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Jahresbericht 2009

2010 04 10 Jahresbericht 2009 - Waldrappwaldrapp.eu/images/medienberichte/Jahresberichte/...Tierpark Rosegg, am 6. Mai folgten drei weitere aus demselben Tierpark und einen Tag später

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Jahresbericht 2009

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Mutters, 28. Februar 2010

Liebe Freunde des Projektes Waldrappteam.at

Vor einigen Tagen fand in Mutters das Jahrestreffen statt, bei dem neben altgedienten Mitarbeitern auch sieben Anwärter für die Projektarbeit 2010 mit dabei waren. Das Engagement für unsere Sache ist ungebrochen, bei den Mitarbeitern und - getragen und motiviert durch diese - auch bei mir. Was mich immer wieder erstaunt, aber in der Sache auch bestätigt: auch das öffentliche und mediale Interesse ebenso wie die Motivation der Förderer und Spender hält an. Dabei hatten wir ein sehr kontroversielles Jahr. Infektionen bei den Vögeln und schlechtes Wetter hätten die Migration beinahe zum Scheitern gebracht. Zudem sorgte der Verdacht auf Ornithose infolge einer Lungenentzündung bei Johannes Dietl für gehörigen Wirbel, bei uns und insbesondere bei unseren Kollegen vom Zoo Salzburg. Die Migration wurde durch das enorme Engagement der Teammitglieder, allen voran der Zieheltern Markus Unsöld und Arvid Zickuhr, dann doch zu einem Erfolg.

Dafür gab es im Herbst dann herbe Rückschläge bei den freifliegenden Vögeln. Insgesamt 15 Vögel sind seit Oktober verschwunden. Ein kleiner Lichtblick war die Sichtung des lange verschwundenen Vogels Gonzo Mitte Februar in Friaul. Es gibt also noch Grund zur Hoffnung für die vermissten Vögel. Weniger Grund zur Hoffnung gibt es dagegen für die letzten Wildvögel im Nahen Osten. Der Bestand ist auf drei oder vier Vögel geschrumpft. Gemeinsam mit Gianluca Serra, Lubomir Pesce und den syrischen Kollegen hatten wir uns intensiv auf eine Supplementierung im Sommer 2009 vorbereitet. Ein ‚finaler Verzweiflungsakt‘, um die akute Situation doch noch zu ändern. Aber wir werden wohl nie erfahren, ob Supplementierung noch etwas hätte ändern können, denn wir kamen nicht zur Umsetzung und werden auch 2010 nichts ausrichten können, einzig und allein deshalb, weil der simple Transfer von 6 Zuchtvögeln aus Birecik in der Türkei nach Palmyra in Syrien – knapp 300 km Luftlinie - nachhaltig an menschlichem Unvermögen und politischen Hürden scheitert. Daran konnte auch ein großes internationales Treffen in Palmyra im November 2009 nichts ändern. So bleibt wenigstens die Hoffnung, dass sich unsere Kolonien in Europa weiter entwickeln. Die Motivation aller beteiligten ist dafür jedenfalls eine gute Voraussetzung. Ich möchte mich wieder in erster Linie beim Team 2009 ganz herzlich bedanken. Die Anforderungen waren wohl noch nie derart hoch, aber alle haben durchgehalten und das hat uns auch den Erfolg gebracht. Vielen Dank!!!! Danke auch an dieser Stelle an alle Freunde des Projektes, an alle Förderer und Sponsoren für die Begeisterung, das Engagement und das Vertrauen!

Johannes Fritz Projektleiter Waldrappteam.at

Für den Inhalt verantwortlich: Dr. Johannes Fritz, Waldrappteam Kontakt: [email protected], 0043 676 5503244, www.waldrapp.eu Fotos: Markus Unsöld, Johannes Fritz, u.a.

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HANDAUFZUCHT UND TRAINING 2009

 

Es war bereits die fünfte Migration. Am 29. April kamen  die  ersten  zehn  Nestlinge  aus  dem Tierpark Rosegg, am 6. Mai  folgten drei weitere aus  demselben  Tierpark  und  einen  Tag  später noch  zwei Vögel aus dem Cumberland‐Wildpark Grünau.  Wir  hatten  somit  insgesamt  15  junge  Waldrappe.  

