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19.12.2015 20 Minuten Zürcher Lehrer kündigen schon in der Probezeit News http://www.20min.ch/schweiz/news/story/26433750 1/3 Ihre Story, Ihre Informationen, Ihr Hinweis? [email protected] Zürcher Lehrer kündigen schon in der Probezeit von B. Zanni Bevor sie richtig eingestellt wurden, haben zahlreiche Zürcher Lehrer den Job aufgegeben. Laut Experten bringen freche Schüler und mühsame Eltern sie an den Anschlag. Im August wurde im Kanton Zürich für neu eintretende Lehrer eine fünfmonatige Probezeit eingeführt. Jetzt zeigt sich: Auffällig viele Lehrer haben in dieser Zeit den Bettel hingeworfen. Martin Wendelspiess, Chef des Zürcher Volksschulamts, sagt gegenüber Radio SRF, dass zwei Drittel der Kündigungen auf Lehrer in neuen Stellen zurückgehen. «Mit so vielen Kündigungen hätten wir nicht gerechnet.» Für Experten ist klar, dass der Schulalltag kein Zuckerschlecken ist. «Wir haben es immer wieder mit Lehrern zu tun, die schon zu Beginn psychisch am Ende sind», sagt Allan Guggenbühl, Psychologe und Leiter des Instituts für Konfliktmanagement. Christoph Bisel, Inhaber der Zürcher Firma MobbingHilfe, berichtet: «Es kommt vor, dass Lehrer in Tränen ausbrechen, wenn sie an den nächsten Schultag denken.» «Wir finden Sie alle blöd» Lilo Lätzsch, Präsidentin des Zürcher Lehrerinnen und Lehrerverbands, vermutet hinter den Kündigungen Konflikte: «Anhand der Austrittsgründe kann man möglicherweise darauf schliessen, dass Konflikte mit Vorgesetzten und Eltern die Lehrer zu einer Kündigung bewogen haben.» Es komme vor, dass die Vorschriften der Schulleitung bei Lehrern auf Widerstand treffen. Laut Guggenbühl machen die Schüler die Lehrer mit Machtspielen fertig. Als Beispiel erwähnt er: «Eine Schülerin streckt auf und sagt: ‹Wir finden Sie alle blöd – ich aber eigentlich nicht.›». Mühe machten auch Schüler, die ihre Namen vertauschten, behaupteten, alle Lehrer duzen zu dürfen, den Unterricht verliessen, wenn es ihnen passe, und zu laut seien. Lehrer werden gemobbt Aber auch Eltern sollen an den vielen Kündigungen schuld sein. Lätzsch erwähnt «schwierige Eltern». Entweder seien sie überengagiert und hätten in jeder Hausaufgabe etwas zu kritisieren oder seien passiv. Schule 19. Dezember 2015 07:56; Akt: 19.12.2015 07:56 Schüler, Eltern und Schulleitungen stellen die Lehrer vor grosse Herausforderungen: Seit es die Probezeit gibt, haben im Kanton Zürich auffällig viele Lehrer den Bettel hingeworfen. (Bild: Keystone/Peter Schneider) ein aus i Fehler gesehen? Fehler beheben!

20 Minuten - Zürcher Lehrer Kündigen Schon in Der Probezeit - News

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Artikel aus der Pendlerzeitung "20 Minuten" mit Zitaten vom Mobbing-Experten Christoph Bisel

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19.12.2015 20 Minuten Zürcher Lehrer kündigen schon in der Probezeit News

http://www.20min.ch/schweiz/news/story/26433750 1/3

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Zürcher Lehrer kündigenschon in der Probezeitvon B. Zanni Bevor sie richtig eingestellt wurden, habenzahlreiche Zürcher Lehrer den Job aufgegeben. Laut Expertenbringen freche Schüler und mühsame Eltern sie an den Anschlag.

Im August wurde im Kanton Zürich für neu eintretende Lehrer einefünfmonatige Probezeit eingeführt. Jetzt zeigt sich: Auffällig vieleLehrer haben in dieser Zeit den Bettel hingeworfen. MartinWendelspiess, Chef des Zürcher Volksschulamts, sagt gegenüberRadio SRF, dass zwei Drittel der Kündigungen auf Lehrer in neuen

Stellen zurückgehen. «Mit so vielen Kündigungen hätten wir nicht gerechnet.»

Für Experten ist klar, dass der Schulalltag kein Zuckerschlecken ist. «Wir haben esimmer wieder mit Lehrern zu tun, die schon zu Beginn psychisch am Ende sind»,sagt Allan Guggenbühl, Psychologe und Leiter des Instituts für Konfliktmanagement.Christoph Bisel, Inhaber der Zürcher Firma MobbingHilfe, berichtet: «Es kommtvor, dass Lehrer in Tränen ausbrechen, wenn sie an den nächsten Schultag denken.»

