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Mecklenburg Vorpommern Polizei-Journal 2/3 -2013 DANKE Medaillen „Dank und Anerkennung Hochwasser 2013“ Foto: Jens Minzlaff

2010” – die Eckpunkte - polizei.mvnet.de · Mecklenburg Vorpommern 4-2008 / 1-2009 Polizei-Journal „Polizeistrukturreform 2010” – die Eckpunkte Polizei-Journal 2/3-2013

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MecklenburgVorpommern

4-2008 / 1-2009

Polizei-Journal

„Polizeistrukturreform 2010” – die Eckpunkte

Polizei-Journal2/3-2013

DANKE

Medaillen „Dank und Anerkennung Hochwasser 2013“ Foto: Jens Minzlaff

Page 2: 2010” – die Eckpunkte - polizei.mvnet.de · Mecklenburg Vorpommern 4-2008 / 1-2009 Polizei-Journal „Polizeistrukturreform 2010” – die Eckpunkte Polizei-Journal 2/3-2013

Inhalt Vorwort

Impressum

Vorwort 3

Das Thema 4–7Elbe-Hochwasser 2013 4

Einsatz 8–19Behördenmühlenmahlen langsam 8Neue Wege in der Polizei-Pressearbeit 9Rostocker Polizei nutzt Twitter 10Neues Material bei Einsatz-anzügen 11Übung der MaritimenEinsatzeinheit (MME) 12Mein Weg zum Personenschutz 13Hand in Hand im Kampf gegenDrogen im Straßenverkehr 14EU-PartnerschaftsprojektLeonardo da Vinci 16„404 down“ 18

Panorama 20–35Meine Polizei – Gedankeneines Bürgers 20Bürgerbefragung öffent-licher Dienst 2013 20Hitlerjunge Salomon erzähltseine Geschichte 21Blaustern 22Es geht ums Image 22Original und Rolle 24Internationale Zusammen-arbeit an der FHöVPR 25Lebenslanges Lernen – eine kurze Vorstellung der jüngsten von der EU geförderten Projekte der Landespolizei 30Dänische Standards 32In Dänemark mit Leonardodi Ca ... nein da Vinci 33Mein Auslandsaufenthaltauf Bornholm 34

Prävention 36–39Rettungswesten könnenLeben retten 36Weißer Ring –Besuch in der Schweiz 38Resümee zur Teilnahme amDeutschen Präventionstag 3814. „mobil und sicher“-Preisder Deutschen Verkehrswacht 39

Tauschgesuche 39

3PJ 2/3-2013

Polizei-JournalZeitschrift der LandespolizeiMecklenburg-VorpommernHerausgeber:Landespolizei Mecklenburg-Vorpommern

Redaktion: Jens Minzlaff (verantw.), Isabell Wenzel,Madeleine Camin, Steffen Salow, Yvonne Hanske, KlausWiechmann, André Falke, Gert Frahm, Verena Splett-stößer, Axel Falkenberg, Antje Unger, Michael Schuldt,Hartmut Richter, Luisa Schröder, Alexander Rauch, SilviaSniegula

Anschrift: Redaktion Polizei-Journal, Ministerium für Inneres und Sport M-V, Referat II ÖA, Alexandrinenstraße 1, 19055 SchwerinTelefon: 0385/588-2053, Fax: 0385/588-482-2053E-Mail: jens.minzlaff@ im.mv-regierung.de

Auflage: 3.000 Exemplare

Titelbild: Jens MinzlaffBildanfragen bitte an die Redaktion des Polizei-Journal

Satz: Druckerei Buck GmbH, Ludwigslust

Druck: Landesamt für innere Verwaltung M-V

Erscheinungsweise: vierteljährlich

Wir danken den Autoren für ihre Text- und Bildbeiträge.Für den Inhalt der einzelnen Beiträge zeichnen die Ver-fasser verantwortlich. Für unaufgefordert eingesandteManuskripte wird keine Gewähr übernommen. Die Re-daktion behält es sich vor, Leserbriefe verkürzt wieder-zugeben.

22. Jahrgang Nr. 2/3-2013

Der Beruf des Polizisten steht auf Platzdrei in der Allensbacher Berufsprestige-Skala. In der neuesten Umfrage wurdefestgestellt, vor welchen Berufsgruppendie Bürger am meisten Achtung habenoder sie auch schätzen.

Sie als Polizisten genießen bei der Bevöl-kerung ein hohes Ansehen. Für diese An-erkennung haben sie alle ihren Beitraggeleistet.

Die Tätigkeit als Polizeibeamter ist viel-seitig und abwechslungsreich. Sie fordertvon Ihnen ständige Aufmerksamkeit undEngagement für die Menschen, die in unserem Land leben, und damit auch einfortlaufendes Überprüfen des eigenenHandelns. Von Polizeibeamten wird einhohes Maß an fachlicher Professionalität,sozialer Kompetenz und Eigenverantwor-tung erwartet.

Der Einsatz der Landespolizei bei der Flut2013 war von besonderer Bedeutung inunserem Bundesland.

Wir hatten im Landkreis Ludwigslust-Parchim mit sehr hohen Wasserständender Elbe zu kämpfen. Eine Woche langherrschte an der Elbe zwischen Dömitzund Boizenburg Katastrophenalarm.

Dabei hat die Polizei durch ihren Einsatzdie Voraussetzung für das einwandfreieFunktionieren der Sicherungsarbeiten direkt am Deich geschaffen.

Ohne das hervorragende Zusammenspielvon Polizei, Feuerwehren und Hilfsorgani-sationen wie THW und Rotes Kreuz undder Bundeswehr wäre dieser Katastro-phenschutzeinsatz so nicht zu leisten ge-wesen.

Das habe ich auch vor Ort bei den Einsät-zen an den Deichen der Elbe im Landkreis

Ludwigslust gesehen. Hier haben alle Be-teiligten Großartiges geleistet. Nur so wares möglich, die verschiedenen Aufgabenwirksam zu bewältigen, und Schlimmereszu verhindern.

Dafür, dass dies gelungen ist, sage ich deneingesetzten Polizisten auch an dieserStelle noch einmal ausdrücklich ganzherzlichen Dank!

Ihr

Lorenz CaffierMinister für Inneres und Sport Mecklenburg-Vorpommern

Liebe Polizistinnen und Polizisten,sehr geehrte Leserinnen und Leser,

PJ 2/3-20132

Technische Unterstützung aus der Luft

Dömitzer BrückeFotos: Uto Sachse

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Das Thema

5PJ 2/3-2013

und Handlungssicherheit erlangt. Dietechnischen und organisatorischen Vor-bereitungen laufen. Die Leute vor Ort ar-beiten sehr professionell, viele von ihnenhaben bereits große Erfahrungen bei derBewältigung solcher Einsatzlagen", zeigteer sich überzeugt.

Die Zahl der Einsatzkräfte im LandkreisLudwigslust-Parchim hatte sich nach demWochenende um den 09. Juni 2013 wei-ter erhöht. Das größte Kontingent stelltedie Bundeswehr mit fast 1400 Soldaten,das THW war mit 500 Helfern im Einsatz,die Feuerwehr hatte sich in einer Stärkevon mehr als 400 Kameraden beteiligt.Die Hilfsorganisationen DRK, ASB undMalteser hatten insgesamt 130 Einsatz-kräften an der Elbe. Dazu kommen wei-tere Organisationen und auch zahlreichefreiwillige Helfer.

Ministerpräsident Erwin Sellering, Innen-minister Lorenz Caffier und Landwirt-schaftsminister Till Backhaus, die amMontag, dem 10.06.2013 an der Sitzungdes Katastrophenabwehrstabes in Lud-wigslust teilnahmen, dankten allen Hel-fern für ihren Einsatz und zollten auch derZusammenarbeit der Stäbe ihre vollsteAnerkennung.

Katastrophenalarm – was ist das eigentlich?Eine Katastrophe ist ein Ereignis, das Leben, die Gesundheit oder die lebensnotwendige Versorgung zahlreicher Menschen oder Tiere, die Um-welt oder bedeutende Sachgüter in so außergewöhnlichem Maße gefähr-det oder schädigt, dass Hilfe und Schutz wirksam nur gewährt werdenkönnen, wenn die zuständigen Behörden, Stellen, Organisationen und dieeingesetzten Kräfte unter einheitlicher Leitung der Katastrophenschutz-behörde zusammenwirken.Der Katastrophenschutz ist in Deutschland hinsichtlich der GesetzgebungLändersache. Die Landräte der betroffenen Kreise oder die Oberbürger-meister der kreisfreien Städte können den Katastrophenalarm auslösen. Sieübernehmen zugleich die Aufgaben als untere Katastrophenschutzbehördeund sind für die weitere Koordination der Hilfsmaßnahmen und der Hilfs-kräfte wie Feuerwehr und Polizei zuständig. Sind mehrere Landkreise be-troffen, bestimmt gegebenenfalls das Innenministerium des Landes alsoberste Katastrophenschutzbehörde, wer die Koordination zentral über-nimmt.Ist der Katastrophenalarm ausgelöst, können auch Technisches Hilfswerkund Bundeswehr zum Einsatz herangezogen werden. Auch Zivilisten kön-nen zur Mithilfe verpflichtet werden.

Das Thema

Nach dem sintflutartigen Regen in Sach-sen und Thüringen wappnete sich Meck-lenburg-Vorpommern Anfang Juni 2013für eine neuerliche Elbeflut.

Beim Jahrhunderthochwasser vom Som-mer 2002 war die Flutwelle der Elbeknapp zwei Wochen nach dem Stark-regen im Erzgebirge in Mecklenburg-Vor-pommern angekommen und drohte dieDeiche zum Bersten zu bringen.

Die Lage in weiten Teilen Sachsens undThüringens spitzte sich in den ersten Ju-nitagen 2013 weiter zu, Dämme hieltenden Wassermassen nicht mehr Stand,ganze Ortschaften mussten evakuiertwerden. Für das Obere Elbtal wurde Kata-strophenalarm ausgelöst.

Angesichts des nahenden Elbe-Hochwas-sers löste der Landrat des Kreises Lud-wigslust-Parchim, Rolf Christiansen amMittwoch, dem 05.06.2013 Katastrophen-alarm aus. Er begründete dies mit derMöglichkeit, Einsatzkräfte schneller zu aktivieren.

Nach den Prognosen sollte das Hochwas-ser am Dienstag, dem 11.06.2013 seinenHöhepunkt erreichen – mit 7,90 Metern inDömitz und 8 Metern in Boizenburg. DerWasserstand kann dann zehn Zentimeterhöher als die Deichkrone ausfallen. UmÜberflutungen zu verhindern, musstendie Deiche mit Sandsäcken verstärkt und auf dem 21 Kilometer langen Elbe-Abschnitt in Mecklenburg-Vorpommernum 30 Zentimeter erhöht werden.

Die Polizeiinspektion Ludwigslust führtewährend der gesamten Zeit die Kräfte derLandespolizei. Neben den Beamten ausLudwigslust kamen die Bereitschaftspoli-zei und die Wasserschutzpolizei zum Ein-satz. Die Hauptaufgabe der eingesetztenPolizisten waren das Freihalten der Trans-portwege für die Einsatz und Rettungs-fahrzeuge, das Fernhalten von Hoch-wassertouristen, das Durchsetzen des Be-tretungsverbotes von Deichanlagen undder Zugangsbeschränkung der betroffe-nen Gebiete.

Die Hubschrauber der Polizeihubschrau-berstaffel waren als das Auge aus der Luftfür alle Führungsstäbe tätig und halfenmit rechtzeitig die gefährdeten Deichstel-len zu identifizieren und am Boden die Einsatzkräfte zeitnah an mögliche Bruch-stellen zu führen.

Der interministerielle Führungsstab tratDonnerstag, dem 06.06.2013 erstmals zu-sammen. Innenminister Lorenz Caffier(CDU) mahnte zu Besonnenheit und Pro-fessionalität. „Wir haben jahrelang geübt

Elbe-Hochwasser 2013Landespolizei im DauereinsatzRoland Vogler-Wander, IM M-V

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Im Arbeitsstab in Schwerin Während der Besprechung in Ludwigslust

An der Basis in Heiddorf Bei der Polizei in Dömitz Fotos: Uto Sachse

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Mit Werten von 7,20 Metern in Dömitzund 7,26 Metern in Boizenburg hatte dasElbehochwasser am 11. Juni 2013 einenbisher noch nicht da gewesenen Höchst-stand erreicht. Das die Wasserstände nichtnoch höher ausfielen – für Boizenburgwaren zeitweilig Werte von über acht Me-tern vorhergesagt, ist der Flutung des Ha-velpolders in Brandenburg und Deich-brüchen im oberen Verlauf der Elbe inSachsen-Anhalt geschuldet.

Ab Mittwoch, dem 12.06.2013 lag der Pegelstand in Dömitz weiter bei 7,32 m.Die Gefahr von Deichbrüchen war sehrgroß, betonte der Katastrophenabwehr-stab des Landkreises Ludwigslust-Par-chim. Rund 3000 Kräfte waren weiter amElbabschnitt Mecklenburg-Vorpommernsim Einsatz oder wurden teilweise auch inBereitschaft gehalten. 100 000 Sandsäckelagen zum Abdichten von Lecks bereit.

Zur Deichaufstockung und -Verteidigungwurden seit dem 5. Juni 2013 mehr als 1,2 Millionen Sandsäcke an den Deichenan Elbe und Elde verbaut. Insgesamt stan-den mehr als 2 Millionen Sandsäcke zurVerfügung.

Nach der Aufhebung des Katastrophen-falls durch den Landrat Rolf Christiansen

hat Innenminister Lorenz Caffier allenFlut-Helfern gedankt. Ausdrücklich lobteer die Einsatzbereitschaft des Katastro-phenabwehrstabes des Landkreises Lud-wigslust-Parchim. „Die entwickelten Kon-zepte und Strukturen für den Katastro-

phenschutz unseres Landes sowie die Mechanismen im Krisenmanagement sind gut aufeinander abgestimmt undhaben sich bei der Bewältigung des Elbe-Hochwassers einmal mehr bewiesen", soder Minister.

Beeindruckt war der Minister auch davon,wie reibungslos Soldaten, Polizei, organi-sierte Einsatzkräfte wie z.B. die Freiwilli-gen Feuerwehren, des TechnischenHilfswerks, das DRK und der Arbeiter-Samariter-Bund sowie freiwillig ange-reiste Bürger zusammen anpackten. „Beimeinen vielen Besuchen vor Ort und Gesprächen mit den Helfern konnte ichmich immer wieder von der Solidaritätund nahezu unbegrenzten Einsatzbereit-schaft überzeugen. Diese besondere Situation hat wieder einmal gezeigt, dassfreiwilliges Engagement ein wertvollesund unverzichtbares Element unserer Gesellschaft ist. Wenn es drauf ankommt,halten wir zusammen in Mecklenburg-Vorpommern!" sagte Innenminister Caf-fier. �

Das Thema

Füllstation Heiddorf Erste Ehrung der Fluthelfer in Ludwigslust

Staatssekretär Lenz nach dem Überflug des Flutgebietes

Lina Ollrogge (LBPA M-V) kurz vor der Über-gabe der Dankesmedaille

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Das Thema

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Einsatz

Nach einem ersten Vorgespräch erfolgteim Mai die Einladung ins Ministerium fürInneres und Sport: Ich durfte dort per-sönlich den Presseservice von news ak-tuell vorstellen. Meine Zuhörer: ZwölfFachleute und Entscheider aus dem Be-reich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. In-nenminister und Staatssekretär hattensich auch angesagt – entsprechend auf-geregt war ich. Zum Glück stand mir tat-kräftige Unterstützung zu Seite: MatthiasMenge, Sprecher der Bundespolizeidirek-tion Bad Bramstedt, und Wiebke Hennig,Sprecherin der Polizeidirektion Lüneburg.Beide hatten die Aufgabe, von ihrer lang-jährigen Erfahrung mit unserem Servicezu berichten.news aktuell ist ein Tochterunternehmender wichtigsten deutschen Nachrichten-agentur dpa (Deutsche Presse-Agentur).Unser Kerngeschäft ist die Verbreitungvon Pressemeldungen, Fotos und Videosan die Medien und im Web. Unterneh-men, Organisationen und staatliche Stel-len wie Polizei, Bundespolizei oder auchdie Feuerwehr nutzen unseren ServiceOTS. OTS steht für Originaltextservice.Journalisten in ganz Deutschland kennendiese Marke und wissen, dass OTS für ve-rifizierte Presseinformationen steht. newsaktuell pflegt langjährige Rahmenver-träge mit den Polizeibehörden von Nie-dersachsen, NRW, Hessen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen. Und so lief der Tag in Schwerin: Zunächststellten meine beiden Begleiter unseremPresseservice ein hervorragendes Zeug-nis aus. Super, dachte ich, schon mal einhervorragender Start. Und auf die Fragedes Staatssekretärs, was es denn nun ei-gentlich Negatives über den Dienst vonnews aktuell zu berichten gebe, wusstendie Beiden keine rechte Antwort. Einekleine Schrecksekunde erlebte ich dannaber doch: Minister Caffier stellte mir aufRussisch die Frage, ob ich denn Russischauch tatsächlich sprechen könne? (Ichhatte der Runde vorab erzählt, dass ichRussisch und Deutsch studiert habe.) ZumGlück war mein Russisch noch gut genug,um dem Minister ohne allzu viel Stotternantworten zu können. Puh, Test erfolg-reich bestanden! Und was hab ich über news aktuell er-zählt? Tochterunternehmen der dpa. Seitfast 25 Jahren am Markt. Über 220 Dienst-stellen haben im vergangenen Jahr

140.000 Meldungen über OTS verbreitet.Dass wir die Pressearbeit der Polizei ein-facher, wirksamer und professioneller machen. Jede Dienststelle verfügt vianews aktuell über einen eigenen digitalenNewsroom unter www.polizeipresse.de –natürlich auch mobil in unseren Apps.Minister Caffier schien von meinenSprachkenntnissen und unserem Presse-service überzeugt zu sein. Schnell erhiel-ten wir grünes Licht, den Betrieb in Meck-lenburg-Vorpommern aufzunehmen.

Meine Tour-de-Mecklenburg ging abernoch munter weiter. Als nächste Etappestand die Fachhochschule für öffentlicheVerwaltung, Polizei und Rechtspflege inGüstrow. Gemeinsam mit vielen Polizei-sprechern haben wir uns in die konkreteNutzung des Verbreitungsdienstes vonnews aktuell eingearbeitet. Anschließendstanden noch das Landeswasserschutz-polizeiamt und die Polizeipräsidien Rostock und Neubrandenburg auf dem

Plan. Letztlich erfuhren wir im ganzenLand breite Zustimmung für die Einfüh-rung von OTS. Und auch einige zunächstskeptische Polizeisprecher haben wir amEnde von den Vorzügen von OTS über-zeugt.

Ich freue mich sehr auf die Zusammen-arbeit mit der Polizei Mecklenburg-Vorpommern und ihren sympathischen Pressesprechern! �

Neue Wege in der Polizei-PressearbeitNicola Wohlert, Projektmanagerin Unternehmens-kommunikation von „news aktuell“

Nicola Wohlert Foto: news aktuell

Von der ersten Anhörung des Plans im Ministerium am Pfaffenteich bis zur er-folgreichen praktischen Umsetzung ver-gingen nicht einmal fünf Monate: Dienews aktuell GmbH und die Landespoli-zei M-V arbeiten zusammen. Die news aktuell GmbH ist ein Tochterunternehmender Deutschen Presseagentur.

Doch vorab ein Blick zurück. Schon vormehr als 10 Jahren versuchten Presse-sprecher der Landespolizei M-V eine Zu-sammenarbeit in die Wege zu leiten.Seinerzeit leider erfolglos.

Im Januar 2013 erfolgte die unvermeid-liche Erfolgskontrolle der Medienarbeitzur Innenministerkonferenz 2012 unterdem Vorsitz von Mecklenburg-Vorpom-mern. Die Kritiken der Medienvertreterüber die Zusammenarbeit waren eigent-lich durchweg gut. Eine unerwartet großeAnzahl von Presse-, Radio- und Fernseh-mitarbeitern war in Göhren-Lebbin undWarnemünde vor Ort. Die Arbeitsbedin-gungen für die Journalisten waren nachderen Bekunden optimal, selbst das kalteBuffet und die Toiletten fehlten nicht. Dasschlug sich in der direkten Berichterstat-tung zweifelsfrei nieder.

Die Pressemitteilungen zwischen denKonferenzen verpufften hingegen an dereinen oder anderen Stelle offensichtlich,weil persönlich an innerer Sicherheit inte-ressierte Journalisten der Leitmedien inUrlaub, krank oder auf Fortbildung waren.Das Thema innere Sicherheit ist aber zuernst, um es den Launen einzelner Redak-teure zu überlassen. Starke Partner muss-ten für die Zukunft her.

Schon im Februar 2011 während des Glas-kokillentransportes nach Lubmin arbei-tete die Pressestelle der Landespolizei

M-V im Stabsbereich IV der BAO VEK zu-sammen mit den Kollegen der Bundes-polizei quasi durch die kalte Küche mitdem internetbasierten Informationsver-breitungssystem von news aktuell: un-kompliziert, schnell und äußerst effekt-voll. Allein das ist ein Traum für jeden Pressesprecher.

Dieses System ließen sich InnenministerLorenz Caffier, Innenstaatssekretär Tho-mas Lenz, der Inspekteur der Polizei Rudolf Springstein und weitere Vertreterder Polizeiabteilung am 13. März 2013 erläutern. Referentin war Nicola Wohlert,die „Projektmanagerin Unternehmens-kommunikation“ von news aktuell. Er-fahrungsberichte frei Haus lieferten ein-drucksvoll PHKin Wiebke Hennig von derPolizeidirektion Lüneburg und PHK Matthias Menge von der Bundespolizei-direktion Bad Bramstedt. Pressearbeit inder Polizei – nicht mehr ohne news ak-tuell. So lautete ihre Botschaft.

Bereits zum 1. Mai 2013 begann der Ver-trag mit „News aktuell“. Die Sachbearbei-ter Öffentlichkeitsarbeit und die PFvDwurden zentral wie dezentral in das System und dessen Hintergründe einge-wiesen.

Allein, es blieb die zeitraubende Arbeitder Konvertierung und mehrfachem Ver-senden von Pressemitteilungen – bis aufdie verschiedenen Homepages im Inter-net und in das Intranet. In Intrapol ist dierechte Spalte mit den Pressemitteilungenoffensichtlich eine der meistgelesenenRubriken – wen wundert´s.

