indische Springkraut. Die rosafarben blühende Pflanze stammt ursprünglich aus dem Himalaja und ist an vielen Standorten dabei, unsere heimische Flora zu verdrängen. „Konkret geht es um die Frage, welche Faktoren es einem Organismus ermöglichen, sich seiner Umwelt schnell anzupassen, aber auch, welche Bedingungen dafür sorgen, dass eine Anpassung nicht möglich ist“, er-läutert Schmid das Ziel des Projektes.

Solche Fragen sind auch für die Medizin oder Landwirtschaft von Bedeutung. Kon-krete Fragestellungen könnten beispiels-weise sein, wie sich Mikroorganismen gegen Antibiotika immunisieren oder wie die moderne Landwirtschaft mit ihren

Wissenschaftler der Universität Stuttgart und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) möchten Oberleitungen bei der Bahn überflüssig machen. Fahr-leitungen und Stromabnehmer erhöhen den Luftwiderstand und den Energiever-brauch, sind eine bedeutende Lärmquelle und gelten als störanfällig.

Die Wissenschaftler setzen dabei auf ein Verfahren, nach dem bereits Elektroautos und Straßenbahnen aufgeladen werden können. Es funktioniert ähnlich wie ein aufgeschnittener Transformator, dessen

eine Hälfte in die Gleise integriert ist, wäh-rend sich die andere an Bord des Zuges befindet. Die Energieübertragung erfolgt über ein Magnetfeld und ist auf der ge-samten Länge des Fahrzeugs möglich. So können alle Zugteile ohne aufwändige Kabelleitung separat mit Strom versorgt werden. „Die in diesem Projekt entwickel-te Energieübertragung ermöglicht eine effiziente und robuste Versorgung von Schienenfahrzeugen mit elektrischer Ener-gie“, stellt Prof. Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender des DLR, fest. Als Nächstes wollen die Wissenschaftler einen

Demonstrator entwickeln, der auch für die Industrie interessant sein soll. (hel)

ima.uni-stuttgart.deiew.uni-stuttgart.de

E-Lok oben ohne

Energie zu und gewinnen so Treibstoff“, erklärt Dr. Patrick Le Clercq, der das Pro-jekt beim DLR-Institut für Verbrennungs-technik in Stuttgart betreut. Dazu spalten die Wissenschaftler zunächst in einem Solarreaktor ein Metalloxid in Metall- und Sauerstoff-Ionen. Die dazu benötigten ho-hen Temperaturen von bis zu 2.000 Grad können beispielsweise mit Hilfe von Solar-empfängern erzeugt werden, welche die Sonnenstrahlung auffangen und konzen-trieren. Dann leiten die Forscher Kohlen-stoffdioxid und Wasserdampf durch den Solarreaktor. Beide reagieren mit den Metall- und Sauerstoff-Ionen und es entsteht eine Mischung aus Wasserstoff

Kerosin mit Hilfe der Sonne

und Kohlenstoffmonoxid mit jeweils sehr hohem Reinheitsgrad. Dieses Synthese-gas wird anschließend mit dem gängigen Fischer-Tropsch-Verfahren in Kerosin umgewandelt.

Nachdem die Projektpartner die Machbar-keit des Verfahrens auf Labormaßstab gezeigt haben, wollen sie im nächsten Schritt den Solarreaktor weiter optimieren sowie technische und wirtschaftliche Umsetzungsmöglichkeiten prüfen. Das Projekt Solar Jet mit Partnern aus vier europäischen Ländern ist im Januar 2011 gestartet und wird von der EU-Kommis-sion vier Jahre lang gefördert. (hel)

dlr.de/vt

DLR

DLR

Der Evolution auf der Spur

großen Anbauflächen und der geringen Artenvielfalt die Anpassung von Schäd-lingen an Spritzmittel beeinflusst. (hel)

uni-hohenheim.de

Page 17: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

17179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2014

Innovation

entw

icke

ln

Durch ein völlig neu entwickeltes Ver-fahren hat es die Allgaier GmbH aus Uhingen geschafft, sehr festen Stahl kalt umzuformen. Dies kann bei Bauteilen im Auto bis zu 60 Prozent Gewicht ein-sparen, ohne dass die Stabilität beein-trächtigt wird. „Wir haben es gewagt, ein umformtechnisches Dogma infrage zu stellen“, erklärt Allgaier-Chef Helmar Aßfalg. „Vor vier Jahren haben wir ein junges Team unverbrauchter Talente ins Rennen geschickt – und unser Vertrauen in unsere Überlegungen wurde nicht enttäuscht“, freut sich der Geschäfts-führer über den Erfolg.

Variotempo heißt das neue Verfahren, das seit diesem Jahr marktreif ist. In zahl-reichen Versuchen und Arbeitsschritten ist es erprobt und überprüft worden. Die Umformprozesse wurden zunächst mittels Simulation entwickelt und anschließend durch Prototypenwerkzeuge verifiziert. Kunden, denen das neue Konzept vor-gestellt wurde, waren so begeistert, dass unmittelbar erste Aufträge erteilt wurden.