Unsere beiden Ziehväter, Markus Unsöld und Arvid Zickuhr, begannen mit der Aufzucht im Zoo Salzburg.  Am  25.  Mai  lag  morgens  aber  völlig unerwartet  ein  Vogel  tot  im  Nest.  Drei  Tage später  verendete  ein  zweiter.  Kurz  nach  dem Wechsel nach Burghausen starb ein dritter Vogel. Erst  als  zwei  Vögel  eine  Augentrübung  zeigten, konnte  ein  Facharzt  der  Universitätsklinik  in München einen Flagellatenbefall diagnostizieren, der  auch  die  wahrscheinliche  Ursache  für  die Todesfälle war.  In weiterer  Folge  konnten neue Krankheits‐  und  Todesfälle  vermieden  werden. Bei  einem  der  beiden  erkrankten  Vögel regenerierte  sich  das  getrübte  Auge  aber  nicht mehr, und er mußte an den Münchner Tierpark Hellabrunn abgegeben werden. Damit hatte sich die  Zahl  der  Vögel  von  15  auf  11  Individuen reduziert.  

Mitte  Juni  waren  die  verbliebenen  Vögel flügge.  Zu  dieser  Zeit  sollte  das  eigentliche Flugtraining  beginnen,  aber  beständige Regenfälle  hinderten  uns  über  einen  Monat daran.  Erst  am  21.  Juli  konnten wir  den  ersten Trainingsflug  durchführen.  Diese  Verzögerung hatte aber Folgen. Die Vögel zeigten  inzwischen eine  ‚pubertäre Selbstständigkeit‘. Sie bewegten sich  beim  Training  immer  unabhängiger  im Umfeld  des  Camps,  anstatt  dem  Fluggerät  zu folgen.  Am  10.  August  beendeten  wir  dieses erfolgslose Training.  Insgeheim konnte sich wohl keiner von uns so wirklich vorstellen, wie wir mit diesen  Vögeln  jemals  die  Toskana  erreichen sollten.  

MIGRATION 2009

 

Beginn  der  Migration  am  Freitag,  14.  August 2009.  Die mangelhaft  trainierten  Vögel  folgten uns  nur  widerwillig  ein  Stück  über  die  Salzach Richtung  Osten  und  kehrten  dann  zum  Camp zurück. Also  keine Chance  auf  einen  ‚regulären’ Migrationsstart.  

Wir  brachten  die  Vögel  auf  eine  Wiese  bei Gilgenberg,  rund  10  km  östlich  des  Camps  in Burghausen.  Damit  waren  sie  außerhalb  des ihnen  vertrauten  Areals.  Wir  hofften,  dass  sie von  dort  aus  dem  Ziehvater  folgen  und  hatten Glück. Am 16. August flogen die Waldrappe dem Fluggerät  bis  zum  6  Kilometer  entfernten nächsten Landepunkt nach. 

 Was  folgte,  war  mit  41  Tagen  und  21 Flugetappen  die  bisher  längste  Migration (Abb.4).  Die  Vögel  blieben  unzuverlässig,  sie kehrten bei manchen Etappen um und mussten zweimal  sogar  für  Teiletappen  in  Fahrzeugen transportiert werden.  Erst  südlich des Apennins änderten  sie  ihr  Verhalten  und  flogen  dem Fluggerät zuverlässig über längere Strecken nach. 

Am 21. September erreichten wir mit allen 11 Vögeln  das  WWF  Naturschutzgebiet  Laguna  di Orbetello.  Im  Kerngebiet  des  Schutzgebietes errichteten wir unsere mobile Voliere,  in der die Jungvögel  nach  der  Ankunft  für  einige Wochen bis  zum  Abklingen  der  Zugmotivation  blieben. Am 22. Oktober wurde die Voliere geöffnet, und die 11 Jungvögel konnten sich in die freifliegende Waldrappgruppe integrieren.  

