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zwei Megawattstunden Kapazität können sie das Schiff sogar bis halb über den Atlantik bringen, ohne dass ein einziger Sonnenstrahl von- nöten wäre. 135 Jahre nach der literarischen Weltumrundung von Jules Verne geht ein weiterer „Phileas Fogg“ an den Start. Im Gegensatz zu Vernes Hauptperson allerdings nicht in 80 Tagen mit Heißluftballon, Busch- messer und Elefanten, son- Es geht hoch her im Hauptquartier von PlanetSolar. An einer Wand hängt eine riesige Weltkarte mit ei- ner geschlängelten Linie quer über die gesamte Breite. In der Mitte des nüchternen Büros im größten Tech- nologiepark in der Nähe von Lau- sanne thront ein futuristisches Schiffsmodell. Mit der Konstruk- tion dieses Schiffs haben die Boots- bauer vor wenigen Tagen begonnen – rund 1000 Kilometer weit ent- fernt, in der Knierim-Werft in der Nähe von Kiel, direkt neben der Schleuse zum Nord-Ost- see-Kanal. Der 30 Meter lange Katamaran „PlanetSo- lar“ wird mit 470 Qua- dratmetern Silizium-basierten Fotovoltaikmodulen überzogen, die bis zu 105 Kilowatt liefern – bei ei- nem Effizienzgrad von etwa 23 Pro- zent. Die beiden Antriebsmotoren werden bei einer Fahrt mit zehn Knoten (umgerechnet 18 km/h) et- wa 40 Kilowatt verbrauchen. Maxi- mal sind 18 Knoten (33 km/h) mög- lich, was dann aber 140 Kilowatt an Leistung fordern würde. Die re- kordverdächtigen Batterien jeden- falls gäben das durchaus her: Mit dern etwas gemächlicher in 100 Ta- gen mit einer solarbetriebenen Hightech-Yacht. Raphaël Domjan – Ideengeber, Abenteurer und auch Skipper – ist ein Überzeugungstäter in Sachen Umweltschutz. „Planet- Solar will beweisen, dass wir wirk- lich etwas verändern können, dass es Lösungen gibt und dass es noch nicht zu spät ist“, sagt Domjan. Natürlich ist die „PlanetSolar“ längst nicht das erste große Solar- boot: Nach frühen Profi-Regatten in den 80er- Jahren sind viele solcher Schiffe in- zwischen schon kommerziell im Einsatz: Als umweltfreundliches Wassertaxi auf dem Lago Maggiore oder als extra leises Ausflugsboot vor der Küste Toulons fahren bei- spielsweise die Schiffe der schwei- zerischen „MW Line“. In Berlin gibt es sogar schon seit 2001 eine spezielle Solartankstelle für eine Flotte von 20 kleinen Boo- ten. Und in Kürze soll es in der Hauptstadt die ersten Rundfahrten mit einem 80 Personen fassenden „Null-Liter-Schiff“ geben, so wie sie schon heute auf dem Neckar oder auf dem Maschsee in Hanno- ver angeboten werden. Das Projekt PlanetSolar jedoch ist noch einmal eine ganze Nummer größer: Bis zu 200 Personen können für Besichti- gungen gleichzeitig an Bord, fahren wird das Schiff mit maximal 50 Passagieren. In erster Linie geht es jedoch nicht um Ausflugsfahrten, sondern um die erste Weltumrundung mit Solaran- trieb. Finanziert wird das etwa 13 Mil- lionen Euro teure Mammutprojekt größtenteils von dem deutschen Unternehmer Immo Ströher und dessen schweizerischer Rivendell AG, einer in der Solarbranche be- kannten Kapitalbeteiligungsgesell- schaft, die unter anderem als Geld- geber für Q-Cells auftrat, den welt- weit größten Hersteller von Solar- zellen. Die „PlanetSolar“ wird eine ähn- liche Route nehmen wie die literari- sche Figur Phileas Fogg – in umge- kehrter Richtung allerdings und mit dem Unterschied, dass es damals keinen Panamakanal gab und dass der indische Subkontinent nun um- schifft