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Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
2 Thermodynamische Grundlagen
2.1 Verbrennung und Kraftstoffe2.2 Kreisprozesse2.2.1 Carnot-Prozess2.2.2 Gleichraumprozess2.2.3 Gleichdruckprozess2.2.4 Seiligerprozess2.3 Prozess des vollkommenen Motors2.4 Grundlagen zur Erstellung von Simulations-
modellen für Verbrennungsmotoren 2.4.1 Brennverlauf2.4.2 Wärmestrom im Verbrennungsmotor2.4.3 Berechnung von Zylinderdruck- und
Temperaturverläufen
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
2.1 Verbrennung und Kraftstoffe
� Kraftstoffe für Otto- und Dieselmotoren werden überwiegend aus Destillation von Mineralöl gewonnen.
� Diese Kraftstoffe bestehen aus über 200 verschiedenen Kohlenwasserstoffverbindungen, deren einzelne Anteile wesentlich die Kraftstoffeigenschaften bestimmen.
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Einteilung von einfachen Kohlenwasserstoffverbindungen
� Alkane (früher: Paraffine)– Normal-Paraffine– Iso-Paraffine
� Alkene (früher: Olefine)– Alkene (Monoolefine)– Alkadiene (Diolefine)
� Alkine (früher: Acetylene)� Zyklo-Alkane (früher Naphtene)� Aromaten� Sauerstoffhaltige Kohlenwasserstoffverbindungen
– Alkohole, R-OH– Ether, R1-O-R2– Ketone, R1-CO-R2– Aldehyde, R-CHO
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Alkane
Alkane CnH2n+2 (Paraffine)Kettenförmig aufgebaute Kohlenwasserstoffe mit nur Einfachbindungen
Normal-Paraffine (grade kettenförmig)
C
H
C HH
HHH
Ethan C2H6
C
HC HH
HHH C
H
HC
H
HC
H
HC
H
HC
H
H
n-Heptan C7H16
Iso-Paraffine (verzweigt kettenförmig)
C
H
HH C HC
H
HCH3
CH32,2 Dimethylpropan (iso Pentan) C5H12
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Alkene
Alkene (Olefine)Kettenförmig aufgebaute Kohlenwasserstoffe mit Doppelbindungen
Alkene CnH2n (Monoolefine, eine Doppelbindung)
C
H
CH
HH
Ethen C2H4
Alkadiene CnH2n-2 (Diolefine, zwei Doppelbindungen)
C
H
HC C
H
H
Propadien C3H4
C
HC HH
HHC
HC
H
HC
H
HC
H
HC
H
H
1-Hepten C7H14
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Alkine
Alkine CnH2n-2 (Acetylene)Kettenförmig aufgebaute Kohlenwasserstoffe mit einer Dreifachbindung
CH C HEthin C2H2
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Zykloalkane
Zykloalkane CnH2n (Naphtene)Ringförmig aufgebaute Kohlenwasserstoffe mit Einfachbindungen
C
HC
H
Zyklopropan C3H6
CH
H
H
H C
H C
H
CHH
HH
C
C
C
H
HHH
HH
Zyklohexan C6H12
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Aromaten
AromatenRingförmig aufgebaute Kohlenwasserstoffe mit DoppelbindungenGrundbaustein ist der Benzolring
C
CCH
C
C
C
H
H
H
H
H
Benzol
C
CCH
C
C
C
CH3
H
H
H
CH3
1,3-Dimethylbenzol
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Alkohole
Alkohole, R-OHenthalten eine Hydroxylgruppe -OH
C
H
OHH
H
Methanol CH3OH
C
H
C OHH
HHH
Ethanol C2H5OH
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Zündverhalten von Kraftstoffen
� Zündwilligkeit– Dieselkraftstoffe müssen im Gegensatz zu Ottokraftstoffen eine
hohe Zündwilligkeit besitzen– Die Zündwilligkeit steht in enger Beziehung zur Zündverzugszeit
(Zeit zwischen Einspritzbeginn und Druckanstieg infolge Verbrennung)
– Das Maß für die Zündwilligkeit ist die Cetanzahl (CZ)
� Klopffestigkeit– Ottokraftstoffe sollen geringe Zündwilligkeit besitzen– Selbstzündende Gemischreste führen im Zylinder zu starken
Gasdruckschwingungen (Klopfen)– Das Maß für die Klopffestigkeit ist die Oktanzahl
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Cetanzahl (CZ)
Zur Bestimmung der Cetanzahl wird das Zündverhalten eines Kraftstoffes in einem 1-Zylinder Prüfdieselmotor (z.B. BASF DIN 51773) untersucht. Das Zündverhalten wird mit einem Zweikomponenten-Ersatzbrennsoff bestehend aus α-Methyl-Naphtalin (CZ=0) und Cetan (CZ=100) verglichen. Die Cetanzahl ergibt sich entsprechend des Volumenanteils Cetan des Ersatzbrennstoffes.
