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+ Seite A6 DIE WELT Samstag, 26. September 2009 BootsWelt Anzeige Anzeige Von Matthias J. Müncheberg K ann sein, dass ich Blut le- cke.“ Janin Viviane Ahne- feld ist eine sportliche junge Frau, und sie ist schon vor Regattabeginn über- zeugt, dass das wirklich mal ein Hobby für sie wird. Dass sie hier ist, beim BMW Sailing Cup, ist reines Glück. Sie war interessiert, sie hat sich beworben, sie wurde ausgelost. Jetzt wird sie das erste Bootsrennen ihres Lebens fahren, Profi-Renn- segler sind in dieser Regattaserie ausdrücklich nicht erwünscht. 18 nationale Ausscheidungswett- bewerbe sind schon vorbei, heute um zehn Uhr werden auf dem Wannsee in Berlin die letzten Re- gatten angeschossen, bevor sich 19 siegreiche Crews am zweiten Okto- ber-Wochenende auf dem Tegern- see treffen. Dort ermitteln sie die Vierer-Mannschaft, die Deutsch- land beim Weltfinale im Frühjahr 2010 vertreten wird. Der Autohersteller BMW finan- ziert im vierten Jahr diese Serie, al- lein in Deutschland hätten dieses Jahr 1200 Menschen mitgemacht. „Amateurregatta für ambitionierte Fahrtensegler“, nennt Ronny La- schinski vom Veranstalter, einem Berliner Autohaus, den Wettbe- werb. Spaß stehe im Vordergrund. Teilnehmer wie Oliver van den Brandt scheinen nahezu perfekt in dieses Anforderungsprofil zu pas- sen: Als es den heute 45-Jährigen zum Studium nach Berlin zog, machte er auf dem Wannsee seinen ersten Segelschein. Er blieb dem Segelsport treu, bewältigte sogar ei- nen Ostseetörn nach Schweden. Was ihm fehlt, sind Regatta-Erfah- rungen. Zwar belegte van den Brandt kürzlich einen Fortgeschrit- tenen-Kurs und erlernte den Um- gang mit dem bauchigen Spinnaker- Segel auf einer Piraten-Jolle. Doch was nützen die besten Kenntnisse, wenn man sich nicht mit anderen Seglern vergleichen kann? „Nun be- komme ich die Möglichkeit, als Re- gatta-Anfänger kostenlos auf einem wettbewerbsfähigen Boot mitse- geln zu können. Ich bin begeistert.“ Ähnlich motiviert ist Seglerin Ahnefeld. „Mein Vater besaß ein Familien-Segelboot vom Typ De- lanta“, sagt die Anwältin. „Jedes Jahr machten wir damit drei bis vier Wochen Urlaub“, sie sei prak- tisch auf der kleinen Yacht groß ge- worden. Ahnefeld, die am Wann- see wohnt, hatte in den vergange- nen Jahren die Regatten lediglich vom Ufer aus verfolgt. Nun ist sie selbst dabei, verspricht sich „vor- wiegend ein nettes Segel-Wochen- ende“, fügt aber hinzu, der Wett- kampfgedanke solle ganz und gar nicht hintanstehen. Durch die großen Segelveran- staltungen wie den America’s Cup, den Audi MedCup, das Volvo Oce- an Race oder Einhand-Regatten um die Welt wurden viele Wasser- sportler fürs Wettsegeln sensibili- siert. Beim Sailing Cup haben sie nun die Gelegenheit, kostenlos zu erfahren, wie es sich anfühlt, im Team gegeneinander zu regattie- ren – und vielleicht seglerisch an die Grenzen zu gehen. Auch menschlich müssen sich die Vie- rer-Crews schnell finden, sie wer- den nämlich erst kurz vor den Wettfahrten zusammengestellt. „18 Teams werden auf Up-and- down-Kursen auf dem Wannsee ge- geneinander antreten“, erklärt La- schinski den Wettkampfmodus. Bei ihm laufen die Sailing-Cup-Fäden in der Hauptstadt zusammen. „Die Wettfahrten werden als Fleetraces gefahren, es starten also alle Boote zeitgleich. Da die Boote absolut baugleich sind, ist Gewinner eines Rennens, wer als Erster die Zielli- nie vor den Stegen des Potsdamer Yacht Clubs passiert“, sagt Wett- fahrtleiter Colin Graf von Harden- berg. Der Vorsitzende des PYC schätzt das „erstaunlich gute Segel- niveau der Amateure“ und ver- spricht sich spannende Rennen. Ihren Teil dazu beitragen werden die schlanken GfK-Regattaboote vom Typ J80 des französischen Herstellers J Europe. Das knapp acht Meter lange Kielboot lässt sich mit einer Segelfläche von 31,4 Qua- dratmetern sehr flott segeln. Setzen die Crews vor dem Wind den Spin- naker, so sind laut Hersteller Ge- schwindigkeiten bis 15 Knoten (27 km/h) möglich. Die als Cruiser Racer eingestuf- ten Boote würden sportlicher se- geln und seien wendiger als die Yachten vom Typ Bénéteau First 7.5, mit denen die früheren Sailing Cups ausgetragen wurden, sagt Or- ganisator Laschinski. Janin Viviane Ahnefeld und Oli- ver van den Brandt ist das nur recht. Vielleicht wird ja aus einem Probe- schlag auf dem Berliner Wannsee eine Leidenschaft fürs Leben. Die Sailing-Cup-Boote bei ihrer Wettfahrt anlässlich der Kieler Woche im Juni Gleiches Boot für alle Der BMW Sailing Cup ist der weltgrößte Regattawettbewerb für Amateure. Ob man mitmachen darf, entscheidet das Los. Ob man gewinnt, entscheidet allein das Talent FOTOS: PA/DPA

2009 gleiches boot für alle

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Von Matthias J. Müncheberg

Kann sein, dass ich Blut le-cke.“ Janin Viviane Ahne-feld ist eine sportlichejunge Frau, und sie ist

schon vor Regattabeginn über-zeugt, dass das wirklich mal einHobby für sie wird. Dass sie hier ist,beim BMW Sailing Cup, ist reinesGlück. Sie war interessiert, sie hatsich beworben, sie wurde ausgelost.Jetzt wird sie das erste Bootsrennenihres Lebens fahren, Profi-Renn-segler sind in dieser Regattaserieausdrücklich nicht erwünscht.