statt durchquert werden wird. Nachdem ursprünglich der Start im vergangenen Jahr vorgese- hen war, soll es nun definitiv im Frühjahr 2010 von Monaco aus los- gehen. Soweit möglich, wird die Reise entlang dem Äquator führen. Die „PlanetSolar“ will die etwas mehr als 40 000 Kilometer in 120 Tagen bewältigen. „Technologie und Fortschritt, mit der wir in Ein- klang mit der Natur leben können, sind bereits heute verfügbar“, sagt Domjan. Alexander Gerber Kraftwerk auf Weltreise Ein ganz spezielles Schiff soll 2010 die Erde umrunden. Angetrieben wird es allein vom Licht der Sonne Die Computersimulation zeigt den 30 Meter langen Katamaran FOTO: PLANETSOLAR + Sonnabend, 4. April 2009 | Berliner Morgenpost A4 BOOT A4 „Walross IV“ ändert den Kurs Kommando kehrt: „Walross IV“, die Yacht des Akademischen Segel- vereins Berlin (ASV), fährt auf neuem Kurs in die Heimat. Das 17 Meter lange Holzschiff, seit Herbst 2007 auf Weltreise, sollte derzeit eigentlich das Kap Hoorn in Rich- tung Atlantik passieren. Doch nach sehr aufwendiger Reparatur des Kiels ist nun so viel Zeit vergangen, dass der Herbst auf der Südhalb- kugel bereits begonnen hat. „Es ist nicht zu verantworten, das Schiff im Winter um Kap Hoorn zu schi- cken“, sagt Sven Garzorz vom ASV. Also wird „Walross IV“ in einem guten Monat von Auckland auf Neuseeland ablegen und auf Nord- ostkurs gehen: Wie schon auf dem Hinweg erfolgt auch die Rückreise durch den Panamakanal. row Alinghi plant für America’s Cup America’s-Cup-Verteidiger Alinghi treibt die Planungen für die 33. Auflage des Segelklassikers voran. Obwohl weiter das entscheidende Urteil im Cup-Streit zwischen Alinghi und den US-Klägern vom Team BMW Oracle Racing aus- steht, haben die Schweizer mit der spanischen Stadt Valencia ein Ab- kommen über die Austragung von zwei Vorregatten unterzeichnet. Sollte das Gerichtsurteil Alinghis Rolle als Verteidiger im Rahmen einer konventionellen Cup-Regatta mit vielen Herausforderern be- stätigen, soll die erste Vorregatta vom 10. bis zum 19. Juli vor Valencia stattfinden. Die zweite ist für Ok- tober geplant. dpa „Beluga Racer“ auf Rang zwei Die Hochseesegler Boris Herr- mann aus Kiel und Felix Oehme aus Hamburg haben auf der dritten Etappe der Weltumsegelung Global Ocean Race Platz zwei belegt. Das deutsche Duo erreichte nach 7200 Seemeilen und 40 Tagen, 12 Stun- den, 39 Minuten und 54 Sekunden das Ziel vor der brasilianischen Insel Ilhabela und blieben damit 52 Minuten hinter den Chilenen Feli- pe Cubillos und José Muñoz zurück. „Wir sind natürlich enttäuscht“, sagte Skipper Herrmann. „Aber abgerechnet wird immer am Schluss.“ In der Gesamtwertung liegt das deutsche Duo mit der Yacht „Beluga Racer“ weiterhin in Führung. dpa Neue olympische Bootsklasse Die neue olympische Segelklasse „Elliot 6m“ soll bei der Kieler Wo- che vom 20. bis 28. Juni ihr Match- Race-Debüt feiern. Bei der ersten World-Cup-Veranstaltung des Jahres sollen zunächst die Frauen in den „Elliots“ an den Start gehen. „Wir haben alles in Bewegung gesetzt, was möglich war“, sagte der Organisationsleiter der Kieler Woche, Jobst Richter. Mehrere Veranstalter hatten indes das Match Race der Frauen wegen hoher Kosten und fehlender Pla- nungssicherheit nicht in ihr Pro- gramm aufgenommen. dpa Wassersport News DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE ------------------------------------------------------ T Von Matthias J. Müncheberg Jeder erfahrene Skipper kennt die Situation: Mitten auf der See zieht schwarz drohend ein Gewitter her- auf, es weht plötzlich stärker. Nun sollte alles an Bord ganz schnell ge- hen. Jeder Handgriff – hundertmal in Gedanken durchgespielt – muss sitzen. Alles an Bord muss festge- zurrt und gegen Verrutschen gesi- chert werden. Rettungswesten und Lifebelts, eingepickt in die rasch ge- spannten Sorgleinen, sind ab jetzt Pflicht. Die Segelfläche will ver- kleinert, die Rettungsmittel müssen ein letztes Mal gecheckt werden. Wenn alle Luken dicht sind, ist es höchste Zeit, mit der Crew eine Schwerwetterstrategie zu bespre- chen: Welcher ist der sicherste Kurs? Liegen Nothäfen an der Stre- cke? Nicht unterschätzt werden sollte auch die Verpflegung wäh- rend eines Sturmes mit leichter Kost und warmen Getränken. Das Wichtigste ist der Wetterbericht So weit die Theorie. „Das Problem liegt zumeist nicht im fehlenden Kenntnisstand der Segler“, sagt Jens Konnopke. Oft fehle es schlicht an der Umsetzung, so der erfahrene Segelausbilder. Wie in der Praxis Reaktions- und Handlungsfähigkeit bei schwerem Wetter oder einem Seenotfall verbessert werden kön- nen, zeigt ein zweitägiges, nach Richtlinien der International Sai- ling Federation (ISAF) zertifiziertes Schiffssicherheitstraining, das un- ter anderem von der Segelschule Goor in Lauterbach auf Rügen an- geboten wird. „Die Sturmvorberei- tung beginnt vor dem Auslaufen der Yacht“, sagt Philipp Schwarz. Der Ausbilder in der Segelschule weist unermüdlich auf die Bedeu- tung des Wetterberichtes hin: Die Wetterlage sollte von mehreren Sta- tionen eingeholt werden, und zwar vor Befahren des entsprechenden Reviers, rät der Segler, der neben- bei selbst eine kleine Segel-und- Surf-Schule auf der Insel Rügen be- treibt. Grund seien die verschiede- nen Wettersituationen, die auch in einem relativ kleinen Gebiet vor- herrschen können. „Wenn man als Skipper schon vorher weiß, dass beim bevorste- henden Törn mit Schwerwetter zu rechnen sein wird, sollte man bei der Wahl der Charteryacht auf die Ausstattung mit einem konventio- nellen Groß achten“, ergänzt Kolle- ge Konnopke. „Ein Rollgroßsegel kann sich bei Wind und Welle schon mal verhakeln.“ Wenn das bei ei- nem aufziehenden Sturm der Fall sein sollte, „dann muss das Segel schnell weg, um ein Querschlagen der Yacht zu verhindern“, erklärt der seit 2005 auch im Charterbe- reich tätige Segellehrer. In einer solchen Situation helfe nur noch ein scharfes Messer. Doch der Schiffssicherheitskurs, der nach den ISAF-„Offshore Spe- cial Regulations“, Punkt 6.01, Vor- aussetzung für die Teilnahme an Seeregatten der Kategorie 2 (Hoch- see) für mindestens 30 Prozent der Mannschaft vorgeschrieben ist, konfrontiert die Teilnehmer auch mit dem möglichen Fall eines Leck- schlagens der Yacht. So etwas ge- schieht schnell etwa beim nächtli- chen Rammen eines über Bord ge- gangenen Containers. Doch auch hier muss guter Rat nicht teuer sein: „Bei kleinen Lecks ist es oft ausrei- chend, ein Kissen oder eine Auto- matik-Rettungsweste in das Rumpfloch zu stecken – und diese dann auszulösen“, weiß Konnopke aus eigener Erfahrung. Schwierig werde es jedoch, wenn das Leck schwer zugänglich hinter einem Schott oder einer Bordwand versteckt liege, sagt der Segellehrer. In diesem Falle hilft nur noch, sich möglichst rasch Platz