C
HC HH
HHH C
H
HC
H
H...
Cetan C16H34 (CZ=100)
CH
C
C
C
H
H
H
C
CCH
C
C
CH
H
CH3
α-Methylnaphthalin C11H10 (CZ=0)
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Oktanzahl (OZ)
Zur Bestimmung der Oktanzahl wird das Klopfverhalten eines Kraftstoffes in einem 1-Zylinder Prüfmotor untersucht. Das Klopfverhalten wird mit einem Zweikomponenten-Ersatzbrennsoff bestehend aus n-Heptan (OZ=0) und Iso-Oktan (OZ=100) verglichen. Die Oktanzahl ergibt sich entsprechend des Volumenanteils von Iso-Oktan des Ersatzbrennstoffes.
C
HC HH
HHH C
H
HC
H
HC
H
HC
H
HC
H
H
n-Heptan C7H16 (OZ=0)
C
HC HH
HC
H
HH C C
H
HCH3
CH3
CH3
Iso-Oktan C8H18 (OZ=100)
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Verbrennung eines hypothetischen Brennstoffs mit der Zusammensetzung CxHySqOz
2222zqyx SOqOH2y
COxO)2z
q4y
x(OSHC ++→−+++
mit den stöchiometrischen Koeffizienten
oMM
z,sMM
q,hMM
y,cMM
xO
B
S
B
H
B
C
B ====
MB, MC, MH, MS, MO Molmassen von Brennstoff, Kohlenstoff, Wasserstoff, Schwefel und Sauerstoff c, h, s, o Massenanteile von Kohlenstoff, Wasser- stoff, Schwefel und Sauerstoff
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Stöchiometrischer Luftbedarf
Stöchiometrischer Luftbedarf LSt = mLst / mB
mLst = Luftmasse, die zu vollständigen Verbrennung benötigt wird
mB = Brennstoffmasse
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Berechnung des stöchiometrischen Luftbedarfs
Massenanteil Sauerstoff in Luft 232,0m
m
L
OO,L
22 ==ξ
B
st,O
B
O
O,LB
st,O
O,Lst n
n
M
M1m
m1L 22
2
2
2
⋅⋅ξ
=⋅ξ
=
BO M,M 2 Molmassen von O2 bzw. vom Brennstoff
Bst,O n,n 2 Anzahl der einzelnen Atome bzw. Moleküle (Stoffmengen)
mit 1nund2z
q4y
xn Bst,O2 =−++= ergibt sich:
)2z
q4y
x(M
M1L
B
O
O,Lst
2
2
−++⋅⋅ξ
=
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Stöchiometrischer Luftbedarf in Abhängigkeit der Massenanteile
−++⋅
ξ= os
M
Mh
M
M
41
cM
M1L
S
O
H
O
C
O
O,Lst
222
2
oder als Zahlenwertgleichung
( )os998,0h937,7c664,2232,01
Lst −++⋅=
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Übungsaufgabe
Berechnen Sie den stöchiometrischen Luftbedarf von Ethanol (C2H5OH).
Molmasse C: 12 g/molMolmasse H: 1 g/molMolmasse O: 16 g/mol
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Heizwert
Definition:
Der Heizwert ist die bei einer Verbrennung maximal nutzbare Wärmemenge, bei der es nicht zu einer Kondensation des im Abgas enthaltenen Wassers kommt. Der Heizwert wird auf die Masse des eingesetzten Brennstoffs bezogen.
