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U-BAHNZEITUNG DER PROTESTBEWEGUNG Mi 09.12.2009 • Nr. 7 • Kostenlos WIR SIND IMMER NOCH HIER! WAS GEHT MICH DAS AN? WIE DEMOKRATISCH IST DAS MINARETTVERBOT IN DER SCHWEIZ WIRKLICH? NATIONALRATSABGEORDNETER ALEXANDER VAN DER BELLEN IM INTERVIEW DIE JUGEND HAT VIELE GESICHTER UND MEINUNGEN: JUGENDFORSCHERIN BEATE GROSSEGGER IM GESPRÄCH FOTO: MARTIN JUEN FOTO: MASC FOTO: MARTIN JUEN

7/2009: Wir sind immer noch hier

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Die siebente Ausgabe der U-Bahnzeitung aus dem besetzten Audimax.

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U-BahnZeitUng der ProtestBewegUng

Mi 09.12.2009 • Nr. 7 • Kostenlos

wir sind immer noch hier!was geht mich das an?

wie demokratisch ist das minarettverbot in der schweiz wirklich?

nationalratsabgeordneter alexander van der bellen im interview

die jugend hat viele gesichter und meinungen: jugendforscherin beate grossegger im gespräch

Foto: Martin Juen

Foto: Masc Foto: Martin Juen

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Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz:

Die AG-Zeitung ist ein freier Zusammenschluss von Studenten und Studen-tinnen, welche sich zum Ziel gesetzt haben die Öffentlichkeit mit unabhän-gigen Informationen zu versorgen. Sie ist frei von parteipolitischem Einfluss. Die AG-Zeitung finanziert sich durch Spenden, diese werde ausschließlich für Druckkosten verwendet.

Grundlegende Ausrichtung:

Wir sind eine freie und unabhängige studentische Wochenzeitung mit dem Ziel unsere Anliegen und Themen der breiten Öffentlichkeit näher zu bringen und die öffentliche Diskussion zu fördern. Wir bieten keinen Raum für jegli-che Art der Diskriminierung und stehen für eine faire und kritische Auseinan-dersetzung mit den Themen.

Impressum:

MedieninhaberIn & Herausgeber: Die Ag Zeitung der BesetzerInnen des Audimax Dr. Karl-Lueger-Ring 1 1010 Wien

Herstellerin: Druckerei Fiona, Wien www.fiona.or.at

Verlagsort & Herstellungsort: Wien

Was geht Mich der Protest an? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

deMokratie? gibt’s nicht?!? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

„Verkärcherisierung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

Wie deMokratisch ist das Minarett-Verbot? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

education is not For sale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

die rechtliche stellung des islaMs in Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

das Jahr der kulturellen herrschaFt der gaMsbärte . . . . . . . . . . . . . . 6

MedienruMMel rektor Winckler iM audiMax . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Wann Werden Wir endlich geräuMt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Was gehen Mich die bauarbeiten an? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

so „gut“ ist die dissertation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

„es ist das Vorrecht der Jugend, zu Protestieren!“ . . . . . . . . . . . . . . . . . .10

PressesPiegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11

„irgendWann läuFt das Fass einFach über“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12

Protest ist deMokratie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13

die sendung Mit deM graus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14

aktionen der nächsten Woche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14

hund der Woche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15

inhalt

Liebe Leserinnen, liebe Leser

„Is des mei Problem?“, könnte man fragen, wenn Lena Gercke von ihrem Freund verlas-sen wurde, ein weiterer Star in einer Entzugs-klinik eingeliefert wurde oder Orlando Bloom sich mal wieder in der Öffentlichkeit entblößt hat. Aber auf die Studierendenproteste ist das keine Antwort, denn Bildung geht uns alle an. Die alleinerziehende Mutter, die sich für ihre Kinder nur das Beste wünscht. Der Bauarbeiter, der auch gerne studiert hätte, wären da nicht die Studiengebühren gewe-sen. Oder ganz einfach jeden, der Teil dieser Gesellschaft ist und dafür sorgen möchte, dass sie funktioniert. Denn ohne Bildung keine medizinische Versorgung, keine wirtschaftli-che Arbeitsteilung, keine Sozialvorsorge und keine freien Medien. Bildung beginnt schon im Kindergarten, ist ein existenzielles Thema beim Erwachsenwerden und damit bei der Aufgabe, sich eine eigene Meinung zu bil-den. Das Vertrauen darin, dass diese auch gehört und ernst genommen wird, entsteht allerdings oft erst, wenn man ein Stück weit aus der Abhängigkeit von Autoritätsperso-nen wie Eltern oder Lehrern herausgewach-sen ist. Der Ort für Proteste ist seit jeher die Universität. Deshalb ist es Aufgabe der Stu-dent_innen, auf Missstände aufmerksam zu machen – nicht nur für sie selbst, sondern für eine mündige Gesellschaft.

in eigener sache

Da „Morgen“ kein kommerzielles Projekt ist und wir uns ausschließlich von Spenden fi-nanzieren (Werbeschaltungen wurden von der Redaktion einstimmig abgelehnt), sind ir auf eure Unterstützung angewiesen. Um unsere Unabhängigkeit zu wahren, können wir euch für eine Spende, außer, dass ir wei-terhin erscheinen, keine Gegenleis ung an-bieten. Falls ihr uns dennoch unterstützen wollt, erreicht ihr uns unter: [email protected]

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„Ich habe den ersten Teil meines Studiums beendet und arbeite jetzt im Ausland. Daher freue ich mich, wenn sich in meiner Abwe-senheit Kolleg_innen für eine freie Bildung einsetzen. Ich denke, es ist wichtig, die Missstände an der Uni aufzuzeigen und sich endlich Gehör zu verschaffen.“ (Stefan 22, Praktikant bei einem Autohersteller)

„Der Protest der Studierenden geht auch mich als Universitätsdozent im Fach Philo-sophie an. Es ist bewundernswert, wie sich die Studierenden an Universitäten und Hoch-schulen für die Zukunft ihrer Bildung - die ja nicht schneller Ausbildung gleichzusetzen ist - engagieren. Gerade in geisteswissen-schaftlichen Fächern ist es wichtig, sich auch mit deren Voraussetzungen, deren Grund-annahmen, deren Reichweite zu beschäfti-gen; auch kritisches Be-, und Hinterfragen ist notwendig. Und dazu sind eben auch Denk-zeiten, Überlegungsphasen und Freiräume unabdingbar. Es gibt nämlich so etwas wie „Inkubationszeiten“, nicht nur im negativen Sinne bei Krankheiten, sondern auch im positiven Sinne beim kreativen Denken, bei adäquatem Reflektieren, bei Innovationspro-zessen. Um dafür optimale Bedingungen zu schaffen, protestiert, demonstriert und en-gagiert sich der akademische Nachwuchs. Die Studierenden kümmern sich - und dies gilt es grundlegend im Auge zu behalten - um Menschenbildung und um Humanitas, in welcher gerade nicht gilt: „Der Mensch ist,

was er leistet“, sondern vielmehr zählt: „Der Mensch leiste, was er ist“. Nicht die Leistung bestimmt den einzelnen Menschen, sondern der einzelne Mensch bestimmt die Leistung. Und so geht dieser Protest uns alle an, denn wir alle profitieren im existenziellen Sinne von humaner Bildung - einer Bildung also, die Hirn und Herz, Arbeit und Muse, Aktion und Kontemplation gleichermaßen umfasst.“ (Dr. Josef G. F. Rothhaupt, Privatdozent an der Ludwig-Maximilians-Universität München)

„Mich persönlich betrifft der Protest weni-ger, denn ich bin keine Studentin mehr, aber ich finde gut, dass man sich für die kom-menden Generationen einsetzt.“ (D., Kran-kenpflegerin)

„Mit Interesse und Wohlwollen verfolge ich die Proteste seit ihrem spontanen Beginn im Oktober. Als Angestellter in der Privat-wirtschaft bin ich zwar nicht unmittelbar von den Konsequenzen der Bologna-Re-form betroffen; aber wer nur ein wenig wei-ter denkt, muss zu dem Schluss kommen, dass diese „Ökonomisierung der Bildung“ mittel- und längerfristig negative Auswir-kungen auf die gesamte Gesellschaft hat, und somit uns alle betrifft. Dagegen Wider-stand zu leisten, ist also nicht nur lobens-wert - gerade in unserem Land -, sondern notwendig!“ (Jan, Angestellter)

„Es soll auch gescheite Leute geben. Bildung ist auch wichtig!“ (Sylvia K., Geschäftsführerin)

„Ich bin überrascht und beeindruckt von der Art und Weise, wie schnell und diszipliniert

sich die Studenten organisiert und sich und ihren Anliegen Gehör verschafft haben. Den Vorwurf, es handle sich nur um einige links-linke „Partyrevoluzzer“ kann ich absolut nicht nachvollziehen. Diese jungen Menschen ha-ben eindrucksvoll bewiesen, dass man auch abseits der starren Strukturen des Parlamen-tarismus politisch aktiv werden kann (und auch sollte!). Sie haben die ihnen zur Verfü-gung stehenden Möglichkeiten erfolgreich genutzt und gezeigt, wie lebendige Demo-kratie aussieht und dass es sich lohnt, für seine Überzeugungen zu kämpfen.“ (Phil-ipp, Angestellter)

„Mein Sohn ist selbst Student. Deshalb wünsche ich mir, dass er einen ordentlichen Studienplatz hat und sich bestmöglich auf seine Prüfungen vorbereiten kann.“ (Herta, Pensionistin)

„Die Universitäten sind wichtige Schaltstel-len der Gesellschaft, der Kampf um sie ist ein Kampf um die Zukunft eines Landes. In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ist es den Nazis gelungen, die Universitä-ten zu erobern. Die Ära Kreisky bemühte sich um Demo kratisierung. Nach dem Sie-geszug des Neoliberalimus wurde versucht, die Universitäten zu verlängerten Werkbän-ken des Großkapitals zu machen. Diese Be-mühungen sind noch im Gange, obwohl der Neoliberalismus inzwischen schon gezeigt hat, wohin er führt. Der Kampf der Studen-tInnen um eine Wiederaufnahme der demo-kratischen Traditionen ist daher von größter Wichtigkeit. Ich bin mit ganzem Herzen bei ihnen.“ (Wolfgang Fritz, Schriftsteller)

was geht mich der Protest an?

demokratie? gibt’s nicht?!?