zu schaffen, um an das Leck heranzukommen und es zügig abdichten zu können. „Hier hat sich schon oft eine kleine, scharfe Axt als sehr hilfreich erwie- sen, mit der die störende Bordwand weggehauen werden kann“, rät Konnopke den Kursteilnehmern Jürgen Stasch aus Erlangen, Torsten Scheil aus Halle und den Segel- freunden Udo von der Ahe und Gotthold Marschner aus Dresden. Für die Kursteilnehmer am ISAF-Schiffssicherheitstraining ist es daher eine gute Gelegenheit, ein- mal in Ruhe ausprobieren zu kön- nen, wie es ist, eine Fallschirmsig- nalrakete zu zünden, einen Rauch- topf zu aktivieren oder ein Feuer selbst mit einem Feuerlöscher zu ersticken. „Nach diesem Praxistrai- ning werde ich mich sicherer füh- len, wenn ich mit Frau und Kindern mit einer gecharterten Yacht im Mittelmeer unterwegs bin“, ver- spricht sich Skipper Torsten Scheil von dem Kursus. „In einer Gefah- rensituation schnell und richtig rea- gieren zu können“, wünscht sich Segler Gotthold Marschner von dem Seminar, das übrigens für alle Interessierten offen ist. Sicherheit geht vor Schnelligkeit Bei Goor in Lauterbach heißt das aber auch: Alle Segler müssen ins Wasser. Nein, nicht in den eiskalten Greifswalder Bodden direkt vor der Haustüre, sondern in das einer der nahen Schwimmhallen. „Die Kurs- teilnehmer sollen am eigenen Leib erleben, wie es sich anfühlt, mit Öl- zeug im Wasser schwimmen zu müssen: Da kommt man sich schnell vor wie eine bleierne Ente. Oder wie schwer es ist, aus eigener Kraft in eine Rettungsinsel zu klet- tern. Und dann: wie eng und stickig es schließlich darinnen zugeht“, sagt Segellehrer Konnopke. Doch nicht nur die Enge einer Rettungsinsel oder das Gewicht von Ölzeug sollen die Wassersport- schüler kennenlernen. Bei dem Kurs nehmen sie auch die Erkennt- nis mit, dass es unter Umständen, etwa wenn schweres Wetter droht, die sicherste Variante bedeuten kann, einen Hafen anzulaufen – oder gar nicht erst auszulaufen, ge- treu dem Motto: „Sicherheit geht vor Schnelligkeit.“ Wenn der Untergang geprobt wird Ein spezielles Training zeigt dem Skipper, wie er auf See sein Leben retten kann Das Vorsegel ist eingeholt, das Großsegel gerefft: In schwerer See hat der Skipper dieser Yacht die wichtigsten Vorkehrungen getroffen FOTOS: PA/DPA, MÜNCHEBERG (3) Die Kursteilnehmer müssen mit Ölzeug ins Wasser Auch das Zünden einer Signalrakete will gelernt sein Zehn Personen passen in diese Rettungsinsel „Die Sturmvorbereitung beginnt vor dem Auslaufen“ Philipp Schwarz, Ausbilder Segelschule Goor Die Kurse finden seit 2009 jährlich einmal am Anfang eines Jahres statt. Der nächste Kurstermin ist der 21. und 22. Fe- bruar kommenden Jahres. Kosten: 299 Euro pro Person. Seglerverband Wer bis dahin nicht warten möchte, bucht einen Kurs bei der Kreuzer-Abteilung des Deutschen Segler-Verbandes, die Trainings im April 2009 sind al- lerdings bis auf einige Warteplätze schon ausgebucht. Ein weiteres Seminar ist für den Herbst 2009 geplant. Kursort ist das Ausbil- dungszentrum Schiffssicherung der Marine im ostholsteinischen Neustadt. Hochseesportverband Vom 17. bis 19. April läuft ein Seminar gleichen Inhalts beim Deutschen Hoch- seesportverband Hansa, Zweig- stelle Glücksburg an der Ostsee. Kursgebühr: 520 Euro, mit Voll- pension 640 Euro. Weitere Informationen: www.goor.de www.kreuzer-abteilung.org www.dhh.de Wichtige Adressen für Sicherheitskurse