Die Aufgabe war klar, der Weg nicht ganzso einfach. Das Ergebnis kann sich sehenlassen. Durch die Zusammenarbeit von

Ministerium, news aktuell, DVZ M-V undLPBK M-V wurde ein Weg gefunden, dieeinmal im System von news aktuell er-stellte Pressemitteilung für die anderenelektronischen Medien der Landespolizeiim Rahmen von Datenverarbeitungsrou-tinen nutzbar zu machen. Ende Juli standein System, das so zu Anfang nicht ge-plant war. Heute braucht kein Sachbear-beiter Öffentlichkeitsarbeiter oder PFvDin der Landespolizei mehr -zig Arbeits-schritte zu erledigen, um alle externenwie internen Medienbedarfe zu befriedi-gen. Niemand braucht Pressemittteilun-gen ausdrucken, kopieren, versenden,archivieren oder ähnliches. Das nenntman Effizienz.

Was bringt uns denn nun die Zusammen-arbeit? Ganz einfach: Die Pressemitteilun-gen der Landespolizei M-V erhalten weitüber 400 Leitmedien aus Presse, Funk undFernsehen. Darüber hinaus bekommendiese Informationen zeitgleich alle Emp-fänger aus den zugearbeiteten Email-Verteilern der einzelnen Polizeipresse-stellen. Die jeweilige Meldung ist frei zu-gänglich im World Wide Web (www.poli-zeipresse.de) zu jeder Zeit zu sehen. DieseSeite hat eine Verbreitung von mehr als 4 Millionen Klicks pro Monat. Facebook,Twitter, RSS sind bei diesem Partner obli-gatorisch.

Die manuelle Versendung von Pressemit-teilungen innerhalb der der Sicherheits-behörden entfällt. Führungskräfte habenrund um die Uhr in Echtzeit Zugriff auf dieversandten Nachrichten.

Ja, dieser Weg der Nachrichtenverbrei-tung hat auch einen „Nachteil“: Die Lan-despolizei M-V ist mit ihren Informationenweltweit präsent. Da kann es schon malsein, dass ein Redakteur aus Süddeutsch-land anruft und nachhakt, oder, oder,oder.

Die letzte Frage wie immer zum Schluss:Was kostet denn das alles? Antwort: Der Polizei keinen Cent. Eswurde ein Rahmenvertrag geschlossen,dessen finanziellen Ausgleich das Innen-ministerium M-V für sich und seine nach-geordneten Behörden und Organisa-tionseinheiten gewährleistet. Und selbstdieser Betrag ist gemessen an Effizienzund Effektivität der Pressestellen margi-nal.

„Behördenmühlen mahlen langsam“, sagtder Volksmund. Manchmal geht es aberauch ein bisschen schneller und damitkostengünstiger. �

8 PJ 2/3-2013

Einsatz

„Behördenmühlen mahlenlangsam“, sagt der VolksmundManchmal geht es aber auch ein bisschen schneller undkostengünstigerJens Minzlaff, IM M-V

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Bereits seit einiger Zeit gab es denWunsch von den Kollegen des Einsatzes,die Baumwollausführung für Einsatz-anzüge abzulösen. Zu schwer, zu warm,nicht farbecht – so lauteten einige der Ar-gumente von der Basis. Angesichts dieserBefundlage war für das zuständige Fach-referat des Ministeriums für Inneres undSport schnell klar, dass Beschaffungs-alternativen geprüft werden mussten.Hierbei geriet insbesondere die Ausfüh-rung in ARAMID ins Blickfeld – eineschwerentflammbare Kunstfaser, die übergute Trageeigenschaften verfügt undeine bedeutend bessere Haltbarkeit alsBaumwolle aufweist. Bereits im Einsatz istdieses Material in der Landespolizei M-Vbei den Schutzwesten sowie bei dem so-genannten Körperschutz-Blouson.Gemeinsam mit dem Lieferanten für Poli-zeibekleidung, dem Logistikzentrum Nie-dersachsen (LZN), und den vier Koope-rationspartnern im Nordverbund wurdedeswegen ein mehrmonatiger Tragever-such konzipiert, bei dem Anzüge in derKunstfaser ARAMID mit denen aus Baum-wolle vergleichend getestet werden soll-ten. ARAMID – auch bekannt unter den Pro-dukt- oder Markennamen Nomex, Kevlar,Twaron und Technora – zeichnet sichunter anderem besonders durch einehohe Festigkeit und Elastizität sowie eineniedrige Dichte aus. Dieses Material findetman deswegen unter anderem in derLuft- und Raumfahrt, in der Automobil-,der Elektro- und der Sportartikelindustriesowie im ballistischen Schutz. ARAMID istsehr hitze- und feuerbeständig: Die Fa-sern schmelzen bei hohen Temperaturennicht, sondern beginnen ab etwa 400 °Czu verkohlen. Aramidfasern nehmenkaum Feuchtigkeit auf und trocknen nachder Wäsche verhältnismäßig schnell. DieFarbbeständigkeit ist bei diesen Beklei-dungsstücken ebenfalls gut, weil die Fasern spinndüsengefärbt sind, d.h. diefertigen Fasern werden nicht mit einer nur

außen haftenden Farbschicht eingefärbt.Die Spinnmasse ist schon vor der Faser-entstehung mit der gewünschten Farbevermischt. Die Reißfestigkeit und Scheu-erbeständigkeit sind verhältnismäßighoch, was der Pflege- und Strapazierfä-higkeit der Bekleidung ebenfalls zu Gutekommt.1Der Trageversuch der Hamburger Kolle-gen bestätigte diese Eigenschaften ein-drucksvoll: „Die Kollegen der HamburgerPolizei haben im Frühjahr 2013 einen Ab-schlussbericht vorgelegt, wonach sich dieEinsatzanzüge aus ARAMID in allen

Kategorien gegen die bislang verwende-ten Baumwollanzüge durchgesetzt ha-ben. Ob Funktionalität, Trage- und Klima-komfort, Haltbarkeit oder Materialqualität– überall gab es klare Vorteile für die ARA-MID-Faser. Dieses Ergebnis war für unsausschlaggebend, in der Beschaffung um-zuschwenken“, erklärt der zuständigeFachreferent im Ministerium für Inneresund Sport, ORR Silvio Horn.Während hinsichtlich Funktionalität undHaltbarkeit Pluspunkte für ARAMID vonvornherein zu erwarten waren, schnitt die

Kunstfaser auch beim Kriterium „Klima-komfort“ überraschend gut ab: Sowohlfür die Zeit des Hochsommers als auch fürdie Wintermonate wurden ARAMID-Anzüge deutlich besser benotet als die gewohnten Baumwollanzüge. Selbstunter körperlicher Anstrengung blieb derAbstand gleich. Besonders herausragendwaren die Ergebnisse für das Tragen beiNässe einschließlich des Abtrocknungs-verhaltens. Hier lagen die positiven Be-wertungen für ARAMID jeweils rund 90 %über den Bewertungen für Baumwolle.Damit stand aus bekleidungsfachlicherSicht die Ampel auf Grün für die Umstel-lung. „Problematisch war für uns allerdings derum rund 44 % höhere Anschaffungspreisfür Anzüge in ARAMID. Angesichts derlängeren Haltbarkeit der neuen Anzügeist die Umstellung jedoch auch wirt-schaftlich darstellbar.Hinzu kommt, dass mehrere Nordländernun gemeinsam umsteigen; das verbes-sert die Einkaufskonditionen zu unserenGunsten noch einmal“, erläutert Horn diefinanziellen Hintergründe.Ab Jahr 2014 sollen die PVB schrittweisemit neuen Einsatzanzügen ausgestattetwerden; den Umstellungsprozesses plantund begleitet das LPBK. Aussonderungs-

reife Baumwollanzüge werden bereits ab sofort nur noch

durch Einsatzanzüge in der Ausführung ARAMID ersetzt.

Die Polizei-Anwärter

an der Fach-

hochschule werden bereits im Jahr 2013mit ARAMID-Anzügen ausgestattet undzwar im Frühsommer die Absolventen desmittleren und gehobenen Dienstes in derErgänzungsausstattung und im Herbst2013 die neu einzustellenden Beamten inder Erstausstattung.

„Wir sind uns sicher, dass diese Umstel-lung vor Ort gut angenommen wird. Sowerden wir die Ausstattung unserer Poli-zeikräfte weiter optimieren können“, soHorn abschließend. �

Einsatz

11PJ 2/3-2013

Gute Nachrichten für die Polizeivollzugsbeamten (PVB) des Landesbereitschafts-polizeiamtes, der Einsatzeinheiten der Behörden sowie die Diensthundführer undnicht zuletzt die Polizei-Anwärter: Während bislang Einsatzblousons und Einsatz-hosen aus Baumwolle geliefert wurden, wird nunmehr schrittweise auf Einsatz-anzüge in der Ausführung ARAMID umgestellt. Worum es sich bei ARAMID handelt, wann und warum die Umstellung kommt,schildert der nachfolgende Beitrag.

1 Quelle: LZN

Neues Material bei Einsatz-anzügen – Umstellung vonBaumwolle auf ARAMIDSilvio Horn, IM M-V

Neuerungen in der polizeilichen Einsatzkommunikation

Die bisherigen Kommunikationswege derPolizei sind kaum noch geeignet, um beiGroßeinsätzen Informationen schnell anden „Mann“ zu bringen. Nicht nur im Rah-men der Öffentlichkeitsarbeit sondern vorallem im Bereich der taktischen Kommu-nikation führt deshalb auch für die Polizeikein Weg am Web 2.0 vorbei. Die Präsenz von Polizeidienststellen in sozialen Netzwerken ist momentan nochsehr überschaubar. Dabei gehört dasThema „Social Media“ bei der deutschenPolizei laut Sebastian Denef vom Fraun-hofer-Institut (FIT) zu den „Top Prioritäten“.Das zumindest ist das Ergebnis einer Un-tersuchung des FIT in zehn EU-Mitglieds-staaten zu aktuellen Trends in Polizei-behörden beim Umgang mit der Infor-mationstechnik. Nachdem andere Bundesländer einen An-fang gemacht und dabei insbesonderemit dem Microblogging-Dienst Twitterpositive Erfahrungen gesammelt haben,nutzt jetzt auch die Rostocker Polizei ge-zielt die Möglichkeiten der modernenKommunikation via Social Media.

Warum gerade Twitter?

Die Vorteile des Netzwerkes liegen vorallem in der Kürze der Mitteilungen undder Schnelligkeit, mit der sich diese Nach-richten fast wie von selbst verbreiten. In140 Zeichen kann man das Wesentlichesagen. Und durch die „Retweet“-Funktion,die nicht, wie oft fälschlicher Weise an-genommen eine Antwort, sondern eineWeiterempfehlung ist, steigert die Ver-breitung der Informationen weit über denKreis der Follower hinaus.

Twitter ist nicht nur ein erfolgreichesNetzwerk – hinter dem alltäglichen „Ge-zwitscher“ verbirgt sich auch eine profes-sionelle Online-Gemeinschaft, die immergrößer wird. Laut einer Veröffentlichungauf www.socialmediastatistik.de gab eszu Jahresbeginn 825.000 Accounts. Damitist die Zahl der deutschsprachigen Twit-ternutzer aber deutlich geringer als dieder Facebooknutzer (ca. 25.000.000).

Twitterpremiere zum Spiel des F.C. Hansa Rostock gegen FC Rot-Weiß Erfurt

Erstmalig wurde einsatzbegleitend zumFußballspiel des F.C. Hansa Rostock gegenden FC Rot-Weiß Erfurt am 18.05.2013 via Twitter kommuniziert. Zum Ende derTwitterpremiere zählte die PI Rostock insgesamt 439 Follower. Eigene Tweets(maximal 140 Zeichen lange Mitteilung)wurden bis dato 17 gesendet.

Für die Kommunikation im Sozialen Netz-werk gelten folgende Regeln:

• Via Twitter werden keine Strafanzeigen, Zeugenhinweise oder Notrufe ent-gegen genommen. • In dringenden Fällen gibt es Hilfe überden Polizeinotruf „110“ oder die nächste Polizeidienstelle. Es bestehtebenso die Möglichkeit über die Inter- netwache auf www.polizei.mvnet.de Kontakt zur Polizei aufzunehmen.

• Auch bei Twitter gilt: Seid fair im Umgang miteinander! (keine Belei-digungen, Bloßstellungen oder Diskriminierungen) • Strafrechtlich relevantes Verhalten wird auch im Internet konsequent verfolgt.

Zugegebener Maßen entspricht die Artund Weise der Kommunikation nicht demüblichen Sprach- und Schreibstil von Poli-zisten. Ein erstes Fazit: Sich zu beschrän-ken in der Formulierung der Information,so dass 140 Zeichen ausreichen, ist leichtund schwer zugleich. Die Annäherung andie Online-Plattform, um die Möglichkei-ten tatsächlich voll auszunutzen, ist einProzess – ein Lernprozess. Auch bei Twit-ter muss man „seine Sprache“ finden uminformativ, interessant und glaubwürdigzu sein.

Das Projekt Twitter geht weiter

Nicht nur bei Fußballspielen sondernauch zu anderen, größeren Einsatzanläs-sen wie z.B. zur Hansesail, wird die PI Rostock künftig aktuelle Meldungen zumPolizeieinsatz, Informationen über Ver-kehrsstörungen oder auch wichtige Botschaften der Polizei parallel zum Ein-satzgeschehen twittern. Und wer dann live mitlesen will, kann diesunter @Polizei_Rostock oder www.twit-ter.com/polizei_rostock.

Ein Blick über den Tellerrand

Beim Einsatz der neuen Kommunika-tionswerkzeuge gehen die Polizeien derverschiedenen Länder höchst unter-schiedlich vor. Während wir echte Zwit-scher“-Neulinge sind, gehören Twitter &Co. in den Niederlanden, Norwegen undauch in England und den USA zum Tages-geschäft.Die Strategie der Osloer Polizei kommtdabei scheinbar besonders gut an. Beiden norwegischen „Social Media Days“wurde den Beamten gar der Preis für denbesten Tweet des Jahres 2012 für fol-gende Mitteilung verliehen:„Wurden über nächtliche Ruhestörungmit Frauenschreien informiert. Vor Ortstellen wir eine Party von Krankenschwe-stern fest. Fahren bald wieder.“ �

10 PJ 2/3-2013

Einsatz

Rostocker Polizei nutzt TwitterYvonne Hanske, PI Rostock

POK Ronny Steffenhagen twitterte bei derPremiere am 18.05.2013

Auch auf der Anzeigetafel im Stadionkonnte man es sehen – die Rostocker Polizeitwittert

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13PJ 2/3-2013

Einsatz

Personenschützer – das sind doch diegroßen, breitschultrigen Männer inschwarzen Anzügen und Knopf im Ohr!Nein, es wäre mir im Traum nicht einge-fallen, mich als Frau dort zu bewerben. Über ein paar Umwege saß ich schließlichdoch im Büro des Dezernatsleiters undmusste feststellen, dass es sich doch ziem-lich gut anhörte, wie er mir das Auf-gabengebiet beschrieb: ich würde viel inMecklenburg-Vorpommern und Deutsch-land herumkommen, dürfte bei fun-dierten Englischkenntnissen mit auf Auslandsdienstreisen, würde Politikerhautnah erleben, bekäme Einblicke in denSicherheitsaufwand, der bei Großveran-staltungen wie den Feierlichkeiten zumTag der Deutschen Einheit betriebenwürde.

Und nicht nur das – ich wäre mittendrin!Ich würde Teil eines Teams werden, dassehr viel Dienstzeit miteinander verbrin-gen würde. Doch das schreckte michwenig – wusste ich doch schon aus mei-ner Zeit in der Hundertschaft, was esheißt, stundenlang mit denselben Men-schen auf den E-Fall zu warten.

Letztlich war ich doch begeistert und sokam nach einem bestandenen zweitägi-gen Auswahlverfahren die Abordnung.Immerhin musste erst einmal geprüftwerden, ob ich zum Team und das Teamzu mir passt – und natürlich, ob ich denAufgaben, die mich dort erwarteten, ge-wachsen war. Zumal ich einen kleinenSonderfall darstellte, da ich die erste Frauseit langem im Kommando wäre. Ein weiterer Bewerber trat mit mir die dreiMonate an.

Die ersten Wochen bestanden aus sehrviel Ausbildung. Mindestens dreimal proWoche verbrachten wir einen halben Tagauf dem Schießplatz, auf dessen Schieß-bahnen wir zuerst an der Verbesserungmeiner Deutschüsse arbeiteten und unsdann zu grob visierten Schüssen aus grö-ßerer Distanz vorarbeiteten. Im Ernstfallmuss ein Personenschützer schließlich inder Lage sein, auch in Menschenmengensicher mit der Waffe umzugehen undauch in einer Stresssituation einen ziel-führenden Schuss abzugeben, um einenAngriff auf die Schutzperson abzuwehren.

Weiter ging's im Dojo: Wie schütze ich nicht nur die körperlicheUnversehrtheit meiner Schutzperson,sondern gleichzeitig auch ihr Ansehen,indem ich mich im Hintergrund halte,nicht als der klassische Bodyguard auf-trete, aber dennoch immer eingreifenkann, wenn es nötig wird?Wie schaffe ich es, einen zu aggressivenHände-Schüttler, der sich an meinerSchutzperson festklammert, so zu lösen,dass es nicht zu rabiat aussieht und ver-hältnismäßig bleibt?

Viele Situationen, die im polizeilichenStreifeneinzeldienst einfach keine Rollegespielt haben, wurden hier durchge-spielt und mit Lösungsansätzen unterlegt. Und schließlich ging es ans Situationstrai-ning. Hier trafen wir auf völliges Neuland.Wer steht wo, wer hat was im Blick und –wenn es ernst wird – wer macht was?Aber nicht nur solch grundlegende Fra-gen wurden beantwortet – denn wäh-rend des Trainings fielen meinem Mit-bewerber und mir noch allerhand andere

entscheidende Fragen ein – Wer öffnetdie Tür? Wer sitzt im Auto wo? Und auch:Darf ich auch etwas vom Buffet essen?Obwohl einige unserer Fragen zu leich-tem Schmunzeln seitens der Ausbilderführten, beantwortete man uns alles ge-duldig, und schließlich kam mein großerTag: ich durfte als Vierter im Kommando,das normalerweise aus drei Personen-schützern besteht, mitfahren.

Zuerst nur bei kleineren Einsätzen inSchwerin, doch ziemlich bald schon auchbei den Dienstreisen der Schutzpersonennach Berlin. So erlebte ich die ganzen Touristenattraktionen von einer ganzneuen Seite. Währenddessen unzähligeTouristengruppen mit noch unzähligeremSicherheitspersonal an mir vorbeigescho-ben wurden, konnte ich mich frei in Bun-desrat und Bundeskanzleramt bewegen.Autorisiert durch meine Zugehörigkeitzum Personenschutz.

Ich kam ins Gespräch mit den Personen-schützern der anderen Bundesländer undhatte auch endlich einen Vergleich zu denanderen Personenschützerinnen, den ichbis dahin noch nicht hatte. Ich war ja dieeinzige Frau bei uns. Sicherlich waren dieDienstzeiten an solchen Tagen lang, aberihnen folgte stets eine entspannte Über-nachtung in guten Hotels.Doch die Arbeit beim Personenschutz be-schränkt sich nicht allein auf die Kom-mandoarbeit direkt an der Schutzperson. Einige Termine werden auch voraufge-klärt, d.h. ein Beamter fährt vor dem eigentlichen Kommando los, um die Ört-lichkeit und mögliche Evakuierungswegeaufzuklären, Ansprechpartner zu finden,Kontakt zu den örtlichen Polizeikräftenaufzunehmen und das Kommando amEnde in Empfang zu nehmen und die ge-wonnenen Erkenntnisse an dieses weiter-zugeben.

PKin Friede während der Personenschutz-begleitung des Ministerpräsidenten anläss-lich der Hansesail 2012

Mein Weg zum PersonenschutzAnnina Friede, LKA M-V

Fotos: LKA M-V

12 PJ 2/3-2013

Einsatz

Im Rahmen des Aus- und Fortbildungs-konzeptes der Dienstanweisung über dieOrganisation, Aufgaben und den Einsatzder Maritimen Einsatzeinheit (MEE) beimLandeswasserschutzpolizeiamt Mecklen-burg-Vorpommern fand im Zeitraum vom13. – 17.05.2013 auf der Elbe in Dömitzeine Übung statt.Polizeiliche Großlagen mit maritimemBezug stellen ein realistisches Lageszena-rio dar, bei denen die polizeilichen Ein-satzkräfte entsprechende Schutzmaß-nahmen unter Berücksichtigung beson-derer maritimer Einsatzbedingungen zurealisieren haben.

Um auf diese Lagen entsprechend vor-bereitet zu sein, ist der sichere Umgangmit dem Einsatzmittel Schlauchboot inStrömungsgewässern sowie die Überprü-fung der Leistungsfähigkeit der mariti-men Einsatzeinheit und ihrer Ausrüstungtrainiert worden.Erfahrungen aus polizeilichen Einsätzenwie Bush-Besuch 2006, G 8 Gipfel 2007,NATO-Gipfel 2009, Obama-Besuch 2009und mehreren Castortransporten ins ZLNLubmin per Schiene und Wasser sollten indie Übungsszenarien mit einfließen.Deshalb waren neben dem Training mitdem Einsatzmittel Schlauchboot in Strö-

mungsgewässern auch das Bergen vonStörern und verletzten Personen sowiedie Kommunikation unter Verwendungtaktischer Zeichen spezielle Übungsziele.Das Fahrgastschiff „Elise“ konnte dazunach Absprache mit dem Schiffsführer imlaufenden Betrieb als zu schützendes Ob-jekt genutzt werden.