 

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SELBSTÄNDIGE MIGRATIONSFLÜGE

 

Im  Frühjahr  2009  flogen  die  geschlechtsreifen Vögel  der  Generationen  04/05  erstmals zielstrebig nach Fagagna. Sie  scheinen das neue Brutgebiet  zu  akzeptieren.  Drei  Jungvögel wurden  aufgezogen.  Anfang  September  stießen zwei  subadulte  Vögel  aus  der  Toskana  zur Gruppe.  Einer  davon  wurde  im  Vorjahr  in Fagagna  aufgezogen.  Am  28.  September  flogen diese  beiden  subadulten  Vögel  wieder  ab  und mit  ihnen  die  drei  Jungvögel.  Ein  subadulter Vogel  und  zwei  Jungvögel  kehrten  drei  Tage später  wieder  zurück  nach  Fagagna.  Am  12. Oktober  flog dann  jener Altvogel, der  schon  im Vorjahr  zwei  Jungvögel  in  das  Wintergebiet geführt  hatte,  gemeinsam mit  dem  subadulten Vogel  und  einem  der  beiden  verbliebenen Jungvögel ab.  

Die  restlichen  fünf  Vögel  (vier  Altvögel  und ein Jungvogel) verlegten ihren Schlafplatz wie im letzten Jahr auf die Waldrapp‐Voliere in Fagagna und  blieben  vor Ort.  Am  22. Oktober  brachten wir diese Gruppe an den Südrand der Poebene. Da die vier Altvögel den Weg in das Wintergebiet gut  kannten,  gingen  wir  davon  aus,  daß  die Gruppe  rasch die  restliche Streck nach Süden  in das Wintergebiet  fliegen würde. Fünf Tage nach der  Freilassung  wurden  alle  fünf  Vögel  südlich von Ravenna  gesichtet.  Seitdem  fehlt  aber  jede Spur.  Auch  von  jenen  fünf  Vögeln,  die selbständig  aus  Fagagna  abflogen,  kam  bisher nur ein subadulter Vogel im Wintergebiet an.  

 

DEMOGRAPHIE UND MORTALITÄT

 

Im  Rahmen  von  fünf  menschengeleiteten Migrationen  haben wir  seit  2004  insgesamt  52 junge Waldrappe  in  die  Toskana  geführt.  2007 wurden  die  ersten  Vögel  geschlechtsreif,  und seitdem  hatten  unsere  Altvögel  jedes  Jahr Nachzucht,  insgesamt  acht  Jungvögel  in  den vergangenen drei Jahren. 

In den vergangenen sechs Jahren verloren wir insgesamt 28 Vögel. Bisher konnten die Verluste durch Handaufzucht und Elternaufzucht mehr als kompensiert werden,  sodass  die  Gruppengröße beständig    zunahm.  Die Mortalitätsrate  in  den ersten  beiden  Lebensjahren  beträgt  im  Mittel  35  %.  Das  bedeutet,  dass  65  %  der  Vögel geschlechtsreif werden. Ab der Geschlechtsreife liegt  die  Mortalitätsrate  im  Schnitt  bei  11  % (Beobachtungszeitraum  bis  Ende  September 2009).  

Von  den  28  verlorenen  Vögeln  sind  19 vermisst.  Von  9  Vögeln  ist  die  Todesursache bekannt.  Ein  Vogel wurde  im Wintergebiet  von einem  Greifvogel  getötet.  Zwei  Vögel  sind  im Wintergebiet  durch  Stromschlag  auf  einer Hochspannungsleitung  umgekommen.  Ein weiterer  subadulter  Vogel  verendete  infolge eines  Schnabelbruchs.  Fünf  Vögel  fielen  der illegalen Jagd in Italien zum Opfer. Somit sind 56 % der bekannten Todesfälle auf die  illegale  Jagd zurückzuführen.   

Insgesamt  bewegte  sich  die  Mortalitätsrate bisher  in  einem  verträglichen  Rahmen.  Die handaufgezogenen  Vögel  scheinen  mit  den natürlichen  Risiken  gut  zu  Recht  zu  kommen. Leider  sind  im  Zeitraum  seit  Anfang  Oktober 2009  weitere  15  Waldrappe  mit  bislang unbekannter  Ursache  verschwunden.  Nach unseren bisherigen Erfahrungen hoffen wir, dass zumindest ein Teil dieser Tiere wieder auftaucht.  