2009 wenn der untergang geprobt wird

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skipper-training fuer die lebensrettung auf see...

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Page 1: 2009 wenn der untergang geprobt wird

zwei Megawattstunden Kapazitätkönnen sie das Schiff sogar bis halbüber den Atlantik bringen, ohnedass ein einziger Sonnenstrahl von-nöten wäre.

135 Jahre nach der literarischenWeltumrundung von Jules Vernegeht ein weiterer „Phileas Fogg“ anden Start. Im Gegensatz zu VernesHauptperson allerdings nicht in 80Tagen mit Heißluftballon, Busch-messer und Elefanten,son-

Es geht hoch her im Hauptquartiervon PlanetSolar. An einer Wandhängt eine riesige Weltkarte mit ei-ner geschlängelten Linie quer überdie gesamte Breite. In der Mitte desnüchternen Büros im größten Tech-nologiepark in der Nähe von Lau-sanne thront ein futuristischesSchiffsmodell. Mit der Konstruk-tion dieses Schiffs haben die Boots-bauer vor wenigen Tagen begonnen– rund 1000 Kilometer weit ent-fernt, in der Knierim-Werft in derNähe von Kiel, direkt neben derSchleuse zum Nord-Ost-see-Kanal.

Der 30 Meter langeKatamaran „PlanetSo-lar“ wird mit 470 Qua-dratmetern Silizium-basiertenFotovoltaikmodulen überzogen, diebis zu 105 Kilowatt liefern – bei ei-nem Effizienzgrad von etwa 23 Pro-zent. Die beiden Antriebsmotorenwerden bei einer Fahrt mit zehnKnoten (umgerechnet 18 km/h) et-wa 40 Kilowatt verbrauchen. Maxi-mal sind 18 Knoten (33 km/h) mög-lich, was dann aber 140 Kilowatt anLeistung fordern würde. Die re-kordverdächtigen Batterien jeden-falls gäben das durchaus her: Mit

dern etwas gemächlicher in 100 Ta-gen mit einer solarbetriebenenHightech-Yacht. Raphaël Domjan –Ideengeber, Abenteurer und auchSkipper – ist ein Überzeugungstäterin Sachen Umweltschutz. „Planet-Solar will beweisen, dass wir wirk-lich etwas verändern können, dasses Lösungen gibt und dass es nochnicht zu spät ist“, sagt Domjan.

Natürlich ist die „PlanetSolar“längst nicht das erste

große Solar-boot: Nach

frühen Profi-Regatten in den 80er-Jahren sind viele solcher Schiffe in-zwischen schon kommerziell imEinsatz: Als umweltfreundlichesWassertaxi auf dem Lago Maggioreoder als extra leises Ausflugsbootvor der Küste Toulons fahren bei-spielsweise die Schiffe der schwei-zerischen „MW Line“.

In Berlin gibt es sogar schon seit2001 eine spezielle Solartankstellefür eine Flotte von 20 kleinen Boo-ten. Und in Kürze soll es in derHauptstadt die ersten Rundfahrtenmit einem 80 Personen fassenden„Null-Liter-Schiff“ geben, so wiesie schon heute auf dem Neckaroder auf dem Maschsee in Hanno-ver angeboten werden.

Das Projekt PlanetSolar jedochist noch einmal eine ganze Nummer

größer: Bis zu 200 Personenkönnen für Besichti-

gungen gleichzeitigan Bord, fahrenwird das Schiffmit maximal 50

Passagieren. Inerster Linie geht es jedoch nicht umAusflugsfahrten, sondern um dieerste Weltumrundung mit Solaran-trieb.

Finanziert wird das etwa 13 Mil-lionen Euro teure Mammutprojektgrößtenteils von dem deutschenUnternehmer Immo Ströher unddessen schweizerischer RivendellAG, einer in der Solarbranche be-kannten Kapitalbeteiligungsgesell-schaft, die unter anderem als Geld-geber für Q-Cells auftrat, den welt-weit größten Hersteller von Solar-zellen.