Einer der ganz großen Forderungspunkte der Studierenden ist der Schrei nach ei-ner Demokratisierung der Universitäten.

Dabei verlangen sie mehr Mitbestimmungs-rechte für die Betroffenen. Neben den Student_innen sind dabei auch die Professor_innen, das allgemeine Universitätspersonal und der universitäre Mittelbau gemeint. Diese Gruppen werden auch als die vier Kurien bezeichnet. Sie sollen gleichberechtigt bei der Organi-sation der Universitäten mitbestimmen dür-fen. Zur Zeit verteilt sich die Macht auf das Rektorat, das Ministerium und den Univer-sitätsrat. Dieses Machtkonzentrat wollen die Studierenden mitunter auf direkt gewählte Vertretungen verteilen. Damit ist auch die ÖH gemeint. Ihre Rechte wurden bei diver-sen Reformen der letzten Jahre stark ein-geschränkt. Dadurch hat sie an Einfluss in der Politik und das Vertrauen der Studieren-

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Universitärer Mittelbau: Angestellte einer Universität, welche sich vor allem in den Bereichen der Wissenschaft, Forschung, Lehre und Weiterbildung betätigen.

Studienprogrammleitung: Sie ist ver-antwortlich für ein Bündel von Studien, organisiert die Erstellung des Lehrpro-gramms, und betreut, gemeinsam mit ihren Teams, studienrechtliche und or-ganisatorische Themen.

ÖH: Die österreichische Hochschüler_in-nenschaft, kurz ÖH, ist die gesetzliche Interessenvertretung der Studierenden. Sie ist sozusagen die Studierendenge-werkschaft.

Rektorat: Der Rektor ist der Vorstand einer Universität. Er leitet mit seinem Team die Geschäfte der ihm anvertrau-ten Einrichtung.

Universitätsrat: Er bildet ein Organ der universitären Selbstverwaltung. Seine Aufgabe ist ähnlich der eines Aufsichts-rates in einer Kapitalgesellschaft. [sud]

den verloren. Im Gegensatz dazu haben in den letzten Jahren vor allem Kontrollorgane an Macht gewonnen. Sie steuern das uni-versitäre Leben nach marktwirtschaftlichen Kriterien und führen damit zu einem hohen Leistungsdruck. Die Betroffenen wollen mit diesem Druck nicht leben, und verlangen daher die Entmachtung solcher Strukturen.

Um eine eindeutige Verantwortlichkeit zu schaffen, fordern die Besetzer_innen auch die Zusammenlegung zweier Ministerien. Ei-nerseits des Ministeriums für Unterricht und Kunst und andererseits des Ministeriums für Wissenschaft und Forschung. Dadurch wä-ren die Kompetenzen gebündelt und die ge-samte Bildung unter einem Dach.

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„Verkärcherisierung“, oder Was deMokratische kultur nicht bedeutet Viele Studierende der unibrennt-Bewegung haben es irgendwie erwartet. Obwohl in Deutsch-land auch laufend neue Hörsäle besetzt werden, kommt es nun immer wieder zu gewaltsamen Räumungen durch die Polizei, wie zuletzt an der Universität Frankfurt. Durch diese deutsche Tendenz, hart gegen die protes-tierenden Student_innen durch-zugreifen, fühlt sich jetzt auch die ÖVP und ihr studentischer Arm, die „Aktionsgemeinschaft“, ermu-tigt. Sie fordert vom Rektorat der Uni Wien alle Mittel auszuschöp-fen, um die Audimax-Besetzung zu beenden – das schließe auch eine polizeiliche Räumung nicht aus. Die Leitung der Universi-tät setzt demgegenüber nach

wie demokratisch ist das Minarett-Verbot? In der Schweiz hat eine Mehrheit der Bürger_innen ein Mina-rett-Verbot beschlossen. Ist das deshalb schon eine demokra-tische Entscheidung?

Der Mehrheitsentscheid ist nur ein Element von Demokratie. Doch eine Demokratie existiert nicht einfach nur, solange Mehr-heiten entscheiden dürfen. Dazu gehört mehr. Wenn wir von un-serer Gesellschaft als Demokra-tie sprechen, dann meinen wir ein politisches System mit frei-heitlich-demokratischer Grund-ordnung und einem gerechten Justizapparat. Fehlte etwas da-von, würden wir das als antide-mokratisch begreifen.

Wie sieht das nun im Fall des Mi-narett-Verbots aus? Die Frage, ob Minarette ins Stadtbild passen, ist durch geltende Baugesetze gedeckt. Auch herrscht Klarheit darüber, dass die freie Religions-ausübung ein geschütztes Recht ist. Das Argument der Verbotssei-te beschränkt sich auf die Angst vor einer angeblichen Islamisie-rung der Gesellschaft. Ohne hys-terisch werden zu müssen, lässt sich sagen, dass jedes Minarett

wie vor auf konstruktiven Dia-log. „Eine Räumung käme so schnell nicht in Frage“, so eine Sprecherin des Rektorats. Keine konstruktiven Forderungen, Blo-ckade-Mentalität und mangeln-der Realitätssinn wirft hingegen Samir Al-Mobayyed von der AG den Audimaxist_innen vor. Doch konkrete Forderungen, wie auch Dialogbereitschaft, sind vorhan-den. Davon konnte man sich ver-gangenen Freitag beim ersten Besuch Rektor Wincklers im Au-dimax überzeugen.

Es stellt sich die Frage, wie es um unsere politische Kultur be-stellt ist, wenn ein Herr Kalten-egger von der ÖVP, ganz nach dem Vorbild Sarkozys, der das

Schlagwort vom „Weg-Kärchern“ der revoltierenden Jugendlichen in den Pariser Vorstädten präg-te, die gewaltsame Räumung for-dert. Das gewaltsame Entfernen jener Menschen, die der Repub-lik gerade in der Praxis zeigen, was Selbstbestimmung, Selbst-verwaltung und Selbstvertretung, radikale Analyse, auch Selbstana-lyse, kurz: Was Demokratie be-deutet. Er dürfte nicht bemerkt haben, dass er es hier nicht mit gewalttätigen oder marodieren-den Jugendbanden zu tun hat.

In Wahrheit aber macht diese Räumungsdrohung die Beset-zer_innen nur noch stärker. Ers-tens bringt sie den Student_innen neues Durchhaltevermögen. Der Öffentlichkeit, die durch die teil-weise stark selektive Berichter-stattung über die Bewegung in den Medien ein bestenfalls ver-zerrtes Bild bekommt, wird ver-mittelt, wie hilflos die konservative Mitte direkter Demokratie und so-genannten „Grassroots-Bewe-

gungen“ gegenübersteht. Eine Räumung des inzwischen sym-bolischen Zentrums einer brei-ten Protestbewegung würde den Studierenden eine weitere Welle der Solidarität aus der Bevölke-rung bringen – und die Bewegung für die nächsten Jahre nachhal-tig stärken.

Audimaxismus ist keine Blocka-de und ist kein Streik, sondern eine Notwendigkeit: Die näm-lich, sich politisch selbst zu ver-treten, wo man von niemandem (die ÖH der Uni Wien mit ihren beschränkten Kräften einmal ausgenommen) mehr vertreten wird. Bleibt nur zu hoffen, dass Österreichs Konservative einse-hen und lernen, was demokrati-sche Kultur bedeutet. Und wie weit sie sich inzwischen von ihr entfernt haben.

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auch eine machtpolitische Bedeu-tung hat. Doch diese ist legitim. Diese Gebäude signalisieren die Existenz muslimischer Gemein-den in einer Stadt und den An-spruch, dort auch gesehen und anerkannt zu werden. Demokra-tien genehmigen ihren Bürger_in-nen das Recht, solche Symbole zu installieren.

Solange auch nur eine Gruppe Machtsymbole (Kirchtürme, Kon-zern-Wolkenkratzer oder Mina-rette) hinstellen darf, dürfen alle grundordnungstreuen Minderhei-ten das. Alles andere wäre eine Diskriminierung.

Der Schutz von Minderheiten vor Diskriminierung ist eines jener Grundrechte, ohne die eine De-mokratie nicht existieren kann. Eine Demokratie misst sich an der ihr innewohnenden Idee ei-ner freien und gerechten Gesell-schaft für alle. Ein Widerspruch dagegen (auch von einer Mehrheit)

verrät die Demokratie zugunsten einer Diktatur von Mehrheiten.

In der Diktatur der Mehrheiten wäre es auch möglich, dass die Mehrheit der Frauen den Män-nern das Wählen verbietet. Da könnte die Mehrheit der Dünnen den Dicken den Schweinsbraten wegnehmen - oder die Mehrheit der Dicken den Dünnen den ge-fährlichen Sport untersagen. In solchen Gesellschaften kann ei-ne Mehrheit der Minderheit die religiösen Gebäude verbieten.

in einer demokratie geht das nicht.

Wer Muslim_innen nicht grund-sätzlich als Feind_innen der Demokratie sieht, darf als De-mokrat_in kein Minarett-Verbot akzeptieren. Auch nicht, wenn es von der Mehrheit entschie-den wird. [tsc, masc]

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moscheen in Österreich

In Österreich gibt es derzeit drei Mo-scheen mit angebautem Minarett:

Wien-FloridsdorfNahe der U6-Station „Neue Donau“ steht seit 30 Jahren eine Moschee, in der auch ein islamisches Kulturzentrum unterge-bracht ist. Die repräsentative Moschee mit Minarett wurde im Jahr 1979 unter Bundeskanzler Bruno Kreisky eröffnet.

Seit diesem Jahr ist der Islam in Ös-terreich als Körperschaft öffentlichen Rechts anerkannt.

Finanziert wurde der Bau zum größten Teil vom damaligen saudischen König Faisal ibn Abd al-Aziz.