„Nächstes Jahr wird das erste Serienauto eines deutschen Automobilherstellers mit Variotempo-Teilen von Allgaier auf den Markt kommen“, kündigt Aßfalg an. Das neu entwickelte Verfahren bietet einen ganzen Strauß an Vorteilen und schafft entscheidende Voraussetzungen für die Herstellung von Leichtbau-Strukturteilen bei gleicher Stabilität wie bisher. LeichtereAutos sparen Benzin – darüber freut sich jeder Autofahrer. Auch die scharfen Klima-schutzvorgaben der EU bis 2022 stellen die Automobilhersteller vor Herausforde-rungen. „Unser innovatives Verfahren lässt sich bei sämtlichen Strukturteilen wie beispielsweise Crash-Verstärkungen, Quer-trägern oder Schließblechen einsetzen“, betont Aßfalg.

Weniger Gewicht ist das eine – mit Vario-tempo lassen sich aber auch Bauteile mit weitaus komplexeren Geometrien als bisher fertigen. Zu guter Letzt kann sogar in einem Arbeitsschritt erledigt werden, was früher aus drei Teilen zusammen-gesetzt werden musste. „Die Methode gleicht einem Quantensprung in der Um-formtechnik und ist damit wegweisend für die Zukunft der Automobilproduktion“, zeigt sich der Allgaier-Chef stolz.

Umformtechnik neu definiert

Allg

aier

Andere Leichtbaumaterialien wie das vielgerühmte Carbon sieht der Chef des Traditionsunternehmens mit kritischen Augen. Der leichte Wunderstoff ver-ursache in der Produktion Unmengen mehr an schädlichem Kohlendioxid als die herkömmliche Stahlbearbeitung. „Die Kaltumformung von Stahl erfordert maßgeblich weniger Aufwand als von Carbon“, macht Aßfalg deutlich. (asm)

allgaier.de

Die Allgaier Group aus Uhingen entwickelt ein revolutionäres Verfahren für hoch- und höherfesten Stahl

DLR

bach genoss für einige Zeit Wohnrecht auf dem Hohenasperg. Gegen Ende seiner Karriere widmete er sich der Untersu-chung wissenschaftlicher Grenzgebiete und entdeckte dabei die Lebenskraft Od, seiner Meinung nach eine dem Magnetis-mus ähnliche Kraft. Besonders begabte Menschen könnten in dunklen Räumen schwache Lichterscheinungen bei Magne-ten wahrnehmen, behauptete er, behielt diese Meinung aber exklusiv. (hel)

Das Paraffin

Wenn uns ein Kerzenlicht aufgeht, steckt meist Paraffin dahinter. Heute wird der Stoff als Abfallprodukt der Erdölindustrie gewonnen, doch das Ur-Paraffin ent-deckte 1830 der Stuttgarter Chemiker Karl von Reichenbach, als er an seiner Arbeits-stelle in den Eisenhüttenwerken in Blansko im heutigen Tschechien mit Holzteer ex-perimentierte. Das Paraffin und weitere Entdeckungen brachten ihm ein beträcht-liches Vermögen nebst einem Freiherrn-Titel ein.

Ein Leben lang ließ ihn die wissenschaft-liche Neugier nicht los. Als in Blansko ein Meteorit niederging, mussten seine Arbeiter tagelang suchen, bis sie das Gestein fanden. In der Folgezeit legte er eine bedeutende Meteoritensammlung an, die er später der mineralogischen

Sammlung in Tübingen schenkte, wo sie heute noch zu besichtigen ist.

Nicht alles im Leben des Karl von Reichen-bach gelang gleich gut. Während seiner Studienzeit in Tübingen etwa gründete er die Otaheiti-Geheimgesellschaft zur Errichtung einer Kolonie auf der Südsee-insel Tahiti. Schon bald wurden die meisten Mitglieder wegen des Verdachts auf Hochverrat verhaftet und Reichen-

yello

wj/

Foto

lia.c

om

wer

ha

t‘s e

rfun

den?

!

Page 18: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

18 179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2014

Existenzgründung

eine Initiative des Internetportals und der Zeitschrift Living at Home, die über eine halbe Million Leser erreicht und ein großes Interview mit dem Animator heraus-brachte. „Als Hand-made-Liebling wird man besser auf Dawanda beworben, und ab Erscheinungsdatum des Interviews hatte ich zwei bis drei Käufe pro Tag“, erzählt Kampffmeyer. Es folgten weitere Artikel in Zeitschriften sowie Fernsehbeiträge. „Zu Weihnachten wurde es dann turbulent“, erzählt der Freelancer und Unternehmer. Mittlerweile hat er 2.000 Papiermodelle über Dawanda verkauft und um die 250 Stück über das amerikanische E-Commerce-Portal Etsy. Dieses ist mit circa 15 Millionen gehandelten Produkten noch um ein Vielfaches größer als Dawanda.