Das größte Handicap  für unsere Vögel  ist die illegale  Jagd  in  Italien. Ab 2010 wollen wir dem mit  einer  gezielten  Kampagne  in  Italien begegnen. 

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ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

 

Der erste Teil der Handaufzucht erfolgte 2009 im Zoo Salzburg. In der Zeit von 29. April bis 28. Mai konnte die Handaufzucht von den Zoobesuchern live  beobachtet  werden.  Diese  Präsentation erfolgte mit sehr guter Resonanz.  

In Burghausen wurden wieder Führungen  für Schul‐  und  Kindergartengruppen  angeboten.  Im Zeitraum  von  25.  Juni  bis  30.  Juli  nahmen insgesamt 15 Schulklassen und Kindergärten mit einer  Gesamtzahl  von  rund  320  Teilnehmern dieses  Angebot  in  Anspruch.  Das Führungsangebot wurde von Michael Schroll und weiteren  Mitarbeitern  des  Waldrappteams angeboten und ausgeführt.  

Im  Sommer  2009  waren  wir  mit  einem Infostand  im  Rahmen  der  Artenschutztage  im Schönbrunner  Tiergarten  und  im  Zoo  Salzburg, beim  Fest  der  Natur  in  Linz  sowie  bei  den Flugtagen in Wels präsent. 

IBISWORLD AUSSTELLUNG

 

In  Zusammenarbeit  mit  der  Medien‐künstlergruppe  PONG,  der  Stadt  Burghausen, dem Bund Naturschutz  in Bayern e.V. sowie der Heinz  Sielmann  Stiftung  wurde  in  Burghausen (20. Juni bis 16. Aug.) und beim Zoo Salzburg (22. Aug.  bis  27.  Sep.)  die  Wanderausstellung IbisWorld präsentiert. Die Ausstellung  sollte die Besucher  in einem spielerischen Kontext für den 

angewandten Natur‐ und Artenschutz im Bereich landwirtschaftlicher Nutzflächen sensibilisieren. 

Die digital‐interaktive Präsentation erfolgte in fünf  lichtdichten  Pagodenzelten:  1.  Eingangs‐ und  Informations‐Zelt;  2.  Videopräsentation;  3. Weltkugel  mit  Waldrapp‐relevanten  Orten;  4. Flugsimulator  (der  Flugsimulator wurde  von der Heinz‐Sielmann  Stiftung  finanziert);  5. Interaktives Spiel ‚Fang den Wurm‘. 

Die  Besucherfrequenz  war  den  Standorten entsprechend  unterschiedlich.  Im  Stadtzentrum von  Burghausen  hatten  wir  eine  mittlere Wochenfrequenz von 92 Besuchern, am Eingang des  Zoo  Salzburg  von  387  Besuchern.  Die Installation  und  Betreuung  der  Ausstellung erfolgte  durch  Michael  Schroll,  Patrizia Watzinger,  Aynur  Avant,  Monika  Felix  und weitere  Projektmitarbeiter  sowie  durch Mitarbeiter des Bund Naturschutz in Bayern e.V. 

WISSENSCHAFTLICHE ARBEITEN

FWF Forschungsprojekt Migrationsphysiologie Im  Rahmen  des  FWF  Projektes  P20633 wurden während  der  Migration  2009  bereits  zum zweiten  Mal  physiologische  und  energetische Datennahmen durchgeführt. Das Projekt wird  in Zusammenarbeit  mit  Prof.  John  Dittami  (Univ. Wien),  Prof.  Franz  Bairlein  (Institut  für Vogelforschung  Wilhemshaven)  und  Prof. Alexandra  Scope  (Vet.med.  Univ.  Wien) durchgeführt.  Als  wissenschaftliche  Mitarbeiter begleiteten  Gabriela  Stanclova  und  Johannes Dietl die Migration. 

