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Zweite Phase der Französischen Revolution (1792–1794) Der König hoffte, dass die europäischen Monarchen militärisch die Revolution aufhalten. Österreich sowie Preußen bildeten die erste Koalition gegen Frankreich (1792–1797). Die Girondisten (Vertreter des gebildeten Dritten Standes) strebten nach einer Entspannung der Innenpolitik, indem sie die Revolution in die Nachbarländer exportierten. Am 20. April 1792 erklärt die Nationalversammlung (NV) Österreich den Krieg, den Frankreich jedoch wegen der Unerfahrenheit des Revolutionsheeres verliert. Der Oberbefehlshaber Herzog von Braunschweig erließ am 25. Juli 1792 ein Manifest an die Pariser Bevölkerung, in dem er sie zur Treue und zum Gehorsam gegenüber dem König aufforderte. Dies war der Zündfunke zur so genannten Zweiten Revolution , die am 10. August 1792 mit dem Sturm auf die Tuilerien (Residenz Ludwigs XVI.) und der Vertreibung sowie Gefangennahme des Königs begann. Die Nationalversammlung hob die Monarchie auf und übernahm die Exekutive (ausführende Gewalt). Am 21. September 1792 wurde die Republik ausgerufen und der Nationalkonvent (NK), der eine neue republikanische Verfassung ausarbeiten sollte, übernahm die Legislative (gesetzgebende Gewalt). Nach den Wahlen machten die Girondisten die Mehrheit im Nationalkonvent aus. Es begann die zweite Phase der Revolution, Revolution de l’égalité („Revolution der Gleichheit [der Bürger vor dem Gesetz]“). Während der Frühjahrskrise 1793 wurde Frankreich durch die Koalitionsarmeen bedrängt und im Inneren erschütterten Aufstände die Nation, verursacht und begünstigt von einer Hungerkrise, Unruhen der Bauern gegen die Revolutionsregierung, steigender Staatsverschuldung sowie von einer starken Inflation (Geldentwertung). Der Staat radikalisierte sich daher politisch zunehmend. Infolge der politischen Situation und der Erfolglosigkeit der regierenden Girondisten konnten die Jakobiner (Vertreter der Sansculotten, benannt nach ihrem Versammlungsort, dem Jakobskloster), die von den Sansculotten unterstützt worden, die Herrschaft übernehmen. Die Montagnards (Angehörige der Bergpartei) kamen den Sansculotten (Pariser Arbeiter sowie Kleinbürger) bspw. beim allgemeinen Wahlrecht entgegen, da politischen Grundsätze sich überschnitten und weil sie die Hoffnung hegten, gemeinsam die girondistischen Rivalen ausschalten zu können. Die Sansculotten und Montagnards ließen Ludwig XVI. am 21. Januar 1793 hinrichten. Dies führte zum Beitritt Großbritanniens, Spaniens, Portugals und der meisten deutschen sowie italienischen Staaten zur Koalition gegen Frankreich. Im März 1793 wurde auf Drängen von Maximilien Robespierre (1785–1794) ein Revolutionstribunal eingerichtet. Der Wohlfahrtsausschuss (WA; eine Art von Revolutionsregierung, geleitet von Robespierre) erhielt die Exekutive und setzte die Gewaltenteilung außer Kraft. Vom 31. Mai bis 2. Juni 1793 zwang der Aufstand der Sansculotten NK, girondistische Politiker zu verhaften und auszuliefern, was die Machtstellung der Bergpartei sicherte. Das kleine Maximum (4. Mai 1793) setzte Höchstpreise für Getreide fest. Die Festsetzung der Löhne und von Grundlebensmittel resultierte aus dem großen Maximum (29. September 1793). Diese Maßnahmen sollten für eine bessere Versorgung der städtischen Bevölkerung und die Kriegswirtschaft stärken. Am 23. August 1793 führte man die allgemeine Wehrpflicht ( Levée en masse ), die die Verteidigung der Republik zur Sache der ganzen Nation machte, ein. 1794/1795 sorgten Missernten erneut für Hungeraufstände der Pariser Bevölkerung. Der NK und der WA erklärten im September 1793 angesichts der angespannten Lage die Terreur (frz. für: „Terror“, „Schrecken“) zum offiziellen Prinzip der Revolutionsregierung. Wer gegen diese radikale Umwälzung war, musste mit seinem Leben bezahlen. Die Hébertisten (benannt nach Jacques-René Hébert ; Verschärfung des Terrors) und Indulgents (frz. für: „Nachsichtige“; Mäßigung und Beendigung des Kriegs) wurden hingerichtet, so auch der Indulgent Georges Jacques Danton (1785–1794). Robespierre verlor seine Anhängerschaft im Volk, als sich die Lebensbedingungen der Lohnarbeiter verschlechterten. Am 27. Juni 1794 fand die Hinrichtung Robespierres statt. Jens Liebenau BGTe92 Gemeinschaftskunde Zusammenfassung Mittwoch, 13. Januar 2010

2. Phase der Französischen Revolution

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2./Zweite Phase der Französischen Revolution (Revolution der Gleichheit [der Bürger vor dem Gesetz] – ‚Revolution de l’égalité‘): Nationalkonvent (Republik/Demokratie) und Schreckensherrschaft (Terreur/frz.: ‚terreur‘/Diktatur) – Second phase of the French Revolution