Doch vor dem virtuellen Erfolg war die Freude am Basteln und Ausprobieren. Während seines Animations-studiums an der Filmakadamie Ludwigsburg stolperte Kampffmeyer 2009 über ein japanisches Computer-programm namens Pepakura Designer, das aus 3-D-Mo-dellen Papiervorlagen zum Basteln erstellt. „Mein erster

Aus Hobbys werden manchmal Geschäftsideen. Ähnlich war es bei Wolfram Kampffmeyer, der freiberuflich als Animator in der Trickfilmbranche arbeitet und inzwischen zusätzlich 3-D-Papiermodelle zum Selbstbasteln ent-wirft und um die halbe Welt schickt. „Bei Chinesen und Amerikanern sind Einhörner und Bären beliebt. In diesen Ländern sind die beiden Tiere richtig nachgefragt“, so Kampffmeyer. Nur, wie stößt jemand aus China auf den ungewöhnlichen Wohnschmuck eines Stuttgarters, der sonst Filme animiert?

Die Reise beginnt, wie so oft heute, online. Kampffmeyer verkauft seit 2010 seine dreidimensionalen Basteltiere im Do-it-yourself-Format auf Dawanda, Deutschlands größtem Online-Marktplatz für selbst gemachte Produkte. Bei 280.000 Herstellern und rund 4,4 Millionen Pro-dukten im Angebot ist der Wettbewerb groß, aber Dawanda-Mitarbeiter wurden im vergangenen Jahr auf Kampffmeyers plastische Papierwelt aufmerksam. Das Unternehmen kürte Paperwolf zum Hand-made-Liebling,

Der Stuttgarter Animator Wolfram Kampffmeyer entwirft unter dem Label „Paperwolf“ 3-D-Papiermodelle für Selbstbastler

Der aus Papier den Wolf macht

Page 19: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

grün

den

Existenzgründung

Entwurf war ein rosafarbenes Schweinchen“, erzählt er. Das gute Feedback von Freunden für das 50 Zenti-meter große Werk motivierte den Animator, immer neue Tiere auf dem PC und dann in der Realität ent- stehen zu lassen. „Irgendwann waren die Regale und der Boden voll und ich begann Modelle zu entwerfen, die sich an der Wand anbringen lassen.“ Ob Löwe und Wasserbüffel, Tiere mit Hörnern, Erdferkel oder Frosch – ein Stöbern im Paperwolf-Shop gleicht einem Zoobesuch der besonderen Art. Ein Paket mit den Ein-zelteilen für das dreidimensionale Bastelerlebnis kostet je nach Größe und Form zwischen 20 und 80 Euro.

Kampffmeyer muss die Papiertiere so gestalten, dass sie lebendig werden. Ohne die Fertigkeiten eines Animators sei das kaum machbar. Zudem sollten die Kunden sie auch zusammengebaut bekommen. „Mir ist viel daran gelegen, dass die Kunden ihre Papierwerke vollenden können.“ Wenn etwas Nachhilfe vom Profi notwendig ist, klingelt schon auch mal das Telefon. „95 Prozent der Kundschaft sind Frauen, beim Zusammenbasteln helfen die Männer aber tatkräftig mit“, berichtet Kampffmeyer. Neben viel Geduld brauche man ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen und Fingerspitzengefühl für die präzise Handhabung des Klebestifts.

Die Ideen sind dem Unternehmer bisher noch nicht ausgegangen. Für den Flugsimulator Stuttgart, die Siminn GmbH, entwarf er eine Postkarte, auf der ein Faltmodell eines Flugzeugs abgebildet ist. „Dieses Jahr versuche ich mich am Wolf, ein Modell, das halb aus der Wand rauskommen soll. Es muss ein Meisterwerk werden“, sagt Kampffmeyer mit einem Schmunzeln im Gesicht. Im Herbst steht eine Ausstellung in Würz-burg an, wo die Papiertiere dann in einem künstleri- schen Kontext aus der Wand schauen und den Raum besiedeln – vielleicht ist dann bereits ein Wolf dabei. Leonie Rörich

Gründungsjahr: 2010 Sitz: Stuttgart bisher verkaufte Modelle: mehr als 2.000 paperwolf.de

Paperwolf

19

Pape

rwol

f

179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2014

„Bei Chinesen und Amerikanern sind Einhörner und Bären beliebt“

Page 20: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

20 179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2014

Fachkräfte

Uwe Meinhardt, IG Metall Stuttgart, und Thorsten Würth vom Arbeitgeberverband Südwestmetall über die Erfahrungen beim Quali-fizierungsprojekt Quali-Lift der Fachkräfteallianz Region Stuttgart

arbe

iten 179: Qualifizierungsprojekte gibt

es viele in der Region; was ist die Besonderheit des Quali-Lift-Ansatzes?

Meinhardt: Der Begriff Quali-Lift steht symbolisch dafür, dass man von allen Ebenen aus die nächsthöhere Qualifi-kationsstufe erreichen kann. Das können An- und Ungelernte, Facharbeiter oder Akademiker sein, die sich durch Weiter-bildung für neue Aufgaben und mehr Verantwortung empfehlen.

Denken kleinere Unternehmen zu selten an eine innerbetriebliche Quali-fizierung, wenn sie ein Fachkräfte-Problem haben?