Baumeister war der damals noch unbe-kannte Richard Lugner. Seine Lastwagen schmückte er daraufhin mit der Auf-schrift „Wir bauen nicht nur Moscheen“.

Telfs (Tirol)Im Jahr 2006 wurde an eine schon beste-hende Moschee ein Minarett angebaut. Im Vorfeld gab es heftige Debatten. Man einigte sich schließlich darauf, dass das Minarett statt den geplanten 20 Metern nur 15 Meter hoch gebaut wird. Außer-dem musste sichergestellt werden, dass kein Muezzin vom Minarett aus zum Ge-bet ruft. Neben der FPÖ machten sich vor allem die in Tirol stark verankerten Schützenvereine gegen die Errichtung einer Moschee stark.

Bad Vöslau (Niederösterreich)Auch hier konnte trotz anfänglicher Pro-teste schließlich eine Einigung erzielt werden. Allerdings musste der Bauplan erheblich geändert werden: Die Minaret-te sind nur angedeutet und von außen kaum sichtbar. Die Kuppel wurde ver-kleinert. Auf einen Lautsprecher für den Muezzin wurde verzichtet.

Die Kosten für den Bau trugen zur Gän-ze die Mitglieder des türkisch-islami-schen Kulturvereins ATIB in Bad Vöslau.

education is not for saledeMobericht einer einzelstiMMeSamstag 5.12.; 15.00 - Eine Menschentraube am Westbahnhof. Es herrscht ein angeneh-mes Klima, das sich bis zur Schlusskund-gebung um 18.00 Uhr im Votivpark halten wird. Unter den Protestierenden finden sich Lehrende, Studierende aus allen Bundes-ländern und andere soziale Gruppierungen. Wir ziehen durch Nebenstraßen (Kaiserstra-ße, Neubaugasse, Josefstädterstraße) zum Votivpark. So muss sich die Demonstration nicht den Vorwurf gefallen lassen, den vor-weihnachtlichen Konsum-Samstag gestört zu haben. Bei Befragungen der zahlreichen Zuschauer_innen ergibt sich eine breite Zu-stimmung. „Sauber! Super, dass es so viele Leute gibt, die sich engagieren!“, meint ein Tourist. „Ja, ich bin schon froh! Ich bin jetzt in der HTL und möchte später auch studie-ren.“, so ein junger Beobachter. Die Gegen-

stimmen bleiben aber vereinzelt und werden durch lächelnd erhobene Daumen, die uns aus Kaffeehausfenstern entgegenleuch-ten, weggeschwemmt. Die Stimmung be-schreiben Protestierende wie Exekutive als „angenehm“, sodass ich die Besitzerin ei-nes Geschäftes, an dem wir vorbeiziehen, auf ihre Frage, ob der Protest denn fried-lich sei, getrost mit „Ja!“ antworten kann. An der Ecke zur Universitätsstraße begeg-net mir Schriftsteller Robert Menasse mit dem Kommentar: „Ich habe leider mein Au-to hier auf der Straße stehen, sonst würde ich mitgehen.“ Im Votivpark finde ich noch viele Vertreter der besetzenden Lehrenden. Feuerjongleure, Cheerleaderinnen und Sam-bagruppe machen die Schlusskundgebung zu einem Spektakel.

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• Im Jahr 1782 erließ Kaiser Josef II. sein Toleranzgesetz: Darin wird der Islam zwar nicht ausdrücklich erwähnt, aber unter „akatholische Religionsgemeinschaften“ subsumiert. Diesen Gemeinschaften stand nach dem Gesetz ein eigenes Bethaus zu, sobald sie hun-dert Familien umfassten. Die Pläne für einen Moschee-Bau lagen zu dieser Zeit vor, wur-den aber letztendlich nicht umgesetzt.

• Am 15. Juli 1912 wurde unter Kaiser Franz Josef I. ein Islamgesetz erlassen. Dadurch wurde der Islam als Glaubensgemeinschaft anerkannt: Dies garantierte die freie und öf-fentliche Religionsausübung und die innere Autonomie in der Regelung religiöser Ange-legenheiten. Grund dafür war die Annexion Bosniens im Jahr 1908, wo 600 000 Muslime lebten. Da diese Muslime auch in den Armeen der Monarchie kämpften, waren im Heer Imame zur Betreuung der muslimisch-bosnischen Soldaten tätig.

• Im Jahr 1979 wurde die Islamische Glaubensgemeinschaft Österreichs als Körperschaft öffentlichen Rechts anerkannt, was in Westeuropa bis heute einzigartig ist. Im selben Jahr wurde die erste Moschee mit Minarett in Wien eröffnet.

die rechtliche stellung des islaMs in Österreich

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das Jahr der kulturellen herrschaft der gaMsbärte

Alexander van der Bellen, Nationalratsab-geordneter, ehemaliger Bundessprecher der Grünen und Professor für Volkswirt-schaftslehre, spricht mit MORGEN über Politik, Protest und Persönliches.

BildUng statt aUsBildUng – wie Bewerten sie diese ForderUng?

Ich muss gestehen, ein bisserl ein Problem hab ich schon damit. Ich bin zwar der Mei-nung, die Universität ist keine Handelsakade-mie, sie ist keine berufsbildende Institution, sondern es geht weit darüber hinaus. Was wir versuchen sollten zu vermitteln, ist me-thodisch zu denken, ein Vorurteil von einem Urteil, von einer Meinung zu unterscheiden. Oder was ist ein Beweis, was ist bestenfalls ein Beleg. Solche Dinge. Aber dieses statt stört mich, also dieses Bildung statt Ausbil-dung. Erstens ist es einmal schon von Fach zu Fach unterschiedlich, ein Mediziner muss schon auch lernen ein guter Arzt zu sein, bei den Juristen ist es vielleicht nicht so aus-geprägt, aber ähnlich. Offensichtlich ist die Ausrichtung am Arbeitsmarkt nach Meinung sehr vieler Studenten und Studentinnen zu weit gegangen.

was halten sie von der BeZeichnUng einiger stUdienFächer als orchideenFächer?

Ich halte gar nichts von dieser Bezeichnung. Es gibt kein Kriterium dafür, was jetzt wirk-lich exotisch ist, und gleichzeitig schwingt ja auch die Implikation unnötig mit. Manch-mal müssen wir uns einfach daran gewöh-nen, dass zwischen dem Studium und der Absicht der Studierenden und der späteren Tätigkeit, also dem Beruf, kein offensicht-licher Zusammenhang besteht. Ich kenne sehr viele Theologen, die nicht Religions-lehrer geworden sind, sondern Psychothe-rapeuten oder Consultants aller Art. Genau an diesem Beispiel sieht man ja, dass die Leute nicht alle arbeitslos werden nach Be-endigung ihres Studiums.

weihnachten naht Und somit ist aUch die Zeit Für weihnachtswünsche gekom-men. da stellt sich die Frage, welche QUaliFikationen der oder die ZUkünFtige wissen-schaFtsminister_in mitBrin-gen sollte Und wo sie dann aUch den akUtesten hand-lUngsBedarF sehen?

Das Wichtigste wäre eine gewisse Leiden-schaft für das betreute Fach. Was ist die Uni? Wo soll sie in zehn, 20 Jahren stehen? Wie setze ich mich dafür ein? Ich muss sa-gen, vom Minister Hahn hab ich nichts davon gemerkt. Ich fand ihn vollkommen profillos und dass da ein profilloser und erfolgloser Minister zur Belohnung in die europäische Kommission übersiedelt, ist für mich wirk-lich ein Armutszeugnis österreichischer Po-litik. Aber ich kann nur hoffen, dass es jetzt besser wird. Die Erfahrung der letzten zehn Jahre stützt diese Hoffnung allerdings nicht unbedingt.

eine kleine „was-wäre-wenn“ sitUation: sie Bekommen das angeBot Österreichs neUer wissenschaFtsminister ZU werden ... Das ist wirklich eine Weihnachtsfrage. Ich würde nicht sofort zuschlagen, glaube ich. Weil was nutzen mir die besten Intentionen, wenn’s den angemessenen Budgetpfad nicht gibt. Und ich glaube, dass sich ohne mehr finanzielle Mittel für die Universitäten die Si-tuation nicht ändern kann. Auch bei noch so bestem Wollen der Rektoren, Professor_in-nen, Studierenden usw.

wenn wir gleich Bei der Politik BleiBen: Unser BUndeskanZler Faymann hat ja scheinBar ein gewis-ses ProBlem damit, klar stellUng ZU BeZiehen. einer seiner lÖsUngsansätZe sind aUsgleichsZahlUngen. wie BeUrteilen sie diese?

Was die Ausgleichszahlungen betrifft, ist es grundsätzlich eine gute Idee, die wir auch schon vorgetragen haben. Es wird nur sehr schwer sein, sie umzusetzen. Die Deutschen werden uns wahrscheinlich sagen, warum sollen wir zahlen? Beispielsweise studie-ren, gemessen an der Bevölkerung, mehr Österreicher in Deutschland als Deutsche

in Österreich. Nichtsdestotrotz werden wir in der Europäischen Union so etwas brau-chen, wenn es ernst gemeint ist mit der In-ternationalisierung der Studien – und das hoffe ich. Wir sind noch nicht soweit wie die Champions League im Fußball. Aber wir soll-ten da hinkommen, das wirklich als interna-tionale und europäische Frage zu begreifen und dann wird es auch eine Frage der Aus-gleichszahlungen sein.

wo sehen sie sonst die mÖglichkeiten geld Für die Unis locker ZU machen?

Also erstens glaube ich, dass wir das als In-vestition begreifen sollten. Also etwas, das uns im Moment Geld kostet, aber sich spä-ter rentiert. Ich bin der Meinung, es regnet beim Dach herein und die Regierung stellt einen zusätzlichen Kübel auf, das sind die rund 30 Millionen, die Minister Hahn verspro-chen hat. Das wird nicht reichen, wir reden hier von 1 oder 2 Milliarden Euro zusätzlich. Zwei Prozent des BIP anstelle der jetzigen 1,3 % heißt rund 2 Milliarden pro Jahr zu-sätzlich. Den Pfad müsste man gesetzlich fixieren, weil den Versprechungen ist nicht zu vertrauen. Wenn es dem Überleben der österreichischen Universität dient, würde ich sogar eine Zweckbindung von Steuern in Kauf nehmen.

wie stehen sie dem BolognaProZess Und seiner UmsetZUng in Österreich gegenüBer?