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Kraftstoffeigenschaften
Benzin Diesel Methanol Ethanol Pflanzen-öl
Flüssig-gas Methan Biogas Wasser-
stoff
Heizwert in kJ/kg 41500 43000 19700 26800 37100 45840 50000 17500 120000
LSt 14,7 14,5 6,46 9,0 12,7 15,5 17,2 6,1 34
Dichte in kg/m3 750 830 795 789 930 540 flüssig
2,06 gasf.
540 flüssig
2,06 gasf. 1,20 gasf.71 flüssig
0,09 gasf.
Dampf-druck in bar
0,45…0,90 0,37 0,21
Verdampf-ungswärme in kJ/kg
420 300 1119 904 353 510 450
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Luftverhältnis λ
Luftverhältnis λ =
mL = angesaugte Luftmenge
mLst = Luftmasse, die zu einer stöchiometrischen Verbrennung notwendig wäre
mL
mLst
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Gemischheizwert Ottomotoren
Gemischheizwert G
uBG V
HmH
⋅=
Hu = Heizwert VG = Gemischvolumen
)1L(m
)mm(1m
V stG
BBL
GG
GG +λ⋅
ρ=+
ρ=
ρ=
ρG = Dichte des Gemisches mG = Masse des Gemisches
1L
HH
st
GuG +⋅λ
ρ⋅=
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Gemischheizwert Diesel- bzw. direkteinspritzende Ottomotoren
Gemischheizwert L
uBG V
HmH
⋅=
Hu = Heizwert VL = Luftvolumen
L
stBL
LmV
ρλ⋅⋅=
ρL = Dichte der Luft
st
LuG L
HH
⋅λρ⋅=
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Übungsaufgabe
Berechnen Sie den Gemischheizwert für einen mit Benzin betriebenen Ottomotor mit Saugrohrein-spritzung sowie für einen Ottomotor mit Direktein-spritzung. Gehen Sie von einer Luftdichte von1,2 kg/m3 und einem Lambdawert von 0,88 aus.
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Gemischheizwert verschiedener Kraftstoffe
Benzin Diesel Methanol Ethanol Pflanzen-öl
Flüssig-gas Methan Biogas Wasser-
stoff
Gemisch-Heizwert in kJ/m3
3750 3865 3438 3474 3504 3725 3223 3210 2973
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
2.2 Kreisprozesse
Die einfachsten Modelle, um einen Motorprozess zu beschreiben, sind innerlich reversible Kreisprozesse. Dabei wird von folgenden Vereinfachungen ausgegangen:
� Vernachlässigung der stofflichen Umwandlung des Arbeitsmediums
� Verbrennungsvorgang wird durch Wärmezufuhr beschrieben� Ladungswechsel wird durch Wärmeabfuhr beschrieben� Als Arbeitsmedium wird Luft als ideales Gas angenommen
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Kreisprozess eines Hubkolbenmotors
Quelle: Pischinger
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
2.2.1 Carnot-Prozess
0
1
2
3
4
5
6
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7
Volumen v
Dru
ck p
1 ⇒ 2 isotherme Kompression
2 ⇒ 3 Isentrope Kompression
3 ⇒ 4 isotherme Expansion
4 ⇒ 1 isentrope Expansion
1
4
3
2
qzu
qab
250
300
350
400
450
500
0.2 0.3 0.4 0.5 0.6
Entropie s
Tem
pera
tur
T
1 ⇒ 2 isotherme Kompression2 ⇒ 3 Isentrope Kompression3 ⇒ 4 isotherme Expansion4 ⇒ 1 isentrope Expansion
1
43
2
qzu
qab
� Der Carnot-Prozess ist in Bezug auf seinen Wirkungsgrad der ideale Wärmekraftprozess.
� Allerdings lässt sich dieser Prozess praktisch nicht realisieren, da das erforderliche Verdichtungsverhältnis sowie die isotherm zu führende Verbrennung nicht umsetzbar sind.