Praktiziert wurden in Form von Stations-training darüber hinaus• Formationen zum Begleiten von

Schiffen, zum Sperren und Räumen von Wasserflächen, zum Aufstoppenund Abdrängen von Störern

Die im Stationstraining absolvierten Ele-mente sind im am 16.05.2013 in einer Ab-schlussübung zusammengeführt worden.Die Leiter der Wasserschutzpolizeiinspek-tionen Wismar und Sassnitz, PHK Büchnerund PHK Diekmann, wohnten der Ab-schlussübung bei und konnten sich vonder realitätsnahen Übungsatmosphäreüberzeugen. Während des laufenden Trai-nings erläuterte der MEE-Führer, Hr. PHKWiese, die zu lösenden Aufgaben.Die taktischen und rechtlichen Vorgabenkonnten während der Übung in der Ge-samtheit professionell und mit Konzen-tration umgesetzt werden. �

Herauslösen und Nachführen von Einsatzkräften

Bildung einer Formation Fotos: Alexander Dieckmann

Übung der Maritimen Einsatz-einheit (MME) des Landes-wasserschutzpolizeiamtes M-VAlexander Dieckmann, WSPI Sassnitz

• die Übernahme und Übergabe von Personen und Gegenständen• das An- und Ablegen an festen und fahrenden Objekten• die Bergung, Fesselung, der Transportund die Übergabe von Störern auf demWasser / an Land und in beengtenRäumlichkeiten auf Schlauchbooten.

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PJ 2/3-2013 15

Einsatz

Röbel und an der Kontrollstelle teilneh-men. Aus unserer Sicht war alles sehr gutorganisiert, die Transporte zwischen derKontrollstelle und dem Polizeirevier erfolgten zügig und im Revier standenausreichend Räumlichkeiten für die Auf-nahme der Protokolle mit den Betroffe-nen sowie für die ärztlichen Unter-suchungen zur Verfügung. Besonders in-teressant waren für uns die Drogen-Vor-tests, die von den Polizeibeamten vor Orteinmal mittels Speichel- bzw. Urintestsund zum anderen mittels physischer Prü-fungen, z.B. der Pupillenreaktion, sehrprofessionell vorgenommen wurden.Sehr informativ für uns und zielweisendfür unsere gemeinsamen Aufgaben wur-den auch Absprachen und Gespräche u.a.mit dem Einsatz- und Revierleiter HerrnFrank Etzold sowie Herrn Lüders undHerrn Schwarz empfunden. Somit konntebereits im Vorfeld unserer Untersuchun-gen sehr viel für einen schnellen und rei-bungslosen Ablauf organisiert werden, sodass die Ergebnisse dann auch zügig vor-gelegt werden konnten.

Ergebnisse:Im Zusammenhang mit den polizeilichenStraßenverkehrs-Kontrollen in Lärz wur-den 133 Probeneingänge verzeichnet,davon 130 zu Verfahren gem. § 24a StVGund 3 Verfahren gem. § 316 StVG. Bei 115Anträgen wurde das Blutentnahmeset miteiner zweiten, mit Natriumfluorid stabili-sierten Blutprobe eingesendet.Von den 133 untersuchten Blutprobenkonnten in 24 Fällen keine Betäubungs-mittel gemäß der Anlage zu § 24a StVGfestgestellt werden. Hier lag der mittels

Urin- bzw. Speicheltest bei der Polizei-kontrolle offensichtlich nachgewiesenerBtm-Konsum möglicherweise bereits län-gere Zeit zurück. Bei 6 von diesen Ver-kehrsteilnehmern sollte im Nachauftragauch die Urinprobe auf Btm untersuchtwerden. 22 Blutproben zeigten ein grenz-wertiges Ergebnis, wobei grundsätzlichpositive Testergebnisse vorlagen und si-chere Hinweise für einen Drogenkonsumvorhanden waren, die von der Grenz-wertkommission der GTFCh empfohlenenWirkungs-Grenzwerte für die Anwendungdes OWi-Paragraphen dabei allerdingsnicht erreicht wurden.

In 65,5 % der Aufträge konnten in den un-tersuchten Blutseren Wirkstoffe der An-lage zu § 24a StVG nachgewiesen werden.

Überwiegend, d.h. in 52 % der positivenFälle wurde Tetrahydrocannabinol (THC),der Hauptinhalts- bzw. Wirkstoff von Can-

nabisprodukten, nachgewiesen und alsEinzeldroge konsumiert. Gefolgt wurdedies vom kombinierten Konsum Cannabismit Amphetaminen (25 %) bzw. dem Ein-zelkonsum von Amphetamin-Substanzen.Es zeigte sich deutlich, dass entgegen bis-her beobachteten Konsumtrends nebender Einnahme von Amphetamin und Methamphetamin auf dem Festival auchwieder Ecstasy (ausschließlich mit Methy-lendioxymethamphetamin, MDMA) kon-sumiert wurde. Neben einigen Fällenkombinierten Konsums von Cannabis,Amphetaminen und Cocain konnte nur ineinem einzigen Fall Cocain im Einzelkon-sum nachgewiesen werden. Insgesamt musste aufgrund der verschie-denen Drogenkombinationen in 109 po-sitiven Blutproben 147-mal quantifiziertwerden, dabei wurden Wirkstoffkonzen-trationen gefunden, die in 124 Fällendeutlich über den geltenden Grenzwer-ten zu § 24a StVG lagen.

Bei 7 Cannabis-Konsumenten gab es nachder Analyse der Wirkstoffkonzentrationendeutliche Hinweise für einen regel- und gewohnheitsmäßigen Cannabismiss-brauch. Bei 39 Betroffenen kann aufgrundder Cannabis-Metabolitenkonzentratio-nen im Blutserum eine häufigere THC-

Erste Straßenverkehrskontrollen am Kontrollpunkt bei Lärz. Fotos: Institut für Rechtsmedizin Greifswald

Durchführung einer Atemalkoholkontrollemit dem AlcoQuant 6020.

Frau Dr. rer. nat. Elke Below, Laborleiterin der Forensischen Toxikologie und Alkoholanaly-tik (links), und Herr Dr. rer. nat. Giovanni Talarico, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forensischen Toxikologie und Alkoholanalytik. –Das Gebäude der Forensischen Toxikologieund Alkoholanalytik in der Kuhstraße in Greifswald.

PJ 2/3-201314

Einsatz

Wie die Erfahrungen der letzten Jahre ge-zeigt haben, gab es bisher bei groß angelegten Kontrollen hin und wiederProbleme und Irritationen sowohl bei derAntragsstellung über die Dienststelle derdurchführenden Polizeibeamten als auchzur konkreten Fragestellung oder zumUntersuchungsumfang. Durch gezielteVorgespräche beispielsweise könntendiese im Sinne eines reibungsloseren Be-arbeitungsablaufes durchaus verringertwerden. U.a. gab es beim Untersuchungs-anlass der „allgemeinen Verkehrs-kontrolle“ erhebliche Differenzen im Be-auftragungsvolumen, was bei uns dazuführte, dass sich der Aufwand und die Be-arbeitungszeit für die toxikologischen Un-tersuchungen, wo nicht ausschließlichnach den Substanzen der Anlage des § 24a StVG geprüft werden sollte, wegender spezielleren und damit umfangrei-cheren Fragestellung teilweise erheblichverlängerten. Immer dann, wenn der Un-tersuchungsumfang z.B. auf „alle Drogenim Sinne des BtmG“ ausgeweitet wird,sind Spezialmethoden zum Nachweisnicht üblicher oder nicht der Anlage zu § 24a StVG zugehörender Betäubungs-

mittel anzuwenden. Wenn das gewünscht bzw. notwendig wird, führt das bei uns inder Regel dazu, dass sich die Bearbei-tungszeiten der Proben bis zur Befund-erstellung deutlich verlängern. Hierzuwurden zwar im Vorfeld bereits viele Ge-spräche u.a. auch mit Frau Dinkheller vonder FHöVPR in Güstrow geführt, wir soll-ten aber in diesem Jahr diesen Dialog un-bedingt intensivieren. Eine Einladung zurTeilnahme an einem Kontrollabend/-nacht im Rahmen des Lehrgangs Dro-generkennung im Straßenverkehr gabuns beim letzten Fusion-Festival die Mög-lichkeit, einerseits mit den Polizeibeamtenvor Ort über spezielle Fragen zu sprechen,andererseits aber auch etwas mehr überdie normale Routinekontrolltätigkeit, dieAnwendung von Drogenvortesten sowiedie polizeiliche und ärztliche Antragstel-lungen in Bezug auf Drogen und Alkoholzu erfahren.

Freundlicherweise nahmen uns die Kolle-gen des PR Grimmen bzw. PHR Stralsundzum Einsatz mit und wir durften sowohlan den Einweisungsgesprächen, als auchbei den Absprachen auf dem Revier in

Hand in Hand im Kampf gegenDrogen im Straßenverkehr Erlebnisse und Ergebnisse vom FUSION-Festival in Lärz 2012 – ein Einsatz aus Sicht der RechtsmedizinerDr. Elke Below und Dr. Giovanni Talarico,Institut für Rechtsmedizin der Universität Greifswald

Einige Male habe ich selbst miterlebt, dassam Terminort plötzlich eine Spontan-demonstration stattfand. Auch hier kön-nen sich Gefährdungen für die Schutz-person ergeben. Deswegen ist ein gutesVorkommando unverzichtbar und hat mirpersönlich am meisten Spaß gemacht, daman hier wieder Kontakt zum eigent-lichen „Bürger“, aber auch zu Streifen-beamten hatte. Auch in die Innendienstgeschäfte wurdeich eingearbeitet. Denn hinter der Kom-mandoarbeit steht auch immer einer, derschon Wochen zuvor die Terminpläne derSchutzpersonen durchsiehtt und Lage-pläne anfordert, Ansprechpartner vor Ortermittelt, Hotelzimmer für uns bucht. Ichdurfte sogar für eine Schutzperson zu-sammen mit dem Auswärtigen Amt inBerlin und der Deutschen Botschaft inLondon eine dienstliche Reise nach Lon-don vorbereiten. Ebenso ist es alltäglich, dass man mit den Personenschutzkommandos andererBundesländer zusammenarbeitet, sichgegenseitig austauscht und unterstützt. Im Großen und Ganzen kann man alsosagen, dass mein Bild vom Personen-schutz bisher falsch war. Personenschüt-zer sind nicht einfach nur Männer inschwarzen Anzügen mit Knopf im Ohr, dieimmer auffällig unauffällig am Randerumstehen. Die Aufgaben sind vielfältigund abwechslungsreich und ich als Frauwurde auch als vollwertiges Kommando-mitglied akzeptiert, meine taktischen Vor-züge wurden erkannt und strategischeingesetzt.

Der Spruch, der an der Eingangstür unse-res Dezernats steht, trifft es ziemlich gut:Semper vigilans, semper paratus. –Immer aufmerksam, jederzeit bereit.

Ich kann nur jedem empfehlen, der in sei-nen 40 Dienstjahren mal etwas völlig an-deres erleben möchte als den klassischenPolizeidienst, sich auf die nächste Aus-schreibung zu bewerben und dem Aus-wahlverfahren zu stellen. Und falls ihrnoch Fragen habt, könnt ihr auch einfachzu einem ersten Gespräch vorbeikom-men. �

2013 wird ein Großereignis wieder tausende Musikbegeisterte in Lärz zu-sammenkommen lassen – FUSION. Ein Festival, das mittlerweile zu einemgewissen Kultereignis geworden ist. Und wie bei anderen Großereignissen,wo tausende Menschen auf engstem Raum sich treffen und gefeiert wird,bleibt es nicht nur beim Bier und Wein. Daher wird – wie in den Vorjahren –die Polizei in einem Großeinsatz den Kampf gegen Alkohol und Drogen imStraßenverkehr aufnehmen und entsprechende Kontrollen durchführen.Dabei ist auch der Fachbereich Polizei der FHöVPR im Rahmen von Fortbil-dungsmaßnahmen beteiligt. Aus diesem Grund sind der enge Kontakt unddie reibungslose Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Institutio-nen notwendig. Für die Toxikologische Abteilung der Rechtsmedizin in Greifswald bedeutetdieser Einsatz dann auch ein verstärktes Auftrags- und Probenaufkommenzum Nachweis von Betäubungsmitteln im Blut und/oder Urin sowie einenmaximalen Personaleinsatz, trotz Urlaubszeit, damit die anfallenden Pro-ben möglichst schnell untersucht und die toxikologisch-chemischen Unter-suchungsergebnisse den Dienststellen zur weiteren Verfahrensbearbeitungschnellstmöglich zur Verfügung stehen.

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17PJ 2/3-2013

Einsatz

Ueckermünde begrüßen, der uns seineBachelorarbeit „Die Beziehungen von Tätern und/oder Opfern: Eine kriminolo-gische bzw. kriminalistische Erörterunganhand ausgewählter Kriminalitätser-scheinungen“ vorstellte. Während derFallanalyse haben wir erprobt, ob mittelsder in seiner Arbeit beschriebenen Ana-lysemethodik ein Erkenntnismehrwert imvorliegenden Fall erarbeitet werden kann.

Für den Zeitraum der gesamten Fallana-lyse konnten wir die polnische Psycholo-gin Magdalena Orzechowska-Baczyk inGüstrow begrüßen. Sie wurde in das Teamintegriert und hat den Analyseprozess be-gleitet. Die erste gemeinsame Fallanalysemit der polnischen und der deutschen Po-lizei und gleichzeitig eine „Generalprobe“für eine Fallanalyse in Polen.

Fallanalyse zur Tötung Iza StrzalkowskaAuf Einladung der polnischen Polizei reisten wir mit zwei Fallanalytikern derOFA des Landeskriminalamtes M-V am 9. Dezember 2012 nach Gdansk. Zur Un-terstützung wurde eine bundesweite An-frage an die OFA-Dienststellen und dieteilnehmenden Projektländer gestellt, umeinen weiteren Analytiker für eine Fall-analyse zu gewinnen. Kurzfristig ermög-lichte die Kantonspolizei Zürich dieTeilnahme des Fallanalytikers Roland Bol-liger und übernahm auch noch die nichtunerheblichen Flugkosten.

So führten wir vom 10. bis 14. Dezember2012 eine international besetzte Fallana-lyse (Polen, Schweiz, Deutschland) zueinem polnischen Fall unter Leitung einesFallanalytikers aus Mecklenburg-Vorpom-mern durch.

Die 13-jährige Iza Strzalkowska befandsich im Sommer 2011 auf dem Heimweg,als sie von einem bisher unbekanntenTäter angegriffen und getötet wurde. DieSpurenlage weist auf eine sexuell assozi-ierte Motivation des Täters hin.

In Vorbereitung dieser Fallanalyse fandenBesprechungen mit der Polizei und derStaatsanwaltschaft in Gdansk statt. Teileder Ermittlungsakte wurden durch pol-nische Kolleginnen in Gdansk und demLandeskriminalamt M-V sowie durch dieVerbindungsbeamtin des Bundeskrimi-nalamtes in Gdansk übersetzt und in derOFA des LKA wieder neu zusammen-gestellt.

Entsprechend den deutschen Qualitäts-standards für die Durchführung von Fall-analysen, wurde mit den polnischenErmittlern der Tatort in Gdynia besichtigt,noch einmal dokumentiert und das zu-ständige Institut für Rechtsmedizin auf-gesucht. Für alle Beteiligte eine neue undinteressante Erfahrung. Nach einer an-strengenden und zielorientiert durchge-führten Fallanalyse, wurde am Freitag-nachmittag das Ergebnis der polnischenPolizeiführung, der Staatsanwaltschaft,der Rechtsmedizin und den Ermittlernpräsentiert.

Der ProjektverlaufNach der Vermittlung der theoretischenGrundlagen auf der Eröffnungskonferenzwerden polnische Polizeibeamte und Psychologen drei selbstständige Analysen durchführen und sich dabei an der fall-analytischen Methodik orientieren. ImApril 2015 ist dann eine Veranstaltung in Mecklenburg-Vorpommern mit denteilnehmenden Projektländern und dieEvaluierung des Projektes vorgesehen.Eine Abschlusskonferenz ist im Sommer

2015 an der Polizeischule in Pila zusam-men mit Vertretern der Justiz und polni-schen Wissenschaftlern geplant.

Mit dem EU-Projekt und den durch-geführten gemeinsamen Fallanalysenwurde erstmalig die Methodik der Opera-tiven Fallanalyse in Polen vermittelt undauch praktisch angewandt. Damit wurdenwichtige Grundlagen für eine polnisch-deutsche Zusammenarbeit auf dem Ge-biet der Analyse von Gewaltdeliktengelegt. �

Das Team während der Fallanalyse in Güstrow Fotos: LKA M-V

V.r.n.l.: Roland Bolliger (Schweiz), Magdalena Orzechowska-Baczyk (Polen), Alfred Wasch-kowski (M-V), Nils Eckhardt (M-V)

Leonardo da Vinci-Partnerschaften sindInnovationsprojekte und für kleinere Ko-operationen zwischen Einrichtungen derberuflichen Bildung in verschiedenen europäischen Ländern vorgesehen. Hin-sichtlich Umfang und Aufwand sind siezwischen reinen Mobilitäts- und Innova-tionsprojekten angesiedelt.

Die Projektpartnerländer Polen (Initiator),Österreich, Schweiz und Mecklenburg-Vorpommern bereiten gegenwärtig dasEU-Projekt „Dangerous Minds – Mittelund Methoden zur Aufklärung von Straf-taten“ vor. Dazu fand vom 5. bis 8. November 2012ein „Vorbereitender Besuch“ in Gdanskstatt. Teilgenommen haben Mag. Chri-stina Rieder (Kriminalpsychologie & Ver-handlungsgruppen, BundeskriminalamtÖsterreich), Hans-Peter Meister (KA / Vi-CLAS-OFA Kantonspolizei Bern), Kom.Magdalena Orzechowska-Baczyk (SekcjaPsychologow KWP w Gdansku) und AlfredWaschkowski (OFA LandeskriminalamtMecklenburg-Vorpommern).

Besprochen wurden ein möglicher Pro-jektverlauf einschließlich entsprechenderTerminstellungen und die Projektinhalte.Im Ergebnis wurden folgende Zielstellun-gen formuliert:

• Die Verbesserung der Qualifikation und Kompetenzen der Polizeibeamtenbei der Anwendung kriminalistisch-analytischer Methoden im Bereich Gewaltdelikte.

• Die Verbesserung von Qualität und Zugänglichkeit der Aus- und Weiter-bildung durch den Austausch beruf-licher Erfahrungen der Teilnehmer-länder.

• Die Einrichtung einer gemeinsamenForschungsplattform, die sich mit Methoden und Werkzeugen der Analyse beschäftigen wird, um sie erfolgreich in Ermittlungsverfahren einzusetzen.

• Die direkte Zusammenarbeit von Polizeibeamten der Projektländer bei Ermittlungsverfahren.

• Die Anwendung analytisch-krimina-listischer Methoden und der Methodentransfer auf unterschiedlicheDeliktsbereiche.

Auf einer Eröffnungskonferenz im Sep-tember 2013 sollen dazu die einzelnenAufgaben der Partnerländer, erwarteteErgebnisse, Qualitätsstandards und dieMethodik der Operativen Fallanalyse be-sprochen werden.

Die Durchführung einer gemeinsamen Fallanalyse in GüstrowAn der Fachhochschule für öffentlicheVerwaltung, Polizei und Rechtspflege M-V in Güstrow wurde in der Woche vom24. bis 28. September 2012 eine Fallana-lyse zu einem Tötungsdelikt in der Sach-bearbeitung der KPI Schwerin durch-geführt. Die Besonderheit in diesem Fallist eine Tatzeit aus dem Jahr 1989 und einbis heute nicht aufgefundenes Opfer.Neben der Frage, ob eine Fallanalyse indiesem Fall überhaupt durchführbar ist,war das große Interesse der Sachbearbei-tung Voraussetzung für deren Umset-zung.

Was kann eine Fallanalyse in einem Fallleisten, der 23 Jahre alt ist und derenOpfer nie gefunden werden konnte?

Mit einer besonderen Zusammensetzungdes Analyseteams haben wir uns dieserAnforderung gestellt. So haben nebenden Fallanalytikern der OFA des Landes-kriminalamtes M-V die SachbearbeiterinSimone Kaatz aus der KPI Schwerin undFrank Donat von der 3. MordkommissionBerlin teilgenommen. Uns war es wichtig,das Team mit einem Kriminalisten zu er-gänzen, der die Arbeitsweise einer Mord-untersuchungskommission (MUK) derehemaligen DDR kennt, Erfahrungen beider Bearbeitung von Cold-Case-Fällenhat und nur die vorbereitete objektive Da-tenlage verfügbar hatte. Seine Teilnahmehat den Analyseprozess bereichert.

Als Gast konnten wir für einen Tag Christopher Jahnke aus dem Polizeirevier

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Einsatz

Aufnahme nicht ausgeschlossen werden.Zu der Problematik des regelmäßigenCannabismissbrauchs im Straßenverkehrwurden in unserem Institut bereits wis-senschaftliche Arbeiten erstellt, die einedeutliche Zunahme in diesem Bereichaufzeigen. Hier sind aus unserer Sicht vorallem die Führerscheinstellen gefordert,um durch ärztliche Begutachtungen, dieentsprechend der Richtlinien und Be-urteilungskriterien für die Fahreignungs-diagnostik durchgeführt werden müssen,einen regelmäßigen Missbrauch aufzu-zeigen und das Trennungsverhalten zwi-schen Cannabiskonsum und Teilnahmeam Straßenverkehr zu prüfen. In 61 der untersuchten Fälle muss einekurzfristig vor der Teilnahme am Straßen-verkehr stattgefundene Cannabis-Auf-nahme unterstellt werden. 32-malwurden Ecstasy-Inhaltsstoffe (MDMA)neben Amphetamin und Methampheta-min nachgewiesen. Leider gab es auf den polizeilichen An-tragsstellungen nur selten Hinweise aufdie Drogengruppe, die im Vortest (Urinoder Speichel) positiv getestet wurde. Interessant wäre gewesen, inwieweit dieVortestergebnisse mit den letztendlichenBlutbefunden übereinstimmen und ob esUnterschiede zwischen Urin- und Spei-cheltests gibt. Vielleicht könnte in Vorbe-reitung auf das kommende Fusion-Festival diesbezüglich ein entsprechenderVermerk auf den Anträgen eingefügt wer-den, um statistische Erhebungen vorzu-nehmen. Letztlich wäre es in jedem Fallsicher von Vorteil, auf diesem Wege zu er-gründen, welche Tests besonders guteÜbereinstimmungen zeigen und deshalbam besten für diese Fragestellung geeig-net sind.