Die „PlanetSolar“ wird eine ähn-liche Route nehmen wie die literari-sche Figur Phileas Fogg – in umge-kehrter Richtung allerdings und mitdem Unterschied, dass es damalskeinen Panamakanal gab und dassder indische Subkontinent nun um-schifft statt durchquert werdenwird. Nachdem ursprünglich derStart im vergangenen Jahr vorgese-hen war, soll es nun definitiv imFrühjahr 2010 von Monaco aus los-gehen. Soweit möglich, wird dieReise entlang dem Äquator führen.Die „PlanetSolar“ will die etwasmehr als 40 000 Kilometer in 120Tagen bewältigen. „Technologieund Fortschritt, mit der wir in Ein-klang mit der Natur leben können,sind bereits heute verfügbar“, sagtDomjan. Alexander Gerber

Kraftwerk auf WeltreiseEin ganz spezielles Schiff soll 2010 die Erde umrunden. Angetrieben wird es allein vom Licht der Sonne

Die Computersimulationzeigt den 30 Meterlangen Katamaran

FOTO: PLANETSOLAR

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Sonnabend, 4. April 2009 | Berliner MorgenpostA 4 BOOTA 4

„Walross IV“ ändert den KursKommando kehrt: „Walross IV“,die Yacht des Akademischen Segel-vereins Berlin (ASV), fährt aufneuem Kurs in die Heimat. Das 17Meter lange Holzschiff, seit Herbst2007 auf Weltreise, sollte derzeiteigentlich das Kap Hoorn in Rich-tung Atlantik passieren. Doch nachsehr aufwendiger Reparatur desKiels ist nun so viel Zeit vergangen,dass der Herbst auf der Südhalb-kugel bereits begonnen hat. „Es istnicht zu verantworten, das Schiffim Winter um Kap Hoorn zu schi-cken“, sagt Sven Garzorz vom ASV.Also wird „Walross IV“ in einemguten Monat von Auckland aufNeuseeland ablegen und auf Nord-ostkurs gehen: Wie schon auf demHinweg erfolgt auch die Rückreisedurch den Panamakanal. row

Alinghi plant für America’s CupAmerica’s-Cup-Verteidiger Alinghitreibt die Planungen für die 33.Auflage des Segelklassikers voran.Obwohl weiter das entscheidendeUrteil im Cup-Streit zwischenAlinghi und den US-Klägern vomTeam BMW Oracle Racing aus-steht, haben die Schweizer mit derspanischen Stadt Valencia ein Ab-kommen über die Austragung vonzwei Vorregatten unterzeichnet.Sollte das Gerichtsurteil AlinghisRolle als Verteidiger im Rahmeneiner konventionellen Cup-Regattamit vielen Herausforderern be-stätigen, soll die erste Vorregattavom 10. bis zum 19. Juli vor Valenciastattfinden. Die zweite ist für Ok-tober geplant. dpa

„Beluga Racer“ auf Rang zweiDie Hochseesegler Boris Herr-mann aus Kiel und Felix Oehme ausHamburg haben auf der drittenEtappe der Weltumsegelung GlobalOcean Race Platz zwei belegt. Dasdeutsche Duo erreichte nach 7200Seemeilen und 40 Tagen, 12 Stun-den, 39 Minuten und 54 Sekundendas Ziel vor der brasilianischenInsel Ilhabela und blieben damit 52Minuten hinter den Chilenen Feli-pe Cubillos und José Muñoz zurück.„Wir sind natürlich enttäuscht“,sagte Skipper Herrmann. „Aberabgerechnet wird immer amSchluss.“ In der Gesamtwertungliegt das deutsche Duo mit derYacht „Beluga Racer“ weiterhin inFührung. dpa

Neue olympische BootsklasseDie neue olympische Segelklasse„Elliot 6m“ soll bei der Kieler Wo-che vom 20. bis 28. Juni ihr Match-Race-Debüt feiern. Bei der erstenWorld-Cup-Veranstaltung desJahres sollen zunächst die Frauen inden „Elliots“ an den Start gehen.„Wir haben alles in Bewegunggesetzt, was möglich war“, sagteder Organisationsleiter der KielerWoche, Jobst Richter. MehrereVeranstalter hatten indes dasMatch Race der Frauen wegenhoher Kosten und fehlender Pla-nungssicherheit nicht in ihr Pro-gramm aufgenommen. dpa

WassersportNewsDAS WICHTIGSTE IN KÜRZE

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T Von Matthias J. Müncheberg

