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2/4 /2-21-24 *40 .43323,.4/ /*"3-024 "/* 1/*4'31&&40/ 2/#!0&1-2!/4/ 0+ ( "/2 )( 4*2-!021' 1"3 *4& .%1 Im Rahmen der Veranstaltungen zum 150jährigen Bestehen der IHK Darmstadt eröffnete Hauptgeschäftsführer Dr. Uwe Vetterlein am 7. Mai 2012 im Foyer der Kammer die vom Hessischen Wirtschafts- archiv konzipierte Ausstellung „Rauchen- de Schlote – Die Industrialisierung Süd- hessens im Spiegel historischer Briefköp- fe“. Auf 32 großformatigen Schautafeln sind mehr als 80 Ansichten von Firmen- und Geschäftsgebäuden zu sehen, die vor dem Ersten Weltkrieg die Geschäftsbriefe und Rechnungen von südhessischen Unternehmen zierten. Hergestellt wurden diese Kunstwerke en miniature im Steindruckverfahren, ei- nem Flachdruckverfahren, das 1796 von Alois Senefelder (1771–1834) entwickelt worden war. Es revolutionierte die Gestal- tungs- und Marktverhältnisse im Akzi- denzdruckwesen, indem es eine wesent- lich freiere Kombination von Bildern und Schriften ermöglichte als etwa der Buch- oder Metalldruck. Die dokumentarische Aussagekraft der dargestellten Fabrikansichten ist be- schränkt. Dem Unternehmen ging es nicht um die realistische Darstellung seiner Produktionsanlagen und Verwaltungsge- bäude, sondern vorrangig darum, die Adressaten durch eine möglichst impo- sante architektonische Gesamtkomposi- tion zu beeindrucken. Dazu bediente sich der Lithograf verschiedener Mittel. Er ver- zerrte die Perspektive und verkleinerte benachbarte Gebäude, Bäume, Fahrzeu- ge und Personen, um die Fabrikanlage umso größer erscheinen zu lassen. Auch Verfälschungen lassen sich nachweisen. Sie reichen von zusätzlichen, imaginären Fensterreihen bis hin zu ganzen Gebäu- den, die bestenfalls in den Plänen der Sehr geehrte Mitglieder und Freunde des HWA, die Zuständigkeit des Hessischen Wirt- schaftsarchivs erstreckt sich auf das gesamte Bundesland Hessen. Eine gleichmäßige Betreuung aller Regio- nen zu gewährleisten, ist allerdings schwierig. Südhessische Unternehmen tun sich auf Grund der räumlichen Nähe leichter, ihre Archive dem HWA zu überlassen als nordhessische, die möglicherweise Bedenken hegen, ihre „Geschichte“ einer Einrichtung aus Darmstadt anzuvertrauen. Als Kasseler Unternehmer wünsche ich mir natürlich, dass sich dies ändert. Es hat in den vergangenen Monaten eini- ge Gespräche darüber gegeben, wie die Betreuung der nordhessischen Wirt- schaft durch das HWA optimiert wer- den kann. Vorschläge liegen auf dem Tisch – welche sich realisieren lassen, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Eines allerdings kann ich Ihnen versi- chern: In Zukunft wird das HWA in Nordhessen mehr Flagge zeigen als bisher. Bitte helfen Sie uns dabei, Ver- trauen aufzubauen. Ihr Gerhard Fenge „Rauchende Schlote“ Ausstellung zur Industriegeschichte Südhessens Vernissage in den Räumen der IHK Darmstadt.