Ich war immer ein Befürworter des Bologna-prozesses, solange ich an der Uni aktiv tätig war. Schlicht weil ich das Ziel so verstanden habe, dass durch eine gewisse Harmonisie-rung von Studienbedingungen, durch die Re-gelung des Punktesystems, das internationale Studium deutlich erleichtert wird. Das war die Idee im Wesentlichen. Der zweite Punkt, die Aufteilung des Studiums in Bachelor und Master, schien mir als Ökonomen auch ver-nünftig. Mitgekriegt hab ich jetzt, dass es enorme Schwierigkeiten in der Umsetzung gibt, Probleme die sich daraus ergeben ha-ben, dass sich die Mindeststudiendauer auf fünf Jahre verlängert hat und Wahlfächer eingeschränkt wurden. Ich höre auch, dass es jetzt schwieriger ist, im Laufe der ersten sechs Semester ein Auslandssemester ein-zubauen, weil die Verschulung so stark ist, dass man große Gefahr läuft, ein Semes-ter zu verlieren. Aber ich hab den Eindruck, dass sich die Professorenschaft dem Pro-blem bewusst geworden ist – nicht zuletzt durch die Proteste der Studierenden – dass

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der Bolognaprozess, so wie er bis jetzt ge-laufen ist, nicht geht und reformiert gehört.

in BeZUg aUF einige üBerlaU-Fene stUdienrichtUngen ist ja immer wieder die rede von ZUgangsBeschränkUn-gen, die wir stUdent_innen ja aBlehnen Und sie vermUt-lich grossteils aUch. was Für mÖglichkeiten sehen sie, die konZentrierUng aUF eini-ge wenige Fächer ZU redUZie-ren?

Man müsste viel besser informieren. Ich bin überzeugt, dass die Leute bis zur Matura viel zu wenig wissen, was überhaupt möglich ist, was das einzelne Fach überhaupt be-sagt und was dort zu tun ist. Dass sich die Zahlen konzentrieren in bestimmten Fächern ist ja unübersehbar. Wir müssen schon auch auf die Qualität des Abschlusses achten.

die Ug-novelle 2002 hat viel UnmUt Unter den stUdieren-den geschürt. wie würden sie die reaktionen der damali-gen regierUngsParteien ZU diesem Protest BeUrteilen?

Das schlimmste war eigentlich die Stellung-nahme des BZÖ und gar nicht so sehr der Freiheitlichen. Die halten sich da relativ zu-rück, aber das BZÖ sprach wortwörtlich von links-linkem Anarchismus an den Universitä-ten. Und was ja genau so schlimm ist: Von der Umvolkung, die da stattfindet aufgrund der hohen Anzahl ausländischer Studieren-der. Ich meine, das ist jenseits, das braucht

man nicht weiter kommentieren. Es ist be-dauerlich, dass die Mitbestimmungsmög-lichkeiten deutlich zurückgefahren worden sind. Ich komme ja aus einer Zeit, wo es überhaupt keine Mitbestimmung gab. Und wir haben damals – im Gefolge von 68 – ver-sucht, die Uni zu reformieren.

sie haBen im laUFe der Zeit ja schon mehrere stUdent_in-nenProteste miterleBt, sehen sie da Parallelen BZw. Unter-schiede?

Naja, das 68er-Jahr hat einen sehr großen Einfluss auf uns gehabt, aber er ist schwer zu definieren. 68 war ja in Österreich das Jahr der schwarzen Alleinregierung und für mich war das das Jahr der kulturellen Herr-schaft der Gamsbärte und somit Provinz pur. Es gab zwar verschiedene Sachen, die man nicht rational verstehen konnte, z.B. der be-rühmte Spruch „die Phantasie an die Macht“ aus Paris. Aber trotzdem hat das so etwas wie einen Aufbruch signalisiert. Es hat ge-zeigt, dass man wieder so etwas wie Ideale und Vorstellungen haben kann, die vom da-maligen Mainstream deutlich abwichen. In Innsbruck hatten wir halt auch unsere Sit-Ins und Diskussionen, aber jetzt gibt es schon erhebliche Unterschiede. Zum einen war die 68er-Revolte keine feministische, soweit ich das mitbekommen habe. Und was ich nach-her darüber gelesen habe, haben Frauen ei-ne relativ geringe Rolle gespielt. Hier ist es im Unterschied zu damals relativ beschränkt auf die Unis. Dort aber mit dem Anspruch, nicht nur bessere Studienbedingungen zu

erreichen, sondern auch über den Sinn der Uni selbst zu reden, der über den einer FH – ohne diese abzuwerten – hinausgehen muss.

aBschliessend vielleicht noch eine kleine Prognose: wie schätZen sie die ZUkUnFt der BesetZUng ein?

Na bis jetzt finde ich, haben Sie das sehr professionell erlebt oder gemacht. Die Me-dienkommentare waren ja nach einer kurzen Schrecksekunde überwiegend sehr positiv – durchwegs, zumindest in den Printmedi-en und das ist schon eine große Leistung. Ich glaube, es hat sich herumgesprochen, dass es sich hier nicht um einen klassischen Streik handelt. Die Leute arbeiten und studie-ren wie vorher, nur gibt es eben eine fluktuie-rende Besetzung des Audimax als zentralen Veranstaltungsort. Das ist, glaub ich, dem Rektorat auch bekannt. Bei den knappen Mitteln müssen Sie jedoch wahrscheinlich einen Kompromiss eingehen, aber das ist eine Sache der Verhandlung zwischen Ih-nen und dem Rektorat.

vielen dank Für das gesPräch!

Foto: sagd

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wer ist van der Bellen eigentlich?

• Alexander Van der Bellen, geboren 1944 in Wien• Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Wien • Abgeordneter der Grünen zum Nationalrat• Sprecher für Internationale Entwicklungen und Außenpolitik

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medienrummelrektor Winckler iM audiMax

„Liebe Kolleginnen und Kollegen“ begrüßt Magnifi-zenz O. Univ.-Prof. Dr. Georg Winckler das bis zum Bersten gefüllte Audimax letzten Freitag. Am Vor-mittag besucht der Rektor eine der ausgelagerten Jus- Einführungsvorlesungen im Bank Austria Cen-ter. Den dort anwesenden Studierenden sichert er Unterstützung für eine baldige Wiederaufnahme ih-res Lehrbetriebes im Audimax zu und ermuntert sie, sich für die Aufgabe der Audimax-Besetzung ein-zusetzen. Am Abend desselben Tages tritt Rektor Winckler den ersten offiziellen Besuch des mittler-weile seit sechs Wochen besetzten größten Hörsaals der Uni Wien an.

Das Zugehen auf die Studierenden erschöpft sich mit der eingangs kollegialen Begrüßung. Denn Verständnis für die Besetzung hat der Rektor nicht: „Es muss eine an-dere Lösung geben.“ Die mehrmalige Aufforderung Vor-schläge zu machen, nimmt er aber dann doch nicht wahr.

Es folgen annähernd zwei Stunden lange Frage- Ant-wort- Spielchen, während denen letztlich inhaltlich voll-kommen aneinander vorbeigeredet wird. Der Rektor bezieht zu wenigen Dingen Stellung, die Studierenden fordern hingegen Entgegenkommen und Positionierung.

Einzig Univ.-Prof. Dr. Helmut Fuchs erntet Applaus, nach-dem er verlautbart, der Senat werde sich auf ein Neu-es mit den Studienplänen beschäftigen. „Dialog erfolgt über den Senat“, verspricht er.

Relativ still verhält sich einstweilen die einzige weibli-che Vertretung der Universitätsleitung, Vizerektorin Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Christa Schnabl. Aufgrund ihrer Zu-rückhaltung wird sie von den Studierenden zunächst schlichtweg übersehen. Sie spricht sehr kurz über die angestrebte Geschlechtergleichstellung innerhalb der Universitäten und verstummt anschließend wieder. Sie wäre laut offizieller Webpage der Uni Wien die Zustän-dige für „Studierende“ und „Weiterbildung“.

Viele Studierende zeigten sich nach der Veranstaltung enttäuscht: „Während die Rektoren der Universitäten Innsbruck und Salzburg die Studierenden konstruktiv unterstützen, kommt von dem unsrigen rein gar nichts“, so eine Studentin auf die Frage nach ihrem Eindruck. „Dann geht es für uns wohl weiter wie bisher. So ein-fach abschassen lassen wir uns nicht!“ [pii]

Foto: daniel Weber

was gehen mich die BauarBeiten an? eine satirische betrachtung

Was da derzeit an der Uni Wien passiert, ist eine bodenlose Frechheit. Und das geht jetzt schon seit Oktober so . Eigentlich will ich nur mein Germanis-tik-Studium weitermachen, aber es wird mir derzeit beinahe unmöglich ge-macht, weil ich nicht einmal in meinen Hörsaal komme. Letzte Woche musste eine Lehrveranstaltung am Gang – am Gang – abgehalten werden. Ich pilgere durch die halbe Stadt, an die USI, sonst wohin, nur, weil sich einige Vollpfosten einbilden, die Uni muss besser werden als sie ist. Dabei ist doch alles super, fehlt eh niemandem was. Außer mir halt im Moment ein geregeltes Studium. Wenn dann einmal unendliche Gnade gezeigt wird und wir in die Hörsäle dür-fen, dann kommt so ein Lärm von draußen rein, dass man nicht richtig zuhören kann. Langsam, aber sicher, platzt mir der Kragen. Die ganze Uni ist ein ein-ziger Saustall, überall Dreck und Schmutz und Lärm. Und arbeitswilligen Stu-dent_innen wird damit ein fetter Strich durch die Rechnung gemacht. Mir ist genug Staub aufgewirbelt worden, darauf hab ich keine Lust mehr.