Alles in allem bedanken wir uns bei derPolizei für die interessanten Stunden inLärz und hoffen, durch regelmäßige Kon-takte unsere Zusammenarbeit weiterhinzu verbessern. �

EU-PartnerschaftsprojektLeonardo da Vinci – Mittel und Methoden der Kriminalistikzur Aufklärung von StraftatenAlfred Waschkowski, LKA M-V

Eine Mitarbeiterin der Forensischen Toxiko-logie und Alkoholanalytik bereitet die Blutproben für die folgenden Laborunter-suchungen vor.

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Einsatz

Eigentlich lief alles perfekt. Doch der Auf-trag hatte Tücken. Der Südsudan kenntviele Institutionen wie Rechtsmedizinoder qualifizierte Tatortarbeit nicht, je-denfalls nicht nach westlichem Verständ-nis.Während in der Hauptstadt Juba Obduk-tionen überraschend schnell und effizientablaufen, ist im „Feld“ keine Hilfe zu er-warten. Für spezielle Fragen blieben mir die Kon-takte zur Rechtsmedizin der UniversitätGreifswald, die durch das LKA M-V ver-mittelt wurden und unendlich hilfreichbei der Beurteilung der Leichenbefundewaren. Aber auch das Gegenteil war derFall. Die Fraktion „Armchair Generals“, diemich mit Hinweisen versorgte, derenTauglichkeit schon in Westeuropa frag-würdig war, lässt sich unter dem Ober-begriff: „Kenn ich, weiß ich, bin ich schongewesen!“ zusammenfassen.

Begriffe wie „cattle raid, tribal clashes, con-firmed and unconfirmed information“wurden für Wochen Schlüsselwörter. Wersich nicht vorstellen kann, dass man bis zu60.000 Rinder stehlen kann und dafür Menschen tötet, muss tief in afrikanischeTraditionen einsteigen. Denkweisen, dieuns spätestens seit der Epoche der Auf-klärung fremd geworden sind. In Stam-

mesgesellschaften definiert sich vielesüber das Überleben des eigenen Stam-

mes. Staatliche Sanktionen gibt es nur inAnsätzen, Rechtsstreitigkeiten werdenvorzugsweise nach „Traditional law“ ab-gehandelt. Es gab Momente, in denen Be-griffe wie „rape, sexual harrasment“ odereinfach das schlichte Wort „Flüchtling“ einGesicht und das Wort „Schicksal“ eineneue Bedeutung bekamen.

Der Kommentar eines Südsudanesen, zu-rückgekehrt aus dem Exil in die USA:„Letztendlich seid ihr nur Touristen in denKatastrophen anderer Menschen!“ solltemir in abgewandelter Form noch mehr-fach begegnen.

Unendlich oft wurde an mich herangetra-gen: „Was wollt ihr eigentlich da? Ihr könntdoch ohnehin nichts ändern.“ Dies ist teilweise wahr, aber eben nur teil-weise. Wenn wir nicht in die Räume gehen, die durch Krisen oder Auseinan-dersetzungen betroffen sind, werden sie

durch andere besetzt. Im Ergebnis ist derdeutsche Ansatz der vernetzten Sicher-heit ein Konzept, das sich bewährt hat. Außenminister Guido Westerwellebrachte es auf den Punkt: „Frieden istmehr als die Abwesenheit von Krieg!“ Dasbedeutet, dass auch zukünftig deutschePolizisten in Krisengebiete entsandt wer-den.

Im Mai 2012 wurde meine Einheit „HQOperations/Investigations“ in Juba aufge-löst. Ich bewarb mich für einen Außen-posten an der Grenze zu Äthiopien. Wirwaren ein Team von UNPOL und Militär-verbindungsoffizieren. Die Mehrzahl kamaus allen Teilen der Welt, darunter2 Dänen, 2 Deutsche, 2 Ukrainer, die ein-zigen „Blue-eye people“ für die nächsten6  Monate. Die Base liegt 793  km vomHauptquartier entfernt, mit allen Vor- undNachteilen. Der Dienst war geprägt von„Joint Air Patrols“ und dem Sammeln vonInformationen für das Hauptquartier inMalakal sowie dem Monitoring und Trai-ning der SSPS. Es war Afrika pur: Liebenswerte, bettel-arme Menschen; Kriegsgewinnler, die vondem enormen Währungsgefälle profitier-ten; Schmuggler; widerliche, korrupte Politiker und Polizisten, die vor Jahrennoch Rebellen waren, den Buschkriegüberlebten und nun das Recht repräsen-tieren.

Was bleibt:6 Wochen nach meiner Rückkehr gab esdurch die UN die erste Resonanz. Ein ver-antwortlicher SSPS „stolperte“ über eineSerienvergewaltigung, die vertuscht wer-den sollte, und nun zu dessen Ablösungführte. Es waren Momente großer Kame-radschaft, die Bekanntschaft interessanterMenschen und der Einblick in Kulturen,welche ich ohne diesen Einsatz nie ge-habt hätte. Ich kam aber auch zu der Er-kenntnis, dass es kein Verdienst ist, als Deutscher geboren zu werden, sondernpurer Zufall. Glück gehabt! Nach dem Einsatz kehrte ich in gesicherte soziale

Verhältnisse zurück, ein Fakt, um denmich Kollegen aus anderen Staaten be-neiden. Ich wurde gut vorbereitet, perfektausgerüstet und hatte immer die Unter-stützung durch das Innenministeriumdes Landes, den Medizinischen Dienstund den Bund in einem Einsatz, der stel-lenweise kritisch, grenzwertig und hoch-emotional verlief. �

UN-Beobachter im Einsatz

UN-Polizist im Gespräch mit Viehhirten Spielende Kinder am Nil

Ein Anruf, der mich für Minuten in denSüdsudan zurückbrachte und betroffenmachte. Ich fragte mich kurz, wie dieserAnruf auf meine Frau gewirkt hätte, wäremeine Mission zu diesem Zeitpunkt nochnicht zu Ende gewesen. Sie in Schwerinund ich irgendwo da unten.

Auslandseinsätze ändern das Fernseh-verhalten einer Familie radikal. Al-Jazeera,CNN und BBC sind Sender, die plötzlichwichtig werden und auch mal KIKA ver-drängen können. Anders als in Afgha-nistan sind Skype und Fernsehen im Südsudan unerreichbar und Facebook ein bedeutungsloses Symbol auf demSmartphone. Trotzdem gelang es immerwieder zu telefonieren, gelegentlich glas-klar, oft aber mit Nebengeräuschen, überderen Ursprung man spekulieren kann.

Zurück nach Deutschland in den Juni 2013.

Gegenwärtig sind 6.300 Sicherheitskräftevon Bundeswehr und Polizei in einer Viel-zahl von Missionen weltweit vertreten.Darunter 350 Polizisten in Afghanistan,Georgien, Darfur, dem Balkan oder in an-deren Missionen. Der 12.06.2013 brachte Soldaten, Poli-zisten und zivile Experten des ZIF wiederzusammen in den Weltsaal des Aus-wärtigen Amtes. Bundesinnenminister,Außenminister und Verteidigungsmini-ster wollten denen danken, die für Mo-nate in verschiedenen Missionen ihrenDienst verrichteten und 2012 nach Hausezurückkehrten.Stellvertretend für das UNMISS Teamwurde ein Berliner Kollege ausgezeichnet,der zur Gruppe von Polizisten gehörte,die mit mir im Dezember 2011 in den Süd-sudan ausreisten. Zwei „Neue“ und zwei„Wiederholungstäter“. Ein Vorteil wie sichspäter zeigen sollte.Afrika ist ein Kontinent, der in unserenVorstellungen unendlich weit weg ist. DieModeratorin der Veranstaltung im Aus-wärtigen Amt brachte es auf die einfacheFragestellung: „Was bringt einen Polizei-

beamten dazu, sein sicheres und komfor-tables Umfeld zu verlassen und für einJahr in den Kosovo nach Afghanistan odernach Darfur zu gehen?“ Jeder beantwor-tet diese Frage für sich selbst. Die Gründesind so vielschichtig, wie die Missionenverschieden sind. Mein Einsatz begannmit der so genannten „Induction week“in Entebbe/Uganda. Ausgangspunkt fürUN-Missionen in Ost-Afrika und demKongo. Spätestens hier wurde klar: DerSüdsudan ist anders als das, was ich bis-her von Afrika kannte.

Logistische Herausforderungen wie derTransport von Ausrüstung, katastrophaleUnterbringung und schwierigste Arbeits-bedingungen sind etwas, was man in Stel-lenausschreibungen liest, in Afrika aberRealität wird. Schon die ersten Tage zeig-ten das Potenzial meines Teams. Im Einsatzgebiet angekommen, entwickeltesich ein Bundespolizist zum absoluten Organisationsgenie, der es fertigbrachtemich vom aussichtslosen Listenplatz 174

der Unterbringungsliste nach 6 Wochenin einen 2-Mann-Container zu befördern.Wie das ging, will und wollte ich nie er-fahren. Hauptsache ein Dach über demKopf und kein Zelt. In Afrika schrumpftAnspruchsdenken auf die Basics. Schonzum Jahreswechsel 2011/12 wurde klar,dass es für 2 Kollegen schnell in die Re-gionen des Einsatzgebietes gehen würde.Zusammen mit einem Kollegen der Bun-despolizei blieb ich in Juba, der Haupt-stadt und gleichzeitig dem Hauptquartierder UNMISS. Der Jahreswechsel brachteAuseinandersetzungen unter verfeinde-

ten Stämmen, deren Brutalität sich nurschwer vermitteln lässt. Auswirkungen, wie der der tausendfacheDiebstahl von Rindern, das Niederbren-nen und Plündern von Dörfern sowieVerbrechen an der lokalen Bevölkerung,brachten mich mit weiteren Kollegen indie Jonglei Provinz.

Einsatzziel:

Die Anzahl der Opfer zu verifizieren undrelevante Details zu den Opfern zusam-menzutragen, die zur Lagebeurteilung inder Missionsführung beitragen sollten.Klingt erstmal nicht so schwierig, wurdees aber doch. Die UN erwartet Selbstmanagement beider Abarbeitung der gestellten Aufträge.Wie? Das ist erstmal dein Problem. DerEinsatz wurde vorbereitet und organisiertvon einer Anzahl von Briten, Indern undanderen Nationen, die schon vielfach dieUN-Bürokratie „geknackt“ hatten undgenau wussten, was zu tun ist.

18 PJ 2/3-2013

„404 down“Olaf Kopischke, KPI Schwerin

Einsatz

Am 22.12.2012 gegen 06:00 Uhr, eine Woche nach Missionsende, erhieltich den Anruf eines Freundes, der mich fragte: „Ole, wo bist du?“. Er saß inMarokko und sah auf Al Jazeera die Bildzeile:

„UNMISS Helicopter crashed in Jonglei / The tragedy has claimed the livesof the four crew members.”

Der Hubschrauber wurde durch SPLA abgeschossen, irrtümlich!

Juba Airfield, Sudan Fotos: Olaf Kopischke

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21PJ 2/3-2013

Panorama

den erhalten, war ein ganz besondererMensch zu Gast. Sally Perel, vielen be-kannt als Hitlerjunge Salomon, ist auf Lesereise und hat für einen Vortrag vorden Studenten, Dozenten und Mitarbei-tern der Fachhochschule Zwischenstoppin Güstrow gemacht.

Seine Geschichte hat er vierzig Jahre mitsich herumgetragen, bis er sich ent-schloss, sie in einem Buch niederzuschrei-ben. Dieses Buch mit dem Namen „Ich warHitlerjunge Salomon“ wurde ein Bestsel-ler und die Verfilmung war für den Oscarnominiert.

Der Direktor der Fachhochschule Prof. Dr.Wiegand-Hoffmeister dankte Sally Perelfür sein Kommen und der Friedrich-Nau-mann-Stiftung, die sich vor allem für Frei-heit einsetzt, für die Unterstützung.Gerichtet an die Studenten und ange-henden Landesbediensteten sagte Wie-gand-Hoffmeister: „Vor allem für die, die sich aktiv für die Freiheitswerte undDemokratie einsetzen, ist es wichtig, mitZeitzeugen in Kontakt zu kommen undaus der Geschichte zu lernen.“

Sally Perel wurde 1925 in Peine geboren.Als Zehnjähriger ging er mit seiner Fami-lie nach Lodz, um der Verfolgung durchdie Nationalsozialisten zu entgehen. Nachdem Überfall der deutschen Truppen aufPolen flohen er und sein älterer Bruder in Richtung Russland. Seine Eltern blieben im Ghetto von Lodz und überlebten die-ses nicht. Sally Perel wurde von der Wehr-macht aufgegriffen und gab sich alsVolksdeutscher mit dem Namen Josef Per-jell aus. Das rettete ihm das Leben. Von der Ostfront wurde er dann nach Braun-

schweig zur Hitlerjugend abkomman-diert. Perel erzählte, wie er ständig mit derAngst leben musste, entdeckt zu werden,vor allem auch aufgrund seiner Beschnit-tenheit. „Auch in meiner tiefsten Ver-zweiflung habe ich nie aufgegeben, niean Selbstmord gedacht. Ich habe mirimmer gesagt, sie werden dich nicht ent-decken“, so Perel.

Eindrucksvoll schilderte er auch, wie dieNazis es schafften, ihm ihre Weltanschau-ung zu injizieren. „Ich habe mich nicht ver-kleidet mit der Uniform, ich wurde Hitler-junge“, erzählt Perel und führt an: „Wenneinem jeden Tag diese Weltanschauungwie ein Gift eingeflößt wird, fängt es ir-

gendwann an zu wirken. Selbst ich hattenicht genug Immunität.“

Sally Perel kommt auf seinen Lesungen,die ihn vor allem in Schulen führen, mitsehr vielen jungen Menschen in Kontakt.Daher ist es ihm auch wichtig, den Ju-gendlichen deutlich zu machen, dass soein menschenverachtendes System niewieder Platz finden darf in unserer Gesell-schaft. Und an die Adresse der jungenStudenten im Festsaal der Fachhoch-schule gerichtet sagte er: „Mein Vortragsoll nicht nur still und streng in euren See-len ruhen, sondern seht ihn als Auftrag,alles zu tun, dass sich die Geschichte nichtwiederholt. Die Zeitzeugen sterben aus,also werdet ihr Zeitzeugen und gebt dieGeschichte weiter.“

Die betroffene, aber auch neugierige Stillewährend des Vortrags und der stehendeApplaus zeigten, dass die Botschaftankam. Mit seiner authentischen, ergrei-fenden und humorvollen Art hat SallyPerel die Zuhörer mitgenommen undzum Nachdenken angeregt.

Und auch der Direktor der Fachhoch-schule, Prof. Dr. Wiegand-Hoffmeister warergriffen: „In meinen acht Jahren als Direktor dieser Fachhochschule habe ichnoch nie so einen bewegenden Momenterlebt.“ �

Hitlerjunge Salomon erzählt seineGeschichte – Sally Perel zu Gast an der Fachhochschule GüstrowJens Lembke, FHöVPR M-V

licher Dienstleistungen sind, ist gegen-über den Vorjahren auf einen neuen Tief-punkt von 12 Prozent gesunken“, soDauderstädt weiter.„Auch in der Kategorie ‚Beamtenprofil‘nehmen die positiven Bewertungen ste-tig zu, die negativen weiter ab“, stellte derdbb Chef fest. 79 Prozent finden die Beamten pflichtbewusst, 72 Prozent zu-verlässig, 68 Prozent kompetent, während6 Prozent sie als schlecht und 16 Prozentals überflüssig bezeichnen. „Im Vergleichzu unserer ersten Umfrage aus dem Jahr2007 freut uns besonders, dass alle posi-tiven Eigenschaften heute deutlich häufi-ger, alle negativen immer seltener ge-nannt werden“, hob Dauderstädt hervor.Wie bei den vergangenen Erhebungenwurde auch nach den Berufsgruppen mitdem höchsten Ansehen gefragt. Unan-gefochten steht im Berufe-Ranking derFeuerwehrmann auf Platz eins, gefolgtvon Kranken- beziehungsweise Altenpfle-ger, Arzt, Erzieher und Polizist. Zu den „Gewinnern“ seit 2007 zählen „klassischeStaatsdiener“ wie Müllmänner, Briefträgerund Lehrer, aber auch „Beamte“ als solche.Verschlechtert hat sich dagegen das An-sehen unter anderen von Bankangestell-ten, Steuerberatern und Managern.

Quelle: http://www.dbb.de/cache/teaser-detail/artikel/beamte-legen-im-ansehen-der-buerger-deutlich-zu.html �

Bis auf wenige Stühle war der Festsaal derFachhochschule für öffentliche Verwal-tung, Polizei und Rechtspflege (FHöVPR)Güstrow vollbesetzt. Hier, wo normaler-weise Studenten ihre Ernennungsurkund-Sicherheit ist die Voraussetzung für meine

Freiheit und meine Lebensqualität. Ichwill in einer sichereren Stadt leben, ineinem gewaltfreien Umfeld meine Freizeitverbringen. Die Institution des Staates,die hierfür zentral ist, bedeutet mir dem-entsprechend viel: meine Polizei. Mögenmanche Mitbürger in einer Geschwindig-keitskontrolle einen Angriff auf ihre Frei-heit sehen oder Uniformen im öffent-lichen Raum als Relikte einer überkom-menen Zeit betrachten. Die Mehrheit derBürgerinnen und Bürger weiß, Polizistin-nen und Polizisten sind unverzichtbareGaranten für meine, für unsere persön-liche Sicherheit.

Wir leben in Deutschland im europäi-schen und weltweiten Vergleich dank unserer Polizei in sicheren Städten undGemeinden. Auf der anderen Seite hat dieZahl der Wohnungseinbrüche in den letz-ten Jahren um 30 Prozent zugenommen.Auch Fahrzeugdiebstähle sind auf einemhohen Niveau. Nachdem die Bundeslän-der in den letzten zehn Jahren bei der Polizei rund 10.000 Stellen eingesparthaben, muss hier gegengesteuert wer-den, damit die Polizeipräsenz wieder flächendeckend gewährleistet ist. Ichwünsche mir den direkten Kontakt zu„meinem“ Polizisten, mehr Fuß- und Fahr-radstreifen in meiner Stadt. Auch in denländlichen Gebieten möchte ich direktenKontakt zu meinem Polizisten haben undihn nicht ab und zu im vorbeifahrendenAuto sehen.

Von der Politik erwarte ich, dass sie die stärkere Sichtbarkeit der Polizei mitPrioritätsentscheidungen begleitet. Dazugehört, die Polizei von bürokratischen Arbeiten zu entlasten. Der Polizist gehörtnicht hinter den Schreibtisch, sondernmuss vor Ort präsent sein. Ich erwarte,dass die Polizei personell und sächlichausreichend ausgestattet wird. Ausbil-dung, Qualifikation, Ausstattung, Ge-sundheitsförderung und ausreichenderPersonalbestand sind Bestandteile einesmodernen Personalmanagements, dasdie Wertschätzung gegenüber seinen Mit-arbeitern in den Vordergrund stellt.

Die Polizistinnen und Polizisten brauchenaber auch unsere Solidarität und Wert-schätzung. Dazu gehört, dass wir uns derzunehmenden Gewaltbereitschaft ge-genüber Polizeikräften z.B. im Zusam-menhang mit Fußballspielen und ande-ren Großveranstaltungen oder Demon-strationen entgegenstellen. Wenn vongewaltbereiten Demonstranten Steineund Flaschen auf Polizisten geworfenwerden, finde ich es nur noch schwer erträglich, wenn bei den provoziertenAuseinandersetzungen die Polizei sich imNachhinein öffentlicher Kritik ausgesetztsieht. Kann ich ernsthaft von den „Prügel-knaben“ der Nation erwarten, dass sie ihrLeben für mich einsetzen, wie sie es Tagfür Tag tun?Wir Bürger müssen alles tun, um die Arbeit der Polizei zu entlasten. Die Poli-zeiarbeit wird durch Nachbarschaftsstrei-tigkeiten, Einsätzen wegen Vandalismusoder bei alkoholbedingten Exzessen er-schwert. Nach dem Motto „Hinsehen stattWegsehen“ oder „Nachbarn helfen Nach-barn“ sollten wir, die Bürgerinnen undBürger, unseren Beitrag zur Aufrecht-erhaltung der öffentlichen Ordnung lei-sten. Ehrenamtliches Tätigwerden derBürger für gemeinwohlfördernde Zielekann die Lebensqualität in unseren Kom-munen steigern. Dies zeigt sich dann ineinem Rückgang der Kriminalitätsbelas-tung in den Städten und Gemeinden,aber auch in Rückgängen bei der Ver-wahrlosung öffentlicher Räume durchVandalismus, illegale Müllbeseitigung,und anderen unerwünschten sozialenVerhaltensweisen. Die Städte und Ge-meinden sind mit ihren Diensten nicht dieAusfallbürgen mangelnder Polizeiprä-senz. In den Kommunen sollten wir aberüberlegen, wie wir Sicherheitspartner-schaften mit der Polizei und den Bürge-rinnen und Bürgern organisieren können.

In vielen Kommunen gibt es gut funktio-nierende kriminalpräventive Räte die sichfür mehr Sicherheit vor Ort einsetzen.