2/#!0&1-2!/4/555555 - Hessisches Wirtschaftsarchiv · 2013. 2. 14. · 2/#!0&1-2!/4/555555 0+( "/25 )( 4*2-!021' 1"35*4&5.%1 5 5 5 5 55555 5 55 5 55555 5 5 5 5 5 5 Im Rahmen der Veranstaltungen

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Page 1: 2/#!0&1-2!/4/555555 - Hessisches Wirtschaftsarchiv · 2013. 2. 14. · 2/#!0&1-2!/4/555555 0+( "/25 )( 4*2-!021' 1"35*4&5.%1 5 5 5 5 55555 5 55 5 55555 5 5 5 5 5 5 Im Rahmen der Veranstaltungen

Im Rahmen der Veranstaltungen zum150jährigen Bestehen der IHK Darmstadteröffnete Hauptgeschäftsführer Dr. UweVetterlein am 7. Mai 2012 im Foyer derKammer die vom Hessischen Wirtschafts-archiv konzipierte Ausstellung „Rauchen-de Schlote – Die Industrialisierung Süd-hessens im Spiegel historischer Briefköp-fe“. Auf 32 großformatigen Schautafelnsind mehr als 80 Ansichten von Firmen-

und Geschäftsgebäuden zu sehen, die vordem Ersten Weltkrieg die Geschäftsbriefeund Rechnungen von südhessischenUnternehmen zierten.Hergestellt wurden diese Kunstwerke

en miniature im Steindruckverfahren, ei-nem Flachdruckverfahren, das 1796 vonAlois Senefelder (1771–1834) entwickeltworden war. Es revolutionierte die Gestal-tungs- und Marktverhältnisse im Akzi-denzdruckwesen, indem es eine wesent-

lich freiere Kombination von Bildern undSchriften ermöglichte als etwa der Buch-oder Metalldruck.Die dokumentarische Aussagekraft

der dargestellten Fabrikansichten ist be-schränkt. Dem Unternehmen ging es nichtum die realistische Darstellung seinerProduktionsanlagen und Verwaltungsge-bäude, sondern vorrangig darum, dieAdressaten durch eine möglichst impo-

sante architektonische Gesamtkomposi-tion zu beeindrucken. Dazu bediente sichder Lithograf verschiedener Mittel. Er ver-zerrte die Perspektive und verkleinertebenachbarte Gebäude, Bäume, Fahrzeu-ge und Personen, um die Fabrikanlageumso größer erscheinen zu lassen. AuchVerfälschungen lassen sich nachweisen.Sie reichen von zusätzlichen, imaginärenFensterreihen bis hin zu ganzen Gebäu-den, die bestenfalls in den Plänen der

Sehr geehrte Mitglieder und Freundedes HWA,

die Zuständigkeit des Hessischen Wirt-schaftsarchivs erstreckt sich auf dasgesamte Bundesland Hessen. Einegleichmäßige Betreuung aller Regio-nen zu gewährleisten, ist allerdingsschwierig. Südhessische Unternehmentun sich auf Grund der räumlichenNähe leichter, ihre Archive dem HWAzu überlassen als nordhessische, diemöglicherweise Bedenken hegen, ihre„Geschichte“ einer Einrichtung ausDarmstadt anzuvertrauen.

Als Kasseler Unternehmer wünsche ichmir natürlich, dass sich dies ändert. Eshat in den vergangenen Monaten eini-ge Gespräche darüber gegeben, wie dieBetreuung der nordhessischen Wirt-schaft durch das HWA optimiert wer-den kann. Vorschläge liegen auf demTisch – welche sich realisieren lassen,wird sich in den nächsten Monatenzeigen.

Eines allerdings kann ich Ihnen versi-chern: In Zukunft wird das HWA inNordhessen mehr Flagge zeigen alsbisher. Bitte helfen Sie uns dabei, Ver-trauen aufzubauen.

IhrGerhard Fenge

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„Rauchende Schlote“Ausstellung zur Industriegeschichte Südhessens

Vernissage in den Räumen der IHK Darmstadt.

