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+ Seite A6 DIE WELT Samstag, 3. Januar 2009 Boots Welt Anzeige Von Matthias J. Müncheberg D ie Finanzkrise ist bei den Bootsbauern ange- kommen und wird die in zwei Wochen öffnende Messe „boot“ in Düsseldorf über- schatten. Mit HanseYachts aus Greifswald ist nun eine deutsche Vorzeigewerft ins Wanken geraten. Dabei gilt das, was Geschäftsfüh- rer Michael Schmidt seit der Grün- dung 1993 auf die Beine gestellt hat, als beispielhaft. Mit innovativen Modellen brachte es HanseYachts zum drittgrößten Serienhersteller von Segelyachten weltweit, hinter der Bénéteau/Jeanneau-Gruppe und dem deutschen Großserien- bauer Bavaria. Mit der Übernahme der skandinavischen Motoryacht- werft Fjord Ende 2005 und der eng- lischen Traditionsmarke Moody Anfang 2007 erweiterte Schmidt sein Angebot noch. Und im Früh- jahr vergangenen Jahres ging Han- seYachts schließlich an die Börse. Allein 2007 stieg so der Umsatz der Unternehmensgruppe um drei- ßig Prozent auf 135 Millionen Euro an. Doch die fetten Jahre sind nun vorbei. Das mussten 110 Mitarbeiter der Werft schmerzlich erfahren, als ihnen die Entlassungsschreiben zu- gestellt wurden. Noch vor einem Jahr wäre diese Möglichkeit von keinem Beschäftigten in Betracht gezogen worden. Betroffen sind zwar überwiegend befristete Ar- beitsverträge und Arbeitsverhält- nisse in der Probezeit. Aber auch für einen Teil der restlichen Beleg- schaft wurde Kurzarbeit beantragt. Was offiziell „Anpassung der Ka- pazitäten an das Marktumfeld“ heißt, sei bei HanseYachts aber nicht der allgegenwärtigen Finanz- krise allein geschuldet, sagt Udo Potthast, der Finanzvorstand der AG. „Seit dem Börsengang haben wir 30 Millionen Euro ins Unter- nehmen investiert.“ Von dem Geld sei etwa eine Fünfachsfräse gekauft worden. „Damit wurden die Vor- aussetzungen für eine Serienferti- gung von Yachten bis zu 80 Fuß Länge geschaffen“, sagt Potthast. Allerdings hat die technische Aufrüstung des Unternehmens, zu der auch der Kauf von Immobilien und einer hoch spezialisierten Soft- ware zählt, den Gewinn schrump- fen lassen und die Aktionäre verär- gert. Georg Wilhelm Kirchhoff aus Münster vermutet, HanseYachts sei „vielleicht zu schnell gewachsen“. Kirchhoffs Frau Antonie, selbst Ak- tionärin, hat gar in einem Antrag an die Hauptversammlung kritisiert, dass die Werft den gesamten Ge- winn einbehalte, um das Wachstum zu finanzieren, während die festen Bezüge der Aufsichtsräte um 50 bis 300 Prozent worden seien. Der Aktienkurs jedenfalls ist um 80 Prozent gesunken, und da ist es nur ein schwacher Trost, dass es an- dere Großunternehmen der Bran- che ähnlich schwer haben. Laut der jüngsten Umfrage des Bundesver- bandes Wassersportwirtschaft (BVWW) ist in Deutschland trotz der positiven Entwicklung der ver- gangenen Jahre die Zuversicht den Zweifeln gewichen. 40,4 Prozent (2007: 24,5) der befragten Unter- nehmer beurteilten die Geschäfts- lage schlechter als im vergangenen Jahr, und 43,8 Prozent glauben nicht an eine Verbesserung in der nächs- ten Zeit. Im Vorjahr waren es nur 16,5 Prozent der Befragten, die für ihre geschäftliche Zukunft schwarzsahen. „Besonders betrof- fen ist der Neubootmarkt“, sagt To- bias Formanski vom BVWW, je- weils die Hälfte der Segel- und Mo- torboothändler hätte von Umsatz- rückgängen berichtet. Trotz Krise sieht sich zumindest HanseYachts-Vorstand Potthast auf dem richtigen Weg. „Durch die kon- sequente Modernisierung der Werft in den letzten Monaten sind Investitionen in den kommenden Jahren unnötig.“ Auch die Ausrich- tung auf die drei Marken Hanse, Moody und Fjord anstatt auf nur ei- ne Produktlinie solle helfen, mehr Kunden zu bedienen und einen wei- teren Gewinneinbruch zu stoppen. Neben dem kompletten Spek- trum der Hanse-Yachten zwischen 32 und 63 Fuß werden auf der „boot“ etwa auch die Neuentwick- lung Moody 41 Classic und die neue 45DS gezeigt werden. Außerdem wird es mit der 45 Fuß (13,72 Meter) langen Moody Classic eine echte Weltpremiere des HanseYachts- Konzerns zu sehen geben. Weitere Modelle, wie eine 80-Fuß-Hanse und eine 62-Fuß-Deckssalonyacht von Moody, sind in Vorbereitung. Sie sollen, wenn alles glattgeht, in den kommenden zwölf Monaten vorgestellt werden. Finanzvorstand Potthast gibt sich darum optimistisch: „Wir reagieren schnell auf die Bedürfnisse unserer Kunden und haben von Anfang an auf einen hohen Individualitätsgrad beim Bau unserer Yachten gesetzt.“ Das zahle sich auf Dauer aus. Was jetzt nur noch fehlt, sind Käufer. Noch sind die Lichter an Mit HanseYachts hat die Finanzkrise eine Vorzeigewerft erwischt. Dennoch überwiegt für die Zukunft der Optimismus Nächtlicher Blick auf Steuerstand und Kajüte der Moody 45DS, des neuen Topmodells der britischen HanseYachts-Tochter Moody. Die Yacht ist 13,72 Meter lang und verdrängt 13,6 Tonnen FOTO: HANSEYACHTS italian-yacht-centre.com Anzeige