Conservation Genetics Dipl.‐Biol.  Markus  Unsöld  wurde  im  Rahmen einer  Kooperationsvereinbarung  für  den Projektzeitraum  2009  von  seinem  Arbeitgeber (Staatl. Naturwiss. Sammlungen Bayerns, Zoolog. Staatssammlung  München)  freigestellt.  um während  der  Aufzucht  und Migration  Daten  im Rahmen  seiner  Dissertation  zu  sammeln.  Eine 

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genetische Grundlagenarbeit ist eine wesentliche Voraussetzung  für  die  Durchführung  der internationalen  Aktivitäten  zum  Schutz  und  zur Wiederansiedlung der Waldrappe.  

Migrationsmuster Die  Datennahme  mittels  der  GPS‐Datenlogger wurde  auch  2009  fortgesetzt.  Unter  anderem konnte die gesamte Frühjahrsmigration von zwei adulten Vögeln aufgezeichnet werden.  

Nahrungsökologie Die  umfangreichen  Datennahmen  zur Nahrungsökologie der Waldrappe  in Europa sind (vorerst)  abgeschlossen.  Die  Ergebnisse werden im  Rahmen  von  zwei  Veröffentlichungen ausgearbeitet.   

INTERNATIONALES ENGAGEMENT

 

Das  Waldrappteam  hat  sich  2009  intensiv  im Rahmen  der  international  koordinierten Arterhaltungsmaßnahmen  in  Syrien  engagiert. Gemeinsam mit  Gianluca  Serra,  Lubomir  Pesce sowie  nationalen  und  internationalen  NGO’s wurde  die  Supplementierung  ausgearbeitet, adaptiert  und  vorbereitet.  Mit  Hilfe  einer Finanzierung durch den Schönbrunner Tiergarten und  die  Schweizer  Zoovereinigung  konnte  eine mobile Voliere finanziert werden. Leider konnten infolge  ‚politischer  Probleme‘  keine  Waldrappe  von  Bircik/Türkei  nach  Palmyra/Syrien  gebracht werden, und  somit  fehlte die Grundlage  für die Supplementierung.  

Im November  2009  fand  in  Palmyra  ein  von IAGNBI  organisiertes  internationales  Treffen statt,  an  dem  auch  drei  Mitglieder  des Waldrappteams  teilnahmen  (J. Dietl, M. Unsöld, J. Fritz). Dabei wurde neuerlich der Transfer von sechs Waldrappen  beschlossen,  um  2010  noch eine Supplementierung  zu versuchen. Allerdings sind  bis  Februar  2010  immer  noch  keine  Vögel nach  Palmyra  gekommen.  Damit  steht  die syrische Kolonie wohl kurz vor dem Erlöschen.  

Im Rahmen des Treffens wurde Johannes Fritz in  das  Advisory  Board  von  IAGNBI  (Intern. Advisory  Group  of  the  Northern  Bald  Ibis) gewählt. 

AUSBLICK

 

Im  Jahr  2010  soll  die  vierte menschengeleitete Migration  von  Burghausen  in  Bayern  aus durchgeführt  werden.  Es  ist  voraussichtlich  die letzte Migration ausgehend von Burghausen.  Im Herbst  2010  wird  das  Trainingscamp  in  eine Brutstation umgebaut, und für das Frühjahr 2011 erwarten  wir  dann  endlich  die  ersten  adulten Vögel aus der Toskana zurück in Burghausen.  

In  Fagagna  hoffen wir  auf  die  Rückkehr  von vermissten Vögeln  im Frühjahr 2010. Wir gehen aber  davon  aus,  dass  die  Etablierung  einer migrierenden  Kolonie  in  Fagagna  aufgrund  der anwesenden  Volierenvögel  nicht  möglich  ist. Deshalb wird diskutiert, das Projekt in Fagagna in Richtung einer sedentären Freiflugkolonie weiter zu entwickeln.  