Jeder erfahrene Skipper kennt dieSituation: Mitten auf der See ziehtschwarz drohend ein Gewitter her-auf, es weht plötzlich stärker. Nunsollte alles an Bord ganz schnell ge-hen. Jeder Handgriff – hundertmalin Gedanken durchgespielt – musssitzen. Alles an Bord muss festge-zurrt und gegen Verrutschen gesi-chert werden. Rettungswesten undLifebelts, eingepickt in die rasch ge-spannten Sorgleinen, sind ab jetztPflicht. Die Segelfläche will ver-kleinert, die Rettungsmittel müssenein letztes Mal gecheckt werden.

Wenn alle Luken dicht sind, ist eshöchste Zeit, mit der Crew eineSchwerwetterstrategie zu bespre-chen: Welcher ist der sichersteKurs? Liegen Nothäfen an der Stre-cke? Nicht unterschätzt werdensollte auch die Verpflegung wäh-rend eines Sturmes mit leichterKost und warmen Getränken.

Das Wichtigste ist der WetterberichtSo weit die Theorie. „Das Problemliegt zumeist nicht im fehlendenKenntnisstand der Segler“, sagtJens Konnopke. Oft fehle es schlichtan der Umsetzung, so der erfahreneSegelausbilder. Wie in der PraxisReaktions- und Handlungsfähigkeitbei schwerem Wetter oder einemSeenotfall verbessert werden kön-nen, zeigt ein zweitägiges, nachRichtlinien der International Sai-ling Federation (ISAF) zertifiziertesSchiffssicherheitstraining, das un-ter anderem von der SegelschuleGoor in Lauterbach auf Rügen an-geboten wird. „Die Sturmvorberei-tung beginnt vor dem Auslaufen derYacht“, sagt Philipp Schwarz.

Der Ausbilder in der Segelschuleweist unermüdlich auf die Bedeu-tung des Wetterberichtes hin: DieWetterlage sollte von mehreren Sta-tionen eingeholt werden, und zwarvor Befahren des entsprechendenReviers, rät der Segler, der neben-bei selbst eine kleine Segel-und-Surf-Schule auf der Insel Rügen be-treibt. Grund seien die verschiede-nen Wettersituationen, die auch ineinem relativ kleinen Gebiet vor-herrschen können.

„Wenn man als Skipper schonvorher weiß, dass beim bevorste-henden Törn mit Schwerwetter zurechnen sein wird, sollte man beider Wahl der Charteryacht auf dieAusstattung mit einem konventio-nellen Groß achten“, ergänzt Kolle-

ge Konnopke. „Ein Rollgroßsegelkann sich bei Wind und Welle schonmal verhakeln.“ Wenn das bei ei-nem aufziehenden Sturm der Fallsein sollte, „dann muss das Segelschnell weg, um ein Querschlagender Yacht zu verhindern“, erklärtder seit 2005 auch im Charterbe-

reich tätige Segellehrer. In einersolchen Situation helfe nur noch einscharfes Messer.

Doch der Schiffssicherheitskurs,der nach den ISAF-„Offshore Spe-cial Regulations“, Punkt 6.01, Vor-aussetzung für die Teilnahme anSeeregatten der Kategorie 2 (Hoch-see) für mindestens 30 Prozent derMannschaft vorgeschrieben ist,konfrontiert die Teilnehmer auchmit dem möglichen Fall eines Leck-schlagens der Yacht. So etwas ge-schieht schnell etwa beim nächtli-chen Rammen eines über Bord ge-gangenen Containers. Doch auchhier muss guter Rat nicht teuer sein:„Bei kleinen Lecks ist es oft ausrei-chend, ein Kissen oder eine Auto-matik-Rettungsweste in dasRumpfloch zu stecken – und diesedann auszulösen“, weiß Konnopkeaus eigener Erfahrung.