Würth: Im Prinzip sind die Unter- nehmer von der Notwendigkeit der Weiterbildung überzeugt. Ein grund-sätzliches Hemmnis sind allerdings die knappen personellen Ressourcen der kleineren Betriebe. Wir beobachten aber auch, dass Firmen, die einmal an einem Qualifizierungsprojekt teilgenom-men haben, sich für weitere Ansätze interessieren.

Meinhardt: Dass es wichtig ist, eigene Mitarbeiter weiterzubilden, um künfti-gen Fachkräftebedarf zu decken, unter-schreibt Ihnen jeder Unternehmer. Bei der aktuell meist sehr guten Auftragslage ist es allerdings oft schwer realisierbar, Mitarbeiter für eine Qualifizierung freizu-stellen. Vorbehalte gibt es auch auf Seiten der Mitarbeiter, die eine berufs-begleitende Weiterqualifizierung auto-matisch mit Einbußen beim Einkommen verbinden.

„ Betriebliche Weiterbildung muss Mitarbeiter aller Qualifikationsebenen ansprechen“

Über welche Wege schaffen Sie es trotzdem, die Firmen für den Quali- Lift-Ansatz zu gewinnen?

Würth: Grundsätzlich sind alle Netz-werkpartner gefordert, für den Quali-Lift zu werben. Eine besonders wichtige Rolle spielt hier die Agentur für Arbeit, die bei ihren Beratungen regelmäßig darauf verweisen kann, dass sich ein Fachkräfteproblem auch durch gezielte Weiterbildung lösen kann. Die Arbeit der Quali-Lift-Lotsen ist bis 2015 begrenzt. Wenn anschließend die Partner aus dem Netzwerk auch eigene Ressourcen ein-setzen, um zur stufenweisen Qualifizie-rung zu beraten, sind wir auf einem guten Weg.

Die Fragen stellte Monika Nill

region-stuttgart.igm.desuedwestmetall.de

An heißen Tagen sind die Facharbeiter-Trupps der Schanz Kälte- und Klimatech-nik GmbH in Schwaikheim oft bis in die Abendstunden unterwegs. Denn je höher die Außentemperaturen, desto mehr Kühlanlagen fallen aus. „Arbeit ist genug vorhanden“, sagt Firmenchef Stefan Beier – der Unternehmer könnte umge-hend fünf weitere Mitarbeiter einstellen. Am Arbeitsmarkt für Klima- und Kälte-technikexperten herrscht aber schon seit Jahren große Flaute. Der Unternehmer hat deshalb damit begonnen, seine an- und ungelernten Helfer selbst zum Facharbeiter weiterzubilden.

Markus Adam hat sich als Erster zu einer solchen Qualifizierung entschlossen. Seit letztem Jahr drückt der 29-Jährige wieder die Schulbank und büffelt neben seiner Berufstätigkeit für einen Abschluss als Kältetechnik-Mechatroniker. Dass der künftige Facharbeiter während der Berufsschulzeiten nicht für die Arbeit

zur Verfügung steht, nimmt Stefan Beier gerne in Kauf. Hilfreich ist zudem eine finanzielle Förderung durch die Arbeits-agentur. Das Förderprogramm WeGEbAU zielt darauf ab, die Weiterbildung älterer und gering qualifizierter Beschäftigter in kleinen und mittelständischen Unter-nehmen zu intensivieren. Es fördert unter anderem die Weiterbildungskosten. Müssen die Arbeitnehmer teilweise von der Arbeit freigestellt werden, erhalten sie zudem ihr Entgelt weiter. Das Unter-nehmen bekommt einen anteiligen Lohnzuschuss einschließlich der Sozial-versicherungsbeiträge.

Auch der 31-jährige Dimitrios Dermentzis lässt sich zum Kältetechnik-Mechatro-niker weiterbilden. Trotz seiner Lehre als Zentralheizungs- und Lüftungsbauer fehlen ihm Spezialkenntnisse, um voll-kommen selbstständig zu arbeiten. Und es steht bereits ein dritter Mitarbeiter in den Startlöchern, um im nächsten Jahr die Weiterbildung zu beginnen.

Aus Hilfskräften werden Facharbeiter

Stefan Beier hat mit der innerbetrieb-lichen Nachqualifizierung ein Instrument gefunden, um das dringend benötigte Fachpersonal selbst auszubilden. So gewinnen seine Mitarbeiter nicht nur das notwendige Spezialwissen, sondern werden auch enger an die Schwaik-heimer Firma gebunden. (nil)

kaelte-schanz.de

Scha

nz G

mbH

Käl

te-

und

Klim

atec

hnik

Wür

th

Mei

nhar

dt

Page 21: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

21179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2014

Freizeit

Im Schwäbischen sagt kein Schwein „Fleischer“, wenn der Metzger gemeint ist. Dennoch liegt das einzige deutsche Spezialmuseum für die historische Welt des Fleischerhandwerks in Böblingen.