Page 2: 2/#!0&1-2!/4/555555 - Hessisches Wirtschaftsarchiv · 2013. 2. 14. · 2/#!0&1-2!/4/555555 0+( "/25 )( 4*2-!021' 1"35*4&5.%1 5 5 5 5 55555 5 55 5 55555 5 5 5 5 5 5 Im Rahmen der Veranstaltungen

Unternehmer existierten. Die Fabriken selbsterinnern häufig an Renaissanceschlösserund sind in parkähnliche Landschaften ein-gebettet; so künden sie vom Selbstbewusst-sein, dem Geschmack und dem Reichtumihrer Besitzer. In der Realität aber wirktealles viel bescheidener. Rückschlüsse aufdie tatsächliche Fabrikarchitektur sind nurbedingt möglich.Wohl aber gewähren uns die Darstel-

lungen einen ungefilterten Blick auf dieMentalität der Menschen in den Jahrzehn-ten vor dem Ersten Weltkrieg. RauchendeSchlote beherrschen, neben anderen Sym-bolen der Industrie und des Verkehrs, dieSzenerie. Anders als heute, wo wir beiihrem Anblick in erster Linie an Umweltver-schmutzung, Treibhausgase und Klimawan-del denken, waren sie damals Inbegriff undSinnbild für Fortschritt, Wohlstand und dennoch völlig ungebrochenen Glauben an dieSegnungen der Technik und des wirtschaft-lichen Wachstums.

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umfassende Aktenbestand wird von einerumfangreichen fotografischen Überliefe-rung ergänzt. Das bereits 2010 fertig gestell-te Findbuch umfasst 384 Seiten.Über die gesamte Zeit seines Bestehens

war das Unternehmen eng mit der hessen-darmstädtischen Pfarrer- und Beamtenfami-lie Frank verbunden. Nachdem ChristianFrank, damals noch Pfarrer in Hatzfeld, be-reits 1836 ein Hammerwerk in Reddighausenerworben hatte, ersteigerte er drei Jahrespäter auch das bereits 1606 gegründeteHammerwerk in Niederscheld und baute eszu dem Hüttenbetrieb „Adolfshütte“ aus.Das Engagement in der Eisenindustrie derLahn-Dill-Region wurde durch die finanzielleBeteiligung seines Bruders Georg ermög-licht, der durch seine Heirat mit AmalieEnglerth, einer Tochter der Gründerin desEschweiler Bergwerkvereins Christine En-glerth, über ein umfangreiches Vermögenund gute wirtschaftliche Verbindungen ver-fügte.Der Reddighäuser Hammer wurde seit

1838 von Christian Frank bzw. seinen Nach-kommen geleitet; komplizierter gestaltetensich die Verhältnisse in Niederscheld, wozunächst der Teilhaber Carl Giebeler die Lei-

tung von „Frank & Giebeler“ übernahm. 1873verkaufte er seine Anteile an die Nachkom-men Georg Franks, die damit alleinige Besit-zer der Hütte wurden und in den Folgejahrendie Leitung angestellten Geschäftsführernanvertrauten.1841 wurde in Niederscheld zusätzlich

eine Eisengießerei in Betrieb genommen,die neben Kochtöpfen auch gusseiserneÖfen herstellte. Der Anschluss des Werksan die 1862 fertig gestellte Eisenbahnstre-cke Deutz-Gießen begünstigte sowohl denBezug von Brennstoffen als auch den Wa-renabsatz. Nach Einstellung des Hüttenbe-triebs 1888 behielt das als reiner Gießerei-betrieb weiter geführte Werk den Namen„Frank’sche Eisenwerke GmbH, Adolfshüt-te“ bei.Unter der Geschäftsführung des Grün-

derenkels Julius Frank wurde der Familien-besitz stärker konzentriert: 1907 wurden zu-nächst die Fertigungsprogramme und Ab-satzgebiete mit der „Frank’schen Eisenwer-ke GmbH, Nievernerhütte“ (der früherenNieverner Bergwerks- und Hüttenverein AG)koordiniert und 1916 eine Interessengemein-schaft gebildet. Zuvor war 1913 der Reddig-häuser Hammer von den NachkommenChristian Franks erworben und als WerkReddighausen in das Unternehmen inte-griert worden.