«Wir finden Sie alle blöd»

Lilo Lätzsch, Präsidentin des Zürcher Lehrerinnen und Lehrerverbands, vermutethinter den Kündigungen Konflikte: «Anhand der Austrittsgründe kann manmöglicherweise darauf schliessen, dass Konflikte mit Vorgesetzten und Eltern dieLehrer zu einer Kündigung bewogen haben.» Es komme vor, dass die Vorschriftender Schulleitung bei Lehrern auf Widerstand treffen.

Laut Guggenbühl machen die Schüler die Lehrer mit Machtspielen fertig. AlsBeispiel erwähnt er: «Eine Schülerin streckt auf und sagt: ‹Wir finden Sie alle blöd –ich aber eigentlich nicht.›». Mühe machten auch Schüler, die ihre Namenvertauschten, behaupteten, alle Lehrer duzen zu dürfen, den Unterricht verliessen,wenn es ihnen passe, und zu laut seien.

Lehrer werden gemobbt

Aber auch Eltern sollen an den vielen Kündigungen schuld sein. Lätzsch erwähnt«schwierige Eltern». Entweder seien sie überengagiert und hätten in jederHausaufgabe etwas zu kritisieren oder seien passiv.

Schule 19. Dezember 2015 07:56; Akt: 19.12.2015 07:56

Schüler, Eltern und Schulleitungen stellen die Lehrer vor grosse Herausforderungen: Seit es die Probezeit gibt,haben im Kanton Zürich auffällig viele Lehrer den Bettel hingeworfen. (Bild: Keystone/Peter Schneider)

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Christoph Bisel, Inhaber der Zürcher Firma MobbingHilfe, berät immer wiederLehrer, die unter Mobbing leiden. Aufgebrachte Eltern gelangten an dieSchulleitung, um Lehrer zu kritisieren, sagt Bisel. «Nicht jeder Schulleiter hat dasRückgrat, den Lehrer zu verteidigen.»Bisel sagt, dass nicht akzeptierte Noten vonEltern oder Schüler, die sich bloss gestellt fühlen, wenn sie bei unerledigtenHausaufgaben aufflögen, für «brutales Mobbing» reichten. Die Situationen könnendie Lehrer sogar in Verruf bringen. «Manchmal werden sie im Dorf richtig schlechtgemacht.»

«Lehrer brauchen mehr Unterstützung»

Probezeiten kennen auch die Kantone Aargau, Bern, Basel Land und Wallis.Guggenbühl übt Kritik. Er glaubt, dass Probezeiten die Lehrer in schwierigenSituationen vom Durchhalten abhalten. Sollen die Fristen abgeschafft werden? DieLehrervertreter halten daran fest.«Es ist besser, wenn Lehrer nicht durchbeissenmüssen, ist die Situation unerträglich geworden, sagt Jürg Brühlmann,Geschäftsführer des Dachverbands Schweizer Lehrerinnen und Lehrer.

Die hohe Zahl der Kündigungen zeige aber, dass eine Probezeit alleine nichtzielführend sei. «In keinem anderen Beruf wird man so stark ins kalte Wassergeworfen.» Er fordert, dass die Schulen darin unterstützt werden, mehr Ressourcenfür Neueinsteiger anzubieten. Sarah Knüsel, Präsidentin des Verbands derSchulleiterinnen und Schulleiter, ist hingegen der Ansicht, dass die Schulen vorallem Berufseinsteiger gut unterstützen. In den ersten zwei Jahren erhielten sie eineFachbegleitung. Zudem könnten sie sich jederzeit an die Schulleitung wenden.

Haben Sie einen neue Stelle als Lehrperson angefangen und bereits in der Probezeitgekündigt? Dann schreiben Sie uns: [email protected]

402 Kommentare

Die beliebtesten LeserKommentare

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PolitikKann ich mir gut vorstellen dass es für die Lehrer schwieriggeworden ist. Jedoch kann man nicht den Schülern oder Elterndie Schuld geben. Meiner Meinung nach liegt die Schuld bei derPolitik welche es in den Jahren zugelassen hat, dass es eineliberale und unkonventionelle Schule entwickelt hat. Strafenwerden verpöhnt und eine strengere Lehrerschaft nichtakzeptiert. Ganz nach dem linken Credo. So nun habt ihr denSalat.

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A.S. am 19.12.2015 08:04 via

die elterndie eltern von diesen rotzgören gehören bestraft! ich bin froh binich kein lehrer. nicht wegen den kindern, sondern wegen dereneltern...

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marc oh am 19.12.2015 08:06 via

Der Lehrer ist doch immer Schuld!Alle wissen es immer besser als der Lehrer. Vor allem Eltern, diebeim Schulstoff nicht nachkommen, es aber lustigerweise danndoch immer besser wissen. Bei Noten, oder Strafen, beimSchulausflug und generell bei allem. Der Lehrer ist zu hart, oder

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Praetorius am 19.12.2015 08:55 via