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Carnot-Wirkungsgrad
3
13C,th T
TT −=η
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
2.2.2 Gleichraumprozess
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8
Volumen v
Dru
ck p
1 ⇒ 2 isentrope Kompression
2 ⇒ 3 isochore Wärmezufuhr
3 ⇒ 4 isentrope Expansion
4 ⇒ 1 isochore Wärmeabfuhr
1
3
42
qzu
qab 0
500
1000
1500
2000
2500
3000
3500
4000
4500
0 0.5 1 1.5 2
Entropie s
Tem
pera
tur
T
1 ⇒ 2 isentrope Kompression
2 ⇒ 3 isochore Wärmezufuhr
3 ⇒ 4 isentrope Expansion
4 ⇒ 1 isochore Wärmeabfuhr
1
4
3
2
qzu
qab
� Der Gleichraumprozess ist der Thermodynamisch günstigste Prozess, der sich technisch verwirklichen lässt.
� Die kritischen Punkte des Carnot-Prozess (isotherme Kompression und Expansion, nicht realisierbares Verdichtungsverhältnis) werden vermieden.
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Thermischer Wirkungsgrad des Gleichraumprozesses
)TT(c)TT(c
123v
14v−⋅−⋅−=
zu
ab
zu
abzuv,th q
q1
qqq −=−=η
)TT()TT(
123
14−−−=
1T/T1T/T
TT
123
14
2
1−−⋅−=
cv = spezifische Wärmekapazität bei konstantem Volumen
Für die Isentropen 1-2 und 3-4 gilt: 1
1
2
2
1vv
TT
−κ
=3
41
4
3TT
vv =
=−κ
2
3
1
4TT
TT =⇒
Somit ergibt sich für den Wirkungsgrad des Gleichraumprozesses:
2
1v,th T
T1−=η
1
1
2vv
1−κ
−= 11
1 −κε−=
ε = Verdichtungsverhältnis v1/v2
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Thermischer Wirkungsgrad des Gleichraumprozesses in Abhängigkeit von Verdichtungsverhältnis und Isentropenexponent
0
0.1
0.2
0.3
0.4
0.5
0.6
0.7
0.8
0 5 10 15 20
Verdichtungsverhältnis εεεε
ther
mis
cher
Wirk
ungs
grad
ηη ηηt
h,v
κ = 1.2κ = 1.3κ = 1.4
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
ÜbungsaufgabeGegeben sind die technischen Daten eines 4-Takt Ottomotors (Ducati). Mit Hilfe des Gleichraumprozesses soll das innermotorische Verhalten des Motors untersucht werden. Für die Berechnungen der Zustandsände-rungen soll von Luft als idealem Gas ausgegangen werden.
a) Berechnen Sie ausgehend von einem Umgebungsdruck von 1 bar und einer Luftdichte von 1,2 kg/m3 den Druck und die Temperatur nach der isentropen Verdichtung.
b) Nach der isentropen Verdichtung wird isochor eine Wärmemenge von 1,9 kJ zugeführt. Berechnen Sie Druck und Temperatur nachdem die Wärme zugeführt worden ist.
c) Berechnen Sie Druck und Temperatur nach der isentropen Expansion. d) Berechnen Sie die Wärmemenge, die nach der isentropen Expansion isochor abgeführt wird. e) Skizzieren Sie den Vorgang im p-v Diagramm. f) Welcher Wirkungsgrad ergibt sich für diesen Vergleichsprozess? g) Welche Leistung würde sich ergeben, wenn dieser Vergleichsprozess mit einer Drehzahl von 6000
U/min ablaufen würde? h) Welche Leistungssteigerung ist zu erwarten, wenn das Verdichtungsverhältnis auf 12 erhöht wird?