Was sagen Sie? Dass die Proteste notwendig seien? Himmel, ich rede doch nicht von den Protesten, die sind mir doch vollkommen egal. Ich rede von der Baustelle. Was sagen Sie? Dass die Baustelle ihren Grund haben wird? Dass es mir in der Zukunft vielleicht dadurch besser geht? Das ist mir herzlich egal. Welchen Grund könnte so ein Blödsinn denn haben? Brandschutz? Blödsinn, ich habe keine Probleme, also gibt es wohl auch keine. Ich sehe im Moment nur eines: Ich werde im Studium blockiert und das nehme ich nicht mehr hin. Die Gründe sind mir egal. Ich nehme das nicht mehr hin, dass ich im Studium blockiert werde. Das ist alles, was ich sehe. Ich kann nur an die Verantwortli-chen appellieren, dass sie mit diesem offensichtlich sinnlosen Bauen aufhören und das Geld, das sie da in die Luft blasen, lieber den Banken geben. Frei nach dem Motto: Mehr Bankendividende statt neuer Uniwände! Danke! [emk]

Nachdem der Rektor nach weni-gen Minuten vom ‚ich‘ zum ‚wir‘ wechselte, hatte er anschließend nicht mehr zu bieten, als uns na-he zu legen das Audimax aufzu-geben. Anschließend würde man sich schon etwas einfallen lassen.

Dass der Rektor nichts anderes als ein Parteianliegen der ÖVP transportierte, um nicht in Miss-gunst zu geraten, war ihm wohl selbst klar und ebenso der mit-gebrachten Delegation der Uni-versitätsführung.

Dieser war von Anfang an die Lan-geweile anzusehen, wohl wissend, dass es mit dieser Vorbedingung niemals zu einer Verständigung kommen würde. Denn die aller-meisten Forderungen der Stu-dierenden fallen ohnehin in den

Kompetenzbereich der Politik und nicht des Rektorats.

„Habt ihr denn keine Angst, dass das Audimax von der Polizei ge-räumt werden würde?“ wurde ich von einem der zahlreichen Jour-nalisten gefragt. „Nein“ antwor-tete ich, „das wäre doch das beste was uns passieren könn-te.“ „Warum denn das?“ „Nun ja, das Audimax ist das Epizentrum einer Bewegung die gerade da-bei ist Europa zu verlassen, um sich auf die USA und den Rest der Welt auszubreiten. Mehr als 80 Unis sind nunmehr besetzt. Wenn das Audimax geräumt würde, wären am nächsten Tag alle Leute wieder da. Dies wür-de einmal mehr einen riesigen Medienrummel erzeugen. Noch besser wäre es, wenn das Au-

wann werden wir endlich geräuMt?

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9u-bahnzeitung der ProtestbeWegung

nüchtern Betrachtet:so „gut“ ist die dissertation Von ex-Wissen-schaFtsMinister dr . Johannes hahn

Das Wort Philosophie bedeutet ja wörtlich soviel wie „Liebe zur Weisheit“. Ex- Wis-senschaftsminister, bzw. Neo-Kommissar, Johannes „Gio“ Hahn ist Doktor der Philosophie. Also ein wahrer Freund der Weisheit, möchte man meinen. Ein Blick auf die Doktorarbeit unseres zuständigen Ministers jedoch ist ernüchternd. Stel-lenweise glaubt man sich in eine politische Sonntagsrede versetzt, oder man fragt sich, was das eigentlich mit dem Thema des Kapitels, oder der Arbeit, zu tun hat. Als arme(r) Leser_in zermartert man sich den Kopf, diese Arbeit zu ver-stehen, bis man schlussendlich zähneknirschend eingestehen muss: Es gibt bei dieser Arbeit nichts, aber auch gar nichts zu verstehen. Man lese und staune! Aber lassen wir die Arbeit für sich selbst sprechen.

Eine einzelne Seite (die aus sage und schrei-be 9 ganzen Sätzen besteht) reicht ihm völlig, um die Situation der beiden „Megathemen“ Umwelt und Weltfriede zum damaligen Zeit-punkt (1987) zu analysieren. Das ist genial! Legionen von Wissenschaftler_innen und Denker_innen zerbrachen und zerbrechen sich den Kopf, wie die Erderwärmung auf-gehalten werden soll, Gio kennt die Antwort: „Dies ist der nächste, zwingende Schritt: Sich den Umweltschutz etwas kosten lassen und in Wahrheit eigentlich an der Innovation verdienen.“ Oder mein persönlicher Liebling aus dem Unterkapitel „Die abendländische Leitgesellschaft“: „ (...) denn unsere west-lich-demokratische Gesellschaftsordnung ist die weltweit dominante. Dominant, ver-

standen als anstrebenswerteste.“ Sehr ge-wagte Aussage, vor allem als Philosoph. Und zu guter Letzt ein Zitat, das zur aktu-ellen Situation passt: „Nicht grundlos wird vielfach die Information als die mittlerweile ökonomisch wichtigste Ware angesehen.“

Ich muss gestehen: Ich würde mich ja bei-nahe über die Arbeit ärgern, wenn sie nicht so lustig wäre. Doch wie lautet schon ein al-tes Sprichwort von Boethius: „Hättest du ge-schwiegen, wärst du Philosoph geblieben.“

In diesem Sinne: Gehen Sie in die National-bibliothek, kaufen Sie sich eine Tageskarte und verbringen Sie einen herrlichen Nach-mittag mit dieser Arbeit!

dimax von der Polizei gesichert wird. Auf die Lawine an interna-tionalen Protesten freue ich mich jetzt schon.“

Was bisher noch nicht in die Köpfe der ÖVP gedrungen ist, ist die Tatsache, dass ein Aus-sitzen der Proteste wie noch vor Jahren möglich, jetzt keinen Er-folg mehr haben wird. Wir halten die beiden größten Hörsäle und alle weiteren besetzten Räume an der Uni Wien kompromiss-los, bis sich die ÖVP endlich bewegt. Die bisherigen Versu-che des Wissenschaftsministe-riums die Studierenden dazu zu bringen, als Minderheit über ein ÖVP-Papier mit abzustimmen, können leider nur als lächerlich bewertet werden.

Weiters werden es sich die Stu-dierenden nicht nehmen lassen in dieser Bewegung mehr als nur Bildungsthemen zu transportieren.

Wenn in Österreich kleine und mittlere Unternehmen im Vergleich zum Umsatz sechs mal so viel an

Steuern zahlen müssen wie die großen Konzerne (Anm.: Die 500 größten multinationalen Konzerne erwirtschaften 52% des weltwei-ten Bruttosozialprodukts, domi-nieren 70% des globalen Handels und sichern weltweit 0.05% der Arbeitsplätze), dann werden wir nicht schweigen!

Wenn in Österreich 10% der Haus-halte 70% der Privatvermögen halten und diese in den letzten Jahren – auch 2008 - dauerhaft angestiegen sind, aber die Politik neue Steuern ablehnt, dann wer-den wir nicht schweigen! Wenn die EU-Kommission Gelder, die

den bäuerlichen Haushalten zu-gute kommen sollten, Konzer-nen in den Rachen wirft, die in weiterer Folge quer durch Afri-ka die Märkte überschwemmen und damit Millionen Menschen in den Ruin stürzen, dann wer-den wir nicht schweigen!

Wer nicht elend zugrunde ge-hen will rettet sich auf ein Boot nach Europa. In Europa wun-dert man sich warum es plötz-lich einen so hohen Zustrom an Menschen gibt, von denen bis zu einem Drittel noch auf hoher See verendet. Dazu werden wir nicht schweigen!

Wir wollen keine Ökonomisie-rung aller Lebensbereiche! Wir wollen nicht weniger Staat und mehr privat und schon gar nicht an den Hochschulen!

Wir sind hier, an der Universität, einem Freiraum der 1848 vom Bürgertum erkämpft wurde und das aus gutem Grund, wie heu-te mehr als deutlich wird.

Demokratie ist die ‚Herrschaft des Volkes‘ und nicht die Herr-schaft der Wirtschaftsoligarchie, die Millionen verschleudert um die öffentliche Meinung und vor allem die Politik beeinflussen zu können.

Wir werden nicht aufgeben und mit allen uns zur Verfügung ste-henden demokratischen Mitteln gegen diese Missstände kämp-fen und weiter expandieren! Und wenn man uns zum schweigen bringen will, dann sollen sie uns doch räumen. Es wäre uns ei-ne Freude!

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Foto: Martin JuenFo

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schaft momentan so fertig macht, dass sie so brutal ist, so rücksichtslos. Und im End-effekt ein Auswuchs eines patriarchalischen Systems, das wahrscheinlich der ganz große Irrweg der Menschheit seit 6000 Jahren ist.

sehen sie aUch Parallelen ZU ‚68?

Ja. Obwohl man nie vergessen darf, was immer in den Diskussionen ausgeklammert wird: ‚68 ging es zuerst mal darum, dass die ganzen Nazi-Herrschaften uns wahnsinnig machten. Deswegen war das auch ein biss-chen sehr aggressiv. Aber, das muss man auch verstehen, diese Aggressivität kam na-türlich daher, dass in der Wirtschaft und in der Politik und in der Hochschule auch die Nazis noch das Sagen hatten. Das ist na-türlich hier eine andere Situation.

Auf der anderen Seite gibt es auch viel wo-gegen es anzukämpfen gilt. Der Kapitalis-mus ist dabei, die Erde zu vernichten, um das mal ganz schlicht und einfach auszu-drücken. Dann fragt man sich schon, war-um man nicht schon länger begonnen hat, wirklich massiv zu protestieren. Es muss ei-nem doch klar werden, dass im letzten Jahr in Deutschland unendliche Steuergeschenke an Spekulanten und Banker gemacht wor-den sind, die wir nie abzahlen können. Also, dass wir richtig verarscht worden sind, dass die gleichen Leute jetzt wieder beste Bör-sengewinne haben, Boni ausgezahlt bekom-men und spekulieren auf Teufel komm raus. Und das ist nur damit zu erklären, dass die „neoliberalen think tanks“ oft perfekt gear-beitet haben - sie haben uns eine Meinung gemacht. Aber ihr seid ja alle nicht blöd und deswegen könnt ihr das auch durchschau-en- ganz einfach.

nach einem BesUch an der Universität münchen BesU-chen sie jetZt mit wien eine weitere Uni. haBen sie das geFühl, dass die nUnmehr internationalen Proteste tatsächlich etwas Bewegen kÖnnen?