In dem um 1570 erbauten Vogtshaus am Marktplatz zeichnet das Museum die Entwicklungsgeschichte eines der ältesten Handwerksberufe nach, zeigt historische Zeitdokumente und Schätze, porträtiert in Kunst und Kitsch die Rolle des Metzgers und der von ihm her-gestellten Nahrungsmittel in Zeit und Gesellschaft. Auch künstlerische Dar-stellungen gehören zu den Sammel-objekten.

Zum 30-jährigen Jubiläum zeigt das Museum Darstellungen des Cartoonisten Marunde, der mit „Marundes Land-leben“ und „Neues aus Schweinhausen“ Kultstatus erreicht hat.

Ein Besuch in der nachgestellten Wurst-küche aus dem Jahr 1890 zeigt, wie die Wurst in die Haut kommt. Fleisch und Wurst auf dem Tisch waren viele Jahr-hunderte lang ein Luxus der städtischen Oberschicht und des Adels. Tierische Fette wie Speck und Schmalz gehörten zu den begehrtesten Lebensmitteln. Metzger genossen hohes Ansehen, denn sie waren auch wichtige Rohstoffliefe-ranten, etwa für das Leder und Fell verarbeitende Gewerbe, für die Bein-drechsler und für weitere Handwerker.

Zu den Sammlungsgebieten des Deut-schen Fleischermuseums gehören Doku-mente zur Geschichte des Berufsstandes, Handwerkszeug und Gerätschaften von der Vergangenheit bis zur Gegenwart. Von Vereinspokalen, Fahnen, Zunftladen, alten Meister- und Gesellenurkunden bis zu Keramik-, Glas- und Metallgegen-ständen, von alten Fotos bis zu Küchen- utensilien, Gewürzmühlen, Fleischwölfen,

Dosenschließapparaten und Wiege- messern findet man dort alles, was diesen Beruf ausmacht. Nur eines hat sich bis heute nicht geändert: Kinder-augen leuchten, wenn‘s beim Einkaufen ein Gratis-Wursträdle gibt. (asm)

museum-fleischerhandwerk.de

erle

ben

14. Oktober 2014 Einfach erklärtBeim Science Slam an der Hoch- schule Esslingen werden anschaulich und kurzweilig in Kurzvorträgen Forschungsthemen erklärt – das Publikum bewertet.hs-esslingen.de

31. Oktober 2014 TEDxStuttgartBei der Konferenz für Technologie, Entertainment und Design teilen Unternehmer, Wissenschaftler, Künstler und sonstige Vordenker ihre Ideen und versuchen, das Publikum für ihre Visionen zu begeistern. tedxstuttgart.com

14. bis 15. November 2014Höchste TanzkunstIm Treffpunkt Rotebühlplatz begeistert die Preisträger-Gala des 18. Internationalen Solo-Tanz- Theater Festivals – Tanzkunst auf höchstem Niveau.treffpunkt-rotebuehlplatz.de

28. bis 30. November 2014 SkihüttengaudiDie Waiblinger Altstadt verwan- delt sich in ein Après-Ski-Revier: ein Kultevent mit zünftigem Ambiente, coolen Drinks und lustiger Gesellschaft.wtm-waiblingen.de

19. Dezember 2014 Beine schwingenKünstler des Esslinger Mittelalter- marktes spielen im Alten Rathaus für die Gäste auf. Angeleitet von einem Tanzmeister lassen sich alte Kreistänze zu mittelalterlicher Musik erleben.mittelalterliches-esslingen.de

bis 11. Januar 2015Besondere ÄsthetikDas Schauwerk Sindelfingen, ein privates Museum, präsentiert den österreichischen Künstler Gerwald Rockenschaub, dessen Werke durch sinnliche Qualität kühler Oberflächen faszinieren.schauwerk-sindelfingen.de

SternenguckerIn Leonberg-Höfingen betreibt der Heimat- und Kulturverein eine Sternwarte und bie-tet bei klarem Wetter Führungen an. An jedem ersten Sonntag im Monat gibt es eine Sonnenbeobachtung, immer freitags sind die Sterne an der Reihe. Der Arbeitskreis Sternwarte beobachtet und fotografiert den Himmel und diskutiert aktuelle Themen der Astronomie, Astrophysik und Raumfahrt. Besuchergruppen ab zehn Personen sollten sich rechtzeitig anmelden oder können gleich einen Sondertermin vereinbaren.sternwarte-hoefingen.de

Die KäsbergkanzelEin königlicher Ausblick: 1819 ließ die Hof-domänenkammer mitten in den Weinbergen ein Häuschen bauen, das später den Namen „Königshäusle“ erhielt, vermutlich, weil Wilhelm I. von Württemberg diesem hüb-schen Fleckchen Erde einmal seinen Besuch abgestattet hat. Oberhalb ist über steile Wein-bergstaffeln die Käsbergkanzel zu erreichen. Von diesem Natur-Amphitheater, dessen Reben windgeschützt und sonnenverwöhnt liegen, überblickt man die Neckarschleife und genießt einen fantastischen Rundblick. mundelsheim.de

tipps

Deu

tsch

es F

leis

cher

mus

eum

Das Deutsche Fleischermuseum Böblingen

Es geht um die Wurst

Page 22: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell

22 179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2014

Die Mercedes-Benz-Arena war Kulisse des 15. Medien-Meetings

tung von der WM 2014 federführend für die ARD betreute. Mit knapp 150 Tonnen Technik über See und Luft reisten die Medienmacher in Brasilien an. Auch sen-detechnisch warteten zahlreiche Heraus-forderungen. Ohne direkten Kontakt zum 35 Kilometer entfernt sitzenden Regisseur im International Broadcast Center mussten sich die Moderatoren mit viel Disziplin ganz auf die Ansagen übers Ohr verlassen. Erstmals zum Einsatz kam die SWR-Analysetechnik, die mit Hilfe von virtuellen Bildelementen den Spielverlauf analysiert und Bundestrainer Jogi Löw für das Finale zur Verfügung gestellt wurde.