Schwierig werde es jedoch, wenndas Leck schwer zugänglich hintereinem Schott oder einer Bordwandversteckt liege, sagt der Segellehrer.In diesem Falle hilft nur noch, sichmöglichst rasch Platz zu schaffen,um an das Leck heranzukommenund es zügig abdichten zu können.„Hier hat sich schon oft eine kleine,scharfe Axt als sehr hilfreich erwie-sen, mit der die störende Bordwandweggehauen werden kann“, rätKonnopke den KursteilnehmernJürgen Stasch aus Erlangen, TorstenScheil aus Halle und den Segel-freunden Udo von der Ahe undGotthold Marschner aus Dresden.

Für die Kursteilnehmer amISAF-Schiffssicherheitstraining istes daher eine gute Gelegenheit, ein-mal in Ruhe ausprobieren zu kön-nen, wie es ist, eine Fallschirmsig-nalrakete zu zünden, einen Rauch-topf zu aktivieren oder ein Feuerselbst mit einem Feuerlöscher zuersticken. „Nach diesem Praxistrai-ning werde ich mich sicherer füh-

len, wenn ich mit Frau und Kindernmit einer gecharterten Yacht imMittelmeer unterwegs bin“, ver-spricht sich Skipper Torsten Scheilvon dem Kursus. „In einer Gefah-rensituation schnell und richtig rea-gieren zu können“, wünscht sichSegler Gotthold Marschner vondem Seminar, das übrigens für alleInteressierten offen ist.

Sicherheit geht vor SchnelligkeitBei Goor in Lauterbach heißt dasaber auch: Alle Segler müssen insWasser. Nein, nicht in den eiskaltenGreifswalder Bodden direkt vor derHaustüre, sondern in das einer dernahen Schwimmhallen. „Die Kurs-teilnehmer sollen am eigenen Leiberleben, wie es sich anfühlt, mit Öl-

zeug im Wasser schwimmen zumüssen: Da kommt man sichschnell vor wie eine bleierne Ente.Oder wie schwer es ist, aus eigenerKraft in eine Rettungsinsel zu klet-tern. Und dann: wie eng und stickiges schließlich darinnen zugeht“,sagt Segellehrer Konnopke.

Doch nicht nur die Enge einerRettungsinsel oder das Gewichtvon Ölzeug sollen die Wassersport-schüler kennenlernen. Bei demKurs nehmen sie auch die Erkennt-nis mit, dass es unter Umständen,etwa wenn schweres Wetter droht,die sicherste Variante bedeutenkann, einen Hafen anzulaufen –oder gar nicht erst auszulaufen, ge-treu dem Motto: „Sicherheit gehtvor Schnelligkeit.“

Wenn derUntergang

geprobt wirdEin spezielles Training zeigt dem Skipper,

wie er auf See sein Leben retten kann

Das Vorsegel ist eingeholt, das Großsegel gerefft: In schwerer See hat der Skipper dieser Yacht die wichtigsten Vorkehrungen getroffen FOTOS: PA/DPA, MÜNCHEBERG (3)

Die Kursteilnehmer müssen mit Ölzeug ins Wasser Auch das Zünden einer Signalrakete will gelernt sein Zehn Personen passen in diese Rettungsinsel

„Die Sturmvorbereitungbeginnt vor dem Auslaufen“ Philipp Schwarz, Ausbilder

Segelschule Goor Die Kurse findenseit 2009 jährlich einmal am Anfangeines Jahres statt. Der nächsteKurstermin ist der 21. und 22. Fe-bruar kommenden Jahres. Kosten:299 Euro pro Person.

Seglerverband Wer bis dahin nichtwarten möchte, bucht einen Kursbei der Kreuzer-Abteilung desDeutschen Segler-Verbandes, dieTrainings im April 2009 sind al-lerdings bis auf einige Warteplätzeschon ausgebucht. Ein weiteresSeminar ist für den Herbst 2009geplant. Kursort ist das Ausbil-

dungszentrum Schiffssicherungder Marine im ostholsteinischenNeustadt.

Hochseesportverband Vom 17. bis19. April läuft ein Seminar gleichenInhalts beim Deutschen Hoch-seesportverband Hansa, Zweig-stelle Glücksburg an der Ostsee.Kursgebühr: 520 Euro, mit Voll-pension 640 Euro.

Weitere Informationen:www.goor.de www.kreuzer-abteilung.orgwww.dhh.de

Wichtige Adressen für Sicherheitskurse