Ja, ich hoffe es. Ich hab vor allem die Hoff-nung, dass diese Proteste nicht nur aus-schließlich studentische Belange angehen, wie ich es der Presse entnehmen kann, dass diese es gerne hätte. Also wenn ich im Standard heute zum Beispiel lese, die „stu-dentische Spaßguerilla“ sollte jetzt wieder beginnen weiter zu studieren, dann ist dar-aus ja eigentlich die Angst zu spüren, dass die Studenten mehr umtreiben könnte, als ausschließlich Master-Bachelor/ Bologna.

Stattdessen wird ein grundgesellschaftli-ches Problem angesprochen. Und dass da ein Strukturwandel erwünscht ist, und dass die Studenten, was ja meine Hoffnung ist, endlich jetzt mal aufschreien gegen dieses neo-liberale Komplott. Ich meine, es geht ja hier darum, dass wir fast einer neo-liberalen Glaubensrichtung ausgeliefert sind. Und ich glaube, dass das zu spüren ist. Ich mein, ich hab ja 68 live miterlebt und was ich spannend finde: Es sind natürlich viel mehr Frauen hier involviert als das 68 das der Fall war. Das war ja schon ein ziemlicher Macho-Verein. Und dementsprechend war auch der Ton-fall. Und ich glaube, dass das hier alles ein bisschen anders, und in einer gewissen Wei-se auch reifer abläuft und ein bisschen lie-bevoller, zärtlicher. Und wenn wir eine neue Gesellschaft wollen, dann muss das ja auch eine zärtlichere Gesellschaft werden, das ist ja das, was uns eigentlich an dieser Gesell-

„es ist das Vorrecht der Jugend, zu Protestieren!“

vor drei jahren waren sie mi-torganisator einer antiFa-toUr dUrch ostdeUtschland, Um den rechtsradikalismUs aUs der stadt ZU treiBen, mit Unangenehmen erFahrUn-gen. denken sie, dass es die aUFgaBe eines künstlers ist, seine PoPUlarität aUch Poli-tisch einZUsetZen?

Ich würde es mir wünschen, dass die Künst-ler das wieder so sehen. Engagement war nicht sexy. Und es wäre schön, wenn sich zu engagieren eine ganz selbstverständli-che Angelegenheit ist- und wir das einfach in dieser Gesellschaft, in dieser Welt brau-chen. Und insofern hoffe ich jetzt, dass die jungen Künstler da auch wieder beginnen damit. Es ist doch eigentlich auch ein Vor-recht der Jugend zu protestieren! 20 Jah-re lang ist diese Kraft der Jugend verloren gegangen. Sich aufzulehnen, zu protestie-ren, auch mal einen Blödsinn rauszuschrei-en, aber wenigstens zu schreien. Jeder hat nur geschaut, dass er irgendwie sein BWL-Studium ordentlich hinkriegt, um dann zur Elite der Gesellschaft zu gehören. Aber was ist denn das für eine Elite? Wir müssen al-le aufpassen, dass wir uns und die Welt nicht nur unter ökonomischen Interessen betrachten. Das ist ja auch ein Thema bei den Hochschulen - die Interessen der Wirt-schaft, die natürlich immer offensichtlicher werden. Also diese Vermengung zwischen Militär, zwischen Wirtschaft, Lobbyismus und Hochschulen, die ist schon extrem ge-fährlich. Und es ist schon gut, dass da jetzt mal was losgeht. Ich wünsche euch insofern, dass es durchhält - es muss ja nicht immer diese Uni besetzt sein, um das geht es jetzt gar nicht. Sondern, dass die Idee des Pro-testes weiter bestehen bleibt. In verschie-densten Formen.

der dritte nationalratsPrä-sident in Unserem Parlament ist aUs der olymPia, aUs der BUrschenschaFt, die im PrinZiP der rechteste verein ist, den es giBt. was sagen sie daZU, dass in so einer eBene des staates solche „BraUn-denkenden“ sitZen?

Ich halte sowieso den Zustand in Österreich im Moment für relativ gefährlich, weil es ja keinen politischen Ausgleich gibt. Es gibt ja eigentlich überhaupt keine Linke mehr bei euch. Und das vermiss ich. Dann laufen alle

Foto: Martin Juen

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11u-bahnzeitung der ProtestbeWegung

irgendwelchen FPÖ Politikern hinterher, weil sie eine schöne Web-site machen und weil sie irgendwie auf jugendlich-sexy machen - also das ist schon haarsträubend. Und ich könnte mir vorstellen, dass das deswegen auch von Wien aus losgegangen ist.

Bedenklicherweise steht ein großer Teil der Bevölkerung dahinter, sie denkt sich nichts dabei.

Die Bevölkerung ist verarscht worden, 20 Jahre lang! Wir müssen einfach eine eigene Medienvernetzung schaffen, damit Information wieder durchkommt, und nicht nur das, was in den üblichen Me-dien steht. Das ist ganz wichtig. Und das kann eigentlich nur von der Studentenschaft so richtig gut ausgehen. Das ist auch eine Fra-ge der Naturwissenschaftler, Politologen, Soziologen. Die müssen sich einfach wieder trauen.

Für sie, als vater von ZUkünFtigen stUdenten Und doZent an der Universität würZBUrg, hat die Universitäre BildUng sicherlich aUch eine PersÖnliche relevanZ. welche änderUn-gen würden sie sich selBst Für die hochschU-len wünschen?

Also persönlich habe ich eine Utopie, dass es wieder mal möglich sein wird, an eine Hochschule zu gehen und einfach wieder ein paar Jahre zu studieren, ohne Druck zu haben - da hatten wir eine unglaublich glückliche Zeit. Wir haben einfach ein paar Jahre lang rumstudieren können und von einer Vorlesung in die andere trei-ben. Und dann sind wir nochmal zwei Jahre in den Urlaub gefahren und haben Weltreisen gemacht und niemand hat einen Druck ver-spürt, dass er anschließend nie mehr was zum Arbeiten hätte. Ja, das wäre meine Utopie, dass ein Studium wieder wirklich etwas ist, was für den Geist und für die Seele ist, und man nicht einen per-manenten ökonomischen Zwang dahinter spürt. Und nicht so von einer unglaublichen Leistungsbesessenheit. Es ist nicht so wichtig, dass man großartig wird. Ich glaube es ist viel wichtiger, dass man sich informiert und dass man einen wahnsinnigen Spaß wieder hat, am Studieren. Das ist ja eigentlich eine unglaublich schöne Zeit.

[sud, tas]

PressesPiegelFloP

„Die Presse“ 20.11.2009: „Die Fürsorgepflicht der Ge-sellschaft mündet daher in zwei Aufgaben: Den sozial Bedürftigen Ausbildungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen, ihnen aber gleichzeitig den Zugang zu den ‚Orchideenfächern‘ zu verwehren, weil sie sonst nie ei-nen Ausweg aus der Bedürftigkeit finden können.“ Laut Duden handelt es sich bei einem „Orchideenstudium“ um ein ungewöhnliches und deshalb nur von wenigen gewähltes Studienfach. Demnach würde auch die Stu-dienrichtung Elektrotechnik in diese Kategorie fallen. Ei-ne fertig studierte Elektrotechnikerin wird jedoch kaum die Fürsorgepflicht der Gesellschaft in Anspruch neh-men müssen. Gemeint sind hier vermutlich Fächer wie Philosophie oder Archäologie, kurzum, die Geisteswis-senschaften. Besonders diese Studien werden oft als überflüssig erachtet, da sie angeblich ökonomisch nicht verwertbar sind. Das dort erworbene Wissen ist aber ei-ne Grundkompetenz für eine wirtschaftlich erfolgreiche Gesellschaft. Außerdem steht nirgendwo geschrieben, dass zum Beispiel ein Geschichtsstudent als Historiker enden muss. Selbst Wissenschaftsminister Johannes Hahn hat seine Dissertation in Philosophie geschrieben. Und dieser Herr beweist ja wohl, dass es möglich ist, als Absolvent eines „Orchideenfachs“ Karriere zu machen.

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„Salzburger Nachrichten“, 14.11.2009: Im Gegensatz zu dem Kommentar in der Presse ist hier einmal ein Jour-nalist, der unsere Anliegen verstanden hat. Chefredak-teur Manfred Perterer fragte: „Warum schaffen wir nicht einfach den Mangel ab, anstatt ihn zu verwalten?“ und forderte „nicht weniger“, sondern „mehr Studenten“. Entgegen manchen Damen und Herren aus Politik und Wirtschaft weiß er, warum gerade jetzt in Bildung in-vestiert werden muss: „Junge, sehr gut gebildete (und nicht ausgebildete) Menschen sind die Zukunft unse-rer Wissensgesellschaft. Die einzige Chance, unser wirtschaftliches System auch in den kommenden Jah-ren aufrechtzuerhalten, liegt nicht nur in der Qualifikati-on unserer Jugend, sondern vor allem in ihrer Qualität. [...] Wir sollten uns daher darüber freuen, dass es vie-le junge Menschen gibt, die unsere Universitäten besu-chen, und nicht immer darüber jammern.“ Hoffen wir, dass auch einige Bildungsbereichler diesen Artikel gele-sen und sich ein Scheibchen Verständnis abgeschnitten haben. Die Zuständigen sollten endlich begreifen, dass junge Leute zu „Fachidiot_innen“ auszubilden, die nicht mehr selbständig denken wollen oder können, keine In-vestition in die Zukunft ist.