Ich als Bürger will sicher in meiner Stadtleben. Notwendig ist ein wirkungsvol-les Netz der Kriminalitätsverhütung vonPolizei, Kommune und Bürger. Gelingtdies, wird sich das Verhältnis zwischenBürgern und Polizisten noch weiter ver-bessern. Wird die Polizei in die Lage ver-setzt, mir mehr Sicherheit zu geben,werden noch mehr Bürgerinnen und Bürger wie ich in der Polizei den „Freundund Helfer“ sehen. �

20 PJ 2/3-2013

Panorama

Michael Thomalla Foto: StGt M-V

Meine Polizei –Gedanken eines BürgersMichael Thomalla,Geschäftsführer des Städte- und Gemeindetages M-V

Der öffentliche Dienst in Deutschland hatim Ansehen der Bürgerinnen und Bürgerweiter zugelegt. „Das ist eine erfreulicheEntwicklung, die ausgebaut werden mussund auch künftig nicht aufs Spiel gesetztwerden darf“, sagte der dbb Bundes-vorsitzende Klaus Dauderstädt bei derVorstellung der diesjährigen „Bürgerbe-fragung öffentlicher Dienst“ am 27. Au-gust 2013 in Berlin.„Die große Mehrheit der Behörden-besucher ist mit den Leistungen der Kolleginnen und Kollegen zufrieden“, kon-statierte Dauderstädt. So geben 87 Pro-zent der Befragten an, dass sie von denMitarbeitern freundlich behandelt wur-den. 87 Prozent haben den Eindruck, dassdie Mitarbeiter für ihre Tätigkeit gut aus-gebildet und qualifiziert sind. 69 Prozentsagen, ihre Angelegenheit sei sofort be-arbeitet worden. „Vor allem aber hält die übergroße Mehrheit der Deutschen(81 Prozent) eine starke öffentliche Ver-waltung für unerlässlich“, hob Dauder-städt hervor.„In puncto Privatisierung sind sich dieBürger gleichfalls einig: 76 Prozent mei-nen, nur ein starker Staat kann vor denAuswirkungen einer ausufernden Globa-lisierung schützen und der Anteil derer,die für weitere Privatisierungen öffent-

Bürgerbefragung öffentlicher Dienst 2013: Beamte legen im Ansehen der Bürger deutlich zuDr. Frank Zitka, Deutscher Beamtenbund

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„Räuber“ durfte sich übrigens auf dienst-liche Anordnung hin drei Tage vor Dreh-beginn nicht rasieren.) Ein Passant, inPersona Nicol Wieckhusen, hörte die Hil-feschreie und wählte den Notruf, der um-gehend an alle verfügbaren Einsatzkräfteweiter gegeben wurde. Mit Blaulicht, Martinshorn und enormemTempo näherten sich die Funkwagen demFlüchtenden von zwei Seiten. Die Beam-ten (Marcus Pallentin und Claudia Justsowie Marius Pudell und Maik Sturz-becher) sprangen aus ihren Fahrzeugen,dem Flüchtenden hinterher und … Ja, „Räuber“ Kay wurde gestellt und inHandschellen abgeführt. Die Sprints biszur Festnahme wurden bis zur Perfektionwiederholt. Einige Mitwirkende (Namensind den Verfassern bekannt) sprachenam nächsten Tag sogar von Muskel-kater…Das herrliche Wetter des ersten Drehtagessetzte sich am zweiten Tag fort. Für eineÜbersichtsaufnahme von Neubranden-burg lockten wir den Kameramann auf ein

14-stöckiges Hochhaus auf dem Datze-berg im Norden der Stadt, von wo aus wirbei strahlendem Sonnenschein die atem-beraubende Aussicht genießen konnten.Vorletzter Schauplatz am zweiten Dreh-tag war die Neubrandenburger Oststadt,wo der Kontaktbeamte Helmut Schäferbei seiner täglichen Arbeit und Bürger-nähe begleitet wurde.Schlussendlich wurden viele Polizei-beamte im Rahmen ihres Dienstsportesbeim Laufen vor wunderschöner Kulisseauf der Wallanlage in Neubrandenburggefilmt.

Bleibt uns noch Danke zu sagen – sowohlden Darstellern des ersten Drehtages, alsauch unserem KOB, allen Sportlern undnicht zu vergessen dem Filmteam für diehervorragende Zusammenarbeit. An beiden Tagen sind wunderschöneFotos entstanden, die uns zusammen mit den bleibenden Eindrücken nochlange an die aufregende Zeit erinnernwerden. �

23PJ 2/3-2013

Panorama

Von links: PHK Marcus Pallentin, PK Marius Pudell, Martin Grumm, Silvio Rosenthal, POK Kay Majora, POKin Claudia Just, POM Maik Sturzbecher Fotos: Eike Wiethoff

Dreharbeiten:Beluga PostSilvio RosenthalMartin Grumm

Begleitung durch: Roland Vogler-Wander (IM M-V)

Darsteller:Kay Majora (Täter)Petra Hübner (Geschädigte)Nicol Wieckhusen (Zeuge)

PVB Team 1 – PHK Marcus Pallentin und POKin Claudia Just

PVB Team 2 – PK Marius Pudell und POM Maik Sturzbecher

ÖA PI NB: PHKin Verena Splettstößer und KKin Eike Wiethoff

„Opfer“ ANin Petra Hübner „Passant“ KHK Nicol Wieckhusen zeigt die Fluchtrichtung

Kontaktbeamter PHM Helmut Schäfer in „seinem Revier“

Silvio Rosenthal und Martin Grumm (Filmteam)

22 PJ 2/3-2013

Panorama

„Schreibt mal bitte ein Drehbuch für denneuen Image-Film der Polizei in M-V!“

Wie bitte? Haben wir das richtig verstan-den? Wir wurden mit dem Verfassen einesDrehbuches beauftragt? Ja, genau!Im neuen Imagefilm der LandespolizeiMecklenburg-Vorpommern sollen die ver-schiedenen Bereiche der Polizei präsen-tiert werden. Und unser Auftrag lautet:„Darstellen der schutzpolizeilichen Arbeitan einem Beispiel sowie Begleitung deswöchentlichen Dienstsports“.An Beispielen fehlte es uns wahrlich nicht,also setzten wir (PHKin Verena Splett-stößer und KKin Eike Wiethoff ) uns zu-sammen und inszenierten anhand einer„echten“, 2011 aufgeklärten Raubserie inNeubrandenburg einen Handtaschen-raub. Dabei sollte der Täter im Rahmeneiner sofortigen Fahndung gestellt undfestgenommen werden.Die Idee, der Text und die Bildanlage fürdas Drehbuch waren eine Sache – die Um-setzung eine andere …So trafen wir uns dann nach vielen Vor-absprachen und diversen kurzfristigenÄnderungen am 23. und 24.05.2013 mitdem Filmteam von Beluga Post in der Polizeiinspektion Neubrandenburg. Nachkurzer Einweisung begaben wir uns anden Schauplatz des ersten Tages: denFilm-Tatort und den Festnahme-Ort. DieSpannung stieg enorm. Vor dem Drehwurden Teil-Szenen durchgesprochenund zunächst ohne Kamera geprobt. Un-sere Darsteller entpuppten sich dabei alsechte Naturtalente. Die einzelnen Szenenmussten natürlich mehrmals durchge-spielt werden, aber dennoch klappte allesso gut, dass ziemlich schnell zig gute Ein-stellungen entstanden. Als Begleiter und Beobachter der Dreh-arbeiten waren wir mindestens genausogespannt und angespannt wie unsere„Schauspieler“ und auch das Filmteam. Allerdings hatten wir mit unserem her-vorragenden Drehbuch und der Wahl desSchauplatzes (Kulturpark zwischen Sport-gymnasium und Jahnsportforum) einesehr gute Vorarbeit geleistet. Und die Aus-wahl unserer Darsteller erwies sich als ab-soluter Volltreffer. Unserem „Opfer“ Petra Hübner stand dasblanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben,als der „Räuber“ Kay Majora ihr von hintendie Handtasche entriss und flüchtete. (Der

Es geht ums ImageEike Wiethoff, PI Neubrandenburg

Alles begann mit einem verdutzten Ge-sichtsausdruck: Einer, der wegen seinerHaartracht immer wieder aus dem Ver-kehr heraus zu einer freundlichen Ver-kehrskontrolle gebeten wird, sollte denneuen Polizeifilm drehen? Dem ungläubi-gen Staunen folgte der Gedanke, dass soeine Chance für einen Perspektivwechselebenso nützlich wie hilfreich sein könnte.Also dann …Der letzte Film, der die LandespolizeiMecklenburg-Vorpommerns in laufendenBildern vorstellt, wurde Mitte der 1990erJahre gedreht; damals trugen die Beam-tinnen und Beamten Grün, Braun undWeiß und zum Teil seltsame Frisuren. DasMinisterium für Inneres und Sport ent-schied sich im vergangenen Jahr, nachder Broschüre nun auch einen neuen„Polizeifilm MV“ aufzulegen. Den Zuschlag bekam das Konzept desWismarer Textkontors. Klingt nach Zei-tungsmachern, was eigentlich auchstimmt, aber beim Textkontor handelt essich um Mecklenburg-Vorpommerns er-stes und bisher einziges Büro für Gemein-wesen-orientierte Medienarbeit. Öffent-liche Projekte, Initiativen für mehr Demo-kratie, Zivilgesellschaft und Teilhabe, sindbei uns bestens aufgehoben. Dazu ge-hören neben Druckerzeugnissen und Periodika auch Filmprojekte. Bei Letzterenverstärken wir uns seit einiger Zeit mit Kameramann Silvio Rosenthal, einem Wismarer – aus Hamburg.

Das Konzept„Blaustern“ nannten wir das Filmprojekt,das die Arbeit der Polizeibeamtinnen und-beamten in „Paris Blue“ zeigen würde: lächelnd, souverän, kompetent. Zuerstsollten nur einige Dienstzweige stellver-tretend vorgestellt werden, doch schnellzeigte sich, dass die Landespolizei derartvielgestaltig und vielfältig Präsenz zeigt,dass es einen Rundumschlag gebenmusste. Nach Diskussionen mit den Öf-fentlichkeitsarbeitern des Ministeriumswurde der Film schließlich verlängert, denmeisten „Waffengattungen“ so ihr Mo-ment im Polizeifilm 2013 ermöglicht. ImJanuar begannen die Dreharbeiten, diebei Redaktionsschluss noch kein Ende ge-funden haben. Zwei Fassungen wird esgeben: Eine Langfassung, die rund einehalbe Stunde dauert und mindestens aufder Homepage des Ministeriums für Inne-res und Sport zu finden sein wird sowieein Video von nur fünf Minuten Länge, das auf YouTube und sonst wo Lust

machen soll, sich die Langfassung anzu-sehen.

Die DreharbeitenKurz gesagt, war es viel besser als ich es jeerwartet hätte. Zwar habe ich selberFreunde in der Polizei und der Staatsan-waltschaft (ich war zehn Jahre lang Ge-richtsreporter der Ostsee-Zeitung) undmein Schwager ist auch Polizeibeamter,doch aufgrund meiner Erfahrungen alsVerkehrsteilnehmer mit Uniformiertenwar ich zuerst skeptisch, wie sich die Zu-sammenarbeit vor Ort gestalten würde.Mit dieser freundlichen, später sogarfreundschaftlichen Atmosphäre habe ichwirklich nicht gerechnet. Das warme Will-kommen, die Geduld der Akteure vor derKamera, die Unterstützung einiger Dienst-stellen bei der Produktion – alles groß-artig! Und das ist wirklich ernst gemeint.Vielen Dank für die Zusammenarbeit unddie gewährten Einblicke in den Polizeiall-tag. Einmal mehr wurde mir bewusst, dasses ein Privileg meines Berufes ist, jedenTag etwas hinzu lernen zu dürfen. Einguter Redakteur darf zwar alles wissen,aber nicht alles weitergeben. Dieser Maxime folgend habe ich auch nicht vor,irgendetwas von dem zu verraten, was Sie und die Zuschauer ab diesem Sommerzu sehen bekommen. Abgesehen vonfreundlichen Bürgern, die blaue Unifor-men, die Verantwortung für die Sicherheitdieses Gemeinwesens und auch heute(andere) seltsame Frisuren tragen.

Mehr zu Beluga Post unter: www.wismarer-textkontor.de �

Blaustern oder Wie ich lernte,die Polizei zu liebenBeluga Post, Wismarer Textkontor

Beluga Post

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Hospitationspraktikumvon Frau Dr. Janina Juskevicute (Litauen)Dr. Lutz Belitz, FHöVPR

Internationale Gäste sind für die FHöVPRnichts Ungewöhnliches mehr – hat dieFHöVPR doch über die Jahre viele Kon-takte zu Bildungseinrichtungen im Ost-seeraum geknüpft. Regelmäßige Besucheuntereinander gehören deshalb zur nor-malen Kontakt- und Freundschaftspflege.Etwas ungewöhnlich war jedoch der Besuch von Frau Dr. Janina Juskevicute im März 2012. Im Rahmen ihres Hospita-tionspraktikums beim LKA M-V nahm FrauDr. Juskevicute auch an dem Seminar „Kriminalistisches Denken“ unter Leitungvon Dr. Lutz Belitz an der FHöVPR teil. Auf-grund ihrer kriminalistischen Erfahrungund ihrer Deutschkenntnisse nahm sieauch aktiv am Seminar teil. Niemals sei sieein bloßer Hospitationsgast gewesen,vielmehr ein anerkanntes und geachtetesGruppenmitglied, wie Herr Dr. Belitz esformulierte. Er selber zeigte sich begei-stert von seinem litauischen Gast undhofft, dass die im Seminar gemachten Er-fahrungen für ihre weitere Tätigkeit nütz-lich und inspirierend sind. Für Frau Juskevicute war es nach 2008 be-reits der zweite Besuch an der FHöVPR.

Das „Auslandsmodul“ –Der Studierenden-austausch im Rahmendes Moduls „Polizei in Europa“Wilma Wäntig, FHöVPR

Neben der Kontaktaufnahme und Pflegestellte die Umsetzung des im Modul-handbuch des Bachelorstudiengangesverankerten einwöchigen Auslandsstu-dienaufenthaltes unserer Studierendeder2011 das erste Mal stattfand, eine weitereHerausforderung dar. Zumal von Anfangan klar war, dass dieses Unterfangenkeine einseitige Geschichte werden, son-dern auf dem Prinzip der Gegenseitigkeitberuhen würde.

Neben der Kontaktvermittlung für unsereStudierenden zu den Partnerhochschulenin Dänemark, Estland, Litauen, Norwegen und Polen galt es also ein Konzept füreinen interessanten und aufschluss-reichen Aufenthalt von Studierenden un-serer ausländischen Partnereinrichtungenzu erarbeiten und gemeinsam mit denBehörden des Landes in der Praxis umzu-setzen.

Im Jahr 2013 nahmen 46 Studierende ander Auslandstudienfahrt teil und 18 aus-ländische Studierende wurden bei unsbegrüßt.

Panorama

25PJ 2/3-2013

Internationale Zusammenarbeitan der FHöVPR

Land Anzahl der Anzahl an ausländischendeutschen Studierenden Studierenden in Güstrow

Dänemark 13 0Estland 9 7Litauen 6 6Norwegen 10 5Polen 8 0

Wann trifft man als Fallanalytiker schonmal einen waschechten Profiler oder einewaschechte Profilerin!?

Für die Mitglieder der OFA (Operative Fall-analyse) des LKA M-V bot sich im Frühjahrdie nicht alltägliche Möglichkeit, die Pro-filerin der Serie „Polizeiruf 110“, AnnekeKim Sarnau, die im echten Leben natür-lich als Schauspielerin ihre Brötchen ver-dient, kennenzulernen.

Primär ging es darum, Anneke Sarnaueinen Einblick in die Arbeit der Operati-ven Fallanalyse mit ihrer Methodik undkonkreten Vorgehensweise zu geben, dieeben nur zum Teil mit der Arbeit einerProfilerin innerhalb ihrer TV-Rolle um-setzbar ist.

Andererseits wurde den Fallanalytikerndes LKA M-V ein Einblick in die Arbeiteiner Schauspielerin geboten, der so nichtjedem zu Teil werden dürfte und ganz ne-benbei erfuhren sie auch schon mal Ein-

zelheiten aus dem Drehbuch zur näch-sten Folge. So konnten der Schauspiele-rin dabei durchaus Anregungen gegebenwerden, wie sie in Zukunft die Profilerinim „Polizeiruf 110“ noch realistischer undglaubwürdiger darstellen kann.

Letztlich war es für die Fallanalytiker unddie Profilerin ein wirklich interessantesund kurzweiliges, wenn auch außerge-wöhnliches, Treffen. �

Josephine Hahn, Anneke Kim Sarnauund Alfred WaschkowskiFoto: LKA M-V

Fotos Polizeiruf: NDR/Marcus Krüger

24 PJ 2/3-2013

Panorama

Original und RolleJosephine Hahn, LKA M-V

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len, wie z.B. in den Polizeirevieren Rostockund Güstrow. Als besonders interessanterwies sich im Ergebnis der Besuch beider Polizei-Hubschrauberstaffel, was in er-ster Linie natürlich der Technik, sprich denHubschraubern, geschuldet war.Dass die Rückmeldungen der Studentin-nen und Studenten sowie ihrer Betreue-rinnen und Betreuer durchweg positivwaren, lag schließlich auch an der „Rund-um-die-Uhr-Betreuung“ durch Studie-rende des Fachbereichs Polizei, denModulverantwortlichen und den Über-setzungsleistungen der Englischlehrerin.Zwischen den norwegischen Gästen undden Studierenden des Fachbereichs Poli-zei entwickelte sich eine besondere Be-ziehung, was in der Hauptsache dem mitdrei Wochen recht langen Studienaufent-halt der Norweger geschuldet war. Botensich doch hier vielfältige Kontakte wäh-rend und nach der Dienstzeit an. Dadurchwaren die norwegischen Gäste allen an-deren im Vorteil, denn sie lernten das Stu-dentenleben wohl am ehesten in allenFacetten – einschließlich der Freizeit-gestaltung – kennen.Für die Organisatoren ergab sich aus demAustausch, der in diesem Jahr erstmalig insolch geballter Form stattfand, die Er-kenntnis, dass zukünftig zum einen derAustausch wieder in einem engen Zeit-raum stattfinden wird, die Organisationzum anderen aber nicht mehr nebenbeierledigt werden kann. Um eine Rundum-betreuung mit allen erforderlichen Ab-sprachen mindestens auf dem immergleich hohen Niveau auch in den näch-sten Jahren anbieten zu können, wurdeeine Hauptverantwortliche eingesetzt, dienicht nur die Vorbereitung des Studieren-denaustauschs übernimmt, sondern sichin Gänze um die interkulturellen Kontaktemit den Partnerhochschulen kümmertund im Idealfall auch neue Kontakteknüpft.

Dolmetschen währenddes Studenten-austausches – oder wie sage ich es richtig?Cornelia Brüggert, FHöVPR

Es ist eines, täglich in der Aus- und Fort-bildung als Englischlehrerin vor den Teil-nehmern zu stehen und die Sprache zuvermitteln. Ich kenne in der Regel das Lei-stungsniveau der Teilnehmenden undkann mich so gut auf den Unterricht vor-bereiten und gezielt unterschiedlichsteLernmethoden anwenden und einbrin-gen. Etwas völlig anderes ist es aber, zwi-schen zwei Polizisten sprachlich zuvermitteln, von denen nur einer in seinerMuttersprache spricht, der andere dieenglische Übersetzung noch einmal inseine Muttersprache übersetzen muss.Und dann ist da noch die Problematik derFachvokabeln, auf die ich mich zwar vor-bereiten kann, es aber immer wieder pas-siert, dass völlig neue oder bisher nichtbedachte Vokabeln zu übersetzen sind. Das Dolmetschen bedeutet für mich alsnicht ausgebildete Dolmetscherin eineenorme Herausforderung. Ich muss wieder Redner klar und effizient kommuni-zieren können und schnell auf alle mögli-chen Situationen reagieren können.Verzögerungen während des Übersetzenskann ich mir nicht leisten; vielmehr mussich in Sekundenbruchteilen nachdenkenund die richtigen Worte finden. Hierfürbedarf es absoluter Konzentration, dennrichtig übersetzen kann ich nur, was ichzuvor auch verstanden habe. Ich mussalso, während ich über die mögliche Vo-kabel und Wendung nachdenke, gleich-zeitig sicherstellen, dass diese auch denSinn wiedergeben, den der Redner ver-mitteln möchte. Fehler in der Überset-zung werden selten toleriert, können siedoch beim Zuhörer Verwirrung stiftenund dazu führen, dass er dem Vortrag

nicht zufriedenstellend folgen kann. Kor-rekturen in meiner Übersetzung sinddaher kaum möglich, denn ich arbeite,wie man so schön sagt, nur für den Augenblick.Dass ich im Rahmen des Besuches vonLehrern und Lernenden aus Norwegen,Estland und Litauen als Übersetzerin tätigwerden konnte, war für mich eine durch-weg positive Erfahrung. Es ist ein schönesGefühl, wenn die eigene Arbeit Anerken-nung und Würdigung auf beiden Seitender „sprachlichen Barriere“ findet undman darüber hinaus seine eigenen Fähig-keiten (und natürlich den Wortschatz) er-weitern kann. Es war sehr beeindruckendangehende Polizeibeamtinnen und -be-amte aus anderen europäischen Ländernkennen gelernt zu haben und hierdurchauch eigenen Wissenszuwachs, z.B. durchden Vergleich der Polizeiausbildung, desPolizeistudiums bzw. der Polizeiarbeitzwischen Deutschland und den Gast-ländern, erlangt zu haben.

Panorama

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Einschätzung – StudentenaustauschMichael Simoni, FHöVPR

2012 wurden erstmals ausländische Studierende an der FHöVPR betreut. Es handelt sich um Studierende an Polizei-schulen aus Ländern des Ostseeraumes,mit denen die FHöVPR partnerschaftlicheBeziehungen unterhält. Die Premieren-gäste – sowohl Studierende als auchderen Betreuerinnen und Betreuer –kamen aus Norwegen, Litauen und Est-land.Bereits die Vorbereitung des Besucheswar sowohl aus organisatorischer als auchaus zeitlicher Sicht mit hohem Aufwandverbunden. Dabei stellten die Anforde-rungen an Unterkunft und Verpflegungsowie die Zuordnung zu einzelnen Studi-engruppen die kleinsten der Problemedar. Schwieriger waren dann schon dieAusgestaltung der entsprechenden Lehr-veranstaltungen sowie die Frage nach derAnerkennung dieser Lerneinheiten. Ge-rade der letzte Punkt spielt bei dem Bachelorstudiengang nach der Vorgabeder Bolognabeschlüsse eine zentrale Rolle – geht es doch hierbei um die ge-genseitige Anerkennung von Studien-leistungen. Also musste eine Vereinba-rung getroffen werden, in welchem Um-fang dieser Studienaufenthalt für dasGesamtstudium zu bewerten ist. Esmusste festgelegt werden, wie viele Lei-stungspunkte/Kreditpunkte vergebenwerden. Dazu waren Abstimmungen überLerninhalte notwendig, mit anderen Wor-ten – es war eine „internationale Ausrich-tung“ erforderlich. Das wiederum stelltesich als nicht schwierig heraus, zumal dasbetreffende Modul den Titel „Polizei inEuropa“ trägt. So lernten die ausländi-schen Gäste in aller Kürze die rechtlichenund politischen Rahmenbedingungender deutschen Polizeiarbeit kennen undkonnten im Gegenzug Vergleiche mit denBedingungen in ihren Herkunftsländernziehen – eine für beide Seiten hochinter-essante Diskussionsgrundlage.Aufwändiger gestalteten sich die Abspra-chen hinsichtlich der Veranstaltungen, dieaußerhalb der FHöVPR stattfinden sollten.Zur Verdeutlichung des Aufbaus und derArbeitsweise der Landespolizei sollten dieStudierenden möglichst viele unter-schiedliche Dienststellen besuchen undkennenlernen. Daher führten die Verant-wortlichen Gespräche mit den entspre-chenden Dienststellen. Aufgrund derörtlichen Nähe wurden das PP Rostock,das LBPA M-V, das LKA M-V sowie dasLWSPA M-V für Besuche angefragt. Darineingeschlossen waren insbesondere Be-suche in den nachgeordneten Dienststel-

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Panorama

Geschichtlicher Abriss

2008 SeptemberAkkreditierung des dreijährigen Bachelorstudienganges am Fachbereich PolizeiModul 14 beinhaltet einen einwöchigen Auslandsstudienaufenthalt zum Ken-nenlernen der Arbeit der Polizei in einem anderen europäischen Land

2010 ganzjährigKontaktaufnahme zu möglichen Kooperationspartnern mit dem SchwerpunktOstseeanrainerstaaten durch den Modulverantwortlichen, Herrn AndreasAschenbrenner, mit dem Ziel, unseren Studierenden den durch das Modulhand-buch vorgeschriebenen Auslandsstudienaufenthalt zu ermöglichen.