2009 noch sind die lichter an

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mit hanse yachts hat die finanzkrise nun auch eine renommierte werft erfasst

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Seite A6 DIE WELT Samstag, 3. Januar 2009B o o t s Welt

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Von Matthias J. Müncheberg

Die Finanzkrise ist beiden Bootsbauern ange-kommen und wird die inzwei Wochen öffnende

Messe „boot“ in Düsseldorf über-schatten. Mit HanseYachts ausGreifswald ist nun eine deutsche

Vorzeigewerft ins Wanken geraten. Dabei gilt das, was Geschäftsfüh-

rer Michael Schmidt seit der Grün-dung 1993 auf die Beine gestellt hat,als beispielhaft. Mit innovativenModellen brachte es HanseYachtszum drittgrößten Serienherstellervon Segelyachten weltweit, hinterder Bénéteau/Jeanneau-Gruppeund dem deutschen Großserien-bauer Bavaria. Mit der Übernahmeder skandinavischen Motoryacht-werft Fjord Ende 2005 und der eng-lischen Traditionsmarke MoodyAnfang 2007 erweiterte Schmidt

sein Angebot noch. Und im Früh-jahr vergangenen Jahres ging Han-seYachts schließlich an die Börse.

Allein 2007 stieg so der Umsatzder Unternehmensgruppe um drei-ßig Prozent auf 135 Millionen Euroan. Doch die fetten Jahre sind nunvorbei. Das mussten 110 Mitarbeiterder Werft schmerzlich erfahren, alsihnen die Entlassungsschreiben zu-gestellt wurden. Noch vor einemJahr wäre diese Möglichkeit vonkeinem Beschäftigten in Betrachtgezogen worden. Betroffen sindzwar überwiegend befristete Ar-beitsverträge und Arbeitsverhält-nisse in der Probezeit. Aber auchfür einen Teil der restlichen Beleg-schaft wurde Kurzarbeit beantragt.