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Mitarbeiter des Instituts für Jugendkultur-forschung im 9. Bezirk führten zu Beginn der Proteste eine Blitzumfrage an der Uni Wien durch. Die Ergebnisse waren für Beate Großegger überraschend: Der Protest wird von einer breiten Mehrheit (rund 70%) der Studierenden unterstützt. Warum sich der Widerstand gerade jetzt geregt hat? „Weil irgendwann läuft das Fass einfach über!“ Die Student_innen finden es gut, dass end-lich über die Probleme im Uni-Alltag disku-tiert wird. Am meisten Zustimmung hat die Forderung nach „keine Ökonomisierung der Bildung“ erhalten. „Die Universität soll ein Bildungsraum sein, wo die Faszination des Denkens geschult wird und wo wirtschaftliche Interessen vorerst draußen bleiben sollen“, fasst die Jungendforscherin das Hauptanlie-gen der Studierenden zusammen. An zwei-ter Stelle kommt die Forderung nach einem ausreichendem Lehrveranstaltungsangebot mit guten Betreuungsverhältnissen. „In einer Lehr-Lern-Situation braucht es die Kommuni-kation zwischen denen, die schon lange in dem Fach tätig sind und die Erfahrungen gesammelt ha-ben und denen, die neugierig hineinschauen.“ Großegger ist selbst an zwei Instituten externe Lehrende und schätz den direk-ten Kontakt mit Student_innen: „Ich habe eine unheimlich Freu-de, wenn ich das Gefühl habe, dass ich von der Faszination an meinem Fach etwas weiterge-ben kann.“ Der drittwichtigste Punkt für die Studierenden ist, dass es ausreichend Geld für die Unis braucht.

Der Umfrage zufolge stört die Stu-dent_innen vor allem die Massen-universität. Sie kommen nicht in Lehrveranstaltungen hinein, die wichtig für den Fortgang ihres Stu-diums wären. Es wird ihnen dann vorgeworfen, sie würden nichts leisten wollen, dabei können sie einfach nicht. Dieses falsche Bild soll richtiggestellt werden. Die Studienverhältnisse sind teilwei-se katastrophal: Überfüllte Hör-säle, fehlende Aufenthaltsräume und teure Skripten erleichtern das Studieren nicht gerade. Groß-egger weiß: „Es ist fürchterlich, wenn man unter dem Waschbe-cken sitzen muss. Das ist kein Ort, an dem man sich wahnsin-nig viel aneignen oder sich aus-tauschen kann.“

„irgendwann läuft das fass einfach üBer“ Sie tragen Perlenohrringe und Polo-Shirts oder Dreadlocks und zerrissene Jeans: Junge Menschen in Österreich haben viele Gesichter – und ebensoviele Meinungen. Genau dafür interessiert sich die Jugendforscherin Dr.in Beate Großegger. Morgen sprach mit ihr über die Uni-Proteste und die Visionen der Besetzer_innen. [sat, nih]

Für die studierte Kommunikationswissen-schaftlerin ist die angemessene Vermittlung von Inhalten entscheidend. Wissenschaftler_innen hätten eine gesellschaftliche Verant-wortung, sich verständlich zu machen und logisch zu erklären, warum es für Wissen-schaft und Forschung Geld geben muss und warum das für die Gesellschaft wichtig ist

keine Zeit Für gesellschaFts-UtoPien

Großegger ist der Meinung, dass die Jugend von heute sich keine Visionen mehr leisten könne. Auch die aktuellen Studierendenpro-teste bilden hierbei keine Ausnahme. In den Student_innenprotesten der 60er und 80er Jahre hieß „politisch sein“ noch etwas an-deres. Man hat sich nicht so sehr auf den eigenen Bereich konzentriert, sondern ist stärker hinaus gegangen und hat es in ei-nen größeren Zusammenhang gestellt. Heute ist es so, dass die Student_innen ihre Le-

benswelt selber in die Hand nehmen, weil es sonst niemand tut. Großegger sieht das aber nicht als politische Ignoranz, die sie nicht über den politischen Tellerrand hinaus denken lässt, sondern als eine große Über-forderung im Alltag auf Grund ständig stei-gender, gesellschaftlicher Anforderungen. Es geht nicht um große soziale und gesell-schaftliche Utopien, sondern es geht darum, wie universitäre Bildung heute funktionieren soll. Der Protest bezieht sich auf das kon-krete Thema Universität, das aber jetzt nicht auf einer abgehobenen theoretischen Ebene diskutiert wird. Und das ist für die Jugendfor-scherin der zentrale Unterschied, dass junge Menschen so sehr damit befasst oder belas-tet sein, den eigenen Lebensbereich zu opti-mieren und da Gehör zu finden, dass man es sich anders vielleicht gar nicht leisten kann, soweit darüber hinaus zu denken. Die Pro-testierenden versuchen es trotzdem und lan-den dadurch in einem Spannungsverhältnis zwischen Uni-Besetzen und Weiterstudie-ren-Müssen. Die Rahmenbedingungen für Proteste haben sich einfach geändert. „Die Leute sind in der Zeit zwischen ihren Lehr-veranstaltungen dort, die sie aber auf jeden Fall besuchen müssen, um nicht hinterherzu-

hinken und dann Studiengebüh-ren zahlen zu müssen. Nebenbei haben sie dann auch noch einen Job, damit sie sich das WG-Zim-mer finanzieren können.“

Großegger sieht eine starke Ge-fahr, dass bildungspolitische Themen und Themen die jun-gen Leute betreffen, für partei-politische Zwecke missbraucht werden. Dass also nicht Politik für die Leute, die es betrifft ge-macht wird, sondern dass mit dem, was die Leute betrifft, Po-litik gemacht wird. „Und das ist das, was ich persönlich, und das ist jetzt eine wertenden Aussage, ich sag es ganz bewusst: Ziem-lich widerlich find.“

ein konFUser, aBer organisierter haUFen

Die Organisation der Studieren-den hat für Großegger Vor- und Nachteile. Die Student_innen sind nicht radikalisiert. Es hat alles eher die Atmosphäre einer Ein-ladung zum Dialog. Andererseits sind Politiker_innen es gewohnt mir organisierten Vertreter_in-nen von Interessensorganisati-onen zu verhandeln, sodass sie nicht wissen, wie sie mit dieser strukturierten Un-Organisation umgehen sollen. „Jetzt macht ein konfuser Haufen engagier-ter und mobilisierter Menschen

Foto: raPhael zWieauer

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13u-bahnzeitung der ProtestbeWegung

irgendetwas. Man war nicht darauf einge-stellt. Man jammert ständig, dass junge Leu-te heutzutage nichts machen, und wenn sie einmal was machen, dann ist man perplex“, schilder die Jugendforscherin die zwiespältige Situation. Sie meint, man müsse die Proteste Wert schätzen und dürfe sie nicht ablehnen. Politische Partizipation ist nicht nur auf das Kreuzerl-Machen am Wahltag beschränkt.

Beim Thema Bologna-Reform meint Groß-egger, dass derzeit eher die Nachteile die-ses Systems und nicht deren Vorteile zum tragen kommen. Das dreigliedrige System ist sehr stark an das amerikanische Modell an-gelehnt, wobei der gesellschaftliche Rahmen in den USA ein ganz anderer ist und auch die akademische Lehre viele Unterschiede zur europäischen aufweist. „Die Bürokrati-sierung, die mit diesem Prozess verbunden ist, passt nicht zu meiner Vorstellung von

jUgendForschUng

Beate Großegger hat Kommunikations-wissenschaften studiert und arbeitet seit 1996 in der Jugend(kultur)forschung. Seit 2001 ist sie wissenschaftliche Lei-terin und stellvertretende Vorsitzende des Instituts für Jugendkulturforschung in Wien. Sie unterrichtet an den Univer-sitäten Wien und Innsbruck, sowie an der Donau-Universität Krems und der Popakademie Baden-Württemberg. Ih-re Arbeitsschwerpunkte sind Zielgrup-penkommunikation, Lifestyleforschung, Jugend und Arbeitswelt und Jugend und Politik.

Auf der Ebene des Arbeitsverhältnisses gibt es den Streik. In Öster-reich nicht gesetzlich geregelt, gilt diese Maßnahme als Grundrecht. Versucht man dieses zu delegitimieren oder zu illegalisieren, werden Arbeitnehmer_innen gegenüber den übermächtigen Arbeitgeber_in-nen fast machtlos. Die Audimax-Bewegung entschied sich für eine Besetzung, da die Politik davor nicht hinhörte. Solche Situationen verlangen zivilgesellschaftliche Initiativen! Übrigens: Besetzungen sind nicht strafbar. #unibrennt ist ein friedlicher, konstruktiver Pro-test, der einen gesellschaftlichen Dialog entfachte und diesen wei-tertragen will. In diesem Sinne: Jede/r ist im Audimax willkommen!

[sat, nih]

Bildung. Sie stört die Lehre, stört den frei-en Denkraum, der für mich durch die Uni repräsentiert ist.“

Wie es mit den Uni-Besetzungen weitergeht, hängt laut Großegger nicht nur an den Be-setzer_innen. Es wird davon abhängen, wie die Politik reagiert, welche Beiträge in Medi-en erscheinen und auch davon, welche Un-terstützung vom Lehrkörper kommt. „Für die Protestbewegung ist es glaub ich sehr gut, dass man ihr mit Unverständnis begegnet ist. Was sehr oft passiert im jugendpolitischen Bereich, ist, dass man jungen Leuten, die politisch was verändern wollen, Verständnis signalisiert und sie mit diesem Verständnis dann mundtot macht. Dann sagt man, es dauere noch ein bisschen und dann dauert es noch ein bisschen und noch ein bisschen und irgendwann sind sie aus der Problemla-ge ohnehin herausgewachsen. Das beginnt

mit dem Jugendzentrum im kleinen Ort und endet in der Hochschulpolitik. Insofern ha-ben die Studierenden sicher einen großen Vorteil, dass sie nicht verstanden wurden.“

Jeder Staat braucht eine kritische Zivilgesellschaft, die immer wach ist, egal ob die nächste Wahl drei Monate oder drei Jahre entfernt ist. Also gilt es den Rahmen auszunützen: Die Volksab-stimmung ist eine Möglichkeit, die Politik dazuzubringen, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen. Im Sinne des Rechts auf Meinungsäußerung gilt das Demonstrationsrecht, dessen Bedeutung vielen heutzutage (Regierenden inklusive) nicht be-wusst ist: Eine Beschneidung des Versammlungsrechts sowie die pauschale Verknüpfung von Demos mit Gewalt, „Chaos“, „Unordnung“ und ähnlichem ist antidemokratisch.