Nicht virtuell, sondern hautnah erlebten die Teilnehmer des Medien-Meetings die Mercedes-Benz-Arena: „Ich finde den Veranstaltungsort besonders toll, denn ich war noch nie in einem Fußballstadion“, schilderte Nathalie Hummel, Geschäfts-führerin des Textbüros „Die Hummel“, ihre neue Erfahrung. Bei Grillwurst, frisch gezapftem Bier und brasilianischen Cock-tails nutzten viele die Chance, sich auf der VfB-Trainerbank als potenzieller Assistent von Armin Veh vor der Kamera zu präsentieren oder die Torwand ins Visier zu nehmen. Dazu gab es Live-Mu-sik der Band Schmutzki, Panini-Bilder zum Tauschen, Führungen durch die Spielerkabinen und reichlich Gelegenheit, sich zu vernetzen und zu unterhalten. „Es gibt interessante Gäste, das Thema ist passend ausgewählt und hier im Stadion wird es sicher keinem langweilig“, resü-mierte Andreas Wolf, Geschäftsführer der Siminn GmbH, dem Flugsimulator Stuttgart. Leonie Rörich

serv

ice

Weltmeister unter Stuttgarter Dächern

WM-Brot und Mürbeteig-Fußballer gab es bei der Bäckerei Klinsmann in Stuttgart-Botnang während der WM zu kaufen, gebacken vom Bruder des Ex-Bundes- trainers. Das Fußballstadion in Fellbach-Oeffingen heißt jetzt Sami-Khedira-Stadion, benannt nach einem inzwischen weltberühmten Bürger der Stadt. Über-haupt hat die Region Stuttgart einen be-sonderen Bezug zu Stadien auf der ganzen Welt, und dahinter steckt so manche Er-folgsgeschichte: „Seit 2006 arbeiten wir daran, dass Deutschland einmal unter einem unserer Dächer Weltmeister wird“, erzählte Knut Göppert, Geschäftsführer des Stuttgarter Ingenieurbüros Schlaich, Bergermann und Partner, den rund 250 Gästen des Medien-Meetings, die es sich drei Tage vor dem Endspiel auf der Zu-schauertribüne der Mercedes-Benz-Arena bequem gemacht hatten. Seit 25 Jahren überdachen die Ingenieure weltweit Stadi-en, unter anderem auch das in Stuttgart.

Die Arbeit von Göpperts Team hat sich gelohnt, 2014 hat Deutschland den WM-Titel im Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro geholt. Für diese und drei andere WM-Spielstätten in Belo Horizonte, Brasília und Manaus haben die Stuttgarter neue Dächer errichtet, in enger Zusammen-arbeit mit den Ingenieuren und Arbeitern vor Ort in Brasilien. „Schlaich, Bergermann und Partner ist wieder mal ein Beispiel dafür, dass Stuttgart international ver-treten ist“, zeigte sich Medien-Meeting-Teilnehmer Olaf Brostowski, Inhaber der Agentur „Vier Kom“, angetan.

Ebenfalls um Teamgeist ging es im Vor-trag von Harald Dietz, Sportchef beim Südwestrundfunk, der die Berichterstat-

WRS

/Mar

tina

Wör

z

6. bis 8. Oktober 2014Expo RealAuf der wichtigsten europäischen Messe für Gewerbeimmobilien wirbt die WRS gemeinsam mit 31 Stand- partnern um Investoren.

Ort: Messe München

exporeal.region-stuttgart.de

6. bis 8. Oktober 2014f-cell/World of Energy SolutionsDie World of Energy Solutions ist als internationale Fachmesse und Konferenz eine der wichtigsten Plattformen zu den Themen Brennstoffzelle, neue Energie und neue Mobilität.

Ort: Messe Stuttgart

world-of-energy-solutions.de

22. Oktober 2014Eröffnung Welcome Center StuttgartDie gemeinsame Servicestelle der Landeshauptstadt Stuttgart und der WRS für Neubürger, Zuwanderer und auslän-dische Fachkräfte wird offiziell eröffnet.

Ort: Altes Waisenhaus Stuttgart

welcome-center-stuttgart.de

23. Oktober 2014Megatrends – die Welt verändernPorsche-Chef Matthias Müller, Auto-mobil-Professor Willi Diez und Landes-verkehrsminister Winfried Hermann debattieren bei der Hochschulregion über „Nachhaltige Mobilitätskultur“.