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Mit dem Abschluss der Verzeichnungs-arbeiten am Bestand der „Frank Aktienge-sellschaft“ in Niederscheld bei Dillenburgsteht die historische Überlieferung einestypischen Familienunternehmens nun derForschung zur Verfügung. Der rund 49 lfd. m

Die Ausstellung istnoch bis zum 31. Au-gust 2012 in der IHKDarmstadt zu sehen.Begleitend dazu gibtes einen Ausstellungs-katalog, der beim Hes-sischen Wirtschafts-archiv oder im Buch-handel zum Preis von13,90 € zu beziehen ist.

Verzeichnung des Unternehmensbestandes„Frank Aktiengesellschaft“ abgeschlossen

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Rundkessel, Nieverner Hütte, um 1900.

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Dem Geschäftseinbruch in der Mitte der1920er Jahre begegnete das Unternehmenmit der Aufgabe unrentabler Geschäftsfel-der wie des Bergbaus sowie einer Eisenhüt-te in Altenbeken. 1927 wurden die verblei-benden Gesellschaften in Niederscheldund Nievern sowie die 1919 gegründeteVertriebsgesellschaft „Frank’sche Handels-Gesellschaft KG“ in die neu gegründete„Frank’sche Eisenwerke AG“ mit Sitz inNiederscheld eingebracht. Der Gesell-schaftsvertrag bestimmte, dass die Anteiledes Unternehmens dauerhaft im Besitz derFamilie Frank verbleiben sollten. Die Werke in Niederscheld und Nievern

(1931 geschlossen) produzierten in dieserZeit vornehmlich Herde und Öfen der Marke„Oranier“, die von renommierten Gestalternwie Walter Gropius und später Wils Ebertentworfen wurden. Insbesondere der 1926nach einem Entwurf von Gropius neu gefer-tigte Oranier-Anthrazitofen stellte hinsicht-lich der Formgebung eine wesentliche Neu-erung dar. Das Werk Reddighäuser Hammerhatte sich auf die Fertigung von Pflugkörperund Pflugersatzteile spezialisiert.

Nach 1933 passte sich das Unterneh-men rasch den neuen politischen Verhält-nissen an. Sowohl die Vorstandsmitgliederals auch die Hälfte der Belegschaft tratender NSDAP oder der SA bei. 1935 erreichtedas Unternehmen mit 1.500 Mitarbeitern denhöchsten Beschäftigtenstand vor dem Zwei-ten Weltkrieg. Während des Zweiten Welt-

kriegs fertigte es kriegswichtige Produkteund lieferte nicht nur Öfen, Feldküchen undGeschosshülsen an die Wehrmacht, son-dern auch Teile für den Heinkel-Jäger He162. Dafür beschäftigte es sowohl Zwangs-arbeiter und Zwangsarbeiterinnen als auchKriegsgefangene.Durch mehrere Fliegerangriffe im Win-

ter 1945 wurde das Werk zu 85 Prozent zer-stört. Dennoch konnte bereits im Juli 1945mit dem ersten Nachkriegsguss die Ferti-gung von Kleinherden, Bratpfannen und ei-nigen wenigen Gussöfen aufgenommenwerden.Nach guten Absätzen in den 1950er Jah-

ren gingen die Umsätze seit den 1960er Jah-ren durch die allmähliche Ablösung der Ein-zelheizung durch Zentralheizungssystemeerheblich zurück. Dem Wegbrechen derOfen- und Herdsparte versuchte das Unter-nehmen durch die Diversifizierung seinerProduktpalette zu begegnen und fertigte seit1968 Reinigungsgeräte, seit 1976 auch Müll-press- und Wärmerückgewinnungsanlagen.Das Geschäftsjahr 1987 endete mit mas-

siven Verlusten und einer Überschuldung

der Gesellschaft, die seit 1985 unter „FrankAktiengesellschaft“ firmierte. Zwar schei-terte eine Übernahme durch einen Interes-senten am Widerstand einzelner Aktionäre,doch der Verkauf seiner GemeinnützigenWohnungsbaugesellschaft und Verpach-tung des Gießereibetriebs schien das Unter-nehmen zunächst zu retten. Nach erneuten

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hohen Verlusten im Geschäftsjahr 1993 warder Konkurs nicht mehr abzuwenden. Einzel-ne Unternehmensteile bestanden jedochunter neuen Eigentümern fort: der Reddig-häuser Hammer wurde als „Frank Walz- undSchmiedetechnik GmbH“, die Sparte Heiz-und Kochtechnik als „Oranier Heiz- undKochtechnik GmbH“ und der Bereich Reini-gungstechnik als „Frank ReinigungssystemeGmbH“ weitergeführt.