18 nationale Ausscheidungswett-bewerbe sind schon vorbei, heute

um zehn Uhr werden auf demWannsee in Berlin die letzten Re-gatten angeschossen, bevor sich 19siegreiche Crews am zweiten Okto-ber-Wochenende auf dem Tegern-see treffen. Dort ermitteln sie dieVierer-Mannschaft, die Deutsch-land beim Weltfinale im Frühjahr2010 vertreten wird.

Der Autohersteller BMW finan-ziert im vierten Jahr diese Serie, al-lein in Deutschland hätten diesesJahr 1200 Menschen mitgemacht.„Amateurregatta für ambitionierteFahrtensegler“, nennt Ronny La-schinski vom Veranstalter, einemBerliner Autohaus, den Wettbe-werb. Spaß stehe im Vordergrund.

Teilnehmer wie Oliver van denBrandt scheinen nahezu perfekt in

dieses Anforderungsprofil zu pas-sen: Als es den heute 45-Jährigenzum Studium nach Berlin zog,machte er auf dem Wannsee seinenersten Segelschein. Er blieb demSegelsport treu, bewältigte sogar ei-nen Ostseetörn nach Schweden.Was ihm fehlt, sind Regatta-Erfah-rungen. Zwar belegte van denBrandt kürzlich einen Fortgeschrit-tenen-Kurs und erlernte den Um-gang mit dem bauchigen Spinnaker-Segel auf einer Piraten-Jolle. Dochwas nützen die besten Kenntnisse,wenn man sich nicht mit anderenSeglern vergleichen kann? „Nun be-komme ich die Möglichkeit, als Re-gatta-Anfänger kostenlos auf einemwettbewerbsfähigen Boot mitse-geln zu können. Ich bin begeistert.“

Ähnlich motiviert ist SeglerinAhnefeld. „Mein Vater besaß einFamilien-Segelboot vom Typ De-lanta“, sagt die Anwältin. „JedesJahr machten wir damit drei bisvier Wochen Urlaub“, sie sei prak-tisch auf der kleinen Yacht groß ge-worden. Ahnefeld, die am Wann-see wohnt, hatte in den vergange-nen Jahren die Regatten lediglichvom Ufer aus verfolgt. Nun ist sieselbst dabei, verspricht sich „vor-wiegend ein nettes Segel-Wochen-ende“, fügt aber hinzu, der Wett-kampfgedanke solle ganz und garnicht hintanstehen.

Durch die großen Segelveran-staltungen wie den America’s Cup,den Audi MedCup, das Volvo Oce-an Race oder Einhand-Regattenum die Welt wurden viele Wasser-sportler fürs Wettsegeln sensibili-siert. Beim Sailing Cup haben sienun die Gelegenheit, kostenlos zuerfahren, wie es sich anfühlt, imTeam gegeneinander zu regattie-ren – und vielleicht seglerisch andie Grenzen zu gehen. Auch

menschlich müssen sich die Vie-rer-Crews schnell finden, sie wer-den nämlich erst kurz vor denWettfahrten zusammengestellt.

„18 Teams werden auf Up-and-down-Kursen auf dem Wannsee ge-geneinander antreten“, erklärt La-schinski den Wettkampfmodus. Beiihm laufen die Sailing-Cup-Fädenin der Hauptstadt zusammen. „DieWettfahrten werden als Fleetracesgefahren, es starten also alle Bootezeitgleich. Da die Boote absolutbaugleich sind, ist Gewinner einesRennens, wer als Erster die Zielli-nie vor den Stegen des PotsdamerYacht Clubs passiert“, sagt Wett-fahrtleiter Colin Graf von Harden-berg. Der Vorsitzende des PYCschätzt das „erstaunlich gute Segel-niveau der Amateure“ und ver-spricht sich spannende Rennen.

Ihren Teil dazu beitragen werdendie schlanken GfK-Regattabootevom Typ J80 des französischenHerstellers J Europe. Das knappacht Meter lange Kielboot lässt sichmit einer Segelfläche von 31,4 Qua-dratmetern sehr flott segeln. Setzendie Crews vor dem Wind den Spin-naker, so sind laut Hersteller Ge-schwindigkeiten bis 15 Knoten (27

km/h) möglich.Die als CruiserRacer eingestuf-ten Boote würdensportlicher se-geln und seienwendiger als die

Yachten vom Typ Bénéteau First 7.5,mit denen die früheren SailingCups ausgetragen wurden, sagt Or-ganisator Laschinski.

Janin Viviane Ahnefeld und Oli-ver van den Brandt ist das nur recht.Vielleicht wird ja aus einem Probe-schlag auf dem Berliner Wannseeeine Leidenschaft fürs Leben.

Die Sailing-Cup-Bootebei ihrer Wettfahrtanlässlich der KielerWoche im Juni

Gleiches Boot für alleDer BMW Sailing Cup ist der weltgrößte Regattawettbewerb für Amateure. Ob man

mitmachen darf, entscheidet das Los. Ob man gewinnt, entscheidet allein das Talent

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