Ort: Theaterhaus Stuttgart

campus.region-stuttgart.de

23. bis 25. Oktober 2014RaumweltenRaumwelten ist eine Plattform zum Thema Kommunikation im Raum, die Kreative, Künstler, Agenturen, Nachwuchskräfte und Auftraggeber zusammenbringt.

Ort: Stuttgart und Ludwigsburg

raum-welten.com

12. November 2014Mitgründer gesucht!Beim Co-founder Speed Dating suchen Start-ups nach Mitgründern unter Studen-ten und wissenschaftlichen Mitarbeitern von Hochschulen in der Region Stuttgart.

Ort: Aula der Hochschule Esslingen

accelerate-stuttgart.de

der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart

term

ine

Page 23: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

Pioniergeist

Die Region Stuttgart ist traditionell offen für Neues – und das nicht nur in der Technik: Die erste Wal- dorfschule und Deutschlands erste Fußgängerzone sind hier entstan-den. Persönlichkeiten wie Johannes Kepler, Robert Bosch, Max Eyth, Clara Zetkin oder auch Frei Otto haben mit ihren Ideen die Welt ver- ändert. Der Pioniergeist, dem die Region auch ihren Wohlstand ver-dankt, weht bis heute ungebro-chen durchs Neckar- und Remstal.

Die nächste 179-Ausgabeerscheint im Dezember 2014. nä

chst

e au

sgab

e

179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 3/2014 23

impr

essu

mHerausgeberWirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS)Friedrichstraße 1070174 Stuttgart

Telefon 0711 2 28 35-0

[email protected]

GeschäftsführerDr. Walter Rogg

VerantwortlichHelmuth Haag (hel)

RedaktionHelmuth Haaghelmuth.haag@ region-stuttgart.de

Die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH ist eine Tochter des Verband Region Stuttgart. Das Infomagazin „Region Stuttgart aktuell” können Sie auf der Website des Verbandes einsehen und bestellen:

region-stuttgart.org region-stuttgart.de

Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell

serv

ice

WRS

Autoren dieser AusgabeHelmuth Haag (hel), Sonja Madeja (som), Monika Nill (nil),Michael Ohnewald (moh), Tobias Schiller (tos), Leonie Rörich (leo), Astrid Schlupp- Melchinger (asm)

Gestaltung Projektgruppe Visuelle Kommunikation, Ludwigsburg

ErscheinungsweiseQuartalsweise

Abonnement/[email protected]

Zur besseren Lesbarkeit wird teilweise auf die weibliche Form verzichtet.

Das Regionsportal, das die WRS als Standortmarketinginstrument betreibt, hat eine neue Struktur, zusätzliche Funktionen und eine modernere Optik bekommen. Regional bedeutende Einrichtungen und Initiativen erhalten Raum zur Selbstdarstellung. Technisch und gestalterisch wurde die Website weiterentwickelt und ist jetzt optimal an mobile Endgeräte angepasst.

region-stuttgart.de

Regionsportal neu gestaltet

Weltmeister unter Stuttgarter Dächern

WSRS Kommunen und Landkreise in der Region bei der Integration und beim Auf-bau einer gelebten Willkommens- und Anerkennungskultur. Für die persönliche Beratung öffnet am 22. Oktober das Welcome Center in der Stuttgarter Innen- stadt, das die WRS gemeinsam mit der Landeshauptstadt Stuttgart betreibt. Internationale Fachkräfte und Neubürger werden hier zu allen Fragen rund um Ankommen, Leben und Arbeiten in der Region Stuttgart beraten.

welcome.region-stuttgart.de

Welcome Service Region Stuttgart gestartetDer Welcome Service Region Stuttgart (WSRS) ist gestartet und bietet seine Beratungsdienstleistungen zunächst per Telefon und Mail an. Der Welcome Ser-vice ist ein Projekt der Fachkräfteallianz Region Stuttgart unter Trägerschaft und Federführung der WRS. Er stellt Dienst-leistungen für internationale Fachkräfte, Studierende und deren Familienange-hörige zur Verfügung. Kleine und mittlere Unternehmen erhalten Unterstützung bei der Anwerbung und Integration von Fachkräften. Zudem unterstützt der

Experten für Elektro-mobilität findenEin neues Internetverzeichnis stellt Firmen, Forschungseinrichtungen und Initiativen für Elektromobilität in Baden-Württemberg und der Region Stutt-gart vor. In dem von der WRS und der Landesagentur e-mobil BW entwickelten Angebot präsentieren sich unter der Adresse e-mobilbw.de Akteure, die in der Modellregion Elektromobilität Region Stuttgart oder im Bundesförderprojekt Schaufenster Elektromobilität aktiv sind. Nutzer können detailliert nach Aktivi-täten und Kompetenzen der gelisteten Firmen und Organisationen recherchie-ren. Der Internetkatalog ergänzt die gedruckte Version des Kompetenzatlas Elektromobilität.