Motordaten: Hubraum VH = 1,078 l Verdichtungsverhältnis ε = 10,5 Stoffdaten: spez. Wärmekapazität der Luft bei konstantem Volumen cv = 0.7170 kJ / (kg K) spez. Wärmekapazität der Luft bei konstantem Druck cp = 1,0038 kJ / (kg K) Isentropenexponent κ = cp / cv
Gaskonstante R = cp - cv
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
2.2.3 Gleichdruckprozess
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8
Volumen v
Dru
ck p
1 ⇒ 2 isentrope Kompression
2 ⇒ 3 isobare Wärmezufuhr
3 ⇒ 4 isentrope Expansion
4 ⇒ 1 isochore Wärmeabfuhr
1
3
4
2
qzu
qab0
500
1000
1500
2000
2500
3000
3500
4000
0 0.5 1 1.5 2 2.5
Entropie s
Tem
pera
tur
T
1 ⇒ 2 isentrope Kompression
2 ⇒ 3 isobare Wärmezufuhr
3 ⇒ 4 isentrope Expansion
4 ⇒ 1 isochore Wärmeabfuhr
1
4
3
2
qzu
qab
� Der Gleichdruckprozess wird herangezogen, wenn aus Gründen der Bauteilbelastung eine Begrenzung des maximalen Druckes notwendig ist.
� Dieser Modellprozess wird häufig für Dieselmotoren verwendet, da hier das Verdichtungsverhältnis sehr hoch ist.
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Thermischer Wirkungsgrad des Gleichdruckprozesses
−
+
ε⋅
⋅κ−=η
κ
−κ 11q
q
11
1
*
*p,th
mit der dimensionslosen Größe q* als Maß für die Wärmezufuhr
1p
zu*Tc
⋅=
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Thermischer Wirkungsgrad des Gleichdruckprozesse in Abhängigkeit von Verdichtungsverhältnis und zugeführter Wärmemenge
0
0.1
0.2
0.3
0.4
0.5
0.6
0.7
0.8
0 5 10 15 20
Verdichtungsverhältnis εεεε
ther
mis
cher
Wirk
ungs
grad
ηη ηηt
h,p
Gleichraumprozess
Gleichdruckprozess q* = 9.2
Gleichdruckprozess q* = 4.6
Isentropenexponent κ = 1,4
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
ÜbungsaufgabeGegeben sind die technischen Daten eines turboaufgeladenen 4-Takt Dieselmotors. Mit Hilfe des Gleichdruckprozesses soll das innermotorische Verhalten des Motors untersucht werden. Für die Berechnungen der Zustandsänderungen soll von Luft als idealem Gas ausgegangen werden.
a) Die Ladelufttemperatur beträgt 310 K und der Ladedruck liegt um 0,6 bar über dem atmosphärischen Druck. Be-rechnen Sie das spezifische Volumen v1 des Vergleichsprozesses und die Luftmasse.
b) Berechnen Sie Druck und Temperatur nach der isentropen Verdichtung. c) Nach der isentropen Verdichtung wird isobar eine Wärmemenge von 4,0 kJ zugeführt. Berechnen Sie Druck, Tem-
peratur und Volumen nachdem die Wärme zugeführt worden ist. d) Berechnen Sie Druck und Temperatur nach der isentropen Expansion. e) Berechnen Sie die Wärmemenge, die nach der isentropen Expansion isochor abgeführt wird. f) Skizzieren Sie den Vorgang im p-v Diagramm. g) Welcher Wirkungsgrad ergibt sich für diesen Vergleichsprozess? h) Welche Leistung würde sich ergeben, wenn dieser Vergleichsprozess mit einer Drehzahl von 4000 U/min ablaufen
würde? i) Welche Leistung und welcher Wirkungsgrad ergeben sich, wenn die zugeführte Wärmemenge auf 4,4 kJ erhöht
wird? Motordaten: Hubraum VH = 1,56 l Verdichtungsverhältnis ε = 18,3 Ladedruck pL = 0,6 bar Stoffdaten: spez. Wärmekapazität der Luft bei konstantem Volumen cv = 0.7170 kJ / (kg K) spez. Wärmekapazität der Luft bei konstantem Druck cp = 1,0038 kJ / (kg K) Isentropenexponent κ = cp / cv
Gaskonstante R = cp - cv
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
2.2.4 Seiliger-Prozess
0
20
40
60
80
100
120
140
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8
Volumen v
Dru
ck p
1 ⇒ 2 isentrope Kompression
2 ⇒ 3 isochore Wärmezufuhr
3 ⇒ 3' isobare Wärmezufuhr
3' ⇒ 4 isentrope Expansion
4 ⇒ 1 isochore Wärmeabfuhr
1
3
4
2
qzu,p
qab
qzu,v
3'
0
500
1000
1500
2000
2500
3000
3500
4000
4500
0 0.5 1 1.5 2
Entropie s
Tem
pera
tur
T
1 ⇒ 2 isentrope Kompression
2 ⇒ 3 isochore Wärmezufuhr
3 ⇒ 3' isobare Wärmezufuhr
3' ⇒ 4 isentrope Expansion
4 ⇒ 1 isochore Wärmeabfuhr
1
4
3
2
qzu,p
qab
3'
qzu,v
� Der Seiliger-Prozess ist eine Kombination aus Gleichraum- und Gleichdruckprozess.