Im  Frühjahr  2010  eröffnen wir  einen  neuen Projektstandort  im Schutzgebiet  Isola della Cona an  der  Adria.  Dieses  Schutzgebiet  wird  von unserem  Partner  Dr.  Fabio  Perco  geleitet.  Die Vögel der Generation 2007 werden  im  Frühjahr 2010  geschlechtsreif.  Sie  stammen  zwar  aus Burghausen, aber ihnen fehlt die Flugstecke über die Alpen  (siehe  Jahresbericht 2007). Wir gehen deshalb  davon  aus,  dass  sie  bis  Norditalien fliegen und dort ‚hängenbleiben‘.  Deshalb sollen sie  an  dieses  ‚sekundäre  Brutgebiet‘  gewöhnt werden.  Das  ist  ja  bereits mit  aus  Scharnstein stammenden Vögeln  in  Fagagna  gelungen.  Isola della  Cona  hat  definitiv  keine  sonstigen Waldrappe. Somit können wir unsere Hypothese verifizieren,  dass  die  Anwesenheit  von  lokalen Waldrappen  die  migrierenden  Vögel  am herbstlichen Abflug hindert. 

Das  erfolgreiche  Forschungsprojekt  zur Zugphysiologie  soll  fortgesetzt  werden.  Im Rahmen  eines  Neuantrages  sind  weitere 

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Datennahmen  geplant.  Fortgesetzt  wird  zudem die  Dissertation  zur  Genetik.  Weitere Dissertationen  und  Diplomarbeiten  sind  in Vorbereitung.  Zudem  sollen  2010  endlich verschiedene Datensätze publiziert werden.  

Für  2010  sind  bereits mehrere  Anfragen  für TV‐ und Printmedien‐Produktionen eingegangen. Unter  anderem  werden  umfangreiche Dreharbeiten  im  Rahmen  der  sechsteiligen Produktion ‚Earth Flight‘ (BBC/DiscoveryChannel) stattfinden.  

MEDIENBERICHTERSTATTUNG

 

Populärwissenschaftliche Beiträge 2009 wurden 19 Artikel  in 7 Ländern  registriert. Da  dem Waldrappteam  nicht  die Möglichkeiten für  eine  systematische  Presserecherche  zur Verfügung stehen,  ist davon auszugehen daß die Anzahl  der  tatsächlich  veröffentlichten  Beiträge deutlich höher ist.  

Fernsehbeiträge Im  Projektjahr  2008/09  wurden  fünf  TV‐Produktionen  mit  insgesamt  72  Sendeminuten produziert.  Weitere  drei  Produktionen  sind  in Fertigung.  Unter  anderem  fanden  Dreharbeiten im  Rahmen  der  fünfteiligen  BBC  Produktion ‚Nature’s Miracle  Babies‘  statt. Drei  Sendungen wurden  bereits  ausgestrahlt,  zwei  sind  in Produktion.  Zudem  werden  verschiedene Produktionen  immer  wieder  ausgestrahlt, insbesondere die ORF/ARD Produktion 2007  ‚Ein Vogel im Aufwind‘ sowie die BR Produktion 2002 ‚Welt der Tiere‘. 

WISSENSCHAFTLICHE BEITRÄGE

Publikationen Dietl. J., Fritz J., Feurle, A., Kotrschal, K., Bernroiderd, F.: 

Fecal corticosterone monitoring in Northern bald ibis (Geronticus eremita) undergoing human‐led autumnal migration. Public Library of Science, submitted. 

Fritz, J. Der Waldrapp in den Alpen: Ultraleichtflieger weisen den Weg. Der Falke. 

Fritz, J.: Migration patterns in Northern bald ibises; results of the experimental projects and their implications for the international conservation projects. Proceedings of the International Advisory Group of the Northern Bald Ibis, submitted. 

Fritz, J.: Migration patterns in Northern bald ibises and their implications for the conservation of migratory colonies. Proceedings of the International Advisory Group of the  Northern Bald Ibis, submitted. 

Kongressvorträge Fritz, J. & Dietl, J.: Internationaler Artenschutz am Beispiel 

des Waldrapp: Das Projekt Waldrappteam. 142. Jahresversammlung der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft, Pörtschach 2009. 

Fritz, J.: Migration patterns of the Northern bald ibis and their implications for the Syrian NBI conservation project. 3rd Meeting of the International Advisory Group of the Northern Bald Ibis in Palmyra/Syria.  

Kongressposter Fritz, J., Dietl, J. & Mason, F. Pattern of spring migration in 

Northern bald ibises. Poster at the 3rd Meeting of the International Advisory Group of the Northern Bald Ibis in Palmyra/Syria. 