ecars.region-stuttgart.de

Welcome

Willkommen

Innovationsprojekt als AppIn einem kooperativen Innovations-projekt ist beim regionalen Kompetenz-zentrum Virtual Dimension Center Fellbach mit Unterstützung der WRS eine neuartige 3-D-Visualisierungssoft-ware für Innenarchitektur und Innen-ausbau entwickelt worden. Die App kann virtuelle Einrichtungsgegenstände in ein reales Bild einblenden und hilft Innenarchitekten und Handwerkern bei der Planung und im Kundengespräch. Das Projekt soll unter anderem ein Anreiz für die Softwarehersteller in der Region sein, sich über die klassischen Technologiebranchen hinaus neue Kundengruppen zu erschließen.

vdc-fellbach.dekompetenzzentren.region-stuttgart.de

Page 24: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

serv

ice

Per Fax 0711 2 28 35-55 oder per Postkarte an:

Wirtschaftsförderung

Region Stuttgart Gm

bHA

bonnement 179

Friedrichstraße 1070174 Stuttgart

Firma/

Institution

Nam

e

Funktion

Adresse

Telefon

E-Mail

Unterschrift

Ich möchte 179 vierteljährlich kostenlos erhalten als:

Printausgabe per Post

PD

F-Ausgabe (E-M

ail mit D

ownload-Link)

M

it der Verarbeitung und Speicherung meiner D

aten für die

Abw

icklung des 179-Abonnem

ents bin ich einverstanden.

Ich m

öchte über weitere A

ngebote der Wirtschaftsförderung

Region Stuttgart G

mbH

(WRS) inform

iert werden und bin m

it

der Verarbeitung und Speicherung meiner D

aten auch zu

diesem Zw

eck einverstanden.

... dass in

Stuttg

art der län

gste Elek

tro-

fahrzeu

gko

rso d

er Welt zu

sehen

war?

Mit einem

Korso von 507 rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen w

urde der bisherige offizielle W

eltrekord des Guinness Bo

ok of

Records im M

ai 2014 in Stuttgart deutlich übertroffen. A

uf dem 3,5 K

ilometer langen

Korso, der vom

Mercedes-Benz-M

useum

aus rund um den N

eckarpark zum W

asen-gelände führte, zeigte sich die ganze V

ielfalt elektro

mo

biler Antriebe, die derzeit im

baden-w

ürttembergischen Schaufenster

Elektromobilität erforscht w

ird. Vom kleinen

Stadtflitzer über den E-Transporter bis hin zum

Bus war die gesam

te Palette vertreten.

179.region-stuttgart.de

wussten Sie schon, ...

Page 25: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

Gefällt Ihnen 179? Möchten Sie regelmäßig interessante Geschichten und aktuelle Infos aus der Region Stuttgart lesen? Dann abonnieren Sie uns doch einfach!

179 – Das Standortmagazin derRegion Stuttgart erscheint vierteljährlich.

PrintausgabeGerne schicken wir Ihnen jedes Heftkostenlos druckfrisch per Post ins Haus.

DigitalAuf 179.region-stuttgart.de findenSie das Standortmagazin als E-Paperund als PDF-Datei zum Download.Gerne informieren wir Sie per E-Mail,sobald eine neue Ausgabe erschienen ist.

AbonnementOb gedruckt oder digital: Für einkostenloses Abonnement füllen Sieeinfach umseitige Postkarte aus, schicken uns eine E-Mail [email protected] oder tragen sich ein auf 179.region-stuttgart.de

abon

nem

ent

3/14

179

Das

Sta

nd

ort

mag

azin

d

er R

egio

n S

tutt

gar

t

e-mobil BW/KD Busch

wus

sten

Si

e sc

hon,

...

Page 26: 179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 3/2014)

Werden Sie Fan auf Facebook: Geschichten, Amüsantes, Links und Bilder aus Wirtschaft, Forschung und Freizeitfacebook.com/Region.Stuttgart Folgen Sie uns auf Twitter: aktuelle Veranstaltungstipps der WRS und Erfolgsgeschichten aus der Regiontwitter.com/wrs_gmbh Lassen Sie sich begeistern: Der regionale YouTube-Kanal zeigt unterhaltsame Videos aus der und über die Regionyoutube.com/regionstuttgart

Tite

lbild

: Wab

e D

ioni

sver

a/Fo

tolia

.com

; Bie

ne A

leks

s/Fo

tolia

.com

Sie entwickeln brillante Lösungen

Wir sorgen dafür, dass es die Welt erfährt

Die Konradin Mediengruppe gehört zuden größten Fachinformationsanbietern im deutschsprachigen Raum.Das Portfolio umfasst insgesamt rund 50 Fachmedien, Wissensmagazine, Online-Portale und Veranstaltungsreihen.

Ergänzt wird das Medien-Angebot durch Dienstleistungen von Corporate Publishing bis Druck.

Unsere Kompetenz-Bereiche sind:

Mehr dazu unter www.konradin.de

Industrie Architektur Ausbau Arbeitswelt

Architektur Ausbau Arbeitswelt

Augenoptik Genuss Wissen

Augenoptik Genuss Wissen

mafo_Kommverband_12_2011.indd 1 16.12.11 15:36