� Dieser Modellprozess wird verwendet, wenn der Höchstdruck begrenzt werden muss.
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Thermischer Wirkungsgrad des Seiliger-Prozesses
*
1
3
1
1
3
1
3*
vp,thq
1pp
pp
pp1
q
1⋅κ
−
⋅
ε⋅+
ε−ε⋅κ
−−=η
−κκκ
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Thermischer Wirkungsgrad des Seiliger-Prozesses in Abhängigkeit von Verdichtungsverhältnis und Maximaldruck
0
0.1
0.2
0.3
0.4
0.5
0.6
0.7
0.8
0 5 10 15 20
Verdichtungsverhältnis εεεε
ther
mis
cher
Wirk
ungs
grad
ηη ηη
th,v
p
GleichraumprozessGleichdruckprozess q* = 9.2Seiliger-Prozess p3 = 40Seiliger-Prozess p3 = 70Seiliger-Prozess p3 = 150
Isentropenexponent κ = 1,4q* = 9,2p1 = 1 bar
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
ÜbungsaufgabeDurch eine Kreisprozessrechnung mit Luft als idealem Gas soll für einen Dieselmotor anhand zweier unterschiedlicher Lastpunkte eine Aussage über das Wirkungsgradverhalten getroffen werden. Folgenden Daten sind gegeben: Zugeführte spezifische Wärme bei Volllast und λ = 1,35 qzu = 2275 kJ / kg Verdichtungsverhältnis ε = 20 Prozessanfangstemperatur T1 = 297 K Prozessanfangsdruck p1 = 1 bar Maximal zulässiger Spitzendruck pmax = 85 bar spez. Wärmekapazität der Luft bei konstantem Volumen cv = 0.7170 kJ / (kg K) spez. Wärmekapazität der Luft bei konstantem Druck cp = 1,0038 kJ / (kg K) Isentropenexponent κ = cp / cv
Gaskonstante R = cp - cv
a) Welcher Vergleichsprozess ist bei den oben angegebenen Daten für die Vergleichsrechnung heranzuziehen?
b) Berechnen Sie jeweils Druck und Temperatur zum Ende der Verdichtung, der Wärmezufuhr und der Expansion.
c) Berechnen Sie den Wirkungsgrad. d) Berechnen Sie den Wirkungsgrad im Teillastbetrieb bei einem Luftverhältnis von λ = 2,0. e) Zeichnen Sie qualitativ den Prozessverlauf für Volllast und den Teillastbetriebspunkt in ein
p-v Diagramm.
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
2.3 Prozess des vollkommenen Motors
Mit Hilfe der Kreisprozesse können bei weitem nicht alle Fragen zur Prozessführung von Verbrennungsmotoren behandelt werden. Häufig wird deshalb der Prozess des vollkommenen Motors mit folgenden Randbedingungen herangezogen:– offener Prozess– Luft-Kraftstoff-Verhältnis gleich dem des wirklichen Motors– Isentrope Kompression und Expansion mit cp, cv = f(T) – Verbrennung nach vorgegebener Gesetzmäßigkeit– Verbrennungsprodukte im chemischen Gleichgewicht– verlustfreier Ladungswechsel im unteren Totpunkt– Wärmedichte Wandungen
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Wirkungsgrad des vollkommen Motors
0
10
20
30
40
50
60
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8
Volumen v
Dru
ck p
1
3
42
Ladungs-wechsel
Ver
bren
nung
Brennstoff-Dampf+ Luft
Abgas (CO2, CO, O2, N2, H20, H2, usw.)