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zu beziehen ist.

Consiqua GmbH, Bad Homburg v.d.H.

W. Euler Papierfabrik GmbH & Co. KG, Bensheim

Unternehmerverband Südhessen e.V.,Darmstadt

Wir begrüßen alsneue Mitglieder:Katalogblatt, Nieverner Hütte: Verzierungen für gusseiserne Grabmonumente,

um 1895.

Regulierofen, Nieverner Hütte, um 1895.

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Der Groß- und Einzelhandel ist in denBeständen des Hessischen Wirtschaftsar-chivs unterrepräsentiert. Der Grund dafürist, dass kaum ein Geschäftsinhaber dienicht mehr benötigten Geschäftsunterlagenlänger aufbewahrt als gesetzlich vorge-schrieben. Selbst guten Willen vorausge-setzt würde die Einrichtung eines Firmenar-chivs in den allermeisten Fällen schon amfehlenden Platz scheitern.Umso erfreulicher ist es, dass jetzt Herr

Burkhard Steinhauer dem HWA historischeUnterlagen seines traditionsreichen Einzel-handelsgeschäftes in Friedberg, das 1992,im Jahr seiner Schließung, auf eine 200jäh-rige Geschichte zurückblicken konnte, über-gibt.Gegründet wird das Glas-, Porzellan-

und Kolonialwarenhaus 1792 von GeorgGross im Haus „Zur Reusen“ in der BreitenStraße in Friedberg. 1841 übernimmt es seinSohn Carl Daniel und erweitert das Sorti-ment um Beleuchtungsartikel. Nach seinemTod geht das Geschäft auf seine Witwe undspäter auf seine beiden Söhne Carl und Lud-wig über. Carl richtet 1898 neben seinem La-gerhaus für Petroleum an der Kaiserstraßedie erste Tankstelle Friedbergs ein. 1898 er-wirbt der aus Günterod bei Gladenbach ge-bürtige Friedrich Wagner, der seit 1888 inFriedberg einen Zigarrengroß- und -einzel-handel sowie eine Kaffeerösterei betreibt,das Handelshaus, das durch den Zu-sammenschluss der verschiedenen Ge-schäfte zum bedeutendsten Kolonialwaren-handel und Glas- und Porzellanhaus Fried-

Archiv des Friedberger Einzelhandelsgeschäfts Steinhauer

bergs aufsteigt. Nach Wagners frühem Tod1908 schließlich kauft sein Schwager GeorgSteinhauer die Firma. Sein Enkel Burkhard

Steinhauer stellt im Juli 1992 den Einzelhan-del ein und wandelt die F.W. Steinhauer KGin die Burkhard Steinhauer Hausverwal-

tungs- und Handels GmbH um.Auch wenn es sich mit einem

Umfang von rund 5 Regalmeternnicht um ein vollständiges Fir-menarchiv handelt, so lassensich die Besitzverhältnisse unddie Geschäftsentwicklung rechtgut nachvollziehen. Sein Wert er-gibt sich aber nicht zuletzt ausden zahlreichen Katalogen, dienicht nur Aufschluss über Pro-dukte und Preise geben, sondernauch eine sehr anschaulicheQuelle zur Designgeschichte dar-stellen.

Werbekalender vonFriedrich Wagner(Inh. Georg Stein-hauer), 1909.

Titelblatt eines Katalogs der PorzellanfabrikFraureuth in Sachsen, 1914.

Geschäftskarte Friedrich Wagner vorm. Georg Gross, mit Foto des Geschäfts inder Kaiserstraße 82 in Friedberg, 1908.