Protest ist deMokratie

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kurzmeldungenvollversammlUng im aUdimax der Uni wienWann: Dienstag 08.12.2009 bis Donnerstag 10.12.2009Alle Interessierten innerhalb und außerhalb der Uni sind herzlich eingeladen, sich an Gesprächen über den weiteren Verlauf der Pro-test-Bewegung zu beteiligen.

Belgrad BrenntZahlreiche Studi-Demos legten vergangene Woche Teile von Bel-grad lahm. Unter anderem wurden zwei Hauptbrücken der Stadt blockiert. Die Proteste richten sich gegen die neoliberale Bildungs-politik und die Bolognastrukturen. Eine längerfristige Besetzung von Universitäten ist geplant.

massive Proteste aUch am BaltikUmMassive Proteste von Studierenden gegen Kürzungen im Bildungs-bereich finden auch in Riga und Vilnius statt, wo sich tausende Stu-dierende an den Demonstrationen beteiligen.

Universität FrankFUrt BrUtal geräUmtAm Mittwoch den 2.12. wurde abends das ehemalige Casino-Ge-bäude der Universität Frankfurt von der Polizei gewaltsam geräumt. Als Zeichen der Solidarität fand deshalb am darauf folgenden Frei-tag eine Demonstration vor der deutschen Botschaft in Wien statt.

UnterstütZUng aUch online ZeigenAuf www.unsereuni.at findet man das Eselsohr zum Einbauen für die eigene Webseite (http://unsereuni.at/wiki/index.php/Online-De-mo). Aber auch über Twitter kann man sein Userbild ganz einfach verschönern (http://twibbon.com/join/unibrennt).

der ständestaat lässt grüssenDie ÖVP fordert die polizeiliche Räumung des Audimax und die Stu-dent_innen fragen die ÖVP, ob das ein ernstgemeinter Ansatz für die Lösung dieser Bildungsmisere sein soll.

FinanZielle UnterstütZUng Für BesetZerinnen dUrch rektor wincklerRektor Winckler stellte freitags medienwirksam, zumindest kurz wäh-rend des Besuchs im Audimax, sein Engagement für die Verlänge-rung der Besetzung unter Beweis. Eine Augenzeugin berichtete: „Er lächelte, zückte seine Geldbörse und steckte einen großen Geld-schein in die gelbe Spendenbox. Das waren mindestens 10 Euro!”

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die sendung mit dem grausheute: das Minarett

Früher, da hat man sehr gerne über die Juden geschimpft. Da-von gibt’s heute in Österreich aber nicht mehr so viele. Und des-halb schimpft man heute lieber über die Muslime. Vor allem tun das der Herr Strache und sein Freund, der Herr Kickl.

Die Muslime bauen gerne Mo-scheen, so wie die Christen ger-ne Kirchen bauen. Dort gehen sie dann hin und beten. Und damit das Gebetshaus gut sichtbar ist und es auch schön aussieht, soll es auch ein Minarett dabei ha-ben. Früher stand da ein Mann oben und hat fünfmal am Tag zum Gebet gerufen. Heute macht das ein Lautsprecher, in Österreich aber immer ganz leise, damit die Nachbarn nicht gestört werden.

Als Österreich noch von einem Kaiser regiert wurde, hat der be-stimmt, dass die evangelischen Kirchen keine Türme haben dür-fen. – Gemein, weil dadurch sa-hen sie nicht so schön aus wie die katholischen Kirchen. Die durften nämlich einen Kirchturm haben.

Heute würden der Herr Strache und der Herr Kickl gerne regie-ren. Und ähnlich wie damals der Kaiser, fordern die beiden nun,

dass die Moscheen keine Mina-rette haben sollen. – Klingt ko-misch, ist aber so!

Weil die Minarette so schmal sind und meist ein spitzes Dach ha-ben, werden sie oft mit Raketen verglichen, oder mit Bajonetten. Und deshalb haben die beiden Angst bekommen.

Und da hat der Strache das Kreuz gepackt, „Abendland in Christen-hand“, hieß es. Das sah sehr selt-sam aus und hat an Vampirfilme erinnert (zum Beispiel Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens).

Einen Erlass gegen derartige Umtriebe in Verbindung mit dem Glauben an Vampire hat bereits Maria Theresia erlassen. Mit dem Untergang der Monarchie hat wohl auch das Gesetz sei-ne Gültigkeit verloren. Vielleicht sollte man über eine Reaktivie-rung nachdenken. [masc]

mittwoch, 9.12.09

09:30 Uhr @ C1: Bildung zum Frühstück

10:00 Uhr @ Schillerplatz: öffentliche Sitzung der Studieren-den Vertreter_innen Bildende Kunst

20:00 Uhr @ C1: Film „Cordero de Dios“

donnerstag, 10.12.09

17:30 Uhr @ Hauptgebäude: öffentliche Diskussionsveran-staltung II „Kritik der bildungspolitischen Unvernunft-Bildung und Politik aus bildungswissenschaftlichen Perspektiven“ ver-anstaltet von der AG Bildungswissenschaften der Uni Wien

21:00 Uhr @ Roxy: Bock auf Kultur goes Hip Hop mit HY-PERLINK „http://www.myspace.com/applepsie“Appletree, S.T.V.D.B. (Herbe Mischung), King, Trishes, Krizzfader, Mas-ter Cash, M!X (karitative Veranstaltung zugunsten des Flücht-lingsvereins Ute Bock)

23:30 Uhr @ Audimax: „Funkenflut“ live

Freitag, 11.12.09

00:00 Uhr @ Audimax: lange Nacht der Literatur mit sozialem Engagement und viel Musik

16:00 Uhr @ C1: Vernetzungstreffen Schule

22:00 Uhr @ Audimax: Jazzwerkstatt presents „Clemens Sa-lesny Electric Band“

samstag, 12.12.09

22:00 Uhr @ Audimax: „Scala Media“ live (www.myspace.com/scalamediavienna)

23:00 Uhr @ Audimax: „Primordial Undermind“ live ( HYPER-LINK „http://www.myspace.com/primordialundermind“ www.myspace.com/primordialundermind)

sonntag, 13.12.09

18:00 Uhr @ Audimax: This Human World Filmfestival pre-sents „Acht“

21:00 Uhr @ Audimax: „Netnakisum“ live (www.myspace.com/netnakisum)

montag, 14.12.09

19:00 Uhr @ C1: Vortrag „Kunst und Tabu. Neue russische Bei-spiele im internationalen Kontext.“ Von Michail Ryklin (Philo-soph, Akademie d. Wissenschaften, Moskau)

20:00 Uhr @ Odeon: Bock auf Kultur goes Kabarett mit HY-PERLINK „http://www.seminarkabarett.com/“Bernhard Ludwig, Dolores Schmidinger, Muckenstruntz & Bamschabl (karitati-ve Veranstaltung zugunsten des Flüchtlingsvereins Ute Bock)

aktionen der nächsten Woche

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15u-bahnzeitung der ProtestbeWegung

hier ist der hund drinn...

hund der WocheDer dieswöchige Hund der Woche weilt leider nicht mehr unter uns. Er wurde verwurstet, um die vielen hungri-gen Mäuler im Audimax zu stopfen. Aber das macht ihm nichts aus, denn er war schon immer in höchstem Maße solidarisch mit den Studierendenprotesten. [red]

kreuzworträtselwaagrecht 1 geistiges lösungsmittel, kann getankt werden (sollte aber nicht zuviel) 5 anfangs noch zum anstoßen, im ganzen eine abgelöste glaubensgemeinschaft 8 Schlüpfst du Verkehrt in diese Patschen wirst du von einem Alligator gefressen! 9 Getrieben: „Wo ist denn diese Truhe bloß? / Beim Suchen bin ich -“ ? 10 Designierter Fetzenschaffer, zeitgemäße Art der Suppenkelle (1-2Wörter) 11 Dort orakeln schwimmende Säugetiere?12 Ein beständiges landwirtschaftliches Gebäude in England, standfest von Hercules gereinigt.15 Aerodynamisch Anzügliches, kann durch die zotigen Finger gleiten 18 Von einem der Auszug um das Trennverfahren zu lernen.19 Ebenso ein Partikels die Objekte der englischen Sprache.20 Künstlerische, literarische und philosophische Kammer, im Wilden Westen mit Schwingtürn ausgestattet.21 Ob das rechtmäßig ist, liegt im Auge des Betrachters.

Stefan Verhovsek

senkrecht1 Diesen indischen Bezirk trinken Ostfriesen schon zum Frühstück 2 Der Klumpen findet sein Ende im Klo 3 Großsichtspur, rauf und runter fährt sie eine Zahl entlang, das Leben und die Liebe können eine sein 4 Ein Spärling den schon Shakespear besang, bitte nicht mit dem Baum verwechseln 5 Es entpuppt sich, dass der Schuppenflügler rein rechnerisch eine Naturkatastrophe auslösen kann- es liegt ja das zer-Schlagen schon in seinem Namen 6 Der Fürst von Medina hat einen islamischen Nachfolger7 Die Jungfrau spannt mich auf die Folter 11 Seines Markenzeichens ist eine Maus mit zu großen Ohren 13 Gebt arg acht, dass ihr nicht im Sand aushebt oder angegraben werdet! 14 Am Semmering gelegen, geht man nicht gerne ho-nein, ausser man mag Plasti-k 16 Im Gegensatzt zu 14senkrecht verbringt man hier gerne seinen Urlaub, auch wenns nicht California ist 17 Ernie und Bert wohnen in dieser Straße, man kann aber auch eine Masse Öl daraus gewinnen

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