1. Hauptsatz der Thermodynamik
14KA UUQW −=+− WKA = pro Arbeitsspiel an den Kolben abgegebene Arbeit Q = Wärme U = innere Energie
Vollkommener Motor mitGleichraumverbrennung
Mit Q = 0 (wärmedichte Wandungen) ergibt sich der innere Wirkungsgrad des Motors:
uB
41
uB
KAV Hm
UUHm
W⋅
−=⋅
=η
� Zur Ermittlung der inneren Energie U4 müssen vom bekannten Zustand 1 ausgehend erst die Zustände 2, 3 und 4 berechnet werden.
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Vergleich des Prozesses des vollkommenen Motors mit Gleichraumverbrennung mit einem realen Motor
Quelle: Wimmer
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Wirkungsgrad des realen Motors
RLWKUBVVe η∆−η∆−η∆−η∆−η∆−η=η
BVη∆ = Wirkungsgradverlust aufgrund des realen Brennverlaufs
Uη∆ = Wirkungsgradverlust aufgrund von Undichtigkeiten (Blow-by)
Kη∆ = Wirkungsgradverlust aufgrund von Wärmeverlusten
LWη∆ = Wirkungsgradverlust aufgrund des Ladungswechsels
Rη∆ = Wirkungsgradverlust aufgrund von Reibungsverlusten
innerer Wirkungsgrad ηi
2.4 Grundlagen zur Erstellung von Simu-lationsmodellen für Verbrennungsmotoren
� Druck und Temperatur sind im gesamten Brennraum gleich groß. Es treten also keine örtlichen Unterschiede auf.
� Im Zylinder herrscht immer ein homogenes Kraftstoff-Luft-Gemisch. Das bedeutet, dass sich das Gemisch augenblicklich und vollständig im gesamten Raum verteilt.
� Das Arbeitsgas liegt zu jedem Zeitpunkt als ideales Gas vor.
Kolbenmaschinen 2 Thermodynamische Grundlagen Herzog
Reicht die Genauigkeit der bisher betrachteten analytischen Modelle nicht aus, so können durch Simulationsberechnungen die Ergebnisse verbessert werden. Den einfachsten Berechnungsansatz liefert hier das Einzonenmodell unter folgenden Voraussetzungen:
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2.4.1 Brennverlauf
� Im Gegensatz zum Gleichraumprozess oder Prozess des vollkommenen Motors mit Gleichraum-verbrennung erfolgt die Verbrennung bei einem realen Motor in einem gewissen Zeitrahmen.
� Der zeitliche Verlauf der Verbrennung beeinflusst in hohen Maß den Wirkungsgrad des Motors.
� Zur Beschreibung des zeitlichen Verlaufs der Verbrennung werden unterschiedliche Verbrennungsmodelle eingesetzt.
� Ein häufig verwendetes halbempirisches Modell ist das Vibe-Brenngesetz.
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Vibe-Durchbrennfunktion
Die bei der Verbrennung entstehende Wärmemenge QB in Abhängigkeit der Zeit bzw. des Kurbelwinkels φ kann durch folgende Funktion angenähert werden:
−⋅=
+
ϕϕ−
1vm
BD91.6
ges,BB e1QQ
QB,ges = uB Hm ⋅ φBD = Kurbelwinkeldifferenz, die für die komplette Brenndauer benötigt wird. mv = Kennwert (mv = 0,25-1,6 für Otto- und Dieselmotoren)
Die Brenngeschwindigkeit nimmt mit der Drehzahl zu, so dass die Gleichung drehzahlunabhängig in Abhängigkeit vom Kurbelwinkel formuliert wird.