Dietl, J., Fritz, J., Kotrschal, K., Feurle, A. & Bernroider, G.: Analysis of flight pattern in Northern bald ibises. Poster at the 3rd Meeting of the International Advisory Group of the Northern Bald Ibis in Palmyra/Syria. 

Wissenschaftliche Arbeiten Bichler, M. Der Waldrapp. Bakkalaureatsarbeit Universität 

Innsbruck. Olbrichj, J. Nahrungsökologie des Waldrapp. Diplomarbeit, 

Universität Salzburg. Dietl, J. Fecal corticosterone monitoring in Northern bald 

ibis (Geronticus eremita) undergoing human‐led autumnal migration. Diplomarbeit, Universität Salzburg. 

Weinel, J. Parasitologische und mikrobiologische Untersuchung beim Waldrapp (Geronticus eremita) aus einem EU‐Nachzuchtprogramm. Dissertation, Institut für Wildbiologie der Justus‐Liebig‐Universität Giessen. 

Das Erste / W w ie Wissen W w ie WissenSAT1 / Planetopia PlanetopiaSAT1 / Planetopia PlanetopiaVOX Spiegel TVBBC Nature's Miracle Babies

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SPONSOREN 2009

American Association of Zookeepers Bund Naturschutz in Bayern e.V. Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung Frau Maria Schram Förderverein Waldrappteam.at Heinz Sielmann Stiftung Hellbrunner Zoo Salzburg  HIT Umwelt‐ und Naturschutz Stiftung INTERREG IIIA Lebensministerium NOVA International Paragliding Österreichische Zoo Organisation (OZO) Philadelphia Zoo Schönbrunner Tiergarten GesmbH Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns Stadt Burghausen Verband Deutscher Zoodirektoren (VDZ) Verein für Tier‐ und Naturschutz in Österreich Zoologische Staatssammlung München 

PARTNERINSTITUTIONEN 2009

Alpenzoo Innsbruck Bund Naturschutz in Bayern e.V. Förderverein Waldrappteam.at Institut für Vogelforschung Wilhelmshaven Justus‐Liebig‐Universität Gießen e.V. Konrad Lorenz Forschungsstelle Grünau Oasi die Quadris di Fagagna PXNG.li Schönbrunner Tiergarten GesmbH Stadt Burghausen Tierpark Rosegg Universität Salzburg Universität Wien, Institut für Zoologie Verein Waldrapp Initiative Waidhofen an der Thaya Veterinärmedizinische Univ. Wien World Association of Zoos and Aquariums (WAZA) WWF Italien Zoologische Staatssammlung München 

TEAM 2009

Avant Aynur, Public Relations Bairlein Franz, Scientific Partner Bichler Martin, Migration/Management Cianchi Fabio, Monitoring Italy/Management Italy Cimadom Arno, Management Dietl Johannes, Management / Scient. Partner/Migration Dittami John, Scientific Partner Egger‐Peitler Kilian, Migration Felix Monika, Management / Public Relations Fritz Angelika, Management Fritz Johannes, Projectleader/Pilot Hafner Lynn, Management  Holzmüller Edith, Migration/Management Holzmüller Walter, Pilot/Migration Ivanov Boris, Voluntary Kirtz Angelika, Management Kirtz Manfred, Management Korycki Dominik, Migration Kotrschal Kurt, Scient. Partner Liechtenstein Emanuel, Management  Mason Federico, Manag. Fagagna / Scient. Datacoll. 

Olbrich Julia, Scient. Datacoll.  Perco Fabio, Management  Riedler Barbara, Management/Public Relations Rinnhofer Dominik Rinnhofer Lukas Schroll Michael, Management/Public Relations Scope Alexandra, Scientific Partner Spindler Ernst‐Josef, Management Burghausen Stanclova Gabriela, Scientific Partner/Migration Strebel Gunter, Management Burghausen Teske Cäcilia, Management Trapp Claus, Migration/Management Unsöld Markus, Foster Parent /Migration Watzinger Patrizia, Public Relations Weinel Juliane; Scient. Datacoll./PhD Zickuhr Arvid, Foster Parent /Migration Zoufal Katharina, Management  

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