2011 FrühjahrDer erste Bachelorstudiengang absolviert seinen Auslandsstudienaufenthalt inDänemark, Estland, Litauen, Norwegen und Polen.

2011 2. HalbjahrWeitergehende Gespräche von Herrn Aschenbrenner mit den Kooperations-partnern mit dem Ziel des gegenseitigen Studierendenaustausches

2012 April/Mai Die FHöVPR begrüßt erstmalig Studierende aus Estland, Litauen und Norwegen

2012 SeptemberDas erste Evaluationstreffen der Auslandsbeauftragten der beteiligten Länder fin-det in Güstrow statt.

2012 OktoberEinrichtung einer Sachbearbeitungsstelle für Auslandsangelegenheiten am Fach-bereich Polizei mit 0,35 Vollzeitäquvalent

2012Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zwischen der FHöVPR und dernorwegischen Polizeihochschule über die Zusammenarbeit bezüglich des Stu-dentenaustausches im Rahmen des Bachelor-Studiums in Oslo

2013 AprilAlle beteiligten Länder entsenden ihre Studierenden (Norwegen fünf, Litauensechs, Estland sieben) gleichzeitig nach Güstrow. So wird der Austausch übermehrere Ländergrenzen hinweg ermöglicht.Eine Woche später besuchten die 48 Studierenden des Einstellungsjahrgangs2010 die Polizeien Norwegens, Polens, Dänemarks, Estlands und Litauens.

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Unser diesjähriger Auslandsstudien-aufenhalt in Oslo (Norwegen)Finn Neumann, FHöVPR

Montagmorgen, 9 Uhr – es begann eineStudienwoche der besonderen Art: Wirsaßen in der Cafeteria der Hochschule dernorwegischen Polizei, um zu frühstückenund um noch weitere Gaststudierendeaus Schweden zu treffen, die mit uns ge-meinsam die ersten Tage verbringen.Nach dem ausgiebigen Frühstück erhiel-ten wir eine Führung durch die Hoch-schule. Sie war sehr beeindruckend, dawir als deutsche Polizeibeamte/innenzum einem die Attraktion waren, aberauch weil wir viele Eindrücke wie z.B. dieVielzahl an Sportmöglichkeiten (großer

Fitnessraum, Schwimmhalle, Sporthalle,Kunstrasenplätze etc.) sammeln konnten.Wir mussten uns eingestehen, dass die norwegischen Polizeianwärter/innensportlich besser aufgestellt sind, als wir.Einer der Gründe hierfür ist, dass es inNorwegen zum guten Ton gehört, ir-gendeiner Sportart nachzugehen undsich fit zu halten. In den restlichen Mor-genstunden wurde uns die Struktur dernorwegischen Polizei näher gebracht, dieneben großen Unterschieden auch einigeParallelen zu unserer aufweist. Am Nach-mittag durften wir eine praktische Aus-bildungsstunde im Bereich der ETR- Aus-bildung mit verfolgen und hatten sogardie Gelegenheit an dieser mitzuwirken,

was wir uns natürlich nicht entgehen lie-ßen. Dies war ein willkommender Ab-schluss des ersten Tages unsererereignisreichen Woche in Oslo.

Am Dienstagmorgen, folgte ein letztertheoretischer Teil. Hier erfuhren wir allesüber den Bachelorstudiengang der nor-wegischen Polizei. Unser Fazit nach demVortag war, dass wir es in Deutschlandwesentlich besser haben, da es in Norwe-gen z.B. kein Ausbildungsgehalt gibt unddie Studierenden somit ihr Studium selbstfinanzieren müssen. Desweiteren gibt es keine Übernahmegarantie nach Ab-schluss des Studiums. Am Nachmittagwurden wir durch Oslo geführt und er-fuhren etwas über die offene Drogen-szene und Problemviertel in Oslo. Unswurde das Regierungsviertel nach demBombenanschlag am 22.07.11 von AndersBehring Breivik gezeigt, und erklärt, warum es zu so wenigen Toten an diesemTag kam.

Praktisch wurde es am Mittwoch: Kollegen aus einem südlich von Oslo ge-legenen Polizeirevier hol-ten uns ab. Nach kurzer Einweisung in die Gege-benheiten der örtlichen Polizei, wurden wir auf ver-schiedene Streifenwagen verteilt und durften für den Rest des Tages am Streifeneinzeldienst teil-nehmen. Hier erlebte jeder von uns die polizeilichen Aufgabengebiete auf ver-schiedenste Art und Weise, von Dolmetschen, bis hin zu Durchsuchungen in einem Haus der Banditos. Auch hier wurden wir von allen Beamten der norwe-gischen Polizei bestens aufgenommen.

Der Donnerstag lag im Zeichen der Be-sichtigungen von verschiedensten Abtei-lungen. Angefangen bei der Besichtigungder Flughafenpolizei bis hin zum Krimi-nalamt des Districts, bei allen Stationenwurden uns durch Vorträge der jeweiligenBehördenleiter die Aufgabenbereicheund deren Inhalte näher gebracht. AmNachmittag konnten wir die Gelegenheitnutzen, unsere fußballerischen Künste ineinem Spiel gegen norwegische Polizi-sten unter Beweis zu stellen, bei dem wirden deutschen Fußball natürlich nach be-stem Können und sportlicher Leistungsehr gut vertreten haben. Zum Abschluss des Tages erhielten wir fürden Abend eine Einladung zum gemein-

samen Abendessen mit vier anderen Stu-dierenden der norwegischen Polizei. Wirnutzen die gemütliche Atmosphäre, umnoch mehr über das Studium aus Sichtder Studierenden zu erfahren.

An unserem letzten Tag wurde uns dasneueste Gefängnis in diesem Teil von Nor-wegen gezeigt und ein Rundgang inner-halb der Mauern ermöglicht. Hierbei sindwir sogar auf einen deutschen Häftlingaus Aachen gestoßen.

Am Nachmittag fuhr ein norwegischerKollege uns zum Osloer Flughafen zurückund wir konnten planmäßig unserenRückflug nach Hamburg antreten.

Unser Fazit:Diese Woche war sehr aufschlussreichund mit viel Spaß verbunden. Darüberhinaus haben wir viele neue Eindrückegewonnen, unsere Englischkenntnissevertieft und neue internationale Kontaktegeknüpft. Wir haben einen guten Einblickin das Studium und in die Arbeit der nor-wegischen Polizei bekommen. Die nor-wegischen Polizeibeamten sind sehrfreundlich, äußerst flexibel in ihrer Gestal-tung des Tages und sehr gelassen bei derErfüllung ihrer Aufgaben.

Abschließendmöchte sich der gesamte Fachbereich Polizei Im Namen aller Involvierten undBetreuten für die Unterstützung der ein-gebundenen Kolleginnen und Kollegendes Landesbereitschaftspolizeiamtes, desLandeskriminalamtes, des Polizeipräsi-diums Rostock sowie des Landeswasser-schutzpolizeiamtes, einschließlich derHubschrauberstaffel danken. Ein beson-deres Dankeschön gilt Herrn KD AndreasAschenbrenner, der nicht zuletzt durchsein außerordentliches persönliches En-gagement den Studierendenaustauschüberhaupt erst ermöglichte. Unser Dankgilt auch den Studierenden der FHöVPR,die sowohl im Dienst als auch in ihrer Frei-zeit die ausländischen Gäste betreuthaben, um ihnen so einen Einblick in dasGüstrower Studentenleben geben zu kön-nen.

Die positive Resonanz, die wir aus demStudierendenaustausch ziehen konntenund die Sie diesem Titelthema entneh-men konnten, soll für uns alle Anspornsein, auch zukünftig für diese Art des Studierens im Ostseeraum Mittel und Betreuer bereitzustellen. �

Panorama

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Der erste Tag in Güstrow – NorwegischePolizeistudenten als Gäste der FHöVPRJens Lembke, FHöVPR

Kennenlernen. Mecklenburg-Vorpommern kennenlernen. Das Student sein an der FHöVPR kennen-lernen. Die Landespolizei kennenlernen.Das sind Ziele, die fünf Studierende dernorwegischen Polizeihochschule vorAugen hatten, als sie ihren ersten Tag aufdem Campus der FHöVPR begannen. Der Direktor der FHöVPR, Herr Prof. Dr. Bodo Wiegand-Hoffmeister, ließ es sichnicht nehmen, die Begrüßung persönlichund ohne Übersetzung auf Englisch vor-zunehmen. Die obligatorischen organisatorischenPlanungen nahm der Modulverantwort-liche Herr PR Michael Simoni mit Unter-stützung von Frau Cornelia Brüggert vor.Überrascht stellten die norwegischenGäste fest, dass ihr Studienaufenthaltnicht nur Vorlesungen in unterschied-lichen Rechtsfächern enthalten würde,sondern viele Veranstaltungen in anderenDienststellen der Landespolizei vorgese-hen waren. Höhepunkte sollten dabei derBesuch des LBPA, der Hubschrauberstaf-fel des LWSPA sowie der Besuch des Land-tages sein. Für den Anfang waren einRundgang und die Vorstellung des Herz-stücks der praktischen Einsatzausbildung– des ETC – vorgesehen. Im Rahmen derersten Lehrveranstaltung mit Herrn PKMarco Ennulat erfuhren die Gäste ausNorwegen nicht nur, dass dieses Gebäudenahezu einmalig, sondern auch eines dermodernsten Trainingsgebäude dieser Artin Deutschland ist. Sichtlich beeindruckt,dass bereits Auszubildende und Studie-rende der Polizei diese Einrichtung nutzenkönnen, verließen die norwegischenGäste das ETC wieder. Halvard Svanes,einer der norwegischen Studierenden,bedauerte nach dem Rundgang, dass esin Norwegen nichts Vergleichbares gäbe.Mit diesem ersten tiefen Eindruck beganndie erste Vorlesung. Am Abend klang der Tag mit dem ge-meinsamen Kennenlernen für Studie-rende, Betreuer und Verantwortliche aus.

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Panorama

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EU-Programm Leonardo da Vinci „Erfahrungsaustausch der Polizisten im Bereich der gemeinsamen,grenz-überschreitenden Einsätze“Bereits Mitte des letzten Jahres warenzehn Polizeibeamte der KWP Stettin zuGast im Landeskriminalamt M-V. Da beidiesem Projekt der Fokus auf den Erfah-rungsaustausch im Bereich der gemein-samen, grenzüberschreitenden Einsätzegerichtet war, erfolgte zunächst eine Vor-stellung des Landeskriminalamtes M-Vund des Gemeinsamen Zentrums für diedeutsche und polnische Zusammenarbeitvon Polizei und Zoll in Swiecko. Es folgten Besichtigungen im PP Rostockund die Vorstellung der dortigen Einsatz-leitstelle. Insbesondere die Erörterungvon Ermittlungsverfahren im Bereich der Transitkriminalität mit Polen förderte ei-nige neue Erkenntnisse über Täterstruk-turen zu Tage. Teilweise konnten neueErmittlungsansätze für laufende Ermitt-lungsverfahren auf beiden Seiten hinzu-gewonnen werden.

Im weiteren Verlauf des Aufenthaltes folg-ten Vorträge der GDE Anklam, die Besich-tigung des KT-Institutes im Landes-kriminalamt M-V und des Landesbereit-schaftspolizeiamtes am Standort Schwe-rin.

Bei letzterem waren die zivil agierendenKräfte der 1. Einsatzhundertschaft von be-sonders großem Interesse, denn eine ver-gleichbare Einheit gibt es in der KWPStettin nicht.

Die Vorteile und Möglichkeiten dieserKräfte beeindruckten derart, dass eineVorstellung dieser Einheit direkt in derKWP Stettin in Betracht gezogen wurde.

Das jüngste Projekt, welches mit Unter-stützung des EU-Programmes „Leonardoda Vinci“ durchgeführt wurde, kam MitteOktober 2012 zum Abschluss. Für dieses

Projekt ist es dem Landeskriminalamt M-Vvor der Antragsstellung gelungen, nebenden beiden Präsidenten der Landespoli-zei auch den Generalstaatsanwalt von M-Vim Vorfeld für die Projektidee zu begei-stern. So konnten an diesem Projekt auchvier Staatsanwälte aus M-V am Projektteilnehmen. Neben den vier Staatsanwäl-ten reisten auch sieben Führungskräfteder Landespolizei aus beiden Präsidiennach Stettin und tauschten sich mit dendortigen Kollegen zum Thema „Grenz-überschreitende Kriminalität – Bekämp-fungsstrategien und Strafverfolgung“ aus. Während der Woche gab es sowohl theo-retische als auch praktische Einblicke indie Arbeit der Appellationsstaatsanwalt-schaft Stettin und der KWP Stettin. Be-sonders positiv aufgefallen ist dabei, dassalle polnischen Kollegen von Justiz undPolizei an einer engen, schnellen und er-folgreichen Arbeit mit der deutschen Po-lizei ausdrücklich interessiert sind, dennletztendlich vereint ja beide Seiten ein ge-meinsames Ziel. Zwei besondere Highlights waren, stell-vertretend für alle Aktivitäten der Woche,die Teilnahme an einer Berufungsver-handlung bei der Appellationsstaatsan-waltschaft Stettin sowie der Besuch dervermutlich längsten „Straße“ Stettins. Mit

letzterem ist der Gang zwischen Gerichts-gebäude und JVA Stettin gemeint. Mit-unter dauert es Jahre, bis man diese „Straße“ wieder in umgekehrter Richtung

benutzen kann. Bei dieser Gelegenheitwurde den Teilnehmern die in ein Wohn-gebiet eingebettete JVA Stettin gleichvorgestellt.

Rück- und AusblickVom 25. November bis 1. Dezember ver-gangenen Jahres wurde mit finanziellerUnterstützung des EU-Programmes „Leo-nardo da Vinci“ das Projekt „Bekämp-fung der Cyberkriminalität, unter be-sonderer Berücksichtigung der Wirt-schaftskriminalität und Kinderporno-grafie“ realisiert, bei dem siebenPolizeibeamte aus der Kriminalabtei-lung/Wirtschaftskriminalität und der Ab-teilung für Kriminalaufklärung aus Danzigim LKA M-V hospitierten. Im Herbst dieses Jahres soll ein weiteresProjekt im Rahmen des Programms „Leo-nardo da Vinci“ durchgeführt werden. ImZuge dieses Projektes, welches den Titel„Tatort, Tötungsdelikte und Kriminal-technik“ trägt und auch bereits geneh-migt worden ist, werden insgesamt 20Danziger Polizeibeamte (zwei Gruppenvon 10 Polizisten für jeweils eine Woche)zu Hospitationszwecken anreisen. �

Panorama

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Nach der Besichtigung des Landtages

Polizisten der KWP Stettin im LBPA, Standort Schwerin

In der Appellationsstaatsanwaltschaft Stettin

EU-Programm Leonardo da Vinci„Grenzüberschreitende Kriminalität – Bekämpfungsstrategien und Strafverfolgung“

INTERREG IV A „Interkulturelles Trainingfür Polizisten in der Grenzregion“In der Zeit vom 05. bis 10. Juni 2011 hat-ten jeweils zehn Kollegen aus der KWPStettin und der Landespolizei M-V inGreifswald die Gelegenheit zu einem in-terkulturellen Training. Die nicht zu leug-nenden Sprachbarrieren wurden schnellbeseitigt, da im Immersions-Verfahren so-wohl polnisches als auch deutsches Voka-bular erlernt wurde. Sicherlich sprechennach einer Woche die wenigsten der Teil-nehmer fließend polnisch oder deutsch,aber ein Grundstein ist gelegt und einezumindest einfache Verständigung somitmöglich.

Neben der Sprache ging es auch um denAbbau von Berührungsängsten. Schnellwurde in Gruppenarbeit ermittelt, was typisch polnisch oder typisch deutsch ist.Die anschließende Auswertung ließ dieProjektteilnehmer insgesamt noch engerzusammenrücken. Denn so unterschied-lich sind deutsche und polnische Poli-zisten/Innen gar nicht.

Gleichzeitig wurden im Rahmen der Projektdurchführung auch verschiedenePolizeidienststellen auf deutschem undpolnischem Boden besichtigt, so dassauch hier ein direkter Vergleich der Arbeitsweisen und der jeweiligen Aus-

stattung möglich wurde. Finanziert wurdedas Projekt mit Unterstützung des EU-Programmes „INTERREG IV A“.

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Panorama

Lebenslanges Lernen –eine kurze Vorstellungder jüngsten von derEU geförderten Projekteder LandespolizeiAndré Lukoszek, LKA M-V

Die Teilnehmer des „Interkulturellen Trai-nings“ während des Aufenthaltes in Stettinauf den Hafenterrassen

Bei einer Betrachtung der grenzüberschreitenden Kriminalitätwird schnell deutlich, dass das Wissen um die verfügbaren Einsatzmittel, die taktisch organisatorischen Möglichkeiten derjeweiligen Polizei und auch der Abbau von Sprachbarriereneinen besonderen Stellenwert einnehmen. Gleiches gilt selbst-verständlich auch für die Bewältigung von Einsätzen aus beson-deren Anlässen, die bereits in den vergangenen Jahren gezeigthaben, dass bspw. eine mobile Geiselnahme nicht zwangsläufigan der Staatsgrenze endet bzw. beendet werden kann. Darüberhinaus war und ist auch die Kooperation von deutscher und pol-nischer Polizei z. B. zur Absicherung von Großveranstaltungenwie zum Beispielbei der Fußball-EM 2012 notwendig.

Mit finanzieller Unterstützung der EU-Programme „Leonardo da Vinci – Lebenslanges Lernen“ und „INTERREG IV A“ wurden in den vergangenen Jahren sowohl interkulturelle Kompeten-zen gestärkt als auch die polizeipraktische Zusammenarbeit zwischen der Landespolizei M-V und den Polizeibehörden der Wojewodschaften Westpommerns und Pommerns geför-dert.

Einige gelungene Projekte aus der jüngeren Vergangenheit, aberauch noch in der Planung befindliche Projekte für 2012/ 2013sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden:

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Panorama

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doch digitale Arbeitsplätze mit Servernund Raidsystemen, digitalen Spiegel-reflexkameras, Laptops und einem digita-len Ausgabesystem gewohnt, erwartetemich hier ein doch recht einfach struktu-rierter Arbeitsbereich. Digitale Arbeits-plätze – na ja, Server – Fehlanzeige,digitale Spiegelreflexkameras – 1x CanonD 5, digitales Ausgabesystem – Fehl-anzeige. Aber ja, doch – es gibt ein fest installiertes digitales Kameraaufnahme-system, bei dem daktyloskopische Spurenauf Gelatinefolien und Spurenträgern auf-genommen werden und ohne eine grö-ßere Bildbearbeitung direkt in das AFISeingelesen werden. Erstaunt war ich auch,als ich sah, dass größere Teilabdrücke vonHandflächen frei Hand fotografiert wur-den.

Dann kam der Bereich des daktylosko-pischen Labors. Im ersten Moment ver-schlug es mir doch etwas den Atem. MitNinhydrin behandelte Spurenträger lagenohne Umverpackungen im Original in den Untersuchungsakten bzw. auf denSchreibtischen der Sachverständigen (üb-rigens jeder Schreibtisch ist elektrischHöhen verstellbar – dickes Plus für Däne-mark). Nach einigen Erklärungen und derWeitergabe des Sicherheitsdatenblattesvon Ninhydrin wurde dieser Umstand sehrschnell abgestellt. Bei Ninhydrin handeltes sich um einen gesundheitsschädlichenStoff zur Sichtbarmachung von Fingerab-drücken auf Papieren u.ä.

Der Laborbereich erwies sich aus meinerSicht – auch hinsichtlich einer bevor-stehenden Akkreditierung – als nicht ak-zeptabel, allein die Arbeit mit Adhäsions-mitteln ohne tatsächliche Absaugung.Eine solche war zwar vorhanden, konntemich aber hinsichtlich ihrer Absaugleis-tung überhaupt nicht überzeugen. DieSchreibtische, Stühle, Rechner usw. warenübersät mit diversen Pulvern, Arbeits-utensilien, Spurenträgern und persön-lichen Gegenständen. Bezeichnend warauch, dass im Laufe des Vormittags dieReinigungskräfte im Laborbereich auf-tauchten und im normalen Wirkbetriebdes Labors anfingen zu putzen. Der Um-gang, die Arbeit und die Entsorgung mitund von Chemikalien im „Nasslabor“möchte ich hier mit „etwas abenteuerlich“beschreiben, aber man versicherte mir,dass sich diese Umstände ab Beginn 2012rigoros ändern werden. Das wäre wün-schenswert!

Gewöhnungsbedürftig war auch der Um-stand, dass es weder im Laborbereich,noch in anderen Bereichen des KTC (incl.der Außensicherung der Hofeinfahrt oderder Umzäunung) eine reale Sicherheit in

Form von Kameras, Wachpersonal oderelektronischen Sicherheitsvorkehrungenan den Türen/Toren gibt. Da sich dasFundbüro auch auf dem Gelände des KTCbefindet, kommt es schon mal vor, dass Zi-vilisten, die das Fundbüro aufsuchen wol-len, plötzlich im daktyloskopischenLaborbereich stehen.