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Zweite Phase der Französischen Revolution (1792–1794)

Der König hoffte, dass die europäischen Monarchen militärisch die Revolution aufhalten. Österreich sowie Preußen bildeten die erste Koalition gegen Frankreich (1792–1797). Die Girondisten (Vertreter des gebildeten Dritten Standes) strebten nach einer Entspannung der Innenpolitik, indem sie die Revolution in die Nachbarländer exportierten. Am 20. April 1792 erklärt die Nationalversammlung (NV) Österreich den Krieg, den Frankreich jedoch wegen der Unerfahrenheit des Revolutionsheeres verliert. Der Oberbefehlshaber Herzog von Braunschweig erließ am 25. Juli 1792 ein Manifest an die Pariser Bevölkerung, in dem er sie zur Treue und zum Gehorsam gegenüber dem König aufforderte.

Dies war der Zündfunke zur so genannten Zweiten Revolution, die am 10. August 1792 mit dem Sturm auf die Tuilerien (Residenz Ludwigs XVI.) und der Vertreibung sowie Gefangennahme des Königs begann. Die Nationalversammlung hob die Monarchie auf und übernahm die Exekutive (ausführende Gewalt). Am 21. September 1792 wurde die Republik ausgerufen und der Nationalkonvent (NK), der eine neue republikanische Verfassung ausarbeiten sollte, übernahm die Legislative (gesetzgebende Gewalt). Nach den Wahlen machten die Girondisten die Mehrheit im Nationalkonvent aus. Es begann die zweite Phase der Revolution, Revolution de l’égalité („Revolution der Gleichheit [der Bürger vor dem Gesetz]“).

Während der Frühjahrskrise 1793 wurde Frankreich durch die Koalitionsarmeen bedrängt und im Inneren erschütterten Aufstände die Nation, verursacht und begünstigt von einer Hungerkrise, Unruhen der Bauern gegen die Revolutionsregierung, steigender Staatsverschuldung sowie von einer starken Inflation (Geldentwertung). Der Staat radikalisierte sich daher politisch zunehmend. Infolge der politischen Situation und der Erfolglosigkeit der regierenden Girondisten konnten die Jakobiner (Vertreter der Sansculotten, benannt nach ihrem Versammlungsort, dem Jakobskloster), die von den Sansculotten unterstützt worden, die Herrschaft übernehmen. Die Montagnards (Angehörige der Bergpartei) kamen den Sansculotten (Pariser Arbeiter sowie Kleinbürger) bspw. beim allgemeinen Wahlrecht entgegen, da politischen Grundsätze sich überschnitten und weil sie die Hoffnung hegten, gemeinsam die girondistischen Rivalen ausschalten zu können.

Die Sansculotten und Montagnards ließen Ludwig XVI. am 21. Januar 1793 hinrichten. Dies führte zum Beitritt Großbritanniens, Spaniens, Portugals und der meisten deutschen sowie italienischen Staaten zur Koalition gegen Frankreich.

Im März 1793 wurde auf Drängen von Maximilien Robespierre (1785–1794) ein Revolutionstribunal eingerichtet. Der Wohlfahrtsausschuss (WA; eine Art von Revolutionsregierung, geleitet von Robespierre) erhielt die Exekutive und setzte die Gewaltenteilung außer Kraft.

Vom 31. Mai bis 2. Juni 1793 zwang der Aufstand der Sansculotten NK, girondistische Politiker zu verhaften und auszuliefern, was die Machtstellung der Bergpartei sicherte.

Das kleine Maximum (4. Mai 1793) setzte Höchstpreise für Getreide fest. Die Festsetzung der Löhne und von Grundlebensmittel resultierte aus dem großen Maximum (29. September 1793). Diese Maßnahmen sollten für eine bessere Versorgung der städtischen Bevölkerung und die Kriegswirtschaft stärken.

Am 23. August 1793 führte man die allgemeine Wehrpflicht (Levée en masse), die die Verteidigung der Republik zur Sache der ganzen Nation machte, ein.

1794/1795 sorgten Missernten erneut für Hungeraufstände der Pariser Bevölkerung.

Der NK und der WA erklärten im September 1793 angesichts der angespannten Lage die Terreur (frz. für: „Terror“, „Schrecken“) zum offiziellen Prinzip der Revolutionsregierung. Wer gegen diese radikale Umwälzung war, musste mit seinem Leben bezahlen.

Die Hébertisten (benannt nach Jacques-René Hébert; Verschärfung des Terrors) und Indulgents (frz. für: „Nachsichtige“; Mäßigung und Beendigung des Kriegs) wurden hingerichtet, so auch der Indulgent Georges Jacques Danton (1785–1794).

Robespierre verlor seine Anhängerschaft im Volk, als sich die Lebensbedingungen der Lohnarbeiter verschlechterten. Am 27. Juni 1794 fand die Hinrichtung Robespierres statt.

Jens Liebenau BGTe92 Gemeinschaftskunde Zusammenfassung Mittwoch, 13. Januar 2010