Was offiziell „Anpassung der Ka-pazitäten an das Marktumfeld“heißt, sei bei HanseYachts abernicht der allgegenwärtigen Finanz-krise allein geschuldet, sagt UdoPotthast, der Finanzvorstand derAG. „Seit dem Börsengang habenwir 30 Millionen Euro ins Unter-nehmen investiert.“ Von dem Geldsei etwa eine Fünfachsfräse gekauftworden. „Damit wurden die Vor-aussetzungen für eine Serienferti-

gung von Yachten bis zu 80 FußLänge geschaffen“, sagt Potthast.

Allerdings hat die technischeAufrüstung des Unternehmens, zuder auch der Kauf von Immobilienund einer hoch spezialisierten Soft-ware zählt, den Gewinn schrump-fen lassen und die Aktionäre verär-gert. Georg Wilhelm Kirchhoff ausMünster vermutet, HanseYachts sei„vielleicht zu schnell gewachsen“.Kirchhoffs Frau Antonie, selbst Ak-tionärin, hat gar in einem Antrag andie Hauptversammlung kritisiert,dass die Werft den gesamten Ge-winn einbehalte, um das Wachstum

zu finanzieren, während die festenBezüge der Aufsichtsräte um 50 bis300 Prozent worden seien.

Der Aktienkurs jedenfalls ist um80 Prozent gesunken, und da ist esnur ein schwacher Trost, dass es an-dere Großunternehmen der Bran-che ähnlich schwer haben. Laut derjüngsten Umfrage des Bundesver-bandes Wassersportwirtschaft(BVWW) ist in Deutschland trotzder positiven Entwicklung der ver-gangenen Jahre die Zuversicht denZweifeln gewichen. 40,4 Prozent(2007: 24,5) der befragten Unter-nehmer beurteilten die Geschäfts-

lage schlechter als im vergangenenJahr, und 43,8 Prozent glauben nichtan eine Verbesserung in der nächs-ten Zeit. Im Vorjahr waren es nur16,5 Prozent der Befragten, die fürihre geschäftliche Zukunftschwarzsahen. „Besonders betrof-fen ist der Neubootmarkt“, sagt To-bias Formanski vom BVWW, je-weils die Hälfte der Segel- und Mo-torboothändler hätte von Umsatz-rückgängen berichtet.

Trotz Krise sieht sich zumindestHanseYachts-Vorstand Potthast aufdem richtigen Weg. „Durch die kon-sequente Modernisierung der

Werft in den letzten Monaten sindInvestitionen in den kommendenJahren unnötig.“ Auch die Ausrich-tung auf die drei Marken Hanse,Moody und Fjord anstatt auf nur ei-ne Produktlinie solle helfen, mehrKunden zu bedienen und einen wei-teren Gewinneinbruch zu stoppen.

Neben dem kompletten Spek-trum der Hanse-Yachten zwischen32 und 63 Fuß werden auf der„boot“ etwa auch die Neuentwick-lung Moody 41 Classic und die neue45DS gezeigt werden. Außerdemwird es mit der 45 Fuß (13,72 Meter)langen Moody Classic eine echte

Weltpremiere des HanseYachts-Konzerns zu sehen geben. WeitereModelle, wie eine 80-Fuß-Hanseund eine 62-Fuß-Deckssalonyachtvon Moody, sind in Vorbereitung.Sie sollen, wenn alles glattgeht, inden kommenden zwölf Monatenvorgestellt werden.

Finanzvorstand Potthast gibt sichdarum optimistisch: „Wir reagierenschnell auf die Bedürfnisse unsererKunden und haben von Anfang anauf einen hohen Individualitätsgradbeim Bau unserer Yachten gesetzt.“Das zahle sich auf Dauer aus. Wasjetzt nur noch fehlt, sind Käufer.

Noch sind die

Lichter anMit HanseYachts hat die

Finanzkrise eine Vorzeigewerfterwischt. Dennoch überwiegt für

die Zukunft der Optimismus

Nächtlicher Blick auf Steuerstand und Kajüte der Moody 45DS, des neuen Topmodells der britischen HanseYachts-Tochter Moody. Die Yacht ist 13,72 Meter lang und verdrängt 13,6 Tonnen FOTO: HANSEYACHTS

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