Bei Vorliegen einer Lage (Kapitaldelikte,größere Schadensereignisse innerhalbDänemarks) für die Tatortgruppe des KTCwurde mir mehrfach ermöglicht dort mitan den Tatort / Ereignisort zu fahren undaktiv an der Abarbeitung des Selben mit-zuwirken. Hierbei wurde mir sehr schnellklar, dass es Defizite, wie vorher beschrie-ben, hier nicht festzustellen gibt. Erstaun-lich fand ich, dass wenn die Tatortgruppe(im Regelfall 3 Personen pro Fahrzeug)tätig wird, immer mindestens zwei Poli-zeibeamte des Streifeneinzeldienstes bzw.zwei Diensthundeführer zur Tatort- / Er-eignisortabsicherung bzw. zur Gewähr-leistung des Schutzes der kriminal-technischen Beamten eingesetzt werden.Ein dickes Plus muss der dänischen Polizeifür die realisierte Versorgung der einge-setzten Beamten angeschrieben werden.Dauert ein Einsatz mindestens 2 Stundenüber den Feierabend hinaus, existierenKreditkarten bei den Beamten des KTC,mit denen diese nicht nur die Dienstfahr-zeuge betanken, sondern darüber hinausEssen, Getränke, Flug- und/oder Über-nachtungskosten für sich begleichen. Darüber hinaus besitzt jeder Beamte dortein dienstlich geliefertes Handy, für dasjeder monatlich einen gewissen Obolus(ca. 20 € pro Monat) zu entrichten hat.Dafür darf dieses Telefon dann neben dendienstlichen Belangen auch für privateZwecke ohne separate Abrechnung ge-nutzt werden.Weitere zwei sehr interessante Tage ver-brachte ich mit der Besichtigung der Be-reiche Dokumenten- und Handschriften-untersuchung, Werkzeug- und Passspu-ren, der Branduntersuchungssektion unddem waffentechnischen Bereich.

Am Ende bleibt fest zu stellen, dass ichdank dieses Projektes sehr interessanteund abwechslungsreiche Wochen am KTCin Kopenhagen erleben durfte, in denenich viele positive, aber auch negative Ein-drücke / Erfahrungen aufgenommen bzw.mit nach Hause gebracht habe. Meine Er-fahrungen als Auditor für Akkreditierun-gen im Bereich der Daktyloskopie wurdendabei dankend aufgenommen. Ein dickesLob an alle Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter des KTC, die mir meinen Aufenthaltderart interessant gestalteten und mir deneinen oder anderen nicht offiziellen Ein-blick ermöglichten. �

In Dänemarkmit Leonardodi Ca ... nein da VinciInes Aschenbrennerund Daniela Dikty,LKA M-V

Die Dänen seien die glücklichsten Men-schen in Europa, hieß es in einer vor kur-zem gelesenen Umfrage. Das mag sein.Sie sind sehr herzlich, unkompliziert undausgeglichen, privat und auch im polizei-lichen Dienstalltag.

Da scheint es unvorstellbar, dass auch die Dänen gegen Gewaltstraftaten und Eigentumskriminalität zu kämpfen haben.Delikte im Rocker- und Bandenmilieu inden Städten sind der große Schwerpunktin allen Bereichen der polizeilichen Arbeit.Andere Kriminalitätsprobleme sind u.a.Rauschgiftdelikte und Wohnungsein-bruchdiebstahl.

Diese und viele andere Erkenntnissekonnten wir, Ines Aschenbrenner und Daniela Dikty vom Landeskriminalamt M-V, während eines dreiwöchigen Auf-enthaltes bei der dänischen Polizei machen. Das EU-gestützte Lernprojekt„Leonardo da Vinci“ gab uns die Gelegen-heit zu einem direkten Informations- undErfahrungsaustausch im Rahmen der polizeilichen Auswertung mit der be-nachbarten dänischen Polizei Sydsjæl-lands og Lolland-Falsters.

Mecklenburg-Vorpommern gewinnt alsTransitland für grenzüberschreitende Ver-bringungskriminalität zwischen den skan-dinavischen und den osteuropäischenLändern immer mehr an Bedeutung. Hier-bei spielt vor allem Dänemark als Her-kunftsland von festgestelltem Diebesguteine große Rolle.

Vor diesem Hintergrund war unser Pro-jektziel, die unterschiedlichen Arbeitswei-sen, Datensysteme, Kriminalitätsphäno-mene und Kriminalitätsbekämpfungsan-sätze zu vergleichen und zu bewerten.

Wir hospitierten in unterschiedlichenDiensteinheiten, deren polizeiliche Auf-gaben den unseren entsprechen (strate-gische und operative Kriminalitätsauswer-tung und -analyse).

Ich war einer der ersten Gäste im nagel-neuen Kriminaltechnischen Center (KTC)in Kopenhagen. Beim KTC handelt es sichum die Zentralstelle für kriminaltechni-sche Untersuchungen der dänischen Poli-zei, incl. einer Tatortgruppe. In Telefona-ten und Mails mit dem Leiter der Finger-abdrucksektion, Kristian Rokkjaer, ver-ständigten wir uns auf keinen fest-gelegten Besuchsplan, sondern auf dieMöglichkeit flexibel so viel, wie irgendmöglich anzuschauen, zu arbeiten undggf. auch einen Informationsaustauschüber Verfahren und Probleme bei Akkre-ditierungen zu führen. Natürlich war ichsehr gespannt auf diesen Aufenthalt, wiewird dort gearbeitet, wie werde ich wohlaufgenommen und nach vielen Proble-men mit einer Unterkunft, fiel dann end-lich im November der Startschuss fürmich.

Am ersten Tag im KTC angekommen,wurde ich zunächst durch KristianRokkjaer und anschließend durch die ge-samte Crew der Fingerabdrucksektionsehr herzlich empfangen und aufgenom-men. Im Anschluss folgte eine Besichti-

gung des gesamten daktyloskopischenBereiches. Hier wurde sehr schnell klar,dass nur wenige Kollegen der deutschenSprache mächtig sind und somit weiter-führende Unterhaltungen / Gespräche /Flachsereien in den 3 Wochen ergo inenglischer Sprache stattfinden werden –das war dann auch tatsächlich so. Hiermöchte ich noch anmerken, dass in Dänemark bis in den höheren Dienst dienicht förmliche „Du“ - Form in Gesprächenangewendet wird.

In den nächsten Tagen hatte ich dann zu-nächst die Möglichkeit speziell in Einzel-bereiche der Fingerabdrucksektion tiefereinzusteigen. Der Start war die allge-meine Daktyloskopie mit dem Werde-gang, wie werde ich Sachverständiger fürDaktyloskopie in der dänischen Polizei,der Analyse und der Bewertung daktylo-

skopischer Spuren, des Identitätsnach-weises und schließlich dem dänischenAFIS. Dabei stellte sich heraus, dass in Dänemark der Weg zum Sachverständi-gen für Daktyloskopie alleinig über eineinterne Ausbildung führt. Diese erfolgt

durch die eigenen Kollegen und erstrecktsich über einen Zeitraum von ca. 4 Jahren.Im Weiteren tauschten wir uns darüberaus, dass im Gegensatz zu Deutschland,hier bereits mit 10 anatomischen Merk-malen auf Identität erkannt wird. EtwasVergleichbares zu unserem „Standards zurFührung des daktyloskopischen Iden-titätsnachweises“ gibt es in Dänemarknicht. Gleichwohl muss festgestellt wer-den, dass im KTC eine mit deutschen Ver-hältnissen vergleichbare Analyse undBegutachtung der daktyloskopischenSpuren erfolgt. Das dänische AFIS der Fa. Motorola wurde von der Zeit eingeholtund soll 2012 auch durch ein neues System ersetzt werden. Pro Jahr werdenhier etwa 15.000 daktyloskopische Spu-ren (in MV ca. 10.000 Spuren mit ca. 300Hits) im System verarbeitet. Im Ergebnisdessen werden im KTC ca. 700 Hits (Iden-tifizierungen von Spurenverursachern) er-zielt.

Die nächste Station war der Erkennungs-dienst. Hier werden die mit Drucker-schwärze auf Papier gefertigten Zehn-fingerabdruckblätter der ED-Maßnahmen in das AFIS manuell eingescannt. Dabei ist

mir aufgefallen, dass die Qualität der in Papierform gefertigten Zehnfinger-abdruckblätter der in MV sehr nahekommt. Auch hier schlummern Reserven! Im Fotobereich erwarteten mich wie-derum einige Überraschungen. Bin ich

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Panorama

Dänische Standards oderWas kann wer eigentlich wie?Raphael Kardell, LKA M-V

Raphael Kardell (Bildmitte)

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Einige weitere Tage verbrachte ich zu-sammen mit Kollegen, die im Rahmen dessogenannten „Project Bornholm“ eben-falls in der Polizeistation in Rönne zusam-menarbeiten. Hierbei handelt es sich umeinen Zusammenschluss von DänischerMarine, dem Zoll und der Polizei. Zielset-zung ist die Vereinfachung der Zusam-menarbeit zwischen diesen Behörden imRahmen der Bekämpfung grenzübergrei-fender Kriminalität. Gerade aber auch dieZusammenarbeit zwischen dänischer Marine und Polizei muss sehr eng sein,denn im Gegensatz zu Deutschland ver-fügt die dänische Polizei über keine ge-sonderte Wasserschutzpolizei und somitauch über keinerlei Boote. Einsätze aufdem Wasser werden daher nur durch diedänische Marine bewältigt.

Dass es häufig Handlungsbedarf aufhoher See gibt, bestätigten mir eine Reihevon dänischen Kollegen. Aufgrund derhochfrequentierten Schifffahrtsroute ent-lang der Nordküste von Bornholm kam esdes Öfteren zu dem ein oder anderenZwischenfall. Hauptsächlich mit russi-schen Schiffskapitänen, die sich auf derlangen Überfahrt den einen oder anderenSchluck aus ihrer aus der Heimat mitge-brachten Flasche genehmigt hatten. ZumProblem wurde so auch eines Tages, dassein solcher Kapitän mit nicht eingeholtemAnker an der Nordküste von Bornholmentlang schipperte, als sein Anker aufetwas Entscheidendes traf: das Haupt-stromkabel der Insel Bornholm, was amMeeresgrund zum dänischen Festlandführt. Als auf Bornholm die Lichter aus-gingen, war der Schuldige schnell mitHilfe der Marine ausfindig und dingfestgemacht und konnte vor allem zur Kassegebeten werden.

Bei der dänischen Polizei ist die Zusam-menarbeit mit anderen Behörden gut organisiert. Das durfte ich während einerÜbung zu einem terroristischen Anschlagin Rönne feststellen. Hier probten Polizei,Feuerwehr, Rettungsdienst sowie einedem deutschen THW-ähnliche Organi-sation den Ernstfall im Rahmen eines fiktiven Gasanschlages. Da der Digitalfunkhier schon länger benutzt wird, habenauch alle anderen Behörden schon aufdiesen umgestellt. So konnte ich das ersteMal live erleben, wie durch die Schaltungvon Sonder- und Einsatzkanälen die Zu-sammenarbeit erheblich vereinfacht wird.

Die Übung war natürlich auch für das Lokalfernsehen äußerst interessant. Aufdie Journalisten von TV Bornholm war ichschon bereits einige Tage vorher beieinem dienstlichen Barbesuch getroffenund diese hatten bereits zu dem Zeit-

punkt Interesse an einer kleinen Ge-schichte zu der deutschen Polizistin aufBornholm gezeigt. Und so kam ich andem Tag der Übung dann nicht mehr umein Interview sowie eine Streifenfahrt mitihnen herum. Das Interview durfte ichaber auf Deutsch führen und so erhielt ichdann im Abendprogramm endlich meineersten dänischen Untertiteln.

Des Weiteren stellte ich nach der Aus-strahlung fest, dass ich auch auf Born-holm über Verwandtschaft verfüge. Dennnur einen Tag später meldete sich telefo-nisch ein Dumrath, der schon seit einigenGenerationen auf Bornholm lebt. EinemTreffen auf Rügen steht somit im nächstenJahr nichts mehr im Wege.

Auch einen Einblick in die Arbeit der Born-holmer Kriminalpolizei erhielt ich wäh-rend meines Aufenthalts. Ich erfuhr, dasses einige Wochen vorher zu einem schwe-ren Fall von Kindesmissbrauch auf derInsel gekommen war. Dem Tatort, einemeinsamen Haus inmitten eines Feldes,statteten wir zusammen mit dem Haupt-täter dann auch einen Besuch ab. Hierwurde mir klar, dass dieser über eine be-sondere Beziehung zu Deutschland ver-fügt, denn sein ganzes Haus war mitetlichen Schaufensterpuppen in Unifor-men aus dem 3. Reich ausstaffiert. Sogarein Motorrad mit Beiwagen stand mittenin seinem Wohnzimmer. Als er erfuhr, dassich aus Deutschland komme, hatte er mirdann einiges über seine Ansichten, die ichnicht unbedingt teilte, zu berichten.

So vergingen für mich die drei Wochenauf Bornholm wie im Fluge und als ich am22. Oktober meine Rückreise antrat, hatteich eine Menge neue Erfahrungen, Ein-drücke und einige rudimentäre Sprach-kenntnisse gesammelt.

An einem solchen Polizeiaustausch würdeich immer wieder teilnehmen. �

Panorama

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Bereits im Herbst 2011 hieß es für michvon der Insel auf die Insel. Denn im Rah-men des EU-Projektes Leonardo da Vinciverließ ich meine Heimatdienstelle inSassnitz auf der Insel Rügen, um für dreiWochen zusammen mit den dänischenPolizeikollegen auf Bornholm meinenDienst zu versehen.

Natürlich hatte ich als Frau nur „das Nö-tigste“ dabei, was mich in Form meinerzwei vollen Taschen schon beim Einstei-gen in die Fähre in Sassnitz – das durchdas Parkdeck der Fähre erfolgte – vor einige Probleme stellte.

Letztendlich wurde ich aber für alle An-strengungen durch eine ruhige Überfahrtmit schönem Blick auf Rügens Küste ent-schädigt.

In den nächsten Tagen erhielt ich durchverschiedene dänische Kollegen einenEinblick in die Möglichkeiten der Durch-führung von Verkehrskontrollen auf derInsel.

Besonders interessant fand ich ein Gerätzur Messung der Höchstgeschwindigkeitvon Rollern. Denn die Jugendlichen aufBornholm, die eigentlich nur mit einerHöchstgeschwindigkeit von 30 km/h un-terwegs sein dürfen, haben es sich zurAufgabe gemacht, durch technische Ver-änderungen die Höchstgeschwindigkeitihrer Gefährte nach oben zu korrigieren.Durch die polizeiliche Messtechnik, wel-che vor Ort schnell auf und ab gebautwerden kann, ist es allerdings möglichihnen schnell auf die Schliche zu kom-men. Beim ersten Mal droht nur ein Buß-geld in Höhe von 500 Kronen (ca. 67 Euro),beim zweiten Mal allerdings wandert dasGefährt in die riesige Polizeigarage vonRönne. Dort hat sich mit der Zeit schonein beeindruckender Fuhrpark an getun-ten Rollern angesammelt.

Da ich in meiner Zeit auf Bornholm amganz normalen Schichtdienst der Stationteilnehmen durfte, kam ich auch in denGenuss der einen oder anderen Nacht-bzw. Spätschicht. Hierbei stellte ich fest,dass die dänische Polizei eine andereForm der Bürgernähe betreibt, als ich esgewohnt war. So gehört es zu den Auf-

gaben der Streifenwagenbesatzungen,am Abend bzw. in der Nacht in den gutbesuchten Bars und Discotheken vorbei-zuschauen. Das soll natürlich nicht dempersönlichen Vergnügen der einzelnenBeamten dienen, sondern die Nähe zumBürger fördern und natürlich auch aus gefahrenabwehrtechnischen Gründeneinen Einblick in die Stimmung in denBars und die Anzahl der anwesendenGäste geben.

Insgesamt war ich sehr überrascht, wiepositiv die Bürger auf die anwesenden Polizeibeamten reagierten, die natürlichauch – soweit noch möglich – zu einemfreundlichen Gespräch bereit waren.

Mein „Praktikumsbetreuer“ Henrik gabmir einen Einblick in die technischenMöglichkeiten, über die ein Dienstgrup-penleiter in der Station in Rönne verfügt.Digitalfunk wird durch die dänische Poli-zei schon seit Jahren genutzt. Ebenfalls istes möglich, durch die in den Fahrzeugenvorhandenen GPS Sender den genauenStandpunkt der einzelnen Streifenwagenauf Bornholm zu sehen und sogar genaueAuskünfte darüber zu erhalten, wann dereingesetzte Streifenwagen seinen Ein-satzort erreichen wird. Einsätze bzw. Er-eignisorte können ebenfalls direkt an dieStreifenwagen gesendet werden, so dassder Zielort in das in jedem Streifenwagenvorhandene Navigationsgerät eingege-ben werden kann.

Sollte dann doch einmal ein Funkspruchabgegeben werden, endet die Funkkon-versation nicht mit „Verstanden, Ende“sondern mit einem freundlichen Pfeifen,das jeder Beamte nach seinem persönli-chen Belieben variieren darf.

Weiterhin sind die Polizeibeamten inRönne in der glücklichen Lage, bei ihrerArbeit durch Angestellte unterstützt zuwerden. Die Angestellten nehmen zu-nächst alle Telefonanrufe entgegen undleiten nur die wirklich polizeirelevantenGespräche an den Dienstgruppenleiterweiter. Auch der erste Kontakt mit demBürger in der Polizeistation erfolgt durchsie und sogar Diebstahls- oder Verlust-anzeigen dürfen durch sie aufgenommenwerden.

34 PJ 2/3-2013

Panorama

Unser Dienst in der erste Woche bei derErmittlungseinheit schwere Kriminalität inVordingborg war sehr praktisch ausge-legt. Wir nahmen an einer Durchsuchungund einer Suche im Zuge aktuell laufen-der Ermittlungsverfahren im Bereich Wirt-schaftstraftaten, Menschenhandel undMord teil. Hier konnten wir die Durch-führung polizeilicher Maßnahmen unddie Zusammenarbeit verschiedener däni-scher Behörden miterleben.

Bei der OPA in Næstved, der Planungs-und Analyseeinheit der Polizei Sydsjæl-lands og Lolland-Falsters, wurden wirwährend der zweiten Woche sehr kompe-tent betreut. Wir bekamen Einblicke in dieOrganisation, Ziele der Kriminalitäts-bekämpfung und Zuständigkeiten der dänischen Polizei. Uns wurden diverse Datensysteme erläutert, so dass Ver-gleiche zu unseren Datenbanken z.B. hinsichtlich Kompatibilität und rechtlicherMöglichkeiten gezogen werden konn-ten.

Die dritte Woche waren wir zu Gast imNEC (Nationales Ermittlungscenter) Kopenhagen. Hier verschafften wir unseinen Überblick über die Zusammen-arbeit der einzelnen dänischen Polizei-bezirke und die internationale polizeilicheZusammenarbeit Dänemarks.

Unsere vielen Fragen wurden gern beant-wortet, oftmals mit dem Ergebnis regerDiskussionen. Zu unserer großen Ver-wunderung mussten wir vielen dänischenKollegen die Frage beantworten, wo „die-ses Mecklenburg-Vorpommern“ eigent-lich genau liegt in Deutschland.

Aufgrund der zentralisierten dänischenPolizei fällt es ihnen schwer, die deutscheföderalistische Polizeistruktur nachzuvoll-ziehen. Es wurde immer wieder deutlich,dass die polizeilichen Aufgaben und Zu-ständigkeitsbereiche der Polizei in Meck-lenburg-Vorpommern und Dänemarksehr unterschiedlich sind und sich nichteins zu eins vergleichen lassen.

Das Lernprojekt „Leonardo da Vinci“ bietet Möglichkeiten für verschiedensteArbeitsbereiche und viel Spielraum zurAusgestaltung der Praktika. Lernziele kön-nen speziell abgesteckt und definiert werden. Somit konnten Informationen,Erkenntnisse und Erfahrungen effektivgesammelt werden, um diese später imtäglichen Dienst anzuwenden. �

Mein Auslandsaufenthaltauf Bornholm –Inselhopping der anderen ArtAnja Dumrath, PR Sassnitz

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Präventionfit gemacht“, Schiffsspanten waren aus-gerichtet, die Außenhaut aufgebracht, dieDecks geschlossen, der Motor und dieMannschaft bestellt. 27.04.2013, 07.30 Uhr die Mannschaft trafam Wonnemar ein, die Stimmung war an-gespannt, aber auch glücklich, dass es zurJungfernfahrt ging. Nicht nur neugierigeAugen von Kindern sahen uns bereits inder Eingangshalle an, sondern auch dieder Eltern. Unsere Nicole begrüßte die Eltern und Kinder recht herzlich und gabden Startschuss. Gespannt lauschten dieKinder den Ausführungen zu den Ret-tungswesten. Überraschend aktiv undsachkundig antworteten einige auf Zwi-schenfragen, mit Applaus folgten sie mei-nem Sprung ins Wasser. Ich simulierteeine ohnmächtige Person, deren Ret-tungsweste sich sehr schnell automatischaufblies und Körper sowie Kopf so drehte,dass kein Wasser an die Atmungswegegelangte.