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Vibe-Heizgesetz
Um eine schrittweise Berechnung des Brennverlaufs durchführen zu können, wird die Ableitung der Brennfunktion nach dem Kurbelwinkel benötigt. Vibe-Heizgesetz:
( )1vm
BD
v 91.6m
BDv
BD
ges,BB e1m91,6Q
ddQ
+
ϕϕ−
⋅
ϕϕ⋅+⋅⋅
ϕ=
ϕ
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Vibe-Brenngesetz
Vibe-Durchbrennfunktion
0
0.2
0.4
0.6
0.8
1
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1
bezogener Kurbelwinkel ϕ/ϕϕ/ϕϕ/ϕϕ/ϕBD
QB/Q
B,g
esmv = 0.2
mv = 0.5
mv = 1
mv = 2.5
Vibe-Heizgesetz
0
0.5
1
1.52
2.5
33.5
4
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1
bezogener Kurbelwinkel ϕ/ϕϕ/ϕϕ/ϕϕ/ϕBD
d(Q
B/Q
B,g
es)
/ d( ϕ
/ϕϕ
/ϕϕ
/ϕϕ
/ϕB
D)
mv = 0.2
mv = 0.5
mv = 1
mv = 2.5
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2.4.2 Wärmestrom im Verbrennungsmotor
� Wärmeleitung– Der Wärmestrom in den Brennraumwänden erfolgt durch
Wärmeleitung.� Konvektion
– Konvektion ist der Wärmetransport in einem strömenden Fluid. Beim Verbrennungsmotor erfolgt Wärmeaustausch zwischen Verbrennungsgas und Brennraumwänden sowie zwischen den Brennraumwänden und dem Kühlwasser durch Konvektion.
� Strahlung– Der Wärmetransport durch Strahlung erfolgt in Form
elektromagnetischer Wellen. Beim Verbrennungsmotor ist Strahlung nur im Brennraum und auch nur während des kurzen Zeitanschnittes hoher Temperaturen relevant.
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Wärmeübergang vom Verbrennungsgas an die Brennraumwände
)TT(AQ Wiii −⋅⋅α=& αi = Wärmeübergangskoeffizient vom heißen Gas zur Brennraumwand A = vom Verbrennungsgas beaufschlagte Brennraumoberfläche Ti = Massenmitteltemperatur des Verbrennungsgases TWi = Wandinnentemperatur
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Bestimmung des Wärmeübergangs-koeffizienten nach Woschni
( )8,0
011
1h2m1
53,08,02,0i pp
VpTV
CcCTpD013,0
−⋅⋅+⋅⋅⋅⋅⋅=α −−
Ladungswechsel: C1=6,18+0,417 cu/cm
Verdichtung und Expansion: C1=2,28+0,308 cu/cm
Otto und Diesel D.E.: C2=3,24 10-3 m/(sK) Vorkammerdiesel: C2=6,22 10-3 m/(sK) D = Zylinderbohrungsdurchmesser p = Druck im Brennraum T = Temperatur im Brennraum p0 = Druck im Zylinder ohne Verbrennung cm = mittlere Kolbengeschwindigkeit cu = Umfangsgeschwindigkeit der Luft im Zylinder Vh = Hubvolumen
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Wärmeübergangskoeffizient eines 4-Takt-Ottomotors
Quelle: Pischinger
2.4.3Berechnung von Zylinderdruck- und Temperaturverläufen
Aus dem Idealgasgesetz und dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik lassen sich die Zylinderdruck und Temperaturverläufe ermitteln:
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ϕ⋅⋅
+−ϕ
⋅⋅
=ϕ d
dVp
Rc
1ddQ
VcR
ddp v
v
ϕ⋅−
⋅⋅−⋅ϕ
⋅⋅
=ϕ d
dVp
Hu1
Tc1ddQ
cm1
ddT
vv
ϕ = Kurbelwinkel Q = Gesamtenergie des Arbeitsgases R = allgemeine Gaskonstante in T = Temperatur des Arbeitsgases V = Zylindervolumen Hu= Heizwert cv = Wärmekapazität bei konstantem Volumen
Vergleich von berechneten und gemessenen Zylinderdruckverläufen
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Dru
ck in
bar
Motor: Honda CBR 600 PC40