Dann das Quiz, totale Stille, rauchendeKöpfe – Ehrgeiz zum Anfassen. Mit der Sicherheit viele Fragen richtig beantwortet zu haben, begann das Sta-tionstraining. Zwischenzeitlich erfuhrendie Eltern näheres über den Hintergrundunserer Aktion und erhielten Kenntnisvon Fallbeispielen aus dem maritimen Unfallgeschehen.Nicole erklärte an ihrer Station das rich-tige Verhalten im Falle eines Seenotfalles,wie das Ausbringen von unterschiedlich-sten Gegenständen zur Markierung derUnfallstelle und ließ die Kinder mit Auto-matikwesten im Wasser agieren, um Ge-fühl und Sicherheit im nassen Element zubekommen. Der spürbare Aktivpunkt unserer Statio-nen, die Rettungsinsel im Wellenbad. Reiner Treulieb und sein ServicepartnerSven Nevius erklärten im Wellenbad dieRettungsinsel, schnell und mit großem In-teresse nahmen die Kinder das Erfahreneauf und agierten mit Anka auf Wellenbergund Wellental. Bei kurzen Blicken zu Reiner Treulieb oderSven Nevius signalisierten sie, auch zum

Teil fragend: „Na, alles richtig gemacht?“.Ich kann jetzt schon verraten, dass sowohlTreulieb und auch Nevius selbst erstauntwaren, wie die Kinder reagierten. Beideführen sie mit erfahrenen Skippern Sicherheitsseminare durch, bei denenauch diese Situation Inhalt ist, aber dorthat bisher niemand so laut geschrien,macht die Wellen höher, so wie „unsere“Kinder. Jedes Mal, wenn unsere Teilneh-mer die Station wechselten, gab es einenwehmütigen Blick zurück zur Insel, daswar so bei den ganz kleinen, aber auchbei den schon richtig großen.An meiner Station war es etwas kühler,aber nur das Wasser im Schwimmbecken,dank der Rostocker Tauchschule, dieebenfalls Hilfe anbot, schützte mich einNeopren-Anzug sehr gut. Wir hatten vieleFacetten der Rettung und des Verhaltens in Seenotlagen im Programm, vom Rettenund Bergen, bis hin zum Verhalten auf offener See, wenn viele Personen im Was-

ser mit Ihren Rettungswesten sich zueinem gut sichtbaren „Teppich“ zusam-menschließen. Am Folgetag hatte ich dieÄltesten: junge Männer, die alle Anglerwaren. Bei dem Thema Rettungswestenkonnte ich hören, dass sie auf vielen Ge-wässern zum Angeln unterwegs sind,aber das Tragen von Rettungswestenkaum der Fall ist. Nach dem Aktionstagversprach nicht nur einer, der von nun an,anders über dieses Thema denkt – unsereBotschaft ist offensichtlich rübergekom-men.Alle Stationen wurden durch unseren Medienpartner, Herrn Gernot Apfelstedtund Herrn Andreas Schlüter aus den un-terschiedlichsten Perspektiven im Bildfestgehalten.Nach dem obligatorischen Abschlussfotoerfolgte die Auswertung des Tages undnatürlich die Belohnung für die bestenAntworten im Quiz. Einer der jüngsten er-hielt den 1. Preis. Null Fehler das Resultat,eine prima Leistung, er versicherte mir,dass er sonst nicht abgegeben hätte. Bei der herzlichen Verabschiedung vonden Teilnehmern und Eltern stand plötz-

lich der offensichtlich jüngste neben mir,zupfte an meinen Sachen und flüstertemir zu: „Sehen wir uns nächsten Samstagwieder, bitte ...?“Der Artikel „Tolles Projekt zur Sicherheitvon Kindern auf dem Wasser“ in der Zeit-schrift „Angeln“ in Mecklenburg-Vorpom-mern, Ausgabe 1/2013 unterstreicht, dassdie gefundenen Wege ein guter Beitragzur Erhöhung der Sicherheit auf dem Was-ser darstellt (zu finden auch auf derHomepage des LAV M-V).Bei der Auswertung nach dem ersten Tagwar in uns die Überzeugung tief veran-kert, die Konstruktion unseres Schiffes,Bau und Jungfernfahrt haben wir drei ge-meistert. Auch Herr Voigt vom Landes-anglerverband sprach davon, dass mit unsgemeinsam im Boot gesessen zu haben,alle seiner Erwartungen erfüllt, wenn nichtsogar übererfüllt haben. Bei ihm einge-gangene Mails von Eltern teilgenomme-ner Kinder bestärken ihn, unbedingt mit

der Wasserschutzpolizei das Projekt fort-zusetzen. Weitere Terminabsprachen sindbereits getätigt – unser Schiff „Skippies fitgemacht“ wird noch an den verschieden-sten Orten anlegen und mit immer neuen„Passagieren“ in See stechen.Warum gestalten wir derartige Projekte?Im Juni 2012 veröffentlichte ein führenderHersteller von Schiffs- und Bootsausrüs-tungen sowie Sicherheitseinrichtungenauf seiner Homepage unter „Life Jacketscan save your LIFE!!!“: Rettungswestenkönnen ihr Leben retten – Auszüge ausdem Bericht des Casualty Review Aus-schuss – der Pressemeldung der Maritime& Coastguard Agency (UK). Der Aus-schuss untersuchte tödliche Zwischen-fälle auf See und stellte für 2011 fest, dassvon 18 Verunglückten eine Überlebens-chance bei 13 bestanden hätte, sofern irgendeine Art von Auftriebskörper prä-sent gewesen wäre. Noch deutlicher wirddie Feststellung, dass in den Jahren 2007bis 2011 in 95 von 120 untersuchten Fäl-len, der Tod durch den Einsatz von Ret-tungs- oder Schwimmwesten verhindertwerden konnte. �

36 PJ 2/3-2013

Prävention

Zur Historie:Die Wasserschutzpolizeien der Küstenlän-der analysieren schon seit geraumer Zeitdas maritime Unfallgeschehen. Als Weg-bereiter und Initiator eines geeignetenund erfolgversprechenden Präventions-projektes zur Zurückdrängung der Opferim maritimen Unfallgeschehen erwiessich Günter Herrmann von der Wasser-schutzpolizei aus Schleswig-Holstein.Auch er erkannte, dass das Tragen vonRettungswesten wesentlich dazu beiträgt,dass die Sportschifffahrt sicherer wird.Sein Präventionsprojekt „Skippers Sicher-heits Tipps“ wurde für den Landesprä-ventionspreis des Innenministers vonSchleswig-Holstein 2008 nominiert. SeinProjekt lief erfolgreich. Wir, die Vertreteraus den Wasserschutzpolizeien der Küstenländer schlossen uns gern demAufruf aus Schleswig-Holstein an undpraktizieren nunmehr seit 4 Jahren, denauf die jeweilige Ländersituation modifi-zierten Vortrag.In der Präventionsarbeit der Wasser-schutzpolizei in Mecklenburg-Vorpom-mern verbreiteten wir die Grund-gedanken in den wassersportorientiertenVereinen und Sportclubs sowie in Boots-und Yachthäfen. Seit 2011 adaptieren wirden Grundgedanken auf Kindergruppenund etablierten kindgerechte Vortrags-elemente. Ob in Kindergärten, Vorschul-einrichtungen oder bei den kindlichenForschern des Vereins Deutscher Inge-nieure „Skippers Sicherheits Tipps fürKids“ war sehr gefragt.Das „Trockentraining“ lief gut, aber die Resonanz und die Breitenwirkung warennoch nicht optimal. Unsere Präventionsverantwortliche PHKinNicole Wienke hatte den bahnbrechen-den Gedanken: „Lass uns doch aus demTrockentraining echtes Wasserfeeling ma-chen“. Die Konstruktionsgrundidee wardefiniert und wir haben das neue Prä-ventionsschiff „Skippies fit gemacht“ aufKiel gelegt, das langfristig und nachhaltigdie Botschaft: „Rettungswesten könnenLeben retten“ verbreitet.

Für die Konstruktion der Spanten desSchiffes waren Lösungsansätze für den Ort der Durchführung

– InterSPA Gesellschaft für Betrieb Wonnemar Wismar GmbH,

den Ablauf der Veranstaltung – unter Berücksichtigung der Ziel-

gruppe Gesamtzeit 120 Minuten,die globale Zielgruppe

– Kinder/Jugendliche im Alter zwi-schen 7 – 15 Jahre aus Wassersport-vereinen und Anglerverbänden,

die Partner – Unternehmen und Verbände, die

unmittelbar Bezug hatten zur maritimen Sicherheitsausrüstung und Medienvertreter und aus der Risikobewertung

recht schnell gefunden.

Gut vorbereitet ging es an den Bau derSpanten und an die Fertigung der Außen-haut sowie Decks unseres Schiffes. AllenPartnern wurde unser Konzept zugesandtund Kooperationsgespräche terminisiert.Im ersten Gespräch mit der Verantwort-lichen, Frau Roggentin, des „Wonnemar“konnten unsere Argumente überzeugen.Sofort wurden zwei Termine fixiert, andenen wir und damit alle Beteiligten kostenfrei vor der regulären Öffnungszeitfür 2 Stunden ins Schwimmbad konnten.Ich muss zugeben, mir und unserer Nicolefiel ein Stein vom Herzen – ein optimalerOrganisationsstart – das „Wonnemar“wollte mit im „Boot“ sein. Beflügelt fuhrenwir zum Landesanglerverband. Die Analyse des maritimen Unfallgesche-hens in Mecklenburg-Vorpommern er-gab, dass insbesondere Wassersportler,die auch dem Angelsport nachgehen, be-sonders stark bei den verunglückten ver-treten waren. Freudig empfingen uns der Stellv. Ge-schäftsführer, Herr Mario Voigt und derReferent für Öffentlichkeitsarbeit und Naturschutz, Herr Andreas Schlüter. Sofort waren wir uns einig, wir selektier-ten nur noch die einzelnen Aufgaben undVerantwortlichkeiten. Der Anglerverbandverbreitete die Aktion „Skippies fit ge-macht“ an ihre lokalen Vereine und über-nahm die Einladung der Teilnehmer mitihren Eltern.

Ein zweiter wesentlicher Spant war fertig-gestellt, nun ging es an unsere Partner.Natürlich griffen wir auf jene zurück, dieschon seit längerer Zeit die Prävention alsGesamtgesellschaftliche Aufgabe sehenund uns bereits unterstützt haben. DerFachverband für Seenotrettungsmittelstellte Rettungswesten, Industrie- undYachtservice Treulieb war selbst an denbeiden Projekttagen mit vor Ort, warteteunsere Rettungsmittel und brachte sogarnoch ein Highlight für den Bereich Wel-lenbad mit. Von Europas größtem Motor-boot-Magazin „boote“ und für die „Yacht“schreibend, war Gernot Apfelstedt miteinem Fotografen bereit, unser Projekt alsMedienvertreter zu begleiten.Für den Ablauf avisierten wir noch aufdem „Trockenen“ die Vorstellung der Un-terschiede, des Aufbaus und der Funk-tionsweise von Rettungswesten. Nach derpraktischen Vorführung einer ohnmachts-sicheren Rettungsweste war ein Quiz, wel-ches wir für diese Veranstaltung altersge-recht zusammenstellten, vorgesehen undvon dort aus sollte es zu drei Stationengehen:

Station 1„Ich erlebe im Wasser eine Automatik Ret-tungsweste, ich lerne, den Rettungsringrichtig zu werfen, ich übe das Bergen vonPersonen, die über Bord gingen.“

Station 2„Ich lerne, wie eine Feststoffrettungs-weste richtig angelegt wird, wie verhalteich mich im Wasser bei Notlagen, wiemache ich auf mich aufmerksam, wiespreche ich verletzte, ängstliche Personenim Wasser an, wie berge und transportiereich Personen im Wasser.“

Station 3„Wie gelange ich in eine Rettungsinsel beistürmischer See, wenn ich von Bord über-steige, wie unterstütze ich das Bergen beioffener, stürmischer See von über Bordgegangenen Personen, wie verhalte ichmich in der Rettungsinsel, wie ist der Auf-bau einer Rettungsinsel“

Da die drei Stationen natürlich in den unterschiedlichen Becken des Schwimm-bades stattfanden, war ein Punkt der Sicherheitsbewertung, dass vor Ort, beijeder Station ein Rettungsschwimmerpräsent sein musste. Die Wasserschutz-polizei stellte zwei Rettungsschwimmer,mit KKin Anka Liebschner von der WSPIWismar hatten wir eine versierte Ret-tungsschwimmerin, aber nicht nur das, siewar bereits mit Präventionsaufgaben be-traut und sollte die Station 3 überneh-men. Der dritte Rettungsschwimmer kamvon der Schwimmbadmannschaft.Eine Woche unmittelbar vor der Jung-fernfahrt tauften wir unser Schiff „Skippies

Rettungswesten können Leben retten –Aktion „Skippies fit gemacht“mit großem Erfolg gestartetHartmut Richter, LWSPA M-V

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Prävention

Immer wieder wurde PHMin BiankaSchröder von Eltern, Lehrern, Schülernund örtlichen Busunternehmen des Wa-rener Bereiches gefragt, was man unter-nehmen könnte, um körperliche undverbale Rangeleien unter den Schülern anBushaltestellen und im Bus sowie Sach-beschädigungen zu vermeiden. Insbesondere in der Buslinie Penkow –Malchow kam es zu häufigen Konflikt-situationen. Mit Unterstützung der Schulleitung undder Schulsozialarbeiterin entwickelte sieein Konzept, um den Transport der Schü-ler so sicher und reibungslos wie möglichzu gestalten. Zwölf junge Menschen der 7. bis 10. Klas-sen sind als Bus-Lotsen, welche sich auch„BUSENGEL“ nennen, aktiv. In drei Bus-linien begleiten sie täglich morgens undnachmittags etwa 280 Schülerinnen undSchüler. Sie sorgen für Sicherheit in denBussen, Wartebereichen und beim Über-queren der Fahrbahnen. Polizei und Ver-kehrswacht beschulten sie im Rahmender Schülerlotsen- Ausbildung und dieSozialarbeiterin trainierte das Verhalten inKonfliktsituationen.

Seit Einführung der „BUSENGEL“ hat sichdie Situation im Schulbusverkehr äußerstpositiv verändert.

Als in der Zeitschrift der Deutschen Ver-kehrswacht der 14. „mobil und sicher“-Preis ausgelobt wurde, reichte sie ihr Kon-zept dort ein.Die engagierte Präventionsberaterin warunheimlich überrascht und hat sich riesiggefreut, als sie erfuhr, dass dieses Projekteinen Preis gewonnen hatte.Die Anspannung bis zur Übergabe desPreises in Dresden am 24.05.2013 wuchsumso mehr, da die Platzierung bis zumletzten Moment nicht bekannt war.

Aus der Laudatio von Dr. Rita Bourauel,Chefredakteurin „mobil und sicher – DasVerkehrswachtmagazin": „… Die Presseund der Hörfunk berichteten auch bun-desweit über die „BUSENGEL“. Die Ver-kehrswacht Müritz in Mecklenburg-Vorpommern erhält für das hervor-ragende Projekt „Bus-Lotsen oder auchBUSENGEL“ den „mobil und sicher“-Preisin Silber, eine Urkunde und 1050,00 Eurosowie ein Buch.

Die Projektleiterin, Polizei-hauptmeisterin, Präven-tionsberaterin und Verkehrswachtmitglied der Verkehrswacht Müritz Bianka Schröder wird nach vorne gebeten.“

PHMin Bianka Schröder (3. v. r.) bei der Preis-verleihung in Dresden

„Wir sind stolz darauf, dass wir für dieses Projektden Preis erhalten habenund möchten natürlichauch weiter machen. Das Preisgeld setzen wir für die „BUSENGEL“ ein.Neue T- Shirts und Schreibutensilien müssenangeschafft werden.“, so Bianka Schröder. �

Für einen Länderwechsel von Hamburgnach Mecklenburg suche ich, ChristianDohmann, Tel. dienstl.: 040 - 4286 636 51Handy: 0178 - 678 54 77Email: [email protected] oder [email protected] Tauschpartner.Ich bin zurzeit als Kriminalkommissar (A9)in der Sachbearbeitung beim Kriminal-ermittlungsdienst LKA 52 in Hamburgtätig.Also meldet euch, wenn ihr interessiertseid!Grüße aus der schönen Stadt Hamburg

Ich, PMin aus Brandenburg, suche ausprivaten Gründen einen Tauschpartneraus der Landespolizei Mecklenburg-Vor-pommern.Ich selbst bin Angehörige der Bereit-schaftspolizei im Land Brandenburg undversehe derzeit meinen Dienst in der 2. Einsatzhundertschaft in Oranienburg.Der Tauschpartner sollte möglichst immittleren Dienst sein.Sollte sich die/der eine oder andere an-gesprochen fühlen, so nehmt doch bitteunter den nachfolgenden KontaktdatenVerbindung mit mir auf.Mobil: 0173 - 7691305E-Mail: [email protected] dienstlich:[email protected]

Hallo Kollegen, für einen Länderwechselvon Berlin nach Mecklenburg-Vorpom-mern suche ich, Hans Kaiser, 27 Jahre alt,gebürtig aus Rostock, einen Tauschpart-ner. Seit etwa 3 Jahren bin ich als PK imFunkwageneinsatzdienst auf dem Berli-ner Polizeiabschnitt 36 Wedding / Ge-sundbrunnen mit tätig.Meine kleine Familie und ich möchtengerne in den nördlichen Teil MVs (Rostockund Umgebung), zurück in unser familiä-res Umfeld ziehen. Es wäre schön, wennsich ein Tauschpartner finden ließe(PK=A9).Im Falle eines Tauschs könnten wir einetolle und günstige 3-Raum-Wohnung mitGarage und Garten auf dem dazugehöri-gen Grundstück im östlichen StadtteilBerlins anbieten.Eine Kontaktaufnahme ist jederzeit mög-lich und erwünscht!Telefon: 0173 - 8947979Email privat: [email protected] dienstlich: [email protected] Grüße aus BerlinHans Kaiser �

Tauschgesuche

14. „mobil und sicher“-Preisder Deutschen Verkehrswachtgeht an die Präventionsberate-rin der PI NeubrandenburgVerena Splettstößer, PI Neubrandenburg

Foto: M. Schröder

38 PJ 2/3-2013

Prävention

Im Mai 2013 folgten Angela Straßburg,Außenstellenleiterin des Weißen RingsUecker-Randow und ich, Klaus Straßburg,einer Einladung des Direktors der Inter-kantonalen Polizeischule in Hitzkirch imSchweizer Kanton Luzern.

Anlass für unsere Reise war eine Ausstel-lung unserer Eidgenossen, die sich mitdem Thema Gewalt in Familie und Part-nerschaft beschäftigte und die durcheinen Tag der offenen Tür an der Schuleumrahmt wurde.

Der Kontakt in die Schweiz entstand be-reits im vergangenen Jahr, als der Leiterdes Bildungsservice der Polizeischuleüber das Internet Kenntnis von unsererOpferausstellung in Strasburg bekam. Daraufhin erhielt die Außenstelle Uecker-Randow Besuch aus der schweizer Poli-zeischule und auch von Mitarbeiterinneneines Frauenhauses aus Luzern. Die Che-mie zwischen uns stimmte und so kamsogleich die Einladung in die Schweiz zu-stande.

Angela Straßburg erhielt bei unserem Be-such in Hitzkirch die Gelegenheit in ihrerRede die Notwendigkeit umfassenderund professioneller Hilfe für die Betroffe-nen von Straftaten hervorzuheben undbetonte dabei die Bedeutung der weite-ren guten Zusammenarbeit zwischen denPolizeibehörden beider Länder bei derKriminalprävention.

Der 18. Deutsche Präventionstag (DPT)fand in diesem Jahr am 22. und 23. Aprilin Bielefeld (Nordrhein-Westfahlen) statt.Er stand unter dem Motto „Mehr Präven-tion – weniger Opfer”. Somit passte dasvon uns vorgestellte Projekt „Eh Alter”(siehe PJ 01/2013) sehr gut zu demThema.Durch die Erfahrungen vorhergehenderBesuche der Deutschen Präventionstagewaren wir uns einig, dass unser Projektdurchaus geeignet ist, es anderen Mit-streitern der Präventionsarbeit in ganzDeutschland vorzustellen. Der Auftritt alsAussteller in einem solchen Rahmen warfür uns allerdings Neuland und bedurfteeiner guten Vorbereitung.Es wurde ein neuer mobiler Infostand inForm einer Promotionswand angeschafft,ebenso Prospektständer und eine Steh-tischgarnitur, die zum Verweilen einladensollte. Entsprechende Handreichungenund Streumittel wurden gestaltet. Demgesamten Projekt war nun ein CorporateDesign gegeben.

Am 21. April 2013 begann unsere Fahrtnach Bielefeld. Begleitet wurden wir vonPHK Torsten Dowe aus dem Polizeipräsi-dium Neubrandenburg. Am Nachmittagdort angekommen begann der Aufbauunseres Informationsstandes unter ge-wissem Zeitdruck. Der erste Tag des DPT war weitestgehendfür Fachpublikum vorgesehen, so dass wirmit vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbei-tern der verschiedenen Landespolizeienund der Bundespolizei, mit Schulsozial-arbeitern, Mitarbeitern aus dem Bereichder Justiz sowie Pädagogen aus dem ge-samten Bundesgebiet ins Gesprächkamen. Im Laufe des Tages konnten wireinen beachtlichen Besucherstrom anunsrem Infostand begrüßen. Es gab inter-essante Fachgespräche, in denen wir unsere Erfahrungen mit dem Projekt wei-tergeben konnten. Gleichzeitig erhieltenwir aber auch neue Anregungen für un-sere Projektarbeit. Insbesondere Mit-arbeiter der Landespolizei aus Berlin, Bre-men und Nordrhein-Westfalen waren ander Art unserer Präventionsarbeit sehr in-teressiert. Für uns ein äußerst zufrieden-stellendes Ergebnis.Am zweiten Tag standen die Türen für allean der Prävention Interessierten offen.Auch an diesem Tage konnten wir regesTreiben an unserem Stand verzeichnen.Selbst SchülerInnen ließen sich von unsberaten und ein paar Details zu unseremProjekt erklären. Angelockt von einer PowerPoint-Präsentation blieben viele Be-sucher stehen. So entstanden immer wie-der neue Gespräche. Der Vorrat unsererHandreichungen nahm zusehends ab,was für uns ein gutes Zeichen war. So be-endeten wir auch den zweiten Tag miteinem super Bauchgefühl.

Am 24. April 2013 starteten wir unsereHeimreise. Die Gespräche während derFahrt machten eines deutlich: Wir konn-ten mit diesem Projekt und unseremEquipment die Präventionsarbeit der Polizeiinspektion Stralsund erfolgreichvorstellen und wurden von den Besu-chern angenommen – ein gutes Gefühlund auch Motivation beim nächstenDeutschen Präventionstag wieder dabeizu sein. �

Weißer Ring –Besuch in der SchweizAngela und Klaus Straß-burg, PR Ueckermünde

Resümee zur Teilnahmeam Deutschen Präventionstagin BielefeldFrank Frommberger und Mandy Wolter,PR Ueckermünde

Bei der am 19. August 2013 in Torgeloweröffneten Wanderausstellung zu häus-licher und sexueller Gewalt hob Innen-minister Lorenz Caffier als Schirmherr derVeranstaltung die Ernsthaftigkeit des The-mas hervor und bedankte sich bei allenBeteiligten der Veranstaltung. �